De Signatura Rerum

(Text von Jacob Böhme 1622, deutsche Überarbeitung 2022)

4. Kapitel - Von der Geburt der Elemente, Planeten und Metalle

Von der Geburt der vier Elemente, der Planeten und Metalle in ihrer kreatürlichen Eigenschaft.

4.1. Wie oben beschrieben, so kommen alle Dinge aus einer Einigen Mutter und scheiden sich in zwei Wesen nach dem Recht der Ewigkeit, als in ein lebendiges und ein tödliches, in Leben und in Tod, in Geist und Körper. Der Geist ist das Leben, und der Körper ist der Tod wie ein Haus des Geistes. Wie die Heilige Dreifaltigkeit in der Geburt steht, so auch die Ausgeburt. Denn auch im Himmel ist Wesen und Geist, ähnlich wie wir an der Bildung der äußeren Welt sehen, darin vier Elemente sind, und es ist doch nur ein Einiges, das sich in vier Eigenschaften unterscheidet, nämlich in Feuer, Luft, Wasser und Erde, wie oben bereits angesprochen wurde.

4.2. Denn die Schöpfung dieser Welt ist uns so zu betrachten, daß sich das ganzheitliche Wesen der Ewigkeit im Reich dieser Welt bewegt habe, und so wurde die ganze Gestaltung angezündet und erregt, und solches in der Begierde zur Offenbarung. Damit hat sich die Gebärung im Schreck des entzündeten Feuers in vier Teile geschieden, nämlich in Feuer, Wasser und Erde, und die Luft (bzw. der Wind) ist sein webender (bzw. wirkender) ausgehender Geist, wie im Sulphur („Seele-Körper“) zu betrachten ist, der in diesen vier Dingen steht.

4.3. In gleicher Weise wurde auch das Gestirn aus der ersten Mutter geboren, und es ist alles nur wie ein Leib zusammen, und entsteht alles vom inneren Geist, wie auch eine Hand oder ein Fuß vom inneren Zentrum herauswächst, aber im Zentrum als in der ersten Wirkung schon seine Gestaltung hat, und nur so in eine Form wächst, wie der Geist ist.

4.4. Die erste Mutter aller Dinge, als die Lust mit der Begierde, führt sich vor allem in sieben Gestaltungen hinein, und bleibt doch nur in drei (Grundgestaltungen) stehen, aber offenbart sich in siebenerlei Gestaltungen:

4.5. Die erste Gestaltung ist die herbe, als ein strenges Ansichziehen, und sie ist eine Ursache der Kälte und des Salzes und aller Leiblichkeit.

4.6. Die zweite Gestaltung ist der Stachel, als das Ziehen oder Bewegen, und verursacht das Fühlen, Stechen, Wehtun und Bewegen der Bitterkeit und Feindlichkeit, der Freuden und des Leidens.

4.7. Die dritte Gestaltung ist die große Angst in der Verdichtung, die zwei Willen verursacht, nämlich einen zum Feuer, zur höchsten Schärfe, und einen zum Sterben im Feuer, darin der Wille der freien Lust dem Grimm im Feuer entsinkt und wieder in sich geht und einen Glanz in der Schärfe des Feuers macht.

4.8. Die vierte Gestaltung ist nun das Feuer selbst, als das erste Prinzip im Leben, mit dem sich die finstere und lichte Welt unterscheidet. Und in demselben Schreck geschieht auch alle materielle Unterscheidung, und damit beginnt die Leiblichkeit, sowie die Vervielfältigung nach der Eigenschaft des ersten ewigen Gemüts, nämlich nach der Wesenheit ein Tödliches und nach dem Feuerqual-Quell ein Lebendiges.

4.9. Die fünfte Gestaltung ist nun die andere Begierde, welche nach der Unterscheidung geschieht, und solches nach zwei Eigenschaften, nämlich nach der Lust der Freiheit aus dem Licht, welches die höchste Liebebegierde ist, und zum anderen nach der Lust des Feuers, welches das Leben seiner Essenz in der Liebe zum Licht führt, davon das Freudenreich und alles wahre Leben entsteht: Die Liebe gibt das Wesen, denn sie ist ausdringend und gebend, nämlich sich selbst, denn Gott gibt sich selbst allem Wesen. Und das Feuer ist nehmend, denn es braucht Wesen in seinem grimmigen Hunger, sonst würde es erlöschen. Doch dann bestünde auch der Glanz des Lichtes und die Begierde der Liebe nicht mehr, denn das Feuer macht, daß das Licht nach dem Freudenreich begehrend ist. Denn wenn das Feuer erlischt, dann wird das Licht finster, und so wird aus Liebe Angst, wie in den Teufeln zu erkennen ist.

4.10. Die sechste Gestaltung entsteht vom drehenden Rad (der drei Grundqualitäten) vor dem Feuer, daraus die Vervielfältigung der Essenz entsteht, nämlich aus der Eigenschaft des Mercurius im Salpeter-Schreck: Mit der Anzündung des Feuers wird eine Gestaltung in die andere hineingeführt, und wenn nun die Liebebegierde durch alle Gestaltungen dringt, dann werden alle Gestaltungen ganz begierig, jeweils eine nach der anderen, denn das Liebekind (als Venus) ist in allen.

4.11. Hier beginnen Geschmack, Geruch, Hören, Sehen und Fühlen sowie das Reden, denn das Licht schließt ein anderes (zweites) Prinzip mit anderer Qualität auf und erfüllt alles. Hier grünt das Leben im Tod, als die Liebe im Zorn, und das Licht scheint in der Finsternis. Hier herzt der Bräutigam seine Braut, und Gott selbst widersteht seinem Zorn, all dem Grimm der Natur. Und in dieser Gestaltung entstehen Sprache, Verstand und Sinne und das wirklich wahre Leben aller Kreaturen, auch in den Wachsenden, wie den Bäumen und Kräutern, in jedem Ding nach seiner Eigenschaft.

4.12. Die siebente Gestaltung entsteht aus all den anderen und ist Leib, Wohnhaus oder Speise der anderen. Denn dies geschieht so: Wenn die anderen Gestaltungen im Durchdringen einander in der Liebebegierde kosten, dann entsteht in jeder Gestaltung ein Hunger der Begierde nach der Liebe als nach dem Licht, und so ist ein jeder Hunger der Begierde ausdringend nach dem Ding, das er begehrt, und zieht die Eigenschaft des begehrten Dinges hart an sich. So wird aus den zwei Wesen ein Wesen, nämlich aus dem Hunger und aus dem, was der Hunger begehrt. Denn dieser Hunger steht nicht im Tod, und er schließt nicht mehr im Tod ein, es sei denn, er ist so groß, daß die Einbildung im Hunger zu groß ist, und wenn dann der Hunger nicht das Ding erreichen kann, dann erstickt er. Wie manchmal ein Kind so im Mutterleib erstickt wird, wenn diese Gestaltung in einer anderen Gestaltung entzündet wird, um von einem äußerlichen Ding zu essen, davon die Mutter so in Lust entzündet wird. Und wenn sie das nicht bekommt, dann kann es auch das Kind nicht bekommen, und dann erstickt es im Hunger oder wird an einem Glied verdorben, aus dem der Hunger entsteht.

4.13. Der erste Hunger im Zentrum vor dem Feuer ist ein geistiger Hunger, und der macht die Finsterwelt, und der Hunger der freien Lust macht die Lichtwelt. Sie sind beide nur (wirkender) Geist, bis sie miteinander durch die Anzündung des Feuers gehen, denn dann sind sie dem Geist abgestorben und sind ein Gleichnis des ersten Geistes, als eine Offenbarung des unbegreiflichen Geistes, welcher Gott in Liebe und Zorn heißt, in zweierlei Qualität.

4.14. So steht nun ein jedes in sich selbst, aber unabgetrennt, nämlich Gott in der Zeit und die Zeit in Gott, und keines ist das andere, doch sie kommen aus Einem ewigen Ursprung. So gibt der zeitliche Geist-Hunger einen zeitlichen Leib, und der ewige Geist-Hunger einen ewigen Leib, die beide ineinander sind, und doch ist keiner der andere.

4.15. Denn die sieben Gestaltungen machen sich einen Leib nach ihrem Hunger aus ihrer Selbsteigenschaft. Und darum liegt im Leib alles, was der Geist in allen Eigenschaften hat. Mehr noch ist uns zu erkennen, daß trotzdem in der Schöpfung dieser Welt eine Unterscheidung geschehen ist, denn das sieht man an Sonne und Sternen, sowie an allen Kreaturen, auch an Metallen, Steinen und Erden, denn das ist die Offenbarung Gottes.

4.16. Entsprechend sieht man am Firmament sieben Planeten und in der Erde siebenerlei Metalle, welche fest sind, wie es auch nur sieben Planeten gibt, die in ihrer Eigenschaft fest sind. Das andere sind geringere (untergeordnete) Erze (Mineralia minora), und so auch die Sterne. Und wie das planetarische Rad sein Bestehen hat, so ist auch die Geburt von jedem Ding.

4.17. Die Gottheit, als das göttliche Licht, ist das Zentrum allen Lebens, wie auch in der Offenbarung Gottes, als in der Bildung, die Sonne das Zentrum allen Lebens ist. Im höchsten Leben haben die höchsten Dinge ihren Anfang genommen und so fort, jeweils eines aus dem anderen, bis zum Niedrigsten. In jedem äußerlichen Ding sind also zwei Eigenschaften, eine aus der Zeit und die andere aus der Ewigkeit: Die erste Eigenschaft der Zeit ist offenbar, und die andere ist verborgen, jedoch stellt sie auch ein Gleichnis nach sich in jedes Ding:

4.18. Was aus der Lust der Freiheit seinen Anfang hat, das steht mit der Wurzel in einer himmlischen Eigenschaft und mit dem Leib in einer irdischen. Denn das Ewige steht in der Zeit und offenbart sich mit der Zeit. So ist Sulphur an einem Teil im Inneren himmlisch, und nach dem Leib irdisch. Und so bringt er ein himmlisches Gleichnis nach dem Ewigen aus sich hervor, das da fest und beständig ist, wie am Gold zu sehen ist. Noch vielmehr ist es am menschlichen Leib zu verstehen, wenn der nicht im Mercurius in der Begierde verdorben worden wäre, denn im Sulphur steht der geistige Mensch, als der himmlische, und im Mercurius der leibliche, als das (irdische) Gleichnis des Göttlichen. So ist auch die metallische Eigenschaft im Sulphur am edelsten und höchsten, denn es ist der höchste Geist.

4.19. Dies versteht so: Auch im Himmlischen ist die Eigenschaft eines (kochenden) Sudes, wenn die Freiheit in der höchsten Begierde ergriffen und entzündet wird, darin das Freudenreich entsteht. Dies geschieht im himmlischen Sulphur, wo es im himmlischen Mercurius als im ewigen Wort zum Wesen wird, welches ein geistiges Wesen ist. Wenn es aber dieser Geistigkeit gelüstet, sich in einem Gleichnis zu offenbaren, sowohl nach der Eigenschaft des Geistes als auch nach der Wesenheit, nach der Dreiheit der Gottheit, nach dem tödlichen und lebendigen Wesen, dann ist dieses Bild mit den Sternen und Elementen dargestellt, und schließlich auch am Menschen, der ein lebhaftes Bild des ganzen Wesens nach der göttlichen und äußeren Welt ist. In gleicher Weise wird auch die innere und äußere Welt mit den Metallen in einem tödlichen (bzw. leblosen) Bild als ein Gleichnis der lebendigen himmlischen Wesenheit dargestellt.

4.20. Im Sulphur ist der Anfang, denn „Sul“ ist die Lust des Lichtes oder der Freiheit, die sich nach Offenbarung sehnt, und das kann nicht anders geschehen als durch das Feuer. Im „Phur“ entsteht die Begierde als ein strenges Anziehen, das die finstere irdische Eigenschaft und die Strengheit des Geistes schafft, als die feurige Essenz. In dieser Strengheit entsteht Saturn, der das Verdichtete ist, und der Merkur ist die Begierde des Hungers, und der Mars ist der Wütende und Zerbrecher als der Grimm im Hunger und eine Ursache des Zorns: Diese drei sind die Eigenschaft von „Phur“ als Begierde der freien Lust.

4.21. Und diese Eigenschaft der freien Lust gebiert das Wesen in den oberen drei Gestaltungen, nämlich durch Saturn, Merkur und Mars, denn sie gibt sich selber in jede Eigenschaft. So macht sich die Eigenschaft im Hunger des Merkurs eine leibliche Gestaltung. Wenn aber die freie Lust im strengen Begehren auch ein Hunger wird, dann macht sie auch drei (untere) Gestaltungen nach sich, nämlich Jupiter als Ursprung der Lust, Venus als Begierde der Lust und Mond als Leib der Lust. Und nach der Eigenschaft des Lichtes macht sie die Sonne. Dies alles ist Geist. Nun wird aber in jedem Hunger des Geistes auch ein entsprechendes Wesen, sowohl tödlich als auch lebendig, fest und beweglich, eine Bildung nach dem Irdischen und eine nach dem Himmlischen.

4.22. In der Saturn-Eigenschaft macht die Begierde der freien Lust entsprechend der Selbsteigenschaft des Saturns Blei, nach der wäßrigen im Saturn Salz und nach der irdisch-tödlichen im Saturn die Steine und Erden und was ihnen gleicht.

4.23. Aber nach der Freiheit oder freien Begierde entsprechend ihrer Selbsteigenschaft, indem sie (die Lust) sich dem Saturn als der Begierde hineinergibt, macht sie im Saturn Gold nach der Begierde des Lichtes, und hier scheiden sich Geist und Leib: Der Geist ihrer Begierde ist Sonne, und der Leib ist Gold. Das heißt, im Saturn ist der goldene Leib nach der Eigenschaft der freien Begierde, und nicht nach der Selbsteigenschaft des Saturns. Seine Eigenschaft in ihm selber ist Blei, Salz und Erde, aber er hält das goldene Kind in sich verschlossen wie ein schwarzer Rabe, nicht in seiner grauen Gestalt (des Bleis), sondern in einem dunklen Glanz. Er ist ein großer Herr, aber seine Herrschaft steht wegen des goldenen Kindes, das er im Bauch hat, nicht in seiner eigenen Macht. Denn er ist nicht der Vater des Kindes, sondern Merkur erarbeitet das Kind, er aber gibt ihm seinen Trauermantel um, so daß er keine Freude mit dem goldenen Kind haben kann. Trotzdem macht er das schöne Kind leiblich, denn er ist sein Schöpfen (Fiat) oder Schöpfer, aber hält es unter seinem Mantel verdeckt und verborgen, denn den Leib kann er ihm aus seiner Eigenschaft nicht geben, denn dieser ist das Wesen der freien Begierde im höchsten Grad der Leiblichkeit im festen (materiellen) Tod, obwohl es doch kein Tod ist, sondern nur eine Einschließung, und im Gleichnis eine Darstellung der göttlichen himmlischen Wesenheit. (Hinwies: Weil das Blei ähnlich weich und schwer wie Gold ist, vermutete man in der mittelalterlichen Alchemie, daß im Blei das Gold verborgen ist und daraus wieder gewinnbar wäre. Heute ist diese Umwandlung von Blei zu Gold durch nukleare Transmutation möglich, aber überaus aufwendig.)

4.24. Merkur (Mercurius) ist der Werkmeister dieses Kindes, das der Saturn verdeckt, und wenn er dieses in seinen Hunger bekommt, dann wirft er ihm den schwarzen Mantel in ein fremdes Feuer weg, das doch nicht fremd ist, und erfreut sich an ihm. Aber er ist zu boshaft im Feuergrimm und verschlingt das Kind, und macht es ganz zu seiner Eigenschaft. Denn wenn er im Feuer am heftigsten hungert, dann muß man ihm die Sonne geben (das heißt, seine Frau), damit sein Hunger gestillt wird. Und dann, wenn er satt ist, arbeitet er an der Materie des Kindes mit seinem eigenen Hunger oder Feuer und gibt seine satte Begierde aus der Eigenschaft der Sonne, welche er zuvor in sich gegessen hat, und ernährt das Kind, bis es alle vier Elemente mit dem Gestirn an sich bekommt und er des Kindes hochschwanger wird. Dann gehört es in ein fremdes Feuer, das doch nicht fremd ist, aber es ist ein ernstes (reinigendes) Feuer. Und so gibt ihm der Vater die Seele als den Feuergeist, und seine erste Mutter, die Merkur in seinem Hunger in sich aß, welche beständig und vollkommen war, gibt den Seelengeist als das Licht-Leben. Dann steht der Tod auf (das heißt, die Tinktur, die den Leib tingiert) und das Kind ist geboren, und ist danach ein Eigenes und ein Kind der Freiheit und fragt nicht mehr nach seinem Werkmeister. Es ist besser als sein Vater, aber nicht besser als seine Mutter, in deren Samen es lag, ehe der Vater in ihm wirkte. Es tritt der feurigen Essenz seines Vaters, nämlich der Schlange, auf den Kopf und geht frei durch den Tod im Feuer. Verstehst du hier nichts, dann bist du noch nicht in die höchste Weisheit der Alchemie (Spagirei) geboren.

(Nach diesem Text könnte man folgende Tabelle zusammenfassen:)

Die sieben Gestaltungen der Natur

Planet

Metall

1.

Herb / Anziehend

Saturn

Blei

2.

Bitter-Stachel

Jupiter

Zinn

3.

Angst in der Verdichtung

Mars

Eisen

4.

Feuer-Schreck

Sonne

Gold

5.

Liebe-Feuer

Venus

Kupfer

6.

Sprache, Verstand, Sinne (Reflexion)

Merkur

Quecksilber

7.

Leib, Wohnhaus und Speise aller Gestaltungen

Mond

Silber

4.25. Ferner sind uns die Grade zu betrachten, welche die Freiheit, als die ewige Lust, den anderen Gestaltungen im Sulphur-Hunger in der Eigenschaft der anderen Planeten gibt. Denn die Gestaltung der Geburt ist wie ein drehendes Rad, und das macht Merkur (Mercurius) im Sulphur.

4.26. Die Geburt des höchsten Grades wendet (bzw. dreht) sich um, nämlich die Begierde, denn diese Welt ist rund, und so auch die Geburt. Nachdem die Freiheit ihre höchste Lust als einen goldenen Hunger dem Saturn gegeben und den Merkur zum Werkmeister gesetzt hat, so faßt sie sich in sich, in ihrer Begierde nach der Eigenschaft der Sanftmut, denn die erste Fassung zum goldenen Kind geschieht nach der Eigenschaft des Freudenreichs. Doch diese aus Güte und Sanftmut untergibt sich dem Mond, denn es ist ein Sinken wegen der Sanftmut. Und den ergreift auch Merkur und arbeitet darin. Dieser Leib ist Silber und kommt von der ersten Verdichtung, darin sich gelb und weiß im Feuer unterscheiden, nämlich die Farben der Tugend. So entsteht der Mond (Luna) aus der gelben Farbe und verwandelt sich in Weiß (bzw. Weisheit) wegen der göttlichen Sanftmut. Und zwar darum, weil sein Ursprung aus der Sonnenfarbe kommt. So hungert er ohne Unterlaß nach Sonne und nimmt den Glanz der Sonne in sich, zieht ihn an sich und scheint damit.

4.27. Wie nun das Obere (im Gestirn) ist, so ist auch das Untere, auch in den Metallen, und darum ist das Silber der nächste Grad vom Gold, und wie das Gold geboren wird, so auch das Silber: Die Venus gibt ihm seinen Mantel um, welches der Merkur nicht leiden mag, weil er der Werkmeister ist, und gibt seinen auch dazu. Aber das Silber hat weder die Eigenschaft von Venus (Kupfer) noch von Merkur (Quecksilber), denn es behält die Eigenschaft seiner Mutter, nämlich der Sanftmut in der Freiheit, aber wird wie das Gold ausgebrütet. Wegen der Sonne hat der Mond himmlische Eigenschaft, aber wegen seiner eigenen Gestaltung aus der Eigenschaft der Begierde ist er fast von irdischer Eigenschaft. So ist er ein Sack und Behälter des irdischen und himmlischen Wesens, wie der äußere Leib des Menschen, der in Adam vor dem Fall auch dem Silber zu vergleichen war. Als er aber in der Lust abstarb, da lebte in ihm nur noch die irdische Eigenschaft, und darum hungert er immerfort nach dem Glanz der Sonne. Er wollte mit dem Mond (Silber) gern wieder aus der Sonne scheinen, aber er bekommt nur einen irdischen Mond-Glanz, und darin treibt er seinen überheblichen Stolz, es sei denn, daß er wieder aus dem Sonnenglanz, das heißt, aus Gottes Kraft im himmlischen Merkur (Mercurius bzw. reflektierendes Bewußtsein) geboren werde. Dann ist er wieder das goldene und silberne Kind in göttlicher Wesenheit, und nur in diese Zeit mit dem irdischen Mond, das heißt, mit dem irdischen Fleisch bedeckt und bekleidet.

4.28. Das (körperliche) Haus des Silbers gehört auch dem Saturn. Es ist auch die Ursache der ersten Fassung, aber er wendet seine Begierde nur auf das goldene Kind, und läßt dem Silber sein Kleid und faßt es in seine steinig-irdische Eigenschaft und läßt es vom Merkur (Mercurius) ausbrüten.

4.29. Die Begierde der freien Lust ist beständig und unsinkbar. Und was die Eigenschaft der Begierde allein anbelangt, die führt ihren Willen vom Leib wieder in den Kopf und die Sinne, und macht den Jupiter, das heißt, am Rad wieder aufwärts unter den Saturn und dessen Kraft. Sein Metall ist das Zinn, und das ist der dritte Grad, den die Lust der Freiheit in der Begierde aus sich selbst in die Begierde der Strengheit gibt, nämlich in das Schöpfen.

4.30. Das ist so zu verstehen: Die Lust der Freiheit geht aus sich heraus wie ein Gewächs und ergibt jeweils einen Grad nach dem anderen aus sich selbst in der Ordnung. Aber Merkur (Mercurius) macht das Rad, denn er ist der Werkmeister. Und wie die ewige Geburt in sich im himmlischen Mercurius steht, als im ewigen Wort in der Gebärung des Vaters, so ging es auch mit der Bewegung des Vaters in ein Geschöpf, und geht so in seiner Ordnung, wie man am Rad der Planeten sieht, denn diese Ordnung steht recht, wie ein Mensch in seiner Ordnung steht.

4.31. Erstlich ist in ihm der wahre goldene göttliche Mensch, der das Gleichnis der Gottheit ist. Danach ist in ihm der Mensch der himmlischen Wesenheit, als der innere heilige Leib vom Feuer und Licht in der Tinktur geboren, der dem reinen Silber gleicht, wenn er nicht verdorben worden wäre. Zum Dritten ist in ihm der elementische Mensch vom reinen Element, der dem Jupiter gleicht. Zum Vierten der Merkur-Mensch, welcher der grünende oder paradiesische ist. Zum Fünften der Mars-Mensch vom Feuer, als der seelische nach des Vaters Eigenschaft. Zum Sechsten der Venus-Mensch nach der äußeren Begierde und des Wassers Eigenschaft. Und zum Siebenten der Sonnen-Mensch nach der Eigenschaft der Sonne, nämlich nach der äußeren Welt als ein Sehender der Wunder Gottes. Und es ist doch nur der einige Mensch, aber in der inneren und äußeren Welt zugleich. So ist auch das Gleichnis der sieben Metalle mit einer Eigenschaft nach der inneren Welt und mit der anderen sichtbaren und greifbaren Eigenschaft nach der äußeren Welt.

4.32. Vom Jupiter geht (bzw. dreht sich) das Rad um. So kommt aus der Scheidung Merkur (Mercurius) mit einem zerbrochenen (bzw. unterschiedlichem) Metall nach seines Geistes Eigenschaft: Äußerlich ist er Quecksilber („lebendiges Silber“) und innerlich ein paradiesisches Wirken. Er ist in seiner geistigen Eigenschaft der Unterscheider der Worte, Stimmen und Sprachen. Es steht geschrieben, Gott habe alle Dinge durch sein Wort gemacht. Und der himmlische ewige Mercurius ist sein Wort, das der Vater durch Entzündung seines Lichtes ausspricht, und das Ausgesprochene ist seine Weisheit, und das Wort ist der Arbeiter und Macher der Formungen in der ausgesprochenen Weisheit.

4.33. Was nun der innere Mercurius in Gottes Kraft im Inneren tut, das tut auch der äußere Merkur in der äußeren Kraft im geschaffenen Wesen. Er ist Gottes Werkzeug, mit dem er äußerlich zum Tod und zum Leben wirkt, in jedem Ding nach seiner Eigenschaft. Er baut auf und zerbricht: Nach des Saturns Eigenschaft baut er auf, und nach seiner eigenen Eigenschaft unterscheidet er und zerbricht im Saturn die Härte als das Eingeschlossene und eröffnet es zum Leben. Er öffnet die Farben und macht Gestaltungen, und führt in sich eine himmlische und auch eine irdische Eigenschaft: In der irdischen führt er aus der ersten Begierde zur Natur, nämlich aus dem Saturn zum Mars als die Grimmigkeit der Verdichtung, denn er ist seine Seele, darin der Merkur lebt. Er gibt ihm die feurige Essenz und steht unter dem Jupiter in der Ordnung am Rad wieder aufwärts, denn er führt den Feuergeist im Sulphur in allen Planeten und Gestaltungen, und gibt jedem Ding seine Qualität und den wahren Geist des Lebens.

4.34. Der Mars ist in der ersten Verdichtung die große Angst und verursacht, daß sich der Liebewille der Freiheit von ihm scheidet, und das Abgeschiedene heißt „Gott“, und die Angst oder der Feuerqual-Quell heißt „Gottes Zorn“, als der Grimm der ewigen Natur. Und wie sich Gottes Liebe im Inneren von Gottes Zorn, das heißt, von der grimmigen Eigenschaft der ewigen Natur unterscheidet, wie der Himmel von der Hölle oder Gott vom Teufel, in gleicher Weise geschieht es auch in der äußeren Naturgeburt.

4.35. Die Liebe geht vom Grimm aus und ist eine Demut oder ein Sinken, und so ist es auch in der Schöpfung in eine Ordnung getreten. Darum steht die Venus am Rad herum an der Linie zum Mars unter der Sonne, denn so ist die Unterscheidung in der Natur, und so kommt eines aus dem anderen. Ihr Metall ist Kupfer, und der Ursprung ist der, daß die Liebe eine Begierde ist und doch nur Licht und Freude begehrt, denn die Materie entsteht aus der Eigenschaft der Liebebegierde. Wenn aber die Liebebegierde in der Verdichtung körperlich werden soll, dann muß sie sich dem grimmigen Schöpfen oder der feurigen Eigenschaft hineinergeben, als dem Mars mit der Begierde im Feuer. Aber die Saturn-Eigenschaft nimmt alles in ihre Gewalt und macht es körperlich.

4.36. Darum ist das Metall der Venus dem Gold nahverwandt, wegen ihrer Selbsteigenschaft aus der Freiheit, aber der Mars macht es zu grimmig und zu spröde. Weil es sich aus dem Mars-Feuer scheidet, so behält es an sich einen großen Teil der Mars-Eigenschaft.

4.37. Das Metall des Mars ist Eisen, denn er ist im Sulphur der Grimm, in dem sich das Feuer anzündet und entsteht. Sein Ursprung mit der Materie ist in der Strengigkeit der Begierde. Das Kupfer scheidet sich in der Gebärung aus dem Eisen, denn es entsteht aus dem Venus-Willen, und doch ist ein Unterschied zwischen ihnen, wie zwischen Leib und Seele, denn der Mars ist die Feuerseele der Venus und macht, daß sie körperlich wird. Sonst ergibt die Venus nach ihrer Selbsteigenschaft in der Abtötung im Salpeter-Schreck nur Wasser. Denn ihr Feuer ist nur ein Lachen oder Liebefeuer, was sie ohne andere Einflüsse allein wäre. Darum kann sie aus eigener Macht kein körperliches Wesen gebären, das hart oder zäh wäre. Sie ist nur wie eine (Adoptiv-) Mutter für ihr Kind ohne eine kreatürliche Seele, denn der Mars ist ihre Seele und der Saturn macht ihren Körper. Und der Geist der Sonne kann den Geist von Mars und Venus tingieren (mit einer Tinktur heilen) und in die höchste metallische Vollkommenheit des Goldes verwandeln, welches im Silber so leicht nicht geschehen kann, es sei denn, es wird wieder in die erste Materie gebracht, wenn Saturn, Mars und Merkur im Sulphur ineinander sind, dann kann es sein. Die Venus empfängt also ihre (körperliche) Zähigkeit vom Saturn, und ihre Rötlichkeit vom Mars, als vom Feuer.

4.38. Nun ist doch die Begierde der Venus nur heftig nach der Sonne, als nach ihrer ersten Mutter, daraus sie in ihrer Geburt in ihrem ersten Ursprung entspringt. Denn aus Gott entspringt die Liebe, und so ist es auch in der Bildung der Ausgeburt. Die Begierde der Venus geht in die Sonne und empfängt die Eigenschaft der Sonne in ihrer Begierde und scheint durch die Sonne. So hat sie einen eigenen (besonders hellen) Schein vor allen Planeten und Sternen, und den nimmt sie aus ihrer Mutter, und in der Kraft ihrer Mutter steht ihre Freude, als das Lachen, das sie an sich hat. Sie ist in ihrer Selbsteigenschaft, was sie nur allein ohne die Eigenschaften der anderen Planeten ist (das heißt, im Sulphur, wenn alles ineinander ist), eine wahre Tochter der Sonne, darum steht sie zunächst unter der Sonne, als ein Kind der Sonne. Nicht, daß die Sonne diesen Planeten (der Liebe) geboren habe, denn er ist zwar mit geschaffen, aber im Sulphur jenseits der Schöpfung, und nur rein in der Gebärung ist es so, sowohl im Himmlischen als auch im Irdischen.

4.39. Denn die Liebe gebiert Gott der Vater durch sein Herz. Und so deutet die Sonne im Gleichnis sein Herz an, denn sie ist eine Bildung in der äußeren Welt nach dem ewigen Herzen Gottes, das allen Leben und Wesen Kraft gibt.

4.40. Doch versteht es richtig: Gleichwie alle Dinge von Gottes Wort und Herzen (welches der göttliche Sulphur ist) in der Geburt der heiligen Dreifaltigkeit ausgehen und sich in und durch das ausgegangene Wesen offenbaren, welches Gottes Weisheit ist, aber aus diesem Ausgang wieder in und zu diesem Herzen der Kraft dringen und sich heftig danach sehnen, wie St. Paulus sagt: »Alle Kreatur sehnt sich mit uns von der Eitelkeit frei zu werden. (Röm. 8.22)«

4.41. In gleicher Weise ist auch das äußere Wesen in der äußeren Geburt der Metalle, Planeten, Sterne und Kreaturen, und ein jedes Ding sehnt sich nach seinem Zentrum, als nach seiner ersten Mutter, daraus es gekommen ist, nämlich nach der Sonne im Sulphur, denn sie ist die Tingierung aller Wesen (ihre Heilung durch die Tinktur aus dem „Meer der Ursachen“). Was die Begierde mit der Verdichtung im Saturn im Grimm des Mars böse macht, das macht die Sonne wieder gut. Gleichwie die göttliche Sonne den Zorn oder Grimm Gottes tingiert, damit aus der grimmigen Eigenschaft des göttlichen Zorns ein Freudenreich wird, so tingiert auch die äußere Sonne den äußeren Sulphur, nämlich Saturn und Mars, so daß eine liebliche Harmonie als ein Grünen und Wachsen in allen Metallen und Kreaturen ist. Darum ist die Sonne das Zentrum, welches der Verstand nicht glauben will, das heißt, im planetarischen Rad und auch in allen wachsenden und lebendigen Dingen.

(Eine ähnliche Darstellung zum Planetenrad findet man zum Beispiel im Buch „Vom Dreifachen Leben des Menschen“ in Kapitel 9. Man könnte sich vereinfacht aber auch folgendes Bild vorstellen, das die beiden Dreiergruppen der Planeten und ihre Beziehungen zueinander verdeutlicht:)


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