De Signatura Rerum

(Text von Jacob Böhme 1622, deutsche Überarbeitung 2022)

3. Kapitel - Vom großen Mysterium aller Wesen

3.1. Günstiger Leser, erkenne den Sinn richtig! Wir verstehen mit dieser Beschreibung keinen Anfang der Gottheit, sondern wir zeigen euch die Offenbarung der Gottheit durch die Natur. Denn Gott ist ohne (zeitlichen) Anfang. Er hat einen ewigen Anfang und ein ewiges Ende, und das ist Er selbst, und die Natur der inneren Welt ist seit Ewigkeit in gleichem Wesen. Dies geben wir euch vom göttlichen Wesen zu verstehen.

3.2. Jenseits der Natur ist Gott ein Mysterium (ein unerkennbares Geheimnis), das heißt, im Nichts, denn jenseits der Natur ist das Nichts. Das ist ein Auge (bzw. Bewußtsein) der Ewigkeit, ein unergründliches Auge, das in Nichts steht oder sieht, denn es ist der Ungrund. Und dieses Auge ist ein Wille, das heißt, ein Sehnen nach der Offenbarung, um das Nichts zu finden.

3.3. Nun ist aber nichts vor dem Willen, wo der Wille etwas finden könnte und eine Stätte seiner Ruhe hätte, und so geht er in sich selber ein und findet sich durch die Natur selber.

3.4. Und so verstehen wir im Mysterium jenseits der Natur im ersten Willen zwei Gestaltungen, nämlich die erste Gestaltung zur Natur, zur Offenbarung des Wunderauges, und die zweite Gestaltung wird aus der ersten geboren und ist eine Begierde nach Tugend und Kraft, und ist der Sohn des ersten Willens, seine Begierde des Freudenreichs. Und das ist so zu verstehen:

3.5. Die Begierde ist ausgehend, und das Ausgehen ist der (wirkende) Geist des Willens oder der Begierde, denn er ist ein Weben, und die Begierde macht eine Gestaltung im Geist, als die Formungen der Unendlichkeit des Mysteriums.

3.6. Und diese Gestaltung ist die ewige Weisheit der Gottheit. Und wir verstehen hierin die Dreiheit der einigen Gottheit, deren Grund wir nicht wissen sollen, wie der erste Wille im Ungrund seit Ewigkeit entsteht, welcher Vater heißt. Nur die ewige Geburt erkennen wir, und unterscheiden die Gottheit, was rein und allein die Gottheit anbetrifft oder die Gutheit, von der Natur.

3.7. Und wir zeigen euch damit das Verborgene (Arcanum) der größten Heimlichkeit, nämlich wie sich der Ungrund oder die Gottheit mit dieser ewigen Gebärung offenbart, denn Gott ist Geist und so subtil wie ein Gedanke oder Wille, und die Natur ist sein leibliches Wesen, das heißt, die ewige Natur. Und die äußere Natur dieser sichtbaren und greifbaren Welt ist eine Offenbarung oder Ausgeburt des inneren Geistes und Wesens im Bösen und Guten, das heißt, eine Darstellung und ein bildliches Gleichnis der finsteren Feuerwelt und der Lichtwelt. Und wie wir euch oben vom Ursprung des Donners und Wetterleuchtens mit dem Schauerschlagen gezeigt haben, so ist und steht auch die innere Natur der inneren Welt in der Gebärung, denn die äußere Geburt nimmt ihren Ursprung von der inneren. Doch die innere Geburt ist der Kreatur unbegreiflich, aber die Äußere ist ihr begreiflich, jedoch begreift eine jede Eigenschaft nur ihre Mutter (-Natur), daraus sie geboren worden ist.

3.8. Nämlich die Seele begreift die innere ewige Natur, und der Geist der Seele oder die edle Bildung nach Gott (bzw. die ganzheitliche Vernunft) ergreift die Geburt der englischen Lichtwelt, und der siderische und elementische Geist (bzw. der gedankliche Verstand) ergreift die Geburt und Eigenschaft der Sterne und Elemente. So sieht ein jedes Auge (des Bewußtseins) in seine Mutter, aus dem es geboren worden ist.

3.9. Und so wollen wir euch nun die Gebärung aller Wesen aus allen Müttern und Anfängen darstellen, wie eine Gebärung aus der anderen kommt und wie eine der anderen Ursache sei, und solches aus den Augen und der Sicht aller drei Mütter.

3.10. Niemand soll das für unmöglich erachten, zumal der Mensch ein Gleichnis nach und in Gott ist, ein Bild des Wesens aller Wesen. Und doch steht es nicht in der eigenen Macht der Kreatur, sondern in Gottes Macht, denn nur im klarsten Licht steht das (ganzheitliche) Sehen aller Wesen.

3.11. Wir haben oben erklärt, wie die Ausgeburt als das Wesen dieser Welt in drei Dingen (bzw. Gestaltungen) steht, nämlich in Sulphur, Mercurius und Sal (Schwefel, Quecksilber und Salz). Nun müssen wir es recht darstellen, was es sei, zumal es alles von einem Ursprung herrührt, und es dann wie eine innerliche Scheidung geschieht, daß aus einem Anfang viele Anfänge werden. Das ist nun zu verstehen, wie vorn vom Zentrum aller Wesen erklärt wurde.

3.12. Denn Sulphur steht im ewigen Anfang in zwei Gestalten, und so auch im äußeren Anfang dieser Welt: Im Inneren steht die erste Gestalt, als das „Sul“ (bzw. die Seele) in der ewigen Freiheit. Es ist die Lust des ewigen Ungrundes als ein Wille oder Ursprung zur Begierde, und der andere Ursprung ist die Begierde selbst, welche die erste Bewegung ist, als ein Hunger zum Etwas. Und in diesem Hunger besteht der ewige Anfang zur Natur als Gebärerin und heißt „Sulphur“ („Seelenkörper“), nämlich eine Fassung der Freiheit als der Gutheit und eine Fassung der Begierde als des strengen Ansichziehens mit der Begierde.

3.13. „Sul“ ist im Inneren Gott, und „Phur“ ist (im Äußeren) die Natur, denn es macht einen Schwefelgeist, wie dies an der äußeren Eigenschaft des Schwefels zu sehen ist: Sein Wesen ist eine dürre, in sich gezogene Materie, und ist wie eine leidbringende oder ausdringende feurige Eigenschaft. Er zieht hart in sich und vertrocknet wie ein dürrer Hunger, und seine leidbringende Eigenschaft dringt ängstlich aus sich heraus. Der Ursprung ist dies, weil er in zwei Anfängen steht, nämlich in der Eigenschaft der Begierde, welche ein Anziehen ist, und in der Eigenschaft des Lichtes oder der Freiheit, welche ausdringend ist, zur Offenbarung durch die Begierde oder Natur.

3.14. Die Begierde, als das Anziehen, ergibt die Härte und ist die Ursache des Feuers, und die Freiheit ist eine Ursache des Feuerscheins oder Lichtes. „Sul“ ist Licht, und „Phur“ macht Feuer. Jedoch kann es im Sulphur allein nicht zum Feuer und Licht gebracht werden, sondern im Mercurius und schließlich im Salz, welches der rechte Leib ist, doch nicht des Schwefels, sondern der Essenz und des Wassers.

3.15. Und so verstehen wir, daß durch die erste Begierde, die in der Lust der Freiheit entsteht, alles substantiell und wesentlich wird und geworden ist. Aus welchem die Schöpfung der Welt gekommen ist, denn man findet darin die Eigenschaft der Erde sowie aller Metalle und Steine, dazu des Gestirns und den Ursprung der Elemente, alles aus einer Einigen Mutter, und das ist die Lust und die Begierde, daraus alles gekommen ist und noch kommt.

3.16. Denn Mercurius wird im Sulphur (dem „Seelenkörper“) geboren. Er ist das Unterscheiden als Licht und Finsternis voneinander, das zerbrechende Rad und die Ursache der Teilung oder der Vielfalt (ein Prinzip der bewußten und lebendigen Reflexion nach der Eigenschaft von Quecksilber bzw. „lebendigem Silber“). Er unterscheidet die finstere Wesenheit von der Wesenheit des Lichtes, wie die Metalle von der groben, herben, finsteren, steinigen und irdischen Wesenheit. Denn der Begierde Eigenschaft gibt und macht finsteres Wesen, und der freien Lust Eigenschaft macht lichtes Wesen, wie die Metalle, und alles, was dem gleicht.

3.17. Mercurius hat im Anfang in seiner Geburt drei Eigenschaften, nämlich das Zittern in der Strenge, die Angst von der harten Verdichtung der herben und harten Begierde, und das Ausdringen der Vielfalt, als das essentielle Leben. Denn die Begierde zieht so hart in sich, und das Ziehen macht das Bewegen oder den Stachel des Zitterns, und das Eingepreßte ist die Angst. Wenn aber darin die Freiheit mit ergriffen wird, dann will sie das nicht, und hier entsteht der Ursprung der Feindschaft und das Unterscheiden, so daß sich eine Gestalt von der anderen unterscheidet und zweierlei Willen entstehen.

3.18. Denn die Lust der Freiheit begehrt wieder in das Stille, als in das Nichts, und dringt in sich selbst wieder heraus aus der Finsternis der Strengheit der Begierde, nämlich in die Freiheit jenseits des Grimms der Feindschaft, und hat sich nur so im strengen Einpressen (bzw. Verdichten) im Mercurius geschärft, so daß sie ein bewegendes und fühlendes Leben ist, und daß ihre Freiheit geschärft ist, so daß sie ein Glanz ist, welches in der Freiheit ein Freudenreich ist und ergibt.

3.19. Und ihr sollt uns so verstehen, daß sich auf diese Weise das Geist-Reich als der (wirkende) Geist und das (greifbare) Wesen unterscheiden. Das Wesen bleibt in der Verdichtung und wird materiell, das heißt, nicht Gott, sondern Gold oder ein anderes Metall nach der Eigenschaft der ersten Fassung im Sulphur, wie auch Stein oder Erde aus der Selbsteigenschaft der Begierde, nämlich nach dem ersten (kochenden) Sud im Mercurius. Denn es kann kein Metall geboren werden ohne den Salpeter, welcher der (Feuer-) Schreck im Mercurius ist, welcher auch im herben Verdichten materiell wird und in der Scheidung sich teilt, nämlich ein Teil in Schwefel, ein Teil in Salpeter und ein Teil in Salzschärfe. Obwohl doch in all diesem noch kein leibliches Wesen sein kann, sondern nur der Geist des Wesens. Das (körperliche) Wesen kommt alles erst aus dem Tod durch das Sterben, das in der großen Angst des Verdichtens geschieht, darin eine sterbende Qual wirkt, welches das (reflektierende) Mercurius-Leben ist. Hier geschieht der Salpeter-Schreck als ein ausfahrender Blitz, denn die Freiheit als die Eigenschaft der ewigen Lust unterscheidet sich hier in sich selber, und ist doch auch das angezogene Wesen aus der Lust der Freiheit im Begriff des Anziehens in der herben, strengen und finsteren Angst geblieben.

3.20. Wenn nun der Grimm so streng in sich geht, davon der Salpeter-Schreck erhebend wird, dann ergreift er in sich die Wesenheit der freien Lust, davon der Schreck entsteht. Denn der Grimm ergreift hier die Sanftmut, und das ist so, als gösse man Wasser ins Feuer. Dann gibt es einen Schreck, und so erstirbt der Grimm der großen Angst, und nach dem Schreck kommt die Freude. Und der Schreck ist aus dem Mercurius oder aus der Angst des Todes und wird auch materiell, aber verändert sich von der Freiheit in Weiß (oder auch Wissen?), und das ist (explosiver) Salpeter. Wenn nun das Feuer, als die grausame Angstschärfe wieder dahinein kommt, dann erschrickt der Salpeter und gibt einen Stoß, denn die erste Eigenschaft vor dem Tod wird wiederum mit dem Schwefelgeist angezündet, wie ihr dies am Büchsenpulver genug seht, welches die Materie dieser Eigenschaften ist.

3.21. Ferner ist uns das Sterben an der Anzündung des Feuers zu erkennen, welches alles im Schreck geschieht. Denn es ist ein Schreck zum Tod und zum Leben: Ein Teil senkt sich in die Eigenschaft des Todes als des Grimms von der strengen Begierde (in körperliche Asche), und der andere Teil von der Wesenheit der sanften Lust oder Liebe steht im Freudenreich auf (im geistigen Licht des reinen Bewußtseins).

3.22. Weil aber auch in der freien Materie ein Ertöten geschieht, obwohl es kein Tod ist, sondern eine Erlösung vom Grimm, denn die Materie der Freiheit will vom Grimm frei sein, so senkt sich diese Materie unter sich, und das ist das Wasser ohne des Grimms Eigenschaft. Aber der Grimm hält es in sich gefangen, doch es unterscheidet sich in der Essenz und Qualität von ihm: Des Grimms Wesen ergibt Erde und Steine, und der Freiheit Wesen ist das Wasser, das mit der Anzündung des Feuers durch die Tötung aus der Sanftmut des Lichtes entsteht.

3.23. Aber weil sich dieses Wasser auch im Salpeter-Schreck unterscheidet, was vor dem Salpeter alles untereinander (bzw. ineinander) war, so bekommt es in der Unterscheidung mancherlei Eigenschaften, und so ist das Wasser vielerlei. Und diese vielerlei Eigenschaften geben in jeder Eigenschaft auch ein leibliches und körperliches Wesen, alles nach der ersten Unterscheidung des Mercurius im Sulphur. Denn in der Abtötung im Salpeter-Schreck werden und entstehen zwei Dinge, nämlich ein Leben und ein Leib des Lebens, das heißt, ein essentielles Leben und ein stummer gefühlloser Körper, dessen Materie im Schreck abgestorben ist. So ist das Wasser vielerlei und das Leben vielerlei, und vielerlei ist der Körper oder die Materie. Und wie ein jeder Körper ist, so ist auch sein essentieller Geist.

3.24. Dieses muß man nun vom ersten Ursprung betrachten, nämlich von der Lust der Freiheit, und zum anderen von der Begierde zur Natur oder Offenbarung des Ungrundes.

3.25. Erstlich gebiert sich im Salpeter-Schreck durch das Angststerben ein (brennbares) Schwefelwasser aus der Angst, und das ergibt einen Schwefel, wie vor Augen steht, und alles, was ihm gleich ist.

3.26. Zum Zweiten gebiert sich aus der herben, strengen und in sich ziehenden Eigenschaft ein Salzwasser, und dessen Materie ist Salz. Denn wenn es durch Feuer oder Hitze wieder verdichtet wird, dann wird daraus Salz und alles, was scharf und anziehend ist, sei es in Kräutern oder Bäumen. Denn der Schwefel und der Salze sind so vielerlei wie man Unterschiede des Schwefels und Feuer in allen Kreaturen, Kräutern und Bäumen findet. Alles, was lebt und wächst, das hat Schwefel und Salz, denn die gesalzene Eigenschaft zieht an sich und erhält den Körper, und der Schwefel hat in sich das Öl und damit auch das Licht (des Bewußtseins), darin die freie Lust zu Offenbarung steht und dadurch das Wachsen entsteht.

3.27. Zum Dritten gebiert sich durch den Salpeter-Schreck aus der Eigenschaft des bitteren stachligen Ziehens in der ersten Verdichtung im Geist eine irdische Eigenschaft des Wassers. Und seine Materie ist Erde, denn diese entsteht aus der finsteren Wesenheit, weil sich die Finsternis in der ersten Begierde selber verdichtet, darin die Finsternis entsteht, wie vorn erklärt wurde. So gebiert sie aus ihrer Eigenschaft in der Verdichtung einen Dunst oder Rauch, den der Schreck im Salpeter ergreift, und so erschrickt oder stirbt sein Wesen und fällt unter sich, und das ist die Materie der Erde. Obwohl die Materie nicht Einig ist, sondern alles in sich hat, was im Schreck körperlich geworden ist, und das grünt alles durch den Tod der Erde, nachdem es in der Schöpfung alles untereinander auf einen Klumpen getrieben worden ist, wie vor Augen steht.

3.28. Weiter ist uns das höchste Verborgende (Arcanum) zu betrachten, als von himmlischer Wesenheit, und dann die Edelsteine und Metalle und wovon diese ihren Ursprung nehmen, zumal alle Dinge aus Einer Mutter kommen, welche die Lust und Begierde der Ewigkeit zu ihrer Selbstoffenbarung ist.

3.29. Was nun das unzerbrechliche Wesen in der Leiblichkeit anbelangt, auch das entsteht in der ersten Begierde zur Natur, aber in der Verdichtung der freien Lust, und geht mit durch alle Gestaltungen bis in die höchste Schärfe. Dort geht es wieder in sich, als ein Leben aus dem Feuer. Das ewige Feuer ist magisch und ein Geist und stirbt nicht. Die Freiheit ist sein Anzünden, aber die ewige Natur ist seine Schärfe (zur Trennung bzw. Unterscheidung). Und dieses Wesen verliert die Eigenschaft des Grimms im Licht, und das ist in diesem Feuer auch wie ein Sterben, aber es ist kein Sterben, sondern ein anderer Eingang in andere Qualität, nämlich aus einer leidenschaftlichen Begierde in eine Liebebegierde. Es gibt auch Geist und Wesen vom Feuergeist, und vom Licht das Wesen der Sanftmut, denn was dem Feuer erstirbt oder durch den Tod entsinkt, das ist göttliches Wesen. Und das geschieht auch durch den Salpeter-Schreck des göttlichen Freudenreichs, darin die Eigenschaft in der Freude der Sanftmut erzittert und durch den Tod des Feuers, welches Gottes Zorn heißt, entsinkt und dann erlischt, so daß Gott in einem sanften Licht wohnt. Und seine erste Eigenschaft zur Anzündung des Lichtes ist das Feuer im Grimm der ewigen Natur, und das gibt die finstere Welt.

3.30. So teilen sich die Eigenschaften der ersten Mutter in der Lust und Begierde auch im Salpeter-Schreck des Freudenreichs in unterschiedliche Teile, ähnlich wie in der äußeren Welt zu sehen ist. Es gibt auch Wasser, aber von einer kräftigen Essenz, das nur einem Geist einer lieblichen Begierde gleicht, und das ist das Wasser, davon uns Christus sagt: »Er wolle es uns zu trinken geben, und wer dies trinken würde, dem würde es in einen Quellbrunnen des ewigen Lebens quellen. (Joh. 4.14)« So behält es auch im Schreck des Zersprengens die feurige Eigenschaft, welche Himmel heißt, darin die Wunder des göttlichen Freudenreichs erkannt und offenbar werden. Und in der wäßrigen Eigenschaft wird das Grünen oder Paradies erkannt und offenbar. Aber in der feurigen entsteht das ewige (ganzheitliche) Element, und das ist das wahre Wesen der göttlichen Leiblichkeit, darin alles steht, was in Gott erkannt werden kann, wie bereits in unseren anderen Schriften von der göttlichen Offenbarung in einem ordentlichen Vorgehen genug erklärt wurde, nämlich von der göttlichen Weisheit und der göttlichen, ewigen und unergründlichen Geburt. Jetzt wenden wir uns zum Wesen der äußeren Welt, als zur Offenbarung des Ewigen, wie zu den Metallen, Kräutern und Bäumen sowie Menschen und Tieren:

3.31. Wir sehen, daß die Metalle einen anderen Körper haben als die lebendigen Kreaturen, oder wie die Erde und Steine sind. Da fragt der Verstand, wie doch der Ursprung von jedem Ding sei, zumal im Anfang alles aus Einer Mutter entstanden ist und die Ewigkeit doch gar keinen zeitlichen Anfang hat. Dazu müssen wir abermals die Mutter der ersten Gebärerin betrachten, nämlich wo und wie sich ein Wesen vom anderen unterscheidet, nämlich das Anfängliche (und damit Vergängliche) vom Ewigen, wie auch die Zeit von der Ewigkeit. Und es steht doch eines im anderen, aber unterscheidet sich in zwei Prinzipien, nämlich in das Reich Gottes und das Reich dieser Welt, und gehört doch alles Gott.

3.32. Weil aber Christus den Teufel einen Fürsten dieser Welt nennt (Joh. 12.31) und wir auch sagen können, in was er ein Fürst sei, und auch sagen können, daß diese Welt nicht sein Eigentum sei und er die ärmste Kreatur in dieser Welt ist und auch gar nicht in dieser Welt, so seht nun auf den ersten Grund, auf die Mutter, welche alle Kreaturen sowie die Erden, Steine und alle Metalle geboren hat: Ihre Eigenschaft steht im geistigen Sulphur, Mercurius und Sal. Und so ist alles, was sich angefangen hat, in und aus deren Verdichtung entstanden und anfänglich danach mit der ersten Gestaltung der Mutter, als mit dem herben Ansichziehen, durch das Schöpfen in ein Geschöpf gegangen. Und so gibt es vielerlei Wesen und Geist nach den ersten Eigenschaften der Unterscheidung:

3.33. Erstlich sind es die hohen Geister, welche aus der freien Lust im Begehren in der Eigenschaft des Feuers aus dem Zentrum aller Wesen erschaffen worden sind und die Eigenschaften beider ewigen Welten in sich hatten. Und welche von ihnen nach ihrer Verkörperung mit ihrer Begierde in der Eigenschaft der freien Lust blieben und ihren Willen aus dem Feuer in das Licht hineinführten, diese wurden Engel. Und die anderen, die ihre Begierde wieder in das Zentrum als in die strenge Eigenschaft hineinführten, die wurden Teufel, als Ausgestoßene aus der freien Lust und aus dem Licht, wie bereits in anderen Schriften erklärt wurde.

3.34. Darum haben die Teufel weder Gottes Reich noch das Reich dieser Welt im Besitz. Denn im Anfang der Schöpfung ist diese Welt aus den beiden inneren Eigenschaften geschaffen worden, und so hat der Teufel bis jetzt nur den Teil des Grimms im Besitz, und der andere nützt ihm nichts. So ist er in der Welt und auch nicht, denn er hat darin nur den einen Teil im Besitz, und aus dem anderen ist er ausgestoßen worden.

3.35. Und nach Erschaffung der hohen Geister hat Gott diese sichtbare Welt mit Sternen und Elementen als eine Ausgebärung aus der ewigen Mutter aller Wesen erschaffen. Das alles ist aus dem ewigen Anfang gekommen (aus dem ewigen „Meer der Ursachen“) und hat einen zeitlichen Anfang genommen. Denn hier ist uns zu betrachten, daß sich die ewige Gebärerin bewegt und ihre Gestaltung entzündet habe, dadurch dann eins im anderen körperlich geworden ist. Wie aber Gott die Erde geschaffen hat, ist uns so zu betrachten:

3.36. Die erste Begierde zur Natur verdichtet sich und führt sich mit der Verdichtung in drei Gestaltungen, nämlich in Sulphur, Mercurius und Sal, und so wird in der Verdichtung alles erheblich und beweglich, welches im stillen Nichts nicht ist. Und es treibt sich bis in die höchste Angst, bis an den Salpeter-Schreck, darin dann der Ursprung des Feuers ist. So geht die Qual-Qualität in sich verwirrend, wie der (siedende) Sud eines Wassers vom Feuer, denn die strenge Begierde zieht an sich und die feurige dringt heraus, und das geschieht im Sulphur.

3.37. So wird das herbe Ziehen ein grimmiger Stachel wie ein Zerbrechen, und wird doch von der Strengheit gehalten, so daß es nicht entweichen kann. So ist es und macht es leidend, gleichwie drehend oder siedend, welches doch nur Geist ohne Wesen ist. Das geschieht im Mercurius, und ist die Gestaltung des Mercurius selbst. Hier geschieht das Scheiden der zweierlei Willen, und wie einer bleibt und dieses ängstliche Wesen ist, das aus der Begierde entsteht. Der andere, welcher aus der Lust der Freiheit entsteht, scheidet sich wieder in sich in die Freiheit, aber das ist kein Abtrennen oder voneinander Entweichen, und so gehen sie miteinander durch die Anzündung des Feuers durch den Salpeter-Schreck. Und hier geschieht mit der Anzündung des Feuers das Sterben im Grimm des Feuers, weil die Qual-Qualität abstirbt, und es ist doch kein Tod, sondern eine Gleichheit des Todes, und ist doch so der wahre, ewige und zeitliche Tod.

3.38. Hier ergreift die Freiheit sich selber in sich, und der Tod oder Schreck fällt wie ohnmächtig mitten in die Freiheit und ergibt sich frei. So wird der Geist als die Qual-Qualität materiell (das heißt, die ganz scharfe und feurige Angstqual) und behält nur ein essentielles Wirken, gleich einer ohnmächtigen Begierde. Und in der Anzündung des Feuers im Salpeter-Schreck scheidet sich jede Eigenschaft in sich, und so wird die ganze (bzw. ganzheitliche) Materie zu einem Besonderen (Particular), nämlich zu Metall, Stein und Erde.

3.39. Das höchste Metall, als das Gold, entsteht von der Freiheit, die im Schreck und im herben Verdichten mit ergriffen wurde, ist aber nicht von der anderen Materie frei, denn es wird alles miteinander zugleich ergriffen. Weil aber die Freiheit mit dem „Sul“ oder der Eigenschaft des Lichtes mit darin ergriffen wird, so ist das „Sul“ ausdringend zur Offenbarung seiner selbst, wie die Eigenschaft der Lust der Freiheit ist. Daher kommt es, daß die Metalle wachsen, aber die groben harten Steine nicht, welche in der Verdichtung aus der grimmigen Wesenheit zu hart ergriffen sind und zu wenig „Sul“ in sich haben. Was aber die Edelsteine mit ihrem Glanz und großer Tugend anbelangt, diese haben ihren Ursprung im Blitz des Feuers, darin sich Tod und Leben scheiden, so daß ein Teil wegen der finsteren Wesenheit unter sich geht und der andere wegen der Freiheit über sich, und sich doch alles im Schreck in die Wesenheit hineinführt. So wird dieser Blick auch materiell, und darum sind sie hart und schielend wie ein Auge, denn so ist auch der Ursprung des Auges oder Sehens im Leib, wenn sich das Leben anzündet, alles recht nach der Ewigkeit. Und darum haben sie (die Edelsteine) so große Kraft und Tugend, weil sie der Gottheit so nahe sind und den einverleibten Namen der göttlichen Kraft in sich tragen, wie dann auch das Gold der göttlichen Wesenheit oder himmlischen Leiblichkeit nahe ist. Wenn man den abgestorbenen Leib auflösen und zu einem fliegenden webenden Geist machen könnte, welches allein durch Gottes Bewegen geschehen kann, dann würde man das sehen, was es sein würde, welches kein Verstand glaubt oder versteht, ohne göttliches (ganzheitliches) Sehen.

3.40. Auch sind uns ferner die anderen Metalle und Mineralien zu betrachten, welche gleichfalls ihren Ursprung so nehmen. Aber im Salpeter-Schreck scheidet sich jede Eigenschaft, wie wir dann sehen, daß die Eigenschaften von Feuer und Licht vielerlei sind. Und das alles durch die erste (anfängliche) Verdichtung, weil vor der Verdichtung der Freiheit Lust und die Begierde ineinander stehen, nämlich wie ein Chaos und Anblick großer Wunder, weil alle Farben, Kraft und Tugenden in diesem einigen Chaos oder Wunderauge liegen. Welches Chaos Gott selbst ist, als das Wesen aller Wesen, der sich so im Besonderen mit dem Auge der Ewigkeit offenbart. So ist eine jede Materie ein Wesen entsprechend dem Geist, aus dem sie geboren worden ist. Und wenn man diese im Feuer anzündet, dann ergibt sie auch ein solches Licht, wie der Geist im Wesen ist (was an unsere moderne Spektralanalyse von Stoffen erinnert).

3.41. So ist uns auch von den Metallen zu denken: Was für ein Geist in jedem ist, einen solchen Glanz hat es auch, und auch einen solchen Leib. Gleichwie das Gemüt die Sinne vom Obersten bis auf das Niedrigste einschwingt und das Niedrigste bis zum Obersten durch die Sinne ergreift, so hat sich auch das ewige Gemüt von der höchsten Majestät bis in das Allerniedrigste als in die größte Finsternis offenbart. Und so ist diese Welt mit Sonne, Sternen und Elementen samt allen kreatürlichen Wesen nichts anderes als eine Offenbarung der Ewigkeit, des ewigen Willens und Gemüts. Und wie es im Anfang geworden ist, so steht es immer noch in seinem (siedenden) Sud und Wachsen, und so treibt es immer noch zu Licht und Finsternis, zu Bösem und Gutem. Und so steht alles in diesen ersten drei Gestaltungen, nämlich im Sulphur, Mercurius und Sal, als jeweils ein Grad nach dem anderen.

3.42. Denn so sind auch die Chöre der Geister, wie der Sterne, der Bäume, der Kräuter und aller Geschlechter (bzw. Arten), was jemals geworden ist, sowie auch die inneren himmlischen Chöre mit ihren Unterschieden.


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