Vom dreifachen Leben des Menschen

(Text von Jacob Böhme 1620, deutsche Überarbeitung 2021)

9. Kapitel - Das Regiment des Menschen

Vom dreifachen Leben und vom Trieb und ganzen Regiment des Menschen in dieser Welt, hoch zu betrachten.

9.1. Mir wurde gezeigt, was der Teufel im Sinn hat und wie er diese werten und hohen Schriften verdecken will. Darum seht euch vor, ihr Kinder Gottes, und glaubt den Sophisten nicht zu viel, die da schreien: „Ketzer, Ketzer, Feuer her!“ Es ist nicht die Stimme des Heiligen Geistes, sondern des Antichrists und Drachen. Denn diese Schriften werden das Rauchloch des Teufels gewaltig offenbaren (vermutlich ein Raum voller Rauch der Illusion), und nicht allein dies, sondern sie stellen auch die Hure zu Babel ganz offensichtlich dar, wie eine Hure am Pranger.

9.2. Doch weil es den Menschen des Geistes dieser Welt nur um ihren Bauch geht, so daß sie nicht gern ihre Ehre und ihr Gut verlieren wollen, sondern viel lieber Gott und Himmelreich, darum werden wir von der Hure durch des Teufels Trieb verfolgt werden. Deshalb seht euch vor, ihr Kinder Gottes, und seht nicht auf die Hohen, die Gewalt haben, sondern betrachtet die Wohlfahrt eurer Seele. Das hinterlassen wir euch zum Erbe.

9.3. Christus spricht: »Niemand zündet ein Licht an und stellt es unter eine Bank oder einen Scheffel, sondern setzt es auf den Tisch, auf daß alle, die im Haus sind, davon sehen. (Matth. 5.15)« Das sollen auch wir tun, und unser Pfund, welches uns hochteuer gegeben wurde, nicht in der Erde vergraben, denn wir sollen uns am Tag des Gerichts Gottes dafür verantworten, wie uns der (sehende) Geist der Mutter zeigt.

9.4. Wenn die Erkenntnis dieses Geistes auf jemanden fallen könnte, der wird wohl erfahren, was das ist. Wir benötigen keine Lobbriefe (zu unserer Bestätigung). Christus ist unser Brief, an dem es uns genügt, und so sollte sich auch niemand nach meinem Namen benennen. Alle, die wir Christus erkennen, ziehen ihn an, denn wir sind alle die Glieder seines Leibes. Wir nennen uns Christen und Gottes Kinder, sowie Brüder und Schwestern untereinander.

9.5. Wenn wir nun das Regiment unseres Lebens betrachten, dann finden wir darin einen gewaltigen Streit, den der Teufel mit der Seele führt, wie auch der Geist dieser Welt mit der Seele. Denn im Geist dieser Welt ist auch ein Wissen, zwar keine göttliche (ganzheitliche) Vernunft, aber es ist ein Wissen in die Matrix als in das Zentrum der Natur eingepflanzt.

9.6. Denn diese Welt stand vor der Schöpfung seit Ewigkeit in der ewigen Weisheit als eine unsichtbare Bildung, und diese wurde nun als ein eigenes Prinzip mit dem Ziel erschaffen, daß sie alle ihre Wunder und Werke zum Wesen bringen soll, damit sie nach der Zeit in ihrer Bildung erscheinen. So besteht darin ein natürlicher Streit mit dem Menschen, denn keine Kreatur kann der Welt Wunder an den Tag und ins Licht bringen, als der Mensch selbst. Darum hat sich auch der Geist dieser Welt so sehr nach dem Menschen gesehnt und denselben an sich gezogen, damit er seine Wunder in ihm zeigen könne. Deshalb sollte der Mensch alle Künste und Sprachen in sich hervorbringen und dazu aus der Erde und den Metallen den Geist und das Herz, als den edlen Stein der Weisen, der zwar seit Salamons Zeit (bereits) von wenigen gefunden worden ist, doch jetzt am Ende noch heller gefunden werden soll, wie wir erkannt haben.

9.7. Denn wer unsere Schriften vom Zentrum der Natur richtig versteht, und zwar von dessen Antrieb bis zur Dreizahl auf dem Kreuz und bis zum Glanz der Majestät, der kann diesen edlen Stein der Weisen wohl auch in Metallen finden. Es ist nicht schwer, er erlerne nur den richtigen Anfang, dann hat er bald auch das Ende. Aber darüber sollen wir hier nichts schreiben, denn das gehört den Magiern, die zu dieser Magie geboren sind.

9.8. Wir reden allein vom Grund der Natur und vom Geist dieser Welt, und zeigen euch dies, daß der Geist dieser Welt mit einer solchen Neigung geschaffen wurde, daß er einen solchen natürlichen Willen hat, um sich mit (bzw. aus) aller Heimlichkeit zu offenbaren, wie das vor Augen steht, nämlich was er alles gebaut und wie er sich ein Regiment und Reich auf Erden zugerichtet hat. Seht nur den menschlichen Lauf an, vom höchsten Stand bis zum niedrigsten, denn diese ganze Ordnung hat der Geist dieser Welt so aufgebaut, und Gott hat das verhängt, denn Gott ist kein Zerstörer, sondern ein Erhalter für das, was seine Macht aufbaut, und darin erhält er seine Ordnung. Denn es wird nichts hervorbracht, was nicht schon in der Ewigkeit bestanden hätte.

9.9. Ihr solltet es aber richtig verstehen: Die Hölle und der Zorn ist der Abgrund und mischt seine Wunder mit ein, wie ihr auch seht: Wo ein guter Acker ist und der Sämann auch guten Samen sät, so wachsen trotzdem auch Dornen und Disteln darunter. Ein solches Gleichnis gibt uns auch Christus vom Sämann, und daß der Teufel Unkraut unter den Samen sät. (Matth. 13.24) Wie dies nun im Menschengemüt ist, so ist es auch im Geist dieser Welt.

9.10. Ihr sollt wissen, daß alles bösartige Unkraut von Dornen und Disteln, wie auch Schlangen, Kröten und andere bösartige Tiere und Würmer ihren Ursprung aus der grimmigen Matrix haben. Denn in der Zeit der Schöpfung ist alles hervorgegangen, Gutartiges und Bösartiges, ein jedes nach seiner Art und Eigenschaft. Denn in allen Dingen ist Gutes und Böses, und so hat sich das Reich des Zorns gänzlich mit eingebildet, so daß auch die Frucht gut und böse ist und Adam nicht davon essen sollte.

9.11. Ich gebe euch dies an den Früchten der Erde zu erkennen, wie alles Gutartige und Bösartige untereinandersteht, und ein jedes seinen Nutzen hat, das Gute wie auch das Böse. Es steht alles zu Gottes Wundertat und dient dem Geist dieser Welt. Was das eine verdirbt, das heilt das andere, und auch das ist Wunder.

9.12. Noch mehr sehen wir das große Mysterium an den Bäumen: Obwohl sie auch unterschiedlich und vermischt sind, so erkennen wir doch die paradiesische Gestaltung, denn sie tragen ihre Früchte auf Zweigen, und so ist die Frucht ein anderes als der Baum. Oft ist der Baum bitter, aber die Früchte sind süß. Und so geben wir euch dies zu erkennen, daß wir noch heute paradiesische Bäume und Früchte haben, wenn nur der Fluch nicht darin steckte und das Paradies daraus geflohen wäre. Und die Früchte sind nun alle miteinander ein solches Essen, wie der Apfel war, daran Eva den Tod in sich aß.

9.13. So erkennt, daß sich das Reich des Zorns im Garten Eden mit hineindrängte und einen Baum erzeugte, der solche Früchte trug, wie noch heute alle Bäume, von denen wir essen.

9.14. Allein dies ist zu betrachten, daß dem Menschen seine Frucht nicht wächst, sondern er muß diese pflanzen, wie ihr an allen Bäumen seht, im Holz und an den Halmen. Und so begehrt der Mensch der Erde Essenzen nicht gern, bis auf das milde (gut verdaubare) Kraut, sondern er trachtet nach der zweiten Geburt aus der Erde, nämlich nach dem Korn, wie auch das Obst eine zweite Geburt von der Erde ist, und daran erkennen wir unsere Hoheit (im Streben zur zweiten Geburt).

9.15. Denn vor dem Fall hat das Paradies durch alle Bäume gegrünt und durch alle Früchte, welche Gott dem Menschen erschuf. Als aber die Erde verflucht wurde, trat der Fluch in alle Früchte, und so war nun alles Gut und Böse, denn in allem war der Tod und die Fäulnis, die zuvor nur in dem einen Baum war, der da „Gut und Böse“ hieß. Darum essen wir an allen Früchten den Tod, und der Geist von Gut und Böse herrscht in uns.

9.16. So herrscht der Geist dieser Welt und auch der Teufel mit dem Zorngeist in uns, und ein jedes zeigt seine Wunder durch den Menschen. Deshalb ist ein großer Streit um die Bildung des Menschen, denn ein jedes Reich will ihn haben. Die Hölle spricht im Zorn: „Er ist durch Naturrecht mein, denn er ist aus meiner Wurzel gezeugt und steht in meiner Wurzel.“ Dagegen spricht der Geist dieser Welt: „Ich habe ihn in meinem Leib und gebe ihm Leben und Nahrung, und ich ziehe ihn auf und gebe ihm alle meine Kraft und Wunder, deshalb ist er mein.“ Und das Reich Gottes spricht: „Ich habe mein Herz darauf gewandt und ihn wiedergeboren. Er ist aus meinem Reich ausgegangen, ich habe ihn gesucht und wiedergefunden. Deshalb ist er mein, denn er soll meine Wunder offenbaren.“

9.17. So ist ein heftiger Streit im Menschen und um den Menschen. Seht nur seinen Wandel an, und was er tut! Sein Begehren steht vor allem in drei Dingen, und das sind die drei Reiche, die ihn auch regieren. Und in welches er fällt, dort liegt er. Zum Ersten begehrt er Macht, Ehre und Herrlichkeit, so daß ihn alle fürchten und ehren sollen, und das ist eben des Teufels Griff. Entsprechend ist er auch gesinnt und tut diesem genüge, soviel er kann. Zum Zweiten begehrt er Reichtum, Gut und Geld, sowie viel Essen und Trinken, und auf welche Weise er das bekommt, danach fragt er nicht. Das ist der Geist dieser Welt, der nur Hülle und Fülle begehrt, wie auch ein Tier lebt.

9.18. Und Zum Dritten begehrt er auch das Himmelreich, seufzt und wünscht danach, aber in großer Ohnmacht, denn er steht immer im Zweifel, daß er ein Sünder sei und Gott wolle ihn nicht. Dennoch seufzt er sehnlich danach und wollte gern selig werden. Er betet und zweifelt doch auch, und er hofft und zagt. Er hofft auf Entsagung und Erlösung von einem Tag zum anderen, und denkt immer, morgen wird es gut sein, morgen wirst du die Kraft haben, in ein anderes Leben auszugehen! Und das treibt er immerfort.

9.19. Damit reden wir nicht von jenen Menschen, die wie Schweine nur im Dreck liegen, so daß sie niemals Entsagung suchen, sondern wir reden vom armen Sünder zwischen Himmel und Hölle, der beide Triebe hat und sich dennoch halten läßt.

9.20. Nun seht aber, was der Mensch macht! Er folgt allen drei Reichen, sucht immer Macht und Ehre bis an sein Ende, und sucht immer Geiz, Geld und Gut, sowie viel Essen und Trinken, und wenn er auch übermäßig viel hat, so hat er doch im Geiz nie genug, und er handelt, als sollte er hier ewig leben. Und zum Dritten seufzt er auch, denn der armen Seele ist sehr bange, und sie fürchtet sich überall vor dem Teufel und Gottes Zorn und wollte gern erlöst sein, aber die ersten beiden Reiche drücken sie nieder und sperren sie in ihren Kerker, so daß sich manche arme Seele auch verläuft, sich selber in den Abgrund stürzt und an Gottes Reich verzweifelt.

9.21. Man sagt: „Der Teufel komme in Engelsgestalt zum Menschen.“ Und das ist wahr. Sieh nur, was er alles tut, damit er dennoch für einen Engel und fromm gehalten wird! Wenn die arme Seele sich so unruhig zeigt und dem Leib oft den Tod und Gottes Zorn unter die Augen stellt, das verwehrt er nicht, und läßt oft die arme Seele mit dem Leib dahinlaufen, in die Steinhaufen (der Städte, Häuser und Kirchen) oder wohin sie will. Am liebsten führt er sie in die Mauerkirchen, und spricht dann zur Seele: „Du bist ja so fromm und gehst gern in die Kirche!“

9.22. Was tut er aber? Wenn man im Tempel Christi von der neuen Geburt lehrt, dann sät er andere Gedanken im Geist dieser Welt in den Menschen, mal seinen Geiz, mal wendet er ihm die Augen zum überheblichen Stolz schöner Gestalt, mal fängt er den Geist mit der Lust der Imagination für Männer und Weiber, je nach Geschlecht, und kitzelt das Herz mit Brunst, und manchmal sogar mit Schlaf.

9.23. Wenn aber der Prediger ein Sophist und boshafter Verleumder ist, oder manchen aus Eigennutz guter Meinung amtshalber bestraft, oh, da öffnet der Teufel Tür und Tor und kitzelt das Herz, und das Herz wünscht immer noch mehr, immerfort, denn das ist fein. Wenn nun dieser Mensch aus der Kirche geht, dann kann er alle Worte auswendig und noch viel besser (als der Prediger), was den Leuten zur Schmach dient, und damit labt er sich eine ganze Woche, und der Teufel kitzelt immer das Herz damit, denn es ist ihm lieber als Gottes Wort.

9.24. Siehe, das ist ein Teufel in Engelsgestalt, so daß der Mensch meint, wenn er nur wie die anderen in die Kirche läuft, so sei man ja ein guter Christ. Aber wenn du nicht mehr als Spott und Scherz gelernt hast, und dies den Deinen heimbringst, dann hättest du besser getan, wenn du dich über diese Zeit in einem Mistpfuhl gesielt hättest, oder doch geschlafen hättest, dann hätte dir doch der Teufel in der Mauerkirche dein Herz nicht mit Brunst und Spott verletzt. Oh, was für ein seliger Schlaf ist das in der Kirche, wenn man in dieser Zeit den Teufel in das Herz zu Gast lädt! Besser (wirklich) geschlafen, als in die Brunst imaginiert oder Lästerung eingefaßt.

9.25. Oh ihr Sophisten, die ihr eure Predigt mit Lästerung der Alten verbringt, die längst gestorben sind, denn aus Neid und Begierde lästert ihr so oft über fromme Herzen! Wie wollt ihr bestehen mit euren Schäflein, die ihr an grüner Aue weiden und auf Christi Wegen zur Liebe, Keuschheit und Demut führen sollt, aber Lästerung in sie schüttet? Ihr wärt mit eurer ungerechten Lästerung besser im Viehstall als auf der Kanzel, denn dort verführt ihr doch niemand.

9.26. Solches rede ich nicht aus Begierde, sondern tue, was ich soll. Ich schmähe damit niemanden, sondern decke nur des Teufels Rauchloch auf, damit man doch sehe, was im Menschen ist, in einem wie im anderen, bis er neugeboren ist, denn dann widerstrebt der Geist dem Teufel und stößt ihn von sich.

9.27. Der andere Teufel ist noch künstlicher als dieser, aber ist auch so ein glänzender Engel mit Kuhfüßen. Wenn er sieht, daß die arme Seele zögert und Buße und Entsagung begehrt, dann spricht er: „Bete und sei fromm! Übe auch einmal Buße!“ Doch wenn die Seele beten will, dann schlüpft er ins Herz, raubt dem Herzen die Vernunft und schafft nur Zweifel darin, als höre es Gott nicht. Er malt die Sünde dem Herzen vor und spricht: „Morgen ist es besser! Laß nur ab, du wirst heute nicht erhört!“ Da steht dann das Herz und erzählt die Worte des Gebets nacheinander hin, die es einmal gelernt hat, und der Teufel nimmt die Kraft vom Herzen, so daß die Seele das Zentrum der Natur mit einem Mauersturm nicht mehr ergreifen kann, wie auch Christus spricht: »Der Teufel nimmt das Wort von euren Herzen, damit ihr nicht glaubt und selig werdet. (Luk. 8.12)«

9.28. Also bleibt es wieder einmal so stehen und heißt „gebetet“. Aber es ist nicht gebetet, sondern nur in Worten gesprochen, nicht im Seelengeist im Zentrum, wo man das (heilige und heilsame) Feuer entzündet, sondern im Mund, im Geist dieser Welt, und fährt in die Luft wie sonst ein Wort, so daß man Gottes Namen vergebens mitführt. Dazu heißt es: »Du sollst Gottes Namen nicht unnütz im Mund führen, denn Gott wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen unnütz führt. (2.Mose 20.7)« Zum Beten gehört Ernst, denn Beten ist Gott rufen und ihn bitten, mit ihm sprechen und aus dem Haus der Sünde in das Haus Gottes gehen.

9.29. Bekämpft dich der Teufel, dann stürme ihm die Hölle, setze ihm zu, wie er dir, dann wirst du erfahren, was hier gesagt wurde. Ist er stark, dann mache dich noch stärker, denn du hast in Christus größere Gewalt als er. Und daß du an der Gnade Gottes zweifelst, dazu hast du auch große Sünde, denn Gott ist immer barmherzig, und es ist kein anderer Wille in ihm als barmherzig zu sein. Er kann sonst nichts anderes tun, und seine Arme sind Tag und Nacht nach dem armen Sünder ausgebreitet. Und wenn einer kommt und so die Hölle stürmt, dann entsteht für die Engel Gottes größere Freude als über neunundneunzig Fromme, die dessen nicht bedürfen, wie uns Christus selbst lehrt. (Luk. 15.7)

9.30. Mit einem solchen Teufel, der einem Menschen das Herz verdeckt, kann man nichts Besseres tun. Nur nicht wegen der Menge der Sünden mit ihm diskutieren, sondern alle Sünden auf einen Haufen gerafft, auch wenn ihrer so viele wären wie Sand am Meer, und dem Teufel in seinen Hals geworfen, und im Herzen gesprochen: „Geh hin, Teufel, du bist die Ursache all diesem Übel! Die Sünde opfere ich dir, aber Gottes Barmherzigkeit und den Tod Christi mir selbst, und darin will ich mich einwickeln. Wenn du kannst, dann friß mich!“ Und nur fest auf Christi Verheißung gesetzt, und den Sturm durchaus in Christi Tod, Wunden und Leiden, sowie in seine Liebe gesetzt! Und weiter nicht viel mit der Sünde herumdiskutiert, denn der Teufel verwickelt dich nur darin und wirft dir die Sünde vor, damit du verzagen sollst.

9.31. Versuche es so, und du wirst bald einen anderen Menschen sehen und fühlen, mit anderem Sinn und Willen. So reden wir, wie wir es wissen und selbst erfahren haben, und nicht im Wähnen oder Meinen oder aus Historien, sondern aus dem Grund. Denn ein Kriegsmann weiß, wie es im Krieg ist. Wer es aber nie erfahren hat und nie dabeigewesen ist, der denkt immer anders. Solches erklären wir zur Lehre und Unterweisung aus Liebe, als ein Geist, der da redet, wie es ihm ergangen ist, und zwar anderen zum Beispiel. Und wenn uns jemand nachgehen wird, der wird erfahren, ob es wahr sei.

Die Pforte des tiefen Grundes des Menschen

9.32. Darum war seit Beginn der Welt ein Streit gewesen, weil diese Pforte mit Adam versunken war und wir in der Finsternis gefangengehalten wurden. Weil es uns aber Gott gönnt und eröffnet, und es auch einen starken Willen zum Aufschreiben gibt, so sollen wir das tun, und danken dafür Gott dem Vater in Jesus Christus in Ewigkeit, der uns aus der Finsternis des Todes erlöst hat.

9.33. Wenn wir nun wissen wollen, was ein Mensch ist, und warum solche großen Unterschiede unter den Menschen sind, daß einer nicht wie der andere handelt, auch daß einer in Form und Gestalt anders als der andere ist, so müssen wir uns seinen innersten Grund von der Menschwerdung vornehmen und betrachten, dann finden wir alles.

9.34. Denn wenn der Mensch in Gott wiedergeboren ist, so daß er im Licht steht, und er so nach seinem Ursprung zu forschen beginnt, dann forscht der Seelengeist in allen drei Prinzipien, was er in einem jeden sei. Dann erkennen wir solches und können nichts anderes sagen, als daß wir in der Bildung des Geistes und auch des Leibes in allen drei Prinzipien nur einerlei Regiment in uns haben.

9.35. Aber es steht in drei Quellen, denn nach jedem Prinzip wird der Geist und Leib getrieben, und je nachdem ein Prinzip im Menschen die Oberhand bekommt, so daß sich ihm der Mensch mit seinem Willen hineineignet, nach diesem Prinzip wirkt er seine Werke, und die anderen hängen ihm nur an, ohne genügend Macht.

9.36. Wenn wir aber von der Bildung reden sollen, dann müssen wir sehen, was sie im Grunde ist. Denn wir werden durch einen Samen in die Matrix wie in einen Acker gesät. Nun siehe und betrachte dich, was vorher kommt? Nichts als ein sehnlicher Wille eines Mannes und Weibes zur Vereinigung. Und doch wird nicht immer die Frucht begehrt, wie man das zum Beispiel an Huren und Buben sieht, und auch wohl in der Ehe.

9.37. Nun fragt es sich: „Was ist denn dieser Trieb im Männlein und Weiblein aller Gattungen, wie auch im Menschen?“ Seht, in der Ewigkeit ist alles in einem Wesen gewesen, nämlich die Tinktur, die das Zentrum und die Ursache des Lebens ist, wie bereits ausführlich erklärt wurde. Und dann (seht) auch die Wesenheit, die aus der Tinktur geboren wird, welche auch alle Gestaltung des Zentrums hat, aber ohne Feuer, denn sie ist ein Sinken und kann das Leben in sich nicht anzünden. Sie ist leiblich und gibt Leib, aber nicht Leben, denn erst das Feuer gibt Leben.

9.38. Und so geben wir euch das in der Vereinigung zu verstehen: Der Mann hat die Tinktur, und das Weib die Wesenheit als die Matrix, die aus der Wesenheit geboren ist. So erkennt nun, daß sie in der Ewigkeit ineinander waren, und diese Welt darin als eine Bildung stand, denn die Weisheit hatte die Tinktur beschattet und in sich genommen, wie der Leib den Geist. Doch das konnte nicht zum sichtbaren Wesen vor die Engel gebracht werden, und deshalb bewegte Gott die Ewigkeit, denn die Engel sind in seinem Wesen.

9.39. Als sich nun Gott als die Dreizahl (der Heiligen Dreifaltigkeit) bewegte, so wurde damit das Zentrum der Natur in der Ewigkeit bewegt, und so wurde alles substantiell und wesentlich: Die Tinktur wurde wesentlich und regiert, und die Wesenheit wurde materiell. Aber sie wurden auch nicht getrennt, denn das kann nicht sein, denn es ist alles ein Wesen.

9.40. Als nun Gott die Schöpfung in die materielle Wesenheit setzte, oder wie ich richtiger sagen möchte, erweckte, so daß das Wort in die Wesenheit sprach »Es gehen hervor allerlei Tiere und Geschlechter, jedes nach seiner Art!«, da kamen aus der materiellen Wesenheit zwei Geschlechter, und das alles im Leib. Denn die Tinktur nahm durch das Wort des Vaters die Wesenheit an sich, und auch der Geist der Wesenheit nahm einen Körper an sich, und so waren es zwei Geschlechter.

9.41. Der Körper der Tinktur hatte das Zentrum des Lebens in sich, denn der Körper der Wesenheit hatte nicht das Zentrum zum Feuerentzünden. Er hatte wohl das Leben, aber ein unvernünftiges Leben. Das zeigen wir euch recht zum Verständnis:

9.42. Seht ein glühendes Eisen an, das treibt zwei Geister von sich, einen hitzigen, der das Zentrum hat und ein anderes Feuer anzünden und erwecken kann, und dann einen luftigen, aus dem das Wasser kommt, der zwar auch alle Kraft des Feuers hat, aber die Tinktur darin ist kein Feuer, sondern es ist ein ewiger Abschluß, so daß darin kein Feuer sein kann. Und doch ist er ein Geist des Feuers, der aus dem Feuer entsteht und sein Leben gleich dem Feuer hat, denn in der Ewigkeit ist kein Tod. Aber darum kann im weiblichen Geschlecht aus ihrer Tinktur kein Leben kommen, und die Matrix muß vom Mann die Tinktur durch seinem Samen empfangen.

9.43. So beschreiben wir euch den Grund der zweierlei Geschlechter, des männlichen und weiblichen. Denn als Gott das materielle Wesen erschuf, da kamen die Geschlechter (und Gattungen) aller Essenzen im Zentrum der Natur nach allen Eigenschaften hervor. Denn wie ihr die Sterne seht, wie jeweils einer eine andere Eigenschaft als der andere hat, welche alle aus dem Zentrum der Natur nach der materiellen Wesenheit erschaffen worden sind, so standen auch in der materiellen Wesenheit alle Essenzen, und die Schöpfung hat alles an sich gezogen, zum Geschöpf der Erde. Damit hat jede Gestaltung der Tinktur und des Geistes des anderen Geschlechts jeweils seinen Leib nach seiner Eigenschaft gebildet, wie zu Tieren, Vögeln, Würmen, Fischen, Bäumen und Kräutern, sowie auch zu Metallen und Erden, alles je nachdem, wie ein Leben gewesen war.

9.44. Und das könnt ihr auch gut am Unterschied der Tagewerke verstehen. Denn am ersten Tag schuf Gott das materielle Wasser, das ein ohnmächtiges Leben hat und wie ein Riegel vor dem Zorn des Feuers ist, sowie auch für das Rauchloch des Teufels, in dem er vermeinte, im brennenden Feuer über Gott herrschen zu können. Dazu schuf er auch Erde und Steine, damit das Grobe wegkäme, das in tödlichen und grimmigen Essenzen stand, so daß Luzifer vermeinte, König und Schöpfer darin zu sein.

9.45. Als dies geschah, sprach Gott: »Es werde Licht! (1.Mose 1.3)«. Das heißt, es offenbarte sich das Licht aus der Tinktur, und es wurde licht, und da schied Gott das Licht von der Finsternis. Verstehe hier richtig: Er verschloß das grimmige Feuer, das Luzifer erweckte und aus der Finsternis entsteht, und ließ die Tinktur in der Quintessenz brennen, nämlich im Fett des Wassergeistes, wie in einem Öl.

9.46. So brannte das Leben in der Tinktur und verwandelte das Fett wie ein Öl in eine Quintessenz, nämlich das Blut. Und so brannte das Leben im Blut, denn darin steht die edle Tinktur. Und so hat Gott das Zentrum zum Feuer in seiner Macht behalten, denn er hat es in die Finsternis verschlossen, wie es seit Ewigkeit in der Finsternis stand, und so steht alles Leben in seiner Hand. Denn wenn er dieses Feuer in die Tinktur kommen läßt, dann ist (bzw. brennt) der Geist im höllischen Feuer.

9.47. Als nun das Licht aus der Tinktur erschien, da schied er die Tinktur in zwei Teile, wie sie sich dann auch selbst scheidet, nämlich in das Feuerleben und in das Luftleben, wie im Folgenden noch erklärt wird. Und er schuf die zwei Leben, und das Feuerleben zu einem Himmel, als eine Feste (bzw. Festung) zwischen der heiligen Sanftmut als das Herz Gottes und dem ohnmächtigen Luftgeist. Und doch kommt die Luft aus seiner Mutter, nämlich der Tinktur des Feuergeistes, und zwischen diesen beiden wohnt Gott.

9.48. Der Feuergeist der Tinktur hat die Ewigkeit in seiner Wurzel, und der Luftgeist hat das materielle Leben, das so mit der erweckten Wesenheit entstand, und regiert das äußerliche tierische Leben, denn er ist das tierische Leben aller Kreaturen, wie auch von Bäumen, Kraut und Gras. Er hat auch eine Tinktur in sich, die aber nicht mächtig genug ist.

9.49. So seht ihr, wie das Leben im Wasser steht und zwei Regimenter hat, nämlich Feuer und Luft. Und ihr seht, woraus das Blut entsteht, das eine Kreatur edler macht, als ohne Blut. Denn diese hat eine falsche (unedle bzw. illusorische) Tinktur und ist aus dem Willen des Teufels hergekommen, wie ihr an Nattern und bösartigen Würmen seht, welche die edle Tinktur nicht haben. Sondern als der Teufel vermeinte, ein Herr in der Tinktur zu sein und erschaffen wollte, hat er in seinem Willen ein solches Leben erweckt, welches nun sein ist, doch nicht alles. Wohl ist er von diesen Essenzen, und die Teufel bilden sich in der Hölle auch nur zu solchen Schlangen, bösartigen Würmern und scheußlichen Tieren, denn anders können sie in ihrer eigenen Gestalt nicht aus der ewigen Wesenheit und der Finsternis (erscheinen), die ein geistiger Leib ist, und doch haben sie keinen Leib von der abgeteilten Tinktur in ihrer Wesenheit, sondern aus dem Zentrum der Natur, aus der strengen Matrix.

9.50. Als nun Gott die Erde geschaffen hatte, stand das Wasser auf der ganzen Erde. Und das zerteilte Gott, so daß die Erde trocken wurde, und nannte das Wasser „Meer“. (1.Mose 1.10) Das heißt in der Natursprache eine Verdeckung und Zurückhaltung der Grimmigkeit des Teufels, ein wirklicher Spott des Teufels, so daß seine (überhebliche Feuer-) Macht ersoffen war, zu welcher Erklärung gar scharfe Schriften gehören müßten, die der Mensch nur schwerlich begreifen würde. Also grünte die Erde in ihren eigenen Essenzen und der Tinktur, die in der ersten Schöpfung mit ergriffen wurde.

9.51. Es wird euch auch richtig gewiesen, wenn Moses sagt: »Gott habe das Wasser über der Feste von dem Wasser unter der Feste geschieden.« Das heißt, in Kreaturen von Wasser und Blut. Denn das Wasser über der Feste bedeutet das Blut, darin die Tinktur besteht, und das scheidet der Himmel vom Wasser unter der Feste, nämlich vom elementischen Wasser. So sehen wir, daß ein jedes seine eigene Wohnung und sein Regiment hat, darüber an anderer Stelle noch ausführlicher geschrieben werden soll.

9.52. Allein wir verstehen darin zwei Reiche: Im Blut der Tinktur wohnt die Seele, und im Wasser der Luftgeist, der zerbrechlich (bzw. vergänglich) ist, denn er hat einen Anfang, aber die Seele nicht. Denn die Tinktur ist seit Ewigkeit, und darum müssen auch die Bildungen aller Gattungen in Ewigkeit bleiben. Das haltet nicht für Unsinn, denn es ist wahr.

9.53. Als nun Himmel, Erde und Element so formiert waren, stand die feurige Tinktur als ein scheinendes Licht und war ein Firmament, das „Himmel“ hieß, denn diese Welt hatte sonst kein Licht. Da ließ Gott das Zentrum der Natur in der geschaffenen Wesenheit aufgehen, denn dieses ganze Prinzip wurde nur ein Leib. Und da brach sein Herz mit seinem eigenen Willen und den Sinnen aus den Essenzen hervor, und das ist die Sonne. Und die Sterne sind ihre Essenzen, und die sechs Planeten sind die Geister am Zentrum des Herzens, und die Sonne ist ihr Herz, alles aufrecht, wie die Gottheit seit Ewigkeit gewesen ist.

9.54. So entstanden ein wirkliches Leben und eine Vernunft mit Verstand und Sinnen, aber auch tierisch in die äußere Tinktur und den Luft-Geist. Und so standen nun die großen Wunder offenbar, denn Gott hat sich in gebildeter Gestalt offenbart. Und du siehst, daß es wahr ist: Betrachte, was wir vorn vom Zentrum der Natur bis zum Licht der Majestät und von der Dreizahl geschrieben haben, dann findest du hier in dieser Welt ein bildliches Gleichnis. Betrachte die Planeten!

9.55. Saturn, der erste und höchste, ist herb, kalt und dunkel und macht das Begehren und Anziehen, denn er ist die Schärfe. Doch wenn du darin eine richtige Erkenntnis haben willst, dann mußt du die Planeten verwechseln (bzw. in ihrer Reihenfolge abwechseln). Zuerst nimm den Oberen und dazu den Unteren, denn am Rad ist überall oben und unten, das heißt, am Rad des Lebens. Denn das Obere dreht sich zum Unteren, wenn es umläuft, welches allein bei den wahnwitzigen Menschen und Tieren verstanden wird, für die das Rad der Natur dreht (im Tanz von Männlich und Weiblich bzw. Geist und Natur oder Seele und Körper), denn das Kreuz hält es.

9.56. So siehe es richtig: Der Saturn zieht den Mond an sich, der unten steht, und verursacht in der Matrix der Kreatur die Leibwerdung als das Fleisch, denn Saturn und Mond machen den Sulphur (Schwefel bzw. Seelen-Körper). Nun begehrt der Saturn nur einzuschließen, denn er erfaßt und hält, nämlich den Liquor (des Wassers) zu einem Sulphur. Nun hat er aber keine „Sul“ (Seele), denn Sul ist aus der Freiheit, sondern er hat Willen, und das Wollen hat Sul, denn es entsteht aus der Majestät.

9.57. Nun siehe: Unter dem Saturn steht Jupiter, der aus der Kraft der Sonne wie ein Herz des Saturns kommt, sonst wäre kein Begehren, kein Saturn. Denn die Natur begehrt nur Herz und Sonne, obwohl Jupiter keine Sonne ist, sondern wie das Gehirn, das (denkt und) erkennt.

9.58. Dieses Rad der Natur windet sich von außen in sich hinein, denn die Gottheit wohnt im Inneren in sich selbst und hat eine solche Bildung. Nicht daß man es malen kann, es ist nur ein natürliches Gleichnis, gleichwie sich Gott in der Bildung dieser Welt abmalt, so daß Gott überall ganzheitlich ist und so in sich selbst wohnt.

9.59. Erkenne: Das äußerliche Rad ist der Zodiak (Sternenkreis bzw. Tierkreis) mit dem Gestirn, und danach kommen die sieben Planeten bis zur Sonne, nach der Sonne das Feuer, nach dem Feuer die Tinktur, nach der Tinktur die Majestät, und nach der Majestät die Dreizahl mit dem Kreuz. Obwohl dieses Bild nicht genug gemacht (bzw. vollständig) ist, so ist es doch eine Nachdenkung (bzw. Symbolisierung) und man könnte es auf einem großen Kreis fein entwerfen, zum Nachdenken für die weniger Verständigen:

Centrum Naturae bzw. Rad der Natur, Vom dreifachen Leben, Jacob Böhme

(Centrum Naturae bzw. Rad der Natur, Kupferstich aus der Amsterdamer Ausgabe von 1682, ein ähnliches Bild findet man in der Ausgabe von 1730. Im Inneren steht auf hebräisch JHWH, der Name Gottes. Es gibt zwei grundsätzliche Arten solcher Ringdarstellungen: Entweder ist das Göttliche bzw. Ganzheitliche im Inneren, wie hier sozusagen aus körperlicher Sicht zu sehen ist, oder es umschließt äußerlich alles, wie man es aus geistiger Sicht betrachten kann. Eine solche „umgekehrte“ Darstellung aus geistiger Sicht haben wir im Text zur Aurora am Ende von Kapitel 11 entworfen.)

9.60. So erkenne: Das Begehren geht in sich hinein nach dem Herzen, das Gott ist, wie du mit einer solchen Darstellung darüber nachdenken kannst, denn auch die Wiedergeburt geht in sich in Gottes Herzen.

9.61. Also erkenne es richtig, denn es ist das Zentrum der äußeren Geburt. Im achten Umkreis (von innen gezählt) ist nach dem Zodiak die Erdkugel, danach im Rad herum der Saturn, und wenn man im Rad weitergeht, der Mond, und wiederum im Rad der Jupiter, und wiederum im Rad herum der Merkur, und wiederum der Mars, und dann die Venus, und die Sonne in der Mitte. Und nach der Sonne kommt das Feuer, das die Sonne gibt, und nach dem Feuer die andere (jenseitige) Welt als die himmlische Tinktur, und nach der himmlischen Tinktur die Dreizahl (der Heiligen Dreifaltigkeit) als das ewige Herz, und das ist das ewige Zentrum der ewigen Natur. Und in dem ewigen Zentrum ist die ganzheitlich Kraft der Majestät Gottes, die alles durchdringt, von nichts gehalten oder eingesperrt, auch ohne Wesen oder Natur, gleichwie der Sonne Glanz.

9.62. Und so seht ihr recht (ganzheitlich betrachtet), was wir euch darstellen: Der Sternenkreis (Zodiak) mit dem Gestirn ist das Regiment des Gemüts, sowohl in der Tiefe (des Raums) dieser Welt als auch in der Kreatur. Die zwölf Zeichen sind die zwölf Teile, die das Kreuz im Zentrum machen, davon sich das Regiment des Oberen in zwölf Teile scheidet, und so auch das Gemüt. Denn die sechs Gestaltungen um das Zentrum außerhalb der Sonne teilen sich jedes in zwei Teile, aber die Sonne teilt sich nicht, sondern (besteht ganzheitlich) nur in der Dreizahl, dem Glanz-Feuer und der Tinktur. Damit erscheint der eine (obere) Teil nach der Tinktur, die Leben hat, und der andere Teil nach der Tinktur der Luft, die zwar Geist hat und doch kein Leben macht.

9.63. So sind es zwölf Zeichen, die sich in zwei Regimente unterscheiden, nämlich in ein himmlisches nach der Tinktur und in ein irdisches nach dem Geist dieser Welt als der Luft. Und auch die beiden Reiche sind zweifach (bezüglich der Bewegung nach innen oder nach außen): In der Tinktur des Feuers ist ein englisches, und zurück ist ein höllisches. Und auch das Reich im Geist der Luft ist zweifach, denn das Innere ist Gottes Geist, und das Äußere der Kreaturen Geist, wie David sagt: »Der Herr fährt auf den Schwingen des Windes. (Psalm 104.3)« Das ist Gottes Geist, der seinem Werk zu Hilfe kommt.

9.64. So macht das Reich der Tinktur in Gott sechs Zahlen, und das Reich des Geistes aus der Tinktur, welches das Herz und Leben sowie Gottes Geist ist, macht auch sechs Zahlen, und das sind zusammen zwölf Zahlen. Diese trägt das Weib in der Offenbarung (Offb. 12.1), das der Drache fressen wollte, mit zwölf Sternen auf ihrem Kopf. Denn die eine Sechszahl hat sie vom Geist dieser Welt empfangen, darin der Heilige Geist das ewige Leben hält, und die anderen sechs Zahlen hat sie von der ewigen Tinktur aus dem ewigen Zentrum, aus dem Wort. So trägt sie den englischen Sternenkreis und auch den menschlichen, und jedes Zentrum hat sechs Zahlen, das macht zusammen zwölf Zahlen. Die siebente Zahl am Zentrum ist die Wesenheit und das Reich, denn Gott wurde Mensch und brachte die zwei Reiche in eins, denn Menschen und Engel sind in einem Reich in Gott.

9.65. So hat das Bild in der Offenbarung die zwölf Sterne auf der Krone. Daß das Bild aber die Krone trägt und die zwölf Sterne auf der Krone, das bedeutet, daß die Gottheit über der Menschheit ist, und Maria nicht selber Gott ist. Sondern die Krone bedeutet Gott, und die Sterne die Geister Gottes, nämlich sechs in der Gottheit und sechs in der Menschheit, denn Gott und Mensch ist eine Person geworden. Darum trägt sie auch Maria alle, denn wir sind Gottes Kinder.

9.66. Denn das Bild bedeutet Gott und ist Gottes Gleichnis, in dem er sich offenbart und in dem er wohnt. Die Krone bedeutet die Kraft der Majestät Gottes, gleichwie ein König eine Krone trägt, die das Reich und die Majestät bedeutet.

9.67. Weil dann die zwölfte Zahl zwei Reiche mit doppelter Zahl enthält, nämlich ein englisches und menschliches, jedes in sechs Zahlen, so daß es zusammen zwölf sind, deshalb haben die zwei Reiche noch andere zwei Sechszahlen an sich, nämlich das Feuer als das Reich des Abgrundes und die Luft als das Reich des Tierischen und aller irdischen Wesen. Diese haben auch jeweils am Zentrum sechs Zahlen nach den sechs Planeten irdisch, und nach den sechs Planeten feurig, und das macht nun zusammen vierundzwanzig Zahlen. Das sind die vierundzwanzig Buchstaben in den Sprachen, und daraus entstehen sie. Und so sieht man, wie die Zunge Gutes und Böses redet, Himmlisches und Teuflisches, nach den zwei Quellen der Buchstaben, wie das ihre eigenen Namen nach der Natursprache bezeugen.

9.68. Wenn man nun die Zahl nach der Dreizahl dreimal vierundzwanzig zählt, weil sich auch die Dreizahl mit drei Reichen und Personen so eröffnet und nach der Dreizahl alles dreifach ist, aber nach den Kreaturen zweifach, so hat man zweiundsiebzig Zahlen. Und das bedeutet und sind die zweiundsiebzig Sprachen, und das bedeutet Babel, eine Verwirrung und ein Wunder.

9.69. Wenn wir hier noch weitergehen würden, dann könnten wir euch die Hure und das Tier weisen, davon die Offenbarung spricht, und dazu alle Wunder, die seit Beginn der Welt geschehen sind. Darin liegt das größte Geheimnis, das man „Mysterium Magnum“ nennt, und aller Streit wegen des Glaubens entsteht daraus, auch jeder böse und gute Wille.

9.70. Die sieben Geister, darin das Bild des Menschensohnes in der Offenbarung steht, sind die sieben Geister der Natur. Einer ist das Reich, und die anderen sechs sind das himmlische Zentrum der Natur. Und wenn es nach der Menschenzahl gesetzt wird, dann ist die Zahl zwölf, und entsprechend der zwei Reiche, nämlich Gottes und dieser Welt Reich, daraus die Gläubigen (an Gott oder die Welt) geboren werden, sind es vierundzwanzig Geister, und das sind die Ältesten vor dem Thron Gottes, die da Gott und das erwürgte Lamm anbeten. Dem denkt nach! (Siehe Offb. 4.4. Vermutlich meint Böhme hier 24 Gestaltungen oder Geister im Rad der Natur, ähnlich den 24 Stunden eines Tages, die wie eine Sinus-Welle erscheinen: Die beiden Halbwellen sind Tag und Nacht, und jede Halbwelle teilt sich noch einmal in ein Aufsteigen und Abfallen.)

9.71. Dann erkennen wir weiter vom Zentrum der Natur dieser Welt (wie auch im obigen Bild): Die Geburt des Lebens windet sich wie ein Rad in sich hinein, und wenn es auf den Punkt in das Innerste kommt, dann erreicht es die Freiheit, und doch nicht Gottes, sondern der Tinktur, daraus das Leben brennt. Denn was Gott erreichen will, muß durch das Feuer. Denn keine Wesenheit erreicht Gott, wenn sie nicht im Feuer besteht, das heißt, in Seinem eigenen Feuer, denn wenn sich das entzündet, dann zerschmilzt die (ganze) Welt.

9.72. Darunter verstehen wir nicht das Feuer der Ausgeburt, das eigentlich kein Feuer ist, sondern nur scharfer Grimm, der die äußere Wesenheit verzehrt, die aus dem Wasser entspringt, wie Holz und Fleisch, aber das innere Feuer in den Steinen nicht erregt.

9.73. So erkennt nun: Die Freiheit jenseits der Natur dieser Welt ist allein die Ewigkeit ohne Wesen.

9.74. Wie sich nun das ewige Zentrum durch das Begehren des ewigen Willens selbst gebiert, wie vorn erklärt wurde, so hat sich auch das andere Zentrum des dritten Prinzips durch das Schöpfungswort in der Ausgeburt aus dem ewigen geboren. Denn seit der ersten Schöpfung des ersten Tages hat sich das äußere Zentrum der Natur dreimal umgewunden, das heißt, noch bevor die Sonne und Sterne körperlich geschaffen worden waren, und hat sechs Gestaltungen bekommen, drei obere und drei untere, und das sind jeweils zwölf zu einer Gestaltung des Zentrums, wo dann allezeit ein Zeichen ist, das heißt, die Zeichen im achten Umkreis an der Krone (vermutlich dem Tierkreis der Sterne oberhalb der Sonne im obigen Bild).

9.75. Der Saturn mit seiner herben und strengen Anziehung und Kälte ist dann eine Gestaltung und ein Geist am Zentrum, der den Abgrund beschließt, die Finsternis in der Tiefe macht und die Wesenheit der äußeren Kraft dieses Prinzips an sich zieht. Dieses Zentrum dreht sich wie ein Rad, und so steht das Zusammengezogene wie ein Rad dem Saturn gegenüber und heißt „Mond“ wegen seiner Eigenschaft, welche hier aufzuschreiben zu weit gehen würde.

9.76. Dann dreht sich das Rad weiter in sich hinein und macht den Jupiter. Denn der Saturn begehrt mit seinem Anziehen die Freiheit göttlichen Wesens, aber macht das Gehirn (mit den Gedanken), denn er fängt mit seinem Begehren die Kraft der Freiheit ein, aber nicht die Freiheit göttlicher Majestät selbst, die ohne (gedanklich greifbarem) Wesen ist.

9.77. Weil aber in der Kraft (auch die ganzheitliche) Vernunft ist, und sie (die Kraft) doch die Vernunft nicht in eigener Macht erwecken könnte, so begehrt Jupiter ein Leben in dieser Kraft, und das ist im Rad herum der Merkur (bzgl. Quecksilber: „lebendiges Silber“ mit „lebendiger Reflexion“).

9.78. Denn das Rad ist immer im Drehen, und Merkur ist ein Erregender, Schallender und Tönender, aber nicht das Leben selbst, denn das entsteht im Feuer. So begehrt er das Grimmige und Stürmische, um das Feuer zu entzünden, und das ist im Rad herum der Mars, der ein Wütender, Stürmender und Feuerentzündender ist.

9.79. Nun können aber die vier Gestaltungen im Feuer nicht bestehen, denn sie haben Wesenheit, und das Feuer verzehrt die Wesenheit, denn das Feuer besteht selber nicht, wenn es nichts zu zehren hat. So begehrt nun diese Wesenheit eine Sanftmut (des Wassers), und das ist im Rad herum die Venus, denn sie ist die Sanftmut der äußerlichen Natur und macht die Liebe, weil sie die anderen Gestaltungen begehrt.

9.80. Denn eine jede Gestaltung windet sich in sich hinein und begehrt die Freiheit Gottes, die sanft, still und wie ein Nichts ist, obwohl sie doch Alles ist. Und wenn sie dann die Sanftmut haben, die auch vom Wasser kommt, dann wird das Wasser dick (materiell) und gleicht der Dunkelheit. Das begehrt (nun wieder) Licht und sehnt sich trefflich nach dem Licht, und wird dessen schwanger, so daß die Sanftmut als Venus einen eigenen (besonderen) Schein vor allen Sternen am Firmament hat, denn das Begehren säht das Licht.

9.81. Nun ist aber das Licht ohne Wesen, nur still und sanft, und begehrt Leben und Geist, doch kann aus dem Wasser und der Sanftmut weder Leben noch Geist schöpfen.

9.82. So begehrt die Venus mit ihrem Licht und der Sanftmut das Herz, das die Kraft aller Gestaltungen ist, und fängt das Herz, das im Rad herum in der Mitte die Sonne ist. Denn sie ist das Herz aller sechs Gestaltungen, und diese sind Gestaltungen ihres Herzens und sind zusammen ein (gemeinsames) Leben.

9.83. Nun wäre das aber unbeständig und verginge, so oft sich das Rad einmal umdreht, und wenn es lange bestünde, dann währte es nur ein Zeitalter (Säkulum). So begehren die sieben Gestaltungen das Feuer, ein Feuer, das da bleibe, denn das Herz ist ohne Feuer kein Leben. Und so fängt das Herz Feuer, aber das Feuer ist grimmig und verzehrend, und verzehrt alle sieben Gestaltungen des Zentrums mit ihrer Wesenheit.

9.84. Da ängstigt sich das Herz in sich und aus sich, denn es hat nichts mehr im wesentlichen Leben im Äußeren. Wenn es auch sucht, so findet es nichts, und sucht doch mit ängstlichem Sehnen, und durchdringt alle sechs Gestaltungen, und sucht eine Linderung des Feuers, aber kann sie so nicht finden.

9.85. So empfangen alle sechs Gestaltungen des Herzens alle Kraft der Sonne, denn sie dringt mächtig in alle sechs Gestaltungen und sucht Ruhe und Linderung. Und wenn sie die nicht findet, dann dringt sie durch das Feuer aus sich selbst heraus und begehrt die ewige Freiheit, und sie erlangt die Freiheit durch das Begehren, aber kann doch nicht frei sein, denn in ihrem Begehren ist des Feuers Schärfe.

9.86. Aber durch das Begehren zieht sich die Freiheit ins Feuer, denn das Begehren dringt in sie ein, und so schärft sich die Freiheit im Feuer und erscheint durch das Feuer wie ein Blitz, und das ist der Sonne Glanz und Schein. Und diese geschärfte Freiheit begehrt ihre ewige Wonne als ihre besänftigende und stillende Kraft und dringt in sich hinein in die Kraft. Und diese ewige Kraft in der Freiheit ist das ewige Wort, und dieses Wort wird aus dem ewigen Herzen geboren. Und im Herzen ist das Kreuz der Dreizahl, und das ist das Ende der Natur, und im Ende ist die Kraft und der Glanz der Freiheit, die aus dem ewigen Zentrum aus dem Herzen auf dem Kreuz geboren wird und die „göttliche Majestät des ewigen Wesens“ heißt.

9.87. Nun seht, wie das äußerliche Begehren der äußeren Natur wieder in sich hinein nach dem ewigen Herzen geht, das Gott ist. Denn die äußere Natur sennt sich wieder nach dem Wesen der Freiheit, wie es vor der Schöpfung war, so daß sie die Eitelkeit als den Grimm los sein könnte. So sehnt sich auch das innere Herz nach der äußeren Natur und wollte sich im Äußeren in bildlichen Gleichnissen offenbaren, und so begehrte das Innere das Äußere zu einer Bildung, und das Innere fing das Äußere im Begehren, denn das Gleichnis des ewigen Zentrums war wohl bereits vor der Schöpfung von Sonne und Sterne in der äußeren Wesenheit, aber es war nicht ausgebildet und angezündet.

9.88. So setzte das Herz Gottes den Willen der Dreizahl in die herbe Schöpfung, in die Matrix der Natur, in das Herz der Ausgeburt, in das firmamentische Herz am Ort der Sonne, und schuf mit dem Geist seines Mundes durch die Schöpfung am Rad herum die sieben Gestaltungen des Zentrums der Natur. Denn wie sich das Rad drehte, so ging auch die Schöpfung magisch voran, mitten im Willen des Drehens.

9.89. Und weil die Ausgeburt der Erde ein Sinken des Todes war, so wendet sich das Leben von diesem Tod aufwärts. Und du siehst, wie die drei Planeten (Saturn, Jupiter und Mars), als die Gestaltungen des Zentrums der Natur, die den Geist des Zentrums und das Haus des Geistes machen, über der Sonne hinaufstrebend stehen, durch die das Leben seinen Anfang nimmt, und wie die drei Gestaltungen zum Leib und zur Beweglichkeit unter der Sonne nacheinander hinabstrebend stehen (Venus, Merkur und Mond), durch welche die Leibwerdung entsteht, und wie das Herz als die Sonne in ihrer Mitte ist. Und so steht die Gestaltung aufrecht und aufwärts zum Firmament, wie ein Mensch.

Johann Georg Gichtel, „Der ganz irdische, natürliche und finstere Mensch in den Sternen und Elementen“, 1736

(Johann Georg Gichtel, „Der ganz irdische, natürliche und finstere Mensch in den Sternen und Elementen“, 1736. Beschriftung von oben nach unten: Saturn-Hoffart, Jupiter-Geiz, Mars-Neid, Sonne-Eigenliebe, Venus-Liebe, Merkur-Zorn und Mond. Die Spirale von außen nach innen: Saturn > Mond > Jupiter > Merkur > Mars > Venus > Sonne. Der Hund symbolisiert das tierhafte Wesen neben dem Herzen, das von der Schlange umwickelt ist. Neben den Beinen steht die Zuordnung der Elemente: Feuer-Herz, Wasser-Leber, Erde-Lunge, Luft-Blase. Diese etwas seltsame Zuordnung stammt vermutlich aus der hippokratischen und aristotelischen Lehre der Elemente.)

9.90. Das versteht so: Siehe über dem Herzen oder der Sonne steht der Mars, der ein Anzünder des Feuers ist, ein Entzünder des Herzens und ein Zerbrecher der Essenzen, damit das dicke (verhärtete) Wesentliche nicht erstickt bleibe. Deshalb zerbricht er es, damit der Geist die Sinne erwecken kann, denn er wirkt in der Tinktur der Sonne.

9.91. So ist der Mars Gift und Zorn und deutet den Grimm des Feuers an, wie vorn vom Zentrum beschrieben wurde. Er ist die bitter wütende Gestaltung im Rad und verursacht die Essenzen im Blitz des Feuers. Und so ist er auch eine Ursache des Lebens.

9.92. Die Sonne und der Mars haben zusammen das Tinktur-Leben, und die Venus mit dem Merkur und der Sonne haben das Geist-Leben in Form der Luft, und das ist das weibliche Leben, das heißt, die Matrix (die Gebärmutter) als ein weibliches Leben aller Gattungen.

9.93. Und über dem Mars steht der Jupiter, der die Kraft des Herzens ist, und dem gibt der Mars sein Feuerleben, das er aus dem Herzen der Sonne empfängt. Dieser macht das Gehirn (mit dem gedanklichen Verstand), darin der (zertrennende) Mars wohnen kann.

9.94. Und darüber ist der Saturn, der die Kraft zusammenzieht und dem Geist ein Haus macht, nämlich die Hirnschalen und auch die Wesenheit, wie die Haut am Körper. So ist das äußere Leben über der Sonne der Kopf, ein Haus des Geistes, der im Herzen im Feuer entsteht und im Kopf in den fünf Sinnen im Luft-Leben wohnt.

9.95. Und unter der Sonne hinabstrebend ist die Venus, die vom Ausdringen aus dem Feuer aus der Tinktur entsteht, und darin hat sie einen eigenen Schein. Sie macht Wasser und Liebe und ist ein Sinken, denn sie ist eine Ursache der Wesenheit der Sonne und ein Anfangen des unteren Leibes. Auch hat sie die Tinktur und ist eine Ursache und ein Anfangen des Samens zu einem anderen Zentrum zur Fortpflanzung. Denn sie stärkt sich mit der oberen Kraft und nimmt in ihrer Gestaltung des Geistes vor allem vom Herzen und vom Gehirn. Doch alle Gestaltungen begehren sie und vermischen sich mit ihr, denn sie ist die Liebe und das Besänftigende. Also hat sie auch die Kraft aller Gestaltungen und ist wie eine liebliche Sängerin, denn sie singt ein Lied, das alle gern hören und fühlen, wie dem wohl nachzudenken ist.

9.96. Und unter der Venus steht der Merkur, dem die Venus durch ihr Sinken ihre Kraft gibt. Darum ist er auch so lieblich und redet gern von allem Witz (bzw. Wissen) der Natur. Er ist ein behender, schneller Erwecker des Samens, den ihm die Venus gibt, denn er will den Leib aufwecken. Und weil er so viel weiß, deshalb will er in allem wandern und gibt dem Leib die Sprache, weckt ihn auf und gibt ihm die (reflektierenden) Sinne, besonders in das Gehirn und in die Matrix des Samens.

9.97. Unter dem Merkur steht der Mond, und da bleibt das Sinken stehen und ist ein vermischtes Wesen aus allen. Er gibt den Madensack (den verweslichen Körper) und alles, was dahinein gehört. Er nimmt alles an und macht das ganze Bild, wie ein Tier. Er ist die Leiblichkeit, denn in ihm gerinnt die Venus. Er hält alles, denn er läßt nichts sinken, aber steht immer in Furcht vor dem Fall wegen der Erde, die unter ihm steht, denn er fühlt den Zorn in der Erde. Darum fürchtet er sich und läßt nichts (tiefer) sinken, sondern rennt und eilt, als wäre er flüchtig. So ist er falsch (bzw. trügerisch), denn er begehrt das Obere und das Untere, und so heuchelt er mit dem Zentrum der Erde und auch mit dem Zentrum der Sonne.

9.98. Und wie dieses Regiment in sich selber ist, so ist das Regiment aller Kreaturen, und auch ihr Leben besteht so. Damit seht ihr, wie sich das Rad als das Zentrum (im Tanz von Männlich und Weiblich) dreht und der (ganzheitliche) Leib mit den Essenzen stillsteht.

9.99. So laufen die sechs Planeten um die Sonne wie um ihr Herz, geben diesem Kraft und holen ihre Kraft aus der Sonne. Und so windet sich auch das Leben um das Herz und dringt in das Herz. Denn das Geist-Leben drängt sich zur Seele, welche aus dem Herzen und aus der Tinktur des Herzens wie ein Licht brennt. Und dahinein winden sie sich, und so treibt immer einer den anderen voran, und so ist die Gestaltung wie ein drehendes Rad, denn so hat das Geist-Leben seinen Ursprung.

9.100. Die da behaupten, daß die Sonne fortlaufe, die reden wie der Blinde von der Farbe und haben noch nie das Zentrum der Natur erkannt. Obwohl man ihnen nichts anmaßen soll, denn es wurde (im Verborgenen) behalten, bis sich das Siegel der Sonne zum Schall der siebenten Posaune aufgetan hatte. Erkennt dies! Es ist kein Schimpf oder Ruhm. Es gilt euch allen, oder ihr sterbt blind, daran Gott unschuldig ist.

9.101. Die Welt ist nach dem Fall Adams einäugig (auf einem Auge blind) geworden, denn sie hat mit ihrer Erkenntnis unter den sechs Siegeln gelebt, darunter man auch die sechs Planeten verstehen kann. Aber nun tut sich das siebente Siegel auf, und dann werdet ihr (auch) mit dem Auge der Sonne sehen. Wir reden hier, wie wir erkennen und sehen. So versteht uns recht, denn wir wollen euch den schweren Begriff erleichtern. Seht und erkennt es!

9.102. Das ganze Regiment von Gut und Böse dieser Welt kommt in ihrem vielfältigen Leben vom Gestirn. Denn die Sterne sind auch die Ursache, daß die vier Elemente von Feuer, Luft, Wasser und Erde erweckt werden, sonst wäre in dieser Welt alles still.

9.103. So seht ihr dann das Oberregiment vor allem an den sieben Planeten, denn sie sind das Regiment des Geistes, und das ist zweifach: Sie haben das Regiment der Tinktur als das Feuerleben und auch das Regiment der Luft als das Wasserleben.

9.104. Die drei Planeten (Saturn, Jupiter und Mars) über der Sonne führen mit der Sonne das Feuerleben und Regiment, und die drei unter der Sonne (Venus, Merkur und Mond) sind der Ausgang von der Tinktur des Feuers (also die Luft mit dem Wasser) und sind ein Sinken und führen mit der Sonne das Luft-Regiment. Sie haben das weibliche Geschlecht, denn sie haben die Matrix (Gebärmutter) der Wesenheit, und die Oberen haben die Matrix der Tinktur.

9.105. Die Tinktur hält die Seele, und die untere Matrix der Venus den (geronnenen bzw. verkörperten) Geist. So begehrt das Obere das Untere, und das Untere das Obere, und ist trotzdem ein (ganzheitlicher) Leib, denn die Sonne ist das Herz und hat den Glanz der Majestät dieses Prinzips. So versteht ihr die beiden Geschlechter von männlich und weiblich.

9.106. Der Mann ist das Haupt und hat in sich das Oberregiment mit der Tinktur des Feuers, und er hat in seiner Tinktur die Seele, welche die Venus als die leibliche Matrix begehrt, denn die Seele will Geist und Leib haben, und das hat die Matrix der Frauen. So ist das Unterregiment das Weibliche, und ihr Regiment steht im Mond. Denn die Sonne gibt ihr Herz, und die Venus die Tinktur. Aber sie hat keine feurige, sondern wässerige, und darum gibt sie dem Geist Luft und ihre Tinktur steht nicht in der Hitze.

9.107. Darum muß sie der Mann regieren, denn die Tinktur des Feuers ist die scharfe Prüfung aller Wesen. Merkur ist der Erwecker ihrer Tinktur, darum sind sie geschwätzig, und der Mond hat ihre Matrix, der aus allen Planeten ist und sich vor der Erde fürchtet. Darum eilt er so schnell dahin und nimmt seine Kraft im Rad von allen Planeten und Sternen, wo er nur kann.

9.108. Er begehrt heftig nach der Sonne, darum zieht er auch ihren Schein an sich. Und wie sich der Mond nach der Sonne sehnt, denn er ist von irdischer Art und begehrt himmlisches Herz, so sehnt sich auch die weibliche Matrix nach dem Herz des Mannes, nach seiner Tinktur, als nach der Seele, denn die Seele ist das ewige Gut.

9.109. So sehnt sich nun die Natur nach dem Ewigen und wollte gern die Eitelkeit los sein. Und so entsteht das heftige Begehren zwischen dem weiblichen und männlichen Geschlecht aller Kreaturen, damit sich eines nach dem anderen sehnt, um sich (ganzheitlich wieder) zu vereinigen. Denn der Leib versteht das nicht, wie auch der Luft-Geist nicht, allein die beiden Tinkturen, männlich und weiblich, verstehen das (Ganzheitliche).

9.110. Denn ein Tier weiß nicht, was es tut, allein die Tinkturen wissen das, und sie treiben es entsprechend. Denn die Schöpfung steckt in ihnen, und sie sollen die großen Wunder Gottes offenbaren. Denn der Geist Gottes schwebt auf dem Wasser der Venus-Matrix und in der Jupiter-Matrix als in der Gehirn-Matrix und führt die Schöpfung, denn das Herz hat die Venus- Matrix (der begehrenden Liebe) und das Gehirn die Jupiter-Matrix (des gedanklichen Verstandes).

9.111. So fährt der Geist Gottes auf den Schwingen des Windes in seinem Prinzip, aber geht vom Vater und Sohn in der Schöpfung aus und eröffnet die Wunder, die in der Weisheit seit Ewigkeit gesehen worden sind. Darum ist er (der göttliche bzw. ganzheitliche Geist) der Werkmeister aller Wesen und von Gott dazu gesandt.


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