Das Mysterium Magnum

(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)

47. Kapitel - Der Bund von Abimelech und Abraham

Vom Bund Abimelechs und Abrahams, was dieser in der geistigen Darstellung sei, und was der Geist Moses unter seiner Decke hier andeutet. (1.Mose 21.22-34)

Eine sehr edle und schöne Pforte für die Kinder Gottes in Beerscheba

47.1. Lieber Leser, erkenne: Wenn man auch viele hundert Bücher über die Geschichte Abrahams schriebe, so könnte man doch den Reichtum nicht genug aussprechen, der unter dieser Darstellung verborgen liegt. Wir wollen aber den Kindern Gottes in ihrer Schwachheit einen Dienst tun und diese Darstellung ein wenig aufdecken, weil es sonst dem natürlichen Menschen unerkannt bliebe, aber uns der Herr in Gnade so führt, als soll ich ihm hier die Hand dazu leihen und geben. Erkennt es nur gut! Es liegt ein Perlein darunter, das hier aufgedeckt werden soll und doch auch verborgen bleiben, und welches mit aller Welt Gut nicht gekauft werden kann, denn dem Verstand bleibt es verborgen.

47.2. Die äußere Darstellung steht im Text von Moses so: »Zu der Zeit redete Abimelech zusammen mit Pichol, seinem Feldhauptmann, zu Abraham und sprach: „Gott ist mit dir in allem, was du tust. So schwöre mir nun bei Gott, daß du mir und meinen Kindern und Kindeskindern keine Untreue erweisen wollest, sondern die Barmherzigkeit, die ich an dir getan habe, auch an mir tust und an dem Land, darin du ein Fremdling bist.“ Darauf sprach Abraham: „Ich will schwören!“ Und Abraham stellte Abimelech zur Rede um des Wasserbrunnens willen, den Abimelechs Knechte mit Gewalt genommen hatten. Darauf antwortete Abimelech: „Ich habe es nicht gewußt, wer das getan hat. Auch hast du es mir nicht angesagt, so daß ich es heute zum ersten Mal höre.“ Da nahm Abraham Schafe und Rinder und gab sie Abimelech, und sie schlossen einen Bund miteinander. Und Abraham stellte sieben Lämmer besonders dazu. Da sprach Abimelech zu Abraham: „Was sollen die sieben Lämmer, die du besonders dazugestellt hast?“ Er aber antwortete: „Sieben Lämmer sollst du von meiner Hand nehmen, damit sie für mich ein Zeugnis seien, daß ich diesen Brunnen gegraben habe.“ Daher heißt die Stätte Beerscheba, weil sie dort beide miteinander geschworen haben. Und so schlossen sie den Bund zu Beerscheba. Da machten sich Abimelech und Pichol, sein Feldhauptmann, auf und zogen wieder in das Land der Philister, und Abraham pflanzte Bäume zu Beerscheba und predigte daselbst vom Namen des Herrn, des ewigen Gottes, und war ein Fremdling im Land der Philister eine lange Zeit. (1.Mose 21.22)«

47.3. Diese Darstellung erscheint äußerlich, als ob sich Abimelech vor Abraham gefürchtet habe, weil ihm Gott in der Vision zu verstehen gegeben hatte, daß Abraham ein Fürst Gottes sei, weswegen er von Abraham den Bund und Eid begehrte, daß er nicht etwa ihn und seine Nachkömmlinge vertilgte. Aber der Geist Christi unter Moses Decke hat sich hier eine sehr viel andere Bedeutung vorgestellt, mit der er spielte und weissagte. Denn unter allen Geschichten Abrahams, die der Geist Moses aufgeschrieben hat, ist uns eine zweifache Bedeutung zu verstehen, nämlich äußerlich eine Historie, was etwa geschehen sei. Und unter dieser Historie stellt der Geist Christi im Bund seine Bedeutung so artig (kunstvoll) dar, als spielte er damit.

47.4. Denn da ist eben der Ort angedeutet, wohin Hagar mit Ismael floh. Es ist dasselbe Beerscheba und derselbe Wasserbrunnen angedeutet, den der Engel Hagar zeigte, und den Abraham, das heißt, Christus gegraben hatte, wo danach die Christenheit vom Namen des Herrn, des ewigen Gottes in Christus, bei diesem Wasserbrunnen in Beerscheba predigte.

47.5. Und der Bund zwischen Abimelech und Abraham ist der Bund Christi mit der Menschheit, darin Abraham, das heißt, Christus geschworen hatte, er wollte die Menschheit nicht verderben. Wie er dann auch sagte, als er ins Fleisch kam, er wäre nicht in diese Welt gekommen, um die Welt zu richten, sondern damit er die Welt selig mache, das heißt, segne und den Bund halte.

47.6. Die innere heilige Bedeutung versteht so: Abimelech und Pichol, welche mit Abraham wegen des Bundes geredet hatten, stellt der Geist hier in Form von Gott des Vaters und dann im Bild der Natur vor. Abimelech als König deutet den Vater in der Seele Eigenschaft an, und Pichot, sein Feldhauptmann, deutet die Natur an, als Gottes Amtmann. Diese beide nahen sich dem Bild Christi, als Abraham, denn diesem Christus waren die Menschen gegeben worden, denn er sollte ein Fürst Gottes in und über die Menschheit sein.

47.7. Nun hatte sich aber die Natur aus des Vaters Eigenschaft in falsche Lust hineingeführt, das heißt, in menschlicher Natur, denn sie begehrte Sara als die Freie, das heißt, die himmlische jungfräuliche Matrix in irdischer tierischer Eigenschaft zu offenbaren, welches in Adam geschah, als er seine weibliche Eigenschaft in eine trierische Lust hineinführte. So deutet nun hier der Geist in Moses auf diese Bildung und stellt unter König Abimelech Adam in des Vaters Eigenschaft und Natur vor.

47.8. Gleichwie sich Adam gelüsten ließ, sich mit seiner weiblichen Eigenschaft, als mit der Mutter der heiligen Geburt, in der irdischen tierischen Mutter zu offenbaren, oder in der Venus-Tinktur die Wurzel oder den Grund des dritten Prinzips zu kosten oder zu schmecken, so ließ sich hier König Abimelech in derselben Natur, das heißt, der männlichen, aus des Vaters Eigenschaft, nach der jetzt erregten Mutter des Bundes in Form von Sara gelüsten, um sie zu erkennen (bzgl. der „Zeugung“), welches der heilige Gott nicht haben wollte, und kam deshalb in Abimelech und erschreckte diese Lust-Natur und drohte ihr mit Strafe und Untergang.

47.9. So erkennt nun in König Abimelech die Seele aus des Vaters Eigenschaft, und in Pichol die äußere Natur, als das dritte Prinzip, das der Seele wie des Königs Feldhauptmann oder Knecht dient. Und in Abraham erkennt Christus in der Menschheit oder im Glaubens-Wesen des Bundes, wie der Geist in dieser Darstellung deutet und spielt.

47.10. Gott der Vater bringt die arme Seele, als den König menschlicher Eigenschaft, nachdem sie sich gelüsten ließ, durch ihren Knecht aus dem Leib der Natur zu Christus. Und so spricht die Seele zu Abraham in Form von Christus: „Warum hast du mir nicht gesagt, daß Gott in Sara, als in diesem Bild sei? Warum hast du mir nicht gesagt, daß sie deine Frau ist? Das heißt, die Frau (bzw. Weiblichkeit) von Christus, der des „Weibes Samen“ in dieser Mutter genannt wird, so daß ich mich an ihr fast vergriffen hätte.“

47.11. Das heißt, die Seele Adams erkannte Christus in ihrer himmlischen Matrix in der Venus-Tinktur nicht, sondern meinte, sie wäre das schöne glänzende Kind. Darum ging sie mit dieser heiligen Tinktur in eigene Lust. Doch als nun Gott der Seele diese heilige Tinktur im Bund zeigte, da sagte die Seele: „Ich habe es nicht gewußt, daß diese weibliche Eigenschaft, wie sie in mir war, Gottes Weiblichkeit ist, der durch sie gebiert.“ Und sprach durch den Feldhauptmann, als durch die äußere Natur, zu Abraham in Christus: „Nun nimm hin deine Frau, als die himmlische Matrix (Gebärmutter) in mir. Denn siehe, Gott ist mit dir in allem, was du tust. Das heißt, ich will dir wiedergeben, was ich in die Meinheit genommen habe, nämlich die in mir verschlossene und nun in dir erweckte Matrix der göttlichen Welt Eigenschaft. Nimm sie hin, sie ist deine Frau.“ Und als sie Abraham, das heißt, Christus nahm, da wurden alle Frauen und Mägde Abimelechs und seiner Knechte als Evas Töchter durch die Frau von Christus, als durch Sara, im Bund in der himmlischen Matrix geheilt, so daß sie wieder Gottes Kinder gebären konnten.

47.12. Da sprach nun die Seele in des Vaters Eigenschaft zu Abraham in Christus, dem alle Macht über die Menschheit gegeben worden war: „So schwöre mir nun bei Gott, daß du mir, meinen Kindern und Kindeskindern keine Untreue erweisen wollest, sondern die Barmherzigkeit, die ich an dir getan habe, auch an mir tust und an dem Land, darin du ein Fremdling bist!“ Das ist so gesprochen, als ob Gott der Vater in der Seele mit Christus seinem Sohn, dem er die ganze Menschheit zum Eigentum gegeben hatte, redete und sprach: „Weil ich dir die Gewalt in der menschlichen Eigenschaft, welche mein ist, zum Eigentum gegeben habe, so schwöre mir nun bei Gott, das heißt, vertiefe dich damit in einen essentiellen Eid oder ewigen Bund, daß du meiner Natur in menschlicher Eigenschaft, noch den Kindern, als den Ästen aus ihrer Eigenschaft aufs neue geboren, noch ihren Nachkommen (das heißt, die in wilder Eigenschaft, da oft ein gottloser Mann oder eine gottloses Frau sich miteinander vereinigen, so daß das eine gottlos ist und das andere fromm) keine Untreue erweisen willst, das heißt, auch ihren Kindern. Sondern die Barmherzigkeit, die ich an dir getan (indem ich dir diese himmlische Matrix wiedergab, welche in Adam in meinem Grimm gefangen wurde und an deinem Bild in meinem Zorn verblich) und die ich an deinem Bildnis getan habe, auch du an dem Land tust, also am äußeren Menschen, darin Gottes Kinder das himmlische Bildnis tragen, daß heißt, an dem Land, darin du ein Fremdling bist.

47.13. Denn Christus ist in unserer irdischen Menschheit ein Fremdling, und unsere irdische Menschheit macht öfters unsere Kinder und Kindeskinder an Gott fremd. Darum sagte der Natur-Vater in der seelischen Eigenschaft zu Christus: „Du bist ein Fremdling in unserem Land.“ Wie dann auch Christus selbst sagte, sein Reich wäre nicht von dieser Welt, das heißt, vom irdischen Menschen. Christus aber sollte die Barmherzigkeit in diesem fremden Land tun (d.h. der fremden Menschheit) und die Kinder, die darin geboren würden, nicht verstoßen, wie es der Vater an seinem Bild der himmlischen Menschheit, die in Adam verblich, getan hatte. Dieses sollte Christus in Gott schwören, wie er dann auch im Propheten Hesekiel schwört: »So wahr ich lebe, ich will nicht oder habe nicht Lust am Tod des Gottlosen oder Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe. (Hes. 33.11)« Denn auch Abraham in Form von Christus sprach: »Ich will schwören!« Das heißt, ich will es tun.

47.14. »Und Abraham stellte Abimelech wegen des Wasserbrunnens zur Rede, den Abimelechs Knechte mit Gewalt genommen hatten.« Das heißt, Christus stellte die Seele zur Rede, weil der Seele Knechte, als die Essenz der Natur, der himmlischen Leiblichkeit, als Christi Leib in Adam, den Quellbrunnen der Essenz genommen hatten, dadurch das himmlische Bild erstarb oder verblich. Denn in der Seele feurigen Essenz quillt Christi heiliges Wasserbrünnlein hervor. Aber der Seele Essenzen hatten diesen Brunnen göttlicher Süßigkeit in eigenwilliger Gewalt genommen und in sich zu einer anderen Eigenschaft verwandelt.

47.15. Da antwortete Abimelech, das heißt, die Seele: »Ich habe es nicht gewußt, wer das getan hat.« Das heißt, ich habe es nicht gewußt, daß mich der Teufel betrogen hatte, so daß die falsche Lust in meiner Natur-Essenz entstanden war, und wer den Schaden getan hat. »Auch hast du es mir nicht angesagt.« Das heißt, du hast es mir nicht gesagt, als dein (ganzheitliches) Bild in mir war, daß dieser heilige göttliche Quellbrunnen dein wäre, den meine Knechte, als meine Essenz, zur Ichheit gemacht haben. »Dazu habe ich auch bis heute nichts davon gehört.« Das heißt, du hast es mir nicht geoffenbart, daß dieser Quellbrunnen dein Sitz ist, bis heute, das heißt, heute, da du dich wieder in Adam mit einem Gnadenbund in mir offenbart hast, weil ich deine Stimme in mir hörte.

47.16. »Da nahm Abraham Schafe und Rinder und gab sie Abimelech, und beide schlossen einen Bund miteinander.« Das heißt, da nahm Christus seine Schafe, das sind die Kinder, in denen der Bund offenbart wurde, als die Juden, und seine Rinder, das sind die Heiden, und gab sie dem Vater und sie schlossen zwischen Christi Geist und Menschheit, zwischen den Juden und Heiden einen ewigen Bund miteinander, so daß es Eine Menschheit sein sollte, und nicht zwei.

47.17. »Und Abraham stellte noch sieben Lämmer besonders dazu.« Diese sieben Lämmer sind die sieben Eigenschaften der natürlichen Menschheit Christi, die er in unserer Menschheit offenbarte. Und daß der Geist „besonders“ sagt, das heißt, daß Christus in seiner Menschheit der sieben Eigenschaften eine besondere Person sei, so daß wir Menschen, als Juden und Heiden, die wir in seine Gnade kommen, nicht sagen sollen „wir sind Christus“, sondern wir sind sein Haus, in dem er wohnt. Die Gewalt des heiligen Wasserbrunnens ist sein, und wir sind nur Zweige an seinem Baum. So ist er mit den sieben Lämmern der göttlichen Eigenschaft in uns „besonders“, und sie sind nicht des Menschen Ichheit.

47.18. Nur in der wahren Gelassenheit sind Christus und der Mensch ganz Eins. Wenn der menschliche Wille außer Christus nichts mehr will, sondern sich ganz in Christus ergibt, dann ist er der Ichheit abgestorben, und allein Christus lebt in ihm. Auch um anzudeuten, daß seine kreatürliche Person mit den sieben Eigenschaften der Menschheit unter uns als eine besondere Person als ewiger Hohepriester wohnen sollte.

47.19. Da sprach Abimelech zu Abraham: »Was sollen die sieben Lämmer, die du besonders dazugestellt hast?« Das heißt, Gott der Vater spielte durch die Essenz der Seele in dieser Darstellung mit Christi Bildung in Abraham und sprach: „Was sollen deine sieben Eigenschaften unserer göttlichen Natur besonders sein? Wenn du die Menschen neugebären und in ihnen wohnen sollst, warum willst du auch deine sieben Eigenschaften unserer göttlichen Natur in eine besondere menschliche Person darstellen?“ Und Christus antwortet in Form von Abraham: »Sieben Lämmer sollst du von meiner Hand nehmen, daß sie mir ein ewiges Zeugnis seien, daß ich diesen Brunnen gegraben habe.« Das heißt so viel wie: Christus spricht zu seinem Vater in menschlicher Person: „Du sollst die Gestaltung oder das Bild meiner sieben Eigenschaften der menschlichen Kreatur zu einem ewigen Zeugnis nehmen, daß ich den Quellbrunnen des ewigen Lebens mit meinem Leiden und Tod in der menschlichen Eigenschaft wieder ausgegraben habe, so daß der menschliche neugegrabene Lebensbrunnen mein ist.“

47.20. Und der Geist in Moses spricht ganz verdeckt: »Darum oder daher heißt die Stätte Beerscheba, weil sie hier beide miteinander geschworen haben. Und so schlossen sie den Bund zu Beerscheba.« Denn dieses ist die überaus teure Stätte, wo Gott der Vater und sein Sohn in der Menschheit miteinander geschworen haben. Die Stätte heißt Beerscheba, als eine Zerschellung des Todes bei dem Brunnen des Lebendigen und Sehenden in der verblichenen Menschheit, wo in Christi Menschheit (die er von uns Menschen angenommen hatte) der Tod zerschellt und zerborsten wurde, und der Brunnen der Liebe aus dem lebendigen Gott in unserer zerschellten Menschheit des himmlischen Teils wieder in die seelische Kreatur quoll. So sagt nun hier der Geist Moses sehr fein, daß diese Stätte „Beerscheba“ heiße („Brunnen des Schwurs“ oder „Brunnen der Sieben“ bzw. in der Natursprache ein „Zerschellen des eigenwilligen Herzens“), wo das Zeugnis dieses Eides als ein Gnadenbrunnen aufgerichtet worden sei.

47.21. Und so wird uns armen Menschen die Stätte Gottes zu Beerscheba gewiesen, wo Gott der Vater einen ewigen Bund in Jesus Christus mit uns geschlossen hat, nämlich in der bußfertigen zerschellten Seele, da sich die arme Seele in diesem teuren Bund und Eid mit zerschelltem Herzen der Buße ganz hineinergibt. So steht ihr der Eid Gottes im Bund Jesu Christi in Beerscheba als in der Seele Zerschellung offen, weil Gott in Jesus Christus geschworen hat, daß er die arme Seele und ihre Kinder und Kindeskinder nicht verderben will, und auch diesem Land der Seele, als dem Körper der Menschheit, keinen Schaden zufügen.

47.22. Hier sollen wir nun unserem lieben Immanuel Jesus Christus vertrauen, der seinem Vater in unserer seelischen Eigenschaft einen teuren Eid geschworen hat, daß er seine Barmherzigkeit und Liebe nicht von uns wenden will. Wir sollen nur zu ihm nach Beerscheba kommen und den Eid als unser Eigentum annehmen, das heißt, mit zerschelltem und bußfertigem Herzen.

47.23. Und Moses sagt weiter: »Als dieses geschehen war, da machten sich Abimelech und Pichol, sein Feldhauptmann, auf und zogen wieder in das Land der Philister.« Das heißt so viel wie: Als Gott der Vater die Menschheit seinem Sohn Jesus Christus mit diesem Bund und Eid übergeben hatte, da ging er mit seinem Regiment, als mit Pichol, das heißt, mit der äußeren Natur, wieder in das Land der Philister, das heißt, in das Regiment der äußeren und inneren Natur, welche philisterhaft, das heißt, nach Gut und Böse geneigt ist. Das deutet an, daß die arme Seele, auch wenn sie den Bund und Eid Gottes angezogen und mit Christus zu Gott geschworen hat, dennoch diese Zeit wieder im irdischen Leib, als unter der heidnischen philisterhaften Essenz des Fleisches wohnen mußte, welches diesem König Abimelech, als der armen Seele, ein steter Gegensatz ist, der nur den Bund und Eid verläßt und sich in seiner philisterhaft eigenlüstigen Begierde in die Ichheit wie in ein eigenes Land hineinführt.

47.24. Damit wird den armen Christen angedeutet, daß sie mit der neuen Geburt in diesem philisterhaften Fleischhaus zur Herberge als völlige Fremdlinge innerlich liegen müssen und über diese Zeit nicht ganz erlöst werden können. Denn Pichol, der Seele Feldhauptmann, als die Natur, muß diese Zeit in Böse und Gut regieren und wirken, und muß dem edlen Bild Christi, als der neuen Geburt, ein hartes Kreuz und stetige Anfechtung sein, dadurch das edle Perlenbäumlein bewegt und wachsend gemacht wird, wie auch ein Bäumlein aus der Erde in Hitze und Kälte, im Wind, Regen und Schnee wachsen muß. So auch das edle Bäumlein Jesu Christi, das in Beerscheba, als in der irdischen Hütte, ein Fremdling mit Abraham ist.

47.25. Und der Geist in Moses sagt weiter: »Abraham aber pflanzte Bäume zu Beerscheba und predigte daselbst vom Namen des Herrn, des ewigen Gottes, und war ein Fremdling im Land der Philister eine lange Zeit.« Dies heißt so viel wie: Der Geist Christi in Abraham, wenn die Seele den Bund und Eid angenommen hat, so daß sie in rechter Buße zerschellt ist, pflanzt Bäume in Beerscheba, das heißt, er gebiert dem irdischen Menschen himmlische Zweiglein in diesem bußfertigen Herzen im fremden Land und predigt aus diesen neuen Zweigen vom Namen des ewigen Gottes, und wohnt eine lange Zeit, als die Zeit des ganzen irdischen Lebens, in dieser philisterhaften Hütte.

47.26. Und so ist dies eine wahrhaftige Darstellung des armen bußfertigen Sünders, der in Christi Geist nach dem innerlichen Menschen eine neue Kreatur wird, wie er in die Buße eingehen und im zerschellten Gemüt in sich Christi Bäumlein aus Christi Geist pflanzen müsse, und mitten unter der Menge bösartiger Menschen, auch mit dem Perlenbäumlein Christi in einem fremden Land, als im bösen verdorbenen Fleisch und Blut, wohnen und hier vom Namen Gottes lehren und die heidnischen philisterhaften Kinder unterweisen müsse, damit sie durch seine Predigt zu ihm nach Beerscheba, das heißt, in die wahre Buße kommen.

47.27. So fein und kunstvoll spielt der Geist in Moses mit dem Bild Christi in einer äußerlichen Historie von einfältig kindlicher Gestalt, und zeigt uns an, wie wir immerfort in Anfechtung, Gefährlichkeit und Widerwärtigkeit stehen werden müssen, und wie Gott seine Kinder so wunderlich errettet, daß auch diejenigen, vor denen sie sich fürchten und die sie beleidigen wollen, schließlich einen Friedens-Bund in ihrem Gewissen mit ihnen machen müssen, und auch wie die arme Seele vor großen Ängsten und Schrecken keine Ruhe in sich habe, sie komme denn durch ernste Buße in Christus zu Gott und mache einen Bund mit Christus in Gott, so daß das furchtsame Gewissen und die Natur getröstet werden. Ansonsten gibt es nur Not, Angst und Schrecken. Wie auch Abimelech geschah, als er in falscher Lust nach Sara entzündet war. Da erschreckte Gott sein Gewissen, so daß er zu Abraham ging und sich vor ihm demütigte und neben großer Schenkung einen Bund mit ihm schloß. So geht es auch allen Kindern Christi, wenn sie die Anfechtung erdulden und im Glauben beständig bleiben, dann müssen sich schließlich alle ihre Feinde schämen und zurückweichen, wie in dieser Geschichte zu sehen ist.


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