Das Mysterium Magnum

(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)

48. Kapitel - Die Versuchung Abrahams zum Opfer Isaaks

Wie Gott Abraham versuchte und damit die Bildung von Christi Opfer in seinem Leiden und Tod vorstellte. (1.Mose 22)

48.1. Nachdem der Geist in Moses diese Darstellung des göttlichen Bundes, der in Jesus Christus mit seinen Kindern aufgerichtet wurde, vorgezeichnet hatte, wie wir armen Eva-Kinder aus diesem irdischen Willen der Eigenheit ausgehen sollten und müßten und in Christus mit einem neuen Willen und Leben geboren werden, so stellt er nun hier in der Geschichte dar, wie dasselbe zugehen würde und solle, nämlich wie Christus unsere Seele und Menschheit seinem Vater wieder aufopfern soll und wie er als ein Opfer in Gottes Zornfeuer geworfen werden und der menschlichen Seele Ichheit und Eigenwillen im Grimm Gottes absterben soll, um mit dem göttlichen einigen Willen Gottes durch den Tod und Zorn hindurchzudringen und den Tod, der die Menschheit gefangenhielt, zu zerschellen und zu Spott zu machen. Und so sollte er die menschliche Seele wieder Gott seinem Vater in den einigen, ewigen und göttlichen Willen hineinführen und ihm das Reich, das er ihm in der Menschheit gegeben hatte, wieder überantworten, damit danach und in Ewigkeit allein Gott Alles in Allem sei, und die Kreatur nicht mehr in eigenem Willen lebe, sondern nur als ein Werkzeug göttlicher Stimme in einer göttlichen Harmonie erschalle und der ganze menschliche Baum nur Einer in allen seinen Zweigen und Ästen sei.

48.2. Diese Bildung stellt der Geist in Moses bis zum Ende aller seiner Schriften ganz klar dar und spielt unter der äußeren Bildung mit der inneren, die ewig bleiben soll. So will ich diese Geschichte von Abrahams Versuchung mit seinem Sohn Isaak auch in der geistigen Bildung darstellen, was damit verstanden werden soll. Denn obwohl die Gelehrten gedeutet haben, Gott habe Abraham versucht, damit er sähe, ob er im Glauben an ihn beständig bleiben wolle, so hat es doch noch eine weit andere Bedeutung, denn Gott weiß wohl vorher, was der Mensch tun werde. So kann auch der Mensch ohne seine Gnade in der Versuchung nicht bestehen, wie an Abraham zu sehen war, als er seine Frau vor Könige Abimelech verleugnete, als er nach Gerar zog.

48.3. Abraham wird hier in Adam vorgestellt, und sein Sohn Isaak wird in Christi Menschheit vorgestellt, und die Stimme, die zu Abraham geschah, gehört Gott dem Vater. Diese drei stehen hier in der Bildung des Prozesses zum Werk menschlicher Erlösung, wie Abraham als Adam sein Bild in Isaak als in Christus der Stimme Gottes im Feuer Gottes aufopfern sollte, damit die Menschheit im Feuer Gottes geprüft werde.

48.4. So sprach nun die Stimme Gottes zu Abraham: »Abraham!« Und er antwortete: »Hier bin ich!« Das heißt, Gott rief Adam in Abraham als alle Menschen und sprach: »Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, und gehe in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berg, den ich dir sagen werde.« Hier sieht der Geist mit Isaak auf Christus, denn in Isaak lag der Bund und das Dasein des Glaubens von Abraham, aus welchem Christus kommen sollte. So sprach nun Gottes Stimme zu Adam in Abraham: »Nimm deinen Sohn, den du liebhast, und opfere ihn zum Brandopfer auf dem Berg, den ich dir sagen werde.« Das heißt, die Juden als Adams Kinder sollten Christus zum Brandopfer opfern, das heißt, das göttliche Sein sollte sich in Adams Wesen hineinergeben, und dieses Wesen sollen Adams Kinder Gott miteinander im Feuer Gottes opfern. Und das deutet an, daß sich ein jeder Mensch, wenn er das Glaubens-Sein empfangen hat, Gott ganz aufopfern soll und im Feuer Gottes seines eigenen Willens absterben, um im göttlichen Glaubens-Wesen durch das Opfer im Feuer Gottes neugeboren zu werden.

48.5. Deshalb sagte der Geist in Moses: »Deinen Sohn, den du liebhast.« Nämlich deinen eigenen Willen, der sich in die Eigenliebe hineingeführt hat. Dieser Eigenwille muß Gott geopfert werden, damit er im Feuer Gottes die Eigenliebe verlasse und seine Eigenheit ganz übergebe und nicht mehr sich selber wolle und lebe, sondern Gott. Und das deutet recht an, wie sich Christus in unserem menschlichen Willen, der sich in Adam von Gott abgetrennt oder abgewandt hatte, in Adams Person wieder Gott seinem Vater ganz opfern und ergeben sollte, und wie der Grimm Gottes den Willen verschlingen sollte, nämlich den Willen, darin sich Adam in die Ichheit hineingeführt hatte.

48.6. In diesem Verschlingen des Zornfeuers sollte das Liebe-Sein im Glaubenswort der göttlichen Kraft, als der wahre, in Adam geschaffene Mensch, gefaßt und im Feuer des Verzehrens erhalten werden. Gleichwie das Silber und Gold in der Prüfung, darin das Kupfer und alles andere Unreine verraucht und allein das Gold oder Silber im Feuer besteht. So sollte auch die menschliche angenommene Eigenheit samt dem angenommenen Schlangen- und Tierwesen und alles, was nicht im göttlichen Feuer besteht, im Opfer verzehrt werden, damit wir in der Person Christi wieder einen ganz lauteren Zugang und offenen Gnadenbrunnen hätten. So sollte Christus seinem Vater unseren menschlichen Willen der Eigenheit aufopfern und ihm wieder übergeben, und eben am Berg Morija, das heißt, in seinem Tod und Sterben, wo er für alle und in allen der menschlichen Ichheit absterben sollte. In gleicher Weise, als wenn der Stamm des Baumes stirbt, auch alle seine Äste mit ihm sterben, aber wenn sich der Baum verjüngt, er auch seine neue Kraft wieder in seine Äste führt, welches wohl der äußeren Natur nicht möglich ist, aber in Gott ist es möglich. Wie am dürren Stab Aarons zu sehen ist, der seines Saftes und Lebens abgestorben war und doch in einer Nacht grünte und schöne Mandeln trug.

48.7. So sprach nun Gott: »Auf einem Berg, den ich dir sagen werde.« Das heiß, es sollte nicht nach Abrahams Willen geschehen. So soll es auch in uns nicht nach unserem Willen geschehen, daß wir uns vorschreiben wollten, wo und wie wir uns in Christus dem Vater opfern wollen, wie Babel es tut. Nein, sondern auf dem Berg, das heißt, an dem Ort in der Eigenschaft und in dem Tod, wie ihn uns der Herr zuschickt. Wir sollen nur mit Abraham gehorsam sein und uns willig dahinein ergeben, wenn er uns sich opfern will, und uns nicht selber geißeln, schlagen und plagen, sondern nur mit unserem Willen in ihn versinken und warten, bis uns der Herr den Ort zeigt, wo und wie er uns sich opfern will. Wir sollen ihm nur unser ganzes Herz und den eigenen Willen mit Leib und Seele opfern und ferner ihm anbefehlen, was er mit uns tun will und wo er uns im Bild Jesu Christi nach dem Leib opfern will. Und wenn uns der Herr mit seinem Kreuz zum Opfer ruft oder uns des zeitlichen Todes aufopfern will, dann sollen wir mit Abraham sagen: „Hier bin ich, Herr! Tue, was du willst.“

48.8. »Und Abraham stand früh am Morgen auf und gürtete seinen Esel, nahm zwei Knechte und seinen Sohn Isaak mit sich und spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging an den Ort, von dem ihm Gott gesagt hatte.« Diese Darstellung versteht so: Wenn uns die Stimme Gottes ruft, dann sollten wir mit Abraham alsbald gehen, denn „früh“ heißt, wenn die Stimme wie eine Morgenröte anbricht. Wenn uns Gott in uns ruft, so daß dem Menschen der Gedanke einfällt, du sollst Buße tun und umkehren, dann ist es früh (und noch nicht zu spät). Dann soll er seinen Esel als den tierischen Menschen alsbald mit Gewalt gürten, selbst wenn er schreit: „Harre noch, auch morgen ist Zeit!“ So soll es gleich im ersten Anblick des Willens zu Gott geschehen, denn das ist die Hirschkuh, die früh gejagt wird, wie der prophetische Geist deutet. Denn früh mit der Stimme Gottes sollte Christus diesen Esel gürten und zum Opfer führen.

48.9. Und die zwei Knechte, die Abraham mitnahm, deuten auf die Seele vom ersten Prinzip und auf die Seele dieser Welt, als den äußeren Geist des äußeren Lebens. Denn diese müssen mit Isaak als mit Christus im alten Abraham als in Adam zum Opfer Gottes gehen. Und Abraham, das heißt, der Mensch Adam in seinen Kindern, muß das Holz, darauf das Opfer verbrannt werden soll, selber spalten. Das heißt, wenn er Christus bekennt, dann spaltet er der Gottlosen Herz, welche mit ihm zum Tod und zum Opfer Gottes eilen. Denn Adam hatte in seiner Menschheit Gottes Liebe und Zorn gespalten, und so sollte jetzt auch Abraham das Holz zum Opfer spalten. Denn auch Christus sollte den Tod und das Leben voneinander spalten und sich auf diesem zerspaltenen Holz des Todes und Lebens in Gottes Zorn opfern lassen.

48.10. »Und am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah die Stätte von ferne.« Hier deutet der Geist auf Adams Schlaf, als er der englischen Welt entschlief und er am dritten Tag nach seinem Einschlafen, als nun die Frau aus ihm gemacht und der Fall geschehen war, Christus als die Stätte Gottes im Bund von ferne sah. Auch ist darin die Auferstehung Christi am dritten Tag eingeschlossen, als er seine Stätte, wo er die Menschen Gott seinem Vater aufopfern und ihm übergeben wollte und sollte, von ferne sah, als das Jüngste Gericht und letzte Opfer. Auch deutet es an, daß Abraham im Geist das Opfer Christi von ferne, nämlich zukünftig in mehr als 2000 Jahren sah. Und daß der Geist sagt, Abraham habe seine Augen am dritten Tag erhoben und die Stätte gesehen, ist gar nichts anderes, als daß Christus unsere menschlichen Augen am dritten Tag aus dem Grab von den Toten wieder in Gott erhoben hatte, und daß dies zur Zeit Abrahams noch fern gewesen war. So spielt der Geist mit dieser Darstellung auf das Zukünftige an.

48.11. »Und Abraham sprach zu den zwei Knechten, die er mitnahm: Bleibt ihr hier mit dem Esel. Ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen.« Diese Darstellung versteht im Inneren so: Die zwei Knechte mit dem Esel sollten dableiben und diesmal nicht mit zum Opfer gehen, denn nur Abraham und Isaak sollten das verrichten. Das heißt, wir armen Eva-Kinder sollen mit unserer inneren und äußeren Seele, als mit dem ersten und dritten Prinzip unseres Lebens, diese Zeit mit dem Esel, als mit dem äußeren Leib, hier in dieser Welt bleiben. Aber Christus in Isaak und Abraham in Adam sollten hin zum Opfer gehen. Das heißt, Christus stand in Abrahams als Adams Person und auch in seiner himmlischen Menschheit, und der sollte allein hingehen und das Opfer seines Leibes dem Zornfeuer seines Vaters aufopfern und für uns in Gott seinem Vater anbeten. Darum sagte er: »Er wollte dorthin gehen.« Das heißt, wenn er sein Leben aufopfern würde, dann wollte er dorthin gehen, und das heißt zu Gott gehen und für uns bei Gott anbeten.

48.12. Das deutet seine Himmelfahrt nach der Menschheit an: Als er das Opfer verrichtet hatte, ging er dorthin und betete in unserer angenommenen Menschheit in Gott seinen Vater an. Das heißt, unsere angenommene Seele in göttlicher Kraft und Eigenschaft betet und vertritt unsere Schwachheit und Unwissenheit in und vor Gott. Darum sagt Abraham: »Wir wollen dorthin gehen und anbeten.« Das heißt, wir als Gott und Mensch. »Und wenn wir angebetet haben, dann wollen wir wieder zu euch kommen.« Das heißt, wie armen Eva-Kinder müssen dieweil mit dem Esel warten, bis die Zeit seines Opfers und Gebets vollendet ist. Denn dann kommt er wieder zu uns, wenn wir den Lauf des äußeren seelischen Lebens vollendet haben.

48.13. Auch deutet es an, daß er von der Stätte, wo er hingefahren ist, wenn die Zeit seines Opfers im Gebet vollendet sein wird, gewiß wieder zu uns kommen und mit der kreatürlichen Menschheit sichtbar unter uns wohnen will, wie dann auch die zwei Engel zu den Männern von Israel sagten, als er zum Himmel fuhr: »Ihr werdet diesen Jesus wiederkommen sehen, wie er aufgefahren ist.« Welche Zeit jetzt nahe und seine Stimme, um die Braut zuzubereiten, schon erschollen ist. Und wir sollen dies für keine ungewisse Dichtung halten. Der Morgenstern und Bote der Verkündigung ist erschienen.

48.14. »Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak (auf dessen Schultern). Er aber nahm das Feuer und Messer in seine Hand, und so gingen die beiden miteinander.« Die innere Bedeutung versteht so: Adam hatte Gottes Liebe und Zorn in sich zerspaltet und sich mit dem kreatürlichen Leben in den Zorn hineingeführt, der die irdische Eitelkeit in sich gefaßt hatte. Und jetzt deutet der Geist Moses hier auf diese Bildung, wie Christus unsere eingeführte Sünde (der Zerspaltung) auf sich nehmen und zum Feueropfer tragen sollte.

48.15. »Und Abraham nahm das Messer und Feuer.« Abraham deutet Adam an, welcher das Zornfeuer Gottes in sich nahm, und das Messer deutet den Tod an, daß Christus getötet und in Abrahams, das heißt, in Adams Zornfeuer dem Vater aufgeopfert werden sollte. Und das deutet klar an, daß es Abraham als Adam Christus antun sollte, denn von Menschen sollte Christus geopfert werden. Weil der Mensch Adam das Feuerholz, als die Sünde, zum Opfer auf sich genommen hatte, mußte es auch der Mensch, als die Juden, dem Zorn Gottes opfern, auf daß der Mensch durch den Menschen versöhnt würde, das heißt, durch die Menschheit Christi.

48.16. »Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: „Mein Vater!“ Abraham antwortete: „Hier bin ich, mein Sohn.“ Und er sprach: „Siehe, hier ist Feuer und Holz, aber wo ist das Schaf zum Brandopfer?“ Abraham antwortet: „Mein Sohn, Gott wird sich ein Schaf zum Brandopfer ersehen.“ Und so gingen die beiden miteinander.« Diese teure Darstellung versteht so: Der Geist spielt hier in Christi Person, welcher in großer Demut in Adams Menschheit gekommen war, und stellt sich seinen Vater in Adams Essenz mit seiner himmlischen Menschheit dar, und spricht: „Siehe, mein Vater, hier habe ich nun die Sünde und den Tod in der Menschheit auf mich genommen. Und hier ist nun auch das Feuer deines Zorns, als die zertrennten Lebensgestaltungen menschlicher Eigenschaft, der Ichheit und des Eigenwillens. Und damit habe ich nun das Holz, darin dein Zornfeuer brennt. So habe ich hier das Holz, als aller Menschen Sünde, und auch dein Feuer zum Opfer: Doch wo ist nun das Schaf, als das geduldige Lamm, das da in diesem Feuer geopfert werden soll?“ Und Abraham antwortet aus seinem starken Wesen des Glaubens: »Mein Sohn, Gott wird sich ein Schaf zum Brandopfer ersehen. Und so gingen die beiden miteinander.«

48.17. Hier stellt sich Christus in Isaaks Form in unserer angenommenen Menschheit seinem Vater dar und spricht: „Wo ist nun das Schaf zum wahren Versöhnungsopfer?“ Denn der Glaube Abrahams hatte das geduldige Schaf ergriffen, das in Isaak lag, nämlich die himmlische Menschheit, welche Gott im Glaubens-Wesen in unserer verblichenen himmlischen Menschheit eröffnen wollte, und sagte: „Gott wird sich ein Schaf zum rechten Brandopfer ersehen.“ Und deutet heimlich auf die himmlische Menschheit, welche Gott in Christi Menschheit, als in unsere Menschheit, hineinführen würde, und die sollte das geduldige Schaf sein, das sich Gott ersehen würde, welches Abraham schon im Glauben ergriffen hatte und darauf deutete.

48.18. Und daß der Geist in Moses sagt: »Und so gingen die beiden miteinander.« Und zwar zum Opfer, das deutet unsere adamische Menschheit und Christi himmlische übernatürliche Menschheit göttlicher Wesenheit an, daß diese beiden miteinander zum Opfer Gottes gehen sollten, wie dann Christus seine himmlische Menschheit in unserer Menschheit dem Vater am Kreuz geopfert hat, und mit der himmlischen unsere, im Zorn Gottes gefangene, versöhnt und im Feuer des göttlichen Zorns erhalten hat, wie das Gold im Feuer der (reinigenden bzw. heilenden) Tinktur erhalten wird.

48.19. »Und als sie an die Stätte kamen, die ihm Gott nannte, baute Abraham dort einen Altar und legte das Holz darauf und band seinen Sohn Isaak, legte ihn auf den Altar oben auf das Holz, streckte seine Hand aus und faßte das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.« Dies ist nun der Ernst, nämlich die Darstellung, wie Gott seinen Sohn durch Adams Kinder in Form von Abrahams Kindern, den Juden, binden wollte, das heißt, unsere Sünde binden und auf das Holz legen, das heißt, ans Kreuz hängen, als an die Bildung der heiligen Dreifaltigkeit, die im Menschen zu einem hölzernen irdischen Kreuz geworden war, wo zuvor das Lebenskreuz als die Bildung der Gottheit in Adam geistig und heilig (bzw. ganzheitlich) gewesen war, die sich aber in der irdischen Lust irdisch und wie hölzern gemacht hatte. So sollte auch der Tod, als das Sterben des heiligen Kreuzes im Menschen, an einem hölzernen irdischen Kreuz Gott wieder geopfert werden, und aus dem irdischen Tod wieder in die heilige geistige Bildung gewandelt werden.

48.20. Christus sollte nicht geschlachtet werden, sondern angehängt und an Händen und Füßen durchstochen, denn der Zorn Gottes war in dem Wandel unserer Hände Werk und unserer Füße Gehen aufgewacht. So durfte auch Isaak als Form Christi nicht geschlachtet und auch nicht verbrannt werden, denn er war nicht der rechte, sondern nur die Bildung in unserer Menschheit, denn er konnte dieses Opfer in seinen Kräften nicht verrichten. Und das deutet an, daß wir mit Christus wohl gebunden und auf das Holz gelegt werden, auch um Christi willen sterben müssen, aber wir können mit unserem Tod dieses Opfer nicht erreichen, so daß wir es selber in Gottes Zornfeuer vollendeten und Gott mit unserem Tod versöhnten, sondern allein Christus hat es getan. Gleichwie es auch Isaak nicht tun konnte, sondern das Glaubens-Sein in Abraham und Isaak, aus welchem Christus entstanden ist, das tat es und kann es noch heutigen Tages in den Christen durch Christus in seiner Menschheit in uns tun.

48.21. Und wie Isaak in Christi Bild dargestellt wurde, als sollte er das Opfer sein, so muß auch ein jeder wahrer Christ mit Isaak in Christi Bild eingehen, sich willig in den Tod Christi hineinergeben, seine Sünde mit dem Willen im Geist Christi binden und auf dem Altar Christi opfern, und willig der Sünde absterben wollen. Dann kommt Gottes Stimme, wie zu Abraham und zu Hagar in der Wüste Beerscheba geschah, und spricht: „Tue der Natur, als deinem Sohn, nichts! Nun weiß ich, daß du Gott glaubst.“

48.22. Es muß aber soweit mit dem bußfertigen Sünder kommen, wie hier mit Abraham und Isaak, da Isaak schon gebunden auf dem Holz lag und Abraham das Messer faßte, um ihn zu schlachten. So sehr muß es Ernst sein, daß der sündige Mensch die Sünde mit allen Sinnen und Gemüt bindet, und sich in den Prozeß ganz hineinergibt, daß er nun der Sünde absterben will und sie im Glauben und Vertrauen zu Gott in Christi Tod opfert. Er muß das Messer mit Abraham in die Hand nehmen, das heißt, das Werk der ernsten Buße tun und das Absterben der Sünde ganz ins Gemüt fassen. In das Tun muß es kommen, und nicht nur vor den Altar treten und sagen „Ich bin ein Sünder, aber Gott hat Christus für mich geopfert!“, und den sündigen Willen beibehalten, sondern die Sünde in Christi Tod binden und sich ganz mit allen Kräften auf diesen Altar des Brandopfers auf das Holz legen.

48.23. Der bösartige irdische Wille muß gebunden werden und mit Ernst übergeben und auf Gottes Altar in Christi Tod hineingeworfen und in Christi Sterben mit geopfert werden. Nicht nur den Schalk trösten und mit Christi Tod kitzeln und sagen, Gott nehme die Sünde in Christi Bezahlung von uns, wir müssen uns nur dessen trösten und es von außen annehmen. Nein, Nein, das gilt nicht! Sondern der Sünde in Christi Tod mitsterben und Christi Opfer in seinem Tod anziehen, und als ein gehorsamer Isaak in Gottes Erbarmen im Geist und Christi Willen in Christus mit und in ihm auferstehen, so daß uns Gott auf dem Altar des Sündenopfers wie Isaak in Christus rechtfertigt, der das wahre Opfer in der Darstellung Isaaks ist.

48.24. Nicht, wie es Babel lehrt. Es muß Ernst sein und nicht nur trösten, sondern wie Abraham Gott gehorsam sein. Dann ziehen wir Christi Leiden und Tod an, und nur dann gilt Christi Tod in uns, und das heißt, ihr seid aus Gnade in Christi Verdienst selig geworden. Doch nicht der Wille der Ichheit erreicht das, sondern der in Christi Tod eingeht und stirbt. Zu diesem Sterben des eigenen Willens muß es kommen, damit der Seelenwille der Sünde im Fleisch, als des Fleisches Lust, gram werde, so daß sie Feinde werden, sonst ist Christi Tod niemandem etwas nütze.

48.25. Und Moses sagt: »Da rief ihn der Engel des Herrn vom Himmel und sprach: Abraham, Abraham!« Das heißt so viel wie: Wenn der Mensch seinen Willen ganz übergibt und des Herrn Mund gern gehorsam sein will, und sich in Christi Leiden und Tod, wie auch Spott ergeben hat, so daß er nun in Kreuz und Leiden Gott unter Christi Blutfähnlein stillhalten will, dann ruft Gott den Menschen mit einer zweifachen Stimme, wie hier Abraham, als Gott sagte: »Abraham, Abraham!« Das heißt, er ruft ihn in seiner eigenen Stimme, in seinem Wort, und auch in der Stimme menschlicher Essenz. Das heißt, er öffnet ihm in sich das göttliche Gehör, so daß er Gott von außen in seinem Wort seiner Diener hört, und auch von innen in seinem eigenen Lebenswort, als in der sinnlichen Stimme, die sich in Babel bei den Kindern Nimrods zerteilte und in die Geister der Buchstaben faßte, als dann die geistige Zunge verdichtet wurde. Doch hier geht sie wieder in der unverdichteten sinnlichen Zunge auf, so daß der Mensch hört, was der Herr in ihm spricht. Davon aber Babel nichts weiß, noch wissen kann, noch will, sondern in der verdichteten Zunge am Babel-Turm immer hinauf in einen Himmel der menschlichen Ichheit steigt und Christi Röcklein von außen über sich hat. Aber die zweifache Stimme hat sie nicht, und darum hört sie auch nicht, wenn Gott Abraham ruft.

48.26. »Und Abraham antwortet: „Hier bin ich!“ Er sprach: „Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts, denn nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und deinen einzigen Sohn nicht verschont hast um meinetwillen.“« Das versteht so: Wenn der Mensch seine Ichheit, als seinen eigenen Willen oder Sohn, ganz übergibt und sich ganz zum Sterben in Christi Tod zugerichtet hat, dann tritt die Natur des Menschen in Trauer, denn sie hat ihr Recht verloren. Dann ruft der Geist Gottes durch die Seele: „Tu deiner Natur nichts! Nun weiß ich, daß sie mir ergeben ist, und daß sich die Seele in Gott getraut hat, auch das äußere Leben um Gottes willen zu lassen, und mir ihren Willen in Gehorsam übergeben hat.“ Wie hier Abraham seinen Willen ganz in Gott ergeben hatte, und er nun tun wollte, was ihn Gott sagt.

48.27. Und wie Abraham seinen Sohn nicht verschonte und ihn in den Tod geben wollte, so verschonte auch Gott seinen Sohn nicht und gab ihn für uns in den Tod. Und so sollen auch wir unseren Eigenwillen nicht verschonen, sondern lieber alles verlassen wollen, was der eigene Wille besessen und beliebt hat, und allem zeitlichen Wesen um Gottes Willen gern absterben wollen, sei es ein Fürstentum oder Königreich, zeitliche Ehre oder Gut, oder was es sein möge, welches alles unser lieber Sohn ist. Das alles muß ein Christ im Gemüt übergeben und sich nur als einen Diener darin schätzen und achten, auch das zeitliche Leben nicht als sein eigenes betrachten, sondern im Gemüt von aller Kreatur abgehen. Dann liegt er so gebunden auf dem Holz des Brandopfer-Altars und erwartet die Stimme Gottes vom Himmel, welche ihm zuruft und seines Lebens Stimme und Mund wird. Und das heißt, wahrhaft mit Abraham an Gott glauben, darin Gott im Menschen glaubt. Dann spricht Gott: „Nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und ihm allein vertraust.“ Denn der menschliche Wille versinkt in das allerlauterste Wesen Gottes.

48.28. »Da erhob Abraham seine Augen und sah einen Widder hinter sich in der Hecke mit den Hörnern hängen, und ging hin und nahm den Widder und opferte ihn zum Brandopfer anstatt seines Sohnes. Und Abraham nannte die Stätte: „Der Herr sieht.“ Daher sagt man noch heute: „Auf dem Berg, wo der Herr sieht.“« Das ist das goldene Bild, nämlich daß die Abtötung und das Sterben nicht den wahren Menschen betreffen, sondern den Widder (bzw. „Widerwillen“) mit seinen Hörnern, der in Fleisch und Blut in den Dornen der Sünde hängt, und deutet vor allem an, daß der wahre Seelenmensch in Christus und seinen Kindern in diesem Brandopfer Gottes nicht sterben sollte. Sondern nachdem er den Willen seiner Ichheit Gott ergeben hat, dann öffnet ihm Gott die Augen, daß er hinter sich den Widder als den wilden bösartigen Fleisches-Willen erkennt und kennenlernt, welcher Wille mit seinen stoßenden Tierhörnern in der Dornenhecke des Teufels in Fleisch und Blut hängt, nämlich in der Begierde der Eitelkeit der Welt in eigener Lust. Diesen erkennt die gelassene Seele und opfert ihn zum Brandopfer anstatt der wahren Natur. Denn die wahre Natur wird in diesem Brandopfer vom Widder des Fleisches erlöst. Die Hörner sind des Teufels Eingriffe, und die Dornenhecke ist das Schlangen-Sein, das von Adams Lust eingeführt wurde.

48.29. So sollen wir in diesem Bild verstehen, daß nicht der ganze Mensch in Christi Person dem Zorn Gottes gegeben werden sollte, so daß er den adamischen Menschen ganz verschlingen und verzehren soll. Nein, sondern nur den wilden Widder, als den Widerwillen, die Eigenschaft der Abweichung, aber die Lebensessenz sollte ewig bleiben. Denn der Adam, den Gott ins Paradies schuf, der soll ewig bleiben. Aber die Zertrennung der Lebensgestaltungen, indem sie sich zertrennt und in die Eigenschaft zur Ichheit hineingeführt hatten, davon der Streit und Widerwille im Menschen entstand, dieser bösartige Widder mußte in Christus im Feuer von Gottes Zorn geopfert werden, nämlich die eingeführte Sucht und der Widerwille. Das war das Tier zum Brandopfer. Aber das Lamm Gottes in Adam soll nicht im Feuer verzehrt werden, sondern nur sein Blut (des Lebens) ergießen, um sich mit der menschlichen Natur wieder ganz in das Eine, als in das ewige Nichts jenseits aller Natur zu versenken. Und dann heißt diese Stätte: „Hier sieht der Herr!“ Das bedeutet, wenn der Widder geopfert ist, dann ist diese Stätte der Tempel Gottes, wo der Herr sieht.

48.30. Und so redet der Geist in Moses ganz verdeckt davon und sagt: »Daher man noch heute spricht: Auf dem Berg, wo der Herr sieht.« Der Berg ist die Lebensnatur, darin der Herr nicht allein in Abraham und Isaak gesehen hat, sondern er sieht in Christi Geist noch heute auf diesem Berg in den Kindern Gottes (in ganzheitlicher Umsicht). Wenn nur der Widder geopfert wird, dann sieht der Geist Gottes durch die Natur, wie die Sonne durch ein Glas scheint oder ein Feuer ein Eisen durchglüht.

48.31. Darum soll der Mensch nicht so töricht sein, und sein ganzes Leben in seiner Buße und Umkehrung martern wollen und ins Feuer des Todes opfern, ohne Befehl Gottes, sondern nur die Sünde und Eigenliebe der Eitelkeit. Nur den Widder soll er opfern, aber der Natur nichts tun, sie nicht schlagen, geißeln oder in ein Loch kriechen und den Leib verhungern lassen. Nein, er soll nicht das Bild Gottes dem Tod aus seinem Vorsatz übergeben, sondern den Widder. Er verdient nichts mit eigener Plage, denn Gott hat sein Herz dahin gewandt, daß er uns von Plage und Marter erlöse.

48.32. Wenn sich die Seele mit der wahren Natur vom Widder des Fleisches abgewandt hat, dann soll sie den Widder dem Tod Christi opfern. Aber sie soll in großer Demut und Gelassenheit in Gott stehenbleiben und sich nicht weiter martern, weder mit Zweifel, noch mit anderen äußerlichen Handplagen, und der Natur ihre Notdurft geben und sich selbst nicht kränken, denn sie ist Gottes Tempel und Bild. Sondern nur den Widder im Fleisch soll sie alle Stunden töten, als des bösartigen Fleisches eigene Lust und Willen zur Ichheit dieser Welt, auch wenn das Fleisch unruhig wird, wenn es verlassen soll, was es gern hätte. Dessen soll sich die Natur und Seele nicht annehmen, auch nicht so um des Fleisches willen sorgen, wo es Nahrung herbekommen werde, sondern sich Gott anbefehlen und in seinem Ruf wie ein Tagelöhner im Dienst seines Herrn gehen, und Gott für den Widder sorgen lassen, was er ihm geben will.

48.33. »Und der Engel des Herrn rief Abraham abermals vom Himmel her und sprach: „Ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr: Weil du solches getan hast und hast deinen einzigen Sohn nicht verschont, will ich deinen Samen segnen und mehren, wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresufer, und deine Nachkommen sollen die Tore ihrer Feinde besitzen, und durch deine Nachkommen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast.“ So kehrte Abraham wieder zu seinen Knechten zurück. Und sie machten sich auf und zogen miteinander nach Beerscheba und wohnten daselbst.« Dies ist nun das Siegel des Glaubens: Wenn sich der Mensch Gott ganz ergibt, dann schwört Gott in der Menschheit bei sich selbst, daß er den Menschen segnen will, daß sich seine Lebensessenz in seiner Kraft hinfort ausbreiten und durch Weisheit in einen großen Baum göttlicher Essenz wachsen soll, dessen Frucht und Erkenntnis unendlich und unzählig sein wird. Wie er Abraham schwor, daß aus seinem Leib oder seiner Lebensessenz viele Völker entstehen sollten, auch wie seine Lebensessenz die Tore der Feinde, als des Teufels und Todes, besitzen soll, wie er dann hier von Christus und seiner Christenheit deutet, daß sie des Teufels Reich zerstören und seine Tore im Menschen zerbrechen sollen: Ein solches vermag der Glaube in den Kindern Gottes.

48.34. Denn sobald im bußfertigen Menschen das Gericht des irdischen Menschen gehalten worden ist, so daß die Seele den bösartigen Fleisches-Willen, als den Willen der tierhaften Seele, verwirft und ins Gericht zur Verdammnis des Todes stellt und sich ganz in Gott ergibt, dann schwört Gott in Jesus Christus diesen Eid in die Seele und setzt sie zum Fürsten über die Feinde, als über die stolzen Teufel, und zu deren Richter, so daß die Seele Macht über sie bekommt, um diese zu vertreiben.

48.35. Nach diesen Geschichten erzählt nun Moses, wie sich der Segen Abrahams ausgebreitet hat, und deutet auf seinen Bruder Nahor, wie ihm Milka acht Söhne geboren habe, daraus große Völker entstanden sind, wie die Syrier, welche zwar nicht aus dem Glaubens-Wesen wie Abraham in der Linie Christi entsprossen, aber aus dem natürlichen Adam, über den auch Abrahams Segen ging. Denn die Historie ist so fein gezeichnet, daß man sehen kann, wie Gott nicht allein die natürliche Linie Christi aus Abraham und Isaak erwählt hat, sondern auch die Linie der Natur im adamischen Baum, die er heranführen und sich ihnen offenbaren wollte, um sie in die Linie Christi einzupfropfen, nämlich welche an Gott gläubig werden würden, das heißt, welche des göttlichen Wesens in der Stimme fähig sein würden, wenn sich ihr Wille zu Gott richtet.

48.36. Wie dann in dieser Darstellung abermals zu sehen ist, wie Gott das Reich der Natur im Menschen nicht verworfen hat, sondern daß er es in Christus aus Angst und Widerwillen erlösen will, und daß ein Mensch im Reich der Natur verinnerlicht bestehenbleiben sollte und müßte, gleichwie Abraham, nachdem er dieses Opfer verrichtet hatte, wieder mit seinem Sohn und den zwei Knechten nach Beerscheba ging und dort wohnte. Darunter deutet der Geist in Moses an: Als Abraham den Stand in der Bildung Christi vor dem Herrn verrichtet hatte, sei er wieder in sein natürliches Geschäft gegangen, nämlich in das Wirken dieser Welt Wesen, nach Beerscheba, das heißt, in die Mühe, dahinein uns Adam geführt hat, wo ein Kind Gottes in der Zerschellung der Natur, als in Beerscheba, in Gott mit Lehren und Beten wirken muß, und auch in der Natur mit Handarbeiten, um den äußeren Menschen zu ernähren und die Wunder der äußeren Welt im geformten Wort zu betreiben und in Bildungen zur Beschaulichkeit der Weisheit Gottes zu formen und zu offenbaren helfen.

48.37. Auch um anzudeuten, daß ein Kind Gottes in dieser Welt Wesen nicht alle Tage und Stunden in der Wirkung der geistigen Bildung steht, so daß es sein Geist sehen und erkennen könne, sondern auch in natürlicher Bildung, darin der Geist Gottes im Werk der Natur mitwirkt und sich in anderer Eigenschaft in ihm offenbart. Wie bei Abraham und allen Heiligen zu sehen ist, daß sich ihnen oft Gott in der Bildung Christi offenbart, aber auch in Kreuz und Mühe, in Anfechtung und Widerwärtigkeit der Natur des verdorbenen Adams, so daß sie in Schwachheit und Gebrechen gelebt haben, wie alle Adamskinder.

48.38. Und wir sollen diese Darstellung zu Abraham in allem, was der Geist Moses und Esra aufgeschrieben hat, nicht anders ansehen und betrachten, als ein Vorbild Christi und Adams, als des Reichs Christi und des Reichs der Natur, wie ihm Gott die Bildung Christi und seiner Christenheit vorgestellt habe, wie er den Menschen von der großen Mühe wieder erlösen wolle.

48.39. Daneben wird auch immerfort das Reich der Finsternis in Leid und Qual vorgestellt, wie dieses auch nach dem Menschen greift, und wie der Mensch hier in einem Acker stehe und wachse, darin oft die Sonne göttlicher Liebe über ihn scheint, oft aber auch Gottes Grimm und Zorn, und wie der Mensch bewährt und geläutert werden müsse. Und das beste Stück darin ist dies, wie sich der Mensch im Glauben und ganzen Vertrauen Gott ergeben und stillhalten müsse, um ihn in sich wirken zu lassen, und wie er seine eigene Natur bändigen lernen und zu Gott führen soll, so daß sie in allen Dingen begehre, Gottes Werkzeug und Diener zu sein, und anders nichts wirken wolle, was nicht zu göttlicher Offenbarung in den Wundern der Natur und zur Beschauung göttlicher Weisheit gehört, und dagegen des Teufels Eigenwillen und alle Begierde zur Ichheit verwerfen.

48.40. Und wir sollen die aufgeschriebene Geschichte bei Moses von den Erzvätern nicht so blind ansehen, wie die Juden und Babel es tun, als ob es nur leere Geschichten wären. Nein, es sind auch nicht allein Vorbilder Christi und Adams, als des alten und neuen Menschen, sondern heimliche Deutungen der verborgenen geistigen Welten, was danach nach dieser Zeit sein werde.

48.41. Der Verstand soll wissen, daß sich der Geist Gottes eben nicht im Werk bemüht hat, weil er die Historien der Alten darstellen wollte, die doch meistenteils kindisch und einfältig aussehen. Nein, es ist uns zum Vorbild und zur Lehre dargestellt.

48.42. Dafür hat der Geist Gottes die größten Wunder vorgestellt, die er im Menschen vollbringen wollte, und dazu ganz einfältig und kindisch, um damit des Teufels überheblichen Stolz und des Verstandes Klugheit zum Narren zu machen.

48.43. Und man erkenne, daß in der Demut und Niedrigkeit die größte Kraft und Tugend samt den Wundern liegen, und wie Gott allen Dingen so nah sei, und ihn doch kein Ding begreift, es sei denn, es steht ihm still und ergibt den eigenen Willen: Dann wirkt er durch Alles, gleichwie die Sonne durch die ganze Welt.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter