Das Mysterium Magnum

(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)

32. Kapitel - Die Arche Noah im Bund Gottes

Vom Bund zwischen Gott und Noah. (1.Mose 6.8 - 8.14)

32.1. Gott sprach zu Noah: „Mit dir will ich einen Bund schließen und aufrichten, und du sollst mit deinen Söhnen, deiner Frau und den Frauen deiner Söhne in den Kasten (der Arche) gehen.“ Damit haben wir ein großes beachtliches Beispiel an Noah und seinen Kindern: Der Bund wurde mit Noah geschlossen, denn der Geist in ihm war ein Erblicken des geformten Wortes im Anfang und Ende der Zeit. Und der Anfang und das Ende war das ewige Wort, das sich im Bund vermählt hatte. In diesem Bund fand die Seele Noahs, als das geformte Wort der ewigen Natur, Gnade und erlangte die Verwirklichung des Gnadenbundes.

32.2. Wie dann sein Name in der Natursprache eigentlich eine Beschauung des Anfangs und Endes heißt. In diesem Anfang und Ende, als im ewigsprechenden Wort des Vaters, welches sich im menschlichen Leben wieder eröffnen wollte, stand die Gnade für Noah, so daß Gott den Bund mit ihm verwirklichte.

32.3. Und wir haben ein treffliches Beispiel, das wohl der Erklärung würdig ist, an den drei Söhnen Noahs, welche in dreierlei Linien aus dem Stamm Adams in ihren Eigenschaften waren. Wie dann auch dreierlei Völker aus ihnen entstanden, aber Gott sie dennoch im Gnadenbund alle drei samt ihren Frauen einschloß und sie mit in die Arche und in die zweite Monarchie gehen hieß, und auch den fleischlichen Ham nicht ausstieß.

32.4. Dieses ist erstlich hoch zu betrachten, wie allen Menschen eine Gnadentür offensteht, und daß Gott keine Wahl in die Natur vorbestimmt habe, sondern daß die Wahl aus dem freien Willen entsteht, wenn er sich vom Guten in das Böse wendet.

32.5. Zum Zweiten ist es ein Bild der drei Prinzipien, nämlich Sem aus der geistigen Lichtwelt im Bund, Japhet aus der Feuerwelt, welche der Lichtwelt Hausgenosse sein sollte und ein Spiegel der großen Freuden in der Lichtwelt, und Ham als eine Figur des Stoffs der Erde, daran der Fluch und Zorn Gottes hängt. Diese drei nahm Gott alle in den Bund mit Noah und führte sie in den Kasten (der Arche, lat. arca für Kasten bzw. „Behälter“).

32.6. Denn ein jeder Mensch hat diese drei Welten an und in sich, und der Bund wurde darum im Wort gegeben, damit der ganze Mensch erlöst werden sollte.

32.7. Denn Japhet bedeutet die Feuerseele, und Sem das Bildnis Gottes aus der Lichtwelt als der Geist aus dem heiligen Wort, und Ham bedeutet den Stoff der Erde mit dem äußeren Regiment der Luft und des magischen Luftgestirns samt dem Leib, welcher durch den Bund vom Fluch erlöst werden soll und aus der Erde wieder auferstehen. Für diese drei Prinzipien waren die drei Brüder ein Bild.

32.8. Aber nicht, daß einer aus einem Prinzip allein entstanden sei. Nein, Sem und Japhet hatten auch Hams Eigenschaft in sich, wie sich danach bewies, welch ein bösartiges Volk die Juden waren. Man spricht hier allein vom Oberregiment, welches Prinzip die Kreatur im äußeren Leben in seiner Bildung gehabt habe.

32.9. Denn Ham hatte das äußere, irdische und elementische Reich in der Bildung, das im Fluch stand. Darum wurde auch sein Bild von seinem Vater im Geist verflucht, denn das irdische Bild soll nicht Gottes Reich erben. Aber er hat auch eine Seele aus Adam, die im Bund stand. Doch der freie Wille macht in einer solchen Herberge selten etwas Gutes und erlangt gar leicht den Fluch über die Seele. Wie man dann sieht, daß der Fluch danach über dieses Geschlecht gekommen ist, so daß sie Israel mit dem Einzug ins gelobte Land vertilgen mußte, wenn auch nicht alle, aber der Fluch war über sie gekommen.

32.10. Ein sehr großes Geheimnis liegt auch im Kasten Noahs, den ihn der Herr so bauen hieß, und ihm zeigte, wie hoch, lang und breit er sein sollte, und auch mit drei unterschiedlichen Böden, wie auch von den Kreaturen, die er dahinein führen hieß. Das ist ein so großes Geheimnis, daß es der boshafte Mensch nicht wert ist zu wissen, und wir es auch nicht im Grund erklären sollen. Denn es hat seine Zeit, darin es offenstehen soll, nämlich in der Lilienzeit, wenn Babel sein Ende hat. Jedoch, um unserem Zweig, welcher aus unserem Wesen dieser Lilie zu seiner Zeit hervorbrechen und wachsen soll und eine Rose in der Lilienzeit sein wird, einen Anlaß zu geben, wollen wir es ihm in einer heimlichen Deutung entwerfen.

32.11. Das Geheimnis der heiligen Dreifaltigkeit, die drei Prinzipien, die drei Söhne Noahs, die drei Männer, welche Abraham im Hain Mamre erschienen, das Gesicht des großen Tempels in Hesekiel und die ganze Offenbarung des Johannes gehören in diese Bildung, wie auch der Tempel zu Jerusalem.

32.12. Stell dir das Bild des Kastens mit seinen drei Böden, seiner Höhe, Länge und Breite vor und setze ihn in die drei Prinzipien. Eröffne in den drei Prinzipien das Geheimnis der Hierarchien Christi in drei Unterschiede der Himmel, welche doch nur einer sind, aber in drei Eigenschaften, wie Feuer, Licht und Luft drei sind, und doch nur Eines. Setze in diese Unterschiede die drei Söhne Noahs und fahre aus ihren Eigenschaften in die Welt, in ihre Monarchie, die bis ans Ende der Tage währt. So stelle dir das geformte Wort nach allen drei Prinzipien vor, dann wirst du allen Grund finden. Vor allem stelle dir Moses, Elias und Christus in ihrer Erscheinung und Verklärung auf dem Berg vor. Von all diesen Bildern ist der Kasten Noahs das erste (ursprüngliche) Bild, und die Hierarchie Christi ist die Erfüllung am Ende der Tage. Das sei den Unseren genug.

32.13. Und der Herr sprach: »Gehe in den Kasten, du und deine ganze Familie, denn ich habe dich gerecht gesehen vor mir zu dieser Zeit.« Sonst sagt die Schrift: »Vor dir ist kein Lebendiger gerecht, wenn du Sünde zurechnen willst.« Aber hier sagt Gott: »Dich habe ich gerecht gesehen vor mir zu dieser Zeit.« Doch nicht die Kreatur war der Gerechte ohne Übel, sondern der, der sich in Noah zu dieser Zeit aus dem Bund eröffnete, den das Übel dieser Zeit reute, und der sein Reuen in Gottes Liebe und Erbarmen hineinführte. Und so führte er die Gerechtigkeit des Erbarmens in das Reuen hinein und offenbarte den reuenden Geist im Wesen des Bundes in der Kreatur. Auf diese Weise war Noah gerecht vor Gott zu dieser Zeit, da sich der Bund in ihm bewegte. Der Geist sagt klar: »Zu dieser Zeit.« Darunter (bzw. darin) liegt die Gerechtigkeit.

32.14. Denn diese Zeit ist die Bewegung des Bundes, welche Noah gerecht machte. Denn das war die Zeit, als Noah sein Leben im Mutterleib bekam. Und so erblickt sich der Geist aus dem göttlichen Wesen des geformten Wortes mit seinem ersten Lebensblick im Anfang, daraus das Leben gekommen war, und im Ende, das das Reich Christi war. In diesem Blick empfing das Leben Noahs die Gerechtigkeit im Ziel des Bundes zu dieser Zeit, denn das war die Zeit in ihm, da er gerecht befunden wurde.

32.15. Acht Personen führte Gott in den Kasten, und von den reinen Tieren jeweils sieben und sieben, das heißt sieben Männlein mit ihren Weiblein. Sieben Personen deuten die sieben Eigenschaften des natürlichen Lebens an, weil Gott aus allen Eigenschaften Kinder in seiner ewigen Arche haben will. Die achte Person war Noah, und unter Noah war der Gerechte. Das war der Bund, daraus das Reich Christi kommen sollte und darin der Kasten Noahs stand. Der Kasten aber hatte drei Böden, das sind die drei Prinzipien in einer einigen göttlichen Offenbarung (als ein Fenster nach oben?), denn eine jede Eigenschaft der drei hat seinen eigenen Himmel in sich und seine gewissen Chöre.

32.16. Die sieben Paare der reinen Tiere (von jeder Art) sind ebenfalls dieses Geheimnis, denn das Zentrum hat sieben Eigenschaften, und in der göttlichen Kraft sind sie doch nur Eine. Aber nach der ewigen Natur nach göttlicher Offenbarung sind derer sieben, und das deutet an, daß die Kreaturen aus diesem siebenfachen Wesen in Ein Leben geführt worden sind, darin ein jeder Grad wieder sieben zu seiner Offenbarung in sich hat, daraus die Unendlichkeit als die Form der Weisheit Gottes erscheint, und daß in der geformten Weisheit deren Bildnis nicht vergehen soll. Obwohl ihr Leben und die Kreatur vergeht, die einen zeitlichen Anfang hat, soll aber die Form in göttlicher Weisheit zu Gottes Wundertat bestehen, nämlich im Wesen des geformten Wortes in der Bildung, wohl nicht zu einer Wiederbringung ihrer Kreatur, sondern zu einem sichtbaren Spiegel in der geformten Weisheit Gottes.

32.17. Von den unreinen Tieren (vermutlich bzgl. der jüdischen Speisegesetze) aber hieß Gott Noah von jeder Art nur ein Paar mit in den Kasten nehmen. Dies versteht so: Das unreine Tier hat zu einem Teil seinen Ursprung aus dem Stoff der Erde, nämlich nach der Grobheit entsprechend der finsteren Welt Eigenschaft. Obwohl sein Geist aus der Natur herrührt, so ist uns aber der Unterschied in der Natur zu betrachten, nämlich was aus dem Qual-Quell der finsteren Welt Eigenschaft im Schöpfungswort mit in eine Verdichtung gegangen ist, so daß mancher unreinen Kreatur ein solches Sein angehangen wurde. Und das deutet uns im rechten Verständnis an, daß die finstere Welt, als die unreine Welt vor der Weisheit Gottes, nur in einer Gestaltung offenbar erscheinen soll, nämlich in der Finsternis. Die Eigenschaften aber sollen nur in den Kreaturen in sich selber offenbar sein, eine jede in ihrer Eigenheit und Art.

32.18. Denn die geformte Weisheit nach der Finsternis ist ihrer aller Himmel, denn diese steht allein nach der Finsternis offenbar, und darin liegt die Eigenschaft verborgen, danach sich Gott einen zornigen und eifrigen Gott nennt. Aus diesem finsteren Himmel nimmt eine jede Kreatur ihre Kraft nach ihrer Eigenschaft. Sie saugt mit ihrer Begierde daraus, wie ihr Hunger ist, und das deutet uns an, daß die unreinen Tiere in der Form entsprechend ihrer Art in der Weisheit der Finsternis als in der Bildung nur in einer Form erscheinen sollen, wie sie zu Anfang geschaffen wurden, und nicht in sieben Eigenschaften nach dem Zentrum der Natur in allen Eigenschaften nach Licht und Finsternis, wie die anderen. Denn sie sind in der Bildung des ersten Prinzips, das im reinen Himmel nur in einer Eigenschaft offenbar sein soll, nämlich nach der feurigen, darin das Licht beweglich und die Weisheit förmlich ist (bzw. daraus das Licht lebendig und die Weisheit formhaft wird).

32.19. Ich will aber den Leser hier ermahnen, unseren Sinn richtig zu verstehen, und mir nicht Kälber, Kühe oder Tiere in ihrem Geist und Körper in den Himmel zu setzen. Ich rede einzig vom Ewigen, von der geformten Weisheit, daraus Böses und Gutes offenbar geworden ist.

32.20. Weiter sprach Gott zu Noah: »Nach sieben Tagen will ich es auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte regnen lassen, und vom Erdboden alles vertilgen, was ein Wesen hat, das ich gemacht habe. (1.Mose 7.4)« Warum sprach Gott: »Nach sieben Tagen soll die Sündflut kommen?« Warum nicht gleich, eher oder später? Warum deutet er ihm sieben Tage an? Darin liegen die sieben Eigenschaften der Natur verborgen, in denen sich das Schöpfungswort in das Dasein eines geformten Wortes eingeführt hatte, nämlich in die Schöpfung der Welt, in der das geformte Wort die Eitelkeit aller Kreaturen bereute und sich im geformten Wort durch die Gebärerin der Natur bewegte, um die Verwirrung zu ersäufen.

32.21. Nun war die erste Bewegung und Einformung des Wortes in der Schöpfung mit Werktagen und Ruhetag in sieben Tagen in eine Form der Zeit eingetreten, und diese stand in ihrer Form noch so. Und weil sich nun das Wort (das da sprach, es wollte alles Leben mit Wasser ersäufen) durch die sieben Eigenschaften der Natur zur Wassergeburt aufschließen und eröffnen wollte, so geschah es in dieser Form, darin es sich mit der Schöpfung hineinbegeben hatte, nämlich in dieser siebenfachen Wirkung, die sich in ihrer eigenen Ordnung eröffnen sollte, und keine Eigenschaft vor der anderen erheben oder entzünden. Sondern wenn sie sich alle sieben nach der Wassergeburt eröffnen würden, dann sollte der einige Quellbrunnen aller Tiefen im Zentrum der Natur aufgehen. Weil sie in sieben Tagen in ihr äußerlich formhaft wirkendes Regiment getreten waren, so ging auch das sprechende Wort zur Eröffnung in sieben Tagen an das Ziel zu seiner Offenbarung dessen, was es wollte, nämlich die Verwirrung zu ersäufen.

32.22. Und das soll niemand als lächerlich ansehen, denn wer das tut, hat unseren Geist und Sinn noch nicht verstanden, noch eine Erkenntnis vom geformten Wort (der „Information“), sondern hat nur einen äußerlichen Naturverstand, gleich einem Vogel, der in der Luft fliegt und nicht weiß, was das Wesen ist.

32.23. Nun fragt der Verstand: „Warum hat es denn gerade vierzig Tage und vierzig Nächte geregnet? Gott hätte doch wohl die Welt in einer Stunde ersäufen können.“ Antwort: In vierzig Tagen war die Verwirrung in menschlicher Eigenschaft geboren worden, als Adam vor seiner Eva im Bild Gottes vierzig Tage und Nächte stand, die im Bild Gottes doch nur wie ein einziger Tag waren. Da wirkte er in seiner Begierde, als im Schöpfen, vierzig Tage die Verwirrung in sich, und zwar in seiner Lust nach der Grobheit der Erde. Denn der gute Teil des Erdenstoffs, der da im Schöpfungswort in eine Masse gezogen worden war, hungerte nach dem bösartigen groben Teil aus der finsteren Welt Eigenschaft.

32.24. Und so entstand in vierzig Tagen im guten Wesen das grobe in seiner Imagination, als ein eigener Wille zur Einfassung der groben Irdischkeit, in der Gutes und Böses offenbar war. Und als dieser Willengeist in der Begierde entstand, ging er in ein eigenes Regiment und drückte das heilige geistige Sein im Wort der Kraft mit feuriger und irdischer Gewalt nieder. Nun fiel Adam in den Schlaf, als in eine Ohnmacht an der englischen und geistigen Welt, und das Weib wurde aus ihm genommen, und so wurden beide in dieser Verwirrung in das äußere natürliche Leben gebildet.

32.25. Diese Verwirrung (Turba) ist es, dahinein auch Gott den Fluch setzte, welche bei Noah zum ersten Mal am Ende war, als Gott sagte: »Alles Fleisches Ende ist vor mich gekommen.« Und aus derselben vierzigtägig geborenen Verwirrung gingen die Brunnen der Tiefe im Wasserquell auf und ersäuften die Verwirrung im Fleisch dieser Geschlechter.

32.26. Denn aus der Sünde Adams kam die Sündflut über die Welt, und diese vierzigtägig geborene Verwirrung war die Sünde im Fleisch. Ansonsten, wenn sich der Wasserbrunnen nicht aufgetan hätte, dann wäre der Feuerbrunnen aus der Verwirrung im Grimm Gottes aufgegangen. Darum sagte Gott, daß es ihn reute, daß er die Kreaturen gemacht hatte. Und sein Reuen ging in die Verwirrung und ersäufte diese.

32.27. Der Leser soll erinnert sein, so oft er die Zahl 40 in der Heiligen Schrift findet, daß sie allemal zum Anfang auf die vierzigtägig geborene Verwirrung weist, wie die vierzig Tage von Moses auf dem Berg Sinai, oder die vierzig Jahre in der Wüste, oder die vierzig Stunden Christi im Grab, oder die vierzig Tage nach seiner Auferstehung vor der Himmelfahrt, sie gehören alle hierher, wie auch alle 40-Zahlen in den heimlichen Deutungen der Propheten. Denn aus dieser Verwirrung ist der Prophet mit seiner Deutung entstanden.

32.28. Daß ich aber sage „Wenn nicht der Wasserbrunnen aufgegangen wäre, dann würde der Feuerbrunnen aufgegangen sein.“, das ist wahr, denn die Kinder der Verwirrung wollten Noah mit dem Kasten im Feuer verbrennen, wenn es ihnen der Höchste mit dem Wasser nicht verwehrt hätte. Denn die Verwirrung des Feuers war in ihnen rege, und das war das Ende der Welt oder allen Fleisches. Denn am Ende soll alles in der Feuer-Verwirrung bewährt werden, die sich entsprechend entzünden wird.

32.29. Ein großes Geheimnis liegt auch darin, daß der Geist in Moses sagt »Noah sei 500 Jahre alt gewesen, als er Sem, Ham und Japhet gezeugt habe«, welches sonst gegen den Lauf der Natur ist, in einem solchen natürlichen Alter noch Kinder zu zeugen. Auch ist es ein großes Geheimnis, daß Gott sagte, er wollte der Welt noch 120 Jahre Frist geben, aber die Sündflut kam im 600sten Jahr von Noah, also im 100sten Jahr nach der Ankündigung. Das deutet eine Verkürzung der Zeit in ihrem natürlichen Lauf an, und auch das Ende der Welt, wie im Kreis des Beschlusses aller Wesen eine Abkürzung sein werde, davon wir in einem eigenen Traktat etwas erklären wollen, wenn es uns zugelassen wird.

32.30. Als Noah in den Kasten ging, spricht Moses: »Und der Herr schloß hinter ihm zu.« Das deutet der (sehende) Geist: Er schloß die andere Zeit der Welt zu (das zweite Zeitalter von Seth), welche am Ende war. Denn als sich das Feuer bewegen wollte, schloß der Herr mit Wasser zu, und damit auch die Tür seines Einganges, weil er in der dritten Zeit (in das dritte Zeitalter bis Abraham) ausgehen und die zweite Monarchie in der äußeren Welt beginnen sollte. Denn die erste Zeit (von Adam) war im Paradies, die zweite unter Seths Eröffnung und in der dritten sollte die Eröffnung von Enos aufgehen.

32.31. Und Moses spricht weiter: »Das Gewässer stand 150 Tage auf Erden. Da dachte Gott an Noah und alle Tiere, und an alles Vieh, das mit ihm im Kasten war, und ließ Wind auf Erden kommen, und die Wasser fielen, und die Brunnen der Tiefe wurden verstopft samt den Fenstern des Himmels. (1.Mose 8.1)« Moses sagt: »Gott dachte an Noah.« Da fragt der Verstand: „Hatte er ihn denn vergessen, obwohl er doch allen Dingen gegenwärtig ist, auch durch alles und in allem selbst ist?“ Hier hängt der Geist in Moses wieder eine Decke vor das Geheimnis, damit es der natürliche Mensch nicht versteht.

32.32. Gottes Denken ist hier der Anfang der dritten Zeit und der Anfang der zweiten Monarchie in den vier Elementen mit den Kreaturen. Denn im Bund mit Noah war die zweite Monarchie mit eingefaßt, und diese kam in diesem Denken aus dem Zentrum der Gebärerin durch die göttliche Weisheit in der Natur hervor.

32.33. Und Moses spricht weiter: »Als das Wasser gefallen war, da habe sich der Kasten auf dem Gebirge Ararat niedergelassen.« Dieser Name deutet uns in der Natursprache einen Berg oder Zusammenfassung eines Wesens aus dem Zentrum der Natur an, nämlich aus der Grimmigkeit, darin sich Gottes Zorn niedergelegt hatte. Und so stand der Kasten auf dem gelegten Zorn. Aber die letzte Silbe in diesem Wort „Ararath“ deutet an, daß sich der Grimm der ewigen Natur aus dem Zentrum in ein webendes Regiment gefaßt habe, und zukünftig durch die Natur wie ein Kriegsmann reiten werde und seine Gewalt in menschlicher Eigenschaft mächtig führen wird, dadurch sie Kriege beginnen, sich in überheblichen Stolz und Gewalt hineinführen, sich untereinander erwürgen und um diesen Berg der grimmigen Macht streiten werden.

32.34. So deutet dieser Berg Ararat die Häuser der Gewaltigen auf Erden an, wie da die großen Burgen und Berge sind, die Gewalt der Reichen und die aus dem Geheimnis der großen Welt entsprungenen Edlen, auf welchem Reich sich die Arche Noah niedergesetzt hatte. Doch über dieses Gebirge der entsprungenen Kriegsgewalt aus dem Zorn Gottes hat sich der Bund mit Noah zum ewigen Herrn gesetzt, als das Reich Christi, welches dieses Reich des Berges aufheben und unter sich drücken soll. Und das deutet uns recht gründlich und eigentlich auch an, daß diese Gewalt auf Erden die Arche Noah, als den göttlichen Bund, in eigenwilliger Gewalt auf sich nehmen und auf sich tragen werde, um diese wie ein Kleid anzuziehen und damit zu prangen, als hätte sie das Reich Christi in eigener Gewalt.

32.35. Und wie sich dieser Berg des grimmigen Zorns Gottes in menschlicher Eigenschaft schmücken und mit der Arche Noah zieren werde, und sagen: „Er sei die heilige Arche Christi!“ Und er wird doch aus dem grimmigen Zorn Gottes bestehen und nur ein antichristliches Reich sein, das zwar die Arche als den Namen göttlicher Heiligkeit im Mund trägt, aber das Herz wird dieser Berg sein, welcher nur ein Gefäß und Haufen des Grimms Gottes ist und mit der Arche über sich gleißen und prangen will. Doch das Herz wird nur die Burgen, Gewalt und Reichtümer der Welt meinen.

32.36. Mehr noch deutet es an, daß die Gewaltigen die Arche als den Gottesdienst mit großen steinernen Häusern und Kirchen auf ihr Herz und ihren Verstand bauen werden. Und diese steinernen Häuser werden ihr Gott sein, dem sie in der Arche dienen, und sie werden um ihre eigenen Steinhäuser mit ihrer Dichtung Kriege führen und um das Bild der wahren Arche streiten, aber nicht bedenken, daß die Arche auf ihrem Berg steht, und daß sie Gott über sie gesetzt habe, damit sie unter dem Reich Gottes in Demut wandeln sollen. Denn sie sollen die Arche auf sich stehenlassen und nicht dem Heiligen Geist seine Gewalt nehmen und mit ihrer erdichteten Gewalt in ihre scheinheilige Form einfassen, um ihn schweigen zu lassen, wie sie es tun, indem sie schreien: „Hier Konsilien, hier Kirche Christi! Das sollt ihr glauben und tun! Das ist der Kirche Gesetz!“ Nein, die Arche steht auf ihnen, und sie sind darunter wie der Berg Ararat unter der Arche. Denn Christus ist die Arche, und nicht der Steinhaufen. Das Konsilium ist unter der Arche Christus, und nicht darüber, denn der Kasten Noahs hat sich über den Berg gesetzt, und das deutet an, daß der Berg den Kasten tragen soll. Wir sollen also die Arche Christi auf uns tragen und den Tempel dieser Arche in uns haben.

32.37. Mehr noch deutet es an, wie sich die Bildung dieser Arche, nämlich das geistige Reich auf Erden, über den Berg der Gewalt und Herrschaft setzen werde und mit dem Berg in der Arche regieren wird, sich des weltlichen Reichs bemächtigen und den Berg als die Gewalt über die Arche führen. Und das alles, obwohl die Arche auf dem Berg stehen soll und Noah mit dem Bund in der Arche sein soll, bis ihn der Herr herausgehen heißt, das heißt, bis Christus die Arche seinem Vater überantwortet.

32.38. Und Moses sagt weiter: »Nach 40 Tagen, als sich der Kasten niedergesetzt hatte, ließ Noah einen Raben ausfliegen, um zu erfahren, ob sich das Wasser gesetzt hätte. Aber der Rabe flog immerfort hin und wieder her, bis das Gewässer auf Erden vertrocknete.« Der Rabe deutet den irdischen Menschen an, wie sich dieser auf dem Berg Ararat, das heißt in der Ichheit und Fleischeslust, zuerst hervortun und sein Reich in die zweite Monarchie erbauen werde.

32.39. Und er werde zwar aus der Arche herauskommen, aber im Reich seiner Ichheit hin und her fliegen und nicht wieder in die Arche eingehen, daraus er in Adam ausgegangen war. Er werde nur ein Geiziger und Fleischfresser der zeitlichen Wollust im eigenen Willen sein und wie der Rabe bleiben, und sich nicht wieder zur Arche wenden, um dahinein zu begehren, sondern das Reich dieser Welt zur Herrlichkeit besitzen wollen. Auch bedeutet es, wie diese Rabenart den ersten Besitz und das Regiment in der zweiten Monarchie haben werde, nämlich als Teufel im Grimm Gottes, wie es die Historien bezeugen, daß es so gegangen war.

32.40. »Danach ließ Noah eine Taube von sich ausfliegen, damit er erführe, ob das Gewässer auf Erden gefallen wäre. Da aber die Taube nichts fand, wo ihr Fuß ruhen konnte, kam sie wieder zu ihm in den Kasten. Da streckte er die Hand hinaus und nahm sie zu sich in den Kasten.« Dies deutet die Bildung der Kinder Gottes an, welche erst danach und unter dem Regiment der Raben-Eigenschaft kommen und in das Regiment dieser Welt geführt werden. Denn sie sind auch mit Adam aus der Arche ausgeflogen, um diese bösartig verdorbene Welt zu schauen und zu probieren, und leben darin. Wenn aber ihr Geist nicht im irdischen Regiment ruhen kann, dann kommen sie wieder zur Arche Noah, welche in Christus aufgetan ist. Und so nimmt sie Noah in Christus wieder in die erste Arche, daraus Adam ausging.

32.41. Mehr noch bedeutet der Rabe das scharfe Gesetz von Moses in der Feuerswacht unter Gottes Zorn, welches den Menschen bindet und tötet und nicht in die Arche hineinführt. Aber das Täublein bedeutet das Evangelium Christi, welches wieder in die Arche hineinführt und am Leben erhält. Denn der Berg Ararat deutet auch Moses Reich (als Bildung) an. Und die Arche, darin das Leben erhalten wird, deutet die Menschheit Christi an.

32.42. »Da harrte Noah noch weitere sieben Tage und ließ abermals eine Taube aus dem Kasten ausfliegen. Die kam zur Abendzeit zu ihm zurück, und siehe ein Ölblatt hatte sie abgebrochen und trug es in ihrem Mund. Aber er harrte noch weitere sieben Tage und ließ wieder eine Taube ausfliegen, aber die kam nicht wieder zu ihm.« Der Geist in Mose zeigt mit diesen drei Tauben und dem Raben, die Noah ausfliegen ließ, ein großes Geheimnis an, das, obwohl er es nicht erklärt, doch gewiß darunter verborgen liegt. Der Rabe deutet auch das Gesetz von Moses durch die Natur an, die in ihrer Eigenheit bleiben will und nicht wieder in die wahre Gelassenheit unter Gottes Gehorsam zurückkehren, sondern durch eigene Gewalt und Wege zu Gott eingehen will.

32.43. Die erste Taube deutet dann den prophetischen Geist an, der unter Moses als dem äußeren Gesetz und Opfer entstand, und weist durch die Opfer wieder in die Arche Noahs und Christi. Denn dieser prophetische Geist ging durch Moses Amt hindurch, flog wohl unter Moses, aber ging mit seinem Deuten wieder in die Arche Christi ein. Wie auch diese erste Taube bei Noah in die Welt flog, aber wieder in die Arche kam.

32.44. Die zweite Taube mit dem Ölzweig, die auch wieder zu Noah in den Kasten kam, deutet das Wort im Bund Noah an, das aus der heiligen Arche Gottes in diese Welt ausging, nämlich in unsere Menschheit, und ein Ölblatt in der Welt abbrach und es Noah brachte. Das heißt, das Wort brach einen Zweig aus unserer Menschheit ab, nahm diesen in das heilige Wort als in den Mund Gottes, wie die Taube das Ölblatt, und brachte den Zweig dem heiligen Noah, das heißt, Gott dem Vater. Daß es aber ein Ölblatt war, deutet die Salbung des Heiligen Geistes an, daß dieser die Menschheit salben (und heilen) und mit dieser Taube wieder in die heilige Arche hineinführen würde.

32.45. Die dritte Taube, welche Noah ausfliegen ließ, doch nicht wieder zur Arche kam, bedeutet das antichristliche Reich auf Erden, das mit seiner Lehre wohl aus der Arche ausgeflogen ist, aber der Geist bleibt auf Erden im fetten Gras in der Ichheit, heuchelt wohl Gott und gibt gute Worte, aber der Mensch will mit Sinnen und Verstand die Welt nicht lassen und wieder zur Arche zurückkehren. Sie bauen sich außerhalb der Arche Lusthäuser zur Wollust des Fleisches und heucheln außerhalb der Arche, und wollen von außen angenommene Kinder sein. Aber in die Arche wollen sie nicht, sondern sagen: „Christus ist in der Arche. Er hat alles bezahlt, und wir müssen uns dessen nur trösten, dann wird er uns wohl hineinführen!“

32.46. Und die andere Partei sagt: „Sie haben Christus in ihrem Heuchelwerk!“ Diese nehmen die Arche mit, wenn sie in ihrer Wollust des Fleisches ausfliegen. Doch sie alle bleiben außerhalb der Arche in dieser Welt, und kommen nicht wieder. Dies deutet die dritte Taube an, denn das antichristliche Reich kommt in Tauben- und Schafsgestalt einher, aber ist nur ein äußeres Bild vom Reich Christi, das in der Kraft des Geistes besteht und in der Arche ist.


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