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(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)
Vom Anfang der zweiten Monarchie, und vom Bund Gottes mit Noah und allen Kreaturen. (1.Mose 8.15-9.19)
33.1. Und Moses spricht: »Da redete Gott mit Noah und hieß ihn aus dem Kasten gehen, samt allen lebendigen Tieren, ein jegliches zu seinesgleichen. Noah aber baute dem Herrn einen Altar und nahm von allerlei reinem Vieh und von allerlei reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar. Und der Herr roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort die Erde nicht mehr um der Menschen willen verfluchen, denn das Dichten des menschlichen Herzens ist bösartig von Jugend an. Und ich will hinfort nicht mehr alles schlagen, was lebt, wie ich es getan habe. Solange die Erde besteht, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.« Moses sagt: »Gott habe den lieblichen Geruch gerochen und in seinem Herzen gesprochen, er wolle die Erde nicht mehr verfluchen, noch alle Kreaturen schlagen um des Menschen willen.« Dies ist ein Gleichnis, wie vorn bei den Opfern Abels beschrieben wurde.
33.2. Denn sein Herz ist das Wort im Bund, welches das Gebet und den Willengeist Noahs durch das heilige Feuer im Opfer in das Wort zur Substanz einfaßte, und in der göttlichen Kraft ist es die Menschheit Christi, die sich im Bund in das Wort der Kraft ergeben sollte. Und daß es roch, das heißt, es begehrte die Menschheit in seine Kraft als einen lieblichen Geruch, und aus diesem Geruch sagte der Geist Gottes, er wollte hinfort die Menschen und Kreaturen nicht mehr verderben, und solange die Erde besteht, sollte dieses Geschlecht so bleiben.
33.3. Denn Noah opferte allerlei reine Tiere und Vögel, und der Geist spricht, er habe diesen Geruch gern gerochen. Nun ging es ihm nicht um den Geruch des Opfers, denn alle Tiere sind doch in seiner Gewalt und vor ihm, sondern um das verborgene Opfer im Bund (das die innere Welt in den Kreaturen roch) mit seinem eigenen Opfer künftig vom Greuel der Eitelkeit zu erlösen und deren Bildung in die heilige Weisheit zu stellen, nämlich in die geistige Welt.
33.4. Als Noah opferte und der Herr, das heißt, der geoffenbarte Gott im Opfer, durch den unoffenbaren heiligen Namen Jehovah, wie durch Jesus, die heilige in Adam verblichene Menschheit roch (das heißt, in der Luft seiner Weisheit schmeckte, wie sie im heiligen Namen Jesu wieder offenbar werden sollte), da segnete er Noah und seine Kinder und sprach: »Seid fruchtbar und vermehrt euch und erfüllt die Erde! Furcht und Schrecken vor euch sei über alle Tiere auf Erden und über alle Vögel unter dem Himmel, und über alles, was auf dem Erdboden kriecht, und über alle Fische im Meer: In eure Hände seien sie gegeben. Alles, was sich regt und lebt, sei eure Speise, wie das grüne Kraut habe ich es euch alles gegeben. Nur eßt das Fleisch nicht, das noch in seinem Blut lebt! Denn ich will auch das Blut eures Leibes rächen, und will es an allen Tieren rächen, und will des Menschen Leben rächen an jeglichem Menschen, wie (auch an) dem, der sein Bruder ist: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden, denn Gott hat den Menschen zu seinem Bild gemacht. Seid fruchtbar und vermehrt euch, und regt euch auf Erden, daß euer viel darauf werden!«
33.5. Als Gott Noah und seine Kinder durch das Opfer aus dem Bund segnete und sie fruchtbar sein hieß, gab er ihnen wieder die ganze Welt mit allem Heer, und alles, was lebt, sollte unter ihnen und ihr eigen sein. Und er gab es ihnen allen gemeinsam, denn er machte da keinen Unterschied zwischen Noah und seinen Kindern, keinen Herrn noch Knecht, sondern machte sie alle gleich, keinen Edlen oder Unedlen. Sondern wie aus einem Baum viele Äste und Zweige wachsen, und allesamt doch nur ein einiger Baum sind, so bestätigte er auch den menschlichen Baum auf Erden, und gab ihnen alle Tiere, Fische und Vögel gemeinsam, mit keinem Unterschied oder Verbot. Nur ihr Leben im Blut sollten sie nicht essen, damit sie in ihrem Leben nicht durch das tierische Leben tierisch würden.
33.6. Gott hieß sie über alle Tiere und Kreaturen herrschen, aber er gab ihnen an dieser Stelle keine besondere Herrschaft übereinander. Denn alle Herrschaft, darin ein Mensch über den anderen herrscht, entsteht aus Ararat, nämlich durch die Ordnung der Natur nach den Eigenschaften, nach dem Gestirn und äußeren Regiment der Fürsten unter dem Gestirn.
33.7. Das wahre Bild Gottes hat kein anderes Regiment in seinen Gliedern, als ein einiger Leib in seinen Gliedern, wie ein Baum in seinen Ästen. Aber das tierische Bild vom Gestirn und den vier Elementen macht sich ein Regiment nach seiner Mutter, daraus es entstanden ist und darin es lebt.
33.8. Auch alle Gesetze und äußerlichen Ordnungen, die Gott dem Menschen anbefohlen hat, gehören alle in die Ordnung der Natur, nämlich in das ausgesprochene geformte Wort. Und dieses hat Gott dem Menschen zum Eigentum gegeben, so daß er mit dem inneren geistigen Menschen der Vernunft nach der Weisheit Gottes darin herrschen und sich selber eine Ordnung (nach dem Geist der Weisheit) machen soll.
33.9. Und über diese Ordnung der Menschen, die sie sich selber machen, hat er sich zum Richter gesetzt und das Jüngste Gericht darüber gestellt, um das Falsche vom Wahren zu entscheiden. Denn über alles, was nicht aus der Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe kommt, ist das Gericht Gottes gestellt, denn es wird durch die falschen Geister der Finsternis in der großen Verwirrung (Turba Magna) geboren und in menschliche Eigenschaft hineingeführt, als eine falsche List und fremde Weisheit, welche das Reich Gottes nicht erben soll.
33.10. Jede königliche und fürstliche Hoheit entsteht samt allen Regimentern nur aus der Ordnung der Natur. Denn im Bild Gottes ist kein Zwang, sondern ein freiwilliger und begehrlicher Liebesdienst, ähnlich wie ein Glied (bzw. Organ) im Leib oder ein Zweig am Baum dem anderen gern dient und sich am anderen erfreut.
33.11. Weil sich aber der Mensch in das äußere geformte Wort von Gut und Böse und damit in das Reich der Natur hineingeführt hat, so hat ihm das Reich der Natur das heilige (ganzheitliche) Regiment genommen und sich mit seiner Gewalt in die menschliche Eigenschaft gesetzt. Will er aber dasselbe wiederhaben, dann muß er wieder aufs neue aus Gott geboren werden, und so kann er mit dem neugeborenen Leben im Geist Gottes über das Reich der Natur herrschen.
33.12. Wohl gibt es auch in den Ordnungen der geistigen Welt Fürstenengel, aber alles ohne Zwang in einem lieblichen Liebesdienst und Willen, wie ein Glied im Leib dem anderen dient.
33.13. Alles, was der Mensch im Reich der Natur unter seine Gewalt zieht, zum Überfluß mißbraucht und seinen Mitgliedern entzieht, die dadurch darben müssen, so daß ihnen damit das freigegebene Recht ganz entzogen wird, das alles wird in die große Verwirrung (Turba Magna) als ein Greuel der Natur eingefaßt und zum Scheidetag (bzw. Entscheidungstag) vor das Gericht Gottes gestellt.
33.14. Nur die Natur fordert die Ordnung und gibt Unterschiede und Ämter. Aber die Verwirrung führt ihren Greuel von der Begierde der finsteren Welt dahinein, wie da sind Stolz, Geiz, Neid, Zorn und Falschheit.
33.15. Diese fünf Untugenden sind im Reich der Natur wie Hurenkinder und sollen Gottes Reich nicht erben. Denn Gott erhält das Reich der Natur als seine Ordnung und hat es dem Menschen in seine Gewalt gegeben, daß er dadurch das Böse vom Guten scheiden kann, und daß er sich damit einen Richter über die Bosheit der falschen Begierde und Lust erwählen soll. Denn er sagt: »Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll wieder durch Menschen vergossen werden.« Nämlich durch die Ordnung der Natur. Also nicht durch eigene Gewalt, um sich zu rächen, sondern durch die Ordnung der Natur, durch Gottes Gesetz, und diese ist die Rächerin. Denn Gott sagt: »Ich will das Blut eures Leibes rächen, und will es an allen Tieren rächen.« Darin meint er durch die Ordnung seiner Gesetze und deren Amtsverwalter.
33.16. Nicht, daß ein Fürst oder Herr die Macht habe, außerhalb des göttlichen Gesetzes Blut zu vergießen. Wenn er das tut, dann verdammt ihn Gottes Gesetz auch zum Tod. Es gibt hier keine eigene Gewalt über Menschenblut, sei es ein König oder Fürst, denn sie sind nur Amtsleute über die Ordnung des göttlichen Gesetzes und sollen ohne göttlichen Befehl nicht weiter greifen. Das Gesetz der Natur haben sie zwar als dessen Diener in der Verwaltung, aber allein nach der Gerechtigkeit und Wahrheit, und nicht nach eigener Begierde. Denn Gott hat den Menschen zu seinem Bild geschaffen, und über dieses göttliche Bild hat das Reich der Natur in seinen Ämtern keine Gewalt, es zu töten, sondern nur über das äußere Bild der Natur geht das Amt in göttlicher Ordnung.
33.17. Darum, wenn ein Amtmann der Natur einem gerechten Menschen das Leben nimmt, den beordert die Natur wegen dieser Tat in das Gericht Gottes zum Scheidetag. Wo wollen dann die Tyrannen hin, welche die Wahrheit in Lügen verkehren und die Kinder Gottes wegen ihrer göttlichen Erkenntnis und Bekenntnis schändlich hinrichten, auch Krieg und Verderben über Land und Leute anrichten? Sie alle gehören in die große Verwirrung zum Gericht Gottes, denn sie führen das Schwert der Verwirrung in eigener Wollust. Es sei denn, der Geist Gottes gebietet es ihnen, denn dann müssen sie es im Amt tun, wie Israel mit den Heiden.
33.18. Doch alles, was aus eigener Wollust, um seine Gewalt zu erhöhen, ohne dringende Not oder Gottes Befehl Blut vergießt, wird vom Grimm des göttlichen Zorns dazu regiert und getrieben und fällt schließlich dem entsprechenden Reich anheim.
33.19. Ein jeder Kriegsmann ist eine Rute von Gottes Zorn, mit der er durch seinen Grimm die Bosheit der Menschen so straft und verschlingt, und gehört gar nicht in die Ordnung der Natur, sondern in die Begierde, in die große Verwirrung und in jene begehrende Ordnung des Grimms, durch welche Gottes Zorn Land und Königreich umstürzt.
33.20. Versteht, es ist die Ordnung nach der Eigenschaft der finsteren Welt, die ihre Gewalt in der Zeit der Bosheit der Menschen durch Gottes Verhängnis emporschwingt. Dann geht es, wie der Grimm will, bis sich dieser auch am Menschenblut ergötzt.
33.21. Denn das ist eben die Rache von Gottes Zorn, davon er sagt, er wolle des Menschen Blut rächen. So nimmt er oft einen Menschen und schlägt den anderen im Zorn tot, wie er es verdient hat.
33.22. Wenn die Gewaltigen unschuldiges Blut vergießen, dann kommt der Zorn Gottes mit seinen Amtsleuten und vergießt wieder deren Leute Blut und führt das Schwert der Verwirrung in sie. Dadurch entsteht Krieg, und nicht aus göttlicher Ordnung der guten Natur, in der Gott mit seiner Weisheit regiert.
33.23. Die Weisheit Gottes begehrt keinen Krieg, sondern der Zorn Gottes entsprechend der Natur der finsteren Welt begehrt und führt ihn in der Menschen Eitelkeit und Bosheit.
33.24. Würden wir als Kinder Gottes miteinander leben, dann bedürften wir keines Krieges. Weil wir aber Krieg führen, damit bezeugen wir, daß wir nur Kinder dieser Welt sind und um ein fremdes Erbe zanken und streiten, das wir doch verlassen müssen. Und damit dienen wir dem Gott des Zorns als gehorsame Knechte. Aber kein Kriegsmann soll Gottes Reich erben, solange er ein solcher ist, sondern nur ein neugeborenes Kind aus Gottes Geist, das diese Welt verläßt.
33.25. Und Gott sprach weiter zu Noah und seinen Söhnen: »Siehe, ich richte mit euch und eurem Samen nach euch einen Bund auf, und mit allen lebendigen Tieren bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren auf Erden bei euch, von allem, was aus der Arche gekommen ist: Daß künftig nicht mehr alles Fleisch mit dem Wasser der Sündflut verdorben werden soll, und künftig keine Sündflut mehr kommen soll, welche die Erde verdirbt. Und Gott sprach (weiter): Dies sei das Zeichen des Bundes, den ich gemacht habe zwischen mir und euch und allen lebendigen Tieren bei euch, hinfort ewiglich: Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt, und der soll das Bundes-Zeichen zwischen mir und der Erde sein. Und wenn es nun kommt, daß ich Wolken über die Erde führe, dann soll man meinen Bogen in den Wolken sehen. Dann will ich an meinen Bund zwischen mir und euch gedenken.«
33.26. Dieser Bund mit dem Menschen ist ein Bild der drei Prinzipien des göttlichen Wesens, dem Wesen aller Wesen. Denn der Regenbogen ist das Zeichen dieses Bundes, dessen sich Gott erinnert, und ganz inniglich anschaut, daß der Mensch aus drei Prinzipien in ein Bild geschaffen worden sei, und daß er in allen dreien leben mußte. Und er sah des Menschen Unvermögenheit und große Gefährlichkeit an und stellte ihm dieses Zeichen des Bundes zu einer Vormodelung vor, daß sein Grimm sich nicht mehr erwecken und alles Leben verderben würde.
33.27. Denn der Regenbogen hat die Farben aller drei Prinzipien: Die Farbe des ersten Prinzips ist rot und dunkelbraun und bedeutet die Finster- und Feuerwelt, als das erste Prinzip, das Reich von Gottes Zorn. Die Farbe des zweiten Prinzips ist weiß und gelb, und damit ist die majestätische Farbe angedeutet, als ein Bild der heiligen Welt und Gottes Liebe. Die Farbe des dritten Prinzips ist grün und blau, blau vom Chaos und grün vom Wasser oder Salpeter. Denn weil sich im Schreck des Feuers Sulphur und Mercurius (Körper-Seele und lebendige Reflexion) scheiden, so gibt es unterschiedliche Farben, welche uns auch die inneren geistigen Welten andeuten, die in den vier Elementen verborgen bestehen.
33.28. Dieser Bogen ist auch ein Bild des Jüngsten Gerichts, wie sich die inneren geistigen Welten wieder offenbaren werden und die vier-elementische Welt in sich verschlingen.
33.29. Und er ist auch das Gnadenzeichen des Bundes, das im Bund den Richter der Welt andeutet, nämlich Christus, der in allen drei Prinzipien am Ende der Tage erscheinen wird. Und zwar nach dem Feuerzeichen als ein strenger Richter über die Verwirrung und alles, was darin gefunden werden wird. Er wird das Feuergericht offenbaren und die Verwirrung anzünden, so daß das erste Prinzip in seiner feurigen Eigenschaft erscheinen wird. Denn alle Dinge der Wesen dieser Welt müssen im Feuer des ersten Prinzips, nämlich im Zentrum der ewigen Natur bewährt werden, und dort wird die Verwirrung aller Wesen im Feuer verschlungen.
33.30. Und nach dem Lichtzeichen wird er mitten im Feuer als ein liebliches Angesicht allen Heiligen erscheinen und die Seinen in seiner Liebe und Sanftmut vor des Feuers Flammen bewahren.
33.31. Und nach dem Reich der äußeren Natur dieser Welt wird er in seiner angenommenen Menschheit erscheinen, und vor ihm wird das äußere Mysterium der vier Elemente vollkommen offenbar werden, nämlich nach Sulphur, Mercurius und Salz sowie nach allen Eigenschaften der Wunder des ausgesprochenen geformten Wortes nach Licht und Finsternis.
33.32. Dessen Bild und Gleichnis ist der Regenbogen, denn er ist eine Gegenmodelung oder ein Gegenschein der Sonne, was in der Tiefe für eine Eigenschaft sei. Die Sonne wirft ihren Glanz in die vier Elemente gegen das Chaos (der „formlosen Urmasse“, „gähnenden Kluft“ oder dem „Meer der Ursachen“), und so offenbart sich das Chaos, daraus die vier Elemente nach den Prinzipien mit ihren Farben ausgehen. Das deutet den verborgenen Grund der vier Elemente an, als die verborgene Welt und auch die Verborgenheit der Menschheit. Denn in diese Verborgenheit der Schöpfung stellte Gott seinen Bund, daß er deren Bildnis nicht mehr mit Wasser verderben wollte, und daß sich die Brunnen der Tiefe im Chaos nicht mehr auftun sollten, wie in der Sündflut und zur Schöpfung der Welt geschah.
33.33. Der Regenbogen ist eine Eröffnung des Chaos in der Natur und kann, wenn die Sonne in guter Konstellation (Aspekt bzw. Bedingung) steht, in den Elementen eine wunderliche Geburt zum Wachsenden und Lebendigen geben. Auch kann ein lebendiges kreatürliches Wesen dadurch aus der Tiefe geboren werden, nämlich entsprechend der Eigenschaft und Macht der Sonne, je nachdem, wie sie in den Elementen eine Eigenschaft vom Gestirn zum Bösen oder Guten findet, öfters zu Würmern, Fliegen, Heuschrecken und dergleichen, auch zu einem guten Leben, je nachdem, wie Saturn und Merkur in ihrer Begierde entzündet sind.
33.34. Denn wenn sich das Chaos eröffnet, dann zieht die herbe Saturn-Eigenschaft wie ein Hunger oder eine Begierde an sich und faßt die Eigenschaft des Chaos, darin die verborgenen Kräfte liegen, in seiner Begierde und gerinnt dieses. So wird Mercurius alsbald im Sulphur lebendig, denn die Sonne zündet den feurigen Mars in seiner Eigenschaft an, davon der Mercurius (Merkur) beweglich wird. Dies faßt der Saturn in einen Körper, als in ein Dasein, und wenn sich der Salpeter nicht mit dem Mars einigen kann, dann beginnt ein Scheiden oder Bewegen, und sie können doch dem Saturn als dem Schöpfen der äußeren Welt nicht entrinnen. So ist es ein fliegendes Leben nach der Eigenschaft der jeweiligen Konstellation.
33.35. Aus dem Regenbogen kann der Saturn, wenn die Sonne in guter Konstellation ist, auch ein Tauwasser in sich fassen (d.h. in die Saturn-Eigenschaft), das danach über die Wasser fällt, welches manche Fische (bzw. Muscheln) in sich verschlingen und in sich gerinnen, daraus köstliche Perlein kommen können.
33.36. Denn die paradiesische Eigenschaft tut sich im Chaos mit auf, wenn sie nicht durch böse Konstellationen verhindert wird, welches Meister Vielmalklug nicht glauben kann, der den Grund der Natur an den Fingern abzählt, aber am Mysterium blind ist und weder das innere noch das äußere versteht. Dem habe ich nichts geschrieben, denn es bedarf keiner Kälberaugen zum Verständnis meiner Schriften, sondern guter erleuchteter Augen. Den anderen bleiben sie alle stumm, wie klug sie auch sind.
33.37. Das Chaos (der „formlosen Urmasse“, „gähnenden Kluft“ oder dem „Meer der Ursachen“) ist die Wurzel der Natur und gibt aus sich selber nichts als eine gute Eigenschaft. Wenn aber die Konstellation bösartig ist, dann ergreift die böse Begierde die gute Eigenschaft in sich und verwandelt sie in das Böse, wie auch ein guter Mensch in einer bösen Gesellschaft sein Gutes in ein Böses verwandelt.
33.38. Und so wurde der Regenbogen dem Menschen besonders zu einem Gnadenzeichen dargestellt, damit er sich in einem wahren Spiegel besehen solle, was er sei. Denn im Regenbogen ist das Zeichen von Gutem und Bösem offenbar, als ein Bild des Zentrums der Natur, aus der Gutes und Böses entsteht, darüber Gottes Menschensohn zum Richter gesetzt wurde.
33.39. Denn auch das Bild der Arche Noah ist im Regenbogen, wenn wir nicht blind wären, und so ist auch die Dreiheit der Gottheit darin abgebildet, denn die rote Farbe bedeutet den Vater, die gelbe und weiße den Sohn, und die blaue den Geist.
33.40. Und so hat sich Gott in einer Bildung nach seiner Offenbarung in das Zeichen seines Bundes dargestellt, damit wir zu seiner Gnade fliehen, seinen Bund annehmen sollen und uns stets seiner künftigen Offenbarung erinnern, darin er die geistige Welt wieder offenbaren wird. Dazu hat er uns am Regenbogen ein Gleichnis dargestellt, damit wir sehen können, was im Verborgenen sei, und wie sein Bund mit uns im Verborgenen ewig ist und immerfort vor ihm (bzw. uns) steht.