Das Mysterium Magnum

(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)

17. Kapitel - Der Fall im Paradies

(1.Mose 2.8-17)

17.1. Moses sagt: »Als Gott den Menschen gemacht habe, hatte er einen Garten in Eden gepflanzt und den Menschen dahinein gesetzt, um ihn zu bebauen und zu bewahren, und habe allerlei Früchte im Garten aufwachsen lassen, lustig anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gutem und Bösem in die Mitte gepflanzt. (1.Mose 2.8)«

17.2. Hier liegt die Decke vor Moses Angesicht, weil er ein verklärtes Angesicht hatte, so daß ihm das sündige Israel nicht ins Angesicht sehen konnte. Denn der Mensch der Eitelkeit ist es nicht wert, daß er wisse, was das Paradies sei. Und wenn es uns gegeben ist, nach dem verborgenen Menschen zu erkennen, so werden wir mit dieser Beschreibung dem Tier doch stumm bleiben, aber von den Unseren genug verstanden sein.

17.3. Der Garten in Eden war eine Stätte auf Erden, wo der Mensch versucht wurde. Und das Paradies war im Himmel, aber auch im Garten Eden. Denn gleichwie Adam vor seiner Eva und seinem Schlaf nach dem inwendigen Menschen im Himmel war und nach dem äußeren auf Erden, und wie der innere heilige Mensch den äußeren durchdrang, wie ein Feuer ein Eisen durchglüht, so durchdrang auch die himmlische Kraft aus dem reinen Element die vier Elemente und grünte durch die Erde und trug Früchte, die himmlisch und irdisch waren, aber von der göttlichen Kraft qualifiziert wurden. Und so wurde die Eitelkeit in der Frucht wie halb verschlungen gehalten, gleichwie der Tag die Nacht verbirgt und in sich gefangenhält, so daß sie nicht erkannt wird.

17.4. Das Paradies war nichts anderes als die Eigenschaft des siebenten Tages. Die himmlische Wesenheit des zweiten Prinzips, die nun in der Erde verschlossen liegt, weil sie der Fluch Gottes verborgen hat, grünte durch die irdische Wesenheit, gleichwie die Ewigkeit in der Zeit und die göttliche Kraft durch alles grünt, und doch von keinem irdischen Ding in seiner Eigenheit ergriffen oder verstanden wird.

17.5. Denn im Paradies durchdrang das Wesen der göttlichen Welt das Wesen der Zeit, wie die Kraft der Sonne eine Frucht auf dem Baum durchdringt und in eine Lieblichkeit qualifiziert, so daß sie lieblich anzusehen und gut zu essen ist. In gleicher Weise ist uns der Garten Eden zu verstehen.

17.6. Das Wort „Eden“ ist nichts anderes, als wie Moses von der Erde sagt, sie sei öde und leer gewesen, das heißt, sie sollte ihre Macht nach dem Grimm der Eitelkeit nicht offenbaren, sondern stillhalten wie eine Mutter zum Gebären. Denn das Innere wollte durch das Äußere herrschen, nämlich die geistige Welt durch die Zeit, und der Himmel durch die Erde. Die Erde war leer und ohne Frucht, aber der Himmel war ihr Mann, der sie fruchtbar machte und durch sie gebar, bis zum Fluch, denn da verbarg sich der Himmel vor der Erde.

17.7. Die ganze Welt wäre ein reines Paradies gewesen, wenn es Luzifer nicht verdorben hätte, welcher im Anfang seiner Schöpfung ein Herrscher im Reich dieser Welt war. Weil aber Gott wohl erkannte, daß Adam fallen würde, so grünte das Paradies nur an einem gewissen Ort, um den Menschen dahinein zu setzen und zu führen, welchen er (weil Gott sah, daß er wieder daraus gehen müsse) durch Christus wieder dahineinführen und in Christus aufs neue zur Ewigkeit ins Paradies setzen wollte.

17.8. Denn das erste Paradies hatte Luzifer mit seiner falschen und bösen Begierde vergiftet. Darum verhieß es Gott in Christus wieder neu zu gebären. Denn der siebente Tag, den Gott zur Ruhe andeutete, ist nichts anderes als das neue wiedergeborene Paradies im Geist Christi in menschlicher Eigenschaft, darin die arme Seele, die verdorben wurde, ewig von der Qual der sechs Tagewerke ruhen soll, als der sechs Eigenschaften des Lebens.

17.9. Auch ist es die siebente Zeit oder Offenbarung Gottes, in der das Geheimnis des göttlichen Reichs vollendet werden soll, da es wieder rein im Reich dieser Welt sein wird, der Himmel in der Welt wieder offenbar ist und der Teufel mit seinem bösen Wesen ausgetrieben wurde, damit keine Unreinheit mehr dahinein kommen kann. Denn diese Welt, in welcher Adam vor seiner Eva lebte, wie sie vor dem Fluch war, muß wiederkommen, in welcher Gerechtigkeit regieren wird. Aber die Eitelkeit soll durch das Feuer des göttlichen Zorns ausgefegt und der finsteren Welt gegeben werden.

17.10. Daß aber Moses sagt »Der Baum des Lebens stand mitten im Garten«, und gleich hinzufügt »und der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen«, damit hängt ihm eine Decke vor den Augen, damit ihn der irdische sündige Mensch nicht sehen kann, weil er dessen nicht wert ist. Denn seine Irdischkeit im Fluch der tierischen Eitelkeit soll das Paradies nicht ererben.

17.11. Denn das edle Perlein liegt in diesem Unterschied der zwei Bäume, obwohl es doch nur einer ist, aber in zwei Reichen offenbar. Denn einmal steht der Baum des Lebens mitten im Garten, denn er steht im zweiten Prinzip in der heiligen Welt, nämlich mitten zwischen der ewigen finsteren Welt von Gottes Zorn, wo Gott ein eifriger zorniger Gott und ein verzehrendes Feuer ist, und der äußeren sichtbaren Welt.

17.12. Die heilige Kraft Gottes im Baum war das mittelste (bzw. innere) Reich, und das Paradies war das äußere Reich. Denn das mittelste Reich drang durch das äußerste und offenbarte sich mit dem äußeren, und das war die Erkenntnis des Guten, das Adam in seinem Ursprung so wenig wissen sollte wie das Böse. Denn er war zum Werkzeug Gottes geschaffen, mit dem Gott seine Wunder in Bildungen offenbaren wollte. Er sollte nur ein kindliches Gemüt behalten und in Gott gelassen sein.

17.13. So war nun der Baum der Erkenntnis des Bösen die finstere Welt, die an diesem Baum auch offenbar war, und so war auch die Eitelkeit, wie sie heutzutage noch in aller irdischen Frucht ist, darin offenbar. Darum unterscheidet Moses den Baum und spricht vom »Baum des Lebens«. Darin versteht er die Eigenschaft des ewigen Lebens im Baum, als das zweite Prinzip. Und mit den Worten »der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen« versteht er den Grimm des göttlichen Zorns, der durch das Wesen der äußeren Welt in der Irdischkeit in diesem Baum offenbar war. Davon sollte Adam nicht essen, denn er sollte mit dem inneren Mund essen und nicht mit der irdischen Begierde, sondern mit der himmlischen, denn ihm wuchs auch solche Frucht, die der innere Mund genießen konnte. Wohl aß auch der äußere Mund davon, aber nicht in den Madensack (des vergänglichen Körpers).

17.14. Denn gleichwie das Licht die Finsternis verschlingt, so verschlang das Himmlische das Irdische und verwandelte es wieder in das, daraus es gekommen war. Oder wie die Ewigkeit die Zeit verschlingt und in ihr wie ein Nichts ist. So waren auch zwei Zentren in Adams Mund, denn das Reich Gottes steht in der Kraft, und so stand auch Adam vor seiner Eva im Reich Gottes, denn er war Mann und Frau mit beiden göttlichen himmlischen Tinkturen, und es sollte weder die (männliche) Tinktur oder Begierde des Feuers noch die (weibliche) Tinktur des Lichtes in ihm offenbar sein, denn sie sollten innerlich im Gleichgewicht stehen, in Gott gelassen.

17.15. Aber im Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen waren die Eigenschaften von Gottes Liebe und Zorn, sowie auch die Irdischkeit, wie sie jetzt im Fluch steht, eine jede in sich selber offenbar und ausdringend. Das heißt, sie waren aus der Gleichheit und aus der gleichen Konkordanz (Übereinstimmung) ausgegangen, und so waren alle drei Prinzipien in diesem Baum ein jedes insonderheit offenbar. Und darum nennt ihn Moses den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.

17.16. Da fragt der Verstand: „Warum ließ Gott diesen Baum wachsen, wenn der Mensch nicht davon essen sollte? So hat er ihn dem Menschen zum Fall hervorkommen lassen, und so muß Gott die Ursache des Verderbens der Menschen sein.“ Um dieses streiten alle hohen Schulen und verstehen es nicht. Denn man will das Innere im Äußeren suchen und begreifen, und so bleibt es vor ihnen stumm. Sie verstehen den Menschen nicht, was er ist.

17.17. Der Mensch war aus allen drei Prinzipien nach Leib und Seele geschaffen, und war in den Prinzipien mit den Eigenschaften der inneren und äußeren Welt in gleiche Zahl, Maß und Gewicht gesetzt. Kein Prinzip übertraf das andere, und es war eine Ausgeglichenheit, denn das göttliche Licht glich alle Eigenschaften aus, so daß sie alle miteinander in einem Liebespiel standen.

17.18. Die feurige finstere Welt erfreute sich in der heiligen Lichtwelt, und die Lichtwelt in der äußeren, als in ihrer Offenbarung. Hinwieder erfreute sich die äußere Welt in den beiden inneren, als in ihrem Leben. Und so war zwischen ihnen ein reines Wohlwollen und Wohlschmecken. Der Mercurius, als das schallende, hörende und fühlende Leben, war als Offenbarung des göttlichen Wortes im Schöpfen in ganz freudenreicher Eigenschaft im Durchdringen aller Essenz.

17.19. Die Eigenschaft oder Essenz aller drei Welten griff mit der Begierde nach dem Licht, und im Licht war das ausgesprochene Wort heilig. Und dieses Heilige gab seine Kraft dem Schall der inneren finsteren Feuerwelt, und auch der äußeren elementischen Welt in ihrem Schall, als in das innere feurige Wort oder Leben, und auch in das äußere irdische Leben hinein.

17.20. So regierte das heilige göttliche Wort durch alle drei Prinzipien menschlicher Eigenschaft und war eine Ausgeglichenheit. Und so war keine Feindschaft noch Widerwille zwischen den Prinzipien offenbar, sondern ein reines Wohlwollen, Wohlschmecken, Wohlhören, Wohlriechen, freundlich und liebliches Sehen, sowie ein sanftes Fühlen und Wohltun.

17.21. Denn der Mensch wurde am sechsten Tag in der sechsten Offenbarung der sieben Eigenschaften göttlicher Offenbarung in der ausgesprochenen Kraft ergriffen (welche sich durch die fünfte Eigenschaft der feurigen Liebebegierde ausgeführt und offenbart hat) und in ein göttliches Gleichnis und Bild geschaffen. Das Zentrum seines wahren Lebens war die fünfte Eigenschaft der ewigen Natur, als die feurige Liebebegierde, welche das Feuer und die Finsternis in sich verborgen hielt und zum Freudenreich gebrauchte.

17.22. Doch dies ist uns an dieser Stelle richtig zu verstehen nötig, nämlich woraus die Begierde zum Abfall von dieser Ausgeglichenheit entstanden ist, sowohl im Hierarchen Luzifer als auch in Adam, dem anderen (zweiten) Hierarchen oder Thronfürsten in göttlichem Bildnis.

17.23. Als sich einst der ewige einige Gott durch die ewige geistige Natur im ewigen großen unergründlichen Mysterium bewegt und dieses Mysterium in einen Umkreis oder ein Reich gefaßt hat, um seine großen Wunder zu offenbaren, und die ewige Weisheit in eine formhafte Beschaulichkeit hineinführte und alle sieben Eigenschaften der inneren, ewigen und geistigen Welt offenbarte und in ein Geschöpf der Engel hineinführte, da sind alle Eigenschaften beweglich und begierig geworden. Denn eine jede wollte in kreatürlicher Form in diesem Reich sein, soweit sich das Schöpfungswort zur Beweglichkeit und zur Offenbarung hineingegeben hat.

17.24. Und so sind auch die Engelsfürsten samt ihren Legionen durch das Schöpfungswort aus den Eigenschaften ergriffen und geschaffen worden, vom ersten Zentrum an, als sich die ewige Lust in eine Begierde faßte und in die Natur bis zur alleräußersten Offenbarung hineinführt, eine jede Hierarchie in seinem Himmel oder seiner Eigenschaft.

17.25. Doch weil dann Luzifer in seiner Schöpfung oder Formung der Eigenschaften im Blitz der Eigenschaften ergriffen worden war, wo das entzündliche Feuer entsteht, damit das Licht offenbar wird, davon wurde er in sich erhebend als der mächtigste Fürst. Denn in seiner Wurzel des kreatürlichen Ursprungs, stand das große magische Gestirn als das Mysterium aller Wesen im Grund, aber in finsterer Eigenschaft, das jetzt beweglich und begierig wurde. Denn auch dieses magische Gestirn in der finsteren Welt wollte offenbar und kreatürlich sein, und so hat es seine Begierde in diesen mächtigen Fürsten und Hierarchen geführt.

17.26. Und er, Luzifer, hat sich vom göttlichen Licht abgewandt, nämlich in das feurige Mysterium der Finsternis entgegen, daraus das Feuer entsteht. Und so hat ihn das magische Gestirn des großen Mysteriums der finsteren Welt ergriffen, denn seine Begierde, welche das Schöpfungswort durch das Feuer im Licht ausgeführt (bzw. hervorgebracht) hat, hatte sich wieder zurück dahinein gewandt, wollte dem Schöpfer aller Wesen gleich sein und sich und das Wesen nach seinem Gefallen verändern.

17.27. So verachtete er die Sanftmut im Licht als das zweite Prinzip, welches durch das Feuersterben entsteht, darin der Grimm oder die geistige Wesenheit der grimmigen finsteren Eigenschaft im Feuer stirbt. Denn aus diesem Sterben der Verzehrung wird das zweite Prinzip geboren, die heilige Liebewelt der großen Sanftmut und Demut. Doch er ging zurück in das erste Prinzip der magischen Natur in den Ursprung der ewigen Natur und wollte ein Künstler und Allwissender sein. Denn damit wollte er in und über die ganze Schöpfung herrschen und ein Mitformender in allen Eigenschaften werden.

17.28. Aber so verlosch ihm das Licht, denn er machte sein englisches Wesen, das in großer Sanftmut und feuriger Liebebegierde stand, in der finsteren grimmigen Eigenschaft ganz rauh, streng, kalt und grimmig-feurig. Und so entstanden zur gleichen Stunde die Eigenschaften der Feindlichkeit in ihm, die im (göttlichen) Licht nicht offenbar sein konnten. Doch als dieses Licht verlosch, wurden sie offenbar, und er wurde ein Teufel, und wurde aus seinem eigenen Himmel des zweiten Prinzips aus der englischen Welt hinausgetrieben.

17.29. Und so ist uns zu erkennen, wie ihm der Fall aus seiner Kreatur entstanden ist. Denn hätte er seine kreatürliche Begierde nicht von der göttlichen Sanftmut und Liebe abgewandt und in überheblichen Stolz geführt, um in der Matrix der Gebärerin herrschen zu wollen, welche ihn als einen Spieler fing, dann wäre er ein Engel geblieben. Wäre er unter Gottes Liebegeist und Willen geblieben, dann hätte ihn sein Zorngeist und Willen nicht gefangen.

17.30. Weil er sich freiwillig von Gottes Liebewillen abgetrennt hatte, hat ihn nun Gottes Zornwille in sich. Da muß er ein Offenbarer und Wirkender der Eigenschaft der finsteren Welt sein, denn auch sie wollte kreatürlich werden. Und damit hat sie einen Passenden gefangen, der wohl im Affenspiel künsteln kann. Und wie nun die finstere Welt in ihren Eigenschaften in ihrer Begierde ist, so ist auch ihr Hierarch oder kreatürlicher Fürst.

17.31. Nun ist uns aber auch von Nöten, richtig zu erkennen, wie der Mensch zu Fall gekommen ist. Denn der Mensch wurde anstelle des ausgestoßenen Luzifers geschaffen, das heißt, der innere geistige Mensch. Er wurde im selben Himmel geschaffen nach dem inneren Seelenmenschen, und sollte die Hierarchie besitzen, welche Luzifer verloren hatte. Daher ist auch des Teufels Neid gegen den Menschen entstanden.

17.32. Weil aber Gott wohl erkannte, daß ihn der Teufel anfechten und ihm die Ehre nicht gönnen würde, hat sich die tiefste Liebe Gottes (als der hohe Name Jesus aus Jehovah) hierzu entschlossen, diese Hierarchie, welche Luzifer verunreinigt hatte, wieder neu zu gebären und durch das Feuer zu fegen (bzw. zu reinigen) und seine höchste Liebe dahinein zu führen. Und auch den Grimm, den Luzifer erweckt hatte, mit der Liebe zu überwinden, und wieder in göttliche Freude als einen heiligen Himmel zu verwandeln, an welchem Ort das Jüngste Gericht steht. Und das ist es, was St. Paulus sagt: »Der Mensch war in Jesus Christus vorgesehen, noch bevor der Welt Grund gelegt wurde. (Eph. 1.4)«

17.33. Und mit diesem Ziel schuf Gott den Menschen aus drei Prinzipien in Eins, damit er nicht ganz im Reich Luzifers lebe und ihm geholfen werden kann. Denn Gott sah nach seines Zornes Eigenschaft gar wohl, daß der Mensch fallen würde, und so wollte er ihn durch und im Namen Jesu durch den Tod der Vergänglichkeit wieder in das königliche Reich hineinführen, daraus Luzifer gefallen war. Und an dessen Stelle sollte der Mensch Christus, Gott und Mensch in einer Person, als ein Hierarch und Hohepriester oder Großfürst der Menschen im Namen und der Kraft Jesu aus Jehovah sitzen.

17.34. Darum ist uns hier der Fall des Menschen recht zu betrachten, wie er im Paradies stand und versucht worden war, und was das Paradies gewesen sei: Der Mensch stand in drei Prinzipien, welche zwar im Menschen selber, als in Leib und Seele, in Ausgeglichenheit standen, aber außerhalb von ihm nicht. Denn die finstere Welt hat eine andere Begierde als die Lichtwelt, und so hat auch die äußere Welt eine andere Begierde als die finstere und Lichtwelt. So stand das Bild Gottes zwischen drei Prinzipien, welche ihre Begierde alle drei nach diesem Bild führten, denn ein jedes wollte in Adam offenbar sein und ihn in sein Regiment zum Regenten haben, um seine Wunder durch ihn zu offenbaren.

17.35. Er aber, der Mensch, sollte seine Begierde allein in die sechste Eigenschaft göttlicher Offenbarung hineinführen, darin er zum Bild Gottes geschaffen worden war. Er sollte in Gott gelassen sein und allein im offenbarten göttlichen Wort im Gehorsam unter Gott leben, und nicht in eigenen Willen hineingehen, sondern seine Begierde in Gottes Willen als in die sechste Eigenschaft hineinführen, damit das geoffenbarte Wort Gottes sein Wille, Wissen und Tun wäre. Wie auch die heiligen Engel so leben, sich allein im göttlichen Willen erfreuen und im heiligen Geist spielen, denn wie sich dieser in ihnen nach göttlicher Weisheit eröffnet, so leben, wollen und tun sie auch mit einem kindlichen Gemüt und Willen.

17.36. Das Paradies oder der Garten in Eden bestand wohl mit den Eigenschaften in ausgeglichener Harmonie für den Menschen, aber die Eigenschaften waren in sich selber ein aufgewachter Hunger, eine jede in sich, welche zwar das göttliche Licht wieder in eine Ausgeglichenheit hineinführte, aber der Teufel stand in einem entzündeten Neid gegen den Menschen und führte seine giftige Imagination in die menschliche Eigenschaft hinein. Und so entzündete er die menschlichen Eigenschaften im Zentrum des ersten Prinzips der seelischen Eigenschaft, darin die Seele mit den Engeln und Teufeln in gleicher Essenz und Wesen besteht.

17.37. Davon entstand Adams Imagination und heftiger Hunger, so daß er vom Guten und Bösen essen und in eigenem Willen leben wollte, das heißt, sein Wille ging aus der ausgeglichenen Harmonie in die Vielfalt der (gegensätzlichen) Eigenschaften, denn er wollte sie probieren, fühlen, schmecken, hören, riechen und sehen, wie ihnen solches auch der Teufel in Form der Schlange riet, so daß sie wie Gott sein würden und sich ihre Augen in den Eigenschaften öffnen. Welches auch im Fall geschah, so daß sie Gut und Böse erkannten, schmeckten, sahen und fühlten, davon ihnen Krankheit, Schmerz und Vergänglichkeit entstanden.

17.38. Doch weil es die göttliche Vorsehung zuvor erkannt hatte, daß der Teufel den Menschen angreifen und in fremde Lust hineinführen würde, so stellte ihm Gott den Baum des (ewigen) Lebens und auch der Erkenntnis des Guten und Bösen vor, darin des äußeren Lebens Vergänglichkeit offenbar war, damit er nicht nur nach dem Zentrum der finsteren Welt gelüstete und ein Teufel würde, wie Luzifer es tat.

17.39. Denn Adam war schuld daran, als er noch im Paradies stand, daß er nach der Eitelkeit lüsterte und seine Imagination in die Erde hineinführte, als in das Wesen, daraus der Stoff seines äußeren Leibes herausgezogen worden war. Und so begehrte er aus seiner Mutter die entzündete Eitelkeit zu probieren, die der Teufel entzündet hatte. Dazu zog ihm die Schöpfung ein solches Gewächs aus der Matrix der Erde, daraus sie auch Adams Leib zog, damit Adam in seinem Hunger zu essen hatte.

17.40. Denn die Essenz im Baum der Erkenntnis von Gutem und Bösem und der Hunger der Begierde in Adam waren gleich. Was er begehrte, das wurde ihm durch das Schöpfen vorgestellt, und nur Adams Imagination war schuld daran.

17.41. Da fragt der Verstand: „Warum ließ es Gott geschehen?“ Christus sprach: »Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, und sagt zum Berg „Stürze dich ins Meer!“, dann soll es geschehen.« War doch der seelische Geist aus der großen göttlichen Allmacht, aus dem Zentrum der ewigen geistigen Natur, daraus alle Wesen erschaffen worden sind. Wie könnte er dann nicht mächtig sein?

17.42. Er war ein Feuerfunke aus Gottes Macht. Als er aber in ein Geschöpf der Kreatur gefaßt worden war, da entwich er in eigene Lust, brach sich vom Ganzen ab und ging in ein Eigenes. So machte er sich das Verderben, und das hat er auch, wenn ihn nicht Gottes Liebe erlöst hätte.

17.43. Vor der Eitelkeit war die seelische Kraft so mächtig, daß sie keinem Ding unterworfen war. Wie sie auch heutzutage noch mächtig ist, wenn ihr nicht die Vernunft genommen wäre. Dann könnte sie durch Magie alle Dinge verändern, die im Wesen der äußeren Welt sind, und in eine andere Essenz hineinführen. Aber die Eitelkeit im äußeren Luftregiment hat ihr eine Finsternis hineingeführt, so daß sie sich nicht erkennt. Und der Fluch Gottes hat das besudelte Kind in den Schlamm (der Erde) gestoßen, so daß es um ein Bad bitten muß. Und so muß ihm diese Zeit selber feindlich sein, damit er die Demut wieder lernt und in göttlicher Harmonie bleibt, und kein Teufel wird.


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