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(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)
(1.Mose 1.20-23, Donnerstag, Schöpfung der Tiere)
14.1. Wie nun Gott das Gestirn und vier Elemente als ein webendes Leben eröffnet hatte, darin das obere Gestirn die Unterschiedlichkeit im webenden Leben hineingab und die vier Gestirne in den vier Elementen rege machte, so führte er auch den Nach- oder Aushall aus der Essenz aller Gestirne und Elemente durch die Bewegung seines sprechenden Wortes im Schöpfungswort aus, als die Kraft dieses Lebens, welche von der Leidhaftigkeit frei war. Und er faßte sie durch das Schöpfungswort und sprach mit dem heiligen ewig-sprechenden Wort durch das Schöpfen dieses Leben in die Gestaltungen nach den Eigenschaften der Gestirne im geistigen Körper als in einem Leib, in welchem das Schöpfen oder die Begierde die Elemente nach dem äußeren Wesen an sich zog.
14.2. Und daraus wurden die Kreaturen in allen vier Elementen, in jedem Gestirn nach seiner Eigenschaft, wie die Vögel im Gestirn der Luft, die Fische im Gestirn des Wassers, die Landtiere und Vierfüßer aus dem Gestirn der Erde und aller vier Elemente, sowie die Geister im Gestirn des Feuers, welches auch in den anderen Elementen ist. Und man sieht das gar fein im Unterschied der Kreaturen, wie die Grade der Gestirne so unterschiedlich sind. Denn die Würmer der Erde leben im dritten Grad, als im Feuerschreck, im Sulphur, Mars und Mercurius (Merkur), im unvernünftigen Leben, obwohl sie doch eine Vernunft durch die Anzündung des oberen Gestirns haben. In diesem dritten Gestirn stehen in der Eigenschaft auch Gras, Kraut und Bäume, die sich aber auch des Oberen in der Anzündung behelfen, dadurch sie anders qualifiziert werden.
14.3. Und wir sehen, wie ein jedes Geschlecht einen Geist und Leib nach dem Grad seines Gestirns hat. Denn man versteht, daß aus einem Gestirn vielerlei Geschlechter (bzw. Arten von Lebewesen) kommen, und das geschieht, weil ein jedes Gestirn wieder seine Grade in sich hat. Denn es liegt in jedem Gestirn, was alle Gestirne sind, aber in unterschiedlichen Graden in der Offenbarung. Darum sind die Eigenschaften in jedem Gestirn vielfältig, und so sind auch vielerlei Geschlechter aus jedem Gestirn hervorgegangen. Der Geist von jedem Geschlecht ist aus dem Gestirn, aber alle Geschlechter müssen sich der vier Elemente bedienen, denn sie entstanden aus dem Quellbrunnen, daraus alle Gestirne entstanden.
14.4. Am fünften Tag hat Jupiter in der ersten Stunde des Tages das Regiment unter den Planeten, und das kommt daher, weil er aus dem fünften Grad der Natur, aus der Kraft des Sulphur- und Salpeter-Öls in der Erschaffung des Gestirns seinen Ursprung hat, und weil am fünften Tag diese Jupiter-Eigenschaft eröffnet und aus der vierten Tageseigenschaft ausgeführt wurde, als ein leibliches und kräftiges Leben aus allen Gestirnen. Und in dieses Leben hat Gott alle Kreaturen (der Lebewesen) außer dem Menschen geschaffen, ein jedes aus seiner Eigenschaft seines Gestirns aus seinem Grad, auf daß sie alle in der Seele der äußeren Natur leben mögen und unter einem Amtmann regiert würden, der das äußere Gestirn ist, darin wiederum die Sonne der Regent ist.
14.5. Ein jedes Gestirn hat seine Verdichtung des Sulphurs und Mercurius. Der Sulphur („Seelenköper“) gibt Wesen, und der Mercurius gibt den (reflektierenden) Geist in das Wesen, und aus diesen beiden wird das Salz (der körperlichen Kristallisation) aus dem scharfen Schöpfen nach den Eigenschaften von Sulphur und Mercurius geboren. Und aus diesen drei Eigenschaften, nämlich aus dem Sulphur, Mercurius und Salz, sind alle Kreaturen in ein Leben und Geschöpf eingegangen. Und was nun für ein Sulphur an jedem Ort war, das wurde in der Eigenschaft und der Bewegung der fünften Eigenschaft in allen vier Elementen im Schöpfen ergriffen, und eine solche Kreatur ist eröffnet worden. Denn wie die Verdichtung in jedem Punkt geronnen wurde, so besaß ein jedes seinen Geist und Samen in sich zum Wiedergebären.
14.6. Die zweierlei Geschlechter von Männlein und Weiblein entstehen durch die Scheidung der Tinktur des Wassers und des Feuers im Sulphur. Denn diese Scheidung war im Schöpfungswort gewesen, als aus einem Sulphur in einem einzigen Punkt zweierlei Geschlechter aus einem Wesen gekommen waren, nämlich die feurige Eigenschaft in sich selber zu einem Männlein, und die Eigenschaft des Lichtes oder Wassers zu einem Weiblein, womit sich dann die zwei Tinkturen geschieden haben.
14.7. Und wie man sieht, daß das Feuer ohne das Wasser (bzw. dem Wasserstoff) nicht brennen könnte, und das Wasser ohne das Feuer ein Nichts wäre, aber sich einander selber gebären und doch auch heftig wieder begehren, und ihr wirkliches Leben in ihrer Verbindung besteht, in der sie einander geboren haben, und danach wieder in Eins eingehen, weil sie sich dann im Feuer wieder in Eins verwandeln, und wieder in einem Wesen vom Feuer ausgehen, als in einer öligen Eigenschaft, in welcher sie im Band der höchsten Liebebegierde stehen, denn ihr Licht scheint im Öl. Wie also die Feuerwelt nach der Lichtwelt begehrt, und die Lichtwelt nach der Feuerwelt, ähnlich wie Vater und Sohn, so ist uns gleicherweise von den zweierlei Geschlechtern zu verstehen.
14.8. Dabei kommt das Weiblein aus dem Männlein, nämlich die Tinktur des Lichtes und Wassers aus der feurigen Tinktur, und sie gehören in der Natur in Eins. So mag eins das andere nicht entbehren, und sie haben ein heftiges Sehnen nacheinander. Denn die Tinktur des Lichtes als Venus begehrt die des Feuers, und die Tinktur des Feuers begehrt die des Lichtes zu seiner Besänftigung.
14.9. Denn die Venus gibt Wesen, und das Feuer nimmt das Wesen zu seinem Leben, und gibt aus dem eingenommenen Wesen das Licht, und in dem feurigen Licht das Öl, und aus dem Öl wieder das Wasser und Wesen. Und davon kommt es, daß sich alle Kreaturen, eine jede mit ihrem jeweiligen Geschlecht (der Art), zu vermischen begehren, und gebären so ein Drittes aus sich, als eine Gleichheit nach zweien in Eins, ein jedes Dasein (Ens) ein Gleichnis nach sich und aus sich.
14.10. So sehen wir klar, wie ein jedes Geschlecht aus einem besonderen Dasein jeweils in einem anderen Grad geschaffen sei, und wie ein jedes Geschlecht in seiner Mutter lebt, daraus es seinen Ursprung genommen hat, und in einem anderen Grad nicht leben kann. Wie die Tiere auf Erden, welche ein Stoff (Limus) der Erde und der Luft sind, darin sie leben und davon sie sich ernähren. Denn das Schöpfen hat sie aus der Erde Eigenschaft ausgezogen und in der fünften Offenbarung der Essenz gefaßt, als einen Sulphur des fünften Daseins (bzw. Schöpfungstages), dem die vier anhängen.
14.11. Die Vögel sind im Sulphur der Luft geschaffen worden, und darum fliegen sie in ihrer Mutter, so auch die Fische im Sulphur des Wassers und die Würmer im Sulphur der Erde. Und so lebt auch ein jedes in seiner Mutter, daraus es im Anfang geworden ist, und das Gegensätzliche ist ihr Tod.
14.12. So ist das Wesen und Leben dieser Zeit nichts anderes als eine Beschaulichkeit der inneren geistigen Welt, was die Möglichkeit der Ewigkeit in sich habe. Und was für ein geistiges Spiel im Wesen der inneren geistigen Welt ist, entsprechend ist es in ein Geschöpf aus Gut und Böse in eine Zeit eingegangen, und solches durch die Bewegung Gottes.
14.13. Und damit ist dem Fürsten des Reiches dieser Welt sein Reich und Regiment entzogen worden, denn das Dasein (Ens) hat sich in ein anderes (drittes) Prinzip hineingeführt, darin er nicht sein kann, denn er ist nicht in diesem Prinzip zur Kreatur geworden und hat kein Leben darin, als nur in der erweckten Eigenschaft des Grimms in der Eitelkeit.