Clavis - Schlüssel und Erklärungen

(Text von Jacob Böhme 1624, deutsche Überarbeitung 2022)

Schlüssel und Erklärung der wichtigsten Punkte und Wörter, welche in diesen Schriften gebraucht werden. Zum besseren Begriff derselben für die Anfänger in der göttlichen Offenbarung, vom Autor selbst erstellt im März und April 1624.

Vorrede des Autors an den Leser dieser Schriften

1. Es steht geschrieben: »Der natürliche Mensch versteht nichts, was des Geistes ist, noch vom Geheimnis des Reichs Gottes. Es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht begreifen. (1.Kor. 2.14)« Deswegen will ich den christlichen Liebhaber der Geheimnisse ermahnt haben, wenn er sich auf diese hohen Schriften verlegen und dieselben lesen, erforschen und verstehen will, daß er nicht äußerlich mit scharfem Spekulieren und Nachsinnen zu lesen anfange. Er wird sonst nur im äußerlichen bildlichen Grund bleiben und nichts mehr als eine gemalte Farbe davon erlangen. Denn der eigene Verstand ohne Gottes Licht kann nicht in den Grund kommen. Es ist ihm ganz unmöglich. Das Verstandeswissen (Ingenium) sei so hoch und subtil wie es wolle, so ergreift es doch nur einen Spiegelglanz davon. Denn Christus spricht: »Ohne mich könnt ihr nichts tun. (Joh. 15.5)« Oder: »Ich bin das Licht der Welt und das Leben der Menschen. (Joh. 8.12)«

2. Will einer den göttlichen Grund als die göttliche Offenbarung erforschen, dann soll er sich zuvor bedenken, mit welchem Ziel er solches zu wissen begehrt. Ob er auch dasjenige, was er erlangen möchte, zu praktizieren begehrt und zu Gottes Ehre und seines Nächsten Wohlfahrt anlegen will? Ob er dadurch auch der Irdischkeit und des Eigenwillens abzusterben begehrt und in dem, was er sucht und begehrt, leben und Ein Geist mit ihm werden will?

3. Wenn er nun solchen Vorsatz nicht hat, daß, wenn sich Gott ihm mit seinen Geheimnissen offenbarte, er Ein Geist und Wille mit ihm sein und sich Gott ganz ergeben wollte, so daß Gottes Geist durch und mit ihm tue, was er wolle, und daß Gott sein Wissen, Wollen und Wirken sei, dann ist er noch nicht geschickt zu solcher Erkenntnis und Verständnis. Denn viele suchen nur Geheimnisse, so daß sie vor der Welt hoch und ansehnlich geachtet sein wollen, nur zu eigenem Nutzen, aber kommen damit nicht zu solchem Grund, wo der Geist alle Dinge, ja auch die Tiefe der Gottheit erforscht, wie geschrieben steht. (1.Kor. 1.10)

4. Es muß nur ein ganz gelassener und übergebener Wille sein, darin Gott selbst forscht und wirkt, welcher stets in gelassener Demut und Ergebenheit zu Gott dringt und nichts anderes sucht als sein ewiges Vaterland und seinem Nächsten damit zu dienen. Dann kann es wohl erreicht werden. Aber er muß es mit Bußwirkung und ernstem Gebet anfangen, so daß ihm das Verständnis von innen aufgetan werde, und dann wird sich das Innere auch in das Äußere hineinführen.

5. Wenn er solche Schriften liest, aber nicht verstehen kann, dann soll er sie nicht gleich wegwerfen und es für unmöglich achten, sie zu verstehen. Er soll sein Gemüt zu Gott wenden und ihn um Gnade und Verständnis bitten, und noch einmal lesen, dann wird er schon mehr darin sehen, bis er endlich durch Gottes Kraft in die Tiefe gezogen werden wird und in den übernatürlichen übersinnlichen Grund kommt, als in die ewige Einheit Gottes. Hier wird er unaussprechliche wirkliche Worte Gottes hören, die ihn durch den göttlichen Ausfluß rückwärts herausführen werden, sogar aus der gröbsten Materie der Erde, und wieder hinein zu Gott. Dann erforscht der Geist Gottes alle Dinge durch ihn und mit ihm, und so ist er recht von Gott gelehrt und getrieben. (1.Kor. 2.7-10)

6. Weil aber eine Clavis oder Schlüssel meiner Schriften von den Liebhabern begehrt wird, so will ich ihnen gern zu Willen sein und eine kurze Zusammenfassung des Grundes darstellen, wegen der fremden Wörter, welche teils aus der Natur als aus dem Sinn genommen wurden, und sind zum Teil auch Worte fremder Meister, die ich nach dem Sinn geprüft und für gut befunden habe.

7. Der Verstand will sich daran stoßen, wenn er manchmal von natürlichen Dingen heidnische Begriffe und Worte zur Erklärung sieht, und meint, man dürfe nur biblische Worte gebrauchen, welche sich doch nicht immer zur gründlichen Erklärung der Eigenschaften der Natur schicken wollen, weil man darin den Grund nicht aussprechen kann. Auch die weisen Heiden und Juden haben den tiefen Grund der Natur unter solchen Worten verborgen gehalten, weil sie wohl verstanden haben, daß die Erkenntnis der Natur nicht jedermanns Ding sei, sondern allein dem zugehöre, den Gott durch die Natur dazu erwählt habe.

8. Es sollte sich also niemand daran stoßen. Denn wenn Gott einem Menschen seine Geheimnisse offenbart, dann führt er ihn auch in einen Sinn, wie er diese aussprechen soll, (je nachdem,) wie Gott erkennt, daß es in jedem Zeitalter nötig und bedürftig ist, die verwirrten Zungen und Meinungen wieder auf den Grund zu setzen. Und niemand soll denken, daß es einfach durch menschlichen Verstand geschehe, denn die Offenbarung göttlicher Dinge wird durch den inneren Grund der geistigen Welt eröffnet und in sichtbare Formen gebracht, wie es der Schöpfer offenbaren will.

9. Ich will aber eine kurze Erklärung göttlicher Offenbarung schreiben, so viel ich in der Enge begreifen kann, und die fremden Wörter zum besseren Verständnis der anderen Bücher erklären und eine Zusammenfassung dieser Schriften als eine kurze Formulierung darstellen, den Anfängern zum Nachdenken. Weitere Erklärung wird in den anderen Büchern zu finden sein.

Erklärungen einiger Begriffe

I. Wie man Gott jenseits der Natur und Kreatur betrachten soll

1. Moses spricht: »Der Herr unser Gott ist ein einiger Gott. (5.Mose 6.4)« Und an anderer Stelle steht: »Von ihm, durch ihn und in ihm sind alle Dinge. (Röm. 11.36)« Oder: »Bin nicht ich es, der alle Dinge erfüllt? (Jer. 23.24)« Oder: »Durch sein Wort sind alle Dinge gemacht, was gemacht ist. (Joh. 1.3)«

2. Darum muß man sagen, daß er aller Dinge Ursprung sei. Er ist die ewige und unwandelbare Einheit. Wie zum Beispiel: Wenn ich bedenke, was würde am Ort dieser Welt bleiben, wenn die vier Elemente mit dem Gestirn samt der Natur wegkämen und aufhörten, so daß keine Natur oder Kreatur mehr wäre? Antwort: Es bliebe dieselbe ewige Einheit, daraus Natur und Kreatur ihren Ursprung empfangen. So auch, wenn ich bedenke: Was ist viele hunderttausend Meilen über dem Gestirn? Oder was ist an dem Ort, wo kein Geschöpf ist? Antwort: Es ist die ewige unwandelbare Einheit, welche das einige Gute ist, das nichts hinter sich oder vor sich hat, das ihm etwas gebe oder nehme, oder davon diese Einheit entstände. Es ist allda kein Grund, Ziel noch Stätte, und das ist der ewige Gott oder das einige Gute, das man nicht aussprechen kann.

II. Weitere Betrachtung, wie dieser Einige Gott dreifaltig sei

3. Die Heilige Schrift zeigt uns an, daß dieser Einige Gott dreifaltig sei, nämlich ein Einiges dreifaltiges Wesen, das dreierlei Wirkung habe, und doch nur ein einiges Wesen ist, wie man solches an der ausgeflossenen Kraft an allen Dingen sehen kann, wer dies wahrnimmt.

4. Besonders ist es ein Bild an Feuer, Licht und Luft, welches dreierlei Wirkungen sind und doch nur aus einem einigen Grund und Wesen. Wie man sieht, daß Feuer, Licht und Luft aus der Kerze entstehen, obwohl doch die Kerze keines von ihnen ist und doch eine Ursache zu solchem. So ist auch die ewige Einheit die Ursache und der Grund der ewigen Dreiheit, welche sich aus der ewigen Einheit selbst offenbart und in ein Wollen oder Willen, Lust und Ausgang führt.

5. Das Wollen oder der Wille ist der Vater, als die Offenbarung oder Bewegung der Einheit, damit sich die Einheit selber will.

6. Die Lust ist der Sohn, als das Einige, das der Wille will, also seine Liebe und sein Wohlgefallen, wie bei der Taufe Christi zu sehen ist, als der Vater bezeugte: »Dieser ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören. (Matth. 3.17)«

7. So ist die Lust die Einfaßlichkeit (bzw. Einfassung) des Willens, darin sich der Wille in der Einheit in eine Wirkung und Stätte seiner selbst mit hineinführt, dadurch der Wille als eine Empfindlichkeit und Kraft des Willens wirkt und will.

8. Der Wille ist der Vater, als das Wollen. Und die Lust ist der Sohn, als die Kraft und Wirkung im Wollen, damit der Wille wirkt. Und der Heilige Geist ist der ausgehende Wille durch die Lust der Kraft, als ein Leben des Willens, der Kraft und der Lust.

9. So sind dreierlei Wirkungen in der ewigen Einheit: Die Einheit ist das Wollen seiner selbst, die Lust ist ein wirkliches Wesen des Wollens und eine ewige Freude der Empfindlichkeit im Wollen, und der Heiliger Geist ist der Ausgang der Kraft. Wie man als Gleichnis an einem Kraut sieht:

10. Der Magnet oder die essentielle Begierde der Natur (als der Wille der Naturbegierde) faßt sich in Essenz und Wesen zu einem Kraut, und in der Faßlichkeit der Begierde wird die Begierde empfindlich als wirkend, und in dieser Wirkung entsteht die Kraft, darin die magnetische Begierde der Natur als der ausgeflossene Wille Gottes auf natürliche Art wirkt. In solcher wirklichen Empfindlichkeit wird der magnetisch begehrende Wille erheblich und freudenreich und geht von der wirkenden Kraft aus, davon das Wachstum und der Geruch des Krautes entstehen. Und so sehen wir die Abbildung der Dreiheit Gottes in allen wachsenden und lebendigen Dingen.

11. Wenn nicht eine solche begehrende Empfindlichkeit und ausgehende Wirkung der Dreiheit in der ewigen Einheit wäre, dann wäre die Einheit eine ewige Stille und wie ein Nichts, und es wäre auch weder Natur noch Kreatur, auch keine Farbe noch Gestaltung. So wäre auch in dieser Welt nichts ohne diese dreierlei Wirkungen (von Wollen, Lust und Ausgang bzw. Ursache, Wirkung und Folge bzw. Vater, Sohn und Heiliger Geist), und es könnte auch keine Welt sein.

III. Vom ewigen Wort Gottes

12. Die Heilige Schrift spricht, Gott habe alle Dinge durch sein Wort gemacht, oder das Wort sei Gott (Joh. 1.1). Dies versteht man also:

13. Das Wort ist nichts anderes als der aushauchende Wille aus der Kraft, eine Unterschiedlichkeit der Kraft in der Vielfalt der Kräfte, eine Teilung und ein Ausfluß der Einheit, davon die Wissenschaft entsteht. Denn in einem einigen Wesen, darin keine Unterschiedlichkeit ist und das immer nur Eines ist, da gibt es keine Wissenschaft. Auch wenn sie da wäre, dann wüßte sie doch nur Ein Ding, nämlich sich selbst. Wenn es sich aber zerteilt und voneinander unterscheidet, dann geht der unterscheidende Wille in die Vielfalt und bewirkt eine jede Abscheidung in sich selbst.

14. Weil sich aber die Einheit nicht trennen und auseinanderweichen kann, so bleibt die Unterscheidung im aushauchenden Willen in der Einheit, und nur die Unterscheidung des Hauchens ergibt Unterschiede, dadurch der ewige Wille samt der Lust und dem Ausgang in die Wissenschaft der unendlichen Formen oder Verständnisse eingeht, als in eine ewige, empfindliche, wirkliche und sinnliche Wissenschaft der Kräfte, darin in der Zerteilung des Willens in der Unterscheidung ein Sinn (oder Form des Willens) den anderen schaut, fühlt, schmeckt, riecht und hört, obwohl es doch nur eine sinnliche Wirkung ist, nämlich das große Freudenband der Liebe und das wohltuende einige Wesen.

IV. Vom heiligen Namen JEHOVAH

15. Die alten Gelehrten der Juden haben dies einigermaßen verstanden, denn sie haben gesagt, dieser Name sei der allerhöchste und heiligste Name Gottes, darin man die wirkliche Gottheit im Sinn versteht. Und das ist wahr, denn im wirklichen Sinn liegt das wahre Leben aller Dinge, in Zeit und Ewigkeit, im Grund und Ungrund, und ist Gott selbst, als die göttliche wirkliche Empfindlichkeit, Findlichkeit, Wissenschaft und Liebe, als der wahre Ursprung in der wirklichen Einheit, daraus die fünf Sinne des wahren (bzw. wirklichen) Lebens entspringen.

16. Jeder Buchstabe in diesem Namen (JEHOVAH bzw. IEHOVAH) deutet eine Kraft und besondere Wirkung an, als eine Form in der wirkenden Kraft. Das „I“ ist der Ausfluß der ewigen unzertrennlichen Einheit, als die süße Heiligkeit, der Grund göttlicher Ichtheit (die Negation der Nichtheit, also das göttliche Sein). Das „E“ ist ein dreifaches „I“, darin sich die Einheit in eine Dreiheit (auf-) schließt, denn das „I“ geht in das „E“ und heißt „IE“ als ein Hauchen der Einheit in sich selbst. Das „H“ ist das Wort oder Hauchen der Dreiheit Gottes. Das „O“ ist der Umkreis als der Sohn Gottes, dadurch das „IE“ mit dem „H“ oder Hauchen (etwas) ausspricht, das heißt, aus der gefaßten Lust der Kraft. Das „V“ ist der freudenreiche Ausfluß vom Hauchen als der ausgehende Geist Gottes. Und „A“ ist das Ausgegangene von der Kraft, als die Weisheit, ein Subjekt der Dreiheit, darin die Dreiheit wirkt und offenbar ist. So ist dieser Name nichts anderes als ein Aussprechen der dreierlei Wirkung durch die Heilige Dreifaltigkeit in der Einheit Gottes. Davon lies weiter in der „Erklärung der Tabellen von den drei Prinzipien göttlicher Offenbarung“.

V. Von göttlicher Weisheit

17. Die Heilige Schrift sagt, die Weisheit sei das Hauchen göttlicher Kraft, ein Strahl und Odem des Allmächtigen (Weis. 7.25). Oder: Gott habe alle Dinge durch seine Weisheit gemacht. Dies versteht man so:

18. Die Weisheit ist das ausgeflossene Wort göttlicher Kraft, Wissenschaft und Heiligkeit, ein Subjekt oder Gegenwurf der unergründlichen Einheit im Wesen, darin der Heilige Geist wirkt, formt und bildet. Das heißt, er formt und bildet die göttliche Vernunft in der Weisheit, denn sie ist das Erleidende (in ihr werden die Kräfte, Farben und Tugenden offenbar) und der Geist Gottes in ihr ist das Tuende oder das Leben, gleichwie die Seele im Leib.

19. Sie ist das große Mysterium göttlicher Art, denn in ihr werden die Kräfte, Farben und Tugenden offenbar. In ihr ist die Unterschiedlichkeit der Kraft als der Verstand, und sie selber ist die göttliche (ganzheitliche) Vernunft als die göttliche Beschaulichkeit, darin die Einheit offenbar ist. Sie ist das wahre göttliche Chaos, darin alles liegt, als eine göttliche Imagination, darin die Ideen der Engel und Seelen seit Ewigkeit in göttlicher Ebenbildnis gesehen werden. Nicht als Kreaturen, sondern in einem Gegenwurf, wie sich ein Mensch in einem Spiegel besieht, deswegen die englische und die menschliche Idee aus der Weisheit geflossen sind und in ein Bild formiert wurden, wie auch Moses sagt: »Gott schuf den Menschen zu seinem Bild. (1.Mose 1.27)« Das heißt, er schuf den Leib und hauchte ihm den Odem göttlichen Ausflusses ein, nämlich göttliche Vernunft aus allen drei Prinzipien göttlicher Offenbarung.

VI. Vom Mysterium Magnum

20. Das Mysterium Magnum (das große bzw. ganzheitliche Geheimnis) ist ein Subjekt der Weisheit, darin das hauchende Wort oder die wirkende wallende Kraft göttlicher Vernunft (bzw. universaler Intelligenz) durch die Weisheit ausfließt, darin auch die Einheit Gottes zu seiner Offenbarung mit ausfließt. Denn im Mysterium Magnum entsteht die ewige Natur, und im Mysterium Magnum werden allezeit zwei Wesen und Willen verstanden:

21. Das erste Wesen ist die Einheit Gottes als die göttliche Kraft oder die ausfließende Weisheit. Das zweite Wesen ist der unterschiedliche Wille, welcher durch das hauchende, aussprechende Wort entsteht, welcher seinen Grund nicht in der Einheit hat, sondern in der Beweglichkeit des Ausflusses oder Aushauchens, welcher sich in das eigene Wollen und in die Begierlichkeit zur Natur hineinführt, also in die Eigenschaften bis zum Feuer und Licht, darin im Feuer das natürliche Leben verstanden wird und im Lichte das heilige Leben als eine Offenbarung der Einheit, dadurch die Einheit ein Liebefeuer oder Licht ist. Und an diesem Ort der Wirkung nennt sich Gott einen lieben barmherzigen Gott nach der geschärften feuerbrennenden Liebe der Einheit und einen zornigen eifrigen Gott nach dem feurigen Grund entsprechend der ewigen Natur.

22. Das Mysterium Magnum ist das Chaos, daraus Licht und Finsternis als das Fundament des Himmels und der Hölle seit Ewigkeit geflossen oder offenbar geworden sind. Denn das Fundament, das wir jetzt als ein eigenes Prinzip Hölle nennen, ist der Grund und die Ursache zum Feuer der ewigen Natur, welches Feuer in Gott nur ein Liebebrennen ist. Aber wenn Gott nach der Einheit in einem Ding (bzw. Wesen) nicht offenbar ist, dann ist es ein leidiges Feuerbrennen. Dieses Feuerbrennen ist eine Offenbarung des Lebens und der göttlichen Liebe, dadurch sich die göttliche Liebe als die Einheit über-inflammiert und zu einer feurigen Wirkung der Kraft Gottes schärft.

23. Dieser Grund wird darum Mysterium Magnum oder Ein Chaos genannt, weil daraus Gutes und Böses entsteht, wie Licht und Finsternis, Leben und Tod, Freude und Leid, Seligkeit und Verdammnis. Denn es ist der Grund der Seelen und Engel sowie aller ewigen Kreaturen, der bösen und guten, auch ein Grund des Himmels und der Hölle und der sichtbaren Welt samt allem, was da ist, weil alles in einem einigen Grund liegt. Gleichwie das Bild im Baum liegt, bevor es der Künstler herausschnitzt und formiert, weil man von der geistlichen Welt doch nicht sagen kann, daß sie einen Anfang genommen habe. Sondern sie ist seit Ewigkeit aus dem Chaos offenbar geworden, denn das Licht hat seit Ewigkeit in der Finsternis geschienen, und die Finsternis hat es nicht begriffen, gleichwie Tag und Nacht ineinander und doch zwei in Einem sind. Ich muß nur so abteilend schreiben, als hätte es so einen Anfang genommen, um dem göttlichen Grund göttlicher Offenbarung nachzusinnen und wie man Natur und Gottheit unterscheiden soll, um besser zu verstehen, woher Böses und Gutes gekommen sei und was das Wesen aller Wesen ist.

VII. Vom Zentrum der ewigen Natur

24. Mit dem Wort Zentrum versteht man den ersten Anfang zur Natur als den innersten Grund, darin sich der eigene entstandene Wille in eine Annehmlichkeit zur Ichheit hineinführt, nämlich in ein natürliches Wirken. Denn die Natur ist nur ein Werkzeug Gottes, mit welchem Gottes Kraft wirkt, und hat doch auch eigene Beweglichkeit vom ausgeflossenen Willen Gottes: Sie ist das Zentrum, der Punkt oder Grund der eigenen Annehmlichkeit zur Ichheit, davon etwas wird und daraus die sieben Eigenschaften entstehen.

VIII. Von der ewigen Natur und ihren sieben Eigenschaften

25. Die Natur ist nichts anderes als die „Eigenschaften“ der Annehmlichkeit der eigenen entstandenen Begierde, welche Begierde in der Unterschiedlichkeit des hauchenden Wortes als der hauchenden Kraft entsteht, darin sich die Eigenschaften in ein Wesen hineinführen. Dann heißt dieses Wesen ein „natürliches Wesen“, aber ist nicht Gott selbst. Denn Gott durchwohnt wohl die Natur, aber die Natur begreift ihn nur so weit, wie sich die Einheit Gottes mit in das natürliche Wesen hineingibt und auch wesentlich macht, nämlich im Lichtwesen (des reinen Bewußtseins), welches in der Natur in sich selbst wirkt und die Natur durchdringt und penetriert. Ansonsten ist der Natur als der begehrlichen Annehmlichkeit die Einheit Gottes unbegreiflich.

26. So steht die Natur im ausgeflossenen Wort göttlicher Empfindlichkeit und Wissenschaft und ist eine stetig währende Bildung und Formierung der Wissenschaft und Empfindung. Denn was das Wort durch die Weisheit wirkt, das bildet und formt die Natur in Eigenschaften.

27. Sie ist wie der Zimmermann, der das Haus baut, welches das Gemüt zuvor in sich gemodelt (bzw. modelliert) hat. So ist es auch hier zu verstehen: Was das ewige Gemüt in der Weisheit Gottes in der göttlichen Kraft modelt und in eine Idee führt, das bildet die Natur in eine Eigenschaft.

28. Die Natur steht in ihrem ersten Grund in sieben Eigenschaften, und daraus teilen sich die sieben ins Unendliche aus.

29. Die erste Eigenschaft der Natur ist die Begierde, welche Herbe, Schärfe, Härte, Kälte und Wesen macht.

30. Die zweite Eigenschaft ist die Bewegung oder das Einziehen der Begierde, die das Stechen, Zerbrechen und Zertrennen der Härte macht, denn sie zertrennt die angezogene Begierde und bringt sie in die Vielfalt, und das ist ein Grund des bitteren Wehs, aber auch die wahre Wurzel zum Leben und der Vulcanus (Vulkan, der römische Gott des Feuers, der Schmiedekunst und des Handwerks) zum Feueraufschlagen (bzw. Entzünden).

31. Die dritte Eigenschaft ist die Empfindlichkeit im Zerbrechen der herben Härte, und das ist der Grund der Angst und des natürlichen Willens, darin der ewige Wille offenbar werden will, das heißt, er will ein Feuer und Licht als ein Blitz oder Glanz sein, darin die Kräfte, Farben und Tugenden der Weisheit erscheinen. In diesen drei ersten Eigenschaften steht das Fundament des Zorns und der Hölle und all dessen, was grimmig ist.

32. Die vierte Eigenschaft ist das Feuer, darin die Einheit im Licht wie in einem Liebebrennen erscheint, aber der Grimm ist des Feuers Essenz (als in einem Zornbrennen).

33. Die fünfte Eigenschaft ist das Licht mit seiner Liebekraft, darin die Einheit in einem natürlichen Wesen mitwirkt.

34. Die sechste Eigenschaft ist der Schall oder Hall oder das natürliche Verständnis, darin die fünf Sinne geistig wirken, als in einem verständigen Naturleben.

35. Die siebente Eigenschaft ist das Subjekt oder der Umschluß der anderen sechs Eigenschaften, darin sie wirken, wie das Leben im Fleisch. So heißt die siebente zu Recht „der Grund oder die Stätte der Natur“, darin die Eigenschaften in Einem Grund stehen.

36. In diesen sieben Eigenschaften muß man überall zwei Wesen verstehen: Zuerst nach dem Abgrund, denn durch solche Eigenschaften versteht man das göttliche Wesen, als den göttlichen Willen mit der ausfließenden Einheit Gottes, welche mit durch die Natur ausfließt und sich in Annehmlichkeit zur Schärfe hineinführt, dadurch die ewige Liebe empfindlich und wirklich sei, und daß sie etwas habe, das da leidend ist, darin sie sich offenbaren kann und darin sie erkannt werde, und dadurch sie wieder geliebt und begehrt werde, als die schmerzlich-leidende Natur, welche in der Liebe in ein ewiges Freudenreich verwandelt wird. Denn wenn sich die Liebe im Feuer im Licht offenbart, dann überflammt sie die Natur und durchdringt sie wie die Sonne ein Kraut oder das Feuer das Eisen.

37. Das zweite Wesen ist das eigene Wesen der Natur, das schmerzlich und leidend ist. Das ist der Werkzeuge des Wirkens, denn wo keine Leidenheit ist, da ist auch keine Begierde nach der Erlösung oder nach etwas Besserem. Und wo nun keine Begierde nach etwas Besserem ist, darin ruht ein Ding nur in sich selbst. Und darum führt sich die ewige Einheit durch ihren Ausfluß der Unterschiedlichkeit in die Natur, damit sie einen Gegenwurf (bzw. Siegel) habe, darin sie sich offenbart, auf daß sie etwas liebe und wiederum von dem Etwas geliebt werde, so daß ein empfindliches Wirken und Wollen sei.

IX. Erklärung der sieben Eigenschaften der ewigen Natur

38. Die erste Eigenschaft ist die Begierlichkeit, gleich einem Magnet, als die Einfassung des Willens, darin der Wille etwas sein will, aber hat doch nichts, daraus er sich etwas machen kann. So führt er sich in eine Annehmlichkeit seiner selbst, verdichtet und faßt sich selber zu einem Etwas, und das Etwas ist doch nichts, als nur ein scharfer magnetischer Hunger, eine Herbigkeit, gleich einer Härte, davon auch Härte, Kälte und Wesen entstehen. Dieses Verdichten oder Anziehen beschattet sich selber und macht sich zur Finsternis, welches auch der Grund der ewigen und zeitlichen Finsternis ist. Durch diese Schärfe (der Begierde und „Eigenschaft“) sind im Anfang dieser Welt Salz, Steine, Gebeine und alles, was dem gleicht, entstanden.

39. Die zweite Eigenschaft der ewigen Natur entsteht aus der ersten und ist das Ziehen (bzw. Abstoßen) oder Bewegen in der Schärfe, denn der Magnet macht Härte, und die Bewegung zerbricht die Härte wieder, und so ist ein immerwährender Streit in sich selber. Denn was die Begierde faßt und zu Etwas macht, das zertrennt die Bewegung, so daß es in Form und Bildung kommt. Und zwischen diesen beiden Eigenschaften entsteht das bittere Weh, als ein Stachel der Empfindlichkeit. Denn wenn eine Bewegung in der Schärfe ist, dann ist die Eigenschaft schmerzlich, und dies ist auch die Ursache aller Empfindlichkeit und des Wehtuns. Denn wenn keine Schärfe und Bewegung wäre, dann wäre keine Empfindlichkeit.

40. Diese Bewegung ist auch ein Grund der Luft in der sichtbaren Welt, welche durch das Feuer offenbar wird, wie später noch erklärt werden soll.

41. So verstehen wir, daß die Begierlichkeit der Grund zur Ichtheit (dem Gegenteil von Nichtheit) sei, so daß aus Nichts Etwas werde, wie uns dann zu betrachten ist, daß sie der Anfang dieser Welt gewesen sei, dadurch Gott alle Dinge ins Wesen gebracht habe, denn sie ist dasselbe, durch welche Gott sprach: »Es werde! (1.Mose 1.3)« Sie ist das Werden, das da gemacht hat, wo nichts war als nur ein Geist. Sie hat das Mysterium Magnum, welches geistlich ist, sichtbar und wesentlich gemacht, wie an den Elementen, Sternen und Kreaturen zu sehen ist.

42. Die zweite Eigenschaft, als die Bewegung, ist dann im Anfang dieser Welt der Separator oder Unterscheider in den Kräften gewesen, mit dem der Schöpfer, als der Wille Gottes, alle Dinge aus dem Mysterium Magnum in eine Form gebracht hat. Denn sie ist das ausgeflossene bewegende Wort, dadurch der übernatürliche Gott alle Dinge gemacht und in Bildung gebracht hat.

43. Die dritte Eigenschaft der ewigen Natur ist die Angst, als das Wollen, das sich in die Annehmlichkeit zur Natur und Ichheit hineingeführt hat, weil der eigene Wille in der scharfen Beweglichkeit steht. Und so kommt er in die Angst, als in die Empfindlichkeit, denn außerhalb der Natur kann er nicht empfindlich sein. Aber in der beweglichen Schärfe wird er empfindlich, und diese Empfindlichkeit ist die Ursache des Feuers, auch des Gemüts und der Sinnlichkeit, denn der eigene natürliche Wille wird dadurch fühlend (1682: fliehend) und sucht Ruhe. So geht die Unterschiedlichkeit des Willens von sich aus und durchdringt die Eigenschaften, davon der Geschmack in der Schärfe entsteht, so daß eine Eigenschaft die andere schmeckt und empfindet. Und das ist auch der Grund und die Ursache der Sinne, so daß eine Eigenschaft in die andere eindringt und die andere entzündet, damit der Wille erkennt, woher die Leidenheit kommt. Denn wenn keine Empfindlichkeit wäre, dann wüßte der Wille nichts von Eigenschaften, denn er wäre nur einig. Und so nimmt der Wille die Natur an sich an, indem er die scharfe (bzw. trennende) Bewegung in sich empfindet.

44. Diese Bewegung gleicht in sich einem drehenden Rad. Doch nicht, daß ein solches Drehen sei, sondern so ist es (bzw. erscheint es) in den Eigenschaften, denn die Begierde zieht in sich und die Bewegung dringt aus sich. So kann der Wille in solcher Angst weder in sich noch aus sich, und wird doch aus sich und in sich gezogen, und so bleibt es eine Gestaltung, die in sich und aus sich will, das heißt, über sich und unter sich, und kann doch nirgendwohin, sondern ist eine Angst und das wirkliche Fundament der Hölle und von Gottes Zorn, denn die Angst steht in der finsteren scharfen Bewegung.

45. Aus diesem Grund ist in der Schöpfung der Welt der Schwefelgeist samt der Materie der Sulphur-Art entstanden, welcher Schwefelgeist das natürliche Leben der irdischen und elementischen Kreaturen ist.

46. Die weisen Heiden haben diesen Grund einigermaßen verstanden, denn sie haben gesagt: Im Sulphur, Mercurius und Sal (1682: Schwefel, Quecksilber und Salz) bestünden alle Dinge in dieser Welt. Damit haben sie nicht allein auf die Materie geschaut, sondern auf den Geist, von dem die Materie entsteht. Denn ihr Grund besteht nicht im groben Schwefel, Quecksilber und Salz, und das meinen sie auch nicht, sondern den Geist solcher Eigenschaften, darin ja alles besteht, was in dieser Welt lebt, wächst und ist, sei es geistig oder materiell. Denn mit dem Salz (der „Kristallisation“) deuten sie die scharfe magnetische Begierde der Natur an, und mit dem Quecksilber (Mercurius, „lebendiges Silber“ bzw. „reflektierendes Bewußtsein“) deuten sie die Bewegung und Scheidung der Natur an, dadurch jedes Ding bezeichnet und gebildet wird. Und mit dem Schwefel (Sulphur bzw. „Seelenkörper“) haben sie das empfindliche, wollende und wachsende Leben angedeutet. Denn im Schwefelgeist liegt das Öl, darin das Feuerleben brennt, und im Öl liegt die Quintessenz, als der sulphurische Mercurius, das wahre Leben der Natur, das ein Ausfluß vom Wort göttlicher Kraft und Bewegung ist, darin der Grund des Himmels verstanden wird. Und in der Quintessenz liegt die Tinktur (der „Heilung“), als der paradiesische Grund, nämlich das ausgeflossene Wort göttlicher Kraft, darin die Eigenschaften in der Gleichheit liegen.

47. So verstehen wir mit der dritten Eigenschaft der Natur, als mit der Angst, die Schärfe und Schmerzlichkeit des Feuers, als das Brennen und Verzehren. Denn wenn der Wille in solche Schärfe gesetzt wird, dann will er immerfort die Ursache solcher Schärfe verzehren, denn er dringt immerfort wieder nach der Einheit Gottes, als nach der Ruhe, und die Einheit dringt mit ihrem Ausfluß zu dieser Bewegung und Schärfe, und so ist es eine stetswährende Zusammenfügung zur Offenbarung göttlichen Willens. Wie man auch in diesen dreien, als im Salz, Schwefel und Öl, allezeit ein Himmlisches im Irdischen findet, zumindest, wer das recht versteht und dem Geist nachsinnt. Denn in der Schärfe liegt die Seele von einem jeden Ding, und in der Bewegung liegt das wahre Leben der sinnlichen Art, und im Öl des Schwefels liegt der kräftige Geist, der aus der Tinktur entsteht. So liegt allezeit im Irdischen ein himmlisches Wesen verborgen, denn die unsichtbare geistige Welt ist in der Schöpfung mit ausgeflossen.

48. Die vierte Eigenschaft oder Gestaltung der ewigen Natur ist das geistige Feuer, darin das Licht, als die Einheit, offenbar wird. Denn der Glanz des Feuers entsteht von der ausgeflossenen Einheit, welche sich in die natürliche Begierde mit hineingegeben hat. Und des Feuers Qual und Brennen, als die Hitze, entsteht von der scharfen Verzehrlichkeit der drei ersten Eigenschaften. Dies geschieht so:

49. Die ewige Einheit, welche ich sonst in etlichen meinen Schriften die ewige Freiheit nenne, ist die sanfte Stille und ist lieblich wie ein sanftes Wohltun, welches man nicht aussprechen kann, was für eine Sanftheit jenseits der Natur in der Einheit Gottes ist. Und die drei Eigenschaften zur Natur sind scharf, schmerzlich und schrecklich: In diesen drei leidvollen Eigenschaften steht der ausgeflossene Wille, der durch das Wort oder das göttliche Hauchen entstanden ist, aber darin steht auch die Einheit. So sehnt sich der Wille nach der sanften Einheit, und die Einheit sehnt sich nach der Empfindlichkeit, als nach dem feurigen Grund. So ersehnt eines das andere, und wenn das geschieht, das heißt, das Sehnen, dann ist es wie ein Schreck oder Blitz (des Bewußtseins), gleich als riebe man Stahl und Stein aneinander oder gösse Wasser ins Feuer, im Gleichnis gesprochen.

50. In diesem Blitz empfindet die Einheit die Empfindlichkeit, und der Wille empfängt die sanfte Einheit. So wird die Einheit ein Glanz des Feuers, und das Feuer wird ein Liebebrennen, denn es empfängt die Essenz oder Kraft von der sanften Einheit.

51. In solcher Anzündung wird die Finsternis der magnetischen Verdichtung (Impression) oder Einfassung vom Licht durchdrungen, so daß sie nicht mehr erkannt wird, obwohl sie in der Verdichtung in sich selber ewig bleibt.

52. Damit entstehen hier zwei ewige Anfänge, als die finstere herbe Schärfe und Schmerzlichkeit in sich selber wohnend, und die empfindliche Kraft der Einheit im Licht, davon die Schrift sagt: »Gott, als die ewige Einheit, wohnt in einem Licht, dazu niemand kommen kann. (1.Tim. 6.16)« Denn so offenbart sich die ewige Einheit Gottes durch das geistige Feuer im Licht, und dieses Licht wird Majestät genannt, und Gott als die übernatürliche Einheit ist die Kraft darin. Denn von der ewigen Einheit empfängt dieses Geistfeuer Dasein (Ens), so daß es scheint, sonst wäre der Feuergrund nur ein schmerzlich schrecklicher Hunger und eine stachlige Begierde. Wie es dann auch so ist, wenn sich der Wille von der Einheit abbricht und in eigener Begierde leben will, wie es die Teufel getan haben und auch die falsche Seele tut.

53. So versteht hier zwei Prinzipien: Das erste im Grund zum Feuerbrennen, nämlich in der scharfen, beweglichen, empfindlichen und schmerzlichen Finsternis in sich selber, und das zweite im Licht des Feuers, darin die ewige Einheit in Beweglichkeit und Freude kommt.

54. Denn das Feuer ist ein Gegenwurf (bzw. Gegensatz) der großen Liebe der Einheit Gottes. Aber so wird die ewige Lust empfindlich, und diese Empfindlichkeit der Einheit heißt „Liebe“, als ein Brennen oder Leben in der Einheit Gottes. Und nach solchem Liebebrennen nennt sich Gott einen „barmherzigen lieben Gott“, denn die Einheit Gottes liebt oder durchdringt den schmerzlichen Willen des Feuers, welcher anfänglich im Hauchen des Wortes oder im Ausgang göttlicher Lust entstanden ist, und wandelt ihn in die größte Freude. Und in diesem feurigen Willen der ewigen Natur stehen die Engel und auch die Seele des Menschen, und dies ist ihr Grund und Zentrum.

55. Darum: Wenn sich eine Seele von Gottes Licht und Liebe abbricht und in eigene natürliche Begierde hineingeht, dann wird in ihr der Grund solcher Finsternis und schmerzlichen Qual offenbar, und dies ist das höllische Feuer und Gottes Zorn, wenn der offenbar wird, wie an Luzifer zu sehen ist. Und was nun in der Kreatur (bzw. Schöpfung) überall zu denken ist, daß es sei, das ist auch jenseits der Kreatur überall, denn die Kreatur ist nichts anderes als ein Bild oder eine Bildung der unterschiedlichen Kräfte des ganzheitlichen Wesens.

56. So versteht uns nun recht, was der Feuergrund sei, nämlich die Kälte von der Verdichtung und die Hitze von der Angst, und die Bewegung ist der Vulcanus (Vulkan, der Gott des Feuers). In diesen dreien steht das Feuer, aber des Lichtes Glanz entsteht von der Zusammenfügung der Einheit im Feuergrund. Und so ist der ganze Grund doch nur der ausgeflossene Wille.

57. Darum steht im Feuer und Licht das Leben aller Dinge, nämlich in diesem Willen, sei es in den stummen Wachsenden oder Vernünftigen, alles entsprechend wie das Feuer einen Grund hat, entweder vom Ewigen als die (ewige) Seele oder vom Zeitlichen als die astralische und elementische: Denn ein anderes Feuer ist das Ewige, und ein anderes das Zeitliche, wie im Folgenden noch aufgezeigt werden soll.

58. Die fünfte Eigenschaft ist nun das Liebefeuer oder des Lichtes Kraft und Welt, die in der Finsternis in sich selber wohnt, und die Finsternis begreift sie nicht, wie in Joh. 1.5 steht: »Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.« Oder: „Das Wort ist im Licht, und im Wort ist das wahre vernünftige Leben des Menschen, als der wahre Geist.“

59. Denn dieses Feuer ist die wahre Seele des Menschen als der wahre Geist, welche Gott dem Menschen zu einem kreatürlichen Leben einblies. So versteht im geistigen Willenfeuer die wahre begehrende Seele aus dem ewigen Grund, und in der Kraft des Lichtes den wahren vernünftigen Geist, in dem die Einheit Gottes wohnt und offenbar ist, wie der Herr Christus sagt: »Das Reich Gottes ist inwendig in euch. (Luk. 17.21)« Oder Paulus: »Ihr seid Tempel des Heiligen Geistes, der in euch wohnt. (1.Kor. 6.19)«

60. Dies ist die Stätte göttlicher Einwohnung und Offenbarung. Und so kann auch die Seele verdammt werden, wenn sich der feurige Wille von Gottes Liebe und Einheit abbricht und in sein natürliches Eigentum, als in seine bösartigen Eigenschaften eingeht (dem weiter nachzusinnen ist). Oh Zion, erkenne diesen Grund, dann bist du von Babel frei!

61. Mit dieser fünften Eigenschaft wird das zweite Prinzip als die englische Welt oder die Thronen verstanden. Denn es ist die Bewegung der Einheit, darin alle Eigenschaften der feurigen Natur in der Liebe brennen.

62. Ein Gleichnis dieses Grundes sieht man an einer angezündeten Kerze. Denn in der Kerze liegt alles ineinander, und doch ist keine Eigenschaft vor der anderen offenbar, bis sie angezündet wird. Erst dann sieht man Feuer, Öl, Licht, Luft und Wasser aus der Luft. So werden alle vier Elemente darin offenbar, welche zuvor in einem einigen Grund verborgen lagen.

63. In gleicher Weise ist dem ewigen Grund nachzusinnen. Denn das zeitliche Wesen ist aus dem Ewigen geflossen. Darum hat eines eine Eigenschaft wie das andere, nur daß eines ewig und das andere vergänglich ist, eines geistlich und das andere leiblich.

64. Wenn das geistige Feuer und Licht angezündet wird, wie es seit Ewigkeit je gebrannt hat, dann wird auch immer und ewig die große Verborgenheit göttlicher Kraft und Wissenschaft darin offenbar. Denn im Feuer werden alle Eigenschaften der ewigen Natur geistig, und doch bleibt auch die Natur innerlich in sich wie sie ist. Aber der Ausgang des Willens wird geistig, denn im Feuerschreck oder Blick wird die finstere Annehmlichkeit verzehrt. So kommt aus der Verzehrung der reine klare Feuergeist vom Lichtglanz durchdrungen. Und wir verstehen in solchem Ausgang dreierlei Eigenschaften: (1.) Über sich geht der feurige Wille. (2.) Vor sich, als in der Mitte gleich einem Zentrum des feurigen Willengeistes, geht der ölige Geist als das Dasein (Ens) der Einheit Gottes aus, welcher in der Begierde der Natur in ein Wesen gegangen ist. (3.) Und nach unten als im Sinken geht der Wassergeist aus, als die Sanftmut, obwohl es doch alles nur Geist und Kraft ist. Aber so steht es in der Bildung der Offenbarung. Nicht, daß eine Abtrennung geschehe, sondern es erscheint nur so in der Offenbarung.

65. Diese dreierlei Offenbarung geschieht nach der Dreiheit, denn das Zentrum, darin es steht, ist der einige Gott nach seiner Offenbarung. Über sich geht der feuerflammende Liebegeist, unter sich geht die Sanftmut aus der Liebe, und in der Mitte steht das Zentrum, das auch der Umfang ist, als der Vater oder ganzheitliche Gott nach seiner Offenbarung. Und wie es in göttlicher Offenbarung zu erkennen ist, so auch in der ewigen Natur nach der Einheit der Natur, denn die Natur ist nur ein Gegenwurf (bzw. Spiegel) der Gottheit.

66. So ist uns ferner die Natur zu erkennen. Denn der Blick des Feuerursprungs ist ein Schreck, ein (explosiver) Salpeter-Grund, darin die Natur in unendliche Teilung ausgeht, als in die Vielfalt der Kräfte, davon auch die vielerlei Engel und Geister sowie Farben und Wirkungen entstanden sind, wie auch die vier Elemente im Anfang der Zeit. Denn die Ausgeglichenheit von Feuer und Licht ist das heilige Element als die Bewegung im Licht der Einheit. Aber durch diesen Salpeter-Grund (das heißt geistig und nicht irdisch) entstehen vier Elemente, nämlich in der Verdichtung des feurigen Mercurius die Erde mit den Steinen, in der fünften Essenz des feurigen Mercurius das Feuer mit dem Himmel, in der Bewegung oder im Ausgang die Luft, und in der Zersprengung der Begierlichkeit entsteht durch das Feuer das Wasser.

67. Der feurige Mercurius ist ein getrocknetes Wasser und hat die Metalle und Steine geboren. Aber das Wasser hat der zersprengte Grimm durch die Abtötung im Feuer geboren, und die Verdichtung hat die grobe Rauhigkeit in die Erde gebracht, welche ein grober Salpeter-Saturn-Mercurius ist. Mit dem Wort „Mercurius“ sollt ihr hier im Geist überall das ausgeflossene natürlich wirkende Wort Gottes verstehen, welches der Separator, Unterscheider und Former aller Wesen gewesen ist, und mit dem Wort „Saturn“ die Verdichtung.

68. In der fünften Eigenschaft ist die ewige Einheit im Licht (des Bewußtseins) wesentlich, als ein heilig-geistiges Feuer, ein heiliges Licht oder eine heilige Luft, welche nur Geist ist. Oder auch ein heiliges Wasser, welches die ausfließende Liebe der Einheit Gottes ist. Oder eine heilige Erde, welche nur reine Kraft und Wirkung ist. Diese fünfte Eigenschaft ist die wahre geistig-englische Welt der göttlichen Freude, welche in dieser sichtbaren Welt verborgen steht.

69. Die sechste Eigenschaft der ewigen Natur ist der Schall, Hall oder das Verständnis. Denn im Feuerblitz (des gedanklichen Bewußtseins) werden die Eigenschaften alle lautbar (bzw. erkennbar). Das Feuer ist der Mund der Essenz, das Licht ist der Geist und der Schall ist der Verstand, darin die Eigenschaften einander alle verstehen.

70. Nach der Offenbarung der Heiligen Dreifaltigkeit mit dem Ausfluß der Einheit ist dieser Schall oder Hall das göttlich wirkende Wort, als der Verstand in der ewigen Natur, dadurch sich die übernatürliche Wissenschaft offenbart. Und nach der Natur und Kreatur ist er die Erkenntnis Gottes, darin der natürliche Verstand Gott erkennt. Denn der natürliche Verstand ist ein Gegenwurf und Ausfluß aus dem göttlichen Verständnis (bzw. der Vernunft).

71. Im natürlichen Verstand liegen die fünf Sinne in geistiger Art, und in der zweiten Eigenschaft, als in der Bewegung, als im feurigen Mercurius, liegen sie in natürlicher Art. Die sechste Eigenschaft gibt das Verständnis im Hall, wie in der Rede des Wortes, und die zweite Eigenschaft der Natur ist der Führer als das Gehäuse oder Werkzeug der Rede oder des Halls.

72. In der zweiten Eigenschaft ist die Kraft schmerzlich, und in der sechsten Eigenschaft ist sie freudenreich, und doch ist kein anderer Unterscheid zwischen der zweiten und sechsten Eigenschaft, als nur das Licht und die Finsternis, und sie stehen ineinander wie Feuer und Licht und sind auch nur soweit unterschieden.

73. Die siebente Eigenschaft ist das Wesen als ein Subjekt oder Gehäuse der anderen sechs, darin sie alle wesentlich sind, wie die Seele mit dem Leib. Und damit ist vor allem das Paradies oder die grünend wirkende Kraft nach der Lichtwelt zu verstehen, denn eine jede Eigenschaft macht sich ein Subjekt oder einen Gegenwurf durch ihren Selbstausfluß. Und in der siebenten stehen alle Eigenschaften in der Ausgeglichenheit, nämlich in einem einigen Wesen. Wie sie alle aus der Einheit entspringen, so gehen sie alle wieder in einen einigen Grund ein. Und wenn sie auch in unterschiedlicher Art und Eigenschaft wirken, so ist es doch hier nur ein einiges Wesen, dessen Kraft Tinktur heißt, als ein heilig (bzw. heilsam) durchdringendes Wesen.

74. Nicht, daß die siebente Eigenschaft die Tinktur sei, sondern sie ist der Körper dazu. Die Tinktur mit dem wesentlichen Leib ist die Kraft des Feuers und Lichtes, aber die siebente Eigenschaft ist das Wesen, das von der Tinktur durchdrungen und geheiligt (bzw. geheilt) wird. Deswegen steht das Paradies als ein geistiges Grünen in der siebenten Eigenschaft. Das heißt, nach der Kraft göttlicher Offenbarung ist es so, aber nach der natürlichen Eigenschaft ist es ein Wesen der angezogenen Begierde aller Eigenschaften.

75. Es ist vor allem zu erkennen, daß allemal die erste und siebente Eigenschaft als eine gerechnet wird, und auch die zweite und sechste als eine, sowie die dritte und fünfte als eine, und die vierte ist allein das Scheideziel. Denn es gibt nur drei Eigenschaften der Natur entsprechend der Offenbarung der Heiligen Dreiheit Gottes:

76. Die Erste ist die Begierde, die Gott dem Vater zugeeignet wird, und ist nur ein Geist, aber in der siebenten Eigenschaft wird diese Begierde wesentlich.

77. Die Zweite wird Gott dem Sohn als der göttlichen Kraft zugeeignet. Die ist in der zweiten Zahl (bzw. Eigenschaft) nur ein Geist, aber in der sechsten ist sie die Verstandeskraft.

78. Die Dritte wird Gott dem Heiliger Geist nach seiner Offenbarung zugeeignet und ist im Anfang der dritten Eigenschaft nur ein (ängstlicher) Feuergeist, aber in der fünften Eigenschaft ist die große Liebe darin offenbar.

79. So ist der Ausfluß göttlicher Offenbarung nach den drei Eigenschaften im ersten Prinzip vor dem Licht (des Bewußtseins) natürlich, und im zweiten Prinzip im Licht geistig.

80. Dies sind also die sieben Eigenschaften in einem Einigen Grund, welche alle sieben gleich ewig ohne Anfang sind, und keine kann als die erste, zweite, dritte, vierte, fünfte, sechste oder letzte gezählt werden. Denn sie sind gleich ewig ohne Anfang, und haben damit einen ewigen Anfang in der Einheit Gottes. Man muß nur solches auf bildliche Art zum Verstand setzen, wie eine aus der anderen geboren werde, zum besseren Verständnis, was der Schöpfer sei, und daß man das Leben und Wesen der sichtbaren Welt betrachten könne.

(Dazu könnte man sich bezüglich der göttlichen Dreifaltigkeit auch folgendes Bild mit drei Ringen vorstellen, darin man unter anderem die Planetenpaare aus der schematischen Darstellung am Ende dieses Kapitels wiederfindet:)

Jacob Böhme: Clavis zu den sieben Eigenschaften der ewigen Natur

X. Vom dritten Prinzip: Von der sichtbaren Welt, woraus diese entstanden und was die Schöpfung sei

81. Diese sichtbare Welt ist aus der oben beschriebenen geistigen Welt als aus der ausgeflossenen göttlichen Kraft entsprossen und ist ein Objekt oder Gegenwurf der geistigen Welt. Die geistige Welt ist der innerlichste Grund der sichtbaren Welt, und die sichtbare Welt steht in der geistigen.

82. So ist diese sichtbare Welt nichts anderes als ein Ausfluß der sieben Eigenschaften. Denn aus den sechs wirkenden Eigenschaften ist sie entstanden, und in der siebenten, als im Paradies, steht sie in der Ruhe. Dies ist der ewige Sabbat und die Ruhe, darin das Wirken der göttlichen Kraft ruht.

83. Moses spricht: Gott habe in sechs Tagen Himmel und Erde samt allen Kreaturen geschaffen, und habe am siebenten Tag geruht und ihnen zu ruhen geboten. (1.Mose 2.1) In diesen Worten liegt der Verstand heimlich verborgen. Er hätte doch wohl auch an einem Tag all seine Werke machen können. Auch kann man von keinem Tag sprechen, bevor die Sonne war, denn in der Tiefe ist nur ein einziger Tag. Aber der Verstand liegt in den Worten verborgen:

84. Er versteht mit den Tagwerken die Schöpfung oder Offenbarung der sieben Eigenschaften, denn er sagt: »Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.« In der ersten Bewegung hat die magnetische Begierde den feurigen und wäßrigen Mercurius mit den anderen Eigenschaften zusammengefaßt und verdichtet. So hat sich die Grobheit von der geistigen Art geschieden, und der feurige Mercurius ist zu Metallen und Steinen sowie ein Teil zu Salpeter (Salniter) geworden, also zu Erde, und der wäßrige wurde zu Wasser. So ist der feurige Mercurius in der Wirkung auch lauter (klar und durchsichtig) geworden, welchen Moses den Himmel nennt, denn die Schrift sagt: »Gott wohnt im Himmel.« Denn dieser feurige Mercurius ist die Kraft des Firmaments als ein Gegenwurf der geistigen Welt, darin Gott offenbar ist.

85. Als dies geschehen war, sprach Gott: »Es werde Licht!« Und es wurde Licht. Damit ist das innerliche Licht durch den feurigen Himmel ausgedrungen, dadurch eine Kraft des Scheins im feurigen Mercurius entstand, und das war das Licht der äußeren Natur in den Eigenschaften, darin das wachsende Leben steht.

86. Am zweiten Tagwerk hat Gott den wäßrigen und feurigen Mercurius voneinander geschieden, und den feurigen die Feste (bzw. Festung) des Himmels genannt, die aus dem Mittel des Wassers war, als dem Mercurius. Damit war die männliche und weibliche Art im Geist der äußeren Welt entstanden, nämlich im feurigen Mercurius die männliche und im wäßrigen die weibliche.

87. Solches Scheiden ist überall durch alles geschehen, und das zu dem Ende (bzw. Ziel), daß sich der feurige Mercurius wieder nach dem wäßrigen und der wäßrige nach dem feurigen sehnen sollte, so daß eine Liebebegierde im Licht der Natur zwischen ihnen wäre, davon die Zusammenfügung (bzw. Verbindung) entstanden ist. So hat sich der feurige Mercurius, als das ausgeflossene Wort nach der feurigen und wäßrigen Art des Lichtes geschieden, und daher kommt nun die männliche und weibliche Art aller Dinge, sowohl in den lebendigen als auch wachsenden Dingen.

88. Am dritten Tagwerk ist der feurige und wäßrige Mercurius wieder in eine Verbindung (Konjunktion) oder Vermischung gegangen, und sie haben einander empfangen. Dadurch hat der Salpeter, als die Scheidung der Erde, Gras, Kraut und Bäume geboren, und so war die erste Gebärung zwischen männlicher und weiblicher Art geschehen.

89. Am vierten Tagwerk hat der feurige Mercurius seine Früchte geboren, nämlich die fünfte Essenz, die eine höhere Lebenskraft ist als es die vier Elemente sind, welche doch in den Elementen ist. Und von derselben sind die Sterne geschaffen. Denn wie die Verdichtung der Begierde die Erde in eine Masse gebracht hat, welche Verdichtung in sich geht, so ist auch der feurige Mercurius von der Verdichtung ausgehend gewesen, so daß er den Ort dieser Welt mit dem Gestirn umschlossen hat.

90. Am fünften Tagwerk hat sich der Weltgeist (Spiritus Mundi) als die Seele der großen Welt in der fünften Essenz eröffnet, das heißt, das Leben des feurigen und wäßrigen Mercurius, und damit hat Gott alle Tiere, Fische, Vögel und Würmer geschaffen, ein jedes aus seiner Art oder Eigenschaft des zerteilten Mercurius.

91. Da sieht man, wie sich die ewigen Prinzipien nach Gutem und Bösem bewegt haben, nach allen sieben Eigenschaften, nach ihrem Ausfluß und ihrer Vermischung, denn da sind gutartige und bösartige Kreaturen geschaffen worden, alles je nachdem sich der Mercurius als der Separator in ein Dasein gebildet hat, wie an den guten und bösen Kreaturen zu sehen ist. Und doch ist alles Leben im Licht der Natur und in der Liebe der Natur entstanden, daher sich alle Geschlechter in ihrer Eigenschaft nach dieser ausgeflossenen Liebe lieben.

92. Am sechsten Tagwerk hat Gott den Menschen geschaffen, denn am sechsten Tagwerk hat sich die Vernunft des Lebens aus dem feurigen Mercurius eröffnet, nämlich aus dem innerlichen Grund. Und diesen erschuf Gott in seinem Gleichnis aus allen drei Prinzipien in ein Bild und blies ihm den vernünftigen feurigen Mercurius nach dem inneren und äußeren Grund als nach der Ewigkeit und Zeit ein, zu einer lebendigen und vernünftigen Seele. Und in diesem seelischen Grund schwebte die Offenbarung göttlicher Heiligkeit, als das lebendige ausfließende Wort Gottes mit der ewigerkannten Idee, die in göttlicher Weisheit seit Ewigkeit als ein Subjekt oder eine Form göttlicher Imagination erkannt worden war.

93. Diese (Offenbarung) wurde dem Wesen der himmlischen Welt angetan, und so wurde sie ein vernünftiger Geist und Tempel Gottes, ein Bild göttlicher Beschaulichkeit, welcher Geist der Seele zur Gemahlin gegeben wurde, gleichwie Feuer und Licht vermählt sind. So ist es auch hier zu verstehen. Dieser göttliche Grund grünte und durchdrang Seele und Leib, und das war das wahre Paradies im Menschen, das er durch die Sünde verlor, als der Grund der finsteren Welt mit der falschen Begierde das Regiment in ihm bekam.

94. Am siebenten Tag hat Gott von allen seinen Werken geruht, die er gemacht hat, wie Moses spricht (1.Mose 2.2). Nun bedarf doch Gott keiner Ruhe, denn er hat seit Ewigkeit gewirkt und ist eine reine wirkende Kraft. Deswegen liegt der Verstand hier im Wort verborgen. Denn Moses spricht, Gott habe den siebenten Tag zu ruhen geboten. Der siebente Tag ist das wahre Paradies gewesen (d.h. geistig), nämlich die Tinktur göttlicher Kraft, welche eine Ausgeglichenheit ist, die durch alle Eigenschaften gedrungen war und in der siebenten als im Wesen aller anderen wirkte.

95. Diese Tinktur war durch die Erde und alle Elemente gedrungen und hat alles tingiert (bzw. geheilt). Da war das Paradies auf Erden und im Menschen, denn die Bosheit war verborgen, gleichwie die Nacht im Tag verborgen ist. So war auch der Grimm der Natur im ersten Prinzip verborgen, bis zum (Sünden-) Fall des Menschen, denn damit floh das göttliche Wirken in der Tinktur in sein eigenes Prinzip, nämlich in den inneren Grund der Lichtwelt. Denn der Grimm wandte sich empor und bekam das Oberregiment, und das ist der Fluch, daß Gott die Erde verflucht hat, denn sein Fluchen ist sein wirkendes Fliehen. Wie wenn Gottes Kraft in einem Ding mit des Dinges Leben und Geist wirkt und danach sich demselben Ding mit seiner Wirkung entzieht, dann ist es verflucht, denn es wirkt nur im eigenen Willen und nicht im Willen Gottes.

XI. Vom Weltgeist und den vier Elementen

96. Wir können die verborgene geistige Welt an der sichtbaren Welt sehr wohl betrachten, denn wir sehen, daß sich in der Tiefe der Welt immerfort Feuer, Licht und Luft (1682: Feuer, Luft und Wasser) gebären, und daß keine Ruhe noch Aufhören dieses Gebärens sei, und es seit Anfang dieser Welt so gewesen ist. Aber wir können in der äußeren Welt keine Ursache finden, was dafür ein Grund sei, sondern der Verstand spricht: „Gott hat es so geschaffen.“ Und dabei bleibt er. Welches an sich selbst wohl wahr ist, aber den Schöpfer erkennt er nicht, der ohne Unterlaß so schöpft, nämlich den wahren Archeus (Schöpfergeist) oder Separator, der ein Ausfluß aus der unsichtbaren Welt ist, als das ausgeflossene Wort Gottes, das ich mit dem Wort des „feurigen Mercurius“ andeute.

97. Denn was die unsichtbare Welt in einem geistigen Wirken ist, darin Licht und Finsternis ineinander sind und keines das andere begreift, das ist die sichtbare Welt in einem wesentlichen Wirken: Was in der innerlichen geistigen Welt für Kräfte im ausgeflossenen Wort zu verstehen sind, die versteht man in der sichtbaren Welt am Gestirn und auch an den Elementen, aber in einem anderen Prinzip heiliger Art.

98. Die vier Elemente fließen aus dem Archeus (Schöpfergeist) des inneren Grundes, nämlich aus den vier Eigenschaften der ewigen Natur, und sind im Anfang dieser Zeit vom inneren Grund so ausgehaucht und in ein eigenes wirkliches Wesen und Leben gesetzt worden. Darum heißt die äußere Welt ein Prinzip, als ein Subjekt der inneren Welt und Werkzeug des inneren geistigen Meisters, welcher Meister Gottes Wort und Kraft ist.

99. Und wie die innere geistige Welt ein vernünftiges Leben vom Ausfluß göttlicher Weisheit oder Wissenschaft in sich hat, darin die Engel und Seelen verstanden werden, so hat auch die äußere Welt ein verständiges Leben in sich, welches in den ausgeflossenen Kräften der inneren Welt steht. Doch dieses äußere Leben hat keinen höheren Verstand, als nur in das, darin es steht, nämlich im Gestirn und in den vier Elementen.

100. So ist der Weltgeist (Spiritus Mundi) in den vier Elementen verborgen, wie die Seele im Leib, und ist nichts anderes als ein Ausfluß und eine wirkliche Kraft von der Sonne und dem Gestirn. Sein Gehäuse, darin er wirkt, ist geistig mit den vier Elementen umgeben. Dieses geistige Gehäuse ist erstlich eine scharfe magnetische Kraft vom Ausfluß der inneren Welt, von der ersten Eigenschaft der ewigen Natur, und dies ist der Grund aller Salze und Kräfte sowie aller Bildung und Wesenheit.

101. Zum Zweiten ist es der Ausfluß der inneren Bewegung, die von der zweiten Gestaltung der ewigen Natur ausgeflossen ist und in feuriger Art wie eine trockene Wasserquelle (bzw. ein Quell von getrocknetem Wasser) steht, darin der Grund aller Metalle und Steine verstanden wird, denn daraus sind sie geschaffen worden. Diesen Grund nenne ich den „feurigen Mercurius im Geist dieser Welt“, denn er ist die Bewegung aller Dinge und ein Scheider der Kräfte, ein Formierer der Gestaltung und ein Grund des äußern Lebens nach der Bewegung und Sinnlichkeit.

102. Der dritte Grund ist die Empfindlichkeit in der Bewegung der Schärfe, als ein geistiger Schwefelqual-Quell vom Grund des ängstlichen Willens im inneren Grund. Davon entsteht der Geist mit den fünf Sinnen, nämlich das Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen als das wahre (wirkliche) essentielle Leben, dadurch das Feuer als die vierte Gestaltung offenbar wird.

103. Diese drei Eigenschaften haben die alten Weisen Sulphur, Mercurius und Sal nach ihren Materien genannt, die daraus in den vier Elementen geboren werden, in denen ein solcher Geist gerinnt und sich wesentlich macht. In diesem Grund liegen auch die vier Elemente und sind nicht davon verschieden oder etwas Besonderes. Sie sind nur die Offenbarung dieses geistigen Grundes und wie ein Gehäuse des Geistes, darin solcher Geist wirkt.

104. Die Erde ist der gröbste Ausfluß von diesem subtilen Geist. Nach der Erde ist das Wasser der zweite, nach dem Wasser die Luft der dritte, und nach der Luft ist das Feuer der vierte: Diese sind aus einem einigen Grund entstanden, nämlich vom Weltgeist (Spiritus Mundi), der seine Wurzel in der innerlichen Welt hat.

105. Nun fragt der Verstand: „Mit welchem Ziel hat der Schöpfer solche Offenbarung gemacht?“ Antwort: Es hat keine andere Ursache, als daß sich damit die geistige Welt in eine sichtbare bildliche Form hineinführe, damit die inneren Kräfte bildlich und förmlich werden. Damit dies geschehen konnte, mußte sich das geistige Wesen in einen materialistischen Grund hineinführen, darin es sich bilden und formieren kann. Und deshalb mußte eine solche Scheidung geschehen, so daß sich die Abgeschiedenheit immer wieder nach ihrem ersten Grund sehnte, nämlich das Innere nach dem Äußeren und das Äußere nach dem Inneren.

106. So auch die vier Elemente, welche innerlich nur ein einiger Grund sind: Da muß sich jeweils eines nach dem anderen sehnen und das andere begehren und den inneren Grund im anderen suchen, denn das innere Element ist in ihnen unterschieden, und so sind die vier Elemente nur Eigenschaften des zerteilten Elements. Deswegen ist so ein großes Ängstigen und Begehren zwischen ihnen, und sie wollen immerfort wieder in den ersten Grund, nämlich in das einige Element, darin sie ruhen können. Davon sagt die Schrift: »Es sehnt und ängstigt sich jede Kreatur neben uns, von der Eitelkeit frei zu werden, deren sie gegen ihren Willen unterworfen ist. (Röm. 8.20)«

107. In solcher Ängstigung und Begierde wird die ausgeflossene göttliche Kraft durch das Wirken der Natur mit gebildet und in Bildungen gebracht, zur ewigen Herrlichkeit und Beschaulichkeit der Engel und Menschen und aller ewigen Kreaturen. Wie wir solches klar an allem Lebendigen sowie auch am Wachsenden sehen können, wie sich die göttliche Kraft mit einbildet und formt.

108. Denn es ist kein Ding im Wesen dieser Welt, darin nicht eine gebildete Form nach der inneren geistigen Welt stünde, entweder nach dem Grimm des inneren Grundes oder nach der guten Kraft. Wobei doch in der allergiftigsten Kraft im innerlichen Grund oft die größte Tugend aus der inneren Welt liegt.

109. Aber wo ein finsteres Leben in einem Ding ist, als ein finsteres Öl, daraus ist wenig zu erhoffen. Denn es ist wie ein Fundament des Grimms, wie ein falsches, bösartiges und verwerfliches Gift. Wo aber das Leben im Gift steht und einen lichten Glanz im Öl als in der Quintessenz hat, dort steht der Himmel in der Hölle offen, und dort liegt große Tugend verborgen, den Unseren verständlich.

110. Die ganze sichtbare Welt ist nur ein spermatisch (samenhaft) wirkender Grund, und ein jedes Wesen sehnt sich nach dem anderen, das Obere nach dem Unteren, und das Untere nach dem Oberen, denn sie sind voneinander geschieden. Und in solchem Hunger empfangen sie einander in der Begierde, wie an der Erde zu erkennen ist. Die ist so hungrig nach dem Gestirn und dem Weltgeist (Spiritus Mundi), nämlich nach dem Geist, daraus sie am Anfang entsprossen ist, daß sie keine Ruhe vor dem Hunger hat. Und dieser Hunger der Erde ist eine Verzehrung der Körper, damit der Geist (Spiritus) wieder von der groben elementischen Art geschieden werde und wieder in seinen Archeus (Schöpfergeist) eingehe.

111. Des weiteren sehen wir in solchem Hunger die Schwängerung des Archeus, als des Separators, wie der untere Archeus der Erde den oberen subtilen über der Erde vom Gestirn in sich zieht, so daß sich dann dieser eingefaßte Grund vom oberen Archeus wieder nach seinem Grund sehnt und wieder nach dem Oberen ausdringend wird, in welchem Ausdringen das Wachstum der Metalle, Kräuter und Bäume entsteht.

112. Denn der Archeus der Erde wird dadurch so freudenreich, weil er seinen ersten Grund wieder in sich schmeckt und empfindet, so daß in solcher Freude alle Dinge aus der Erde wachsen. Und auch in den Lebendigen steht das Wachstum darin, nämlich in einer stets währenden Verbindung (Konjunktion) des Himmlischen und Irdischen, darin die göttliche Kraft mitwirkt, wie an der Tinktur der Wachsenden zu erkennen ist, nämlich in ihrem inneren Grund.

113. Darum soll sich der Mensch als ein edles Bild, der seinen Grund in Zeit und Ewigkeit hat, wohl betrachten und nicht so blind fahren und sein ewiges Vaterland fern von sich suchen. Es ist in ihm, aber von der Grobheit der Elemente mit ihrem Streit verdeckt. Wenn der Streit der Elemente im Absterben des groben Leibes aufhört, dann wird der geistige Mensch offenbar, sei er im Licht oder in der Finsternis geboren worden. Doch welche Kraft das Regiment in ihm hat, darin bleibt der geistige Mensch ewig stehen, entweder im Fundament von Gottes Zorn oder in seiner Liebe.

114. Denn der äußere sichtbare Mensch ist jetzt nicht das wahre Ebenbild Gottes. Er ist nur ein Ebenbild des Archeus als ein Gehäuse des geistigen Menschen, darin der geistige Mensch wächst, wie das Gold im groben Stein oder das Kraut aus der wilden Erde. Wie auch die Schrift davon sagt: »Haben wir einen natürlichen Leib, dann haben wir auch einen geistigen Leib. Welcherlei nun der natürliche ist, solcherlei ist auch der geistige. (1.Kor. 15.44)« Aber der äußere, grobe und vier-elementische Leib soll Gottes Reich nicht erben, sondern jener, welcher aus dem einigen Element geboren wird, als aus göttlicher Offenbarung und Wirkung. Denn nicht dieser vom Fleisch noch vom Willen des Mannes ist es, sondern dieser, welcher in diesem groben Leib vom himmlischen Archeus gewirkt wird, dazu der grobe ein Gehäuse und Werkzeug ist. Aber wenn diese Schale vergeht, dann wird offenbar, warum wir uns alle „Menschen“ genannt haben, und doch ein Teil wie Tiere, ja noch böser als Tiere gewesen sind.

115. So sollen wir den Geist der äußeren Welt recht betrachten, nämlich daß er ein Gehäuse und Werkzeug der inneren geistigen Welt sei, die darin verborgen ist und durch die äußere Welt wirkt und sich so in die Bildungen mit hineinführt.

116. Und so ist auch des Menschen Verstand nur ein (äußerliches) Gehäuse der wahren Vernunft göttlicher Erkenntnis. Darum soll niemand zu viel auf seinen Verstand mit seiner Scharfsinnigkeit vertrauen. Er ist nur das äußere Gestirn nach seiner Konstellation und verführt ihn mehr, als daß er zu Gottes Einheit führt.

117. Der Verstand soll sich Gott ganz ergeben, damit der innerliche Archeus (Schöpfergeist) offenbar werde, denn dieser wird einen wahren geistigen gottförmigen Grund wirken und gebären, darin Gottes Geist offenbar wird und die Vernunft zu Gott führt. Dann erforscht der Geist in solchem Grund alle Dinge, ja auch die Tiefe der Gottheit, wie St. Paulus sagt (1.Kor. 2.10). Dies habe ich den Liebhabern ein wenig entwerfen wollen, um darüber weiter nachzusinnen.

XII. Kurze Erklärung der Form göttlicher Offenbarung

118. Gott ist die ewige, unermeßliche und unfaßbare Einheit. Er offenbart sich in sich selbst seit Ewigkeit und in Ewigkeit mit der Dreiheit und ist Ein Vater, Sohn und Heiliger Geist in dreierlei Wirkungen, wie vorn erklärt.

119. Der erster Ausfluß der Offenbarung dieser Dreiheit ist das ewige Wort oder das Aussprechen göttlicher Kraft. Und das erste ausgesprochene Wesen aus der Kraft ist die göttliche Weisheit als ein Wesen, darin die Kraft wirkt.

120. Aus der Weisheit fließt die Kraft des Aushauchens aus und geht in die Unterscheidung und Formung. Darin wird die göttliche Kraft in ihren Tugenden offenbar.

121. Diese unterscheidenden Kräfte führen sich in eine Annehmlichkeit zu ihrer Selbst-Empfindlichkeit hinein, und aus der Empfindlichkeit entsteht der eigene Wille mit der Begierde.

122. Dieser eigene Wille ist der Grund der ewigen Natur, der sich mit der Begierde in „Eigenschaften“ bis zum Feuer hineinführt.

123. In dieser Begierde entsteht die Finsternis (durch Verdichtung), und im Feuer wird mit dem Licht die ewige Einheit in der feurigen Natur offenbar.

124. Aus dieser Natur, Art und Eigenschaft von Feuer und Licht sind die Engel und Seelen der Menschen als eine göttliche Offenbarung entsprungen.

125. Die Kraft des Feuers und Lichtes heißt Tinktur, und die Bewegung dieser Kraft heißt das heilige oder reine Element.

126. Die Finsternis wird in sich selber wesentlich, und auch das Licht wird in der feurigen Begierde wesentlich. Diese beiden machen zwei Prinzipien: In der Finsternis ist Gottes Zorn, und im Licht ist Gottes Liebe. Ein jedes wirkt in sich selber, und da ist nur ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht, und doch sind alle beide nur ein Einiger Grund, und eines ist die Ursache des anderen, so daß das andere in ihm offenbar und erkannt werde, gleichwie das Licht aus dem Feuer.

127. Die sichtbare Welt ist das dritte Prinzip, als der dritte Grund und Anfang. Sie ist aus dem inneren Grund als aus den beiden ersten Prinzipien ausgehaucht worden und in kreatürliche Form und Art gebracht.

128. Die innerliche ewige Wirkung ist in der sichtbaren Welt verborgen, aber ist in Allem und durch Alles, und doch all dem in eigener Macht unfaßbar. Die äußeren Kräfte sind nur das Erleidende oder das Gehäuse, darin die inneren wirken. Die allgemeinen Kreaturen sind nur aus dem Wesen der äußeren Welt, aber der Mensch ist durch Zeit und Ewigkeit vom Wesen aller Wesen in ein Ebenbild göttlicher Offenbarung geschaffen worden.

129. Die ewige Offenbarung göttlichen Lichtes heißt „das Himmelreich“, eine Wohnung der heiligen Engel und Seelen. Die feurige Finsternis heißt „die Hölle“ oder „Gottes Zorn“, darin die Teufel samt den verdammten Seelen wohnen. So sind nach dem inneren Grund am Ort dieser Welt überall Himmel und Hölle gegenwärtig.

130. In Gottes Kindern ist innerlich das göttliche Wirken offenbar, und in den Gottlosen das Wirken der leidvollen Finsternis.

131. So ist auch der Ort des ewigen Paradieses in dieser Welt im innerlichen Grund verborgen, aber im inneren Menschen offenbar, wo Gottes Kraft in ihm wirkt.

132. Dementsprechend werden von dieser Welt nur die vier Elemente mit dem Gestirn und den irdischen Kreaturen vergehen, nämlich das äußerliche grobe Leben aller Dinge, und die innerliche Kraft aller Wesen bleibt ewig.

XIII. Erklärung etlicher Begriffe aus anderen meiner Bücher

133. Turba Magna („große Verwirrung“): Dies ist der erregte und erweckte Grimm des inneren Grundes, darin das höllische Fundament im Geist der Welt offenbar wird und dadurch große Plagen und Krankheiten entstehen. Und es ist auch der erweckte Grimm der äußeren Natur, wie im Schauer der großen Ungewitter zu sehen ist, darin das Feuer im Wasser offenbar wird. Es ist eine Ausgießung von Gottes Zorn, davon die Natur verwirrt (turbiert) wird.

134. Ternarius Sanctus („heilige Dreizahl bzw. Dreifaltigkeit“): Dies ist die innere himmlisch wirkende Kraft im Wesen, darin die Dreiheit Gottes wirkt, und so verstehe ich eine wesentliche Kraft damit.

135. Sul und Phur (Sulphur bzw. Schwefel als „Seele und Körper“): Sul ist die ausgeflossene Einheit, als das Wesen, darin das ewige Licht (des Bewußtseins) nach der geistigen Art der Ewigkeit wirkt. Und im äußeren metallischen Schwefel ist sie das Öl, darin sich das Licht entzündet.

136. Phur ist des Feuers Essenz, als die (verkörperte) Natur nach der Schmerzlichkeit des Grimms. Das andere ist vorn erklärt und auch in der Erklärung der Tafel (von den drei Prinzipien göttlicher Offenbarung).

(Hinwies: Die nachfolgenden Erklärungen sind im Buch von 1682 noch nicht enthalten. Sie wurden vermutlich aus einer anderen Quelle entnommen. Dazu gibt es im Buch von 1715 folgenden Hinweis: „Vom Clave ist noch zu erinnern, daß die §§ von 141. an bis zum Ende derselben, nämlich alles, was unter dem Wort „Scienz“ steht, aus der niederländischen aufrichtigen Übersetzung genommen sind, und so diese Lücke auch ergänzt wurde.“)

137. Mysterium Magnum (das „große bzw. ganzheitliche Geheimnis“): Gott hat das Mysterium Magnum, darin die ganze Schöpfung essentieller Art ohne Formung liegt, aus der Kraft seines Wortes offenbart und durch das Mysterium Magnum in die Unterschiedlichkeit der geistigen Formungen ausgesprochen. In diesen geistigen Formungen stehen die Scienz (Erfahrungen) der Kräfte in der Begierde, nämlich im Schöpfen (Fiat), darin sich dann eine jede Scienz (Erfahrung) durch die Begierde zur Offenbarung in ein körperlich-leibliches Wesen hineingeführt hat.

138. So liegt auch im Menschen, als in Gottes Bild oder Gleichnis, dieses Mysterium Magnum als das essentielle Wort der Kraft Gottes nach Ewigkeit und Zeit. Durch welches Mysterium sich das lebendige Wort Gottes (nämlich das essentielle Wort der Kraft Gottes) ausspricht, entweder in Liebe oder Zorn, oder in der Phantasie, alles je nachdem, wie das menschliche Mysterium in einer beweglichen (bzw. lebendigen) Begierde zum Bösen oder Guten steht. Wie auch geschrieben steht: »Bei den Heiligen bist du heilig, und bei den Verkehrten bist du verkehrt. (Psalm 18.26)« Oder: »Welch ein Volk es ist, solchen Gott hat es auch.«

139. Denn in was für einer Eigenschaft das Mysterium im Menschen in der Erweckung steht, ein solches Wort spricht sich auch aus seinen Kräften aus, wie vor Augen ist, daß in den Gottlosen nur Eitelkeit ausgesprochen wird.

140. Scienz („Wissenschaft“ nach Böhme vor allem „Erfahrung / Wahrnehmung“): Das Wort Scienz wird von mir ebenso verstanden, wie man es in der lateinischen Sprache versteht. Nur ich verstehe darin den wahren Grund nach seinem Sinn (in der Natursprache), welches in der lateinischen und auch in allen anderen Sprachen in einen Unverstand gekommen ist. Denn ein jedes Wort gibt in seiner Fassung, Formierung und Aussprache den wahren Verstand, was es sei, das so genannt wurde.

141. Ihr versteht mit Scienz eine Wissenschaft oder Erkenntnis. Im Deutschen ist es zwar recht gesprochen, aber nicht ganz ausgesprochen.

142. Scienz ist die Wurzel zum Verstand, als zur Sinnlichkeit. Es ist die Wurzel zum Zentrum der Fassung des Nichts in Etwas, nämlich worin sich der Wille des Ungrundes in sich zu einem Zentrum der Einfassung (zusammen-) zieht (das heißt, zu dem Wort), und so entsteht der wahre Verstand. Er ist in der Unterschiedlichkeit der Scienz, wo der Wille sich aus der gefaßten Verdichtung scheidet, und so versteht man im Geschiedenen (darin sich die Unterschiedlichkeit in Wesen faßt) zu allererst die Essenz.

143. Denn Essenz ist eine wesentliche Kraft, aber Scienz ist eine schwebende und fliegende Kraft gleich der Sinne, und ist eben auch die Wurzel der Sinne. Doch im Verstand, wo sie Scienz genannt wird, ist sie noch nicht die Sinnlichkeit, sondern die Ursache zur Sinnlichkeit, auf Art, wie sich der Verstand (bzw. die Vernunft) im Gemüt faßt. So muß vorher eine Ursache sein, welche das Gemüt ergibt, davon der Verstand in seine Beschaulichkeit ausfließt. So ist die Scienz die Wurzel zum feurigen Gemüt, und sie ist in Summe die Wurzel aller geistigen Anfänge, als die wahre (bzw. wirkliche) Wurzel der Seele und so weiter durch alles Leben, denn sie ist des Lebens Grund, daraus es kommt.

144. Ich habe demselben sonst keinen anderen Namen geben können, dieweil dieser im Sinn so ganz zutrifft. Denn sie ist die Ursache, daß sich der göttliche unergründliche Wille einzieht und in Natur faßt, zum unterschiedlichen, erkenntlichen und empfindlichen Leben des Verstands und Unterschieds. Denn mit dem Einziehen der Scienz, wenn der Wille diese in sich zieht, entsteht das natürliche Leben und das Wort aller Leben.

145. Die (erste) Unterscheidung aus dem Feuer (des ersten Prinzips) ist wie folgt zu verstehen: Die ewige Scienz im Willen des Vaters zieht den Willen (welcher Vater heißt) in sich und schließt sich in ein Zentrum der göttlichen Geburt der Dreiheit und spricht sich mit der Scienz in ein Wort des Verstandes (bzw. der Vernunft) aus. Und in diesem Sprechen ist die Unterschiedlichkeit in der Scienz. Darin ist in jeder Unterscheidung die Begierde zur Einfassung des Aussprechens, und diese Einfassung ist wesentlich und heißt göttliche Essenz.

146. Aus dieser Essenz spricht sich nun das Wort in der zweiten Unterscheidung (als von der Natur (bzw. des Lichtes nach dem zweiten Prinzip)) aus. Und in diesem Aussprechen, darin sich der kreatürliche Wille in sein Zentrum in eine Sinnlichkeit scheidet, wird die Unterscheidung aus der feurigen Scienz verstanden, denn daraus ist die Seele und alle englischen Geister.

147. Die dritte Unterscheidung geschieht nach der äußeren Natur (des dritten Prinzips) vom ausgesprochenen geformten Wort, darin die tierische Scienz liegt, wie im Traktat von „der Gnadenwahl“ zu sehen ist, welches sehr scharf im Verstand und eine der klarsten unter meinen Schriften ist.

(Hier folgen in den verschiedenen Büchern unterschiedliche Darstellungen in schematischer Form, die offenbar nicht direkt von Jacob Böhme stammen und sich mehr auf die Erklärungen seiner Freunde im folgenden Kapitel stützen als auf seinen eigenen Text. Darüber hinaus ist es natürlich prinzipiell schwer, wenn nicht sogar unmöglich, einen ganzheitlich sehenden Geist in ein bestimmtes Schema zu pressen, denn er hat keinen festen Standpunkt des „Verstandes“, sondern ist diesbezüglich sehr beweglich und kann die Dinge aus verschiedenen Richtungen betrachten. Widersprüche sind also nicht zu vermeiden.)



(Darstellung aus dem Buch von 1682)

Jacob Böhme: Clavis zu den sieben Gestaltungen oder Geistern
(Darstellung aus dem Buch von 1730)

Jacob Böhme: Clavis zu den sieben Eigenschaften der ewigen Natur
(Darstellung aus den Büchern von 1715 und 1846, die hier wesentlich erweitert und nach oben zum Absatz 37 verschoben wurde.)


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