Tafeln von den drei Prinzipien göttlicher Offenbarung

(Text von Jakob Böhme 1624, deutsche Überarbeitung 2022)

nebst deren Erklärung: Wie Gott jenseits der Natur in sich selbst und dann in der Natur nach den drei Prinzipien betrachtet wird, auch was Himmel und Hölle, Welt, Zeit und Ewigkeit samt allen Kreaturen sind, woraus alles entsprungen ist, und was das Sichtbare und Unsichtbare sei.

Geschrieben im Jahr 1624, im Februar.

(In den ersten Ausgaben vor 1700 wurden Schema und Tafeln auf einem großen Faltblatt gedruckt, wie im Folgenden aus der Ausgabe von 1642 zu sehen ist. Später wurden sie aufgeteilt und in den Text eingefügt, wie auch wir es getan haben.)

Jacob Böhme: Tafeln von den drei Prinzipien göttlicher Offenbarung

(Schema und Tabelle wurden von Böhme bereits im November 1623 im Kleinen entworfen und an einen Arzt und einen Münzmeister geschickt, wie in den Theosophischen Sendbriefen Kapitel 47 überliefert wurde. Dort heißt es:

32. Nach solchem Andeuten will ich euch, geliebte Herren und Brüder, durch Zulassung göttlicher Gnade und Mitwirkung dieser jetzigen Zeit das göttliche Geheimnis, wie sich Gott durch sein Wort sichtbar, empfindlich und findlich sowie kreatürlich und förmlich gemacht hat, ein wenig entwerfen.

33. Solchem wollt ihr weiter nachsinnen, jedoch daß es geschehe, wie oben erklärt wurde, sonst werde ich euch stumm sein, daran ich keine Schuld habe.

34. Gott ist weder Natur noch Kreatur, was Er in sich selbst ist, weder dies noch das, weder hoch noch tief. Er ist der Ungrund und Grund aller Wesen, ein ewiges Ein, darin weder Grund noch Stätte ist. Er ist der Kreatur in ihrem Vermögen ein Nichts, und ist doch durch Alles. Die Natur und Kreatur ist sein Etwas, damit er sich sichtbar, empfindlich und findlich macht, sowohl nach der Ewigkeit als auch nach der Zeit. Alle Dinge sind durch göttliche Imagination entstanden, und stehen noch in solcher Geburt und Regiment. Auch die vier Elemente haben einen solchen Grund von der Imagination des ewigen Einen. Dessen ich hier eine Tabelle setzen will, wie sich eines aus dem andern auswickelt oder aushaucht…)

Erklärung über das Schema und die drei Tafeln göttlicher Offenbarung

1. In diesen (folgenden) drei Tafeln wird erklärt und angedeutet, wie sich der verborgene Gott durch sein Aushauchen der Kraft aus sich selbst offenbart habe, was Himmel und Hölle, Welt, Engel, Teufel und alle Kreaturen samt allen Wesen und Weben sind, wovon Gutes und Böses, Licht und Finsternis, Leben und Tod, Freund und Feind, Härte und Weiche entstehen, wie die Verwandlung aller Wesen geschieht, und wie sich das Gute in ein Böses und das Böse in ein Gutes verwandelt. Auch wird darin vorgestellt, wie alle Dinge im Grund, daraus sie anfänglich entsprossen sind, gut und nützlich sind, und wie alle Bewegungen in der Unvermeidlichkeit stehen.

2. Und es werden damit besonders die drei Prinzipien göttlicher Offenbarung angedeutet, wie diese aus einem einigen Grund nach Ewigkeit und Zeit entstehen.

3. Nämlich das erste Prinzip mit der ewigen Finsternis als eine Annehmlichkeit der Eigenschaften, davon Empfindlichkeit, Wollen und Leben entstehen, welches mit seinem Grund bis in das Feuer reicht.

4. Das zweite Prinzip im Licht mit der englischen Kraftwelt, darin sich der Ausfluß von göttlicher Kraft und Willen durch das magische Feuer mit der feuerflammenden Liebe offenbart, darin man das Reich Gottes versteht.

5. Und das dritte Prinzip ist die sichtbare elementische Welt mit ihren Heeren, welche ein Ausfluß aus dem ersten und zweiten Prinzip durch Bewegung und Aushauchen von göttlicher Kraft und Willen ist, darin die geistige Welt nach Licht und Finsternis abgebildet und in kreatürliche Art gekommen ist.

6. In dem Schema (ADONAI) wird angedeutet, was Gott jenseits der Natur und Kreatur in sich selbst ist. In der ersten Tafel wird das Aushauchen des göttlichen Wortes durch die Weisheit angezeigt, wie sich das Hauchen göttlicher Kraft einen Gegenwurf macht, und wie sich der ausgeflossene Wille in Annehmlichkeit und besonders in sieben Eigenschaften zur ewigen Natur der Empfindlichkeit und Wirklichkeit hineinführt, in welcher Wirklichkeit der ewige Wille Gottes natürlich und als ein Schöpfer des Wesens erkannt wird, darin vor allem der englische und seelische Grund mit ewig-geistigem Feuer und Licht verstanden wird.

7. In der zweiten Tafel wird die sichtbare Welt als ein Ausfluß dieser inneren geistigen Kraftwelt verstanden, wie sich die Eigenschaften des inneren Grundes geschieden und wieder in einen Gegenwurf (bzw. Spiegel) hineingeführt haben, daraus die Sterne, Elemente und Kreaturen ihren Ursprung nahmen.

8. In der dritten Tafel wird der Mensch nach allen drei Prinzipien als ein rechtes (wahres) Gegenbild Gottes aus Ewigkeit und Zeit verstanden, was er in Seele, Geist und Leib sei, auch was er im Paradies in der ersten Schöpfung gewesen war und was er im Abfall durch den Geist des Irrtums geworden ist. Auch was das Gift der Schlange in ihm sei, und wie Christus zu ihm gekommen ist, um wieder zu helfen und neu zu gebären, und was er in Christus in der neuen Geburt sei.

Schema zu ADONAI (Gottesname „mein Herr“)

In diesem Schema wird Gott nach seinem Wesen in der Einheit betrachtet, was Er jenseits von Natur und Kreatur in der Dreifaltigkeit sei, mit dem er alle Dinge erfüllt und doch keiner Stätte bedarf.

AD

Vater

Wille

JE

O

Sohn

Lust

HO

N

Geist

Scienz

VAH

A

Kraft

Wort

Leben

I

Farben

Weisheit

Tugend

Erklärung zum Schema

9. Das Wort ADONAI (Gottesname „mein Herr“), deutet das Auftun oder die Selbstbewegung der unergründlichen ewigen Einheit an, was die ewige Gebärung, Auftun und Ausgang der Dreiheit Gottes in sich selber sei. Das „A“ ist ein dreifaches I (/-\), das sich kreuzweise in sich faßt, nämlich in einen Anfang, Ein- und Ausgang. Das „D“ ist die Bewegung des dreifachen I als das Auftuende. Das „O“ ist der Umkreis des dreifachen I als die Geburt der Stätte Gottes in sich selbst. Das „N“ ist der dreifache Geist, der aus dem Umkreis aus sich selbst als ein dreifaches I (|\|) ausgeht. Das zweite „A“ ist der Gegenwurf oder das Wirken des dreifachen I oder Geistes, davon Bewegung, Kraft, Farben und Tugenden entstehen. Das „I“ ist der wesentliche Ausfluß des dreifachen I, darin die Dreiheit in der Einheit ausfließt. Und so versteht man in diesem ganzen Wort ADONAI das ewige Leben der Einheit Gottes.

10. Das Wort „Vater“ ist der einige Anfang des Wirkens und Wollens im dreifachen I der Einheit.

11. Das Wort „Sohn“ ist das Gewirkte der Kraft, als die Einfassung des Willens, darin sich der dreifache Geist als eine Stätte der göttlichen Ichheit einschließt.

12. Das Wort „Geist“ ist die lebendige ausgehende Bewegung in der gefaßten Kraft im Gleichnis, wie man es an einer Blume (bzw. Blüte) verstehen könnte: Das Auftun oder wirkende Wachsen ist der Anfang. Die Kraft des Wirkens ist der Umschluß und die körperliche Einfassung des Wachsens, und der Geruch, der aus der Kraft ausgeht, ist die Bewegung oder das wachsende ausgehende Freudenleben (1682: Feuerleben) der Kraft, daraus die Blume entspringt. Daran man ein Gleichnis sieht, wie sich die Gebärung göttlicher Kraft abbildet.

13. Das Wort „Kraft“ deutet das hauchende, ausgehende, verständige und empfindliche Leben an, als Grund und Quelle der ausfließenden Wissenschaft der Unterschiedlichkeit.

14. Das Wort „Farben“ deutet das Objekt (1682: Subjekt) oder den Gegenwurf der Kraft an, darin die Unterschiedlichkeit und der Ursprung des sinnlichen Lebens der Erkenntnis verstanden wird, daraus eine ewige Beschaulichkeit entsteht.

15. Das Wort „Wille“ deutet das Wollen oder Bewegen in der auftuenden Einheit an, mit welchem sich die Einheit selbst in der Dreiheit will, nämlich das Nichts in seinem eigenen Etwas, darin es sein Verbringen und Wollen hat.

16. Das Wort „Lust“ deutet die wirkliche Empfindlichkeit des Willens oder Wollens an, als den höchsten Grund der ursprünglichen Liebe, darin sich der Wille des Ungrundes in seinem Etwas empfindet, darin er sich dem Etwas als seiner Empfindung hineinergibt und in der Empfindlichkeit in seinem eigenen Geschmack wirkt und will.

17. Das Wort „Scienz“ („Wissenschaft“ nach Böhme vor allem „Erfahrung / Wahrnehmung“) deutet die wirkliche empfindliche Wissenschaft und das Verständnis im Liebe-Geschmack an, eine Wurzel der fünf Sinne und ein Grund des ewigen Lebens, daraus das Verständnis ausquillt und darin sich die ewige Einheit gründet.

18. Das Wort „Wort“ deutet an, wie sich die ewige Liebe der empfindlichen Einheit mit der Wissenschaft in einem Gegenwurf (bzw. Spiegel) ewig ausspricht. So ist dieses Wort das Aussprechen oder Hauchen des Willens aus der Kraft durch das Verständnis. Es ist das Treiben und Bilden der ewigen Kraft in der Unendlichkeit und Vielfalt, als der Schöpfer der Kraft aus der ewigen Kraft in den Tugenden.

19. Das Wort „Weisheit“ ist das ausgeflossene (bzw. ausfließende) Wort als ein Gegenwurf göttlicher Wissenschaft göttlichen Willens, als die wesentliche Kraft der großen Liebe Gottes, daraus alle Dinge ihre Bewegung und Möglichkeit empfangen haben. Sie ist ein Grund aller drei Prinzipien, eine Offenbarung der Einheit Gottes, ein erleidendes Wesen göttlicher Wirkung und Grund der Demütigkeit, eine Gebärerin aller Wissenschaft der Kreaturen und ein ewiges Gehäuse der wirkenden Liebe Gottes, ein Strahl und Odem des allmächtigen Geistes.

20. Das Wort JEHOVAH ist der allerheiligste Name Gottes, als das göttliche sensible Leben, das einige Gute (bzw. Vollkommene), darin die Heilige Dreifaltigkeit mit der Glorie und Allmacht verstanden wird, ein Leben des Ungrundes als der Einheit, welches vor allem in der ewigen Liebe steht. Und darin wird der allerheiligste Name Jesus verstanden, als das ausfließende „I“, ein Grund und Quell des Hauchens der Einheit Gottes, eine Formung des Verständnisses, denn der Ausfluß der Einheit führt sich mit dem „I“ in das „E“ als in eine Vision oder das Sehen eines Chaos, darin das Mysterium Magnum nach göttlicher (ganzheitlicher) Art verstanden wird, und (das „E“) ist ein dreifaches Hauchen der Kraft.

21. „JE“ ist also ein Hauchen der Einheit, das „HO“ ist ein Hauchen des „JE“, und das „VA“ ist ein Hauchen des „HO“. Und es ist doch alles nur Ein Hauchen, aber macht einen dreifachen Ausgang von drei Zentren oder Fassungen. Und darin verstehen wir, wie sich das dreifache „I“ endlich in das „A“ als in einen Anfang zur Natur einschließt.

22. Darunter (unter dem Gottesnamen) steht das Wort „Leben“, das andeutet, daß dieses dreifache Hauchen ein reines Leben und eine reine Kraft sei. Und darunter steht das Wort „Tugend“, das die unermeßliche Tugend dieses hauchenden Lebens andeutet.

23. In dieser Tabelle oder diesem Schema wird nun recht verstanden, was Gott jenseits der Natur und Kreatur in der Dreifaltigkeit sei, nämlich in einem dreifachen Aushauchen der Einheit in sich selbst, darin man nicht von Ort oder Stätte seiner Wohnung sprechen kann, auch von keiner Meßbarkeit oder Abteilung, denn er ist weder da noch dort, sondern überall zugleich: Wie man den Ungrund betrachtet, als die ewige Einheit jenseits von Natur und Kreatur, so ist er eine wirkliche Kraft und ein Wesen der Einheit.

24. Daß aber wahrhaftig solche Kraft und Tugend der Einheit darin verstanden werde, das erkennt man an seiner ausgeflossenen Kraft der Welt und Kreaturen, was aus seinem Aushauchen geboren wurde. Und so ist kein Ding im Wesen dieser Welt, das davon kein Zeugnis gibt, wenn man es wahrnimmt.

Die erste Tafel: TETRAGRAMMATON (Gottesname JHWH / Ewige Natur)

In dieser Tafel wird der Ausfluß des ewigen göttlichen Wortes betrachtet, wie sich das Wort durch die Weisheit aus der Einheit in die Vervielfältigung und Unterschiedlichkeit sowie in die Natur und Kreatur der Ewigen hineinführt, wie sich die Einheit in Annehmlichkeit und Empfindlichkeit sowie in Licht und Finsternis hineinführt, nach denen sich Gott einen „zornig-eifrigen Gott und ein verzehrendes Feuer“ oder einen „lieben barmherzigen Gott“ nennt: Darin man den Grund der Engel und der Seele versteht, wie sie die Seligkeit oder Verdammnis annehmen können. In den sieben Spalten querrüber werden die sieben Eigenschaften der ewigen Natur als das Mysterium Magnum verstanden. Bis zur vierten Linie (Eigenschaft) mit dem Feuer wird das Erste Prinzip als die Finsternis und Ursache der Bewegung und des leidlichen Lebens verstanden. Und vom Feuer bis zur siebenden Eigenschaft wird das zweite Prinzip als die englische Welt verstanden. Und in den Zeilen nach unten werden die (entwickelten) Eigenschafften des Lebens verstanden.

Jacob Böhme: Die erste Tafel: TETRAGRAMMATON

Erklärung der ersten Tafel zum TETRAGRAMMATON

25. In dieser Tafel wird dargestellt, wie sich der heilige Name der ewigen Kraft mit der Erkenntnis und Wissenschaft seit Ewigkeit und in Ewigkeit in der Natur zum ewigen Licht und Finsternis in Eigenschaften hineinführt, wie sich das Wort des Aushauchens in ein Subjekt oder Gegenwurf (bzw. Spiegel) hineinführt und wie in diesem Gegenwurf eigener Wille und Annehmlichkeit der Eigenschaften entstehen, darin man allemal zwei Wesen versteht, nämlich Gottes eigener Ausfluß, und dann die eigenen Annehmlichkeiten der Eigenschaften im freien Willen, in welcher Annehmlichkeit wieder ein Gegenwurf äußerlicher Art verstanden wird, mit welcher die Einheit in ihrem Ausfluß immer äußerlicher wird, dadurch sich die ewige Liebe in Empfindlichkeit und feuerflammende Art hineinführt, als ein Wirken göttlicher Kräfte.

26. Über der Tafel steht „Finstere Welt, Gottes Zorn“ und darunter „Das erste Prinzip“ und gegenüber von der vierten Zahl bis zur siebenten steht „Lichte Welt, Gottes Liebe“ und darunter „Das zweite Prinzip“. Das deutet an, wie sich der ausgeflossene Wille mit der Annehmlichkeit eigener Begierde einschließt und überschattet und mit der Begierde der Ichheit in Eigenschaften hineinführt und zur Finsternis macht, darin das ausgeflossene Eine in der Finsternis durch das Feuer im Licht offenbar und empfindlich wird und eine Ursache des Lichtes ist. In diesem Licht nimmt Gottes Liebe eine feurige Wirkung vom Feuer der ewigen Natur an und scheint im Feuer durch die finstere leidliche Annehmlichkeit aus, wie ein Licht aus der Kerze oder wie der Tag in der Nacht, davon auch Tag und Nacht ihren Ursprung, Grund und Namen in der Zeit empfangen haben.

27. Denn so sind in der Ewigkeit ein ewiges Licht und eine ewige Finsternis ineinander. Die Finsternis ist der Grund der Natur, und das Licht ist der Grund des Freudenreichs göttlicher Offenbarung. So heißt die finstere Welt als Grund der Eigenschaften von eigener Begierde und Willen das „erste Prinzip“, weil es eine Ursache göttlicher Offenbarung nach der Empfindlichkeit ist und auch ein eigenes Reich in sich macht, nämlich eine leidliche Qual, danach sich Gott einen zornigen und eifrigen Gott und ein verzehrendes Feuer nennt. Und das Licht, welches im Feuer offenbar wird, darin die Einheit göttlichen Ausflusses der Liebe verstanden wird, heißt das „zweite Prinzip“, als die göttliche Kraftwelt, darin Gottes Liebe ein Liebefeuer und wirkliches Leben ist, wie auch geschrieben steht: »Gott wohnt in einem Licht, dazu niemand (kein Ego) kommen kann. (1.Tim. 6.16)« Denn die Kraft der Einheit Gottes wirkt im Licht, und diese ist Gott. Aber die feurige Art im Licht ist die ewige Natur, darin sich die ewige Liebe der Einheit liebt und empfindet.

28. Unter dem ersten und zweiten Prinzip stehen in den sieben Spalten sieben Zahlen von 1 bis 7, welche die sieben Eigenschaften der ewigen Natur andeuten, und darunter steht TINKTUR auf die sieben Spalten verteilt. Das deutet das göttliche Wort in der Ausgeglichenheit oder Gleichheit der Eigenschaften an, darin die göttlichen Kräfte in gleichem Willen, Wirken und Wesen liegen, nämlich der ausgeflossene Name Gottes, darin das große Geheimnis göttlicher Kraft und Wirkung mit den Charakteren der Buchstaben in der Aufteilung in den sieben Eigenschaften verstanden wird.

29. Denn das Wort TINKTUR ist das schiedliche (unterscheidende) Wort, daraus die sieben Eigenschaften fließen. Der Buchstabe „T“ ist das Tau (als griechischer Buchstabe) oder das Auftun der Einheit, als das Kreuz des dreifachen I (‾I‾) und ein Grund zum Hauchen. Das „I“ ist der Ausfluß aus dem „T“ oder Ausgang der Einheit, als dem Kreuzdreieck des Lebens (‾I‾). Das „N“ ist der Ausfluß des lautenden dreifachen Geistes. Das „K“ (lat. „C“) ist das Zertrennen des Lautens, darin sich das „I“ als der Ausfluß der Einheit wieder von der Finsternis trennt und die Annehmlichkeit des ewigen Willens zerbricht. Das zweite „T“ unter Nr. 5 ist das heilige Tau oder Auftun der Glorie in der feurigen Empfindlichkeit mit der feuerbrennenden Liebe, mit der sich das Reich Gottes auftut, und deutet die große Macht der Kraft des Lichtes an. Das „U“ (lat. „V“) ist nun des Heiligen Geistes wahrer Charakter mit drei Spitzen: Die zwei Spitzen in die Höhe bedeuten das Feuer und Licht, und die dritte nach unten bedeutet die Einheit in der Liebe, als die Demut. Mit dem „R“ wird das heilige Feuer und Licht in ein wirklich natürliches Wesen gefaßt, denn es deutet das Reich an, als den Thron. Und damit wird angedeutet, wie sich der heilige Name mit dem ausfließenden Willen (wieder) in das Mysterium Magnum als in das ewige Geheimnis hineinführt, daraus die sichtbare Welt entsprossen ist.

Das große Geheimnis der Tinktur, oder Grund der Dreiheit Gottes

30. TINKTUR (lat. TINCTVR) bedeutet also:
T ist das dreifache I (‾I‾), und deutet den Vater an.
I ist das geborene I und ist Jesus.
N ist das dreifache I (I\I) im Geist.
C deutet Christus an.
T in der fünften Spalte ist der Vater in Christus.
U (V) ist der Geist Christi im Wort, das lebendig macht.
R ist der königliche Thron, um den Licht und Finsternis streiten, darin Satan und Christus gegeneinander stehen. Nämlich nach der Annehmlichkeit des eigenen Willens der Satan als der Irr-Geist, und nach der Einheit Christus. Darin versteht man Liebe und Zorn in Einem Grund, aber in zweierlei Offenbarung, den Unseren verständlich, welche Gott angehören, aber den anderen ist an dieser Stelle ein Schloß davor.

Das große Geheimnis der Tinktur, oder der größte und höchste Grund der Dreiheit Gottes

31. Diese Tafel in sieben Spalten ist der Grund der Engel und Seelen, als das Mysterium Magnum der Verwandlung, darin alle Möglichkeiten liegen (als ein „Meer der Ursachen bzw. Möglichkeiten“).

32. Querüber nach den sieben Zahlen wird der Ausfluß von Einem in Sieben verstanden: Bis zum Feuer, daraus das Licht offenbar wird, ist das erste Prinzip zu verstehen, und vom Feuer bis zum Wesen das zweite Prinzip. Nach unten wird unter jeder Eigenschaft verstanden, was für ein Ausfluß aus jeder Eigenschaft im Mitwirken der anderen Eigenschaften kommt. Aber nicht so zu verstehen, daß eine einzelne Eigenschaft einen solchen Ausfluß allein ergebe, sondern alle sieben geben ihn, aber die (jeweils) erste Gestaltung herrscht darinnen und behält das Oberregiment.

33. Wie unter Nr. 1 „Begierde oder Einfassen“ steht, so versteht man, daß die Begierde magnetisch ist und sich selber (bis zur „Selbheit“) einschließt und verfinstert, welches wie ein Grund der ewigen und zeitlichen „Finsternis“ ist. Und aus solchem Einziehen kommen „Schärfe“, „Herbe und Härte“, die wiederum ein Ursprung des „Grimms“ sind, davon der „große ewige Tod“ entsteht. Denn dieser Magnet zieht die Kraft in sich und verschließt sie in sich, so daß das Wirken stillsteht und in „Ohnmacht“ tritt, wie unter Nr. 1 nach unten zu sehen ist.

34. Unter Nr. 2 steht „Scienz (Erfahrung) oder Ziehen“, denn dies ist die zweite Gestaltung zur Natur, nämlich die „Bewegung“ des magnetischen Einziehens, davon die „Empfindlichkeit“ der Natur entsteht, und das ist der Grund aller Gegensätzlichkeit. Denn Verhärtung und Bewegung sind Feinde, denn das Bewegen zerbricht die Härte wieder und gebiert doch auch die Härte mit dem Anziehen.

35. So entstehen zwei Wesen im begehrlich ausgeflossenen Willen Gottes: Das Ziehen der magnetischen Kraft ergibt Bewegung und Empfindlichkeit, und das Angezogene ergibt Wesen, darin man die Ursache von Geist und Leib versteht, nämlich im Ziehen der Empfindlichkeit den Geist, und im Angezogenen den Leib oder die Ursache zur Leiblichkeit.

36. Weil nun solches Einziehen und Wesen das Licht der Einheit Gottes nicht erreichen kann, dadurch es besänftigt würde, so bleibt es in sich nur eine „Feindschaft“, und ist ein Quell des Wütens und „Aufsteigens“, daraus eigene Annehmlichkeit und „überheblicher Stolz“ entstehen. Denn der Wille eigener Annehmlichkeit ist ein „falscher (bzw. illusorischer) Wille“ und ein stetiger „Zerbrecher“ seiner selbst, als seines Wesens (des „Eigenwillens“). So versteht man in diesen beiden Gestaltungen von Begierde und Einziehen (bzw. Anziehen und Abstoßen) in ihren ausfließenden Eigenschaften Gottes Zorn. Und obwohl sie der Grund des empfindlichen Lebens sind, sobald aber das (göttliche) Licht dahinein scheint, dann sind sie der Grund des Freudenreichs als eine immerwährende Bewegung der Einheit Gottes, oder ein Grund der fünf Sinne, daraus auch das kreatürliche Leben seinen Anfang genommen hat und darin auch seine Verderbnis steht, sofern es das (göttliche) Licht verliert, denn das ist der Qual-Quell der höllischen Angst als die Ursache des Leidens, und ist doch auch die Wurzel des natürlichen Lebens.

37. Unter Nr. 3 steht die dritte Gestaltung der Natur und heißt „Angst“, als eine geistige Schwefelqual nach der Eigenschaft. Sie nimmt ihren Grund aus der ersten und zweiten Gestaltung, nämlich 1) aus der magnetischen Begierde und 2) aus der Bewegung des Einziehens, darin der ausgeflossene ewige Wille in Unruhe und Angst steht. Die Angst ist die Ursache des natürlichen „Wallens“, „Gemüts“ und der Sinne, und ist das „Rad des Lebens“, als eine Ursache des feurigen Lebens.

38. Denn wenn der ausgeflossene Wille der Einheit Gottes in der Angst steht, dann sehnt er sich wieder nach der Einheit, als nach der Ruhe, und die Einheit oder Ruhe sehnt sich nach der Bewegung und Offenbarung. Und doch könnte auch in der Einheit keine Offenbarung ohne Bewegung sein, und darum fließt der göttliche Wille aus sich selbst aus, und die göttliche Lust führt sich im ausgeflossenen Willen in Begierde und Bewegung zu einer Empfindlichkeit hinein, damit sie sich selbst empfinde. Und so bleiben zwei in einem Einigen Wesen, nämlich die empfindliche göttliche Lust und die Ursache der Empfindlichkeit, darin sich Gott einen lieben Gott nennt, nämlich nach der empfindlichen göttlichen Liebe-Lust, und einen zornigen Gott nach der Ursache der Empfindlichkeit, als nach der ewigen Natur.

39. Und so verstehen wir in der Angst, sofern darin das göttliche Licht nicht offenbar ist, das höllische Feuer und ein ewiges „Verzagen“ und Schrecken, weil der eigene Wille der Natur immerfort in sterbender Qual steht und immerfort begehrt, sich von solchem „Ursprung oder Grund zu scheiden“, welches ich darum den „kleinen Tod“ nenne, so daß es der ewig sterbende Tod ist, aber in der Härtigkeit der „große sillstehende Tod“.

40. Wenn diese Gestaltung das Licht nicht hat, dann ist sie der Brunnquell des falschen (illusorischen) Gemüts. Wenn sie aber das Licht in sich empfindet, so ist sie der Quell und Grund des sinnlichen (sinnvollen?) Gemüts und die rechte Wurzel des Feuers (zur 4. Gestaltung), wie unter Nr. 3 nach unten zu sehen ist.

41. Die vierte Gestaltung unter Nr. 4 ist das „Feuer“ der ewigen Natur, das heißt, ein geistiges Lebensfeuer, das aus der stets währenden Verbindung oder Zusammenfügung der Verhärtung und des Bewegens entsteht, das heißt, das „Leid-Leben“ entsteht daraus. Aber der Feuerglanz kommt aus der Lust des freien Willens, weil die Einheit der Lust in den Eigenschaften geschärft (und getrennt) wird. So erscheint sie wie ein Blitz (des Bewußtseins) durch die stets währende Verbindung der großen Besänftigung der Einheit und der Grimmigkeit der Bewegung durch die drei ersten Eigenschaften. Denn es ist in der Essenz der Verbindung, als riebe man Stahl und Stein aneinander, davon der Blitz (mit dem „Schreck“) entsteht.

42. Solcher Blitz ist das wahre natürliche und kreatürliche Leben der ewigen Kreaturen (der Engel und Seele), denn es ist die Offenbarung göttlicher Bewegung, und hat die Eigenschaften der Natur, aber auch die Offenbarung der Einheit göttlichen Ausflusses in sich: Welches von diesen beiden das Oberregiment hat oder bekommt, darin steht dann das Leben.

43. Der Glanz des Feuers ist das Licht vom Ausfluß der Einheit Gottes, und die Essenz des Feuers ist der ausgeflossene Wille, welcher sich mit der Begierde in solche Eigenschaften geführt hat.

44. So versteht man im ausgeflossenen feurigen Willen die Engel und Seelen, und in der empfindlichen geschärften Kraft des Lichtes aus der Einheit versteht man den Geist, darin Gott offenbar ist und im geistigen Wesen erkannt wird. Und so scheiden sich im Feuer zwei Reiche, nämlich das Reich der Glorie vom Ausfluß der Einheit Gottes, und das Reich der Eigenschaften der ewigen Natur, ein jedes in sich selbst, und sie wohnen doch ineinander wie Eines.

45. Das Reich der Natur (mit dem „Töten“) ist in sich selbst die große ewige Finsternis (der „Hölle“), und das Reich Gottes oder der „Glorie“ ist das Licht. Johannes spricht: »Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen. (Joh. 1.5)« Gleichwie Tag und Nacht ineinander wohnen und doch keines das andere ist, so kommt aus der Selbsteigenschaft des Feuers das „Leid-Leben“. Wenn sich dasselbe vom ewigen Licht abtrennt und in den Gegenwurf, als in die Eigenschaften der Selbheit (bzw. Ichheit) eingeht, dann ist das Leben des Feuers nur eine „Phantasie“ oder „Torheit“, wie dann die „Teufel“ solche geworden sind, und auch die verdammten Seelen sind, wie an der vierten Zahl nach unten zu sehen ist.

46. In der fünften Eigenschaft der Natur wird nun das zweite Prinzip mit seinem Grund verstanden, als das Wesen der Einheit in der „Kraft des Lichtes“, darin die ausgeflossene Einheit eine „feuerflammende Liebe“ ist, daraus der wahrhaft verständige Geist mit den fünf Sinnen entsteht. Die ersten drei Gestaltungen sind nur Eigenschaften zum Leben. Die vierte Gestaltung ist das Leben selbst, aber die fünfte ist der wahre Geist. Wenn die fünfte Eigenschaft aus dem Feuer offenbar ist, dann wohnt sie in all den anderen und verwandelt sie alle in ihre süße Liebe, so daß in keiner mehr Leiden oder Feindlichkeit erkannt wird, gleichwie der Tag die Nacht verwandelt.

47. In diesen vier ersten Eigenschaften ist das Leben gleich den Teufeln, aber wenn die Kraft des Lichtes als das zweite Prinzip in den Eigenschaften offenbar wird, dann ist es ein „Engel“ und lebt in göttlicher „Kraft“ und Heiligkeit (sowie „Weisheit“), wie an der fünften Zahl nach unten zu sehen ist.

48. Die sechste Eigenschaft ist das Verständnis als der „Hall oder Schall“, darin die Eigenschaften im (göttlichen) Licht alle in der Gleichheit stehen. So freuen sie sich, und so wird auch die Kraft der fünf Sinne lautbar. So erfreuen sich alle Eigenschaften ineinander, je eine an der anderen, und so führt sich die „Liebe“ der Einheit in Wirken und Wollen, in Empfindung, Findung und „Hoheit“. Und so ist ein Gegensatz in der ewigen Natur, damit die Eigenschaften entstehen, darin die Liebe erkannt werde, und daß etwas sei (ein „Geben“), das zu lieben ist, darin die ewige Liebe der Einheit Gottes zu wirken habe, und darin das Lob Gottes geschehe. Denn wenn des Lebens Eigenschaften mit göttlicher Liebesflamme durchdrungen werden, dann „loben“ sie die große Liebe Gottes und ergeben sich alle wieder in die Einheit Gottes. Solches Freuen und „Erkennen“ kann in der Einheit nicht offenbar werden, wenn sich nicht der ewige Wille in leidliche und bewegliche Eigenschaften hineinführen würde.

49. Die siebente Eigenschaft ist das (greifbare) Wesen, darin die anderen alle wesentlich sind, und darin sie alle wirken, wie die Seele im Leib. Darin versteht man die natürliche und auch die ewige wesentliche Weisheit Gottes als das Mysterium Magnum, aus welchem Grund die sichtbare Welt (als drittes Prinzip) mit ihrem Wesen entsprossen ist.

50. So kann man mit dieser Tafel die verborgene geistige Welt als Gottes ewige Offenbarung verstehen, daraus die Engel und die Seele des Menschen ihren Ursprung empfangen haben. Deswegen können sie sich in Bösartiges oder in Gutartiges verwandeln, denn es liegt beides in ihrem Zentrum. Die geistige Welt ist nichts anderes, als Gottes geoffenbartes Wort, und ist seit Ewigkeit gewesen, bleibt auch in Ewigkeit, und darin werden Himmel und Hölle verstanden.

Die zweite Tafel: MAKROKOSMOS (der äußeren Natur)

In dieser Tabelle wird angedeutet, wie die geistige ewige Welt als das Mysterium Magnum durch die Bewegung des göttlichen Wortes ausgeflossen und sichtbar geworden ist, auch lautbar und materiell, und wie aus den Eigenschaften Kreaturen geschaffen wurden. Darin kann man die innerlich verborgene geistige Welt verstehen und wie sich die inneren Kräfte durch göttliche Wirkung eingefaßt und gebildet haben, so daß man in allen Dingen Gutes und Böses verstehen kann, obwohl doch im Mysterium Magnum kein Böses gewesen ist, sondern durch die Empfindlichkeit und Annehmung eigener Begierde entstand.

Aus diesem Grund sind alle Kreaturen der sichtbaren Welt herkommen. So ist es hier entworfen, was aus jeder Eigenschaft im Wirken ausfließt, denn welche Eigenschafft unter den sieben das Oberregiment hat, danach wird ein Ding gebildet und regiert.

Jacob Böhme: Die zweite Tafel: MAKROKOSMOS

Erklärung der zweiten Tafel: MAKROKOSMOS

51. In dieser Tabelle versteht man, wie sich die verborgene geistige Welt sichtbar gemacht hat und wie sie sich einen Gegenwurf (bzw. Spiegel) mit dem Aushauchen gemacht hat, darin die ewigen Prinzipien ausgeflossen sind und die Kräfte mit materialistisch wurden. Denn die äußere Natur ist nichts anderes, als ein Ausfluß oder Gegenwurf der ewigen Natur.

52. Die vier Elemente entstehen von den ersten vier Eigenschaften der ewigen Natur, nämlich die Erde und Grobheit aller Wesen von der finsteren Begierde, darin allezeit die anderen sechs Eigenschaften mit materialistisch geworden sind, so daß man auch an den Metallen und Kräutern das Gute und Böse verstehen kann. Denn die finstere Begierde hat sie alle geronnen, wie noch heute geschieht.

53. Die Luft entsteht von der Bewegung der magnetischen Verdichtung durch das Feuer im zersprengten Mercurius, als die zersprengte Bewegung, daraus wiederum das Wasser kommt.

54. Und das Wasser ist der zersprengte Mercurius, darin die feurige Art abgetötet (bzw. abgekühlt) wurde. Das Wasser ist wie das Weiblein des feurigen Mercurius, darin er wirkt, und dadurch Hitze und Kälte sowie Dicke und Dünne (Materie und Geist) im Streit sind (und geboren wurden).

55. Das Feuer entsteht vom geistigen Feuer des inneren Grundes. Die Kälte versteht man in der magnetischen Schärfe, als in der rechten (wirklichen) Wurzel zum Feuer.

56. Über den sieben Eigenschaften über der Tafel steht „Grund der Natur“, auf die drei ersten Gestaltungen aufgeteilt, und auf die vierte und fünfte Gestaltung oder Eigenschaft wird das Wort „Reines Element“ aufgeteilt, und in die sechste und siebente Gestaltung das Wort „Paradies“.

57. Mit dem Wort „Grund der Natur“ versteht man die Wurzel der vier Elemente, als die vier Ursachen der Bewegung und Empfindlichkeit.

58. Mit dem Wort „Reines Element“ versteht man die harmonische Ausgeglichenheit oder Gleichheit der Natur und vier Elemente, in welcher das Licht alle Eigenschaften in einen Willen wandelt, darin auch das Licht in der empfindlichen, beweglichen und elementischen Eigenschaft mitwirkt. So versteht man, wie sich das ewige Element als die Bewegung göttlicher Kraft durch den Grund der Natur geschärft und im Licht offenbart hat. Denn dieses reine Element ist die Bewegung der inneren geistigen Welt, ist in der Schöpfung der Welt in das Wesen mit ausgeflossen und wird in der Quintessenz erkannt.

59. Das Wort „Paradies“ in der sechsten und siebenten Eigenschaft, deutet das geistige Gewirke im Lichtwesen an, als ein Grünen oder geistiges Wachstum, welches im Anfang der Welt durch alle vier Elemente gegrünt, sich aus der Erde in alle Früchte eingebildet und alle Eigenschaften des Grimms in eine Ausgeglichenheit gewandelt hat. Als aber die grimmigen Eigenschaften mit den vier Elementen durch die abgewandte (verkehrte) Begierde und den falschen Willen Adams aufwachten und das Regiment bekamen, da floh dieses Grünen zurück, das heißt, es blieb in der Tinktur des inneren Grundes bestehen, und ist wohl immer noch in den vier Elementen, aber nur im inneren reinen Element und kann nicht erreicht werden, als nur in der neuen Wiedergeburt des inneren Menschen. Doch auch in der materialistischen Tinktur (zur Heilung) ist das paradiesische Wirken ganzheitlich offenbar, den Unseren verständlich.

60. Diese Tabelle zeigt an, woraus alle Wesen dieser Welt entsprungen sind und was der Schöpfer sei. Nämlich daß der Schöpfer die geistige Kraftwelt gewesen ist, welche Gott als der göttliche Wille bewegt hat (1715: welche die Einheit als der ewige Wille bewegt hat, welcher Wille Gott selbst ist). Aber der Separator oder Unterscheider ist der ausgeflossene Wille aus dem Wesen der geistigen Welt, der in solcher Bewegung aus sich selbst ausgeflossen ist und sich einen Gegenwurf (Spiegel bzw. Gegensatz) seines Wirkens gemacht hat, dadurch in solcher Bewegung immerfort ein Gegenwurf aus dem anderen ausgeflossen ist, bis zur alleräußerlichsten Materie der Erde.

61. Diese ist durch göttliche Bewegung in eine Masse gezogen worden, und so besteht dieses Ziehen und Bewegen immer noch. Darum fallen alle Materien in der Tiefe (bzw. im Raum) zur Erde, und die Ursache liegt darin, weil die Kraft der Bewegung noch heute und bis zum Ende dieser Zeit so besteht.

62. Die sieben Tage und sieben Planeten deuten die sieben Eigenschaften der geistigen Welt an. Die drei Prinzipien im Weltgeist (Spiritus Mundi) und in den Materien und Lebendigen, als Salz (1698: Sonne), Schwefel und Öl oder Sulphur, Mercurius und Sal, deuten die Dreiheit göttlicher Offenbarung an, als einen immerwährenden Quellbrunnen, daraus alle äußere Kreaturen geflossen sind und noch bis zum Ende dieser Zeit fließen werden. Und darin wird der Separator mit den sieben Eigenschaften verstanden. Und so sehen wir in dieser Tafel, was aus den sieben Eigenschaften geflossen ist und wie sich die geistigen Kräfte in eine materialistische gebracht haben, wie jeweils in den sieben Spalten nach unten zu sehen ist. Und darin kann man auch verstehen, woraus Böses und Gutes in dieser Welt entsprossen ist.

Die dritte Tafel: MIKROKOSMOS (des Menschen)

Der Mikrokosmos ist die kleine Welt oder der Mensch als ein Ebenbild aller 3 Prinzipien, nämlich nach der Seele von der Feuerwelt, nach dem Geist von der Lichtwelt und nach dem Leib von der Luftwelt.

In dieser Tabelle wird der Mensch vorgestellt, was er (1.) im Paradies gewesen war, als alle Eigenschafften in ihm in der Gleichheit ohne Annehmung eigener Begierde standen, als er im Bild Gottes stand, und was er (2.) durch des Satans Trug und Infizierung geworden ist und was das Monstrum der Schlange in ihm sei, davon er irdisch und sterblich wurde, und dann (3.) wie ihm Gottes Wort und Liebe wieder zu Hilfe kommen, ihn in Christus neu gebären und das Schlangenbild täglich töten, und auch in welcher Gefahr und Elend er in solcher Bildung auf dem Grund der Hölle und des Himmels steht. So ist es entworfen, wie er also ein Bild der sieben Eigenschafften sei, aus allen drei Prinzipien nach Ewigkeit und Zeit in ein Bild gesetzt, als ein Ebenbild göttlicher Offenbarung und Wissenschaft, um sein Verständnis zu vermehren, wie er sein Leben regieren und welchem Trieb er sich ergeben soll.

Jacob Böhme: Die dritte Tafel: MIKROKOSMOS

Erklärung der dritten Tafel: MIKROKOSMOS

63. In dieser Tafel wird der Mensch als ein Ebenbild aller drei Welten nach Seele, Geist und Leib vorgestellt, was er im Anfang nach seiner Schöpfung gewesen war, was er im Fall durch den Irrgeist geworden ist und was er durch den Geist Christi in der neuen Wiedergeburt werde, welcher ein wahres und wesentliches Bild aus den drei Prinzipien göttlicher Offenbarung ist, nämlich aus dem ausgeflossenen Wort göttlichen Willens.

64. Nach der Seele ist er die ewige Natur der feurigen Art, wie ein Funke aus dem Zentrum, daraus das Feuer entsteht. Wenn dieser Grund (der Seele) das göttliche Licht nicht erreichen kann, dann ist er eine Finsternis von der magnetisch-anziehenden und begehrenden Kraft. Wenn er aber das Licht aus dem Feuer erreicht, so daß diese magnetische Begierde von der ausgeflossenen Einheit der Liebe Gottes ißt, dann entspringt aus dem Feuer der wahre gute Geist, wie das Licht aus der Kerze.

65. Dies sind zwei Prinzipien, nämlich ein Feuer der ewigen Natur, die Seele, als das erste Prinzip, und im Licht göttlicher Kraft der Geist als das zweite Prinzip. Der Leib aber ist das dritte Prinzip, als ein Wesen der sichtbaren Welt von den Sternen und Elementen aus den sieben Eigenschaften der Natur in ein Bild gemacht.

66. Die Seele hat die sieben Eigenschaften der inneren geistigen Welt nach der Natur, aber der Geist ist ohne „Eigenschaften“, denn er besteht jenseits der Natur in der Einheit Gottes, aber wird durch die seelische (feurige) Natur in der Seele offenbar, denn er ist das wahre Ebenbild Gottes, wie eine Idee, in der Gott selbst wirkt und wohnt, sofern die Seele ihre Begierde in Gott führt und ihren Willen Gott ergibt. Wenn aber nicht, dann ist diese Idee als der Geist stumm und wirkungslos und besteht nur, wie ein Bild in einem Spiegel verbleicht, und bleibt ohne Wesen, wie Adam im (Sünden-) Fall geschah. Wenn sich aber die Seele Gott ergibt und ihren magnetischen Hunger in Gottes Liebe hineinführt, dann zieht die Seele göttliches Wesen in sich, nämlich die wesentliche Weisheit Gottes, und so wird ihre Idee oder ihr Geist in der Kraft des Lichtes wesentlich und sie bekommt göttliches Leben. Dann ist es der wahre Tempel Gottes, darin Gottes Einheit wirkend und offenbar ist.

67. Wenn sich aber die Seele mit der Begierde in sich selber, als in eigene Liebe hineinführt, und mit der Begierde in die sieben Eigenschaften wendet, um diese zu probieren, und von der Lust der Eigenschaften ißt, dann erhebt sie sich (überheblich), und macht sich ein Evestrum (einen irdischen Schattengeist), als einen astralischen Gegenwurf. Und dieses Evestrum hungert alsbald nach der Eitelkeit falscher Lust, wie es Luzifer und Adam geschah, als sich das Evestrum Luzifers in die Phantasie und das von Adams Seele in die tierischen Eigenschaften der äußeren Welt gebildet hatten, davon die Seele vergiftet wurde und sogleich den Leib aus dem Stoff (Limo) der Erde ansteckte, so daß die tierischen Eigenschaften in ihm aufwachten und nach irdischer tierischer Speise wie auch nach Hitze und Kälte oder nach Herb, Bitter, Süß und Sauer lüsterten und sich mit solchen Eigenschaften in einen Quellbrunnen solcher Lust hineinführten, um mit der Begierde von Gut und Böse zu essen, davon das Bild Gottes als die Idee verfinstert und wirkungslos wurde. So wurde der rechte (wahre) Geist als die wirkliche Idee stumm und tot, wie ein Bild im Spiegel tot ist, und so war die Seele von Gott getrennt und stand in eigenem natürlichem Wollen, denn Gottes Wille im Geist wirkte nicht mehr, und so begann das Wollen des Evestrums als eine Gegenbildung der finsteren und der äußeren Welt, denn der heilige Genius wurde (entsprechend) verwandelt.

68. In dieser Tafel steht oben „TINKTUR“ auf die sieben Eigenschaften verteilt. Das deutet die Gleichheit der sieben Eigenschaften nach Seele und Leib an, nämlich daß im ersten Menschen vor dem Fall die Eigenschaften zur Unterschiedlichkeit und eigener Annehmlichkeit im gleichen Willen standen und ihre Begierde alle in die Einheit Gottes geführt hatten. So waren sie ein rechtes (wahres) Paradies, denn der wesentliche Geist mit der Einheit Gottes war in ihnen offenbar, und so sollten sie in Gottes Liebe durch alle Dinge wirken.

69. Aber der Teufel gönnte ihnen das nicht und betrog die sieben Eigenschaften des Lebens mit falscher (verkehrter bzw. illusorischer) Lust, und überredete sie, es wäre ihnen gut und sie würden klug werden, wenn sich die Eigenschaften eine jede nach ihrer Art in eigene Annehmlichkeit hineinführten. Dann würde der Geist schmecken und erkennen, was Gut und Böse ist. Aber daß solches in der Einheit Gottes nicht bestehen kann, das sagt er ihnen nicht.

70. Als sie sich aber in ihre eigene Lust hineinführten, da erwachte solcher Streit und Widerwärtigkeit in ihnen, und so wurden die Eigenschaften alle in ihrer Selbheit bildlich. Damit war die Einheit als das (reine) Element zertrennt, und die vier Elemente bekamen im Streit das Regiment. Dadurch fiel sogleich von außen die Ungleichheit wie Hitze und Kälte und das Gestirn mit der Unterschiedlichkeit der Wirkung in den Leib, und der Grimm Gottes fiel nach der Eigenschaft der finsteren Welt in die Seele. Davon bekam er nach der Seele Schrecken, Angst, Not und ewige Verzweiflung, und im Leib erwachten Hitze und Kälte, Wehtun, Krankheit und das tödliche (bzw. sterbliche) Leben.

71. So fiel das Bild Gottes und der ganze Mensch von seiner Ordnung, und er wurde ein Monstrum und eine Larve. So begannen alsbald die aufgewachten sieben Eigenschaften in ihrer entzündeten Art ihr Regiment mit Neiden, Morden, Stechen und Zerbrechen. Aus Liebe wurden überheblicher Stolz und annehmliche Eigenliebe. Aus der Begierde wurde Geiz, aus der Empfindlichkeit wurde Neid, und aus dem Feuerleben wurde ein giftiger Zorn. So wurde im ganzen Menschen das Fundament der Hölle offenbar und regierte in Leib und Seele.

72. Dieses höllische Fundament ist nun der Geist des Irrtums, dafür der Mensch hätte verdammt sein und bleiben müssen, wenn ihm nicht sogleich nach solchem Abfall die göttliche Gnade den Schlangentreter als den Ausfluß göttlicher Liebe im heiligsten Namen Jesu zu einer neuen Wiedergeburt eingesprochen hätte. Dieser heilige Name hat sich in reinem Erbarmen mit der höchsten Demut in die menschliche Seele und den Leib hinausbegeben und die Menschheit angenommen, und hat diesem teuflischen Irrgeist seine Gewalt gebrochen und die Ichheit des Lebenswillens getötet, die Eigenschaften wieder in die Gleichheit gebracht und mit seiner Liebe vereinigt und wieder in göttliche Einheit hineingeführt.

73. Allda ist der wahre Geist als die menschliche Idee und das Ebenbild Gottes wieder erneuert und mit göttlichem Liebewesen erfüllt worden, und so hat die menschliche Seele durch Christi Seele und Geist in solcher Liebe und göttlichem Wesen wieder eine offene Pforte zu Gott bekommen.

74. Dies ist in dieser Tafel abgebildet, was Adam vor dem Fall gewesen war, was er im Fall geworden ist und wie er wiederum erlöst wurde, was also seine neue Geburt aus Christi Geist sei. Und so ist unter dem Wort TINKTUR in den sieben Eigenschaften entworfen, in welchen Eigenschaften die Seele das Zentrum habe, in welchen der Geist und in welchen der Leib: Dem Leser weiter nachzusinnen. Darum stehen auch die sieben Wochentage unter den Buchstaben, um anzudeuten, daß der Mensch eben dasselbe sei.

75. Diese (dritte) Tafel deutet nun an, was der Mensch innerlich und äußerlich sowohl nach dem ersten guten Adam als auch nach dem verdorbenen Adam ist und was er in Christus wieder wurde, daran man verstehen kann, wie Böses und Gutes im Menschen sei und woher Böses und Gutes in den Sinnen und im Gemüt entsteht.

76. Unter dem Wort „Satan“, mit dem der Irrgeist angedeutet wird, wird kein kreatürlicher Teufel verstanden, sondern der Quell eines solchen Irrgeistes. Und unter dem Wort „Christus“ wird der neue Mensch im Geist Christi nach der Innerlichkeit verstanden. Die anderen Spalten werden wie in den anderen Tafeln verstanden, darin man die Ursachen der Verwandlung erkennt: Dem Leser weiter nachzusinnen.


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