Aurora oder Morgenröte im Aufgang

(Text von Jacob Böhme von 1612, deutsche Überarbeitung 2021)

15. Kapitel - Die Entstehung der Sünde in Luzifer

Von der dritten Art oder Gestaltung des Anfangs der Sünde in Luzifer

15.1. Der dritte Geist in Gott ist der bittere Geist, der im Blitz des Lebens entsteht. Denn der Blitz des Lebens geht im süßen Wasser durch Reibung der herben und hitzigen Qualität auf. Der Körper des Blitzes aber bleibt im süßen Wasser wie ein Licht oder Herz fein sanft bestehen, und der Blitz ist ganz zitternd, und vom Schreck zwischen Feuer und Wasser sowie dem herben Geist wird er bitter, nämlich durch den Ursprung des Wassers, in welchem er aufgeht.

15.2. Dieser Blitz, wütende Schreck oder bittere Geist wird in der herben Qualität gefangen und im klaren Licht im herben Geist glorifiziert und hoch freudenreich. Der ist nun die Beweglichkeit oder die Wurzel des Lebens, die in der herben Qualität das (schöpferische) Wort bildet und unterschiedlich macht, so daß im Körper ein Gedanke oder Wille entsteht.

15.3. Dieser hoch triumphierende Freudengeist wird nun im göttlichen Salpeter ganz löblich und wohl zur Bildung gebraucht. Denn er wallt vornehmlich im Ton und in der Liebe und ist dem Herzen Gottes in der Geburt am nächsten und mit ihm in Freude verbunden, so daß er dann auch selbst ein Quell der Freude oder das Aufsteigen im Herzen Gottes ist.

15.4. Und hier ist kein Unterschied als nur dieser, wie Leib und Seele im Menschen: Der Leib bedeutet die sieben Quellgeister des göttlichen Vaters, und die Seele bedeutet den eingeborenen Sohn des göttlichen Vaters.

15.5. Und wie der Leib die Seele gebiert, so gebären auch die sieben Geister Gottes den Sohn. Und wie die Seele etwas Besonderes ist, wenn sie geboren wurde, und doch mit dem Leib verbunden ist und ohne den Leib nicht bestehen kann, so ist auch der Sohn Gottes, wenn er geboren ist, etwas Besonderes, und kann doch ohne den Vater nicht bestehen.

15.6. Nun erkenne: In einer solchen Art war gleichsam auch die bittere Qualität in Luzifer und hatte keine Ursache zu ihrer Erhebung (bzw. Überheblichkeit) und auch keinen Trieb von außen dazu, sondern sie folgte dem stolzen Hochmut der herben Qualität wie einem Vater und vermeinte, sie könnte in ihrer Art über die ganze Gottheit herrschen, und zündete sich in ihrer Erhebung an.

15.7. Als sie nun den Seelengeist im Körper gebären half, wurde dieser Geist in dieser Art ein grimmiger, stachliger, wütender, angezündeter, gallenbitterer und reißender Geist, eine wirkliche Qualität des höllischen Feuers und ein ganz grimmiges und feindliches Wesen.

15.8. Als nun dieser Geist im Seelengeist aus dem Herzen Luzifers und seiner Legionen in die Gottheit spekulierte, so war es nicht anderes als ein Reißen, Brechen, Stechen, Morden und Giftbrennen. Davon sagt Christus: »Der Teufel ist ein Lügner und Mörder von Anfang an und bestand nie in der Wahrheit. (Joh. 8.44)«

15.9. Luzifer meinte aber, er wollte hiermit über Gott sein, und es könnte niemand so ganz schrecklich herrschen und regieren als er. Es sollte sich alles vor ihm beugen, und er wollte mit seinem Geist in der ganzen Gottheit wie ein König über alles mit Gewalt herrschen. Weil er der Schönste war, wollte er auch der Mächtigste sein.

15.10. Er sah und erkannte zwar das sanfte und demütige Wesen in Gott seinem Vater. Dazu wußte er auch wohl, daß es seit Ewigkeit in solcher Sanftmut stand und daß er als ein lieber und gehorsamer Sohn auch in solcher göttlichen Sanftmut gebären sollte.

15.11. Weil er aber jetzt so schön und herrlich wie ein König in der Natur gebildet war, so stach ihn seine schöne Gestalt und er vermeinte: „Ich bin nun in Gott und aus Gott formiert. Wer will über mich siegen oder mich verändern? Ich will selber Herr sein und mit meiner Schärfe in allem herrschen, und mein Körper soll das Bild sein, das man verehren soll. Ich will mir ein neues Reich erbauen, denn das ganze Reich ist mein. Ich allein bin Gott, und kein anderer.“

15.12. So schlug er sich in seinem überheblichen Stolz selber mit Finsternis und Blindheit und machte sich zum Teufel, und das muß er nun sein und ewiglich bleiben.

15.13. Als nun diese bösartigen und teuflischen Geister im Salpeter Gottes wallten und darin spekulierten, war dort nichts als ein Stechen, Brennen, Morden und Rauben und eitler Widerwillen. Denn das Herz Gottes wollte die Liebe und Sanftmut, aber Luzifer wollte diese mit Gewalt in eine Wüterei verkehren.

15.14. Da war nun nichts mehr als Feindschaft und Widerwillen. Er zündete mit Gewalt den Salpeter Gottes an, der von Ewigkeit geruht hatte und in seiner Sanftmut stand.

15.15. Wegen dieser Anzündung in diesem Reich nennt sich nun Gott einen zornigen und eifrigen Gott über die, die ihn hassen. (2.Mose 20.5; 5.Mose 5.9) Das heißt, über die, die seinen Zorn und Grimm immer mehr anzünden, nämlich mit ihren teuflischen Geistern, mit Fluchen, Lästern und aller Grimmigkeit, die im Herzen steckt, durch überheblichen Stolz, (egoistischen) Geiz, (persönlichen) Neid und (unzufriedenen) Zorn. All das, was in dir ist, wirfst du in Gott.

15.16. Fragst du: „Wie kann das sein?“ Wenn du deine Augen öffnest und das (gütige) Wesen Gottes siehst, dann stichst du wie mit Dornen in dieses Wesen Gottes und bewegst den Zorn Gottes. Und wenn der (harmonische) Ton in deinen Ohren schallt, so daß du ihn aus dem Wesen Gottes empfängst, dann infizierest du ihn, als ob du Donnerschläge hineinwürfest.

15.17. Bedenke, was du mit der Nase und mit dem Mund tust, wenn dein liebes neugeborenes Söhnlein mit deiner Rede als ein Söhnlein aller sieben Geister herausfährt, ob er nicht im Salpeter Gottes stürmt, wie es Luzifer tat? Ohje, hierin ist gar kein Unterschied.

15.18. Dagegen spricht Gott: »Ich bin ein barmherziger Gott über die, die mich lieben. Denen will ich wohltun bis über tausend Generationen. (2.Mose 20.6; 5.Mose 5.10)«

15.19. Hier merke auf: Das sind diejenigen, die gegen das angezündete Zornfeuer mit ihrer Liebe, Sanftmut und emsiger Entzündung der Liebe durch ihr Gebet das Zornfeuer löschen und der angezündeten Grimmigkeit entgegenwirken.

15.20. Da gibt es natürlich manch harten Stoß, denn das angezündete Zornfeuer Gottes stößt manchmal auf sie, daß sie nicht mehr wissen, wohin. Dann liegen Zentnerberge auf ihnen, und das liebe Kreuz drückt und ist schwer.

15.21. Aber da ist ihr Trost und starker Helm gegen die Grimmigkeit und das angezündete Feuer, wie der königliche Prophet David sagt: »Dem Frommen geht das Licht in der Finsternis auf. (Psalm 112.4)«

15.22. Eben in diesem Kampf gegen den Zorn Gottes und die angezündete Grimmigkeit des Teufels und aller gottlosen Menschen geht dem Frommen das Licht in seinem Herzen auf und die freundliche Liebe Gottes umfängt ihn, damit er an seinem Kreuz nicht verzage und weiter gegen den Zorn und Grimm stürme.

15.23. Wahrlich, wenn nicht noch hier und da etliche fromme Menschen auf Erden wären, die den Zorn Gottes mit ihrer Gegenkraft löschten, dann hätte sich das höllische Feuer schon längst angezündet. Dann würdest du wohl sehen, wo die Hölle wäre, an die du jetzt nicht glaubst.

15.24. Aber dies sagt der (sehende) Geist: Sobald die Grimmigkeit die Gegenkraft der Liebe in dieser Welt überwindet, dann zündet sich das Feuer an und danach ist keine Zeit mehr in dieser Welt.

15.25. Daß aber die Grimmigkeit bereits jetzt schrecklich brennt, dafür bedarf es hier keinen Beweis, denn es ist täglich zu erkennen. Aber siehe, es geht aus Gottes besonderem Liebeszwang immer noch ein kleines Feuer als Gegenkraft gegen den Zorn auf. Wenn auch das schwach wird, dann kommt das Ende dieser Zeit.

15.26. Ob nun Luzifer Recht hatte, als er die Grimmigkeit im Salpeter Gottes erweckte, davon diese Welt so stachlig, dornig, steinig, neidig und falsch wurde, sollen auch hier die Advokaten und Vertreter Luzifers verantworten (und rechtfertigen). Wenn nicht, dann soll auch dieser dritte bittere und stachlige Geist verurteilt werden.

Von der vierten Art oder Gestaltung des Anfangs der Sünde in Luzifer

15.27. Der vierte Geist Gottes ist die Hitze, die zwischen der bitteren und herben Qualität geboren und im süßen Wasser empfangen wird, dazu ist sie scheinend und leuchtend und der wahre Quellbrunnen des Lebens. Denn im süßen Wasser wird sie ganz sanft, davon die Liebe entsteht, und ist nur ein liebliches Wärmen und kein Feuer. Denn wenn es auch im verborgenen Kern die Qualität oder der Ursprung des Feuers ist, so ist doch dieses Feuer nicht angezündet, obwohl es im süßen Wasser geboren wird. Denn wo noch Wasser ist, da ist noch kein Feuer, sondern ein liebliches Wärmen und sanftes Qualifizieren. Wenn aber das Wasser vertrocknet, dann entsteht das Feuer, das da brennt.

15.28. So dachte Herr Luzifer auch und wollte sein Feuer anzünden, um voller Eifer mit Gewalt in der göttlichen Kraft herrschen zu können. Er dachte aber, es könnte ewig brennen und auch leuchten. Sein Vorhaben war nicht, das Licht auszulöschen, sondern es sollte im Feuer brennen. Er vermeinte, er wollte das Wasser vertrocknen, und so würde das Licht im brennenden Feuer schweben. Er wußte aber nicht, wenn er das vertrocknete Wasser anzündet, daß sich der Kern, das heißt, das Öl oder Herz des Wassers, verzehren würde und aus dem Licht eine Finsternis wird und aus dem Wasser ein saurer Gestank.

15.29. Denn das Öl oder Fett (der „Brennstoff“ oder chemisch „Kohlenstoff“) im Wasser wird durch die Sanftmut und das Wohltun geboren, und dieses Fett ist es, darin das Licht scheinend wird. Wenn aber das Fett verbrannt ist, dann wird es ganz finster und aus dem Wasser wird ein saurer Gestank.

15.30. Entsprechend erging es auch dem überheblichen Stolz Luzifers. Er triumphierte eine kleine Weile mit seinem angezündeten Licht, aber als sein Licht verbrannte, wurde er ein schwarzer Teufel. Er vermeinte aber, er könnte ewig so im brennenden Licht in der ganzen göttlichen Kraft herrschen wie ein ganz schrecklicher Gott und rang so mit seinem Feuergeist und dem Salpeter Gottes, um den ganzen Raum seines Königreichs anzuzünden. Und damit hat er natürlich auch etwas getan, indem er die göttlichen Kräfte brennend gemacht hat, welches sich noch an der Sonne und den Sternen beweist. Auch zündet sich oft in den Elementen das Feuer im Salpeter an, daß man denkt, die Tiefe brenne, was ich an seinem Ort noch behandeln will.

15.31. In dieser Qualität hat sich nun König Luzifer zurecht das höllische Bad zugerichtet. Er sollte nicht sagen, daß ihm Gott diese höllische Qualität erbaut und zugerichtet habe, sondern er selber. Dazu hat er die Gottheit beleidigt und aus den Kräften Gottes ein höllisches Bad gemacht, sich selbst zur ewigen Behausung.

15.32. Denn als er und alle seine Engel in ihren Körpern den Quellgeist des Feuers anzündeten, da brannte das Fett im süßen Wasser, und aus dem Blitz oder Schreck, der in der Geburt des Lichtes grimmig aufgeht, wurde ein Wüten und Reißen, Brennen und Stechen und ein ganz widerwilliges Wesen.

15.33. Damit wurde aus dem Leben in dieser Qualität ein Stachel des Todes. Denn durch die Hitze wurde die bittere Qualität so grimmig, stechend, wütend und brennend, als wäre der ganze Leib voller Feuerstacheln geworden. Die Hitze riß und wütete nun in der herben Qualität, als ob man mit feurigen Spießen durch den Körper steche.

15.34. Dagegen wütete und tobte nun das kalte Feuer (bzw. die Kälte) der herben Qualität gegen die Hitze und gegen das bittere Gift wie in großem Aufruhr, und so war nun in diesem Körper Luzifers nichts weiter als ein Morden, Rauben, Brennen und Stechen, ein ganz schrecklich höllisches Feuer.

15.35. Dieser Feuergeist und wirkliche Teufelsgeist erhob sich nun auch im Zentrum des Herzens und wollte durch den Seelengeist in der ganzen göttlichen Kraft herrschen und den ganzen Salpeter Gottes anzünden, wie ein neuer und gewaltiger Gott. Denn die Formen und himmlischen Bildungen sollten in schrecklicher Feuerqualität aufgehen und sich nach dieser Grimmigkeit bilden lassen.

Der Seelengeist

15.36. Wenn ich nun hier vom Seelengeist schreibe, dann solltest du eigentlich auch wissen, was er sei oder wo er sei, sonst wirst du über diese Geburt vergebens lesen, und dir wird es wie den weisen Heiden gehen, die bis vor Gottes Antlitz stiegen, aber es nicht sehen konnten.

15.37. Der Seelengeist ist viel subtiler und unbegreiflicher als der Körper oder die sieben Quellgeister, die den Körper halten und bilden, denn er geht von den sieben Geistern aus, gleichwie Gott der Heilige Geist vom Vater und Sohn.

15.38. Die sieben Quellgeister haben ihren zusammenverkörperten Leib aus der Natur, das heißt, aus dem siebenten Naturgeist in der göttlichen Kraft, was ich in diesem Buch den Salpeter Gottes nenne oder die Begreiflichkeit, in der die himmlischen Bildungen aufgehen. Das ist ein Geist wie alle sieben Geister, allein die anderen sechs sind ein unbegreifliches Wesen darin, denn ihre göttliche Kraft gebiert sich in der Begreiflichkeit des siebenten Naturgeistes gleichsam verborgen und den Kreaturen unbegreiflich.

15.39. Der Seelengeist aber gebiert sich im Herzen aus den sieben Quellgeistern nach Art und Weise, wie der Sohn Gottes geboren wird, und behält im Herzen seinen Sitz, und geht von diesem Sitz in die göttliche Kraft aus, wie der Heilige Geist vom Vater und Sohn, denn er hat auch eine solche Feinheit wie Gott der Heilige Geist und inqualiert mit dem Heiligen Geist Gottes.

15.40. Wenn der Seelengeist vom Körper ausgeht, dann ist er mit der verborgenen Gottheit ein Wesen und wirkt in der Bildung eines Dinges in der Natur mit, wie Gott der Heilige Geist selbst. Dessen hast du ein Beispiel: Wenn ein Zimmermann ein künstliches Haus bauen oder sonst ein Handwerker ein künstliches Werk machen will, dann können es die Hände nicht sogleich machen, welche die Natur bedeuten, sondern die sieben Geister sind die ersten Bauleute daran und der Seelengeist weist den sieben Geistern die Form. Dann bilden es die sieben Geister und machen es begreifbar, und erst dann arbeiten die Hände nach dem Bild. Denn du mußt das Werk zuvor im Sinn haben, wenn du es machen willst.

15.41. Denn die Seele begreift den höchsten Sinn. Sie sieht, was ihr göttlicher Vater macht, und arbeitet in der himmlischen Formung mit. Entsprechend zeichnet sie den Naturgeistern ein Modell vor, wie sie ein Ding bilden sollen. Und nach dieser Vorbildung der Seele werden alle Dinge in dieser Welt gemacht. Denn die verdorbene Seele arbeitet immer daran, daß sie himmlische Formen bilden könnte, aber sie kann es nicht, denn sie hat zu ihrer Arbeit und ihrem Werk nur irdischen verdorbenen Salpeter, ja eine halbtote Natur, darin sie keine himmlischen Formen bilden kann.

15.42. Damit kannst du verstehen, was die Geister der nun verstoßenen Engel für eine große Macht in der himmlischen Natur hatten, wie es eine Substanz der Verderbnis wurde und wie sie mit ihrer greulichen Anzündung die Natur in ihrem Himmelreich verdorben und verwüstet haben, dadurch der schreckliche Grimm entstand, der nun in dieser Welt herrscht.

15.43. Denn die angezündete Natur brennt noch immerfort bis zum Jüngsten Tag, und dieser angezündete Feuerquell ist eine ewige Feindschaft gegen Gott. Ob aber dieser angezündete Feuergeist Recht habe, und ob ihn Gott selber angezündet hat, davon das Zornfeuer entstand, sollen nun die Gnadenwähler verantworten und in der Natur beweisen. Wenn nicht, dann soll auch dieser Feuergeist verurteilt werden.

Von der fünften Art oder Gestaltung des Anfangs der Sünde in Luzifer und seinen Engeln

15.44. Der fünfte Quellgeist in der göttlichen Kraft ist die holdselige Liebe. Sie ist der wahre Anblick der Sanftmut und Demut und wird auch im Blitz des Lebens geboren. Wenn der Blitz wie ein (freudiger) Schreck geschwind durchdringt, dadurch die Freude entsteht, dann bleibt der Wurzelstock des angezündeten Lichts im süßen Wasser bestehen und dringt fein sanft dem Blitze nach durch das Feuer bis in die herbe Qualität, und besänftigt das Feuer, und macht die herbe Qualität fein lind und weich, welches auch eine Geburt des Wassers ist.

15.45. Denn wenn das Feuer den linden, süßen und weichen Geschmack schmeckt, besänftigt es sich und formiert sich ganz lieblich in ein sanftes Wärmen. So geht gar ein freundliches Leben im Feuer auf und durchdringt mit dieser lieben sanften Wärme die herbe Qualität, stillt das kalte Feuer, macht das Harte weich, das Dicke dünn und das Finstere licht.

15.46. Wenn aber der bittere Blitz mit dem herben und feurigen Geist diese Sanftmut kostet, dann ist da nichts als nur ein Sehnen, Begehren und Erfüllen, ein ganz sanftes und liebliches Kosen, Ringen, Küssen und Liebegebären. Denn die strengen Geburten aller Quellgeister werden in diesem Durchdringen ganz sanft, lieblich, demütig und freundlich, und so besteht zurecht die Gottheit darin.

15.47. Denn in den ersten vier Quellgeistern steht die göttliche Geburt. Darum müssen sie auch ganz streng sein, obwohl sie auch ihre sanfte Mutter, das Wasser, unter sich haben. Und im fünften Quellgeist steht die holdselige Liebe, und im sechsten die Freude, und im siebenten die Formung oder Begreiflichkeit.

15.48. Nun komm her, oh Luzifer, mit deiner Liebe! Wie hast du dich gehalten? Ist deine Liebe auch ein solcher Quellbrunnen? Wir wollen sie jetzt betrachten, welch ein lieber Engel du geworden bist.

15.49. Hier erkenne: Wenn sich Luzifer nicht erhoben und angezündet hätte, dann wäre sein Quellbrunnen der Liebe nicht anders als in Gott, denn es war kein anderer Salpeter in ihm als in Gott.

15.50. Als er sich aber im Willen erhob, um mit seinem Seelengeist die ganze Gottheit zu regieren, da war der Wurzelstock und das Herz des Lichtes, das der Kern der Liebe im süßen Wasser ist, ein grimmiger und nachdringender Feuerquell geworden, davon im ganzen Körper ein ganz zitterndes und brennendes Regiment der Geburt entstand.

15.51. Als nun der Seelengeist in dieser strengen und herben Feuersgeburt geboren war, da drang er ganz grimmig aus dem Körper in die Natur oder den Salpeter Gottes und zerstörte die holdselige (harmonische) Liebe im Salpeter. Denn er drang ganz grimmig und feurig wie ein Wüterich durch alles und meinte, er allein wäre Gott. So wollte er mit der Schärfe herrschen.

15.52. Dadurch ist nun der große Widerwillen und die ewige Feindschaft zwischen Gott und Luzifer entstanden. Denn die Kraft Gottes wallt ganz sanft, lieblich und freundlich, so daß man auch ihre Geburt nicht begreifen kann. Aber die Geister Luzifers wallen und reißen ganz herb, feurig und geschwind.

15.53. Dazu hast du ein Beispiel am angezündeten Salpeter der Sterne, die sich durch diesen, von der Eitelkeit angezündeten Grimm bis zum Jüngsten Tag so geschwind herumwälzen müssen. Dann wird die Grimmigkeit von ihnen geschieden und König Luzifer in ein ewiges Haus gegeben (bzw. eingesperrt).

15.54. Daß aber dies ein großer Widerwillen in Gott sei, bedarf keines Beweisens, sondern ein Mensch kann selbst nachdenken, wenn ihm ein so grimmiger Feuerquell im Leib entstünde, was für einen Widerwillen und welche Unlust er haben würde, und wie oft der ganze Leib ergrimmt werden könne.

15.55. Welches dann natürlich denen geschieht, die den Teufel zur Herberge hereinnehmen. Solange er Gast ist, liegt er still wie ein zahmes Hündlein. Doch sobald er Wirt wird, dann stürmt er das Haus, wie er dem Leib Gottes täte.

15.56. Darum ist nun das Zornfeuer Gottes noch im Leib Gottes dieser Welt bis ans Ende, und so wird manche Kreatur im Zornfeuer verschlungen, darüber noch viel zu schreiben wäre, aber es gehört an seinen gebührenden Ort.

15.57. Ob nun Gott diese Feindschaft und den grimmigen Feuerquell in Luzifer selbst so geschaffen und angezündet habe? Das sollen die Vorsehungs- und Gnadenwähler verantworten (bzw. rechtfertigen) und in der Natur beweisen. Wenn nicht, dann soll auch dieser verdorbene Feuerquell, der anstatt der Liebe steht, verurteilt werden.

Von der sechsten Art oder Gestaltung des Anfangs der Sünde in Luzifer und seinen Engeln

15.58. Der sechste Quellgeist in der göttlichen Kraft ist der Mercurius oder Ton (die bewußte bzw. lebendige Reflexion), darin der Unterschied und die himmlische Freude aufgehen. Dieser Geist nimmt seinen Ursprung im Feuerblitz, das heißt, in der bitteren Qualität, und steigt im Blitz durch das süße Wasser auf, darin er sich besänftigt, so daß er hell wird, und in der herben Qualität wird er gefangen, wo er alle Geister erregt. Von diesem Erregen steigt der Ton auf. Im Blitz steht sein aufsteigender Quell, und im süßen Wasser in der Liebe sein Leib oder seine Wurzel.

15.59. Dieser Ton ist nun das göttliche Freudenreich, das Triumphieren, darin das göttliche und sanfte Liebe-Spiel in Gott aufgeht, dazu die Formen, Bildungen und allerlei Gestalten.

15.60. Du sollst hier aber wissen, daß diese Qualität mit ihrem Erregen ganz sanft und lieblich durch alle Geister dringt, in gleicher Weise wie im menschlichen Herzen ein liebliches und sanftes Freudenfeuer aufgeht, darin der Seelengeist triumphiert, als wäre er im Himmel.

15.61. So gehört nun dieser Geist nicht (direkt) zur Bildung des Körpers, sondern zum Unterschied und zur Beweglichkeit, besonders zur Freude und zum Unterschied in der Bildung.

15.62. Wenn sich der Wille der sieben Geister zusammen verkörpert hat und der Seelengeist im Zentrum des Herzens inmitten der sieben Quellgeister geboren wurde, dann führt ihn der Ton zum Körper heraus und ist sein Wagen, auf dem der Geist fährt und dasjenige vollstreckt, was im Rat der sieben Geister beschlossen wurde.

15.63. Denn der Ton fährt in der göttlichen Kraft durch den Seelengeist in den Salpeter des siebenten Quellgeistes oder in die Natur Gottes, die seine anfängliche Mutter ist, und inqualiert mit derselben in der Formung und auch im Unterschied der Bildung.

15.64. Darum entstand, als König Luzifer durch den Ton sein hochmütiges Roß in eine feurige Erregung aller sieben Geister verwandelte, ein schrecklicher Widerwillen im Salpeter Gottes.

15.65. Denn als sein Seelengeist in seinem Körper geboren war, stach er aus seinem Körper in den Salpeter Gottes wie eine feurige Schlange aus ihrem Loch. Und als sich dann der Mund zur Rede auftat, das heißt, als die sieben Geister das Wort in ihrem Willen zusammenverkörpert hatten und durch den Ton in den Salpeter Gottes schickten, da war es nicht anders, als wenn ein feuriger Donnerkeil in die Natur Gottes führe oder eine grimmige Schlange, die da wütet und tobt, als wollte sie die Natur zertrennen.

15.66. Daher kommt es auch, daß man den Teufel „die alte Schlange“ nennt (Offb. 12.9), und auch daß Nattern und Schlangen in dieser verdorbenen Welt sind, dazu allerlei Ungeziefer von Würmern, Kröten, Fliegen, Läusen und Flöhen, und alles, was da ist. Auch nimmt in dieser Welt das Wetterleuchten, Donnern, Blitzen und Hageln seinen Ursprung davon.

15.67. Nun erkenne: Wenn der Ton in der göttlichen Natur aufsteigt, dann steigt er fein sanft (harmonisch) aus allen sieben Quellgeistern zugleich auf und gebiert das Wort oder die Bildungen sanft.

15.68. Das heißt, wenn ein Quellgeist einen Willen zur Geburt schöpft, dann dringt er fein sanft durch die anderen Quellgeister bis ins Zentrum des Herzens, wo der Wille nach allen Geistern geformt und beurteilt wird.

15.69. Und dann sprechen ihn die anderen sechs Geister im Ton aus Gottes Seelengeist aus, das heißt, aus dem Herzen und Sohn Gottes, so daß dieser Ton im mittleren Zentrum als ein zusammenfassendes und verkörperndes Wort stehenbleibt.

15.70. Und der Blitz aus diesem Wort oder das Erregen des Wortes, welcher der Ton ist, fährt vom Wort fein sanft aus und verrichtet den Willen des Wortes. Und dieser Ausgang vom Wort ist der Heilige Geist, der alles formt und bildet, was im Zentrum des Herzens vom Rat der sieben Geister Gottes des Vaters beschlossen wurde.

15.71. Auf eine solche sanfte Art und Weise sollte auch König Luzifer gebären, qualifizieren und nach dem Recht der Gottheit mit seinem Seelengeist im Salpeter oder in der Natur Gottes bilden helfen, nämlich als ein lieber Sohn in der Natur.

15.72. Gleichwie ein Sohn im Haus dem Vater hilft, sein Werk nach des Vaters Art und Kunst zu treiben, so sollte auch Luzifer mit seinen Engeln im großen Haus des göttlichen Vaters nach Art und Weise Gottes alle Formen und Gewächse im göttlichen Salpeter mit seinem Seelengeist bilden helfen.

15.73. Denn der ganze Salpeter sollte ein Lusthaus der Engelskörper sein, und alles sollte nach der Lust ihres Geistes aufgehen und sich bilden, damit sie auf ewig keinerlei Unlust an irgendeiner Bildung oder Kreatur hätten. Sondern ihr Seelengeist sollte in aller Bildung mitwirken, und der Salpeter sollte der Kreaturen Eigentum sein.

15.74. Wenn sie nur in ihrer sanftmütigen Geburt nach göttlichem Recht geblieben wären, dann wäre alles ihr eigen gewesen, und ihr Wille wäre immer und ewig erfüllt worden, und es wäre nichts als reine Liebe-Freude bei ihnen und in ihnen gewesen, oder um irdisch zu reden, wie ein ewiges Lachen und immerwährendes Freuen in ewiger Herzenslust.

15.75. Denn Gott und die Kreaturen wären ein Herz und Wille gewesen.

15.76. Als sich aber Luzifer erhob und seine Quellgeister anzündete, da fuhr der Seelengeist im Ton aus allen Körpern der Engel Luzifers in den Salpeter Gottes aus, wie eine feurige Schlange oder ein Drache, und bildete allerlei giftige und feurige Formen und Bildnisse, gleich den wilden und bösartigen Tieren.

15.77. Und daher haben die wilden und bösartigen Tiere in dieser Welt ihren Ursprung, denn das Heer Luzifers hat den Salpeter der Sterne und der Erde angezündet, halb getötet und verdorben.

15.78. Denn als Gott nach dem Fall Luzifers die Schöpfung dieser Welt ausrichtete, so wurde alles aus diesem Salpeter geschaffen, darin Luzifer war. So mußten danach auch die Kreaturen in dieser Welt aus diesem Salpeter geschaffen werden, die sich dann entsprechend der angezündeten Art der Qualitäten bös- und gutartig formierten.

15.79. Welches Tier nun im Mercurius des Feuers, der bitteren oder herben Qualität am stärksten war, das wurde auch ein bitteres, herbes, hitziges oder grimmiges Tier, alles dementsprechend, welche Qualität in diesem Tier vorherrschte.

15.80. Dies setze ich dir zu einer Anleitung hierher. Im Kapitel zur Schöpfung dieser Welt wirst du es noch ausführlicher und bewiesener (bzw. deutlicher) finden.

15.81. Ob nun dieser feurige Ton und Drachengeist in Luzifer und seinen Engeln rechtmäßig sei und ob ihn Gott so geschaffen habe, das sollen die Advokaten Luzifers, die aus Gott einen Teufel machen, hier wieder verantworten (bzw. rechtfertigen), und in der Natur beweisen, ob Gott wirklich ein Gott sei, der das Böse wolle und geschaffen habe.

15.82. Wenn nicht, dann soll auch dieser Geist zum ewigen Gefängnis verurteilt werden, und sie mögen von ihren Lügen und Gotteslästerungen ablassen, sonst sind sie schlimmer als die wilden Heiden, die von Gott nichts wissen, aber trotzdem in Gott leben. Und viele solcher Gotteslästerer (bzw. Heiden) werden zuvor das Himmelreich besitzen, welches ich an seinem Ort noch erklären will.


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