Aurora oder Morgenröte im Aufgang

(Text von Jacob Böhme von 1612, deutsche Überarbeitung 2021)

16. Kapitel - Der Weg der Sünde in Luzifer

Von der siebenten Art oder Gestaltung des Anfangs der Sünde in Luzifer und seinen Engeln

16.1. Hier kannst du deine Augen wahrhaft öffnen und die verborgenen Dinge sehen, die allen Menschen von der Welt her verborgen gewesen waren, denn du wirst die Mordgrube des Teufels und die grausame Sünde, Feindschaft und Verderbnis sehen (bzw. durchschauen).

16.2. Der Teufel hat den Menschen die Zauberei (bzw. Illusion) gelehrt, um damit sein Reich zu stärken. Ja, hätte er dem Menschen das wahre Fundament offenbart, was darunter steckt, dann hätte es wohl mancher bleibenlassen.

16.3. Herbei, ihr Gaukler und Zauberer, die ihr mit dem Teufel buhlt, kommt auf meine Schule, ich will euch weisen, wie ihr mit eurer Zauberei und Kunst in die Hölle fahrt. Ihr kitzelt euch damit, daß euch der Teufel untertänig sei, und meint, ihr seid Götter. Hier will ich den Ursprung der Zauberei beschreiben, denn ich bin auch ein Naturkundiger geworden, aber nicht auf eure Art, sondern um eure Schande durch göttliche Offenbarung aufzudecken, der letzten Welt zur Benachrichtigung und zu einem Urteil ihrer Wissenschaft, denn über die Wissenschaft wird das Gericht erfolgen.

16.4. Weil nun der Bogen der Grimmigkeit schon gespannt ist, so mag sich ein jeder vorsehen, daß er nicht als Zielscheibe befunden werde, denn die Zeit ist da, vom Schlaf aufzuwachen.

16.5. Nun, die siebente Gestalt oder der siebente Geist in der göttlichen Kraft ist die Natur oder der Ausgang aus den anderen sechsen. Denn die herbe Qualität zieht den Salpeter oder das Gewirke aller sechs Geister zusammen, gleichwie ein Magnet den Salpeter des Eisens an sich zieht. Und wenn es zusammengezogen ist, dann ist es eine Begreiflichkeit, in der die sechs Geister Gottes unbegreiflicherweise qualifizieren.

16.6. Dieser siebente Geist hat eine Farbe und Art wie alle Geister, denn er ist aller Geister Leib, darin sie sich gebären wie in einem Körper. So werden aus diesem Geist auch alle Bildungen und Formen gebildet, dazu sind auch die Engel daraus geschaffen, und alle Natürlichkeit besteht darin.

16.7. So wird dieser Geist von allen sechsen immer geboren, besteht immerfort und vergeht niemals. Hinwiederum gebiert er immerfort die sechs, denn die anderen sechs sind in diesem siebenten wie in einer Mutter umschlossen und empfangen ihre Nahrung, Stärke und Kraft immer im Leib ihrer Mutter.

16.8. Denn der siebente ist der Leib und die anderen sechs sind das Leben. Und im mittleren Zentrum ist das Herz des Lichtes, das die sieben Geister als ein Licht des Lebens immer gebären, und dieses Licht ist der Sohn. Denn im Herzen entsteht im Aufgang des Lichtes die wallende Beweglichkeit oder Durchdringung durch alle Geister.

16.9. Und das ist der Geist aller sieben Geister, der aus dem Herzen Gottes geht, der da im siebenten alles formt und bildet und darin sich die Quellgeister mit ihrem Liebe-Ringen im Unendlichen zeigen.

16.10. Denn die Gottheit gleicht einem Rad, das sich mit seinen Felgen, den Speichen und der Nabe dreht, und das ineinander gefelgt ist, wie sieben Räder, so daß es ohne Umkehrung vorwärts, rückwärts, rechts, links, nach oben, nach unten oder schräg gehen kann.

16.11. Obwohl man die Gestaltung aller sieben Räder und die einzige Nabe inmitten aller sieben Räder immer und überall sieht, kann man doch nicht verstehen, wie das Rad gemacht ist. Sondern man wundert sich immer über dieses Rad, indem es sich immer wunderlicher mit seinem Aufsteigen zeigt, und doch bleibt es auch nur an seiner Stelle.

16.12. Auf eine solche Art wird die Gottheit immerfort geboren und vergeht auch niemals. Und auf eine solche Art wird auch das Leben in den Engeln und Menschen immerfort geboren.

16.13. Durch das Bewegen dieser sieben Geister Gottes werden auch die Bildungen und vergänglichen Kreaturen formiert, aber nicht so geboren. Auch wenn sich die Geburt aller sieben Geister darin zeigt, so steht doch ihre Qualität allein im siebenten Naturgeist, den die anderen sechs entsprechend ihrer Qualität verändern. Darum werden auch die Bildungen und vergänglichen Formen und Kreaturen nach der Art des siebenten Naturgeistes verändert, in dem sie aufgehen.

16.14. Die Engel aber sind nicht allein aus dem siebenten Naturgeist gebildet, wie die vergänglichen Kreaturen, sondern als sich die Gottheit zur Schöpfung der Engel bewegte, da wurde in jedem Kreis, wo ein jeder Engel zusammenverkörpert wurde, die Gottheit mit ihrer ganzen Substanz und ihrem ganzheitlichen Wesen zusammenverkörpert, und so wurde ein Leib daraus, und doch blieb auch die Gottheit in ihrem Sitz wie zuvor.

16.15. Verstehe dies richtig: Der Leib des Engels oder seine Begreiflichkeit kommt aus dem siebenten Geist, und die Geburt in diesem Leib sind die sechs Quellgeister, und der Geist oder das Herz (den die sechs Geister im mittleren Zentrum des Leibes gebären, darin das Licht aufgeht und aus dem Licht der Seelengeist, welcher auch außerhalb des Körpers mit der Gottheit inqualiert), das bedeutet das Herz Gottes, aus dem der Heilige Geist ausgeht. Und es ist auch aus dem Herzen Gottes in den Leib des Engels in der ersten Zusammenverkörperung mit hinein inqualiert worden. Und darum gebiert sich nun des Engels Regiment im Gemüt wie die Gottheit selbst.

16.16. Gleichwie nun im siebenten Naturgeist Gottes, der aus den anderen sechs entsteht, nicht die ganze vollkommene Erkenntnis der anderen sechs Geister steht (denn er kann ihre tiefe Geburt nicht erforschen, weil sie sein Vater sind und ihn aus sich gebären), so steht auch nicht die ganze vollkommene Erkenntnis Gottes im englischen Leib, sondern im Geist, der im Herzen geboren wird, vom Licht ausgeht und mit dem Herzen und Geist Gottes inqualiert, darin steht die vollkommene Erkenntnis Gottes. Aber der Leib kann diesen Seelengeist nicht ergreifen, wie auch der siebente Naturgeist die tiefste Geburt Gottes nicht ergreift.

16.17. Denn wenn der siebente Naturgeist geboren wird, dann wird er von der herben Qualität getrocknet und wie von einem Vater gehalten, und kann nicht wieder in die Tiefe zurück, das heißt, in das Zentrum des Herzens, wo der Sohn geboren wird, aus dem der Heilige Geist ausgeht. Sondern er muß als ein geborener Leib stillhalten und die Quelladern, das heißt, die Geister nach ihrem Gefallen in sich qualifizieren und arbeiten lassen. Denn er ist das Eigentum oder Haus der sechs Geister, das sie immer nach ihrem Gefallen bauen, oder wie ein Lustgarten, in den der Hausvater nach seinem Gefallen allerlei Früchte sät und diese genießt.

16.18. So bauen die anderen sechs Geister immer diesen Lustgarten, säen ihre Frucht hinein und genießen diese zur Stärkung ihrer Macht und Freude. Und das ist der Garten, in dem die Engel wohnen und spazierengehen und darin die himmlische Frucht wächst.

16.19. Die wunderliche Proportion (und Vielfalt) aber, die sich in den Gewächsen und Bildungen in diesem Garten zeigt, entsteht durch die Qualifizierung und durch das Liebe-Ringen der anderen Geister. Denn welcher im Kampf vorherrscht, der bildet die Gewächse nach seiner Art. Dazu helfen immer die anderen, bald ist es der erste an einem Ort, bald der zweite, dritte und so fort.

16.20. Darum gehen auch so mancherlei Gewächse und Bildungen auf, welches dem leiblichen Verstand der Engel ganz unerforschlich und unbegreifbar ist, aber der seelischen Vernunft des Engels vollkommen begreiflich.

16.21. Auch meinem Leib ist solches ganz verborgen, aber meinem Seelengeist nicht. Solange er mit Gott inqualiert, solange begreift er es. Wenn er aber in Sünde fällt, dann wird ihm diese Tür verriegelt, die ihm der Teufel zusperrt. Und diese muß nun durch große Arbeit des Geistes wieder aufgemacht werden.

16.22. Ich weiß wohl, daß der Zorn des Teufels in vielen gottlosen Herzen über diese Offenbarung spotten wird, denn er schämt sich sehr wegen dieser Offenbarung. Er hat auch meiner Seele manchen Druck damit gegeben, aber ich laß den walten, der es so haben will, denn ich kann ihm nicht widerstehen. Und sollte auch mein irdischer Leib damit zugrunde gehen, dann wird mich doch mein Gott in meiner Erkenntnis glorifizieren.

16.23. Diese Glorifizierung in meiner Erkenntnis begehre ich auch und keine andere. Denn ich weiß, wenn dieser Geist in meinem neuen Leib aufgehen wird, den ich am Tag meiner Auferstehung aus meinem jetzigen verdorbenen Leib bekommen werde, daß er der Gottheit ähnlich sehen wird und dazu den heiligen Engeln.

16.24. Denn das triumphierende Freudenlicht in meinem (sehenden) Geist zeigt es mir genügend an, darin ich auch bis in die Tiefe der Gottheit geforscht und diese nach meinen Gaben und Trieb des Geistes wahrhaft beschrieben habe, wenn auch in großer Ohnmacht und Schwachheit, indem mir meine angeborenen und wirklichen Sünden oft die Tür verriegelt haben und der Teufel davor tanzte wie ein Hurenweib und sich meiner Gefangenschaft und Angst erfreute. Doch wird es ihm wenig Nutzen zu seinem Reich bringen.

16.25. Darum habe ich von ihm nichts weiter, als seinen grimmigen Zorn zu erwarten. Aber meine Zuversicht ist der Held im Kampf, der mich schon oft von seinen Banden erlöst hat. In dem will ich gegen ihn kämpfen, bis zu meiner Vonhinnenfahrt.

Von der schrecklichen, kläglichen und elenden Verderbnis des Luzifers im siebenten Naturgeist - Das Trauerhaus des Todes

16.26. Wenn auch alle Bäume Schreiber wären und alle Äste Schreibfedern und alle Berge Bücher und alle Wasser Tinten, so könnten sie doch den Jammer und das Elend nicht genügend beschreiben, die Luzifer mit seinen Engeln in sein Reich gebracht hat.

16.27. Denn er hat aus dem Haus des Lichtes ein Haus der Finsternis gemacht, aus dem Haus der Freude ein Trauerhaus, aus dem Haus der Lust und Erquickung ein Haus des Durstes und Hungers, aus dem Haus der Liebe eine ewige Feindschaft, aus dem Haus der Sanftmut ein ewiges Pochen, Donnern und Blitzen, aus dem Haus des Friedens ein ewiges Jammer- und Klagehaus, aus dem Haus des Lachens ein ewiges Zitter- und Schreckenshaus, aus der Geburt des Lichtes und Wohltuns eine ewige höllische Qual, aus den Speisen der Lieblichkeit einen ewigen Greuel und Gestank mit einem Ekel vor allen Früchten, aus dem Haus der Libanon-Zedern ein steiniges, felsiges und feuriges Haus, aus dem süßen Duft einen Gestank, ein Haus des Wustes und der Zerstörung sowie ein Ende alles Guten, und aus dem göttlichen Leib einen schwarzen, finsteren, kalten, hitzigen, in sich fressenden und doch nicht verzehrenden Teufel, der da eine Feindschaft gegen Gott und seine Engel mit dem ganzen Himmelsheer ist.

16.28. Nun erkenne: Die Gelehrten haben schon viel über die grimmige Bosheit in allen Kreaturen bis zur Sonne und den Sternen dieser Welt disputiert, gefragt und nachgedacht. Denn es gibt viele bösartige und sogar giftige Tiere, Würmer und Gewächse in dieser Welt, über die sich die Verständigen natürlich gewundert haben. Manche haben daraus geschlossen, daß Gott ja auch das Böse wollen müsse, weil er so viel Böses geschaffen habe. Manche haben die Schuld dem (Sünden-) Fall des Menschen gegeben, und manche der Wirkung des Teufels.

16.29. Weil aber alle Kreaturen und Gewächse vor der Zeit des Menschen geschaffen wurden, so darfst du dem Menschen nicht die Schuld geben. Auch hat der Mensch den tierhaften Leib nicht in seiner Schöpfung bekommen, sondern er ist ihm erst durch seinen Fall so geworden. Deshalb hat der Mensch auch nicht die Bosheit und das Gift in die Tiere, Vögel, Würmer und Steine gebracht, denn er hatte nicht ihren Leib. Und wenn er wirklich den Grimm in alle Kreaturen gebracht hätte, dann hätte er bei Gott ewig keine Gnade gehabt, wie die Teufel. Außerdem ist der arme Mensch auch nicht durch Seinen vorsätzlichen Willen gefallen, sondern durch das infizierte Gift des Teufels, sonst wäre ihm keine Hilfe gewesen.

16.30. Nun, diese Unterweisung wirst du hier im Folgenden beschrieben finden, nicht aus Eifer, um jemanden damit zu schmähen, sondern aus Liebe und zu demütiger Unterweisung aus dem tiefen Grund meines Geistes und zu gewissem Trost für den armen, kranken und alten Adam, der jetzt vor seiner letzten Vonhinnenfahrt steht.

16.31. Denn wir sind in Christus alle ein Leib. Darum wollte auch dieser Geist herzlich gern, daß seine Mitglieder mit einem Trunk des edlen göttlichen Weines vor ihrer Hinfahrt gelabt werden können, um den großen Kampf des Teufels zu bestehen und den Sieg zu erhalten, damit der Sieg des Teufels in dieser jetzt vollen Welt zerstört und der große Name des Herrn geheiligt werden kann.

16.32. Nun siehe: Als König Luzifer mit seinen Engeln so herrlich, schön und göttlich wie ein Cherub und König in Gott erschaffen worden war, da ließ er sich von seiner Gestaltung betören, indem er sah, was für ein edler, schöner und herrlicher Geist in ihm aufging. Da meinten seine sieben Quellgeister, sie sollten sich erheben und anzünden, dann würden sie auch so schön, herrlich und mächtig sein wie der Seelengeist, und damit wollten sie im ganzen Reich mit eigener Kraft und Gewalt wie ein neuer Gott herrschen.

16.33. Sie sahen wohl, daß der Seelengeist mit dem Herzen Gottes inqualierte, und darum war es ihr Entschluß, daß sie sich erheben und anzünden wollten, nämlich in der Hoffnung, so klar, tief und allmächtig zu sein, wie der tiefste Grund im Zentrum des Herzens Gottes.

16.34. Denn sie vermeinten, den natürlichen Leib, der aus dem Naturgeist Gottes zusammenverkörpert war, in die verborgene Geburt Gottes zu erheben, damit ihre sieben Quellgeister auch so hoch und allbegreiflich sein könnten, wie der Seelengeist. Und der Seelengeist sollte über das Zentrum des Herzens Gottes triumphieren, und das Herz Gottes sollte ihm untertänig sein. Und so wollten die sieben Geister mit ihrem Seelengeist alles bilden und formieren (bzw. „informieren“).

16.35. Doch dieser Hochmut und Eigenwille war gänzlich gegen die Geburt Gottes. Denn der Leib des Engels sollte in seinem Wohnsitz bleiben und eine Natur sein und wie eine demütige Mutter stillhalten und keine Allwissenheit durch eigene verstandhafte (bzw. gedankliche) Begreiflichkeit des Herzens oder der tiefsten Geburt der Heiligen Dreifaltigkeit haben, sondern die sieben Geister sollten sich in ihrem natürlichen Leib wie in Gott gebären.

16.36. Und ihre Begreiflichkeit sollte nicht im verborgenen Kern oder in der innerlichsten Geburt Gottes sein. Sondern der Seelengeist, den sie in ihrem Zentrum des Herzens gebären, sollte mit der innerlichsten Geburt Gottes inqualieren und alle Bildungen nach der Lust und dem Willen der sieben Geister formieren und bilden helfen, damit in der göttlichen Pracht alles ein Herz und ein Wille wäre.

16.37. Denn so ist auch die Geburt Gottes: Der siebente Naturgeist greift nicht zurück in seinen Vater, der ihn gebiert, sondern hält wie ein Leib still und läßt des Vaters Willen, nämlich die anderen sechs Geister, in sich formen und bilden, wie sie wollen.

16.38. So greift auch kein Geist besonders mit seinem körperlichen Wesen nach dem Herzen Gottes, sondern er schließt seinen Willen mit den anderen ins Zentrum zur Geburt des Herzens, so daß das Herz und die sieben Geister Gottes ein Wille sind.

16.39. Denn das ist das Gesetz (bzw. Gebot) der Begreiflichkeit, damit sie sich nicht in die Unbegreiflichkeit erheben. Denn die Kraft, welche im Zentrum oder in der Mitte aus allen sieben Geistern zusammenverkörpert wird, die ist unbegreifbar und unerforschlich, aber nicht unsichtbar (bzw. wirkungslos), denn es ist nicht die Kraft eines Geistes allein, sondern aller sieben.

16.40. So kann nun ein Geist in seinem eigenen Körper außerhalb seiner innerlichen Geburt nicht in das ganze Herz Gottes greifen und alles beurteilen und erforschen, denn er begreift außerhalb seiner innerlichen Geburt nur seine eigene Geburt im Herzen Gottes. Aber alle sieben Geister zugleich begreifen das ganze Herz Gottes.

16.41. Denn in der innerlichen Geburt der Geister, wo einer den anderen immerfort gebiert, da begreift ein jeder Geist alle sieben Geister, aber nur im aufgehenden Blitz des Lebens.

16.42. Dieses Herz ist dann etwas Besonderes, wenn es geboren ist, nämlich eine besondere Person, und doch nicht von den Geistern abgetrennt. Aber die Geister können sich in ihrer ersten Geburt nicht in diese zweite (Geburt bzw. Person des Sohnes) verwandeln.

16.43. So kann sich auch die zweite nicht in die dritte (Geburt bzw. Person des Heiligen Geistes) verwandeln, die der Ausgang des Geistes ist, sondern eine jede Geburt bleibt in ihrem Wohnsitz. Trotzdem sind alle Geburten zusammen nur der Einige Gott.

16.44. Weil aber der Leib Luzifers aus der Natur und äußerlichsten Geburt geschaffen war, so war es ja ganz unrecht, daß er sich in die innerlichste und tiefste erhob, so daß er es im göttlichen Recht auch nicht tun konnte. Sondern er mußte sich erheben und anzünden, damit die Quellgeister in das schärfste Durchdringen und Infizieren gesetzt würden.

16.45. Ich meine ja, du schöner schwarzer Zauberer, du hast dich wohl verwandelt: Du kannst den Menschen natürlich auch deine Kunst lehren, ob sie vielleicht ebenso gewaltige Götter werden können, wie du es geworden bist.

16.46. Oh ihr blinden und überheblich stolzen Zauber-Gaukler, darin steckt eure Kunst: Ihr verwandelt die Elemente eures Leibes durch eure Zaubersprüche und Instrumente der Qualitäten, die ihr dazu gebraucht, und meint, ihr habt Recht damit. Doch ist es nicht gegen die Geburt Gottes? So beweist das!

16.47. Wie meint ihr wohl, daß ihr euch in eine andere Gestalt verwandeln könnt? Ihr laßt euch vom Teufel zum Affen machen und seid in der Kunst blind. Auch wenn ihr sie noch so gut gelernt habt, so erkennt ihr doch den Zweck darin nicht. Denn das Herz darin ist die Verwandlung der Quellgeister, wie es Herr Luzifer tat, als er Gott sein wollte.

16.48. Fragst du nun: „Wie kann das sein?“ Siehe, wenn die körperlichen Quellgeister ihren Willen in die Zauberei setzen, so ist der Seelengeist, den sie gebären und der in der Qualität der Sterne und Elemente im verborgenen und tiefsten Zentrum herrscht, schon ein Zauberer und hat sich in die Zauberei verwandelt.

16.49. Aber der tierische Leib kann hier nicht so schnell folgen, sondern muß durch Zeichen, Zaubersprüche und etliche dazu dienliche Instrumente verzaubert werden, damit der Seelengeist den tierischen Leib wieder unsichtbar machen und in die Gestalt verwandeln kann, wie der ursprüngliche Wille der Quellgeister war.

16.50. Das tierische Fleisch kann sich wohl auch nicht verwandeln oder in eine andere Geburt setzen, sondern es wird in eine geringere und dünnere Form gebracht, gleich einem Tier oder Holz und dergleichen, das seinen Leib in den Elementen qualifizierend hat (und sich darin wieder auflöst).

16.51. Auch die siderischen (natürlich-körperlichen) Geister können sich in eine andere Gestalt verkleiden, aber auch nur so lange, wie es ihnen die Geburt der Natur über ihrem Himmelspol zuläßt. Denn wenn sich diese mit ihrem Umdrehen und Durchdringen verändert, so daß ein anderer Quellgeist beherrschend wird, dann liegt ihre Kunst danieder und ihre Gottheit hat im ersten Quellgeist, in dem sie ihre Kunst angefangen haben, ein Ende.

16.52. Soll sie nun länger bestehen, dann muß sie aufs neue nach dem jetzt herrschenden Quellgeist gemacht werden oder der Teufel muß mit seinem Seelengeist in den siderischen Geistern des Körpers wirken, der ihn flugs anders verwandelt, sonst hat seine Kunst hier ein Ende. Denn die Natur läßt nicht alle Stunden mit sich gaukeln, wie die Geister wollen, sondern es muß alles nach dem Geist geschehen, der gegenwärtig herrschend ist.

16.53. Doch dieser Geist Gottes, der in der Natur vorherrschend ist, macht nicht die Gaukelei (bzw. Illusion), sondern sie wird in der Grimmigkeit des Salpeters gemacht, die Herr Luzifer mit seiner Erhebung angezündet hat und sein ewiges Königreich ist.

16.54. Wenn sich aber die Macht dieses Geistes legt, dann kann auch das angezündete Feuer dem Gaukler nicht mehr dienen. Denn in dieser jetzigen Zeit ist das Zornfeuer in der Natur nicht das eigene Gewalthaus des Teufels, zumal die Liebe im Zentrum des Zornfeuers verborgen steht und Luzifer mit seinen Engeln im äußerlichen Zornfeuer gefangen liegt, nämlich bis zum Gericht Gottes. Dann wird er das Zornfeuer abgetrennt von der Liebe zum ewigen Bad bekommen und damit seinen Gauklern das Haupt waschen. Daran gibt es keinen Zweifel.

16.55. Dies setze ich dir nur zu einer Warnung hierher, damit du erkennst, was die Zauberei für einen Grund hat. Nicht dergestalt, daß ich hier die heidnische Zauberei beschreiben wollte, denn ich habe sie auch nie erlernt, sondern der Seelengeist sieht (und durchschaut) ihre Gaukelei, die ich im Leib nicht verstehen kann.

16.56. Weil sie aber ganz und gar gegen die Liebe und Sanftmut der Geburt Gottes läuft und ein Widerwillen in der Liebe Gottes ist, um dem Menschen ohne entsprechend dringende große Not Verderbliches zu tun, so will der Geist den Gauklern und Zerstörern der Ordnung Gottes das Zorn-Bad der Natur zu einer ewigen Abtrocknung beschieden haben, und darin mögen sie ihre neue Gottheit beweisen.

Von der Anzündung des Zornfeuers

16.57. Als sich nun König Luzifer mit all seinen Engeln anzündete, da ging das Zornfeuer augenblicklich im Körper auf, und das holdselige Licht im Seelengeist verlosch und wurde ein grimmiger Teufelsgeist, alles entsprechend der Anzündung und dem Willen der Quellgeister.

16.58. Und dieser (teuflische) Seelengeist war nun mit der Gottheit in der Natur verbunden und konnte mit dieser inqualieren, als wäre es ein Wesen. Der stach nun aus den Körpern der Teufel in die Natur Gottes wie ein Mörder und Dieb, der da begehrte, alles zu ermorden, zu rauben und unter seine Gewalt zu bringen. Entsprechend zündete er alle sieben Geister in der Natur an, so daß da nichts mehr war, als ein herbes, bitteres, feuriges und krachend brennendes Reißen und Toben.

16.59. Du solltest aber nicht denken, daß der Teufel die Gottheit so mächtig überwunden hatte. Nein, sondern er hatte den Zorn Gottes angezündet, der wohl seit Ewigkeit im Verborgenen ruhte, und damit hatte er aus dem Salpeter Gottes eine Mordgrube gemacht, denn wenn man Feuer ins trockene Stroh steckt, dann brennt es. Doch darum ist aus Gott noch kein Teufel geworden.

16.60. Auch reicht das Zornfeuer Gottes in der Natur nicht bis zum innersten Kern des Herzens, welcher der Sohn Gottes ist, vielweniger in die verborgene Heiligkeit des Geistes, sondern nur bis in die (äußerliche) Geburt der sechs Quellgeister, in das Reich, wo der siebente geboren wird.

16.61. Denn an diesem Ort oder in dieser Geburt ist Herr Luzifer zu einer Kreatur geworden, und deshalb reicht seine Herrschaft nicht tiefer. Wenn er aber in der Liebe geblieben wäre, dann hätte sein Seelengeist bis ins Zentrum des Herzens Gottes gereicht, denn die Liebe dringt durch die ganze Gottheit.

16.62. Als aber seine Liebe verlosch, konnte der Seelengeist nicht mehr in das Herz Gottes und sein Vorhaben war vergeblich, sondern er wütete und tobte in der Natur, das heißt, im siebenten Quellgeist Gottes.

16.63. Weil aber die Kraft aller sieben Geister in diesem stand, so wurden sie auch alle sieben im Zorn angesteckt, aber nur in der äußerlichen und begreiflichen Qualifizierung. Denn das (innere) Herz konnte der Teufel nicht berühren, und so konnte er auch die innerste Geburt der Quellgeister nicht berühren, denn seine Herrlichkeit der sieben Geister war im ersten Blitz des Anzündens schon abgestorben und alsbald im ersten Ausgang des Seelengeistes gefangengenommen.

16.64. In dieser Stunde hat sich König Luzifer die Hölle und ewige Verderbnis selber zugerichtet. Diese steht nun im äußerlichsten (bzw. siebenten) Quellgeist der Natur Gottes oder in der äußerlichen Geburt dieser Welt.

16.65. Als sich aber die Natur so schrecklich anzündete, da wurde aus dem Haus der Freude ein Haus der Trübsal, denn die herbe Qualität wurde in ihrem eigenen Hause angezündet. Die wurde nun ein ganz hartes, kaltes und finsteres Wesen gleich dem kalten und harten Winter. Sie zog den Salpeter zusammen und vertrocknete ihn, daß er ganz rauh, kalt und scharf wurde gleich den Steinen. Darin wurde die Hitze gefangen und mit zusammengezogen und in ein hartes, kaltes und finsteres Wesen formiert.

16.66. Als dies geschah, verlosch auch das Licht in der Natur in der äußerlichen Geburt, und alles wurde ganz finster und verderblich. Das Wasser wurde ganz kalt und dick und sammelte sich in den Klüften, was der Ursprung des elementischen Wassers auf Erden war.

16.67. Denn vor den Zeiten dieser Welt war das Wasser ganz dünn wie die Luft gewesen, und darin wurde auch das (leichte und himmlische) Leben geboren, das jetzt so tödlich und verderblich ist und entsprechend walzt und läuft.

16.68. Aus der holdseligen Liebe, die im Blitz des Lebens aufging, wurde ein grimmiges und bitteres Gift, eine wirkliche Mordgrube und ein Stachel des Todes. Aus dem Ton wurde ein hartes Pochen der Steine und ein Haus des Elends.

16.69. In Summe: Es war alles ein ganz finsteres und elendes Wesen im ganzen Reich, nämlich in der äußerlichen Geburt des Königreichs Luzifers.

16.70. Du solltest aber nicht denken, daß die Natur bis auf den innersten Grund so verdorben und angezündet wurde, sondern nur die äußerliche Geburt. Die innerliche aber, in der sich die sieben Quellgeister gebären, behielt ihr Recht für sich, weil der angezündete Teufel nicht hineingreifen konnte.

16.71. Nun hat aber die innerliche Geburt die Wurfschaufel (zum Trennen von Spreu und Getreide) in der Hand und wird einmal ihre Scheune fegen (bzw. reinigen) und die Spreu dem Reich Luzifers zur ewigen Speise geben. Denn wenn der Teufel in die innerste Geburt hätte greifen können, dann wäre alsbald aus dem ganzen Revier seines Königreichs eine angezündete brennende Hölle geworden.

16.72. Aber so muß er als ein Gefangener in der äußerlichen Geburt bis zum Jüngsten Tag gefangenliegen, welcher nunmehr bevorsteht und wohl bald zu erwarten ist.

16.73. Aber seine Quellgeister hat Luzifer bis in die innerste Geburt angezündet, und so gebären nun seine Quellgeister einen seelischen Teufelsgeist, der ein ewiger Feind Gottes ist.

16.74. Denn als sich Gott in seiner äußerlichen Geburt in der Natur erzürnte, war es nicht sein vorsätzlicher Wille, daß er sich anzünden wollte. Er hat es auch nicht getan, sondern er hat den Salpeter zusammengezogen und dem Teufel hiermit eine ewige Herberge zugerichtet.

16.75. Denn er kann nicht aus Gott heraus oder in ein anderes Königreich der Engel verstoßen werden, sondern es muß ihm ein Ort zur Behausung bleiben. So wollte er ihm den angezündeten Salpeter auch nicht gleich zur ewigen Behausung geben, denn die innerliche Geburt der Geister stand noch darin verborgen. Denn Gott hatte damit noch etwas anderes im Sinn, und so sollte König Luzifer ein Gefangener bleiben, bis an seiner Stelle ein anderes englisches Heer aus diesem Salpeter entstehen würde, welches die Menschen sind.

16.76. Nun herbei, ihr Juristen Luzifers, hier verantwortet (und rechtfertigt) euren König, ob er wirklich Recht habe! Wenn nicht, dann soll er ewig darin brennen und mit ihm eure Lügen gegen die Wahrheit.

16.77. Das waren also die sieben Arten oder Gestaltungen des Anfangs der Sünde und der ewigen Feindschaft gegen Gott.

16.78. Nun folgt eine kurze Abhandlung über die vier neuen Söhnchen Luzifers, die er in seinem körperlichen Regiment in sich geboren hat, und wegen denen er aus seinem Reich verstoßen und zum greulichen Teufel wurde.

Vom ersten Sohn, dem überheblichen Stolz

16.79. Nun fragt es sich: „Was hat denn Luzifer dazu bewegt, daß er über Gott sein wollte?“ Hier sollst du wissen, daß er außerhalb von sich gar keinen Antrieb zu seinem überheblichen Stolz gehabt hatte, sondern seine Schönheit betrog ihn, als er sah, daß er der schönste Fürst im Himmel war. Da verachtete er das freundliche Qualifizieren und Gebären der Gottheit und dachte, er könnte mit seiner fürstlichen Kraft in der ganzen Gottheit regieren und alles sollte sich vor ihm beugen.

16.80. Als er aber erkannte, daß er solches (in seiner ursprünglichen Gestaltung) nicht tun konnte, zündete er sich selber an, um es auf eine andere Weise zu tun. Da wurde aus dem Sohn des Lichtes ein Sohn der Finsternis, denn er verzehrte sich selber seine süße Wasserkraft und machte daraus einen sauren Gestank.

Vom zweiten Sohn, dem (egoistischen) Geiz

16.81. Der zweite Wille war der Geiz, der aus dem überheblichen Stolz wuchs. Denn er vermeinte, er könne über alle englischen Könige wie einziger Gott herrschen. Vor ihm sollte sich alles beugen, und er wollte mit seiner Kraft alles bilden. Dazu betrog ihn auch seine schöne Gestalt, so daß er vermeinte, er könne alles allein innehaben.

16.82. In diesem Stolz und Geiz mag sich die jetzige Welt bespiegeln und darüber nachdenken, wie es eine Feindschaft gegen Gott ist und sie damit zum Teufel fahren und ihren Rachen ewig offen haben müssen, um zu rauben und zu verschlingen, aber doch nichts finden, als höllische Greuel.

Der dritte Sohn, der (persönliche) Neid

16.83. Dieser Sohn ist die wirkliche Pest der heutigen Welt, denn er nimmt seinen Ursprung im Blitz des überheblichen Stolzes und (egoistischen) Geizes und steht auf der Wurzel des Lebens wie eine stachlige und bittere Galle.

16.84. Dieser Geist kam auch ursprünglich aus dem überheblichen Stolz, denn der Stolz dachte: „Du bist schön und mächtig.“ Dann dachte der Geiz: „Es muß alles dein sein.“ Und der Neid dachte: „Du willst alles erstechen, das dir nicht gehorsam ist!“ Und damit stach er gegen die anderen Pforten der Engel, aber ganz vergeblich, denn seine Macht erstreckte sich nicht weiter als in seinem Reich, aus dem er geschaffen war.

Der vierte Sohn, der (unzufriedene) Zorn

16.85. Dieser Sohn ist das wirklich brennende Höllenfeuer und nimmt auch seinen Ursprung vom überheblichen Stolz, denn als er seinem Stolz und Geiz mit seinem feindlichen Neid nicht genugtun konnte, da zündete er das Zornfeuer in sich an und brüllte damit in die Natur Gottes wie ein grimmiger Löwe, dadurch dann der Zorn Gottes aufging und alles Übel.

16.86. Darüber wäre noch viel zu schreiben, aber du wirst es bei der Schöpfung begreiflicher finden, denn dort findet man genügend lebendige Zeugen dafür, so daß keiner zweifeln muß, es verhalte sich nicht so.

16.87. Auf diese Art und Weise ist König Luzifer ein Anfang der Sünde und ein Stachel des Todes und eine Anzündung des Zorns Gottes und Anfang alles Bösen, sozusagen ein Verderber dieser Welt, denn was jemals an Bösem geschieht, dafür ist er der erste Verursacher.

16.88. So ist er auch ein Mörder und Vater der Lügen und Stifter der Hölle, ein Verderber alles Guten und ein ewiger Feind Gottes und aller guten Engel und Menschen, mit dem ich und alle Menschen, die selig werden wollen, alle Tage und Stunden kämpfen und fechten müssen, wie gegen ihren ärgsten Feind.

16.89. Weil ihn aber Gott als einen ewigen Feind verflucht und zu ewigem Gefängnis verurteilt hat, da er dessen Stundenglas nunmehr vor Augen sieht und mir durch Gottes Geist sein höllisches Reich offenbar geworden ist, so verfluche auch ich ihn mit Hilfe aller heiligen Seelen der Menschen und sage ihm als einem ewigen Feind ab, der mir oft meinen Weinberg zerstört hat.

16.90. Dazu sage ich auch allen seinen Juristen und Helfern ab und will nun mit göttlicher Gnade sein Reich ganz offenbaren und beweisen, daß Gott ein Gott der Liebe und Sanftmut ist, der nicht das Böse will, der auch keine Lust und Gefallen am Verderben von irgend jemandem hat, sondern will, daß allen Menschen geholfen werde (Psalm 5.5; Hes. 18.23; Hes. 33.11; 1.Tim. 2.4). Dazu will ich beweisen, daß alles Böse vom Teufel herkommt und seinen Anfang von ihm nimmt.

Vom abschließenden Kampf und der Verstoßung von König Luzifer samt all seiner Engel

16.91. Als sich nun der greuliche Luzifer als ein Wütender, Tobender und Verderber alles Guten so ganz schrecklich zeigte, als wollte er alles verderben und anzünden, um es unter seine Botmäßigkeit (bzw. Herrschaft) zu bringen, da stand nun das ganze Himmelsheer gegen ihn, und auch er stand gegen alle. Damit begann der Kampf, denn es stand alles ganz schrecklich gegeneinander. Und der Großfürst Michael mit seinen Legionen kämpfte gegen ihn, und der Teufel mit seinen Legionen siegte nicht, sondern wurde als ein Überwundener aus seinem Reich getrieben (bzw. von seinem Thron gestürzt) (Offb. 12.8).

16.92. Nun könnte einer fragen, was das für ein Kampf gewesen war und womit sie ohne Waffen gegeneinander gekämpft haben? Dieses Geheimnis versteht allein der Geist, der alle Tage und Stunden mit dem Teufel kämpfen muß. Das äußerliche Fleisch kann es nicht begreifen, so können es auch die siderischen (natürlich-körperlichen) Geister im Menschen nicht verstehen, und es wird vom Menschen gar nicht begriffen, es sei denn, daß der Seelengeist mit der innersten Geburt in der Natur im Zentrum inqualiert, wo das Licht Gottes dem Reich des Teufels entgegengesetzt ist, das heißt, in der dritten (fleischlichen bzw. äußerlichen) Geburt in der Natur dieser Welt.

16.93. Denn wenn er hier mit Gott inqualiert, dann bringt es der Seelengeist in die siderischen (natürlich-körperlichen) Geister, denn die siderischen müssen in diesem Reich alle Stunden mit dem Teufel kämpfen. Denn nur in der äußerlichen Geburt des Menschen hat der Teufel Gewalt, und hier ist das Haus des Elends, in dem der Teufel den Stachel des Todes wetzt und mit seinem (teuflischen) Seelengeist dem Menschen in seiner äußerlichen Geburt ins Herz hineingreift.

16.94. Wenn aber die siderischen Geister vom Seelengeist, der im Licht mit Gott inqualiert, erleuchtet werden, dann werden sie ganz inbrünstig und des Lichtes begierig. Dagegen wird der Seelengeist des Teufels, welcher in der äußerlichen Geburt im Menschen herrscht, ganz schrecklich und zornig, und dazu ganz widerwillig.

16.95. Und hier geht dann das Kampfes-Feuer im Menschen auf, wie es im Himmel zwischen Michael und Luzifer aufging, und die arme Seele muß sich wohl quetschen und rädern lassen.

16.96. Wenn sie aber siegt, dann bringt sie ihr (innerliches) Licht und ihre Erkenntnis mit ihrem Durchdringen bis in die äußerlichste Geburt des Menschen, denn sie dringt mit Gewalt durch die sieben Geister der Natur zurück, die ich hier die siderischen Geister nenne, und herrscht im Rat des Verstandes mit.

16.97. Erst dann erkennt der Mensch, was der Teufel ist, wie er ihm so feindlich ist und wie groß seine Macht ist, auch wie er alle Tage und Stunden ganz verborgen mit ihm kämpfen muß.

16.98. Welches der (sinnliche und gedankliche) Verstand oder die äußerliche Geburt des Menschen ohne diesen Kampf nicht begreifen kann. Denn die dritte oder alleräußerlichste Geburt im Menschen, welche die fleischliche Geburt ist, die sich der Mensch durch den ersten Lust-Fall selbst geschaffen und zugerichtet hat, ist des Teufels Räuberburg und Wohnhaus, wo der Teufel wie in einer Festung mit der Seele kämpft und ihr manchen harten Kopfstoß gibt.

16.99. Diese Geburt des Fleisches ist nun nicht der Seele Wohnhaus, sondern sie fährt im Kampf mit ihrem Licht in göttlicher Kraft hinein und kämpft gegen den Mord des Teufels. Dagegen schießt der Teufel mit seinem Gift auf die sieben Quellgeister, welche die Seele gebären, um sie zu verderben und anzuzünden, damit er den ganzen Leib zum Eigentum bekommen kann.

16.100. Wenn nun die Seele ihr Licht und ihre Erkenntnis in des Menschen Gemüt bringen soll, dann muß sie hart kämpfen und streiten, und hat dazu nur einen engen Steg. (Matth. 7.13: »Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der ins Verderben führt, und viele gehen ihn. Aber die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden!«) Hier wird sie oft vom Teufel zu Boden geschlagen, aber sie muß wie ein Rittersmann in der Schlacht stehen. Wenn sie dann siegt, dann hat sie den Teufel überwunden. Siegt aber der Teufel, dann wird die Seele gefangen.

16.101. Weil aber die fleischliche Geburt nicht der Seele eigenes (wahres) Haus ist und sie dieses nicht erblich besitzen kann wie der Teufel, so währt dieser Kampf so lange, wie das Fleischhaus währt. Wenn aber das Fleischhaus zerstört wird und die Seele in ihrem Haus noch nicht überwunden und gefangen, sondern frei ist, dann hat der Kampf ein Ende und der Teufel muß ewig von diesem Geist weichen.

16.102. Darum ist dies ein gar schwerer Artikel zum Verstehen und kann nicht anders als nur in diesem Kampf verstanden werden. Wenn ich auch noch so viele Bücher darüber schriebe, du könntest es nicht verstehen, es sei denn, daß dein Geist in solcher Geburt steht und die Erkenntnis in dir selbst geboren wird. Ohne diese kannst du es weder erfassen noch glauben.

16.103. Wenn du dieses begreifst, dann verstehst du auch den Kampf, den die Engel mit den Teufeln hatten, denn die Engel haben kein Fleisch und Gebein, und so hat es der Teufel auch nicht. Ihre körperliche Geburt steht nur in den sieben Quellgeistern, und die seelische Geburt in den Engeln inqualiert mit Gott, aber in den Teufeln nicht.

16.104. Darum sollst du hier wissen, daß die Engel mit ihrer seelischen Geburt, in der sie mit Gott inqualieren, in Gottes Kraft und Geist gegen die angezündeten Teufel gekämpft haben und sie aus dem Licht Gottes ausstießen und in eine Höhle zusammentrieben, das heißt, in ein enges Revier gleich einem Gefängnis, das nun der Ort auf und über der Erde bis zum Mond ist, der eine Göttin der irdischen Geburt ist.

16.105. So weit haben sie jetzt ihr Revier bis zum Jüngsten Tag. Dann werden sie ein Haus an dem Ort bekommen, wo jetzt die Erde ist, und der wird „die brennende Hölle“ heißen.

16.106. Herr Luzifer, darauf warte und laß dir diese Prophezeiung derweil gewiß sein, denn du wirst den angezündeten Salpeter in der äußerlichen Geburt, die du dir selber so zugerichtet hast, zu einem ewigen Haus bekommen.

16.107. Aber nicht in solcher Form, wie er jetzt besteht, sondern es wird sich alles im angezündeten Zornfeuer entscheiden, und dir wird der finstere, hitzige, kalte, rauhe, harte, bittere und stinkende Wust zur ewigen Herberge eingeräumt werden.

16.108. Darin sollst du ein ewiger und allmächtiger Gott ein, wie ein Gefangener in einem tiefen Kerker. Da wirst du Gottes Licht ewig weder sehen noch erreichen, und der angezündete bittere Zorn Gottes wird deine Grenze sein, darüber hinaus du nimmer kannst.


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