Von der Menschwerdung Jesu Christi

(Text von Jakob Böhme 1620, deutsche Überarbeitung 2022)

7. Kapitel - Vom verheißenen Weibes-Samen und Schlangentreter

7.1. Als nun Adam und Eva als Mann und Frau im Paradies standen und noch himmlische Qualität und Freude hatten, obwohl schon vermischt, mochte das der Teufel nicht leiden, denn sein Neid war zu groß, weil ihn Adam gefällt (bzw. gestürzt) und um seine englische Gestaltung gebracht hatte. So sah er jetzt Eva als die Frau aus Adam und fürchtete, sie könnten Kinder ins Paradies zeugen und im Paradies bleiben, und dachte: „Du willst sie verführen, daß sie von der verbotenen Frucht ißt, dann wird sie irdisch, und dann kannst du ihr ins Herz greifen und deine Imagination in sie führen. Damit bekommst du sie in dein Reich und bleibst noch Fürst im dritten Prinzip auf Erden.“ Welches er dann auch tat und sie zur falschen Frucht überredete, so daß sie nach dem Baum griff und einen Apfel abbrach und aß, und auch Adam gab. Und als Adam sah, daß Eva nicht sofort niederfiel und starb, aß er auch davon, denn die Lust war in beiden.

7.2. Dies war der Bissen, dadurch der Himmel und das Paradies entwich, so daß der Cherub als der Abschneider mit dem bloßen hauenden Schwert vor das Tor des Paradieses trat und sie nicht mehr ins Paradies ließ. Sein Schwert war der Würgengel, das den Menschen nun mit Hitze, Kälte, Krankheit, Not und Tod schneidet und schließlich das irdische Leben von der Seele scheidet.

7.3. Als dieses Schwert im Tod Christi wieder zerbrochen werden sollte, da erzitterte die Erde, die Sonne verlor ihren Schein und die Felsen zerstoben vor der starken Macht Gottes, die so den Tod wieder zerbrach. Damit taten sich zugleich die Gräber der Heiligen auf, und ihre Leiber kamen aus dem Tod wieder, denn das Schwert war zerbrochen und der Engel, der das Paradies hütete, war weggetan. Und so gingen die Leiber der Heiligen wieder ins Paradies.

7.4. Denn hier fielen Adam und Eva, als sie von der irdischen Frucht aßen, unter die Mörder, welche sie schlugen und auszogen und halbtot liegenließen. Ihr Ausgang aus dem Paradies ist der Gang aus Jerusalem nach Jericho, denn sie gingen aus dem Himmel in diese bösartige verdorbene Welt, in das Sündenhaus, wo alsbald in ihrem Gemüt im Zentrum der Natur das Rad der Sinne in irdischer Qual-Qualität zu qualifizieren begann, darin jeweils ein Sinn dem anderen widerwärtig war, weil Neid, Stolz, Geiz, Zorn und Widerwille genug und zuhauf hervorquollen. Denn das edle Licht der Liebe war erloschen, welches den grimmigen Quell lieblich, freundlich und sanft machte, in welchem der Geist Gottes wirkte und die schöne Jungfrau der Weisheit Gottes ruhte. So gingen sie von der schönen Weisheit weg.

7.5. Denn Gott hatte Adam in die züchtige Jungfrau seiner Weisheit geschaffen, aber er bekam eine bösartige widerwärtige irdische Frau dafür, mit welcher er in tierischer Gestaltung nur in Kummer, Angst und Not leben mußte. Und so wurde ihm aus seinem schönen Lustgarten, den er in sich hatte, ein widerwärtiger Dornen- und Distelgarten, darin er doch auch die jungfräuliche Frucht suchte. Aber es ging ihm wie einem Dieb, der in einem schönen Lustgarten gewesen war, um diesen zu verwahren, aber wegen eines Diebstahls daraus verstoßen wurde, und doch gern desselben Frucht essen wollte. Aber er kann nicht hinein, sondern geht außen herum und langt mit einer Hand hinein nach der Frucht, welche ihm der Gärtner doch aus der Hand reißt. Und er muß wehmütig davongehen und kann seine Lust nicht befriedigen. So geht es ihm auch mit der Frau.

7.6. Als er in Gottes Liebe war und das Weibliche in ihm eine züchtige Jungfrau in Gottes Süßigkeit und Weisheit war, da aß er ihre Früchte und konnte sich mit seiner eigenen Liebe in der Venus-Matrix gar wohl ergötzen, denn des Feuers Tinktur hat eine große freudenreiche Ergötzung in der Tinktur des Lichtes. Das hatte er alles in sich, denn er war Mann und Frau. Aber nun muß er von außen um diesen Garten gehen und kann die Venus-Tinktur nur mit einem Glied berühren, wo dann die inneren Tinkturen im Samen einander empfangen und zu einem Leben arbeiten. Doch der äußere Leib ist dessen nicht wert, daß er das Inqualieren des inneren Freudenreichs genießen sollte, darin das Seelenleben gesät wird. Nur die inneren Essenzen genießen es, denn sie sind aus dem Ewigen, aber der äußere Tier-Esel verbringt nur seine tierische Sucht damit, und er weiß nichts von der Freude der Essenzen, wenn eine Tinktur in die andere kommt, was da geschieht, wo noch etwas vom Paradies ist. Denn die irdische Essenz mischt sich sogleich mit ein, und so ist es nur wie ein freudenreicher Anblick, darin der Wille zum Leben geboren wird, welcher danach forttreibt und sich mit Sulphur schwängert, bis er das Prinzip erreichen und im Zentrum das Feuer entzünden kann, wo es dann ein wirkliches Leben ist und wieder eine Seele geboren wird.

7.7. Als nun so das schöne Bild von Gottes Liebe wich, da erkannte es sich, daß es in andere Qualität gekommen war, und damit begannen Furcht und Schrecken vor Gottes Grimm. Denn er begann in ihnen zu qualifizieren, und sie sahen einander an und wurden ihrer tierischen Gestalt gewahr und daß sie nackt waren. Da wird der Teufel getanzt und über Gott gespottet haben! Denn sie fürchteten sich und krochen hinter die Bäume, und nahmen Blätter von Feigenbäumen, flochten sie und hielten sie vor ihre Scham, denn die himmlische Jungfrau war weg. Sie erkannten den Fall und schämten sich, das heißt, die Seele, die aus dem Ewigen ist, schämte sich vor der tierischen Art, wie es noch heute geschieht, daß wir uns der tierischen Glieder schämen. Und daher kommt es, daß sich die Frau mit einem weißen Tuch vor ihrer Scham bekleidet, damit der Seelengeist, welcher aus den Augen blickt, nicht verwirrt wird. Denn dieser Geist kennt die Venus-Matrix (des Mutterleibs), welcher auch alsbald im Männlein davon zu imaginieren beginnt, welches, wenn sich das Weiblein auch schwarz bekleidete und ihre Augen verdeckte, nicht leichtlich (bzw. weniger) geschähe als nur durch Einbildung. So fangen sich die beiden Tinkturen von Mann und Frau sogleich einander in den Augen, darin der Geist blickt.

7.8. Als nun Adam und Eva so im Schrecken vor dem Zorn Gottes standen, da rief Gott nach Adam und sprach: »Adam, wo bist du?« Und er sprach: »Hier bin ich, aber ich fürchte mich, denn ich bin nackt.« Und er sprach: »Wer hat dir gesagt, daß du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, den ich dir verbot?« Und er sprach: »Die Frau gab mir, und ich aß.« Und er sprach zur Frau: »Warum hast du das getan?« Sie sprach: »Die Schlange betrog mich, daß ich aß. (1.Mose 3.9)«

7.9. Hier verstehen wir die große Liebe Gottes, so daß Gott Adam wieder rief, damit er sich erkennen, suchen und finden sollte und wieder zu Gott umkehren. Denn Adam war in Gott gewesen, war aber aus Gottes Liebe herausgegangen, nämlich aus dem zweiten Prinzip und heiligen Paradies Gottes in das äußere irdische Reich dieser Welt der Sterne und Elemente des dritten Prinzips. Darum sprach Gott: „Wo bist du Adam? Siehst du nicht, daß du nicht mehr im Himmel bist?“ So wandte Gott in einem Teil sein freundliches Angesicht wieder zu Adam, das heißt, in dem Teil, das er aus der himmlischen Wesenheit empfangen hatte, und blickte das mit seinem Geist wieder an und sprach zu der Schlange, zum alten Teufel: »Weil du das getan hast, verflucht seist du!« Und zu der kreatürlichen Schlange, welche nun eine Kreatur sein mußte (denn der Teufel hatte sich in Schlangengestalt verwandelt, und darum mußte die Schlange auch bleiben): »Du sollst auf dem Bauch gehen und Erde essen!« Denn weil sie den Menschen verführt hatte, so daß er irdisch geworden war, mußte auch des Teufels Bild irdisch sein und grimmige irdische Qualität wie Gift fressen, und das sollte nun ihre Qualität sein.

7.10. Und so ist uns hier zu erkennen, daß ihm der Teufel das Bildnis der Schlange vom Gestirn und den Elementen durch seine Imagination gebildet hatte, denn er (der Mensch) hatte große Gewalt, bis ihn der Herr ganz verfluchte und den teuren Namen „Jesus“ zum Scheideziel setzte. Darin lag nun seine große Macht, denn Gott sprach zu Adam und Eva: »Des Weibes Samen soll der Schlange den Kopf zertreten, und du, als die Schlange, wirst ihm in die Ferse stechen. (1.Mose 3.15)« Das heißt, in Gottes Grimm wirst du ihn töten, aber er wird aus dem Tod ausgrünen und dir den Kopf zertreten, und das heißt, deine Macht nehmen und den Grimm mit Liebe überwinden. Und hier, an diesem Ort, hat sich das Wort der Verheißung vom Weibes-Samen, das der hochteure Name Jesus gewesen ist, mit seinem Charakter in das Lebenslicht eingebildet, und in diesem Charakter die hochteure Jungfrau der Weisheit Gottes. In ihr sollte Christus als der Zerbrecher des Todes ein wahrer Mensch werden, dem Tod seine Macht nehmen und dem Teufel seinen Stachel zerbrechen. Und er sollte damit die Kelter des Grimms und Zorns treten und in den Zorn als in das Zentrum des Feuers eingehen und dieses Feuer mit seinem himmlischen Blut und mit dem Wasser der Sanftmut aus dem Brunnquell des Geistes Gottes löschen.

7.11. Und wisset gewiß: Wenn sich das Wort der Verheißung nicht in das Lebenslicht eingebildet hätte, als Adam und Eva in die irdische Qualität fielen, dann wäre der Seelengeist ein grimmiger Teufel geworden und der Leib ein bösartiges Tier, wie er es wohl noch ist. Denn wenn das elementische Wasser diesem Grimm nicht die Pracht (der Überheblichkeit) legte, dann sollte man wohl sehen, wie mancher ein reißender Teufel wäre.

7.12. Also ist uns jetzt zu betrachten, daß die Welt (auch) vor Christi Menschwerdung in diesem eingebildeten Wort und Namen Jesu selig geworden ist. Welche ihren Willen in Gott gerichtet haben, die haben das Wort der Verheißung empfangen, denn die Seele wurde darin eingenommen. Denn das ganze Gesetz vom Opfer des Moses ist durchaus nichts anderes als ein Vorbild der Menschheit Christi. Was Christus in seiner Menschheit mit seinem Opfer tat, indem er mit seinem Blut und mit seiner Liebe den Zorn Gottes ersäufte, das tat Moses durch sein Opfer mit Tierblut. Denn das Wort der Verheißung war im Bund, und Gott stellte ihm dieweil eine Bildung vor und ließ sich im Bund mit einem Gleichnis versöhnen, denn der Name Jesus war im Bund, und dieser versöhnte durch die Imagination den Zorn und Grimm des Vaters Natur. Die Juden verstanden das wohl nicht, aber der Bund verstand das wohl. Denn der tierische Mensch war es nicht wert, daß er es wissen sollte, bis daß Christus geboren wurde. So ging der Schall aus, welcher doch nach kurzer Zeit wieder vom Antichrist in Babel verdeckt wurde, denn der tierische Mensch der Bosheit ist des teuren Namen „Jesu“ nicht wert. Er gehört auch nicht dem tierischen Anteil, sondern dem göttlichen. Das Tier soll in der wilden Erde bleiben und am Jüngsten Tag durch das Feuer Gottes verzehrt werden. Aber der himmlische Anteil soll in die göttliche Kraft hineingeführt werden. Darum ist es ein Ekel vor Gott, daß der Mensch mit dem Tier so stolzierte. Denn das Tier ist nicht das Bildnis, wie auch Moses Opfer nicht die Versöhnung war, sondern der Bund der Gnade und das Wort des Lebens im Bund.

7.13. Die Beschneidung der Juden, indem sie nur die Knaben beschneiden mußten, enthielt dieses Recht wie folgt: Adam war der einige (ganzheitliche) Mensch, den Gott erschuf, und in ihm war Gottes Bildnis. Die Eva als seine Frau wollte Gott nicht erschaffen, sie sollte nur aus Einem geboren werden. Weil er aber fiel und ihm Gott diese Frau machen mußte, so kam der Bund wieder mit der Verheißung über Einen, daß sie alle wieder aus Einem anders und neugeboren werden sollten, nämlich aus dem anderen (zweiten) Adam, nicht aus der Frau Maria, sondern aus Christus, dem himmlischen Adam. Denn das Blut des ersten Mannes, also Adams, das er aus Gottes Wesenheit empfing, soll gelten, und nicht das irdische Blut des Weibes, in dem Adam irdisch war und ihm eine Frau erdacht werden mußte. Deshalb wurde auch nur die männliche Art beschnitten. (ab 1715: Und eben an dem Glied, welches vor Gott ein Ekel ist und ein Schämen der Seele, denn die Schwängerung sollte nicht tierisch sein. Darum war die Beschneidung ein Zeichen und Vorbild, daß dieses Glied wieder vom Menschen abgeschnitten werden und nicht mit in der Ewigkeit erscheinen sollte.) Und so mußte Christus Mannesgestalt annehmen, obwohl er doch innerlich in einem jungfräulichen Bild stand, damit der Vorsatz Gottes bestünde. Denn des Mannes als des Feuers Eigenschaft soll regieren, und des Weibes als des Lichtes Eigenschaft soll sein Feuer besänftigen und in das sanfte Bildnis Gottes bringen.

7.14. Des Weibes Blut hätte den Zorn Gottes nicht versöhnt. Das konnte nur des Mannes Blut tun, denn das Weib (bzw. Weibliche) gehört in den Mann und wird im Reich Gottes eine männliche Jungfrau sein wie Adam war, und keine Frau. Die Frau wird im Bund des Mannes selig, denn der Bund wurde um des Mannes als um der männlichen Jungfrau willen gemacht, damit diese wieder versöhnt würde. Darum sagt Paulus: »Die Frau wird durch Kinderzeugen selig, wenn sie im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht bleibt. (1.Tim. 2.15)« Und nicht allein das, sondern auch im Bund des Mannes, denn sie ist ein Teil aus Adam. Darum soll eine jede Frau unter dem Mann sein, und er soll Herr sein. Gott gibt auch dem Mann die jungfräuliche Weisheit, und damit soll er das Weib regieren, nicht als ein Tyrann, sondern als sein eigenes Leben. Er soll seine Frau lieben wie seinen eigenen Leib, denn sie ist sein Fleisch und Leib, ein Bild aus ihm, seine Gehilfin und sein Rosengarten. Obwohl irdisch und schwach, soll er doch wissen, daß er selber die Ursache dafür ist und mit ihr die Geduld tragen, und auch seinem Grimm keine Gewalt lassen, um sie zu verderben.

7.15. Und die Frau soll wissen, daß sie im Bund und Blut des Mannes selig wird, und daß sie Adams und des Mannes Rippe und Tinktur ist und dem Mann eigen. Sie soll demütig sein, wie ein Glied dem Leib dient. So soll die Frau dem Mann dienen und ihn lieben wie sich selbst. Ihre Liebe soll stets in ihm vertieft sein, denn so erlangt sie die himmlische Jungfrau mit göttlicher Weisheit und den Geist des Bundes.

7.16. Aber den ledigen Jungfrauen und Männern ohne Frauen sowie den Witwen wurde gesagt, daß sie den Bund Christi zum Gemahl haben. Vor dem sollen sie züchtig und demütig sein. Denn Christus ist des Mannes Braut, seine züchtige Jungfrau, die Adam verlor, und ist auch der ledigen Jungfrauen und Witwen ihr Bräutigam. Denn seine Mannheit ist ihre Mannheit, so daß sie vor Gott als eine männliche Jungfrau erscheinen. Denn unser Bildnis wird jetzt im Willen und Glauben geboren. Wo nun unser Herz und Wille ist, dort ist auch unser Schatz und Bildnis.

7.17. Darum hütet euch vor Hurerei und falscher Liebe, denn das wahre Bildnis wird damit zerstört. Die Hurerei ist das größte Laster, das der Mensch in sich selber wirkt. Die anderen Sünden gehen äußerlich in eine Bildung. Aber die Hure bleibt in ihm bestehen, denn er bewirkt ein falsches Bildnis, in dem nicht Gottes Jungfrau erkannt wird, sondern eine tierische. Laß es dir gesagt sein, oh Mensch: Es steckt ein so großer Greuel dahinter, daß sich der Himmel mit seiner Imagination davor entsetzt. (Er geht nicht leicht in die tierische Imagination.) Darum werden auch so viele Tiermenschen geboren, wie noch erklärt werden soll.

8. Kapitel - Von der Jungfrau Maria und der Menschwerdung Jesu Christi

8.1. Viele haben sich unterwunden, von der Jungfrau Maria zu schreiben, und vermeinten, daß sie keine irdische Tochter war. Ihnen wurde zwar ein Glanz von der ewigen Jungfrauenschaft vorgestellt, aber das rechte Ziel haben sie noch verfehlt. Denn etliche haben gemeinhin behauptet, sie sei nicht Joachims und Annas Tochter gewesen. Wenn Christus des „Weibes Samen“ genannt wird und auch ist, und er auch selbst bezeugt, er sei von oben herab vom Himmel gekommen, dann müsse er ja auch von einer ganz himmlischen Jungfrau geboren sein. Aber das würde uns armen Eva-Kindern wenig frommen (bzw. nützen), die wir irdisch geworden sind und unsere Seele in einem irdischen Gefäß tragen. Wo bliebe unsere arme Seele, wenn sie nicht das Wort des ewigen Lebens in sich genommen hätte? Wenn Christus eine Seele vom Himmel gebracht hätte, wo bliebe unsere Seele und der Bund mit Adam und Eva, daß des Weibes Samen der Schlange den Kopf zertreten sollte? Hätte Christus ganz vom Himmel kommen und geboren sein wollen, dann hätte er nicht auf Erden als Mensch geboren werden müssen. Wo bliebe dann aber der Bund, in dem sich der Name „Jesus“ als Verheißung in das Lebenslicht der Seelentinktur einverleibte, sobald Adam im Paradies fiel, ja, sogar bevor Adam geschaffen war, wie Petrus sagte: »Wir wurden in Christus vorhergesehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde. (1.Petr. 1.20)« Denn Gott erkannte in seiner Weisheit den Sündenfall, und darum leibte sich hier sogleich der Name „Jesus“ im Wort des Lebens von der Jungfrau der Weisheit umgeben in Adams Bildnis mit dem Kreuz ein. Denn auch die Seele ist eine Kreuzgeburt. Wenn sich das Seelenfeuer anzündet, dann macht es im Blitz ein Kreuz, und das ist ein Auge mit einem Kreuz von drei Prinzipien und mit dem Charakter der Heiligen Dreifaltigkeit, wie im dritten Buch „Vom dreifachen Leben“ ausgeführt wurde und im vierten Teil über die „Vierzig Fragen von der Seele“ noch mehr.

8.2. Uns ist zu verstehen, daß Maria, in der Christus Mensch wurde, wahrhaftig Joachims und Annas Tochter nach dem äußeren Fleisch gewesen war und aus Joachim und Annas Samen nach dem äußeren Menschen gezeugt wurde. Aber nach dem Willen ist sie die Tochter des Bundes der Verheißung gewesen, denn sie war das Ziel, darauf der Bund hinweist. In ihr stand das Zentrum im Bund, und darum wurde sie vom Heiligen Geist im Bund hocherkannt (bzw. befruchtet) und hoch gesegnet vor und unter allen Frauen von Eva her, denn der Bund eröffnete sich in ihr.

8.3. Ihr sollt uns recht teuer und hoch verstehen: Das Wort mit der Verheißung, welches bei den Juden im Vorbild wie in einem Spiegel stand, darin Gott als zorniger Vater imaginierte und damit seinen Zorn löschte, das bewegte sich jetzt auf essentielle Art, welches seit Ewigkeit nie geschehen war. Denn als ihr der Fürst Gabriel die Botschaft brachte, daß sie schwanger werden sollte, und sie darin einwilligte und sagte „Mir geschehe, wie du gesagt hast.“, da hatte sich das Zentrum der Heiligen Dreifaltigkeit bewegt und den Bund eröffnet. Das heißt, die ewige Jungfrauenschaft, welche Adam verlor, wurde in ihr im Wort des Lebens eröffnet, denn die Jungfrau der Weisheit Gottes umgab das Wort des Lebens als das Zentrum der Heiligen Dreifaltigkeit, und so wurde das Zentrum bewegt, und so entzündete der himmlische Vulcanus (der Gott des Feuers) das Feuer der Liebe, so daß das Prinzip der Liebeflammen geboren wurde.

8.4. Verstehe es richtig: In Marias Essenz, nämlich in der jungfräulichen Essenz, welche in Adam verdorben war, daraus er ein jungfräuliches Bild nach Gottes Weisheit gebären sollte, wurde das göttliche Feuer entfacht und das Prinzip der Liebe angezündet, das heißt, in dem Samen Marias, als sie mit dem Seelengeist durch die Venus-Tinktur schwanger wurde, denn in der Venus-Tinktur als in der Liebequelle wurde Adams erstes Feuer im Wort des Lebens entfacht. Und so waren in dem Kind Jesu beide Tinkturen vollkommen wie in Adam. Und das Wort des Lebens im Bund, das heißt, die Heilige Dreifaltigkeit, war das Zentrum, und das (erste) Prinzip erschien in des Vaters Anteil. Denn Christus wurde in Gott und auch in Maria Mensch, also in allen drei Prinzipien, und hiermit auch zugleich in der irdischen Welt. Er nahm Knechtsgestalt an, damit er des Todes und des Teufels mächtig würde, denn er sollte ein Fürst im Reich dieser Welt sein, im englischen Fürstenthron, auf dem Sitz und in der Gewalt des gewesenen Engels und Fürsten Luzifer, über alle drei Prinzipien. Sollte er nun (1.) ein Herr über die äußere Welt sein, so mußte er auch in der äußeren Welt wohnen und ihre Essenz und Eigenschaft haben. Sollte er (2.) Gottes Sohn sein, so mußte er auch aus Gott geboren sein. Sollte er (3.) des Vaters Zorn löschen, so mußte er ja auch im Vater sein. Und sollte er (4.) des Menschen Sohn sein, so mußte er ja auch aus des Menschen Essenz und Wesen sein und mußte eine menschliche Seele und Leib haben, wie wir alle.

8.5. Uns ist erkenntlich, daß seine Mutter Maria sowie Christus aus seiner Mutter beide von menschlicher Essenz mit Leib, Seele und Geist gewesen waren, und daß Christus eine Seele aus Marias Essenz empfangen hat, aber ohne männlichen Samen. Allein das große Geheimnis Gottes wurde hier eröffnet, denn der erste Mensch mit seiner Verborgenheit, der in den Tod fiel, der wurde hier wieder lebendig geboren, das heißt, im Prinzip Gottes. Denn die Gottheit bewegte sich wegen dieser Sache und entfachte das Feuer im Prinzip des Vaters. So wurde der abgestorbene Sulphur, welcher in Adam gestorben war, wieder lebendig, denn das Wort hatte himmlische Wesenheit an sich und eröffnete sich in himmlischer Wesenheit im jungfräulichen Bild der Gottheit. Dies ist die reine züchtige Jungfrau, darin das Wort des Lebens Mensch wurde. Und so wurde die äußerliche Maria mit der hochgesegneten himmlischen Jungfrau geziert und unter allen Frauen dieser Welt gesegnet. Denn in ihr wurde das Verstorbene und Verschlossene der Menschheit wieder lebendig. Und so wurde sie hoch gradiert, gleich dem ersten Menschen vor dem Fall, und wurde eine Mutter des Thronfürsten. Doch das kam nicht aus ihrem Vermögen, sondern aus Gottes Vermögen. Hätte sich das Zentrum Gottes in ihr nicht bewegt, dann wäre sie nicht anders als alle Eva-Töchter. Aber das Wort des Lebens hatte an diesem Ort das Ziel mit dem Bund der Verheißung gesteckt. Darum ist sie die Gesegnete unter allen Frauen und vor allen Eva-Kindern. Aber nicht, daß sie eine Göttin sei, die man wie Gott verehren soll, denn sie ist nicht das Ziel. Und sie sprach auch: »Wie soll das zugehen, zumal ich von keinem Mann weiß?« Sondern das Wort des Lebens im Zentrum des Vaters ist das Ziel, das sich mit der Bewegung der Gottheit in die Menschheit hineingab und in menschlicher Essenz eröffnete. Das ist der Zweck, dahin wir in die Wiedergeburt laufen sollen.

8.6. Dies war ein größeres Wunder als im ersten Adam, denn der erste Adam wurde aus drei Prinzipien erschaffen und sein Geist wurde ihm von Gottes Geist eingeführt. Deshalb durfte sich das Herz Gottes nicht gesondert bewegen, denn es bewegte sich nur Gottes Geist aus Gottes Herzen. Aber jetzt bewegte sich das Zentrum oder Herz Gottes selbst, das seit Ewigkeit geruht hatte, und das göttliche Feuer wurde entfacht und angezündet oder erweckt, wie man es auch nennen möchte.

Die teure Pforte

8.7. So sollen wir die Menschwerdung Christi, des Sohns Gottes, recht verstehen: Er ist nicht allein in der Jungfrau Maria Mensch geworden, so daß seine Gottheit oder göttliche Wesenheit dort eingesperrt säße oder steckte. Nein Mensch, es hat eine andere Gestalt. Laß dich vom Verstand nicht narren, denn wir erkennen ein anderes. So wenig wie Gott nur an einem Ort wohnt, sondern die Fülle aller Dinge ist, sowenig hat sich Gott auch nur in einem Stücklein bewegt, denn Gott ist nicht abgeteilt, sondern überall ganzheitlich. Wo er sich offenbart, da ist er als Ganzes offenbar. Deshalb ist er auch nicht meßbar, denn ihm ist keine Stätte erfunden, es sei denn, er macht sich selbst eine Stätte in einer Kreatur. Dann ist er doch ganzheitlich in und jenseits der Kreatur.

8.8. Als sich das Wort zur Eröffnung des Lebens bewegte, da eröffnete es sich in der göttlichen Wesenheit, als im Wasser des ewigen Lebens. Es ging ein und wurde Sulphur, das heißt, Fleisch und Blut. Es machte himmlische Tinktur, welche die Gottheit umschließt und erfüllt, darin die Weisheit Gottes mit der göttlichen Magie ewig besteht. Verstehe es recht: Die Gottheit hat gelüstet, Fleisch und Blut zu werden, obwohl die reine klare Gottheit Geist bleibt. Doch sie ist des Fleisches Geist und Leben geworden und wirkt im Fleisch, so daß wir sagen können, wenn wir mit unserer Imagination in Gott eingehen und uns gänzlich dahinein ergeben, dann gehen wir in Gottes Fleisch und Blut ein und leben in Gott. Denn das Wort ist Mensch geworden, und Gott ist das Wort.

8.9. Wir heben aber damit nicht Christi Kreatur auf, daß er keine (menschliche) Kreatur sein sollte. Wir geben euch dazu ein Gleichnis mit der Sonne und ihrem Schein: Wir vergleichen die Sonne mit der Kreatur Christi, die ja ein Körper ist, und vergleichen die ganze Tiefe dieser Welt mit dem ewigen Wort im Vater. Nun sehen wir doch, daß die Sonne in der ganzen Tiefe leuchtet und ihr Wärme und Kraft gibt. So können wir nicht sagen, daß in der Tiefe außerhalb des Sonnenkörpers nicht auch der Sonne Kraft und Glanz sei. Doch wenn sie nicht wäre, dann empfinge die Tiefe nicht der Sonne Kraft und Glanz. So empfängt eine Kraft im Glanz die andere. Der Glanz der Tiefe war nur verborgen. Und wenn Gott wollte, dann wäre die ganze Tiefe nur eine Sonne. Es wäre nur um die Anzündung (es ist nur eine Frage der Anzündung), daß das Wasser verschlungen und zu einem Geist würde, dann schiene überall der Glanz der Sonne. Aber nur, wenn sich das Zentrum des Feuers entzünden wollte, wie am Ort der Sonne.

8.10. Wisset auch dies: Wir verstehen, daß Gottes Herz seit Ewigkeit geruht hat. Aber mit der Bewegung und Eingehung in die Wesenheit ist es an allen Orten offenbar geworden, obwohl doch in Gott weder Ort noch Ziel ist, sondern nur in der Kreatur Christi. Darin hat sich die ganze Heilige Dreifaltigkeit in einer Kreatur offenbart, und durch die Kreatur auch den ganzen Himmel. Damit ist er hingegangen und hat uns die Stätte bereitet, an der wir durch sein Licht sehen, in seiner Wesenheit wohnen und von seiner göttlichen Wesenheit essen sollen. Denn seine Wesenheit erfüllt den Himmel und das Paradies. Wir sind doch anfänglich aus Gottes Wesenheit gemacht worden, warum sollen wir nicht auch darin bestehen? Gleichwie die Luft und das Wasser diese Welt erfüllt und wir alle diese genießen, so ist im Verborgenen die göttliche Wesenheit, die wir genießen, wenn wir ernsthaft imaginieren und mit dem Willen uns dahinein ergeben. Das ist nun Christi Fleisch und Blut in der göttlichen Kraft, denn das Fleisch und Blut der Kreatur Christi besteht darin und ist Ein Wesen, Eine Kraft, Ein Geist, Ein Gott und Eine Fülle, ganz ungetrennt von keinem Ort (überall gegenwärtig), aber in seinem Prinzip. Hier würde wohl ein tierischer Mensch sagen: „Ei, wie bekommen wir ihn zu fressen!“ Oh du Esel, komm zuerst dahin, daß du ihn auch erreichst, denn du wirst ihn niemals mit dem äußeren Mund essen. Er ist ein Prinzip tiefer, und ist doch der äußere. Er ist in der Jungfrau Maria und auch nach seiner Geburt in dieser Welt gewesen, und wird auch am Jüngsten Tag in allen drei Prinzipien vor allen Menschen und Teufeln erscheinen.

8.11. Er hat wahrlich irdische Qualität angenommen. Aber in seinem Tod, als er den Tod überwand, verschlang die göttliche Qualität die irdische und nahm ihr das Regiment. Nicht dergestalt, daß Christus etwas abgelegt hätte, sondern die äußere Qualität wurde überwunden und gleichsam verschlungen. Und was er nun lebt, das lebt er in Gott. So sollte auch Adam sein, aber er bestand nicht. Deshalb mußte das Wort als Mensch geboren werden und sich in die Wesenheit hineingeben, damit wir die Kraft empfingen, so daß auch wir in Gott leben könnten.

8.12. So hat Christus wiedergebracht, was Adam verlor, und noch viel mehr, denn das Wort ist überall Mensch geworden. Das heißt, es ist überall in der göttlichen Wesenheit eröffnet, darin unsere ewige Menschheit besteht. Denn in diesem leiblichen Wesen sollen wir in Ewigkeit stehen, darin auch die Jungfrau Gottes steht. Wir müssen Gottes Jungfrau anziehen, denn Christus hat sie angezogen. Er ist in der ewigen Jungfrau und auch in der irdischen Jungfrau Mensch geworden, obwohl die irdische keine wahre Jungfrau war. Aber die himmlisch-göttliche machte sie in der Segnung zu einer Jungfrau, das heißt, in der Eröffnung des Wortes und Bundes, denn jener Anteil in Maria wurde gesegnet, der ihr von Adam aus der himmlischen Wesenheit angeerbt war und welchen Adam irdisch machte. So starb nur das Irdische an ihr, aber das andere lebt ewiglich und wurde wieder zur keuschen und züchtigen Jungfrau, nicht im Tod, sondern in der Segnung. Als sich Gott in ihr eröffnete, da zog sie die schöne Jungfrau Gottes an und wurde eine männliche Jungfrau im himmlischen Anteil.

8.13. So wurde Christus aus einer wahren, reinen und züchtigen himmlischen Jungfrau geboren, denn sie empfing in der Segnung den Samen Gottes in ihrer Matrix in ihren Samen, wohl nichts Fremdes, allein der Samen Gottes eröffnete sich in ihr in Gottes Kraft. Der in Adam abgestorben war, der wurde mit Gottes Bewegung lebendig, und so ging Gottes Essenz im Wort des Lebens in ihren Samen ein. Und darin wurde das Zentrum der Seele eröffnet, so daß Maria von einer Seele und auch eines Geistes schwanger wurde, sowohl himmlisch als auch irdisch. Und das war ein wahres Bild Gottes, ein Gleichnis nach und aus der Heiligen Dreizahl aus allen drei Prinzipien.

9. Kapitel - Von Marias Jungfrauenschaft

Von Marias Jungfrauenschaft, was sie vor der Segnung gewesen war, und was sie in der Segnung wurde.

9.1. Uns armen Evaskindern ist dies höchste Not zu wissen, denn unser ewiges Heil liegt darin, denn es ist die Pforte Emanuels, und der ganze christliche Glaube steht darin und ist die Pforte des größten Geheimnisses, denn allhier liegt des Menschen Heimlichkeit verschlossen, indem er Gottes Gleichnis und Bild ist.

9.2. Denn unsere ganze Religion steht in drei Stücken, die wir betreiben und lehren: Erstlich von der Schöpfung, von welcher Essenz, Wesenheit und Eigenschaft der Mensch sei, ob er ewig oder nicht ewig ist, und wie das möglich sei, und was eigentlich der menschliche Ursprung ist, aus dem er im Anfang herkommt?

9.3. Und dann zum Zweiten, weil soviel von seinem Fall geredet und gelehrt wird und wir auch sehen, daß wir wegen des Falls sterblich wurden, auch der Bosheit und grimmigen Qual-Qualität unterworfen: Was doch eigentlich sein Fall gewesen war?

9.4. Und dann zum Dritten, weil uns Gott wieder in Gnade annehmen will, dazu er auch Gesetze und Lehre gegeben hat und diese mit großen Wundertaten bestätigte: Was doch eigentlich die neue Wiedergeburt sei, obwohl wir sehen, daß wir sterben müssen? Und in welcher Macht und welchem Geist können wir wieder neugeboren werden und vom Tod auferstehen?

9.5. Dies alles finden wir nun in diesen zwei Bildern vorgezeichnet, nämlich in der ewig heiligen und auch in der irdisch zerbrechlichen Jungfrauenschaft. Hier finden wir die neue Wiedergeburt im Bild Christi ganz hell und klar. Denn in der ewigen Jungfrauenschaft als in Gottes Wesenheit, darin das Bildnis und Gleichnis Gottes wie in einem Spiegel seit Ewigkeit gesehen und vom Geist Gottes erkannt worden ist, wurde Adam als erster Mensch erschaffen. Er hatte die Jungfrauenschaft zum Eigentum als die wahre Liebe-Tinktur im Licht, welche nach der Feuer-Tinktur als der Essenzen Eigenschaft begehrend ist, damit sie ein brennendes Leben in Kraft und Herrlichkeit sein könne und in der Essenz des Feuers eine Gebärerin werde, welches in der Essenz des Lichtes ohne das Feuer nicht sein kann.

9.6. Und so erkennen wir eine Jungfrauenschaft in Gottes Weisheit im begehrenden Willen des göttlichen Wesens seit Ewigkeit. Nicht eine Frau, die gebäre, sondern eine Bildung im Spiegel der Weisheit Gottes, ein reines züchtiges Bildnis ohne Wesen und doch in der Essenz, aber nicht in der Feuer-Essenz offenbar, sondern in der Licht-Qualität.

9.7. Dieses Bildnis hat Gott in ein Wesen geschaffen (in Form von Adam), und solches aus allen drei Prinzipien, damit es ein Gleichnis nach der Gottheit und Ewigkeit sei, als ein ganzer Spiegel des Grundes und Ungrundes, des Geistes und auch des Wesens. Und es wurde aus dem Ewigen geschaffen, nicht zur Zerbrechlichkeit. Weil aber das Irdische und Zerbrechliche am Ewigen hing, hat sich die irdische Lust in die ewig himmlische hineingeführt und die himmlische Eigenschaft infiziert, denn sie wollte in der ewigen wohnen, und war doch im Grimm Gottes verdorben.

9.8. So verdarb die irdische Qualität die himmlische, und so wurde die himmlische verwirrt, wie solches an Erde und Steinen zu erkennen ist, welche zwar aus dem Ewigen ihren Ursprung haben, aber im Grimm und in der Feuer-Qualität verdorben wurden. Und so hat die Schöpfung Erde und Steine aus der ewigen Wesenheit gemacht, um derentwillen ein Scheidetag bestimmt ist, da ein jedes Ding wieder in seinen Äther gehen und durch das Feuer bewährt werden soll.

9.9. So auch der Mensch: Er war in der Jungfrauenschaft in Gottes Weisheit erschaffen, wurde aber vom Grimm und Zorn Gottes ergriffen, und darum war er auch bald verdorben und irdisch. Und wie die Erde vergeht und im Feuer bewährt werden und wiederum in das eingehen muß, wie sie war, so auch der Mensch: Er soll wieder in die Jungfrauenschaft eingehen, darin er geschaffen wurde. Aber weil das dem Menschen nicht möglich war, daß er vom grimmigen Tod auferstand und in eine neue Geburt einging - denn seine Jungfrauenschaft war mit im Tod verschlossen, weswegen Gott dem Menschen eine Frau aus ihm machte - deshalb mußte sich die Gottheit bewegen und das Eingeschlossene wieder eröffnen und lebendig machen.

9.10. Und das geschah in Maria, der verschlossenen Jungfrau, das heißt, in der Jungfrauenschaft, welche Adam aus Gottes Weisheit ererbte, und nicht aus dem irdischen Teil des dritten Prinzips, sondern des himmlischen heiligen Anteils des zweiten Prinzips, das in den irdischen Tod im Zorn Gottes mit der irdischen Imagination und Eingebung eingeschlossen worden war und erschien, als ob es tot wäre, wie auch die Erde wie tot erscheint. Darum hat sich das Herz Gottes bewegt, den Tod am Kreuz zerbrochen und das Leben wieder geboren.

9.11. Und so ist uns die Geburt und Menschwerdung Christi ein kraftvolles Wesen, darin sich das ganze unergründliche Herz Gottes bewegt hat. Und damit ist die himmlische Wesenheit, welche im Tod verschlossen war, wieder lebendig geworden, so daß wir jetzt mit Grund sagen können: Gott hat seinem Zorn selbst widerstanden, indem er sich mit dem Zentrum seines Herzens, welches die Ewigkeit ohne Grund und Ziel erfüllt hat, wieder eröffnet und dem Tod seine Gewalt genommen und dem Grimm und Zorn seinen Stachel zerbrochen hat, dazu sich die Liebe und Sanftmut im Zorn eröffnete und des Feuers Gewalt löschte.

9.12. Und noch vielmehr ist es uns Menschen eine große Freude, daß sich Gott in unserer toten und abgestorbenen Jungfrauenschaft eröffnet hat und so fort durch alles. Denn daß sich das Wort oder die Kraft des Lebens Gottes wieder in die Menschheit als in die verstorbene und gleichsam verlassene Jungfrauenschaft hineingegeben und das jungfräuliche Leben wieder eröffnet hat, dessen freuen wir uns und gehen mit unserer Imagination in das Zentrum hinein, wo sich Gott in der Menschheit eröffnet hat, nämlich in die Menschwerdung seines Sohnes, und werden so in unserer Imagination, die wir in seine Menschwerdung hineinführen, von seinem eröffneten Wort und der Kraft der himmlisch-göttlichen Wesenheit schwanger, was zwar nichts Fremdes ist, aber doch der Irdischkeit fremd erscheint. Dieses Wort hat sich überall eröffnet, auch im Lebenslicht eines jeden Menschen, und es fehlt nur daran, daß sich der Seelengeist dahinein ergebe. Dann zieht er die ewige Jungfrauenschaft wieder an, nicht wie ein Kleid (von außen), sondern aus seiner eigenen Essenz. In ihm selbst wird Gott geboren, denn Maria wurde zwar wie alle Eva-Töchter irdisch geboren, aber der Bund der Liebe Gottes wies in ihrer Essenz, daß Gott hier in ihr das Leben wieder aufschließen wollte.

9.13. Und wir können durchaus von Marias Jungfrauenschaft nach dem irdischen Leben vor der Segnung, ehe sich Gottes Herz bewegte, nicht sagen, daß sie eine ganz vollkommene Jungfrau gewesen war, wie jene erste vor dem Fall, sondern sie war eine natürliche Tochter Evas. Aber das sagen wir mit Grund, daß in Maria wie auch in allen Adams-Kindern die ewige Jungfrauenschaft im Bund der Verheißung verschlossen lag, gleichsam wie im Tod, und doch auch nicht in Gott verwest. Denn der Name Jesus aus Gottes Zentrum oder Herz hat sich seit Ewigkeit in die Jungfrau der Weisheit Gottes wie ein Spiegel mit eingebildet und stand dem Zentrum des Vaters als des Feuers und Grimms entgegen, aber nicht im Grimm der Essenz, sondern im Licht, in der Essenz des Lichtes. Und so wurde auch der Mensch in dieser Essenz im Namen Jesu vorhergesehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde als Adam noch in himmlischer Essenz ohne ein natürliches oder kreatürliches Wesen war. Denn in der Weisheit wurde der Fall erkannt, ehe der Mensch zur Kreatur wurde, und solches nach des Feuers Eigenschaft, nicht in des Lichtes Eigenschaft, sondern nach dem ersten Prinzip.

9.14. Also sagen wir nun nach unserer tiefen Erkenntnis von Maria, daß sie vor der Zeit der Eröffnung und Botschaft des Engels eine Jungfrau gewesen war wie Eva, als sie aus dem Paradies ging und ehe sie Adam erkannte (bzw. begattete). Da war sie zwar eine Jungfrau, aber die wahre Jungfrauenschaft war in ihr verdorben und mit der irdischen Sucht infiziert, und so wurde an ihr die tierische Eigenschaft offenbar, denn die irdische Imagination zerbrach die himmlische Eigenschaft, so daß sie eine Frau und keine züchtige Jungfrau ohne Makel war. Denn sie war nur ein Teil der himmlischen Jungfrauenschaft, und der andere Teil war Adam. Deshalb wurde keine reine wahre Jungfrau von Eva geboren, die da ganzheitlich im Wesen wäre. Die Verwirrung hat in allen die Jungfrauenschaft zerstört, bis der Held im Kampf kam, der eine ganzheitliche männliche Jungfrau in Gottes Weisheit nach dem himmlischen Wesen war. Das Irdische hing ihm nur an, denn das Himmlische herrschte über das Irdische, denn so sollte auch Adam sein, doch er bestand nicht.

9.15. Darum sagen wir mit Grund, daß Maria Joachims Tochter war, von Anna geboren, und nach dem irdischen Teil hatte sie ihre Wesenheit essentiell in ihr gehabt. Und dann sagen wir, daß sie auch des göttlichen Bundes Tochter gewesen war, so daß Gott das Ziel der Wiedergeburt in sie gesetzt hatte, und daß das ganze Alte Testament auf dieses Ziel abgesehen habe und alle Propheten vom selben Ziel weissagten, nämlich daß Gott die ewige Jungfrauenschaft wieder eröffnen wollte. Und dieses Ziel ist gesegnet gewesen, denn Gott hat sich in seiner Barmherzigkeit mit dem Bund der Verheißung in dieses Ziel hineingegeben, und so stand das Wort der Verheißung im Bund und im Lebenslicht dem Zorn entgegen. Und die erste Welt vor und nach der Sündflut war im selben Bund selig geworden, den Gott wie einen jungfräulichen Spiegel vor sich stellte. Denn die ewige Jungfrauenschaft erschien im Bund wie im Spiegel Gottes, und darin belustigte sich die Gottheit. Denn als Israel den Bund hielt und die Werke des Bundes tat, da wurde das von Gott angenommen, als wäre die Menschheit im Spiegel der Weisheit Gottes gewesen. Und wenn auch die Menschheit irdisch und bösartig war, dennoch wohnte Gott noch in Israel in seinem Bund in der Weisheit nach seiner Liebe und Barmherzigkeit.

9.16. So waren die Werke des Gesetzes vor Gott im Spiegel, bis das Leben wieder aus dem Bund geboren war und die Erfüllung kam. Da hörten die Werke im Spiegel auf, und die Werke der Erfüllung in Fleisch und Blut in der himmlischen Wesenheit begannen wieder, denn in Maria wurde der Anfang gemacht, als der Engel ihr die Botschaft brachte und sie sprach: »Mir geschehe, wie du gesagt hast. (Luk. 1.38)« Damit hatte sich zugleich das Lebenszentrum im Wort Gottes als das Herz Gottes in ihrem abgestorbenen himmlischen Samen bewegt und ihn wieder lebendig gemacht, und so ist die Schwängerung vor sich gegangen. Denn alle drei Prinzipien der Gottheit sind erregt worden und haben die göttliche Tinktur in der abgestorbenen himmlischen Wesenheit gefangen. Nicht, daß Gott ohne Wesen bestand, sondern der Mensch war am himmlischen Wesen abgestorben. Und jetzt kam das Herz Gottes mit lebendiger göttlicher Wesenheit in den Tod und weckte die verstorbene Wesenheit auf. Doch diesmal nahm sie nicht die irdische Qualität hinweg, sondern trat in die irdische Qualität als ein Herr und Überwinder der Qualität ein. Denn das wahre Leben sollte durch den Tod und Zorn Gottes geführt werden, welches am Kreuz geschah, als der Tod zerbrochen und der Grimm gefangen und mit der Liebe gelöscht und überwunden wurde.

9.17. So verstehen wir nun, was Maria mit der Empfängnis geworden ist, nämlich eine wahrhaft reine Jungfrau nach dem himmlischen Anteil. Denn als sich das Herz Gottes bewegte und in ihr der Tag anbrach, da erschien in ihr das Licht der Klarheit und Reinheit Gottes. Denn ihre abgestorbene Jungfrauenschaft wurde als Gottes Weisheit eröffnet und lebendig, denn sie wurde von der göttlichen Jungfrauenschaft erfüllt, nämlich von Gottes Weisheit. Und in dieser Weisheit und göttlichen Wesenheit sowie in der verstorbenen und jetzt lebendigen Wesenheit, wurde das Wort Fleisch im Sulphur mit dem Zentrum der Natur aus des Vaters Essenzen und aus Marias Essenzen, und aus dem Tod wurde ein Leben, eine Frucht mit beiden Tinkturen vollkommen, darin beide Tinkturen nur eine waren. Und weil Adam ein Mann geworden war, so wurde auch Christus ein Mann nach der äußeren Welt, denn nicht Evas Bildnis in der weiblichen Tinktur soll bleiben, sondern Adams Bildnis, als er ein Mann und auch eine Frau war, soll bleiben. Weil aber doch nach der Macht der äußeren Schöpfung eines der Zeichen erscheinen muß, und damit auch der Held im Kampf wieder in alle drei Prinzipien gesetzt würde, so bekam der Held im Kampf männliche Zeichen. Denn der Mann hat des Feuers Tinktur als des Vaters Eigenschaft. So ist der Vater die Stärke und Macht aller Dinge, und der Sohn ist seine Liebe. Und so wurde das Wort in weiblicher Essenz Mensch, aber wurde ein Mann, damit seine Liebe den Zorn und Grimm im Vater löschen könne. Doch die Weiblichkeit hat die Venus-Tinktur, und die Venus-Tinktur hat den Wasserquell. Und so sollte das Feuer mit dem Wasser des ewigen Lebens gelöscht, und damit des Vaters brennende Essenzen im Feuer wieder gelöscht werden.

9.18. Nun erkennen wir also Maria als Christi Mutter nach Fleisch, Seele und Geist in der Segnung als eine reine züchtige Jungfrau, denn das war ihre Segnung, daß sich Gott in ihr eröffnet hat. Sie hat das Wort des Lebens in ihrem Leib getragen, das sich in ihr bewegt hat. Doch nicht Maria hat das Wort bewegt, sondern das Wort hat Maria bewegt, sowohl die Frucht, die sie gebar, als auch ihre Seele sowie den Anteil der abgestorbenen Wesenheit, so daß ihre Seele sogleich von göttlich-lebendiger Wesenheit umgeben wurde, nicht nach dem irdischen Anteil als nach dem dritten Prinzip, sondern nach dem himmlischen Anteil als nach dem zweiten Prinzip, so daß ihr das Irdische nur anhing. Denn ihre Seele sollte auch mit dem Wort des Lebens, das in ihr Mensch wurde, durch den Tod und Zorn des Vaters in die himmlisch-göttliche Qualität mit eingehen. Darum mußte ihr äußerer Mensch der irdischen Qualität absterben, damit er in Gott leben konnte. Und darum, weil sie gesegnet wurde und das Ziel im Bund getragen hat, ist ihr Leib nicht verwest, denn das Himmlische hatte das Irdische verschlungen und hält es ewig zu Gottes Ehre und Wundertat gefangen. So soll in Ewigkeit nicht vergessen werden, daß Gott in ihr Mensch wurde.

9.19. Wenn aber etliche sagen, sie sei ganz im Tod verblieben und ganz verwest, dann mögen sie in ihrem Verstand anders schauen, denn was hochgesegnet wird, das ist unverweslich. Und so ist auch ihr himmlischer Anteil der göttlichen Wesenheit, der sie gesegnet hat, unverweslich. Sonst müßte daraus folgen, daß Gottes Wesenheit in der Segnung noch einmal gefallen und gestorben wäre, wie in Adam geschah, um welches Sterbens willen doch Gott Mensch wurde, damit er das Leben wiederbrächte. Zwar ist sie nach dem äußeren Leben als nach der irdischen Qualität gestorben, aber sie lebt entsprechend der Segnung in Gottes Wesenheit und auch in ihrer eigenen Wesenheit, nicht in den vier Elementen, sondern in der Wurzel der vier Elemente, nämlich im einen (ganzheitlichen) Element, welches die vier in sich eingeschlossen hält, im Paradies und reinen Element, in der göttlichen Wesenheit und im Leben Gottes.

9.20. Darum sagen wir, daß Maria größer als irgendeine Tochter von Adam war, weil Gott das Ziel seines Bundes in sie gesetzt hatte und sie allein die Segnung unter allen Eva-Töchtern erlangte, nämlich die reine jungfräuliche Zucht, welche in allen Eva-Töchtern zerstört war. Bei ihr aber stand die Jungfrauenschaft im Bund, bis sie das Wort des Lebens hoch segnete. Damit wurde sie eine wahrhaft reine und züchtige Jungfrau, in der Gott geboren wurde. Denn Christus sprach auch zu den Juden: »Ich bin von obenher, ihr aber seid von untenher. Ich bin nicht von dieser Welt, ihr aber seid von dieser Welt. (Joh. 8.23)« Wenn er in einem irdischen Gefäß Mensch geworden wäre und nicht in einer reinen himmlischen und züchtigen Jungfrau, dann wäre er ja von dieser Welt gewesen. Aber so war er in der himmlischen Jungfrau Mensch geworden, und die irdische Qualität hing ihm nur an, denn die Essenz der Seele war in uns armen Menschenkindern mit irdischer Qualität infiziert worden. Und er sollte unsere Seele in himmlischer Essenz in sich durch das Feuer Gottes in die Heilige Dreifaltigkeit (Ternarium Sanctum) hineinführen. Denn um die Seele ging es, weil sie aus dem Ewigen genommen worden war, und so wollte sie auch Gott nicht verlassen.

9.21. Darum, wenn gefragt wird, was das für Materie gewesen war, dahinein sich Gottes Wort und Herz gegeben hatte und sich einen Leib machte, ob es fremde Materie war, die vom Himmel kam, oder ob es Marias Essenz und Samen gewesen war, dann ist dies unsere Antwort, daß Gottes Herz nie ohne Wesen war, denn seine Wohnung ist seit Ewigkeit im Licht, und die Kraft im Licht ist das Herz oder Wort, das Gott seit Ewigkeit gesprochen hat. Und das Sprechen ist der Heilige Geist Gottes gewesen, der mit dem Sprechen aus der Kraft des Lichtes und dem gesprochenen Wort in das Ausgesprochene ausgeht. Und das Ausgesprochene ist Gottes Wunder und Weisheit. Dies hat den göttlichen Spiegel der Weisheit in sich, darin der Geist Gottes sieht und darin er die Wunder eröffnet.

9.22. Und so versteht, daß das Wort aus dem Herzen des göttlichen Vaters, von der himmlischen und züchtigen Jungfrau der Weisheit umgeben und in der himmlischen Wesenheit wohnend, sich zugleich in Marias Essenz und ihrer Wesenheit als in ihrem eigenen Samen, das heißt, im menschlichen Samen, eröffnet hat und Marias verstorbenen und an Gott blinden Samen an sich nahm und diesen zum Leben erweckte. Die lebendige Wesenheit kam in die halb abgetötete und nahm diese zum Leib, nicht zu einem verweslichen, der da aufhören sollte, sondern zu einem ewigen, der da ewig bleiben sollte, denn hier wurde das ewige Leben wiedergeboren.

9.23. So wurde die Wesenheit der Ewigkeit in Gott mit seiner ganzen Tiefe ohne Grund und die Wesenheit des verstorbenen Adams in der Menschheit eine Wesenheit und ein ganzheitlich einiges Wesen, so daß die Kreatur Christus mit seiner Wesenheit zugleich auf einmal den ganzen Vater erfüllte, der ohne Ziel und Grund ist. Aber die kreatürliche Seele blieb und ist eine Kreatur. Und nach dem dritten Prinzip, also von der Kreatur, ist dieser Christus eine Kreatur und König der Menschen, wie auch nach dem zweiten Prinzip ein Kind des unergründlichen Vaters. Was der Vater in seiner unergründlichen Tiefe ist, das ist der Sohn in seiner Kreatur. Denn die Kraft in der Kreatur ist mit der Kraft jenseits der Kreatur Eine Kraft und Eine Wesenheit, in der die Engel und Menschen wohnen. Sie gibt Paradies und fröhliche Wonne, aber in der Menschheit gibt sie auch Fleisch und Blut, und darum ist und bleibt sie auch eine Kreatur, aber ungeschaffen, sondern geboren in einem Teil aus Gott seit Ewigkeit und im anderen Teil aus der Menschheit. Und so ist Gott und Mensch eine Person geworden, ein Christus, ein Gott, ein Herr und eine Heilige Dreifaltigkeit in der Menschheit und auch zugleich überall, daß, wenn wir Christus sehen, dann sehen wir die Heilige Dreifaltigkeit in einem Bild. Seine Kreatur ist ein Bild gleich und aus uns Menschen, unser Hohepriester und König, unser Bruder und unser Immanuel. Seine Kraft ist unsere Kraft, wenn wir aus Gott im Glauben an ihn wiedergeboren sind. Er ist uns nicht fremd oder schrecklich, sondern ist unsere Liebe-Tinktur. Er ist mit seiner Kraft die Erquickung unserer Seele, unser Leben und unsere Seelenwonne. Wenn wir ihn finden, dann finden wir unseren Gehilfen, gleichwie ihn Adam finden sollte. Doch er ließ sich betrügen und fand schließlich eine Frau. Da sprach er: »Das ist Fleisch von meinem Fleisch und Gebein von meinem Gebein, und er nahm sie zu sich, zu einer Gesellin. (1.Mose 2.23)«

9.24. So auch, wenn ihn unsere Seele findet, dann sagt sie: „Das ist meine Jungfrau, die ich in Adam verloren hatte, so daß eine irdische Frau aus ihr wurde. Jetzt habe ich meine liebe Jungfrau aus meinem Leib wiedergefunden. Nun will ich sie nimmermehr von mir lassen. Sie ist mein, mein Fleisch und Blut, meine Stärke und Kraft, die ich in Adam verloren habe, und die will ich behalten. Oh freundliches Halten, freundliches Inqualieren, Schönheit, Frucht, Kraft und Tugend!

9.25. So findet die arme Seele die (heilende) Tinktur ihres verlorenen Lichtes und ihre liebe Jungfrau. Und im Weiblein wird der edle Bräutigam gefunden, danach die Venus-Matrix seit jeher gelüstet hat, aber nur einen irdischen männlichen Sulphur („Seelenleib“) gefunden hatte und sich mit irdischem Samen schwängern lassen mußte. Doch hier bekommt sie die Tinktur des wahren Feuers und Mannes, so daß sie auch eine wahre männliche Jungfrau wird, wie Adam in seiner Unschuld war.

10. Kapitel - Von der Geburt Jesu Christi, des Sohns Gottes

Von der Geburt Jesu Christi, des Sohns Gottes, und wie er neun Monate wie alle Menschenkinder im Mutterleib verschlossen lag, und wie eigentlich seine Menschwerdung ist.

10.1. Viel Disputieren hat man um die Menschwerdung Jesu Christi getrieben, aber fast blind, und daraus mancherlei Meinungen gemacht, um die Menschen so mit Meinungen umzutreiben, aber die rechte Menschwerdung hat man liegengelassen, darin unser ewiges Heil besteht. Dessen allen war Ursache, daß man es in äußerlicher Klugheit und Kunst gesucht hat und nicht am rechten (wirklichen bzw. wahrhaften) Ziel. Wäre man in die Menschwerdung eingegangen und aus Gott geboren worden, dann hätte es keines Disputierens bedurft, denn der Geist Gottes eröffnet einem jeden die Menschwerdung wohl in ihm selber, und ohne denselben ist kein Finden. Denn wie wollen wir das im Verstand dieser Welt finden, was nicht in dieser Welt ist? Wir finden im äußeren Verstand kaum einen Glanz davon, aber in Gottes Geist ist das rechte Finden.

10.2. Die Menschwerdung Christi ist ein solches Mysterium, davon der äußere Verstand nichts weiß, denn sie ist in allen drei Prinzipien geschehen und kann nicht ergründet werden, man erkenne denn den ersten Menschen in seiner Schöpfung vor dem Fall. Denn Adam sollte den anderen Menschen mit dem Charakter der Heiligen Dreifaltigkeit aus sich gebären, in dem der Name Jesus einverleibt stand, aber es konnte nicht sein. Darum mußte ein anderer (zweiter) Adam kommen, dem es möglich war, denn Christus ist das jungfräuliche Bild mit dem Charakter der Heiligen Dreifaltigkeit. Er ist in Gottes Liebe empfangen und in diese Welt geboren. Adam hatte göttliche Wesenheit und seine Seele war aus dem ersten Prinzip aus des Vaters Eigenschaft. Die sollte sich mit der Imagination in das Herz des Vaters richten, also in das Wort und den Geist der Liebe und Reinheit, und von der Liebe Wesenheit essen, dann hätte sie Gottes Wesen im Wort des Lebens an sich behalten und wäre mit der Kraft aus dem Herzen Gottes geschwängert worden, davon sie dann aus sich selbst in ihre Wesenheit imaginiert und ihre Wesenheit selbst geschwängert hätte, so daß ein ganzes Gleichnis nach dem ersten (ursprünglichen) Bild durch Imagination und dem Einergeben des Seelenwillens entstanden wäre und in der Kraft der Wesenheit empfangen worden.

10.3. Aber weil dies in Adam wegen der Irdischkeit nicht sein konnte, die ihm anhing, so geschah es im zweiten Adam als Christus, der auf eine solche Art durch Gottes Imagination und Eingehung in das Bildnis des ersten Adams empfangen wurde.

10.4. Und so ist uns erkenntlich, daß, weil der erste Adam seine Imagination in die Irdischkeit gesetzt hatte und irdisch wurde und solches auch gegen Gottes Vorsatz getan wurde, dennoch Gottes Vorsatz bestehen mußte. Denn hier setzte Gott seinen Vorsatz in Adams Kind und führte seine Imagination in das verdorbene Bildnis und schwängerte dieses mit seiner göttlichen Kraft und Wesenheit und kehrte den Seelenwillen aus der Irdischkeit in Gott um, so daß Maria eines solchen Kindes schwanger wurde, wie Adam schwanger werden sollte, welches die eigene Vermögenheit nicht tun konnte. Sondern er sank in den Schlaf nieder, als in die Magie, darin dann die Frau aus Adam gemacht wurde, welches nicht gemacht werden sollte, sondern Adam sollte sich in der Venus-Matrix selbst schwängern und magisch gebären. Weil es aber nicht sein wollte, wurde Adam zerteilt, und so wurde ihm sein eigener Wille der großen Macht gebrochen und in den Tod verschlossen. Weil er seine Imagination nicht in Gottes Geist setzen wollte, so mußte seine große Macht im Tod stillhalten und den Geist Gottes seine Imagination in sich setzen und mit ihm tun lassen, was er wollte.

10.5. Darum erweckte ihm Gottes Geist aus diesem Tod das Leben, und er wurde der Geist dieses Lebens, damit das Bildnis und Gleichnis nach Gott, wie es seit Ewigkeit in Gottes Weisheit erkannt worden war, doch geboren werden und bestehen konnte. Denn es stand vor den Zeiten der Welt seit Ewigkeit im jungfräulichen Spiegel in der Weisheit Gottes, und solches in zwei Gestaltungen, nämlich nach dem ersten Prinzip des Vaters im Feuer und im zweiten Prinzip des Sohns im Licht, und war doch nur im Licht offenbar und im Feuer gleichwie in einer Magie als in einer Möglichkeit. Wie der gestirnte Himmel dem Menschen im Schlaf nach seiner Vermögenheit eine Bildung in das Gemüt modelt, so ist auch das Bildnis im Zentrum der Feuer-Natur ganz unsichtbar erschienen. Aber in der Weisheit im Spiegel der Gottheit ist es wie ein Bild gleich einem Schatten, aber ohne materialistisches Wesen erschienen. Und ist doch in der Essenz des Geistes gewesen, welcher, wenn er sich im Spiegel der Weisheit erblickt, dieses Bildnis erkannt und gesehen hat und einst seinen Willen dahinein setzte, es in Wesenheit zu bringen, damit Gott ein Bild oder Gleichnis im Wesen habe, darin er sich nicht mehr wie im Spiegel schauen mußte, sondern im Wesen empfinden konnte. Und darum, weil das erste Bild in die strenge Macht imaginierte und darüber irdisch und tot wurde, führte Gottes Geist sein Wollen und Leben in den Tod und nahm aus dem Tod das erste Leben wieder in sich, damit das erste Leben in vollem Gehorsam vor ihm bestünde und er allein das Wollen und auch das Tun sei.

10.6. So ist uns erkenntlich, daß Gott in das halbtote Bildnis eingegangen ist, das heißt, in Maria und eben in diese jungfräuliche Gestaltung, welche im Tod verschlossen lag, darin Adam schwanger werden und in jungfräulicher Zucht ein Bild nach sich gebären sollte. In dieser eingeschlossenen und halbgetöteten jungfräulichen Matrix ist Gottes Wort oder Herz als das Zentrum der Heiligen Dreifaltigkeit ein Menschenbild geworden, und zwar ohne Verletzung seines Wesens. Und weil die erste lebendige jungfräuliche Matrix in Adam Gott nicht gehorsam sein wollte, so wurde sie ihm jetzt gehorsam, als sie wieder aus dem Tod erweckt wurde, und ergab sich ganz demütig und willig in Gottes Willen. So wurde jetzt wieder das wahre jungfräuliche Bild im Gehorsam Gottes gebildet, denn der erste Wille mußte im Tod bleiben, der gegen Gottes Willen imaginierte, und ein reiner gehorsamer Wille wurde erweckt, der in der himmlischen Sanftmut und Wesenheit blieb, der nicht mehr das Bildnis im Feuer in des Vaters Anteil in sich aufquellen ließ, sondern in einer Qualität blieb, so daß dann die Gottheit ihr Leben nur in einer Qualität führt, nämlich im Licht und im Heiligen Geist, und doch ihre Herrschaft über alle drei Prinzipien führt.

10.7. So ist uns auch von der Menschwerdung Christi zu verstehen. Als Gottes Geist das jungfräuliche Leben in Maria wieder erweckte, welches in der irdischen Essenz im Tod und Grimm verschlossen lag, da kehrte sich dieses Leben nunmehr nur in einen Willen, nämlich in Gottes Liebe, und ergab sich dem Geist Gottes. So wurde dieses Leben eines wahrhaft jungfräulichen Bildes schwanger, welches bei Adam sein sollte, aber nicht geschah. Denn eine Imagination empfing die andere: Gottes Imagination empfing die Imagination im Tod und brachte sie wieder zum Leben, und dieses Leben imaginierte wieder in Gott und wurde Gottes schwanger, und so wurde aus der Gottheit und Menschheit eine Person. Die Gottheit hing an der himmlischen Wesenheit, die seit Ewigkeit gewesen war, mit Reich, Kraft und Herrlichkeit als das Reich des Paradieses, und die englische Welt als der Geist und die siebente Gestaltung hingen am Zentrum der Natur, wie im dritten Teil oder Buch “Vom dreifachen Leben” mit allen Umständen erklärt wurde. Und die Menschheit hing an dem Reich dieser Welt. Weil sich aber der Wille der Menschheit in die Gottheit ergab, so wurde nun dieses jungfräuliche Bild in Jesus Christus ein Gast in dieser Welt, und seine Gottheit war ein Herr über diese Welt. Denn so sollte das auch in Adam sein, daß das Kleinere und Ohnmächtige unter dem Größeren und Allmächtigen wäre. Aber Adams Wille ging in das Kleine und Ohnmächtige, und darum wurde er ganz ohnmächtig und fiel wieder in den Schlaf und dem Schöpfer anheim. Aber dieses Bildnis mit Christus blieb in der göttlichen Wesenheit bestehen, und die irdische Qualität hing ihr in Knechtsamt und -weise an, nun nicht mehr als ein Herr wie über Adam und auch Maria, seiner Mutter vor der hohen Segnung und Eröffnung der Gottheit, sondern als ein Knecht, denn dies Bildnis war nun in Gottes Geist und Macht ein Herr über das dritte Prinzip dieser Welt.

10.8. Nun fragt der Verstand: „Wie ist es denn zugegangen in dieser Menschwerdung? Ist das Leben sogleich zum Zeitpunkt der Empfängnis rege geworden, wie im übernatürlichen Lauf, so daß der Anteil Marias als des Weibes Samen sogleich gelebt hat?“ Nein, denn es war ein essentieller Samen, und er wurde zu seiner rechten natürlichen Zeit mit Seele und Geist rege wie alle Adams-Kinder. Aber der Anteil der Gottheit, umgeben von göttlicher Wesenheit und Weisheit, lebte seit Ewigkeit und lebt in Ewigkeit. Der Gottheit ging nichts zu noch ab: Was sie war, das blieb sie, und was sie nicht war, das wurde sie. Sie gab sich mit himmlisch-göttlicher Wesenheit in die Essenz und Wesenheit Marias, und so wurde Marias Essenz und Gottes Essenz eine Person, aber Marias Essenz war sterblich und Gottes Essenz unsterblich. Darum mußten Marias Essenzen am Kreuz sterben und durch den Tod ins Leben gehen. Dazu halfen Gottes Essenzen, sonst wäre es nicht möglich gewesen. Also half uns Gottes Essenz und hilft uns noch immer durch Christi Tod in Gottes Essenz und Leben hinein.

10.9. So erkennen wir Christi Menschwerdung natürlich, wie aller Menschenkinder. Denn die himmlisch-göttliche Wesenheit hat sich mit ihrem Leben in die irdisch-halbgetötete hineingegeben. Der Herr gab sich in den Knecht, damit der Knecht lebendig würde, und ist zugleich in neun Monaten ein vollkommener Mensch geworden und auch ein wahrer Gott geblieben, und ist auch auf Art und Weise aller Adamskinder in diese Welt geboren worden, durch denselben Vorgang wie alle Menschen. Nicht, daß er es bedürfte, denn er hätte magisch geboren werden können, aber darum, weil er unsere unreine tierische Geburt und deren Eingang in dieses Leben heilen wollte und sollte. Er sollte in unserem Eingang in diese Welt eingehen, um uns aus dieser Welt und der irdischen Qualität heraus und in Gottes Eingang hineinzuführen.

10.10. Wenn er magisch auf göttliche Art geboren worden wäre, dann wäre er nicht natürlich in dieser Welt gewesen, denn die himmlische Wesenheit hätte den irdischen Qual-Quell verschlingen müssen. So wäre er uns nicht gleich geworden. Wie hätte er dann den Tod erleiden und in den Tod hineingehen und ihn zerbrechen können? Aber so ist es nicht: Er ist wahrhaftig des Weibes Samen, und ist den natürlichen Weg wie alle Menschen in diese Welt hineingegangen, doch den göttlichen Weg in der göttlichen Macht und Wesenheit durch den Tod herausgegangen. Seine göttliche lebendige Wesenheit ist es, die im Tod bestand, die den Tod zerbrach und verspottete und die verwundete, halbtote Menschheit durch den Tod in das ewige Leben führte. Denn der irdische Anteil, den er aus seiner Mutter Maria an sich, das heißt, an das göttliche Wesen annahm, der starb am Kreuz der irdischen Qualität ab. So war die Seele in Gottes Wesenheit und fuhr als ein Siegesfürst in des Teufels Hölle, das heißt, in den Zorn Gottes und löschte diesen mit Gottes Liebe und Sanftmut der göttlichen Liebe Wesenheit. Denn das Liebe-Feuer kam in das Zorn-Feuer und ersäufte den Zorn, darin der Teufel Gott sein wollte. So wurde der Teufel von der Finsternis gefangengenommen und verlor seine Herrschaft, denn der Stachel und das Schwert des Cherubs, des Würgengels, wurden hier zerbrochen. Und das war die Ursache, weshalb Gott Mensch wurde, damit er uns aus dem Tod in das ewige Leben hineinführte und den Zorn, der in uns brannte, mit seiner Liebe löschte.

10.11. Doch ihr sollt uns richtig verstehen, wie Gottes Zorn gelöscht worden ist: Nicht mit dem sterblichen Blut Christi, das er vergoß und darüber die Juden seiner spotteten, sondern mit dem Blut des ewigen Lebens aus Gottes Wesen, das unsterblich war und den Brunnquell des Wassers des ewigen Lebens hatte. Das wurde am Kreuz unter dem äußerlichen Blut mit vergossen. Und als das äußere in den Tod fiel, da fiel das himmlische mit, aber es war unsterblich.

10.12. So hat die Erde Christi Blut empfangen, davon sie erzitterte und erbebte, denn der Grimm Gottes war jetzt überwunden in ihr, und das lebendige Blut kam in sie, welches aus Gottes Wesenheit vom Himmel gekommen war. Das tat die Gräber der Heiligen auf und eröffnete den Tod und machte eine Straße durch den Tod, so daß der Tod zur Schau getragen wurde. Denn als Christi Leib vom Tod auferstand, da trug er den Tod an seinem Leib zur Schau, denn seine Macht war zerbrochen.

11. Kapitel - Vom Nutzen der Menschwerdung Gottes und Geburt Christi

Von der Nutzbarkeit, was uns armen Eva-Kindern die Menschwerdung und Geburt Jesu Christi, des Sohns Gottes, nütze.

Die allerliebreichste Pforte

11.1. Wir armen Eva-Kinder waren in Adam alle abgestorben. Und wenn wir auch lebten, so lebten wir doch nur in dieser Welt und der Tod wartete auf uns und verschlang einen nach dem anderen. Und uns war kein Rat (und keine Hilfe), wenn uns nicht Gott wieder aus seinem Wesen geboren hätte, sonst wären wir in Ewigkeit nach dem Leib nicht wiederkommen, und unsere Seele wäre ewig in Gottes Zorn-Qual bei allen Teufeln geblieben. Aber die Menschwerdung Jesu Christi ist uns ein kräftiges Wesen geworden, denn um unseretwillen ist Gott Mensch geworden, damit er unsere Menschheit wieder aus dem Tod in sich brächte und unsere Seele aus dem Feuer des göttlichen Zorns erlöste. Denn die Seele ist in sich selber ein Feuerqual-Quell und hält in sich selber das erste Prinzip verinnerlicht, die herbe Strenge, welche in sich selber nur zum Feuer arbeitet. Wenn aber dieser Seelengeburt die Sanftmut und Liebe Gottes entzogen wird, oder aber, wenn sie mit ganz strenger Materie infiziert wird, dann bleibt sie eine Qual-Quelle in der Finsternis, eine ganz strenge Rauhigkeit, sich selber fressend und doch auch im Willen immer wieder ein Hunger, sich noch mehr zu gebären. Denn ein Ding, das keinen Anfang noch Grund hat, das hat auch kein Ende, sondern es ist selber sein Grund und gebiert sich selber.

11.2. Wir wollen aber auch nicht sagen, daß die Seele gar keinen Anfang habe. Sie hat Anfang, aber nur nach der Kreatur, nicht nach der Essenz. Ihre Essenz ist seit Ewigkeit, denn das göttliche Schöpfen hat sie im Zentrum der ewigen Natur erfaßt und in ein substantielles Wesen gebracht, dazu mit dem ganzen Kreuz und dem Charakter der Heiligen Dreifaltigkeit als ein Gleichnis des dreifachen Geistes der Gottheit, in dem Gott wohnt. Es geschehe nun in Liebe oder Zorn, das heißt, im Licht oder im Feuer: In welches sie imaginiert, dessen wird sie schwanger, denn sie ist ein magischer Geist, eine Quelle in sich selber. Sie ist das Zentrum der Ewigkeit, ein Feuer der Gottheit im Vater, jedoch nicht in der Freiheit des Vaters, sondern in der ewigen Natur. Sie ist nicht vor dem Wesen, sondern im Wesen. Aber Gottes Freiheit ist jenseits des Wesens, doch wohnt im Wesen, denn im Wesen wird Gott offenbar. Und so wäre ohne Wesen auch kein Gott, sondern eine ewige Stille ohne Quelle (und Qualität). Aber in der Quelle wird das Feuer geboren, und aus dem Feuer das Licht, darin sich dann zwei Wesen scheiden und zweierlei Qualität führen, nämlich eine grimmige, hungrige und durstige im Feuer und eine sanfte, liebliche und gebende im Licht, denn das Licht gibt und das Feuer nimmt. Das Licht gibt Sanftmut, und aus Sanftmut wird Wesenheit. Die ist des Feuers Speise, sonst wäre es nur ein grimmiger finsterer Hunger in sich selber, wie dann ein Geist ist, wenn er kein Wesen des Lichtes hat, gleich einem verschmachtenden Gift. Wenn er aber das Wesen der Sanftmut bekommt, dann zieht er das in sich und wohnt darin und gebraucht es zur Speise und auch zum Leben. Denn er infiziert sich damit und schwängert sich, denn sein Wesen ist seine Erfüllung, so daß der Hunger gestillt wird.

11.3. So ist uns die menschliche Seele zu betrachten: Sie wurde aus dem Zentrum der Natur genommen, nicht aus dem Spiegel des Ewigen als aus der Quelle dieser Welt, sondern aus der ewigen Essenz des Geistes Gottes, aus dem ersten Prinzip aus des Vaters Eigenschaft nach der Natur, nicht von Wesen oder von etwas, sondern der Geist der Gottheit selbst blies ihm das Leben ein, das heißt, dem Bildnis in Adam aus allen drei Prinzipien. Er hat ihm das Zentrum der Natur als den Feuerquell zum Leben eingeblasen und auch die Sanftmut der Liebe aus dem Wesen der Gottheit als das zweite Prinzip mit göttlich-himmlischer Wesenheit, sowie auch den Geist dieser Welt als den Spiegel und das Vorbild der Weisheit Gottes mit den Wundern.

11.4. Nun ist aber der Geist dieser Welt mit des Teufels Entzünden und Gift verdorben, die er hineingeschmissen hat, denn der Teufel wohnt in dieser Welt und ist ein stetig Infizierender der äußeren Natur und Eigenschaft, obwohl er nur im Grimm als im herben Begehren mächtig ist. Aber er setzt seine Imagination mit seiner falschen Tinktur auch in die Liebe und vergiftet damit das beste Kleinod der Seele, und hat Adams Seele durch seine Imagination mit seinem bösen Hunger-Geist infiziert, so daß Adams Seele nach irdischer Qualität gelüstete, von welcher Lust sie mit irdischer Qualität geschwängert wurde, so daß das äußere Reich in das innere hineingeführt wurde, davon das Licht im Feuer des ersten Prinzips verlosch und seine göttliche Wesenheit, darin er ewig leben sollte, im irdischen Tod verschlossen wurde.

11.5. So war diesem Bildnis und auch der Seele kein Rat mehr, es sei denn, die Gottheit bewegte sich nach dem zweiten Prinzip als nach dem Licht des ewigen Lebens in ihr und zündete die im Tod verschlossene Wesenheit wiederum mit dem Liebe-Glanz an, welches in der Menschwerdung Christi geschah. Und dies ist das allergrößte Wunder, das Gott gewirkt hat, daß er sich mit dem Zentrum der Heiligen Dreifaltigkeit im Samen des Weibes bewegt hat. Denn nicht im Feuer als in des Mannes Tinktur wollte sich Gottes Herz offenbaren, sondern in des Geistes Tinktur als in der Venus, in der Liebe des Lebens, damit das Feuer in der Tinktur des Mannes von der Sanftmut und Liebe Gottes ergriffen würde, denn aus dem verschlossenen Tod sollte und mußte das ewige Leben wieder ausgrünen. Denn hier hat die Wurzel Jesse und die rechte Rute Aarons gegrünt und schöne Früchte gebracht. Denn in Adam wurde das Paradies in den Tod verschlossen, als er irdisch wurde, aber in Christus grünte es wieder aus dem Tod.

11.6. Von Adam haben wir alle den Tod geerbt, und von Christus erben wir das ewige Leben. Christus ist das jungfräuliche Bild, das Adam aus sich mit beiden Tinkturen gebären sollte. Weil er aber nicht konnte, wurde er zerteilt und mußte durch zwei Leiber gebären, bis der Siloh kam, das heißt, der Sohn der Jungfrau, der aus Gott und Mensch geboren wurde. Er ist der Durchbrecher, von dem die Propheten sprachen, der wie ein Reiser (junger Zweig) aufschießt. Er grünt wie ein Lorbeerbaum in Gottes Wesen, und hat mit seiner Eingehung in die halbgetötete Essenz den Tod zerbrochen, denn er grünte zugleich in menschlicher und auch in göttlicher Essenz. Er brachte uns in unsere Menschheit die jungfräuliche Zucht der Weisheit Gottes mit. Er umgab unsere Seelenessenz mit himmlischer Wesenheit. Er wurde der Held im Kampf, darin die zwei Reiche miteinander im Streit lagen, nämlich Gottes Zorn und Liebe. Er gab sich willig in den Zorn und löschte diesen mit seiner Liebe, das heißt, in der menschlichen Essenz. Er kam aus Gott in diese Welt und nahm unsere Seele in sich ein, damit er uns aus der Irdischkeit dieser Welt wieder in sich in Gott hineinführte. Er gebar uns in sich wieder neu, daß wir wieder tüchtig wären, in Gott zu leben. Aus seinem Willen gebar er uns, so daß wir unseren Willen in ihn setzen sollen. So führte er uns in sich wieder zum Vater in unser erstes (ursprüngliches) Vaterland hinein, nämlich ins Paradies, daraus Adam ausging. Er ist unser Brunnquell geworden, und sein Wasser quillt in uns. Er ist der Brunnen, und wir sind seine Tropfen in ihm. Er ist die Fülle unserer Wesenheit geworden, damit wir in ihm in Gott Leben. Denn Gott ist Mensch geworden, und hat sein unergründliches und unermeßliches Wesen in die Menschheit hineingeführt. Sein Wesen, das den Himmel erfüllt, hat er in der Menschheit offenbart, und so ist das menschliche Wesen und Gottes Wesen ein Wesen geworden, eine Fülle Gottes. Unser Wesen ist sein Bewegen in seinem Himmel. Wir sind seine Kinder, sein Wunder und sein Bewegen in seinem unergründlichen Leib. Er ist der Vater, und wir sind seine Kinder in ihm. Wir wohnen in ihm, und er in uns. Wir sind sein Werkzeug, mit dem er sucht und macht, was er will. Er ist das Feuer und auch das Licht mit allem Wesen. Er ist verborgen, und das Werk macht ihn offenbar.

11.7. So erkennen wir, daß Gott ein Geist ist, und sein ewiger Wille ist magisch als begehrend. Er macht aus Nichts immer Wesen, und das in zweierlei Qualität, nämlich nach dem Feuer und dem Licht. Aus dem Feuer wird Grimm, Aufsteigen und überheblicher Stolz und sich dem Licht nicht eineignen Wollen, sondern ein grimmiger ernsthafter Wille, nach welchem er nicht „Gott“ heißt, sondern ein „grimmig verzehrendes Feuer“. Dieses Feuer wird auch in der reinen Gottheit nicht offenbar, denn das Licht hat das Feuer in sich verschlungen und gibt dem Feuer seine Liebe, seine Wesenheit und sein Wasser, so daß in Gottes Wesen nur Liebe, Freude und Wonne ist und kein Feuer erkannt wird. Sondern das Feuer ist nur eine Ursache des begehrenden Willens und der Liebe, sowie des Lichtes und der Majestät, sonst könnte kein Wesen werden, wie solches ausführlich in den vorhergehenden Schriften erklärt worden ist.

11.8. So ist uns jetzt erkenntlich, worin unsere neue Wiedergeburt besteht, dieweil wir doch nun in dieser Welt von der irdischen Hütte verdeckt und dem irdischen Leben anheimgefallen sind: Nämlich bloß in der Imagination, daß wir mit unserem Willen in Gottes Willen eingehen und uns ihm ganz eineignen und übergeben, welches Glauben heißt. Denn das Wort „Glauben“ ist nicht historisch, sondern ist ein Nehmen aus Gottes Wesen, aus Gottes Wesen essen, Gottes Wesen mit der Imagination in das Seelenfeuer hineinführen, den Hunger damit stillen und so Gottes Wesen anziehen, nicht als ein Kleid, sondern als einen (ganzheitlichen) Leib der Seele. Denn die Seele muß Gottes Wesen in ihrem Feuer haben und von Gottes Brot essen, wenn sie Gottes Kind sein will.

11.9. So wird sie auch in Gottes Geist und Wesen neugeboren werden, der sie aus dem Acker des Grimms und Zorns in den Acker der Liebe, Sanftmut und Demut Gottes eingepfropft hat, und sie blüht mit einer neuen Blume, welche in Gottes Liebe wächst (als in Gottes Acker). Diese Blume ist das wirklich wahre Bildnis der Gottheit, das Gott begehrte, als er Adam zu seinem Gleichnis erschuf. Das hat uns nun Jesus Christus wiedergeboren, des Gottes und des Menschen Sohn. Denn seine Wiedergeburt aus Gott und unserem Wesen ist unsere Wiedergeburt: Seine Kraft, sein Leben und sein Geist ist alles unser, und wir müssen nicht mehr dazu tun, als daß wir nur bloß mit unserem Willen-Geist durch ihn in Gottes Wesen eingehen. Dann wird unser Wille in Gottes Willen neugeboren und empfängt göttliche Kraft und Wesenheit. Nicht fremde, sondern unsere erste (ursprüngliche), mit welcher wir in Adam in den Tod eingingen. Diese weckt uns der Erstgeborene aus dem Toten wieder auf, welcher Christus ist. Er ist Gott, aber aus uns geboren, damit er uns aus dem Tod lebendig mache, nicht mit einem fremden Leben, das wir hier in dieser Welt nicht gehabt hätten, sondern mit unserem ureigenen Leben, denn Gottes Vorsatz muß bestehen. Die schöne Blume des Bildnisses soll aus dem verdorbenen Acker wachsen, und nicht nur das, sondern auch aus dem reinen Acker.

11.10. So sollen wir aus der Jungfrau wiedergeboren werden, und nicht aus dem Mann des Zorns, aus der Feuer-Tinktur, sondern aus der Jungfrau der Liebe, aus der Licht-Tinktur. Wir ziehen mit unserer Einergebung die Jungfrau Christi an, und damit werden wir die Jungfrau der Zucht, Keuschheit und Reinheit in der Heiligen Dreizahl (Ternario Sancto) in der englischen Welt, ein Spiegel der Heiligen Dreifaltigkeit, in der sich Gott schaut, und die er sich zu seiner Gemahlin genommen hat. Er ist unser Mann, dem wir in Christus vermählt, vertraut und einverleibt sind. Wir sind nun Maria im Bund der Gnade, aus der Gott und Mensch geboren wird. Maria war die erste in der hohen Segnung, denn in ihr war das Ziel, darauf der Bund hinwies. Sie war in Gott im teuren Namen Jesu erkannt, ehe der Welt Grund gelegt wurde. Nicht, damit sie das Leben aus dem Tod brächte, sondern daß Gott in ihr das Leben aus dem Tod bringen wollte. Darum wurde sie hoch gesegnet, und die reine jungfräuliche Zucht wurde ihr angezogen. Und aus dieser Jungfrauenschaft, daraus Christus geboren wurde, müssen wir alle geboren werden. Denn Jungfrauen müssen wir werden und dem Lamm Gottes folgen, anders sollen wir Gott nicht schauen. Denn Christus sagt: »Ihr müßt von neuem geboren werden, wollt ihr das Reich Gottes schauen.« Und zwar durch das Wasserbad und den Heiligen Geist. Das Wasser ist die Jungfrauenschaft, denn die Jungfrau führt die (heilende) Tinktur des Lichtes und Wassers als die Liebe und Sanftmut. Und der Geist, daraus wir geboren werden sollen, ist der, der sich mit der Bewegung der Gottheit in des Weibes Samen hineingab, der den Tod zerbrach und aus dem Wasser eine lichtflammende Blume ausgebiert, darin er selbst der Blume Geist und Leben ist, nicht nach dem Feuerquell des Grimms, sondern nach dem Quell des Lichtes in der Sanftmut und Demut.

12. Kapitel - Von der reinen Jungfrauenschaft

Von der reinen Jungfrauenschaft: Wie wir armen Eva-Kinder aus der reinen jungfräulichen Zucht in der Menschwerdung Christi empfangen und in Gott neugeboren werden müssen, denn anders sollen wir Gott nicht schauen.

12.1. Wir armen Eva-Kinder finden in uns keinen wahren reinen, züchtigen und jungfräulichen Gedanken, denn Mutter Eva, welche eine Frau war, hat uns alle weibisch und männisch gemacht. Wir sind in Adam und Eva alle zu Männern und Frauen geworden, es sei denn, daß wir mit unserem begehrenden Willen in die himmlische Jungfrauenschaft eingehen, in der uns Gott aus Christus wieder zu Jungfrauen geboren hat. Nicht nach dem irdischen Leben, in welchem weder Zucht noch Reinheit ist, sondern nach dem Leben der himmlischen Jungfrau, in welcher Christus ein Mensch wurde und welche Maria mit Überschattung des Heiligen Geistes angezogen wurde, die ohne Grund, Ziel und Ende ist, die überall vor der Gottheit steht und ein Spiegel und Ebenbild der Gottheit ist. In diese Jungfrau (der Weisheit), in der die Heilige Dreifaltigkeit wohnt, darin wir vor den Zeiten der Welt vom Geist Gottes erblickt und im Namen Jesu erkannt wurden, müssen wir mit unserem Willen-Geist eingehen. Denn unser wahres Bildnis, in dem wir Gottes Gleichnis sind, ist uns mit Adam und Eva verblichen und irdisch geworden, welches durch Lust und Imagination geschah, und so wurde uns Gottes klares Angesicht verdeckt, denn wir verloren die himmlische Zucht.

12.2. Weil uns aber Gott in seiner Gunst und Liebe zu uns sein helles Angesicht in der Menschwerdung Christi wieder eröffnet hat, so liegt es nur an dem, daß wir nun - gleichwie wir in Adam in die irdische Sucht imaginiert haben, davon wir irdisch wurden - unseren begehrenden Willen wieder in die himmlische Jungfrau setzen und unsere Lust dahinein führen. Dann geht unser Bildnis aus der irdischen Frau heraus und empfängt jungfräuliche Essenz und Eigenschaft, darin Gott wohnt und darin das Bildnis der Seele das Angesicht Gottes wieder erreichen kann.

12.3. Da fragt der äußerliche Verstand: „Wie kann das zugehen, daß wir aus dieser Jungfrau wiedergeboren werden können, aus der Christus geboren wurde?“ Er versteht gemeinhin nur Maria, welche eine kreatürliche Jungfrau ist, (und nicht,) wie wir dann auch in der nichtmaterialistischen jungfräulichen Zucht kreatürliche Jungfrauen werden. Wenn wir aber in die Menschwerdung Christi eingehen, nicht nach dem äußeren Leben in den vier Elementen, sondern nach dem inneren, in dem einen Element, darin das Feuer Gottes die vier Elemente in sich verschlingt, und auch in seinem Licht als im zweiten Prinzip, mit dem der äußerliche Mensch als Mann und Frau durch den Tod in Christi Auferstehung gehen muß, als eine Jungfrau in einem Element, darin alle vier verborgen liegen, und in der wahrhaft jungfräulichen Weisheit Gottes ausgrünen wollen, dann müssen wir dem Mann und der Frau absterben und den verdorbenen Adam kreuzigen. Er muß mit Christus sterben und in den Zorn des Vaters geworfen werden. Der verschlingt den irdischen Mann und die Frau und gibt aus der Menschwerdung Christi der Seele ein jungfräuliches Bild, darin der Mann und die Frau nur noch ein Bild mit einiger Selbstliebe ist. Heutzutage setzt der Mann seine Liebe in die Frau, und die Frau in den Mann. Wenn aber die beiden Lieben in eine verwandelt werden, dann ist in diesem einigen Bild keine Begierde mehr zur Vereinigung, sondern das Bild liebt sich selbst.

12.4. So wurde auch das Bild im Anfang in der jungfräulichen Weisheit Gottes erschaffen, nämlich aus göttlicher Wesenheit. Aber weil nun die Wesenheit irdisch geworden und in den Tod gefallen ist, so weckt sie das Wort, das Mensch wurde, wieder auf. Dann bleibt die irdische Qualität dem Tod im Zorn, und das Auferweckte bleibt im Wort des Lebens in der jungfräulichen Zucht. Und so tragen wir hier in dieser Welt einen zweifachen Menschen in einer Person: Ein jungfräuliches Bild aus der Menschwerdung Christi geboren, und ein irdisches Bild, männlich oder weiblich, im Tod und im Zorn Gottes beschlossen. Das irdische muß das Kreuz tragen, sich im Zorn quälen, verfolgen und schmähen lassen, und wird auch schließlich dem Tod gegeben, darin es dann der Zorn im qualitätischen Feuer Gottes verschlingt. Wenn dann aber das Wort des Lebens, welches in Maria Mensch wurde, mit in diesem irdischen Bild ist, dann steht Christus, der das Wort des Lebens aus Gott brachte, aus dem Tod auf und führt die Essenz des qualitätischen Feuers, also die menschliche Essenz, aus dem Tod heraus. Denn er ist aus dem Tod auferstanden und lebt in Gott, und sein Leben ist unser Leben geworden, und sein Tod unser Tod. Wir werden in seinem Tod begraben, grünen aber in seiner Auferstehung und Überwindung in seinem Leben aus.

12.5. Aber vernehmt den Sinn richtig: Adam war das jungfräuliche Bild. Er hatte die einige Liebe, denn der Geist Gottes hatte ihm diese eingeblasen. Denn was kann Gottes Geist anders aus sich blasen als er selbst ist? Nun ist er aber alles, und wird doch nicht aller Quellen Gott genannt, sondern in allen Quellen ist nur ein einiger Geist, und der ist Gott nach dem zweiten Prinzip im Licht, und doch ist kein Licht ohne Feuer. Aber im Feuer ist er nicht der Liebe-Geist, sondern der Grimm der Natur und eine Ursache des Heiligen Geistes, ein Zorn und verzehrendes Feuer. Denn im Feuer wird der Geist der Natur frei, und das essentielle Feuer gibt doch auch die Natur und ist selbst die Natur.

12.6. Nun erkennen wir doch nur im Licht einen Heiligen Geist. Denn obwohl alles ein Wesen ist, so verstehen wir doch, daß die Materie, welche aus der Sanftmut des Lichtes geboren wird, gleichsam ohnmächtig und dunkel ist, welche das Feuer in sich zieht und verschlingt, aber aus der materialistischen Quelle aus dem Feuer einen mächtigen Geist ergibt, der da frei ist von der Materie und auch vom Feuer. Obwohl ihn das Feuer hält, so ergreift er doch nicht dessen Qualität, wie wir dies sehen, daß das Licht im Feuer wohnt und doch nicht des Feuers Qualität hat, sondern einen sanften Liebe-Quell, welches auch nicht wäre, wenn die Materie nicht im Feuer gestorben und verzehrt worden wäre.

12.7. So betrachten wir den ersten Adam: Er war aus des Lichtes Essenz und Wesenheit erdacht. Weil er aber in ein Geschöpf gehen sollte und ein ganzheitliches Gleichnis Gottes nach allem Wesen und nach allen drei Prinzipien sein sollte, so wurde er auch mit dem Schöpfungswort in allen drei Prinzipien ergriffen und in ein Geschöpf gebracht. Nun waren zwar alle drei Prinzipien in ihm frei und standen ineinander, ein jedes in seiner Ordnung, und er war ein wahrhaft ganzheitliches Gleichnis Gottes nach und aus dem Wesen aller Wesen: Aber uns ist zu erkennen, wie das dritte Prinzip als die Qualität dieser Welt in der Entzündung Luzifers ganz grimmig, durstig und bösartig geworden ist, und so hatte diese Qualität alsbald in Adam nach dem zweiten Prinzip als nach der himmlischen Materie gedürstet, davon die Sucht in Adam entstand. Denn die Qualität der reinen Liebe aus dem Heiligen Geist hatte das verweigert. Als aber diese Liebe in die irdische Qualität einging, um sie in ihrem entzündeten Durst zu sättigen, da empfing die reine nichtmaterialistische Liebe die begehrende, irdische und verdorbene Sucht. Jetzt verlosch das zweite Prinzip, nicht wie ein Tod, so daß es wie ein Nichts geworden wäre, sondern es wurde im Grimm-Durst gefangen. Und wie dann Gott ein Licht ist, so stand nun die reine Liebe-Qualität im Tod eingeschlossen, ohne dem Licht Gottes. Jetzt war das Bildnis verdorben und im Grimm Gottes gefangen, und die einige Selbstliebe verlor ihre Macht, denn sie wurde in die verdorbene Irdischkeit eingeschlossen und liebte die Irdischkeit.

12.8. Also mußte aus diesem Bildnis ein Weib gemacht und die zwei Tinkturen geschieden werden, nämlich des Feuers Essenz und der Matrix wäßrige Essenz, und zwar in einen Mann und eine Frau, damit doch die Liebe in zweierlei Qualitäten rege wäre und eine Tinktur die andere liebte und begehrte, um sich zu vereinigen, dadurch dieses Geschlecht fortgesetzt und erhalten würde.

12.9. Nun konnte aber dieses Geschlecht der Menschen in so irdischer Qualität Gott nicht erkennen oder schauen, denn die reine Liebe ohne Makel war in die irdische durstige Qualität eingeschlossen und war im Durst des Grimms der ewigen Natur gefangen, welche Luzifer entzündet hatte. Denn der Grimm hatte die Liebe mit der Irdischkeit in sich gezogen, und so stand nun in dieser gefangenen Liebe die jungfräuliche Zucht der Weisheit Gottes, welche dem Adam mit dem zweiten Prinzip und der himmlischen Wesenheit mit zu seinem Leib verkörpert wurde, und noch mehr der Geist dieser sanften Wesenheit mit dem Einblasen des Heiligen Geistes, welcher Adam eingeblasen wurde.

12.10. Jetzt war kein Rat mehr, es sei denn, die Gottheit regte sich in der göttlichen Jungfrau nach dem zweiten Prinzip in der im Tod verschlossenen Jungfrauenschaft und es würde ein anderes (zweites) Bildnis aus dem ersten. Und uns ist erkenntlich und genug verständlich, daß das erste Bildnis dem Grimm gegeben werden mußte, damit er seinen Durst löschte, und in die Verwesung gehen mußte, als in das essentielle Feuer, darin doch die Essenz nicht verwest oder stirbt, dazu Gott einen Tag bestimmt hat, da er die Essenz des alten und ersten Adams durch das Feuer führen will. Und darin soll das Bildnis die Eitelkeit loswerden, nämlich die Sucht des Teufels und den Zorn der ewigen Natur.

12.11. Und wir verstehen weiter, wie Gott das Leben seines heiligen Wesens wieder in uns gebracht hatte, indem er sich mit seinem eigenen Herzen oder Wort und Kraft des göttlichen Lebens in der im Tod verschlossenen Jungfrauenschaft in der reinen Liebe bewegt und diese wieder entzündet hat und seine himmlische Wesenheit mit der reinen Jungfrauenschaft in die im Tod verschlossene Jungfrauenschaft hineinführte und aus der himmlischen und aus der in Tod und Zorn verschlossenen Jungfrauenschaft ein neues Bildnis geboren hat.

12.12. Und zum Dritten verstehen wir, daß dieses neue Bildnis durch den Tod und Grimm des Feuers wieder in die himmlisch-göttliche Wesenheit der Heiligen Dreifaltigkeit hineingeführt werden mußte. Aber die irdische Sucht, die der Teufel besessen hat, mußte im Zornfeuer bleiben und wurde dem Teufel zur Speise gegeben. Darin soll er nach der Grimm-Qualität der ewigen Natur ein Fürst sein, denn der Teufel ist des Grimms Speise, und der Grimm ist des Teufels Speise.

12.13. Weil sich nun das Wort des ewigen Lebens wieder in unserer im Tod eingeschlossenen kalten Liebe und Jungfrauenschaft bewegt und unsere verdorbene Jungfrauenschaft an sich genommen hat und ein innerlich-äußerlicher Mensch geworden ist und das Zentrum als unser Seelenfeuer in seine Liebe hineingeführt hat, so erkennen wir seine in uns eingeführte Liebe und Jungfrauenschaft als unsere eigene Jungfrauenschaft. Denn seine Liebe und Jungfrauenschaft hat sich mit unserer kalten Liebe und Jungfrauenschaft vermählt und dahinein ergeben, daß Gott und Mensch ewig eine Person sein soll.

12.14. Nun fragt der Verstand: „Das ist wohl in Maria geschehen, also nur in einer Person. Wo bleibe aber ich? Christus ist nicht auch in mir geboren worden.“

12.15. Ach, wie groß ist unser Elend und unsere Blindheit, so daß wir nicht erkennen wollen! Wie sehr hat uns doch die irdische begreifliche Sucht geblendet und uns der Teufel durch und mit dem greulichen Antichristen im Babel (der verwirrenden Gedanken-Konstrukte) verführt, daß wir gar keinen (höheren) Sinn haben wollen? Siehe doch, du elender und jämmerlicher Verstand, was du bist, nichts anderes als eine Hure an Gott. Wie soll ich dich anders nennen, da du doch der reinen Jungfrauenschaft an Gott brüchig und meineidig bist. Hast du nicht Adams Fleisch, Seele und Geist, und bist aus Adam hergekommen? Bist du nicht aus Adams Wasser und Feuer entsprungen? Du bist doch Adams Kind: Mach es wie du willst, du mußt stillhalten, denn du schwimmst in Adams Mysterium, sowohl im Leben als auch im Tod.

12.16. Dazu ist ja das Wort Gottes in Adams im Tod verschlossener Jungfrauenschaft Mensch geworden. Das Herz Gottes hat sich in Adams Jungfrauenschaft geregt und diese durch Gottes Feuer aus dem Tod in die göttliche Qualität hineingeführt. Denn Christus ist Adam geworden, aber nicht der zerteilte, sondern der (ganzheitlich) jungfräuliche Adam, wie er vor seinem Schlaf war. Den verdorbenen Adam hat er in den Tod und in Gottes Feuer hineingeführt, und den reinen jungfräulichen aus dem Tod durch das Feuer herausgeführt. Und dessen Sohn bist du, aber nur, wenn du nicht im Tod liegenbleibst, wie ein faules Holz, das nicht mehr qualifizieren kann und im Feuer keine Essenz gibt, sondern eine finstere Asche wird.

12.17. Nun fragt der Verstand: „Wie kommt es dann, wenn ich Christi Glied und Gottes Kind bin, daß ich ihn weder fühle noch empfinde?“ Antwort: Ja, hier steckt es (das Problem), liebes besudeltes Hölzlein. Riech in deinen Busen, wonach stinkst du? Nach teuflischer Sucht, wie nach zeitlicher Wollust, Geiz, Ehren und Macht. Höre, das ist des Teufels Kleid. Zieh diesen Pelz aus und wirf ihn weg! Setze deine Begierde in Christi Leben, Geist, Fleisch und Blut, und imaginiere dahinein, wie du in die irdische Sucht imaginiert hast, dann wirst du Christus in deinem Leib, in deinem Fleisch und Blut anziehen. Du wirst Christus werden, und seine Menschwerdung wird sich alsbald in dir regen, und du wirst in Christus neugeboren werden.

12.18. Denn die Gottheit oder das Wort, das sich in Maria regte und Mensch wurde, das wurde auch zugleich Mensch in allen verstorbenen Menschen von Adam her, welche ihren Geist in Gott oder den verheißenen Messias ergeben und befohlen hatten, und ging auch auf alle diejenigen, die noch aus dem verdorbenen Adam geboren werden sollten und sich durch dieses Wort aufwecken lassen würden, denn der erste Mensch begreift auch den letzten. Adam ist der Stamm, und wir alle sind seine Äste. Christus aber ist unser Saft, Kraft und Leben geworden. Wenn nun ein Ast am Baum verdorrt, was kann der Saft und die Kraft des Baumes dafür? Die Kraft gibt sich doch allen Ästen, warum zieht der Ast den Saft und die Kraft nicht in sich? Es liegt an dem, daß der Mensch teuflische Kraft und Essenz anstatt der göttlichen Essenz in sich zieht und sich vom Teufel mit irdischer Sucht und Lust verführen läßt. Denn der Teufel kennt den Zweig, der ihm in seinem gewesenen Land gewachsen ist und noch wächst. Darum, wie er am Anfang ein Lügner und Mörder gewesen ist, so ist er es immer noch und infiziert die Menschen, weil er weiß, daß sie unter dem äußeren Regiment der Sterne in seine magische Sucht gefallen sind. So ist er ein steter Vergifter des ganzheitlichen Bildnisses (der Komplexion). Und wo er ein Fünklein riecht, das ihm dient, das stellt er dem Menschen immerzu vor, und wenn der Mensch dahinein imaginiert, dann wird er ihn bald infizieren.

12.19. Darum heißt es: »Wachet, betet, seid nüchtern und führt ein gemäßigtes Leben, denn der Teufel, euer Widersacher geht wie ein brüllender Löwe herum und sucht, welchen er verschlingen kann. (1.Petr. 5.8)« Trachtet nicht so nach Geiz, Geld, Gut, Macht und Ehre, denn wir sind in Christus nicht von dieser Welt. Denn darum ging Christus zum Vater als in das göttliche Wesen ein, damit wir ihm mit unseren Herzen, Sinnen und Willen nachfolgen sollen. Dann will er alle Tage bis zum Ende der Welt bei uns sein (Matth. 28.20). Aber nicht in dieser Qual-Qualität der Welt. Wir sollen aus dieser Qualität der Welt aus dem irdischen Menschen ausdringen und unseren Willen in seinen Willen ergeben und unsere Imagination und Lust in ihn hineinführen. Dann werden wir in seiner Jungfrauenschaft schwanger, die er in uns wieder erregt, und empfangen das Wort, das sich in ihm rege macht, in unsere im Tod verschlossene Jungfrauenschaft und werden in Christus in uns selbst neugeboren. Denn wie der Tod durch Adam auf uns alle drang, so dringt auch das Wort des Lebens aus Christus auf uns alle. Denn die Bewegung der Gottheit in der Menschwerdung Christi ist beweglich (bzw. lebendig) geblieben und steht allen Menschen offen. Es fehlt nur am Eingehen, weil sich der Mensch vom Teufel halten läßt. Christus muß nicht erst von seiner Stätte weichen und in uns einfahren, wenn wir in ihm neugeboren werden, denn das göttliche Wesen, darin er geboren war, erhält an allen Orten und Enden das zweite Prinzip. Wo man sagen kann „da ist Gott gegenwärtig“, da kann man auch sagen „dort ist die Menschwerdung Christi gegenwärtig“, denn sie ist in Maria eröffnet worden und inqualiert so hinter sich zurück bis in Adam und vor sich bis in den letzten Menschen.

12.20. Nun spricht der Verstand: „Aber nur der Glaube erreicht sie!“ Ja richtig, im rechten Glauben beginnt die Schwängerung, denn der Glaube ist Geist und begehrt Wesen, und das Wesen ist ohnedies in allen Menschen. Es fehlt nur daran, daß es der Glaubensgeist ergreife, und wenn es ergriffen wird, dann blüht und wächst die schöne Lilie, nicht nur ein Geist, sondern das jungfräuliche Bild wird aus dem Tod ins Leben geboren. Die dürre Rute Aarons grünt aus dem dürren Tod aus und nimmt aus dem Tod seinen Leib und aus der halbgestorbenen Jungfrauenschaft das schöne neue jungfräuliche Leben. Und die dürre Rute Aarons hat dies angedeutet, wie auch der alte Zacharias, sowie Abraham mit seiner alten Sara, welche nach der äußeren Welt alle gleichsam gestorben und nicht mehr fruchtbar waren. Aber die Verheißung in der neuen Wiedergeburt sollte es tun. Das Leben sollte aus dem Tod grünen. Nicht der alte Adam, der irdisch war, soll Herr sein, auch nicht Esau der erstgeborene, dem zwar das Erbe gehört hätte, wenn Adam geblieben wäre, sondern der andere (zweite) Adam, nämlich Christus, der aus dem ersten durch den Tod ausgrünt, soll Herr bleiben. Nicht der Mann oder die Frau soll Gottes Reich besitzen, sondern die Jungfrau, die aus dem Tod von Mann und Frau ausgeboren wird, soll Königin der Himmel sein. Ein Geschlecht, nicht zwei, und ein Baum, nicht viele. Christus ist der Stamm, weil er die Wurzel des neuen Leibes ist, der aus dem Tod grünt und die verstorbene Jungfrau wie einen schönen Zweig wieder aus dem Tod herausführt. Und wir alle sind die Äste und stehen alle auf einem Stamm, und der ist Christus.

12.21. So sind wir Christi Äste, seine Zweige und seine Kinder, und Gott ist unser aller, auch Christi Vater. In ihm leben, weben und sind wir. Wir tragen Christi Fleisch und Blut an uns, wenn wir zur neuen Wiedergeburt kommen, denn in Christi Geist werden wir wiedergeboren. Der in Maria in der verstorbenen Menschheit ohne Berührung eines Mannes ein lebendiger Mensch wurde, der wird auch in uns selbst, in unserer abgestorbenen Jungfrauenschaft ein neuer Mensch, und es fehlt nur an dem, daß wir den alten Adam wie eine Hülse in den Tod werfen, so daß die Qual-Qualität des irdischen Lebens von uns geht und wir damit das Land des Teufels verlassen.

12.22. Doch nicht allein dies, denn der alte Adam muß nicht ganz und gar weggeworfen werden, sondern nur die Hülse als die Schale, darin der Samen verborgen liegt. Aus der alten Essenz muß der neue Mensch in Gottes Bewegung wie ein Halm aus dem Samenkorn ausgrünen, wie uns Christus lehrt. Dazu muß die Essenz in Gottes Zorn hineingeworfen werden, muß verfolgt, geplagt und verspottet werden und dem Kreuz unterliegen. Denn aus Gottes Zornfeuer muß der neue Mensch ausgrünen. Er muß im Feuer bewährt werden, denn wir waren der Essenz des Zorns anheimgefallen, aber die Liebe Gottes stellte sich in den Zorn und löschte den Zorn mit der Liebe im Blut der himmlischen Wesenheit im Tod Christi. So behielt der Zorn die Hülse als den verdorbenen Menschen, das heißt, die irdische Qual-Qualität, und die Liebe behielt den neuen Menschen. Darum soll kein Mensch mehr himmlisches Blut vergießen, sondern nur das irdisch sterbliche. Denn nur Christus, der ohne Mann und Frau empfangen wurde, konnte dies tun, denn in seiner himmlischen Wesenheit war kein irdisches Blut. Er vergoß aber sein himmlisches Blut unter das irdische, daß er uns arme irdische Menschen vom Grimm erlöste. Denn sein himmlisches Blut mußte sich in seinem Blutvergießen mit dem irdischen vermengen, damit die Verwirrung (Turba) in der Irdischkeit in uns, welche uns gefangenhält, ersäuft und der Zorn mit der Liebe des himmlischen Bluts gelöscht würde. Er gab sein Leben für uns in den Tod, ging für uns in die Hölle in des Vaters Feuer-Qual und aus der Hölle wieder in Gott, damit er den Tod zerbräche, den Zorn ersäufte und uns eine Bahn machte. Als Christus am Kreuz hing und starb, da hingen wir mit und in ihm am Kreuz und starben in ihm, standen auch in ihm vom Tod auf und leben ewig in ihm als ein Glied am Leib. Und so hat des Weibes Samen der Schlange den Kopf zertreten. Christus hat es in uns, und wir haben es in Christus getan: Göttliche und menschliche Essenz haben es getan.

12.23. So liegt es nun an dem, daß wir ihm nachfolgen. Christus hat wohl den Tod zerbrochen und den Zorn gelöscht. Aber wollen wir seinem Bild ähnlich werden, dann müssen wir ihm in seinem Tod nachfolgen, sein Kreuz auf uns nehmen, uns verfolgen, verhöhnen, verspotten und töten lassen, denn die alte Hülse gehört dem Zorn Gottes. Sie muß gefegt (und gereinigt) werden, weil nicht der alte Mensch in uns leben soll, sondern der neue. Der alte wird dem Zorn gegeben, denn aus dem Zorn blüht der neue aus, wie das Licht aus dem Feuer scheint. Der alte Adam muß also das Holz zum Feuer sein, auf daß der neue im Licht des Feuers ausgrüne, denn im Feuer muß er bestehen. Nichts ist ewig, was nicht im Feuer bestehen kann und das nicht aus dem Feuer entsteht.

12.24. Unsere Seele ist aus Gottes Feuer, und der Leib aus dem Feuer des Lichtes. Doch verstehe allezeit mit dem Leib eine stumme Wesenheit, welche kein Geist ist, sondern ein essentielles Feuer. Der Geist ist viel höher, denn sein Ursprung ist das Feuer des Grimms, die grimmige Qual-Quelle, und sein wahres Leben oder der Leib, den er in sich hat, ist das Licht der Sanftmut. Das wohnt im Feuer und gibt dem Feuer seine sanfte Nahrung oder Liebe, sonst bestünde das Feuer nicht, denn es will etwas zu verzehren haben. Denn Gott der Vater spricht auch: »Ich bin ein zorniger, eifriger und grimmiger Gott, ein verzehrendes Feuer (5.Mose 4.24)«, und nennt sich doch auch einen »barmherzigen lieben Gott (1.Joh. 4.8)« nach seinem Licht und nach seinem Herzen. Darum spricht er »Ich bin barmherzig.«, denn im Licht wird das Wasser des ewigen Lebens geboren, welches das Feuer und den Grimm des Vaters löscht.

13. Kapitel - Vom zweifachen Menschen, dem alten und neuen Adam

Vom zweifachen Menschen, also vom alten und vom neuen Adam: Von zweierlei Menschen, wie sich der alte bösartige gegen den neuen halte, was ein jeder für eine Religion, Leben und Glauben führt, und was ein jeder erkennt.

13.1. Alles, was im alten Adam von Christus gelehrt, geschrieben, gepredigt oder geredet wird, sei es aus Kunst oder wie es wolle, das ist aus dem Tod und hat weder Vernunft noch Leben, denn der alte Adam ist an Christus tot. So kann es nur der neue tun, der aus der Jungfrau geboren wird. Der allein erkennt das Wort der Wiedergeburt und geht zur Tür Christi in den Schafstall hinein. Der alte Adam will durch Kunst und Forschen hineinsteigen. Er meint, im Buchstaben könne Christus genug ergriffen werden, und er sei von Gott bestellt und zum Lehren berufen. Wer also Kunst und Sprachen gelernt und viel gelesen hat, dem müsse der Geist Gottes durch sein Predigen reden, auch wenn er nur der alte verdorbene Adam ist. Aber Christus sagt: »Die sind Diebe und Mörder und sind nur gekommen, um zu rauben und zu stehlen. Wer nicht zur Tür in den Schafstall geht, sondern anderswo hineinsteigt, der ist ein Dieb und Mörder. (Joh. 10.1)« Und weiter spricht er: »Ich bin die Tür zu den Schafen: Wer durch mich eingeht, der wird Weide finden, und die Schafe werden ihm folgen. (Joh. 10.9)« »Denn wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich. (Matth. 12.30)«

13.2. Ein Lehrer soll und muß aus Christus geboren sein, oder er ist ein Dieb und Mörder und steht nur da, um für die Bauchfülle zu predigen. Er tut es für Geld und Ehren, und damit lehrt er sein eigenes Wort und nicht Gottes Wort. Wenn er aber aus Christus wiedergeboren ist, dann lehrt er Christi Wort, denn er steht im Baum Christi und gibt seinen Schall aus dem Baum Christi, darin er steht. Darum ist solche Widerwärtigkeit auf Erden, daß sich die Menschen Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, was der alte bösartige Adam gern hört, was seiner Überheblichkeit und fleischlichen Wollust dient, und was zur Macht und Pracht dient.

13.3. Oh ihr Teufelslehrer, wie wollt ihr vor dem Zorn Gottes bestehen? Warum lehrt ihr, wenn ihr doch nicht von Gott gesandt seid? Ihr seid aus Babel gesandt, aus der großen Hure, aus der Mutter der großen geistigen Hurerei auf Erden. Ihr seid nicht aus der Jungfrau geboren, sondern aus der ehebrecherischen Frau, denn ihr lehrt nicht nur Menschentand, sondern verfolgt auch noch die gesandten Lehrer, welche aus Christus geboren sind. Ihr streitet um die Religion, obwohl es doch (eigentlich) in der Religion gar keinen Streit gibt. Es sind nur mancherlei Gaben, aber es spricht nur ein Geist. Gleichwie ein Baum mancherlei Zweige hat und die Früchte mancherlei Formen, die nicht immer einander ähnlich sehen. Auch wie die Erde mancherlei Kraut und Blumen trägt, und doch die Erde die einige Mutter ist, so ist es auch mit denen, die aus Gottes Geist sprechen: Ein jeder spricht aus dem Wunder seiner Gaben, aber ihr Baum und ihr Acker, darauf sie stehen, ist Christus in Gott. Doch ihr „Geist-Binder“ wollt das nicht leiden. Ihr wollt euren Christus, den ihr doch selber mit der irdischen Zunge unerkannt lehrt, den Mund verstopfen und ihn an euer Gesetz binden. Oh, die wahre Kirche Christi hat kein Gesetz. Christus ist der Tempel, in den wir hineingehen müssen. Der Steinhaufen macht keinen neuen Menschen. Aber der Tempel Christi, darin Gottes Geist lehrt, der weckt das halbtote Bildnis auf, daß es zu grünen beginnt. Es gilt alles gleich: Gott fragt nicht nach Kunst oder nach Wohlredenheit, sondern wer zu ihm kommt, den will er nicht hinausstoßen. Christus ist in die Welt gekommen, weil er die armen Sünder rufen und selig machen will. Auch Jesajas sagt: »Wer ist so einfältig wie mein Knecht?« Darum bringt es die Klugheit dieser Welt ganz und gar nicht. Sie macht nur überheblichen Stolz und aufgeblasenen Verstand. Sie will oben hinaus und will herrschen. Aber Christus spricht: »Wer nicht Häuser, Gut, Geld, Frau und Kind um meines Namens willen verläßt, der ist meiner nicht wert.« Alles, was in dieser Welt ist, darf nicht so lieb sein als der teure Name „Jesus“, denn alles was diese Welt hat, ist irdisch, aber der Name Jesus ist himmlisch. Und aus dem Namen Jesu müssen wir aus der Jungfrau wiedergeboren werden.

13.4. Darum steht das Kind der Jungfrau gegen den alten Adam. Dieser zeigt sich mit Begierden der zeitlichen Wollust, Ehren, Macht und Gewalt und ist wie ein grimmiger Drache, der nur fressen will, wie ihn auch die Offenbarung des Johannes als einen scheußlichen Drachen darstellt. Und das Jungfrauenkind steht auf dem Mond und führt eine Krone mit zwölf Sternen, denn es tritt mit den Füßen auf das Irdische als auf den Mond (Offb. 12.1). Es ist aus dem irdischen Mond herausgewachsen wie eine Blume aus der Erde. Darum steht das jungfräuliche Bild auf dem Mond. Und dagegen schießt der grimmige Drache seinen Strahl mit Wasser und will das jungfräuliche Bild immerzu ersäufen. Aber die Erde kommt der Jungfrau zu Hilfe und verschlingt den Wasserstrahl und führt die Jungfrau nach Ägypten, das heißt, das jungfräuliche Bild muß sich in Ägypten in die Dienstbarkeit stellen lassen. Und die Erde, als der Grimm Gottes, verdeckt das jungfräuliche Bild und verschlingt des Drachen Strahl: Obwohl der Drache das jungfräuliche Bild mit seinem Greuel überhäuft, lästert und verschmäht, so schadet es doch dem Jungfrauenkind nichts, denn der Grimm Gottes nimmt die Lästerung an, die über das reine Kind ausgegossen wird, denn die Erde bedeutet allezeit den Grimm Gottes. So steht das jungfräuliche Kind auf der Erde als auf dem irdischen Mond und muß immerzu vor dem irdischen Drachen nach Ägypten fliehen, denn es muß hier nur unter des Pharaos Dienstbarkeit sein. Aber es steht auf dem Mond und nicht unter dem Mond. Der Fürst Josua oder Jesus führt es durch den Jordan nach Jerusalem, denn es kann nur durch den Tod in (das himmlische) Jerusalem eingehen und muß den (irdischen) Mond verlassen. Es ist in dieser Welt nur ein Gast, ein Fremdling und Pilger und muß durch das Land des Drachen wandern. Wenn der Drache seinen Strahl auf das Kind schießt, dann muß es sich beugen und unter das Kreuz treten: So nimmt der Zorn Gottes das Feuer (bzw. Feuerwasser) des Drachen an.

13.5. Uns ist erkenntlich, daß der alte Adam nichts vom neuen weiß noch versteht. Er versteht alles irdisch, denn er weiß nicht, wo Gott oder was Gott ist. Er heuchelt sich selber, mißt sich Frömmigkeit zu und meint, er diene Gott, aber dient nur dem alten Drachen. Er opfert, und sein Herz hängt am Drachen. Er will gemeinhin fromm sein und mit der Irdischkeit in den Himmel fahren, aber spottet der Himmelskinder. Damit zeigt er an, daß er im Himmel fremd ist, denn er ist nur ein Herr auf Erden und ein Teufel in der Hölle.

13.6. Unter solchen Dornen und Disteln müssen Gottes Kinder wachsen. Sie werden in dieser Welt nicht erkannt, denn der Zorn Gottes verdeckt sie. So kennt sich ein Kind Gottes auch selbst nicht recht. Es sieht nur den alten Adam, der ihm anhängt und immerzu das Jungfrauenkind ersäufen will. Es sei denn, daß das Jungfrauenkind einen Anblick in der Heiligen Dreifaltigkeit (Ternarium Sanctum) empfange. Darin erkennt es sich, wenn ihm das edle schöne Ritterkränzlein aufgesetzt wird. Dann muß der alte Adam hinterhersehen und weiß nicht, wie ihm geschieht. Er ist wohl sehr freudig, aber er tanzt wie nach einer Geige. Und wenn das Spiel aufhört, dann hat seine Freude ein Ende und er bleibt der alte Adam, denn er gehört der Erde und nicht der englischen Welt.

13.7. Sobald es mit dem Menschen dahin kommt, daß das jungfräuliche Bild aus dem alten Adam auszugrünen beginnt, so daß sich des Menschen Seele und Geist in den Gehorsam Gottes hineinergibt, so beginnt mit ihm auch der Streit, denn der alte Adam im Zorn Gottes streitet gegen den neuen Adam in der Liebe. Der alte will im Fleisch und Blut Herr sein. Und so will auch der Teufel den jungfräulichen Zweig nicht dulden, denn er darf ihn nicht anrühren, aber den alten Adam kann er anrühren, infizieren und besitzen. Weil ihm seine eigene Wohnung in der Finsternis des Abgrundes nicht gefällt, so wohnt er gern im Menschen, denn er ist ein Feind Gottes und hat außerhalb des Menschen keine Gewalt. Darum besitzt er den Menschen und führt ihn nach seinem Gefallen in den Zorn und Grimm Gottes, damit er Gottes Liebe und Sanftmut spotte. Denn er vermeint immer noch, solange er ein grimmiger Feuerquell ist, sei er höher als die Demut, weil er so schrecklich fahren könne. Weil er aber den jungfräulichen Zweig nicht anrühren darf, gebraucht er nur List und Schalkheit und verdeckt diesen, damit er in dieser Welt nicht erkannt wird, denn sonst könnten ihm zu viele solcher Zweiglein in seinem vermeintlichen Land wachsen. Denn er ist ihnen gram und feind, und führt seine stolzen Diener mit Spott und Plagen über diese Menschen, daß sie verfolgt, verspottet und für Narren gehalten werden. Solches tut er durch die verstandeskluge Welt, durch jene, welche sich Christi Hirten nennen, auf welche die Welt sieht, damit doch der Lilienzweig nicht erkannt werde. Die Menschen könnten sonst aufmerken, und ihm könnten zu viele solcher Zweiglein wachsen, so daß er seine Herrschaft bei den Menschen verlieren würde.

13.8. Aber der edle Lilienzweig wächst in Geduld und Sanftmut und nimmt seine Essenz, Kraft und Geruch aus dem Acker Gottes, also aus der Menschwerdung Christi. Denn Christi Geist ist seine Essenz, und Gottes Wesen ist sein Leib. Nicht aus fremder Eigenschaft, sondern aus seiner eigenen im Tod eingeschlossenen und in Christi Geist ausgrünenden Essenz wächst der jungfräuliche Lilienzweig. Er sucht und begehrt nicht die Schönheit dieser Welt, sondern der englischen Welt, denn er wächst auch nicht in dieser Welt, im dritten Prinzip, sondern im zweiten Prinzip in der Paradieswelt. Darum ist großer Streit in Fleisch und Blut im äußeren Verstand. Der alte Adam kennt den neuen nicht, aber empfindet, daß er ihm widersteht. Er will nicht, was der alte will, und führt den alten immer zur Entsagung. Das tut dem alten weh, denn der alte will nur Wollust, Gut und zeitliche Ehre haben und mag nicht Spott und Kreuz erleiden. Aber dem neuen gefällt es wohl, daß er Christi Malzeichen tragen soll und dem Bild Christi ähnlich wird. Darum geht der alte oft ganz traurig umher, denn er sieht, daß er ein Narr sein muß, weiß aber auch nicht, wie ihm geschieht, denn er kennt Gottes Willen nicht. Er hat nur den Willen dieser Welt, und was dort glänzt, das will er haben. Er will immer gern ein Herr sein, vor dem man sich beuge. Aber der neue beugt sich vor seinem Gott. Er begehrt nichts und will auch nichts, sondern sehnt sich nach seinem Gott wie ein Kind nach seiner Mutter. Er wirft sich in den Schoß seiner Mutter und ergibt sich seiner himmlischen Mutter im Geist Christi. Er begehrt seiner ewigen Mutter Speise und Trank und ißt im Mutterschoß wie ein Kind im Mutterleib von der Mutter ißt. Denn solange er im alten Adam verdeckt ist, so ist er noch in der Menschwerdung. Wenn aber der alte Adam stirbt, dann wird der neue aus dem alten ausgeboren. Das Gefäß, darin er lag und ein jungfräuliches Kind wurde, überläßt er der Erde und dem Gericht Gottes. Er aber wird ausgeboren wie eine Blume in Gottes Reich. Und wenn der Tag der Wiederbringung kommen wird, dann sollen ihm alle seine Werke nachfolgen, die er im alten Adam gut gewirkt hat, und die Bosheit des alten Adams soll im Feuer Gottes abgebrannt und dem Teufel zur Speise gegeben werden.

13.9. Nun spricht der Verstand: „Solange der neue Mensch in dieser Welt im alten nur in der Menschwerdung ist, ist er doch nicht vollkommen.“ Antwort: Dies ist nicht anders als in einem Kind, dazu der Samen mit zwei Tinkturen von männlich und weiblich ineinander gesät wird und ein Kind daraus entsteht. Denn sobald der Mensch umkehrt und sich mit ganzem Herzen, Sinn und Willen zu Gott wendet und vom gottlosen Weg abgeht und sich ganz ernsthaft in Gott ergibt, so beginnt die Schwängerung im Seelenfeuer im alten verdorbenen Bildnis und die Seele ergreift in sich das Wort, das sich in Maria im Zentrum der Heiligen Dreifaltigkeit bewegte und sich in Maria mit der züchtigen hochgesegneten Himmelsjungfrau der Weisheit Gottes in die halbabgestorbene Jungfrau hineingab und ein wahrer Mensch wurde. Dieses Wort, das sich in Maria im Zentrum der Heiligen Dreifaltigkeit bewegte oder regte und sich mit der halbtoten eingeschlossenen Jungfrauenschaft vermählte, ergreift das seelische Feuer, und sogleich beginnt im Bildnis der Seele als im Licht der Seele und in der Sanftmut als in der verschlossenen jungfräulichen Wesenheit die Schwängerung. Denn des Menschen Liebetinktur ergreift Gottes Liebetinktur, und damit ist der Samen durch den Heiligen Geist im Bildnis der Seele gesät, wie solches in unserem Buch “Vom dreifachen Leben des Menschen” ausführlich beschrieben wurde.

13.10. Nun siehe, wenn dann also das jungfräuliche Zeichen in Gottes Liebe erscheint, dann kann dieser Zweig schon geboren werden, denn in Gott ist alles vollkommen. Weil er aber im alten Adam verdeckt steckt und gleichsam nur in der Essenz wie ein Samenkorn besteht, so ist noch große Gefahr dabei, denn mancher erlangt diesen Zweig erst an seinem letzten Ende. Und wenn er ihn auch aus dem Mutterleib mitgebracht hätte, so wird er doch verdorben und bei manchen zerbrochen und irdisch gemacht.

13.11. So geht es auch dem armen Sünder: Wenn er Buße tut, aber danach wieder ein bösartiger Mensch wird, dann geht es ihm, wie Adam geschah. Der war ein schönes und herrliches von Gott erschaffen und hocherleuchtetes Bild. Als er sich aber von der Lust überwinden ließ, wurde er irdisch, und so wurde sein schönes Bildnis in der irdischen Qualität im Zorn Gottes gefangen, und so geht es noch immer. Aber dies sagen wir, die wir in Gnade Gottes Erleuchtung empfangen und um dieses Kränzlein lange Zeit gerungen haben, daß dem, der im Ernst beständig bleibt, bis sein Zweig ein Bäumlein wird, dem kann sein Zweig in einem oder mehreren Stürmen nicht so leicht zerbrochen werden. Denn was schwach bleibt, das hat auch ein schwaches Leben. Das reden wir nicht der Gottheit ein, sondern es ist natürlich und geschieht doch auch alles natürlich. Denn auch das Ewige hat seine Natur, und so kommt nur eines aus dem anderen: Wäre diese Welt nicht von des Teufels Bosheit und Grimm vergiftet gewesen, dann wäre Adam in dieser Welt im Paradies geblieben, auch wäre kein solcher Grimm in den Sternen und Elementen. Denn der Teufel war ein König und großer Herr im Reich dieser Welt, aber hat den Grimm erregt. Darum schuf Gott den Himmel aus dem Mittel des Wassers, damit die feurige Natur als das feurige Firmament vom Wasser-Himmel gefangen werde, so daß sein Grimm verlösche. Denn sonst, wenn das Wasser vergehen sollte, dann würde man wohl sehen, was in dieser Welt sein würde: Nicht anders als nur ein kaltes, herbes und feuriges Brennen, und doch nur finster, denn es könnte kein Licht sein. Denn das Licht besteht bloß in der Sanftmut, und so kann auch kein scheinendes Feuer sein, es habe denn sanfte Wesenheit. Darum ist uns erkenntlich, daß Gott die himmlische Wesenheit in Wasser verwandelt hat, welches natürlich geschah, als sich Gott der Vater bewegte. Und der Teufel fiel, welcher ein Feuer-Herr über die Sanftmut sein wollte. So wurde ihm ein solcher Riegel vor seine giftige Bosheit geschoben, daß er nun Gottes Affe und kein Herr ist, ein Wütender und Erfüller im Zorn-Quell.

13.12. Wenn wir nun wissen, daß wir vom Zorn umgeben sind, sollen wir unser Selbst wahrnehmen und uns nicht so gering und leicht schätzen. Denn wir sind nicht allein von dieser Welt, sondern auch zugleich von der göttlichen Welt, die in dieser Welt verborgen steht und uns nahe ist. Wir können zugleich in drei Welten leben und sein, wenn wir nur aus dem bösartigen Leben mit dem jungfräulichen Bild ausgrünen. Denn wir leben (1.) im ersten Prinzip in der Welt des Vaters im Feuer nach der essentiellen Seele, also nach der Feuer-Qualität im Zentrum der ewigen Natur. Dann leben wir (2.) mit dem wahrhaft reinen jungfräulichen Bild in der lichtflammenden Paradieswelt, obwohl sie im Reich dieser Welt nicht offenbar ist, aber doch im jungfräulichen Bild im Heiligen Geist und im Wort erkannt wird, das im jungfräulichen Bild wohnt. Und (3.) leben wir mit dem alten Adam in dieser äußeren verdorbenen Suchtwelt beim Teufel in seiner entzündeten Sucht. Darum heißt es, vorsichtig zu sein. Christus spricht: »Seid einfältig wie die Tauben und listig wie die Schlangen. (Matth. 10.16)« Nehmt euer Selbst wahr! In Gottes Reich bedürfen wir keine List, denn dort sind wir nur Kinder im Schoß der Mutter. Aber in dieser Welt mögen wir uns wohl vorsehen. Wir tragen den edlen Schatz in einem irdischen Gefäß, und es ist schnell geschehen, daß Gott und sein Himmelreich verloren wird, welches nach dieser Zeit nicht mehr zu erlangen ist. Hier sind wir im Acker und Samen. Wir stehen hier im Wachsen, und wird auch der Halm einmal zerbrochen, dann ist doch noch die Wurzel da, so daß ein anderer Halm wachsen kann.

13.13. Hier steht dem Menschen die Gnadentür offen. Und es ist kein Sünder so groß, daß er nicht aus der Bosheit neugeboren werden kann, wenn er umkehrt (und rechtschaffene Früchte der Buße wirkt). Wer aber seine Wurzel mutwillig in das Feuer des Teufels wirft und an seinem Ausgrünen verzagt, wer will dem helfen, der selber nicht will?! Wenn er aber seinen Willen zu Gott umkehrt, dann will ihn Gott haben. Denn wer in den Zorn Gottes will, den will Gottes Zorn haben. Wer aber in die Liebe will, den will Gottes Liebe haben. Paulus sagt: »Wem ihr euch als Knechte in Gehorsam begebt, entweder der Sünde zum Tod oder dem Gehorsam Gottes zur Gerechtigkeit, dessen Knechte seid ihr. (Röm. 6.16)« »Der Gottlose ist Gott ein lieblicher Geruch im Zorn, und der Heilige ist Gott ein lieblicher Geruch in seiner Liebe. (2.Kor. 2.15)« Kann doch ein Mensch aus sich machen, was er will, denn er hat beides vor sich, Feuer und Licht. Will er ein Engel im Licht sein, dann hilft ihm Gottes Geist in Christus zur Engelschar. Will er aber ein Teufel im Feuer sein, dann hilft ihm Gottes Zorn und Grimm und zieht ihn in den Abgrund zum Teufel. Also bekommt er seinen Aszendenten („Geburtsstern“), wozu er Lust hat. Zerbricht er aber die erste Lust und geht in eine andere, dann bekommt er einen anderen Aszendenten. Aber der erste hängt ihm trefflich an, und er will ihn immer wieder haben. Darum muß das edle Samenkörnlein öfters in großer Quetsche (bedrückt) stehen. Es muß sich von Dornen stechen lassen, denn die Schlange sticht immerzu des Weibes Samen als das Jungfrauenkind in die Ferse (1.Mose 3.15). Denn der Schlangenstich steckt im alten Adam, und der sticht immerzu das Jungfrauenkind im Mutterleib in die Ferse. Darum ist dieses Leben in dieser Welt mit uns armen gefangenen Menschen ein Jammertal voller Angst, Kreuz, Elend, Trübsal, Marter und Leid. Denn wir sind hier fremde Gäste und sind wie auf einem Pilgerweg. Wir müssen durch große wüste und wilde Einöden wandern, und werden von bösartigen Tieren umgeben, wie von Nattern und Schlangen, Wölfen und anderen greulichen Tieren. Doch das böseste Tier tragen wir im Busen. Und in diesem bösen und wüsten Viehstall steht unser schönes Jungfräulein zur Herberge.

13.14. Aber dies erkennen und sagen wir mit Grund, daß, wem der edle Zweig wächst und stark wird, in diesem Menschen der alte Adam Knecht werden muß. Er muß hinterhergehen und oft tun, was er nicht will. Er muß oft Kreuz, Spott und auch den Tod erleiden, und das tut er nicht gern. Aber das jungfräuliche Bild in Christus zwingt ihn, denn es will Christus als seinem Bräutigam gern mit Freuden nachfolgen und ihm in Kreuz und Trübsal ähnlich werden.

13.15. Und wir sagen auch dies, daß wohl keiner mit der jungfräulichen Krone gekrönt wird, welche die Frau in der Offenbarung mit zwölf Sternen trägt (Offb. 12.1), nämlich mit sechs Geistern der Natur himmlisch und mit sechs Geistern irdisch, er bestehe denn vor dem Strahl des Drachen und fliehe mit nach Ägypten unter das Kreuz in die Plagen Ägyptens. Er muß Christi Kreuz tragen und Christi Dornenkrone aufsetzen, und sich auch wohl ausäffen, narren und verspotten lassen, wenn er Christi und der Jungfrau Krone aufsetzen will. Denn er muß zuerst die Dornenkrone tragen, will er die himmlische Perlenkrone in der Heiligen Dreifaltigkeit aufsetzen.

13.16. Und wir geben den Erleuchteten noch ein großes Geheimnis zu erkennen: Wenn die Perle (des göttlichen Samens) gesät wird, dann setzt er zum ersten Mal die Krone in der Heiligen Dreifaltigkeit mit großen Freuden und Ehren vor Gottes Engeln und allen heiligen Jungfrauen auf. Und das ist wohl die größte Freude, aber diese Krone verbirgt sich wieder, denn an dieser Stelle wird Gott Mensch. Wie wollte da nicht Freude sein, und der alte Adam tanzt mit, aber wie ein Esel nach der Leier. Doch die Krone wird der Menschwerdung beigelegt.

13.17. Willst du nun ein Ritter sein, dann mußt du in Christi Fußstapfen mit dem alten Esel auch gegen den Teufel kämpfen. Wenn du siegst und als ein ritterliches Kind Gottes erkannt und angenommen wirst, dann wird dir die Krone der Frau mit den zwölf Sternen aufgesetzt. Die sollst du tragen, bis aus der Frau die Jungfrau aus deinem Tod oder mit deinem Tod geboren wird. Diese Jungfrau soll die dreifache Krone der großen Ehre in der Heiligen Dreifaltigkeit aufsetzen. Denn solange das jungfräuliche Bild noch im alten Adam verschlossen liegt, erlangt es die englische Krone nicht, denn es steht noch in der Gefährlichkeit. Aber wenn es mit dem Sterben des alten Adams geboren wird und aus der Hülse oder Schale herauskriecht, dann ist es ein Engel und kann nicht mehr verderben, und dann wird ihm die beigelegte wahre Krone aufgesetzt, weil Gott Mensch wurde. Aber die Krone mit den zwölf Sternen behältst du zum ewigen Zeichen. Denn es soll in Ewigkeit nicht vergessen werden, daß Gott in der irdischen Frau die Jungfrauenschaft wieder aufgeschlossen hat und Mensch geworden ist. Die Gottheit ist Geist, und das heilige reine Element ist aus dem Wort seit Ewigkeit geboren. Und so ist der Herr in den Knecht eingegangen, darüber sich alle Engel im Himmel wundern, denn das ist das größte Wunder, das seit Ewigkeit geschehen ist. Denn es ist gegen die Natur, und das kann nur Liebe sein. Die sechs irdischen Zeichen sollen zum ewigen Wunder bestehen und ein ewiger Lobgesang sein, daß uns Gott aus Tod und Not erlöst hat. Und die sechs himmlischen Zeichen sollen unsere Krone und Ehre sein, daß wir mit dem Himmlischen das Irdische überwunden haben, daß wir Frauen und Männer waren und nun züchtige Jungfrauen mit reiner Selbstliebe sind. So sollen die Siegeszeichen in Ewigkeit bestehenbleiben. Daran soll erkannt werden, was Gott mit der Menschheit zu tun habe und wie der Mensch das größte Wunder im Himmel ist, dessen sich die Engel hoch erfreuen.

14. Kapitel - Von der neuen Wiedergeburt

In welcher Substanz, Essenz, Wesen und Eigenschaft die neue Wiedergeburt als das Jungfrauenkind steht, solange es noch im alten Adam steckt.

14.1. Obwohl wir in diesem Jammermeer im irdischen Fleisch und Blut schwimmen und von irdischer Qualität geworden sind, darin wir in der Dunkelheit im Glanz verschlossen liegen, hört doch das edle Gemüt nicht auf, nach seinem wahren Vaterland zu forschen, dahin es gehen soll. Es fragt immer: „Wo ist denn Gott? Wann soll es geschehen, daß ich Gottes Antlitz sehen kann? Wo ist denn meine edle Perle? Wo ist das Jungfrauenkind? Ich sehe es doch nicht. Warum geschieht es mir, daß ich mich nach dem so ängstige, was ich doch nicht sehen kann? Ich empfinde wohl eine große Lust und Begierde danach, aber kann nicht sehen, wo mein Herz ruhen könnte. Mir ist immerfort wie einer Frau, die gern gebären wollte. Wie gern wollte ich doch meine Frucht sehen, die mir von meinem Gott verheißen wurde.“ So sehnt sich (das edle Gemüt) doch immer zur Geburt. Ein Tag ruft den anderen, und der Morgen den Abend, und die Nacht wieder den Tag, und es hofft in der Entsagung, wann endlich der helle Morgenstern aufgehen werde, der dem Gemüt seine Ruhe bringe. Und es ist ihm wie einer Frau, die zur Geburt arbeitet und immerzu den Anblick erhofft und mit Sehnen und Verlangen wartet.

14.2. So, meine geliebten Kinder Gottes, geht es uns. Wir meinen, wir sind noch fern davon und stehen doch so schon in der Geburt. So gebären wir mit großem Sehnen in Ängsten und kennen den Samen nicht, den wir gebären. Denn er liegt verschlossen. Wir gebären ja nicht in diese Welt. Wie wollen wir also die Frucht mit den Augen dieser Welt sehen? Und diese Frucht gehört auch nicht in diese Welt.

14.3. Weil wir aber die wahre Erkenntnis dieses Wesens erlangt haben, nicht nach dem äußeren Menschen, sondern nach dem inneren, so wollen wir uns dies im Gleichnis vorstellen, um des Lesers und um unserer Erfreulichkeit willen:

14.4. Wenn wir uns betrachten, wie wir doch so zweifach sind, mit zweifachen Sinnen und Willen, dann können wir nicht besser zur Erkenntnis kommen, als wenn wir das Geschöpf betrachten: Wir sehen einen groben Stein liegen, darin in manchem das beste Gold ist. Dann sehen wir ja, wie das Gold im Stein glänzt, aber der Stein ist stumm und weiß nicht, daß er ein so edles Gold in sich hat. So sind auch wir ein irdischer Sulphur („Seelenköper“), aber haben einen himmlischen Sulphur im irdischen, davon ein jedes das Seine ist. Sie sind wohl während dieser Zeit ineinander, aber sie inqualieren nicht miteinander. Es ist nur eines des anderen Behälter und Wohnhaus, wie wir dies am Gold erkennen, da der grobe Stein nicht aus Gold ist, sondern nur sein Behälter. Seine Grobheit gibt auch nicht das Gold, sondern die Tinktur der Sonne gibt es im groben Stein. Aber der grobe Stein ist die Mutter, und die Sonne ist der Vater, denn die Sonne schwängert den groben Stein, weil er das Zentrum der Natur hat, daraus die Sonne ihren Ursprung nimmt. Wenn wir so bis ins Zentrum fortgehen wollten, dann könnten wir es darstellen. Weil es aber in anderen Schriften genug erklärt wurde, so bleibe es hier stehen.

14.5. Entsprechend ist es auch mit dem Menschen: Der irdische Mensch bedeutet den groben Stein, und die Sonne bedeutet das Wort, das Mensch wurde. Das schwängert den verdorbenen Menschen, denn Ursache ist dies: Der verdorbene Mensch ist wohl irdisch, aber er hat das Zentrum der Natur ewig in sich. So sehnt er sich nach Gottes Sonne, denn in seiner Schöpfung wurde Gottes Sonne mit zu seinem Wesen genommen. Nun hat aber der grobe Stein die Sonne überwachsen und in sich verschlungen, so daß sie mit dem groben Stein gemischt ist, und kann dem groben Sulphur nicht entrinnen, es werde denn im Feuer geläutert, so daß das Grobe abgeschmolzen wird und allein die Sonne bleibt. Dies verstehe mit dem Sterben und Verwesen. Damit wird das grobe irdische Fleisch abgeschmolzen, und so bleibt allein das jungfräuliche geistige Fleisch.

14.6. Doch versteht uns richtig, was wir meinen. Wir reden teuer und wahrhaftig, wie wir es erkennen. Der neue Mensch ist nicht nur ein Geist. Er ist auch im Fleisch und Blut: Gleichwie das Gold im Stein nicht nur Geist ist, sondern Leib hat, aber nicht einen solchen, wie der grobe Stein, sondern einen Leib, der im Zentrum der Natur im Feuer besteht. Denn das Feuer kann seinen Leib nicht verzehren, weil das Gold ein anderes Prinzip hat. Wüßtest du das, du irdischer Mensch! Aber es bleibt zu Recht stumm, denn die Erde ist des Goldes nicht wert, auch wenn sie es trägt und gebiert. So ist auch der irdische Mensch des Kleinods nicht wert, das er trägt, auch wenn er es zu gebären hilft, denn noch ist er eine finstere Erde gegenüber dem Jungfrauenkind, das aus Gott geboren ist.

14.7. Und wie das Gold einen wahrhaftigen Leib hat, der im groben Stein verborgen und gefangen liegt, so hat auch die jungfräuliche Tinktur im irdischen Menschen einen wahrhaft himmlisch-göttlichen Leib in Fleisch und Blut. Aber nicht in einem solchen Fleisch und Blut wie das irdische, denn es kann im Feuer bestehen, und es geht durch Stein und Holz und wird davon nicht ergriffen. Gleichwie das Gold den groben Stein durchdringt und ihn nicht zerbricht, auch sich selber nicht zerbricht, aber der Stein weiß nichts vom Gold. So ist auch der alte irdische Mensch: Wenn er das Wort des Lebens empfängt, das in Christus Mensch wurde, dann empfängt er es im verdorbenen Sulphur seines Fleisches und Blutes, in das im Tod verschlossene jungfräuliche Zentrum, darin Adam ein jungfräuliches Bild war, bis ihm die wilde Erde sein Gold der klaren göttlichen Wesenheit überzog, so daß nun das Himmlische im Tod im Zentrum des Feuers bestehen mußte. Und ich sage, in dieses und in diesem bewegte sich das Wort des Lebens, das in Maria ein Mensch wurde. Hier bekam die im Tod verschlossene Wesenheit eine lebendige Tinktur. Hier beginnt das edle Gold als die himmlische Wesenheit im Tod zu grünen, und hat sogleich den Heiligen Geist im Wort des Lebens in sich, der da vom Vater und Sohn ausgeht. So macht die Weisheit, nämlich die himmlische Jungfrau als ein Spiegel und Ebenbild der Gottheit, vor sich einen reinen Sulphur, ein reines Fleisch und Blut, darin er wohnt, nicht von irdischer Essenz, sondern von göttlicher Essenz aus himmlischer Wesenheit. Das ist das wahrhaftige Fleisch und Blut Christi, denn es wächst in Christi Geist im Wort des Lebens, das Mensch wurde und den Tod zerbrach, darin die göttliche Tinktur wieder grünte und aus sich Wesen gebar, denn alles ist aus Gottes Begehren geboren und hergekommen. Wenn also Gott ein Feuer und auch ein Licht ist, so ist uns genug erkenntlich, woraus ein jedes gekommen ist: Wir können nichts anderes sagen, als aus dem Guten und Liebreichen sei das Gute gekommen, denn ein guter begehrender Wille empfängt in seine Imagination seinesgleichen, weil er sich mit dem Hunger seines Begehrens selber seinesgleichen macht.

14.8. So ist uns erkenntlich: Weil die Gottheit gelüstete, einen Spiegel und ein Bild ihresgleichen zu haben, so wird die göttliche Lust in seiner Selbstschwängerung auch das Gute und Liebste in ihrem begehrenden Willen geboren haben, ein rechtes (wirkliches) Gleichnis nach dem Guten, nach der klaren Gottheit. Daß sich aber das Irdische mit eingemischt hat, das ist die Schuld des begehrenden Zorns des Feuers, nämlich des Teufels, der diesen mit seiner Imagination entzündete.

14.9. So ist uns nun auch hoch erkenntlich, daß Gott das Seine als sein Allerbestes und Liebstes, das er zu seinesgleichen in ein kreatürliches Wesen erschuf, nicht verlassen wollte. Eher wurde er selbst ein solches, wie er geschaffen hatte, damit er das Verdorbene aus der Verderbnis wieder gebäre und in das Beste setze, weil er darin ewig wohnen möchte. Und wir sagen mit Grund, daß Gott im neuen Menschen „selbständig“ wohnt, nicht durch einen Glanz oder fremden Schein, sondern wesentlich, aber in seinem Prinzip. Der äußerliche Mensch rührt oder ergreift ihn nicht. Auch ist das Fleisch und Blut des neuen Menschen nicht Gott, sondern es ist himmlische Wesenheit. Gott ist Geist, Gott verdirbt nicht. Auch wenn das Wesen verdirbt, so bleibt doch Gott in sich. Er bedarf keines Weggehens (bzw. Vergehens), denn er braucht auch kein Hineingehen, sondern er offenbart sich im Fleisch und Blut, denn es ist seine Lust, ein Gleichnis zu besitzen.

14.10. Und wenn wir uns also recht erkennen und dem nachgehen, dann finden wir, daß der Mensch, das heißt, der ganzheitliche Mensch, ein wahres Gleichnis nach Gott ist. Denn nach dem irdischen Leben und Leib ist er von dieser Welt, und nach dem jungfräulichen Leben und Leib ist er vom Himmel, denn die jungfräuliche Essenz hat himmlische Tinktur und macht himmlisches Fleisch, in dem Gott wohnt. Wie das Gold im Stein eine andere Tinktur hat als der grobe Stein, und diese Tinktur einen anderen Leib hat, so wird ein jeder Leib aus seiner eigenen Tinktur (aus dem „Meer der Ursachen bzw. Möglichkeiten“). Wie wir dann auch erkennen, daß die Erde vom Grimm aus dem Zentrum des herben oder auch kalten Feuers geboren worden ist, aus dem Sulphur der Strenge in der Angst zum Feuer, wie im Buch „Die drei Prinzipien“ erklärt wird.

14.11. So wird auch ein guter Körper oder Leib aus guter Essenz, denn die Essenz macht das Leben, und ist doch selber nicht das Leben. Das Leben entsteht im Prinzip als im Feuer, sei es nun im kalten oder hitzigen Feuer oder im Lichtfeuer, ein jedes ist ein eigenes Prinzip, und ist doch nicht geschieden.

14.12. So wollen wir nun aus dem Grund der Wahrheit von der Menschwerdung oder Menschheit mit klaren, einfachen und unverhüllten Worten reden und sagen, nicht aus Wahn oder Meinen, sondern aus eigener wahrer Erkenntnis in der Erleuchtung, die uns von Gott gegeben ist:

I. Daß der neue wiedergeborene Mensch, der in dem alten verborgen liegt, wie das Gold im Stein, eine himmlische Tinktur habe und göttlich-himmlisches Fleisch und Blut an sich hat, und daß dessen Geist des Fleisches kein fremder Geist sei, sondern sein eigener, aus seiner eigenen Essenz geboren.

II. Wir erkennen und sagen, daß das Wort, das in der Jungfrau Maria Mensch wurde, der erste Grund zur erhebenden Tinktur im Sulphur sei, und erkennen, daß Christi Geist, der den Himmel an allen Enden erfüllt, in dieser Tinktur wohnt.

III. Wir erkennen dieses himmlische Fleisch als Christi Fleisch, in dem die Heilige Dreifaltigkeit unzertrennt (ganzheitlich) wohnt.

IV. Wir erkennen, daß es möglich ist, daß dieses Fleisch und Blut in der Zeit des alten Adams (solange der alte Adam besteht) durch Imagination wieder verdorben werden kann, wie auch in Adam geschah.

V. Wir sagen, daß der Gottheit in der Verderbung nichts abgehe, sie auch in keinem Bösen berührt werde, denn was die Liebe Gottes verliert, das fällt dem Zorn Gottes anheim. Was aus dem Licht fällt, das empfängt das Feuer, und so bleibt Gottes Geist für sich unverdorben.

VI. Wir sagen, daß in allen Menschen die Möglichkeit zur neuen Geburt sei, sonst wäre Gott zertrennt und nicht an einem Ort wie am anderen, und erkennen hierin, daß der Mensch vom Feuer oder vom Licht gezogen werde. Wo er sich in der Waage hinwendet, da fällt er hin, aber kann doch in dieser Zeit sein Waagezünglein wieder in die Höhe schwingen. Wir erkennen auch, daß die heilige klare Gottheit kein Böses will. Sie will auch keinen Teufel, hat auch keinen gewollt, viel weniger einen Menschen in der Hölle im Zorn Gottes zu haben. Aber weil kein Licht ohne Feuer ist, so ist es uns genug erkenntlich, wie sich der Teufel durch Imagination am Zornfeuer vergafft, wie auch alle Menschen, die verdammt werden. Sie wollen sich nicht raten lassen, sondern erfüllen selber den gierigen Feuerqual-Quell. Sie lassen sich davon ziehen, könnten aber wohl stehenbleiben.

VII. Wir sagen, daß der wahre Tempel, darin der Heilige Geist predigt, in der neuen Geburt sei, und daß alles tot, stumm, krumm, blind und lahm sei, was nicht aus Gottes Geist ist oder lehrt, und daß sich der Heilige Geist nicht in den Schall des gottlosen Mundes mischt, und daß kein gottloser Mensch Christi Hirte sei. Denn wenn im Heiligen mit der Stimme des Gottlosen die Uhr geschlagen würde, das geschähe dann wohl auch von einem Tiergeschrei, wenn ihr Hall verständig wäre. Denn sobald der Name Gottes genannt wird und es einen Hall gibt, dann empfängt der andere den Hall an dem Ort, wo er im Schall ist, nämlich in der heiligen Seele. Aber kein Gottloser weckt einen anderen Gottlosen aus dem Tod auf, denn das kann nicht sein. Sie sind beide im Zorn Gottes und liegen noch im Tod verschlossen. Könnten wir selber aus dem Tod steigen und uns selber lebendig machen, dann hätte Gottes Herz nicht Mensch werden müssen. Darum sagen wir mit Grund, daß nur dieses Wort, das da Mensch geworden ist, den armen Sünder aus seinem Tod aufweckt und zur Buße und zu neuem Leben gebiert. Darum sind alle gottlosen Schreier dem Tempel Christi nichts nütze, aber die Christi Geist haben, die sind Christi Hirten.

VIII. Wir erkennen und sagen, daß alle Lehrer, die sich für Christi Knechte und Kirchendiener ausgeben, und solches um des Bauches und Ehren willen, aber nicht wiedergeboren sind, der Antichrist und das Weib in der Offenbarung des Johannes auf dem Drachen sind. (Offb. 17.3)

IX. Wir sagen, daß alle ungerechte Tyrannei und ergriffene Gewalt, mit welcher der Arme gedrängt, ausgesogen, gequetscht und gequält wird, dadurch er auch leichtfertig zu aller Üppigkeit und Ungerechtigkeit gezogen und verursacht wird, das greuliche und scheußliche Tier sei, darauf der Antichrist reitet.

X. Und wir erkennen und sagen, daß die Zeit naht und der Tag anbricht, da dieses böse Tier mit der Hure in den Abgrund gehen soll.

Amen, Halleluja, Amen.


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