Von der Menschwerdung Jesu Christi

(Text von Jakob Böhme 1620, deutsche Überarbeitung 2022)

Erster Teil - Wie das ewige Wort Mensch wurde

1. Kapitel - Vom Ursprung des ewigen göttlichen Wesens

Und daß die Person Christi wie auch seine Menschwerdung mit natürlicher Klugheit oder dem Buchstaben der Heiligen Schrift ohne göttliche Erleuchtung nicht erkannt werden kann.

1.1. Als Christus seine Jünger fragte „Was sagen die Leute, wer des Menschen Sohn sei?“, darauf antworteten sie ihm: „Manche sagen, du seist Elias, manche du seist Johannes der Täufer oder einer der Propheten.“ Da fragte er sie und sprach: „Was sagt ihr denn, wer ich sei?“ Darauf antwortete ihm Petrus: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.“ Und er antwortete ihm und sprach: „Wahrlich, Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Und er verkündigte ihnen darauf sein Leiden, Sterben, Tod und Auferstehen (Matth. 16.21), um anzuzeigen, daß die Klugheit und Wissenschaft des eigenen Verstandes in dieser Welt die Person, welche Gott und Mensch war, mit ihrem (sinnlich-gedanklichen) Verstand weder erkennen noch begreifen könne. Sondern er würde größtenteils nur von denen wahrhaft erkannt werden, welche sich ihm gänzlich ergeben und um seines Namens willen Kreuz, Trübsal und Verfolgung erleiden würden, welche ihm so mit Ernst anhängen. Wie dann solches auch geschehen war, daß er, während er noch sichtbar bei uns in dieser Welt wandelte, von den Verstandesklugen am wenigsten erkannt wurde. Und wenn er auch in göttlichen Wundern einherging, so war doch der äußerliche Verstand so blind und unverständig, daß solche großen göttlichen Wunder von den Klügsten der Verstandeskunst dem Teufel zugeschrieben wurden. Und wie er damals, als er in dieser Welt sichtbar wandelte, von eigener Verstandesklugheit unerkannt geblieben war, so ist und bleibt er dem äußerlichen Verstand immer noch unbekannt und unerkannt.

1.2. Aus diesem ist so viel Zank und Streit um seine Person geworden, weil ja der äußerliche Verstand zu ergründen vermeinte, was Gott und Mensch sei und wie Gott und Mensch eine Person sein könne. Und dieser Streit hat den Erdenkreis erfüllt, weil ja der eigene Verstand meinte, er habe das Perlein (des göttlichen Samens) ergriffen, und dabei nicht bedachte, daß Gottes Reich nicht von dieser Welt ist und daß es Fleisch und Blut nicht erkennen oder begreifen könne, viel weniger ergründen.

1.3. So steht nun einem jeden zu, der von göttlichen Geheimnissen reden oder lehren will, daß er auch Gottes Geist habe und sein Ding, das er für wahr ausgeben will, in göttlichem Licht erkenne und nicht aus eigenem Verstand sauge, sich so ohne göttliche Erkenntnis auf den bloßen Buchstaben in seiner Meinung stütze und die (Heilige) Schrift bei den Haaren herbeiziehe. Wie vom Verstand geschieht, aus dem so trefflich viel Irrtum entstanden ist, daß man die göttliche Erkenntnis in eigener Klugheit und Kunst gesucht hat und so von der Wahrheit Gottes in eigenen Verstand gegangen ist und die Menschwerdung Christi für ein fremdes und fernes Ding gehalten hat, obwohl wir doch alle in dieser Menschwerdung wieder aus Gott geboren werden müssen, wenn wir dem Grimm der ewigen Natur entweichen wollen.

1.4. Und weil es nun den Kindern Gottes ein nahes und vertrautes Werk ist, mit dem sie täglich und stündlich umgehen und immer in die Menschwerdung Christi eingehen sollen, sowie aus dem irdischen Verstand ausgehen und so in diesem Jammerleben in der Geburt und Menschwerdung Christi neu geboren werden müssen, wenn sie Gottes Kinder in Christus sein wollen, so habe ich mir vorgenommen, dieses hohe Geheimnis nach meiner Erkenntnis und Gabe zu einer Erinnerung aufzuschreiben, damit auch ich Ursache habe, mich herzlich mit meinem Immanuel (Christus bzw. „Gott ist mit uns“) zu ergötzen und zu erquicken, weil ich neben anderen Kindern Christi auch in dieser Geburt stehe, auf daß ich ein Denkmal und eine Aufrichtung hätte, wenn mich das finstere und irdische Fleisch und Blut mit des Teufels Gift wieder überziehen und mir mein Bildnis verdunkeln wollte. So habe ich es mir als eine Übung des Glaubens vorgenommen, damit sich meine Seele als ein Ästlein an ihrem Baum Jesus Christus mit seinem Saft und seiner Kraft erquicken könne. Aber solches nicht mit klugen und hohen Reden der Kunst oder aus weltlichem Verstand, sondern nach der Erkenntnis, die ich von meinem Baum Christus habe, damit auch mein Zweiglein neben anderen im Baum und Leben Gottes grüne und wachse. Und obwohl ich es hoch und tief gründe und es ganz hell (und klar) darstellen werde, so soll doch dem Leser dies gesagt sein, daß es ihm ohne Gottes Geist ein Mysterium und unbegreiflich sein wird. Darum sehe ein jeder zu, was er richte, so daß er nicht in Gottes Gericht falle, von seiner eigenen Verwirrung gefangen werde und ihn sein eigener Verstand stürze. Das sage ich wohlmeinend und gebe es dem Leser zu erwägen.

1.5. Wenn wir von der Menschwerdung und Geburt Jesu Christi, des Sohns Gottes, schreiben und davon recht reden wollen, dann müssen wir die Ursachen erwägen, was Gott bewogen habe, daß er Mensch geworden ist. Zumal er solches zu seinem Wesen nicht bedurft hätte, und wir können auch mitnichten sagen, daß sich sein eigenes Wesen in der Menschwerdung verändert habe, denn Gott ist unveränderlich, und ist doch geworden, was er nicht war. Aber seine Eigenschaft ist dabei unveränderlich geblieben. Es ging nur um das Heil des gefallenen Menschen, damit er ihn wieder ins Paradies brächte. Und so ist uns hier der erste Mensch zu betrachten, wie dieser vor seinem Fall gewesen war, für den sich die Gottheit bewegt hat, welches uns Menschen hoch zu betrachten ist.

1.6. Wir wissen ja, was Moses sagt, daß Gott den Menschen nach seinem Gleichnis in ein Bildnis nach sich geschaffen habe (1.Mose 1.27). Verstehe also, daß sich Gott, der ein Geist ist, in einem Bildnis wie in einem Gleichnis sieht. Nicht weniger hat er auch diese Welt geschaffen, damit er so die ewige Natur in Wesenheit offenbare, wie auch in lebendigen Kreaturen und Bildungen, daß dies alles ein Gleichnis und eine Ausgeburt aus der ewigen Natur des ersten Prinzips sei. Dieses Gleichnis stand vor den Zeiten der Welt in Gottes Weisheit wie eine verborgene Magie und wurde vom Geist Gottes in der Weisheit gesehen, der in der Zeit des Anfangs dieser Welt die ewige Natur bewegt und das Gleichnis der verborgenen göttlichen Welt hervorgebracht und eröffnet hat. Denn die feurige Welt stand im Licht Gottes gleichsam wie verschlungen und verborgen, darin allein das Licht der Majestät in sich selbst regiert hat. Und doch sollten wir nicht denken, daß die feurige Welt nicht gewesen war. Sie war gewesen, aber hatte sich in ihr eigenes Prinzip geschieden und ist im Licht der Majestät Gottes nicht offenbar gewesen, wie uns solches am Feuer und Licht zu erkennen ist, daß das Feuer (als Energie) zwar eine Ursache des Lichtes ist, und doch wohnt das Licht im Feuer, vom Feuer nicht ergriffen, und führt eine andere Qualität als das Feuer. Denn das Feuer ist Grimmigkeit und verzehrend, und das Licht ist Sanftmut, und aus seiner Kraft wird die Wesenheit als Wasser oder Sulphur eines Dinges, welches das Feuer in sich zieht und zu seiner Stärke und Lebendigkeit braucht. Und so ist es ein ewiges Band.

1.7. Dieses Feuer und göttliche Licht stand seit Ewigkeit in sich selbst still, weil ein jedes in seiner Ordnung in seinem Prinzip stand, und hat weder Grund noch Anfang, denn das Feuer hat in sich seine eigene Gestaltung zu seiner Qualität, nämlich das Begehren, aus dem und in dem alle Gestaltungen der Natur geboren werden, darin jeweils eine die Ursache der anderen ist, wie in den anderen Schriften ausführlich erklärt wurde. Und wir finden im Licht der Natur, wie das Feuer in seiner eigenen Essenz, gleichsam im herben begehrenden Qual-Quell, in sich selber eine Finsternis gewesen war, welches in der Sanftmut Gottes gleichsam wie verschlungen stand, weil es nicht qualitätisch (wirkend), sondern essentiell in sich selber war, nicht anzündlich. Und wenn es auch gebrannt hat, so ist es doch wie ein eigenes Prinzip in sich selber nur empfindlich gewesen. Denn es gibt seit Ewigkeit nur zwei Prinzipien, nämlich eines in sich selber als die feurige Welt, und das andere auch in sich selber als die lichtflammende Welt, obwohl sie doch auch nicht getrennt sind, wie das Feuer und Licht nicht getrennt sind und das Licht im Feuer wohnt, aber vom Feuer nicht ergriffen.

1.8. So ist uns also zweierlei Geist ineinander zu verstehen, ein feuriger nach der Essenz der herben und strengen Natur aus dem hitzigen und auch kalten und strengen essentiellen Feuer, welcher als Gottes Zorngeist und Qual-Qualität erkannt wird und zur Eigenschaft des Vaters gehört, nach welchem er sich einen zornigen eifrigen Gott und ein verzehrendes Feuer nennt, in welchem das erste Prinzip verstanden wird. Und dann ein sanfter lichtflammender Geist, welcher seit Ewigkeit im Zentrum des Lichtes seine Verwandlung empfängt, denn er ist im ersten Prinzip in der Eigenschaft des Vaters ein feuriger Geist und im zweiten Prinzip im Licht ein lichtflammender Geist, der sich seit Ewigkeit so gebiert. Und es ist doch nur der eine Geist und nicht zwei, wird aber in zweierlei Qualitäten verstanden, nämlich im Feuer und im Licht entsprechend der Eigenschaft jeder Qualität. Wie uns solches an jedem äußerlichen Feuer genug zu verstehen ist, wo des Feuers Qualität einen grimmigen Geist gibt, der verzehrend ist, und der Luft Qualität einen sanften lieblichen Luftgeist, und doch ist es ursprünglich nur Ein Geist.

1.9. In gleicher Weise ist uns dem Wesen der Ewigkeit als der Heiligen Dreifaltigkeit nachzusinnen, die wir im Licht der Majestät als die Gottheit erkennen und im Feuer als die ewige Natur, wie solches in den anderen Schriften genug erklärt wurde. Denn der allmächtige Geist Gottes ist mit beiden Prinzipien seit Ewigkeit selbst Alles gewesen. Es ist nichts vor ihm. Er ist selbst der Grund und Ungrund, und doch wird das heilige göttliche Wesen vor allem als ein Einiges Wesen in sich selbst erkannt und wohnt jenseits der feurigen Natur und Eigenschaft in der Eigenschaft des Lichtes und wird „Gott“ genannt. Aber nicht von des Feuers Eigenschaft, sondern von des Lichtes Eigenschaft, obwohl die beiden Eigenschaften ungetrennt sind. Wie wir solches an dieser Welt verstehen, darin ein verborgenes Feuer in der Tiefe der Natur und in allem Wesen verborgen liegt, sonst könnte kein äußerliches Feuer hervorgebracht werden. Und wir sehen, wie die Sanftmut des Wassers dieses verborgene Feuer in sich gefangenhält, so daß es sich nicht eröffnen könne, denn es ist gleichsam wie verschlungen im Wasser, und ist doch da, aber nicht substantiell, sondern essentiell, und wird im Erwecken erkannt und qualifizierend gemacht. Sonst wäre alles Nichts und Ungrund, ohne Feuer.

1.10. So verstehen wir auch, daß das dritte Prinzip als die Qual-Qualität und der Geist dieser Welt seit Ewigkeit in der ewigen Natur des Vaters Eigenschaft verborgen stand und vom lichtflammenden Geist in der heiligen Magie, nämlich in Gottes Weisheit, in der göttlichen Tinktur erkannt wurde, darum sich die Gottheit nach der Natur einer Gebärerin bewegt und das große Mysterium geboren hat, darin dann alles liegt, was die ewige Natur vermag. Und es ist nur ein Mysterium gewesen und hat keinem Geschöpf gleichgesehen, sondern war wie ein Dunst (Gestübe) untereinander, darin die grimmige Natur einen finsteren Dunst geboren hat und die lichtflammende Natur in seiner Eigenschaft Flammen in der Majestät und in der Sanftmut, die seit Ewigkeit der Wasserquell und die Ursache der göttlichen Wesenheit gewesen ist. Und es ist doch nur Kraft und Geist, welches keinem gleicht, und so wurde auch darin nichts gespürt als der Geist Gottes in zweierlei Qualität und Gestaltung, nämlich die hitzige und kalte Feuerqualität und die besänftigende Liebequalität nach der Art des Feuers und des Lichtes.

1.11. Dies ging als ein Mysterium ineinander, und doch hat eines das andere nicht ergriffen, sondern standen gleichwohl in zwei Prinzipien, darin dann die Herrlichkeit als der Vater der Natur immer die Wesenheit im Mysterium ergriff, so daß es sich dann gleich wie in einem Bildnis formiert hat, und ist doch kein Bildnis gewesen, sondern wie ein Schatten eines Bildes. Solches hat zwar alles im Mysterium schon immer einen ewigen Anfang gehabt, weil man nicht sagen kann, es sei etwas geworden, das nicht seine Bildung als einen Schatten in der großen ewigen Magie gehabt hätte. Aber es ist kein Wesen gewesen, sondern ein geistiges Spiel ineinander, und ist die Magie der großen Wunder Gottes, darin immer (etwas) geworden ist, wo nichts war als nur ein Ungrund. Das ist in der Natur des Feuers und Lichtes in den Grund gekommen, und ist doch aus nichts als nur aus dem Geist der Quelle (oder Qualität), welcher auch kein Wesen ist, sondern eine Quelle, welches sich dann in sich selber in zwei Eigenschaften gebiert und auch selber in zwei Prinzipien scheidet. Es hat keinen Scheider (1660: Schmieder) oder Macher, auch keine Ursache zu seinem Selbstmachen, sondern ist selbst die Ursache, wie solches ausführlich in anderen Schriften erklärt wurde, wie der Ungrund sich selbst in einen Grund führt und gebiert.

1.12. So ist uns nun die Schöpfung dieser Welt erkenntlich, sowie die Schöpfung der Engel und auch des Menschen und aller Kreaturen: Es ist alles aus dem großen Mysterium geschaffen worden, denn das dritte Prinzip stand vor Gott wie eine Magie und war nicht ganz offenbar gewesen. So hat Gott auch kein Gleichnis gehabt, darin er sein eigenes Wesen hätte erblicken können, als nur die Weisheit. Das ist seine Lust gewesen und stand in seinem Willen mit seinem Geist als ein großes Wunder in der lichtflammenden göttlichen Magie vom Geist Gottes. Denn es (das große Mysterium) ist das Wohnhaus des göttlichen Geistes gewesen und sie (die Weisheit) ist keine Gebärerin gewesen, sondern die Offenbarung Gottes, eine Jungfrau und eine Ursache der göttlichen Wesenheit, denn in ihr stand die lichtflammende göttliche Tinktur zum Herzen Gottes, nämlich zum Wort des Lebens der Gottheit, und das ist die Offenbarung der Heiligen Dreifaltigkeit gewesen. Nicht, daß sie aus ihrem Vermögen und Gebären Gott offenbarte, sondern das göttliche Zentrum als Gottes Herz oder Wesen offenbart sich in ihr. Sie ist wie ein Spiegel der Gottheit, denn ein jeder Spiegel hält still und gebiert kein Bildnis, sondern er empfängt das Bildnis. So ist diese Jungfrau der Weisheit ein Spiegel der Gottheit, darin der Geist Gottes sich selbst sieht, sowie alle Wunder der Magie, welche mit der Schöpfung des dritten Prinzips ins Wesen gekommen sind, und so ist alles aus dem großen Mysterium erschaffen worden. Und diese Jungfrau der Weisheit Gottes stand im Mysterium, und in ihr hat der Geist Gottes die Formungen der Kreaturen erblickt. Denn sie ist das Ausgesprochene, was Gott der Vater aus seinem Zentrum der lichtflammenden göttlichen Eigenschaft, aus dem Zentrum seines Herzens und aus dem Wort der Gottheit mit dem Heiligen Geist ausspricht. Sie steht vor der Gottheit wie ein Glanz oder Spiegel der Gottheit, darin sich die Gottheit sieht. Und in ihr stehen die göttlichen Freudenreiche des göttlichen Willens als die großen Wunder der Ewigkeit, welche weder Anfang noch Ende oder Zahl haben. Sondern es ist alles ein ewiger Anfang und ein ewiges Ende, und gleicht zusammen einem Auge (des Bewußtseins), das da sieht, obwohl doch im Sehen nichts ist, und doch das Sehen aus der Essenz des Feuers und Lichtes entsteht.

1.13. So versteht in der Essenz des Feuers des Vaters Eigenschaft und das erste Prinzip, und in des Lichtes Qualität und Eigenschaft des Sohns Natur als das zweite Prinzip. Und den führenden Geist aus beiden Eigenschaften versteht als den Geist Gottes, der im ersten Prinzip grimmig, streng, herb, bitter, kalt und feurig ist und der treibende Geist im Zorn. Und darum sucht er nicht im Zorn und im Grimm, sondern ist ausgehend und das essentielle Feuer anfachend, indem er sich in die Essenz des Feuers wieder hineineignet. Denn die grimmigen Essenzen ziehen ihn wieder in sich, denn er ist ihre Quelle und ihr Leben, aber geht im angezündeten Feuer im Licht vom Vater und Sohn aus und eröffnet die feurigen Essenzen in der Qualität des Lichtes, darin dann die feurigen Essenzen in großer Begierde der Liebe brennen und die ernste strenge Qual in der Qualität des Lichtes nicht mehr erkannt wird, sondern die Strenge des Feuers ist so nur eine Ursache der lichtflammenden Majestät und der (göttlich-) begehrenden Liebe.

1.14. Und so ist uns das Wesen der Gottheit und dann der ewigen Natur zu verstehen, und wir erkennen überall das göttliche Wesen im Licht der Majestät. Denn das sanfte Licht macht des Vaters strenge Natur sanft, lieblich und barmherzig, und er wird ein „Vater der Barmherzigkeit“ nach seinem Herzen oder Sohn genannt. Denn des Vaters Eigenschaft steht im Feuer und im Licht und ist selbst das Wesen aller Wesen. Er ist der Ungrund und Grund und teilt sich in der ewigen Geburt in drei Eigenschaften als in drei Personen, wie auch in drei Prinzipien, obwohl sie doch in der Ewigkeit nur zwei im Wesen sind und das dritte wie ein Spiegel der ersten beiden ist, aus dem diese Welt als ein begreifliches Wesen mit Anfang und Ende geschaffen ist.

2. Kapitel - Die Offenbarung der Gottheit

Die Offenbarung der Gottheit durch die Schöpfung der Engel und Menschen aus göttlicher Essenz.

2.1. Wenn nun so ein Mysterium seit Ewigkeit gewesen ist, dann ist uns jetzt seine Offenbarung zu betrachten. Denn wir können von der Ewigkeit nicht anders reden als von einem Geist, denn es ist alles nur Geist gewesen und hat sich doch seit Ewigkeit im Wesen geboren, und solches durch Begehren und Lust. Doch wir können auch nicht sagen, daß in der Ewigkeit kein Wesen gewesen sei, denn kein Feuer besteht ohne Wesen. So gibt es auch keine Sanftmut ohne Gebären des Wesens, denn das Sanfte gebiert das Wasser, und das Feuer verschlingt es in sich und macht es in sich einerseits zum Himmel und Firmament und anderseits zum Sulphur („Seelenkörper“), in welchem der Feuergeist mit seinem essentiellen Rad einen Mercurius (des reflektierenden Bewußtseins) macht und danach den Vulkan erweckt (d.h. das Feuer entzündet), so daß zum Dritten der Geist (Spiritus) wie Luft geboren wird, darin dann die edle (heilende) Tinktur im Mittel als ein Glanz mit den Farben steht, der von der Weisheit Gottes entsteht, denn die Farben kommen von der Quelle: Eine jede Farbe steht mit ihrer Wesenheit in der Sanftmut des Wasserquells, nur die Schwarze nicht, denn diese hat ihren Ursprung aus der herben Grimmigkeit. Damit empfangen sie alle ihre Farbe von der Quelle.

2.2. So lüstert nun jeweils eine Gestaltung nach der anderen. Und von der begehrenden Lust wird eine Gestaltung von der anderen schwanger, und so bringt eine die andere zum Wesen, so daß die Ewigkeit in einer immerwährenden Magie steht, darin die Natur im Wachsen und Ringen besteht, und das Feuer verzehrt es und gibt es auch. Es ist also ein ewiges Band. Nur das Licht der Majestät und Dreiheit Gottes ist unwandelbar, denn das Feuer kann es nicht ergreifen, weil es frei in sich wohnt.

2.3. Und so ist uns doch erkenntlich und findlich, daß das Licht der Liebe begehrend ist, nämlich nach den Wundern und Bildungen in der Weisheit, in welchem Begehren diese Welt als sein Modell (der Bildung) seit Ewigkeit in der Weisheit in der tiefen verborgenen Magie Gottes erkannt worden ist, denn das Begehren der Liebe forscht im Grund und Ungrund. Allda hat sich auch seit Ewigkeit das Begehren des Grimms und des herben strengen Quells mit in des Vaters Natur und Eigenschaft eingemischt. So wurde das Bildnis der Engel und Menschen seit Ewigkeit in der göttlichen Eigenschaft in Gottes Weisheit erblickt, wie auch in der Eigenschaft des Grimms die Teufel (doch nicht in der heiligen lichtflammenden Eigenschaft), aber in keinem Bild und Wesen, sondern nach Art, wie sich im tiefen Sinn ein Gedanke entspinnt und sich vor seinen eigenen Spiegel des Gemüts führt, so daß das Gemüt oft ein Ding schaut, das nicht im Wesen ist.

2.4. So haben die zwei Gebärerinnen, nämlich der Grimm im Feuer und dann die Liebe im Licht, ihr Modell in die Weisheit gestellt, darin dann das Herz Gottes in der Liebe gelüstet, dieses Modell aus göttlicher Wesenheit in ein englisches Bildnis zu erschaffen, so daß sie ein Gleichnis und Bild der Gottheit wären und in der Weisheit Gottes wohnten, um die Lust der Gottheit zu erfüllen, und zur ewigen Freude des göttlichen Freudenreichs.

2.5. Und so ist uns jetzt das Schöpfungswort (Verbum Fiat) zu ersinnen, das sie gefaßt und in eine Substanz und ein körperliches Wesen gebracht hat. Denn der Wille zu diesem Bildnis entstand aus dem Vater, aus des Vaters Eigenschaft im Wort oder Herzen Gottes, seit Ewigkeit als ein begehrender Wille zur Kreatur und zur Offenbarung der Gottheit. Weil er sich aber seit Ewigkeit nicht bewegt hat, bis zur Schöpfung der Engel, so war auch bis zur Engel-Schöpfung keine Schöpfung geschehen. Dazu wir aber den Grund und die Ursache nicht wissen sollen, und es Gott seiner Macht vorbehalten hat, wie es gewesen ist, daß sich Gott einst bewegt hat, zumal er doch ein unwandelbarer Gott ist. So wollen wir auch hier nichts weiter ergründen, denn dies verwirrt uns.

2.6. Nur von der Schöpfung haben wir die Macht zu reden, denn sie ist ein Werk im Wesen Gottes, und wir verstehen, daß der Wille des Wortes oder Herzens Gottes das herbe Schöpfen im Zentrum des Vaters Natur mit seinen sieben Geistern und Gestaltungen der ewigen Natur ergriffen habe, und solches in Gestalt des (herrschaftlichen) Thrones, darin dann das herbe Schöpfen nicht als ein Macher, sondern als ein Schaffer in der Eigenschaft jeder Essenz stand, nämlich in den großen Wundern der Weisheit. Denn wie die Bildungen seit Ewigkeit in der Weisheit erblickt worden waren, so wurden sie auch jetzt mit dem Schöpfen im Willen-Geist Gottes ergriffen, nicht aus fremder Materie, sondern aus Gottes Essenz, aus des Vaters Natur. Und sie werden auch mit Gottes Willen-Geist in das Licht der Majestät Gottes hineingeführt, weil sie ja Kinder Gottes und keine fremden Gäste waren, geboren und erschaffen aus des Vaters Natur und Eigenschaft. Und ihr Willen-Geist wurde in des Sohnes Natur und Eigenschaft gerichtet: Sie sollten und konnten von Gottes Liebe-Wesenheit im Licht der Majestät essen, darin dann ihre grimmige Eigenschaft aus des Vaters Natur in Liebe und Freude verwandelt wurde. Welches sie auch alle taten, bis auf einen Thron und ein Königreich, das sich vom Licht der Liebe abwandte und in der strengen Feuers-Natur über Gottes Sanftmut und Liebe herrschen wollte. Und es wurde darum aus des Vaters Eigenschaft aus seinem kreatürlichen eigenen Reich in die ewige Finsternis getrieben, in den Abgrund des strengen Schöpfens. Dort muß es in seiner Ewigkeit stehen, und so wurde der Grimm der ewigen Natur auch hier erfüllt.

2.7. Wir sollten aber nicht denken, daß König Luzifer nicht hätte bestehen können, denn er hatte das Licht der Majestät genauso vor sich wie die anderen Thron-Engel. Und hätte er dahinein imaginiert, dann wäre er ein Engel geblieben. Aber er zog sich selber aus Gottes Liebe in den Zorn. So ist er nun ein Feind der Liebe Gottes und aller heiligen Engel.

2.8. Weiter ist uns hier die feindliche Anzündung der verstoßenen Geister zu betrachten, als sie noch in der Eigenschaft des Vaters waren, wie sie in ihrer Imagination die Natur der Wesenheit entzündet haben, so daß aus der himmlischen Wesenheit Erde und Steine wurden. Und der sanfte Geist des Wassers im Qual-Quell des Feuers wurde zum brennenden Firmament, darauf dann die Schöpfung dieser Welt als das dritte Prinzip erfolgte. Und so wurde dem Reich dieser Welt ein anderes Licht erweckt, nämlich die Sonne, so daß dem Teufel seine Pracht entzogen wurde. Und er wurde wie ein Gefangener zwischen dem Reich Gottes und dieser Welt in die Finsternis eingeschlossen, darin er dann in dieser Welt nichts weiter zu herrschen hat, als nur in der Verwirrung, im Grimm und Zorn Gottes, wo er erweckt wird. Dort ist er Scharfrichter und ein steter Lügner, Verleumder und Betrüger der Kreaturen. Er wendet alles Gute in Böses, soweit ihm nur Raum gelassen wird. Was schrecklich und prächtig (bzw. protzig) ist, dort erzeigt er seine Macht und will stets über Gott sein. Aber der Himmel, der aus dem Mittel des Wassers als ein sanftes Firmament erschaffen ist, legt ihm die Pracht, so daß er kein Großfürst in dieser Welt ist, sondern ein Zornfürst.

2.9. Weil nun der Teufel aus seinem Reich ausgestoßen wurde, so stand dieses Reich oder dieser Thron in großem Begehren nach seinem Fürsten, aber er war ausgestoßen. Da erschuf ihm Gott einen anderen Fürsten, den Adam und ersten Menschen, welcher auch ein Thronfürst vor Gott war. So ist uns hier seine Schöpfung recht zu betrachten, sowie auch sein Fall, weswegen sich das Herz Gottes (als Christus) bewegte und Mensch wurde.

2.10. Es ist aber kein so einfaches Ding oder Wesen mit der Schöpfung des Menschen, wegen dessen Fall Gott Mensch wurde, damit er ihm wieder helfe. So ist sein Fall auch kein bloßer Apfelbiß. Auch ist seine Schöpfung nicht solcherart getan, wie der äußerliche Verstand meint, wenn er den ersten Adam in seiner Schöpfung nur als bloßen Erdenkloß versteht. Nein, mein liebes Gemüt, Gott ist nicht wegen eines Erdenkloßes Mensch geworden. So geschah es auch nicht bloß wegen einem Ungehorsam, darüber Gott so erzürnte, daß sein Zorn nicht hätte versöhnt werden können, es sei denn, er rächte sich an Gottes Sohn und ermordete ihn.

2.11. Uns Menschen ist dies aber nach dem Verlust unserer paradiesischen Bildung ein Mysterium und verborgen geblieben, ausgenommen einigen, die das himmlische Mysterium wieder erreicht haben und denen nach dem inneren Menschen etwas davon eröffnet wurde. Denn wir sind dem Paradies in Adam abgestorben und müssen nun durch den Tod und die Verwesung des Leibes wieder im Paradies, wie in einer anderen Welt, im Leben Gottes in der himmlischen Wesenheit und Leiblichkeit ausgrünen. Und wenn es auch einigen geschah, daß sie Gottes Wesenheit (als Christi Leib) wieder an die Seele bekommen haben, so hat doch der verdorbene irdische Adam das heilige und reine Mysterium verdeckt, so daß die große Heimlichkeit dem Verstand verborgen geblieben ist. Denn Gott wohnt nicht in dieser Welt im äußeren Prinzip, sondern im inneren. Wohl wohnt er im Reich dieser Welt, aber diese Welt ergreift ihn nicht. Wie könnte auch der irdische Mensch Gottes Geheimnisse ergreifen? Und wenn es ein Mensch ergriffe, dann ergreift er es nach dem inneren Menschen, welcher wieder aus Gott geboren ist.

2.12. Weil sich aber das göttliche Mysterium nunmehr so ganz entblößen will und dem Menschen so ganz begreiflich gegeben wird, daß er die Verborgenheit ganz hell und klar begreift, so ist dem wohl nachzusinnen, was das bedeutet, nämlich nichts anderes als die Einernte dieser Welt. Denn der Anfang hat das Ende gefunden und das Mittel wird in die Entscheidung gestellt. Laßt euch gesagt sein, ihr Kinder, die ihr Gottes Reich erben wollt: Es ist eine Zeit großen Ernstes gekommen. Die Scheune soll gefegt werden, und Gut und Böse soll voneinander geschieden (bzw. „entschieden“) werden. Der Tag bricht an, und das wird hoch erkannt!

2.13. Wenn wir also vom Menschen reden und ihn recht verstehen wollen, woraus er gemacht wurde, dann müssen wir ja die Gottheit mit dem Wesen aller Wesen betrachten, denn der Mensch wurde nach Gottes Gleichnis aus allen drei Prinzipien erschaffen, ein ganzheitliches Bild und Gleichnis nach allem Wesen. Er sollte nicht nur ein Bildnis dieser Welt sein, denn das Bildnis dieser Welt ist tierisch, und nicht für ein tierisches Bildnis ist Gott Mensch geworden. Denn Gott erschuf auch den Menschen nicht so, um in tierischer Eigenschaft zu leben, wie wir jetzt nach dem Fall leben, sondern in das Paradies, ins ewige Leben. Der Mensch hatte kein so tierisches Fleisch, sondern himmlisches Fleisch. Aber im Fall wurde es irdisch und tierisch. Es ist aber auch nicht so in der Meinung zu verstehen, daß er nichts von dieser Welt an sich gehabt hätte. Er hat dieser Welt Reich und Regiment an sich gehabt, aber in ihm regierten nicht die vier Elemente, sondern die vier Elemente waren in einem, und so lag das irdische Regiment in ihm verborgen. Er sollte in himmlischer Qualität leben. Und wenn auch alles in ihm rege war, so sollte er doch mit der himmlischen Qualität des zweiten Prinzips über die irdische herrschen, und das Reich und die Qualität der Sterne und Elemente sollten unter der paradiesischen Qualität sein. Keine Hitze noch Frost, keine Krankheit noch Unfall, auch keine Furcht sollten ihn berühren oder erschrecken. Sein Leib konnte durch Erde und Steine gehen, ohne etwas zu zerbrechen. Denn das wäre kein ewiger Mensch, den die Irdischkeit bändigen könnte und der zerbrechlich wäre.

2.14. Darum sollen wir den Menschen recht (wahrhaftig) betrachten, also nicht sophistizieren (erklügeln) oder wähnen, sondern im Geist Gottes erkennen und wissen. Das heißt: »Ihr müßt wieder neu geboren werden, wollt ihr das Reich Gottes schauen, aus dem ihr herausgegangen seid.« Das tut keine Kunst, sondern Gottes Geist, der dem Menschenbild die Himmelstür aufschließt, so daß er mit drei Augen sehe. Denn der Mensch steht in einem dreifachen Leben, wenn er Gottes Kind ist. Wenn nicht, dann steht er nur in einem zweifachen. So ist uns genug erkenntlich, daß Adam mit dem wahren heiligen Bildnis, das ein Gleichnis nach der Heiligen Dreifaltigkeit war, aus dem göttlichen Wesen herausgegangen ist und in die Irdischkeit imaginierte, und damit das irdische Reich in das göttliche Bildnis hineinführte und es verdorben und finster gemacht hat. Darum haben wir dann auch unser paradiesisches Sehen verloren. Auch hat uns Gott das Paradies entzogen, weil wir dann matt, schwach und ohnmächtig geworden waren und gleichzeitig die vier Elemente mit dem Gestirn in uns mächtig wurden, so daß wir ihnen mit Adam anheimgefallen sind. Welches auch die Ursache des Weibes war, so daß Gott Adam zerteilte, als er nicht bestehen konnte, und in zwei Tinkturen stellte, nämlich nach dem Feuer und Wasser, wie später noch erklärt werden soll, denn die eine gibt Seele und die andere Geist. Und so ist nach dem Fall ein tierisches Wesen aus dem Menschen geworden, das sich nun nach tierischer Eigenschaft fortpflanzen muß, weil ihm der Himmel und das Paradies sowie die Gottheit ein Mysterium wurden. Obwohl doch das Ewige im Menschen blieb, nämlich die edle Seele, aber von einem irdischen Kleid verdeckt, verfinstert und mit irdischer Qualität infiziert und durch falsche Imagination vergiftet, so daß sie nicht mehr als Gottes Kind erkannt wurde. Und aus diesem Grund wurde Gott Mensch, damit er sie von der finsteren Irdischkeit wieder erlöse und in himmlische Wesenheit in Christi Fleisch und sein Blut hineinführe, das den Himmel erfüllt.

3. Kapitel - Die Pforte der Schöpfung des Menschen

3.1. Obwohl wir dies in anderen Büchern bereits genug erklärt haben, so hat sie doch nicht ein jeder zur Hand. Und so tut eine kurze runde Beschreibung von der Schöpfung des Menschen not, damit die Menschwerdung Christi danach besser verstanden werden könne. Auch um der Perle (des göttlichen Samenkorns) willen, die dem Menschen in seinem Suchen immer mehr zufalle, gegeben und eröffnet werde, welches auch mir eine besondere Freude gibt, mich so mit Gott zu erfreuen.

3.2. Die Schöpfung des Menschen ist in allen drei Prinzipien geschehen, nämlich in des Vaters ewiger Natur und Eigenschaft, in des Sohnes ewiger Natur und Eigenschaft und in dieser Welt (vergänglicher) Natur und Eigenschaft. Und so wurde dem Menschen, den das Schöpfungswort erschuf, der dreifache Geist zu seinem Leben aus drei Prinzipien und Quellen eingeblasen. Also ist er von einem dreifachen Schöpfen geschaffen, das heißt, seine Leiblichkeit und Wesenheit, und der Wille des Herzens Gottes hat ihm den Geist nach allen drei Prinzipien eingeführt. Das versteht so:

3.3. Der Mensch war ganz zu Gottes Gleichnis geschaffen. Gott offenbarte sich in der Menschheit in einem Bild, und das sollte wie er selbst sein. Denn Gott ist Alles, und von ihm ist alles hergekommen, und nur darum wird nicht alles Gott genannt, weil nicht alles gut ist. Denn was die reine Gottheit betrifft, so ist Gott ein lichtflammender Geist und wohnt in nichts als nur in sich selbst, und ihm ist nichts gleich. Was aber des Feuers Eigenschaft betrifft, daraus das Licht geboren wird, darin erkennen wir des Feuers Eigenschaft als Natur, welche eine Ursache des Lebens, Bewegens und Geistes ist. Sonst wäre kein Geist, kein Licht (des Bewußtseins) und auch kein Wesen, sondern eine ewige Stille, weder Farben noch Tugend, sondern es wäre ein Ungrund ohne Wesen.

3.4. Und obwohl das Licht der Majestät im Ungrund wohnt und von der feurigen Natur und Eigenschaft nicht ergriffen wird, ist es doch mit dem Feuer und Licht so zu ersinnen: Das Feuer hat und macht erschreckliche und verzehrende Qual. Nun ist in der Qual ein Entsinken gleich einem Sterben und sich Freiergeben, und dieses Freiergeben fällt in die Freiheit jenseits der Qual als in den Tod, und es ist doch kein Tod, sondern es geht so einen Grad tiefer in sich hinein und wird von der Qual-Quelle des Feuers angstfrei, und hat doch die Schärfe des Feuers, aber nicht in der Angst, sondern in der Freiheit.

3.5. Jetzt ist die Freiheit und der Ungrund ein Leben und wird in sich ein Licht, denn sie bekommt den Blitz der Angstqual und wird begehrend, nämlich nach der Wesenheit. Und das Begehren schwängert sich selber mit Wesenheit aus der Freiheit und Sanftmut. Denn was der Angstqual entsinkt oder entwird, das freut sich, daß es von der Angst frei ist, und zieht die Freude in sich, und geht mit seinem Willen aus sich, welcher der Freude Geist und Leben ist. Dazu wir hier eine englische Zunge bedürften, aber dem gottliebenden Leser (trotzdem) eine kurze Andeutung zum Nachsinnen geben wollen, um die himmlische Wesenheit zu verstehen.

3.6. Denn in Gott ist alles, Kraft, Geist und Leben. Was aber Wesen ist, das ist nicht (mehr) Geist, sondern was vom Feuer wie in Ohnmacht entsinkt, das ist Wesen. Denn der Geist entsteht im Feuer, aber scheidet sich in zwei Qualitäten, nämlich eine im Feuer, und eine im Entsinken in die Freiheit im Licht. Diese heißt Gott, denn sie ist sanft und lieblich und hat das Freudenreich in sich, und so wird die englische Welt in der entsunkenen Freiheit der Wesenheit verstanden.

3.7. Weil wir aber aus der Freiheit der englischen Welt in die finstere Qual-Qualität ausgegangen waren, welcher Abgrund das Feuer war, so war uns kein Rat (oder Hilfe), es sei denn, des Lichtes Kraft und Wort würde als ein Wort des göttlichen Lebens ein Mensch und führte uns wieder aus der Finsternis durch des Feuers Qual und durch den Tod im Feuer in die Freiheit des göttlichen Lebens, in die göttliche Wesenheit hinein. Darum mußte Christus sterben und mit dem Seelengeist durch das Feuer der ewigen Natur, als durch die Hölle und den Grimm der ewigen Natur, in die göttliche Wesenheit eingehen und unserer Seele eine Bahn durch den Tod und Zorn brechen, darauf wir mit und in ihm durch den Tod in das ewige göttliche Leben eingehen können.

3.8. Aber von der göttlichen Wesenheit, als von der göttlichen Leiblichkeit, ist uns solches zu verstehen: Das Licht gibt Sanftmut als eine Liebe. Nun begehrt die Angst des Feuers diese Sanftmut, damit es seinen großen Durst stillen könne, denn das Feuer ist begehrend und die Sanftmut ist gebend, denn sie gibt sich selbst. So wird im Begehren nach der Sanftmut das Wesen als eine substantielle (1660: essentielle) Wesenheit, welche dem Grimm entsunken ist und ihr eigenes Leben freigibt, und das ist die (göttliche bzw. ganzheitliche) Leiblichkeit. Denn sie wird aus der Kraft in der Sanftmut substantiell und wird von der Herbigkeit als vom ewigen Schöpfen angezogen und gehalten. Und sie wird darum Wesenheit oder Leiblichkeit genannt, weil sie dem Feuerquell und Geist entsunken ist und gegenüber dem Geist wie stumm, tot und ohnmächtig erscheint, obwohl sie doch ein essentielles Leben ist.

3.9. So sollt ihr uns recht (bzw. richtig) verstehen: Als Gott die Engel erschuf, waren nur zwei Prinzipien offenbar und im Wesen, nämlich das im Feuer und das im Licht: Das mit grimmiger Wesenheit im strengen herben Schöpfen mit den Gestaltungen der Feuers-Natur, und dann das mit himmlischer Wesenheit aus heiliger Kraft mit dem Wasserquell der Sanftmut des Freudenlebens, in welchem der göttliche Sulphur („Seelen-Leib“) in der Liebe und Sanftmut geboren war. Und sein Schöpfen war Gottes begehrender Wille.

3.10. Aus dieser göttlichen Wesenheit, nämlich aus Gottes Natur, wurden die Engel als Kreaturen erschaffen, und ihr Geist oder Lebensquell entsteht im Feuer, denn ohne Feuer besteht kein Geist. Er ging aber aus dem Feuer in das Licht, und dort bekam er die Qualität der Liebe, und so war das Feuer nur eine Ursache seines Lebens, aber des Feuers Grimm wurde mit der Liebe im Licht gelöscht.

3.11. Dies verachtete Luzifer und blieb ein Feuergeist. So erhob er sich auch (überheblich) und zündete in seinem Reich die Wesenheit an, daraus Erde und Steine geworden sind, und so wurde er ausgestoßen. Und damit begann nun die dritte Leiblichkeit und das dritte Prinzip mit dem Reich dieser Welt.

3.12. Als dann der Teufel daraus in die Finsternis gestoßen wurde, da erschuf Gott ein anderes Bild nach seinem Gleichnis in diesem Reich. Sollte es aber Gottes Gleichnis nach allen drei Prinzipien sein, dann mußte es auch aus allen dreien genommen sein, und aus allem Wesen dieses Reiches oder dieser Tiefe, soweit sich das Schöpfen mit Luzifers Fürstenthron in die Äther (bzw. Räume) zur Schöpfung hineinbegeben hatte. Denn der Mensch kam an Luzifers Stelle, und daher kommt auch der große Neid der Teufel, daß sie dem Menschen die Ehre nicht gönnen, sondern ihn immer den bösen und verdorbenen Weg führen, nur damit sie ihr Reich vermehren. Und sie tun solches der Sanftmut als Gottes Liebe zum Trotz, und vermeinen noch, während sie im Grimm der starken Macht leben, daß sie höher als Gottes Geist in der Liebe und Sanftmut sind.

3.13. So versteht, wie Gottes Willen-Geist als der Heilige Geist das zweifache Schöpfen in zwei Prinzipien gefaßt hat, nämlich in der englischen Welt das Innere und dann in dieser äußeren Welt das Äußere, und den Menschen als eine vermischte Person erschuf, denn er sollte ein Bild nach der inneren und äußeren Welt sein, aber sollte mit der inneren Qualität über die äußere herrschen, und so wäre er Gottes Gleichnis gewesen. Denn die äußere Wesenheit hing an der inneren, grünte das Paradies durch die Erde und war der Mensch in dieser Welt auf dem Erdboden im Paradies. So wuchs ihm auch paradiesische Frucht bis zum Fall, als der Herr die Erde verfluchte, und damit trat das Paradies in das Mysterium und wurde dem Menschen ein Mysterium oder Geheimnis, so daß er zwar, wenn er aus Gott wiedergeboren wird, nach dem inneren Menschen im Paradies wohnt, aber nach dem äußeren in dieser Welt.

3.14. So ist uns ferner des Menschen Herkunft und Ursprung zu betrachten: Gott hat seinen Leib aus der irdischen Matrix (als Mutterleib) geschaffen, daraus auch die Erde geschaffen wurde. Es war alles untereinander und teilte sich doch in drei Prinzipien dreierlei Wesenheit, und doch wurde das Grimmige nicht erkannt. Wäre Adam nur in der Unschuld geblieben, dann hätte er die ganze Zeit dieser Welt nur in zwei Prinzipien gelebt und mit einem über alles geherrscht. Und das grimmige Reich wäre an ihm nie erkannt noch offenbar geworden, obwohl er es an sich hatte.

3.15. Und so ist uns weiter zu verstehen, daß Adams Leib aus dem inneren Element kommt, darin das innere Firmament und der Himmel mit den himmlischen Essenzen liegt, und zu einem Teil durch das innere Schöpfen geschaffen wurde. Und zum anderen Teil ist er aus den vier Elementen der äußeren Natur und aus dem Gestirn mit dem äußeren Schöpfen geschaffen worden. Denn in der irdischen Matrix stand das untereinander, darin das Paradies war, und so war auch der Leib in das Paradies geschaffen. Versteht es recht, er hatte göttliche und auch irdische Wesenheit an sich. Aber die irdische war in der göttlichen gleichsam verschlungen oder ohnmächtig. Das Wesen oder die Materie, daraus der Leib gemacht oder geschaffen wurde, war eine Masse, ein Wasser und Feuer mit der Essenz beider Prinzipien, so daß auch das erste darin lag, aber nicht rege war. So sollte ein jedes Prinzip in seinem Sitz bleiben, und sie sollten sich nicht vermischen (und streiten), wie es auch in Gott nicht geschieht, dann wäre der Mensch ein ganzes Gleichnis nach Gottes Wesen gewesen.

Vom Einblasen der Seele und des Geistes

3.16. Der Leib ist ein Gleichnis nach Gottes Wesenheit, und Seele und Geist sind ein Gleichnis nach der Heiligen Dreifaltigkeit. Gott gab dem Körper seine Wesenheit aus drei Prinzipien und den Geist mit der Seele aus dem Quellbrunnen des dreifältigen Geistes der allwesenden Gottheit. Und das ist uns auch so zu verstehen, daß die Seele mit ihrem Bildnis und mit ihrem äußerlichen Geist aus drei Prinzipien hergekommen ist und dem Leib eingeblasen und eingeführt wurde, wie solches auch Moses bezeugt: »Gott blies dem Menschen den lebendigen Odem in seine Nase ein. Da wurde der Mensch eine lebendige Seele. (1.Mose 2.7)«

3.17. Nun ist aber der Odem (Lebensatem) und Geist Gottes von dreierlei Qualität: Im ersten Prinzip ist er ein Feuerodem oder Feuergeist, welcher die rechte (wirkliche) Ursache des Lebens ist und in der Qualität des Vaters steht, nämlich im Zentrum der grimmigen Natur. Im zweiten Prinzip ist Gottes Odem oder Geist der lichtflammende Liebegeist als der rechte Geist der wahren Gottheit, der Gottes „Heiliger Geist“ heißt. Und im dritten Prinzip als im Gleichnis Gottes ist Gottes Odem der Luftgeist, auf dem der Heilige Geist fährt, wie auch David sagt: »Der Herr fährt auf den Fittichen des Windes. (Psalm 104.3)« Und Moses sagt: »Der Geist Gottes schwebt auf dem Wasser. (1.Mose 1.2)« Nämlich auf der Capsula (Hülle bzw. Oberfläche), wo die Luft entsteht.

3.18. Diesen dreifachen Geist hat nun der ganzheitliche Gott aus allen drei Prinzipien in das geschaffene Bildnis eingeblasen und eingeführt. Nämlich zuerst den Feuergeist, den er ihm von innen eingeführt hat und nicht zur Nase, sondern ins Herz, in die zweifache Tinktur des inneren und äußeren Blutes, obwohl das äußerliche noch nicht erkannt wurde, sondern Mysterium war. Aber das innere war rege und hatte zwei Tinkturen, die erste aus dem Feuer und die zweite aus dem Licht. Dieser Feuergeist ist die rechte (wirkliche) essentielle Seele, denn sie hat das Zentrum der Natur mit seinen vier Gestaltungen zur Feuersmacht. Sie entzündet sich selber das Feuer und macht selber das Rad der Essenzen, wie im zweiten und dritten Buch ausführlich erklärt wurde.

3.19. Doch wisset, daß das essentielle Seelenfeuer nicht das rechte (wahre) Bildnis nach der Gottheit ist. Es ist kein Bildnis, sondern ein magisch ewigwährendes Feuer. Es hat nie einen Anfang gehabt, und wird auch kein Ende haben. So versteht, warum Gott das ewige unanfängliche Feuer eingeführt hat, welches seit Ewigkeit in sich selbst in der ewigen Magie als in Gottes Willen im Begehren der ewigen Natur als ein ewiges Zentrum der Gebärerin gewesen ist. Denn dieses Bildnis sollte ein Gleichnis nach ihm sein.

3.20. Zum Zweiten hat ihm zugleich mit dem essentiellen Seelenfeuer der Heilige Geist den lichtflammenden Liebegeist aus sich selbst eingeführt, auch eben nur im zweiten Prinzip, darin die Gottheit verstanden wird, nicht zur Nase hinein, sondern wie Feuer und Licht aneinanderhängt und eins ist, aber in zwei Qualitäten, so wurde ihm der gute Liebegeist mit dem essentiellen Feuergeist in sein Herz eingeführt. So brachte jede Qualität seine eigene Tinktur mit, wie ein eigenes Leben. Und so wird in der Liebetinktur der rechte Geist verstanden, der das Bildnis Gottes und ein Gleichnis nach der klaren wahren Gottheit ist, und dem ganzheitlichen Menschen ähnlich sieht und auch den ganzen Menschen erfüllt, aber in seinem Prinzip.

3.21. Die Seele, was sie bloß und allein betrifft, ist ein Feuerauge oder ein Feuerspiegel, darin sich die Gottheit nach dem ersten Prinzip offenbart hat, nämlich nach der Natur. Denn sie ist eine Kreatur, aber in kein Bildnis geschaffen. Doch ihr Bildnis, welches sie aus ihrem Feuerauge im Licht gebiert, das ist die rechte (wirkliche) Kreatur, um derentwillen Gott Mensch wurde und sie wieder aus dem Grimm der ewigen Natur in die Heilige Dreizahl (Ternarium Sanctum) hineinführte.

3.22. Und ferner ist uns mit der Seele und ihrem Bildnis solches zu verstehen: Es ist wohl ein Geist zusammen, aber die Seele ist ein hungriges Feuer und muß Wesenheit haben, sonst wird sie ein hungriges finsteres Tal, wie die Teufel solche geworden sind. So macht die Seele Feuer und Leben, und die Sanftmut des Bildnisses macht Liebe und himmlische Wesenheit. Damit wird das Seelen-Feuer besänftigt und von Liebe erfüllt, denn das Bildnis hat Wasser aus Gottes Brunnen, das da ins ewige Leben quillt. Dies ist Liebe und Sanftmut und nimmt es aus Gottes Majestät, wie dies im angezündeten Feuer zu sehen ist, wie das Feuer in sich eine grimmige Qualität hat und das Licht eine sanfte liebliche Qualität, und wie in dieser Tiefe der Welt aus Licht und Luft Wasser wird, so ist auch dies in gleicher Weise.

3.23. Zum Dritten hat Gott auch den Geist dieser Welt mit der Qualität der Sterne und Elemente dem Menschen als die Luft (seines Lebensatems) zugleich auf einmal in die Nase eingeblasen. Denn er sollte ein Regent im äußeren Reich sein und die Wunder der äußeren Welt eröffnen, mit welchem Ziel Gott den Menschen auch in das äußere Leben erschuf. Aber der äußere Geist sollte nicht in das Bildnis Gottes greifen. Auch sollte das Bildnis Gottes nicht den äußeren Geist in sich zur Herberge hereinführen und über sich herrschen lassen, denn dessen Speise war von Gottes Wort und Kraft. Und der äußere Leib hatte paradiesische Speise, nicht für den Madensack (des vergänglichen Leibes), denn diesen hatte er nicht. Auch hatte er weder männliche noch weibliche Gestalt oder Form, denn er war beides und hatte beide Tinkturen, nämlich der Seele und des Seelengeistes, des Feuers und des Lichtes, und er sollte einen weiteren Menschen aus sich nach seinem Gleichnis gebären. Er war eine züchtige Jungfrau in reiner Liebe. Er liebte und schwängerte sich selbst durch Imagination, und so war auch seine Fortpflanzung. Er war ein Herr über die Sterne und Elemente, ein Gleichnis nach Gott, wie Gott in den Sternen und Elementen wohnt, und ihn ergreift nichts, denn er herrscht über alles. So war auch der Mensch geschaffen, und die irdische Qualität war nicht ganz rege in ihm. Er hatte wohl den Luftgeist, aber die Hitze und Kälte sollte ihn nicht berühren, denn Gottes Wesenheit drang durch alles. Gleichwie das Paradies durch die Erde drang und grünte, so grünte die himmlische Wesenheit im äußerlichen Wesen seines Leibes und äußeren Geistes. Denn in Gott ist wohl möglich, was uns im irdischen Leben fremd erscheint.

3.24. Zum Vierten hatte Adam mit der Einführung seines schönen Himmelsbündnisses im Geist Gottes das lebendige Wort Gottes mit empfangen, und das war die Speise seiner Seele und Bildung. Dieses lebendige Wort war von der göttlichen Jungfrau der Weisheit umgeben. Und wisse auch, daß das Bildnis der Seele im jungfräulichen Bild stand, welches in der Gottheit seit Ewigkeit erblickt worden war, und das reine Bildnis von Adam war aus dieser Weisheit Gottes. Denn Gott wollte sich so in einem Bild sehen und offenbaren, und das war das Gleichnis nach Gott, das heißt, nach Gottes Geist, nach der Dreizahl, ein ganz züchtiges Bild gleich den Engeln Gottes. In diesem Bildnis war Adam Gottes Kind, nicht allein ein Gleichnis, sondern ein Kind, geboren aus Gott, aus dem Wesen aller Wesen.

3.25. Damit wurde kurzgefaßt erklärt, was Adam vor seinem Fall für ein Bild war und wie ihn Gott geschaffen hat, um besser zu verstehen, warum Gottes Wort ein Mensch geworden ist, wie das zugegangen sei und was es verursacht habe.

4. Kapitel - Vom paradiesischen Wesen und Regiment

Vom paradiesischen Wesen und Regiment, wie es hätte sein können, wenn der Mensch in der Unschuld geblieben wäre.

4.1. Viele Einwürfe hat der Teufel, mit denen er sich entschuldigen will, Gott habe ihn so geschaffen, obwohl ihn doch seine gehabte englische Gestaltung, Qualität und Bildnis immerfort davon überzeugt, daß er ein Lügner ist. So tut er auch dem armen gefallenen Menschen, und führt ihm mit seiner Kraft und Vermögenheit immerzu das irdische Reich vor, so daß er damit einen stetigen Spiegel vor sich habe, mit dem er auch Gott beschuldigt, als habe er ihn so irdisch und bösartig geschaffen. Er läßt aber das Beste außen vor, nämlich das Paradies, in das der Mensch geschaffen war, und dann auch Gottes Allmacht, daß der Mensch nicht allein vom Brot lebe, sondern auch von Gottes Kraft und Wort, und daß das Paradies mit seiner Qualität über die Irdischkeit regiert hatte. Er zeigt dem Menschen nur seine harte, elende, fleischliche und nackte Gestalt. Aber die Gestalt in der Unschuld, darin Adam nicht wußte, daß er nackt war, deckt er zu, um den Menschen zu betrügen.

4.2. Und weil dies uns armen Eva-Kindern nun so sehr verdeckt sein will und es auch wohl der irdische Balg nicht wert zu wissen ist, aber unserem Gemüt sehr nötig, so tut es uns hoch not, daß wir zum rechten Türhüter fliehen, der den Schlüssel zum Aufzuschließen hat, und ihn bitten und uns ihm ganz ergeben, damit er uns die paradiesische Pforte im inneren Zentrum unseres Bildnisses aufschließe, daß uns doch das paradiesische Licht in unserem Gemüt anblicken könne und wir davon lüstern werden, nach dem inneren und neuen Menschen wieder mit unserem Immanuel (bzw. Christus) im Paradies zu wohnen. Denn ohne diese Aufschließung verstehen wir nichts vom Paradies und unserem gehabten Bildnis in der Unschuld.

4.3. Weil uns aber Christus, Gottes Sohn, wieder zum Paradiesbildnis geboren hat, sollen wir ja nicht so lässig sein, uns auf Kunst und irdischen Verstand zu verlassen. Wir finden das Paradies und Christus, der in uns Menschen geboren werden muß, wenn wir Gott schauen wollen, nicht in unserem Verstand, denn das ist alles tot und blind. Wir müssen aus dem Verstand herausgehen und in die Menschwerdung Christi eingehen, dann werden wir von Gott gelehrt. Und dann haben wir die Macht, von Gott, Paradies und Himmelreich zu reden. Aber im irdischen Verstand, der nur vom (äußeren) Gestirn herrührt, sind wir vor Gott Narren, wenn wir vom Mysterium himmlisch reden wollen, denn wir reden von einem Ding, das wir nie erkannt noch gesehen haben. Aber ein Kind kennt ja seine Mutter, und so auch ein jeder, der aus Gott wiedergeboren wird. Er kennt seine Mutter, wohl nicht mit irdischen Augen, aber mit göttlichen und der Mutter Augen, von der er geboren ist. Das geben wir dem Leser, um treuherzig nachzusinnen, was ihm zu tun sei und aus welchem Sinn und Begriff wir schreiben wollen.

4.4. Der Verstand der äußeren Welt will uns gemeinhin vorhalten, Gott habe den Menschen in das äußere Regiment geschaffen, in die Qualität der Sterne und vier Elemente. Wenn das wäre, dann wäre er ja in die Angst und den Tod geschaffen, denn der gestirnte Himmel hat sein Ziel, und wenn er das erreicht, dann verläßt er die Kreatur, derer er ein Führer war. Dann vergehen ja das Regiment und das Wesen der Kreatur, die dem äußeren Himmel unterworfen ist. Und so sehen wir auch, wie wir vergehen und sterben, wenn uns der äußere Himmel mit den Elementen verläßt, so daß auch ein Kind im Mutterleib schon alt genug zum Sterben ist, und oft verdirbt, während es noch ohne Leben und im Schöpfen des äußeren Regiments ist, in der Leibwerdung, ehe das Zentrum der Natur das Seelenfeuer entfacht. Und so erkennen wir freilich den Tod und das Sterben mit Adams Fall, so daß Adam, sobald er irdisch wurde, dem Paradies abgestorben war und an Gottes Reich wie tot wurde, darum uns nun die Wiedergeburt not ist. Denn anders können wir nicht wieder lebendig werden.

4.5. Weil aber Gott dem Adam die irdisch-vermischte Frucht anzurühren verbot, und auch nur einen Menschen mit männlicher und weiblicher Eigenschaft mit beiden Tinkturen erschuf, nämlich des Feuers und des Lichtes in der Liebe, und ihn dann auch in das Paradies brachte, denn im Paradies wurde er geschaffen, so können wir dem Verstand nicht stattgeben, der mit des Teufels Infizierung sagt, der Mensch sei irdisch geschaffen. Denn alles, was einzig und allein vom irdischen Leben oder von irdischer Qualität geschaffen ist, das ist tierisch und hat Anfang und Ende und erreicht nicht die Ewigkeit, denn es ist nicht aus der Ewigkeit. Und was nun nicht aus dem Ewigen ist, das ist vergänglich und nur ein Spiegel, darin sich die ewige Weisheit wie in einem Bild und Gleichnis geschaut hat. Es bleibt von ihm nichts mehr als ein Schatten ohne Qualität und Wesen, und es fährt dahin wie ein Wind, der sich erhoben hat und dann wieder legt. Wegen einer solchen Kreatur ist Gott nicht Mensch geworden, denn das Ewige ist nicht um der Vergänglichkeit willen in die vergängliche Wesenheit eingegangen. So ist es auch nicht darum in das Irdische eingegangen, um das Irdische und Vergängliche in die Kraft der Majestät zu erheben und einzuführen, sondern weil es aus der Kraft der Majestät hergekommen war, aber bösartig und irdisch wurde und gleichsam wie im Tod verblichen. Und dieses wollte es wieder lebendig machen, auferwecken und in die Kraft der Majestät erhöhen, in den Sitz, wie es war, ehe es eine Kreatur wurde.

4.6. Deshalb sollen wir den Menschen anders erkennen, als wir es bisher getan haben und ihn tierisch schätzten. Denn er ist erst nach der Eigenschaft dieser Welt tierisch geworden, indem er in Adam starb, und so lebt er nun in dieser Welt und nicht in Gott. Wenn er aber mit seinem Willen-Geist in Gott einginge, dann erlangte der Willen-Geist das edle Bildnis wieder und lebte nach dem Bildnis in Gott und nach der tierischen Eigenschaft in dieser Welt. So war er im Tod und doch lebendig. Und darum wurde Gottes Wort ein Mensch, damit er ihn wieder in Gott eineignete, so daß er wieder ganz in Gott geboren würde und das Paradies in ihm empfindlich (und bewußt) wäre.

4.7. So ist uns das paradiesische Bild zu betrachten: Wir sagen und erkennen, daß Adam gut, rein und ohne Makel geschaffen war, wie auch Luzifer mit seinem Heer. Er hatte reine Augen, und das doppelt oder zweifach, denn er hatte beide Reiche an sich, nämlich das Reich Gottes und dieser Welt. Aber wie Gott ein Herr über alles ist, so sollte auch der Mensch in Gottes Kraft ein Herr über diese Welt sein. Wie Gott in allem herrscht und alles durchdringt, dem Ding unempfindlich, so konnte der verborgene göttliche Mensch in alles gehen und schauen. Zwar war der äußere Mensch im Äußeren, aber ein Herr über das Äußere, und das war unter ihm und zähmte ihn nicht. Er hätte ohne Mühe Felsen zerbrechen können, die Tinktur der Erde war ihm ganz erkenntlich, und er hätte alle Wunder der Erde erfunden. Denn mit diesem Ziel war er auch in das Äußere geschaffen, weil er das in Bildungen offenbaren und ins Werk führen sollte, was in der ewigen Weisheit gesehen worden war. Denn er hatte die jungfräuliche Weisheit in sich.

4.8. Gold, Silber und alles kostbare Metall ist wohl auch aus der himmlischen Magie mit der Entzündung so eingeschlossen worden, aber es ist ein anderes als die Erde. Der Mensch liebt es wohl und gebraucht es zu seiner Wehrung (bzw. Währung), aber er kennt seinen Grund und Ursprung nicht. Es wird aber nicht vergebens vom Gemüt geliebt, denn es hat einen hohen Ursprung, wenn wir dem nachsinnen. Doch wir verschweigen es hier zu Recht, weil es der Mensch ohnedies zu viel liebt und sich damit vom Geist Gottes entzieht. Denn man soll den Leib nicht mehr lieben als den Geist, denn der Geist ist das Leben. So geben wir euch ein Gleichnis zu verstehen und schweigen von dieser Materie mit ihrem Grund und Ursprung.

4.9. Aber das wisset: Es war dem Menschen zu seinem Spiel und Schmuck gegeben, und er hatte es aus Naturrecht. Es war sein, das heißt, dem äußeren Leib nach, denn der äußere Leib mit seiner Tinktur und die metallische Tinktur sind einander nahverwandt. Doch als die Tinktur des äußeren Leibes mit der bösartigen Sucht des Teufels verdorben war, da verbarg sich auch die metallische Tinktur vor der menschlichen und feindete ihn an, denn sie ist reiner als die verdorbene im äußeren Menschen.

4.10. Und das laßt euch, ihr Sucher der metallischen Tinktur, offenbart sein: Wollt ihr den Stein der Weisen (Lapidem Philosophorum) finden, dann schickt euch zur neuen Wiedergeburt in Christus, sonst wird er euch schwerlich zu erkennen sein. Denn er hat eine große Gemeinschaft mit der himmlischen Wesenheit, welche man wohl sehen könnte, wenn sie (die metallische Tinktur?) vom Grimm abgelöst würde. Auch sein Glanz bedeutet etwas, was wir wohl erkennen würden, wenn wir paradiesische Augen hätten. Das Gemüt zeigt uns das wohl an, aber die Vernunft und die volle Erkenntnis ist am Paradies tot. Und zwar darum, weil wir das Edle zu Gottes Unehre und zu unserer eigenen Verderbnis gebrauchen, und dadurch nicht Gott ehren und mit unserem Geist in Gottes Geist eingehen, sondern diesen Geist lassen und an der (äußeren greifbaren) Wesenheit hängen. So wurde uns die metallische Tinktur ein Mysterium, denn wir sind ihr fremd geworden.

4.11. Der Mensch war geschaffen, daß er ein Herr der Tinktur sein sollte, und sie war ihm untertan. Aber er wurde ihr Knecht, und dazu fremd. So sucht er nun Gold und findet Erde, und zwar darum, weil er den Geist verließ und mit seinem Geist in die Wesenheit ging. So hat ihn die Wesenheit gefangen und in den Tod eingeschlossen. Und wie nun die Tinktur der Erde im Grimm bis zum Gericht Gottes verschlossen liegt, so liegt auch des Menschen Geist mit im Zorn verschlossen, es sei denn, er geht heraus und wird in Gott geboren. Denn der Teufel wollte mit seinem Grimm ein Großfürst in der himmlischen Wesenheit sein, und darum wurde sie ihm verschlossen und wurde zu Erde und Steinen, so daß er kein Fürst, sondern ein Gefangener im Zorn ist. Und so nützt ihm diese Wesenheit nichts, denn er ist Geist und verachtete die himmlische Wesenheit und entzündete die Mutter der Natur, welche alsbald alles begreiflich und körperlich gemacht hat, welches Gottes Geist zusammen erschuf. Es war aber dem Menschen gut erkenntlich, und er konnte die Tinktur wohl auflösen und das Edle hervorbringen, zu seinem Spiel und zur Freude, wie auch zu Gottes Ehre und Wundertat, wenn er in der Unschuld geblieben wäre.

4.12. Für das Essen und Trinken des Menschen, mit dem er seinem Feuer Nahrung und Wesenheit geben sollte, war also gesorgt. Er hatte zweierlei Feuer in sich, das Seelenfeuer und das äußere Feuer von der Sonne und den Gestirnen. Nun muß ein jedes Feuer Sulphur oder Wesen haben, oder es besteht nicht, das heißt, es brennt nicht. Damit haben wir genug zum Verständnis des göttlichen Wesens, welches des Menschen Nahrung gewesen wäre. Denn wie oben erklärt, wird das Seelenfeuer von Gottes Liebe, Sanftmut und Wesenheit gespeist, mit allem, was das göttliche Zentrum gebiert. Denn die Seele ist aus dem ewigen magischen Feuer und muß also auch magische Speise haben, nämlich mit Imagination. Wenn sie Gottes Bildnis hat, dann imaginiert sie mit göttlicher Liebe in die göttliche Wesenheit und ißt von Gottes Speise, von der Speise der Engel. Wenn aber nicht, dann ißt sie von dem, dahinein ihre Imagination geht, wie von irdischer oder höllischer Qualität. Und in diese Matrix (des Mutterleibs) fällt sie dann auch, wohl nicht mit ihrer Substanz, aber sie wird von derselben erfüllt, und diese beginnt in ihr zu qualifizieren, wie ein Gift im Fleisch.

4.13. So ist uns auch des äußeren Leibes Speisung genug erkenntlich. Der äußere Mensch war zwar da, aber er war gleichsam vom inneren halb verschlungen, denn der innere herrschte durch und durch, wie das Feuer im glühenden Eisen. So nahm ein jedes Leben seine Speise: Das Bildnis Gottes oder der Seele Geist und Bildnis aß von himmlisch-göttlicher Wesenheit, und der äußere Leib aß Paradiesfrucht im Mund und nicht in den Leib. Denn wie der äußere Leib im inneren wie halb verschlungen stand, so war auch die Frucht des Paradieses. Die göttliche Wesenheit grünte durch die irdische und hatte in der Paradiesfrucht die irdische wie halb verschlungen, so daß die Frucht nicht irdisch erkannt wurde. Und darum hieß es Paradies als ein Grünen durch den Zorn, weil die Liebe Gottes im Zorn grünte und Frucht trug, wie es die Natursprache klar versteht, ohne jede Deutelei oder Meinung.

4.14. Und das ist uns ferner so zu verstehen, wie Gott in dieser Welt wohnt, und die Welt in ihm wie verschlungen ist. Sie ist in ihm ohnmächtig, und er ist allmächtig. So war auch der Mensch, und so aß er auch. Sein irdisches Essen war himmlisch. Wie wir wissen, daß wir wiedergeboren werden müssen, so wurde die Paradiesfrucht aus dem Zorn wieder in himmlische Wesenheit geboren. Oder wie wir sehen, daß ein gutes süßes Kraut aus der bitteren Erde wächst, welches die Sonne anders qualifiziert als es die Erde qualifiziert hat, so qualifizierte der heilige Mensch die Paradiesfrucht in seinem Mund, so daß die Irdischkeit wie in ein Nichts verschlungen wurde und den Menschen nicht erregte. Oder wie wir erkennen, daß die Erde am Ende verschlungen werden wird und kein greifbarer Körper mehr ist.

4.15. So war auch das äußerliche Essen des Menschen. Er aß die Frucht im Mund und bedurfte dazu keine Zähne, denn dort war die Unterscheidung der Macht: Es waren zwei Zentren der Kraft in Adams Mund, und ein jedes nahm das Seine. Das Irdische wurde in himmlische Qualität verwandelt, wie wir erkennen, daß auch wir nach unserem Leib verwandelt und in einen himmlischen Kraftleib gesetzt werden sollen. So war auch die Verwandlung im Mund, und der Leib empfing die Kraft, denn das Reich Gottes steht in der Kraft. So stand ja der Mensch im Reich Gottes, denn er war unsterblich und ein Kind Gottes. Hätte er aber so in die Gedärme essen sollen und einen solchen Gestank im Leib haben müssen, wie wir jetzt, dann will ich den Verstand fragen, ob dies ein Paradies sei und ob Gottes Geist darin wohne? Da doch Gottes Geist in Adam wohnen sollte, nämlich in einer Kreatur Gottes.

4.16. Seine Arbeit im Paradies auf Erden war kindhaft aber mit himmlischer Weisheit. Er konnte Bäume pflanzen, auch andere Kräuter, alles nach seiner Lust. Es wuchs ihm in allem paradiesische Frucht, und so war ihm alles rein. Er tat, was er wollte, und so tat er recht. Er hatte kein Gesetz als nur das Gesetz von der Imagination oder Lust. Die sollte er mit seinem Geist in Gott setzen, dann wäre er ewig geblieben. Und wenn Gott auch die Erde verändert hätte, so wäre er doch ohne Not und Tod geblieben, denn es wäre ihm alles nur in himmlische Wesenheit verwandelt worden.

4.17. So versteht auch von seinem Trinken: Der innere Mensch trank das Wasser des ewigen Lebens aus Gottes Wesen, und der äußere trank das Wasser auf Erden. Aber wie Sonne und Luft das Wasser in sich schlingt und dessen doch nicht voll wird, so war es auch im Mund des Menschen: Es schied (bzw. verdaute) sich in das Mysterium, wie wir denken und gewiß erkennen, und auch die ganze Wahrheit ist, weil Gott alles aus Nichts gemacht hat, nur aus seiner Kraft. So sollte alles, was irdisch war, im Mund des Menschen wieder in das eingehen, wie es vor der Schöpfung der Welt war. Dem Menschen gehört der Geist und die Kraft davon und nicht der irdische Leib, denn Gott hatte ihm einmal einen Leib geschaffen, der da ewig war. Er bedurfte keines Schaffens mehr, denn er (d.h. Adam) war ein fürstlicher Thron, gemacht aus Himmel, Erde, Sternen und Elementen sowie aus Gottes Wesen, und ein Herr der Welt und ein Kind Gottes.

4.18. Das erkennt, ihr Philosophen, denn es ist der wahre Grund und hocherkannt: Mischt keinen Schul-Tand (interessante, aber nutzlose Schulmeinungen) dahinein, es ist hell genug. Die Meinung tut es nicht, aber der wahre Geist, aus Gott geboren, erkennt es recht. Alle Meinung ohne (göttliche bzw. ganzheitliche) Erkenntnis ist ein irdischer Narr und versteht die Erde und die vier Elemente, aber Gottes Geist versteht nur ein Element, darin diese vier verborgen liegen. Nicht vier sollten in Adam regieren, sondern eines über vier, das himmlische Element über die vier Elemente dieser Welt. Und so müssen wir wieder werden, wenn wir das Paradies besitzen wollen, um dessentwillen Gott Mensch geworden ist.

4.19. Laßt euch gesagt sein, ihr Schulzänker: Ihr geht im Kreis und nicht hinein, wie eine Katze um den heißen Brei, welche die Hitze fürchtet. So fürchtet und schämt ihr euch vor Gottes Feuer. Und sowenig die Katze den heißen Brei genießt, wenn sie nur um den Rand geht, um zu riechen, so wenig genießt auch der Mensch die Paradiesfrucht, es sei denn, er geht aus dem Pelz Adams heraus, den der Teufel besudelt hat, und tritt in Christi Wiedergeburt ein. Er muß in den Kreis hineingehen und den Verstandespelz abwerfen, dann bekommt er menschliche Weisheit mit göttlicher Erkenntnis. Das schafft kein Lernen, sondern ein Geborenwerden.

5. Kapitel - Vom kläglichen und elenden Fall des Menschen

5.1. Wenn wir die Menschwerdung Jesu Christi recht beschreiben wollen, dann ist es nötig, daß wir euch die Ursachen darstellen, warum Gott Mensch geworden ist. Es ist kein Geringes oder ein Nichts, wie es die Juden und Türken ansehen und wohl auch bei den Christen halb stumm (bzw. nur halb erkannt) ist. Es muß ja eine große Ursache sein, wegen der sich der unwandelbare Gott bewegt hat. So erkennt nun dies, wir wollen euch die Ursachen darstellen:

5.2. Adam war ein Mensch und ein Bild Gottes, ein ganzheitliches Gleichnis nach Gott. Obwohl Gott kein Bild ist, denn er ist das Reich und die Kraft und auch die Herrlichkeit und Ewigkeit, Alles in Allem. Aber der Tiefe ohne Grund gelüstete, sich in Gleichnissen zu offenbaren, wie dann seit Ewigkeit solche Offenbarung in der Weisheit Gottes geschehen ist, nämlich in einer jungfräulichen Bildung, welche doch keine Gebärerin war, sondern ein Spiegel der Gottheit und Ewigkeit in Grund und Ungrund, ein Auge der Herrlichkeit Gottes. Und nach diesem Auge und in diesem Auge wurden die Throne der Fürsten geschaffen, also die Engel, und schließlich der Mensch. Der hatte wieder den Thron in sich, wie er durch die ewige Magie aus Gottes Wesen erschaffen worden war, aus dem Nichts in Etwas, aus dem Geist in Leib. Und wie ihn die ewige Magie im Auge der Wunder und Weisheit Gottes aus sich gebar, so sollte und konnte er auch auf magische Art einen anderen Menschen ohne Zertrennung seines Leibes aus sich gebären, denn er war in Gottes Lust empfangen, und das Begehren Gottes hatte ihn geboren und dargestellt. So hatte er auch diese Lust zu seiner selbsteigenen Schwängerung in sich, denn die Venus-Tinktur ist die Matrix (Gebärmutter), die da von der Wesenheit schwanger wird, nämlich des Sulphurs („Seelenleibes“) im Feuer, welcher doch im Wasser der Venus zum Wesen kommt: Die Tinktur des Feuers gibt die Seele, die Tinktur des Lichtes gibt den Geist, das Wasser als die Wesenheit gibt den Leib, und der Mercurius (des reflektierenden Bewußtseins) als das Zentrum der Natur gibt das Rad der Essenzen und das große Leben im Feuer und Wasser, himmlisch und irdisch. Und das himmlische und irdische Salz (der Kristallisation) erhält es im Wesen. Das ist das Schöpfen.

5.3. Denn gleichwie der Mensch das äußere Gestirn in sich hat, welches sein Rad der Essenzen der äußeren Welt und die Ursache des Gemüts ist, so auch das innere Gestirn des Zentrums der feurigen Essenzen sowie im zweiten Prinzip die lichtflammenden göttlichen Essenzen. So hatte er die ganze Magie des Wesens aller Wesen in sich, und damit war die Möglichkeit in ihm, daß er magisch gebären konnte, denn er liebte sich selbst und begehrte aus seinem Zentrum wieder ein Gleichnis, wie er von Gottes Begehren empfangen war und mit der Gebärerin im Schöpfen dargestellt wurde. Und so sollte er auch sein englisches oder menschliches Heer darstellen.

5.4. Ob sie aber nun alle aus einem, nämlich aus dem fürstlichen Thron, geboren werden sollten, oder aus allen, jeweils einer aus dem anderen, das ist nicht wichtig zu wissen, denn das Ziel ist zerbrochen. Wir haben genug an der Erkenntnis, daß wir wissen, was wir sind und was unser Reich ist. Ich finde jedoch in der Tiefe im Zentrum, daß jeweils einer aus dem anderen kommen sollte, denn das himmlische Zentrum hat seine Minuten (bzw. Stunden) wie auch das irdische, welche immer schlagen, weil das Rad mit den Essenzen in allen drei Prinzipien immer geht (und dreht) und immer ein Wunder nach dem anderen eröffnet. So war doch das Bild des Menschen in Gottes Weisheit erfunden und erdacht, darin die Wunder ohne Zahl liegen. Die sollten mit dem menschlichen Heer eröffnet werden, und so würde freilich in der Zeit jeweils ein größeres Wunder in einem wie im anderen eröffnet worden sein, alles nach der himmlischen und irdischen Geburt und wunderlichen Veränderungen, wie es dann noch heute so geschieht, daß in einem mehr Kunst und Verstand der Wunderlichkeit als im anderen ist. Daraus schließe ich, daß jeweils ein Mensch aus dem anderen kommen und geboren werden sollte, um der großen Wunder und um des Menschen Lust und Freude willen, damit jeweils ein Mensch seinesgleichen hervorgebracht haben würde. So wäre das menschliche Geschlecht in der Gebärung gestanden, bis Gott das dritte Prinzip dieser Welt wieder in seinen Äther (bzw. göttlichen Raum oder das „Urmeer“) gesetzt hätte, denn es ist wie eine Kugel (oder ein Kreis) mit Anfang und Ende. Wenn der Anfang das Ende erreicht, so daß das Letzte in das Erste eintritt, dann ist alles vollendet und ganz. Dann wird das Mittel wieder geläutert werden und geht wieder in das, wie es vorher vor den Zeiten dieser Welt war. Bis auf die Wunder, denn die bleiben in Gottes Weisheit in der großen Magie wie ein Schatten von dieser Welt bestehen.

5.5. Weil nun Adam so ein herrliches Bild war und dazu an des verstoßenen Luzifers Stelle, so wollte ihm solches der Teufel nicht gönnen, beneidete ihn heftig und stellte seine Larve und Imagination immerzu vor Adam, und schlich mit seiner Imagination in die Irdischkeit der Früchte und bildete Adam vor, als steckte große Herrlichkeit in seiner entzündeten Irdischkeit. Wobei ihn Adam nicht erkannte, denn er kam auch nicht in seiner eigenen Gestalt, sondern in Form der Schlange, wie in einem künstlichen Tier. Er trieb das Affenspiel wie ein Vogelsteller, der die Vögel betrügt und fängt, und so tat auch er. Auch hatte er das irdische Reich mit seiner Sucht des überheblichen Stolzes infiziert und halb abgetötet, wie hier an Erde und Steinen zu sehen ist, welches auch so ganz süchtig und eitel war, und wäre doch gern der Eitelkeit los gewesen. Und als es (das irdische Reich) dann empfand, daß Adam ein Kind Gottes war und diese Herrlichkeit und Kraft hatte, da imaginierte es auch heftig nach Adam (wie der entzündete Zorn Gottes auch nach Adam imaginierte), um sich in diesem lebendigen Bild zu ergötzen.

5.6. So zog alles an Adam und wollte ihn haben: Das Himmelreich wollte ihn haben, denn er war dazu geschaffen. Und so wollte ihn auch das irdische Reich haben, denn es hatte einen Anteil an ihm, und es wollte sein Herr sein, weil er nun eine Kreatur war. Damit sperrte auch der Grimm seinen Rachen auf und wollte kreatürlich und wesentlich werden, um seinen großen grimmigen Hunger zu sättigen. Und so stand Adam wohl 40 Tage in der Probe, so lange auch Christus in der Wüste versucht wurde, und wie auch Israel am Berg Sinai, als ihnen Gott das Gesetz gab, ob es möglich wäre, daß dieses Volk in des Vaters Qualität im Gesetz vor Gott bestehen könnte, also ob der Mensch im Gehorsam bleiben könnte, so daß er seine Imagination in Gott stellte, damit Gott nicht Mensch werden mußte. Zu welchem Zweck Gott solche Wunder in Ägypten tat, damit doch der Mensch sehen sollte, daß ein Gott sei, und ihn lieben und fürchten. Aber der Teufel war ein Lügner und Schalk. Er verführte Israel, so daß sie sich ein Kalb machten und als Gott verehrten. So war es nun nicht möglich zu bestehen. Darum kam Moses mit der Tafel vom Berg, darauf das Gesetz geschrieben war, und zerbrach diese und tötete die Kälberdiener. So konnte Moses dieses Volk nicht ins gelobte Land führen. Es konnte nicht sein, es mußte Josua und schließlich Jesus tun, der in der Versuchung vor dem Teufel und Zorn Gottes bestand, der den Zorn überwand und den Tod zerbrach, wie Moses die Tafel des Gesetzes. So konnte nun der erste Adam nicht bestehen, obwohl ihm Gottes Reich vor Augen und er im Paradies stand, und so war Gottes Zorn so sehr entbrannt und zog Adam, denn er war durch des Teufels Imagination und starken Willen in der Erde so sehr entzündet.

5.7. Da fragt der Verstand: „Hatte denn der Teufel solche Macht?“ Ja, lieber Mensch, der Mensch hat sie doch auch. Er kann Berge umstürzen, wenn er mit seiner Imagination hineingeht. Der Teufel war aus der großen Magie Gottes und ein Fürst oder König dieses Thrones und ging in die stärkste Feuersmacht hinein, um ein Herr über alles Himmelsheer zu sein. So wurde die Magie entzündet und die große Verwirrung geboren. Die hat mit Adam gerungen, ob er stark genug sein wollte, das Reich des Teufels zu besitzen und in anderer Qualität darin zu herrschen. Dieses verstand Adams Verstandesgeist wohl nicht, aber die magischen Essenzen stritten gegeneinander, davon die ganze Lust und der Willen entsteht, bis Adam begann, nach der Irdischkeit zu imaginieren und irdische Frucht haben wollte. Da war es geschehen, denn sein edles Bildnis, welches allein vom Wort des Vaters (Verbo Domini) essen sollte, wurde infiziert und verdunkelt. Alsbald darauf wuchs der irdische Baum der Versuchung, denn Adams Lust hatte dies begehrt und zugelassen. Damit mußte nun Adam versucht werden, ob er bestehen könnte, denn es kam das strenge Gebot von Gott, und der sprach: »Du sollst essen von allerlei Bäumen im Paradies, aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen. Denn welches Tages du davon ißt, sollst du des Todes sterben. (1.Mose 2.16)« Das heißt, am Himmelreich sterben und irdisch werden. Und Adam kannte das Gebot wohl, und aß auch nicht davon. Aber er imaginierte dahinein und wurde in seiner Imagination gefangen, ganz kraftlos, dazu matt und schwach, bis er überwunden wurde. Da fiel er nieder und schlief.

5.8. So fiel er der Magie anheim, und es war um seine Herrlichkeit geschehen, denn der Schlaf deutet den Tod und eine Überwältigung an, denn das irdische Reich hatte ihn überwältigt und wollte über ihn herrschen. Das Sternenreich wollte Adam haben und seine Wunder mit ihm verbringen, denn es war sonst keine Kreatur, die so hoch gradiert gewesen war wie der Mensch, welcher das Sternenreich erreichen konnte. Darum wurde Adam gezogen und zu Recht versucht, ob er ein Herr und König über die Sterne und Elemente sein könnte. Aber auch der Teufel war geschäftig und vermeinte, den Menschen zu stürzen und unter seine Gewalt zu bringen, damit dieser Thron schließlich doch sein Königreich bliebe. Denn er wußte wohl, wenn der Mensch aus Gottes Willen herausgehen würde, daß er dann irdisch werden wird. So wußte er auch wohl, daß der Abgrund der Hölle im irdischen Reich stünde. Darum war er jetzt geschäftig, denn wenn Adam magisch (Nachkommen) geboren hätte, dann wäre das Paradies auf Erden geblieben. Das war dem Teufel nicht recht, und er mochte das nicht. Es schmeckte in seinem Reich nicht, denn es roch nicht nach Schwefel und Feuer, sondern nach Liebe und Süßigkeit. Da dachte sich der Teufel: „Dieses Kraut ißt du nicht, sonst bleibst du kein Herr des Feuers.“

5.9. So steckte der Fall Adams ganz in der irdischen Essenz. Er verlor die himmlische Essenz, aus welcher göttliche Liebe quillt, und bekam irdische Essenz, aus welcher Zorn, Bosheit, Gift, Krankheit und Elend quellen, und verlor die himmlischen Augen. Auch konnte er nicht mehr auf paradiesische Art essen, sondern imaginierte nach der verbotenen Frucht, darin Gut und Böse vermischt war, wie noch heute alle Früchte auf Erden sind. Und so wurden die vier Elemente in ihm rege und qualifizierend, denn sein Wille nahm mit der Imagination das irdische Reich in das Seelenfeuer zur Herberge herein. So ging er aus Gottes Geist heraus und in den Geist der Sterne und Elemente hinein. Die nahmen ihn an und erfreuten sich in ihm, denn sie wurden jetzt in ihm lebendig und mächtig. Zuvor mußten sie untertänig und im Zwang sein, aber jetzt bekamen sie das Regiment.

5.10. Da wird der Teufel gelacht und Gott verspottet haben! Aber er wußte noch nicht, was dahinterstand. Er wußte noch nichts vom Schlangentreter, der ihm seinen Sitz nehmen und sein Reich zerbrechen sollte. So war Adam in den Schlaf niedergesunken, in die Magie, denn Gott sah, daß er nicht bestehen konnte. Darum sprach er: »Es ist nicht gut, daß dieser Mensch allein sei. Wir wollen ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. (1.Mose 2.18)« Durch welche er sich erbauen und fortpflanzen könne. Denn er sah den Fall und kam ihm auf einem anderen Weg zu Hilfe, denn er wollte nicht, daß sein Bildnis verderben sollte.

5.11. Da fragt der Verstand: „Warum ließ Gott den Baum wachsen, daran Adam versucht wurde? (Es muß also sein Wille gewesen sein, daß Adam versucht wurde.)“ So will er auch den Fall in Gottes Willen schieben, und denkt, Gott habe gewollt, daß Adam fallen sollte, und daß Gott einige Menschen im Himmel und einige in der Hölle haben wollte, sonst hätte er ja dem Übel gewehrt und Adam erhalten können, daß er gut und im Paradies geblieben wäre. So urteilt auch die jetzige Welt, denn sie sagt: „Hätte Gott nichts Böses geschaffen, dann wäre auch nichts Böses. Weil es ja alles von ihm herrührt und er allein der Schöpfer ist, der alles gemacht hat, so hat er ja Böses und Gutes gemacht, sonst wäre es nicht so.“ Und das will sie gemeinhin erhalten. Auch denkt sie: „Wäre niemals etwas gewesen, daran sich der Teufel und auch der Mensch vergafft hätten und böse wurden, dann wäre der Teufel ein Engel geblieben und der Mensch im Paradies.“

5.12. Antwort: Ja, lieber Verstand, jetzt hast du das Ziel und den Zweck getroffen. Es kann dir so nichts fehlen, wo du nicht blind bist. (Es scheint dir dort nichts zu fehlen, wo du hinschaust.) Aber höre, warum sagst du nicht auch zum Licht: „Warum erleidest du das Feuer? Wie wonnevoll wärst du, wenn du nicht im Feuer wohntest? Ich würde meine Hütte bei dir bauen, aber du wohnst im Feuer, und so kann ich nicht.“ Sage nur zum Licht: „Geh aus dem Feuer, dann bist du gut und wundersam.“ Und wenn dir das Licht folgt, dann findest du einen großen Schatz. Wie wirst du dich freuen, wenn du im Licht wohnen kannst, so daß dich das Feuer nicht brennt. - So weit kommt der Verstand.

5.13. Aber sieh es recht mit magischen Augen, erkenne es mit göttlichen und auch mit natürlichen, dann soll es dir gezeigt werden. Bist du nicht ganz blind und tot, dann siehe, ich gebe dies im Gleichnis zu verstehen, weil sonst der Verstand ein Narr ist und nichts vom (ganzheitlichen) Geist Gottes versteht. Ich will annehmen, ich hätte die Gewalt, daß ich das Licht vom Feuer (bzw. von der Energie) nehmen könnte, welches doch nicht sein kann, und sehen, was danach noch sein würde. Siehe, wenn ich das Licht vom Feuer nehme, dann verliert erstens das Licht seine Essenz, daraus es scheint. Zweitens verliert es sein Leben und wird eine Ohnmacht. Und drittens wird es von der Finsternis gefangen und überwältigt und erlischt in sich selber und wird ein Nichts. Denn es ist die ewige Freiheit und ein Ungrund. Wenn es scheint, dann ist es gut, und wenn es erlischt, dann ist es nichts.

5.14. Nun siehe weiter: Was bleibt mir aber am Feuer, wenn ich das Licht und den Glanz vom Feuer nehme? Nichts als nur ein dürrer Hunger und eine Finsternis, denn es verliert Essenz und Qualität, verhungert und wird ein Nichts. Sein gewesener Sulphur ist ein Tod (bzw. Sterben), denn er verzehrt sich, solange die Essenz da ist. Wenn sie nun nicht mehr ist, dann ist es ein Nichts, ein Ungrund, wo keine Spur ist (1660: wo kein Feuer ist).

5.15. So, liebes suchende Gemüt, denke ihm doch nach: Gott ist das ewige Licht, und seine Kraft und Quelle wohnt im Licht. Das Licht verursacht Sanftmut, und aus der Sanftmut wird Wesen. Dieses Wesen ist Gottes Wesen, und des Lichtes Quelle ist Gottes Geist, welcher der Ursprung ist. Es ist sonst kein anderer Gott als dieser. Im Licht ist die Kraft, und die Kraft ist das Reich. Nun hat aber das Licht und die Kraft einen Liebewillen und begehrt nichts Böses. Es begehrt wohl Wesen, aber aus seiner eigenen Essenz, das heißt, aus der Liebe und Süßigkeit, denn diese sind dem Licht ähnlich. Nun entsteht aber das Licht vom Feuer, und ohne das Feuer wäre es nichts, denn es hätte keine Essenz ohne das Feuer. Das Feuer macht Leben und Beweglichkeit und ist die Natur, hat aber einen anderen Willen als das Licht, denn es ist ein Geiz und will nur verzehren. Es nimmt nur und steigt im Stolz auf. Aber das Licht nimmt nicht, sondern es gibt, damit das Feuer erhalten wird. Des Feuers Qualität ist der Grimm, seine Essenzen sind bitter, und sein Stachel ist feindlich und unwonnesam (1660: unbewohnsam). Es ist eine Feindschaft in sich selber, und es verzehrt sich selber. Und wenn ihm das Licht nicht zu Hilfe kommt, dann frißt es sich auf, so daß ein Nichts aus ihm wird.

5.16. So, mein liebes suchendes Gemüt, betrachte dies, dann wirst du bald zur Ruhe und ans Ziel kommen: Gott ist seit Ewigkeit die Kraft und das Licht, und wird „Gott“ genannt nach dem Licht und nach der Kraft des Lichtes, nach dem Geist des Lichtes, nicht nach dem Feuergeist. Denn der Feuergeist heißt sein Grimm und Zorn, und wird nicht Gott genannt, sondern ein verzehrendes Feuer der Macht Gottes. Das Feuer heißt Natur, aber das Licht heißt nicht Natur. Es hat wohl des Feuers Eigenschaft, aber aus Grimm in Liebe verwandelt, aus Fressen und Verzehren in ein Gebären, aus Feindschaft und bitter Weh in ein sanftes Wohltun und liebliches Begehren und ein Immer-Erfüllen. Denn das Liebebegehren zieht die Sanftmut des Lichtes in sich und ist eine schwangere Jungfrau, nämlich der Vernunft und Weisheit als Kraft der Gottheit.

5.17. So ist uns hoch erkenntlich, was Gott und Natur ist, dazu auch der Grund und Ungrund, wie auch die Tiefe der Ewigkeit. Und wir erkennen so, daß das ewige Feuer magisch ist und im begehrenden Willen geboren wird, wie solches im zweiten und dritten Teil der Bücher erklärt wurde. Ist nun das ewige Unergründliche magisch, dann ist auch das magisch, was aus dem Ewigen geboren ist. Denn aus Begehren sind alle Dinge geworden. So sind Himmel und Erde magisch, auch das Gemüt mit den Sinnen, wenn wir dies nur erkennen wollten.

5.18. Was vermag nun das Licht, wenn das Feuer etwas ergreift und verschlingt, wenn doch das Ding, das vom Feuer ergriffen wird, auch magisch ist? Wenn es dann ein Leben und des Lichtes Kraft und Vernunft hat, warum läuft es dann ins Feuer? Ist doch der Teufel ein Engel gewesen und Adam ein Bild Gottes, und sie hatten beide das Feuer und das Licht und dazu die göttliche Weisheit in sich. Warum imaginierte der Teufel nach dem Feuer und Adam nach der Erde, wenn sie doch frei waren? Das Licht und die Kraft Gottes zogen den Teufel nicht ins Feuer, sondern der Grimm der Natur. Doch warum willigte der Geist ein? Was sich die Magie machte, das hatte sie. Der Teufel machte sich die Hölle, und die hatte er. Adam machte sich irdisch, und das ist er. Ist doch Gott keine Kreatur, auch kein Macher, sondern ein Geist und Eröffner. Wie die Schöpfung geschah, ist uns so davon zu ersinnen und zu erkennen: Das Feuer und das Licht haben sich zugleich in der Lust erweckt und einen Spiegel oder Bildnis nach der Ewigkeit begehrt. So ist uns doch in wahrer Erkenntnis, daß der Grimm als Natur des Feuers kein Macher ist. Er hat aus sich nichts gemacht, was wesentlich wäre, denn das kann auch nicht sein, sondern er hat Geist und Quelle gemacht. So steht aber keine Kreatur nur bloß in der Essenz. Soll eine Kreatur sein, dann muß sie aus Wesen sein, nämlich aus Kraft oder Sulphur (Seelenleib). Sie muß im geistigen Salz (der Kristallisation) bestehen, dann wird aus dem Feuer-Quell ein Mercurius (des reflektierenden Bewußtseins) und ein wirklich essentielles Leben. Dazu muß sie auch den Glanz (das Licht oder Bewußtsein) haben, wenn darin Vernunft und Erkenntnis sein sollen.

5.19. So wissen wir, daß jede Kreatur im geistigen Sulphur, Mercurius und Salz besteht. Und doch tut es nicht allein der Geist. Es muß Sulphur sein, in dem das Schöpfen als die herbe Matrix zum Zentrum der Natur besteht, darin der Geist erhalten wird: Das heißt, es muß Wesen sein, denn wo kein Wesen ist, da ist kein Schaffen. Weil ein kreatürlicher Geist kein begreifliches Wesen ist, deshalb muß er sich durch seine Imagination Wesen in sich einziehen, sonst bestünde er nicht.

5.20. Wenn sich nun der Teufel die Grimmigkeit in den Geist zog, und der Mensch die Irdischkeit, was vermochte da die Liebe der Wesenheit Gottes? Es wurde doch dem Teufel die Liebe und Sanftmut Gottes mit dem göttlichen Wesen vorgestellt und dargeboten, sowie auch dem Menschen. Wer will Gott beschuldigen? Wenn die grimmige Essenz im Teufel so stark gewesen ist, daß sie die Liebe-Essenz überwunden hat, was kann Gott dafür? Wenn ein guter Zweig gepflanzt wird, aber verdirbt, was vermag dessen die Erde, die ihm doch Saft und Kraft gibt? Warum zieht der Zweig diese nicht an sich? Sagst du: „Seine Essenzen sind zu schwach.“ Was vermag aber dessen die Erde und auch der, der den Zweig gepflanzt hat? Sein Wille ist doch nur, daß er zu seiner Lust einen guten Baum aufziehen und seine Frucht genießen will. Wüßte er aber sicher, daß der Zweig verderben sollte, dann pflanzte er ihn nimmer.

5.21. So ist uns zu erkennen: Nicht wie einer, der einen guten Baum pflanzt, sind die Engel geschaffen, sondern durch die Bewegung Gottes mit beiden Prinzipien, nämlich Licht und Finsternis, in welcher das Feuer verborgen lag. So brannte doch das Feuer nicht in der Schöpfung und in der Bewegung, wie es auch heute nicht brennt, denn es hat sein eigenes Prinzip. Warum erweckte (1660: erwählte) das Luzifer? Der Wille entstand aus seiner Kreatur, und nicht ohne ihn. Er wollte ein Herr über Feuer und Licht sein. Er wollte das Licht auslöschen und verachtete die Sanftmut, und wollte ein Feuer-Herr sein. Weil er so das Licht verachtete und seine Geburt in der Sanftmut, so wurde er zu Recht ausgestoßen. Damit verlor er Feuer und Licht und muß im Abgrund in der Finsternis wohnen. Will er nun Feuer haben, dann muß er sich das selber entfachen und mit seiner Bosheit in der Imagination anzünden, welches ihm doch nicht recht brennt, sondern nur ein essentieller grimmiger Qual-Quell ist, wie die vier Gestaltungen im Zentrum der Natur in sich selber ergeben: Herb, hart, rauh und kalt ist die erste Gestaltung. Bitter, stachlig und feindlich ist die zweite Gestaltung am Zentrum. Angst, Weh und Qual ist die dritte Gestaltung. Und mit der Angst, als im Bewegen und Leben, entzündet er das Feuer in der harten Herbigkeit zwischen der Verhärtung und dem bitteren Stachel, so daß es wie ein Blitz erscheint. Das ist die vierte Gestaltung. Und wenn nun keine Sanftmut oder das Wesen der Sanftmut ist, dann gibt es kein Licht, sondern nur einen (vergänglichen) Blitz. Denn die Angst will die Freiheit haben, ist aber zu scharf, und so erlangt sie diese nur als einen Blitz. Das ist zwar Feuer, aber hat keinen Bestand oder Grund. Damit muß der Teufel in der Finsternis wohnen und hat nur den grimmigen Blitz in sich. So ist auch diese ganze Gestaltung in seiner Wohnung nur wie ein grimmiger Blitz, als ob es Donnerschläge täte. Und so stellt sich die höllische Eigenschaft in die Qual-Quelle.

5.22. In gleicher Weise ist es uns auch vom Baum der Versuchung zu verstehen, den Adam durch seine Imagination erweckte. Damit stellte ihm die Matrix der Natur das vor, was er begehrte. Aber Gott verbot ihm das. Er sollte es nicht anrühren, denn Gott wollte es nicht haben. Aber die irdische Matrix wollte Adam haben, denn sie erkannte in Adam die göttliche Kraft. Weil sie mit der Entzündung des Teufels irdisch geworden war, doch nicht ganz abgestorben, so sehnte sie sich nach dem, wie sie zuvor war, nämlich nach der Freiheit, um von der Eitelkeit frei zu sein. Und in Adam war die Freiheit.

5.23. So zog sie Adam, daß Adam imaginierte, und so gelüstete es Adam gegen Gottes Gebot und Willen. Das ist es auch, was Paulus sagt: »Das Fleisch gelüstet gegen den Geist, und der Geist gegen das Fleisch. (Gal. 5.17)« Denn Adams Fleisch war halb himmlisch und halb irdisch. So hatte auch Adams Geist mit der Imagination eine Macht in die Erde gebracht, und so gab ihm die Matrix der Natur dasjenige, was er wollte. Er mußte ja versucht werden, ob er auch an Luzifers Stelle als ein Engel bestehen wollte. Darum schuf ihn Gott auch nicht nur rein wie einen Engel, damit, wenn er fiele und nicht bestünde, er ihm helfen konnte, so daß er nicht so im Grimm verdürbe wie Luzifer. Und darum wurde er aus der Materie erschaffen, und sein Geist war ihm in die Materie hineingeführt, nämlich vom Wasser und Feuer in den Sulphur, darin ihn doch Gott als ein neues Leben wieder ausgebären konnte. Gleichwie eine schöne wohlriechende Blume aus der Erde wächst, so war auch Gottes Vorsatz, als er erkannte, daß er nicht bestehen würde. Darum sagt auch Paulus: »Wir sind in Jesus Christus vorhergesehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde.« Das heißt, als Luzifer fiel, da war der Welt Grund noch nicht gelegt, aber der Mensch war in Gottes Weisheit schon gesehen. Weil er aber aus drei Prinzipien gemacht werden sollte, so war schon Gefahr wegen des entzündeten (bzw. entzündlichen) Sulphurs der Materie. Und wenn er auch über der Erde geschaffen war, so wurde doch der Sulphur aus der Matrix (Gebärmutter) der Erde gezogen, wie eine schöne Blume aus der Erde, und (auch) das war schon Gefahr. Und hier hat sich der holdselige Name „Jesus“ mit eingebildet, als ein Heiland und Wiedergebärer. Denn der Mensch ist das größte Geheimnis, das Gott gewirkt hat. Er hat die Bildung, wie sich die Gottheit seit Ewigkeit aus dem Grimm, aus dem Feuer durch das Entsinken und durch den Tod in ein anderes (zweites) Prinzip mit anderer Qualität ausgeboren hat. So wird er auch aus dem Tod wieder ausgeboren und grünt aus dem Tod in einem anderen Prinzip mit anderer Qualität und Kraft, so daß er die Irdischkeit ganz loswird.

5.24. So ist es sehr gut für uns, daß wir der Erde mit dem irdischen Teil anheimgefallen sind, sofern wir aber auch den göttlichen Teil erhalten, denn so werden wir ganz rein und kommen ganz vollkommen ohne jegliche Sucht des Teufels wieder in Gottes Reich, und sind ein viel größeres Geheimnis als die Engel. Wir werden sie auch nach der himmlischen Wesenheit übertreffen, denn sie sind Feuerflammen, vom Licht durchleuchtet. Wir aber erlangen den großen Quell der Sanftmut und Liebe, der in Gottes heiliger Wesenheit quillt.

5.25. Darum tun jene ganz falsch und unrecht, die da sagen, Gott wolle nicht alle Menschen im Himmel haben. Er will, daß allen geholfen werde. Es fehlt am Menschen selber, daß er sich nicht helfen lassen will. Wenn mancher böse Neigungen hat, das kommt nicht von Gott, sondern von der Mutter der Natur. Willst du Gott beschuldigen? Dann lügst du, denn Gottes Geist entzieht sich niemandem. Wirf deine Bosheit weg, und geh in die Sanftmut ein. Tritt in die Wahrheit, in die Liebe, und ergib dich Gott, dann wird dir geholfen, denn darum ist Jesus geboren, daß er helfen will. Sagst du: „Ich werde gehalten, daß ich nicht kann.“ Ja richtig, du willst es haben, und der Teufel wollte es auch haben. Bist du ein Ritter, warum kämpfst du nicht gegen das Böse? Kämpfst du aber gegen das Gute, dann bist du ein Feind Gottes. Meinst du, Gott werde dem Teufel eine englische Krone aufsetzen? Bist du ein Feind, dann bist du kein Freund. Willst du Freund sein, dann verlasse die Feindschaft und geh zum Vater, dann bist du Sohn. Darum, wer Gott beschuldigt, der ist ein Lügner und Mörder, wie der Teufel auch. Bist du doch dein selbsteigener Macher, warum machst du dich böse? Und wenn du auch eine bösartige Materie hast, so hat dir doch Gott sein Herz und seinen Geist geschenkt. Nimm diese zu deinem Machen, dann machst du dich gut. Nimmst du aber Geiz und Hochmut sowie die Wollust des irdischen Lebens, was kann Gott dafür? Soll dir Gott auch noch in deinem verächtlichen Hochmut sitzen? Nein, das ist nicht seine Qualität. Sprichst du aber: „Ich bin von böser Qualität und kann nicht, denn ich werde gehalten.“ Wohlan, laß die böse Qualität sein! Geh doch mit deinem Willen-Geist in Gottes Liebegeist ein und ergib dich seiner Barmherzigkeit, dann wirst du wohl die böse Qualität einst loswerden. Die bösartige Qualität kommt aus der Erde. Wenn die Erde den Leib (nach dem Tod) bekommt, dann kann sie ihre Bosheit hinnehmen. Du aber bist und bleibst ein Geist in Gottes Willen, in seiner Liebe. Laß den bösartigen Adam hinfahren, es wird dir ein neuer und guter aus dem alten ausgrünen, wie eine schöne Blume aus dem stinkenden Mist wächst. Nur schau zu, daß du den Geist in Gott erhältst. Um den bösartigen Leib, der voll böser Affekte steckt, ist nicht viel zu tun. Ist er bösartig geneigt, dann tue ihm desto weniger Gutes. Gib ihm keine Ursache zur Geilheit. Im Zwang zu halten ist ein gutes Heilmittel, aber toll und voll sein bedeutet, den bösen Esel vollends in den Mistpfuhl werfen, wo er sich doch schon genug im Kot wie eine Sau suhlt. Nüchtern sein und ein mäßiges Leben führen, ist eine gute Reinigung für den bösen Esel. Nicht geben, wonach ihm gelüstet, und oft fasten lassen, so daß er das Gebet nicht behindert, das ist ihm gut. Er will wohl nicht, aber die Vernunft soll Herr sein, denn sie trägt Gottes Bildnis.

5.26. Dieses Latein schmeckt zwar der Verstandeswelt in der Fleischeslust nicht, aber weil ihr dies nicht schmeckt, so zieht sie dafür nur böse irdische Wollust ein und besäuft sich damit, und so ist der Zorn in ihr rege. Der zieht sie immerfort mit Adam aus dem Paradies und mit Luzifer in den Abgrund, wo du doch satt saufen und fressen wirst, was du hier willig in dich gezogen hast. Aber Gott sollst du dafür nicht beschuldigen, sonst bist du ein Lügner und Feind der Wahrheit. Gott will kein Böses, und es ist auch kein böser Gedanke in ihm. Er hat nur eine Qualität, und das ist Liebe und Freude. Aber sein Grimm als die Natur hat viele quälende Qualitäten, und darum sehe ein jeder zu, was er tut. So ist ein jeder Mensch sein eigener Gott und auch sein eigener Teufel: Zu welcher Qualität er sich neigt und ergibt, die treibt und führt ihn, und deren Werkmeister wird er.

5.27. Ein großes Elend ist es, daß der Mensch so blind wird, daß er nicht erkennen kann, was Gott ist, obwohl er doch in Gott lebt. Und es gibt auch noch Menschen, die solches verbieten, man solle nicht forschen, was Gott sei, und wollen auch Lehrer Gottes sein. Jawohl, Lehrer des Teufels sind solche, damit dieser (mit seinem falsch-gleisnerischem Reich) nicht offenbar und erkannt werde.

6. Kapitel - Von Adams Schlaf und der Schöpfung der Frau

Von Adams Schlaf, wie Gott eine Frau aus ihm gemacht hatte, und wie er vollends irdisch geworden war.

6.1. Wenn der Mensch matt und müde wird, dann fällt er in einen Schlaf wie in eine Magie. Ihm ist, als wäre er nicht in dieser Welt, denn alle seine Sinne hören auf. Das Rad der Essenzen tritt in eine Ruhe, und er ist, als wäre er essentiell, aber nicht substantiell. Er gleicht bloß der Magie, denn er weiß nichts von seinem Leib. Er liegt wie tot, und ist doch nicht tot, sondern der Geist steht still. So haben dann die Essenzen ihr Hervorbringen, und es sieht allein der Seelengeist. Dann wird alles im siderischen (natürlich-körperlichen) Geist gemalt, was der gestirnte Himmel hervorbringt, und das steht magisch wie ein Spiegel im Gemüt, in welchem sich der Geist der großen Welt vergafft und das, was er im Spiegel sieht, in die Essenzen führt. Und die Essenzen quellen darin, als vollbrächten sie das Werk im Geist, und malen das auch im Geist, welches dann Träume und Vorbildungen sind.

6.2. So ist uns zu erkennen: Als die Irdischkeit mit Adam rang und er in dieselbe imaginierte, da wurde er bald davon infiziert und in seinem Gemüt finster und streng, denn die Irdischkeit begann, wie ein Wasser zu qualifizieren, welches durch das Feuer zu sieden beginnt. Die Qualität der Sterne wurde rege und war jetzt des Leibes Herr. So sagt nun Moses zu Recht: »Gott ließ ihn in einen tiefen Schlaf fallen.« Das heißt, weil sein Willen-Geist nach Irdischkeit imaginierte, ließ ihn Gott hinfallen, denn er führte mit der Imagination Irdischkeit in die himmlische Wesenheit. Und das wollte der Geist Gottes nicht haben, der ein Geist des Lichtes ist, denn Adams Geist war eine Kreatur Gottes und ging aus Gottes Liebegeist aus. So ließ er ihn wohl nicht gern gehen, aber die Irdischkeit hatte ihn schon gefangen. Und als er ihn ließ, da sank er in eine Ohnmacht nieder und fiel dem dritten Prinzip anheim, als dem Gestirn und den vier Elementen. So lag er in der irdischen Magie, und wurde doch auch nicht ganz irdisch. Er lag im Mysterium zwischen dem Reich Gottes und dieser Welt verborgen (bzw. versunken), während beide Schöpfungen, die göttliche und irdische, in ihm rege waren. Und so waren die zwei Reiche, das Reich Gottes und das der Hölle, jetzt zum ersten Mal im Streit um den Menschen. Wenn nun nicht der teure Name „Jesus“ in Adam eingebildet gewesen wäre, auch noch vor der Schöpfung als in die Wesenheit Gottes, darin die Jungfrau der Weisheit Gottes stand, daraus Adam geschaffen wurde, dann würde er wohl immer noch schlafen und im irdischen Tod sein.

6.3. Und dies bedeutet es, daß der zweite Adam, also Christus, bis zum dritten Tag in der Erde in des ersten Adams Schlaf ruhen mußte und den ersten Adam wieder aus der Irdischkeit auferwecken. Denn Christus hatte auch eine Seele und Geist aus Adam, und das teure Wort der Gottheit mit Gottes Geist weckte die abgestorbene Wesenheit des Sulphurs als den Leib, welcher in Adam abgestorben war, in Christi Fleisch wieder auf und setzte diese wieder in die Kraft der Majestät Gottes ein, und damit uns alle.

6.4. Alle diejenigen, welche nun mit ihrem Glauben und der Imagination in Christi Fleisch und Blut in seinen Tod und Ruhe in die Erde eingehen, die grünen alle mit ihrem Geist und Willen in der göttlichen Wesenheit aus und sind wie eine schöne Blume in der Majestät Gottes. Und Gott, das ewige Wort und die Kraft, will am Jüngsten Tag (auch) den abgestorbenen Leib, welcher durch Adam der Erde anheimgefallen ist, in sich mit seinem Geist auferwecken. Denn Christi Seele und Fleisch, welches auch unsere Seele und Fleisch ist - verstehe es recht, den Teil, den Adam aus der göttlichen Wesenheit empfing - hat Gott durch und in dem Tod Christi von der irdischen Qual-Qualität geschieden und auferweckt und wieder in die göttliche Wesenheit hineingeführt, wie es vor den Zeiten der Welt war, und uns in und mit ihm. Und es fehlt uns jetzt nur an der Einergebung (bzw. Hingabe), so daß wir uns vom Teufel nicht halten lassen, denn unser Tod ist zerbrochen. Unser Schlaf ist ein Leben geworden, und solches in Christus und durch Christus in Gott und durch Gott in Ewigkeit, mit unserem Grund in den Ungrund als in die Majestät jenseits der feurigen Natur.

6.5. Ach, Blindheit, daß wir uns nicht erkennen! Oh du edler Mensch, wenn du dich erkenntest, wer du bist, wie würdest du dich freuen! Wie würdest du dem finsteren Teufel Urlaub (bzw. Abschied) geben, welcher Tag und Nacht dahin trachtet, daß er unser Gemüt irdisch mache, damit wir unser wahres Vaterland nicht erkennen, aus dem wir herausgegangen sind. Oh elender verdorbener Verstand, erkenntest du nur ein Fünkchen von deiner ersten (ursprünglichen) Herrlichkeit, wie würdest du dich danach sehnen! Wie gar holdselig ist doch der Anblick der göttlichen Wesenheit. Wie süß ist das Wasser des ewigen Lebens aus Gottes Majestät. Oh wertes Licht, hole uns wieder, denn wir sind jetzt mit Adam in der irdischen Qualität eingeschlafen. Oh komm, du wertes Wort, und wecke uns in Christus auf! Oh wertes Licht, bist du doch erschienen, so zerbrich doch des Teufels Macht (der uns gefangenhält). Zerbrich des Antichrists und des Geizes Macht und erlöse uns vom Übel. Wecke uns auf, oh Herr, denn wir haben lange im Netz des Teufels in irdischer Qualität geschlafen. Laß uns doch einst dein Heil noch sehen, und bringe das neue Jerusalem hervor! Es ist doch Tag, warum sollen wir am Tag schlafen? Komm doch, du Durchbrecher des Todes, du gewaltiger Held und Ritter, und zerbrich des Teufels Reich auf Erden. Gib uns, deinem kranken Adam, doch noch einen Labetrunk aus Zion, damit wir uns erquicken und in unser wahres Vaterland heimgehen. (Siehe, alle Berge und Hügel mit den Tälern sind voll der Herrlichkeit des Herrn, und er schießt auf wie ein Gewächs. Wer will das wehren? Halleluja!)

6.6. Als nun Adam eingeschlafen war, da lag er im Mysterium, nämlich in Gottes Wundern. Und was er mit ihm tat, das war getan. So bewegte der eingebildete Name „Jesus“ abermals das Schöpfen in zwei Gestaltungen, und zwar in den beiden Tinkturen von Feuer und Wasser. Denn dieses erste Bildnis war jetzt dem Namen Jesus im Wort des Lebens anheimgefallen, und jetzt war das Wort des Lebens der andere (zweite) Schöpfer, das heißt, mit dem eingebildeten (bzw. einverleibten) Namen Jesus, der da Mensch werden wollte. Der schied die beiden Tinkturen voneinander, die des Feuers und die des Lichtes, jedoch nicht ganz in der Kraft, sondern in der Wesenheit. Denn in der Wesenheit der Licht-Tinktur war der Sulphur der Venus, der Liebe, in welcher sich Adam selbst schwängern sollte und konnte. Die Feuer-Tinktur gab Seele, und die Licht-Tinktur Geist, als ein Bildnis nach dem äußeren Bildnis. Das Feuer-Leben imaginierte nach dem Licht-Leben, und das Licht-Leben nach dem Feuer-Leben als nach der essentiellen Kraft, daraus das Licht scheint. Diese waren in Adam eins, denn er war Mann und Frau. Und das Wort des Lebens nahm nun die Venus-Tinktur mit dem himmlischen und irdischen Schöpfen von Adam und auch eine Rippe aus seiner Seite von seinem Gebein sowie das halbe Kreuz (T) im Kopf, welches der Charakter (Buchstabe) der Heiligen Dreifaltigkeit ist, bezeichnet mit dem Wort des Lebens als mit dem schweren Namen Gottes, welches einen solchen Charakter führt. Denn das „T“ bedeutet das Kreuz Christi, daran er den Tod erleiden sollte und Adam wieder neugebären und im Namen Jesu in die Heilige Dreifaltigkeit (Ternarium Sanctum) hineinführen. Dies alles nahm die Schöpfung mit allen Essenzen menschlicher Eigenschaft in sich, wie auch die Eigenschaft des Seelenfeuers, aber in der Venus-Tinktur, nicht nach der Macht des Zentrums, und unterschied sich in der ganzheitlichen Form des Menschen.

6.7. So wurde die Frau mit allen Gliedern und weiblichen Eigenschaften erbaut, wie sie diese immer noch haben, denn der Geist der großen Welt (Majoris mundi) hatte jetzt das stärkste Schöpfen und bildete die Frau nach solcher Gestaltung, wie es in der Vermögenheit sein konnte. Denn die englische Form war weg, und es mußte nun auf tierische Art geboren werden. Und so wurden auch Adam, weil er der irdischen Magie anheimgefallen war, tierische Form und Gestaltung der männlichen Glieder gegeben. Und das Gebären Adams war nun dem (irdischen) Schöpfen übergegeben, das aus ihm ein Gleichnis nach sich machte. Wäre er himmlisch gesinnt geblieben, dann hätte er selbst himmlisch geboren. Doch so tat es nun das irdische Schöpfen, sein äußerer Leib wurde ein Tier, und er verlor auch die himmlische Weisheit und Kraft der Allvermögenheit.

6.8. Lieber Leser, so sollst du wissen, daß sich der andere (zweite) Adam als Christus nicht vergebens kreuzigen und mit einem Speer in seine Seite stechen ließ, und auch sein Blut hat er nicht vergebens vergossen. Hier liegt der Schlüssel: Adam wurde in seiner Seite mit der Rippe für die Frau zerbrochen. Und in diese Seite mußte Longinus Speer mit Gottes Grimm kommen, denn er war in Adam gekommen und aus Marias Irdischkeit auch in die Seite Christi, und so mußte das Blut Christi den Grimm ersäufen und vom ersten Adam wegnehmen. Denn auch der andere (zweite) Adam hatte himmlisches Blut, und das mußte die irdische Verwirrung ersäufen, damit der erste Adam wieder heil würde.

6.9. Laßt es euch gesagt sein, ihr Menschenkinder, denn es ist in der Heiligen Dreifaltigkeit (Ternario Sancto) erkannt worden, und nicht in Meinung oder Wähnen: Es kostet euch Seele und Leib. Seht zu, was ihr tut!

6.10. So begann nun die menschliche Fortpflanzung auf tierische Art. Denn Adam behielt den Samen (Limbum) und seine Eva die Venus-Matrix (Gebärmutter), denn die Tinkturen waren geschieden. Nun wird jede Tinktur eine ganze Magie wie eine begehrende Sucht, in welcher das Zentrum der Natur geboren wird, und solches im Sulphur (dem „Seelenleib“). So ist dann im Sulphur wieder die begehrende Magie mit der Tinktur, und kann doch nicht zum Leben kommen, es komme denn die Feuer-Tinktur in die Venus-Tinktur. Denn die Venus-Tinktur kann kein Feuer erwecken, sie ist zu schwach. Weil das nun in sich nicht sein kann, aber die beiden Tinkturen gleichwohl auch das Leben begehren, so beginnt jetzt die heftige Imagination von Mann und Frau, so daß sich eines mit dem anderen zu vereinigen begehrt, denn die Kraft der Essenzen will lebendig sein, und die Tinktur treibt dazu und begehrt das. Denn die Tinktur ist aus dem ewigen Leben, aber wurde in die Wesenheit eingeschlossen. So will sie leben, wie sie es seit Ewigkeit getan hat. Und darum sehnt sich der Mann nach dem Mutterleib der Frau, und die Frau nach dem Samen des Mannes.

6.11. Die Frau hat eine wäßrige Tinktur, und der Mann eine feurige. Der Mann sät die Seele, und die Frau den Geist, und beide säen das Fleisch als den Sulphur („Seelenleib“). Darum sind Mann und Frau ein Leib und machen beide ein Kind, und darum sollen sie beide beieinanderbleiben, wenn sie sich einmal vereinigen, denn sie sind ein Leib geworden. Wer sich mit einem anderen vereint oder trennt, der zerbricht diese Ordnung der Natur, gleicht einem Tier und besinnt sich nicht, daß in seinem Samen die ewige Tinktur liegt, darin die göttliche Wesenheit verschlossen liegt und künftig im Zorn-Teil wieder erweckt werden wird. Auch ist das ein Werk, das dem Menschen im Schatten nachfolgt, und seine Qual-Quelle wird künftig im Gewissen rege gemacht. Denn die Tinktur im Samen entsteht aus der Ewigkeit, sie ist unvergänglich, erscheint in geistiger Gestalt und tritt dem Menschen in seine Magie, daraus sie der Mensch geboren und ausgeschüttet hat.

6.12. Erkennt dies, ihr Huren und Spitzbuben, was ihr in dunklen Winkeln oftmals mit großer Falschheit treibt, denn das tritt euch ins Gewissen und wird euch ein böser Nagewurm. Die Tinktur ist ein ewiges Wesen und wollte gern in Gottes Liebe sein. Wenn ihr sie aber (im Trieb der Sternenregion durch Infizierung des Teufels) in ein falsches unreines Faß, also in Greuel und Unordnung hineingießt, dann wird sie schwerlich Gottes Liebe erreichen, sondern tritt mit der Imagination wieder in den ersten (ursprünglichen) Ort, nämlich in euch. Denn dort ist sie in einem falschen Gefäß falsch geworden, so daß sie nicht ruhen kann, und so wird sie an euch nagen und auch im höllischen Abgrund ins Gewissen treten. Das ist weder Tand noch Scherz. Seid nicht so tierisch, denn ein Tier hat seine Tinktur nur von dieser Welt. Ihr aber nicht, denn ihr habt sie aus der Ewigkeit. Und was ewig ist, das stirbt nicht. Wenn ihr auch (nur) den Sulphur („Seelenleib“) verdirbt, so tritt doch der Willen-Geist im Sulphur mit der edlen Tinktur in das Mysterium, und so nimmt ein jedes Mysterium das Seine, und so soll das Mysterium am Jüngsten Tag offenbar werden, wenn sich der Geist Gottes in allen drei Prinzipien bewegen wird. Dann werdet ihr eure schönen Werke sehen.

6.13. So ist uns die große Barmherzigkeit Gottes über das menschliche Geschlecht hoch erkenntlich, denn Gott wollte dem Menschen so helfen. Denn wenn Gott die tierische Eigenschaft begehrt hätte, dann hätte er wohl gleich am Anfang ein Männlein und ein Weiblein geschaffen. Er hätte nicht einen allein gemacht mit beiden Tinkturen. Aber Gott erkannte wohl den Fall des Menschen und dazu des Teufels Trug, welcher durch Eva zum Spott gemacht werden sollte. Denn der Teufel dachte, als Adam in den Schlaf niederfiel: „Nun bin ich Herr und Fürst auf Erden!“ Aber des Weibes Samen verwehrte ihm das.

6.14. So ist uns nun das Aufwachen Adams aus seinem Schlaf zu erkennen: Er schlief in der himmlischen Welt ein und wachte in der irdischen Welt auf, denn der Geist der großen Welt weckte ihn auf. Da sah er die Frau und erkannte sie, daß sie sein Fleisch und Gebein war, denn die Jungfrau der Weisheit Gottes war noch in ihm. Und er sah sie an und imaginierte in sie, denn sie hatte seine Matrix bekommen, und dazu die Venus-Tinktur, und so fing bald eine Tinktur mit der Imagination die andere. Darum nahm sie Adam zu sich und sprach: »Man wird sie „Männin“ nennen, weil sie vom Mann genommen wurde.« Deshalb ist Eva als keine reine Jungfrau zu erkennen, wie auch alle ihre Töchter. Die Verwirrung hatte die Jungfrauenschaft zerstört und die reine Liebe irdisch gemacht. (Die irdische Imagination zerstört die wahre Jungfrauenschaft.) Denn (nur) Gottes Weisheit ist eine reine Jungfrau, in der Christus empfangen und in einem wahrhaft jungfräulichen Gefäß Mensch wurde, wie noch erklärt werden soll.

6.15. Also konnte auch die irdische Jungfrau nicht im Paradies bleiben, obwohl sie noch beide im Paradies waren und auch beide noch paradiesische Qualität hatten, aber mit irdischer Sucht vermengt. Sie waren nackt und hatten ihre tierischen Organe zur Fortpflanzung, aber kannten sie nicht und schämten sich auch nicht, denn der Geist der großen Welt hatte noch nicht das Regiment über sie, bis sie von der irdischen Frucht aßen. Da wurden ihnen die Augen aufgetan, denn die himmlische Jungfrau der Weisheit Gottes wich von ihnen. Da wurden sie erst des Reichs der Sterne und Elemente gewahr, denn als Gottes Geist auszog, da zog der irdische Geist in der grimmigen Qualität ein. Damit bekam der Teufel einen Zutritt und infizierte sie und führte sie in Grimm und Bosheit, wie es heute noch geschieht. Denn der Grimm Gottes aus der ewigen Natur, den der Teufel entzündet und erweckt hatte, steckte im irdischen Zentrum. Es kann (aber) auch kein Leben geboren werden, wenn dieses Zentrum nicht erweckt wird. Denn das Prinzip, darin alles Leben entsteht, das besteht im Feuer, und deshalb hat das Zentrum der Natur in seinen Gestaltungen die Grimmigkeit. Darum heißt es nun: Bücke dich und gehe in die Sanftmut ein, und laß dem Leben sein Recht! Denn das Leben ist Feuer, und des Lebens Bildnis, welches Gottes Gleichnis ist, das ist im Licht als im Liebe-Feuer. Aber so gibt das Licht-Feuer kein Zentrum der Natur. Darum denkt der Teufel immer noch, er sei ein größerer Herr als die Kreatur im Liebe-Feuer. Ja, strenger ist er wohl, aber er lebt in der Finsternis und frißt strenge Wesenheit in sich, und darum ist er auch ein Feind der Liebe.

6.16. So ist uns zu erkennen, daß der Teufel daran schuld ist, daß der Mensch an seiner Stelle geschaffen wurde. Und uns ist auch zu erkennen, daß er am (Sünden-) Fall des Menschen schuld ist, so daß Adam und seine Eva nicht bestehen konnten, als Gott Adam zertrennt hatte. Sie waren wohl im Paradies und sollten Paradiesfrüchte auf englisch essen, aber sie haben diese nicht genossen, denn der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse war ihnen lieber, und so hatte (auch) Eva, sobald sie geschaffen war, in den Baum der Versuchung imaginiert. Auch wenn ihr Adam das Gebot eröffnete, so war doch die Lust nur nach diesem Baum. Denn die irdischen Essenzen waren an Adam und Eva noch nicht offenbar. Sie waren noch gefangen, und darum trieben sie so in die Lust, denn sie wollten Herr sein. Das geschah durch des Teufels Infizieren, durch seine überhebliche falsche Imagination. Darum legte er sich in Schlangengestalt an den Baum und lobte vor Eva die Frucht, daß sie klug machte. Jawohl klug, um Böses und Gutes zu erkennen, und elend genug, um mit zweierlei Qualität in einer Kreatur zu regieren. Nicht erkannt wäre besser! Doch er sagte ihr Lügen und Wahrheit untereinander: »Sie würde klug werden, und ihre Augen würden ihr aufgetan.« Jawohl genug, denn sie sah bald, daß sie mit der irdischen Qualität dem Geist dieser Welt anheimgefallen war, daß sie nackt war, und erkannte ihre tierischen Glieder, bekam Gedärme im Leib und einen stinkenden Madensack (als vergänglichen Körper) voll Jammer und Elend in Angst und Mühe, wie im Buch “Die drei Prinzipien” erklärt wurde, und wir nun vor Augen sehen, was wir für Paradies-Engel sind und wie wir uns in Angst, Kummer und Elend gebären und ernähren müssen, welches auf eine andere Weise geschehen sollte.

6.17. So ist uns der Fall Adams genug erkenntlich und warum er im Paradies nicht bleiben konnte, und was das Paradies gewesen war, welches noch bis heute ist. Doch es trägt nun keine paradiesische Frucht und wir haben keine paradiesische Qualität und Augen. Wir sehen es nicht mehr, denn Gott hat die Erde um des Menschen willen verflucht, so daß das Paradies nicht mehr durch die Erde grünt, denn es ist uns ein Mysterium geworden, und ist doch immer noch da. Und in dieses Mysterium scheiden die Seelen der Heiligen, wenn sich der irdische Leib von der Seele scheidet. Es ist in dieser Welt und auch jenseits dieser Welt, denn die Qualität dieser Welt berührt es nicht. Diese ganze Welt wäre paradiesisch, wenn Adam in der Unschuld geblieben wäre. Als aber Gott den Fluch tat, da entwich das Paradies, denn Gottes Fluchen ist ein Fliehen. Es ist sein (Gottes) Fliehen, kein Entweichen, sondern in ein anderes Prinzip eingehen, nämlich in sich selbst. Der Geist Gottes geht von Gott in die Wesenheit aus. Als aber diese Wesenheit irdisch wurde und der Teufel darin wohnte, der ein Feind Gottes war, da trat der Geist Gottes in sein eigenes Prinzip ein, nämlich in die Liebe, und wich aus der Irdischkeit. Dort steht er nun dem Menschen im Lebenslicht entgegen: Wer nun in Gottes Liebe einzugehen begehrt, der geht mit seinem Willen-Geist ins Paradies. Hier grünt das Paradies wieder in seinem Willen-Geist und er empfängt an sein Bildnis wieder himmlische Wesenheit, in welcher der Heilige Geist regiert.

6.18. Laßt euch dies ein Perlein sein, ihr Menschenkinder, denn es ist der wahre Grund. Wer es sucht und findet, der hat reine Freude daran. Es ist die Perle (des göttlichen Samens), die im Acker liegt, dafür einer all sein Gut verkaufte und die Perle kaufte, davon Christus spricht (Matth. 13.45).

6.19. So ist uns auch der Cherub zu erkennen, der Adam und Eva aus dem Paradies trieb, als der strenge Engel: Er bedeutet den Abschneider des irdischen Lebens vom Paradies, wo sich Leib und Seele scheiden müssen.

6.20. Uns ist zwar erkenntlich, daß Adam und Eva von dem Ort, wo der Baum der Versuchung stand, weggetrieben worden waren, denn dort stand auch die Paradiesfrucht, und die sollten sie nicht mehr sehen noch essen, weil das Himmlische nicht in das Irdische gehört. So wurden auch die Tiere wegen des bösen Baumes weggetrieben. Denn die Paradiesfrucht konnten sie nicht mehr genießen, aber von diesem Baum konnte ein jedes Tier essen, denn er war irdisch. So mußten sie das Paradies verlassen, denn Gott hatte sie durch den Geist der großen Welt mit Tierfellen bekleidet anstatt des himmlischen Kleides der Klarheit, und er hatte ihnen die Gebote (Sentenz) ausgesprochen, was ihr Tun und Lassen in dieser Welt sein sollte, was sie nun essen sollten und wie sie sich in Kummer und Elend ernähren sollten, bis sie ganz zu Erde würden, daraus sie zu einem Teil gewachsen waren.


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