Vom dreifachen Leben des Menschen

(Text von Jacob Böhme 1620, deutsche Überarbeitung 2021)

18. Kapitel - Vom Tod und Sterben

Vom Tod und Sterben. Was einem geschieht, wenn er stirbt, und wie ihm im Tod ist. Eine große Wunder-Pforte.

18.1. Ich weiß, der Verstand wird sagen: „Hast du das doch nicht versucht, sondern bist noch in dieser Welt im äußeren Leben: Wie kannst du das also wissen?“ Jawohl, lieber Verstand, in meinem äußeren Menschen würde ich wohl auch so sprechen und nach dem Äußeren die Wahrheit sagen. Weil wir aber auch zugleich in Gott und in dieser Welt leben können, und die Seele, wenn sie Gott erkennen will, durch eine enge Pforte mit Christus durch Tod und Hölle zu Gott eindringen muß, deshalb haben wir auch die Macht von diesem Weg zu schreiben und wollen uns das zu einer Erinnerung setzen, solange wir noch in dieser Welt sind. Denn wunderlich ist Gott, der da in einem Ding richtet, obwohl das Gericht nicht in dem Ding steht. So wie auch wir im irdischen Leben sind und doch vom Leben und Tod reden sollen, welches wir wohl erkennen. Denn der Matrix der Natur ist keine Erkenntnis unbegreiflich, wenn der Geist von den Schwingen getragen durch die drei Prinzipien geht. Wenn er so auf seinem Brautwagen fährt, kann er dann nicht durch Tod und Hölle fahren? Wer will ihn aufhalten? Kann eine Seele nicht die Wunder Gottes schauen, vor allem, wenn es jetzt die Zeit ist, daß alle Wunder offenbar sein sollen? Dabei reden wir nicht von uns allein: Es ist der Stern erschienen, der das Siegel zerbrochen hat. Was gaffst du denn lange? Merke auf, denn die Zeit ist gekommen, und es gibt kein Aufhalten mehr.

18.2. Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Was in die Zeit geschlossen ist, das geht mit der Zeit wieder in den Äther. Auch wenn wir in dieser Welt ohne Not und Tod in einem reinen Leib ohne Makel gelebt hätten, dennoch wäre das äußere Reich am Ende von uns gewichen, und wir wären so in der himmlischen Wesenheit verblieben. Das ist eine Art, wie Henoch und Elias, sowie Moses (welcher doch durch den Tod ging) in das Paradiesleben eingegangen sind. Aber Henoch und Elias unsterblich, nur verzückt, weil das äußere Regiment mit dem Geist dieser Welt von ihnen ohne Sterben genommen wurde, welches auch zur letzten Posaune geschehen wird, darauf dann ein ewiges Leben und ein ewiges Sterben folgt.

18.3. Der wahre Mensch im himmlischen Bildnis hat keine Zeit, denn seine Zeit gleicht einer runden Krone oder einem ganzen Regenbogen, der keinen Anfang hat und damit auch kein Ende. Denn das Bildnis, das ein Gleichnis Gottes ist, hat weder Anfang noch Zahl. Es stand seit Ewigkeit in Gottes Weisheit wie eine Jungfrau ohne (eigenes) Gebären und ohne (eigenen) Willen, denn Gottes Wille ist in ihm der Wille gewesen. Es ist mit allen Wundern (die wir in dieser Welt zum Licht und zum Wesen gebracht haben) im Heiligen Geist erblickt worden. Aber es war ohne Leib, ohne Wesen und ohne Essenzen. Die Essenzen wurden erst aus dem ewigen Zentrum mit seiner Schöpfung rege, nämlich in drei Müttern nach den drei Prinzipien. Das war die Schöpfung, damit Gott in allen drei Müttern offenbar werden wollte. Und der Tod war, daß das Regiment des Bildnisses nicht in seiner Ordnung blieb, weil sich das Mittlere in das Äußere begab, und das Äußere in das Mittlere. Das ist nicht die Ordnung der Ewigkeit, und darum ist eine Zerbrechlichkeit darin geworden, denn das Äußere hat im Mittleren einen Anfang und eine Zahl, und darum geht es an ein Ende und muß sich vom Mittleren abbrechen. Das hat die Sucht getan, weil sie das Mittlere (in dem ein ewiges Leben ist) in das Äußere gestellt hat, und das Äußere in das Mittlere hereinließ.

18.4. So ist das Leben in drei Teilen, nämlich (1.) das Innere, das Gottes ewige Verborgenheit im Feuer ist, daraus das Leben entsteht, und (2.) das Mittlere, das seit Ewigkeit als ein Bildnis oder Gleichnis Gottes in den Wundern Gottes ohne Wesen stand, und in dem Gottes Lust war, sich in einem Bildnis zu belustigen, wie sich ein Mensch in einem Spiegel selbst sieht. So ist dies auch gewesen, und so hat (3.) dieses Bildnis in der Schöpfung wieder einen Spiegel bekommen, um sich zu beleben, und das ist der große Geist der Welt (Majoris Mundi), als das äußere Prinzip, das auch eine Gestalt des Ewigen ist. Und in diese Gestalt hat sich das Bildnis vergafft, so daß es imaginierte und die äußere Gestalt eingenommen hat, die nun wieder abbrechen muß. Weil es aber mit seinem Band an das ewige Zentrum der Natur gebunden ist, so geschieht das durch dieses Band schmerzlich, denn es wird ein Leben zerbrochen.

18.5. Wenn die Luft aufhört, dann muß das Feuer ersticken und in den Äther gehen, und das ist der Tod. Denn das äußere Prinzip und das innere brechen sich voneinander. Denn das äußere hat einen Anfang, aber das innere nicht, und darum muß das äußere zerbrechen. Das äußere steht nur in der Tinktur der Sonne, und sein Regiment sind die Planeten und Sterne, die ihr Regiment immer mit einem Ziel betreiben. Denn ein jeder Planet hat sein Ziel an einem Ort, wo er in der Schöpfung steht, und das ist sein Ziel und seine Regierungszeit (Seculum). Wenn er an diesen Ort kommt, dann wird alles das zerbrochen, darüber er ein vollkommener Herr gewesen war, denn er fängt eine neue Regierungszeit an.

18.6. Aber das sollst du richtig verstehen: Nicht ein jeder hat die Tinktur des Lebens. Saturn, Jupiter und Mars haben das große Leben. Saturn schneidet ab, was er in seinem Ziel bekommt. Aber nicht er tut es, sondern er verläßt das Leben, so daß es dann keinen Führer mehr hat und selber zerbricht. So geht es auch mit den anderen. Aber sein Ziel muß in der Krone der Sterne zutreffen, in welchem Zeichen und Punkt der Planet sein Ziel hat. Darum ist auch manch junges Kind schon im Mutterleib für den Tod alt genug, denn sein Herr ist am Ziel und verläßt seine Kinder. (Und das heißt, daß wir unser Ende nicht ergründen können, weil wir nicht eigentlich das Ziel unseres Führers kennen, denn wir müssen seine Zahl und auch die Zahl des Zeichens wissen, wenn wir unser Ziel treffen wollen.)

18.7. Seht, in solcher Gefahr sind wir nach dem äußeren Leben, und sind also in diesem Leben nicht daheim, und werden doch durch das äußere Leben erweckt, so daß eine Seele geboren wird. Obwohl das äußere Leben allein keine Seele gebären kann, denn der Samen wird mit allen drei Prinzipien gesät, und sie sind drei Mütter, von denen eine jede ihre Küchlein ausbrütet. Diese Macht ist den Menschen gegeben. Obwohl es so ist, daß das Bildnis Gottes nicht solcherart entstand, denn Adam war vor seiner Eva die züchtige Jungfrau, kein Mann und kein Weib, denn er hatte beide Tinkturen, nämlich die im Feuer und die im Geist der Sanftmut. Und so hätte er selber auf himmlische Art ohne Zertrennung gebären können, wenn er nur die Prüfung bestanden hätte. Und so wäre je ein Mensch aus dem anderen geboren worden, in gleicher Art und Weise, wie Adam in seiner jungfräulichen Art ein Mensch und Bildnis Gottes wurde. Denn was aus dem Ewigen ist, das hat auch ewige Art zu gebären, und sein Wesen muß ganz aus dem Ewigen kommen, sonst besteht nichts in Ewigkeit. Weil wir aber nun keine Zunge haben, so daß wir an den Tag geben können, wie einem im Tod sei, wenn er gestorben ist, obwohl wir dies verstehen, so müssen wir es in Gleichnissen geben:

18.8. Ein toter Mensch hat keinen Lebensatem, und hat auch kein Feuer in seinem Leib. Der Leib hat keine Fühlung, denn er zerbricht ganz und gar, und seine Essenzen fahren in die Erde. Seinen elementischen Geist, welcher der Luft gleicht, nimmt wieder die Luft, und er zerstäubt. Das Wasser und Blut nehmen das irdische Wasser und die Erde, und so bleibt nichts vom äußeren Menschen. Er ist dahin, denn er hatte Anfang und Ende, und alle seine Wesen sind weg. Nun versteht uns auf diesem Weg! Gleichwie das Bildnis seit Ewigkeit in einer Form stand, obwohl es doch auch keiner Form ähnlich sah, sondern einem Wunder, als würde einer von einem Gesicht oder Bildnis träumen, so ist es in Gottes Weisheit mit allen Wundern gesehen worden.

18.9. So erkennt dies! Als sich Gott der Vater einmal zur Schöpfung bewegt hatte, hat er in dem Bildnis die Essenzen erweckt, die im ewigen Zentrum der Natur verborgen standen. Und diese Essenzen sind aus der ewigen Freiheit und sollten in Gottes Willen ihre Wunder wirken. Sie sollten keinen anderen Willen schöpfen, denn was sie wirken und eröffnen würden, das sollte ewig bestehen, denn es war aus dem Ewigen, und sie sollten in dem Zerbrechlichen wirken und ihr Gleichnis in die Wunder bringen, denn das Zerbrechliche hat im Inneren eine ewige Mutter. Weil nun aber das ewige Bildnis das Zerbrechliche in seinen Willen hereingelassen hat, so hat die Wurzel des Zerbrechlichen, die auch ewig ist, in dem Bildnis gewirkt und ihre Wunder dahinein gestellt. Die bleiben nun als eine Bildung ewig bestehen, weil sie aus dem Ewigen geboren sind, und stehen der Seele, wenn sie vom Leib geschieden ist, in ihrem Willen und in ihrem Begehren. Und wenn es auch geschieht, daß der Wille aus dem Falsch (der Illusion) während der Lebenszeit als in der Zeit des Leibes herausgeht, dann ist es doch eine Bildung, die dem Willen wie ein Schatten nachfolgt, denn es ist aus dem Ewigen geboren worden. Die Seele hat dies in ihren ewigen Essenzen gemacht, denn die Seele wirkt im Zentrum in ihrem Willen, und der Sternengeist im Leib, in Fleisch und Blut, und hängt der Seele an, und macht die Seele lüstern, daß sie auch so tut wie der Sternengeist. Aber was nun die Seele tut, das tut sie in ihrem Prinzip im Ewigen, und das folgt ihr im Abscheiden des Leibes alles nach. Allein, daß sie in der Zeit des Leibes die Macht hat, ihren Willen daraus abzuziehen, und wenn der Wille erneuert wird, so wird auch das Wesen, das der Wille im Zentrum gemacht hat, erneuert. Und wenn es böse gewesen wäre, dann wird es gut und steht im Zentrum zu Gottes Wundertat.

18.10. Also geben wir euch zu bedenken, wie dem sei, was ist, und wie der gottlosen Seele geschieht, die so im Geiz, in Hochmut, in Tyrannei und nur in Falschheit vom Leib scheidet, wenn dies noch alles unbekehrt im Willen der Seele steckt. In dieser Arbeit muß dann die Seele ewig baden, denn es ist ihr Wesen, das sie selber gemacht hat, und sie begehrt auch kein anderes. Und wenn sie diesem gram wird und im Zentrum nach Abstinenz (bzw. Erlösung) sucht, dann erweckt sie doch nur die Feuerwurzel, die dieses Wesen entzündet und vermehrt. Denn die Sanftmut ist nicht in ihrem Willen, mit der sie das Feuer löschen könnte und sich aus der Bosheit in Gottes Willen umwenden. Wenn sie auch sucht, so ist kein Finden. Dann geht die Greuel auf und zündet das bösartige Wesen viele hundertmal mehr an, so daß sich die Seele zu stürzen begehrt, und fällt doch immer tiefer in das Zentrum des Abgrundes. Der Seele geht es wie einem, der da liegt und träumt, wie er in großer Qual und Angst sei, und sucht überall Hilfe, aber kann doch keine sehen. So verzweifelt sie schließlich und ergibt sich dem Treiber, wenn sie keine Errettung sieht, was der mit ihr tue. Und so fällt die arme Seele in des Teufels Arme, wo sie nicht weiter kann noch darf, sondern tun muß, was er tut. Sie muß Gottes Feind werden und in Hochmut ihrer hier gemachten Falschheit über die fürstlichen Throne der Engel im Feuer ausfahren, und das ist ihre Freude in ihrem Narrenspiel. Weil sie sich auf Erden im Leib stets zum Narren gemacht hat, so bleibt sie auch ein Narr und Gaukler. Denn es fährt eine jede verdammte Seele in ihrem hiergemachten falschen gottlosen Wesen in Gottes Zorn als ein stolzer Teufel aus. Was sie hier getrieben hat, das tut sie auch dort, denn dasselbe Narrenwesen ist ihr Schalk, darin auch ihr Wille und Herz ist, wie Christus sagt.

18.11. Aber die Seelen, die dem Teufel am Ende gerade noch entlaufen, so daß sie erst in Gottes Willen eingehen, wenn der Leib hinfahren soll, denen geschieht wie einem, der gerade noch aus einer Schlacht entronnen ist, denn sie sind fast bloß (haben fast alles verloren) und haben wenig vom Leib der himmlischen Wesenheit. Aber sie sind ganz demütig und legen sich gern in die Ruhe, warten so in der Stille auf das Jüngste Gericht, und hoffen dann, durch die Verklärung (Erleuchtung) des Himmels mit allen Seelen Freude zu haben. Und wenn es auch so ist, daß sie Freude mit ihnen haben, dennoch sehen sie ihr Wesen unter ihnen und sind ganz demütig vor der Majestät, denn ihre Wonne ist nur im Paradies als im (himmlischen) Element, aber nicht in der Majestät, denn die Verklärung ist ungleich, alles nach der Heiligkeit und Liebe.

18.12. Doch die ernsten Seelen der Wunder Gottes, die hier unter dem Kreuz die Wunder Gottes mit Gehorsam in seinem Willen gewirkt haben, welche mächtig in Gottes Kraft sind, welche Gottes, das heißt, Christi Leib, angezogen haben und darin in Gerechtigkeit und Wahrheit gewandelt sind, auch denen ist all ihr Wesen in ihrem starken Willen und Begehren nachgefolgt, und sie haben unaussprechliche Freude in Gottes Liebe und Barmherzigkeit, denn die sanfte Liebe Gottes umfängt sie immerdar. Alle Wunder Gottes sind ihre Speise, und sie sind in Glorie, Kraft, Macht, Majestät und Wunder, was keine Zunge aussprechen kann, denn sie sind Gottes Kinder, Gottes Wunder, Gottes Kraft, Gottes Stärke, Ehre und Ruhm. Sie sind sein Lob, sie singen seinen Lobgesang im Paradies-Element und im Zentrum der Natur, und da ist in Ewigkeit keine Erweckung des Zorns, sondern ein jeder Geist in der Natur ist ein Liebe-Begehren, denn man weiß von keinem Teufel, Zorn oder Hölle, und es ist eine ewige Vollkommenheit: Was der Wille will, das ist da, und alles ist in der Kraft.

18.13. So steht auch geschrieben: »Das Reich Gottes steht in der Kraft, nicht im irdischen Wesen. (1.Kor. 4.20)« Denn dieses irdische Wesen ist nicht von Ewigkeit, darum ist es auch nicht in der Ewigkeit. Wenn du über das himmlische Wesen nachsinnen (bzw. meditieren) willst, dann schau nur, daß du ein himmlisches Gemüt dazu bringst, dann wird dir der Geist Gottes wohl himmlisches Wesen zeigen. Das ist dem Erleuchteten sogar viel leichter, als das irdische Wesen. Der Leser soll sich nicht so schwerfällig einbilden, denn sein Sinn in eigenem Verstand erreicht es nicht. Er lasse nur davon ab, denn er bekommt nur einen Schein davon, gleichwie der Antichrist nur einen Schein von Gottes Wort und Christi Lehre hat und führt, obwohl er doch fest meint, er habe das Wort erfaßt. Aber es ist ein Spiegelfechten, und sein Schreien und Rufen sind Gaukelei. Hast du nicht den richtigen Hammer, dann kannst du die Glocke nicht anschlagen, die die arme gefangene Seele aufweckt. Es liegen Himmel und Erde mit allen Wesen im Menschen, und du müßtest nur einen richtigen Hammer gebrauchen, wenn du seine Stunde schlagen und ihn aus dem Schlaf aufwecken willst. Dein großes Geschrei bringt es nicht, denn du schreist ihm nicht den göttlichen Klang hinein, weil du ihn selber nicht hast. Aber wer den richtigen Hammer hat, der weckt auf. Darum sind alle Lehrer ohne Gottes Hammer nur Gaukler, Bauchhämmer und Ohrenhämmer, aber nicht Seelenhämmer. Denn die Seele wohnt nicht im äußeren Geist. Wohl hat sich der äußere Geist in die Seele als ein Schalk eingeflochten, aber er hat nicht das innerliche Prinzip, darin die Seele wohnt, sondern ist nur ihre Decke und eine Verhinderung. So ist auch der Antichrist nur eine Verhinderung der armen Seele. Wenn die Seele nicht so hart an das Ohrengeschrei gebunden würde, dann würde sie doch in sich gehen und sich suchen. Sie würde doch nach Entsagung trachten. Aber so meint sie, das sei Heiligkeit, was ihr zu den Ohren hereinfährt, und ist doch oft nur Kot und Spott gegen die Liebe und Einträchtigkeit darin. Was soll man noch sagen? Ist doch alles geblendet und voll Heuchelei! Ein jeder trachtet nur nach dem Bauch, der Hirte mit den Schafen, der Obere und der Untere. Der Geist Gottes ist sehr teuer, und man rühmt doch so sehr den Geist, aber es ist nur Scheinheiligkeit, weil das Herz wenig oder nichts davon weiß. Es ist ein aufgerafftes Wesen ohne Geist.

18.14. Oh du werte Christenheit, beschaue dich doch! Oh Europa, Asien und Afrika, öffne die Augen und besiehe dich nur selbst! Ein jeder Mensch suche sich selbst, oder es wird nicht gut werden. Es ist ein ernster Bogen gespannt. Falle dem Schießer in seinen Arm, und kehre wieder um und finde dich, oder du wirst weggeschossen werden. Laß dich nicht wie ein Kleinkind einwiegen, gehe auf deinen eigenen Füßen! Es ist Zeit, der Schlaf ist aus, der Engel hat posaunt, verschiebe es nicht mehr! Gedenke, was die Offenbarung Jesu Christi sagt, daß jene, die an der Hure zu Babel hängen, mit ihr in den Pfuhl gehen sollen, der in Feuer und Schwefel brennt. (Offb. 19.20) Denn die Hure wird sich nicht bekehren, und sie muß das Maß, das sie eingeschenkt hat, austrinken. Darum öffne ein jeder die Augen, denn groß ist Gott, der sie richten wird. Sie wird in ihren Sünden beharren und endlich verzagen. Dann schreit sie nach Hilfe, und doch geschieht ihr nichts, als daß ihre eigenen Übel sie plagen, nämlich die Heuchelei ihrer Heiligkeit, ihr Hochmut und ihr Geiz. Das sind die Wölfe, die sie beißen. Aber es sind Wölfe, und sie gehören auch nicht unter die Schafe. Darum ist es Not aufzuwachen, nicht mit viel Forschen, sondern mit sich selber Suchen. Denn viel Forschen ohne Umkehr aus dem Übel ist nur Betrug auf diesem Weg. Wenn du auch tausendmal diesen Text lesen würdest, aber bleibst so verkehrt in deinem Willen, dann verstehst du so viel davon, wie der Esel vom Psalter.

18.15. So geht es auch dem Bauch-Orden, dem Antichrist. Meinst du, es sei ein leichtes Ding, einen Esel auf einen königlichen Thron zu setzen? Wie will denn der Bauch-Esel vor Gott bestehen, der sich mit seinem Eselsherzen auf Christi Thron setzt, welcher des Heiligen Geistes Stelle ist, nur um Gut und Ehre willen, und ist doch nur ein Historien-Schreier ohne ganzheitliche Erkenntnis, und dazu noch voller Laster? Oder meinst du, du seist geschickt genug, auf Christi Thron zu sitzen, wenn du Künste und fremde Sprachen kannst? Ja, riechst du es, Fritz! Siehe Gottes Wahl an! Schau Abraham und die Erzväter an, sowie Moses den Schafhirten, und auch die Propheten und Apostel, dann wirst du bald sehen, wen Gott erwählt, ob er Kunst oder Geist erwähle.

18.16. Darum habe ein jeder Acht auf seinen Stand, darin er sitzt. Wer da wirkt, der wirke in Gottes Wunder, und gehe einfältig mit seinem Willen in Gottes Willen und hänge kindisch an Gott. Er gehe nur zwei Wege, einen in sein Werk, damit er dem Bauch Nahrung gibt, und den anderen in Gottes Willen, und vertraue Gott, was er immer mit ihm tue und mache. Und wo er dann ist, und was er tut, so spricht er: „Es ist mein Beruf, oh Herr, dein Wille geschehe! Gib mir, was mir gut ist.“ Der geht ganz recht in Gottes Wundertat.

18.17. Wer aber von der Natur zu einem Regenten oder zu einem Führer erkoren wurde, vor allem im geistlichen Stand, der mag wohl Acht auf seine Sachen haben, daß er nicht ohne Waffen gehe. Denn er führt Christi Herde und ist ein Hirte, und der Wolf geht immer um ihn. Wird er wacker sein und erkennen, daß er Christi Schafe auf seiner Weide habe, und wird sie als ein treuer Hirte recht weiden, so wird ihm der Hirtenstab in Ewigkeit ein großer Ruhm sein. Wird er aber nur die Wolle suchen, seine Ehre, Macht, Pracht und Herrlichkeit, seine Wollust, und den Schafen ihre Wolle verschwenden, sie nicht weiden und tränken, sondern wie ein Faullenzer in Fleischeslust schnarchen, so daß ein Schaf hier und das andere dort in die Irre geht und vom Wolf gefressen wird, und wenn er in den Schafstall nicht (als Hirte) hineingehen will, sondern von außen hineinsteigt und sieht, wie er mit List den Schafen ihr Futter stehlen und ihre Wolle scheren könne, diese alle gehören zu den Wölfen und haben nicht Christi Hirtenstab, sondern des Teufels Schermesser, und müssen danach ewig mit den Wölfen heulen.

18.18. Wie kann sich jemand „Hirte Christi“ nennen, der nicht von Christi Geist zum Hirten erwählt ist? Kann auch ein Wolf zu einem Hirten über die Schafe werden? Bleiben sie nicht beide Wölfe? Oder sagen wir das aus Begierde? Ist es doch in der Natur so gemacht, daß ein bösartiges Ding aus sich selber nichts Gutes machen kann, sondern nur wieder etwas Böses. Wie kann denn ein zorniger Kriegsmann den anderen zornigen gütigen, wenn er nur morden und schlagen will? Oder wie willst du den Heiligen Geist im Menschen erwecken, wenn in deiner Stimme nur der Geist dieser Welt ist? Das wird wohl nicht geschehen, es sei denn, er wäre zuvor schon im Hörer erweckt. Denn der hört die Stimme des Heiligen Geistes in allen Worten, die von Gottes Wundern gesprochen werden. Und wenn ein Esel reden könnte und spräche von Gottes Wort, auch dann schlüge der Hammer des Auferweckers in der Seele, die in Gott ist, denn Christus sagt: »Wer von Gott ist, der hört Gottes Wort. Darum hört ihr ihn nicht, denn ihr seid nicht von Gott, sondern vom Teufel und vom Geist dieser Welt.«

18.19. In manchem Menschen ist gar kein Wort oder Geist Gottes zu erwecken, denn die grimmige Matrix hat ihn gefangen. Das zeigte sich auch, als Christus sprach, der freilich den Seelenhammer hatte, aber sein Geist ging nicht in die boshafte verstockte Seele, sondern in jene, die gern fromm sein wollten, wenn sie nur könnten. Und wenn dann der Hammer den Seelengeist aufweckt, so daß die Seele umkehrt und sich in Gott hineinwirft, dann kann sie es. Der alte Mensch darf nicht das Regiment haben, sondern der Geist Gottes, sonst ist kein Können da, sondern nur ein Halten vom Zorn. Denn es sind zwei Suchten in der Seele, eine ist die geizige und grimmige Sucht des Feuers, die immer das irdische Wesen sucht, und dann eine aus dem Geist, die vom Feuer ausgeboren wird, darin wir das wahre Seelenleben im Bildnis Gottes verstehen, und das ist die Sucht Gottes, die das Himmelreich sucht.

18.20. Wenn nun der richtige Hammer daran schlägt, nämlich der Geist Gottes, dann wird diese Sucht so stark, daß sie den Feuer-Qual-Quell mit seiner Sucht überwindet und ihn besänftigt, so daß er nach der Liebesucht als der geistigen Suche der Seele begehrt. Und da ist es gut zu machen, denn eine solche Seele ist leicht aufzuwecken, so daß sie das äußere Regiment bezwingt, und besonders, wenn ihr der richtige Hammer des Heiligen Geistes durch die Ohren ins Herz schallt. Dann empfängt die Tinktur der Seele geschwind, und dann geht es durch den ganzen Seelengeist durch beide Suchten heraus, denn es wirft sich in einen Willen. Denn zwei Willen bestehen nicht in der Ewigkeit, dort kann nur Einer sein. So muß der eine wie ohnmächtig sein, und der andere allmächtig, sonst ist Uneinigkeit.

18.21. Denn das ist der Ewigkeit Recht und ewiges Bestehen, daß sie nur einen Willen hat. Wenn sie zwei hätte, dann zerbräche einer den anderen, und es wäre Streit. Sie steht wohl in viel Kraft und Wunder, aber ihr Leben ist allein nur die Liebe, aus der Licht und Majestät ausgehen. Auch alle Kreaturen im Himmel haben einen (ganzheitlichen) Willen, und der ist in das Herz Gottes gerichtet und geht in Gottes Geist, wohl im Zentrum der Vielfalt im Wachsen und Blühen, aber Gottes Geist ist das Leben in allen Dingen. Das Zentrum der Natur gibt Wesen, Majestät und Kraft, und der Heilige Geist ist der Führer und hat das obere Regiment. So ist es auch seit Ewigkeit gewesen, aber im unsichtbaren Wesen, vor den Kreaturen.

18.22. Und so ist im Himmel nichts Neues, was nicht gewesen wäre, denn das Wesen ist (nur) begreiflich geworden. Gott hat sich aus sich selbst in Gleichnissen und Bildnissen offenbart, sonst ist alles nur allein Gott. Auch der Teufel ist Gottes, denn er ist sein Grimm im inneren Zentrum, der auch das Alleräußerste ist, denn sein Reich ist die Finsternis in der Natur, wie vorn erklärt wurde. Darum soll ein Mensch erkennen und sich selbst gebären, denn er ist eine Wurzel im Acker Gottes und hat den Geist zur (ganzheitlichen) Vernunft bekommen. Er soll eine Frucht aus dem Seelengeist in der Kraft des Heiligen Geistes gebären, nicht nach der finsteren Gestalt seiner Erde, sondern aus der Kraft des Lichtes. Denn was aus der Kraft des Lichtes wächst, das gehört auf Gottes Tisch. Und was aus der Finsternis wächst und eine Frucht in der Finsternis bleibt, das gehört in die Finsternis des Abgrundes, in die grimmige Matrix. Und nach dieser Zeit gibt es kein Widerrufen. Denn wie ein Kraut gewachsen ist, so steht es und so schmeckt es, und wird danach nur von dem zur Speise begehrt, der auch von denselben Essenzen ist. Wer aber diese Essenzen nicht hat, der begehrt es nicht zur Speise und sammelt es auch nicht ein.

18.23. Darum bedenke sich eine jede Seele, und prüfe sich, was sie für eine Frucht sei! Hier (in dieser Welt) ist noch gut umwenden, und man kann das Kraut abhauen und aus der Wurzel ein besseres Kraut erzeugen. Wenn aber der große Einernter kommt, der schneidet alles miteinander ab, und dann wird das Unkraut in Bündel gebunden und ins Feuer geworfen, aber das gute Kraut wird auf Gottes Tisch getragen.

18.24. Dieses haben wir ganz getreu nach unseren Gaben eröffnet. Und wen da hungert, der esse, und wen da dürstet, der trinke. Es ist ohne Geld zu nehmen, auf daß unsere Freude in Gott vollkommen werde, und wir in jenem Leben auch zu essen haben. Halleluja, Amen.


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