Die drei Prinzipien Göttlichen Wesens

(Text von Jacob Böhme 1619, deutsche Überarbeitung 2021)

25. Kapitel - Von Leiden, Sterben, Tod und Auferstehung

Vom Leiden, Sterben, Tod und der Auferstehung Jesu Christi, dem Sohn Gottes, auch von seiner Himmelfahrt und seinem Sitzen zur Rechten Gottes, seines Vaters. - Die Pforte unseres Elends, und dann die starke Pforte der göttlichen Kraft in seiner Liebe.

25.1. Wenn wir uns in unserer wahren Vernunft entsinnen und das Reich dieser Welt anschauen, in welchem wir mit unserem Fleisch und Blut wie auch mit Verstand und Sinnen stehen, dann finden wir freilich, daß wir dessen Wesen und Trieb in uns haben, denn wir sind dessen Eigentum. Alles, was wir nun im äußeren Menschen denken, tun und vorhaben, das tut der Geist dieser Welt im Menschen, denn der Leib ist nur sein Werkzeug, mit dem er sein Werk macht. Und wir finden, daß er, wie alle anderen Werkzeuge, die aus dem Geist dieser Welt geboren werden, endlich verfault, zerbricht und zu Staub wird. Und so geschieht es auch unserem eigenen irdischen Leib, in dem der Geist dieser Welt nur eine Zeitlang quillt und quält.

25.2. Darum soll niemand den anderen verachten, wenn er nicht wie er einhergeht und gleiches Gemüt und gleichen Willen hegt, oder auch dessen freundliche Gestalt und höfliche Sitten nicht ergreifen und erlernen kann. Denn ein jeder wird vom natürlichen Himmel geformt, wie dessen Gestaltungskraft mit ihren Einflüssen zur jeweiligen Zeit ist. So bekommt auch jede Kreatur ihre Gebärde und Gestalt, wie auch ihren Trieb und Willen, und das ist dem äußeren Menschen gar nicht zu nehmen, bis der Himmel sein Tierwesen zerbricht.

25.3. Darum sollten wir an den großen Kampf in uns denken: Wenn wir im Ewigen wiedergeboren werden, dann kämpft das Ewige gegen das Zerbrechliche und gegen die Bosheit und Falschheit (bzw. Illusion) des Zerbrechlichen.

25.4. Hier vollbringt ein jedes Reich seinen Willen: Das Innere geht einfach für sich und willigt nicht in die Bosheit des Äußeren ein, sondern läuft zu seinem Ziel. Und das äußere Reich des äußeren Menschen geht mit seiner Begierde auch für sich und vollbringt sein Werk nach seinen Einflüssen des Gestirns.

25.5. Geschieht es aber, daß der äußere Wille nicht macht, was seine Begierden wollen, dann liegt es noch nicht an seiner Weisheit, sondern der Himmel hat es durch eine andere Konjunktion verändert.

25.6. Wenn er aber gezwungen wird, vom Falschen (Illusorischen) abzulassen, dann ist das nicht der Trieb des (Stern-) Himmels, sondern des neuen wiedergeborenen Menschen, der mit dem irdischen im Streit steht und schon oft siegt. Er kann aber den irdischen nicht ganz verschlingen, denn der irdische windet sich wieder empor, welches wir an unserem Zorn erkennen. Denn wenn mein neuer Mensch siegt, dann will er weder Zorn noch bösartige Begierde. Wenn ihn aber der Treiber dieser Welt mit Falschheit angreift, dann lodert das Zornfeuer im alten Menschen auf, und so wird oft seine Begierde entzündet, so daß er tut, was er zuvor verworfen und selbst gestraft hat.

25.7. Nun können wir aber nicht sagen, daß das Falsche und Zornige allein der Geist dieser Welt will und tut, denn es läuft oft der ganze Mensch mit allen Sinnen und ganzem Willen hinein. Hierin erkennen wir unser großes Elend, denn die arme Seele, welche noch am Band des Zorns hängt, wird oft angesteckt, so daß sie wie ein Feuer brennt und mitläuft, denn sie ist am Band der Ewigkeit im Vater und erreicht in ihrer innersten Wurzel den Zorn Gottes. Und das ist eben die Geburt und der Ursprung ihres Lebens, und so wird oft das edle Senfkorn verwüstet und zerbrochen, welches der Seele neues Kleid war, das ihr in ihrer Buße angezogen wurde. Darum soll niemand sicher sein, auch wenn er einmal den Perlenkranz erlangte, denn er kann ihn wieder verlieren. Sobald die Seele in die Sünde einwilligt, geht sie von Christus heraus in die Falschheit und den Zorn Gottes.

25.8. Wenn wir nun solches wissen, daß uns Christus mit seinem Eingang in die Menschwerdung in seinem heiligen Leib eine Tür zum Himmel geöffnet hat, daß wir also durch wahrhafte Buße und Vertrauen zu ihm kommen und unserer Seele ein neues weißes Kleid seiner Unschuld in seiner Liebe anziehen können, dann wissen wir auch, daß die Seele in der Zeit dieses irdischen Lebens an drei grausame Ketten fest angebunden steht: Nämlich Erstens der strenge Zorn Gottes, der Abgrund und die finstere Welt, die das Zentrum und kreatürliche Leben der Seele ist und damit auch ihre selbsteigene Lebens-Geburt, deren innerste Wurzel Gift und Grimmigkeit ist. Wenn aber die Seele aus dem ewigen Qual-Quell kommt und aus der Ewigkeit entspringt, dann kann sie hinter sich in ihrer eigenen Wurzel der Ewigkeit niemand erlösen oder aus dem Zorn herausführen, es komme denn Einer, der die Liebe selbst ist und in ihrer selbsteigenen Geburt geboren wird, so daß er sie in sich selbst aus dem Zorn in die Liebe setzte, wie in Christus geschehen ist.

25.9. Die zweite Pforte und Kette ist des Teufels Begierde gegen die Seele, mit welcher er die Seele stets angreift und versucht und sie ohne Unterlaß von Gottes Wahrheit in die Eitelkeit stürzen will, nämlich in Stolz, Geiz, Neid und Zorn, und diese bösartigen Eigenschaften mit seiner Begierde stetig in der Seele aufbläst und anzündet, damit sich der Seelenwille von Gott abwendet und in die Ichheit hineingeht.

25.10. Die dritte und allerschädlichste Kette, an der die arme Seele angebunden steht, ist das verdorbene und ganz eitle, irdische, sterbliche Fleisch und Blut voll bösartiger Begierde und Neigung. Und das ist die Sternen-Region, in der sie schwimmt wie in einem großen Meer. Davon wird die Seele täglich angesteckt, damit sie entzündet wird.

25.11. Von solchen drei Ketten wissen wir nun in unserer tiefen Erkenntnis, die wir im Grund des Ursprungs sehen und ganz eigentlich erkennen, so daß wir nicht entledigt (und befreit) werden können, es sei denn, die Gottheit geht in die Seele ein und gebärt in sich selbst den Willen der Seele wieder aus der Grimmigkeit ins Licht der Sanftmut. Denn die Lebenswurzel muß bleiben (und darf nicht abgetrennt werden), sonst zerbräche die ganze Kreatur.

25.12. So stand nun die Seele mit ihrer innersten Wurzel im Abgrund der Hölle und nach dem Reich dieser Welt im harten Tod, so daß sie im Äußeren in einer Verhärtung bleiben mußte, wo keine Qual wäre, wenn sie das Fleisch und Blut wie auch die Region der Sterne verließe. Aber sie stand nur in ihrer eigenen Qual in sich selber im Grimm des Ursprungs in großem Elend, und so tat es nicht allein Not, daß Gott in die Seele käme und sie zum Licht gebäre, sondern daß Gott auch eine menschliche Seele aus unserer Seele annähme und einen neuen himmlischen Leib aus dem ersten herrlichen Leib vor dem Fall der Seele anzöge, denn sonst würde immer die Gefahr bestehen, daß die Seele mit ihrer Imagination aus dem Licht wieder ausgehen könnte. Und diesem neuen himmlischen Leib hängt dann der alte irdische Leib noch an, nicht allein wie ein Kleid, sondern in den Essenzen habhaft. So sollte also eine Kreatur dastehen, die der ganze Gott mit allen drei Prinzipien wäre.

25.13. Und weil je eines vom andern getrennt werden muß, weil das Reich dieser Welt eine Wurzel oder Anfacher der Wurzel des Grimms ist, so tat es Not, daß Gott mit dem neuen Leib in die Scheidung zwischen der Wurzel und dem Reich dieser Welt trat, nämlich in den Tod des Grimms, und den Tod entzweibrach und mit seiner eigenen Kraft aus dem Tod ausquillt, wie eine Blume aus der Erde, und damit den innersten Grimm durch die eigene Kraft des neuen Leibes gefangenhielt.

25.14. Also verstehen wir solches von Christus, der wahrhaftig so eingegangen ist und den grimmigen Zorn und darin die Teufel gefangengenommen hat, und mit seinem heiligen himmlischen Leib durch den Tod ausgrünte und den Tod zersprengte, so daß das ewige Leben durch den Tod grünt. So wurde der Tod mit dem neuen ewigen Leib gefangen, und das ist ein ewiges Gefängnis, so daß aus dem Tod ein ewiges Leben gewachsen ist. Und so tritt der neue Leib dem Tod und dem Grimm auf den Kopf, denn ihre Qual steht nun im Gefängnis des neuen ewigen Lebens.

25.15. So steht das Weib, in dem das neue Leben grünt, auf dem irdischen Mond und verachtet das Irdische, denn alles Irdische vergeht und dann bleibt vom Irdischen der harte Tod. So ist Gottes Wort, als ein lebendiger Qual-Quell, in den Tod eingegangen, hat die Seele in sich selbst geboren und grünt aus der Seele durch den Tod, wie eine neue Blume, und die Blume ist der neue Leib in Christus.

25.16. Also verstehst du, wie Christus den Tod zersprengt hat, wenn das ewige Leben in der Gottheit durch den Tod grünt, und du verstehst auch, wie der neue Leib in Gottes Liebe den ewigen Zornquell gefangenhält, denn die Liebe ist dafür wie ein Gefängnis. Denn der Zornquell kann nicht in die Liebe eingehen, sondern bleibt für sich allein, wie er seit Ewigkeit gewesen ist, und darin sind die Teufel gefangen. Denn das Licht Gottes schlägt sie nieder, welches sie in Ewigkeit nicht erblicken können noch dürfen, denn es bleibt ein Prinzip dazwischen. Aber die Liebe grünt im Zentrum der Seele, und darin erscheint die Heilige Dreiheit.

25.17. So haben wir einen Fürsten des ewigen Lebens bekommen und müssen nichts mehr dazu tun, als daß wir mit starker Zuversicht und Glauben zu ihm eindringen. Dann empfängt unsere Seele seine Liebe, grünt mit ihm durch den Tod aus, steht aus dem irdischen Fleisch und Blut auf, ist ein Gewächs im Reich Gottes, dem Leib von Jesus Christus, und triumphiert über den Grimm. Denn die Liebe hält den Grimm gefangen und ist des Todes Spott, wie St. Paulus sagt: »Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Gott sei Lob und Dank, der uns den Sieg gegeben hat, durch unseren Herrn Jesus Christus! (1.Kor. 15.55)«

25.18. Und wie gut es auch ist, daß wir es im Geist klar verstehen und begreifen, so sind wir doch Schuldner, dem Unwissenden das Licht zu zeigen, der so im Verstand gefangenliegt und alles nur in den äußeren Umständen ergründet, wie es sich zugetragen hat. Denn es spricht der Verstand: „Wenn es also sein sollte, daß Christus in den Tod gehen, den Tod zerbrechen und durch den Tod ausgrünen mußte, um uns so zu ihm hineinzuziehen, warum mußte er solcherart verachtet, gegeißelt, mit einer Dornenkrone gekrönt und schließlich zwischen Himmel und Erde gekreuzigt werden? Konnte er nicht anders sterben, um mit seinem himmlischen Leib durch den Tod auszugrünen?“

25.19. Diese schweren Punkte stoßen alle Juden, Türken und Heiden hinab und halten sie vom christlichen Glauben ab.

25.20. So sollen wir nun um des Perlenbaums willen schreiben, und nicht verschweigen, was uns im großen Wunder erscheint.

25.21. Oh Menschenkind, siehe und betrachte, was wir hier sehen, aber vergaffe dich nicht in die Hand der Feder, sonst gehst du irre und verlierst das Kleinod, was du dann ewig bereuen könntest! Betrachte dich nur selbst, und du wirst alle Ursachen in dir finden, was hier geschrieben steht. Denn es ist eine wunderliche Feder im Schreiben gewesen, und ihren Führer und die Hand im Schreiben kennst du nicht genug. Auch wenn es der Geist erkennt, so ist doch der natürliche Mensch blind, denn es kann mit irdischen Worten nicht ausgesprochen werden. Darum betrachte dich selbst, und wenn du im neugeborenen Menschen forschst, dann findest du die Perle.

Die ganz schreckliche Wunderpforte der Sünden der Menschen

25.22. Als wir zu Beginn dieses Buches von der ewigen Geburt im Ursprung geschrieben haben, hatten wir die Geburt der Essenzen und die sieben Geister der ewigen Natur erklärt und darin angedeutet, wie in der ewigen Geburt in der vierten Gestaltung eine Kreuz-Geburt sei, weil die Essenzen im drehenden Rad eine Kreuz-Geburt bewirken, indem sie nicht aus sich ausgehen können, sondern die ewige Geburt überall in allen Dingen im Wesen aller Wesen so sei.

25.23. So fügen wir euch nun dieses aus unserer klaren Erkenntnis an dieser Stelle des Textes noch hinzu, daß nämlich alle Essenzen in allen Qualitäten während der Überwindung des Todes, als Christus den Tod überwinden, die Hölle zerstören und den Teufel binden sollte, lebendig gewesen waren. Denn so mußte es sein, denn Christus mußte die Seele von allen Essenzen entledigen (und erlösen).

25.24. Nun ist die Kreuz-Geburt das Mittelste in den Essenzen noch vor dem Feuer. Sie steht im ängstlichen Tod im Grimm der Hölle, denn vom Grimm-Blitz im Schwefelgeist geht das Feuer aus, und im Blitz das Licht. Der Grimm macht selber den Schwefelgeist, und im Licht wird Wasser daraus, wie vorn erklärt. So wurde nun die Seele des Menschen im Blitz wie ein Geist erblickt, vom Schöpfungswort gehalten, geschaffen oder geboren, und für sich in die fünfte Gestaltung der Geburt geführt, nämlich in die Liebe, wo sie dann ein Engel im Licht Gottes war.

25.25. Weil aber diese Welt als ein Prinzip in der vierten Gestaltung (dem Wasser) ist und als eine Ausgeburt erschaffen wurde, und zwischen der vierten und fünften Gestaltung das Paradies ist, und in der fünften Gestaltung das heilige Element, in dem das ewige Licht der Gottheit ein zweites Zentrum aufschließt, aber sich die Seele wieder zurück in die vierte Gestaltung vergafft hat und hineingegangen ist, so hat sie alle Essenzen, die in der vierten Gestaltung standen, in sich lebendig gemacht.

25.26. Als nun der Leib der Seele in der vierten Gestaltung ein Mensch geworden war, nämlich aus dem Wasser mit Einmischung der anderen Gestaltungen, so stachen alle Essenzen aus der vierten Gestaltung auf die Seele ein, denn sie war mit diesem Leib gefangen und wäre in ewiger Gefangenschaft geblieben, wenn sich nicht das ewige Wort (der Verheißung bzw. Erlösung) alsobald ins Zentrum der fünften Gestaltung eingelassen hätte, das dann Adam und Eva im Garten Eden eröffnet wurde.

25.27. Und als nun die Zeit kam, daß dieses Wort Mensch wurde, da kam das (reine) Liebe-Leben in die Seele. Als aber dann der harte Kampf begann, so daß die vierte Gestaltung zerbrochen werden sollte, da standen der äußerliche Leib Christi und wir alle in der vierten Gestaltung mit dem Tod umgürtet. So erregten sich nun alle Gestaltungen in der Natur und wurden alle lebendig, so daß die Person Christi im Garten aus seinem Leib Blut geschwitzt hatte, als er rief: »Mein Vater, ist es möglich, dann nimm diesen Kelch von mir!« So rief der äußere Mensch, und der innere sprach: »Doch nicht mein Wille (d.h. des äußeren Menschen), sondern dein Wille geschehe. (Matth. 26.39)«

25.28. Weil nun der Teufel so hoch triumphiert hatte, als hätte er den Menschen in ewiger Gefangenschaft, so wurde nun dem Geist dieser Welt zugelassen, daß diejenigen, welche nur im Geist dieser Welt lebten, wie die Pharisäer, all das tun und ins Werk richten konnten, was der Teufel im Garten Eden in die Essenzen hineingeführt hatte. Damit wurde das alles zu einer Substanz und zu einem Wesen im Werk, uns zu einem schrecklichen Beispiel, daß alles, was wir in die Seele hereinlassen und mit vollem Willen in die Seele füllen, in der Bildung steht und am (Jüngsten) Tag vor das Gericht Gottes kommen muß.

25.29. Denn als Adam (1.) aus der Engelsgestalt in die Grimmigkeit und Schlangengestalt einging, da spotteten die Teufel seiner, und derselbe Spott mußte nun hier am äußeren Christus-Menschen im Wesen stehen, und des Teufels Mastsäue, die Hohepriester, mußten sich wohl daran ergötzen.

25.30. Und dann (2.), als Adam aus der Engelsgestalt und Qualität in die vierte Gestaltung hineinging, da fielen alle grimmigen Essenzen auf ihn, inqualierten (wechselwirkten) in ihm und peitschten ihn sehr. Aber das Wort Gottes in der Verheißung linderte das wieder, wie auch wir solches genug fühlen müssen, wenn du Vernunft hast. So wurde nun dem äußerlichen Menschen Christus auch diese Pein von außen angetan, so daß er gepeitscht wurde. Denn jede innerliche Gestaltung, welche der Christus-Mensch innerlich um unsertwillen tragen mußte, davon er Blut schwitzte, die stand auch äußerlich an seinem Leib als ein Zeichen, und sie geschah ihm auch äußerlich zu einem Zeichen, daß der äußere Mensch in der äußeren Welt daheim wäre und in solcher Qual stünde.

25.31. Und (3.), wie Adam aus überheblichem Stolz das Reich dieser Welt begehrte und darin Gott gleich sein und die Krone dieser Welt tragen wollte, entsprechend mußte Christus eine Dornenkrone tragen und sich damit als falscher König verspotten lassen. Denn so behandelten die Teufel auch Adam, als sie ihm die Narrenkrone mit dem Reich dieser Welt aufgesetzt hatten.

25.32. Und (4.), wie die Essenzen von Adam nach seinem Eingang in den Geist dieser Welt zerbrochen wurden, als ihm das Weib daraus gemacht und eine Rippe aus seiner Seite zum Weib gebrochen wurde. So mußte auch Christi Blut aus allen Essenzen in seiner Auspeitschung fließen, und so mußte seine Seite mit einem Spieß geöffnet werden, damit wir doch den zerbrochenen (bzw. vergänglichen) Menschen in uns erkennen sollten, dessen der Teufel gespottet hatte. So mußte auch dieser Christus für uns wieder den Spott am Leib ertragen.

25.33. Und (5.), wie Adam aus dem ewigen Tag in die ewige Nacht ging, in welcher der Zorn Gottes war, so mußte auch dieser Christus in finsterer Nacht gebunden und vor die zornigen Mörder geführt werden, die alle ihren Rachen aufsperrten und ihren Grimm über ihn ausschütten wollten.

25.34. Und (6.), wie Adam aus eigener Begierde im Willen, überaus klug wie Gott selbst zu werden, in den Geist des grimmigen Qual-Quells dieser Welt hineinging, so mußte auch Christus als zweiter Adam allen Spott, Marter und Pein der klugen Schriftgelehrten ertragen, damit wir doch sehen, daß wir in unserer größten Kunst, die wir nach der Schule dieser Welt zu haben vermeinen, nur Narren sind, deren Weisheit vor Gott ganz närrisch ist. Denn es steckt unser Eigendünkel darin, wie in Adam, der dachte, es würde ihm nichts fehlen und er wäre ja ein Herr darin, aber er wurde ein Narr. So werden wir auch Narren, wenn wir aus Gott in unseren Verstand fallen.

25.35. Oh antichristliche Narren, wie wollt ihr uns denn an eure Kunst binden, so daß wir von Gottes Herz weg auf euren gedichteten Tand (hübsche, nutzlose Dinge) sehen sollen? Ihr seid doch nur kluge Narren dieser Welt, wie auch Adam wurde, als er seinen Geist vom Herzen Gottes abzog. All diesen Spott hat unser lieber Herr Christus auf seinen Schultern tragen müssen. Oder meinst du, wir seien abermals verwirrt? Unsere Torheit wird dir am Jüngsten Gericht vor deinen Augen stehen. Daran appellieren wir.

25.36. Und (7.), wie Adam den schweren tölpischen Leib tragen mußte, den ihm der Geist dieser Welt angezogen hatte, und vor allen Teufeln verspottet war, weil er hier den englischen Leib in eine Larve (persönliche Maske) verwandelt hatte, so mußte Christus um unsertwillen sein schweres hölzernes Kreuz selber tragen und wurde von allen gottlosen Menschen verspottet.

25.37. Und (8.), wie die grimmigen Essenzen des göttlichen Zorns in Adam eindrangen, mit denen er in den Tod einging, darüber Gott sagte »Am Tag, wenn du vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ißt, sollst du des Todes sterben (das heißt, den Tod im Fleisch und auch im irdischen Leben).«, so mußten auch die scharfen Nägel durch die Hände und Füße von Christus geschlagen werden, und so mußte er in den Tod gehen.

25.38. Und (9.), wie in menschlichen Essenzen eine Kreuz-Geburt vor dem Licht Gottes ist, und wenn das Licht Gottes darin scheint, alles in eine liebliche Blume des Gewächses verwandelt wird, weil die scharfen Essenzen nicht mehr empfunden werden, so wurde diese Kreuz-Geburt rege (lebendig bzw. wirksam) als Adam mit seiner Seele in der vierten Gestaltung in den Geist dieser Welt einging, und auch er wurde in dieser Kreuz-Geburt zerbrochen, nämlich als sein Weib aus seinen Essenzen gemacht wurde. So hat nun das Weib das halbe Kreuz und der Mann die andere Hälfte, welches du im Hirnschädel (in den beiden Gehirnhälften) suchen und erkennen kannst, wie auch in den Essenzen. Darum mußte Christus am Kreuz sterben und den Tod am Kreuz zerbrechen.

25.39. Und (10.), wie Adams Seele zwischen zwei bösartigen Reichen schwebte, nämlich zwischen dem Reich dieser Welt und dem Reich der Hölle, so hing auch Christus zwischen zwei Mördern schwebend am Kreuz, und so mußte Christus alles wieder herzubringen, was Adam verloren hatte. Und wie sich der eine Mörder wieder bekehrte und nach Christus in sein Reich begehrte, so muß auch das eine Reich wieder umkehren, nämlich der irdische Mensch. Und so muß die arme Seele durch den irdischen Tod wieder in Christus eingehen und ausgrünen wie dieser Mörder am Kreuz, der Christi Reich begehrte. (Luk. 23.42)

25.40. Du kannst uns glauben, daß alles, was sich im Fall Adams zugetragen hat und wodurch er gefallen ist, das alles hat der zweite Adam als Christus auf seinen Schultern tragen müssen, weil der erste Adam in den Zorn Gottes gefallen war. Sollte der nun wieder gestillt und versöhnt werden, so mußte sich der zweite Adam dahinein stellen und seinen äußeren Leib mit allen Essenzen dahinein ergeben. Und er mußte durch den Tod in die Hölle gehen, in den Zorn des Vaters, und denselben mit seiner Liebe versöhnen und damit den harten (bzw. verhärteten) Stand, in dem wir in Ewigkeit hätten stehen müssen, selbst ausstehen.

25.41. Als nun zu diesem Ernst gegriffen wurde, so daß der Heiland der Welt wie ein Fluch am Kreuz hing und mit Hölle und Erde rang, sprach er: »Mich dürstet! (Joh. 19.28)« Ach, der große Durst! Das grimmige Reich wurde matt (und durstig), wie auch die begehrende Kraft im Reich dieser Welt. Und auch das Himmelreich dürstete nach unserer Seele, und das war ein Durst aller drei Prinzipien.

25.42. Und als er unter dem Kreuz Johannes mit seiner Mutter stehen sieht, spricht er zu ihm: »Siehe, das ist deine Mutter!« Und zu ihr: »Siehe, das ist dein Sohn!« Daraufhin nahm sie der Jünger zu sich. „Seine Mutter“ bedeutet seine ewige neue Menschheit, die er in seiner Mutter angenommen hatte, nämlich in der Heiligen Dreifaltigkeit. Diese sollen wir nun zu uns nehmen und uns seiner Mutter wohl erfreuen. Darum weist er sie dem Johannes, darüber gar viel zu schreiben wäre, welches an einem anderen Ort geschehen und hoffentlich gut erklärt werden soll.

25.43. So ist uns hier sonnenklar: Wie die arme Seele in uns zwischen zwei Reichen schwebt, die sie beide gefangenhalten, so mußte auch Christus zwischen den Übeltätern schweben. Das nimm in große Acht und bedenke es wohl. Es ist kein Scherz! Wir sehen hier den ganz schrecklichen Ernst, als sich Christi Seele vom irdischen Leib abbrach und in des Vaters Zorn als in die Hölle eintrat, wie die Erde erzitterte, die Felsen zersprangen und sogar die Sonne ihren Schein verlor. Das sehen wir hier klar und verstehen es auch aus dem Mund von Christus.

25.44. Als er dann allen Spott und alle Plagen ausgestanden hatte, sprach er am Kreuz: »Es ist vollbracht!« Obwohl er noch im irdischen Leib lebte, sagte er, es wäre volbracht. Das heißt, alles, was auf uns hätte ewig bleiben und in uns quellen müssen mit allem Spott, mit dem wir vor der Hölle und dem Himmelreich standen, das hatte er alles auf sich geladen. Davon sagt Jesaias: »Fürwahr, er trug unsere Krankheit und nahm unsere Schuld auf sich. Wir aber hielten ihn für den, der von Gott so geplagt, geschlagen und gemartert wäre. Aber er nahm unsere Krankheit auf sich und lud sich unsere Schmerzen auf, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, und ein jeglicher sah nur auf seinen Weg. (Jes. 53.4)« Also hätten wir uns nicht helfen können, denn wir gingen als elende halberwürgte Schafe und mußten mit uns machen lassen, was der Teufel in Gottes Zorn wollte. Denn wir trugen ein Larvenkleid an uns und standen in großem Spott vor Himmel und Hölle.

25.45. Wie Adam im Garten Eden von Gott verspottet wurde, als er ihm das äußere Kleid angezogen hatte und sprach »Siehe, Adam ist wie unsereiner geworden! (1.Mose 3.22)«, all diesen Spott mußte nun Christus allein auf sich nehmen, und auch alle Qual, in die Adam gegangen war, mußte der Mensch Christus als Held im Kampf vor seinem himmlischen Vater allein auf sich nehmen. Und da stand das Lamm Gottes und hing am Kreuz wie ein geduldiges Lamm, an unserer statt, denn wir sollten ewig in unserer Kreuz-Geburt in uns gequält werden. So hing dort der Fürst des ewigen Lebens in großer Geduld wie ein gehorsames Schlachtlämmlein und stellte sich vor seinen Vater, als wäre er der Selbstschuldige.

Die Pforte der großen Geheimnisse

25.46. Allhier, mein Leser, bist du aus Gott geboren. So öffne weit die Augen deines Geistes, damit der König der Ehren bei dir einziehe und dir das Verständnis eröffne. Und achte auf alle Silben der Worte, denn sie sind sehr bedeutend und nicht stumm aus einem blinden Zentrum ins Licht gestellt. Siehe, hier hingen Gott und Mensch am Kreuz. Hier war die Heilige Dreifaltigkeit, hier waren alle drei Prinzipien, und hier stand der Held im Kampf. Nun, wer war der Held im Kampf? Siehe, als Christus alles vollendet hatte, sprach er »Vater, ich befehle dir meinen Geist in deine Hände!«, neigte sein Haupt und verschied. (Luk. 23.46)

25.47. Siehe, sein Vater ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit, und in ihm ist Alles, und Alles ist sein: Die Liebe ist sein Herz, und der Zorn ist seine ewige Stärke. Die Liebe ist sein Licht, und der Zorn ist die ewige Finsternis, in der die Teufel sind, und sie macht ein anderes (zweites) Prinzip.

25.48. Nun war die Liebe Mensch geworden und hatte unsere menschliche Seele angezogen, und die Seele, die mit ihrer Wurzel im Zorn stand, nämlich in der starken Macht des Vaters, wurde von der Liebe erleuchtet. Nun befahl der neue Mensch in der Liebe die Seele in die Macht des Vaters und gab das irdische Leben aus dem Gestirn und den Elementen auf, nämlich das Reich dieser Welt. So stand nun die Seele nicht mehr im Reich dieser Welt im Qual-Quell des Lebens, sondern im Tod, denn das Reich dieser Welt, als der Aufblaser mit der Luft, war weg.

25.49. So war nun nichts mehr an der Seele, als nur das, was sie in ihrer eigenen ewigen Wurzel im Vater selbst ist. Und hier hätten wir nun im Zorn in der finsteren Hölle bleiben müssen, aber der Licht-Vater nahm in seiner Heiligkeit die Seele in sich, in die Heilige Dreiheit.

25.50. Nun war die Seele im Wort mit der Liebe angezogen, und diese machte den zornigen Vater im innersten Quell der Seele lieblich und versöhnlich, so daß in diesem Augenblick in den Essenzen der Seele das verlorene Paradies wieder aufging. Davon erzitterte die Erde als Ausgeburt aus dem heiligen Element, und die Sonne im dritten Prinzip verlor als ein König des Lebens ihren Schein. Denn es ging eine andere Sonne im Tod auf, das heißt, im Zorn des Vaters wurde die Liebe in der Seele so scheinend, wie der helle Morgenstern.

25.51. Und wie dann der Leib Christi an seiner Seele das reine Element vor Gott war, aus dem die Sonne dieser Welt geboren wurde, und dieser Leib die ganze Welt umschloß, da erzitterte die Natur dieser Welt, und die Felsen zersprangen. Denn der grimmige Tod hatte die Felsen im Schöpfungswort zusammengezogen (und verhärtet), aber nun ging das heilige Leben in den grimmigen Tod, und davon zersprangen die Steine, um anzuzeigen, daß im Tod wieder ein Leben war, das durch den Tod ausgrünte. (Matth. 27.52)

25.52. So kamen auch die Leiber der Heiligen aus den Gräbern. Vernimm dies hoch! All jene, die ihre Zuversicht in den Messias setzten, hatten nun das reine Element zu einem neuen Leib in der Verheißung bekommen. Denn als jetzt der verheißene Held durch den Tod ins Leben ging und das Element zu einem Leib hatte, so wurden ihre Seelen im Helden (in dem sie in der Hoffnung standen) lebendig, zogen in Christi Leib ihren neuen Leib an und lebten in ihm in seiner Kraft. Das waren die heiligen Erzväter und Propheten, die in dieser Welt im Wort Gottes mit dem Schlangentreter vereint gewesen waren, in welchem sie von ihm geweissagt und Wunder gewirkt hatten. Diese wurden jetzt in Christi Kraft lebendig. Denn Christi Kraft grünte durch den Tod und hatte den Vater versöhnt, der die Seelen im Zorn gefangengehalten hatte. Diese gingen jetzt mit Christus ins (ewige) Leben.

25.53. Du liebes Schäflein, merke dir hier: Als Christus gestorben war, hat er nicht seinen hier gehabten Leib weggeworfen und den vier Elementen gegeben, um ihn zu verschlingen, so daß er also einen ganz fremden Leib erhalten habe. Nein, sondern nur den Qual-Quell dieser Welt, der im Gestirn und den vier Elementen ist. Damit hat er das Unverwesliche (bzw. Unvergängliche) angezogen, so daß es ein Leib sei, der in göttlicher Kraft in Gott lebe und nicht im Geist dieser Welt. Wie auch St. Paulus vom Jüngsten Gericht sprach, »daß das Unverwesliche, als der neue Mensch, das Verwesliche anziehen und das Verwesliche verschlingen werde, so daß man den Tod verspotten wird und sagen: „Tod, wo ist dein Stachel?“ Und zur Hölle: „Hölle, wo ist dein Sieg?“ (1.Kor. 15.53)«

25.54. Du sollst wissen, daß Christus, als er noch auf Erden ging, himmlisches Fleisch und Blut in dem Irdischen getragen hat, und wir alle, die wir in ihm neugeboren sind, tragen es auch im neuen Menschen, in Christi Leib.

25.55. Wenn wir also im alten irdischen Leib sterben, dann leben wir im neuen Leib, im Leib Jesu Christi, und grünen in ihm aus dem Tod, und unser Grünen ist unser Paradies, wo unsere Essenzen in Gott grünen. So wird das Irdische im Tod verschlungen, und wir ziehen unseren Herrn Jesus Christus an, nicht allein im Glauben und Geist, sondern in der Kraft des Leibes in unserem himmlischen Fleisch und Blut. So leben wir durch Gott, dem Vater, in Christus, seinem Sohn, und der Heilige Geist bestätigt all unser Tun. Denn alles, was wir tun werden, das tut Gott in uns.

25.56. So wird eine Hütte Gottes bei den Menschen sein, und Christi Leib wird unser Tempel sein, wo wir die großen Wunder Gottes innerlich erkennen, sehen, davon reden und uns ewig darin erfreuen werden. Und das ist der Tempel, das neue Jerusalem, von dem der Prophet Hesekiel schreibt (in Hes. 41-43).

25.57. Und höre, ich sage dir ein Geheimnis: Wie alles, was Adam verschuldet hatte, in dieser Welt noch am Leib Christi stehen und in dieser Welt gesehen werden mußte, so wirst auch du diesen Tempel vor der Zeit, ehe das Unverwesliche das Verwesliche ganz anziehen wird, noch in der Lilie im Wunder sehen, wie der Zorn gegen die Lilie steht, bis er in der Liebe versöhnt wurde und aus dem Treiber ein Spott wird, wie es auch im Tod Christi geschah. Darauf hoffen auch die Juden, aber ihr Zepter ist zerbrochen, denn das Leben steht nun in der Geburt Jesu Christi. Denn sie kommen von den Enden der Welt und gehen aus Jericho wieder in das heilige Jerusalem und essen mit dem Lamm. Was für ein Wunder! Denn der Treiber ist gefangen, und darum reden wir so wunderlich und werden jetzt nicht erkannt, bis der Treiber zerbricht. Dann kommt unser Leben wieder und steht in Joschafats Tal.

Die andere Pforte vom Leiden Christi

25.58. Uns wird klar gezeigt, warum sich der Mensch Christus verspotten, verhöhnen, geißeln, krönen und kreuzigen lassen mußte, auch warum er sich als einen Besessenen des Teufels ausrufen lassen mußte, und warum ihm von den Klugen und Gelehrten so widersprochen wurde, auch warum allein das einfältige Völklein an ihm hing, aber auch einige unter den Fetten (bzw. Reichen) dieser Welt. Obwohl wir mit diesen Worten nicht allen gefällig sein werden, so reden wir doch nicht unser Wort, sondern wir reden in unserer Erkenntnis und Trieb im Geist, was uns in Gott gezeigt wird. Darum verstehe es recht.

25.59. Siehe, es wurde der unschuldige Mensch Christus an unserer Statt im Zorn des Vaters dargestellt. Denn er sollte nicht allein das versöhnen, was Adam mit seinem Ausgang aus dem Paradies in diese Welt verschuldet hatte, so daß er vor Gott und allen Teufeln in Spott fiel, sondern auch das, was danach geschah und noch immerfort durch uns geschieht.

25.60. So stellen wir es dir aus göttlicher Erkenntnis und im Ernst unter die Augen. Nicht, daß wir jemanden schmähen wollten oder uns selbst erheben, wir wollten eher von dieser Welt verbannt sein, als daß wir aus überheblichem Stolz und Eigenruhm solches betreiben wollten, was doch nur Kot wäre, und der Geist der Erkenntnis würde uns nicht beistehen. Das sollst du wohl wissen. Wir wollen demnach in unserer Erkenntnis für uns selbst schreiben und das Ende Gott anbefehlen.

25.61. Siehe, als Adam in diese Welt einging, so ging es ihm um den persönlichen Stolz, denn er wollte wie Gott sein, wie auch Moses sagt, daß ihnen die Schlange, der Teufel, solches eingeredet habe. Er wollte alle drei Prinzipien an sich offen im Quellen haben, und damit verlor er Gott und Himmelreich. Daß aber solches wahr sei, daß es um persönlichen Stolz ging, dazu siehe auch Kain an: Der wollte allein Herr sein, und wollte nicht, daß sein Bruder Abel vor Gott angenehm wäre und die Region bekommen könnte. Darum schlug er ihn tot.

25.62. So haben Kain und seine Nachkommen ein gewaltiges Reich erbaut. Daher kommt auch die (weltliche) Herrschaft, so daß immer ein Bruder über den anderen gestiegen war und seinen Bruder leibeigen gemacht hat. Auch findet sich so die schreckliche Tyrannei, so daß der Gewaltige alles tat, was ihn gelüstete: Er hat die Armen nach seinem Willen unterdrückt, hat das Reich der Erde an sich gezogen und betreibt damit Tyrannei und Falschheit. Und man muß zu ihm sagen, es sei Recht, denn er hat allerlei List erdacht und sich ein Recht daraus gemacht, was er danach auch anderen als Recht verkaufte und seine Kinder mit Falschheit aufzog. Er hat den Unwissenden sein gutes Gewissen im Gemüt zerschlagen und hat Rechte erdichtet, die in seinen Gesetzen schweben, zu seinem Betrug gegen das (wahre) Licht der Natur. Alle Lästerungen standen in seiner Stärke, und so hat er den Unwissenden erschreckt, damit seine Macht nur immer größer würde.

25.63. So wurde Falschheit durch Falschheit gewirkt, und auch der Niedrige ist falsch geworden, hat Lügen für Wahrheit zu Markte getragen und auch seinen Oberen fälschlich betrogen. Daraus sind Fluchen, Schwören, Stehlen und Morden gewachsen, so daß einer den anderen für einen Falschen, Betrüger, Lügner und Ungerechten hielt, denn sie sind es auch. Sie haben Worte mit Worten verdreht und sich damit in Lüge und Wahrheit einander die bitteren Salze des Teufels im Zorn Gottes eingerieben. Damit wurde Gottes Name gelästert und geschändet, und so ist die Welt eine Mordgrube im Zorn Gottes geworden.

25.64. Als dann aus diesem ungerechten Volk ein Heer ins Himmelreich geboren werden sollte, aber keiner auf Erden lebte, der nicht mit diesem Laster besudelt war, wurde gleichsam in Gottes Liebe die Möglichkeit eröffnet, daß wir, die wir Reue und Leid über die gerade beschriebene arge Bestie hatten und daraus auszugehen begehrten, wieder zu Gottes Huld kommen könnten, und zwar nicht anders als in diesem Christus. Obwohl man auch täglich sogar noch bei den wiedergeborenen Christen findet, daß der alte irdische Leib in solcher Bosheit angesteckt wird. Und wenn wir auch gern gänzlich daraus ausgehen wollten, so können wir es doch nicht, denn der Zorn hält uns im alten Menschen gefangen, und der Teufel ist Herr darin. So treibt er den Leib im Geist dieser Welt noch oft in böse Laster, die man sich zuvor nicht vorgenommen hatte, denn die Bosheit des Gottlosen entzündet durch seinen Fluch und seine Falschheit den Zorn im alten Menschen, damit es nicht erkannt werde, wenn er innerlich bereits in Gott geboren ist.

25.65. Weil nun unsere Falschheit und Ungerechtigkeit wie auch alle Lästerungen vor Gott sind und in der Tinktur erscheinen, und wir (selber) von solchem Übel nicht genesen können, darum hat Christus all unseren Spott auf sich geladen und ließ sich als einen Teufels-Besessenen schelten, als einen Zauberer, Verführer und Betrüger, als wollte er die kaiserliche Krone aufsetzen, wie ihn die Hohepriester fälschlich beschuldigten. Er ließ sich verspotten, geißeln, anspeien und ins Angesicht schlagen, und er ließ sich sogar eine falsche Dornenkrone aufsetzen. Und wie wir auf Erden einander aus Falschheit anfahren, wenn der Gewaltige tut, was er will, um seinen Zorn zu erfüllen, wie wir einander schänden, lästern, verhöhnen, verspotten, dem Teufel geben und aus Falschheit gegenseitig um Ehre und Gut bringen, so mußte auch Christus das alles auf sich nehmen.

25.66. Du siehst auch klar, daß ihm das von den falschen Pharisäern und Schriftgelehrten widerfuhr, und das geschah nicht vergebens durch Zufall. Es sollte so sein, denn die Pharisäer, Schriftgelehrten und Obersten haben das eingebrockt, was Christus auslöffeln mußte. Oder sollen wir schweigen? Wir müssen es sagen, auch wenn wir dafür unser irdisches Leben verlieren.

25.67. Siehe, du falscher Antichrist, du bist es, wie du es schon immer gewesen bist. Du bist ein alter und kein neuer! Deine List wird im Zorn Gottes geboren, und der Teufel lehrt dich, was du tust. Du richtest unter Fürsten und Königen, welche in der Natur gegründet sind, Kriege und Widerwillen an, nur damit du durch deinen Betrug, deine Heuchelei und Narrenlist bei ihnen erhoben werdest. Das tust du aus eigenwilligem Stolz. Du verzerrst die Schrift der Heiligen nach deinem Aufsteigen und bist ein Mörder der Seele. Du richtest ein Spotten unter den Unverständigen an, so daß sie meinen, sie tun Gott einen Dienst damit, wenn sie eine heilige Seele verfolgen. Du lehrst sie das, sonst wüßten sie es nicht. So bewirkst du Verwirrung und bist ein Babelturm, eine Behausung der Huren und aller Teufel. Das sagt uns der Geist.

25.68. Damit treibt man es nun untereinander. Dem einen gelüstet dies, dem anderen das, und so ist ein stetiges Teufelsgeheul, und alle Liebe und Eintracht erlöschen. Der Mund redet etwas anderes, als das Herz denkt. Es schreit untereinander, aber niemand weiß, wo der Qual-Quell ist. So mußte auch Christus dies alles auf sich nehmen. Da riefen viele Unwissende nach der Hohepriester Kundgabe: „Kreuzigt, kreuzigt ihn! Er hat das Volk erregt!“ Aber kannten doch nicht die Ursache. Und so geht es heute noch. Wenn der Antichrist einen im Grimm erhascht, dann verleumdet er ihn, und bald schreit jedermann „Ketzer, Ketzer!“, obwohl doch das Herz nichts Böses von ihm sagen kann.

25.69. So siehe, du falscher Antichrist und Meister des Lärmens auf Erden: Wieviel unverständige Menschen gibt es unter deiner Lästerung, die du so oft lästernd machst über eine heilige Seele! Siehe, wenn nun die verfolgte Seele zu Gott um Rettung bittet, dann wird das alles zu einer Substanz, zu einem Wesen vor Gott. So kommen dann oft auch diese armen Seelen, welche so unwissend über die heiligen Seelen gelästert haben, vor Gott und wollten gern selig werden. Wenn nun Christus nicht alle diese Lästerungen und Falschheiten auf sich genommen und seinen Vater in sich mit seiner Liebe versöhnt hätte, wo würden die armen Sünder bleiben? Darum heißt uns Christus vergeben, wie uns sein Vater in ihm vergeben hat. Werden wir das nicht tun, dann soll uns mit dem gleichen Maß gemessen werden, mit dem wir gemessen haben. (Matth. 18.35)

Die Pforte des armen Sünders

25.70. Du liebe Seele, weil du ja durch den Betrug des Antichristen und die Verführung des Teufels und seines Anhangs in Lästerung und schwere Sünde gefallen bist, deshalb bedenke dich bald! Bleibe nicht darin, und verzage auch nicht darin, sondern vergib deinem Widersacher seine Fehler und bitte Gott den Vater um Christi willen, der alle unsere Falschheit und Ungerechtigkeit an ihm wie ein unschuldiges, geduldiges Lämmlein getragen hat! So wird dir wohl vergeben werden. Hätten wir doch aus diesem Übel ewig nicht entkommen können, wenn uns nicht die Barmherzigkeit Gottes ohne unseren Verstand und Verdienst herausgeholfen hätte.

25.71. Ach, aus welcher reinen Gnade hat uns doch Gott der Vater seinen Sohn Jesus Christus geschenkt, so daß er unsere Schuld auf sich genommen und ihn in seinem Zorn versöhnt hat!

25.72. Zu dieser Gnade sind alle Menschen geladen, aus welchem Volk sie auch immer sind. Sie können alle kommen, seien es Türken, Juden, Heiden, Christen oder wie sie heißen. Es ist niemand ausgeschlossen. Alle, die da mühselig und beladen sind, können zu Christus kommen. Er will sie alle annehmen und erquicken, wie er selbst sagt. Wer hier anders lehrt und redet oder einen anderen Weg sucht, der ist ein Antichrist und geht nicht zur Tür in den Schafstall Christi.

25.73. Wenn wir nun den Spott und die Verachtung Christi betrachten, daß ihm dies alles durch Anregung der großen Hansen geschehen war und ihm gewöhnlich das arme geringe Völklein bis auf wenige Reiche anhing, dann finden wir klar, was Christus sagt: »Es wird schwerlich ein Reicher ins Himmelreich eingehen.« Hier ist nicht so sehr der äußere Reichtum gemeint, sondern das eigennützige, stolze und geizige Leben, wenn man in überheblichem Stolz den Schweiß der Armen verzehrt und Gott vergißt. Ach, wie schwer ist es doch für so einen Stolzen, sich vor Gott und Menschen zu demütigen! Aber das Himmelreich steht allein in der Kraft der Demut.

25.74. Doch sieht man, wie sich auch etliche Reiche Christus näherten, daran man erkennt, daß das Himmelreich nicht allein im Elend (der Armut), sondern in der Freude im Heiligen Geist steht. Deshalb sollte sich niemand selig schätzen, nur weil er arm und elend lebt, solange er ungläubig und gottlos ist, denn so ist er trotzdem im Reich des Teufels. Es sollte auch kein Reicher sein Gut in den Dreck treten und dem Prasser übergeben, weil er meint, dadurch selig zu sein. Nein, Geselle, das Reich Gottes steht in der Wahrheit, der Gerechtigkeit und in der Liebe für die Bedürftigen. Es verdammt niemanden (mit weltlichem Reichtum und Macht), der es nur recht gebraucht. Du mußt nicht dein Zepter niederlegen und in einen abgeschiedenen Winkel fliehen und heulen. Das ist nur Heuchelei. Du kannst der Gerechtigkeit und dem Reich Gottes besser dienen, wenn du dein Zepter hältst, den Bedürftigen beschützt und Recht und Gerechtigkeit schaffst, nicht nach deinem (egoistischen) Geiz, sondern in Liebe und Gottesfurcht. Denn so bist du auch ein Bruder des Joseph von Arimathia und wirst vor Gott alle Menschen überstrahlen, wie Sonne und Mond die Sterne überstrahlen. Nur überheblicher Stolz, Geiz, Neid, Zorn und Falschheit bilden die Krone des Teufels. Darum vernimm es recht.

Von Christi Ruhe im Grab

25.75. Wir wissen, daß der Leib ohne Geist ein stillstehendes (und totes) Wesen wäre. Denn obwohl Christi Leib das heilige Element ist, das in der Barmherzigkeit aus Gott geboren wurde, so stehen doch die Beweglichkeit und das Leben allein in der Gottheit, und in uns Menschen im Geist der Seele und im Geist der großen Welt, die in diesem Leib auf Erden ungetrennt sind.

25.76. Also fragt es sich nun: „Wo ist Christi Seele in der Zeit gewesen, als der Leib in der Ruhe im Grab lag?“ Mein lieber Verstand, mache es nicht wie die Blinden an Gott, die da sagen: „Die Seele sei weit vom Leib hinunter in die Hölle in die Erde gefahren und habe währenddessen mit göttlicher Kraft einen Sturm in der Hölle unter den Teufeln abgehalten, habe sie mit Ketten gebunden und die Hölle zerstört.“ Oh, es ist weit ein anderes, denn auch die Heiligen, die in der Stunde des Todes Christi auferstanden sind, beweisen etwas anderes.

25.77. Dieser Verstand weiß noch nichts von Gott. Und wenn es ihm nicht möglich ist, aus Gottes Gabe weiter zu erkennen, dann gehe er besser nicht in diese Tiefe, sondern bleibe nur einfältig am Text. Es schadet seiner Seligkeit nicht, denn Gott sieht allein auf den Willen des Herzens. Du mußt nicht alles so tief im Sinn ergründen, wenn es dir nicht gegeben wird, wie dieser Feder. Diese Feder schreibt in Gottes Rat, den die Hand noch lange nicht kennt und wohl kaum ein Fünklein davon versteht. Und doch werden tiefgründig, wie du siehst, die künftigen Dinge in gewichtiger Tiefe dargestellt, die Gott allein zu seiner Zeit, die uns noch unbekannt ist, offenbaren (und verwirklichen) wird.

25.78. Du weißt ja, daß Gott selbst alles ist und nur drei Prinzipien wie drei Geburten der Unterschied seines Wesens sind. Sonst wären alle Wesen ein Wesen, und alles wäre durchaus nur Gott. Und wenn das wäre, dann wäre alles in einer süßen Sanftmut. Wo blieben aber die Beweglichkeit, das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit? Darum haben wir schon mehrfach gesagt, der Zorn sei eine Wurzel des Lebens. Aber wenn er ohne (wahres) Licht ist, dann ist er nicht Gott, sondern höllisches Feuer. Wenn aber das (göttliche) Licht darin scheint, dann wird er das Paradies und Freudenreich.

25.79. So können wir auch von Christi Seele nichts anderes behaupten, als er sie in die Hände seines Vaters befahl. Da nahm sie der Vater in seine göttliche Kraft, das heißt, sie stand schon zuvor darin mit ihrer eigenen Wurzel, aber ihre eigene Wurzel war ohne Gottes Licht im Zorn. So kam nun die Seele Christi mit Gottes Licht in den Zorn, und da erzitterten die Teufel, denn das Licht nahm den Zorn gefangen. Und so wurde der Zorn des Vaters im Himmelreich zum Paradies. Aber in der Hölle blieb der Zorn wie bisher, denn das göttliche Licht verschloß sozusagen das Prinzip der Hölle, so daß sich kein Teufel darin erblicken kann, denn er ist blind darin, und das ist ihm Schrecken und Schande.

25.80. Deshalb solltest du nicht denken, daß Christi Seele vom Leib weit weggegangen war. Denn alle drei Prinzipien waren doch am Kreuz, warum nicht auch im Grab? Im Augenblick, als Christus das Reich dieser Welt von sich ließ, drang Christi Seele in den Tod und Zorn Gottes, und im selben Augenblick wurde der Zorn in der Liebe im (göttlichen) Licht versöhnt und wurde zum Paradies. So wurden die Teufel mit allen gottlosen Seelen im Zorn in sich selber gefangen, und da grünte sogleich das (ewige) Leben durch den Tod. Damit wurde der Tod zerbrochen und zum Spott gemacht. Den Gottlosen, die im Zorn bleiben, ist er ein Tod, aber den Heiligen in Christus ist er ein Leben.

25.81. So hat die Seele Christi vierzig Stunden im Grab mit ihrem Leib im Vater gegenwärtig geruht, denn der himmlische Leib war nicht tot, sondern der irdische. Die Seele grünte im himmlischen Leib durch den Tod und stand vierzig Stunden in der Ruhe. Das waren die vierzig Stunden, welche Adam im Schlaf stand, als sein Weib aus ihm gemacht wurde, wie auch die vierzig Tage der Versuchung bei Moses auf dem Berg, ob es möglich wäre, in des Vaters Kraft im Himmelreich zu leben. Weil es aber als unmöglich befunden wurde, so fiel das Volk alsobald von den Gesetzen des Vaters (als der Natur) ab und ehrten ein selbstgemachtes Kalb als Gott, so daß auch Moses die Tafeln des Gesetzes zerbrach.

25.82. Und Gott sprach auch im Feuer mit Israel, daß sie doch erkennen sollten, daß es nicht möglich wäre, ins gelobte Land des Paradieses einzugehen, bis der rechte Josua oder Jesus käme, der sie durch den Tod ins Leben führte. Darüber denke nach! Ich will es in einem anderen Buch von den Tafeln Moses klarer ausführen. Danach forsche, dann wirst du allen Grund finden, was Moses geredet und getan hatte.

Von Christi Auferstehung aus dem Grab

25.83. Gleichwie Adam aus dem hellen Licht Gottes in das finstere Reich dieser Welt einging und die Seele Adams zwischen zwei finsteren Prinzipien stand, nämlich zwischen Tod und Hölle, die im Leib grünten, so wollte auch Christus in seinem grünenden Leib in der Mitternacht vom Tod auferstehen und in seinem heiligen Leib die Nacht zu einem ewig hellen Tag machen, wo nimmermehr eine Nacht hineinkäme, sondern das göttliche Licht des Vaters und des Lammes schiene.

25.84. So sollst du nicht denken, daß die Seele Christi diese vierzig Stunden an einem anderen Ort gewesen sei, als eben im Vater und in seinem Leib. Hier ist die Verfolgung in großer Sanftmut ausgegrünt wie ein Röslein oder schönes Blümlein aus der Erde, wie dann auch unsere Seelen in unserer Ruhe im Leib von Jesus Christus bis zum Jüngsten Tag grünen. Im Vergehen dieser Welt wird die neue Kreatur wieder aus der alten hervorbrechen, und unterdessen grünt die Seele im heiligen Element im Leib Christi in stiller sanfter Ruhe, bis auch unsere vierzig Stunden um sind, und keine Stunde länger, als die bestimmte Zeit ist. Dann ist der Leib Christi in der Kraft des Vaters durch die Seele wieder auferstanden und hervorgegangen, und hat das ewige Licht der Heiligen Dreiheit in sich.

25.85. Es hätte keines Wegwälzen des Steines bedurft. Das geschah nur den blinden Juden zum Schein, damit sie doch sähen, daß all ihr Tun eine Torheit war, wie sie Gott halten wollten, und auch wegen dem schwachen Verstand der Jünger, damit sie sähen, er wäre gewiß auferstanden, denn so konnten sie ins Grab gehen und es selber sehen. (Matth. 28.6)

25.86. Auch erschien ihnen der Engel hier und tröstete sie. Und so will auch Christus seine Betrübten trösten, die um seinetwillen betrübt werden. Ja, er ist bei ihnen, wie bei Maria Magdalena und den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus. (Luk. 24.13)

25.87. Du sollst wissen, daß kein Fels noch Stein Christi Leib aufhalten oder erfassen kann, denn er geht durch alle Dinge und zerbricht doch auch nichts. Er erfaßt diese Welt, aber die Welt nicht ihn. Er leidet von nichts Qual, denn in ihm ist die ganze Fülle der Gottheit, aber ist doch nicht eingesperrt. Er scheint eine Kreatur in unserer menschlichen Gestalt so groß als unsere Leiber zu sein, aber sein Leib hat doch kein Ende, denn er ist der ganze fürstliche Thron des ganzen Prinzips.

25.88. Als er hier auf Erden im irdischen Menschen war, da war sein äußerlicher Mensch meßbar, wie unsere Leiber, aber der innere Mensch war unermeßlich. Denn auch wir sind in der Auferstehung im Leib von Jesus Christus unermeßlich, aber sichtbar und begreifbar im himmlischen Fleisch und Blut, wie der Fürst des Lebens selbst. Wir können in der himmlischen Bildung groß oder klein sein, aber es wird nichts an uns zerbrochen, und es bedarf keiner Einpressung.

25.89. Oh liebe Christen, laßt bitte von eurem Streiten um den Leib von Jesus Christus ab! Er ist überall an allen Orten, auch im Himmel, wie auch der Himmel überall ist, wo Gott wohnt. Gott wohnt im Leib von Jesus Christus, wie auch alle heiligen Seelen der Menschen, wenn sie von diesem irdischen Leib scheiden. Wenn sie neugeboren werden, dann stehen sie im Wort im Leib Christi, sogar noch in diesem irdischen Leib. Aber keine Seele hat hier in unserem Leib auf Erden den Leib Christi in einem greifbaren Wesen, sondern im Wort der Kraft, das alles erfaßt. Denn Leib und Kraft ist wohl in Christus Eins, deshalb können wir in dieser Welt diese Kreatur nicht verstehen.

25.90. Und der Geist zeigt es: Wenn ihr von diesem Streit nicht abgeht, dann werdet ihr kein anderes Zeichen erlangen, als das Zeichen Elias im Feuereifer, denn der Eifer wird euch zerfressen, und euer Streit muß euch selbst fressen. Ihr werdet verwirrt und müßt euch selber auffressen. Seid ihr nicht Brüder und alle in Christus? Was streitet ihr um euer Vaterland, in dem ihr wohnt, wenn ihr in der Liebe wandelt?

25.91. Ach, laßt doch ab davon, denn eure Sache ist nur bösartig vor Gott, und ihr werdet alle in Babel befunden! Laßt euch raten, denn der Tag bricht an! Wie lange wollt ihr noch bei der ehebrecherischen Hure liegen? Steht auf, eure edle Jungfrau ist mit ihrem schönen Perlenkranz geschmückt, und sie trägt eine Lilie, die wonniglich ist. Seid Brüder, und sie wird euch wohl schmücken, denn wir haben sie wahrhaftig gesehen, und in ihrem Namen schreiben wir dies.

25.92. Es bedarf keines Streits um den Kelch von Jesus Christus, denn sein Leib wird vom Gläubigen im Testament nur wahrhaftig empfangen, wie auch sein himmlisches Blut, und die Taufe ist ein Bad im Wasser des ewigen Lebens, äußerlich im Wort des Leibes Christi verborgen. Darum ist aller Streit nichts nütze. Nur die brüderliche Liebe muß her, und wenn ihr vom (egoistischen) Geiz des überheblichen Stolzes abgelassen habt, dann seid ihr alle in Christus.

25.93. Die vielen tiefen und schweren Sachen (dieser Welt) sind euch nichts nütze. Ihr dürft euch nicht darin vergaffen. Wir müssen sie nur darstellen, damit ihr seht, was der Grund und was der Irrtum ist. Denn wir sind nicht Ursache dieses Schreibens, sondern ihr habt in eurer hocherhabenen Lust den Geist erweckt, so daß ihr die Gedanken eures Herzens erfahrt. Laßt euch Christi Auferstehung ein kräftiges Wesen sein! Denn Christi Auferstehung ist unsere Auferstehung, und in ihm werden wir grünen und auferstehen und ewig leben. Halt dich nur an Christus, dann kannst du in keiner Not verderben. Denn wenn du Christus hast, dann hast du die Heilige Dreifaltigkeit Gottes.

25.94. Wenn du zu Gott beten willst, dann rufe Gott, deinen himmlischen Vater, im Namen seines Sohnes Jesus Christus um die Erleuchtung seines Heiligen Geistes an, daß er dir deine Sünde um seines bitteren Leidens und Sterbens willen vergeben möge und dir das geben, was dir gut (bzw. heilsam) und selig ist. Stelle alles, was irdisch ist, in seine Erkenntnis und seinen Willen. Denn wir wissen nicht, was wir beten und begehren, sondern der Heilige Geist vertritt uns selbst mit unaussprechlichem Seufzen in Jesus Christus, bei seinem himmlischen Vater. Darum bedarf es keiner langen Worte, sondern nur einer gläubigen und bußfertigen Seele, die sich mit ganzem Ernst in die Barmherzigkeit Gottes und seinen Willen ergibt. Diese lebt im Leib von Jesus Christus und ist wohl sicher vor dem Teufel, wenn sie so beständig bleibt.

25.95. Die Phantasie von der Fürbitte der Heiligen ist keinem nütze. Es ist nur eine Qual der Ängste, daß du die Heiligen in ihrer Ruhe beunruhigst. Gott ruft dich doch ohnedies immerfort, und deine Jungfrau (der Weisheit) wartet mit sehnlichem Begehren auf dich. Komm nur selbst, denn sie ist dein, und du brauchst ihr keinen fremden Boten schicken, denn es geht hier nicht zu, wie am Hofe. Christus will seinen Himmel in seiner Freude gern immerfort vermehren. Was zögerst du so lange? Wegen deiner Sünden? Ist doch die Barmherzigkeit des Herrn größer als Himmel und Erde. Was machst du denn? Es ist dir nichts näher als Gottes Barmherzigkeit. Nur in deinem sündhaften und unbußfertigen Leben bist du beim Teufel und nicht bei Christus. Sage, was du willst! Auch wenn du hunderttausend Boten zu ihm schickst, aber selber gottlos bleibst, dann bist du nur beim Teufel, und es gibt keinen anderen Rat für dich: Du mußt selbst mit Christus auferstehen und neugeboren werden im Leib von Jesus Christus, und zwar in deiner eigenen Seele durch die Kraft des Heiligen Geistes im Vater. Und wenn du ein Begängnis machen willst, dann tue das zum Nutzen und zur Versorgung der Armen, so daß Gott durch deine Liebe gepriesen werde. Das ist wohl gut, aber vom reichen Fresser, der damit nur überheblichen Stolz und Faulheit treibt, hast du keinen Nutzen, denn Gott wird damit nicht gepriesen, und so grünt auch das Paradies nicht darin.

25.96. So verlaß dich ja nicht auf die Heuchelei des Antichristen, denn er ist ein Lügner und Geiziger, dazu ein Scheinheiliger und meint nur seinen Abgott, den Bauch. Und vor Gott ist er ein Dieb, denn er ißt das Brot, das den Bedürftigen gehört, und ist des Teufels Hund. Lerne ihn richtig kennen, das sage ich dir, denn er tötet dich ganz und gar, wenn er durch seine Gleisnerei und Scheinheiligkeit deinen Willen erhascht.

25.97. Weil wir hier von Christi wahrhaftiger Auferstehung sprechen, so zeigen wir euch nun auch seinen Wandel während der vierzig Tage nach seiner Auferstehung vor seiner Himmelfahrt. Wie wir wissen, daß er ein wahrhaftiger Herr über Himmel, Hölle und Erde geworden ist, so zeigen wir euch nun auch, daß ihm das Reich dieser Welt mit allen Essenzen und Qualitäten untertänig sein mußte. Und obwohl er nicht immer sichtbar bei seinen Jüngern wandelte, hat er sich doch öfters sichtbar, begreifbar und beharrlich bei ihnen gezeigt, und zwar nach dem Reich dieser Welt und nach seinem hiergehabten Leib, den der neue Leib verschlungen hatte, aber auch den konnte er wieder darstellen. Denn Gott ist Herr aller Wesen, und so muß sich alles verwandeln, wie er will, damit er seinen Jüngern seinen wahrhaftigen Leib in seinen Nägelmalen zeigen konnte, die im heiligen Christus in seinem heiligen Leib in Ewigkeit als ein Siegeszeichen stehen und schöner als die Morgensterne sind.

25.98. Er bekräftigte damit seine schwachgläubigen Jünger, und zeigte hiermit an, daß er auch ein Herr über das äußerliche Reich dieser Welt sei. Denn alles, was wir säen, anbauen, pflanzen, essen und trinken, hat er in voller Allmacht, und er kann alles segnen und mehren. So ist er nicht von uns getrennt, sondern wie eine Blume aus der Erde grünt, so wirken auch sein Wort, sein Geist und seine Kraft in allen Dingen. Und wenn unser Gemüt ihm wirklich zugeneigt ist, dann sind wir in Leib und Seele von ihm gesegnet. Wenn aber nicht, dann ist der Fluch und Gottes Zorn in allen Dingen, und wir essen mit jeder Frucht den Tod. Darum beten wir, daß uns Gott in Christus unsere Speise und unseren Trank segnen möge, auch Leib und Seele, und das ist recht.

25.99. Zum zweiten zeigen wir euch, daß Christus noch vierzig Tage nach seiner Auferstehung auf Erden wandelte, das heißt, im Reich dieser Welt, als er gleichwohl im Himmel war. Doch er trug die Bildung ohne äußerliche Klarheit vor Menschenaugen, und besaß gänzlich den Leib mit allem Wesen, der am Kreuz hing, bis auf die Qual-Qualität des Prinzips, die hatte er nicht, aber sonst alles Wesen im Fleisch und Blut, weil das äußere Fleisch in der Macht des himmlischen stand. Das sehen wir, wie er zu seinen Jüngern durch verschlossene Türen ging und seinen Leib durch Holz und Steine führte. So verstehst du, daß diese Welt vor ihm wie ein Nichts ist, weil er allmächtig ist.

25.100. Und dann fügen wir euch noch hinzu, daß diese vierzig Tage die Tage Adams im Paradies vor seinem Schlaf waren, ehe das Weib aus ihm gemacht wurde, als er in der paradiesischen Versuchung stand und noch rein und himmlisch war. So mußte auch dieser Christus vierzig Tage in paradiesischer Qualität in der Versuchung stehen, ob der Leib paradiesisch bleiben wollte, ehe er glorifiziert würde. Darum aß und trank er vor seinen Jüngern mit ihnen auf paradiesische Art, wie auch Adam tun sollte, im Mund und nicht im Leib, denn die Verzehrung stand in der Kraft.

25.101. Hier wurde wirklich versucht, ob der Leib in göttlicher Macht und Kraft leben wollte, wie es auch Adam tun sollte, als er in dieser Welt im Paradies war. Da sollte er zwar in dieser Welt sein, aber nicht in der Qual-Qualität dieser Welt leben, sondern in paradiesischer über dieser Welt und auch über dem Grimm des Zorns in der Hölle. Er sollte in der Qualität der Liebe, Demut, Sanftmut und Barmherzigkeit im freundlichen Willen Gottes leben. So hätte er über die Sterne und Elemente geherrscht, und in ihm wäre kein Tod noch Zerbrechen gewesen.

25.102. Darum sollt ihr Türken und anderen abergläubischen Völker merken und wahrhaft verstehen, warum uns Christus solche Gesetze gegeben hat, so daß wir nicht rachgierig sein sollen. »Wenn uns jemand auf eine Wange schlägt, dann sollen wir ihm auch die andere bieten, und so fort. Wir sollen segnen, die uns fluchen, und denen wohltun, die uns hassen und beleidigen. (Matth. 5.44 Verstehst du das?

25.103. Siehe, ein wahrhafter Christ, der im Geist Christi lebt, der soll auch in Christi Wandel gehen. Er soll nicht im grimmigen und rachgierigen Geist dieser Welt umhergehen, sondern wie Christus nach seiner Auferstehung in dieser Welt lebte und ging, und doch nicht in dieser Welt Qual-Qualität lebte und ging. (Auch wenn es uns, während wir in dieser Welt Qual leben, nicht immer möglich ist, dann doch im neuen Menschen in Christus, den der Teufel verdeckt. Wenn wir in der Sanftmut (bzw. Güte) leben, dann überwinden wir die Welt in Christus. Und wenn wir Gutes für Böses tun, dann bezeugen wir, daß Christi Geist in uns ist.) So sind wir nach dem Geist dieser Welt tot, um Christi Geist willen, der in uns ist. Und wenn wir auch in dieser Welt sind, so hängt uns doch nur diese Welt an, wie sie Christus nach seiner Auferstehung anhing. Aber er lebt im Vater im Himmel, wie auch wir, wenn wir in Christus geboren sind.

25.104. Darum laßt es euch gesagt sein, ihr Juden, Türken und anderen Völker! Ihr dürft auf keinen anderen warten, denn es ist keine andere Zeit vorhanden, als die Zeit der Lilie, und sein Zeichen ist das Zeichen Elias. Darum seht zu, in welchem Geist ihr lebt, daß euch nicht das Zornfeuer verschlingt und auffrißt! Es ist nunmehr Zeit, daß die Isebel mit ihrer Hurerei aus dem Haus gejagt werde (Offb. 2.20), damit ihr nicht der Huren Lohn empfangt, und wie ihr euch untereinander schindet, so auch auffreßt. Wahrlich, wenn dem nicht bald gewehrt wird, dann brennt das Feuer über Babel auf, und dann ist kein Rat, bis der Zorn alles, was in ihm gewachsen ist, aufgefressen hat.

25.105. Darum gehe ein jeder in sich und sage nichts über die anderen oder halte sie für Falsche. Sondern er bekehre sich nur selber und sehe, daß er nicht im Zorn des Fressers befunden werde, sonst wird er schreien: „Hilfe! Babel brennt!“ Und so muß er auch verbrennen, denn er ist desselben Feuers fähig. Denn wenn du einen Gedanken in dir fühlst, der den Zorn wünscht, dann ist er aus Babel.

25.106. Darum ist es schwer, Babel zu erkennen. Ein jeder meint, er stehe nicht darin. Doch der Geist zeigt mir, daß Babel den ganzen Erdenkreis umschließt. Darum achte ein jeder in sich selbst auf seine Sachen und jage nicht dem Geiz nach, denn der Treiber zerbricht es, und der Stürmer frißt es auf. Es hilft kein weiser Rat der Menschen mehr, denn alle Weisheit dieser Welt steht in der Torheit. Das Feuer kommt aus dem Zorn Gottes, und deine Klugheit wird zu deinem Schaden und Spott.

Von der Himmelfahrt Christi

25.107. So wissen wir, nachdem Adam vierzig Tage im Paradies gelebt hatte, ging er in den Geist dieser Welt ein, obwohl er in die Heilige Dreiheit eingehen sollte, denn er stand in der Zeit der Versuchung, und hätte er diese vierzig Tage bestanden, dann wäre er mit seiner Seele völlig im Licht Gottes gewesen und sein Leib in der heiligen Dreifaltigkeit (Ternarius Sanctus), wie dieser Christus.

25.108. Denn nachdem Christus vierzig Tage nach seiner Auferstehung in dieser Welt in der Prüfung gewandelt war, ging er auf einen Berg, dahin er seine Jünger beschied, und fuhr sichtbar in die Höhe auf mit seinem eigenen Leib, den er am Kreuz aufgeopfert hatte, nämlich bis eine Wolke kam und ihn verbarg, zu einem gewissen Zeichen, daß er ihr Bruder wäre, und er sie in dieser irdischen Gestalt und Leiblichkeit nicht verlassen wollte. So sprach er dann auch zu ihnen: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt.«

25.109. Nun fragt der Verstand: „Wo ist Christus hingefahren? Ist er aus dieser Welt gefahren, hoch über das Gestirn in einen anderen Himmel?“ Höre, mein lieber Verstand, neige dein Gemüt in Christus und siehe, ich will es dir sagen, denn wir sehen und wissen es, aber nicht ich. Denn wenn ich sage „wir“, mußt du nicht bloß meinen irdischen Menschen verstehen, denn der Geist, der in dieser Feder treibt, wird mitgenannt. Darum schreibe und spreche ich „wir“, wenn ich von mir als Autor reden will. Denn ich wüßte nichts, wenn nicht der Geist in mir die Wissenschaft antriebe, und ich hätte auch nichts finden können, als auf solche Weise. Anders wollte der Geist nicht, sondern verbarg sich, so daß sich meine Seele in mir ganz unruhig mit großem Sehnen nach dem Geist zeigte, bis ich erlernte, wie es wäre.

25.110. Nun siehe, das ist nicht der (gleiche) Grund, den man bei den Alten gedichtet und gemessen hat, nämlich wieviel hunderttausend Meilen es bis in den Himmel sei, dahin Christus gefahren ist. Sie taten dies, weil sie Gott auf Erden sein wollten, wie es dann ihr erdichtetes Reich ausweist, das mehr in Babel steht. Wenn wir von den Thronen reden, so ist es in vielem anders, und man findet ihre Blindheit und Unwissenheit. Obwohl in ihrer Erkenntnis auch ein Geist ist, den man nicht so hinwirft, aber er ist nicht aus der Heiligen Dreifaltigkeit, aus dem Leib von Jesus Christus, sondern aus der überheblichen Ewigkeit, die da über die Throne fährt, davon noch an anderer Stelle berichtet werden soll.

25.111. Wir müssen im Thron bleiben. Was gehen mich die anderen Throne an, die den Fürsten der Engel gehören? Sie sind doch ohnedies unsere Freunde und lieben Getreuen im Dienst Gottes (Hebr. 1.4). Wir müssen auf unseren Thron sehen, darin wir zu Kreaturen erschaffen worden sind, und auf unseren Thronfürsten in Gott. Denn der erste Vorsatz Gottes, als er uns erschuf und uns im ewigen Band erblickte, muß bestehen.

25.112. Dieser Thron gehörte Luzifer mit seinen Legionen. Als er aber fiel, wurde er in das erste Prinzip ausgestoßen. So stand der Thron im zweiten Prinzip ledig, und darin erschuf Gott den Menschen, der darin bleiben sollte und entsprechend versucht wurde, ob es möglich wäre. Darum erschuf Gott auch das dritte Prinzip im Reich dieser Welt, damit dem Menschen geraten werden könnte, und er im Fall nicht auch noch ein Teufel würde. Und deshalb besteht die Feindschaft des Teufels gegen Christus, weil er nun auf seinem königlichen Stuhl sitzt und ihn dazu noch mit seinem Prinzip gefangenhält.

25.113. So ist das Reich dieser Welt nach dem himmlischen Prinzip der Thron und eigene Leib von unserem Christus, und so ist auch alles, was in dieser Welt im dritten Prinzip ist, sein eigen. Und der Teufel, der in diesem Reich im ersten Prinzip wohnt, ist ein Gefangener von unserem Christus.

25.114. Denn alle Throne sind in Gott, dem Vater, weil außer ihm nichts ist. Er ist das Band der Ewigkeit, denn seine Liebe im Leib Christi, der sein Thron ist, hält den Zorn im Band der Ewigkeit mitsamt den Teufeln gefangen. So verstehe, wie alles kreatürlich ist, seine Liebe und auch sein Zorn, und der Unterschied (wie vorn erklärt) nur in einer Geburt besteht. Deshalb kann man nicht sagen, die Teufel wohnen weit von Christus. Nein, sie sind nahe, aber können ihn in Ewigkeit nicht erreichen, denn sie können die klare Gottheit im Licht nicht sehen, sondern erblinden davon. Und auch wir werden sie in Ewigkeit nicht sehen oder fühlen, wie wir sie jetzt nicht sehen, weil sie in einem anderen Prinzip sind, und dieses Prinzip bleibt.

25.115. Also, mein liebes Gemüt, wisse, daß die Kreatur Christi das Zentrum dieses Thrones ist, von dem alles Leben ausgeht (was himmlisch ist), denn in diesem Zentrum ist die Heilige Dreifaltigkeit, und nicht allein in diesem Zentrum, sondern in allen englischen Thronen wie auch in den heiligen Seelen der Menschen. Aber wir müssen so (gegensätzlich) reden, um euch verständlich zu werden.

25.116. Entsprechend sitzt der Leib, also die Kreatur, des Christus-Menschen inmitten dieses Thrones und steht so im Himmel, das heißt, in seinem Prinzip. Und so sitzt er mit seinem Thron zur Rechten von Gott, dem Vater.

25.117. Die Rechte Gottes ist, wo die Liebe den Zorn löscht und das Paradies gebiert. Das ist zu Recht die Rechte, wo der zornige Vater „Gott“ genannt wird, nämlich in der Liebe und im Licht seines Herzens, das sein Sohn ist. Und dieser leibliche Thron, als der ganze Leib Christi, ist alles zur Rechten Gottes. Wenn man aber sagt „zur Rechten Gottes“, dann verstehe die innerste Wurzel der scharfen Macht des Vaters, darin die Allmächtigkeit steht, wo der Vater in sich selbst im wiedergefaßten Willen in die Sanftmut (bzw. Güte) ausgeht und die Tore in der Zersprengung der Finsternis in sich selbst aufschließt. Hier ist Christus eingesessen und sitzt entsprechend zur Rechten der Kraft und Allmacht, was wir mit unseren Zungen nicht höher aussprechen können, aber im Geist verstehen wir es wohl. Darum ist es dir auch nicht Not, es (mit Gedanken) zu ergründen, sondern erhasche nur den Leib Christi, dann hast du Gott und Himmelreich. Wir aber müssen wegen dem Irrtum dieser Welt und ihrer Lust so schreiben.

25.118. Wenn du aber fragst „Sitzt Christus? Oder steht, oder liegt er?“, dann fragst du (der Verstand), wie der Esel nach dem Sack fragt: Wie wohl der Schneider den Sack gemacht hat, den er tragen muß? Dabei muß man doch dem Esel nur Futter geben, damit er den Sack längere Zeit trage. - So siehe, er sitzt in sich selbst und steht in sich selbst. Er braucht keine Bänke oder Stühle, denn seine Kraft ist sein Stuhl. Es gibt hier auch kein Oben und Unten, wie du die Vision in Hesekiel 1.18 siehst, die voller Augen hinten und vorn, oben und unten ist. So ist auch der Leib Christi, und die Heilige Dreifaltigkeit scheint im ganzen Leib und bedarf keiner Sonne noch des Tages.


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