Vierzig Fragen von der Seele

(Text von Jacob Böhme 1620, deutsche Überarbeitung 2022)

Vorrede des Autors an die Leser

Vierzig Fragen von der Seele bezüglich Ursprung, Essenz, Natur und Eigenschaft, und was sie seit Ewigkeit ist und in Ewigkeit sein wird.

Lieber Herr und guter Freund! Auf Eure Fragen ist dem Verstand nicht möglich zu antworten, denn dies sind die größten Geheimnisse, die allein Gott bewußt sind. So sagte auch Daniel zu König Nebukadnezar: »Was der König von den gelehrten Chaldäern, Sternsehern und Weisen fragt und begehrt, steht nicht in ihrem Vermögen. Allein Gott vom Himmel kann verborgene Dinge offenbaren. Es steht nicht in meinem Verstand, dem König zu antworten, doch damit der König die Gedanken seines Herzens erführe, hat es Gott geoffenbart, aber nicht, damit mein Verstand größer sei, als bei allen anderen, die da leben. (Dan. 2.27)« So sage auch ich: Euch wird geantwortet, aber nicht daß mein Verstand größer sei als bei allen anderen, die da leben. Nur damit Ihr das Denken, ernste Suchen und Begehren Eures Herzens erfahren mögt, ist mir gegeben worden, Euch zu antworten. Und Ihr sollt solches nicht so schwerfällig suchen, denn es steht in keinem äußerlichen Verstand. Aber dem Geist Gottes ist kein Ding unmöglich, zumal wir Gottes Kinder und in Christus wieder in Gott geboren sind. So sieht ja wohl der Sohn, was der Vater im Haus macht, auch lernt er seine Kunst und sein Werk. Wenn wir also Gottes Geheimnis sind, sollen wir es darum nicht ansehen, als dürften wir solches Geheimnis nicht anrühren, wie das der Antichrist närrisch behauptet? Denn keiner nimmt sich etwas aus Gottes Geheimnis, wenn es ihm nicht gegeben wird. Wie auch St. Jakob sagt: »Alle guten und vollkommenen Gaben kommen von oben herab, vom Vater des Lichtes, bei dem keine Veränderung noch Wechsel ist. (Jak. 1.17)« Und wenn Ihr dann solches ernsthaft sucht, dann seid Ihr auch die Ursache des Findens. Denn Gott gibt seine Geheimnisse durch Mittel und ohne Mittel. Aber das sich niemand rühme, gebraucht er oft ganz einfältige Leute dazu, damit erkannt werde, daß es von seiner Hand komme. So soll Euch geantwortet werden mit einer sehr starken und tiefgründigen Antwort, jedoch kurzgefaßt und nicht nach dem äußeren Verstand, sondern nach dem Geist der Erkenntnis, obwohl ich solches auch mit längerer Beschreibung genug beweisen und dartun könnte. Doch weil das alles in meinen anderen Schriften weitläufig beschrieben und erklärt wurde, lasse ich es jetzt in der Kürze, um der Lust des Lesers willen, und daß es eine kurze Erinnerung von den großen Geheimnissen sei. Wer das aber ganz aus dem Grund begehrt, kann es in den vorherigen Schriften suchen, besonders im dritten Teil (vom „Dreifachen Leben“), wo er den ganzen Grund vom göttlichen Wesen findet, sowie von der Schöpfung aller Dinge, vom Ewigen und auch vom Zerbrechlichen, und wie alles so geworden sei und so gehe, und was es schließlich sein wird, darin dann der Schlüssel des großen ganzheitlichen Geheimnisses (dem Mysterium Magnum) liegt, soviel einer Kreatur faßbar und erträglich sein kann. Dahin wollen wir Euch zu weiterer Erklärung verwiesen haben, und so befehle ich mich mit Euch in Christus in die brüderliche Liebe. Anno 1620.

1. Frage nach dem Ursprung der Seele

Woher ist die Seele im Anfang der Welt entstanden?

1.1. Wir haben Euch im zweiten und dritten Buch das Geheimnis der Seele durch die drei Prinzipien des göttlichen Wesens ausführlich erklärt, wo wir auch das ewige Zentrum der ewigen Natur und die Dreizahl des göttlichen Wesens mit vielen Umständen beschrieben haben, und was die Ewigkeit seit jeher gewesen sei, wie der Anfang der Schöpfung geworden war, was Engel und Seele sind, sowie den schweren Fall Luzifers und auch die beiden Mütter, die das so geboren haben, von denen eine die himmlische Wesenheit gebiert und die andere die höllische Greuel, sowie auch von Licht und Finsternis.

1.2. Darum werden wir in diesem Traktat wohl gar nicht zu verstehen sein, es sei denn, daß einer den dritten Teil unserer Schriften (vom „Dreifachen Leben“) gelesen und erfaßt habe. Obwohl dieses Erfassen nur wenig in Menschengewalt steht, so ist ihm doch der Weg dazu ganz treulich gewiesen worden, daß, sofern ihn gelüstet dahin zu gelangen, er wohl, wenn er unserem Rat folgen wird, einen Führer und Weiser erlangen werde, der ihm den Schlüssel des Mysterium Magnum zum edlen Stein der Weisen (Lapis Philosophorum) und aller Geheimnisse zeigen wird. Das soll keiner für unmöglich erachten, denn bei Gott ist alles möglich. Wer Gott findet, der findet Alles mit und in ihm.

1.3. Ihr wißt es aus dem Verstand, daß alle Dinge aus der Ewigkeit entsprungen und hergekommen sind, und das sagt Euch auch die Schrift: »In Gott sind alle Dinge, in ihm leben und weben wir, und sind seines Geschlechtes. (Apg. 17.28)«

1.4. Und wenn wir auch von Gott nicht sagen können, daß die lautere Gottheit die Natur sei, sondern die Majestät in der Dreizahl, so müssen wir doch sagen, daß Gott in der Natur ist. Obwohl ihn die Natur nicht ergreift oder erfaßt, so wenig die Luft den Sonnenglanz erfassen kann, so müssen wir doch sagen, daß die Natur in seinem Willen geboren sei und eine Sucht aus der Ewigkeit ist, denn wo kein Wille ist, da ist auch kein Begehren.

1.5. So ist aber in Gott ein ewiger Wille, der er selber ist, um sein Herz oder Sohn zu gebären, und dieser Wille macht die Regung oder den Ausgang aus dem Willen des Herzens, welches ein Geist ist, so daß die Ewigkeit in drei ewigen Gestalten steht, welche Personen genannt werden, wie wir solches klar und deutlich im dritten Buch erklärt haben.

1.6. Und wenn wir dann sehen und wissen, daß nicht allein Licht und Majestät ist, sondern auch Finsternis, wie vor Augen steht, so müssen wir ja auch wissen, woher die Finsternis entstand, denn in der Ewigkeit jenseits der Natur kann keine Finsternis (bzw. Verdunklung) sein, weil es da nichts gibt. Dazu müssen wir nur in den Willen und in das Begehren sehen, denn ein Begehren ist anziehend, und da es doch in der Ewigkeit nichts hat als nur sich selbst, so zieht sich das im Willen an und macht den Willen voll, und das ist seine Finsternis (bzw. Verdunklung), weil er sonst, wenn er nicht begehrend würde, ein Nichts wäre, eine ewige Stille ohne Wesen.

1.7. So macht das Anziehen die Beweglichkeit und Essenz, die sonst in der Stille nicht sein könnten. Auch macht es herb, hart und derb, und dazu die Schärfe. Doch wir können auch nicht sagen, daß darum die Finsternis das Licht verschlinge, als die ewige Freiheit, denn was ewig ist, das läßt sich nicht verändern oder verwechseln, sondern wir müssen sagen, daß Licht und Finsternis ineinander sind.

1.8. So ist nun das Licht gut und hat Kraft, und die Finsternis hat Herb, Hart und Kalt, und das Begehren des Willens macht Essenzen und Anziehen, und das ist eine Regung in der Härtigkeit. Und wenn sich das Angezogene vom Ziehen regt, dann ist es eine Verwirrung, weil in der Schärfe Licht und Finsternis vermengt werden.

1.9. So ist uns zu ersinnen, wie das freie Licht (des Bewußtseins) in der scharfen Regung im Wesen mit geschärft werde, so daß wir dann den Feuerblitz (wie z.B. Gedanken) und die Ernsthaftigkeit verstehen, und können doch nicht sagen, daß darin eine Trennung sei. Denn was ewig und ohne Anfang ist, das hat kein Weichen voneinander, sondern es steht wie ein Rad, das sich in sich selber gebiert. Wie Ihr ein Gleichnis am Gemüt des Menschen habt, in dem zwar ein Wille eines Erhebens und Fliehens ist, aber kein Weichen (bzw. Entweichen im Licht des Bewußtseins). Und je größer der Wille ist, desto größer ist auch das Wesen, und desto mächtiger wird es geschärft.

1.10. So wird die stille Freiheit, die weder finster noch licht ist, im scharfen Begehren und Anziehen geschärft, daß sie wie ein Blitz erscheint, der da leuchtet. Hier können wir zwar nicht sagen, daß die Freiheit den Blitz empfängt, denn sie hat seit Ewigkeit nichts gehabt, aber das können wir wohl sagen, daß das Licht und der Glanz in der Freiheit leuchten. Denn was frei ist, das läßt das Licht herein, was aber nicht frei ist, wie die Herbigkeit, die Finsternis macht und materiell ist, auf geistige Art gesprochen, das empfängt das Licht nicht. Und so können wir wohl sagen, daß alles, was sanft und umfassend ist, das Licht empfängt, wie Ihr am Wasser seht, das das Licht empfängt, aber nicht die herbe Erde.

1.11. Entsprechend habt Ihr auch am Feuer eine genügsame Erkenntnis des Wesens aller Wesen, denn Ihr seht, wie das Feuer aus einer herben und strengen Materie brennt, denn es ist das scharfe Begehren, das wie eine große Angst in sich selber eingeht und nach der Freiheit greift, darin es dann die Freiheit wie einen Blitz ergreift und sich so mit dem Blitz selber entzündet, so daß es brennt. Und obwohl im ewigen Wesen kein solches Feuer zu verstehen ist, das im Äußeren scheint, so ist es doch im Inneren im herben Begehren, und das Äußere bleibt eine Finsternis. Darum ist das ewige Feuer im Äußeren finster, und in sich hinein im Willen der ewigen Freiheit ist es ein Licht, das da in der stillen Ewigkeit scheint.

1.12. Nun verstehen wir am Feuer zehn Gestalten, welche alle im Willen geboren werden und alle des ewigen Willens Eigentum sind. Darum sagen wir mit Recht, es sei von Gott, und die Freiheit (die den Willen hat) sei Gott selbst. Denn es ist die Ewigkeit, und nichts weiter.

Die erste Gestalt (die ewige Freiheit)

1.13. Erstlich ist die ewige Freiheit, die den Willen hat und selbst der Wille ist. Nun hat ein jeder Wille eine Sucht, etwas zu tun oder zu begehren, und darin schaut er sich selbst. Er sieht in sich in die Ewigkeit, was er selber ist. Er macht sich selber den Spiegel Seinesgleichen, denn er besieht sich, was er ist. Und so findet er nun nichts anderes als sich selber, und begehrt sich selber.

Die zweite Gestalt (das Begehren)

1.14. Das ist die zweite Gestalt, die begehrend ist, und hat doch nichts als sich selbst. So zieht ihr Begehren das Modell ihres Willens in sich und schwängert sich selber, daß also eine Finsternis oder Überschattung im Willen wird, welches der Wille auch nicht haben will, sondern das Begehren. Das macht die Sucht, und das ist auch nichts, was das Begehren verzehren oder vertreiben kann. Denn was vor dem Begehren jenseits der Sucht ist, das ist frei und ein Nichts, obwohl es doch ist. Wenn es aber etwas Erkennbares wäre, dann wäre es ein (greifbares) Wesen und stünde wieder in einem Wesen, das das gäbe. Weil es aber ohne Wesen ist, so ist es die Ewigkeit, und das ist gut. Denn es ist keine Qual, auch hat es keinen Wandel, sondern ist eine Ruhe und ein ewiger Frieden.

1.15. Weil aber die große Weite ohne Grund ist, darin keine Zahl noch Ende ist, und damit auch kein Anfang, so ist es gleich einem Spiegel. Es ist Alles, und doch auch wie ein Nichts. Es besieht sich selbst, und findet doch nichts, als ein „A“, das sein Auge ist. Und „AV“ ist der ewige Ursprung, so daß etwas sei, denn das ist der ewige Anfang und das ewige Ende.

1.16. Also sieht der Ungrund (der ohne Grund bzw. Ursache ist) in sich und findet sich selber. Das „A“ ist unten, und das „V“ ist oben, und das „O“ ist ein (göttliches bzw. ganzheitliches) Auge, und obwohl es doch in sich kein (greifbares) Wesen ist, so ist es doch der Ursprung des Wesens. Es gibt auch kein Unten oder Oben, nur sein Spiegel im „AV“ ist so ein Sehen. Weil aber kein Grund ist, so ist sein Spiegel ein solches „O“ Auge. Denn Gott spricht selbst in der Apokalypse: »Ich bin das A und das O, Anfang und Ende, der Erste und der Letzte. (Offb. 1.8)«

1.17. So versteht uns teuer und hoch, denn wir reden hier nicht in Natur und Form, sondern im Geist über die Natur, im Buchstabe Gottes „T“. Das „O“ ist das Auge Gottes und der Ewigkeit (sozusagen ein ewiges Bewußtsein, das sich selbst erkennt). Das macht und ist ein Spiegel, und ist ein runder Kreis gleich einer Kugel, nicht einem Ring, wie wir es aber nicht anders beschreiben können.

1.18. Also versteht hiermit die Kugel der Ewigkeit, darin der Grund von Himmel und Erde sowie der Elemente mit dem Sternenrad steht. Denn das ist eine Kugel gleich einem Auge, und ist Gottes Wunderauge, weil seit Ewigkeit alles Wesen darin gesehen worden ist, aber ohne (greifbares) Wesen, gleichwie im Spiegel oder im Auge. Denn dieses Auge ist das Auge des Ungrundes, so daß wir dazu keine Feder noch Zunge zum Beschreiben oder Aussprechen haben. Allein der Geist der Ewigkeit führt das Auge der Seele dahinein, und so sehen wir es, sonst würde es wohl stumm und von dieser Hand unbeschrieben bleiben.

1.19. Wenn nun in der Ewigkeit ein solches Auge ist, das Gott selbst ist, und so nicht „Gott“, sondern „Ewigkeit“ heißt, aber nach dem Auge „A und O“, und vor dem „A“ nichts, und im „O“ Alles, und im „A und O“ Anfang und Ende:

1.20. So ergründen wir, daß im „O“ ein Wille sei, und der Wille ist das „O“ selbst und macht das „A“ als den ewigen Anfang der Sucht, so daß sich der Abgrund besieht und so in sich selbst eine Form macht, gleich einer Kugel (sozusagen der „Raum des Bewußtseins“). Denn das Auge findet keinen Grund, es schließt sich selber wie in einen Spiegel zu einer runden Kugel, so daß es der Ewigkeit Gleichnis sei, damit es sich selbst finden kann. Denn im Abgrund ist kein Finden, denn da ist kein Ort oder Ziel, sondern nur der Ungrund. Und wenn es sich dann so im Auge selbst findet, dann findet es doch nichts als das Auge, und das ist die Kugel.

1.21. So macht nun das Auge die Kugel, und es ist die Kugel, und alles zusammen ist im Willen, sich selber zu suchen und so zu sehen, was doch die Ewigkeit sei. Das wird im Auge offenbar, denn das Auge macht einen Anfang und ein Ende, obwohl doch nichts da ist, was das gibt, sondern es gibt sich selbst, und ist von Ewigkeit in Ewigkeit, und ist die Ewigkeit selbst. Es berührt nichts, denn es ist in nichts, als in sich selbst.

1.22. Wenn denn nun ein Wille ist, der das Auge ist und das Auge hält, so ist das Halten ein Begehren, nämlich des Auges. Und so ist das Begehren in das Auge einziehend, obwohl doch nichts als das Auge ist, und so zieht sich das Begehren nur selber im Auge und schwängert das Auge mit dem Angezogenen, so daß es voll wird, und doch ist es auch nichts als eine Finsternis des freien Auges. Obwohl das Auge nicht finster wird, sondern das Begehren im Auge schwängert sich in sich selber, denn der Wille des Auges ist still, aber das Begehren des Willens macht ihn voll, und das Auge bleibt in sich frei, denn es ist seit Ewigkeit frei. Und das nennen wir in allen unseren Schriften die „ewige Freiheit“.

Die dritte Gestalt (die Regung)

1.23. So ist nun ein Begehren scharf und ziehend, und macht die dritte Gestalt, nämlich eine Regung in sich selber, und das ist der Ursprung der Essenzen, so daß im Auge und im Willen Essenzen sind. Und der Wille kann es doch auch nicht leiden, daß er gezogen wird, denn sein eigenes Recht ist das Stillsein und das Erhalten des Auges im Kreis in der Kugel. Aber er kann sich auch nicht wehren vor dem Anziehen und Anfüllen, denn er hat nichts damit er sich wehren kann, als das Begehren.

1.24. Und hier entsteht die ewige Anfeindung und der Widerwille. Der Wille will nicht finster sein, doch sein Begehren macht ihn finster. Die Regung litte er gern, denn es ist seine Offenbarung, aber das Anziehen und Verfinstern ist ihm nicht lieb. Obwohl der Wille weder gezogen noch verfinstert wird, sondern das Begehren im Willen schwängert sich.

1.25. Weil aber nun das Begehren in der Finsternis steht, so ist es eine große Angst, denn es wird erregt und gezogen und auch verfinstert, und es ängstigt sich in sich selber und begehrt nach der Freiheit, und zieht also streng nach der Freiheit und will sich in die Freiheit einziehen, aber macht sich nur strenger, rauh und hart, und gleicht einer grausamen Schärfe, die verzehrend ist, nämlich für die Finsternis. Denn es ergreift die Freiheit in sich, aber es ist so scharf, daß es in der Freiheit wie ein Blitz erscheint, der die Finsternis mit seiner Strenge verzehrt. Darum sagt auch Gott: »Ich bin ein verzehrendes Feuer. (Hebr. 12.29)«

1.26. Hier verstehe es, wie alle Materie in der Macht des rechten (wahren bzw. wirklichen) Feuers steht, und wie die Scheune einmal gefegt werden wird. Denn das ist der Ursprung des Feuers, das alle Macht hat, denn es verzehrt alles, was das Begehren gemacht hat, sei es auch Stein oder Erde. Denn es ist die Schärfe der ewigen Freiheit, und ergibt auch das Zentrum der Natur.

1.27. Damit ihr es aber noch tiefer ergründet, so wißt, daß das Feuer in sich selbst ursprünglich in drei Gestalten steht, nämlich erstens im Begehren, zweitens in der Materie des Angezogenen, als in der Finsternis, in welcher die Wesenheit vom Anziehen ist, und drittens in der Angstqual.

Die vierte Gestalt (die Angstqual)

1.28. Und das macht die vierte Gestalt selber, nämlich der Blitz, den die Freiheit verursacht, und das ist der Anzünder der Angstqual. Denn das Begehren in der Finsternis will nur die Freiheit haben. So ist die Freiheit ein Licht ohne Schein, gleicht einer hochtiefen blauen Farbe, mit grün vermengt, so daß man nicht weiß, was das für eine Farbe ist, denn es sind alle Farben darin. Und das Begehren in sich selber bricht die Farben in seiner strengen Angst und Schärfe, macht in sich den schrecklich verzehrenden Blitz und verwandelt ihn zur Angst, so daß er rot wird. So läßt sich doch auch die Freiheit im Begehren nicht binden oder fangen, sondern sie wandelt sich vom roten Blitz im Licht in einen Glanz der Majestät, und das ist in der Freiheit eine erheblich große Freude.

1.29. Denn im Licht wird das Auge offenbar, sowie die Wesenheit im Willen, darin dann erkannt wird, was Licht oder Finsternis sei. So wird auch die Ewigkeit erkannt, und so entsteht Gottes Heiligkeit im Wunder immerdar und seit Ewigkeit und hat weder Ziel noch Anfang. Denn es ist ein ewiger Anfang, in nichts anderes gefaßt als nur in die Wunder, die sein eigenes Wesen sind, darin weder Ziel noch Zahl ist. Und so wird in der stillen Ewigkeit nichts anderes erkannt als der Glanz der Majestät und der Geist, welcher im Willen geboren wird und in der Majestät das Regiment ist.

1.30. Lieber Herr und Freund, versteht den Sinn richtig! Wir meinen nicht, daß die (heilige) Geburt außerhalb von sich die Freiheit ergreife, sondern in sich selbst im Zentrum. Sie ergreift sich selbst in sich und macht die Majestät in sich selbst. Was doch keine Einsperrung ist, sondern dem gleicht, als wenn aus einem Tod oder Nichts ein Leben würde, das so in sich allein wohnt. Das heißt „ein Prinzip“, und das, darin es wohnt, heißt „Natur“, und hat sieben Geister und Gestaltungen, wie in unserem zweiten und dritten Buch („Der drei Prinzipien“ und „Vom dreifachen Leben“) zu sehen ist.

1.31. Aber das Prinzip hat nur einen Geist, und der ist das Leben des Prinzips, und hat auch nur einen Willen, und der ist die Erfüllung der Ewigkeit mit dem Glanz der Majestät.

1.32. Denn das Prinzip ist die Kraft, geboren aus dem Willen der Ewigkeit, und der Eingang oder ewige Anfang der Kraft ist das Leben und der Geist der Kraft, der die Essenzen der Gebärerin führt und den Ursprung der Majestät eröffnet. Und das ganze Auge, daß sich so im A und O zu einem Spiegel gefaßt hat, ist Alles. Es ist die Ewigkeit, und gebiert in sich im Auge die Majestät (die das Herz und die Kraft des Auges ist) und auch den Geist, der im Herzen aus der Kraft ausgeht, aus den feurigen, lichtflammenden Essenzen.

1.33. So versteht Ihr die heilige Dreizahl in einem Wesen, so daß der Vater die Ewigkeit ohne Grund ist, wo Nichts ist und doch Alles ist, und im Auge seines Glanzes sieht er sich, daß er Alles ist, und in der Kraft der Majestät fühlt er sich, schmeckt sich und riecht sich, daß er gut ist, das heißt, daß er Gott ist, obwohl im Zentrum das „T“ als die Schwere entsteht. Und im Geist ist die Regung in der Kraft und die Vervielfältigung ohne Grund und Zahl, darin eine ewige unergründliche Vielfalt entsteht, aber alles in der Kraft. Denn was keinen Grund hat, das hat auch keine Zahl, und da ist kein Aufhalten, Fassen oder Einsperren. Und was nur in sich ist, das ist außerhalb von sich nicht erkenntlich, aber nach dem Geist wohl fühlend. So treibt das Innere aus sich heraus und offenbart sich in Formen, sonst würde Gott nicht erkannt.

1.34. So ist Gott zusammen (bzw. ganzheitlich) ein Geist und steht seit Ewigkeit in drei Anfängen und Enden, aber nur in sich selbst, denn ihm ist keine Stätte erfunden, und er hat auch nichts in sich, das ihm gleicht. Es ist auch nichts da, das etwas Weiteres suchen und offenbaren könnte, als sein Geist, der sich seit Ewigkeit in Ewigkeit immer selbst offenbart. Er ist ein ewiger Sucher und Finder, nämlich sich selber in großen Wundern, und was er findet, das findet er in der großen Kraft. Er ist das Eröffnen der Kraft, ihm ist nichts gleich, und ihn findet nichts, als nur das, was sich in ihm aneignet. Das geht in ihn ein, was sich selber verleugnet, das es sei. So ist der Geist Gottes darin Alles, denn es ist ein Wille im ewigen Nichts, und ist doch in Allem als der Geist Gottes selbst.

1.35. Und das ist, mein lieber Herr, das höchste Mysterium (das ganzheitliche Geheimnis). Und darum, wenn Ihr dies finden wollt, dann sucht es nicht in mir, sondern in Euch selbst, aber nicht in eurem Verstand, denn der muß wie tot sein, und Euer begehrender Wille muß in Gott sein. Dann ist in Euch immer noch Wollen und Tun, doch der Geist Gottes führt Euren Willen in sich, und so könnt Ihr dann wohl sehen, was Gott ist und wessen Geistes Kind diese Hand ist und aus welchem Geist sie schreibt.

1.36. Und ich ermahne Euch brüderlich, daß ihr es nicht so schwerfällig sucht. Ihr werdet es so mit Forschen nicht ergründen, wiewohl Ihr von Gott erkannt und geliebt seid, und darum sei Euch dieses auch zu einer Richtschnur gegeben. Ich habe zwar keine Gewalt außerhalb von mir, Euch etwas zu geben. Allein folgt meinem Rat, und geht aus Eurem schwerfälligen Suchen im Verstand heraus und in den Willen Gottes hinein, in Gottes Geist, und werft den äußerlichen Verstand weg, dann ist Euer Wille Gottes Wille, und Gottes Geist wird Euch in Euch suchen.

1.37. Und wenn er Euren Willen in sich findet, dann offenbart er sich in Eurem Willen als in seinem Eigentum. Denn wenn Ihr den freigebt, dann ist er sein. Denn er ist Alles, und wohin er geht, dahin fahrt Ihr, denn Ihr habt göttliche Macht. Alles was Ihr dann erforscht, darin ist er, und so ist ihm nichts verborgen. Und so seht Ihr in seinem Licht und seid sein.

1.38. Laßt Euch von keiner Angst erschrecken, es gibt nichts, was er wegnehmen könne, als Eure Imagination (der Illusion). Die laßt nicht im Willen, dann werdet Ihr Gottes Wunder in seinem Geist wirken, und mich als einen Bruder in ihm erkennen. Ansonsten werde ich Euch wohl stumm bleiben. Das sage ich Euch wohlmeinend.

1.39. Und wenn wir dann so von der Ewigkeit schreiben, um Euch schließlich in Eurem Willen von der Seele zu erfüllen, welches hiermit unser Vorhaben in Gottes Geist und Willen ist, dann wollen wir Euch zuerst den Grund der Seele aufzeigen, und damit den Ursprung, und Euch die Augen wohl öffnen, damit Ihr Euer schwerfälliges Suchen loswerdet. Denn Ihr habt dieses bis in euer Alter getrieben, und wie ich verstehe, das tiefe Mysterium im Geist nicht gefunden.

1.40. Weil es aber Gottes Wille ist, daß Ihr es wissen und erkennen sollt, und Euch auch ein solcher Lohn für Eure Arbeit gegeben werde, dann seht zu, daß Ihr es recht annehmt, und danach auch die Perlen nicht vor die Säue werft, die es nicht wert sind und auch in Ewigkeit nicht wert werden. Denn was Euch hierin offenbart wird, das gehört Gottes Kindern. Darum seid treu und handelt damit nach dem Geist, nicht nach dem Verstand. Denn es ist so subtil, daß es das Irdische nicht leidet, das in Geiz, Stolz oder Eigenruhm geboren ist. Wiewohl Ihr keiner von ihnen seid. Nur seht zu, in wen Ihr das Öl gießt, denn manchem ist es ein Gift. Laßt sie selber suchen, wie Ihr es getan habt. Aber den Kindern gebt ihr Brot, damit sie essen und unseren Vater im Himmel preisen, und dazu wird es Euch auch gegeben.

Die fünfte Gestalt des Feuers im ewigen Willen

1.41. Wie wir Euch nun einen Eingang und Spiegel des ewigen Ursprungs eröffnet haben, woraus das ewige Feuer entsteht und was es sei, so ist es auch Not, Euch ferner die höchste Tiefe zu zeigen, was die ewige Natur in ihrer Fortpflanzung sei. Darin man dann zwei Reiche versteht, nämlich ein gutes und fröhliches, und auch ein böses und grimmiges, ewig neidiges und trauriges, welche die Philosophen von der Welt her behandeln und immer gesucht haben, aber die Zeit zum Finden war noch nicht geboren gewesen. Aber nun ist sie da, so daß das Verborgene gefunden wird, nicht allein von mir, sondern von vielen, die da treu sein und sich in Gott demütigen werden, um in seinem Geist und Willen zu suchen. Denn es wird allein in Gottes Auge gefunden, sonst nirgends. Darum lasse sich keiner in anderweitiges Suchen ein, oder er findet den Teufel.

1.42. Wie nun also die Ewigkeit ist, die doch Nichts ist, aber darin Licht und Finsternis erscheinen, sowie Leben und der Geist, welcher Alles ist, so ist in beiden eine Sucht als ein Begehren, um sich selbst immer zu finden, wo doch nichts ist, was da finden könnte, als der Geist selbst.

1.43. Wenn er dann nichts hat, das er finde, aber das Begehren gleichwohl ewig vor sich geht, dann wird das Begehren eine Bildung des suchenden Willens, ein Gleichnis nach Gottes Auge, und ist wie ein Spiegel des ewigen Auges, das so „Gott“ genannt wird.

1.44. So geschieht das nun auf zwei Wegen, einerseits nach dem Licht, und anderseits nach der Finsternis. Denn die Sucht ist in beiden, und es gibt auch kein Voneinander-Weichen. So ist das Licht im Inneren, und die Finsternis im Äußeren, obwohl doch das Allerinnerste auch das Äußerste ist, aber das Licht ist das Mittel (und Mittlere). Denn es ist in nichts, und darum kann es nicht das Allerinnerste sein, denn es hat keine Stätte oder Ziel. Es ist sein eigenes Finden, das die Finsternis nicht findet, sondern der Wille in der Finsternis, der das Licht begehrt, der geht aus der Finsternis aus und steht ewig im Licht.

1.45. So stellt sich nun das Begehren des Lichtes ein Modell Seinesgleichen vor, darin die Ewigkeit offenbar steht, nämlich all dasjenige, welches der Geist in der ewigen Kraft Gottes seit Ewigkeit und in Ewigkeit in sich findet.

1.46. Dieses Modell ist nicht Gott, sondern die Ewigkeit selbst, denn es beginnt im Geist und ist des Geistes Wunder, die er seit Ewigkeit sucht und findet. Und das steht in Gottes Auge als eine Bildung, und darin sind alle Wunder des Ungrundes der Ewigkeit und werden im Licht der Majestät als ein Wunder in vielen unendlichen Wundern gesehen.

1.47. Und das ist ein Bild Gottes, eine Jungfrau voller Reinheit und Zucht, und keine Gebärerin, denn allein der Heilige Geist eröffnet die Wunder in der Kraft.

1.48. Aber diese Jungfrau ist Gottes Gleichnis und seine Weisheit, darin sich der Geist erblickt und immer und in Ewigkeit seine Wunder eröffnet. Und je mehr eröffnet wird, desto mehr ist darin. Denn sie ist ohne Grund und Zahl, und dazu unermeßlich, wie das Auge Gottes selbst. Es ist ihr nichts gleich, und es kann auch nichts Gleiches gefunden werden, denn sie ist das ewige Gleichnis der Gottheit, und der Geist Gottes ist darin ihr Wesen. Sie ist wie ein Kreis und Modell, welche uns unser Gemüt eröffnet, damit wir sie selbst und in ihr Gott schauen. Denn unser Wille ist in sie geworfen, und so steht sie in unserem Willen. Darum reden wir von Gott und sehen ihn in ihr wie in unserem Eigentum nach der Verborgenheit der Menschheit, welches Sehen hochteuer ist.

1.49. So wollen wir auch bezüglich der Finsternis reden, denn sie ist in sich eine Einsperrung, obwohl doch nichts ist, das sie einsperrt, sondern sie sperrt sich selber ein und gebiert sich selber, und ist selber ihr Feind, denn sie macht sich ihre Qual ohne Grund und Zahl, und hat keinen anderen Geber der dies gibt, als die eigene Gestalt der Finsternis. Das kommt vom ersten Begehren, weil das Begehren in sich zieht und sich schwängert, so daß es ein stachliger, bitterer, herber, harter, kalter und grimmiger Feuergeist wird. Denn das Begehren macht herb vom Anziehen im Willen, und so wird das Ziehen stachlig und das Leiden bitter, welches der Wille nicht will, und deswegen in sich aus dem Stachel ausgeht und ein eigenes Prinzip macht, in dem die Majestät erscheine.

1.50. So entsteht im bitteren Leiden die große Angst, obwohl doch auch nichts ist, das da leidet, sondern es ist in sich selbst so, und ist sein eigenes Leben. Wäre dies nicht, dann wäre auch der Glanz der Majestät nicht. Eines ist des anderen Ursache, denn in der Finsternis ist der Blitz, und in der Freiheit das Licht mit der Majestät. Und der Unterschied liegt nur darin, daß die Freiheit ein stilles Nichts ist, welche das Licht annimmt, und die Finsternis materialistisch macht, obwohl da auch kein Wesen einer Begreiflichkeit ist, sondern finsterer Geist und entsprechende Kraft, eine Anfüllung der Freiheit in sich selber, das heißt, im Begehren, und nicht ohne, denn ohne ist die Freiheit.

1.51. Darum ist Gott das Heimlichste und auch das Offensichtlichste, und das ist das große ganzheitliche Geheimnis (das Mysterium Magnum). So ist auch der Abgrund heimlich und trotzdem offenbar, wie die Finsternis vor Augen steht, aber die Qual unerforschlich ist, bis sich der Wille dahinein vertieft. Dann wird sie gefühlt und empfunden, wenn der Wille das Licht verliert. Und darin steckt der Grund des rechten Glaubens. Das laßt euch sagen, ihr Lehrer zu Babel!

1.52. Wie nun ein Abgrund ist, der wegen der Fassung der Finsternis „Grund“ heißt, in der die Qual als eine Ursache des Lebens besteht (denn der grimmige Blitz ist des Lebens Aufwachen, obwohl da nichts ist als nur in sich selber), so ist das auch ein Begehren, und das Begehren ist ein Suchen, doch kann nichts finden als einen Spiegel und ein Gleichnis der finsteren grimmigen Qual, darin nichts ist. Denn es ist eine Bildung des ernsten grimmigen Blitzes und der Schärfe und strengen Macht, welche Gottes ist, und danach er sich „ein verzehrendes Feuer und einen zornigen und eifrigen Gott“ nennt.

1.53. Auch dieser Spiegel ist ohne Grund, ohne Anfang und Ende, und hat doch einen ewigen Anfang und Ende, und ist die einige Ursache, daß der Abgrund blau, dunkel und feurig ist. Er ist die Ursache der Sterne und Elemente, denn das Firmament ist der andere Spiegel, der aus diesem geboren wird. Wie dann in allen Dingen eine dreifache Qualität ist, weil je eines des anderen Spiegel, Gebären und Ursache ist. Und davon ist nichts ausgenommen, denn alles besteht nach dem Wesen der Dreizahl.

1.54. Wenn nun ein Spiegel im Abgrund ist, in dem sich die Qual selber beschaut, dann ist das auch eine Bildung der Qual, die vor der Qual steht und nichts tut oder gebiert, sondern ist eine Jungfrau der Qual, darin sich der Grimm des Blitzes unendlich ohne Zahl erblickt und immer seine Wunder darin eröffnet, nämlich mit dem bitteren Geist der regenden Essenzen. Dieser hat im Blitz sein Leben, so daß er schneller als ein Gedanke geht, obwohl die Gedanken der Kreaturen hierin stehen und gehen. Und darin stehen auch die Geister aller lebendigen Kreaturen mit ihrer Wurzel, ein jedes Leben nach seinem Prinzip.

1.55. Und so steht in diesem Geist des Feuerblitzes das große allmächtige Leben, denn es ist verzehrend, wie der Blitz die Finsternis verzehrt, und ist das entsprechende Feuer aller Dinge, und bleibt doch ein Leben in sich selber. Aber es ist ein Hunger und Durst und muß Wesenheit haben, sonst bleibt es ein finsteres Hungerfeuer, ein Wille zum Essen und nichts bekommen, ein Wille zum Wüten und Stechen und nichts finden, als sich selber. Aus diesem Grund wurde die (greifbare) Wesenheit als Wasser und Sulphur (Körperseele) geboren, und gebiert sich von Ewigkeit zu Ewigkeit.

1.56. Und hier, mein lieber Herr, sucht die erste Wurzel der Seele im Feuerleben, und die zweite im Lichtleben in der Majestät, dann werdet Ihr Gottes Bild und Gleichnis finden, und darin die größten Geheimnisse der Gottheit liegend.

1.57. Wenn nun so ein Auge des Grimms ist, darin das ernste strenge Feuerleben entsteht, so ist es mitnichten vom Lichtleben abgetrennt, sondern es ist ein Leben, aber hat zwei Prinzipien. Denn es brennt in zweierlei Qualität ineinander, aber ist ein Geist in zwei Unterschieden mit zwei Willen, weil einer im Feuer wohnt und der andere im Licht.

1.58. Und so wißt gewiß und wahrhaftig, daß das finstere Feuerleben der Abgrund der Hölle ist, denn es ist der strenge Zorn Gottes. Deshalb sucht es nicht so, wie es Babel, die große Stadt der (gedanklichen) Verwirrung auf Erden gesucht hat, die wir doch nicht anders beschuldigen wollen, als wegen ihrer Nachlässigkeit, Unachtsamkeit, Eigenehre und Machtsucht. So haben sie sich selber im grimmigen Zorn Gottes gefangen, der sie eine lange Zeit unter seinen Wundern gehabt und viele Seelen in seine Qual gezogen hat. Dem denkt nach!

1.59. Im dritten Buch („Vom dreifachen Leben“) unserer Schriften ist es ausführlicher beschrieben und auch etwas leichter zu gründen als dieses hier. Aber dieses ist der tiefste Grund der Ewigkeit, soviel einem Geist tragbar sein kann. Denn mehr kann er nicht ertragen, wohl weitläufiger, aber nicht tiefer. Denn es wird im Abgrund in beiden Prinzipien erfaßt, wie eine Seele im Abgrund in beiden Prinzipien und im geistigen Willen in der Ewigkeit entsteht.

1.60. Und wenn sie nicht vorsichtig ist, kann wohl der Teufel auf ihrem Wagen fahren, nämlich auf ihrem Willen. Wenn sie aber vorsichtig ist und sich in den Willen der Majestät Gottes hineinwirft, dann fährt der Heilige Geist Gottes auf dem Willen und ist sein Wagen. Hierin kann man Himmel und Hölle, Engel und Teufel, Böses und Gutes, sowie Leben und Tod gut ergründen, wenn Ihr entsprechend nachforscht, wie wir Euch im Weiteren erklären wollen.

Die sechste Gestalt des Feuers

1.61. Wenn nun zwei Prinzipien so in einem Wesen stehen, wie dem wohl niemand mit etwas Vernunft widersprechen kann, - denn alles Leben steht im Gift und im Licht, ein jedes in seinem Prinzip, und je nachdem es die Qualität hat, so hat es auch sein Licht - so läßt sich auch die Erhaltung des Lebens erforschen, was das sei, das das Leben erhält, so daß es nicht verhungert, und was seine Qualität dahintreibt, so daß es ewig besteht.

1.62. Dies besteht nun auch in zwei Unterschieden, denn das Lichtleben hat seine Qualität und Treibung, und das Feuerleben hat auch seine Qualität und Treibung, jedes in sich selber. Aber das Feuerleben ist eine Ursache des Lichtlebens, und das Lichtleben ist ein Herr des Feuerlebens, und hierin liegt das große ganzheitliche Geheimnis (Mysterium Magnum). Denn wenn kein Feuer wäre, dann wäre kein Licht und auch kein Geist, und wenn kein Geist wäre, der das Feuer aufbliese, dann erstickte das Feuer und wäre eine Finsternis, und so wäre eines ohne das andere nicht. Also gehört beides zusammen, aber teilt sich doch selber voneinander, aber ohne Fliehen, und ist doch ein Fliehen des Geistes.

1.63. Dieses gebe ich Euch so zu verstehen: Seht ein Glutfeuer an. Zuerst ist die Materie, daraus es brennt, und das ist das herbe, angezogene und bittere Wesen, welches in einer Angstqual steht, sei es Holz oder was auch immer, das ein finsterer Körper ist. Wenn nun dasselbe entzündet wird, dann sieht man drei Prinzipien: Zuerst das Holz in der Finsternis mit der äußeren Qualität dieser Welt, welches auch sein Leben hat, sonst nähme es das Feuer nicht an.

1.64. Dann hat (Zweitens) das Feuer eine grimmige, herbe, strenge, bittere, durstige und begehrende Qualität, eine fressende und verzehrende, und die große Bitterkeit ist (Drittens) sein wirklicher Geist, ein Wütender und Aufweckender, der alle Essenzen des Lebens in sich hat, und er ist auch die Kraft des Lebens und des Treibens, sonst wäre kein Brennen. Das macht die große Angstsucht nach der Freiheit, und im Feuer erlangt sie die Freiheit, denn sie verzehrt im Grimm die Finsternis und auch die Materie des Feuers, davon das Feuer brennt.

1.65. Hier erkennen wir nun den Einigen Geist, der sich in zwei Prinzipien scheidet, wie in zwei Geister, aber nicht abgetrennt, und doch voreinander fliehend, aber einer ergreift den anderen nicht, denn einer ist des anderen Leben und Ursache. Darum sind es zwei Prinzipien, weil es zweierlei Qualitäten und Leben gibt, und doch ist nur Eine Wurzel die das hervorbringt. Ein Prinzip gibt das Leben, das andere gibt dem Leben Speise, und das ist Wunder und doch auch nicht Wunder, denn da ist nichts (äußerliches), was sich darüber verwundern kann, weil es selber alle Dinge in Einem Wesen ist.

1.66. Nun seht: das Feuer ist erstlich die Sucht, in sich zu ziehen, und das ist die (körperliche) Wesenheit, das „Phur“ (vom „Sulphur“, der Körperseele), denn das macht die Sucht im Begehren wegen seines Ziehens, sonst wäre nichts, und das Ziehen ist der bittere Stachel, ein Brecher, welches die Wesenheit nicht ertragen kann und nicht leiden will, und das Nicht-leiden-wollen ist eine Angst im Willen, um die Wesenheit mit dem bitteren Stachel zu überwältigen, und die Angst dringt in sich ein und greift nach der Freiheit, und die Freiheit ist ein Licht gegenüber der Finsternis betrachtet.

1.67. Nun ist die Angst eine grausame Schärfe, und so wird die Freiheit empfangen und geschärft, so daß sie ein Feuerblitz wird und der Angstwille in der Schärfe des bitteren Blitzes die Wesenheit verzehrt, wie Holz oder ähnliches. Und wenn es dann verzehrt wurde, dann ist die Angst wieder eine Finsternis, und der Blitz bleibt wieder in sich verborgen, und ist ein Erlöschen, und die Angst ist wieder in der Finsternis wie zuvor, nämlich vor dem Blitz des Feuers, und steht nur in schrecklicher Qual, weil die Bitterkeit wegen des rauhen Anziehens immer schrecklicher geboren wird.

1.68. Nun seht, dies ist so nach dem äußeren Prinzip dieser Welt, wie unleugbar vor Augen steht. Und wie es in der Ewigkeit ein immer beständiges Wesen ist, so zeigen wir Euch dieses entsprechend.

1.69. Seht und erkennt tief, hier lest fleißig! Das Versinken der Angst in der ewigen Finsternis ist ein ewiger Hunger, ein ewiger Durst und ein ewiges Begehren, und die Finsternis in sich selber erreicht in der Ewigkeit nichts, was es aus der Ewigkeit zu einer Erfüllung hätte, und darum ist es wohl recht der Hunger und Durst des Abgrundes der Hölle und des Zorns Gottes.

1.70. Aber weil der Wille in der Angst nichts erreichen oder finden kann, macht er sich selber eine Bildung und ein Gleichnis im Begehren mit dem strengen Anziehen. Und das strenge, herbe, bittere und finstere Wesen ist das materialistische Gleichnis selber. Es frißt sich selber, und ist selber die Materie des Feuers, so daß der ewige Blitz immer währt. So ist der Grimm immer und ewig brennend, und brennt ewig aus der Finsternis, und hat sein eigenes Leben in sich, nämlich den bitteren Stachel der Angst, der wütet und tobt, und das ist die Regung und der Ursprung des Lebens, und das ist ein Prinzip.

1.71. Und darin versteht das ewige begehrende Suchen, einen ewigen Geiz, der doch nichts haben kann als sich selber, eine ewige neidige Anfeindung, ein Suchen der Essenzen, darin dann die unzählbare und unergründliche Vielfalt im Willen immer geboren wird, und eine ewige Listigkeit, ein Immer-Aufsteigen im Hunger, und ein ewiges Finden im Willen, nämlich das Gleichnis seines Begehrens, das Gleichnis der Essenzen. Und im Blitz ist das offenbar, denn der Blitz erhebt sich ewig über die Finsternis, und im Blitz sind die Essenzen, und werden immer im Willen geführt.

1.72. So ist der Feuerwille eine Sucht des aufsteigenden Stolzes und eine Verachtung der Finsternis. Denn er verachtet seine eigene Wurzel, ist ein Geiziger und will immer mehr fressen als er hat oder sein Recht ist. Er hat alle List (bzw. Illusion), denn die begehrenden Essenzen werden im Feuer offenbar, und daher kommt es, daß in jedem Willen jeder Essenz wieder ein Zentrum eines ganzen Wesens ist.

1.73. Und das ist die Ursache der Schöpfung dieser Welt, weil das Modell so in einem Spiegel in der Ewigkeit erschienen ist, was in den ewigen Essenzen in der Bildung wie in einer Jungfrau ohne Gebären stand und im Licht Gottes gesehen wurde. Und daraus entsteht die Materie der Erde, der Sterne und Elemente, wie auch alle Kunst, Wissen, List, Betrug, Falschheit, Geiz und Hochmut in den Kreaturen dieser Welt.

1.74. Denn diese Welt ist eine materialistische Sucht aus der ewigen Sucht, und ist in der Schöpfung durch das Schöpfungswort mit dem Wasserhimmel materiell und greifbar geworden, wie an Erde und Steinen zu sehen ist. Und das Firmament mit den Elementen ist immer noch die Sucht, und sucht das Irdische, denn es kann nicht zurück in das Ewige greifen. Denn alle Wesen gehen für sich voran, und zwar so lange, bis das Ende den Anfang findet. Dann verschlingt der Anfang das Ende wieder, und es ist, wie es ewig war. Außer daß das Modell bleibt, denn das Modell ist aus dem Ewigen, daraus die Schöpfung in ein Wesen ausging, gleich dem Wunderauge Gottes.

1.75. Auch wird Euch gesagt, daß der Luft-Geist so aus dem bitteren ewigen Feuergeist entsteht, der im Willen der Sucht der Essenzen auch nach den Wundern in Form der Sterne für sich vorangeht, und darum macht er Verwirrung und kommt von vielen Orten, nämlich von oben herunter oder hinauf, auch quer und oft wie ein Rad, alles je nachdem, wie die Feuersucht mit den Essenzen der Sterne entzündet wird.

1.76. Das ist alles zusammen wie ein Rad des Gemüts und hat seinen eigenen Willen-Geist und ein eigenes Leben und einen eigenen Willen, und darum ist es ein Prinzip und besteht so lange, bis das Ende den Anfang findet. Dann nimmt der Anfang das Ende in sich und macht das Mittel (bzw. das Innere), was indes darin geschehen ist, offenbar. Wie Ihr dann diesem nachsinnen könnt, wenn Ihr keine närrische Jungfrau seid.

1.77. So besteht dieses Regiment auch nicht länger als es in der Zahl der Schöpfung (Zeit) hat, denn jeder Tag der Schöpfung ist ein Kreis eines Umgangs im Auge und hat seine Zahl. Von ihnen ist die Zehn (das Kreuz) die höchste Zahl, aber der Mensch hat zehnmal zehn Zahlen, also hundert, und in der Krone des Paradieses die Tausend-Zahl, und in der ewigen Wesenheit im göttlichen Zentrum der Majestät hat er keine Zahl (und Zeit).

1.78. Nun seht recht mit guten frischen Augen! Gott schuf in sechs Tagen diese Welt mit allen Wesen, und das wurde bis zur Mitte des sechsten Tages vollendet. Und nach dem Mittag gegen Abend begann die Ruhe am sechsten Tag, und das wurde der Sabbat des siebenten Tages. So fand die ewige Ruhe den Anfang der Schöpfung am sechsten Tag nach dem Mittag, und das war das Ende, darin Anfang und Ende wieder in eins kamen, und so war offenbar, was Gott in den Tagen gemacht hatte.

1.79. Doch weil dann der Mensch den himmlischen englischen Leib durch seine Imagination verwüstet und in eine zerbrechliche Zahl hineingeführt hat, nämlich in das äußere Prinzip, so ist er auch darin, denn er hat die paradiesische Zahl verloren und ist in die Hundert gesetzt worden, weil er doch auch im äußeren Leben seinem Führer gegeben worden ist, das heißt, er hat sich ihm selber gegeben. So ist uns seine Zahl der Vollendung im Kreis des äußeren Prinzips klar erkenntlich.

1.80. Wenn wir die Stunde des sechsten Tages gründlich wüßten, in der die Schöpfung vollendet worden ist, dann könnten wir Euch Jahr und Tag des Jüngsten Tages darstellen, denn es schreitet keine Minute darüber. Alles hat sein Ziel, und das steht im inneren Kreis verborgen.

1.81. Darum wißt gewiß, daß die Zeit nahe ist, denn am sechsten Tage nach dem Mittag begann die Feier des ewigen Tages, und darum hat Gott den Sabbat des siebenten Tages zu einer Ruhe und immerwährendem Gedächtnis gestiftet.

1.82. Und wie am sechsten Tag gegen Abend die Ruhe und der Eingang der Offenbarung des Werkes der Schöpfung begann, weil das Ende wieder den Anfang eingenommen hatte, und so die sechs Tage im Kreis als ein Wunder standen, so wißt auch dies: Ihr wurdet im Paradies geschaffen, aber seid daraus in den Geist der Grimmigkeit und in den Tod eingegangen, der seine Wunder nun über fünfeinhalb tausend Jahre in Euch gewirkt hat. (Nach den Angaben in „Die drei Prinzipien“ unter §18.35 rechnete man 3970 Jahre vor Christi Geburt, plus 1620 Jahre nach Christi wären dann insgesamt 5590 Jahre, als dieser Text geschrieben wurde. Entsprechend würden im Jahr 2030 die 6000 Jahre der sechs Schöpfungstage vollendet werden.)

1.83. Doch nun hat das Ende den Anfang wiedergefunden, und Ihr sollt sehen, auch fühlen und finden, was das Paradies gewesen sei, zumindest alle diejenigen, die in Gott geboren werden. Denn das Paradies ist wiedergeboren worden, nach Art des Verstandes gesprochen und nicht in Gott. Aber der Sterblichkeit entrinnt Ihr nicht, auch nicht dem Grimm im Fleisch, aber im Gemüt und in der Seele steht das Paradies nunmehr den Kindern Gottes offenbar, und diese haben den rechten Geschmack der Kraft. Und das kann keine List noch Macht aufhalten. Keine List kann das dämpfen, und kein Teufel zerbrechen, denn das Ende hat den Anfang gefunden, und da ist kein Aufhalten. Die Macht der Falschheit zerbricht, und so ist nunmehr nur ein Erwarten des Bräutigams, denn die Kinder Gottes sollen im Paradies gefunden werden, wenn die Verwirrung im Grimm verschlungen wird. So reden wir teuer, was wir erkennen und im Wunder gewiß wissen.

1.84. So wurde, wie oben erklärt, durch den Grimm des Zorns aus dem ewigen Zentrum, aus dem diese Welt in diesem Prinzip geboren und erschaffen wurde, als eine Sucht des Ewigen im Geist dieser Welt, darin wir jetzt leben, die Falschheit geboren und wird auch zukünftig immer geboren, und zwar mit Geiz, List, Betrug, Feindschaft im Willen, Lügen, Morden, Hochmut, Begehren der Ehre, eigener Macht, Kunst, Klugheit und Verstandesweisheit dieser Welt. Das alles kommt aus dieser Wurzel und steht in Gottes Zornwundern. Und wie schön auch der Verstand der eigenen Klugheit ist, so steht er doch im Zorn Gottes und quillt aus dem Abgrund.

1.85. Hierin besiehe dich, du schöne Welt, es ist kein Unsinn, wie du vielleicht denkst, denn es wurde in der Heiligen Dreifaltigkeit (Ternarius Sanctus) erkannt. Und wer dieses Ziel nicht erreicht, der wird vom Antichristen gefangen und gehört schließlich in den Pfuhl, daraus er gewachsen ist. Es ist keine Zeit mehr zum Verharren, denn beide Türen stehen offen, und die Verwirrung wird mit sich verschlingen, was in ihr gewachsen ist.

1.86. So hört uns nun weiter vom ewigen Feuer, und nehmt Euch ein Gleichnis an allen Feuern in dieser Welt, denn was in der Ewigkeit ein Geist ist, das ist in dieser Welt ein Wesen. Entsprechend seht Ihr, daß ein Feuer in sich selber ein ängstliches, grimmig aufsteigendes bitteres Wesen mit entsprechender Qual ist, und seht doch in der eigenen Gestalt des Feuers nicht mehr als den Blitz des Scheins, aber die Qual seht Ihr nicht, denn die könnt Ihr nur fühlen.

1.87. Dann seht Ihr auch, wie das brennende Feuer einen Rauch über sich gibt, und im Rauch ist ein Wasser, davon ein Ruß wird, der sich anlegt, besonders, wenn das Feuer gefaßt wird, so daß es nicht frei ist. So ist der Ruß offenbar wie im Ofen, und so sind Ruß und Wasser eines durch das andere. Darin versteht die materielle Erde aus dem ewigen Feuer, das Luzifer anzündete, so daß dann im Grimm eine Zeit begann und die Schöpfung erging, wie im dritten Buch („Vom Dreifachen Leben“) beschrieben wurde.

1.88. Nun versteht weiter das ganzheitliche Geheimnis (Mysterium Magnum)! Ihr seht, daß ein jedes Feuer leuchtet, und dann seht Ihr, daß eine Luft aus dem Feuerquell ausgeht. Und so versteht Ihr ja wohl, daß das Feuer ersticken würde, wenn es nicht wieder Luft bekäme, wie denn alle Feuer ersticken, die keine Luft mehr haben, aber auch die Luft gebären. Denn die Luft ist das Leben des Feuers und entsteht aus der ängstlichen bitteren und regenden Qual der Essenzen aus dem Willen.

1.89. So seht Ihr auch wohl, daß ein Feuer etwas zu verzehren haben muß, sonst wäre es eine Finsternis. Und wenn es sich nur selber frißt, als sein strenges Anziehen, dann ist doch dieses Feuer nur eine Qual in der Finsternis, mit der wir den Abgrund des Zorns verstehen, der in Gott nicht offenbar ist, sondern nur als eine Ursache des Lebens im Reich Gottes.

1.90. Ihr seht, daß ein jedes Feuer Wesen haben muß, wenn es brennen soll. Versteht dies aber so: Das Feuer gibt die Luft, und die Luft das Wasser, und es zieht die Luft mit dem Wasser wieder mächtig in sich, davon des Feuers Qual besänftigt wird, so daß es scheint. Denn ohne Wasser scheint kein Feuer. Wo in einem Ding das Wasser nicht zu erreichen ist, da ist kein Schein (einer Flamme) des Feuers, sondern nur ein Glanz, wie Ihr dessen ein Beispiel an einem glühenden Stein habt, der zwar die Qualität des Feuers hat, aber vom Schein (der Flamme) hat er nichts als nur einen Glanz, und das nicht lange. Nur im Eisen seht Ihr einen Glanz (mit kleinen Flämmchen), indem das Feuer das Wasser erreicht. Darum wird ein Eisen schließlich auch verzehrt und bekommt Rost, ein Stein aber nicht. Das ist so nach dem äußeren Prinzip dieser Welt zu verstehen, aber nach dem inneren, als nach dem Reich Gottes, erkennt folgenden Verstand:

1.91. Das ewige Feuer brennt ewig, aber es ist ein Geist, der im (ganzheitlichen) Reich Gottes nicht auf grimmige Art offenbar ist. Dies erkennt so: Der Blitz macht einen Schein, der vom Feuer entsteht und nicht im Grimm des Feuers wohnt, sondern er erfüllt das Feuer gänzlich und leuchtet auch außerhalb des Feuers, und wird vom Feuer nicht ergriffen noch gehalten, und führt auch eine besondere Qualität, nämlich das Sanfte, und hat doch des Feuers Kraft, Wissen und Kunst. Denn erst im Licht wird des Feuers Qual-Qualität in seinen Essenzen offenbar.

1.92. Nun macht aber das Licht keine Qual, sondern geht in sich selber in eine Sanftmut ein, aber ist auch begehrend, von des Feuers Qual-Qualität herrührend. Und sein Begehren ist auch ein Anziehen, nämlich die Sanftmut und Kraft in sich selber, und schwängert sich mit Sanftmut. Denn das Licht ist auch ein Feuer, ein gar sehnliches Feuer, ein begehrendes Feuer und ein immer findendes Feuer, welches immer findet, was im Ursprung geboren wird. Denn alle Kraft, die im grimmigen Feuer entspringt, wird im Licht offenbar, und das Licht begehrt sie in der Sanftmut. Denn die Grimmigkeit des Feuers und der Schein des Lichtes sind zwei Prinzipien, zweierlei Qualitäten, und eine jede wohnt in sich selber, und so begreift in Ewigkeit eines das andere nicht, und doch ist eines des anderen Leben und Ursache. Verstehe es so:

1.93. Wie wir erdenken, daß eine grausame ängstliche Qual ein Versinken in sich selber macht, gleich einem Tod, darin das Scheideziel liegt, und doch die Angst in sich selber ihre Qual behält, aber das Sinken in sich wie ein Tod in seinen Äther eingeht, wo dann das Angstleben nicht mehr erkannt wird. Denn das Sinken bricht sich aus der Angstqual gleich einem Sterben, und ist auch ein Sterben, obwohl doch in der Ewigkeit kein Sterben ist, sondern nur ein solcher Eingang in eine andere Welt eines anderen Prinzips mit anderer Qualität.

1.94. Denn das Sinken geht in die stille Ewigkeit, als in die Freiheit ein, und weil die grimmige Feuerqual in sich in ihrem Leben geblieben ist, so ist das Sinken ein Ausgehen aus dem Feuerleben, und besteht doch aus dem Feuerleben, aber seine Qual-Qualität hat es nicht mehr. Denn sie ist im Tod abgebrochen, und das ist das Scheideziel im Tod, daß also das sinkende Leben durch den Tod dringt und in einer anderen Welt durch den Tod wieder ausgrünt und eine andere Wesenheit hat, wie ein anderes Wasser, darin das Licht scheint und darin keine Grimmigkeit mehr ist. Denn in der Ewigkeit ist kein Tod, der da hält, sondern ein solches Eingehen. Denn was keinen Anfang hat, das hat auch kein Ende und keinen Grund.

1.95. Und so entsteht das Licht aus der Qual-Qualität des Feuers. Denn das Licht (des reinen Bewußtseins) wohnt im Feuer und auch nicht im Feuer, denn es ist in einer anderen Welt, und ist ein anderes Feuer, das „Liebe, Kraft, Wunder, Süße, Milde und Rein“ heißt und kein Wesen ist, und auch keine Natur, sondern jenseits der Natur in einem anderen Prinzip.

1.96. Es ist nichts als eine lichtflammende kräftige Majestät, und hat seinen eigenen Geist, der das Sinken durch den Tod führt, der das Sinken aus der Angst durch den Tod ist und das Grünen durch den Tod bewirkt. Dieser Geist ist in sich frei, sowohl vom Feuer als auch vom Licht, und wird von keinem gehalten noch ergriffen (so wenig das Feuer die Luft hält), und geht aus dem Licht aus, aus der Kraft des Lichtes, und eröffnet alles, was in der Qualität des Feuers und auch im Licht ist. Aber er hat in sich keine Empfindung vom Feuer, sondern er ist ein Aufblaser des Lichtfeuers, ein Führer der Liebe-Essenzen in der begehrenden Kraft und ein Eröffner der Liebe-Essenzen.

1.97. Und weil wir auch so verstanden sein könnten, daß wir von den Liebe-Essenzen reden, wie von einem anderen Feuer, so erkennt auch dieses: Seht, wenn nun also das Licht durch die Grimmigkeit geboren wird, so daß ein Feuer durch das andere entsteht, dann begehrt das Lichtfeuer nicht mehr nach der Grimmigkeit, denn es ist der Grimmigkeit abgestorben, und ist ein eigenes Feuer in sich selbst, und wirkt sein Leben aus sich selbst, das ein Grünen ist. Denn es ist auch begehrend und anziehend, davon Essenzen entstehen, und hat alle Gestaltungen in sich, wie das Feuerleben, und hat auch einen solchen Aufgang, aber die Essenzen sind aus der Kraft des Lichtes geboren. Und wenn dann jeweils eine die andere kostet, dann ist ein reines Begehren und Erfüllen, obwohl doch auch nichts ist, was das Liebe-Begehren in sich ziehen könnte. Es zieht sich nur selber in sich und schwängert sich aus der Kraft der Majestät, so daß dieser Wille voll wird, obwohl es doch auch nichts anderes ist, als solche Kraft, eine Bildung der Wunder und ein Gleichnis der Geburt, und so ist es die Kraft selber. Es ist das Wesen des Geistes, davon der Geist seine Speise hat, denn er kommt aus der Bildung und wallt wie die Luft (bzw. der Wind) in dieser Welt.

1.98. Wenn aber dann der Geist kein Gleichnis findet, das außer ihm wäre, und sich so nur in der Kraft findet, dann wird er auch begehrend, denn er wohnt im Grund der Kraft und ist nicht selbst die Kraft. Und so macht sein Begehren auch ein Gleichnis nach ihm.

1.99. Denn ein Begehren ist eine Sucht, und in der Sucht steht die Bildung der Sucht, denn die Bildung macht die Sucht offenbar. Also wohnt der Geist auch in seiner eigenen Bildung, in der Kraft und im Licht der Majestät, und ist ein Bildnis entsprechend der Eigenschaft des Geistes.

1.100. Aber der Geist ist nicht das Bildnis selber, sondern die Sucht und sein Begehren ist das Bildnis, denn er wohnt in sich selber in seiner Sucht und ist eine andere Person in seiner Bildung, nämlich die Kraft der Bildung. Und nach diesem Wesen wird Gott dreifaltig in drei Personen genannt.

1.101. Aber damit wir Euch Eure Augen weit öffnen können, um allen Grund der Gottheit zu sehen, wie es jetzt sein soll und muß, so erkennt doch nun das große Wunder, das wir durch das Ausgehen aus dem Paradies verloren haben, so daß wir in den sechs Tagewerken dieser Welt arbeiten müssen. So seht doch nun was und wo wir sind, denn hier findet Ihr etwas, das sogar der Natur verborgen stand.

1.102. Seht, wenn Ihr von der Dreiheit reden wollt, dann seht auf die erste Zahl, auf das „A“, auf den ewigen Anfang, denn der ist der Vater. Und dann seht auf das „O“ im Mittleren, das ist der Sohn. Dann seht auf das „V“, das ist der Ausgang des Heiligen Geistes, der in sich selber mit dem Sinken durch den scharfen Grimm in das zweite Prinzip eingeht. Der hat „E“, und geht durch die Kraft als ein flammender Blitz des Lichtes aus, und das hat „I“.

1.103. Nun nehmt den geschwinden Gang des flammenden Blitzes dazu, und das ist „T“, die Allmacht des ewigen Gottes, der da im Grimm als ein Blitz verdirbt (und vergänglich wirkt), aber sich in der Liebe im „I“, als ein mächtiger lieber Gott erhöht, durchdringt und gewaltig erhebt. Und wenn Ihr das „L“ dahinein tut, dann habt Ihr eine Materie des göttlichen Wesens. In der Kraft ist es ein Engel, und in der Ausgeburt aus dem Zentrum ist es Gold.

1.104. Die Welt ist geizig und ruhmsüchtig, besonders die da Meister der Künste sein wollen und sagen, sie kennen das Gold, aber sind blinde Leute. Warum sucht Ihr es nicht (das wahre Gold)? Fragst du: „Wie?“ Gehe mit dem äußeren Leben in den Tod, darin das äußere Leben sterben und sich in der Angst ausgebären muß, nämlich in der Kronen-Zahl der Tausend, und das ist das Ende, und der Tod steht zum herrlichen Leben mit einem neuen schönen Leib auf. Aber du darfst ihm nichts als die Seele geben, dann bringt er vielfältige Frucht. Dann hast du einen Engel, der vom Grimm frei ist, denn er ist ganz rein. Suche ihn, dann findest du ihn!

1.105. Du meinst aber vielleicht, ihn so in deinem alten Kleid zu finden. Nein, Fritz, wir wollen dir jetzt ein anderes A-B-C lehren! Lerne zuerst das, und dann suche, wenn es dir gefallen wird. Wenn nicht, dann laß es bleiben, denn das „O“ ist viel edler als das „L“. Siehe, nimm das „A“ als den Anfang des Auges mit dem „V“, denn das ist das Zeichen des Geistes, und gehe damit durch das „O“, dann wirst du einen Strich und ein Zeichen durch das „O“ machen, zum „(|)“. Nun teile die zwei Prinzipien voneinander, dieweil sie sich selber scheiden, und setze sie wieder aneinander, ein jedes mit einem halben „O“ gleich einem Regenbogen, denn so stehen sie im Bild „)|(“. (Mit diesem genialen Trick wird das Äußere mit dem Inneren zu einer Ganzheitlichkeit vereint.) Nun setze den Grimm zur Linken und das Licht zur Rechten, denn anders kann man es nicht malen. Aber eigentlich ist es eine Kugel. Nun nimm den Geist, der im Feuer geboren wird, und gehe mit ihm aus dem Grimm in das Sinken durch den Tod in das andere halbe Auge, nämlich in das andere (zweite) Prinzip, dann wirst du dieses Bild sehen, das so besteht:


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