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(Text von Jakob Böhme 1620, deutsche Überarbeitung 2022)
Ein rechter Unterricht, wie der Mensch ein Geist mit Gott sein könne und was er tun müsse, daß er Gottes Werk wirke. Darin die ganze christliche Lehre und der Glauben kurz zusammengefaßt wird, oder was Glauben und Lehre sei. Eine offene Pforte der großen Heimlichkeit Gottes aus der göttlichen Magie durch die drei Prinzipien göttlichen Wesens.
1.1. Christus spricht: »Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, dann wird euch das andere alles zufallen. (Matth. 6.33)« Oder: »Mein Vater will den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten. (Luk. 11.13)« »Und wenn dieser kommt, dann wird er euch in alle Wahrheit leiten und euch alles dessen erinnern, was ich euch gesagt habe. Denn von dem Meinen wird er es nehmen und euch verkündigen. (Joh. 16.13-15)« Oder: »Ich will euch Mund und Weisheit geben, was ihr reden sollt. (Luk. 21.15)« Und St. Paulus spricht: »Wir wissen nicht, was wir bitten und reden sollen, sondern der Geist Gottes vertritt uns mächtig, nachdem wie es Gott gefällt. (Röm. 8.26)«
1.2. So ist nun der Glaube keine historische Wissenschaft, daß sich ein Mensch Artikel mache und nur daran hänge und sein Gemüt in die Werke seines Verstandes zwänge. Sondern er ist ein Geist mit Gott, denn der Heilige Geist fährt im Glaubens-Geist.
1.3. Der wahre Glaube ist eine Macht Gottes, ein Geist mit Gott, denn er wirkt in Gott und mit Gott. Er ist frei und an keine Artikel gebunden, sondern nur an die wahre Liebe. Darin holt er die Kraft und Stärke seines Lebens, und es liegt nicht am menschlichen Wähnen.
1.4. Denn wie Gott von aller Anneiglichkeit (Neigung bzw. Abhängigkeit) frei ist, so daß er tut was er will und darüber keine Rechenschaft geben braucht, so ist auch der rechte (wahre) Glaube im Geist Gottes frei. Er hat nicht mehr als eine Neigung, nämlich in die Liebe und Barmherzigkeit Gottes, so daß er seinen Willen in Gottes Willen wirft und aus dem siderischen und elementischen Verstand herausgeht. Er sucht sich nicht im Verstand des Fleisches, sondern in der Liebe Gottes, und wenn er sich so findet, dann findet er sich in Gott und wirkt mit Gott, nicht nach dem Verstand, was der will, sondern in Gott, was Gottes Geist will. Denn er schätzt das irdische Leben wie Nichts, damit er in Gott lebe und Gottes Geist in ihm das Wollen und Tun sei. Er ergibt sich mit der Demut in den Willen Gottes und versinkt mit dem Verstand in den Tod, aber grünt mit Gottes Geist im Leben Gottes. Er ist als wäre er Nichts, und ist doch in Gott Alles. Er ist eine Zierde und Krone der Gottheit, ein Wunder in der göttlichen Magie. Er macht, wo nichts ist, und nimmt, wo nichts gemacht ist. Er wirkt und niemand sieht sein Wesen. Er erhöht sich und bedarf doch keines Aufsteigens. Er ist großmächtig und ist doch die allerniedrigste Demut. Er hat alles, und faßt doch nichts mehr als die Sanftmut. So ist er von aller Bosheit frei und hat kein Gesetz, denn der Grimm der Natur erregt ihn nicht. Er besteht in Ewigkeit, denn er ist in keinen Grund gefaßt. Er ist in nichts eingesperrt, gleichwie der Ungrund der Ewigkeit frei ist und in nichts ruht als nur in sich selbst, darin eine ewige Sanftmut ist.
1.5. So auch der rechte wahre Glaube im Ungrund: Er ist in sich selbst das Wesen. Er lebt, aber sucht nicht sein (eigenes) Leben, sondern er sucht das Leben der ewigen stillen Ruhe. Er geht aus dem Geist seines Lebens heraus und besitzt (bzw. gehört) sich selbst, und so ist er frei von der Qual, gleichwie Gott von der Qual frei ist, und wohnt also in der ewigen Freiheit in Gott. Er ist mit der ewigen Freiheit Gottes wie ein Nichts, und ist doch in Allem. Es kommt ihm alles zustatten, was Gott und die Ewigkeit vermag und ist. Er wird von nichts ergriffen, und ist doch eine schöne Einwohnung in der großen Macht Gottes. Er ist ein Wesen, und wird doch von keinem Wesen ergriffen. Er ist eine Gespielin und Freundin der göttlichen Jungfrau, der Weisheit Gottes. In ihm stehen die großen Wunder Gottes, und er ist doch frei von allem, wie das Licht vom Feuer frei ist. Obwohl es doch vom Feuer immer geboren wird, aber des Feuers Qual kann es nicht ergreifen oder erregen.
1.6. So geben wir euch im Gleichnis zu verstehen, wie der Glaube aus dem Lebensgeist wie aus einem immer brennenden Feuer geboren wird und in diesem Feuer scheint. Er erfüllt des Lebens Feuer und wird doch nimmer ergriffen. Wenn er aber ergriffen wird, dann ist er selber in den Verstand wie in ein Gefängnis hineingegangen und ist nicht mehr in Gott, in seiner Freiheit, sondern ist in die Qual-Qualität gegangen. Er plagt sich selber, obwohl er doch frei sein kann. So wirkt er im Verstand die Wunder im Feuer der Natur, und in der Freiheit wirkt er die Wunder Gottes in der Liebe.
Vom Ursprung des Glaubens, und warum Glaube und Zweifel beisammen wohnen.
2.1. Wenn nun der Glaube so ein Geist mit Gott ist, dann ist uns sein Ursprung zu betrachten. Denn wir können nicht sagen, daß er eine Bildung oder ein Bild des Verstandes sei, sondern er ist Gottes Bild, Gottes Gleichnis, eine ewige Bildung, und kann sich doch in der Zeit des Leibes zerbrechen oder in eine Angstqual verwandeln. Denn er ist in seinem eigenen Wesen im Ursprung bloß ein Wille, und dieser Wille ist ein Samen, den der Feuergeist als die Seele in die Freiheit Gottes säen muß. Dann wächst ein Baum aus diesem Samen, davon die Seele ißt und ihr Feuerleben besänftigt, so daß sie kräftig wird und der Wurzel des Baumes ihre Kraft gibt, davon der Baum im Geist Gottes bis in die Wunder der Majestät Gottes wächst und im Paradies Gottes grünt.
2.2. Nun kann es wohl sein, daß wir mit dieser Beschreibung stumm und unverstanden bleiben, denn der Verstand will alles ergreifen und sehen. Deshalb wollen wir es ganz klar ins Licht stellen, warum Glaube und Zweifel beieinander sind und gleichsam mit einer Kette verbunden, so daß all die Zeit ein heftiger Streit im Menschen ist, solange er in dieser Hütte des irdischen Lebens ein Gast ist. Es sei denn, daß er so trefflich sehr in sich entsinke, daß er das Lebensfeuer in die Freiheit Gottes hineinführen kann, dann ist er im Verstandesleben wie tot. Und wenn er so lebt, dann lebt er Gott, welches wohl ein hochteures Leben für einen Menschen ist und selten bei einem gefunden wird. Denn es gleicht dem ersten Bildnis, das Gott erschuf, obwohl ihm doch das Sterbliche anhängt, aber es ist wie tot, als ob ihm ein totes Bildnis anhängt, welches in die Zerbrechung (bzw. Vergänglichkeit) gehört, darin der wahre Mensch nicht lebt. Denn das wahre Leben steht umgewandt und ist in einer anderen Welt in einem anderen Prinzip und lebt in anderer Qualität.
2.3. So versteht uns nun auf dem Weg: Ihr seht und erkennt den Ursprung des menschlichen Lebens, wie es im Mutterleib entsteht, und seht dann, worin es qualifiziert und sich bewegt, nämlich in den vier Gestaltungen von Feuer, Luft, Wasser und Fleisch (bzw. Erde). Und wenn es nun auch darin besteht, so ist es doch in diesem nicht mehr als ein tierisches Leben, denn sein Verstand kommt vom Gestirn und findet in sich, daß die Sonne und das Gestirn eine Tinktur in den vier Elementen macht, davon Verstand und Qualifizierung kommen, wie auch Lust und Unlust. Das ist aber noch lange nicht das wahre menschliche Leben, denn dieser Verstand sucht nichts Höheres als nur sich selber in seinen Wundern. Darüber hinaus ist im Menschen eine Begierde und ein großes Sehnen nach einem höheren, besseren und ewigen Leben, darin keine solche Qual ist. Und wenn der Verstand diese Begierde auch nicht faßt noch sieht, so liegt doch ein Mysterium im Verstand, welches das schmeckt und erkennt, daraus diese Suche entsteht. Daran erkennen wir, daß dieses Mysterium in der ersten Schöpfung mit eingepflanzt wurde und des Menschen Eigentum ist. Und wir finden so, daß es in einem Begehren oder Sehnen stehe, nämlich in einer magischen Suche. Ferner finden wir, daß wir mit diesem Mysterium in einer fremden Herberge zu Hause sind und daß dieses Mysterium nicht im Geist dieser Welt steht, denn er begehrt es nicht und findet es auch nicht. Darin wir nun den schweren Fall Adams erkennen, denn wir finden dieses Mysterium im Willen des Gemüts, und daß es ein verborgener Quellbrunnen sei, der sich in einem anderen Prinzip eröffnet. Auch verstehen wir, daß dieses Mysterium im Feuer in der Angstqual verborgen steht und sich durch die Angst des Willens eröffnet. Und dann finden wir zum Dritten, wie dieses Mysterium vom Geist dieser Welt gefangengehalten wird und wie der äußerliche Lebensverstand eine Macht hat, da hineinzugehen und es zu verderben, so daß dieses Mysterium nicht zum Licht kommt, indem er es verdeckt, so daß die Gebärerin nicht gebären kann und damit im Mysterium verborgen bleibt. Und wenn dann der Leib zerbricht, dann hat der Wille keinen mehr, der das Mysterium eröffnet. Damit bleibt also der Feuer- oder Seelengeist in der Finsternis, und das Mysterium steht ewig in ihm verborgen wie in einem anderen Prinzip.
2.4. So erkennen wir das Mysterium als Gottes Reich, das in der Seele verborgen steht, welches der Seele eine Lust und Begierde gibt, so daß sie in dieses Mysterium imaginiert, davon sie dann magisch in diesem Mysterium geschwängert wird, daraus ihr der Wille entsteht, aus dem Feuerleben heraus in das Mysterium Gottes zu gehen. Und wenn es dann geschieht, daß sie den Willen erhebt und von sich in das Mysterium wirft, dann wird der Wille im Mysterium geschwängert (bzw. geboren), denn er ist sehnend und bekommt den Leib des Mysteriums als das Wesen des Mysteriums, welches Gottes Wesen ist, das der Natur unbegreiflich bleibt. So zieht der Wille Gottes Gleichnis oder Bild an sich.
2.5. Wenn nun der Wille aus dem Seelenfeuer geboren wird, dann steht er ja auch mit seiner Wurzel in der Seele, und zwischen dem Willen und der Seele ist keine Trennung, sondern der Wille wird in Gott ein Geist und der Seele Kleid, so daß die Seele im Willen in Gott verborgen wird, und obwohl sie noch im Leib wohnt, dennoch von ihrem Willen umfangen und in Gott verborgen (und geborgen) ist. Und so ist sie im Willen (welcher der rechte ernste Glaube ist) ein Kind Gottes, und wohnt in einer anderen Welt.
2.6. Dies ist nun nicht so zu verstehen wie ein historischer (weltlicher) Wille, so daß der Verstand weiß, daß eine Begierde nach Gott in ihm ist, aber diese Begierde in der Bosheit gefangenhält, damit der Wille nicht aus der Seele ausgehen und in das Leben oder Mysterium Gottes eingehen kann, sondern Meinungen macht und den Willen in den Wahn setzt, darin er dann das Mysterium Gottes nicht erreichen kann. Und so bleibt er im Wahn oder ganz in der Seele verborgen, indem er auf ein Zukünftiges gerichtet wird, darin der Verstand den Willen in der Sucht des Fleisches mit der siderischen Magie gefangenhält und immer sagt: „Morgen sollst du ausgehen und das Mysterium Gottes suchen. Wahrlich, es gibt kein eigenes Vermögen des Findens.“ Diese Meinung betrügt sich. Denn in keinem Wahn ist die Freiheit, in die der Wille eingehen und Gott schauen kann, so daß sich der Verstand einbilden muß, etwas zu machen oder zu tun, um damit Gott gefällig zu sein.
2.7. So ist kein anderer Weg, der da richtiger sei, als nur mit dem Willen aus dem Verstand auszugehen und sich nicht suchen wollen, sondern sich nur in Gottes Liebe und in Gottes Willen ganz hineinwerfen und alles liegenlassen, was der Verstand in den Weg wirft. Und wenn es auch große Sünden und begangene Laster wären, in die der Leib gegangen war, so soll man nur mit dem Willen darüber hinausgehen und Gottes Liebe größer schätzen als die Unreinheit der Sünden. Denn Gott ist nicht ein Annehmer der Sünden, sondern ein Annehmer des Gehorsams und freien Willens. Er läßt die Sünde nicht in sich, aber einen demütigen Willen, der aus dem Sündenhaus herausgeht und die Sünde nicht mehr will, sondern sich über den Verstand hinaus in Seine Liebe versenkt als ein gehorsames demütiges Kind. Dieses nimmt er an, denn es ist rein. Wenn es aber noch im Wahn steckt, dann ist es auch vom Wahn umfangen und ist nicht frei. Wenn aber nun Gott von der Bosheit in sich frei ist, dann muß auch der Wille frei sein, denn so ist er auch Gottes Gleichnis, Bild und Eigentum, denn was zu ihm in seine Freiheit kommt, das will er nicht hinausstoßen, wie uns Christus lehrt (Joh. 6.37).
Von der Eigenschaft des Glaubens, und wie er aus dem Willen der Natur-Sucht heraus in den freien Willen Gottes geht.
3.1. So versteht uns nun ferner auf diesem Weg: Wir wissen und haben es auch in der Heiligen Schrift sowie im Licht der Natur und an allem Wesen genug erkenntlich, daß alles vom ewigen Wesen herkommt, Gutes und Böses, Liebe und Zorn, Leben und Tod, Freude und Leid. Nun können wir aber nicht sagen, daß darum auch das Böse und der Tod von Gott komme, denn in Gott ist kein Böses, auch kein Tod, und in Ewigkeit geht kein Böses hinein. Der Grimm rührt allein aus dem Feuer der Natur her, darin das Leben wie in einer Magie steht, und darin jeweils eine Gestaltung die andere in der Sucht begehrt und erweckt, davon die Essenzen der Vielfalt entstehen, daraus die Wunder geboren werden, in denen sich die Ewigkeit in Gleichnissen offenbart. So daß wir doch sagen müssen, daß in Gottes Willen ein Begehren ist, das die Magie verursacht, daraus die Vielfalt entsteht. Und doch ist die Vielfalt nicht Gottes Wille selbst, welcher frei ist von allem Wesen, sondern in der Sucht des Willens gebiert sich die Natur mit allen Gestaltungen, wie dann alles aus dem Begehren als aus der ewigen Magie entsteht.
3.2. So ist uns ferner zu erkennen, daß alles dasjenige, das da Leben bekommt (welches in die Sucht imaginiert und seinen Willen in die Natur setzt) der Natur Kind ist und eines Lebens mit der Natur. Was aber mit seinem Willen aus der Sucht der Natur heraus in den freien Willen Gottes eingeht, das wird vom freien Willen angenommen und erkannt und ist ein Geist in Gott. Und wenn es auch in der Natur ist, gleichwie sich auch die Natur in Gottes Willen seit Ewigkeit immer geboren hat, so ist doch sein Geistleben jenseits der Natur im freien Willen. Und so stehen die Wunder der Natur in Gott offenbar, und sind doch nicht Gott selbst. Und wenn der Willen-Geist der Seele aus dem Verstand der Natur heraus in den freien Willen Gottes geht, dann ist der Willen-Geist Gottes Kind und der Naturgeist Gottes Wunder, und so steht die Kreatur in sich selbst hineingewandt wie Gott selbst. Denn der siderische oder Verstandes-Geist sucht in seiner Magie in seinem Zentrum des Verstandes die Wunder der Ewigkeit, zu welchem Ende (bzw. Ziel) Gott die Seele in den Leib der äußeren Natur geschaffen hat, auch wenn sie wohl im Inneren allein ergriffen ist. Und der Willen-Geist geht in die Freiheit Gottes, dahin ihn dann der Heilige Geist im freien göttlichen Mysterium führt, so daß die Gottheit im Willen-Geist offenbar steht, und im Verstandes-Geist steht die Magie der Natur offenbar.
3.3. Wenn dann die Seele das Zentrum ist, wo der rechte Willen-Geist zur Freiheit Gottes ausgeht, nämlich in die Freiheit Gottes als in das göttliche Mysterium, dann hat sie auch den siderischen Geist am Band. Und wenn sie diesen bezähmt, so daß er keine Bosheit wirkt, dann kann sie die siderischen Wunder, die im elementischen Spiegel zu einer Substanz gemacht wurden, vor die Majestät Gottes in den freien Willen Gottes hineinführen, so daß die Wunder in der Freiheit der göttlichen Majestät als ein Gleichnis des göttlichen Willens erscheinen. Das ist aber nicht so zu verstehen, daß sich die Freiheit Gottes mit den Wundern der Natur und ihrem Gleichnis vermische, so daß es einerlei sei. Nein, Gott bleibt ewig frei. Er wohnt in den Wundern wie die Seele im Leib, und so wenig der Leib die Seele ergreift oder das Feuer das Licht, so wenig ergreift auch die Natur die Gottheit. Und doch ist es ein Wesen, und hat sich seit Ewigkeit in zwei Wesen geschieden, wie das Feuer und das Licht, darin wir im Feuer die Qual der Natur verstehen und im Licht das Mysterium des Geistlebens ohne Qual, obwohl auch das Feuer ein Mysterium ist.
3.4. So hat es auch eine Gestalt mit dem Menschen: Die Seele ist das Feuer des wahren menschlichen Lebens, das Gott aus der ewigen Natur in Adam mit seinem Geist aufblies (bzw. entfachte), nämlich aus dem Zentrum Gottes. Und der Geist, der aus dem Seelenfeuer geboren war und den Gottes Geist zu seinem Bild formierte, der hat das göttliche Mysterium, daraus der Wille zur Liebe Gottes geboren wird, daraus wiederum die göttliche Magie oder Suche entsteht, so daß der Willen-Geist nach Gott begehrt. Und wenn er sich dann erhebt, das heißt, aus dem verborgenen Mysterium in die Freiheit Gottes ausgeht, dann ist er ein Zweig oder Gewächs in Gottes Reich, gewachsen aus Gottes Mysterium, und wirkt in Gottes Willen und eröffnet immerzu die Wunder in Gottes Weisheit. Aber nicht dergestalt, daß in Gott etwas Neues geboren würde, das nicht seit Ewigkeit in Gottes Weisheit gewesen wäre, die weder Grund noch Zahl hat, sondern allein im Seelengeist wird in sich selbst das ewige unendliche Mysterium zu Gottes Ehre und Wundertat offenbar, und auch zu seiner selbst, das heißt, zur ewigen Freude der Kreatur.
3.5. Weil sich aber die irdische verdorbene Sucht mit der Sternenqual vermengte und die Seele im schweren Fall Adams mit ihrem Willen in die Sterne sowie in die irdische Sucht imaginierte und diese fremde Magie in sich hineingeführt hat, so ist der Wille gebrochen und das göttliche Bildnis zerstört worden. Und so wurde das himmlisch-göttliche Bildnis des Menschen irdisch, so daß der rechte Wille gleichsam umgekehrt im Geist dieser Welt steht, nämlich im Verstand, der aus dem Gestirn geboren wird. Jetzt tut es dem rechten Bildnis Gottes, das so zerstört und irdisch wurde, not, daß es anders und neu geboren werde. Und es wäre kein Rat gefunden worden, diesem Bildnis zu helfen, wenn nicht das Wort aus dem Zentrum Gottes, nämlich Gottes eigenes Leben, ein Mensch geworden wäre und die arme Seele, deren Bildnis jetzt verdorben war, wieder in sich neugeboren hätte. Damit wurde dem rechten Bildnis wieder geholfen, sonst wäre es ewig der Freiheit und Majestät Gottes beraubt gewesen.
3.6. Weil nun alle Seelen aus einer gekommen sind, so sind sie alle aus der verdorbenen Wurzel geboren. Deshalb ist auch das neue wiedergeborene Leben in Christus in einer Seele wiedergekommen, und so tut es uns not, daß wir alle unseren Willen in die Wiedergeburt Christi hineinwerfen, denn in Christus sind wir mit unserer Seele wieder in Gott geboren worden und haben in Christus das Bildnis wiedererlangt. Denn unser Mysterium in der Seele stand nach dem Fall allein in der Magie der Natur, die in ihrem Zentrum ein Feuer ist, und so war das Bildnis aus der Freiheit Gottes in die äußere Magie umgekehrt, nämlich in das äußere Prinzip. Wenn nun dieses im Wesen zerbricht, dann steht das arme verdorbene Bildnis der Seele bloß wie ein verlorenes Kind, das in seinem eigenen Zentrum nichts erwecken kann als nur den grimmigen Feuerqual-Quell. Denn es ist aus dem Wort Gottes als aus Gottes Mysterium in einen zerbrechlichen Spiegel ausgegangen, nämlich in den Geist dieser Welt, welcher anfänglich und endlich ist. Darum ist dann auch der Leib der Seele ganz irdisch geworden, und ist der Zerbrechlichkeit und dem Tod anheimgefallen.
3.7. So tut es uns nun not - weil Gott seine Liebe aus Gnade zu uns gewandt hat und unsere Seele in Christus wieder in sich in die Freiheit hineingewandt und das göttliche Mysterium im Bildnis rege gemacht hat, so daß das Bildnis wieder in Gott wohnen kann, nämlich in den Wundern des Paradieses - daß wir unseren Willen vom äußeren Zentrum als vom vergänglichen Leben abbrechen und in den freien Willen Gottes hineinführen. Und dazu gehört nun nicht nur eine Historie oder Wissenschaft, daß einer sagt „Ich glaube!“, das heißt, ich weiß es oder begehre es, aber bleibt doch mit dem Willen nur im äußeren Prinzip als in der äußeren Sucht stehen. Nein, es heißt: »Ihr müßt durch das Wasser und den Heiligen Geist von neuem geboren werden, sonst werdet ihr das Reich Gottes nicht sehen. (Joh. 3.5)« Es muß ein Ernst sein, und der Wille des Verstandes muß zerbrochen werden. Es muß eine lebendige Bewegung des Willens sein, der durch den Verstand bricht und der gegen diesen Verstand kämpft. Und wenn es der Seele auch nicht gleich möglich ist, zumal sie sehr verdorben wurde, so ist ihr nun kein anderer und besserer Rat, als daß sie sich mit all ihrem Verstand und den Sinnen gleichsam wie tot mache und sich nur bloß in Gottes Barmherzigkeit eineigne und sich darin ergebe, so daß dem Verstand kein Raum mehr gelassen werde, denn er muß bezwungen werden. Und wenn der Wille den Verstand so niederschlägt, dann ist er gleichsam wie tot, obwohl er doch noch lebt. Er wird aber des rechten Willens Knecht, denn Gottes Wille muß ein Herr über den Verstand werden, soll der Verstand etwas Tüchtiges machen, das vor Gott bestehe. Denn nichts besteht vor Gott, es werde denn in Gottes Willen geboren. Wenn sich der Wille in Gott hineinwendet, dann wird der Willen-Geist ein Kind Gottes. Und dann bestehen auch die Wunder vor Gott, welche mit dem Verstandes-Geist gemacht werden. Denn sie werden in Gottes Willen gemacht und werden aus dem Anfänglichen (und Vergänglichen) in das Ewige versetzt.
3.8. Und wenn wir auch nicht sagen können, daß unsere Werke oder Vermächtnisse ewig bleiben, so bleibt doch aber derselben Schatten oder Bild. Obwohl sie auch wahrhaftig im Wesen bleiben, aber im Mysterium als in der göttlichen Magie vor der Weisheit Gottes, weil nur das äußere Prinzip davon zerbricht, wie dann auch am Menschenbild nicht mehr zerbricht als das äußere Regiment in den vier Elementen, und die vier werden wieder in eins gesetzt (in das heilige Element), darin dann auch alle Farben und Gestaltungen der vier Elemente erkannt werden mit alledem, was darin geboren wird. Darum wurde ein letztendlicher Scheidetag von Gott in der Natur bestimmt, wenn alles durch das Feuer bewährt (bzw. geprüft) werden soll, ob es in Gottes Willen geboren wurde oder nicht, damit ein jedes Prinzip seine Wunder einernten kann. Und da wird manchem Menschen im Feuer viel von seinen Werken bleiben, weil sie nicht in Gottes Willen geboren worden sind, denn in Gott geht nichts Unreines (Offb. 21.27; Offb. 22.15). Was aber aus einer anderen Magie geboren worden ist, das ist nicht rein.
3.9. Ein Beispiel haben wir an der Erde, welche verdorben ist. Fragst du: „Warum?“ Antwort: Der Teufel mit seinen Legionen saß in seiner Schöpfung (obwohl er als Engel geschaffen wurde) im Sulphur oder im Zentrum der Natur, daraus danach die Erde erschaffen wurde. Und derselbe hat den Grimm in der Natur erweckt, so daß die Erde eine böse unreine Sucht hat. Doch obwohl sie (damit) im Tod beschlossen ist, wurde sie zur Verwesung behalten, weil sie im ewigen Feuer bewährt werden soll und wieder in das kommen, wie sie vor der Schöpfung war, nämlich in die ewige Magie der ewigen Natur.
Was des Glaubens Werk sei, wie der Wille darin wandle, und von seinem Führer.
4.1. Wie nun alles in Gottes Willen beschlossen ist, was aus der Natur geboren wird, und wir auch erkennen, daß nichts in Gottes Willen eingehen kann, es werde denn in Gottes Willen geboren oder gemacht, so erkennen wir klar, daß es uns not ist, daß wir uns mit all unserem Verstand und den Sinnen in Gottes Willen hineingeben und so mit den Händen in der Welt arbeiten und dem Bauch Speise suchen, aber unseren Willen gar nicht dahinein setzen, so daß wir ein irdisches Ding für unseren Schatz halten wollen. Denn wo unser Wille und Herz ist, da ist auch unser Schatz: Ist unser Wille in Gottes Willen, dann haben wir das große Mysterium Gottes, daraus diese Welt als ein Gleichnis desselben geboren worden ist, und haben also beides, das Ewige und Zerbrechliche und noch viel mehr, denn wir führen die Wunder unserer Werke in das ewige Mysterium, weil sie am Willen-Geist hängen. Wenn wir aber unseren Willen vom Ewigen ab in das irdische Mysterium wenden, und achten Geld für unseren Schatz und Schönheit des Leibes für unseren Glanz, wie auch Ehre oder Gewalt für unser bestes Kleinod, dann ist unser Wille darin gefangen, und so hängen wir nur am Spiegel und erlangen die Freiheit Gottes nicht. Denn der Spiegel als das äußere Reich soll durch das Feuer bewährt und der Grimm vom Reinen geschieden werden, so daß dann der Grimm ein ewiges Brennen sein wird.
4.2. Wenn nun der Verstand das seelische Gemüt mit dem Willen-Geist der Seele, in der das Bildnis Gottes und der wahre Mensch steht, in den äußeren Spiegel als in eine gleißnerische (bzw. illusorische) Sucht hineinführt, dann wird ja das Bildnis und der wahre Mensch damit gefangen und von der äußerlichen Magie mit dieser Sucht infiziert, darin dann das Bildnis die äußerliche Wesenheit anzieht, nicht nur wie ein Kleid, sondern es ist eine Infizierung und ganze Vermischung. Auch wenn sich das Seelenfeuer nicht mit dem äußerlichen Reich vermischt, so vermischt sich doch der Willen-Geist der Seele, der magisch ist, und damit wird das Bildnis Gottes zerstört und in eine irdisches verwandelt, darin dann das Seelen-Feuerleben roh bleibt und im Willen-Geist ein irdisches Bildnis hat.
4.3. Wenn nun der Leib zerbricht und stirbt, dann behält die Seele ihr Bildnis als ihren Willen-Geist, der jetzt vom Bildnis des Leibes weg ist, denn im Sterben ist eine Trennung. Dann erscheint das Bildnis (der Seele) mit und in den Dingen, die sie hier in sich genommen hat und damit sie infiziert worden ist, denn denselben Quell hat sie in sich. Was sie hier geliebt hat und ihr Schatz gewesen war und dahinein der Willen-Geist gegangen ist, nach demselben bildet sich auch das seelische Bildnis. Hat einer während der Lebenszeit sein Herz und Gemüt in den überheblichen Stolz gewendet, dann quillt diese Quelle im Seelenfeuer in diesem Bildnis immerzu auf, und er geht aus der Liebe und Sanftmut als aus Gottes Freiheit heraus und kann die Freiheit nicht ergreifen noch besitzen, sondern quillt so in sich in solcher Angstquelle und bildet den Willen-Geist immer nach den irdischen Dingen, dahinein sein Wille gegangen ist. Er glänzt also damit im Seelenfeuer und steigt immerzu in überheblichem Stolz auf und will im Feuer über Gottes Sanftmut ausfahren, denn er kann keinen anderen Willen schöpfen, weil er nicht in die Freiheit Gottes eingehen kann, in das heilige Mysterium, darin er einen anderen Willen schöpfen könnte, sondern nur in sich selber lebt. So hat er nichts, und kann auch nichts erreichen als nur dasjenige, was er in seinem äußeren Leben in sich gefaßt hat. Und so geht es auch einem Geizigen. Der hat in seinem Willen und Bildnis die magische Geizsucht und will immer viel haben und bildet sich dasjenige in seinen Willen-Geist, mit dem er im Leben des Leibes umgangen ist. Obwohl ihn dieses (Leibliche) verlassen hat und sein Wesen nicht mehr irdisch ist, so führt er doch den irdischen Willen, und plagt und quält sich damit, denn er kann nichts anderes erreichen.
4.4. Noch viel übler geht es mit der Falschheit, darüber der Elende (arme Bedrückte) geklagt und ihn wegen seiner Bosheit verflucht hat. Denn alles, was in Bosheit gewirkt wurde, das hat er selber verursacht, und das folgt ihm nach, denn es ist im Mysterium des Zorns gewirkt worden. So fällt die verdorbene Seele nach dem Absterben des Leibes in dasselbe, und da muß sie in denselben Greueltaten baden. Und wenn es auch möglich wäre, sich mit dem Willen in die Liebe Gottes einzueignen, so halten es doch diese Greuel und Bosheiten zurück, denn sie bewirken eine ewige Verzweiflung, darin sich dann letztendlich die Seele von Gott abwendet, ihm absagt, und nur noch begehrt, in diesen Greueln aufzusteigen und zu leben. Und das ist ihre Freude, Gott und seine Heiligen zu lästern, sich aber in den Greueln über Gott und Himmelreich zu erheben, und doch keines davon ergreifen noch sehen.
4.5. So geben wir euch zu betrachten, was der Wille mit der Zuversicht sei, nämlich daß er Meister und Führer sei, der dem Menschen sein Bildnis sowohl in Gottes Liebe als auch in Gottes Zorn hineinführt. Denn im Willen wird der rechte wahre Glaube geboren, darin das edle Bildnis Gottes steht. Und im Glauben werden wir durch Christus wieder in Gott geboren und erlangen wieder das edle Bildnis, welches Adam verloren hatte und Christus mit Gottes Leben wieder in die Menschheit eingeführt hat.
4.6. So zerstört aber auch ein falscher Wille das Bildnis, denn der Wille ist die Wurzel des Bildnisses, weil er das Mysterium Gottes in sich zieht. Und der Geist dieses Mysteriums eröffnet das schöne Bild und zieht sich das göttliche Mysterium als Gottes Wesenheit an, das heißt, Christi himmlischen Leib, der aus Gott in der teuren und schönen Jungfrau seiner Weisheit geboren war und den Himmel erfüllt. Wenn nun unser Gemüt und Wille in dasselbe gesetzt wird und der Wille dasselbe begehrt, dann ist der Wille magisch und geht hinein. Und wenn ihn dann hungert, dann kann er das Brot Gottes essen. Jetzt wächst ihm der neue Leib, welcher der holdselige Baum des christlichen Glaubens ist, denn ein jeder Leib liebt sich selbst. Wenn nun die Seele Gottes Leib bekommt, der so süß und holdselig ist, wie wollte sie denselben nicht lieben, der ihr doch zum Eigentum gegeben wird, in dem sie wohnt und lebt und von dessen Kraft sie ißt und sich stärkt?
4.7. So soll nun niemand sich betrügen und in seiner Falschheit und Ungerechtigkeit bleiben und sich mit einem historischen Glauben trösten, wenn er denkt: „Gott ist doch gütig, und wird mir wohl vergeben. Ich will einen Schatz sammeln und dessen wohl genießen, auch meinen Kindern viel Reichtum und Ehre hinterlassen, und später will ich wohl Buße tun.“ Aber dies ist nur Betrug! Du sammelst ihnen Falschheit und ziehst Ungerechtigkeit in dich. Und wenn es auch nach dem Besten geschieht, so ist es doch irdisch, denn du hast dein Herz und Willen in ein irdisches Gefäß hineingesenkt und dein edles Bildnis damit angetan und angezogen und damit ganz infiziert. Dazu vererbst du deinen Kindern nur überheblichen Stolz, so daß auch sie ihren Willen-Geist nur dahinein setzen. Du gedenkst dir und deinen Kindern Gutes zu tun, aber tust dir und ihnen das Ärgste (bzw. Schädlichste).
4.8. Zwar muß das äußerliche Leben Nahrung haben, und der handelt töricht, der sein Gut freiwillig einem Gottlosen gibt, aber viel törichter handelt der, der sich mit seinem Gut selber zu einem Gottlosen macht, indem er sein Herz daran hängt und die zeitliche vergängliche Wollust mehr in Ehren hält als das ewige unvergängliche Gut, das da kein Ende nimmt. Der aber segnet sich, der den Armen zu Hilfe kommt, denn sie wünschen ihm alles Gute und beten zu Gott, daß er ihn an Leib und Seele segne. So tritt ihr Wunsch und Segen für den Geber in das Mysterium und umfängt ihn und folgt ihm als ein gutes Werk in Gott geboren nach, denn diesen Schatz nimmt er mit und nicht den irdischen. Und wenn der Leib stirbt, dann tritt das Bildnis in das Mysterium, das heißt, es wird im Mysterium Gottes offenbar. Denn in der Zeit des irdischen Lebens war das äußere Prinzip eine Decke davor gewesen. Diese fällt nun mit dem Sterben des Leibes weg, und dann erscheint das göttliche Mysterium im Bildnis, und darin alle guten Taten und Werke, die in der Liebe im Willen Gottes geboren wurden.
4.9. Die Wünsche und Gebete aller frommen Kinder Gottes stehen also im Mysterium und eignen sich dem Bildnis an, denn die Kinder der Armen, wenn er ihnen in ihren Nöten und Trübsalen zu Hilfe gekommen ist, haben ihren Willen in ihrem Gebet in Gottes Mysterium geschickt und sich damit ihrem Erretter und Tröster anvertraut und ihm dies gleichsam im göttlichen Mysterium geschenkt. Und wenn dann dieser Wohltäter in das Mysterium kommt, wenn sein irdisches Leben hinfällt, dann werden alle Dinge (bzw. Werke) offenbar, und ein jedes eignet sich dem Seinen an, dahin es der Wille beschieden hat.
4.10. Dies alles wird zum Gericht Gottes des Heiligen Geistes im Mysterium vorbehalten, wenn dann ein jeder ernten soll, was er hier in seinem Acker gesät hat. Dann soll alles in einer neuen himmlischen Erde grünen, wachsen und blühen, in welcher der Mensch an sein göttliches Bildnis den Leib des vollkommenen Mysteriums Gottes anziehen wird. Und er wird vor sich (vor dem leiblichen Bildnis) seine Gerechtigkeit stehen sehen, warum er so schön sei. Er wird dessen Ursache erkennen und sich ewig darin erfreuen, und darin seinen Lobgesang zu Gottes Ehre und Wundertat fassen. Dagegen wird der gottlose Haufen Spott, Geiz, Stolz und Bosheit sowie den Fluch der Armen in seinem Mysterium haben, was im Zorn eingesammelt wurde und welches ihm auch nachfolgen wird. Und so wird er immer die Ursache seiner Qual erkennen (bzw. erfahren) und deshalb ein ewiger Feind Gottes und seiner Kinder sein.
Warum die Gottlosen sich nicht bekehren, was das Schmerzlichste in der Bekehrung ist, von den falschen Hirten, wie man in das Reich Gottes eingehen muß, von der Zerstörung des Teufels Reich, von den drei Gestalten des Lebens, und was wir von Adam und Christus geerbt haben.
5.1. Dies alles kann der gottlose Haufen jetzt nicht fassen. Und die Ursache ist: In ihnen ist kein Wille dazu, der es zu fassen begehrt, denn das irdische Wesen hat sie gefangen, so daß sie keinen Willen in Gottes Mysterium schöpfen können. Sie sind an Gott wie die Toten, denn es ist kein Odem (Lebensatem) des göttlichen Lebens in ihnen. Sie wollen ihn auch nicht, denn sie sind in Gottes Zorn-Mysterium verriegelt, so daß sie sich nicht erkennen. Aber das hat ihnen Gott nicht angetan, sondern sie sind mit ihrem Willen-Geist dahinein gegangen und haben sich selber so versenkt. Darum laufen sie wie Wahnsinnige, obwohl doch das edle Kleinod in ihnen im Zentrum im göttlichen Prinzip verborgen steht und sie wohl aus dem irdischen Wesen und der Bosheit mit ihrem Willen ausgehen könnten in den Willen Gottes hinein. Doch so lassen sie sich vom Grimm mutwillig halten, denn das überheblich stolze und eigenwillige Leben gefällt ihnen zu sehr, und das hält sie auch.
5.2. Aber nach dieser Zeit ist kein Rat (und keine Hilfe) mehr. Wenn das Seelenfeuer bloß und roh (bzw. körperlos) ist, dann kann es mit nichts gelöscht werden als nur mit Gottes Sanftmut, nämlich mit dem Wasser des ewigen Lebens im Mysterium Gottes. Aber das erreichen sie nicht, denn es ist eine große Kluft zwischen ihnen, nämlich ein ganzes Prinzip. Doch in dieser Zeit, während die Seele noch im Blut schwimmt und brennt, kann es wohl sein, denn der Geist Gottes fährt auf den Fittichen des Windes: Gott ist Mensch geworden, und der Geist Gottes geht mit dem Willen in die Seele. Er begehrt die Seele und setzt seine Magie für die Seele ein. Sie muß nur ihre Tür öffnen, dann kommt er freiwillig hinein und eröffnet das edle Samenkorn zum Baum des christlichen Glaubens. Aber das ist das Schmerzlichste, was dem Menschen am bittersten eingeht, wenn der Glaubensbaum in ihm geboren werden soll, weil er seinen Willen-Geist aus seinem irdischen Schatz als aus Stolz, Geiz, Neid, Zorn und Falschheit heraus und in den Geist Gottes hineinführen muß. Sein Mund darf kein Heuchler sein, und sein Herz und sein Wille dürfen nicht im irdischen Mysterium steckenbleiben. Es muß Ernst sein vom Grund des Herzens und der Seele. Der Wille muß sich in das göttliche Mysterium als in Gottes Liebe umwenden, so daß der Geist Gottes Raum und Stätte in ihm habe, um das göttliche Fünklein aufzublasen (bzw. anzufachen), anders ist kein Rat, und es hilft kein Heucheln.
5.3. Wenn einer auch alle Schriften auswendig lernte und sein Leben lang in der Kirche säße, aber am Bildnis der Seele ein irdischer und tierischer Mensch bliebe, der nur nach Falschheit (bzw. Illusion) im Herzen trachtet, dann hilft ihm sein Heucheln nichts. Ein Prediger, der Gottes Mysterium äußerlich behandelt, aber Gottes Bildnis nicht im Inneren hat, sondern nur nach Ehre und Geiz trachtet, der ist dem Teufel so nahe, wie der Allergeringste, denn er ist nur ein Gaukler mit Gottes Mysterium und ein Scheinheiliger ohne Kraft. Er hat selbst das Mysterium Gottes nicht. Wie will er es dann anderen geben? So ist er ein falscher Hirte und wie ein Wolf für die Schafe. Denn nur ein Mensch, der Gottes Mysterium trägt, das heißt, der es erweckt hat und sich demselben hineinergeben hat, so daß ihn Gottes Geist treibt, der ist ein Priester Gottes, denn er lehrt aus Gott. Es kann keiner wahrhaft lehren, er lehre denn aus Gottes Mysterium. Wie will aber einer lehren, der ohne diesem ist? Wird er nicht aus Kunst und irdischem Verstand lehren? Was geht dies Gottes Mysterium an? Auch wenn der Verstand ein edles Wesen ist, aber ohne Gottes Geist ist er blind. Denn auch Christus spricht: »Ohne mich könnt ihr nichts tun. (Joh. 15.5)« »Die Gottes Geist treibt, die sind Gottes Kinder. (Röm. 8.14)« »Wer anderswo in den Schafstall steigt und nicht durch Christi Geist, der ist ein Dieb und Mörder, und kommt nur, daß er raube und stehle und seinen eigenen Nutzen suche. (Joh. 10.1)« Der ist kein Weider (bzw. Hirte) der Schafe, sondern ein Fresser, wie der Wolf es tut.
5.4. So ist uns vom Baum des christlichen Glaubens zu erkennen: Er muß lebendig sein und keine tote Historie oder Wissenschaft. Das Wort des Lebens muß im Bildnis Mensch geboren werden, so daß die Seele Gottes Bildnis trägt, und ohne dem ist sie kein Kind Gottes. Hier hilft kein Heucheln, keine Buße oder auf Hoffnung sparen, denn solange einer noch das irdische Bildnis an der Seele trägt, ist er ohne Gottes Mysterium. Du darfst auch nicht denken: „Ich will doch einmal umkehren, aber ich will mir zuvor genug ansammeln, damit ich nichts ermangle und mir danach das irdische Geschäfte nicht im Weg liege.“ Nein, das ist der Griff des Teufels! Sondern durch Verfolgung, Kreuz, Trübsal, Spott und Verachtung müssen wir in das Reich Gottes eingehen, denn der Teufel führt sein Regiment im irdischen Bildnis. Er spottet von seinem überheblich stolzen Sitz über die Kinder Gottes, wenn sie ihm entlaufen wollen. Und darin dient auch der gottlose Haufen dem Teufel und hilft ihm sein Werk treiben.
5.5. Dies alles muß der Mensch, der zu Gott will, wie nichts achten. Er muß denken, daß er in einem fremden Land unter Mördern ist und ein Pilger, der da in sein wahres Vaterland wandelt. Er fällt unter die Mörder, welche in plagen und berauben, und wenn er nur soviel durchbringt, daß er sein edles Bildnis erhält, dann hat er Gut genug, denn er bekommt das himmlische Mysterium dafür, darin Alles liegt, aus welchem diese Welt nur ein Spiegel ist. Darum ist jener wohl sehr närrisch, der einen Spiegelschein für ein substantielles Wesen hält, denn der Spiegel zerbricht und sein Liebhaber wird dessen beraubt. Er gleicht einem, der sein Haus an ein großes Wasser auf Sand baut, so daß ihm das Wasser sein Haus wegspült. So ist es auch mit der irdischen Hoffnung.
5.6. Oh Menschenkind, du edles Geschöpf, laß ihr (der Welt) nicht die Gewalt, denn es kostet dein ewiges Reich. Suche dich und finde dich, aber nicht im irdischen Reich. Wie gar wohl geschieht doch dem, der sich in Gottes Reich findet, der das himmlische und göttliche Mysterium anzieht und hineingeht! Aller Schmuck dieser Welt ist wie Kot gegenüber den himmlischen, und ist nicht wert, daß ein Mensch seine Liebe dahineinsetze, obwohl es so ist, daß es zum Wunder gebracht werden muß, zu welchem Ende es Gott auch geschaffen hat.
5.7. Das heißt, der äußerliche Mensch soll die Wunder der äußerlichen Natur als im äußeren Mysterium eröffnen, sowohl aus der Erde als auch über der Erde. Alles was die Sterne vermögen und die Erde in sich hat, das soll der Mensch in Wunder, Formung und Wesen nach der ewigen Bildung hervorbringen, die in Gottes Weisheit vor den Zeiten der Welt gesehen worden ist. Aber seinen Willen soll er nicht dahinein setzen, noch dasselbe für seinen Schatz erachten, sondern nur zu seiner Zierde und Freude kann er es gebrauchen. Aber mit dem innerlichen Menschen soll er in Gottes Mysterium arbeiten, dann hilft ihm auch Gottes Geist, das Äußere zu suchen und zu finden.
5.8. Weil wir nun durch den schweren Fall so verdorben wurden, daß unser Gemüt aus dem himmlischen Mysterium in das irdische wie in einen Spiegel gewendet wurde, so daß wir wie halbtot befunden werden, so ist es uns höchst vonnöten, daß wir mit unserem Gemüt und Willen aus dem irdischen Glanz herausgehen und uns zuerst selbst suchen, bevor wir den irdischen Schmuck suchen, und daß wir zuerst kennenlernen, wo wir daheim sind, und unser Gemüt nicht irdisch machen.
5.9. Denn der Mensch, auch wenn er im Bildnis Gottes steht, ist doch in einem dreifachen Leben. Wenn er aber das Bildnis Gottes verliert, dann ist er nur in einem zweifachen Leben. Denn das erste Leben ist das Seelenleben und entsteht im Feuer der ewigen Natur, und steht vor allem in sieben Gestaltungen, alles nach dem Geist der Natur, wie es in unserem zweiten und dritten Buch (von den „drei Prinzipien“ und vom „dreifachen Leben“) ausgeführt und erklärt wurde. Das zweite Leben steht im Bildnis, das aus dem Brunnen der ewigen Natur als aus dem Seelenfeuer geboren wird, welches Bildnis im Licht in anderer Qualität steht und deren lebendigen Geist hat, wie ihr dies am Feuer und Licht ergründet. Denn die Qualität des Lichtes ist nicht wie die des Feuers, und doch entsteht das Licht aus dem Feuer, so daß man in der Qualität des Lichtes den sanften, reinen und lieblichen Geist versteht und in der Qualität des Feuers die Ursache desselben. Wie ihr dann seht, daß aus dem Feuer die Luft entsteht, die wie der Geist ist, und auch die Luft in vier Gestaltungen verstanden wird, nämlich eine trockene nach dem Grimm des Feuers, eine nasse als das Wasser vom herben Anziehen, zum dritten eine sanfte vom Licht und zum vierten eine erhebende vom grimmigen Feuerschreck. Darin wir dann verstehen, daß das Licht in allen Gestaltungen Meister sei, denn es hat die Sanftmut und ist ein Leben, das durch den grimmigen Tod als durch die Angstqual im Entsinken geboren wird als ein anderes (zweites) Prinzip, das im Feuer ohne Fühlen besteht, und hat doch sein Fühlen in sich als den lieblichen Geschmack. So verstehen wir, daß das Wasser durch den Tod geboren wird, nämlich durch das Entsinken durch die Angst des Feuers. Und weiter ist zu verstehen, wie es doch kein Tod sei, obwohl es doch ein Tod ist, aber das Licht macht es grünend, so daß ein Leben darin ist, das in der Kraft des Lichtes steht, darin das Leben aus dem Tod grünt, nämlich die Wesenheit als eine Begreiflichkeit. Wie das Wasser, das an sich selber tot ist, aber das Feuerleben und die Kraft des Lichtes sind sein Leben. So wird die Wesenheit wie tot geachtet, weil das Leben darin ein eignes ist und sich selbst in sich besitzt und gebiert, dazu der Tod der Wesenheit den Leib geben muß. Wie auch in unserem dritten Buch zu lesen ist, so daß wir im Lichtleben und im Wasser des Todes zwei Gestaltungen verstehen, und nach der Angst im Feuer die dritte: Als Erstes verstehen wir in der Angst der Abtötung im Grimm des Feuers ein grimmiges Wasser wegen den ersten vier Gestaltungen zur Natur, als Herb, Bitter, Angst und Feuer. Das gleicht dem Gift und ist auch Gift, eine höllische Wesenheit im Grimm nach dem Ursprung des ersten Prinzips, darin Gottes Zorn quillt.
5.10. Zum Zweiten verstehen wir das andere Wasser im Lichtschreck, in dem die Qual-Qualität durch die Tötung entsinkt und im Tod gleichsam ein Nichts wird, denn im Nichts wird die ewige Freiheit als der ewige Abgrund der Ewigkeit erreicht. Wenn dann das unbegreifliche Licht (des Bewußtseins) in diesem Entsinken in die Ewigkeit blickt und das Entsinken immer erfüllt, dann grünt im Licht die Kraft des Lichtes (d.h. das Leben) aus dem entsunkenen Tod heraus. Denn der Grimm vom Feuer bleibt im grimmigen Quell des grimmigen Wassers und geht nicht mit in den Tod. Das kann auch nicht sein, denn die Grimmigkeit ist das strenge Allmacht-Leben, das nicht sterben kann, aber auch die ewige Freiheit nicht erreichen kann, denn es heißt und bleibt in Ewigkeit das Natur-Leben. Obwohl auch im Licht-Leben eine Natur gefunden wird, doch diese ist nicht schmerzlich oder feindlich wie im Ursprung der Natur, nach dem sich Gott einen „eifrigen zornigen Gott“ nennt. Denn in der Licht-Qualität wird das Wasser, das durch den Tod in die Freiheit entsunken ist, eine Quelle und ein Wasser des ewigen Freudenlebens, darin die Liebe und Sanftmut ewig aufquillt, weil es dann kein Sinken mehr gibt, sondern nur ein Grünen, welches „Paradies“ heißt. Und das Bewegen aus der Quelle des Wassers heißt „Element“, und das ist das reine Element in der englischen Welt. Und die Ursache des Feuers im Licht ist das ewige Firmament (bzw. Gestirn), darin die ewige Wissenschaft Gottes in der Weisheit Gottes eröffnet wird, wie wir dessen ein Gleichnis am äußeren Firmament und den Sternen haben.
5.11. So verstehen wir nun zwei Welten ineinander, davon keine die andere begreift, nämlich eine im Grimm der feurigen Natur im Wasser des Giftes und der Angstqual, darin die Teufel wohnen. Und dann eine im Licht, darin das Wasser des Lichtes aus der Angst in die ewige Freiheit entsunken ist, welche das Giftwasser nicht erreichen oder begreifen kann. Und ist doch nicht getrennt als nur durch den Tod, darin es sich in zwei Prinzipien scheidet und damit in zwei Leben teilt: Eines im Zorn, und das andere in der Liebe, welches Leben als das wahre Leben Gottes erkannt wird. Und hierin steckt der Grund, warum Gott Mensch wurde: Als wir mit Adam aus diesem Licht-Leben in das äußerliche Welt-Leben ausgingen, da mußte er uns durch und aus der grimmigen Qual aus dem feurigen Angstleben durch den Tod in das Licht- und Liebe-Leben wieder hineinführen. Es war zwar in der menschlichen Seele die Pforte des Todes im Grimm zugeschlossen, so daß die Seele in der Angstqual in der inneren Natur im Feuer des Giftes als im Wasser der Angst (gefangen) stand, aber hier hat der Fürst Christus den Verschluß des Todes zerbrochen und grünt mit seiner menschlichen Seele durch den Tod im Licht Gottes wieder aus und führt nun in seinem Licht-Leben den Tod gefangen, so daß er ein Spott geworden ist. Denn mit diesem Verschluß gedachte Luzifer ein Herr und allmächtiger Fürst im Grimm zu sein. Aber als der Verschluß zerbrochen wurde, da zerstörte ihm die Kraft der Gottheit im Licht sein Reich, und so wurde er ein gefangener Knecht, denn Gottes Licht und das Wasser der Sanftmut sind sein Tod, denn damit wird der Zorn getötet.
5.12. So ist das Licht und die Liebe mit dem paradiesischen Element und dem Wasser des ewigen Lebens in den Zorn eingegangen, und damit wurde Gottes Zorn gelöscht. Darum bleibt nun Luzifer in sich selber nur ein ängstlicher grimmiger Feuerqual-Quell, darin sein Leib ein Gift ist und ein Quell des Giftwassers. Und damit wurde er aus dem Feuer Gottes in die Matrix der ewigen Natur ausgestoßen, nämlich in die strenge Herbigkeit, welche die ewige Finsternis gebiert. Dort führt er das strenge Regiment im ängstlichen Mercurius (dem „reflektierenden Bewußtsein“), und ist damit ein Beschämter oder Verstoßener, welcher im Ursprung ein Fürst war. Aber jetzt gilt er nicht mehr als ein Scharfrichter und ehrenloser Knecht, der da in Gottes Grimm wie ein Henker sein muß, der das Böse bestraft, wenn ihm das von seinem Herrn befohlen wird. Weiter hat er keine Gewalt, aber er ist ein Betrüger, der viele erhaschen möchte, damit sein Reich groß werde und er viele habe und nicht mit wenigen so im Spott stehe. Dergleichen denkt auch eine Hure: „Wenn nur viele Huren sind, dann bin ich ja nicht allein eine Hure, sondern bin wie andere.“ So begehrt auch er ein großes Geschlecht, daß er damit über Gott spotte. Denn der Teufel gibt immer Gott die Schuld, daß er gefallen ist und daß ihn Gottes Grimm so gezogen und in einen solchen Willen des überheblichen Stolzes gestürzt hätte, so daß er nicht bestehen konnte. Er vermeint, wenn er nur viele zu sich zöge, daß sein Reich groß werde und daß er derer um so mehr bekomme, die auch so wirken wie er und Gott verfluchen, sich aber selber rechtfertigten. Das ist seine Stärke und Wollust in seiner finsteren herben Angst, daß er immer das Feuer in sich erregt und über die Throne (der Engel) ausfährt. So hält er sich immer noch für einen Fürsten und König. Und wenn er auch bösartig ist, so ist er doch im Zorn nur ein Fürst seiner Legionen in seinen Kreaturen. Aber außerhalb seiner Kreaturen hat er mit dem Zorn keine Gewalt, etwas zu tun, denn dort muß er wie ein Ohnmächtiger gefangenbleiben.
5.13. So versteht das menschliche Leben in zwei Gestalten, nämlich eine nach dem Feuer der Natur und die andere nach dem Feuer des Lichtes, welches Feuer in der Liebe brennt, darin das edle Bildnis Gottes erscheint. Und wir verstehen hierin, daß der Wille des Menschen in Gottes Willen eingehen soll. Dann geht er in Christi Tod mit Christi Seele durch den Tod in die ewige Freiheit Gottes in das Lichtleben ein, wo er in Christus bei Gott ist. Die dritte Gestalt des Lebens ist das äußere geschaffene Leben aus dieser Welt, nämlich aus Sonne, Sternen und Elementen, welches Gottes Geist dem Adam mit dem Geist der großen Welt (majoris mundi) in die Nase blies, so daß er dann auch eine äußerliche Seele wurde, die im Blut und Wasser schwimmt und im äußeren angezündeten Feuer brennt, also in der Wärme.
5.14. Doch dieses äußere Leben sollte nicht in das Bildnis als in das innere Leben greifen, und das Bildnis sollte es auch nicht in das innere Licht hereinlassen, welches durch den Tod hindurchscheint und mit seiner Kraft in der ewigen Freiheit grünt, denn das äußere Leben ist nur ein Gleichnis des inneren Lebens. Der innere Geist sollte nur im äußeren Spiegel die ewigen Wunder, die in Gottes Weisheit waren und im Ungrund in der göttlichen Magie erblickt wurden, eröffnen und zu einem bildlichen Spiegel bringen, nämlich zu einem Wunderspiegel zu Gottes Ehren und zur Freude des inneren Menschen, aus Gott geboren. Aber sein Wille sollte nicht dahineingehen, um das äußere Wunder in das Bildnis hereinzuziehen, wie wir nun mit Jammer erkennen, daß sich der Mensch einen irdischen Schatz in sein Gemüt hereinzieht und einbildet und damit das reine Bildnis Gottes nach dem zweiten Prinzip in sich zerstört.
5.15. So geht nun der Willen-Geist des Menschen in das irdische Wesen und führt seine Liebe, darin das Bildnis steht, in das irdische Wesen wie in einen irdischen Schatz und in ein irdisches Gefäß. Dadurch wird das Bildnis in solcher Imagination auch irdisch und geht in den Tod und verliert Gott und Himmelreich, denn sein Willen-Geist steckt mit der Liebe im äußeren Leben. Deshalb muß nun das äußere Leben sterben und zerbrechen, damit das geschaffene Bildnis nach dem inneren Reich wieder erscheine. Und so steckt der Willen-Geist mit seiner Liebe in den äußeren Wundern und führt diese im Sterben des äußeren Lebens mit sich vor das Gericht Gottes. Dort soll der Willen-Geist durch das Feuer gehen und das Bildnis im Feuer bewährt (gereinigt und geprüft) werden. Da muß alles Irdische vom Bildnis abbrennen, denn es muß ganz rein und ohne Makel sein. Gleichwie das Licht im Feuer besteht, so muß auch der Willen-Geist im Feuer Gottes bestehen. Und wenn er dort nicht frei durch das Feuer Gottes und durch den Tod hindurchgehen kann, dann wird dieses Seelenbildnis in die ewige Finsternis ausgestoßen.
5.16. Und dies ist eben der schwere Fall Adams, daß er seinen Willen-Geist in das äußerliche Leben als in das äußere Prinzip in die falsche Sucht hineinsetzte und nach dem irdischen Leben imaginierte. Und so ging er aus dem Paradies, das durch den Tod im anderen (zweiten) Prinzip grünt, in das Äußere und ging damit in den Tod hinein. So mußte er sterben, und so wurde sein Bildnis zerstört. Dies haben wir von Adam geerbt, aber auch die Wiedergeburt vom anderen Christus-Adam, in den wir in Christi Menschwerdung eingehen müssen und mit ihm in seinen Tod, um aus dem Tod mit ihm in der Paradieswelt zu grünen, in der ewigen Wesenheit der Freiheit Gottes.
Was die Lust vermag, wie wir in Adam gefallen und in Christus wiedergeboren sind, und wie es nicht so leicht ist, ein wahrhafter Christ zu werden.
6.1. So verstehen wir, daß es an der Lust liegt, und daß das Verderben aus der Lust gekommen war und noch immer kommt. Denn die Lust ist eine Imagination, die sich in alle Gestaltungen der Natur hineinwindet, so daß sie alle mit dem geschwängert werden, dazu die Lust entsteht, wie wir dann auch den äußeren Geist des Menschen verstehen, der ein Gleichnis des inneren ist. Dieser hat nach dem schönen Bildnis gelüstet und deswegen seine Imagination in den inneren Geist gesetzt, davon der innere infiziert worden ist. Und weil er nicht zur gleichen Stunde den Tod fühlte, so hat er dem äußeren Geist seinen Willen-Geist eingeräumt (bzw. ihm Raum gegeben), und so ist der äußere in den inneren zur Herberge eingezogen und ist schließlich der Wirt im Haus geworden und hat den inneren verdunkelt, so daß das schöne Bildnis verblichen ist. Damit fiel das schöne Bildnis unter die Mörder, nämlich unter die strengen Geister der Natur und des Lebens Ursprung. Diese hielten das Bildnis gefangen und zogen ihm das Paradieskleid aus, mordeten es und ließen es halbtot liegen. (Luk. 10.30)
6.2. Jetzt war der Samariter Christus nötig, und das ist die Ursache, warum Gott Mensch wurde. Wenn der Schaden hätte durch ein Wortsprechen und eine Wortvergebung geheilt werden können, dann wäre Gott nicht Mensch geworden. Aber Gott und Paradies waren verloren, dazu war das edle Bildnis zerstört und verwüstet worden und mußte wiederum aus Gott geboren werden. Und darum kam Gott mit seinem Wort, welches das Zentrum im Lichtleben ist, und wurde Fleisch, damit die Seele wieder ein göttliches paradiesisches Wohnhaus bekäme. Verstehe: Gleichwie Adams Seele die Tür der Feueressenzen aufgetan und die irdischen Essenzen hereingelassen hatte, so daß sich dieser Qual-Quell in das Paradiesbildnis eingewunden und das Bildnis irdisch gemacht hatte, so öffnete Gottes Herz die Tür der Lichtessenzen und umfing die Seele mit dem himmlischen Fleisch. Und so imaginierten die Essenzen des heiligen Fleisches nach dem Bildnis, nach der Seele Essenzen. Damit wurde die Seele jetzt wieder geschwängert, so daß sie mit ihrem Willen-Geist durch den Tod in das Paradiesleben einging. Und daher kam die Versuchung Christi, daß er versucht wurde, ob die Seele vom Wort des Vaters (Verbo Domini) essen wollte und ob sie wieder durch den Tod in Gottes Leben eingehen könnte, welches letztendlich am Stamm des Kreuzes erfüllt wurde. Da ging Christi Seele durch das Feuer des Grimms durch den strengen Qual-Quell durch den Tod und grünte in der heiligen Paradieswelt wieder aus, in die Adam geschaffen war. Und so ist uns Menschen wieder geholfen worden.
6.3. Darum ist es uns nun vonnöten, daß wir unseren Willen, Sinn und Gemüt aus allen irdischen Dingen herausziehen und in Christi Leiden, Sterben, Tod und Auferstehung hineinwenden, so daß wir den alten Adam mit Christi Tod immerzu kreuzigen und mit der Sünde im Tod und Sterben Christi immerzu sterben und mit ihm aus der Angst des Todes in einem neuen Menschen immerzu wieder auferstehen und im Leben Gottes grünen. Anders ist kein Rat. Wir müssen der irdischen Welt in unserem Willen absterben und müssen der neuen Welt im Glauben im Fleisch und Blut Christi immerzu wiedergeboren werden. Denn wir müssen aus Christi Fleisch geboren werden, wenn wir das Reich Gottes schauen wollen.
6.4. So ist es kein Leichtes, ein wahrhafter Christ zu sein, sondern das Allerschwerste. Der Wille muß ein Ritter werden und gegen den verdorbenen Willen kämpfen. Er muß sich aus dem irdischen Verstand durch den Tod Christi in Gottes Zorn einsenken und als ein teurer Ritter dem irdischen Willen seine Gewalt zerbrechen, und sich so fest entschließen, daß er das irdische Leben daransetzen und nicht nachlassen will, er habe denn den irdischen Willen zerbrochen, welches mir wohl ein strenger Krieg ist, wenn zwei Prinzipien miteinander um die Überwindung streiten. Es ist kein Scherz, es muß Ernst sein, um das Ritterkränzlein zu fechten, denn keiner erlangt es ohne zu siegen. Er muß die Macht des irdischen Willens zerbrechen, was er in sich aus eigener Macht doch nicht vermag. Aber wenn er sich mit seinem inneren Willen aus dem irdischen Verstand in den Tod Christi einsenkt, dann sinkt er mit Christi Tod durch Gottes Grimm gegen alles Halten des Teufels in die Paradieswelt in das Leben Christi hinein. Deshalb muß er seinen eigenen Willen wie tot machen, dann lebt er in Gott und versinkt in Gottes Liebe, auch wenn er noch im äußeren Reich lebt.
6.5. Ich rede aber vom Ritterkränzlein, das er in der Paradieswelt bekommt, wenn er einmal hindurchdringt. Denn hier wird der edle Samen gesät und bekommt das hochteure Pfand des Heiligen Geistes, der ihn danach leitet und führt. Und wenn er auch in dieser Welt in einem finsteren Tal wandern muß, wo der Teufel und die Bosheit der Welt immerzu über ihn herrauschen und den äußeren Menschen oft in Greuel werfen und so das edle Senfkörnlein verdecken, so läßt es sich doch nicht aufhalten, sondern es grünt hervor, und daraus wächst ein Baum in das Reich Gottes gegen alles Wüten und Toben des Teufels und seines Anhangs. Und je mehr der edle Perlenbaum bedrückt wird, desto heftiger und gewaltiger wächst er, denn er läßt sich nicht unterdrücken, wenn es auch das äußere Leben kosten soll.
6.6. Also, mein liebes Gemüt, forsche wahrhaftig nach dem Baum des christlichen Glaubens, denn er steht nicht in dieser Welt. Er muß wohl in dir sein, aber du mußt mit dem Baum durch Christus in Gott sein, so daß dir diese Welt nur anhängt, wie sie auch Christus nur anhing. Doch das ist nicht so zu verstehen, daß diese Welt vor Gott nichts tauge oder nützlich wäre. Sie ist das große Mysterium, und der Mensch ist darum in diese Welt als ein weiser Regent derselben geschaffen worden, daß er alle Wunder, die seit Ewigkeit im Sulphur (dem „Seelenleib“) sind und daraus diese Welt mit Sternen und Elementen geschaffen wurde, eröffnen und nach seinem Willen in Formen, Figuren und in Bildnissen bringen soll, alles zu seiner Freude und Herrlichkeit.
6.7. Der Mensch war ganz frei erschaffen ohne jegliche Gesetze. Er hatte kein Gesetz als nur das natürliche Gesetz, daß er nicht ein Prinzip in das andere vermischen sollte. Der innere Mensch sollte nichts Irdisches in sich hereinlassen, sondern allmächtig über das äußere Prinzip herrschen, dann wäre weder Tod noch Sterben in ihn gekommen. Es hätten ihn auch die äußeren Elemente nicht erregen können, und weder Hitze noch Frost hätte ihn ergriffen. Denn wie das edle Bildnis im Feuer bestehen muß, so sollte dieses edle Bildnis auch durch den ganzen Menschen durch alle drei Prinzipien herrschen, alles regieren und mit der Paradiesqualität erfüllen.
6.8. Weil es aber nicht sein konnte und das Fleisch irdisch wurde, so müssen wir nun im Glauben geboren werden. Weil das irdische Leben das wahre Leben verdeckt, so müssen wir nun das wahrhafte Kleid anziehen, welches Hoffnung heißt, und unseren Willen in diese Hoffnung setzen und immer am Baum des Glaubens arbeiten, damit er seine Früchte bringe, nämlich die holdselige Liebe zu Gott und seinen Nächsten. So soll er Gutes wirken, nicht allein um seinetwillen, sondern auch darum, daß er seinen Nächsten mit seinem Beispiel und Leben bessere. Er soll denken, daß er ein Baum im Reich Gottes sei, daß er Gottes Frucht trage und in Gottes Acker wachse, daß seine Früchte auf Gottes Tisch gehören und daß er seine Werke und Wunder in die wahrhafte Liebe einfasse und in der Liebe wandle, so daß er diese in das Reich Gottes hineinführen kann. Denn Gott ist ein Geist, und der Glaube ist auch ein Geist in Gott. Gott ist in Christus Mensch geworden, und auch der Geist des Glaubens wird in Christus als Mensch geboren. So wandelt der Willen-Geist wahrhaft in Gott, denn er ist ein Geist mit Gott und wirkt mit Gott göttliche Werke. Und wenn ihn auch das irdische Leben verdeckt, so daß er seine Werke, die er im Glauben geboren hat, nicht kennt, so wird es doch im Zerbrechen des irdischen Lebens offenbar, denn die Hoffnung ist sein Kasten und ein Mysterium, dahinein des Glaubens Werke gesät und auch behalten werden.
Zu welchem Ziel diese Welt samt allem Wesen geschaffen ist, auch von zwei ewigen Mysterien, vom mächtigen Streit im Menschen um das Bildnis, und worin der Baum des christlichen Glaubens stehe, wachse und Frucht trage.
7.1. Weil nun der Mensch so in einem dreifachen Leben steht, so ist jedes Leben dem anderen ein Mysterium und begehrt das andere, zu welchem Ziel diese Welt mit allem Wesen erschaffen worden ist, denn die göttliche Wesenheit begehrt den Spiegel oder das Gleichnis. Denn diese Welt ist ein Gleichnis nach Gottes Wesen, und so ist Gott in einem irdischen Gleichnis offenbar. Denn diese Wunder der Verborgenheit können in der englischen Welt in der Liebegeburt nicht offenbart werden. Aber in dieser Welt, darin Liebe und Zorn gemischt sind, da ist eine zweifache Gebärerin, und da kann es sein. Denn alle Dinge entstehen aus der Feuerwurzel, werden aber vom Wasser der Sanftmut umfangen, damit es ein liebliches Wesen wird. Wenn aber das Feuer in der englischen Welt nicht erkannt wird, weil dort das Zentrum der Gebärerin im Licht steht und das Wort Gottes ist, dann können diese Wunder der Natur nicht anders als in einer geistigen Magie offenbart werden, das heißt, sie müssen in Gottes Weisheit gesehen werden. Weil dies aber den Engeln und Seelen der Menschen fast unbegreiflich ist, aber Gott in den Engeln und Menschen erkannt sein will, so gelüstet die englische Welt nach den großen Wundern, um sie zu erkennen, die seit Ewigkeit in Gottes Weisheit standen. Und diese werden im irdischen Gleichnis in Figuren und Bildnissen zum Wesen gebracht, alles nach den ewigen Essenzen des Zentrums der Natur, so daß die Wunder ewig bestehen können, aber nicht essentiell, sondern in Figuren, Bildnissen, Gleichnissen und Formungen, die nach dem Willen zwar magisch sind, aber die Gebärerin ist doch im Zentrum der Wunder, denn sie ist einmal aus dem Feuer erweckt worden. Doch sie wird im Mysterium wieder verschlungen und besteht wie ein verborgenes Leben. Darum sollen alle Wesen wie ein Schatten in der englischen Welt offenbar werden, aber nur die, welche in Gottes Willen in das Mysterium hineingeführt worden sind. Denn der Mysterien sind zwei, die da ewig sind: Eines in der Liebe, und das andere im Zorn. Wo sich nun der Willen-Geist mit seinen Wundern hineinwendet, darin stehen auch seine Werke und Wunder.
7.2. In gleicher Weise ist uns zu erkennen, wie auch das Äußere nach dem Inneren heftig begehrt, denn alles läuft nach dem Zentrum als nach dem Ursprung und begehrt die Freiheit, denn im Feuer der Natur ist Angst und Qual. So will nun die Bildung oder das Bild der Sanftmut im Quell der Liebe frei sein, und kann doch nicht vom Quell der feurigen Essenzen frei sein, solange bis sich die Quelle in der Zerbrechung scheidet (bzw. entscheidet) und ein jedes in sein Mysterium tritt. Desgleichen will das Feuer vom Wasser frei sein, denn das Wasser ist auch des Feuers Tod und ist ihm auch Mysterium. Und so sehen wir gleichsam, wie das Wasser das Feuer gefangenhält, aber kein Sterben im Feuer ist, sondern nur ein Mysterium, wie dann zu sehen ist, wenn es im Wasser hervorbricht und sich eröffnet, wie zum Beispiel am Wetterleuchten oder auch an einem Stein (Feuerstein), der doch Wasser ist*, zu erkennen ist. Wir sehen aber vor allem, wie alle Gestaltungen der Natur des Lichtes begehren, denn in diesem Begehren wird das Öl (wie ein Lampenöl) geboren, darin das Licht erkannt wird, denn es entsteht aus der Sanftmut.
(*Was Böhme damals im „dunklen Mittelalter“ geistig gesehen hat, erklären im Prinzip auch unsere modernen Naturwissenschaften: Das Universum war am Anfang reine Energie bzw. Feuer und Licht, darin sich die Sterne verdichteten, die vor allem aus Wasserstoff bestehen, daraus wiederum die festere Materie entstand wie Erde oder Steine. In diesem Sinne besteht auch ein Stein aus Feuer und Wasser.)
7.3. So ist uns unser Leben zu erkennen, daß in uns des Feuers Zentrum offensteht, denn das Leben brennt im Feuer. Und dann ist uns die Begierde zur Liebe zu erwägen, die im Wort des Lebens in der englischen Welt entsteht, darin uns das Herz Gottes mit seinem Begehren durch seine Imagination beisteht und uns auch in das göttliche Mysterium zieht.
7.4. Und zum Dritten ist uns das magische Reich dieser Welt zu erwägen, das auch in uns brennt und uns heftig in seine Wunder zieht, denn es will offenbar sein. Und der Mensch ist zu dem Ende (bzw. Ziel) dahinein erschaffen worden, daß er dieses Mysterium offenbare und die Wunder ans Licht und in Formen nach der ewigen Weisheit bringe. Wenn er dieses nun tun soll und so in einem dreifachen Feuer brennt, dann hat der rechte (wahrhafte) Geist, in dem das englische Bildnis steckt, große Unruhe und ist in großer Gefährlichkeit, denn er wandelt auf einem sehr schmalen Weg und hat zwei Feinde, die ihn immer ziehen. Ein jeder will im Bildnis sein und seinen Quell hineinführen, nämlich das innere und das äußere Feuer, also das innere Reich des Grimms und auch das äußere irdische Reich des Spiegels. Und so steckt das rechte Bildnis mitten in der Quetsche. Denn das innere Reich will durch das äußere die Wunder eröffnen. Weil es aber zu scharf (und zu feurig) ist, flieht das äußere Reich vor dem inneren und greift nach dem mittleren als nach dem Bildnis, welches in der Freiheit Gottes steht, und flechtet sich damit in das Bildnis ein, denn dieses ergreift alles nach dem Herzen Gottes als nach dem Zentrum des Freudenreichs. Und jetzt tut es dem Bildnis not, daß es sich wehre, um den irdischen Gast nicht hereinzulassen, viel weniger den feurigen, und es wird doch aus beiden geboren, nämlich aus dem Feuer das Leben, und aus dem Äußeren die Wunder. Darum tut es dem Menschenbild hoch not, daß es ein mäßiges nüchternes Leben führe und sich mit dem äußeren Reich nicht zu sehr fülle, denn es macht sonst im edlen Bildnis seine Einwohnung.
7.5. Hier verstehen wir den mächtigen Streit im Menschen um das Bildnis Gottes, denn es streiten drei darum: Erstlich das strenge Feuerleben, zweitens das göttliche Leben, und zum Dritten das irdische Leben. Und so steckt das edle Bild in der Mitte und wird von dreien gezogen. Jetzt ist ihm not, daß es sich im Glauben in das Mysterium der Hoffnung verberge und in diesem Mysterium stillstehe, weil sonst der Teufel mit Stolz, Falschheit und Geiz im inneren Feuerleben immer heraus in das äußere Leben über das edle Bildnis herfällt, um es in das Feuer und Angstleben hineinzuführen und zu zerbrechen. Denn er meint immerzu, der Ort dieser Welt sei sein Königreich und will kein anderes Bildnis darin leiden. So fällt nun das edle Bildnis in Kreuz, Trübsal, Angst und Not, und hier gehört ein großer Kampf dazu, um für das edle Ritterkränzlein des göttlichen Bildnisses zu fechten. Daher entsteht das Gebet, damit das Bildnis stets aus dem eingeführten irdischen Wesen und auch aus den stolzen und höllischen Greueln mit dem Gebet ausgehe und immerzu in Gottes Leben und seine Liebe eingehe. So tötet das rechte (wahrhafte) Bildnis immerzu den irdischen Adam und auch den höllischen Stolzteufel und muß immer wie ein Ritter stehen, und so ist es ihm am allernützlichsten, daß es sich in Geduld einwickle, unter das Kreuz werfe und immer in der Liebe aufquelle. Denn das ist sein Schwert, mit dem es den Teufel schlägt und das irdische Wesen austreibt. Es hat kein anderes Schwert, damit es sich wehren kann als das sanfte Wasser des ewigen Lebens, welches dem stolzen grimmigen Feuergeist nicht schmeckt, denn es ist sein Gift und er flieht davor.
7.6. Wenn wir also den Baum des christlichen Glaubens recht erklären wollen, dann sagen wir: Seine Wurzel steht im Mysterium der Hoffnung, sein Wachstum steht in der Liebe, und sein Leib in der Fassung des Glaubens, das heißt, wenn das Bildnis mit seinem ernsten Begehren in Gottes Liebe und Gottes Weisheit eindringt, also Christi Leib erfaßt. Das ist nun der Körper, in dem der Baum steht, wächst und grünt und in Geduld Früchte bringt. Diese Früchte gehören alle in die englische Welt und sind der Seele Speise, davon sie ißt und ihr feuriges Leben erquickt, so daß es ins Licht der Sanftmut verwandelt wird.
7.7. Also wächst der Baum im Paradies Gottes, welchen der äußere Mensch nicht kennt und kein Verstand begreift. Aber dem edlen Bildnis ist er wohl erkenntlich, und er wird ihm spätestens dann offenbar, wenn das äußere Leben zerbricht und ihm alle seine Werke im Mysterium der Hoffnung nachfolgen, dahinein er gesät hat. Darum soll sich keiner, der Gottes Pilgerstraße wandeln will, vornehmen, in dieser Welt gute und fröhliche Tage mit weltlichen Ehren zu haben, sondern Trübsal, Verachtung und Verfolgung warten alle Stunden auf ihn. Er ist hier nur in einem Jammertal und muß immer im Streit stehen, denn der Teufel geht wie ein brüllender Löwe um ihn her und reizt alle seine Kinder der Bosheit gegen ihn. So wird er als ein Narr geachtet, ist seinem Bruder unbekannt, und das Haus seiner Mutter (der Natur) verspottet und verachtet ihn. Er geht dahin, sät in Trübsal und ängstigt sich, aber es ist niemand, der es begreift oder dem es zu Herzen ginge. Jedermann meint, seine Torheit plage ihn. So bleibt er der Welt verborgen, denn er ist mit seinem edlen Bildnis nicht von der Welt, sondern aus Gott geboren. So sät er in Trübsal, aber erntet in Freude. Wer will dann seine Herrlichkeit aussprechen, die ihm zum Lohn wird? Oder wer will von diesem Ritterkränzlein sprechen, welches er erlangt? Wer kann die Krone der Jungfrau beschreiben, die ihm die Jungfrau der Weisheit aufsetzt? Wo ist eine solche Schönheit, die den Himmel übertrifft? Oh edles Bildnis, bist du doch ein Bildnis der Heiligen Dreifaltigkeit, in der Gott selbst wohnt! Gott setzt dir seinen schönsten Schmuck auf, daß du dich ewig in ihm freuen sollst.
7.8. Was ist das Wesen dieser Welt, wenn es doch zerbricht und den Menschen nur Kummer, Angst und Elend bringt, dazu in Gottes Zorn, und ihm das schöne Bildnis zerstört und eine Larve anzieht? Oh, welche große Schande wird der Mensch dessen haben, wenn er am Gerichtstag Gottes mit einem tierischen Bildnis so erscheinen wird, ohne dem, was danach folgt, in dem er ewig bleiben soll. Dann wird Reue beginnen, und ein Ächzen und Heulen wird sein um das verlorene Pfand, welches ewig nicht wieder erreicht werden kann, weil das Bildnis in Ewigkeit vor dem greulichen Teufel stehen und tun soll, was der Greuelfürst Luzifer will.
Auf welche Weise Gott die Sünde vergibt, und wie man ein Kind Gottes wird.
8.1. Liebes suchende begierige Gemüt, das nach Gottes Reich hungert und dürstet! Erkenne doch den Grund, der dir gezeigt wird. Es ist ja kein Leichtes, ein Kind Gottes zu werden, wie Babel lehrt, da man das Gewissen mit den Historien in bloßes Wähnen ohne Erfahrung führt, sie also höflich mit Christi Leiden und Tod kitzelt, weil man die Vergebung der Sünden nur historisch lehrt, gleich einem weltlichen Gericht, wo einem seine Schuld aus Gnade erlassen wird, auch wenn er im Herzen ein Schalk bleibt. Hier ist es viel anders: Gott will keine Heuchler haben. Er nimmt nicht so die Sünde von uns, indem wir nur an der Wissenschaft hängen und uns des Lebens Christi trösten, aber im Gewissen in den Greueln (des Unheils) bleiben. Es heißt: »Ihr müßt von neuem geboren werden oder könnt nicht in das Reich Gottes kommen.« Wenn sich einer mit Christi Leiden und Tod kitzeln will und sich das aneignen, aber mit seinem Willen unwiedergeboren im adamischen Menschen bleiben will, der handelt gleichsam wie einer, der sich tröstet, sein Herr werde ihm sein Land schenken, auch wenn er nicht sein Sohn ist, und er es doch allein seinem Sohn zu schenken verheißen hat. So auch hier: Willst du deines Herrn Land besitzen und zum Eigentum haben, dann mußt du sein wahrer Sohn werden, denn der Sohn der Magd soll nicht mit dem Sohn der Freien erben. Der Historien-Sohn ist ein Fremdling. Du mußt aus Gott in Christus geboren werden, damit du ein leiblicher Sohn werdest. Dann bist du Gottes Kind und ein Erbe des Leidens und Todes Christi. Christi Tod ist dein Tod, seine Auferstehung aus dem Grab ist deine Auferstehung, seine Himmelfahrt ist deine Himmelfahrt und sein ewiges Reich ist dein Reich. Indem du sein wahrer Sohn aus seinem Fleisch und Blut geboren bist, nur so bist du ein Erbe aller seiner Güter. Anders kannst du nicht Christi Kind und Erbe sein.
8.2. Doch solange das irdische Reich in deinem Bildnis steckt, bist du der irdische Sohn des verdorbenen Adam. Da hilft keine Heuchelei. Gib gute Worte vor Gott, wie du willst, so bist du doch ein fremdes Kind, und Gottes Güter gehören dir nicht, bis du mit dem verlorenen Sohn in rechter wahrer Reue und Buße über dein verlorenes Erbgut wieder zum Vater kommst. Dazu mußt du mit deinem Willen-Geist aus dem irdischen Leben ausgehen und den irdischen Willen zerbrechen, welches wehtut, und mit dem Gemüt und Willen-Geist seinen gehabten Schatz verlassen, darin der Willen-Geist geboren war, und mußt in Gottes Willen eingehen. Hier säst du deinen Samen in Gottes Reich und wirst in Gott als eine Frucht neugeboren, die in Gottes Acker wächst. Denn dein Wille empfängt Gottes Kraft und Christi Leib, und so wächst dir der neue Leib in Gott. Dann bist du Gottes Kind, und Christi Güter gehören dir: Sein Verdienst ist dein Verdienst, und sein Leiden, Tod und Auferstehen ist alles dein. Du bist ein Glied an seinem Leib, und sein Geist ist dein Geist. Er leitet dich auf rechter Straße, und alles, was du tust, das tust du Gott. Du säst in dieser Welt und erntest im Himmel Gottes. Du bist Gottes Wunderwerk und eröffnest im irdischen Leben seine Wunder und ziehst diese mit deinem Willen-Geist in das heilige Mysterium.
8.3. So erkennt dies, ihr Geizigen und Stolzen, ihr Neidischen, falschen Richter und Boshaften, die ihr euren Willen und die Begierde in irdische Güter, in Geld und Gut und in die Wollust dieses Lebens hineinführt und Geld und Gut für euren Schatz haltet. Ihr setzt eure Begierde dahinein und wollt gleichwohl Gottes Kinder sein. Ihr steht und heuchelt vor Gott, er soll euch die Sünde vergeben, aber ihr bleibt mit eurem Bildnis in Adams Pelz, in Adams Fleisch, und tröstet euch so mit dem Leiden Christi und seid nur Heuchler. Ihr seid nicht Gottes Kinder, denn ihr müßt in Gott geboren werden, wollt ihr seine Kinder sein. Anders betrügt ihr euch samt euren Heuchlern, welche euch eine scheinheilige Farbe vormalen. Sie lehren, und sind nicht von Gott erkannt noch gesandt zu lehren. Sie tun es um des Bauches und um weltlicher Ehre willen, und sind die große Hure zu Babel, die mit den Lippen Gott heucheln und mit dem Herzen und Willen-Geist dem Drachen zu Babel dienen.
8.4. Liebes Gemüt, willst du Gottes Kind werden, dann schicke dich in Anfechtung und Trübsal. Es ist nicht leicht und sanft, in das Kinderleben einzugehen, solange der Verstand im irdischen Reich gefangenliegt. Er muß zerbrochen werden, und der Wille muß vom Verstand abgehen. Er muß sich in Gottes Reich in demütigen Gehorsam einsäen, wie ein Samenkorn in den Acker gesät wird. Er muß sich im Verstand gleichsam tot machen und Gott ergeben. Dann wächst die neue Frucht in Gottes Reich.
8.5. Darum steht der Mensch in einem dreifachen Leben, und alles gehört Gott: Die inneren feurigen Essenzen des ersten Prinzips werden mit dem neuen Leib in Christus einverleibt, so daß sie in Christi Fleisch und Blut aus Gottes Willen quellen. Und ihr Feuer ist Gottes Feuer, aus welchem Liebe, Sanftmut und Demut brennen, darin der Heilige Geist ausgeht und ihnen hilft, den Kampf gegen den irdischen Verstand und auch gegen den Willen des verdorbenen Fleisches und des Teufels zu bestehen. So wird ihm das Joch des irdischen Willens leichter, aber er muß in dieser Welt im Kampf bleiben. Denn das irdische Leben braucht Nahrung, und die muß der Mensch suchen, und darf doch seinen Willen und sein Herz nicht dahinein setzen und daran hängen. Er muß Gott vertrauen. Auch wenn sein irdischer Verstand immer im Zweifel steht, daß ihm etwas fehlen werde. Denn er will zwar Gott schauen, aber kann es nicht, weil Gott nicht im irdischen Reich wohnt, sondern in sich selbst.
8.6. So muß der Verstand, weil er Gott nicht schauen kann, in die Hoffnung gezwängt werden. Dort läuft dann der Zweifel gegen den Glauben und will die Hoffnung zerstören. Da muß nun der ernste Wille mit dem rechten Bildnis gegen den irdischen Verstand kämpfen. Und das tut weh und geht oft traurig zu, solange der Verstand noch den Lauf dieser Welt anschaut und damit seinen Willen-Geist wie närrisch gegenüber dem Lauf dieser Welt erkennt. Da heißt es: Seid nüchtern, wacht, fastet und betet, daß ihr den irdischen Verstand betäuben und gleichsam tot machen könnt, so daß Gottes Geist eine Stätte in euch finde! Wenn dieser erscheint, dann überwindet er bald den irdischen Verstand und blickt den Willen in der Angst mit seiner Liebe und Süßigkeit an, weil dann allemal ein schönes Zweiglein aus dem Glaubensbaum geboren wird. Und so dient alle Trübsal und Anfechtung den Kindern Gottes zum Allerbesten. Denn so oft Gott über seine Kinder verhängt, daß sie in Angst und Trübsal geführt werden, so stehen sie allemal in der Geburt eines neuen Zweigleins aus dem Glaubensbaum. Und wenn der Geist Gottes wieder erscheint, dann läßt er allemal ein neues Gewächs aufgehen, dessen sich das edle Bildnis höchst erfreut. Und das nur für den ernsten Sturm, darin der irdische Baum überwunden und das edle Samenkorn in Gottes Acker gesät werden muß, so daß der Mensch lerne, den irdischen Menschen zu erkennen. Denn wenn der Wille Gottes Licht empfängt, dann sieht sich der Spiegel in sich selbst, denn eine Essenz sieht die andere im Licht. Und so findet sich der ganze Mensch in sich selbst und erkennt, was er ist, welches er im irdischen Verstand nicht erkennen kann.
8.7. So sollte niemand denken, daß der Baum des christlichen Glaubens im Reich dieser Welt gesehen oder erkannt werde. Der äußere Verstand kennt ihn nicht. Und wenn auch der schöne Baum schon im inneren Menschen steht, der irdische Verstand zweifelt wohl noch, denn der Geist Gottes ist ihm wie eine Torheit. Er kann ihn nicht begreifen. Und wenn es auch geschieht, daß sich der Heilige Geist im äußeren Spiegel eröffnet, so daß das äußere Leben darin hoch erfreut wird und vor großer Freude zittert und denkt „Nun habe ich den werten Gast erlangt, nun will ich es glauben!“, so ist doch keine vollkommene Beständigkeit darin, denn der Geist Gottes verharrt nicht immerfort in der irdischen Qualität. Er will ein reines Gefäß haben. Und wenn er in sein Prinzip entweicht als in das rechte (wahre) Bildnis, dann wird das äußere Leben kleinmütig und zaghaft. Darum muß das edle Bildnis immer im Kampf gegen das äußere Verstandesleben sein. Und je mehr es kämpft, desto größer wächst der schöne Baum, denn es wirkt mit Gott. Denn gleichwie ein irdischer Baum in Wind, Regen, Kälte und Hitze wächst, so auch der Baum des Bildnisses Gottes unter Kreuz und Trübsal, in Angst und Qual, in Spott und Verachtung, und grünt in Gottes Reich und bringt Frucht in Geduld.
8.8. Wenn wir nun solches wissen, dann sollen wir dahin arbeiten und uns weder von Furcht noch Schrecken aufhalten lassen. Denn wir werden dessen wohl ewig genießen und einernten, was wir hier in Angst und Mühe gesät haben, so daß wir uns ewig trösten. Amen, Halleluja!