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Was ist der Unterschied zwischen den Lebendigen und Toten, der Auferstehung des Fleisches und der Seele?
30.1. Von diesem sagt uns Christus, daß es ein großer Unterschied sein werde. Und damit verweisen wir Euch auf die Schrift, denn das soll nach der Schrift ergehen.
30.2. Solange aber auch dies für den Verstand des Menschen unergründlich und unerkenntlich ist, wüßte ich Euch darauf nicht mehr zu antworten, als die Schrift sagt. Doch weil Ihr ja so danach ächzt und solches zu wissen begehrt, so seid Ihr auch in Eurem Suchen das Finden, und ich bin nur das Werkzeug.
30.3. Und wenn es nun auch so ist, daß es mir gegeben und eröffnet wird, dann kommt es doch nicht von meinem Verstand oder Eigenwissen, sondern das Wissen steht im Geist Christi, nach welchem sich die Hand zweifach nennt, nämlich „uns“. Denn sie redet aus zwei Personen, denn zwei Personen sagen nicht „ich“, sondern „wir“, und reden von zweien als ein Herr, der von seiner Person und seinem Reich spricht.
30.4. So sollen auch Gottes Kinder und Diener nicht sagen „Mein ist das Wissen, und mein ist der Verstand!“, sondern Gott die Ehre geben, und mit ihrem Eröffnen der Wunder Gottes von Zweien reden, nämlich vom Geber und vom Nehmer.
30.5. Deshalb soll unser Schreiben niemand so verstehen, als wenn sich die Hand nach menschlicher Autorität und Würde rühmte und ehrte, obwohl wir in Christus in Würden sind. Aber nach dem äußeren Menschen wollen wir keine Ehre noch Ruhm haben, denn der Ruhm gehört Gott. Wir sind Kinder des Vaters, und sollen entsprechend tun, was er haben will, und das Pfund, welches er uns gibt, nicht in die Erde verscharren. Denn der Vater will es mit Gewinn zurückfordern, und wenn damit nicht gearbeitet wird, dem wieder nehmen, dem er es gegeben hat, und dem geben, der viel gewonnen hat. Und das sollte mir wohl ein elendes Nehmen sein: Gott haben und erkennen, und dann wieder verlieren. Lieber die Welt und das äußere Leben verloren, als Gott und Himmelreich.
30.6. Es läßt sich auch nicht viel damit scherzen, Gott ungehorsam zu sein. Seht an, was bei Moses dem Korah, Dathan und Abiram widerfuhr (4.Mose 16.1). Dieses, so sagen wir, widerfährt den Ungehorsamen und auch den Spöttern. Der Spötter sieht wohl nicht gleich seine Strafe, aber seine Verwirrung erfaßt es. Hat er nun im Spott gelacht und will diese Verwirrung wieder loswerden, dann muß er darum auch in Jammer und Elend vor Gott weinen, oder er wird seinen Spott mit ins Zornfeuer bringen, und dann wird er ihn wohl ewig nagen. Das wollen wir zur Warnung gesagt haben.
30.7. Denn wir werden hier einen ganz ernsthaften Handel beschreiben, und damit ist nicht zu scherzen. Irrt euch nicht, Gott läßt sich nicht verspotten, und der grimmige Zorn steht in seiner Macht, denn er hat Hölle und Himmel in seiner Macht.
30.8. Das Jüngste Gericht ist ein ernsthaftes Werk. Wenn wir Euch die Auferstehung der Toten darstellen sollen, dann müssen wir die Gelegenheit beschreiben, wie es damit bewandt sei, und in welcher Kraft diese Welt vergehen soll und die Toten auferstehen sollen. Es wird Ernst werden, und so laßt es Euch keinen Scherz sein. Wir werden vom Grund sprechen. Und denkt nicht, daß es nur Tand ist (interessantes, aber unnützes Zeug)!
30.9. Es ist aus der Verwirrung auf Eurer Krone geboren, und der Geist Eurer eigenen Verwirrung sagt Euch das, denn das Ende hat den Anfang gefunden. So steht das Wesen der ganzen Welt im Mittel, im Licht, und daraus kommt Euer Prophet, nämlich aus Euren gemachten Wundern. Und er spricht von der Zerbrechung, doch nicht der Geist der Verwirrung wird regieren, sondern Christi Geist.
30.10. Er hat den Tod überwunden und die Verwirrung gefangengenommen. Er führt als Siegesfürst sogar das Gefängnis gefangen. Aber die Verwirrung wird das Recht vollstrecken, denn sie ist Gottes Knecht im Zorn, nicht sein Herr, sondern Knecht. Darum wird der Donnerblitz zum Schrecken der Erde aus Gottes Mund kommen und das Firmament und die Elemente entzünden.
30.11. Das letzte Gericht gehört dem Richter Christus mit dem Heiligen Geist, denn hier wird sich das Zentrum des ewigen Geistes bewegen, der sich auch in die drei Prinzipien geschieden hat, als ein Prinzip im Zorngeist, eins im göttlichen Liebegeist, und eins im Luftgeist der äußeren Welt.
30.12. Das letzte Bewegen steht ihm zu, denn er ist nach der Gottheit in Christi Mund, nach dem Zorn in der höllischen Angstqual und nach den Wundern im Geist dieser Welt.
30.13. Er war aller Wesen Werkmeister, und deshalb ist er auch der, der einem jeden Werk seine ewige Herberge geben wird und ein jedes in eine Scheune sammelt.
30.14. Dazu hat er viele Gehilfen, nämlich die Engel, die alles scheiden und sondern sollen, dann wird der Mund Gottes des Vaters mit dem Wort des Herrn (Verbo Domini) durch den Mund Christi das Urteil sprechen. Und dann beginnt die brennende Welt mit dem Eingang eines jeden Dinges in seine Scheune und seinen Behälter.
30.15. Denn die Behälter werden vielfältig sein, nicht nur zwei, wie in zwei Prinzipien. Sie sind zwar in zwei Prinzipien, aber mit vielen Unterschieden, alles nach der Kraft. Denn ein jedes Werk steht in einem magischen Prinzip als ein besonderes Wunder in Beidem, sowohl im Himmel als auch in der Hölle, jedes nach seinem Geist.
30.16. So wird auch seine Gestalt erscheinen, je nachdem er gut oder böse ist, und so wird auch seine Kraft sein, wie die Blumen der Erde in ihren Unterschieden. Und so wird auch der Mensch Glorifizierung und Freude haben, alles nach seinem gemachten Wesen.
30.17. Wir verstehen (darunter) aber des Glaubens Wesen, die Kraft im Wesen der Liebe, nicht des äußeren Werkes, denn das soll alles in der Bildung in den Wundern dargestellt werden. Und das wird mit seinem Anfang und den Umständen so sein:
30.18. Wenn der Jüngste Tag anbrechen wird, dann eröffnet sich abermals nun zum dritten Mal die Gottheit in allen Gestalten, in Liebe und im Zorn. Dann wird Alles zugleich auf einmal offenbar stehen und vor allen Kreaturen ersichtlich. Und das geschieht so:
30.19. Der Anfang der Schöpfung im Schöpfungswort hatte diese Welt wie ein Modell in sich geschlossen und das Ziel gegründet, und darin waren nun die Wunder eingeschlossen, die im Mittel und der Zeit eröffnet werden und zum Wesen kommen sollten, welche seit Ewigkeit in der Weisheit waren und in Gottes Magie gesehen wurden. Diese Wunder sind dann alle im (verwirklichten) Wesen, und damit ist das Ziel erreicht und keine Zeit des Suchens mehr, denn es ist vollbracht. Was Gott in seinem ewigen Rat hatte, das hat er gefaßt und eröffnet es in einer Zeit.
30.20. Nun ist das Ende der Zeit da, und dann hat der Anfang das Ende gefunden, und das Ende ist dann der Anfang und tritt wieder in das, wie es seit Ewigkeit war. Aber das Mittel (die Mitte bzw. Gegenwart) in der Zeit mit seinen eröffneten Wundern bleibt ewig im Anfang und im Ende, als ein ewiges Mittel mit seinen Wundern, nämlich mit den Engeln und Menschen in ihrem Wesen, sowie den Bildungen aller Kreaturen, wie auch sonst allen Kreaturen und all das, was jemals essentiell geworden ist, wie die Erde mit ihren Metallen, Steinen und allen materiellen Wesen, sowie Bäume, Kraut und Gras: Das alles steht in der Bildung im Mittel und im Wunder, aber ohne solche Essenzen und Leben.
30.21. Denn kein Tier kommt wieder, aber seine Bildung in der Magie bleibt bestehen, denn es ist aus dem ewigen Spiegel entstanden, und so muß es dann auch, wenn der äußere irdische Spiegel zerbricht, im Ewigen ewig bestehen, nämlich als ein Wunder zu Gottes Ehren und Herrlichkeit.
30.22. Und diese Wesen gehören alle dem Paradies an, denn es wird das heilige Paradies sein, wo die himmlischen Elemente wesentliche begreifbare Früchte tragen werden.
30.23. Und wie wir hier in diesem Leben die Früchte der Erde aus ihrer Essenz wie tote Dinge ohne Vernunft betrachten, so wird dann auch das tierische und irdische Bildnis dieser Welt wie ein totes Wesen erscheinen, sowie das Wesen aller anderen Kreaturen, und das soll wie ein Schatten bestehen. Aber das Paradies hat und trägt Früchte aus der ewigen Lebenskraft, nämlich aus den Essenzen Gottes.
30.24. Dies alles, das uns jetzt größtenteils verborgen ist, wurde durch das Schöpfungswort (Verbum Fiat) zwischen Anfang und Ende eingeschlossen und liegt darin wie ein großes Mysterium.
30.25. Dann wird sich der Geist der ersten Schöpfung aller drei Prinzipien bewegen, und bevor solches geschieht, faßt sich das Wort Gottes mit diesem Geist, wie eine Erhebung oder Offenbarung der Gottheit.
30.26. Denn der Geist erregt die Verwirrung aller Wesen in allen drei Prinzipien, und dann wird zur gleichen Stunde alles offenbar stehen, was im Himmel, in der Hölle und in dieser Welt ist. Denn die Verwirrung erregt die Wesen aller Kreaturen, und so wird alles sichtbar sein, was im Himmel und in der Hölle ist. Und ein jeder wird die Werke seines Herzens sehen, die guten und bösen.
30.27. Und in dieser Stunde erscheint auch der Richter Christus auf dem Bogen der Dreizahl, wie auf einem Regenbogen. Denn nach dem Prinzip dieser Welt ist es ein natürlicher Regenbogen, aber nach dem Prinzip Gottes ist es die Dreizahl, das Kreuz mit einem doppelten Regenbogen, weil das eine Teil in das innere Prinzip gewandt steht, nämlich in den Abgrund des Zorns. Dort sitzt er auf dem Zorn Gottes, und das werden die Teufel und alle gottlosen Menschen sehen. Denn dieser Bogen ist in alle drei Prinzipien geschlossen, und so sitzt dieser Richter Christus auf und in der Allmacht der Ewigkeit, über alles, was Wesen heißt.
30.28. Dort wird das jämmerliche Erschrecken aller Teufel und gottlosen Menschen aufkommen, und sie werden heulen, zittern, jammern und schreien, und zu den weisen Jungfrauen sagen: „Gebt uns Öl von eurem Öl! Ach, tröstet uns doch, und lehrt uns doch! Was sollen wir tun? Gebt uns doch von eurer Heiligkeit, daß wir vor dem zornigen Angesicht Gottes bestehen können, denn das Auge der Hölle steht weit offen. Wohin sollen wir fliehen vor diesem Zorn?!“
30.29. Und die weisen Jungfrauen, als die Kinder Gottes, werden sagen: „Geht hin zu euren Krämern und kauft euch! Wir haben Öl für uns, damit es nicht euch und uns fehle. Geht hin zu euren Heuchlern und Betrügern, die euch für euer Geld eure Ohren mit Scheinheiligkeit gejuckt haben. Da kauft euch Öl! Was bedürft ihr jetzt unseres? Sind wir doch nur eure Narren gewesen. Nun geht hin mit dem Glanz eures Trugs und der Heuchelei! Wir machen uns eurer nicht teilhaftig, damit wir nicht euren Lohn empfangen.“
30.30. Da werden sie in großen Schrecken und Zittern stehen, in Jammern und Schreien zum Richter Christus. Aber sein Zornauge greift ihnen mit ihrer Verwirrung ins Herz, durch Geist und Fleisch, durch Mark und Knochen. Denn die Seele ist in ihrer Verwirrung mit der Bewegung Gottes schon im Grimm erregt.
30.31. Da werden sie vor Angst zur Erde fallen und ein Teil ihrer Lästerzungen zerbeißen. Und die Stolzen werden sagen: „Ach, ihr Berge, fallt auf uns, und ihr Hügel, verdeckt uns vor diesem Auge des Grimms!“ Sie werden in die Höhlen der Steinfelsen kriechen, sich in die Berge einscharren und sich selber töten wollen, doch dann ist kein Tod mehr da. Sie gebrauchen Waffen, um sich zu entleiben, aber dann ist kein Sterben, sondern nur Grimm und Zorn.
30.32. In diesem Schrecken werden alle Gebäude der Welt umfallen, denn die Erde wird erzittern wie ein Donner, und das Erschrecken wird in allen Lebewesen sein, ein jedes nach seiner Qual. Doch ein Tier hat keine solche Qual wie die Seele, nur die Furcht wegen der Verwirrung.
30.33. Und in diesem Erheben und Bewegen steigen alle Wasser über alle Berge hoch, so daß keine Erquickung mehr auf Erden ist, so hoch, als würden sie alle verzehrt. Denn sie werden alle im Zorn von der Verwirrung erfaßt, so daß in den Elementen nichts als Angst sein wird. Alle hohen Felsen und Berge zerspalten und stürzen um, die Sterne fallen mit ihrer strengen Kraft auf die Erde, und dies wird alles an unterschiedlichen Tagen geschehen, alles je nachdem, wie die Welt (an verschiedenen Tagen) erschaffen worden ist, so soll sie auch ein Ende nehmen.
30.34. Denn die Sucht der Erde wird in ihrer Angst die Sterne an sich ziehen, wie sie es allemal in jener Zeit getan hat, als der irdische Leib die Sucht der Sterne an sich gezogen hat.
30.35. Denn die Sterne sind eine magische Sucht und haben das Leben erweckt. Und wenn dann die Erde in der großen Verwirrung erweckt steht, dann wird sie ebenso durstig und hungrig, daß sie die Sterne an sich zieht. Eine solche Angst wird auf Erden sein.
30.36. Aber die Kinder Gottes werden mit gefalteten Händen ihre Augen zu Christus erheben und sich freuen, daß der Tag ihrer Erlösung kommt, denn die Angst berührt sie nicht.
30.37. Und in diesen Tagen (welche in Gott verborgen sind, wieviel ihrer dazu gehören, denn in sechs Tagen wurde die Welt mit ihrem Heer geschaffen, das uns nun verborgen steht) wird sich das Wasser wiederfinden und alle Tiefen erfüllen, mehr als dessen zuvor war.
30.38. Dann kommt der Tod mit, und in derselben Stunde sterben alle Kreaturen, außer den Menschen. Und alle Menschen, die sich in die Felsen und Berge verkrochen haben, werden wieder hervorkommen, aber mit der Angst ihres Gewissens, obwohl jetzt die Verwirrung nachgelassen hat, so daß der Schrecken im Tod steht (und stirbt), denn der Wasserfall ergreift (und tötet) die Verwirrung.
30.39. Und überall wird sich die Stimme der Heiligen Dreizahl nach allen drei Prinzipien eröffnen und durch den Mund des Richters Christi sagen: »Steht auf, ihr Toten, und kommt vor Gericht! (Joh. 5.25)«
30.40. Diese Stimme ist der ursprüngliche ewige Geist, der alles Leben erhält, und schon immer in allen drei Prinzipien regiert hat. Denn es ist der Geist, aus dem alles Leben entstanden ist, und in dem es in Ewigkeit besteht, der aller Dinge Leben und Bewegen gewesen ist, in dem der Anfang eines jeden Lebens stand und auch sein Ende, wie auch die Ewigkeit, denn er ist seit Ewigkeit der Schöpfer aller Dinge.
30.41. Er hat zwei ewige Anfänge, nämlich im Feuer und im Licht, und der dritte Anfang ist ein (vergänglicher) Spiegel des Ewigen gewesen, nämlich der Geist dieser Welt. Er ist in dieser Welt wie ein Wunder gewesen, und durch ihn sind die Wunder offenbar geworden. Und der ist es, der das letzte Gericht besitzt, und seine Bewegung ist die letzte.
30.42. Denn in der Schöpfung bewegte er den Vater, und in der Menschwerdung des Wortes den Sohn. Und nun gehört ihm die letzte Bewegung und das Gericht. Er wird ein jedes Ding in den ewigen Ort heimführen, und dies geschieht durch die Stimme des Wortes aus dem Mund Christi.
30.43. Denn der Geist geht in Gott in zwei (bzw. drei) Prinzipien aus, nämlich im Zorn (als im Feuer) geht er als der ernste Grimm des Feuerlebens aus, und im Licht der Liebe geht er als eine Flamme der göttlichen Majestät aus, und im Geist dieser Welt als ein Wunder des Lebens, wie dies alles unleugbar ist.
30.44. Und wenn einer wäre, der so hochgelehrt sein wollte und diesem widersprechen, dem sei geboten, solches mit allen Dingen zu beweisen. Denn wir wollen nichts in dieser Welt ausgenommen haben, alles soll uns Zeugnis geben. Er mag kommen, wann er will. Er sollte nicht beharren und sagen, wir sind toll. Und wenn ihm so kurze Worte nicht genügen, dann wollen wir ihm das (noch ausführlicher) zeigen, so daß er sich finden kann und erkennen, wer er ist. Und sollte auch der Teufel vor Zorn zerplatzen, so wollen wir es ihm unter die Augen stellen.
30.45. Weil nun dieser Geist das Schöpfungswort hat, nämlich das Wort Gottes mit dem Zentrum der Natur, aus dem er seit Ewigkeit entsteht, und wie der Geist des Zentrums auf zwei Wegen ausgeht, zum einen im Feuer in den Essenzen des Lebens Ursprung, im Grund des Ursprungs der Seele, und dann zum anderen im Licht des Feuers, als in der anderen Qualität, welche durch den Tod grünt und Gottes Reich heißt, wo er im Licht die Flamme der Liebe ist, und im Feuer die Flamme des Zorns, so wird er auch die Pforten des Todes bewegen (und öffnen).
30.46. Denn er weckt den Tod auf, weil er das Schöpfungswort an sich hat. Und dieses Schöpfen ist sowohl in der Seele wie auch im Leib. Und wenn auch der Leib schon lange verwest ist, so ist doch die Verwirrung mit des Leibes Wundern in der Schöpfung geblieben.
30.47. Und jetzt müssen die Elemente das Wesen, das sie verschlungen haben, der Schöpfung wiedergeben, denn das Schöpfungswort ist darin, aber in seinem Prinzip. Ein jedes muß geben, was es empfangen hat: Die Erde den Leib als das „Phur“, und auch das Wasser seine Essenzen, die Luft den Hall der Stimme und der Worte, und das Feuer die Essenzen der Seele. Denn alles soll beurteilt (und entschieden) werden.
30.48. Alle Worte, die der Mund geredet hat, welche die Luft in sich nahm und damit dem Wort zum Wirken diente, wird die Luft wieder darstellen, denn sie ist der Spiegel des ewigen Geistes, und der Geist sieht das im Spiegel.
30.49. Dann wird der Mensch nach Herz, Sinn und Gedanken geprüft und gerichtet werden, denn die Verwirrung steht in aller Bosheit, die gegen die Liebe ist. Da wird es nicht viel Entschuldigens geben, denn ein jeder klagt sich selber an, und seine eigene Verwirrung verklagt ihn.
30.50. Versteht uns recht: So wird dieser Geist, der Alles in Allem ist, alles Leben, was unsterblich gewesen ist, erwecken und durch das Schöpfen dem Leib geben, denn das Schöpfen zieht den Leib an die Seele mit all seinen Taten und Wundern und alledem, was er hier mit Worten und Werken getan hat. Denn alles, was der Seele Abgrund erreicht hat, muß wieder hervor.
30.51. Denn in der stillen Ewigkeit soll keine Verwirrung mehr sein, und darum muß alles Wesen durch das Feuer bewährt werden, und die Verwirrung soll im Feuer bleiben mit alledem, was böse und der Verwirrung fähig gewesen ist. Es sei denn, daß es in der Zeit mit der Seele Umkehr im Wasser des Lebens bereits gewaschen (und gereinigt) worden ist, sonst muß es im Feuer bleiben.
30.52. Wenn nun mancher viel ins Feuer gesät hat, dann wird er den entsprechenden Schaden haben, wie uns auch Paulus sagt, daß dem Gottlosen seine Werke im Feuer bleiben werden, und er wird dessen Schaden haben. (1.Kor. 3.13)
30.53. Aber versteht uns ja recht! Der Leib, der hier auf Erden gegangen ist, der bösartige verdorbene Leib, der das edle und schöne Bild des Paradieses verschlungen hat, der soll wiederkommen und mit dem teuren Bildnis in sich dastehen, und er soll Rechenschaft für sein göttliches Bildnis geben.
30.54. Dann wohl denen, welche Christi Geist haben, denn die haben ihr erstes Bildnis im Schöpfungswort, das sie zurückgeben müssen, und zwar in den adamischen Leib an die Seele.
30.55. Welche aber Christi Geist nicht haben, die werden dann im bösen Leib dastehen, denn ihre Seele wird das wahre Bildnis verloren haben, und sie werden ein Bildnis im Seelengeist besitzen, wie sie hier im Willen standen. Was also ihre tägliche Lust gewesen war, wird dann ihr Bildnis sein.
30.56. Und in dieser Stunde wird die grimmige Schöpfung der Finsternis auch die Teufel darstellen, die dann auch ihren Lohn und Stall empfangen sollen, davor sie, wenn sie dies hören, erzittern.
30.57. Und so werden die Toten allesamt auferstehen, böse und gute, ein jeder in einem zweifachen Leib, und sie werden die Seele mit dem Geist im Leib haben.
30.58. Einer wird das äußere irdische Leben und darin ein tierhaftes Bildnis im Seelengeist haben, und wird des grimmigen Zorns Wesenheit am inneren Bildnis tragen.
30.59. Und der andere wird einen äußeren Leib mit Christi Bildnis im Inneren haben, und in seinem Seelengeist wird Gottes Liebegeist leuchten. Dem zieht das Schöpfungswort das wahrhaft adamische reine Bildnis wieder an. Denn das reine Bildnis stand in Gottes Wort verborgen, das Mensch wurde. Und jetzt, wenn die Seele am Ziel steht, bekommt sie dies mit der schönen Jungfrau der Weisheit Gottes wieder.
30.60. Denn das edle (ganzheitliche) Bildnis wurde in Adam zerstört, indem das Weib aus ihm gemacht wurde, so daß er nur die Tinktur des Feuers behielt, und das Weib die Tinktur des Geistes. Und jetzt kommt es einem jeden wieder ganz heim.
30.61. Denn das Weib wird im Feuer Gottes die Tinktur des Feuers empfangen, so daß sie auch wie Adam sein wird, weder Weib noch Mann, sondern eine Jungfrau voller Zucht, ohne weibliche oder männliche Gestalt und Organe.
30.62. Und hier wird es nimmer heißen „Du bist mein Mann!“ oder „Du bist mein Weib!“, sondern alle sind Brüder. In den göttlichen magischen Wundern wird zwar etwas davon erkannt werden, aber kein Mensch achtet das, sondern sie sind allesamt nur Gottes Kinder in einem Kinderleben und Liebespiel.
30.63. Dieses alles wird vor dem Urteil geschehen, denn das Urteil ist erst der Jüngste Tag, der letzte Tag, und die Lebendigen werden nicht sterben, sondern sogleich mit der Stimme Gottes vor das Gericht Gottes gestellt werden.
30.64. Denn das Schöpfungswort wird sie alle dahin bringen, und vom Schöpfungswort wird dies in seiner Ordnung dargestellt werden, wie einem König und Kaiser seine Untertanen, über welche er geherrscht hat, oder einem Fürsten, Edelmann, Bürgermeister und Oberen, jedem in seinem Beruf.
30.65. Und hier sollen diejenigen, welche sich zu Hirten Christi ohne Gottes Berufung aufgespielt haben, unter der Herde ihrer Schafe stehen und Rechenschaft von ihrem Wesen und Lehren geben, ob sie wirklich Christi Hirten waren und die Schafe geweidet haben, oder ob sie ihre eigenen Bauch-Hirten waren. Hier wird der Geist nach ihrer Berufung fragen, ob sie aus seiner Wahl und Kraft zu Hirten eingegangen sind oder durch Menschengunst, ohne Gottes Geist und Wahl.
30.66. Denn der Richter wird sprechen: „Nun gebt Rechenschaft von eurem Leben, euren Worten, Werken, Taten und Wesen!“ Dann wird die Verwirrung eines jeden Menschen sagen, was sein Wesen war, denn jetzt wird alles in der Bildung in ihnen und außerhalb von ihnen vor ihnen stehen, so daß es kein Leugnen geben wird. Denn der Geist prüft mit der Verwirrung Seele, Geist und Fleisch, und hier ist alles offenbar.
30.67. Die Könige und Fürsten werden von ihren Untertanen Rechenschaft geben müssen, wie sie diese regiert und beschützt haben, was sie für ein Regiment führten, und wie sie in ihrer Tyrannei manchem sein Leben genommen, unschuldiges Blut vergossen und Kriege nur wegen Geiz und Wollust geführt haben.
30.68. Desgleichen die anderen Oberen, wie sie sich aufgedrungen und zu Herren über den Einfältigen gemacht, ihn bedrängt und verachtet, ihm seinen Schweiß genommen und mit überheblichem Stolz verzehrt haben.
30.69. Dann wird nach jeder Wurzel gefragt werden, woher sie kommt und woraus sie gewachsen ist, ob sie Gottes Ordnung trage, ob sie im himmlischen Schöpfen aus der Liebe entstehe oder im höllischen aus dem Zorn? Dann muß ein jeder Rechenschaft von seinem Stand geben, ob er sich selber aus Geiz und Stolz aufgedrungen und zum Herrn gemacht hatte, oder ob sein Regiment von Gott angeordnet war.
30.70. Dann seht zu, ihr Weltregenten und Gewaltigen, ob ihr in Gottes Ordnung seid, ob ihr in wahrhaft göttlicher Ordnung sitzt und wie ihr mit den Armen umgeht. Denn nun steht der Arme vor euren Augen und klagt euch an, daß ihr Ursache seiner Sünden und so vieler Übel gewesen seid.
30.71. Denn dann wird jeweils einer über den anderen rufen und anklagen, daß er ihn zu solchen Lastern verursacht hat. Er wird ihn verfluchen, der Untere den Oberen, der Obere wieder seinen Oberen, der Fürst seine falschen Räte und die Räte die Priester, die ihre (ungerechten) Sachen nicht bestraft haben, sondern geschmückt und ihnen zur Erhebung der Ehren heuchelten.
30.72. Wie wollt ihr nun hier bestehen, ihr hohen Schulen und Doktoren, ihr alle, die ihr an Christi Statt gesessen habt, und daß ihr so um Christi Kelch, Christi Ehre und Lehre in eurem überheblichen Stolz getanzt habt, und eure Landesfürsten, welche Gottes Ordnung sind, zu Krieg und Blutvergießen gereizt und um Worte willen getrieben habt, die aus eurer eigenen Schmiede stammten?! Wo ist nun Christi Geist in der Liebe, der da sagte: »Liebt einander! Daran wird man erkennen, daß ihr meine Jünger seid. (Joh. 13.35)« Wo ist nun eure Liebe? Seht doch eure Blutpauken (Haßpredigten) an, mit denen ihr zum Krieg gelockt und der Welt Liebe und Eintracht verwirrt habt! Ihr habt Trennungen verursacht, so daß sich Könige getrennt und wegen eures überheblichen Stolzes angefeindet haben, indem ihr Christi Worte bei den Haaren herbeigezogen und Christi Geist und Willen verachtet habt.
30.73. Dann sollt ihr vor allen anderen eine schwere Rechenschaft geben, denn ihr habt des Herrn Willen gekannt, aber nicht getan. Ihr seid gelaufen und in das Amt Christi eingedrungen, nur um Gut, Gunst und Ehren willen. Gottes Geist habt ihr nicht geachtet, darum nennt euch der Geist „Babel“, eine Verwirrung all derer, die da leben. Ihr habt die ganze Welt uneinig gemacht. Ihr solltet die Liebe lehren, aber habt Zank und Streit gelehrt, so daß ein Bruder den anderen um eures Tandes willen gehaßt und verfolg hat. Wie wurde doch der Name Christi wegen eures Zankes geschmäht! Wo wollt ihr hin und bleiben, wenn euch das vor Augen steht und die ganze Welt „Ach!“ und „Weh!“ über euch schreien wird?
30.74. Hier werden die Engel die Schnitter (die das Korn schneiden) sein, und sie werden diese in zwei Herden unterscheiden, und die frommen zur Rechten zum Liebe-Auge stellen, und die Bösartigen zur Linken zum Zorn-Auge. Denn die rechte Seite heißt hier das Prinzip des Lichtes, und die linke das Prinzip des Feuers.
30.75. Und so wird das Gericht besetzt werden: All die großen Hirten, welche Gott der Welt zum Licht gesandt hat, so daß sie gestraft und belehrt haben, wie die Erzväter von der Verheißung Christi, mit den Propheten und Aposteln werden zur Rechten des Gerichts sitzen, und Moses und alle Gesetzlehrer zur Linken des Gerichts.
30.76. Denn Moses und Elia neben allen hochteuren Gesetzlehrern und Förderern von Gottes Gerechtigkeit haben das Feuerschwert, und die zur Rechten haben Gottes Barmherzigkeit.
30.77. Und in dieser Stunde ist der Jüngste Tag, wenn der Richter sprechen wird: »Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und ererbt das Reich, das euch von Anbeginn bereitet ist! Denn ich bin hungrig, durstig, nackt, krank und arm gewesen, und ihr habt mir gedient. (Matth. 25.34)«
30.78. Und zum gottlosen Haufen spricht er: „Geht hin, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer! Ich kenne euch nicht, denn ich bin hungrig, durstig, krank, nackt und gefangen gewesen, aber ihr habt mir nicht gedient.“ Dann werden sie sich vor der Person des Richters entschuldigen wollen: „Herr, wir haben dich nie gekannt.“ Aber er wird sagen: „Was ihr meinen armen Kindern nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.“
30.79. Und erst dann wird sich der Geist Gottes in allen drei Prinzipien zum Recht bewegen und das Zentrum der Natur erwecken, so daß es im Zornfeuer brennt. Dann wird alles zugleich im Feuer stehen, Himmel, Erde und Firmament, und die Verwirrung wird die irdische Welt im Feuer verschlingen und wieder in das setzen, wie es vor der Schöpfung war. Nur die Wunder bleiben in beiden Prinzipien bestehen, und das dritte Prinzip vergeht ganz, bis auf die Wunder, die in den Anfang (bzw. Ursprung) gestellt werden.
30.80. Und dann wird das irdische Leben mit dem irdischen Leib hinfallen, und das Feuer wird ihn verzehren. Und für die Gerechten wird der herrliche schöne Paradiesleib mit seinen Wundern, die ihm nachfolgen werden, durch das Feuer gehen. Und was falsch ist, wird im Feuer bleiben.
30.81. Und so werden sie augenblicklich durch das Feuer entzückt werden, obwohl das Feuer sie nicht fängt. Denn so wenig, wie das Feuer das Licht oder den Wind halten kann, so wenig auch das Licht der heiligen Menschen, denn sie können im Feuer wohnen ohne die Empfindung irgendeines Leidens.
30.82. Und mit der Entzündung des Feuers ist sogleich Gottes Majestät bereitet, und auch das Paradiesleben, und dahinein gehen sie als Kinder und leben ewig bei ihrem Vater, in einer Liebe, in einem einfältigen lieben Kinderleben. Und das ist eine Gemeinschaft der Heiligen ohne Tag und Nacht, denn die Sonne und die Sterne vergehen, und nur ihre Wunder bestehen dann in der großen Magie zu Ehren Gottes. Und so werden sie sich scheiden.
30.83. Die Gottlosen müssen auch ins Feuer, und auch ihr irdisches Leben wird hinfallen, und im Geist wird ihr Larvenbildnis nach allerlei greulichen Tieren gesehen werden, ähnlich den Teufeln. Denn sie wohnen in einem Prinzip, und Luzifer ist ihr Großfürst, dem sie auch hier gedient haben, obwohl es so ist, daß sie nur wegen einer Narrenfreude ihren Heuchlern anhängen.
30.84. Lieber Freund, damit habt Ihr eine kurze Andeutung und einen Bericht vom Jüngsten Tag. Denn alles von dieser Welt wird vergehen. Die Erde wird zerschmelzen, alle Felsen und Elemente, und es wird nur das bleiben, was Gott haben wollte und wozu er diese Welt geschaffen hatte.
30.85. Schon zuvor ist in der Ewigkeit beides gesehen worden, das Gute und das Böse, und in dieser Welt ist es nur zum Wesen gebracht worden, damit es ein Wunder sei, und danach steht es in Ewigkeit so.
Welche neuen glorifizierten Leiber werden die Seelen haben?
31.1. Auch dieses wurde bereits genug erklärt, denn je nachdem einer mit der Kraft der Liebe, Gerechtigkeit und Reinheit angetan sein wird, so wird er schöne Werke des Glaubens haben, und so wird er leuchten.
31.2. Und das wird sehr ungleich sein. Manchem werden fast alle Werke im Feuer bleiben, und er selbst wird kaum entronnen sein. Dann ist er nicht so schön wie die Heiligen, wie auch die Schrift sagt: »Sie werden einander übertreffen wie die Sterne am Himmel. (1.Kor. 15.41)« Aber es wird keine Mißgunst geben, sondern einer wird sich an der Schönheit des anderen erfreuen, denn überall ist kein anderes Licht, als daß Gott Alles in Allem erfüllt.
31.3. Und so wird jeder Gottes Glanz und Majestät empfangen, je nachdem, wie seine Kraft des Lichtes fähig sein wird. Denn nach dem Leben ist kein Bessermachen, sondern jedes bleibt so, wie es hineinkommt.
31.4. Dann wird der Richter Christus das Reich seinem Vater überantwortet haben, denn wir benötigen keinen Lehrer und Führer mehr, sondern Er ist unser König und Bruder. Es gibt kein Gebieten (und Verbieten), sondern wir sind bei ihm wie ein Kind beim Vater. Und alles, was wir tun, ist gut, denn es gibt keine Falschheit mehr.
Was ist dann in jenem Leben der Seele Gestalt, Zustand, Freude und Herrlichkeit?
32.1. Zu dieser Frage ist uns das Paradies zu betrachten, denn diese äußere Welt ist eine Gestaltung aus den Früchten und Farben des Paradieses geworden. Das Paradies war in uns, aber der äußere Geist raubte es uns und zog uns in sich hinein. Denn weil Adam danach gelüstete, so fing ihn seine Lust.
32.2. Dann aber werden wir alle wieder darin sein und uns ewig erfreuen, auch der schönen Gewächse von allerlei Blumen und Formen, sowie von Bäumen und Stauden und allerlei Früchten. Aber nicht so irdisch, dick (materiell) und begreiflich, denn auch unsere Leiber sind nicht so. Wie sollte dann das Wesen so sein? Es ist alles gleichsam englisch: Die Früchte sind klarer und subtiler als die äußerlichen Elemente jetzt sind, denn es macht keinen Gestank, wenn wie diese essen. Wir haben auch keine Gedärme, in die wir einen Sack voll einsacken müssen, wie hier in den Madensack (des verweslichen Körpers). Sondern es ist alles Kraft (bzw. Energie), und wir essen im Mund und nicht im Leib. Wir brauchen auch keine Zähne zum Kauen, denn es ist Kraft, und doch in wirklich natürlicher Form und Gestalt mit schönen Farben.
32.3. Auch ist das Reich Gottes nicht Essen und Trinken, sondern Friede und Freude im heiligen Geist, das Singen und Klingen von Gottes Wundertat, von der Lieblichkeit des Paradieses.
32.4. Wir führen ein Kinderleben, wie sich diese über eine Puppe erfreuen und fröhlich sind, denn in unserem Herzen ist kein Trauern, keine Furcht irgendeines Dinges, sondern ein Spiel mit den Engeln. Es wird nicht mehr an diese Welt gedacht, denn alle irdische Wissenschaft und deren Gedanken bleiben in der Verwirrung des irdischen Leibes im Feuer.
32.5. Wir wissen nichts mehr von unseren Eltern, Kindern oder Freunden, die in der Hölle sind.
32.6. Wir werden einander alle kennen und mit Namen wissen, obwohl der irdische Name auch in der Verwirrung bleibt. Doch wir haben dann aus unserem ersten Namen einen Namen nach der Sprache der Engel, die wir hier (in unserer Welt) nicht verstehen. Nur in der Natursprache verstehen wir etwas davon, aber wir haben hier keine Zunge zum Aussprechen.
32.7. Niemand sagt zum anderen: „Du bist Mann, du bist Frau, du bist Sohn, Tochter, Knecht oder Magd!“ Es ist alles gleich, wir sind alle (göttliche) Kinder, weder Mann, noch Frau, Kinder, Knechte oder Mägde, sondern alle Freie, und ein jeder ist alles. Es gibt nur einerlei Geschlecht, nämlich himmlische Jungfrauen voller Zucht, Keuschheit und Reinheit.
32.8. Wir sind alle Gottes Weib, und er ist unser Mann. Er sät seine Kraft in uns, und wir gebären ihm Lob und Ehre. Es sind gleichwohl Reigen und Singen, wie es Kinder zu tun pflegen, die aneinanderhängen und einen Reigen singen.
32.9. Alle Kunst wird nicht geachtet. Ihr solltet aber wissen, daß diejenigen, welche hier das Mysterium getragen und an sich eröffnet haben, auch große Weisheit und Wissen vor anderen haben werden, und den anderen vorangehen, zwar nicht im Zwang oder der Lehre, sondern ihre Weisheit verursacht allerlei Übungen aus dem himmlischen Mysterium, so daß die Freude aufgerichtet wird.
32.10. Denn wie die Kinder zusammen laufen, die gemeinsam ein Spiel beginnen, so ist es auch dort. So sind die kleinen Kinder unsere Schulmeister, bevor sie die Bosheit kommt und sie von der großen Verwirrung gefangen werden. Und so bringen sie auch ihr Spiel aus dem Mutterleib mit, das noch ein Stück vom Paradies ist. Danach ist alles hin, bis wir es wiedererlangen werden.
32.11. Ein König gilt dann nichts mehr als ein Bettler. Wenn er gut regiert hat, dann folgen ihm seine Tugenden nach, und er wird deren Ruhm in der Majestät haben, denn er erlangt eine schöne Glorifizierung, wie ein Hirte seiner Schäflein. Ist er aber böse gewesen und doch schließlich bekehrt worden und am dünnen Faden eingegangen, dann bleiben seine königlichen Werke im Feuer, und er wird hier nichts mehr als ein Bettler sein oder gelten, der fromm gewesen ist, aber doch nicht so schön sein.
32.12. In den Werken eines jeden wird man erkennen, was jeder gewesen ist, wenn sie ihren (angesammelten) Kram in der himmlischen Magie darstellen werden, wie es die Kinder im Spiel tun.
32.13. Doch wißt, daß es nicht nur ein Spielreich sein wird, denn man wird von Gottes Wundern und Weisheit sprechen, von den großen Mysterien der himmlischen Magie, und das Lied vom Treiber wird dem Teufel zum Spott und Gott zum Lob bleiben.
32.14. Man wird auch etwas von der Hölle wissen, aber nichts sehen, als in der Magie im Mysterium (denn die Teufel müssen in der Finsternis wohnen, das grimmige Feuer in ihnen ist ihr Licht, und sie haben Feueraugen, mit denen sie sehen). Sonst ist alles Feuer verschwunden, denn die Majestät hat es alles versenkt, damit es in der Liebe brennt.
32.15. Obwohl im Zentrum ein (helles) Feuer ist, aus dem die Majestät entsteht. Aber dieses wird den Teufeln nicht gegönnt, denn sie werden in die Finsternis ausgestoßen, wo Heulen und Zähneklappern ist, weil es mehr Frost als Hitze gibt.
Was für eine Materie werden unsere Leiber in jenem Leben haben?
33.1. Mein geliebter Freund, das ist eine starke Frage, die der äußere Mensch wohl stehenlassen muß und mitnichten antasten kann, denn er ist dessen auch nicht wert.
33.2. Ihr wißt gar wohl, daß Gott Mensch geworden ist und unser Fleisch sowie Blut und Seele an sich genommen hat. Nun sprach aber Christus: »Ich bin von oben herab. Niemand fährt also gen Himmel als des Menschen Sohn, der vom Himmel kam und im Himmel ist. (Joh. 3.13)«
33.3. Versteht Ihr das, wenn er sagt, er wäre im Himmel? Er spricht nicht allein von seiner Gottheit, als vom Wort, sondern vom Menschensohn, vom Wort, das Fleisch wurde. Und das ist uns nun zu betrachten. Denn in demselben Fleisch und Blut sollen wir ewig leben, und müssen Christi Leib haben, wenn wir in Gott bestehen wollen.
33.4. Wir wissen aber von keinem anderen Leib, den wir haben werden, als unserem ureigenen aus dem alten Leib, der wie ein Halm aus einem Samenkorn wächst. Einen solchen Leib hatte auch Adam in der Schöpfung, aber er wurde vom Reich dieser Welt gefangen, so daß er irdisch wurde. Und das war sein Fall, und der verursachte Gott, daß er Adam zertrennte und ein Weib aus ihm baute, wie in unserem dritten Buch („Vom dreifachen Leben“) ausführlich beschrieben wurde.
33.5. Nun wissen wir wohl, daß Adam vor seinem Schlaf und seiner Eva eine züchtige Jungfrau war, und danach ein Mann wurde, gleich einem Tier mit einer Ungestalt, darüber wir uns heute noch vor Gott schämen, weil wir so tierische Organe zur Fortpflanzung haben.
33.6. So hatte doch Adam die Jungfrau der Weisheit Gottes in sich. Weil er aber fiel, blieb sie in ihrem Prinzip stehen, und Adam ging heraus.
33.7. Und Ihr wißt, daß Christus mit dieser Jungfrau in der irdischen Maria Mensch geworden ist, denn das Wort des Vaters brachte diese in den Leib Marias mit.
33.8. Und versteht uns auch soweit, daß Christus im Wasser des ewigen Lebens Fleisch geworden ist, das die ganze Gottheit erfüllt und auch in den Essenzen der irdischen Maria war.
33.9. Denn Maria wurde mit der Himmelsjungfrau gesegnet, so daß Christus in einem reinen Behältnis Mensch wurde, und ihm so der äußere Mensch nur anhing.
33.10. Denn um der Seele willen, damit er diese aus Maria annehmen konnte, mußte er Marias Fleisch annehmen, aber in der Segnung der Himmelsjungfrau. Und die Tinktur des Blutes in der Himmelsjungfrau war himmlisch, denn eine irdische hätte nicht durch den Zorn Gottes und den Tod gehen können. Sie hätte auch nicht die Macht gehabt, aus dem Grab aufzuerstehen.
33.11. So hatte das Wort, das Fleisch wurde, das Wasser des ewigen Lebens. Es war aus Gottes Majestät und doch auch in Marias Blut. Aber hierzu verweisen wir Euch weiter in unser drittes Buch vom dreifachen Leben, wo es weitläufiger beschrieben ist.
33.12. So sagen wir Euch, daß wir dann einen Leib in Fleisch und Blut haben werden, einen Leib, wie Christus hat. Denn Christus ist mit seiner Menschwerdung auch in uns als Mensch geboren.
33.13. Wenn wir aus dem Geist und Wasser neugeboren werden, dann werden wir in Christi Geist aus Fleisch und Blut neugeboren. Wir ziehen Christus an, und Christus wird im bekehrten Sünder geboren, und dieser wird in Christus Gottes Kind. Denselben Leib werden wir im Himmel haben. Nicht mit grobtierischem Fleisch, wie wir im alten Adam besitzen, sondern mit subtilem Fleisch und Blut, ein solches Fleisch, das durch Holz und Steine gehen kann, ohne den Stein zu zerbrechen, wie auch Christus durch verschlossene Türen zu seinen Jüngern ging. Das ist ein Leib, in dem weder Verwirrung noch Zerbrechen ist, denn die Hölle kann ihn nicht ergreifen. Er ist der Ewigkeit ähnlich, und ist doch wahrhaftig Fleisch und Blut, das unsere himmlischen Hände betasten, greifen und fühlen können, ein sichtbarer Leib wie hier in dieser Welt.
33.14. Wir geben Euch damit zu bedenken, wie ein solcher Leib, den wir hier tragen, Gottes Majestät empfangen könnte. Es kann doch nur einer sein, der der Majestät ähnlich ist, so daß die Majestät aus dem Leib leuchten kann, aus der Tinktur und dem Wasser des ewigen Lebens.
33.15. Wir werden hier dem Verstand wohl stumm sein, aber unseren Brüdern genug verständlich, denn es gehört den Kindern. Ein Wolf will sein Maul voll haben, nämlich ein Stück Fleisch, das er in den Darm frißt. Von einem solchen reden wir aber nicht, sondern von einem Leib, wie uns Christus in seinem Testament gegeben und zu einem Erbe gelassen hat, so daß er ewiglich bei uns bleiben will, wir in ihm und er in uns.
33.16. So sagen wir, daß wir Christi und Gottes Leib haben werden, der den Himmel erfüllt. Wir werden nicht in seiner Kreatur stecken, sondern nebeneinander als Glieder, Brüder und Kinder sein.
33.17. Es ist Alles ein (ganzheitliches) Leben in uns, nichts Sterbliches, sondern alles aus dem Ewigen, und nichts, das einen Anfang hätte, als nur die Wunder. Aus dem Ewigen ist eine Wesenheit geworden, und wir sind wie Götter die wahren Kinder Gottes aus seinen Essenzen in Leib und Seele.
Die jämmerliche, schreckliche und elende Angelegenheit der Verdammten.
34.1. Auch dieses wurde oben schon genug erklärt: Denn ihre Wohnung in der Finsternis ist Gottes Zorn. Ihr Licht scheint aus ihren eigenen feurigen Augen, das wie der Feuerblitz glänzt, und sonst haben sie kein Licht. Denn sie wohnen am Alleräußersten und fahren so aus Hochmut über die Throne wie gewaltige Ritter, und doch einer anders als der andere, alles entsprechend ihrem Geist.
34.2. Denn ein Hund wirkt hündische Art, ein Wolf wolfische, und so auch Roß, Vogel, Kröte oder Schlange. Aber sie sind alle geschwind und fliegend wie die Gedanken. Denn sie haben ihre Freude an den Greueln, und das ist ihre beste Freude, mit der sie über Gott spotten, so daß sie Feuergeister sind, aber Gott ist ein Lichtgeist. Ihr Ruhm kommt immer nur von ihrer starken Feuersmacht, und so sind sie wie ein Drache, der Feuer speit. Sie suchen das Verderben und finden Greuel. Entsprechend wachsen ihnen auch die Früchte aus ihrem Prinzip, alles nach den Greueln ihres Willens. Sie führen ein Spiel, wie es die Narren tun, die aus den Raketen Feuer speien, und ein Gaukeln und Narren ist ihr Zeitvertreib, obwohl es keine Zeit gibt. Auch vor dem Jüngsten Tag haben sie keine Furcht mehr mit besonderer Qual, sondern ihr ganzes Leben ist eine ewige Furcht, ein ewiger Schrecken und ein ewiges Jammern. Denn ein jeder hat seine Werke in der Bildung, was er hier gemacht hat, und darin erweckt er die Verwirrung und reitet im Feuer.
34.3. Die Seele selbst hätte keine Fühlung, denn sie ist ohne das Feuer. Nur die Verwirrung mit den eingeführten Greueln plagt sie. So ist ein ewiges Verzweifeln in ihnen, weshalb sie auch Gottes Feinde sind.
34.4. Was Gott zu lästern anbelangt, das ist ihre beste Kraft. Sie fressen höllischen Schwefel und Greuel, denn ihre Früchte sind solche Materien, die von außen schön erscheinen und inwendig nur Grimm sind, wie sie auch auf Erden solche Scheinheiligen waren. So gibt ihnen ihr Himmel auch nun solches Brot zu essen.
34.5. Sie sind frei, in nichts eingeschlossen und können fahren, so tief sie wollen. So ist überall der Abgrund mit der Finsternis, und sie sind doch immer an der ersten Stelle. Je tiefer sie sich zu schwingen begehren, desto tiefer fallen sie, und kommen doch nirgends an ein Ende oder einen Grund.
34.6. Ihre Zahl (der Jahre) ist keines Menschen Zahl, und ihre Wonne ist wegen ihrer Laster ein Gestank vom Feuer und Schwefel, weil sie Engel waren und nun Teufel sind. Und wenn sie sich betrachten, dann kommt erst der nagende Wurm hervor, der da frißt und quält.
34.7. Was soll man noch über ihre Laster schreiben? Sie sind wie unzüchtige bösartige Tiere. Alles, was sie auf Erden getrieben haben, folgt ihnen nach. Das wollen sie auch dort tun, und saufen Greuel und Laster ohne Maß. Man kann ihr Regiment nicht besser erkennen als am antichristlichen Pferd und an den lasterhaften Menschen, welche vor Lastern ganz toll sind, obwohl es nur ein Spiegel gegenüber dem höllischen Greuel ist. Und wir wollen diese auch nicht weiter nennen, denn sie sind dessen nicht wert.
Vier apokalyptische Reiter, Peter von Cornelius, 1845 (Offb. 6.1)
Was ist das henochianische Leben, und wie lange währt es?
(Nach der Beschreibung der Bibel gab es neben dem Propheten Elia nur noch einen Menschen, der nicht sterben mußte, nämlich Henoch: »Henoch war 65 Jahre alt und zeugte Methusalem. Und nachdem er Methusalem gezeugt hatte, blieb er in einem göttlichen Leben 300 Jahre und zeugte Söhne und Töchter, so daß sein ganzes Alter 365 Jahre war. Und weil er ein göttliches Leben führte, nahm ihn Gott hinweg, und er wurde nicht mehr gesehen. (1.Mose 5.21)«)
35.1. Auch dieses geht über den Verstand der Menschen, denn es kann kein äußerlicher Verstand begreifen. Weil es aber geboren ist, so soll es offenstehen. Doch es stecken solche Geheimnisse darin, daß es die Welt nicht begreifen kann, und wir sollen auch nicht alles vermelden. Denn es hat sein Ziel, soweit es gehen soll. Und darin sollen noch Wunder auf Erden geschehen, um derentwillen uns die Sprache zum Schweigen genommen wurde.
35.2. Jedoch sollen wir aufzeigen, was das für ein Leben sei, oder wo Henoch hingekommen ist, sowie auch Elia und Moses. Es ist kein Tand, und wir sagen, was uns hier gegeben wird. Darüber hinaus sollen wir schweigen und dem Verstand nichts glauben, denn darin ist er ein Narr. Aber das können wir wohl vermelden:
35.3. Denn die Zeit ist geboren, daß Henoch rede und Elia Wunder wirke, welches Babel erfahren wird, denn Moses hatte Hörner und wird doch ein geduldiges Lamm. Oh, wie wirst du dich freuen, wenn du unter Moses Herde gehen wirst, denn er hat eine gute Botschaft. Freut euch, ihr Himmel, und die Erde jauchze, denn Henoch ist im Feld und hütet seine Herde.
35.4. Was will Elia? Hat er doch ein weißes Kleid an. Er war bei Christus auf dem Berg (Matth. 17.3), und weissagte ihm vom Ausgang der menschlichen Erlösung. Er sprach auch vom Eingang ins Paradies und von der endlichen Erlösung vom Treiber.
35.5. Doch wer blind geboren ist, der sieht nichts. Wie kann ein Lahmer nach dem Ziel laufen, und ein Tauber die Sprachen unterscheiden? Scheint nicht die Sonne alle Tage, und der Maulwurf bleibt doch blind? Kann denn Babel sehend werden? Wir sagen, daß sie eine Spötterin ist, darum muß sie auch blind sein, auch wenn ihr die Sonne scheint. Wie kann einer in zwei Welten sehen, der nur in einer wohnt? Oder ist das Künstliche ein Wissen, das Vernunft hat, so daß es die tiefen Tore ergründen kann? Es fährt doch vorüber wie ein Wind, der nichts erfaßt, und glänzt doch so, wie auch Babel ist.
35.6. Wenn wir also vom Leben Henochs reden wollen, so müssen wir die Schrift ansehen, wer Henoch gewesen war, und was er für ein Leben geführt hat. Dann können wir bald finden, wo er ist und was sein Hinfahren und Verzücken sei.
35.7. Die Schrift sagt, sein Vater hieß „Jared“ (1.Mose 5.18). Ach, verstündet ihr die Natursprache, dann hättet Ihr schon den Grund. Und Henoch hat Methusalem gezeugt, der das höchste menschliche Alter erreichte (969 Jahre). Und nachdem er ihn gezeugt hatte, blieb er in einem göttlichen Leben, bis ihn der Herr in sein Prinzip hinnahm.
35.8. Doch das ist uns nicht so zu verstehen, daß er schon ganz vollkommen im Licht der Majestät Gottes ist und nicht am Gerichtstag erscheinen werde. Er ist wohl in Gott ohne Not und Tod, auch in Gottes Leib, aber in der Geburt des Prinzips Gottes, denn er hat auch Adams Fleisch.
35.9. So wißt ihr ja wohl, daß das äußere Reich mit dem irdischen Fleisch der Verwirrung gehört, auch wenn er wohl im äußeren Leib den Wunderleib Gottes gehabt hat, nach welchem er ins Mysterium verzückt wurde, so daß der äußere Leib vom Mysterium gleichsam verschlungen war.
35.10. Nun muß aber das Mysterium alles wiedergeben, was es verschlungen hat, wie Ihr wißt, daß es am Ende den äußeren Leib mit allem Wesen vor das Gericht Gottes stellen soll. Und dazu ist doch die Verwirrung im äußeren Leib mit den Wundern, die offenbar und im Feuer bewährt werden sollen.
35.11. Wenn nun Henoch mit Leib und Seele und beiden Leibern entzückt worden ist, dann ist sein äußerer Leib im Mysterium, und der innere Leib ist im Verborgenen ein himmlisches Mysterium. So lebt er in zwei Mysterien, der äußeren Welt unsichtbar und unfaßbar. Wie wir Euch auch zu verstehen geben, daß das Paradies noch vorhanden ist, unvergangen, aber mit dem Fluch Gottes wie verschlungen ist, und liegt doch unzerbrochen wie ein Mysterium im Fluch.
35.12. Denn wir können mit Grund und guter Wahrheit sagen, daß das Paradies noch auf Erden ist, aber wir sind nicht darin. Henoch aber war darin, doch er hatte noch den Leib der Verwirrung im Mysterium, und im himmlischen Mysterium Gottes Leib, einen Paradiesleib, der das Paradies empfängt. Er ist also wie ein Wunder, und ist ein Prophet auf der Krone am Ziel der Wunder.
35.13. Denn Ihr wißt ja, daß die Schrift sagt: »Nachdem er Methusalem als den Menschen des höchsten Alters gezeugt hatte, war er danach in einem göttlichen Leben geblieben. (1.Mose 5.22)« Und das ist doch etwas.
35.14. Methusalem deutet das Ende der Wunder dieser Welt an. Und Henoch, der nach der Geburt von Methusalem in seinem göttlichen Leben war, deutet in seinen 300 Jahren die Eröffnung der Wunder und das offene Mysterium an, nämlich als eine Predigt zur Gerechtigkeit, darin einem jeden seine Verwirrung gezeigt und das Ende der Wunder dieser Welt angezeigt wird, als Gottes Strafe oder gute Belohnung.
35.15. Und die Zeit nach Henoch, als Methusalem bis zur Zahl der Krone gelebt hat, wo Henoch mit seiner Predigt entzückt worden ist, zeigt an, daß das henochianische Licht, welches in seiner Zeit scheint, wieder in das Prinzip eintreten und an Henoch den irdischen Leib suchen wird. Dann wird gefunden, daß die Verwirrung noch darin ist, so daß dann kein Suchen mehr ist, denn die Verwirrung ist am Ziel gefunden und wirkt nur noch zum Feuer und zum Gericht.
35.16. So ist das Ende dieser Welt eine Grundsuppe und wirkt in der Verwirrung zum Feueraufblasen und zum Gericht. Denn die äußere Welt ist aus der Verwirrung geboren worden und hat in der Verwirrung ihren Anfang genommen, und die Verwirrung ist ihr Eigentum.
35.17. So sucht der Anfang im Grimm das Ende wieder, gleichwie diese Welt im Grimm körperlich geworden ist, und so will der Anfang am Ende den Geist im Grimm wieder haben, denn Anfang und Ende sind eins. So seht Ihr ja auch, daß im Anfang die Verwirrung Adam verschlang, in den Zorn führte und Abel ermordete.
35.18. Also, ihr Auserwählten, niemand begehre in der Zeit des Endes nach Henochs Verzückung zu leben, sondern seht zu, wenn euch Henoch predigt. Wenn die Sonne scheint, dann geht aus Babel heraus, denn es ist eine goldene Zeit. Denn es ist eure Verwirrung, die verursacht, daß Henoch verzückt wird.
35.19. Henoch ist nicht aus dieser Welt geflohen, sondern in das Mysterium und die Wunder eingetreten, denn er ist Gottes Prediger. Aber nachdem die Verwirrung die Welt überwunden hat, dann muß er schweigen bis die sechs Siegel ihre Wunder beendet und die Engel die Schalen der Verwirrung ausgegossen haben. Dann sind die Wunder des Zorns vollendet.
35.20. So kommt Henoch wieder aus dem Mysterium und geht in das Mysterium, und er sagt was geschehen war und straft die Welt um der Verwirrung willen, weil sie den Greuel in sie kommen ließen und diesem nicht widerstanden.
35.21. Und wenn die Welt nach dem goldenen Jahr zu fett und geil wird und wieder Sodom und Gomorra sucht, dann wird auch ihre Verwirrung fett und geil und sucht den Grimm und das Ziel, und die goldene Zeit geht heim und wird in der Verwirrung verschlungen. Dann stirbt auch Methusalem, der älteste Mensch, und danach kommt bald die Sündflut im Feuer. Dem sinnt nach, denn es ist Ernst!
35.22. Wir sagen nicht, daß ihr Henoch mit euren Händen betasten könnt. Nein, Henoch predigt nicht aus dem irdischen Lebensgeist, sondern aus dem, der ein Prophet war, der den äußeren Menschen ins Prinzip hineinführte. Deshalb werdet ihr den äußeren Henoch nicht tasten, aber den Propheten hören, der durch Henoch aus dem Mysterium spricht.
35.23. Doch Babel hält es für spöttisch und verachtete Henoch eine Zeit. Da sprach Henoch zu Noah, aber sie nannten ihn einen alten Narren, als er so vom Untergang Babels predigte.
35.24. Und Noah trat durch das Wasser in die andere Welt und rief Moses mit seinen Wundern, und er kam, denn er hatte Gottes Wunder. Denn er ist durch den Tod gegangen und hat seinen Leib durch den Tod geführt, als dann die Verwirrung nach der Verwesung begehrte und der Teufel darum zankte und die Verwirrung auch an Moses haben wollte, indem er ein zorniger Mann gewesen war und die Verwirrung geführt hatte.
35.25. Aber dem Teufel wurde gesagt, daß ihm die Verwirrung im Feuer nicht zustünde, denn sie stehe nur Gottes Majestät zu und habe die Wunder. Ihm stehe die Verwirrung in der Finsternis im Grimm zu, und er sei außerhalb der Stadt. Er solle nicht in der Stadt im Prinzip wohnen, sondern außerhalb.
35.26. Denn Gott habe ihn doch nicht ins Feuer (zur Reinigung) geschaffen. Deshalb möge er in seinem erweckten Feuerleben bleiben, und so habe er nichts an Moses Leib. Denn seine Wunder im Zorn gehören nicht zu dessen Verwirrung, und so sei er ein Ausgestoßener, ein Weggeworfener, und Moses Leib ist durch den Tod gegangen. Und sein unverwelklicher Leib, der die Wunder hatte, hat das Irdische in der Verwirrung verschlungen, und doch nicht auf verweslicher Art verzehrt, sondern auch er ist im Mysterium. Und seine Verwirrung, welche die Erstgeburten in Ägypten tötete und der Pharao im Wasser ersäufte, und die Kälberdiener erschlug, auch Korah, Dathan und Abiram mit der Erde verschlang, ist im Tod geblieben. Indem er starb, gingen sein Geist und seine Seele aus der Verwirrung heraus, und er blieb in den Wundern im Mysterium.
35.27. Nun ist er ein Lamm geworden und führt seine Werke in Isaaks und Sems Güter als ein Mysterium Gottes mit seiner Wundertat hinein. Aber dem Isaak gehört das Haus, und alle wohnen in Sems Hütten und in seinem Reich. Das erkennt, ihr Juden und Christen!
35.28. Wenn nun Moses vom Zank der Verwirrung und des Teufels mit Gerechtigkeit ins Mysterium eingegangen ist, aber gleichfalls seinen ersten Leib noch unverweslich an sich hat (zwar aus der Verwirrung herausgeführt, aber er soll am Ende der Tage noch im Feuer bewährt werden), so ist sein Prophet im Mysterium. Und dieweil ist er nach der Verwirrung ein Lamm geworden, und so hat er seinem Volk viele Propheten gesandt, um vom Mysterium zu predigen, nämlich wie im Mysterium nicht nur Gesetze und Werke sind, sondern auch das Lamm Christus, in das er auch eingegangen ist und seine Gesetze zum Hausgenossen des Lamms gemacht hat, so daß seine Wunder im Stall des Lammes wohnen.
35.29. Zu diesem Moses ruft Henoch, weil er auch im Mysterium ist und ebenfalls das weiße Kleid anhat, welches er vom Lamm in der anderen Welt bekommt. Und diesem kommt Moses zu Hilfe mit des Lammes Wundertat, weil sie Noah einen Narren nennen, der ohne Wunder als ein frommer Mann lehrt.
35.30. Doch dies kann Babel nicht leiden, denn damit wird ihr die Pracht und der Hochmut entzogen, und so lehnt sie sich gegen Moses und Henoch auf, verfolgt diese und will sie ermorden. Aber Moses ist schon zuvor gestorben, und Henoch ist verzückt, und so ist keiner im äußeren Leben bei ihnen. Sie sagt: „Wohl her, wo sind Henoch und Moses? Laßt ihre Wunder sehen!“ Aber sie (die Menschen von Babel) sind blind und können diese nicht sehen. Und so wüten sie gegen Moses und Henoch und ziehen in den Kampf aus.
35.31. Da ruft Moses den Elia, der mit Leib und Seele im Feuer Gottes aus dieser Welt in den Abgrund des Prinzips fuhr (2.Kön. 2.11), denn er wohnt im Prinzip mit starker Macht. Und wenn er kommt und das Geschrei hört, weil Babel im Feuer steht, dann zündet er die große Verwirrung an, darin das große Feuer brennt, das Fleisch und Blut verzehrt, wie auch die Steine und Elemente. Und dann soll Babel den letzten Trank trinken.
35.32. Und danach hat Henoch noch eine Zeit Frieden, und das ist das goldene Jahr, bis mein Lieber fett und geil wird und seine Verwirrung wohl mästet, so daß sie das Ziel sucht. Und dann kommt das Ende aller Zeit.
35.33. Laßt es euch nicht wundern, wir wollen dieweil bei Noah bleiben, bis Moses und Elia kommen, dann werdet ihr es erfahren, ihr alle, die ihr Kinder Gottes seid.
35.34. Aber dem Gottlosen bleibt es verborgen, bis ihn die Verwirrung verschlingt. Er betrachtet dies wie die Juden Christus, oder die erste Welt Noah. Was soll dem Spötter das Mysterium? Er sucht nur viel Fressen und Saufen, und sieht zu, wie er seiner Pracht genugtue, mit welcher er in Babel reitet.
35.35. Mein geliebter Freund, damit haben wir Euch eine kurze Andeutung vom Leben Henochs gegeben, auch was sein Amt und Zustand sei, sowie von Moses und Elia. Ihr werdet ihm als ein Bescheidener weiter nachtrachten, denn anders durften wir nicht davon reden, und so ist uns die Vernunft und der Wille in eine solche Rede verwandelt worden. Denn mehr oder gründlicher ist uns diesmal an diesem Ort mit einfältigerem Verstand nicht vergönnt worden zu schreiben.
35.36. Wenn Gott will und es uns gegeben wird, über das erste und auch das zweite Buch Moses etwas zu schreiben, dann könnte noch mehr davon eröffnet werden. Denn die aufgeschriebenen Namen der Väter vor der Sündflut gehören alle ins Mysterium, und große Wunder sind darin. Wenn es Tag werden wird, dann werdet Ihr darin den ganzen Lauf der Welt erkennen.
Was ist die Seele des Messias oder Christus?
36.1. Dies haben wir wohl in unserem dritten Buch vom dreifachen Leben des Menschen erklärt. Weil es aber nicht ein jeder, der dies liest, zur Hand hat und auch wegen der Frage noch mehr geantwortet werden muß, so soll es auch dastehen. Denn Ihr fragt auch in der nachfolgenden Frage nach Christi Geist, der da willig gewesen ist, und den Christus seinem Vater befahl.
36.2. Hier soll dem alten kranken Adam ein gutes Labsal gegeben werden, eine Arznei gegen den Tod, damit er wacker werde. Denn seine Mutter wird einen jungen Sohn gebären, der in seinem Schoß lebt, und dessen soll er sich erfreuen.
36.3. Wenn wir nun Christi Seele betrachten wollen, dann müssen wir uns nur selbst suchen und finden. Denn Christi Seele ist eine menschliche Seele, die in Maria empfangen wurde, der zweifachen Jungfrau. Obwohl wir das äußere sterbliche Leben von Maria als keine reine Jungfrau erkennen, denn was sterblich ist, hat den Zorn und die Verwirrung, welche alle Reinheit zerbricht, so daß keine reine Jungfrau aus Eva geboren werden kann, sondern alle nur ihre Töchter sind.
36.4. Eva war selber nur eine halbe Jungfrau, denn Adam war die andere Hälfte nach den beiden Tinkturen, darin der Mensch ganzheitlich in einer Jungfrau und reiner Liebe in sich selbst sieht. Und durch sich selbst sieht er Gott, nämlich durch die Kreatur den Ursprung, der die Kreatur aus sich machte.
36.5. Und so ist auch in einer ganzheitlichen Person eine reine Liebe und Zucht, denn sie sucht keine andere Vermischung. Sie ist sich selbst die Vermischung (bzw. Vereinigung) der beiden Tinkturen, nämlich der Tinktur der Seele und der Tinktur des Geistes. Und damit hat sie die Macht, daß sie einen Geist aus der Tinktur des Feuers gebären kann, der „Seele und Geist“ heißt. Welches aber Adam verscherzte, weil er sich vom irdischen Leben fangen ließ. Und deswegen mußte er zerbrochen und ein Weib aus ihm gemacht werden, die ihre Liebe, Lust und Imagination in Adams Feuertinktur setzen mußte, wenn sie mit einer Seele schwanger werden wollte.
36.6. Und deshalb kann niemand sagen, daß Eva vor der Berührung ihres Adams eine reine züchtige Jungfrau gewesen war. Und sobald Adam aus dem Schlaf erwachte, sah er sie neben sich stehen und imaginierte bald in sie, nahm sie zu sich und sprach: »Das ist Fleisch von meinem Fleisch, und Gebein von meinem Gebein. Man wird sie „Männin“ nennen, weil sie vom Manne genommen wurde. (1.Mose 2.23)«
36.7. Und sie, die Eva, hat auch bald in ihren Adam imaginiert, und so hat eins das andere in der Sucht entzündet. Wo ist nun die reine Keuschheit und die Zucht? Ist es nicht tierisch? Ist nicht das äußere Bild ein Tier geworden, wie das auch genügend im Willen und Wesen gesehen wird, daß der Mensch wie ein Tier handelt, und oft noch törichter, denn er hat mehr Verstand und reitet so auf dem Verstand wie unsinnig.
36.8. Daß dem aber wieder geholfen werde und das Bildnis wieder in Eins käme, dazu ist das Wort, das die Seele aus Gottes Mund sprach und mit dem Heiligen Geist in das Bildnis blies, Mensch geworden, und ist in das irdische Bildnis eingegangen, nämlich in die Verwirrung der Zerstörung.
36.9. So wißt Ihr ja wohl, daß dieses Wort das Wasser des ewigen Lebens hat, sowie das Feuer der Gottheit, aus dem Feuer die Tinktur der Gottheit und in der Tinktur den Geist Gottes, der aus dem Mund Gottes ausgeht. Und im Ausgang ist der Glanz der Majestät in der Wirkung des Geistes offenbar.
36.10. Dieses Wort ist in der Jungfrau der Weisheit Gottes und von den ewigen Wundern umgeben. Und das ist nun aus großer Liebe und Demut für unser Bildnis, das uns in Adam zerstört wurde, wieder in uns eingegangen, und ist in Maria, zwar in der irdischen Maria, aber mit göttlicher Segnung (Benedeiung), Mensch geworden.
36.11. Und die Segnung war, daß ihrer Seele die Himmelsjungfrau, die Weisheit Gottes, angezogen wurde, welche Adam verloren hatte. Darum nannte sie der Engel die Gesegnete unter allen Frauen.
36.12. Keine Frau von Adam her hatte die Himmelsjungfrau angezogen als eben diese Maria, und darum wurde sie mit dieser Segnung keusch und voller Zucht. Denn der Heilige Geist geht nicht in das Irdische. Er vermischt sich nicht mit dem Spiegel, denn das kann nicht sein, daß der Spiegel wie das Leben selbst ist.
36.13. Also versteht uns teuer! Des Menschen Seele ist aus Gott und aus dem Ewigen. Aber des Menschen Leib ist ein Spiegel des Ewigen. So hat Gott die Jungfrau Gottes dieser Maria angezogen, aber im Prinzip der Seele, nicht in das irdische Fleisch, so daß sie vergöttlicht worden wäre. Nein, sie mußte sterben wie alle Menschen.
36.14. Und in dieser Jungfrau hat das göttliche Wort aus dem göttlichen Herzen des Vaters den Samen des Weibes angenommen, nämlich den Samen der Seele und des ersten Bildnisses, das nun so lange Zeit im Mysterium zerbrochen stand.
36.15. Jetzt kam Gottes Leben dahinein und machte wieder ein ganzes Bildnis, denn das Wasser des ewigen Lebens aus Gottes Herz vermischte sich mit dem Geistwasser der Seele, denn der Geist entsteht aus dem Wasser, und die Seele ist das Feuer.
36.16. So fing das Wort die Tinktur der Seele, und der Heilige Geist die Tinktur des Geistes als die Tinktur des Wassers, und so wurde aus den beiden eine Seele. Doch die Kreatur blieb von Gottes Geist unterschieden, aber Gottes Geist wohnte darin, und so wurde aus Gottes Wasser und Tinktur und aus dem Samen Marias und aus ihrer Tinktur und ihrem Wasser in der hohen Segnung ein Fleisch und Blut, so daß ein himmlischer Mensch im irdischen zugleich auf einmal Mensch wurde. So daß man sagen konnte: Das ist des Weibes Sohn, nämlich Marias rechter leiblicher und natürlicher Sohn mit Seele und Leib, mit Fleisch und Blut, und mit allem, was ein Mensch hat. Und dann auch Gottes wahrer Sohn, der aus Gottes ewigem Wesen schon seit Ewigkeit geboren war, noch bevor der Welt Grund gelegt wurde, der in der Majestät der heiligen Dreizahl stand und zugleich auf einmal auch in Marias Leib.
36.17. Und so gehört die Seele Christi halb dem Prinzip dieser Welt und halb dem Heiligen Geist. Denn die Seele Christi hat auch die Luft des äußeren Geistes und die Kraft des Gestirns mit den Elementen gebraucht, sowie auch des göttlichen Wortes und der göttlichen Speise. Denn ein solcher Mensch war auch Adam in der Unschuld.
36.18. So hat uns Gott in Christus neugeboren, und so werden wir in Christus aus Gottes Wort und Geist durch das Wasser des ewigen Lebens neugeboren, und so sind wir Gottes Kinder in Christus. Und wenn wir uns aus unserem Verstand und Willen in Christus hineinergeben, dann werden wir so mit Christi Leib angezogen, und unser Wille und Geist lebt aus Christus in uns und wir in ihm.
36.19. So könnt Ihr auch verstehen, was Christi Versuchung gewesen war, nämlich daß der neue wiedergeborene Mensch nun Adams Versuchung bestehen sollte, nämlich ob seine Seele in Gott bestehen könnte. Dazu wurde sie in der Verwirrung erprobt, ob sie in den drei Prinzipien wahrhaft bestehen und über das äußere Leben herrschen könnte. Darum wurde dem äußeren Leben seine Speise entzogen, und das innere Leben sollte das äußere bewältigen und vom Wort des Vaters (Verbo Domini) essen und das äußere Leben in eigener Gewalt und voller Allmacht halten, und auch den Tod gefangenhalten, damit er das äußere Leben nicht zerbrechen könne. Das sollte ein Kampf sein.
36.20. Und dann waren die anderen zwei Versuchungen dies, daß versucht wurde, ob der Mensch in vollem Gehorsam Gottes leben und Gott in sich wirken lassen wollte, oder ob er sich wieder erheben und von Gott frei sein wollte, wie es Luzifer tat. Und darum mußte ihn der Teufel versuchen, weil dieser seinen königlichen Stuhl besitzen sollte.
36.21. So behauptete der Teufel, daß er nicht bestehen konnte, denn die Mutter der Grimmigkeit hätte ihn zu hart gezogen. Deshalb wurde ihm jetzt zugelassen, daß er sich an diesem Menschen versuchen konnte und ihm all das vorstellen sollte, das ihm selber vorgestellt worden war. Und wenn dieser bestünde, dann sollte er des Teufels Richter sein, der als ein Lügner befunden worden ist.
36.22. So versuchte er ihn in der zweiten und dritten Anfechtung, ob er in eigener Macht selber fliegen wollte, wie er es getan hatte und sich den Zorn erweckte. Oder ob er sein Vertrauen allein in Gott setzen und mit Willen und Wesen in Gott leben wollte, als ein Kind im Gehorsam des Vaters. Und das trieb er so lange mit ihm, wie auch Adam vor seinem Schlaf in der Versuchung stand (nämlich 40 Tage).
36.23. So müssen auch wir nun immerfort versucht werden. Aber in Christus, der überwunden hat, können wir siegen, denn seine Seele ist unsere Seele, und sein Fleisch ist unser Fleisch, wenn wir nur auf ihn vertrauen und uns ihm gänzlich ergeben, wie sich Christus seinem Vater ergab.
36.24. Und so versteht Ihr, geliebter Freund, was Christi Seele und Leib ist, nämlich unsere Seele und unser Leib, wenn wir an Gott hängen. Wenn aber nicht, dann sind wir getrennt, und sind nach dem äußeren Leben dem äußeren Geist dieser Welt, als dem verdorbenen Adam, und nach der Seele dem Teufel im Zorn Gottes anheimgefallen. Solches sucht in den anderen Schriften ausführlicher, wo Ihr allen Grund des Himmels und dieser Welt finden werdet.
Was ist dieser Geist Christi, der da willig war und den er in des Vaters Hände befohlen hatte?
37.1. Das ist eben das große Kleinod, dessen wir uns hoch erfreuen, daß wir solches wissen und uns selbst erkennen, was wir sind. Und das ist uns lieber als die Welt, denn es ist die Perle, dafür einer all sein Gut verkaufte, und sich diese Perle kaufte, davon Christus sprach (Matth. 13.45). Denn sie ist dem Menschen nützlicher als die ganze Welt. Sie ist edler als die Sonne, denn darin liegt der edle Stein der Weisen. Sie hat das große ganzheitliche Geheimnis (Mysterium Magnum) himmlisch und irdisch, und so ist ihr nichts gleich in dieser Welt, als nur die einfache Einfalt, die stillsteht und keine Verwirrung gebiert oder erweckt. Denn die Verwirrung hat das Kleinod verborgen, wie das Gold im Stein liegt und unversehrt bleibt, solange kein Räuber mit der irdischen Verwirrung darüber kommt und es zerstört (bzw. zertrennt), und doch nichts erlangt. So ist auch der eigene Verstand im Mysterium.
37.2. Darum dürfen wir mit Grund sagen, daß ein einfältiger Laie, der einfältig ohne viel Wissenschaft an Gott hängt, das große Geheimnis besser und gewisser hat, sowie auch unzerstört, als ein hochgelehrter Doktor, der in seinem Verstand fährt und das Kleinod zerstört und in (gedankliches) Babel setzt. Dieses wird wohl nicht schmecken wollen, aber das macht uns nichts, denn wir sollen schonungslos die Wahrheit sagen.
37.3. Wenn wir nun von Christi Geist reden, dann versteht der Verstand die Seele oder auch den äußeren Lebensgeist, der in der Kraft und Wirkung der Sterne und Elemente steht. Aber nein, es ist ein anderer, darin das Bildnis Gottes steht. Der äußere Geist gehört nicht in die Gottheit, sondern in die Wunder.
37.4. Wir haben es zwar schon vorn erklärt, weil aber dessen in der Frage gedacht wird, wie sich Christus im Sterben seinem Vater befohlen hat, so wollen wir davon reden, wie das beschaffen sei.
37.5. Ihr habt schon genug vernommen, in welchem Maß die Seele das Zentrum der Natur und der Ursprung des Lebens und der Beweglichkeit ist, nämlich als ein Feuer Gottes, das in Gottes ewigen Willen gewandt sein soll, darin es ursprünglich aus magischer Sucht geboren wurde, so daß aus dem ewigen Nichts ein großes Geheimnis geworden war, darin alle Dinge liegen, die Gottheit mit allen drei Prinzipien und alles, was Wesen heißt.
37.6. Auch ist erklärt worden, wie aus dem Feuer das Licht und der Luft-Geist geboren wird, und dann, wie das Feuer wieder den Luft-Geist in sich zieht und sich damit selbst immer wieder aufbläst (bzw. anfacht), und so mit dem Licht, der Luft und der Qualität des Feuers sein selbsteigenes Leben ist.
37.7. Mehr noch haben wir Euch von der edlen Tinktur vermeldet, die so im Licht entsteht und darin des Lichtes Sanftmut ist, die aus der Angst wie eine Ertötung geboren wird, und durch die Tötung der Angst ausgrünt wie ein anderes Leben mit anderer Qualität. Und daß darin des Feuers Qual-Qualität als eine Tinktur erkannt wird, gleich einem Treiben eines Geistes, die doch auch begehrend ist, und so die Kraft des Lichtes in sich zieht und dieselbe zu einem Wesen wie das Wasser mache. Und daß darin die zwei Gestaltungen erkannt werden, eine nach der Feuerqualität als rot und darin die Kraft als Sulphur, und die andere als eine dünne Sanftmut und doch Wesenheit wie Wasser, welche die begehrende Tinktur in Eines zieht und verwandelt, so daß es Blut wird.
37.8. So ist nun im Blut der Ursprung des Feuers als die Wärme, und das ist eine Tinktur und ein Leben. Und durch die Kraft der Tinktur geht aus dem dünnen Wasser des Lebens die Kraft von der Kraft aus, und die Kraft fängt dasselbe Ausgehen immer wieder. Und dieses Ausgehen ist frei vom Feuer und auch von der Kraft, denn es ist ausgehend, und wird doch aus der Kraft geboren.
37.9. Das ist nun der (Heilige) Geist, der aus der Seele geboren wird, darin das Bildnis Gottes mit der göttlichen Jungfrau steht, der Weisheit Gottes, denn in diesem Geist liegt alle Vernunft und Weisheit. Er besitzt die Sinne und das edle Leben, das sich mit Gott vereinigt, und ist so subtil, daß dieser Geist in Gott eingehen mag und kann. Wenn sich dieser Geist in Gott hineinergibt und die Feuerpracht und das Wissen seiner Seele wegwirft, dann erlangt er Gottes Bildnis und Gottes Leib, denn er geht mit dem Willen in Gott ein und wohnt mit Macht in Gott. Und so hat er Gottes Wesen an sich und ist jenseits dieser Welt im Leben Gottes.
37.10. Weil aber dieser Geist erstlich aus dem Zentrum der Natur entsteht, nämlich aus dem Feuerleben, obwohl er nicht das Feuerleben ist, sondern sein Geist, und das Feuerleben mit dem Ursprung im Abgrund in der Qual des göttlichen Zorns steht, so hat Christus diesen Geist von sich nicht dem feurigen Leben befohlen, sondern seinem Vater in die Hände.
37.11. Und seine Hände sind das Liebe-Begehren, mit welchem er nach unserem Geist greift, wenn wir zu ihm eingehen und uns ihm anbefehlen.
37.12. Denn weil nun sein Leib am Kreuz sterben und die Seele durch die Hölle und Gottes Zorn gehen sollte, wo überall die Teufel warteten und dachten „Wir wollen wohl diese Seele in unserer Verwirrung im Feuer behalten!“, deshalb befahl Christus seinen Geist der Liebe Gottes.
37.13. Also kam nun die Seele Christi mit dem Geist in die Hand Gottes, im Tod in das Zornfeuer gefaßt, wo sie der Tod halten wollte, aber er wurde zerbrochen und zum Spott. Denn er würgte den äußeren Menschen als das äußere Leben ab und dachte „Nun muß wohl die Seele in der Verwirrung bleiben!“, aber es war ein Stärkerer in der Seele, nämlich Gottes Wort, das den Tod gefangennahm und den Zorn zerstörte und mit der Liebe den Grimm im Geist Christi löschte.
37.14. Das war der Hölle ein Gift, so daß die Liebe Gottes in sie kam und (die Hölle) in der Seele erwürgt wurde. Und dem Tod war es eine Pestilenz und ein Sterben, ein Zerbrechen, und er mußte nun erleiden, daß ein ewiges Leben in ihm wuchs.
37.15. So nahm der Geist Christi den Teufel gefangen und führte ihn aus diesem Seelenfeuer heraus in die Finsternis, und schloß ihn in die Finsternis jenseits des Feuers der Seele und Gottes in die grimme Herbigkeit und Bitterkeit ein, in die Kälte, wo er sich selber einheizen mag, um nicht zu erfrieren.
37.16. Betrachtet die ersten vier Gestaltungen der Natur, dann werdet Ihr erkennen, was des Teufels Wohnhaus ist. Denn vor Christus hielt er die Seele mit dem Feuer in der Verwirrung gefangen. Und wenn er auch den Geist der Seele nicht hatte, so hatte er doch die Wurzel in der Verwirrung. Aber nun wurde ihm Feierabend geboten, und er wurde ausgestoßen und in die Finsternis geführt. Und durch die Höllenfahrt Christi wurde ihm seine Bosheit zerstört, und Christus wurde sein Richter.
37.17. So haben wir Euch kurz beschrieben, was Christi und unser Geist ist, nämlich nicht das äußere Leben, sondern der Geist der Seele. Nicht die Seele selber, sondern der Geist ihres Lebens.
37.18. Gleichwie in der heiligen Dreizahl Gottes ein Unterschied ist, so daß drei Personen in einem Wesen sind, aber nur Ein Gott, darin der Sohn den Geist, als das Leben, aus dem Herzen und Mund ausgehend hat, und das Herz die Flamme der Liebe ist, und der Vater die Qualität des Zornes, die durch seinen Sohn in der Liebe besänftigt wird, so daß alles in Gott Ein Wille und Wesen ist, so ist es auch im Menschen, und zwar mitnichten anders, mit keiner Silbe. Was Gott in Christus ist, das sind auch wir in Christus in Gott, seine wahren Kinder. Darum sollen wir ihm auch unseren Geist in seine Hände befehlen, und dann können wir auch mit Christus durch den Tod in das (ewige) Leben in Gott eingehen.
37.19. Deshalb laßt Euch nicht von den Schwänken (der Schauspiele) umhertreiben und vernarren, wie man es bisher in Babel getan hat und dies und das von der Seele und ihrem Geist abwaschen wollte, der eine so und der andere anders. Das hat keinen Grund, sondern nur Tand und Meinungen.
37.20. Die Vernunft wird in Gott geboren, nicht in den Schulen aus der Kunst. Obwohl wir diese nicht verachten wollen, denn wenn die Kunst in Gott geboren wird, dann ist sie ein zehnfaches Mysterium, denn sie erreicht allezeit die zehnte Zahl in der Weisheit, vielmehr als der Laie, denn sie kann aus vielen Zahlen eine machen. Aber es steht nicht im eigenen Vermögen. Nein, der Eingang auf das Kreuz muß bei einem wie beim anderen sein, sei er Doktor oder Laie, denn in Gottes Geheimnis gibt es keine Doktoren, sondern nur Schüler. Aber dennoch kann ein gelehrter Schüler weit kommen.
37.21. Hätte diese Hand die hohe Kunst und auch diese hohe Gabe, Ihr würdet es wohl sehen. Aber Gott will es nicht so haben, und es gefällt ihm wohl, daß er die Weisheit dieser Welt zum Toren mache und seine Kraft den Schwachen gibt, auf daß sich alles Leben vor ihm verneige und erkenne, daß er der Herr ist, der da macht, was er will.
Von den Dingen, die zum Ende der Welt geschehen sollen.
38.1. Mein geliebter Freund, hier gebührt uns nicht, auf Eure Frage zu antworten. Es steht auch nicht in meinem Vermögen, und es gebührt auch niemandem zu fragen, denn es ist der geheime Rat Gottes, damit sich ein Mensch nicht als Gott erachten und alles im Voraus wissen wollte.
38.2. Unser Wissen steht in Gottes Geist und Willen, und wenn dieser geht, dann geht er in der himmlischen Magie und tritt in die Wunder der irdischen. Damit ist der Prophet geboren, denn er steht auf der Krone und redet magisch vom Anfang der Wunder und ihrer Verwirrung, wie sie an das Ende kommen und wieder zerbrechen sollen und in das Erste zurückkehren.
38.3. Denn alle Propheten reden von der Verwirrung, sie zeigen das Falsche an und weisen ein Besseres, das in Gottes Willen geht.
38.4. Deswegen mögt Ihr uns mit dieser Frage nicht beschweren, denn wir würden in der Verwirrung gefangen. Ihr könnt das genug in allen anderen Fragen verstehen, was geschehen soll. Es wurde Euch klar genug angedeutet. Denn wir dürfen von künftigen Dingen nicht anders als auf magische Art reden, und das liegt daran, weil die künftigen Wunder alle in der Verwirrung gesehen werden. Und wenn der Geist sie sieht, dann spricht er laut heraus, wie die Verwirrung mit Bösem oder Gutem beladen ist.
38.5. Er sieht aber auch, daß alles vermengt ist. Darum ist Gott Mensch geworden, und seine Barmherzigkeit stellt sich über alle im Zorn und wehrt dem Verderben. Deshalb muß der Prophet magisch und nicht mit runden (umfassenden) Worten reden, denn es geschieht oft, daß ein Ding im Wesen bösartig ist, und doch wächst bald ein Zweiglein aus der Bosheit, das die Verwirrung zerbricht, so daß eine Bekehrung hineinkommt.
38.6. Darum läßt euch Gott warnen, daß Ihr den Himmel des Firmaments bändigen und ihm widerstreben sollt. Und so muß oft das Böse, das der firmamentische Himmel ausschüttet, in ein Besseres verwandelt werden.
38.7. Denn sonst, wenn alles so geschehen müßte, was der firmamentische Himmel hat, dann bedürfte man keiner Lehre, sondern es wäre ein gewisser beständiger und ewiger Kalender (und alles wäre vorausbestimmt).
38.8. Ihr wißt ja wohl, was Euch Daniel, Ezechiel und auch David in ihren Weissagungen vermelden, besonders die Offenbarung von Jesu Christi. Darin habt Ihr alles liegen, was geschehen soll, denn auch sie haben magisch von künftigen Dingen gesprochen.
38.9. Aber in unseren Schriften habt Ihr es heller (bzw. klarer), denn die Zeit geht nunmehr zu Ende und der Anfang hat das Ende gefunden. Darum erscheint es heller, was am Ende geschehen soll. Und dazu wollen wir Euch auf die anderen Schriften verwiesen haben, wo Ihr dessen genug finden werdet. Aber einer runden (und umfassend) klaren Erklärung ist diese boshafte Welt nicht wert, denn damit muß immer das größte Geheimnis bewegt werden, das allein den Kindern Gottes gehört. Aber Gott will nicht, daß man die Perlen vor die Säue werfen soll, sondern den Kindern zu ihrem Spiel geben. (Matth. 7.6)
38.10. So dient auch Ihr ihm! Es liegt nichts daran, daß das Mysterium unter weltlichem Schutz stehe. Das ist eine Torheit, und damit wird Gott verworfen, der doch mächtig genug zum Schutz ist.
38.11. Ihr dürft das Geheimnis nicht bei den Gewaltigen (den weltlichen Herrschern) suchen, oder ihnen vor anderen vertrauen. Dann kommt bald eine Verwirrung hinein, nämlich ein Gesetz, und dann wäre Gottes Geist wie gebunden und ein Antichrist geworden.
38.12. Seht Israel an, als sie Samuel und ihre Richter verworfen hatten und meinten, wenn ihre Lehre unter weltlichem Arm stünde und sie einen König hätten, dann könnten sie von ihren Gesetzen erhalten werden. Seht doch, wie es zuging, wie ihre Könige die Verwirrung einführten und (goldene) Kälber zum Gottesdienst machten und die Gemeinde zwangen, die Abgötter zu verehren! Das sagen wir wohlmeinend.
38.13. Und so geben wir Euch speziell auf diese Frage keinen eigenen Bescheid. Ihr werdet dessen genug in den anderen Fragen finden, denn anders dürfen wir nicht (antworten).
Was und wo ist das Paradies mit seinen Bewohnern?
39.1. Dies wurde Euch bereits zum Leben von Henoch angedeutet, daß es in dieser Welt ist, aber im Mysterium gleichsam wie verschlungen, obwohl es doch in sich selbst unverändert ist. Es ist nur unseren Augen und unserer Qualität entzogen. Ansonsten, wenn unsere Augen offen wären, dann könnten wir es sehen.
39.2. Ist doch Gott in seiner Dreizahl bei uns, wie könnte dann das Paradies verloren sein? Wir haben nur im äußeren Leben seine Qualität und Frucht verloren, gleichwie der Teufel Gott verlor, als er sich mit eigenem Willen als ein stolzer Geist erhob und ein Herr sein wollte. So ist es auch uns ergangen. Als Adam von der irdischen Frucht des Bösen und Guten essen wollte, bekam er auch ein irdisches Leben von böse und gut, und wurde aus dem schönen Lustgarten des Paradieses, wo die himmlische Frucht wuchs, in das äußerliche Leben hinausgetrieben.
39.3. Viele haben vom Paradies Wunderliches geschrieben, aber ihre Blindheit ist nun am Tageslicht, die wir doch nicht verachten sollen. Denn sie sind Sucher gewesen, und ein jedes Zeitalter hatte seine Sucher, die das Mysterium gesucht haben. Aber es ist eine Zeitlang in Babel sehr finster worden.
39.4. Nunmehr in zweihundert Jahren hat es sich wieder zu öffnen begonnen, indem sich der antichristliche Fall ereignet hat, und als man begann, Babel auf einer Seite zu stürmen. Aber die feste Burg von Babel steht noch fest. Man hat zwar die Hure offenbart, aber ihr Tier ist nur gewachsen.
39.5. Darum kommt noch eine wunderliche Zeit, in der sich alles verändern soll. Es sollen viele große Berge und Hügel ein ebenes Feld werden und eine Quelle aus Zion fließen, von welcher der Arme trinken und sich ergötzen wird. Und sie sollen mit einem Stab geweidet werden, und der Hirte wird sich mit den Schafen freuen, daß Gott so gnädig ist.
39.6. Denn Silber und Gold sind so gemein wie zu Salomons Zeiten, und seine Weisheit regiert den Erdenkreis: Das ist Wunder.
Ist das Paradies veränderlich, und was wird es danach sein?
40.1. So wenig wie Gott veränderlich ist, so wenig auch das Paradies, denn es ist ein Teil der Gottheit. Wenn das äußere Regiment vergehen wird, dann wird an dem Ort, wo jetzt die Welt steht, ein reines Paradies sein.
40.2. Denn es wird eine Erde aus himmlischer Wesenheit sein, so daß wir durch und durch wohnen werden können. Wir werden am Jüngsten Tag nicht über den Ort dieser Welt hinausfahren, sondern in unserem Vaterland bleiben und heimgehen in eine andere Welt, in ein anderes Prinzip mit anderer Qualität.
40.3. Denn es wird kein Frost und keine Hitze mehr sein, auch keine Nacht, und wir werden durch und durch ohne Zertrennung durch die himmlische Erde gehen können.
40.4. Diese Erde wird wie ein kristallenes Meer sein, darin alle Wunder der Welt gesehen werden, alles ganz durchsichtig, und Gottes Glanz wird das Licht darin sein. Und das heilige Jerusalem, die große Stadt Gottes, wo man Gott die Farren (jungen Stiere) unserer Lippen opfern wird, da wird das Paradies sein und eine Hütte Gottes bei den Menschen.
40.5. Denn es steht geschrieben »Ich mache Alles neu! (Offb. 21.5)«, neue Himmel und neue Erde, so daß man des Alten nicht mehr gedenken wird. Darin wird die schöne Stadt Gottes mit den Wundern und der Weisheit bestehen, und der Tempel Gottes, das neue Jerusalem, wird auf der neuen Erde stehen, die aus Gottes Kraft und Wundern zubereitet ist.
40.6. Alles, was die Propheten geschrieben haben, wird dann erfüllt werden, denn Gottes Wort und Wunder werden wie Gras auf der neuen Erde grünen. Da ist kein Tod mehr, auch keine Angst, Traurigkeit oder Krankheit, und kein Oberherr, als nur Christus, der bei uns wohnen wird, und wir werden mit den Engeln in einer Gemeinschaft sein.
40.7. Unsere Früchte wachsen uns nach unserem Begehren und Wünschen. Es wird kein Altern geben, sondern ein Mann von hundert Jahren wird wie ein neugeborenes Kind sein und in reiner Liebeslust leben.
40.8. Alles, was Freude ist, das wird gesucht, und wo eins dem anderen Freude machen kann, dahin ist sein Wille geneigt.
40.9. Wir werden ein heilig priesterliches Leben führen und alle von Gottes Weisheit und ewigen Wundern reden. Denn die göttliche Magie hat Wunder ohne Zahl, und je mehr gesucht wird, desto mehr ist da, und das ist die Vermehrung des göttlichen Willens.
40.10. Zu dem Ende (bzw. Ziel) hat sich Gott im Bildnis erschaffen, nämlich in Engel und Menschen, daß er solche Freude in sich selber habe und sich mit den Essenzen seines Lebens ewig erfreue. Halleluja!
Mein geliebter Freund, damit ist Euch auf Eure Frage eine runde (umfassende) Antwort nach unseren Gaben aufgezeigt worden. Und wir ermahnen Euch brüderlich, uns wegen unserer einfältigen Rede und Ungeschicklichkeit nicht zu verschmähen, denn wir wurden nicht von der Kunst geboren, sondern von der Einfalt, und reden große Dinge mit einfältigen Worten. Nehmt es als ein Geschenk Gottes an! Ihr werdet so viel darin finden, wie Ihr wohl in den besten Rednern der hohen Kunst nicht finden könnt, es sei denn, sie sind auch von dieser Schule geboren worden. Denen wollen wir nichts vorschreiben, sondern erkennen sie als unsere lieben Brüder in Christus, mit denen wir uns ewig in der himmlischen Schule erfreuen wollen, von der wir hier einen kleinen Vorgeschmack erlangt haben. So ist unsere Erkenntnis hier nur ein Stückwerk. Wenn wir aber das Ganze bekommen werden, dann wollen wir sagen, was Gott ist und vermag. Amen.
Anno 1620.