20. Frage nach der Rückkehr zu Gott

Wie kommt die Seele wieder zu Gott?

20.1. Das ist schon genug erklärt worden, daß sie aus Gottes Mund ausgesprochen und vom Heiligen Geist in das Bildnis Gottes geschaffen wurde: Und wenn sie so bleibt, dann ist sie, wenn sie aus dem irdischen Leben austritt, schon wieder in Gottes Mund, denn sie ist in Gottes Leib, und keine Qual rührt sie an.

21. Frage nach dem Weg der Seele nach dem Tod

Wo fährt sie hin, wenn sie vom Leib scheidet, sei sie selig oder unselig?

21.1. Wer die drei Prinzipien richtig versteht, der hat hier keine weitere Frage. Denn die Seele fährt nicht zum Mund heraus, weil sie auch nicht zum Mund hineingefahren ist, sondern sie tritt nur aus dem irdischen Leben. Die Verwirrung bricht das irdische Leben ab, und so bleibt die Seele in ihrem Prinzip stehen.

21.2. Denn der Leib faßt sie nicht, denn weder Holz noch Stein kann sie erfassen, weil sie dünner als Luft ist. Und wenn sie Gottes Leib hat, dann geht sie einfach wie ein Ritter durch die Verwirrung, nämlich durch den Zorn Gottes und den Tod hindurch. Und wenn sie durch ist, dann ist sie in Gottes Wesen.

21.3. Sie bleibt bei ihren hier gemachten Wundern und Wesen, und sie sieht Gottes Majestät und die Engel von Angesicht zu Angesicht. Wo sie ist, da ist sie in der unergründlichen Welt, wo kein Ende noch Ziel ist. Wo soll sie also hinfahren? »Wo ein Aas ist, da sammeln sich die Geier. (Luk. 17.37)« Aber sie ist in Christi Fleisch und Blut, bei Christus, ihrem Hirten.

21.4. Und wenn sie auch tausend Meilen führe, so wäre sie doch an dem Ort, wo sie ausgefahren war, denn in Gott ist kein Ziel. Nähe und Weite sind Eins. Sie ist so schnell wie ein Gedanke der Menschen, denn sie ist magisch und wohnt in ihren Wundern, und das ist ihr Haus.

21.5. Die Wesenheit außerhalb von ihr ist das Paradies, ein Grünen, Blühen und Wachsen von allen schönen Himmelsfrüchten. Wie wir in dieser Welt allerlei Früchte haben, davon wir irdisch essen, so sind auch allerlei Früchte im Paradies, davon die Seele essen kann. Sie sind mit Farbe und Kraft sowie im Wesen, aber nicht wie ein Gedanke, doch so dünn und subtil wie ein Gedanke, aber wesentlich und der Seele begreiflich, fühlbar, kräftig und saftig vom Wasser des Lebens, alles aus der himmlischen Wesenheit.

21.6. Denn der himmlische Leib der Seele ist vom reinen Element, daraus die vier Elemente ausgeboren wurden, und das gibt Fleisch, und die Tinktur gibt Blut, und so ist der himmlische Mensch im Fleisch und Blut, und das Paradies ist die Kraft der Wesenheit. Es ist eine himmlische Erde, die unserem äußerlichen Verstand nicht faßbar ist.

21.7. Doch wir werden Euch nun abermals ein anderes „ABC“ lehren: Nicht alle in dieser Welt haben Christi Fleisch an sich, das im alten Adam verborgen ist. Wohl auch von sehr vielen nicht einer, sondern nur die Neugeborenen, die aus ihrem Willen heraus in Gottes Willen eingegangen sind, in denen das edle Senfkörnlein gesät wurde, daraus ein Baum gewachsen ist.

21.8. Die meisten Seelen fahren vom Leib ohne Christi Leib, aber sie hängen am Faden und sind in ihrem Glauben schließlich in den Willen getreten. Deren Seelen sind wohl im Geist in diesem Bildnis, aber nicht im Fleisch. Und so erwarten sie den Jüngsten Tag, wenn das Bildnis als ein Leib aus dem Grab aus dem ersten Bildnis hervorgehen wird. Denn Gott wird sie durch Christi Stimme aufwecken, eben dieses Bildnis, das Adam in seiner Unschuld hatte und mit Christi Blut wieder gewaschen (und gereinigt) worden ist.

21.9. Und der irdische Leib soll sie nicht mehr berühren. Denn auch er muß in der Verwirrung vor das Gericht treten, doch nach der Verkündigung des Urteils verschlingt ihn die Verwirrung, und nur die Wunder bleiben bestehen.

21.10. So versteht uns recht: Die Seelen, die so bis zum Jüngsten Tag auf ihre Leiber warten müssen, die bleiben bei ihrem Leib in der stillen Ruhe, ohne empfindliche Qual bis zum Jüngsten Tag, aber in einem anderen Prinzip.

21.11. Sie haben in der Erde keine Finsternis, auch keine Majestät, sondern sind in der einigen stillen Freiheit in Ruhe ohne Qual, ohne Berührung des Leibes.

21.12. Aber ihre Wunder sehen sie, doch sie vollbringen nichts darin, denn sie warten auf Gott, und sind in der Demut. Denn sie sind durch den Tod gesunken, und sind in einer anderen Welt. Aber es ist noch eine Kluft zwischen ihnen und den heiligen Seelen in Christi Fleisch und Blut, wohl kein Prinzip, denn sie sind in einem Prinzip, aber ein Geist ohne Leib hat nicht die Macht wie der im Leib, und darum sind sie in der Ruhe und sind unter Gottes Altar.

21.13. Wenn der Jüngste Tag kommt, dann werden sie hervorkommen und von Gottes Brot essen und Gottes Leib anziehen, wie in der Offenbarung des Johannes beschrieben wird, daß die Seelen in weißen Kleidern unter dem Altar fragen: »Herr, wann rächst du unser Blut? (Offb. 6.10)« Und ihnen wird gesagt, daß sie noch eine kleine Weile ruhen, bis ihre Brüder auch dazu kommen, die um des Zeugnisses Christi willen ermordet werden sollen.

21.14. Aber die Seelen der Gottlosen haben eine andere Stätte als im Allerinnersten, welches auch das Alleräußerste ist, nämlich in der Finsternis. Die Seele darf auch nirgends hinfahren, und bleibt auch einfach beim Leib, in ihrem Wesen, aber nicht in dieser Welt, und sie berührt auch nicht die Erde. Sie ist zwar der Erde mächtig und kann sie ohne Wesen und Empfinden auftun, aber das äußere Prinzip hat sie nicht, denn sie ist des äußeren Geistes nicht genug mächtig. Jedoch kann sie eine Zeitlang Gaukelspiel im siderischen (natürlich-körperlichen) Geist treiben, wie dann manche Seele im Sternengeist wieder erscheint und Abstinenz sucht, so daß manche in den Häusern Schrecken und Poltern verursachen. Das tut sie alles durch den Sternengeist, bis sich auch dieser verzehrt, und dann liegt ihre Pracht in der Finsternis und wartet auf das Jüngste Gericht.

21.15. Unsere Babels sagen, das sei der Teufel, der so in der Seele Gestalt umgehe. Ja richtig, des Teufels genug mit einer verdammten Seele. Aber es ist nicht der Teufel selbst, denn der ist im Abgrund und plagt auch die Seele während der Zeit des Leibes gern im Abgrund der Seele. Obwohl es ihm nicht zu schwer ist, ein Schalkskleid zu tragen, denn er kann wohl auch ein äußerliches Kleid anziehen, um den Menschen zu verführen und zu erschrecken.

21.16. Aber dies müssen wir über Babel klagen, daß sie doch so blind ist und so wenig Erkenntnis von Gott hat. Sie hat die Magie und Philosophie weggeworfen und den Antichristen hereingenommen. Nun mangelt es ihr am Wissen. Sie hat zwar Kunst, doch am Wissen fehlt es, denn sie hat den Spiegel zerbrochen und sieht durch eine Brille.

21.17. Was soll man sagen? Die Welt ist geblendet, und man zieht sie wie an einer Schnur und führt sie gefangen, aber sie sieht es nicht, und wäre doch frei, wenn sie nur sähe. Das ist die Schalkheit, und mit diesem Strick bindet man sie. Aber du wirst bald sehend werden, denn es ist schon Tag. So wache nur auf, du Hüter Israel!

21.18. Also, geliebter Freund, sei dessen unterrichtet, daß es eine Ungleichheit der Stätte für die Seelen gibt, alles je nachdem, wie die Seele eingegangen ist. Ist sie heilig und neugeboren, dann hat sie einen (ganzheitlichen) Leib und erwartet nur die Wunder des Leibes am Jüngsten Tag. Sie hat diese zwar schon im Willen gefaßt, aber sie sollen am Gerichtstag vor Gericht stehen. Denn alle Seelen, gute und böse, eine jede soll ihren Richterspruch und Lohn empfangen.

21.19. Dann sollen die Heiligen den Gottlosen vor das Angesicht gestellt werden, so daß sie die Ursachen ihrer Qual sehen und erfahren.

21.20. Daß aber jemand von einer besonderen Stelle oder einem Ort dichten wollte, wo sie beieinandersäßen, das ist ganz gegen die Magie. Eine jede ist in ihrem Land, und nicht an die Stelle des Leibes gebunden, sondern sie kann sein, wo sie will. Und wo sie nun ist, da ist sie entweder in Gott oder in der Finsternis. Gott ist überall, die Finsternis ist auch überall, und die Engel sind auch überall, aber ein jedes in seinem Prinzip und in seiner eigenen Qualität.

21.21. Das äußere Verstandesdichten ohne Erkenntnis der Prinzipien ist nur ein Spiegelfechten. Wenn ich auch tausendmal fragte, und mir würde immer etwas über Gott gesagt, solange ich aber nur im Fleisch und Blut wäre, sähe ich das wie Babel an, die meint, die Seele fahre über die Sterne in einen Himmel. Ich selbst kenne diesen Himmel nicht, und kann ihn auch gern entbehren.

21.22. Er ist wohl da droben, aber es sind englische Fürstenthrone. Dieses Auge der Äther („Bewußtsein der Räume“) ist unser Fürstentum und unser Königreich. Es ist mit den oberen wohl alles Eins mit unserem, aber unsere Schöpfung und unsere Wesen sind in unseren Äthern („Räumen der Information“). Eine Seele kann wohl dahin reichen, wenn sie gern will, und wird gar lieb von Gottes Engeln angenommen. Denn es ist eben das Wesen Gottes bei ihnen wie bei uns, und der Unterschied liegt nur darin, daß sie englische Werke ganz rein ohne Makel bei sich haben, und wir haben die großen Wunder. Darum wünschen sie auch, bei uns zu sein, und sie sind ohnedies unsere Diener im Leben des Leibes und widerstehen dem Teufel.

21.23. Sind nun die Engel in dieser Welt im heiligen Prinzip, wo soll dann die Seele erst hinfahren? Vielleicht in den überheblichen Stolz, wie Luzifer? So könnte Babel denken. Oh nein, sie bleiben in der Demut und sehen auf Gottes Wunder. Wie Gottes Geist geht, so gehen auch sie.

22. Frage nach der Freude der Seele

Was tut dann eine jede Seele? Freut sie sich bis zum Tag des letzten Gerichts?

22.1. Diese Frage begreift (und betrifft) die freudenreiche Ehrenpforte, um das Rittertränzlein der Seele zu erkennen.

22.2. Wenn ein lieber Sohn nach Kunst und Ehren in ein weites fremdes Land auswandert, dann denkt er öfters an seine Heimat und an die Zeit, in welcher er seine Eltern und Freunde wieder erfreuen kann. Er freut sich auf diesen Tag und erwartet ihn mit innerlicher Freude und großem Verlangen. Auch übt er sich selbst in seinem Wesen, daß er Kunst und Wissen bekomme, damit er seine Eltern, Geschwister und Freunde wirklich erfreuen kann.

22.3. In ähnlicher Weise führen wir Euch zu Gemüt und geben Euch dies zu betrachten, daß die Seelen ohne Leib eine große innerliche Freude haben und den Jüngsten Tag mit großer innerlicher Begierde erwarten, an dem sie ihren schönen heiligen Leib mit den Wundern wiederbekommen sollen, wie auch ihre Zurüstung (bzw. Erweiterung) in ihrem Willen, darin sie dann ihre Werke nach Art der ewigen unergründlichen Magie sehen, die sie erst in der Bildung am Jüngsten Tag mit dem neuen Leib aus dem alten bekommen werden.

22.4. Und es ist uns erkenntlich und hoch empfindlich, aber im (sehenden) Geist nach seinem Wissen, daß sich die seligen Seelen in ihrer hiergemachten Arbeit erfreuen und sich in ihren Wundern, welche sie magisch sehen, sehr ergötzen. Denn jene, die viele Seelen zur Gerechtigkeit geführt haben, denen steht ihr Lohn in der Magie im Willen vor Augen. Welche viel Verfolgung um der Wahrheit willen erlitten haben, die sehen ihr schönes Ritterkränzlein, das sie am Jüngsten Tag dem neuen Leib aufsetzen können. Welche viel Gutes getan haben, denen erscheint dies im Willen vor den Augen. Und welche um Christi Ehre, Lehre und Wahrheit willen verspottet, verhöhnt, getötet und verfolgt wurden, denen steht der ritterliche Sieg vor Augen, gleich einem, der in einer Schlacht seine Feinde überwunden hat und seinem König und Fürsten den Sieg vorstellt, davon er sehr große Ehre empfängt, weil ihn sein König mit großer Freude annimmt und als treuen Gehilfen bei sich behält.

22.5. Was für Freude in denen ist, dazu haben wir keine Feder zum Beschreiben. Allein wir erkennen, daß diese Seelen in dieser Welt größtenteils Gottes Leib angezogen haben und so in größerer Vollkommenheit als andere sind. Deshalb erwarten sie den Jüngsten Tag mit großer Freude und großen Ehren, da ihnen ihre Werke in himmlischer Bildung vor die Augen treten, und die Gottlosen sehen werden, in wen sie gestochen haben.

22.6. So freut sich eine jede Seele in großer Hoffnung vor Gottes Angesichte darüber, was ihr widerfahren soll, denn sie erkennt ihren Lohn, aber kann ihn ohne Leiblichkeit nicht begreifen. Denn sie hat ihre Werke im Leib gemacht, und so werden sie ihr auch im neuen Leib wiederkommen und nachfolgen.

22.7. Denn obwohl die hochteuren heiligen Seelen in dieser Welt Christi Leib angezogen haben, so daß sie als ein Gottesbild im Himmel stehen, so sind doch alle ihre Werke im alten Leib gemacht worden, welcher Gottes Spiegel wurde, und diese werden ihnen zur Auferstehung in der Bildung wahrhaft himmlisch in ihrem Leib dargestellt werden.

22.8. Denn das erste Bild, das Adam vor dem Fall war, das ist in Christus wiedergeboren worden, und wird der Seele mit ihren Wundern wieder angezogen werden. Und wenn sie auch Gottes Leib hat, so stehen doch die Wunder im ersten Bildnis. Aber die Verwirrung mit dem äußeren Reich der äußeren Qual ist weg, denn es war nur ein Spiegel und ist nun ein Wunder geworden. So lebt dieses Bildnis ohne Geist als ein Wunder, und wird der Seele in großer Verklärung (bzw. Erleuchtung) vom Licht Gottes angezogen werden. Und dessen erfreuen sich die heiligen Seelen sehr und erwarten es mit großem Sehnen.

22.9. Und so geben wir Euch zu erkennen, daß eine jede selige Seele ihre Lampe (des Bewußtseins) schmückt, mit der sie am Jüngsten Tag ihrem Bräutigam entgegengehen will. Sie erneuert ihren Willen immerfort und bedenkt, wie sie sich in ihrem neuen Leib in den Wundern mit allen heiligen Menschen und Engeln erfreuen will. Es ist ein stetiges Aufsteigen der Freuden in ihnen, wenn sie das Künftige bedenken, eine jede nach ihrer Tugend.

22.10. Wie ihre Werke auf Erden besonders waren, so ist auch ihre Hoffnung, denn ein Tagelöhner, der viel verdient hat, freut sich des Lohns. Und so ist es auch hier, denn es ist ein freundliches Wesen bei ihnen und in ihnen. Aller Spott und die zugelegten Laster, derer sie unschuldig waren, wird ihnen eine große Siegesehre, weil sie in Unschuld gelitten und die Geduld in der Hoffnung angezogen haben, und diese haben sie auch noch an. Der Tod kann sie nicht wegnehmen, noch ausziehen, denn die Seele nimmt mit, was sie gefaßt hat. Ihre oft herzlichen Gebete, Wünsche und Wohltaten an ihrem Nächsten in der Liebe sind nun ihre Speisen, die sie essen und sich daran erfreuen, bis ihr neuer Leib Paradiesfrüchte essen wird.

22.11. Aber die, welche Gottes Leib hier angezogen haben, die essen ohne Unterlaß an Gottes Tisch. Denn die Paradiesfrucht gehört dem Leib der Wunder, der aus dem Grab auferstehen wird und für das Paradies geschaffen wurde. Denn dieser ist aus dem Anfang gemacht worden und bringt das Ende mit den Wundern wieder in den Anfang.

22.12. Und laßt Euch nicht wundern, daß wir so gleichsam wie wie von zwei Leibern der Allerheiligsten reden. Es sind ihrer wohl nicht zwei, sondern es ist einer. Denkt nur so, wie Gottes Wesenheit alles erfüllt, das ist Gottes Leib, und der wird den heiligen Seelen noch in diesem Leben angezogen, denn sie werfen ihren Willen in Gottes Willen, und so empfangen sie auch Gottes Leib, der Alles erfüllt. Ihr Wille wohnt in Gottes Leib und ernährt sich in Gottes Leib von Gottes Wort, von Gottes Frucht und von Gottes Kraft. So ist Christus in Gott, und Gott ist Christus geworden.

22.13. So tragen sie Christi Leib in Gott und erwarten doch nichts desto weniger ihren heiligen Leib vom ersten (ursprünglichen) Adam mit den Wundern, der ihnen mit paradiesischer Qualität angezogen werden soll.

22.14. Denn Gottes Vorsatz muß bestehen (und erfüllt werden). Er schuf den ersten Leib ins Paradies, und darin sollte er ewig bleiben. Deshalb muß er wieder hinein, und die Seele muß auf das Kreuz der Dreizahl in den Mund Gottes, von wo sie kam. Und doch bleibt die ganze Person mit Leib und Seele ineinander, denn Gott erfüllt Alles in Allem.

22.15. Ach, daß wir doch Menschen-Federn hätten, um das nach unserer Erkenntnis in Euren Seelengeist zu schreiben. Wie würde doch mancher umkehren aus Sodom und Gomorra, aus Babel und dem geizigen stolzen Jammertal, das doch nur Angst und Qual ist, voll Furcht, Leid und Schrecken!

22.16. So geben wir Euch nun den kläglichen und jämmerlichen Zustand der verdammten Seelen zu erkennen und hoch zu betrachten, was sie wohl für ein Warten haben, aber kurzgefaßt, weil es die nächste Frage erfordert.

22.17. Ihr Warten gleicht einem gefangenen Übeltäter, der immer horcht, wenn sich etwas regt, wenn der Scharfrichter kommt und das Recht vollstrecken und ihm den Lohn geben will. So geht es auch diesen Seelen.

22.18. Sie haben ein falsches (bzw. schlechtes) Gewissen, das an ihnen nagt, denn ihre Sünden treten ihnen immer unter die Augen, und auch ihre Werke sehen sie magisch. Sie sehen alle Ungerechtigkeit, ihre Leichtfertigkeit, ihre unmäßige Pracht und ihren Hochmut. Sie sehen auch die Drangsal des Armen mit ihrem Spott und Übermut (die sie über ihn hatten). Ihre falsche Zuversicht flieht von ihnen, denn ihre Scheinheiligkeit war nur ein Spiegelfechten gewesen und hat niemals Gottes Herz erreicht. Sie (ihre Sünden und Werke) stehen wohl vor ihnen in der Magie als in ihrem Willen ersichtlich, aber wenn sie darin suchen, dann erregen sie die Verwirrung des Feuers, das immer den Spiegel verzehren will, und so ist Furcht und Schrecken. Denn sie sehen und wissen, daß am Jüngsten Tag alles durch das ewige Zornfeuer Gottes bewährt (und geprüft) werden soll, und fühlen gar wohl, daß ihre Werke im Feuer bleiben werden.

22.19. Darüber entsetzen sich sogar die Teufel, wenn sie ihren Fall betrachten, daß nun in Gottes Gericht steht, was Er tun will, welches uns die Heilige Schrift genug ankündigt, besonders Christus, der Richter selbst.

22.20. So geben wir Euch den ganz elendigen Zustand der Verdammten zu erkennen: Wo sie ihre Lampen für den Bräutigam schmücken sollen, da erzittern sie und wollen ihre Werke verstecken, die ihnen doch die Verwirrung immer wieder unter die Augen stellt.

22.21. Und was nun die hochverdammten Seelen sind, die sind so verwegen, daß sie Gott absagen, ihn verfluchen und seine ärgsten Feinde sind. Sie halten ihre eigene Sache für gerecht, treten Gott entgegen wie im Trotz und denken: „Ist es Feuer, dann sind wir Feuer. Ist es Qual, dann wollen wir in der Feuerqual über Gott und Himmel aufsteigen. Was soll uns Demut? Wir wollen Feuersstärke und Macht haben. Wir wollen über Gott sein. Wir wollen Wunder nach unserer Macht tun. Wir haben die Wurzel, Gott hat nur den Schein. Laßt uns Herr sein, Gott soll als Knecht dienen, und unsere Mutter ist sein Leben. So wollen wir irgendwann noch seine feste Burg zerstören.“ Sie haben den Sinn der Landsknechte, die so gegen Schlösser und Mauern laufen und denken, die Stadt gehöre ihnen, auch wenn sie das Leben darüber verlieren.

22.22. Versteht uns! So steht die Hölle gegen den Himmel, und ihre Einwohner stehen gegen die himmlischen Einwohner. Und auch das ist in Gott ein großes Wunder, denn es besteht Alles zu seiner Herrlichkeit.

23. Frage nach dem Leiden der gottlosen Seelen

Empfinden die Seelen der Gottlosen in so langer Zeit vor dem Gerichtstag ohne Unterschied wirklich eine Linderung oder Ergötzung?

23.1. Ein Ding, das in einen ewigen Eingang geht, das ist auch am ewigen Ende. Wer will dem etwas geben, der fern und nicht da ist, so daß es ihm gegeben werden kann? Es wird ihm nur das gegeben, das an dem Ort ist, wo er ist. Und ein Ding, das mit seinem Willen aus sich herausgeht, das kann in sich nichts nehmen, denn es begehrt nichts in sich.

23.2. So ist der Gottlose in dieser Welt gerichtet, denn er ist mit seinem Willen aus sich herausgegangen in den (egoistischen) Geiz, in Pracht und Wollust, in Laster, Fressen, Saufen, Huren und Bankettieren. Und sein Wille ist stets in die Verachtung des Armen getreten, in Spotten und Verachten, um den Gerechten zu plagen und ihn mit Gewalt unterzutreten. Das Recht hat er mit Lügen und Geschenken vermengt, und stets Unrecht gesoffen, wie eine Kuh Wasser. Sein Ausgehen ist bitterer Zorn gewesen, und das hat er für seine Macht gehalten. Doch sein Wille war Mutwille, und er hat getan, was ihn gelüstete. Er hat dem Teufel nach seiner Geige getanzt, ist nur in seinem Geiz eingegangen, hat sein Geld und Gut für seinen Schatz geachtet, und dahinein ist stets sein Wille geflossen. Er ist nie in sich selbst gegangen und hat die (wahre) Liebe gesucht, viel weniger die Demut. Der Arme ist vor ihm wie ein Fußabtreter geachtet worden, und er hat ihn maßlos unterdrückt. Er hat es für Kunst und Klugheit gehalten, wenn er so den Einfältigen bändigen und ihm seine Arbeit nehmen konnte. Er hat gemeint, er bringe damit eine gute Polizei hervor, weil er so ein gefaßtes Wesen habe und tun könne, was er will, und so sei es künstlich und stehe in großer Weisheit.

23.3. Dies alles und noch viel mehr hat er in seinen Willen gefaßt, und damit ist sein Bildnis des Seelengeistes angefüllt worden. So steht alles in seiner Bildung, und wenn nun der Leib hinfällt, dann hat die Verwirrung im Geist dies alles gefaßt.

23.4. Und wenn nun der Geist auch in sich gehen wollte, dann geht die Verwirrung mit und sucht den Grund, als der Seele Wurzel, und so wird damit nur das Feuer entzündet.

23.5. Damit geben wir Euch zu erkennen, daß die Seelen der Gottlosen keine Linderung haben. Nur das ist ihre beste Linderung und Freude, wenn sie in ihrem hier gehabten Wesen im Willen aufsteigen und immer mehr davon begehren. Es reut sie sogar, wenn sie einen Frommen nicht genug gequält haben. Ihr Wille ist eben so, wie er hier war, und sie sind ein Geist des überheblichen Stolzes, wie der Teufel ist, ein (egoistischer) Geiz. Und so fressen sie ihre Greuel in sich, die sie hier gemacht haben, und ihre Freude ist nur, daß sie gedenken, sie wollen Gott verachten und eigene Herren sein. Das ist ihre Ergötzung und Erquickung, und sonst keine.

23.6. Denn wo wollen sie ein anderes Ergötzen hernehmen? Ihre Augen dürfen sich vor Schande nicht zu Gott erheben. So dürfen sie auch die Heiligen, die sie hier verachtet haben, nicht anflehen, und sie schämen sich davor, denn ihre Falschheit schlägt sie immer wieder ins Angesicht, und ihre Bosheit und Falschheit steigen auf von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und wenn sie sich an den Jüngsten Tages erinnern, dann ist zwar Furcht und Schrecken in ihnen, doch viel lieber lassen sie das anstehen und ergötzen sich in Hochmut.

23.7. Und auch das ist Wunder, und das allergrößte Wunder, wie aus einem Engel ein solcher unsinniger Teufel wird.

23.8. So ist die Macht des Zorns in Gott offenbar, denn Gott hat sich nach beiden Augen geoffenbart, sowohl in der Liebe als auch im Zorn. Es steht dem Menschen frei, und er kann gehen, in welches Auge (bzw. Bewußtsein) er will. Gott wirft niemanden in den Zorn, sondern die Seele wirft sich selbst hinein.

23.9. Aber dies wißt: Der Zorn hat seinen Rachen aufgesperrt, zieht mächtig und will alles verschlingen. Denn er ist der Geiz und überhebliche Stolz über die Demut. Doch so haben auch die Liebe und Demut ihren Rachen aufgesperrt, ziehen ebenfalls aus allen Kräften und wollen den Menschen in die Liebe und den Himmel ziehen. Wo nun die Seele hingeht, da ist sie. Sie wachse in Liebe oder in Zorn, und im entsprechenden Baum steht sie dann, und davon ist in Ewigkeit keine Erlösung.

23.10. Doch hier in diesem Leben steht die Seele im Drehpunkt der Waage und kann, wenn sie bösartig gewesen war, in der Liebe wiedergeboren werden. Aber wenn der Drehpunkt zerbricht, dann ist es hin, und sie ist danach in ihrem eigenen Land in ihrem jeweiligen Prinzip. Wer will das zerbrechen, was ewig ist? Dort kann kein Zerbrecher gefunden werden, denn es ist sein eigener Macher. Wo wöllte eine andere Verwirrung herkommen, wenn ein Ding in der Ewigkeit ist, wo es kein Ziel mehr gibt?

23.11. Doch damit ihr seht, daß Gott nicht das Böse will, so läßt er euch seinen Willen verkündigen. Er sendet euch Propheten und Lehrer, und gibt ihnen seinen Geist, daß sie euch warnen. Wollt ihr nun nicht hören, so habt ihr euch vom Zorn halten lassen, und der ist dann auch euer Lohn und euer Reich. Ja, es tut euch weh, daß ihr aus eurem Willen ausreißen sollt, aus eurem wollüstigen, überstolzen und üppigen Leben. Wohlan! So wird euch wohl auch danach die höllische Grundsuppe schmecken.

23.12. Wir lehren euch das Kreuz, und der Teufel lehrt euch die Wollust. Nun mögt ihr doch greifen, wozu ihr wollt, und das werdet ihr auch haben, entweder Liebe oder Zorn. Wir arbeiten an euch, und ihr verachtet uns. Was sollen wir euch noch mehr tun? Und dazu sind wir noch eure leiblichen Knechte. Wenn ihr nicht wollt, dann fahrt hin und nehmt das Eure. So nehmen wir das Unsere und sind in Ewigkeit geschieden.

23.13. Wir wollen doch unser Tagewerk machen und tun, was uns befohlen ist. Zur Ernte wollen wir einander unter die Augen treten, und da werdet ihr uns erkennen und euch selber antun, was ihr uns hier angetan habt. Das sollen wir euch nicht verbergen, und reden, was wir sehen.

24. Frage nach dem Gebet für abgeschiedene Seelen

Nützen ihnen die menschlichen Wünsche etwas und kommen sie wirklich zu Diensten, oder nicht?

(Die Geschichte von Lazarus nach Luk. 16.19: Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Statt dessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: „Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir. Er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.“ Abraham erwiderte: „Mein Kind, denk daran, daß du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber mußt leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, so daß niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.“ Da sagte der Reiche: „Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.“ Abraham aber sagte: „Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.“ Er erwiderte: „Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.“ Darauf sagte Abraham: „Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.“)

24.1. Mein geliebter Freund, dazu seht den reichen Mann und den armen Lazarus an. Dann findet Ihr, daß eine große Kluft zwischen ihnen und uns ist, so daß diejenigen, die da mit ihrem Gebet und Willen zu ihnen hinabfahren wollen, es nicht können, und sie auch nicht zu uns herüber, denn es ist ein Prinzip dazwischen.

24.2. Des Gerechten Gebet und Wunsch dringt in den Himmel und nicht in die Hölle. Die Schrift sagt auch: »Aus der Hölle ist keine Erlösung.« Denn sie liegen in der Hölle wie Totengebeine. Sie rufen, aber es hört niemand. Kein Beten hilft ihnen, auch wenn viele Menschen für die verdammten Seelen beten würden, so bleibt doch ihr Beten in ihrem Prinzip und fährt zum Himmel auf, aber nicht in die Hölle. Aus der Hölle ist kein Widerrufen, sagt die Schrift.

24.3. Wißt Ihr, was Christus zu seinen siebzig Jüngern sagte? »Wenn ihr in ein Haus geht, dann grüßt das Haus. Ist nun ein Kind des Friedens in diesem Haus, dann wird euer Wunsch und Gruß auf ihm ruhen, wenn nicht, dann kommt euer Wunsch wieder zu euch. (Matth. 10.12)« So geht es auch dort zu, und kein guter Wunsch kommt in die Hölle.

24.4. Aber dieses geht zu den Seelen der Gottlosen, wenn der Gottlose viel Falschheit und Trug hinterläßt, davon ihm die höllische Marter ins Grab gewünscht wird, denn das ist ihr Wunsch, der ihnen zu Diensten kommt, und den müssen sie in sich fressen aus ihren hier gemachten Greueln. Das ist ihre Speise, die ihnen die Lebendigen hinterherschicken, aber auch im Unrecht, und das gehört sich nicht für Gottes Kinder. Denn sie säen damit in die Hölle in Gottes Zorn und mögen zusehen, daß sie nicht auch das Ausgesäte ernten. Fürwahr, geschieht nicht Widerruf und Buße, dann geht es nicht anders zu.

24.5. Ferner sagen wir Euch dies nach unserer Erkenntnis im (sehenden) Geist, und nicht nach dem äußeren Menschen im Wahn oder Meinen, sondern nach unseren Gaben, daß es mit den Seelen, die noch so am Faden hängen und doch schließlich am letzten Ende in eine Reue gehen und so das Himmelreich am (dünnen) Faden ergreifen, weil Zweifel und Glauben vermengt sind, eine solche Gestalt habe, daß ihnen ein herzliches Gebet und Wunsch zu Diensten komme, das mit ganzem Ernst zu der armen gefangenen Seele in ihre Qual eindringt.

24.6. Denn diese Seele ist nicht in der Hölle, auch nicht im Himmel, sondern in der Pforte inmitten der Qual des Prinzips, wo sich Feuer und Licht scheiden, und sie wird von ihrer Verwirrung gehalten, die immer das Feuer sucht. So entsinkt dieses gefaßte Zweiglein als der schwache Glaube unter sich und dringt nach Gottes Barmherzigkeit, und ergibt sich geduldig in den Tod des Entsinkens aus der Angst, und das sinkt doch dann aus der Qual in die Sanftmut des Himmels ein.

24.7. Und wenn manche Seele auch ziemlich lange Zeit gehalten wird, dennoch kann der Zorn den kleinen Glauben nicht verschlingen und muß ihn schließlich freigeben.

24.8. Aber was das sei, laß ich den versuchen, der so mutwillig in der Sünde bis ans Ende beharrt, und dann erst selig werden will, denn dann soll ihn der Pfaffe selig machen, und er wird es erfahren.

24.9. Diesen, so sagen wir, kommt eines Menschen herzlich feuriges Gebet wirklich zu Diensten. Denn ein gläubiges heftiges Gebet hat die Macht, die Tore der Tiefe zu sprengen. Es zersprengt sogar ein ganzes Prinzip und sucht: Ist etwas darin, das zum reinen Willen fähig ist, dann empfängt es das. Und so empfängt die arme Seele in ihrer Sündenqual den göttlichen ernsthaften Willen ihres lieben Bruders, so daß sie gestärkt wird und aus der Angst in ihres Bruders Geist und Willen durch den Tod entsinken und Gottes Reich erreichen kann.

24.10. Aber in ihrer Glorifizierung kann er ihr nichts helfen, denn die erscheint aus ihrem Wesen und Willen. Die Seele des Nächsten (d.h. sein Geist und Wille) geht auch nicht weiter mit ihr als bis in den Tod, wo sich der Zorn scheidet und sie vom Grimm frei ist, und dann tritt der Geist wieder in seine Seele.

24.11. Hier wurde im Papsttum viel Gaukelei mit den Seelenmessen gedichtet, nur um des Geldes willen. Aber das ist ein großer Betrug der babelischen Pfaffen gewesen, denn es gehört Ernst dazu, mit dem Zorn Gottes zu kämpfen und zu siegen.

24.12. Wir sagen zwar und bekennen es gern, daß die Gemeinde Christi wirklich große Gewalt hat, eine solche Seele freizukaufen, wenn sie ernsthaft ist und es mit Ernst tut, wie auch in der ersten Kirche geschehen war, die noch heilige Leute hatte und auch heilige Priester, denen ihr Dienst ein Ernst gewesen war. Diese haben freilich etwas ausgerichtet, aber nicht auf solche Art, wie der Papst sich rühmt, er habe den Schlüssel dazu und könne mit seinem Segen eine Seele herauslassen, wie er wolle, wenn man ihm nur Geld dafür gebe. Das ist erlogen!

24.13. Ist er wirklich heilig, dann trägt er das große ganzheitliche Geheimnis (Mysterium Magnum) und ist Christi Hirte über die Schäflein, und so kann er samt der Gemeinde mit großem Ernst und großer Demut in Gott eindringen und der armen Seele zu Diensten kommen, aber nicht um des Geldes willen. Im Geld ist immer der (egoistische) Geiz, und dieser erreicht niemals das ernste Prinzip, denn des Geizes Gebet fährt in seinen eigenen Kasten.

24.14. Wir sagen, daß alles, was in der Kirche Christi dem Geld dient, nach Babel zum Antichristen gehört, denn sie hängen ihr Herz daran. Es wäre besser, man gäbe ihnen Essen, Trinken und Notdurft, aber kein Geld, denn dann würden sie ihr Herz nicht daran hängen.

24.15. Was kann ein Geist im Mysterium suchen und finden, der nicht im Mysterium ist? Oh, es ist ein großer Betrug darin, und wenn es Tag werden wird, dann werdet ihr es sehen, das dem so ist.

24.16. Ihr seid jetzt in der Finsternis im Mysterium, denn so hat Euch Babel geblendet. Und darum, daß Ihr auf Kunst und Gunst gesehen habt und nicht auf Gottes Geist, sind Euch auch treffliche Irrtümer gekommen, so daß ihr den Geistern der Lügen glaubt, die in Scheinheiligkeit und Irrtum reden (1.Tim. 4.1). Denen hängt Ihr an, und wirkt Heuchelei mit Irrtum.

24.17. Seht wohl, was Euch die Offenbarungen von Johannes und Daniel sagen: „Es ist der Tag, und der Lohn folgt nach.“ Doch ihr habt jetzt Lehrer, welche die erste Kirche mit ihrem Geist zugrunde drücken. Prüft sie, dann werdet Ihr finden, daß sie zum Teil Wölfe der Hure sind, die in der ersten Kirche entstanden und geboren worden ist, als die Menschen einschliefen. Doch sie werden wohl von dieser selben Hure gefressen werden.

24.18. Deshalb prüft sie, denn es sind Wölfe, die von der Verwirrung gesandt wurden. Sie müssen es tun, und Gott läßt es geschehen und will es haben, damit er einen Besen mit dem anderen auskehre. Aber es sind Besen, und sie werden nach Vollendung der Wunder des Zorns miteinander der Verwirrung übergeben.

24.19. Laßt es Euch in diesem Geist gesagt haben, denn er ist Euer eigener Weissager. Er ist aus Eurer Verwirrung auf der Krone geboren. Wacht nur auf, oder Ihr müßt Euch miteinander so fressen. Denn kein Fremder verzehrt Euch, sondern Eure eigene Verwirrung, die ans Ziel gekommen ist. Rühmt Euch ja nicht der goldenen Zeit, es ist eine Zeit der Wunder.

25. Frage nach dem Schoß Abrahams

Was ist die Hand Gottes und der Schoß Abrahams?

25.1. Dieses ist zwar genug erklärt worden, denn es ist die allwesentliche Gegenwart Gottes, aber in seinem Prinzip. Gleichwie es der reiche Mann nicht erhalten konnte, der in der Hölle saß, daß Abraham den Lazarus zu ihm mit einem Tropfen kalten Wassers schicken konnte, um seine Zunge in der Flamme zu kühlen. Er sagte, es wäre eine große Kluft dazwischen, und das ist ein ganzes Prinzip.

25.2. Der Schoß Abrahams ist so zu verstehen: Abraham war ein Vater der Gläubigen, und Gott gab ihm die Verheißung, daß in seinem Samen alle Völker gesegnet werden sollten. Das war bezüglich des Messias Christus zu verstehen, der in den Gläubigen als Mensch geboren werden wollte, so daß er dann in Abrahams Samen Mensch wurde. Und so wollte er auch in den Kindern der gläubigen Menschen geboren werden und sie segnen.

25.3. Das ist nun die heilige christliche Gemeinde, die (wiederum) in Christus geboren wurde. Sie ist der Schoß Abrahams, denn wir sind in Christus alle Ein Leib, und mit Abraham wurde die Verheißung getan, denn er ist der Erz-Vater, und wir sind alle in derselben Verheißung geboren worden, das heißt, in der neuen Geburt in Christus, und sind in demselben Schoß, der uns einnimmt.

25.4. Wenn wir durch ernste Buße in Abrahams Verheißung eingehen, dann gehen wir in den Schoß Abrahams als in unsere Verheißung, und in diesem Schoß des Glaubens wird Christus in uns geboren, und das ist die Erfüllung.

25.5. So sind wir in der Demut mit Lazarus im Schoß Abrahams, denn Christus ist Abraham, dem Christus verhießen wurde. Nun hat er ihn, und wir mit ihm. So kommen wir in seinen Schoß, und sind seine Kinder in der Verheißung, und Christus ist die Erfüllung. Und so sitzen wir in der Erfüllung im Schoß Abrahams und sind Abrahams Samen nach dem Glauben im Geist.

25.6. Hier öffnet die Augen, ihr blinden Juden, was Abraham in der Beschneidung gewesen war! Nichts anderes, als daß die Sünde im Blut und Tod Christi, der sein Blut für die Kinder des Glaubens Abrahams vergoß, ersäuft und im selben Blut, als in einer himmlischen Tinktur, wiedergeboren werden sollte.

25.7. Abraham und seine Kinder ersäuften die Sünde in ihrem Blut im Glauben an Christus, der dann in ihrem Blut als ein Mensch geboren werden sollte. Und nun ist es erfüllt. So hat Gott das Siegel des Glaubens in das Wesen gesetzt, und jetzt sollen und werden wir in Christi wahrhaftigem Blut neugeboren.

25.8. Christi Blut nimmt die Verwirrung von uns hinweg, und wir stehen in seinem Blut auf als ein neuer Mensch aus dem alten Adam und tragen Christi Bildnis, Christi Fleisch und Blut in uns an unserem Bildnis, aber nur, wenn wir (wahre) Kinder Abrahams und nicht Ismaels (dem Sohn der Magd) sind. Denn dem Isaak gehören die Güter des Bildnisses vom Leib Christi, die Beschneidung ist Ismaels, denn er geht mit Werken um, aber die Güter sind des Isaaks, und doch soll Ismael schließlich in Isaaks Haus wohnen. Wie auch Japhet in Sems Haus wohnen soll, weil Sem das Reich gehört. Denn nicht aus Verdienst durch Werke haben wir Isaaks Güter, sondern aus Gnade durch die Liebe Gottes, denn wir können es mit Werken nicht erreichen, sondern nur im Glauben, im Willen und Tun, nämlich im Eingehen.

25.9. Denn wer in eine Herrschaft eingeht, die nicht durch Naturrecht seine eigene ist, der geht durch die Gunst des Gebers ein. Was zürnt also sein Knecht im Haus, wenn doch der Herr so gütig ist, und einem Fremden die Herrschaft schenkt?

25.10. So waren wir Fremde, und das Werk war einheimisch. Aber der Herr hat uns im Paradies die Verheißung gegeben, er wollte uns sein Reich aus Gnade wieder schenken. Er ließ Kain opfern, aber dem Abel gab er das Reich der Gnade, denn Abel suchte es im (inneren) Geist, und Kain in (äußeren) Werken.

25.11. So versteht Ihr, wie Gottes Reich magisch ist, und das erreicht der ernste Wille, aber der Wille im (äußeren) Wesen nicht, weil er im Wesen bleibt. Der aber frei geht, der findet die Ewigkeit und das Reich der Gnade darin, sowie die Verheißung mit dem Wesen zugleich. So wohnt dann das Werk im Willen und ist (sozusagen) des Willens Hausgenosse.

25.12. Und so versteht Ihr, wenn Ihr sehend seid, das ganze Alte Testament. Das ist der einige Grund, aber kurzgefaßt, und wenn wir (später) über Moses schreiben, dann sollt Ihr es (ausführlich und) ganz finden. Damit haben wir Euch den rechten Grund vom Schoß Abrahams und der wahren christlichen Religion gezeigt.

25.13. Wer anders lehrt, der ist aus Babel, und vor dem hütet Euch, denn er hat nicht Christi Geist, sondern ist Ismael (der Sohn der Magd) und sucht es in seinem eigenen Wahn. Oh du werte Christenheit, sei doch sehend, oder es wird dir nicht mehr so erscheinen. Gehe doch zum Lazarus in den Schoß Abrahams!

26. Frage nach dem Einfluß verstorbener Seelen

Ob sich die Seele der Verstorbenen um Menschen, Kinder, Freunde und Güter bekümmert und ihr Vorhaben erkenne, sehe, billige oder nicht billige?

26.1. Mein geliebter Freund, diese Frage geht wohl über den Verstand und das Wissen aller Menschen bezüglich des äußeren Verstandes. Weil wir aber Abrahams Kinder sind, so haben wir auch Abrahams Geist in Christus. Und wie Abraham zurück auf die Verheißung im Paradies sah und dann auch vor sich in die Erfüllung der Verheißung, so daß er im ganzen Leib Christi sah, was doch im Mittel werden sollte, und Christus voraussah, so sehen auch wir.

26.2. Weil Euch nun so heftig nach den größten Geheimnissen gelüstet und Ihr es mit ernstem Suchen begehrt, aber trotzdem Gott die Ehre gebt, so daß Ihr Euch in Eurer hohen Kunst noch zu unwürdig erachtet und gleichsam so vor Gott demütigt, so gibt Euch das auch Gott durch einen so schlechten und geringen Werkmann, der sich noch viel unwürdiger erachtet, aber Seinem Willen nicht zu widerstreben begehrt. So seid Ihr also in dieser Hand das Finden und die Ursache des Erreichens.

26.3. Denn diese Hand hat nichts vom Mysterium gewußt, sondern suchte nur Abrahams Glauben. Aber es wurde ihr auch Abrahams Vernunft gegeben, die Ihr mit Eurem Suchen verursacht habt. Nun seht zu, daß Ihr auch Abrahams Geist erlangt, der in der Erkenntnis mit dieser Hand geschrieben hat. Wir wollen es Euch brüderlich dartun, denn wir sind im Geheimnis nicht Euer Herr, sondern Euer Diener. Erkennt uns recht, wir sind Lazarus, und Ihr seid Abraham, uns gegenüber betrachtet. Ihr habt viel mehr gearbeitet als wir, aber wir sind in Eure Ernte gefallen, nicht aus Verdienst, sondern aus Gnade des Gebers, damit sich keine Zunge vor Gott rühme und sage: „Das hat mein Verstand gemacht!“

26.4. Ihr fragt eine hohe Frage. Ich selber verstehe es nicht, denn wenn ich es begreifen sollte, dann müßte ich in der abgeschiedenen Seele stecken und müßte eben der Seele Geist und Erkenntnis sein.

26.5. Nun wohlan, weil wir aber in Christus ein Leib sind und alle Christi Geist haben, so sehen wir in Christus alle aus einem Geist und haben seine Erkenntnis, denn er ist in uns als Mensch geboren worden, und so sind die Seelen aller Heiligen unsere Glieder, alle aus einer Seele gezeugt, und wir haben alle einen Willen in Christus, im rechten Schoß Abrahams.

26.6. Damit haben wir die Macht bekommen, Euch das Verborgene in Christus zu offenbaren, denn unsere Seele sieht in ihre Seele, nicht daß sie so zu uns dringen, sondern wir dringen zu ihnen, denn sie sind in der Vollkommenheit, und wir im Stückwerk. Jetzt können wir Euch antworten, nicht aus dem Verstand der äußeren Welt, sondern aus dem Bildnis in Christus und aus seinem und unserem Geist.

26.7. Ihr fragt, ob sich die abgeschiedene Seele um menschliche Wesen bekümmere und diese sehen, billigen oder nicht billigen kann? Das ist nun auf drei Wegen von dreierlei Seelen zu verstehen, weil es drei Unterschiede gibt:

26.8. Erstlich von den Seelen, die noch nicht den Himmel erreicht haben, die also in der Qual im Prinzip und der (himmlischen) Geburt stecken. Diese haben noch das menschliche Wesen mit den Werken an sich, und die forschen freilich nach der Ursache ihres Verhaltens.

26.9. Darum kommt auch manche mit dem Sternengeist zurück und geht in ihrem Haus und Ort um, läßt sich in Menschengestalt sehen, begehrt dieses oder jenes, und bekümmert sich oft um das Testament und vermeint so, den Segen der Heiligen zu ihrer Ruhe zu erlangen.

26.10. Und wenn dann das irdische Geschäft noch in ihr steckt, dann bekümmert sie sich auch wohl um Kinder und Freunde, und das währt so lange, bis sie in ihre Ruhe entsinkt, so daß ihr Sternengeist aufgezehrt wird. Dann ist alles hin, mit allen Kümmernissen und Sorgen, und sie hat auch kein Wissen mehr davon, als nur so, daß sie es im Wunder in der Magie sieht.

26.11. Aber sie berührt nicht die Verwirrung oder sucht, was in dieser Welt ist, denn sie ist nun einmal der Verwirrung durch den Tod entsunken. Sie begehrt diese nicht mehr und bekümmert sich auch weiter nicht, denn im Kummer wäre die Verwirrung rege. Denn der Wille der Seele müßte mit seinem Geist wieder in irdische Dinge eingehen, und das läßt sie wohl sein, denn diesem ist sie erst kurz zuvor entlaufen und wird sich nicht gleich wieder den irdischen Willen einladen.

26.12. Das ist ein Bericht vom ersten Anteil der Seelen, und wir sagen frei mit Wahrheit, daß sich dieser Teil, nachdem sie dann zu Gnaden gekommen sind, nicht mehr aus eigenem Vorsatz um menschliche irdische Wesen bekümmern, aber um himmlische Wesen, die durch Menschengeist zu ihnen kommen, denn diese sehen sie und haben ihre Freude daran.

26.13. Aber es gibt noch eines darüber: Ein lebendiger Mensch hat eine solche Gewalt, daß er mit seinem Geist in den Himmel zu den abgeschiedenen Seelen reichen und sie sogar erwecken kann, oft in Fragen oder herzlicher Begierde. Aber es muß Ernst sein, und es gehört Glauben dazu, um ein Prinzip zu zersprengen.

26.14. Solches sehen wir auch bei Samuel, dem Propheten, den der König Israels erregte, so daß er ihm seinen Willen offenbarte. Und wenn es manche anders sehen, dann sagen wir, sie sind blind ohne Erkenntnis, sie reden ihren Schulen-Tand und machen einen Verstand, darüber sie im Geist nichts wissen, und das ist Babel.

26.15. Und dann gibt es zum anderen den zweiten Anteil von Seelen, welche noch so im Sterben ohne Leib entsinken. Die sind mit den ersten, die nunmehr entsunken sind, alle eins im Ort des Prinzips. Sie alle nehmen sich keiner boshaften Sachen an, darin die Verwirrung steckt.

26.16. Was aber die lebendigen frommen Seelen anbelangt, die ihre Werke mit ihrem Geist und Willen zu ihnen schicken, dessen erfreuen sie sich, und sind auch so kühn, daß sie dem Menschen magisch im Schlaf erscheinen und ihnen gute Wege zeigen, und oft Künste offenbaren, die im Verborgenen liegen, nämlich im Abgrund der Seele.

26.17. Denn solange der irdische Geist das (irdische) Mysterium vor die Seele zieht und die Seele darin gefangenhält, kann der Geist der Seele nicht allezeit das tiefste Verborgene der Seele erreichen. Aber nach Abscheiden des Leibes ist die Seele bloß und zunächst ohne neuen Leib, und sie sieht sich selber und auch ihre Wunder, und sie kann einem Lebendigen in der schlafenden Magie wohl etwas zeigen (wenn der Mensch fromm ist und nicht die Verwirrung erweckt hat), denn die Träume sind alle magisch, und die Seele ohne Leib ist auch in der Magie Gottes.

26.18. So erkennt dies! Was aber das gottlose Wesen betrifft, da geht keine Seele hinein, die vom Leib geschieden ist, es sei denn, es ist eine verdammte Seele. Die geht auch magisch hinein und hat ihre Freude darin, und lehrt manchem im Traum große Schelmstücke, denn sie dient dem Teufel.

26.19. Denn was der bösartige Mensch begehrt, das fügt ihm auch der Teufel gern zu, weil er das durch eine Menschenseele besser tun kann, als durch sich selber. Denn er ist zu rauh und erschreckt die Magie, so daß sich der elementische Geist entsetzt und den Leib erweckt.

26.20. Aber wir sagen Euch, daß dies alles nur magisch im Willen geschieht, ohne Erweckung der Qual-Qualität. Keine Seele erweckt sich mit ihren Essenzen, um dem Menschen zu gefallen, es sei denn, der Mensch erweckt und beunruhigt sie selber.

26.21. Auch gibt es viele Schelmstücke in der Zauberei, die manchmal Menschengeister peinigen können, aber keine Seele, welche Christi Weisheit trägt, denn diese ist frei.

26.22. Den dritten Anteil der abgeschiedenen Seelen, nämlich jene mit himmlischer Wesenheit im Schoß Abrahams in Christus, diese kann niemand erregen, wenn sie nicht von selbst wollen, daß sie zu einer Seele Gunst beitragen, die auch ihresgleichen ist. Diese nehmen sich von irdischen Dingen auch gar nichts an, es sei denn, daß es zu Gottes Ehre gereiche. Dann sind sie auch unverdrossen, um auf magische Art etwas zu offenbaren.

26.23. Aber sie lassen keine Verwirrung in sich, und sie bitten auch nicht für uns bei Gott. Was zu ihnen kommt, daran haben sie Freude neben den Engeln. Denn die Engel freuen sich auch über den Sünder, der Buße tut, und noch vielmehr die Seelen. Was sollten sie aber von Gott für uns erbitten? Es liegt nicht an ihren Bitten, sondern an des Menschen Eingehen in Gott. Und wenn er seinen Willen in Gott setzt, dann hilft ihm Gottes Geist wohl.

26.24. Denn seine Arme sind Tag und Nacht ausgestreckt, um dem Menschen zu helfen. Was bedarf es dann der Bitte? Es ist Gottes Wille, daß der Mensch zu ihm kommen soll.

26.25. Soll denn eine Seele so verwegen sein, um aus Gott einen strengen Richter zu machen, der den bekehrten Sünder nicht annehmen wollte? Das wäre keine Erkenntnis Gottes. Sondern wenn sie sehen, daß die Seele mit dem Geist zu Gott dringt, dann ist es ihnen eine Freude, daß Gottes Reich vermehrt wird.

26.26. Die himmlische Seele hat Gottes Willen: Was Gott will, das will auch sie. Aber Gottes Geist ist es selber, der den bekehrten Sünder helfen will. Die Seelen sehen wohl, wie sich Gottes Geist in die Seele einbringt, wenn ihm der Seelenwille nur Raum und Stätte dazu gibt. Dazu bedarf es kein Gebet des Engels. Sie wünschen doch alle, daß Gottes Reich zu uns komme und Gottes Wille geschehe, aber im Regiment geben sie Gott die Ehre.

26.27. Daß man im Papsttum die verstorbenen großen Heiligen angerufen hat, und sie dann auch den Menschen erschienen sind und sogar Wunder gewirkt haben, das gestehen wir alles zu, und es ist wahr. Doch wenn nun hier (in der Reformation nach Luther) etwas anderes gelehrt wird, dann ist es bei ihnen nicht erkennbar. Aber das hat ein anderes ABC, als alle beiden Parteien verstehen:

26.28. Ein Glaube fängt den anderen. So hat der Glaube der Lebendigen den Glauben der verstorbenen Heiligen gefangen, und dieser Glaube hat Wunder gewirkt. Ist er doch so mächtig, daß er Berge umstürzen kann. Sollte also der reine Glaube der Heiligen im Glauben des Lebendigen nichts vermögen? Könnte er doch wohl diese ganze Welt zerbrechen, wenn es Gott verhinge. Wie auch Gott verhangen hat, daß die Heiden durch solche Mittel bekehrt worden sind, als sie gesehen haben, daß beim Begräbnis der Heiligen solche Wunder geschahen.

26.29. Sollte also eine Seele im Himmel ihren Glauben nicht zu Gottes Ehre und Wundertat leihen wollen? Ist es doch im Heiligen Geist geschehen, der die Wunder durch ihre beiden Glaubensanteile gewirkt hat und nun das Wunder Gottes und seiner Kinder ist.

26.30. Daß aber dieser Weg so ganz zugrunde gestoßen wird, und es jetzt so eine gelehrte Schule gibt, die alle Gotteswunder verachtet, das ist Babel und nicht Geist. Es ist doch neidiger Stolz, wenn man steht und schreit: „Lauft alle mir nach! Hier ist Christus, hier ist das Evangelium!“ Jawohl, überheblicher Stolz, Geiz, Ehrsucht, eigener Mutwille und ein Erheben der stolzen Babel. Es ist eben der alte Antichrist, und es sind junge Zweige aus dem alten Baum gewachsen, welche die Verwirrung mit ihrem starken grimmigen Saft erweckt haben, die den ganzen Baum ausrotten wird. Denn Gott hat sie das geheißen, weil dieser Baum allenthalben bösartig und wurmstichig ist und fallen soll. Und dafür ist ein junger Baum aus der Wurzel gewachsen, nämlich aus der Wurzel des alten, und der wird den alten Baum verklären (bzw. erleuchten), was er in seinen Wundern gewesen ist.

26.31. Wir wollen aber damit niemanden schmähen, sondern wir reden so von unseren Wundern, und daß der Knecht in das Haus gehen soll und ein Freier werden. Denn die Zeit ist da, daß er mit dem Sohn esse und fröhlich sei und sich mit ihm freue.

26.32. Also geben wir Euch zur Antwort auf diese Frage, zusammengefaßt, daß ja die heiligen Seelen um unsere heiligen Werke wissen und sie billigen. Aber den falschen Werken nehmen sie sich nicht an, denn sie wohnen in einem anderen Prinzip. Dort kommt kein bösartiges Werk hinein, das sehen sie auch nicht, und sie fragen auch nicht danach, was dem Teufel zusteht. Sie erkennen es nicht einmal, sondern nur das, was in ihr Prinzip reicht.

26.33. Kinder, Eltern und Freunde sind ihnen wie Fremde alle gleich, denn im Himmel sind wir alle Brüder. So haben sie um Kinder und Eltern keinen größeren Kummer als eben um andere, es sei denn, daß sie in Gott wirken, dann ist ihnen ihr Gottesdienst freilich freudenreicher. Aber in ihre Verwirrung gehen sie nicht ein.

26.34. Denn nach dem Jüngsten Tag werden die frommen Eltern nichts mehr von ihren Kindern wissen, die in der Hölle sind. So ist uns wohl genug erkenntlich, daß sie sich auch jetzt nicht um ihr gottloses Wesen bekümmern.

27. Frage nach dem Wissen der Seelen im Tod

Wissen und verstehen die Seelen im Tod diese oder jene Sachen und Künste, derer sie im Leib wohl kundig gewesen sind?

27.1. Das ist, wie die nächste Frage. Alle ihre (greifbaren) Wesen erscheinen ihnen in ihrem Willen auf magische Art. Sie sehen das, aber die Bildung desselben wird ihnen erst am Tag der Wiederbringung gegeben werden, so daß sie ihre Werke wahrhaftig schauen können. Denn sie müssen zuvor durch das Feuer bewährt (und gereinigt) werden, und was falsch ist, das muß von ihnen im Feuer bleiben und gehört der Verwirrung, (und das geschieht) vermöge der Worte Christi.

27.2. Wenn man aber nach den Künsten fragen will, ob sie diese kennen? Sie kennen alle Künste, so tief, wie sie gegründet sind, aber sie dürfen sie nicht erwecken, so daß sie im (wirksamen) Geist erscheinen. Denn die Künste werden im Zentrum der Natur aus den Essenzen geboren, darin die Wunder stehen, und diese haben sie in dieser Welt gesucht, so viel, wie ihnen im Mysterium eröffnet wurde.

27.3. Doch eine Seele ohne Gottes Leib geht wohl nicht nach der Kunst in das Mysterium. Sie steht in ihrer Ruhe still, denn sie fürchtet die Verwirrung und gibt Gott die Ehre.

27.4. Aber die hocherleuchteten Seelen, welche himmlische Wesenheit am Geist führen, die haben die Wissenschaft des Himmels und alles, was im Mysterium liegt, besonders jene, die hier mit dem Mysterium umgegangen sind. Die anderen pflegen nicht in das Mysterium zu gründen, denn eine jede bleibt in ihrer Berufung, was sie hier geliebt hat. Obwohl kein solches Wirken ist, und sie haben auch keine Freude damit, denn im Himmel ist ein einfältig demütiges Kinderleben.

27.5. Was wollte man dort nach Kunst fragen? Hier steht doch das ganze Mysterium Gottes offen. Gott erfüllt Alles in Allem, und es ist reines Wunder. Sie alle leben im Wunder und sind alle Gottes Kunst. Sie haben alle große Wissenschaft, aber in einem paradiesisch einfältigen Kinderleben.

28. Frage nach der Wissenschaft im Himmel

Hat die Seele dann auch etwas mehr Wissenschaft von göttlichen, englischen und irdischen Dingen, wie auch teuflischen, und kann gewisser erfahren und wissen, als sie es im Leib konnte?

28.1. Bezüglich der göttlichen und englischen Wissenschaft hat sie freilich viel mehr, denn sie ist im Prinzip Gottes. Der Sohn sieht ja, was der Vater im Haus macht, und so sieht ja auch die Seele, was im Himmel ist. Ihre Wissenschaft ist allerdings ungleich, denn die höchste Wissenschaft wird in der Majestät erkannt, und darauf müssen die meisten Seelen wohl noch bis zum Jüngsten Tag warten, wenn sie ihren neuen Leib bekommen werden.

28.2. Aber die hocherleuchteten heiligen Seelen in Gottes Leib und Kraft haben überschwengliche Wissenschaft und Erkenntnis an Gott, sowie an den Engeln, denn sie sind in den Wundern Gottes, bis sie auch ihre Wunder darstellen werden.

28.3. Denn die Seelen ohne Leib sind im Himmel in Gott gleichsam magisch und erwecken keine Wunder, sondern sind unter Gottes Altar und erwarten die Wunder am Tag der Erscheinung. Um teuflische Dinge bekümmern sie sich nicht, denn das gehört den Engeln, so daß sie mit dem Teufel kämpfen und die Menschen beschützen. Keine (heilige) Seele imaginiert in die Hölle, denn das wäre eine Feindschaft.

29. Frage nach der Ruhe und Freude der Seele

Was ist der Seele Ruhe, Erweckung und Verklärung?

29.1. Dieses ist auch schon genug erklärt. Ihre Ruhe ist ohne Wesen in der Stille, wo sie in Gottes Hand sind, und keine Qual rührt sie an. Denn sie haben keine Empfindlichkeit irgendeiner Qual, sondern ihnen geschieht wie einem, der im süßen Schlaf liegt und ganz sanft ruht.

29.2. Ihre Verklärung (Erleuchtung) während dieser Zeit ist: Wenn sie an die künftige Freude denken, dann geht der Geist in die Majestät Gottes ein, und davon haben sie Freude und Klarheit, und schmücken damit die ganze Zeit ihre Lampen (des Bewußtseins), mit denen sie in ihrem neuen Leib ihren Bräutigam annehmen wollen.

29.3. Es ist eine ganz süße magische Paradiesfreude in ihnen, aber das Paradies ist in ihnen noch nicht mit ganzer Vollkommenheit rege (bzw. lebendig), denn es gehört dem neuen Leib auf der Erde, dem ersten (ursprünglichen) Leib, den Gott erschuf und Christus mit seinem Tod erlöst hat. Der wird die Wunder bringen und wieder in das Paradies eingehen und von Gottes Majestät umgeben werden. Dann ist eine Hütte Gottes bei den Menschen.


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