Anhang: Das umgewandte Auge

Welches handelt von der Seele und ihrem Bildnis, und dann von der Verwirrung, die das Bildnis zerstört. (Ist ein Anhang zur ersten Frage.)

1. Die Seele ist ein Auge im ewigen Ungrund (dem „grundlosen Grund“), ein Gleichnis der Ewigkeit, eine ganzheitliche Bildung und ein Bildnis nach dem ersten Prinzip. Sie gleicht Gott dem Vater nach seiner Person, nach der ewigen Natur, und ihre Essenz und Wesenheit (wo sie rein in sich allein ist) ist erstlich das Rad der Natur mit den ersten vier Gestaltungen.

2. Denn das Wort des Vaters (Verbum Domini) hat die Seele mit der ewigen Schöpfung (Fiat) im ewigen Willen des Vaters im Zentrum der ewigen Natur gefaßt und mit dem Heiligen Geist eröffnet, oder wie ein Feuer, das in der Ewigkeit lag, aufgeblasen (bzw. angefacht), darin alle Gestaltungen der ewigen Natur seit Ewigkeit standen und allein in Gottes Weisheit in der göttlichen Magie als eine Bildung ohne Wesen seit Ewigkeit erkannt wurden.

3. Aber dieses Wesen ist nicht substantiell, sondern essentiell gewesen, und wurde im Prinzip im Blitz erkannt, nämlich dort, wo das Feuer entsteht. Denn dessen Schatten hat sich seit Ewigkeit in ein gestaltetes Bildnis im begehrenden Willen Gottes gebildet, und stand vor der Dreizahl Gottes in der Magie und der Weisheit Gottes als ein Gleichnis der Heiligen Dreifaltigkeit, in der sich Gott wie in einem Spiegel offenbart hat.

4. Der Seele Wesen mit ihrem Bildnis läßt sich an der Erde und einer schönen Blume, die aus der Erde wächst, oder auch am Feuer und Licht ersinnen. Daran sieht man, wie die Erde ein Zentrum, aber kein Leben ist, sondern essentiell, und daraus wächst eine schöne Blume, die der Erde nicht ähnlich sieht und auch nicht ihren Geruch und Geschmack hat, viel weniger ihre Bildung, und doch ist die Erde die Mutter der Blumen.

5. So ist auch die Seele aus dem ewigen Zentrum der Natur, aus der ewigen Essenz mit dem Schöpfungswort im Willen Gottes erblickt und in der Schöpfung gehalten worden, so daß sie wie ein Feuerauge und Gleichnis des ersten Prinzips erschienen ist, in einer kreatürlichen Gestalt und Wesenheit. Und aus diesem Auge ist der Glanz ihres Feuers ausgegangen, wie das Licht aus dem Feuer, und in diesem Glanz ihres eigenen Feuers ist das ewige Bildnis (das in Gottes Weisheit gesehen wird und mit dem Willen des Herzens Gottes im zweiten Prinzip ergriffen wurde, das heißt, mit dem Schöpfungswort des zweiten Prinzips) in der Liebe und Kraft der Heiligen Dreifaltigkeit, in welcher der Heilige Geist ausgeht.

6. So ist die Seele ein ganzheitliches Gleichnis und Bildnis der Heiligen Dreifaltigkeit geworden, wenn man die Seele als das Zentrum der Natur versteht und ihr Feuerleben als das erste Prinzip. Aber der Seele Ausgewächs oder Bildnis, das ein Gleichnis Gottes ist, wächst aus der Seele heraus, wie eine Blume aus der Erde, und wird vom Heiligen Geist ergriffen, denn es ist sein Wohnhaus. Wenn die Seele ihre Imagination aus sich, das heißt, aus der Feuerqualität, in das Licht Gottes setzt, dann empfängt sie das Licht, wie der Mond vom Glanz der Sonne. Dann steht ihr Bildnis in der Majestät Gottes, und sie selbst im Licht Gottes, und ihr Feuerqual-Quell wird in eine Sanftmut und begehrende Liebe verwandelt, weil sie dann als Gottes Wille erkannt wird.

7. Weil aber die Seele essentiell ist und ihr eigenes Wesen ein Begehren ist, so kann man erkennen, daß sie in zwei Schöpfungen steht: Eine ist ihr körperliches Eigentum, und die andere ist das zweite Prinzip aus dem Willen Gottes, der in der Seele steht. Indem sie Gott zu ihrem Bildnis und Gleichnis begehrt, ist Gottes Begehren wie eine Schöpfung im Seelenzentrum, und der Wille der Seele schöpft immerfort zum Herzen Gottes. Denn Gottes Lust will die Seele haben, aber so will sie auch das Zentrum in der Feuersmacht haben, denn das Leben der Seele entsteht im Feuer.

8. So ist nun ein Streit um das Bildnis der Seele, und welche Gestalt siegt, das Feuer oder die Sanftmut der Liebe, nach derselben wird die Seele qualifiziert, und ein solches Bildnis entsteht auch aus der Seele, wie der Seelenwille qualifiziert ist. So ist uns zu erkennen: Wie sich der Seelenwille verändert, so wird auch ihre Gestalt verändert. Denn wenn die Qualität der Seele feurig wird, dann erscheint auch so ein feuriges Bildnis.

9. Wenn aber die Seele im Zentrum in die strenge Herbigkeit und Bitterkeit (des dritten Prinzips dieser äußeren Welt) imaginiert, dann wird auch ihr schönes Bildnis in der finsteren Herbigkeit gefangen und mit dem herben Grimm infiziert. Dann ist dieser Grimm eine Verwirrung geworden, welche das Bildnis besitzt und das Gleichnis Gottes zerstört. Denn in Gott sind Liebe, Licht und Sanftmut, und in diesem Bildnis sind Finster, Herb und Bitter, und seine essentielle Qualität ist das Feuer aus den grimmigen Essenzen. Und damit gehört dieses Bildnis, solange es in solcher Qualität und Form in der Finsternis steht, nicht in Gottes Reich.

10. Darüber hinaus habt Ihr auch am Feuer ein Gleichnis für die Seele. Denn die Seele ist ein essentielles Feuer, und der Blitz des Feuers macht das Leben in ihr. So gleicht die Seele einer Feuerkugel oder einem Feuerauge. Dann bedeutet das brennende Feuer in der Qual-Qualität das erste Prinzip und das Leben, obwohl doch das Feuer nicht das Leben ist, sondern der Qualgeist, der in der Angst des Feuers entsteht und vom Feuer wie eine Luft (bzw. ein Wind) ausgeht. Dieser ist der wirkliche Geist des Feuerlebens, der das Feuer immer wieder aufbläst, damit es brennt.

11. Dann gibt das Feuer einen Schein und Licht aus der Qual, das in der Qual wohnt und daraus scheint, und doch begreift die Qual das Licht nicht. Und das bedeutet das zweite Prinzip, darin die Gottheit wohnt. Denn man erkennt, daß die Kraft im Licht ist und nicht im Feuer. Das Feuer gibt dem Licht nur die Essenzen, und das Leben oder das Licht gibt die Sanftmut und Wesenheit, wie ein Wasser (für das Feuer). Nun verstehen wir, daß im Licht ein sanftes Leben ohne Qual ist, obwohl es doch Qual ist, aber unempfindlich, denn es ist nur eine Lust- oder Liebebegierde. Darin wir dann diese Qual als eine Tinktur erkennen, in der das Wachsen und Blühen aufgeht, dafür doch das Feuer eine Ursache ist, und die Sanftmut ist eine Ursache der Wesenheit. Denn das Liebe-begehrende Licht zieht an sich und behält, so daß es ein (greifbares) Wesen wird, während das Feuerbegehren diese Wesenheit verzehrt.

12. Solches ist uns auch von der Seele zu entsinnen. Was die Seele rein nur im Zentrum betrifft, das ist ein essentielles Feuer im Auge der Ewigkeit. Nun ist aber dieses Auge begehrend, nämlich eine Bildung oder ein Bildnis nach Gottes Weisheit. Und in ihrem Begehren, in ihrer Imagination, steht das Bildnis, denn das Schöpfungswort hat es ergriffen, damit es ein Gleichnis nach der ewigen Weisheit Gottes sein soll, darin Gott wohnt und sich mit seinem Geist offenbaren kann, was seit jeher in seinem ewigen Rat gewesen ist.

13. So inflammiert die Majestät Gottes im essentiellen Feuer in das Bildnis, sofern das essentielle Feuer seine Begierde in die Majestät hineinführt. Wenn nicht, dann ist das Bildnis roh und bloß ohne Gott, und die Tinktur wird falsch. Denn das Bildnis steht in der Tinktur und entsteht in der Tinktur im Licht (des Bewußtseins), nicht in der Feuersqual. Gleichwie Gottes Herz oder Wort seinen Ursprung im Licht der Majestät in der ewigen Feuertinktur des Vaters nimmt, so auch das Bildnis der Seele.

14. Das Bildnis wohnt wohl im Feuer der Seele, wie auch das Licht im Feuer wohnt, aber es hat ein anderes Prinzip, wie auch das Licht eine andere Qualität als das Feuer ist.

15. So wohnt das wahre Bildnis Gottes im Licht des Seelenfeuers, und dieses Licht muß die feurige Seele aus Gottes Liebebrunnen in der Majestät durch ihre Imagination und Hingabe schöpfen. Und wenn das die Seele nicht macht, sondern in sich selber in ihre grimmige Gestalt zur Feuersqual imaginiert, und nicht in den Brunnen der Liebe im Licht Gottes, dann geht ihre eigene Qual ihrer Strengigkeit, Herbigkeit und Bitterkeit auf, wird zur Verwirrung des göttlichen Bildnisses und verschlingt das Gleichnis Gottes im Grimm.

16. Dann bildet die herbe Schöpfung in den feurigen Essenzen der Seele ein Bildnis für die Seele entsprechend ihrer Imagination und in ihrem Willen. Denn was das essentielle Feuer der Seele begehrt, das wird an die Seele als irdische Gestaltung gebildet, in welche der Seelenwille eingeht, wie Geiz, Hochmut oder in was auch immer sich des Herzens Wille hineinwirft. Ein solches Bildnis macht das Schöpfen der Seele, jedoch vermöge des dritten Prinzips, nach dem Geist der Sterne und Elemente.

17. Und weil sich der Seelenwille in das Reich dieser Welt hineinwirft, so hat jetzt das äußerliche Reich die Macht, seine Imagination in das innerliche Prinzip hineinzuführen. Und wenn es die innere Schöpfung im Feuer der Seele erblickt, dann wird sie damit geschwängert und trägt es.

18. Dann hat die Seele ein tierisches Bildnis nach dem dritten Prinzip, das in Ewigkeit nicht zerbrochen werden kann, es sei denn, die Seele geht mit ihrem Willen wieder aus der Lust der Irdischkeit heraus und dringt wieder in Gottes Liebe ein. Dann bekommt sie wieder Gottes Bildnis, was allein in diesem Leben geschehen kann, solange die Seele essentiell in ihrem Äther im Gewächs ihres Baumes steht, und nach diesem Leben kann es nicht mehr sein.

19. So geben wird Euch zu verstehen, was Seele, Geist, Bildnis und Verwirrung sei. Die Seele wohnt in sich selbst und ist ein essentielles Feuer, und ihr Bildnis steht in ihr selber, in ihrer Imagination und ihrem Licht, sofern es an Gott hängt. Wenn nicht, dann steht es in der Ängstlichkeit im Grimm der Finsternis und ist eine Larve oder ein Bildnis der Teufel.

20. Ihre Verwirrung, die das göttliche Bild zerbricht, ist die essentielle Grimmigkeit und geschieht durch Imagination oder falsche Liebe und Einbildung.

21. Darum liegt es ganz an der Imagination: Was ein Mensch in seine Begierde hereinläßt, darin steht das Bildnis. So ist es dem Menschen besonders nötig, daß er stets gegen den irdischen Verstand im Fleisch und Blut kämpfe und den Geist seines Willens in die Barmherzigkeit und Liebe Gottes hineineigne, und sich stets in Gottes Willen ergebe, und ja nicht irdisches Gut oder Wollust für seinen Schatz erachte und seine Begierde dahinein setze, die ihm das edle Bildnis zerstört. Denn das ist eine Verwirrung des göttlichen Bildnisses und führt tierische Eigenschaften in das Bildnis hinein. In Summe, Christus sagt: »Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz!« Und entsprechend will Gott das Verborgene der Menschheit richten, und das Reine vom Unreinen scheiden, und das Falsche der Feuer-Verwirrung zu verschlingen geben, und das Heilige, das in Gott eingegangen ist, in sein Reich hineinführen. Amen.

2. Frage nach der Essenz der Seele

Was ist die Seele an Essenz, Wesen, Natur und Eigenschaft?

2.1. Ihre Essenzen sind aus dem Zentrum der Natur, aus dem Feuer mit allen Gestaltungen der Natur. So liegen alle drei Prinzipien darin. Alles, was Gott hat und vermag und was Gott in seiner Dreizahl ist, das ist die Seele in ihrer Essenz, wie ein Zweig aus der Kraft des Baumes. Und ihr Wesen ist himmlisch geschaffen, aus der himmlischen göttlichen Wesenheit.

2.2. Aber ihr Wille ist frei, entweder in sich zu entsinken und sich als Nichts zu achten, sondern als ein Zweig aus dem Baum zu grünen und von Gottes Liebe zu essen, oder in ihrem eigenen Willen im Feuer aufzusteigen und ein eigener Baum zu sein. Und wovon sie nun ißt, davon bekommt sie ihre Wesenheit als Leib der Kreatur.

2.3. Ihre Natur ist das Zentrum selbst mit den sieben Geistern zur Gebärung. Sie ist ein ganzheitliches Wesen aus allen Wesen und ein Gleichnis der Dreizahl, wenn sie in Gott ist. Wenn nicht, dann ist sie ein Gleichnis Luzifers und aller Teufel, und alles weitere nach ihrer Eigenschaft.

2.4. Ihre Eigenschaft ist in der ersten Seele nach beiden Müttern geschaffen gewesen, und darauf folgte ihr das Gebot und die Versuchung, sich nicht gelüsten zu lassen, von Gut und Böse zu essen, sondern nur von himmlisch paradiesischer Frucht. Und so sollte sie mit ihrem Willen und ihrer Eigenschaft in Gott gerichtet sein.

2.5. Es liegen aber alle Eigenschaften in ihr, und sie kann erwecken und hereinlassen, was sie will. Was sie dann immer erweckt und hereinläßt, das ist Gott angenehm, wenn sie nur mit ihrem Willen in die Demut und in den Gehorsam in Gottes Liebe gewandt steht. Dann mag sie Wunder machen, wie sie will, es steht alles zu Gottes Ehren.

3. Frage nach dem Bild Gottes

Wie ist sie zum Bild Gottes geschaffen?

3.1. Das wurde schon beantwortet. Die Dreizahl mit allen drei Prinzipien hat gelüstet, ein ganzheitliches Gleichnis im (greifbaren) Wesen mit entsprechender Eigenschaft zu haben, nämlich nach dem Wesen aller Wesen.

3.2. Und die Lust dazu ist in Gottes Herzen erweckt worden, als ein großes Wunder.

3.3. Und das Erwecken ist die herbe Schöpfung, als das begehrende Anziehen gewesen. Das hat aus Allen in Eins gezogen, und ist ein Bild nach dem Gleichnis Gottes geworden, nach dem Himmel und dieser Welt, aber auch nach der Zornwelt. Im Wort des Vaters hat es alles geschaffen, mit der ganzen Schöpfung darin, aus dem Reich Gottes und aus dem Reich des Zorns.

3.4. Und wenn nun nichts Höheres als die Seele ist, dann gibt es auch nichts, das sie zerbrechen kann. Denn es ist alles unter ihr und in ihr, und sie ist ein Kind des ganzen Wesens aller Wesen. So ist sie geschaffen worden.

4. Frage nach dem Einblasen der Seele

Was ist das Einblasen, und wann ist es geschehen?

4.1. Ein jeder Geist ohne Leib ist roh (ungestaltet) und erkennt sich nicht. So begehrt nun ein jeder Geist einen Leib, sowohl zu einer Speise als auch zu einer Wonne.

4.2. Weil nun Gott vor der Seele das dritte Prinzip als einen Spiegel der Gottheit geschaffen hatte, so wurde der Spiegel dem Ewigen schon mit anhängig, denn er war aus den ewigen Wundern geboren und so geschaffen worden.

4.3. Und so wollte auch das dritte Prinzip die Seele nicht freilassen, weil es auch aus Gottes Wundern erschaffen war und im Anfang als eine Bildung in Gottes Weisheit stand, und begehrte, weil es materiell ist, daß es auch ein materielles Gleichnis an der Seele haben könne. Und so erregte es entsprechend in der Schöpfung der Seele auch seinen Geist mit in der Schöpfung der Welt.

4.4. Da wurde das äußerliche Bildnis nach dem Geist dieser Welt von der äußeren Schöpfung ergriffen. Und so wurde ein Leib aus der Matrix der Erde erschaffen, der eine Masse wurde, eine blutrote Erde von Feuer und Wasser.

4.5. Und auch die himmlische Matrix lüsterte nach der Seele und wollte, daß sie ihr Bildnis trüge, und ergriff mit der Schöpfung des Leibes ihr eigenes Schaffen, und schuf zuvor, noch bevor die irdische Schöpfung entstand. Das ist das Erste gewesen, denn aus diesem Zentrum des Wortes kam die Schöpfung mit dem Wort heraus, und so wurde das dritte Prinzip im anderen geschaffen.

4.6. Die Jungfrau der Weisheit umgab den Seelengeist zuerst mit himmlischer Wesenheit, mit himmlisch göttlichem Fleisch, und der Heilige Geist gab die himmlische Tinktur, die himmlisches Blut und Wasser machte, wie in unserem dritten Buch („Vom dreifachen Leben“) ausführlich erklärt wurde.

4.7. Also stand der innere Mensch im Himmel, und seine Essenzen waren Paradies, und sein Glanz in den inneren (geistigen) Augen war die Majestät, ein unzerbrechlicher Leib, der die Sprache Gottes und der Engel konnte, sowie die Sprache der Natur, wie das an Adam zu sehen war, als er allen Kreaturen Namen gegeben hat, einem jeden nach seiner Essenz und Eigenschaft. Er stand also im äußeren Bild, aber erkannte das äußere Bild nicht, wie auch der Leib keine Erkenntnis hatte.

4.8. In diesem zweifachen Leib, der am sechsten Tag in der sechsten Stunde des Tages geschaffen wurde, zur selben Stunde, als auch Christus an das Kreuz gehängt wurde, war die königliche Seele nach Vollendung des Leibes von innen vom Heiligen Geist in das Herz in den heiligen Menschen in sein Prinzip eingeblasen worden, gleich einer Erweckung der Gottheit.

4.9. So hat sich die Dreizahl mit dem Schaffen und Einblasen der Seele bewegt, denn sie kam aus dem Zentrum wie der Samen eines grünenden Gewächses der Essenzen. Und so wurde sie in das innere Zentrum eingeblasen, in den inneren Menschen, in das himmlische Herzblut, in das Wasser des ewigen Lebens, und zwar mit allen beiden inneren Prinzipien.

4.10. Und der äußere Geist, als die Luft (bzw. der Lebensatem) mit dem ganzen äußeren Prinzip der Sterne und Elemente, hing am inneren Geist, und so blies ihm auch der äußere Geist sein Leben mit der Seele durch die Nase in das Herz, und zwar in das äußere Herz, in das irdische Fleisch, welches doch nicht so irdisch war, denn es kam aus der Matrix, aus der Sucht, daraus die Erde körperlich geworden war.

4.11. So fuhr der Heilige Geist auf dem Wagen der Seele, auf dem inneren majestätischen Willen, und schwebte auf dem Wasser, denn das Wasser begreift ihn nicht, und darum schwebt er darauf und darin, denn es ist alles ein Gleichnis. So brannte die Seele aus dem Herzblut wie ein Licht aus der Kerze und ging durch alle drei Prinzipien wie ein König über sein Land. Und so könnte sie mächtig über das äußere Prinzip herrschen, wenn sie mit ihrem Willen in das Herz Gottes, in das Wort des Vaters (Verbum Domini) wieder eingehen würde.

4.12. Doch so hat sich auch die Qual-Qualität des Grimms im Einblasen mit hineingedrängt, nämlich schon im Ursprung der Seele. Deshalb konnte die Seele nicht anders Gottes Bild bleiben, sie bliebe denn in der Demut, im Gehorsam, und setzte ihren Willen in Gottes Willen, darin sie ein Engel und Gottes Kind war. Anders war nur Gefährlichkeit, daß eine Kreatur zwei Prinzipien bewältigen sollte, nämlich das zornige und das äußere, welches aus dem Zorn geboren war.

4.13. Darum ist ihre Versuchung nicht ein leerer (sinnloser) Apfelbiß gewesen, und hat nicht nur ein paar Stunden gewährt, sondern 40 Tage, so lange auch Christus in der Wüste versucht wurde, und zwar ebenso von allen drei Prinzipien, und wie auch Israel in der Wüste versucht wurde, als Moses 40 Tage auf dem Berg war, und sie auch nicht bestanden, sondern sich ein Kalb machten.

5. Frage nach der Gestaltung der Seele

Wie ist die Seele eigentlich formiert und gestaltet?

5.1. Wenn ein Zweig aus dem Baum wächst, dann ist seine Gestalt dem Baum gleich. Er ist wohl nicht der Stamm noch die Wurzel, aber seine Gestalt gleicht trotzdem dem Baum.

5.2. So ist es auch, wenn eine Mutter ein Kind gebiert, dann ist es ein Bild nach ihr. Und das kann nicht anders sein, denn es ist sonst nichts, das es anders macht, wenn es nicht der Verwirrung anheimgefallen ist, welche oft ein Monster nach dem Geist dieser Welt erweckt, nach seinem anfänglichen Macher, wie den Mond, als die Schöpfung ein Mond-Monster in der Verwirrung machte.

5.3. So ist uns zu erkennen, in welcher Form die Seele besteht, nämlich in einer runden Kugel entsprechend dem Auge Gottes, durch die das Kreuz geht und sich in zwei Teile teilt, nämlich in zwei Augen, die mit dem Rücken aneinander stehen. Wie wir oben ein Bild mit dem zweifachen Regenbogen gemacht haben, darin das Kreuz durch beide geht, und in der Mitte zwischen dem Bogen die eine Spitze (des Kreuzes) in die Höhe reckt, die ein Gewächs durch das Feuer und die Angst wie durch einen Tod andeutet. Und doch ist es kein Tod, sondern ein Ausgang aus sich selber in eine andere Qualität, so daß sie vor den zwei Bögen in der Mitte wie ein Gewächs aus dem Kreuz steht.

5.4. Und der Arm des Kreuzes zur rechten Hand bedeutet ihren Geist, der in die lichtvolle Majestät eingeht und der Seele als einem Zentrum göttliche Wesenheit anzieht.

5.5. Und der Arm zur Linken am Kreuz bedeutet ihren Ursprung im Feuer, und enthält das erste Prinzip, so daß sie dem Vater gehört und im ursprünglichen Auge steht, in der starken und strengen Macht als ein Herr und Bewältiger der Natur.

5.6. Das Unterteil des Kreuzes bedeutet das (besänftigende) Wasser, das der Demut oder dem Tod gleicht, so daß sie weder im Feuer herrschen noch es anzünden soll, sondern in sich und unter sich vor Gottes Majestät sinken und sich selber in ihrem Willen wie tot betrachten sollte, auf daß Gott in ihr lebe und der Heilige Geist ihr Regiment führe, so daß sie nicht tue, was der Wille der Verwirrung im Feuer will, sondern was der Wille im Licht will.

5.7. Darum soll ihr Wille unter sich in die sanfte Demut vor Gott sinken. So geht sie aus der Verwirrung des Feuers heraus, denn ihr Wille ist nicht mehr darin. Und so kann auch keine Imagination mehr geschehen, aus der ein Spiegel geboren wird, so daß sie sich im Feuer besieht und erkennt, daß sie ein Herr ist, davon sie stolz wird und selber in eigener Macht regieren will, wie es Luzifer und Adam im Paradies taten.

5.8. So versteht uns richtig! Die Seele an sich selbst ist wie eine Kugel mit einem Kreuz und zwei Augen, ein heilig göttliches und ein höllisch grimmiges im Feuer, das sie zutun soll. Und damit sollte sie verborgen vor der Angst durch den Tod hindurch im anderen (zweiten) Prinzip in der Liebe regieren.

5.9. Und wenn sie die Liebe empfängt, dann ist das grimmige Feuer wie tot und unempfindlich, und das ist das Freudenleben des Paradieses. Denn sonst wäre in der Sanftmut kein Leben und Regiment, wenn sich nicht das Feuer dahinein ergäbe. Sondern es bliebe die stille Ewigkeit ohne Wesen, denn alle Wesen entstehen im Feuer.

5.10. Und dann ist die Seele zum Dritten nach dem ganzen Leib mit allen Gliedern formiert, und das versteht so: Die Seele ist der Stock als die Wurzel, die gleich dem Zentrum der Dreizahl wie ein Auge, eine Kugel und ein Kreuz aussieht. Und dann ist ihr Wille, der aus dem ewigen Willen entsteht, ein Geist, den die wahre Seele in ihrer Gewalt hat, und derselbe Geist eröffnet die Essenzen im Feuer und Wasser. So daß ihre ganze Gestalt wie ein Baum mit vielen Zweigen und Ästen erscheint, und sie in alle Äste des Baumes aufgeteilt wird. Das ist so zu verstehen:

5.11. Der Geist verteilt sie im ganzen Leib, das heißt, in der Tinktur, in alle Glieder, und das sind alles ihre Äste. So sieht sie in ihrem Geist nicht anders aus als der ganze Mensch mit allen Gliedern. Und hierin ist sie auch das wahre Bildnis Gottes, denn der Heilige (ganzheitliche) Geist wohnt im Geist, wenn sie treu ist. Wenn nicht, dann wohnt der Teufel darin. Je nachdem, wem sie sich ergibt, dem Geiz und Hochmut oder der Liebe und Demut, dem gehört sie.

5.12. Wenn sie aber im Greuel beharrt und Gott verliert, dann verliert sie das Kreuz (der Heiligen Dreiheit), und dann ist ihr Auge (des Bewußtseins) ein höllisches Auge, weil ihr die Verwirrung die Gestalt und das Modell eines greulichen Tieres in das Auge und in den Willen und Geist hineinführt.

5.13. Darum nannte Christus die Pharisäer Nattern- und Schlangengezücht (Matth. 23.33), denn so stand ihre Bildung vor ihm in ihrem Geist, nämlich wegen ihres überheblichen Stolzes und Geizes, weil sie Herren und nicht Diener Gottes in der Liebe und Demut sein wollten.

5.14. Und so steht auch die Bildung des Antichristen zu Babel vor Gott wie ein Drache mit sieben Häuptern, die sieben Geister sind, auf denen ihr gleisnerischer Geist in der Menschenbildnis im Abgrund reitet. Er will ein Engel sein, aber ist ein Monster eines falschen Kindes Gottes, dessen Namen er zwar führt, aber sein Herz ist das Tier aus der Offenbarung des Johannes. Er begehrt Gott und auch den Teufel, und darum ist er ein solches Monster, das einem Menschen gleicht, aber den Teufel in sich hat.

5.15. Oh Menschenkind, fliehe! Die Tür ist offen, denn die Verwirrung ist gekommen und will das Bild zerstören. Wenn nicht, dann mußt du mit, und es gibt weder Arznei noch Rat, als nur das wahre Bildnis in der Liebe zu suchen, oder es gibt künftig nur Not und Tod. Das sagt der (sehende) Geist der großen Wunder.

5.16. So ist dieses unsere rechte Antwort, daß die Seele im ersten Prinzip nach dem Ursprung eine Form des Auges habe, und doch zweifach gleich einem Herzen, weil das Kreuz darin steht. Und im zweiten Prinzip ist sie ein Geist und ein ganzes Bildnis, wie der äußere Mensch ist. Und im dritten Prinzip ist sie ein Spiegel der ganzen Welt.

5.17. Und darin liegt alles, was Himmel und Erde vermag, die Eigenschaften aller Kreaturen, denn der Spiegel ist gleich dem Firmament, dem Gestirn.

5.18. Eine solche Krone ist es, und darin steht die Zahl des äußeren Menschen, nämlich seiner Lebenszeit mit allem Glück und Unglück, wie es dem äußeren Leben vom Geist dieser Welt zusteht.

6. Frage nach dem Vermögen der Seele

Was ist das Vermögen der Seele?

6.1. Uns ist erkenntlich, was aus dem Ungrund kommt und selbst sein Grund ist, so daß es in sich alles vermag, denn es ist sein eigenes Wesen und macht sich selber.

6.2. Auch wenn die Seele ein Zweig aus dem (ganzheitlichen) Baum ist, so ist sie doch nun in ein Geschöpf gegangen und ist ein Eigenes. Sie ist nun ein Bild des Ganzen und ein Kind des Ganzen, denn wenn das Kind geboren ist, dann werden Mutter und Kind zwei, und es sind zwei Personen. Solange es aber noch im Samen in der Mutter ist, solange gehört der Samen der Mutter, und die Mutter regiert ihn.

6.3. Doch wenn das Kind geboren ist, dann hat es sein eigenes Leben in sich, und hat das Zentrum der Natur in eigener Gewalt. Es regiert nicht allein in sich, sondern auch außerhalb von sich in dem, was Samen ist.

6.4. So versteht uns recht! Gottes Geist und der Seele Geist sind zwei Personen. Ein jeder ist frei von dem anderen, und doch stehen beide im ersten Anfang, aber ein jeder hat seinen Willen.

6.5. Nun ist es aber recht, daß das Kind dem Vater gehorsam sei, um des Vaters Erbe nicht zu verlieren. Und der Heilige Geist ist der Werkmeister der Seele gewesen und hat sie geschaffen, und auch dem soll der Geist der Seele gehorsam sein, um das Erbe des Heiligen Geistes nicht zu verlieren, nämlich die Gottheit.

6.6. Und obwohl hier noch viel zu schreiben wäre, ist es doch sehr gefährlich, wegen der falschen Magie. Denn wenn das der falsche Geist weiß, dann treibt er Zauberei damit (und richtet großen Schaden an).

6.7. So wollen wir doch so reden, daß wir den Kindern wohl verständig sein werden, aber den vollen Mund vor den Kindern zuhalten. Denn es ist nicht gut, (zu viel) zu beschreiben, wenn man nicht weiß, wer der Leser sein wird.

6.8. Aber den Gottlosen sagen wir, daß sie des Teufels sind und kein Anteil an unseren Schriften haben sollen. Wir verschließen diese mit einer Mauer und festem Schloß, so daß sie blind seien und unseren Geist nicht erkennen. Denn wir wollen nicht die Schlange dahinein setzen. Unser Wille ist von ihnen weggegangen, und darum sollen sie uns nicht erkennen, und wenn sie uns auch in ihren Händen tragen, so sei ein festes Siegel davor.

6.9. Christus sagte: »Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn (aus dem Großes wachsen kann), dann könnt ihr zu dem Berg sagen: „Hebe dich weg und stürze dich ins Meer!“ (Matth. 21.21)« Und das bleibt kein leeres Wort ohne Wahrheit.

6.10. Der Wille, der so kraftvoll vor sich geht, ist Glaube, denn er formiert seine eigene Gestalt im Geist. Er hat sogar die Macht, daß er im Geist aus dem Zentrum der Natur ein anderes Bildnis formieren kann. Denn er kann dem Leib nach dem äußeren Geist eine andere Form geben, denn der innere ist ein Herr des äußeren, und der äußere muß ihm gehorsam sein. So kann er den äußeren in ein anderes Bildnis setzen, aber nicht beharrlich (bzw. beständig).

6.11. Denn Adams Seele hat die Verwirrung dieser Welt hereingelassen, so daß sich die Verwirrung, wenn sie ein fremdes Kind sieht, bald erhebt und es zerbricht. Deshalb besteht es nur so lange, wie der innere Geist den äußeren bändigen und bewältigen kann.

6.12. Und die Gestaltung heißt Zauberei (Nigromantia), eine Veränderung, weil das Innere das Äußere bewältigt. Aber das ist natürlich, wie wir auch denken, daß wir verändert werden sollen, und so geschieht es durch diese Verwirrung (Turbam), welche schon die erste Schöpfung hat.

6.13. Denn der Leib ist Sulphur („Körperseele“) und steckt in der Tinktur (im „Meer der Ursachen“), und der Geist führt die Tinktur. Wenn nun der erste Grund als die Seele ganz hineinwilligt, dann kann der Geist der Seele eine andere Form des Bildnisses im Sulphur machen. Aber der Teufel mischt sich gern dahinein, denn es ist ein Wunder des Abgrundes, darin er ein Herr ist.

6.14. Versteht uns recht: So kann auch der ernste Wille, der sonst „Glaube“ heißt, mit dem Geist große Dinge tun. Der Wille kann den Geist selbst in eine andere Form bewegen, das heißt also: Wenn der Geist ein Engel wäre, ein Gleichnis Gottes, dann kann der Wille einen stolzen Teufel aus ihm machen, aber auch aus dem Teufel einen Engel, wenn er sich in den Tod und die Demut unter das Kreuz senkt und sich wieder in Gottes Geist hineinwirft, so daß er sein Regiment aufgibt. Dann entsinkt er in die stille Ewigkeit aus der Qual-Qualität in das stille Nichts, das doch Alles ist. So steht er wieder im Anfang, wie ihn Gott erschuf, und empfängt sich wieder das Schöpfungswort (Verbum Fiat), das Gottes Bildnis trägt.

6.15. Und dann zum Dritten hat der Geist der Seele die Macht, in einen anderen Menschen in Mark und Bein als Sulphur („Körperseele“) einzugehen, und ihm, wenn er falsch ist, die Verwirrung hineinzuführen, sofern derjenige nicht mit Gottes Geist gewappnet ist, so daß er nur im Geist dieser Welt gefunden wird, wie das an den Zauberhuren zu sehen ist.

6.16. Zum Vierten hat er die Macht, wenn er Gottes Kind ist, daß er die Verwirrung gefangenführen und sie über des Gottlosen Haus ausgießen kann, wie es Elia mit dem Feuer tat und Moses vor dem Pharao, denn er kann Berge umstürzen und Felsen zerbrechen.

6.17. Dies sollt Ihr so verstehen, sofern dieser Ort der Verwirrung fähig ist, daß er den Zorn rege gemacht hat, und so kann es sein. Wenn aber nicht, weil Gottes Geist darin ist, dann kann es nicht sein, denn es wird Wasser in die Verwirrung des Feuers gegossen. Dann ist sie wie tot, und ihr Vermögen liegt im Kot.

6.18. Und darum ist der Himmel ein Mittel zwischen Gott und der Hölle, wie zwischen Liebe und Zorn, der aus dem Mittel des Wassers erschaffen ist, so daß der Teufel mit seiner Verwirrung nicht regieren kann, denn das Wasser macht ihm sein Vorhaben zum Spott, wie auch die falsche Magie mit ihrer Verwünschung und Verblendung im Wasser ertrinkt.

6.19. Zum Fünften hat der Geist der Seele die Macht, daß er alle Wunder suchen mag und kann, die in der Natur sind, wie die Künste und Sprachen oder das Bauen, Pflanzen und Zerbrechen. Er kann den gestirnten Himmel bändigen, wie Josua der Sonne gebot, so daß sie stillstand (Jos. 10.12), und Moses dem Meer, daß es stand (2.Mose 14.21), und wie er auch der Finsternis gebot, daß sie kam. Er kann ein irdisches Leben machen, wie Moses die Läuse und Frösche oder auch Schlangen und andere Wunder. Er hat den Tod in seiner Macht, so daß er ihn bewältigen kann, wenn er auf dem Brautwagen fährt.

6.20. Er kann auch die Teufel zähmen und bewältigen, wenn er in Gott ist.

6.21. So ist nichts nennbar, das er nicht bändigen kann. Nur versteht es richtig! Eine solche Macht hat die Seele von ihrem Ursprung, und einen solchen Geist hätte sie aus sich geben können, wenn sie nicht die große irdische Verwirrung in sich hereingelassen hätte, die ihr nun die Unfähigkeit gibt.

6.22. Es sei denn, daß der Heilige Geist auf ihrem Wagen fährt, wie bei Moses, Elia und allen Propheten, bei Christus und seinen Jüngern, und auch immer noch bei den heiligen Kindern Gottes. Sie haben alle diese Gewalt, können Tote aufwecken, Seuchen heilen und alle Krankheiten vertreiben. Es ist natürlich, und der Geist herrscht damit nur über die Verwirrung.

6.23. Aber dieses habt zum Gegenbericht: Die Seele weiß wohl, was sie für einen Bund mit dem Teufel hat, und was er an ihr hat. So geht sie nicht bloß (unverhüllt), es sei denn, daß sie der Geist Gottes führt und sie diesen zum Schutz hat, so daß des Teufels List nicht eindringen kann.

6.24. Deshalb macht sie keine Wunder, es sein denn, Gottes Geist erweckt sie. Sie gibt Gott die Ehre und Macht, handelt wie ein demütiges Kind und bleibt unter dem Kreuz stehen. Sie läßt den Teufel darüber hinausrauschen, aber sie grünt in Demut und Sanftmut durch den Tod in das ewige Leben und bringt viel Früchte in Geduld.

6.25. So kann ihr der Teufel nichts tun, denn sie ist vor ihm wie tot. Er mag mit seiner Verwirrung im irdischen Leben und seinen Helfern, den gottlosen Menschen, poltern, wie er will. Damit erntet er nur Spott vor Gott, denn er ist ein stolzer Geist und will über Gottes Wunder sein, aber eine Demut kann ihn bändigen.

6.26. Auf solche Weise kann jeder Mensch dem falschen Magier und auch Zauberer entlaufen, denn es haftet keine Macht an dem, wo Gott wohnt. Gleichwie Christus in seinem Tod den Teufel und Tod überwand, so können es auch wir in Christus. Denn das Wort, das Mensch wurde, wohnt in uns, und im Wort können wie über Teufel und Hölle herrschen, und darin gibt es ist kein Aufhalten.

6.27. So geben wir Euch auf diese Frage zur Antwort, daß die Seele in ihrem Ursprung großmächtig ist. Sie vermag viel, aber nur in dem Prinzip, in dem sie steht, ist ihre Macht. Denn der Teufel kann nicht über Gott herrschen. Und ihre Macht ist ihr nicht gegeben, wie einem ein König Macht und Befehlsgewalt gibt, sondern sie steht im Naturrecht, und darum sind wir Kinder der Allmacht Gottes und Erben seiner Güter in der Allmacht.

7. Frage nach der Körperlichkeit der Seele

Ist die Seele leiblich oder nicht leiblich?

7.1. Ein Ding, das keinem Anfang hat, das hat auch nichts, das ihm etwas gäbe. Doch weil es doch etwas ist, so sucht es in sich den Anfang, denn jeder Geist wohnt im tiefsten Abgrund seines Wesens. Wenn er sich aber selber das Wesen machen muß, dann kann er in nichts Fremdem wohnen, sondern nur in sich selber in seinem eigenen Wesen.

7.2. Als Gott die Seele erschuf, da umgab sie der Heilige Geist mit der Tinktur, denn sie stand darin. Mit einem Teil in sich war sie roh (körperlos), wie eine Feuersglut roh ist, aber von der Tinktur umgeben, wie Ihr das versteht, daß durch die Wärme das Wachsen entsteht, das ein Treiben der Tinktur ist, welche den Sproß aus der Wurzel treibt, nämlich aus diesem Feuer, sei es ein kaltes oder heißes Feuer.

7.3. Denn die Finsternis hat kaltes Feuer, so lange bis es die Angst erreicht. Dann entzündet es sich in der Hitze, wie dies an einem Kraut zu sehen ist, wenn es (unter der Sonne sprießt und) in eine andere Qualität kommt.

7.4. So geben wir Euch zu verstehen, daß die Tinktur der Leib der wahren Seele ist, denn die Seele ist Feuer, und die Tinktur geht aus dem Feuer heraus, und zieht auch das Feuer wieder in sich, und besänftigt sich damit, so daß die grimmige Qual-Qualität erlischt.

7.5. So steht die Tinktur in der Sanftmut, denn sie hat kein Wesen einer Macht in sich, sondern das Feuer ist ihre Macht, und sie wird durch die Sanftmut das Wasser der Tinktur. Denn das Feuer ist begehrend, und wo ein Begehren des Ursprungs ist, da ist auch ein Finden des Ursprungs.

7.6. So findet das Feuer in der Tinktur das Wasser, und wandelt es in Sulphur nach der Kraft aller sieben Geister der Natur, und das ist ein Wasser des Lebens. Denn die Tinktur treibt im Wasser wie ein Gewächs aus, und das Feuer im Abgrund verursacht es.

7.7. So wird das Wasser in den Sulphur der sieben Geister im Mysterium verwandelt, denn darin liegt das große Geheimnis, was Gott und die Ewigkeit vermag.

7.8. So enthält das Mysterium zwei Gestalten wie Feuer und Wasser und wandelt sich nach beiden, nämlich nach dem Feuer rot und nach der Tinktur weiß, so daß eine Helligkeit oder ein Glanz vom Feuer entsteht, damit sich das Leben sieht und erkennt, daraus auch der Verstand und die Sinne entstehen. Und das Gemüt ist im Rad der Angst im Feuer, daraus die Essenzen entstehen.

7.9. So seht also, was das Blut ist, nämlich ein Haus der Seele, aber die Tinktur ist ihr Leib.

7.10. Denn die wahre Seele hat keinen greifbaren Leib, der Seele heißt, sondern in der Tinktur wächst der Leib im Sulphur aus Sulphur, das heißt, ein jeder Geist der sieben Geister der Natur begehrt Wesenheit, und das ist zusammen Sulphur. Denn „Sul“ ist die (geistige) Kraft aus dem Licht, und „Phur“ ist die (körperliche) Kraft aus den vier Gestaltungen im Ursprung der Natur, wie im dritten Buch („Vom dreifachen Leben“) ausführlich beschrieben wurde.

7.11. So begehrt das „Phur“ Fleisch, das eine Masse aus Feuer und Wasser ist, und wird in der Tinktur empfangen und geboren. Und die Tinktur ist das Wachsen des Leibes, und das Feuer ist ein Ursprung des Geistes durch die Tinktur. Denn in der Tinktur nimmt der Seelengeist („Sul“) seinen Ursprung, der als das wirkliche Bildnis nach Gottes Bild gebildet ist, das heißt, nach allen drei Prinzipien.

7.12. Denn im Feuer ist die Seele kein Gleichnis Gottes, aber im Geist ist sie ein Bildnis Gottes. Denn der ersten Seele wurde die göttliche Wesenheit in der Tinktur mit hineinverkörpert, so daß sie Gottes Leib in der Jungfrau der Weisheit hatte, in der die Tinktur steht, und das ist das (ganzheitliche) Engel-Bildnis.

7.13. Damit geben wir Euch zur Antwort, was allein nur die Seele betrifft, da wir den Geist nicht verstehen. So ist sie wie eine Feuerkugel mit einem Feuerauge und einem Lichtauge, welche rücklings zusammenstehen und sich ineinander wenden, wie das Rad bei Hesekiel (Hes. 1.15), das nach allen Seiten laufen kann, darüber Babel einen anderen Verstand gemacht hat, aber blind und ohne Geist.

7.14. Was aber ihre Tinktur aus dem Licht betrifft, die aus dem Feuer und Licht entsteht, ist sie ein Geist, weil sich der Ursprung der Seele und der Geist in Ewigkeit nicht trennen können, denn das ist ein ewiges Band. Auch wenn das Blut hinläuft und der Leib stirbt, dieses Band bleibt in Ewigkeit.

7.15. Denn der Leib gehört (was rein die Seele betrifft) nicht zum Wesen der Seele, sondern es sind zwei Wesen. Denn der Leib ist der Seele Spiegel und Wohnhaus sowie Eigentum, und ist auch eine Ursache, daß die reine Seele den Geist verändert, wie nach der Lust des Leibes oder des Geistes dieser Welt, so daß das Bildnis im Geist verändert wird, alles nach Inhalt des Willens, den die Seele aus dem Zentrum geschöpft hat, auch aus dem Grimm ins Licht, je nach der Imagination.

7.16. Damit geben wir Euch zu verstehen, daß sich der Geist in dieser Zeit des Leibes verändern kann, welches unbewußt (ohne reines Bewußtsein) durch die Imagination geschieht, nämlich durch die Lust-Sucht, weil das Begehren eine solche Gestalt im Willen der Seele bildet, wie die Lust zum Bösen oder Guten ist.

7.17. Und wir sagen, daß die reine Seele nichts Leibliches ist, aber der Leib wächst in der Tinktur entweder höllisch oder himmlisch, der doch auch kein greifbarer Leib nach dem Äußeren ist, sondern ein Kraftleib, Gottes Leib, Christi himmlischer Leib und himmlisches Fleisch, welches uns Christus in seinem Testament zu essen gibt. Es ist ein Leib, den die Verwirrung nicht berühren oder ergreifen kann, denn er ist unsterblich, unverweslich und in nichts gefaßt, als nur in die edle Tinktur, die ohne Wesen ist. Und dieser Leib ist dem äußeren Fleisch unbegreiflich.

7.18. Aber der äußerliche Geist, wenn ihn die Seele nicht abwehrt, sondern hereinläßt, der führt seine Imagination dahinein und verdirbt ihn, so daß ein anderes fremdes Bildnis im Geist in der Tinktur entsteht, je nach dem Inhalt der Lust, wie geizige Wölfe, neidige Hunde, stolze Rösser, Pfauen oder ähnliche Tiere, oder auch Kröten, Nattern, Schlangen, Würmer und so weiter, die das Bildnis von Gottes Geist nicht annehmen, so lange sie in dieser Art bestehen.

7.19. Und darum spricht Christus: »Ihr müßt aus dem Wasser und Geist neugeboren werden, wollt ihr das Reich Gottes sehen. (Joh. 3.5)« Und darum wurde Gott Mensch und brachte das göttliche Bildnis wieder in die Tinktur der Seele, weil sie in Adam verdorben wurde, so daß wir nun in Christus neugeboren werden müssen, wenn wir Gott schauen wollen.

7.20. Dies geschieht auch durch Imagination oder Glauben, denn Glauben ist das Essen von Gottes Liebe. Und so wächst ein jeder Leib vom Essen.

7.21. Doch mit der neuen Geburt ist es gar nicht eine solche Gestaltung, wie sie Babel lehrt, denn ihr Ding (bzw. Gegenstand) ist nur ein Spiegel des wahren Weges in Gott, und der muß zerbrochen werden. Denn Moses Decke ist weg, und wir sollen künftig mit hellen paradiesischen Augen sehen, und so verstehen wir die Kinder Gottes.

8. Frage nach der Fortpflanzung der Seele

Wie kommt die Seele in den Menschen oder Leib?

8.1. Mein lieber Herr! Diese Frage verstehe ich bezüglich ihrer Fortpflanzung, denn wie sie in Adam gekommen ist, das sagt Euch Moses, und das wurde oben beantwortet. Wenn Ihr aber nach ihrer Fortpflanzung fragt, wie sie im Mutterleib in ein Kind komme, dann müssen wir einen anderen Rock anziehen.

8.2. In unserem dritten Buch wurde ganz deutlich und ausführlich mit vielen Umständen von ihrer Fortpflanzung geschrieben, nämlich wie Adam in ein (ganzheitliches) Bildnis geschaffen war. Er war Mann und Weib vor seiner Eva, und hatte die Tinktur von Feuer und Wasser, also Seele und Geist, und sollte im Gleichnis ein Bild nach sich und aus sich durch seine Imagination und eigene Liebe aus sich gebären, und das konnte er auch ohne Zertrennung tun.

8.3. Denn wie oben erklärt, daß die Seele eine solche Macht hat, den Leib in eine andere Gestalt zu ändern, so hat sie auch die Macht gehabt, einen Zweig entsprechend ihrer Eigenschaft aus sich zu gebären, und dann hätte Adam die Prüfung bestanden.

8.4. Weil er aber nach der Allmacht imaginierte und den Geist dieser Welt mit der (Ego-) Schlange in die Seele und ihre Tinktur ließ, und sich an der irdischen Frucht vergaffte, um von Gut und Böse zu essen, so fing auch seine Tinktur ein solches Bildnis als ein (tierhaftes) Monster, das halb irdisch ist, dahinein sich auch bald die Verwirrung wandte und das Ziel suchte.

8.5. So wurde das edle Bildnis im irdischen gefunden, darin dann das Zerbrechen und der Tod anfingen. Und so konnte Adam nicht gebären, denn seine Allmacht war verloren, und wäre wohl ewig verloren gewesen, wenn sich nicht alsbald das Herz Gottes mit dem Wort der Verheißung in Adams Seele hineingewunden hätte, das ihn erhielt, so daß sein Bildnis zerbrechen und die Seele mit dem himmlischen Leib durch den Tod in das neue Leben sinken konnte, darin ihr Geist wieder erneuert wurde.

8.6. Auf diese Weise fiel Adam durch Ohnmacht in den Schlaf, und die andere (zweite) Schöpfung begann. Denn Gott nahm die Tinktur des Wassers wie einen Zweig aus Adams Seele und eine Rippe aus Adam, und auch das halbe Kreuz in Adam, und daraus baute er ein Weib. Wie Ihr auch wißt, daß das Weib das halbe Kreuz im Kopf hat, und der Mann das andere halbe.

8.7. Denn im Gehirn des Kopfes wohnt der Geist der Seele, daraus Gott einen Zweig genommen hat, wie ein Kind aus Adams Seelengeist, und dem Weib gab. So hat er dem Weib die Tinktur des Wassers gegeben, damit sie keine Teufel gebären sollte. Und der Mann hat die Tinktur des Feuers, als den eigentlichen Ursprung des Lebens.

8.8. Darum hat das Weib die Matrix (Gebärmutter) bekommen, als die Tinktur der Venus, und der Mann hat die Tinktur des Feuers. Das heißt, das Weib hat die Tinktur des Lichtes, das kein Leben erwecken kann, denn das Leben steht in der Tinktur des Feuers.

8.9. Weil es nun nicht anders sein konnte, so mußten sie sich auf tierische Weise fortpflanzen, nämlich in zwei Samen, denn der Mann sät die Seele und das Weib den (verkörpernden) Geist, und das wird, weil es in einen irdischen Acker gesät wird, nach der Art aller Tiere ausgebrütet.

8.10. Doch nichts desto weniger sind alle drei Prinzipien im Samen, aber das Innerliche ist dem Äußerlichen nicht erkenntlich, denn im Samen ist keine lebendige Seele, sondern erst, wenn die zwei Tinkturen zusammenkommen, ist es ganz im Wesen. Denn die Seele ist im Samen essentiell, und in der Ausbrütung wird sie substantiell.

8.11. Denn sobald das Feuer wie aus einem Vulkan entzündet wird, dann ist die Seele im Wesen ganz vollkommen, und zur gleichen Stunde kommt der Geist aus der Tinktur der Seele heraus und zieht das äußere Regiment an sich, wie die Sterne mit der Luft (als Lebensatem). So ist es also ein ewiges Kind, aber hat auch den zerbrechlichen Geist mit der Verwirrung an sich hängen, den Adam durch seine Imagination einnahm.

8.12. Darin sucht die Verwirrung sogleich das Ziel im Geist dieser Welt, und sobald die Seele ihr Leben hat, will sie wieder ins Ziel, und dann ist der Leib alt genug zum Sterben. So verdirbt auch manche Seele schon in der Essenz, während sie im Sulphur ein Samen ist.

8.13. Daß Ihr aber dies erkennt, daß der Mann die Tinktur des Feuers hat, und das Weib die Tinktur des Lichtes im Wasser als Venus, so ist es auch an der heftigen Imagination der Beiden füreinander zu verstehen. Denn der Samen in der Essenz sucht heftig das Leben, der männliche im Weib in der Venus, und der weibliche im Feuer im Ursprung des Lebens. Wie wir solches im dritten Buch ganz klar erklärt haben, dahin wir den Leser verweisen.

8.14. Und so geben wir Euch zur Antwort, daß die Seele gar nicht von außen in den Leib komme oder eingeblasen werde, sondern die drei Prinzipien haben nun ein jedes seinen Werkmeister, von denen einer im Zentrum im Feuer schmiedet und das Zentrum der Natur macht, der Zweite die Tinktur und das Feuer, und der Dritte das irdische große Mysterium. Und das ist doch nichts Neues, sondern der Samen des Mannes und Weibes ist eben dasselbe, und wird in der Vermischung nur ausgebrütet. Und so wächst nur wieder ein Zweig aus dem Baum.

9. Frage nach der Vereinigung von Seele und Leib

Auf welche Weise vereinigt sich die Seele mit dem Leib?

9.1. Dies wurde oben erklärt, daß alle drei Prinzipien ineinander sind, und ein Kind ihres Gleichen gebären. So steht alles ineinander, bis die Verwirrung wieder den Leib zerbricht. Dann steht die Seele im inneren Leib, als in Gottes Leib, oder wenn sie falsch (verkehrt bzw. illusorisch) ist, in der Verwirrung, die ihr einen Leib nach der Imagination gibt, alles entsprechend der gemachten Greuel.

9.2. Die Seele steht im Blut des Herzens, da hat sie ihren Sitz und Ursprung. Das äußere Wasser und das Blut vermengen sich, aber das Wasser fängt nicht gänzlich das Blut, doch mit der Imagination wird es gefangen. Es fängt wohl natürlich das innere Wasser, aber das Licht der Majestät mit der Tinktur des Lichtes fängt es nicht, als nur durch Imagination. Darum ist oft ein Kind seliger als ein Alter, der den Teufel zur Herberge hat.

9.3. Aber es werden nicht viele Heilige aus nur gutem Samen geboren, weil sich doch oft entsprechend der mächtigen Konstellation eine grimmige Verwirrung hineinwindet. Wie es zu sehen ist, daß oft fromme Eltern bösartige Kinder haben. Doch Gott kennt die Seinen. Solches sieht man an Jakob und Esau, die im Mutterleib zankten, auch an Kain und Abel, an Isaak und Ismael, und an vielen anderen.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter