De Signatura Rerum

(Text von Jacob Böhme 1622, deutsche Überarbeitung 2022)

12. Kapitel - Von der siebenten Gestaltung im Reich der Mutter

Von der siebenten Gestaltung im Reich der Mutter, wie das siebente Reich als das Reich der Sonne wieder eröffnet und lebendig gemacht werde, im Gleichnis von Christi Auferstehung dargestellt.

12.1. Daß Christus des natürlichen Todes in menschlicher Eigenschaft gestorben war, ist uns nicht so zu bedenken, daß er nach seiner seelischen Kreatur gestorben sei, viel weniger nach der Gottheit, noch in der himmlischen Wesenheit oder in der himmlischen Tinktur verblichen, denn das kann nicht sein. Allein die Selbheit als den Willen und das Regiment der äußeren Welt, welche im Menschen herrschte, also den eigenen Willen mit den eigenen Kräften der Selbheit der Kreatur, darin der Mensch Gott ungehorsam wurde, den gab er ganz in die Hände des Vaters, als in das Ende (bzw. Ziel) der Natur, in das große Mysterium des Vaters.

12.2. Nicht, daß es tot sein sollte, sondern daß allein Gottes Geist darin das Leben sei, daß in Christi Person das göttliche Regiment sei, und daß der ewige Vater in seinem Bildnis mit seinem ewigen Geist regiere und richte, darum Gott beschlossen hat, das letzte Gericht durch diesen Jesus zu halten.

12.3. So vollbringt es nun nicht allein die Kreatur Christi, sondern Gott in seinem Ebenbild durch die Kreatur im Regiment seines ewigen Geistes aller drei Prinzipien, welcher das Leben und Regiment aller Wesen ist, in jedem Ding nach seiner Eigenschaft.

12.4. Versteht uns so: Als Christus am Kreuz gestorben war, da war nicht der Name „Jesus“ mit gestorben, der den Tod zerbrach und mit der Liebe das ausgesprochene Wort als die Form der Gottheit und das geformte Wort als die Seele tingierte (mit einer Tinktur heilte). Nein, das kann nicht sein, denn die Ewigkeit stirbt nicht, sondern nur das Ausgesprochene, welches wieder in der Begierde des Sprechens steht, nämlich im Schöpfen. Das verwandelt sich in seinem eigenen Sprechen, als in der eigenen Begierde, und führt seinen eigenen Hall in eine andere Form und Qualität hinein, als es das sprechende Wort in eine Form und Qualität gesprochen hat und mit dem Schöpfungswort in eine Form, Gestaltung und Willen stellte. Wie Luzifer mit seinem königlichen Thron und auch Adam solches getan haben, als sie beide aus der Gelassenheit in die Selbheit (bzw. Ichheit) hineingingen: Das Werkzeug wollte der Meister sein.

12.5. Das äußerliche wirkende und fühlende Leben, darin der Zorn Gottes brannte, das starb also gänzlich ab. Nicht, daß es ein Nichts geworden sei, sondern es fiel in das Nichts, als in Gottes Willen, in Gottes Wirken und Fühlen, ganz vom Willen der äußeren Welt ab, der gut und böse ist, so daß es nicht mehr in der Welt mit dem Gestirn im Sud der vier Elemente lebte, sondern in der Natur des ewigen Vaters im Sud des reinen göttlichen Elements. Und so starb das Leben der äußeren Welt.

12.6. Damit fiel zugleich das wahre menschliche Leben wieder in das Reich hinein, aus dem es Adam herausgeführt hatte, nämlich in das Paradies, davon Christus zum Übeltäter sagte: »Heute wirst du mit mir im Paradies sein. (Luk. 23.43)« Es fiel in Adams Sterben ab, als er dem Paradies abstarb, und grünte in Adams Sterben als eine neue Kreatur aus der alten aus, gleichwie der Halm aus dem Samenkorn, und solches in Macht und Kraft des sprechenden Wortes, das aus Gnade wieder in die verblichene himmlische Wesenheit des Menschen mit lebendiger Wesenheit eingegangen war und sich in das Zentrum der seelischen Natur sowie in den Grimm des Zorns und Todes im Fleisch hineingab, den Zorn in die Liebe verwandelte und das verdorbene Blut im Zorn mit der Liebe tingierte.

12.7. Die göttliche Tinktur tingierte die menschliche, und die göttliche Sonne trat in die menschliche ein. So trat die göttliche Sonne in Adams Nacht, als in Adams Schlaf ein. Denn Gottes Sonne namens „Jesus“ trat mit Adams Seele und Menschheit in der Person Christi in den Tod, das heißt in Adams Tod ein.

12.8. Und als Christus starb, damit starb Adam in seiner Ichheit in Christi Tod, denn der Name „Jesus“ war durch Christus in Adams Menschheit der Schlangentreter. Christus ging in das Bild des ersten Adams ein, so daß der erste Adam in der Menschheit Christi dieser Christus und Schlangentreter wurde, wohl nicht in derselben Kreatur, aber in derselben Seelen- und Leibeseigenschaft.

12.9. Der erste Adam fiel in einen Schlaf nieder, nämlich in die Ohnmacht der göttlichen Welt, und starb im Tod des Todes. Der andere (zweite) Adam ging in den Tod des Todes ein und nahm den Tod des Todes in sich gefangen, nämlich in Adams Menschheit. So wurde er dem Tod ein Tod und führte das Leben aus dem Tod heraus in die ewige Freiheit. Er stand in göttlicher Allmacht im Wesen des ersten Adams auf, denn Gottes Geist im sprechenden ewigen Worte führte Adam in Christi Menschheit aus dem Tod heraus. So stand Adam in Christi Menschheit auf, und auch alle Kinder Adams, die Christi Reich teilhaftig werden, stehen in Christus auf, alle in Christi Fleisch und Blut, Seele und Geist, aber ein jeder in seiner hier gehabten und in Christi Tod gestorbenen Kreatur. Ein jeder ist ein besonderer Zweig, aber nur ein einiger Baum, und der ist Christus in Adam und Adam in Christus, nur einer, nicht zwei, nur Ein Christus in allen Christen.

12.10. So kann ich sagen, wenn ich in Christus der Welt abgestorben bin: Ich bin derselbe Christus, als ein Zweig am selben Baum. Weil ich aber im äußeren Menschen noch in meiner Ichheit lebe, so muß ich auch mit dem äußeren Menschen in Christi Tod sterben und in ihm auferstehen und leben. So lebe ich nun jetzt mit dem Willen des Glaubens im Gemüt in Christus und bin ein Christ im Willen des Gemüts in der Begierde des Glaubens, und nehme Christus in meinen Willen mit seiner Menschheit ein und werfe meinen Willen in seinen Tod hinein. So ist mein innerlicher Mensch in Christi Tod mit ihm gestorben und lebt nicht mehr in der Ichheit, sondern ich bin in ihm gelassen und liege in seinem Tod begraben.

12.11. Weil er aber in Gottes Willen auferstanden ist, so lebe ich in seiner Auferstehung in ihm. Aber meine Irdischkeit in ihrer Ichheit lebt noch in der irdischen Welt, bis sie auch der Ichheit abstirbt und ganz in die Gelassenheit und Verwesung eingeht. Dann wird sie Christus durch meinen inneren Menschen, der jetzt in ihm lebt, auferwecken. Gleichwie er von den Toten auferstanden ist, so soll auch ich, der ich in ihm der Irdischkeit absterben soll, in ihm als in meinem ersten Vater Adam im Namen Jesus als ein Christ in Christus auferstehen.

12.12. Mein in Sünden verdorrter Zweig am Baum soll im Namen Jesus Kraft und Saft zum Leben bekommen. In ihm, als in meinem Stamm, der Herz und Kraft in meinem Vater Adam geworden ist, soll und werde ich mit meiner Menschheit grünen und Früchte zum Lob Gottes bringen. Mein Willengeist, der jetzt in Christi Menschheit ist und in Christi Geist lebt, der soll in Christi Kraft dem dürren Baum Saft geben, damit er am Jüngsten Tag im Schall der Posaune des göttlichen Halls in Christi Stimme, welches auch meine Stimme in seinem Hall ist, wieder aufersteht und im Baum Christus grünt, und zwar im Paradies.

12.13. In mir selbst wird das Paradies sein: Alles, was Gott der Vater hat und ist, das soll in mir als eine Form oder ein Bild des Wesens der göttlichen Welt erscheinen. Alle Farben, Kraft und Tugenden seiner ewigen Weisheit sollen in und an mir als an seinem Ebenbild offenbar sein. Ich soll die Offenbarung der geistigen göttlichen Welt sein und ein Werkzeug des Geistes Gottes, darin er mit sich selbst spielt, mit diesem Hall, der ich selbst bin, als mit seiner Signatur. Ich soll sein Instrument und Saitenspiel seines ausgesprochenen Wortes und Halles sein, und nicht allein ich, sondern alle meine Mitglieder in dem herrlich zugerichteten Instrument Gottes. Wir sind alle Saiten in seinem Freudenspiel, und der Geist seines Mundes ist es, der unsere Saiten seiner Stimme anschlägt.

12.14. Darum ist Gott Mensch geworden, daß er sein herrliches Instrument, das er zu seinem Lob machte, aber sich der Mensch verdarb und nicht nach seiner Freuden- und Liebebegierde klingen lassen wollte, wieder zurechtbrachte und den wahren Liebehall wieder in die Saiten hineinführte. Ja, der Hall, der vor ihm erklingt, den hat er wieder in uns als sein Instrument hineingeführt. Er ist der geworden, der ich bin, und hat mich zu dem gemacht, was er ist. So kann ich sagen, daß ich in meiner Gelassenheit in ihm seine Posaune und Stimme seines Instruments und göttlichen Halls bin, und dessen erfreue ich mich nun in allen meinen Mitsaiten und Stimmen, welche neben mir in ein ewiges Werk auf das Lob Gottes gerichtet (und eingestimmt) sind.

12.15. So erkennt nun, meine lieben Mitstimmen im Lob Gottes: Auf und in eurem Hall schalle ich mit meiner im Geist angeschlagenen Saite, und halle damit in euch, daß alles, was Jesus durch Christus, als durch seine und meine Menschheit getan hat, das tut er noch heute in mir und in allen meinen Mitgliedern. Er ist meiner Ichheit in seinem Tod abgestorben, und ich sterbe auch meiner Ichheit in seinem Tod ab. Er ist in seiner Gelassenheit in Gott seinem Vater ergeben, und Gott sein Vater hat ihn mit dem Geist seines Mundes in sich auferweckt und zum königlichen Bild nach der Heiligen Dreiheit dargestellt, durch und mit welchem Gott alle Dinge im Reich dieser Welt richten will.

12.16. Und so hat Gott auch meinen Geist der Seele durch seinen Geist im großen Namen „Jesus“ in Christus in sich auferweckt, so daß ich in meiner Gelassenheit in ihm nicht sterben kann, denn er ist für mich gestorben, und sein Tod, in welchem er vom Tod auferstanden ist, ist mein ewiges Leben geworden. So lebe ich nun in seinem Tod als ein Sterbender, und es ist doch kein Tod mehr in ihm, sondern so sterbe ich meiner Ichheit und Sünde in ihm ab, weil meine Begierde und mein Wille aus meiner Ichheit in ihn eindringt. Und so sterbe ich täglich meiner Ichheit, bis ich irgendwann das Ziel (bzw. Ende) meiner Ichheit erreichen werde und meiner Ichheit mit dem irdischen Willen und Begehren der Ichheit ganz absterbe. Dann soll meine Ichheit und alles, was an mir ist, das sich selber sucht und liebt, in den Tod Christi hineinfallen, als in die erste Mutter, aus der mich Gott erschuf, und meine Ichheit soll ein Nichts werden. Dann liegt meine Ichheit in Christi Tod in der Gelassenheit als ein Werkzeug Gottes, und der mache sich dann ein Instrument daraus, wie er will.

12.17. Weil aber meine Seele mit dem Geist jetzt in seiner Auferstehung lebt und sein Hall in mir ist, aber nach der Gelassenheit in ihm, wie St. Paulus sagt »Unser Wandel ist im Himmel, woher wir auch den Heiland Jesus Christus erwarten. (Phil. 3.20)«, so soll auch sein Hall, der in mir ist, nachdem ich nach meiner Selbheit nicht mehr bin, sondern er allein, auch meinen gestorbenen Leib auferwecken, den ich in ihm verlasse, und in sein erstes Bild stellen, dazu er ihn erschuf.

12.18. So lebe ich nun in Gott, und meine Ichheit weiß es nicht, denn sie lebt nicht in Gott, sondern in sich selber. Gott ist wohl in ihr, aber sie begreift ihn nicht und verdeckt das Perlein, das ich in Christus bin, nicht ich, sondern er in seiner Menschheit in meiner Kreatur in sich selbst. So rede und schreibe ich vom großen Mysterium aller Wesen. Nicht, daß ich es in meiner Ichheit begriffen hätte, sondern er schlägt meine Signatur in meiner Begierde an, die in ihn eindringt, wie er will. Ich bin mir bekannt, aber nicht in meiner Ichheit, sondern in seinem Spiegel, den er aus Gnade in mich stellt, um dadurch meine Ichheit in ihn als in die Gelassenheit zu locken. Und so wird es euch, ihr lieben Brüder, wieder aus seinem Spiegel dargestellt, den er durch meinen Begriff in sich euch vorstellt, als seinem Werkzeug.

12.19. So geht es auch im philosophischen Werk zu: Sulphur, Mercurius und Sal (Schwefel, Quecksilber und Salz bzw. Seelenkörper, reflektierendes Bewußtsein und Kristallisation) sind durch den Fluch Gottes in ihre Selbheit als in ein eigenes Wirken und Leben getreten. So wirkt alles im Fluch und Zorn Gottes nach der Eigenschaft des ersten Prinzips. Wenn Gott nicht die Sonne als einen Naturgott der äußeren sichtbaren Welt dahinein gestellt hätte, der alles wirkende Leben tingiert, alles, was wächst und sich regt, dann wäre alles in der finsteren Todes-Verdichtung, als im Abgrund der Hölle.

12.20. Soll aber nun etwas von dieser Selbheit und damit auch vom grimmigen Tod erlöst und wieder in das Universale (Ganzheitliche) gebracht werden, als in die höchste Vollkommenheit, dann muß es seiner Ichheit ganz absterben und in die Stille als in den Tod der Gelassenheit am Ende (bzw. Ziel) der Natur kommen. Mars muß die Macht von Feuer und Grimm ganz verlieren, wie auch Mercurius sein Giftleben, und Saturn muß sich selber ein Tod werden, so daß der Künstler nichts mehr sieht, als die große Finsternis. Dann erscheint das Licht in der Gelassenheit, denn St. Johannes sagt: »Das Licht scheint in die Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen. (Joh. 1.5)«

12.21. Das heißt, in ihrer Selbheit, als in eigenem Willen und Wirken, kann sie das nicht begreifen, aber in der Gelassenheit scheint das Nichts als die Freiheit Gottes darin. Denn das Nichts macht sich in seiner Lust aus der Freiheit in der Finsternis des Todes offenbar, denn das Nichts will nicht ein Nichts sein und kann nicht ein Nichts sein. So kann es sich auch nicht anders offenbaren als nach der Eigenschaft der freien Lust: Das ist nun beständig und in sich auch wie ein Nichts, denn es ist keine Verwirrung darin. Der eigene Wille mit dem Hunger ist tot und im Nichts, und die Lust der ewigen Freiheit wird sein Leben.

12.22. Wenn sich nun das höchste Wesen einmal bewegt hat und in ein sichtbares und greifbares Wesen eingegangen ist, dann bildet es dieses Wesen, wenn es wieder aus seiner Selbheit in das Nichts eingeht, wieder in ein solches Wesen, wie es vor den Zeiten der Welt war. Weil aber das Schöpfungswort noch heute im Schaffen des körperlichen Wesens steht, so macht es wieder ein beständiges vollkommenes Wesen. Wie solches im philosophischen Werk geschieht, wenn ein neues Leben aus dem Tod aufersteht, gleichwie uns Gott in Christus in sich auferweckt, wenn wir der Ichheit absterben und uns in ihn gänzlich einlassen.

12.23. Also auch, wenn der ausgesprochene Mercurius im Sulphur des Saturns seine Selbheit in die Venus übergibt, dann verwandelt ihn das Schöpfungswort wieder in ein Wesen nach der Lust der Freiheit. Der Tod steht in einem neuen Leib aus der Finsternis des Todes auf, in schöner weißer Farbe, aber wie ein verborgener Glanz, weil man die Farbe nicht recht erkennen kann, so lange bis es sich auflöst (resolviert) und die Materie wieder begehrend wird. Dann geht im Zentrum der Eigenschaften von Saturn, Jupiter und Venus die Sonne in allen sieben Gestaltungen auf, das heißt, im Schöpfungswort gleichsam wie eine neue Schöpfung, und die Begierden aller sieben Gestaltungen laufen in den Glanz der Sonne, als in die weiße und rote Farbe, vom Feuer und Licht, und das ist die majestätische Farbe.

12.24. Und wie Christus nach seiner Auferstehung vierzig Tage im Mysterium aller drei Prinzipien zugleich wandelte, in der Eigenschaft des ersten Adams nach seiner Schöpfung vor seinem Schlaf und vor seiner Eva, und sich seinen Jüngern in seiner hiergehabten Eigenschaft nach der äußeren Welt sehen ließ, mit ihnen aß und seine angenommene Menschheit zeigte, daß er diese mitnichten abgelegt hätte, so soll uns der Künstler verstehen, daß im philosophischen Werk mitnichten die erste Materie vergeht, sondern sie geht in den Tod ihres Lebens der grimmigen Eigenschaft und stirbt im Fluch Gottes, aber steht in ihrem gehabten Wesen wieder auf, das sie vor dem Fluch Gottes war. Nur der Fluch zerbricht darin, und das erste Leben steht darin wieder auf, und darum ist es beständig und besteht im Feuer, denn es ist dem Regiment der vier Elemente abgestorben und lebt in der fünften Essenz. Nicht, daß sie dieses Leben habe, sondern sie steht still darin. Aber der Geist des neugeborenen Wesens ist mit seinem Grünen ein vegetatives Leben darin, und sein Glanz steht darin, der den ersten Adam in der Unschuld anzeigt, als er auch in solcher Vollkommenheit stand.

12.25. Und wie Christus unsere verdorbene Menschheit, in welcher der Mercurius zum Gift geworden war, mit dem himmlischen Blut der ewigen göttlichen Jungfrauenschaft und Wesenheit tingierte, davon die menschliche Selbheit im Gift abstarb und das gelassene Leben wieder aufging, so stirbt auch der giftige Wille von Merkur, Mars und Saturn mit der Begierde im Blut der Venus im philosophischen Werk, und sie gehen miteinander in den Tod und stehen miteinander in einer Liebe in Einem Willen wieder auf.

12.26. Darum soll der Künstler auf diese Tinktur achten: Sie ist im menschlichen Gebrauch in diesem Jammertal edler als der Leib, der in der Tinktur aufersteht. Denn der Geist ist das Leben, und der Leib ist nur eine Bildung des Lebens.

12.27. So ist das Blut ein Gehäuse des Geistes, und das soll der Künstler im Blut des Jünglings wohl erkennen, wenn sich seine Perle in die drei Mörder hineinergibt, so daß sie ihr Blut in und mit des Jünglings Blut vergießt, wenn der Ritter in der Hölle steht und die menschliche Ichheit übergibt, und wenn sich der weiße Löwe auf seinem rosinfarbenen (scharlachroten) Tier sehen läßt: Hier liegt die Heilung der Krankheit und der Tod des Todes.

12.28. Der Leib wird im Blut der Liebe im Tod aufgelöst und zurückverwandelt (resolviert), aus dem irdischen in einen himmlischen. Die Tinktur gibt sich in einen neuen Leib hinein und verläßt danach, wenn der Leib im Sonnen-Glanz aufgeht, auch ihren Willen. Sie ergibt sich dem Leib ganz in seine Essenz hinein und wird seine Zierde, Glanz und Farbe, welche der Künstler nimmermehr scheiden kann, denn sie sind miteinander in der fünften Essenz, als im Mysterium des Schöpfungswortes, und stehen zu Gottes Bewegung des letztendlichen Scheidetags in dieser Zeit zu seiner Selbstoffenbarung, zu seiner Ehre und Wundertat, aber danach, nach dieser Zeit, zur kristallinischen Welt im gläsernen Meer vor dem Sitz des Alten in der Apokalypse (Offb. 4.2).

Kurze Zusammenfassung des philosophischen Werks

12.29. Dem Leser könnte unser Sinn ganz schwerfallen, wenn wir so weitläufig gehen und Christus darunter aufzeigen. Dessen soll sich keiner verwundern, wir suchen weder Gold noch zeitliches Gut damit und treiben den Menschen nicht in vergebliche Klugheit. Wir reden nur mit den Kindern, die Gott dazu erwählt hat, denn die Zeit ist geboren, daß das Verlorene wiedergefunden werde, aber nicht allein das Universale zum Leib dieser Welt, sondern auch das zur Seele.

12.30. Der Prozeß ist in allen beiden kurzgefaßt nur von Einer Eigenschaft. Das verhält sich so: Der Baum ist in sieben Gestaltungen aufgeteilt (das heißt, das Leben). Nun ist der Fluch Gottes in diese sieben Gestaltungen gekommen, und so sind sie im Streit und gegeneinander: Jeweils eine Gestaltung kränkt die andere, und sie können nimmer Eins werden, es sei denn, sie gehen alle sieben in den Tod und sterben des eigenen Willens ab.

12.31. Nun kann das nicht geschehen, es komme denn ein Tod in sie, der ihnen allen den Willen bricht und ihnen ein Tod ist, wie die Gottheit in Christus der menschlichen Selbheit und den sieben Gestaltungen im menschlichen Leben ein Tod war, und doch war er ihnen zum Leben gekommen. So ist auch dies: Der menschliche Wille war in Christus in die ewige Sonne, als in die Gelassenheit, in Gott verwandelt. Und so müssen sich im philosophischen Werk alle Gestaltungen in Eine verwandeln, nämlich in diese Sonne: Aus sieben muß Eines werden, und es bleibt doch in sieben, aber in Einer Begierde, darin eine jede Gestaltung die andere in Liebe begehrt, und dann ist kein Streit mehr.

12.32. Darum bedenke der Künstler nur, wie er dem Tod mit dem reinen Leben den Tod gebe, und wie er das gestorbene und verblichene Leben, welches himmlisch ist, aber im Fluch Gottes gefangen und verborgen steht, aufwecken könne, so daß es die Feuerseele wieder in sich nehme. Wenn er es nur so weit bringt, dann hat es sein eigenes Machen in sich.

12.33. Wenn die Jungfrau ihren Bräutigam, der ihr treulos wurde, wieder annimmt, dann ist er geschickt dazu, und anders auf gar keinem Weg, sondern alles ist umsonst. Es gibt auch keine andere Möglichkeit. Dem himmlischen Bild nach Gottes Gleichnis im Menschen kann nicht anders geraten werden, nachdem die Feuerseele in ihre Ichheit einging, es führe denn Gottes Geist sich selbst in das verblichene Bild, als in die himmlische Wesenheit, und gebe sich mit diesem, in ihm aufgeweckten Bild in das seelische Feuer hinein, als in den Grimm des Todes, und würde dem Tod ein Tod, als dem grimmigen Zorn Gottes, damit dieser in der Liebe im Blut der himmlischen Wesenheit ertrinke. Und obwohl kein Abtrennen sein kann und auch kein Sterben, so war es doch ein Sterben des Grimms, so daß der Grimm in eine Freude und Liebe verwandelt wurde.

12.34. So ist auch des Künstlers Werk durchaus nichts anderes, denn der Mensch ist aus allen Wesen, aus Himmel und Erde geschaffen worden. Als er aber ganz irdisch wurde und der Fluch über ihn erging, so ging auch der Fluch über das irdische Wesen, daraus der Mensch war. So wurde dem Menschen der Himmel verschlossen, und so wurde auch der Himmel in der Erde, in Metallen, Bäumen und den Kräutern in der Speise des Menschen und was zu seiner Zierde und seinem Spiel gehörte, verschlossen.

12.35. Die Seele der Erde, als die Eigenschaft vom Feuer des ersten Prinzips, ist in ihre Selbheit und damit in den Zorn Gottes eingegangen. Nun steht der Himmel in ihr verborgen, und so soll der Künstler in seinem Werk die Seele im Fluch und den Himmel wieder in Eines bringen. Er muß die Seele wieder in den Himmel hineinführen, anders ist keine Möglichkeit. Nun kann er aber die Seele in ihrer Bosheit nicht in den Himmel bringen, denn sie will nicht, und deshalb muß er den Himmel in die Seele hineinführen und den Himmel der Seele ganz hineinergeben, so daß die Seele vom Himmel esse, ob sie will oder nicht. So muß der Himmel in der Seele wie tot werden, so daß ihn die Seele nicht loswerden kann, wie heftig sie sich darüber auch erzürne, bis sie sich in ihrem Grimm entschließt und mit der Begierde in den Himmel einfährt, als in das verblichene Wesen, und dieses ermorden will, wie die Juden Christus. Und wenn sie so mit ihrer Begierde in das verblichene Bild als in das himmlische Wesen einfährt, dann fällt das Bild des himmlischen Wesens dem Mörder in seinen Rachen. Dann gibt das himmlische Wesen seine Begierde in den Mörder hinein, und so erschrickt der Mörder vor dem Liebeleben und fährt im Schreck in der himmlischen Wesenheit auf.

12.36. Auf diese Weise empfängt das verblichene Wesen wieder den Feuerschreck in sich, und eignet sich ganz in das Feuerleben ein, und so muß das Feuer in der Liebe und Sanftmut brennen und sein Recht im Zentrum verlassen. Wie das Licht aus dem Feuer scheint, so und nicht anders bekommt das himmlische Wesen sein Leben. Und wie ein Feuer ein Eisen durchglüht, so daß es aussieht, als wäre es nur Feuer, und ist es auch, aber das Eisen doch seine Substanz behält, so wird auch das verblichene Wesen als der Himmel in der giftigen Mercurius-Mars-Feuerseele offenbar und macht aus sieben Willen nur Einen, und es bleiben doch sieben, aber die Feindschaft hört auf.

12.37. So ist dies ein Universales (bzw. Ganzheitliches), welches auch den Widerwillen aller Krankheit im menschlichen Körper in Einen Willen verwandelt, so daß das Wüten und Stechen der sieben Gestaltungen des Lebens in ihrer Feindschaft einig wird, und dann hört der Hunger der Krankheit auf, und das ist der Prozeß zum Universalen wie vorn erklärt wurde. Es noch klarer zu erklären ist nicht mein Vorhaben, denn es ist klar genug. Wer dadurch keinen neuen, in Gott geborenen Menschen suchen und sich selbst dazu machen will, der lasse meine Schriften in Frieden.

12.38. Diesem Sucher habe ich nichts geschrieben, und er kann auch unseren Sinn nicht gänzlich begreifen, wie er sich auch immer übt, er gehe denn in die Gelassenheit in Christus ein. Dort kann er den Geist des Universalen begreifen, anders ist alles umsonst. Und so wollen wir den Klugen gewarnt haben, daß er sich nur nicht vergaffe. Er richtet auf diesem Weg gar nichts aus, wenn er nicht selbst dahinein geht. Dann wird es ihm ohne viel Suchen offenbar, denn der Weg ist kindisch.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter