De Signatura Rerum

(Text von Jacob Böhme 1622, deutsche Überarbeitung 2022)

9. Kapitel - Von der äußeren Signatur durch das Innere

Von der Signatur, und wie das Innere das Äußere bezeichnet.

9.1. Die ganze äußere sichtbare Welt mit all ihrem Wesen ist eine Bezeichnung oder Bildung der inneren geistigen Welt. Alles, was im Inneren ist, und wie es in der Wirkung ist, so hat es auch seinen Charakter äußerlich. Gleichwie der Geist jeder Kreatur seine innerliche Geburtsgestaltung mit seinem Leib darstellt und offenbart, so auch das ewige Wesen.

9.2. Das Wesen aller Wesen ist eine ringende Kraft, denn das Reich Gottes steht in der Kraft, und auch die äußere Welt, und sie steht vor allem in sieben Eigenschaften und Gestaltungen, davon eine jede die andere verursacht und macht. Keine ist die erste noch letzte, sondern sie sind ein ewiges Band. Darum hat auch Gott dem Menschen sechs Tage zum Wirken verordnet, und der siebente Tag ist die Vollkommenheit, darin die sechs ruhen. Er ist das Zentrum, zu dem die sechs mit ihrer Begierde hinlaufen. Darum nannte ihn Gott den Sabbat oder Ruhetag, denn darin ruhen die sechs Gestaltungen der wirkenden Kraft. Er ist der göttliche Hall in der Kraft oder das Freudenreich, darin die anderen Gestaltungen alle offenbar werden, denn er ist das gefaßte Wort oder die göttliche Leiblichkeit, dadurch alle Dinge zum Wesen geboren und gekommen sind.

9.3. Dieses gefaßte Wort (der „Information“) hat sich durch die Bewegung aller Gestaltungen mit dieser sichtbaren Welt wie mit einem sichtbaren Gleichnis offenbart, damit das geistige Wesen in einem leiblichen und begreifbaren Wesen offenbar stünde. So hat sich die Begierde der inneren Gestaltung äußerlich gemacht, und so steht das Innere im Äußeren, und das Innere hält das Äußere wie einen Spiegel vor sich, darin es sich in der Eigenschaft der Gebärung aller Gestaltungen beschaut, denn das Äußere ist seine Signatur.

9.4. So hat ein jedes Ding, das aus dem Inneren geboren worden ist, seine Signatur. Und die oberste Gestaltung, die im Geist des Wirkens in der Kraft die oberste ist, die bezeichnet (bzw. „signiert“) den Körper am meisten, und dieser hängen die anderen Gestaltungen an, wie man das an allen lebendigen Kreaturen in Gestalt von Leib, Sitten und Gebärden sieht, wie auch am Hall der Stimmen und Sprachen, sowie an Bäumen, Kräutern, Steinen und Metallen: Wie das Ringen in der Kraft des Geistes ist, so steht auch die Bildung des Leibes da, und entsprechend ist auch sein Wille, solange der Sud im Geistleben so siedet.

9.5. Wenn aber der Künstler mit dem rechten Mercurius darüber kommt, darin der Sud steht, dann kann er die schwächste Gestaltung nach oben drehen, und die stärkste nach unten. Dann bekommt der Geist einen anderen Willen, entsprechend der obersten Gestaltung. Und die zuvor Knecht sein mußte, die wird dann Herr in den sieben Gestaltungen. Wie auch Christus zu dem Kranken sagte: »Steh auf, dein Glaube hat dir geholfen! (Luk. 17.19)« Und er stand auf. In gleicher Weise ist auch dies, denn eine jede Gestaltung hungert nach dem Zentrum, und das Zentrum ist der Hall des Lebens, als der Mercurius (des reflektierenden Bewußtseins), und dieser ist der Werkmeister oder Formierer der Kraft. Wenn sich dieser Hall in den Hunger der niedrigsten Gestaltung in der ringenden Kraft hineingibt, dann zwingt er deren Eigenschaft in die Höhe. Und so hat ihm seine Begierde im Glauben geholfen. Denn in der Begierde schwingt sich der Mercurius in die Höhe, und das war auch in diesem Patienten Christi so.

9.6. Die Krankheit hatte ihn eingenommen, und das Gift des Todes hatte sich im Mercurius emporgeschwungen. So hungerte nun die Gestaltung des Lebens im Zentrum als eine verschmachtete und erniedrigte Eigenschaft nach der Freiheit, um vom Ekel (bzw. feindlichen Übel) frei zu sein. Doch weil in Christus der Mercurius in göttlicher Eigenschaft lebendig war, so ging der schwache Hunger in Christi starken Hunger nach der Gesundheit des Menschen ein, und jetzt empfing der schwache Hunger den starken in der Kraft. Und so sprach der göttliche Hall in Christus: „Steh auf, schwinge dich in die Höhe, dein Glaube, das heißt, deine Begierde, die du in mich hineinführst, hat dir geholfen!“

9.7. So schwingt sich das Leben über den Tod, das Gute über das Böse, und wiederum das Böse über das Gute, wie in Luzifer und Adam geschah und noch täglich geschieht. Und so signiert sich ein jedes Ding: Welche Gestalt vorherrschend wird, die nimmt den Geschmack sowie den Hall im Mercurius ein und bildet das Körperliche nach seiner Eigenschaft. Die anderen Gestaltungen hängen dieser als Mitgehilfen an, geben zwar auch ihre Signatur hinein, aber schwächlich.

9.8. Es sind vor allem sieben Gestaltungen in der Natur, sowohl in der ewigen als auch in der äußeren, denn die äußeren kommen aus der ewigen. Die alten Weisen haben den sieben Planeten Namen nach den sieben Gestaltungen der Natur gegeben, denn sie haben viel mehr darunter verstanden, nicht nur allein die sieben Planeten, sondern auch die siebenerlei Eigenschaften in der Gebärung aller Wesen. Es gibt kein Ding im Wesen aller Wesen, das nicht die sieben Eigenschaften in sich hat. Denn sie sind das Rad des Zentrums, die Ursachen des Sulphurs (des „Seelenkörpers“), in dem Mercurius (das „Quecksilber“ bzw. „lebendige Silber“ als reflektierendes Bewußtsein) den Sud in der Angstqual macht.

9.9. Die sieben Gestaltungen sind diese: Die Begierde oder Verdichtung heißt Saturn, in die sich die freie Lust der Ewigkeit mit hineinergibt. Und die heißt in der Verdichtung Jupiter, wegen der lieblichen Kraft, denn die Saturn-Kraft schließt ein, macht hart, kalt und finster und verursacht den Sulphur, als das Geistleben, das heißt, das bewegliche Geistleben, als das natürliche. Und die freie Lust macht, daß sich die Verdichtung danach sehnt, von der finsteren herben Härtigkeit frei zu sein, und heißt ganz gut „Jupiter“, als eine Begierde der Vernunft, welche die Finsternis eröffnet und darin einen anderen (göttlichen bzw. ganzheitlichen) Willen offenbart.

9.10. In ihren zwei Eigenschaften wird Gottes Reich als der Ursprung vorgezeichnet, und dann auch Gottes Zornreich, als der finstere Abgrund, der eine Ursache der Bewegung im Saturn ist, nämlich in der Verdichtung. Diese Verdichtung als Saturn macht das Nichts als die freie Lust beweglich und empfindlich sowie findlich (bzw. erkennbar), denn sie verursacht, daß (ein greifbares) Wesen wird. Und Jupiter ist die empfindliche Kraft aus der freien Lust zur Offenbarung aus dem Nichts in Etwas in der Verdichtung des Saturns. So gibt es zwei Eigenschaften in der Offenbarung Gottes nach Liebe und nach Zorn als ein Modell der ewigen Gestaltung, und sie sind ein Ringen von gegensätzlichen Begierden gegeneinander: Die eine macht Gutes und die andere Böses, obwohl es doch alles gut (bzw. vollkommen) ist. Nur wenn man von der Angstqual-Qualität und dann auch von der Freudenqualität reden will, dann unterscheidet man, damit man versteht, was die Ursache jeder Qualität sei.

9.11. Die dritte Gestaltung heißt Mars, und das ist die feurige Eigenschaft in der Verdichtung durch den Saturn, weil sich die Verdichtung in große Angst wie in einen großen Hunger hineinführt. Er ist das Schmerzliche oder die Ursache des Fühlens, auch die Ursache des Feuers mit dem Verzehren und auch des Widerwillens, als der Bosheit. Aber im Jupiter, als in der freien Lust im Nichts, verursacht er die feurige Liebebegierde, so daß die Freiheit als das Nichts begehrend wird, um sich mit Empfindlichkeit in das Freudenreich hineinzuführen. Denn in der Finsternis ist er ein Teufel, als Gottes Grimm, und im Licht ist er ein Engel der Freude. Versteht solche Eigenschaft: Weil diese Qualität in Luzifer finster wurde, so heißt er ein Teufel. Weil er aber im Licht war, so war er ein Engel. So ist es auch im Menschen zu verstehen.

9.12. Die vierte Eigenschaft oder Gestaltung heißt Sonne (Sol), als das Licht der Natur, das in der Freiheit als im Nichts seinen Anfang hat, aber ohne Glanz, und sich mit der Lust in die Begierde der Verdichtung des Saturns hineinergibt, bis in die grimmige Eigenschaft des Mars oder Feuers. Hier dringt die freie Lust, die sich in der Verdichtung mit der Mars-Eigenschaft der verzehrenden Angst und in der Saturn-Härte geschärft hat, im Jupiter aus, als eine Schärfe der Freiheit und ein Ursprung des Nichts sowie der Empfindlichkeit. Und das Ausdringen aus der Hitze und Angst des Mars und aus der Härte des Saturns ist der Schein des Lichtes in der Natur, und das ergibt im Saturn, Jupiter und Mars die Vernunft, als einen Geist, der sich in seinen Eigenschaften erkennt, was er ist, der dem Grimm wehrt und ihn aus der Angst der Mars-Eigenschaft in die Jupiter-Eigenschaft hineinführt, nämlich aus der Angst in eine Liebebegierde.

9.13. In diesen vier Gestaltungen steht die geistige Geburt, nämliche der wahre Geist im inneren und äußeren, als der Geist der Kraft im Wesen, und dieses Wesen oder Leiblichkeit des Geistes ist Sulphur (der „Seelenkörper“). Ihr Gelehrten und Meister, wenn ihr es doch verstehen könntet, wie treulich es euch offenbart und gegeben wird, was eure Vorfahren im Verständnis hatten und woran ihr jetzt lange Zeit blind gewesen seid. Das kommt durch euren überheblichen Stolz, und das stellt euch Gott als die höchste Vernunft durch diesen einfältigen und zuvor ungegründeten Werkzeugen vor, den er selbst gegründet hat, damit ihr einst noch sehen und der leidvollen Qual-Quelle entrinnen könntet.

9.14. Die fünfte Gestaltung ist die Venus, der Anfang aller Leiblichkeit, als des Wassers. Sie entsteht in der Begierde von Jupiter und Mars, als in der Liebebegierde aus der Freiheit, und aus der Natur, als aus der Begierde nach der Verdichtung im Saturn, im Mars, in der großen Angst, um von der Angst frei zu sein, und führt in der Begierde ihrer Eigenschaft zwei Gestaltungen: Eine feurige vom Mars, und eine wäßrige vom Jupiter, das heißt, eine himmlische und eine irdische Begierde.

9.15. Die himmlische entsteht aus dem Himmlischen von der Eineignung der Gottheit in die Natur zu ihrer Selbstoffenbarung, und die irdische entsteht aus der Verdichtung der Finsternis im Mars, als in der Eigenschaft des grimmigen Feuers. Darum steht das Wesen dieser Begierde in zwei Dingen, nämlich im Wasser vom Ursprung der Freiheit, und im Sulphur vom Ursprung der Natur nach der Verdichtung.

9.16. Das äußere Gleichnis des Himmlischen ist Wasser und Öl, das heißt, nach der Sonne ist es Wasser und nach dem Jupiter ist es Öl, und nach der harten Verdichtung durch den Saturn ist es entsprechend dem Himmlischen nach Mars Kupfer und nach der Sonne Gold, und nach der irdischen Verdichtung nach der Eigenschaft der Finsternis ist es im Sulphur Gries, und das ist Sand. Nach der Mars-Eigenschaft ist das eine Ursache aller Steine, denn alle Steine sind Sulphur aus der Gewalt von Saturn und Mars in der Venus-Eigenschaft nach der finsteren Verdichtung, das heißt, nach dem irdischen Anteil.

9.17. Oh ihr lieben Weisen, wenn ihr wüstet, was im Kupfer liegt, ihr würdet eure Dächer nicht so edel decken, denn der Gewaltige verliert oft sein Leben um des Knechtes willen, und dem Herrn deckt er sein Dach auf. Darum ist er blind, und das macht in ihm seine falsche Venusbegierde, weil er diese im Saturn und Mars faßt und in die Sonne hinausführt. Würde er seine Venusbegierde im Jupiter (der Vernunft) fassen, dann könnte er über den hungrigen Mars herrschen, der in der Venus liegt und der Venus im Sulphur sein Röcklein angezogen hat. So zieht der Mars auch all seinen Dienern, die ihn und Saturn liebhaben, sein Röcklein an, so daß sie nur das Venus-Kupfer und nicht sein Gold im Kupfer finden. Der Geist des Suchers fährt in der Sonne im überheblichen Stolz dahin und denkt, er habe die Venus, aber er hat Saturn, als den Geiz. Führe er im Wasser, als in der gelassenen Demut der Venus aus, dann würde ihm der Stein der Weisen offenbar.

9.18. Die sechste Gestaltung ist der Merkur (Mercurius), als das Leben und die Unterscheidung oder der Former in der Liebe und der Angst. Im Saturn und Mars ist er an einem Teil irdisch nach der harten Verdichtung, da sein Bewegen und Hungern ein stachliges, feindliches und nach dem Feuer ein bitteres Leiden ist, und nach dem Wasser im irdischen Sulphur, als in der Abtötung, eine Giftquelle.

9.19. Und nach dem anderen Teil entsprechend der Lust der Freiheit ist er durch Jupiter und Venus die liebliche Eigenschaft der Freude oder des Grünens und Wachsens. Und nach der Verdichtung des himmlischen Saturns und nach dem Mars in der Liebebegierde ist er im Geist der Hall, das heißt, der Unterscheider des Halls als des Tones oder von allem Geschrei der Sprachen und alles was lautet. Durch seine Macht wird alles unterschieden: Venus und Saturn tragen ihm seine Laute, und er ist der Lautenschläger. Er schlägt auf Venus und Saturn, und Mars gibt ihm den Klang aus dem Feuer, und so erfreut sich Jupiter in der Sonne.

9.20. Hier liegt das Mysterium, ihr lieben Brüder: Merkur macht im Jupiter den Verstand, denn er unterscheidet die Sinne, so daß sie ausfliegend sind. Er faßt die Unendlichkeit der Sinne in seine Begierde und macht sie wesentlich, und das tut er im Sulphur. Und sein Wesen ist die vielfältige Kraft des Geruchs und Geschmacks, und Saturn gibt seine Schärfe dahinein, so daß es ein Salz ist. Ich verstehe aber hier das Kraftsalz im vegetativen Leben: Das Steinsalz macht Saturn im Wasser, denn er ist ein himmlischer und irdischer Arbeiter und arbeitet in jeder Gestaltung entsprechend ihrer Eigenschaft, wie geschrieben steht: »Bei den Heiligen bist du heilig, und bei den Verkehrten bist du verkehrt. (Psalm 18.26)«

9.21. In den heiligen Engeln ist der himmlische Merkur heilig und göttlich, und in den Teufeln ist er das Gift und der Grimm der ewigen Natur nach der Eigenschaft der finsteren Verdichtung, und so fort durch alle Dinge: Wie ein Ding einer Eigenschaft ist, so ist auch sein Merkur, als sein Leben. In den Engeln ist er der Lobgesang Gottes, und in den Teufeln ist er das Fluchen und Erwecken des Widerwillens der bitter-giftigen Feindschaft.

9.22. So ist es auch im Menschen und allen Kreaturen zu verstehen, in allem, was lebt und webt, denn der äußere Merkur (Mercurius) ist in der äußeren Welt das äußere Wort, und der Saturn mit der Verdichtung ist sein Schöpfen, der ihm sein Wort leiblich macht. Und im inneren Reich der göttlichen Kraft ist er das ewige Wort des Vaters, durch das er alle Dinge im äußeren gemacht hat (das heißt, mit dem Werkzeug des äußeren Mercurius): Der äußere Mercurius ist das zeitliche Wort, das ausgesprochene Wort, und der innere ist das ewige Wort, das sprechende Wort.

9.23. Das innere Wort wohnt im äußeren und macht durch das äußere alle äußeren Dinge, und mit dem inneren die inneren Dinge. Der innere Mercurius ist das Leben der Gottheit und aller göttlichen Kreaturen. Und der äußere Mercurius ist das Leben der äußeren Welt und aller äußerlichen Leiblichkeit in Menschen und Tieren, im Wachsenden und Gebärenden, und macht ein eigenes Prinzip als ein Gleichnis der göttlichen Welt, und das ist die Offenbarung der göttlichen Weisheit.

9.24. Die siebente Gestaltung heißt Mond (Luna), das gefaßte Wesen, was der Mercurius im Sulphur gefaßt hat, und das ist ein leiblicher oder wesentlicher Hunger aller Gestaltungen. Es liegt die Eigenschaft aller sechs Gestaltungen darin, und es ist gleichsam wie ein leibliches Wesen all der anderen. Diese Eigenschaft gleicht einer Ehefrau der anderen Gestaltungen, denn die anderen Gestaltungen werfen alle ihre Begierde durch die Sonne in den Mond, denn in der Sonne werden sie geistig und im Mond leiblich. Darum nimmt der Mond den Schein der Sonne an sich und scheint durch die Sonne. Was die Sonne in sich im Geistleben ist und macht, das ist und macht der Mond in sich leiblich. Er ist himmlisch und irdisch, und führt das wachsende Leben, er hat das Menstruum (Monatsblut) als die Matrix der Venus in sich, und in seiner Eigenschaft gerinnt alles, was leiblich wird. Saturn ist sein Schöpfen, Merkur ist sein Mann, der ihn schwängert, Mars ist seine vegetative Seele, und die Sonne ist sein Zentrum im Hunger, aber nicht ganz in der Eigenschaft, denn er empfängt von der Sonne nur die weiße Farbe, nicht die gelbe oder rote als die majestätische. Darum liegt in seiner Eigenschaft von Metallen das Silber, und in der Eigenschaft der Sonne das Gold.

9.25. Weil aber die Sonne ein Geist ohne Wesen ist, so hält der Saturn das leibliche Wesen der Sonne in sich zur Herberge, denn er ist das Schöpfen der Sonne. Er hält es in seinem finsteren Kasten verschlossen und verwahrt es nur, denn es ist nicht sein eigenes Wesen, bis die Sonne ihren Werkmeister als den Mercurius zu ihm schickt, dem gibt er es, und sonst keinem.

9.26. Das erkennt ihr Weisen! Es ist kein Tand (interessantes, aber wertloses Zeug) oder Betrug. Der Künstler soll uns wohl verstehen, denn er soll das im Saturn verschlossene Kleinod in die Mutter der Gebärung als in den Sulphur hineinführen, und den Werkmeister (des Mercurius) nehmen und alle Gestaltungen zerteilen, und die vielfältigen Hunger entfernen, welches der Werkmeister selber tut, wenn der Künstler das Werk in die erste Mutter hineinführt, als in den Sulphur. Aber zuvor muß er das böse Kind des Mercurius mit der philosophischen Taufe taufen, so daß er kein Hurenkind aus der Sonne mache. Dann führe er es in die Wüste und versuche, ob der Mercurius nach der Taufe das Manna in der Wüste essen will, oder ob er aus Steinen Brot machen will, oder ob er als ein stolzer Geist fliegen und sich vom Tempel stürzen will, oder ob er den Saturn anbeten will, in dem der Teufel verborgen sitzt. Das soll der Künstler erkennen: Ob Mercurius, das bösartig giftige Kind, die Taufe annimmt, und ob er von Gottes Brot essen mag. Wenn er so ißt und in der Versuchung besteht, dann werden ihm nach vierzig Tagen die Engel erscheinen, und dann gehe er aus der Wüste und esse seine Speise, und so ist der Künstler zu seinem Werk geschickt. Wenn nicht, dann laß er es ja bleiben und halte sich noch zu unwürdig dafür. Er muß die (ganzheitliche) Vernunft der Gebärung der Natur haben, oder alle seine Mühe ist umsonst. Es sei denn, daß ihm aus Gnade des Höchsten ein Besonderes gegeben wurde, so daß er Venus und Mars tingieren kann. Welches das Kürzeste (bzw. Schnellste) ist, wenn ihm Gott ein solches Kräutlein zeigt, in dem die Tinktur liegt.

9.27. Der Mond-Leib der Metalle liegt im Sud der Erde im Sulphur und Mercurius mit dem Venus-Kleid im Inneren überzogen und im äußeren mit dem Saturn-Röcklein gekleidet, wie vor Augen steht, und er ist einen Grad äußerlicher als der Sonnen-Leib. Nach dem Mond ist auch der Jupiter-Leib einen Grad äußerlicher, und nach Jupiter ist der Venus-Leib noch einen Grad äußerlicher. Aber die Venus ist ein schlimmer Vogel, denn sie hat auch den inneren Sonnen-Leib: Sie nimmt das Mars-Röcklein über sich und versteckt sich selber im Kasten des Saturns. Aber sie ist offenbar und nicht heimlich.

9.28. Nach Venus ist der Mars auch einen Grad äußerlicher und der Irdischkeit näher, und nach dem Mars kommt der Merkur-Leib, als ein Partikel (Teil) all der anderen, der irdischen Leiblichkeit an einem Teil am nächsten, und am anderen Teil der himmlischen am nächsten. So ist auch der Mond entsprechend dem Merkur (dem Mercurius als reflektierendes Bewußtsein) am irdischen Teil ganz irdisch und am himmlischen Teil ganz himmlisch. Er führt ein irdisches und himmlisches Angesicht zu allen Dingen: Dem Bösen ist er bös, und dem Guten ist er gut. Einer lieblichen Kreatur gibt er sein Bestes im Geschmack, und einer bösen gibt er den Fluch der verdorbenen Erde.

9.29. So ist alles: Wie die Eigenschaft eines jeden Dinges im Inneren ist, so bezeichnet es sich im Äußeren, sowohl in den lebhaften als auch den wachsenden Dingen. Das werdet ihr an einem Kraut sehen, sowie an Bäumen und Tieren, und auch an Menschen.

9.30. Ist die Saturn-Eigenschaft in einem Ding mächtig und vorherrschend, dann ist es in der Farbe schwarz, gräulich, hart und derb, sowie scharf, sauer oder gesalzen im Geschmack, und bekommt einen langen mageren Leib, an den Augen grau, sowie an der Blüte dunkel, ganz schlicht am Leib, aber hart im Angriff. Obwohl die Saturn-Eigenschaft selten an einem Ding allein mächtig ist, denn er erweckt mit seiner harten Verdichtung bald den Mars, und der macht seine Eigenschaft höckerig und bucklig, ganz knorrig, und verwehrt, so daß der Leib nicht lang (und schlicht) wächst, sondern ästig und wild wird, wie an den Eichbäumen und dergleichen zu sehen ist.

9.31. Ist aber die Venus an einem Ort im Sud der Erde dem Saturn am nächsten, dann gibt der Sud im Sulphur des Saturns einen langen starken Leib, denn sie gibt ihre Süßigkeit in die Saturn-Verdichtung, davon der Saturn ganz lustig (bzw. lüstern) wird. Und wenn die Venus vom Mars nicht verhindert wird, dann wird es ein großer langer und schlichter Baum oder auch Kraut, Tier oder Mensch, was es auch ist.

9.32. Ist es aber, daß ihm Jupiter in der Venus-Eigenschaft am nächsten ist, so daß Jupiter im Saturn stärker als die Venus ist, und Mars unter der Venus steht, dann wird es ein köstlicher Leib, voll Jugend und Kraft, wie auch gutem Gelschmack. Seine Augen sind blau und etwas weißlich, von demütiger Eigenschaft, aber ganz mächtig. Kommt es, daß Merkur zwischen Venus und Jupiter ist, und Mars zu unterst, dann wird diese Eigenschaft im Saturn im höchsten Grad gradiert, mit aller Kraft und Tugend, in Worten und Werken, und mit großer Vernunft.

9.33. Ist es in Kräutern, dann werden sie lang, eines mittleren Leibes, sehr wohlgestaltet und mit schönen Blüten, weiß oder blau. Wenn dazu aber auch die Sonne mit ihrer Eigenschaft eindringt, dann neigt es sich in der Farbe wegen der Sonne oft zur gelben, wenn sie nicht vom Mars verhindert wird. So ist das Universale ganz herrlich in diesem Ding, sei es ein Mensch oder eine andere Kreatur oder ein Kraut der Erde. Das sollte der Magier erkennen, und das widersteht aller Bosheit und falschen Eingriffen von Geistern, wie die auch immer sein mögen, sofern ein Mensch nicht selber falsch wird und seine Begierde nach dem Teufel neigt, wie Adam tat, in dem auch das Universale ganz war.

9.34. Mit solchen Kräutern läßt sich ohne viel Kunst des Künstlers gut kurieren und heilen. Aber man wird sie selten finden. Auch unter vielen sieht sie nicht einer, denn sie sind dem Paradies nah. Der Fluch Gottes verdeckt dem bösartigen Auge das Sehen, so daß man sie nicht sieht, auch wenn sie vor Augen stehen würden. Jedoch in einer solchen Konjunktion der Planeten sind sie offenbar und können sich nicht verbergen.

9.35. Darum liegt in manchem Kraut und Tier große Heimlichkeit, wenn dies der Künstler erkennen würde und zu gebrauchen wüßte. Die ganze Magie liegt darin, aber wegen des Gottlosen ist mir zu schweigen geboten, der es nicht wert ist und zu Recht mit der Plage geplagt wird, mit welcher er andere Fromme plagt und sich im Kot suhlt.

9.36. Ist aber Mars in seiner Eigenschaft dem Saturn am nächsten, und Merkur wirft einen Gegenschein dahinein, und die Venus-Gewalt ist unter dem Mars, und Jupiter unter der Venus-Eigenschaft, dann wird aus dieser Eigenschaft alles verdorben und vergiftet, ein giftiges Kraut, Baum, Tier oder was es sein mag. Fällt es in die verdorbene menschliche Eigenschaft, dann ist ihm vollends zum Übel geholfen. Kommt aber der Mond mit seiner Macht auch dahinein, dann ist die falsche Magie im Menstruo (bzw. Monatsblut) des Mondes fertig und die Zauberei offenbar: Davon ich hier weiter schweigen soll, und nur die Signatur aufzeige:

9.37. Am Kraut ist die Blüte etwas rötlich und zwielichtig (schielicht). Ist sie aber zum Weiß neben dem Rot geneigt, das ist die Venus-Macht, die darin etwas Einhalt tut. Ist sie aber nur rötlich und dunkel zwielichtig mit einer rauhen Haut an Stengel, Laub und Blüte, dann ist der Basilisk darin zur Herberge. Denn Mars macht rauh, der Merkur ist giftig darin und gibt zwielichtige Farbe, Mars gibt die rote und Saturn die dunkle, und das ist eine Pestilenz im Menstruo des Mondes. Aber dem Künstler ist es ein Kraut gegen die Pestilenz, wenn er dem Merkur das Gift nimmt und ihm Venus und Jupiter zur Speise gibt. Dann führt Mars die vegetative Seele in der Sonne hinaus und macht aus seinem Grimmfeuer ein Liebefeuer, welches der Künstler wissen sollte, wenn er „Doktor“ genannt sein will.

9.38. Diese Eigenschaft signiert auch die lebendigen Kreaturen, sowohl im Hall als auch im Angesicht. Sie gibt einen dunklen Hall, etwas zur hellen Stimme geneigt vom Mars, schmeichelnd und ganz falsch, lügenhaft und gemein mit roten Pünktlein in den Augen oder schielende, verdrehende und unstete Augen. So auch in Kräutern im Geschmack ganz eklig, dadurch im Menschenleben, als im Mercurius, wenn er das in sich bekommt, ein quellendes Gift entsteht und das Leben verdunkelt.

9.39. Auf diese Eigenschaft der Kräuter soll der Medicus achthaben, denn sie dienen gar nicht im Leib, sondern sind giftig, wessen Namen sie auch sein mögen. Denn es fällt oft eine solche Konjunktion der Planeten, und sie bereiten (bzw. verderben) wohl manchmal ein Kraut, das gut ist, wenn es dem Saturn und Mars unterworfen ist. So geschieht es auch öfters, daß ein böses von einer guten Konjunktion, wenn es in seinem Anfang im Menstruo steht, von der Bosheit entledigt werden kann, welches man an der Signatur erkennt. Darum kann sich der Medicus, der die Signatur versteht, am besten selber die Kräuter sammeln.

9.40. Ist aber der Mars dem Saturn am nächsten, Merkur ganz schwach, Jupiter unter dem Mars in der Eigenschaft, und Venus macht einen Gegenschein oder Einwurf mit ihrer Begierde, dann ist es gut. Denn Jupiter und Venus setzen den Mars-Grimm in Freude, und das gibt hitzige heilsame Kräuter, welche in allen hitzigen Krankheiten und Schäden zu gebrauchen sind. Das Kraut wird auch rauh und ein wenig stachlig, die Ästlein an den Blättern sowie der Stengel sind subtil nach Venus-Art, aber die Kraft ist mit Mars und Jupiter vermengt und wohl ausgeglichen, allgemein mit bräunlichen Blüten, ausdringend in der Eigenschaft, und solches darum, weil der Mars mit seinem Grimm darin stark ist. Weil aber sein Grimm von Jupiter und Venus in eine freundliche Eigenschaft verwandelt wird, so ist der Grimm eine Freudenbegierde.

9.41. Der Medicus sollte der hitzigen Krankheit nicht Saturn ohne den Mars eingeben, nicht Kälte ohne Hitze, sonst zündet er den Mars im Grimm an, so daß er den Mercurius in der harten Verdichtung in des Todes Eigenschaft erweckt.

9.42. Einer jeden Mars-Krankheit, die von Hitze und Stechen ist, gehört Mars zur Kur. Doch soll der Medicus den Mars zuvor mit Jupiter und Venus begütigen, so daß der Mars-Grimm in eine Freude gewandelt werde, dann wird er auch die Krankheit im Leib in Freude verwandeln. Die Kälte ist ihm ganz zuwider.

9.43. Wenn nun der Medicus einzig und allein den Saturn in eine Mars-Krankheit oder Schaden einführt, dann erschrickt der Mars vor dem Tod und entsinkt mit seiner Gewalt in Todeseigenschaft. Wenn er dann das Feuer im Körper ist, dann wird des Lebensfeuer in der elementischen Eigenschaft tödlich, denn er erweckt alsobald den Mercurius in der kalten Eigenschaft. Aber der Medicus soll sich auch davor hüten, daß er nicht in einer hitzigen Krankheit den rauhen hitzigen Mars eingebe, in dem der Mercurius ganz entzündet und brennend wird, denn er zündet das Feuer im Körper noch mehr an. Er soll den Mars und Mercurius (bzw. Merkur) zuvor begütigen und in Freude setzen, dann ist er recht gut.

9.44. Je hitziger ein Kraut ist, desto besser ist es dazu. Jedoch, daß ihm der Feuergrimm in Liebe verwandelt werde, dann kann es auch den Grimm im Körper in Freude verwandeln, als nach der Krankheit Eigenschaft, so daß er die Krankheit ertragen kann. Denn einem schwachen Feuer im Leib, welcher von der Hitze abgemattet ist und sich mehr zur Kälte als zum Gift des Mercurius neigt, darin das Leben gefährdet ist, dem gehört eine Kur mit subtiler Hitze, darin die Venus stark ist und Mars ganz gelinde von den Venus-Gewalt. Jupiter darf hier auch nicht stark sein, er macht sonst den Mars und Merkur zu stark, so daß er das schwache Leben, ehe es sich erquickt, unterdrückt und in das Mercurius-Gift hineinführt.

9.45. Ein Kraut in dieser obigen Eigenschaft wächst nicht hoch, ist etwas rauh anzugreifen, und je rauher es ist, desto stärker ist der Mars darin, und das kann bei Schäden mehr auswendig als inwendig gebraucht werden. Das Subtile gehört in den Leib und treibt aus. Je subtiler es ist, desto näher ist es dem Leben im Leib, welches der Medicus an seinem Salz zu erkennen hat. Denn keine rauhe wilde Eigenschaft gehört in den Leib, es sei denn, der Leib wurde mit einem geschwinden (schnellwirkenden) Gift angesteckt, wenn das Leben noch frisch und stark ist. Dann muß ein heftiger Widerstand sein, jedoch, daß Merkur und Mars nicht im Grimm eingegeben werden, sondern in ihrer mächtigen Kraft: Mars in der großen Hitze, aber zuvor in Freude verwandelt, und so verwandelt er auch den Merkur nach sich. Jupiter gehört zur Verwandlung des grimmigen Mars, aber er muß in die Sonnen-Eigenschaft hineingeführt werden, dann ist er richtig dazu.

9.46. Eine jede lebendige Kreatur nach ihrer Art in der obigen Eigenschaft ist freundlich und lieblich, wenn man mit ihr freundlich umgeht. Doch wenn man ihr zuwider tut, dann wird Mercurius in der Gifteigenschaft erweckt, denn der Mars erhebt sich alsbald in der bitteren Eigenschaft, und so quillt der Zorn hervor, denn darin liegt der Grund aller Bosheit. Wenn es aber nicht erweckt wird, dann wird es nicht offenbar, wie eine große Krankheit im Leib liegt, aber weil sie verborgen ist und nicht angezündet wird, so ist sie nicht offenbar.

9.47. Ist es aber, daß Merkur in der Eigenschaft dem Saturn am nächsten ist, und nach ihm der Mond, und Venus und Jupiter unten und schwach sind, Mars stehe dann, wo er wolle, so ist es alles irdisch, denn Mercurius wird in der strengen Verdichtung in der kalten Eigenschaft, als in der Todesgestalt gehalten, und sein Sulphur ist irdisch. Kommt Mars nahe dazu, dann ist er auch giftig. Macht aber Venus einen Gegenschein dahinein, dann wird dem Gift gewehrt. Es ist aber doch nur irdisch, und gibt eine grünliche Farbe von der Venus-Gewalt.

9.48. Ist es aber, daß Venus dem Saturn in der Eigenschaft am nächsten ist, und der Mond vom Mars nicht verhindert wird, und Jupiter auch in eigener Gewalt geht, dann ist es alles lieblich, die Kräuter werden schlicht und weich im Angriff mit weißer Blüte, es sei denn, der Merkur führt aus der Sonne Macht eine gemischte Farbe hinein, wie vom Mars halb rot und vom Jupiter bläulich. Das ist in der Eigenschaft schwach und in der Arznei wenig dienlich, doch auch nicht schädlich. In der Kreatur gibt es ein liebliches und demütiges Leben mit keiner hohen Vernunft. Kommt aber der Mars dahinein, dann wird die Venus begierig und feurig zur Unkeuschheit, und die Kreatur wird subtil, weißer und weicher von weibischer Art.

9.49. Die wichtigsten Salze sind drei, die man zur Kur gebrauchen kann und in das vegetative Leben gehören, nämlich von Jupiter, Mars und Merkur. Diese sind das wirkende Leben, in dem die Sonne der rechte Geist ist, welche die Salze wirkend macht.

9.50. Jupiters Salz oder Kraft ist von lieblich gutem Geruch und Geschmack aus dem inneren Ursprung, von der Freiheit der göttlichen Wesenheit, und vom äußeren von der Sonnen- und Venus-Eigenschaft. Es ist aber ganz allein der Natur nicht genug mächtig, denn die äußere Natur steht in Feuer und Angst, als in Gift, und so ist die Jupiter-Kraft dem feurigen Giftleben entgegengesetzt, das in der giftigen Natur eine Ausgeglichenheit schafft, nämlich aus der Feindschaft eine Begierde der Sanftmut.

9.51. Das Mars-Salz ist feurig, bitter und streng, und das Merkur-Salz ist ängstlich, gleich einem Gift zur Hitze und Kälte geneigt, denn es ist das Leben im Sulphur und eineignet sich nach jedes Dinges Eigenschaft. Im Jupiter-Salz, wenn es dahinein kommt, macht es Freude und große Kraft. Wenn es aber in das Mars-Salz kommt, dann macht es bitteres Stechen, Wüten und Wehtun. Kommt es aber in das irdische Salz des Saturns, dann macht es Geschwulst, Angst und Tod, sofern ihm nicht von Jupiter und Venus Einhalt getan wird. Denn Venus und Jupiter sind dem Mars und Merkur entgegengesetzt, so daß sie diese beiden ausgleichen. Doch ohne die Macht von Mars und Merkur wäre weder in Jupiter, Venus noch Sonne ein Leben, sondern nur eine Stille.

9.52. Darum ist das Böseste so nützlich wie das Beste, und eines ist des anderen Ursache. Der Medicus sollte nur erkennen, was er vorhabe, so daß er den Patienten nicht das Mercurius-Gift noch mehr entzünde oder in eine andere feindliche Qual hineinführe. Zwar soll er das Mars- und Merkur-Salz zur Kur gebrauchen, aber er soll den Mars und Merkur zuvor mit Venus und Jupiter versöhnen, so daß die beiden Zürner ihren Willen in Jupiters Willen ergeben, damit Jupiter, Mars und Merkur alle drei Einen Willen in der Kraft bekommen. Dann ist die Kur richtig, und die Sonne des Lebens wird sich in dieser Vereinigung wieder anzünden und damit den Ekel der Krankheit in der Widerwärtigkeit im Salz der Krankheit ausgleichen und aus Merkurs Gift und Mars bitterem Feuer einen fröhlichen Jupiter machen.

9.53. Dies ist solcherart nur auf die vegetative Seele zu verstehen, nämlich auf den äußeren Menschen, der in den vier Elementen lebt und auf die sensible oder fühlende Eigenschaft.

9.54. Ratio oder der Verstand hat auch seine Kur mit seiner Gleichheit. Wie dem Verstand mit Worten eine Krankheit in Sensibilia (in der Wahrnehmung) eingeführt werden kann, so daß sich der Verstand kränkt und quält und schließlich in schwere Krankheit und Tod führt, so kann er auch mit dem Gegensatz desselbigen Dinges kuriert werden. Ich gebe dazu ein Beispiel: Es käme ein guter Mann in große Schuld, Kummer und Not, und der kränkte sich schließlich zu Tode. Wenn aber ein guter Freund kommt und ihm die Schuld bezahlt, dann ist die Kur mit der Gleichheit schon da. So ist es in allen Dingen: Wovon die Krankheit entstanden ist, dergleichen Kur gehört zur Gesundheit. Solches gilt auch in der mentalen Seele. (Was auch heute noch das Grundprinzip der Homöopathie ist.)

9.55. Dem armen Sünder ist seine Seele in Gottes Zorn vergiftet worden, und ihm ist der Merkur (das heißt, der ewige Mercurius in der ewigen Natur) in der seelischen Eigenschaft im feurigen Mars von Gottes Zorns entzündet worden, und der brennt nun im ewigen Saturn, als in der schrecklichen Verdichtung der Finsternis, und fühlt den Stachel des giftigen zornigen Mars. Seine Venus ist im Haus des Elends gefangen, sein Wasser ist vertrocknet, sein Jupiter der Vernunft ist in die größte Torheit geführt worden, seine Sonne ist verloschen, und sein Mond zur finsteren Nacht geworden.

9.56. Dem kann nicht anders geraten werden, als mit der Gleichheit. Er muß nur den mentalen Mercurius wieder besänftigen. Er muß die Venus, das heißt, die Liebe Gottes, nehmen und in seinen giftigen Mercurius (Merkur) und Mars hineinführen, und den Mercurius in der Seele wieder mit der Liebe tingieren. Dann wird seine Sonne in der Seele wieder scheinen und sein Jupiter sich freuen.

9.57. Sprichst du nun: „Ich kann es nicht, ich bin zu sehr gefangen.“ Dann sage ich: Ich kann es auch nicht, denn es liegt nicht an meinem Wollen, Laufen und Rennen, sondern es liegt an Gottes Erbarmen, denn ich kann nicht aus eigener Gewalt dem grimmigen Zorn Gottes seine Gewalt nehmen, der in mir entzündet ist. Weil sich aber sein liebes Herz aus Liebe und in Liebe wiederum in die Menschheit hineingegeben hat, als in den giftigen und entzündeten Mercurius in der Seele, und die Seele als den Giftqual-Quell der ewigen Natur in die natürliche Eigenschaft des ewigen Vaters tingiert, so will ich meinen Willen in seine Tingierung hineinwerfen, und will mit meinem Willen aus der entzündeten Giftqual, aus dem bösen Mercurius in Gottes Zorn, in seinen Tod eingehen, und mit meinem verdorbenen Willen in seinem Tod in und mit Ihm sterben, und ein Nichts in ihm werden. Und so muß Er mein Leben werden, denn wenn mein Wille Nichts ist, dann ist er in mir, was er will. So erkenne ich mich dann nicht mehr in mir, sondern in ihm.

9.58. Will er es aber, daß ich etwas sein soll, dann mache er es. Will er aber nicht, dann bin ich in ihm tot, und dann lebt er in mir, wie er will: Wenn ich dann ein Nichts bin, dann bin ich am Ende in dem Wesen, aus dem mein Vater Adam geschaffen wurde, denn aus dem Nichts hat Gott Alles gemacht.

9.59. Das Nichts ist das höchste Gut, denn es ist keine Verwirrung (Turba) darin, und so kann mich nichts rühren, denn ich bin mir selber nichts. Sondern ich bin Gottes, und der weiß, was ich bin: Ich weiß es nicht, und soll es auch nicht wissen. Und so ist die Kur der Krankheit meiner Seele. Wer es mit mir wagen will, der wird es erfahren, was Gott aus ihm machen wird. Wie ich ein Beispiel dazu gebe:

9.60. Ich schreibe hier, und ich tue es auch nicht, denn ich, der ich bin, weiß nichts, und habe es auch nicht gelernt. So tue nun ich es nicht, sondern Gott tut in mir, was er will. Ich bin mir selber nichts bewußt, sondern ich weiß in ihm, was er will. Also lebe ich nicht in mir, sondern in ihm, und so sind wir in Christus nur Einer, wie Ein Baum mit vielen Ästen und Zweigen, und die Frucht gebiert er in jedem Zweiglein, wie er will. Und so habe ich sein Leben in meines gebracht, so daß ich mit ihm in seiner Liebe versöhnt bin.

9.61. Denn sein Wille ist in Christus in die Menschheit in mich eingegangen, und so geht nun mein Wille in mir in seine Menschheit ein, und so tingiert mir sein lebendiger Mercurius, das heißt, sein Wort als der sprechende Mercurius, meinen grimmigen und bösartigen Mercurius und verwandelt meinen in seinen. Und so ist mein Mars ein Liebefeuer Gottes geworden, und sein Merkur spricht durch meinen, als durch sein Werkzeug, was er will. Und so lebt mein Jupiter in den Freuden Gottes, und ich weiß es nicht: Mir scheint die wahre Sonne, und ich sehe sie nicht. Denn die Ursache ist dies:

9.62. Ich lebe nicht in mir selber, sehe nicht in mir selber und weiß nichts in mir selber. Ich bin ein Ding und weiß nicht was, denn Gott weiß es, was ich bin. So laufe ich nun wie ein Ding dahin, wie mich der Geist im Ding treibt, und so lebe ich nach meinem inneren Willen, der doch nicht mein ist.

9.63. Ich finde aber noch ein anderes Leben in mir, der ich bin, nicht nach der Gelassenheit, sondern nach der Kreatur dieser Welt, als nach dem Gleichnis der Ewigkeit. Dieses Leben steht noch im Gift und Streit und soll noch zum Nichts werden. Erst dann bin ich ganz vollkommen. So ist nun in diesem Leben, in welchem ich noch meine Ichheit empfinde, die Sünde und der Tod. Und das soll zunichte werden. Denn in dem Leben, das Gott in mir ist, bin ich der Sünde und dem Tod feindlich, und nach dem Leben, das in meiner Ichheit noch ist, bin ich dem Nichts (als der Gottheit) feindlich.

9.64. So streitet ein Leben gegen das andere, und so ist ein steter Streit in mir. Weil aber Christus in mir geboren ist und in meiner Nichtheit lebt, so wird Christus wohl entsprechend seiner Verheißung im Paradies geschehen (bzw. wirken) und der Schlange, als meiner Ichheit, den Kopf zertreten und den bösartigen Menschen in meiner Ichheit töten, damit der lebe, der er selbst ist.

9.65. Was soll aber Christus mit dem bösartigen Menschen tun? Soll er ihn wegwerfen? Nein, denn er ist im Himmel und verbringt seine Wunder in dieser Welt, die im Fluch steht. Damit arbeitet nun ein jeder in dem seinen: Der äußere Mensch arbeitet in der verfluchten Welt, die gut und böse ist, in den Wundern Gottes, als im Spiegel der Herrlichkeit, die an ihm noch offenbar werden soll. Und der innere gehört sich nicht selber, sondern ist das Werkzeug Gottes, mit dem Gott macht, was er will, bis auch der äußere mit seinen Wundern im Spiegel in Gott offenbar werden wird. Dann ist Gott Alles in Allem, und er allein ist in seiner Weisheit und Wundertat, sonst nichts mehr. Und das ist der Anfang und das Ende, die Ewigkeit und die Zeit.

9.66. Versteht es nun recht: So gehört nun dem äußeren Menschen seine Kur vom Äußeren, als vom äußeren Willen Gottes, der sich mit der sichtbaren Welt äußerlich gemacht hat. Und dem inneren, von der inneren Welt, die Gott alles in allem ist, nur einer, nicht viele, einer in allem und alle in einem. Wenn aber der innere Mensch durch den äußeren dringt und seinen Sonnenschein durch ihn führt, und der äußere den Sonnenschein des inneren annimmt, dann wird er durch den inneren tingiert, kuriert und geheilt, und der innere durchscheint ihn, gleichwie die Sonne das Wasser, oder wie ein Feuer das Eisen durchglüht. Dann bedarf er keiner anderen Kur mehr.

9.67. Weil aber der Teufel im Grimm der ewigen Natur als ein Feind der Seele entgegensteht und seine giftige Imagination immer gegen die Seele führt, um sie zu anzugreifen, und der Zorn oder Grimm der ewigen Natur, den Adam erweckte, im äußeren Menschen offenbar ist, so wird dieser Grimm oft vom Teufel und seinen Dienern erweckt, so daß er im äußeren Leib qualifiziert und brennt. Dann erlischt das innere Liebefeuer im äußeren Menschen, wie ein glühendes Eisen im Wasser erlischt, aber nicht sofort im inneren Menschen, sondern im äußeren. Es sei denn, daß der äußere im Wasser der Sünden liegenbleibt und die Seele, welche sich zuvor in das Nichts, als in die Freiheit im Leben Gottes ergeben hatte, mit ihrer Begierde in den äußeren sündhaften Menschen eingeht, und so verliert sie die innere Sonne, denn sie geht wieder aus dem Nichts in das Etwas, als in die Qual-Quelle ein.

9.68. So muß dann der äußere Leib eine äußere Kur haben, auch wenn der innere Mensch noch in Gott lebt, aber die Seele im äußeren Grimm imaginiert hat, so daß die göttliche Tingierung nicht mehr im äußeren ist. Dann muß doch der äußere Mercurius, als das ausgesprochene Wort, eine Tingierung von der äußeren ausgesprochenen Liebe und ihrem Licht haben. Es sei denn, daß der Willengeist der Seele wieder ganz in den inneren verborgenen Menschen eingeht und wiederum verwandelt werde, dann kann die Kur wieder in den äußeren geführt werden, als die durchscheinende Liebe Gottes im Licht, welches wohl edel ist. Aber das ist jetzt ein seltenes Kraut auf Erden, denn die Menschen essen nur vom verbotenen Baum, und darum quillt in ihnen das Gift der Schlange im Grimm der ewigen und äußeren Natur auf, und so müssen sie für ihr Schlangengift im äußeren Mercurius auch eine äußerliche Kur haben.

9.69. So ist es wohl möglich, daß ein Mensch ohne Krankheit lebe, aber er muß die göttliche Tingierung vom inneren Menschen durch den äußeren führen, welches in der Welt schwer ist, denn der äußere Mensch lebt mitten unter den Dornen des göttlichen Grimms, die auf allen Seiten auf ihn einstechen und in ihm den Grimm Gottes anfachen, so daß er im äußeren Menschen brennt. Damit kann dort die Tingierung der Liebe Gottes nicht bleiben. Sie ist wohl da, aber nicht in den äußeren entzündeten Greueln, sondern sie wohnt in sich selbst, gleichwie das Licht in der Finsternis wohnt, aber die Finsternis ergreift es nicht, und weiß auch nichts davon. Wenn aber das Licht in der Finsternis offenbar wird, dann ist die Nacht in den Tag verwandelt.

9.70. So geht es auch mit dem Menschen: Von welchem Licht der Mensch lebt, davon kommt auch seine Kur. Lebt er in der äußeren Welt, dann muß auch die äußere Güte und Liebe als der äußere Jupiter und Venus mit der Sonne seine Kur sein, oder er bleibt im zornigen Mars und giftigen Merkur im irdischen Mond in der Verdichtung durch den Saturn gefangen, nämlich im irdischen Sulphur, welcher ohnedies im äußeren Menschen durch Adam erweckt und offenbar geworden ist. Deshalb muß der äußere Mensch sterben, verfaulen und also auch in das Nichts als in das Ende eingehen, oder bessergesagt in den Anfang der Schöpfung, in das Wesen, aus dem er mit Adam ausging.


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