De Signatura Rerum

(Text von Jacob Böhme 1622, deutsche Überarbeitung 2022)

7. Kapitel - Wie Adam und Luzifer verdorben wurden

Wie Adam im Paradies und Luzifer ein schöner Engel war, und wie sie durch Imagination und Erhebung verdorben wurden.

Der Prozeß

7.1. Wir wollen dem Laboranten, der ein ernster Sucher ist, zum Nachsinnen Ursache geben, und wenn er unseren Sinn ergreift, dann wird er wohl den edlen Stein der Weisen finden, wenn er von Gott dazu erkoren ist und sein Leben im himmlischen Mercurius steht. Ansonsten sind wir ihm ein Mysterium, und wollen es (zumindest) im Gleichnis darstellen, am alleroffensichtlichsten und doch heimlich.

7.2. Als Adam im Paradies geschaffen war, hatte er den himmlischen Mercurius zum Führer und sein Leben brannte in einem reinen Öl. Darum waren seine Augen himmlisch, und sein Verstand übertraf die Natur, denn sein Licht schien im Öl der göttlichen Wesenheit. Die äußerliche wäßrige Eigenschaft war in seinem Öl nicht offenbar. Er war iliastrisch, das heißt, englisch, und wurde im Fall cagastrisch (körperlich bzw. materiell), das heißt, die wäßrige in der tödlichen Eigenschaft wurde in ihrem Öl offenbar und drang durch, und so wurde der Mercurius in ihm ein Angst-Gift, der zuvor in seinem Öl eine Erhebung im Freudenreich war.

7.3. Denn der Salpeter-Schreck in der Verdichtung der Kälte, nämlich nach der Saturn-Eigenschaft, wurde dadurch erhebend und bekam das Regiment wie ein kaltes Gift, das in der Verdichtung des Todes entsteht, dadurch im Öl des Lichtes die Finsternis geboren wurde und Adam am göttlichen Licht abstarb. Und dazu verführte ihn der Teufel durch die Schlange, das heißt, durch der Schlange Essenz und Eigenschaft.

7.4. Denn in der Schlange war das Reich des Grimms und auch das äußere Reich offenbar, denn sie war listiger als alle Tiere auf dem Feld. Und diese List begehrte Eva, denn die Schlange beredete sie, daß ihre Augen aufgetan würden und sie wie Gott sein würde und Böses und Gutes wissen. Welches auch des Teufels Wille war, daß er Böses wissen wollte, und so verdarb er im Entzünden zur Wissenschaft im Mercurius und wurde finster, denn er ging in den feurigen Grund mit der Imagination nach seinem Wissen. Und Adam ging in den kalten Grund in die (körperliche) Verdichtung, in die ausgeborene wäßrige Eigenschaft im Salpeter, darin beide Reiche nach seiner Wissenschaft und Begierde in der Scheidung stehen. Er begehrte, den wäßrigen Mercurius im Geschmack zu probieren, in welchem das tödliche Gift ist. Und Luzifer begehrte das feurige, das Stärke und Macht gibt, und dadurch entstand ihm der überhebliche Stolz, nämlich aus dem feurigen Mercurius. Aber das Öl der Sanftmut der göttlichen Wesenheit verließ sie alle beide, Luzifer und auch Adam.

7.5. Nun ist uns der Schlange nachzusinnen, die Adam mit ihrer List betrog, wie sie gewesen und was ihre List war, danach Adam und Eva imaginierten, warum sie vom verbotenen Baum aßen, der da gut und böse war, und wie sie daran den Tod gegessen haben, und was ihr Heil und ihre Wiederbringung natürlich und eigentlich wäre, was das Böse und Gute ist, welches die Eigenschaft des ewigen Lebens und dann auch die Eigenschaft des ewigen Todes sei, und was die Kur wäre, mit der man die durch Adam eingeführte Krankheit und diesen Tod wieder zum zeitlichen und ewigen Leben bringen könne.

7.6. Der Leser habe acht auf den Sinn, denn die Macht, ihm dies in die Hände zu geben, haben wir nicht. Es steht allein Gott zu, aber die Pforte soll ihm hier offenstehen, wenn er eingehen will. Wenn aber nicht, dann hilft ihm der Kitzel nichts.

7.7. Der Teufel war ein schöner Engel, und die Schlange das listige Tier, und der Mensch das Gleichnis der Gottheit. Nun wurden sie doch alle drei durch Imagination und Erhebung verdorben und haben von Gott den Fluch für ihre falsche List erlangt.

7.8. Alles, was ewig ist, kommt ursprünglich aus Einem Grund, wie die Engel und Seelen. Aber die Schlange kommt nicht aus dem Ewigen, sondern aus dem Anfang, wie wir euch dies vorn zu verstehen gegeben haben, wie sich mit der Entzündung des Feuers im Salpeter-Schreck zwei Reiche unterscheiden, nämlich die Ewigkeit und die Zeit, und wie die Ewigkeit in der Zeit wohnt, aber nur in sich selbst, doch der Zeit so nahe ist, wie Feuer und Licht einander sind, und doch zwei Reiche machen, oder wie Finsternis und Licht ineinander wohnen und keines das andere ist.

7.9. In gleicher Weise ist uns vom anfänglichen giftigen Mercurius im Teufel zu erkennen, sowohl im Menschen als auch in der Schlange, wie ein Öl verderbe und doch hiermit nicht auch Gottes Wesen verderbe, sondern in sich geht, als in das Nichts. Und der kreatürliche Mercurius, welcher im Anfang der Kreatur in der Kreatur entsteht oder geboren wird, geht aus sich, das heißt, aus dem Ewigen in die Zeit, als in den Anfang der Kreatur, und begehrt nur sich selber, das heißt, des Anfangs, und will ein Eigenes sein, und verläßt die Ewigkeit, in welche er mit seiner Begierde ganz eingeschlossen sein sollte, um seinen Hunger dahinein zu führen, denn dann würde seine Gift-Qual-Qualität nicht offenbar.

7.10. Denn was nach dem ewigen Nichts, als nach der stillen sanften Freiheit Gottes, hungrig ist, das wird sich selber nicht offenbar, sondern es wird in der stillen Freiheit offenbar, als in Gott. Denn wessen der Hunger ist, dessen ist auch das Wesen im Hunger. Denn ein jeder Hunger oder jede Begierde macht sich ein Wesen nach der Eigenschaft des Hungers oder der Begierde.

7.11. So machte sich der Teufel in sich selber eine Finsternis, denn er ging mit seiner Begierde in sich, in die Eigenschaft des Zentrums zur Begierde, und verließ die Ewigkeit als das Nichts, das heißt, die Lust der Liebe. So entzündete er sich in seinem giftigen Mercurius, das heißt, in den Gestaltungen zum Leben in sich und wurde ein ängstlicher Feuerqual-Quell in der Finsternis. In gleicher Weise wie ein Holz verbrennt und zu einer Kohle wird, die nur noch glimmt und kein richtiges Licht mehr hat, auch kein Öl oder Wasser, so ging es ihm, und so quoll in seiner Selbsteigenschaft als in seinen Lebensgestaltungen nunmehr nur eine stachlige und feindliche Eigenschaft, darin eine Gestaltung die andere anfeindet und doch so gebiert.

7.12. In gleicher Weise war auch die Schlange, aber nicht aus ihrer Selbsterhebung so geworden, sondern als Gott sprach »Es komme hervor allerlei Getier, ein jedes nach seiner Eigenschaft!«, da kamen aus allen Eigenschaften der Natur, wie diese in der Unterscheidung offenbar wurden als sich Gott zur Schöpfung bewegte, die Tiere hervor. Doch der Teufel wollte über die Liebe und Sanftmut Gottes herrschen und setzte seine Begierde auch in den Zorn, das heißt, in die strenge Macht, aus der das Giftleben entsteht, nämlich in das Schöpfen der grimmigen Eigenschaft, aus deren Gestaltung die Nattern, Schlangen, Kröten und anderen giftigen Würmer gekommen waren. Nicht daß der Teufel diese gemacht habe, denn das kann er nicht, allein wie die Begierde in der Verdichtung des Schöpfens war, so wurde auch die Kreatur im Bösen und Guten.

7.13. Denn in der Verdichtung des Schöpfens, im Ursprung des äußeren Mercurius, als des Lebens, das in sich selber offenbar wird, war die Unterscheidung, darin sich Gott und die Welt scheiden, nämlich Gott in sich und die Welt aus sich, als ein Gleichnis des Ungrundes oder ein Spiegel der Ewigkeit. Damit hat sich der innere Grimm, davon sich Gott einen zornigen und eifrigen Gott und ein verzehrendes Feuer nennt, in äußeren Bildungen als in einem Gleichnis der inneren Geburt im Zentrum offenbart, nämlich wie die ewige Lust, die er selbst ist, die Begierde zur Natur der ewigen Offenbarung erweckt und verursacht und sich selbst in die Begierde hineinergibt und den Grimm der Begierde zum Freudenreich macht.

7.14. So ist es auch mit der listigen Klugheit der Schlange: Im höchsten Mercurius ist die höchste und schärfste Prüfung aller Dinge. Je giftiger ein Ding ist, desto schärfer prüft er ein Ding, denn der schärfste Geschmack und Geruch steht im größten Gift, nämlich in einer sterbenden Qual. Und wie sich das ewige Licht aus des Vaters Schärfe gebiert, so daß es den Schein bekommt und mit seiner eigenen Qualität durch die Schärfe aus der Angstqual heraus wieder in die Freiheit geht, als in das Nichts, darin das Licht von der Qualität und Eigenschaft des Feuers auch eine Begierde wird, welche die Begierde der göttlichen Liebe und des Freudenreichs ist, so wird in dieser Begierde der Mercurius als das ewige Wort oder der Ursprung in der Ewigkeit oder Gottheit recht betrachtet und benannt.

7.15. Und dieses Ausgehen vom Feuer (das heißt, vom ewigen magischen Geistfeuer) ist ein Ausgebären, nämlich des (Schöpfungs-) Wortes der Kraft, Farben und Tugenden. Und diese Begierde des Mercurius oder Wortes faßt in sich in die Begierde auch die Kraft und macht sie wesentlich, das heißt, die Sanftmut und die Liebe, welche den Grimm des ewigen Vaters, als der ewigen Natur Begierde, mit der Liebe löscht und in ein Freudenreich verwandelt, darin der Name Gottes seit Ewigkeit entsteht.

7.16. Diese eingefaßte Wesenheit gibt zwei Eigenschaften, nämlich eine ölige, das heißt, ein himmlisches Wesen und eine Ursache des Lichtscheins, und eine kräftige von der Bewegung der ewigen Verdichtung oder Begierde des Vaters nach der Geburt des Sohnes, daraus die göttliche Lust als die Kraft durch den Schein des Lichtes aus demselben Liebefeuer ausgeht, welches der (Heilige) Geist Gottes ist.

7.17. So erkennt auch in dieser Weise, daß sich die ewige Liebe (das heißt, das Wesen, als die himmlische Wesenheit) in die Schöpfung mit dem Schöpfungswort hineinergeben hat, um des Vaters Zorn als die Gestaltung der ewigen Natur in das höchste Freudenreich zu setzen und die Gleichnisse der ewigen Gebärung darzustellen. Und wo die Natur des Grimms durch das Schöpfen am meisten erhaben wurde, da hat sich auch die Begierde nach der Freiheit am meisten geeinigt, um vom Grimm frei zu sein und (alles) in das Freudenreich zu setzen, davon die große und tiefe Weisheit entstanden ist und auch die edelste und höchste Tinktur. Das heißt, die Begierde des grimmigen Hungers empfängt dasjenige in sich, danach sie hungert, nämlich die Freiheit, denn im Anfang waren alle Dinge gut geschaffen, auch der Teufel war gut, weil er ein Engel war, sowie auch die Schlange.

7.18. Weil aber der Teufel in die höchste Begierde des Feuers einging, so wich Gott aus ihm, wie das Licht einer Kerze verlischt, und so lebte er danach in seiner eigenen Begierde. Weil er aber wußte, daß in der Schlange eine solche hohe Tinktur war, und die Schlange aus dem Anfang der Zeit geschaffen war, so schloß er mit seiner Begierde in die Schlange und nahm ihre Tinktur ein und führte seine Begierde durch die Schlange gegen den Menschen, um ihn in die Lust nach der Eigenschaft der Schlange hineinzuführen. Denn die Tinktur der Schlange war von beiden Ursprüngen, nämlich aus dem tödlichen Mercurius vom Sterben im Feuer, als von der Kälte in der Verdichtung, und dann auch von der grimmigen. Denn die kalte Verdichtung ist irdisch und entsteht vom Grimm, als vom Sterben im Grimm in der Verdichtung, und die feurige entsteht vom lebendigen Gift des Mercurius, in welcher Eigenschaft das Geistleben steht.

7.19. So wurde Adam und auch Eva mit des Teufels Begierde durch die Schlange infiziert, nämlich durch die irdische und tödliche Eigenschaft der Schlange und dann durch die grimmige, giftige und lebendige Eigenschaft des Grimms Gottes nach des Teufels Eigenschaft selber. Und so wurde er in seinem göttlichen Öl, das heißt, in der himmlischen Wesenheit angesteckt.

7.20. Damit verlosch ihm das göttliche Licht, das aus dem göttlichen Leib der himmlischen Wesenheit schien, denn der Fluch ging über die Seele. So ist Gottes Fluchen ein Fliehen, denn die göttliche Kraft, welche im Leib war, wich in sich in ihr Prinzip, und so wurde sein heiliges Öl (darin die Kraft Gottes wohnte und ein Freudenreich als das Paradies machte) ein Gift. Denn der irdische Anteil nach der Abtötung des Wassers, als die materielle (cagastrische) Eigenschaft wurde offenbar, und so bekam zugleich der Mercurius als die Kälte in der Todesgestalt das Regiment, weil er zuvor im himmlischen Mercurius, als in der göttlichen Kraft, gleichsam verschlungen stand. So starb Adam an Gott und lebte den Tod. Da war es nun Not, daß Gott ihn wiedergebäre, und darum wurde die Schlange verflucht, weil sie dem Teufel in Gehorsam diente.

7.21. So verstehen wir, was in der größten Angst als im stärksten Mercurius verborgen liegt, denn das ist ein Öl, das alle Krankheit tingiert. Aber das kalte Gift als die Todesqual muß alles weg und in ein Feuriges gesetzt werden, das des Lichtes begierig ist. Denn Gott schuf im Anfang alles gut, aber durch sein Fluchen oder Fliehen wurde es böse.

7.22. Denn als Gottes Liebebegierde in der Qualität der äußeren Welt wohnte und sie durchdrang wie die Sonne ein Wasser oder das Feuer ein Eisen, da war die äußere Welt ein Paradies und die göttliche Essenz grünte durch die irdische, das ewige Leben durch das tödliche. Als sie aber Gott um des Menschen willen verfluchte, da wurde das Tödliche am Menschen offenbar, auch an der Frucht, davon der Mensch essen sollte, welche Eigenschaft zuvor allein am Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen offenbar war, daran Adam und seine Frau versucht wurden, ob ihre Begierde in die Ewigkeit als in Gottes Wesen eingehen wollte, oder in das Wesen der Zeit, in das lebendige oder tödliche Öl, in welcher Qualität der Seelengeist leben, das heißt, brennen wollte.

7.23. So wurde durch Gottes Fluchen oder Fliehen der himmlische Leib verschlossen und der Zornqual-Quell offenbar, und liegt noch so verschlossen. Weil aber der Mensch aus der Ewigkeit zu einem Teil durch den ewigen Mercurius in Leib und Geist gesetzt wurde, das heißt, durch das Wort der göttlichen Kraft, so konnte niemand den Gifttod aufschließen und den tödlichen Mercurius zerbrechen und wieder in die Lichtqualität, als in Qualität des göttlichen Freudenreichs hineinsetzen, als nur eben der göttliche Mercurius, als die Kraft und das Wort des Lebens selbst.

7.24. Denn die giftige und irdische Eigenschaft der Schlange war im Menschen offenbar und rege geworden. Und darum sprach Gott, als sich sein Wort des Verderbens der Menschen erbarmte und sich seiner wieder annahm: »Des Weibes Samen soll der Schlange den Kopf zertreten, und du (das heißt, der Schlange Gift oder Feuer) wirst ihn in die Ferse stechen. (1.Mose 3.15)«

7.25. In diesem liegt nun der Stein der Weisen, nämlich wie des Weibes Samen der Schlange den Kopf zertreten soll, denn das geschieht im Geist und im Wesen, zeitlich und ewig. Der Schlange Stich ist Gottes Zornfeuer, und des Weibes Samen ist Gottes Liebefeuer, das wieder erweckt werden muß und den Zorn durchscheinen, um dem Grimm die Macht zu nehmen und ihn in das göttliche Freudenreich zu setzen. Und so steht die tote Seele auf, die in Gottes Fluch verschlungen lag. Wenn der giftige Mercurius, der Gottes Zorn gleicht, mit der Liebe tingiert (durch Tinktur geheilt wird) wird, dann wird aus der Todesangst im Mercurius das höchste Freudenreich und eine Begierde der Liebe, die selbst wieder ein Liebewesen in sich macht, nämlich einen himmlischen Leib aus dem irdischen. Wenn der Mercurius (des reflektierenden Bewußtseins) in himmlische Qualität gesetzt wird, dann begehrt er nicht mehr das irdisch-tödliche Leben, nicht die vier Elemente, sondern nur das eine (reine) Element, darin die vier verborgen liegen, gleichsam wie verschlungen, wie das Licht die Finsternis in sich verschlungen hält und doch in sich ist, aber im Licht nicht offenbar. Oder wie Gott in der Zeit wohnt, aber die Zeit ihn nicht begreift, sie werde denn in die Ewigkeit entzückt, so daß darin das göttliche Licht in ihrer Qualität wieder scheint, und dann wird die Zeit mit ihren Wundern in der Ewigkeit offenbar.

7.26. So ist auch der Prozeß der Weisen mit dem edlen Stein. Diesem ist nicht näher nachzusinnen, als in welcher Weise das ewige Wort, als der himmlisch-göttliche Mercurius, in der göttlichen Kraft Mensch geworden ist und den Tod getötet und den Zorn im Menschen, als den Mercurius, in das göttliche Freudenreich gesetzt hat, darin ihm der menschliche Mercurius, der zuvor in Gottes Zorn als in Todesqual verschlossen lag, wieder mit seiner neuentzündeten Begierde, welche nun Glauben im Heiligen Geist heißt, die göttliche Wesenheit als Christi Leib in sich zieht und sich in göttlicher Kraft und Licht über Gottes Zorn und der Schlange Gift setzt und dem Zorn als des Todes Gift mit dem Leben im göttlichen Freudenreich den Kopf zertritt. Das heißt, der Zorn war Herr, und im Licht wurde er Knecht, der nun eine Ursache des Freudenreichs sein muß, wie uns solches ganz hell und klar und völlig offenbar im Mercurius-Leben zu erkennen ist und gezeigt wird.

7.27. So erkennt nun den Prozeß und sinnt ihm nach, ihr lieben Kinder der Weisen, dann werdet ihr zeitlich und ewig genug haben. Handelt nicht wie Babel (mit ihrem Turm an Gedanken-Konstrukten), die sich mit dem Stein der Weisen kitzelt und tröstet und sich dessen rühmt, aber einen groben Mauerstein in Gift und Tod verschlossen für den edlen Stein der Weisen hält. Was bedeutet es, daß Babel den Stein hat, aber er in Babel noch ganz verschlossen liegt? Es ist so, als ob mir ein Herr ein Land schenkte. Das wäre zwar mein, aber ich könnte es nicht einnehmen und bliebe ein armer Mann dabei und rühmte mich doch der Herrschaft. Ich hätte also den Namen, aber nicht die Macht. So geht es Babel mit dem edlen Stein der neuen Wiedergeburt in Jesus Christus.

7.28. Im holdseligen Namen Jesus Christus haben wir den ganzen Prozeß verinnerlicht liegen, was und wie die Wiedergeburt aus dem Tod in das Leben sei, welches in der Natursprache klar verstanden wird, denn der Name „Jesus“ ist die Eigenschaft der freien Lust der Ewigkeit, welche sich in das Zentrum der Gebärerin, als in des Vaters Eigenschaft hineinergibt, und sich im Zentrum in der Eigenschaft des Vaters, als in des Vaters Feuer, zu einem Wort der ewigen Kraft bildet. Versteht:

7.29. Der Vater, als des Vaters Feuergestaltungen, bilden diese göttliche Stimme in der Lust der Freiheit in sich essentiell, das heißt, des Vaters Feuereigenschaft macht sich im göttlichen Wesen der ewigen Liebe zu einem Mercurius des Freudenreichs. Denn die Eigenschaft des Vaters ist der Feuerquell, und die Eigenschaft des Sohnes, als der ewigen Lust, ist der Liebequell. Und so wäre doch auch keine Begierde der Liebe, wenn sie nicht des Vaters Feuer anzündete und beweglich machte, nämlich begierlich, denn vom Feuer entsteht die Begierde.

7.30. Diese heilige Begierde gebiert der Vater aller Wesen durch seinen Feuerquell, und das ist nun sein Herz der Liebe, das in seinem Feuer den Schein und Glanz gibt. Denn hier stirbt seit Ewigkeit und in Ewigkeit der Grimm in der Eigenschaft des Feuers und wird in eine Liebebegierde verwandelt.

7.31. So erkenne: Die Eigenschaft der freien Lust heißt hier in der Eigenschaft des Feuers „Christus“, das heißt in der Natursprache ein Durchbrecher, dem Grimm seine Gewalt Nehmer, ein Schein des Lichtes in der Finsternis, eine Verwandlung, danach die Liebelust über die Feuerlust als über den Grimm herrscht, also das Licht über die Finsternis.

7.32. Hier zertritt des Weibes Samen (das heißt, die freie Lust, in der keine Qual ist) dem Grimm der ewigen Natur als der ewigen Begierde den Kopf, denn des Feuers Eigenschaft wird zu Recht der Kopf genannt, denn es ist die Ursache des ewigen Lebens. Und die Freiheit, als die freie Lust oder das Nichts, wird zu Recht das Weib genannt, denn in diesem Nichts, als in der Freiheit von aller Qual-Qualität, steht die Geburt der heiligen Dreieinigkeit der Gottheit.

7.33. So gibt nun das Feuer Leben, und die freie Lust gibt (greifbares) Wesen in das Leben, und im Wesen ist die Geburt, darin der Vater als der ewige Grund sein Wesen als sein Herz aus dem Ungrund in sich gebiert, das heißt, aus dem Ungrund in sich in einen Grund. Der Sohn wird des Vaters Grund, und so bleibt der Vater in sich, was seine Eigenschaft allein anbelangt, der Grund der ewigen Natur. Und der Sohn bleibt im Vater der Grund der Kraft und des Freudenreichs, wie ihr an Feuer und Licht ein Gleichnis seht. Und so tingiert der Sohn den Vater mit der Freiheit, als mit dem Nichts, und der Vater tingiert das Nichts, damit es ein ewiges Leben in ihm ist und nicht mehr ein Nichts, sondern ein Hall oder eine Stimme der Offenbarung der Ewigkeit.

7.34. Also, ihr lieben Weisen, erkennt hier, was der Grund ist und wie ihr tingieren (bzw. heilen) wollt: Sucht nicht den Sohn ohne den Vater, wenn ihr tingieren wollt! Es muß ein (menschlicher) Körper sein, und der Schlangentreter liegt bereits darin. Denn nicht außerhalb der Menschheit hat des Weibes Samen der Schlange den Kopf zertreten, sondern in der Menschheit. Der Quell der göttlichen Lust (das heißt, der Liebe) offenbarte sich durch eine Erweckung in menschlicher Essenz und wurde im menschlichen Leben offenbar und tingierte den Grimm des Todes mit dem Blut der göttlichen Tinktur. Damit wurde aus dem Grimm des Todes ein Quell der göttlichen Liebe und des Freudenreichs. So zertrat die Liebe dem Zorn mit dem öligen Gift im Mercurius den Kopf und nahm dem Grimm die Gewalt und setzte den Grimm in das höchste Freudenreich. Da wurde der Zorn mit dem herben kalten Tod in einer feurigen Liebe zur Schau getragen, und da hieß es: »Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Gott sei Lob, der uns den Sieg gegeben hat! (1.Kor. 15.55)«

7.35. So gebührt es nun dem Weisen, der da suchen will, daß er den ganzen Prozeß mit der Menschheit Christi von seiner Eröffnung im Leib seiner Mutter Maria bis zu seiner Auferstehung und Himmelfahrt betrachte. Dann wird er wohl das Pfingstfest mit dem freudenreichen Geist finden, mit dem er tingieren, kurieren und heilen kann, was zerbrochen ist. Das sagen wir mit Grund der Wahrheit, wie wir es hoch erkannt haben.

7.36. Der Lilienzeit zu einer Rose, welche im Mai blühen wird, wenn der Winter vergeht, dem Gottlosen zu einer Blindheit, und dem Sehenden zu einem Licht!

7.37. Gott sei ewig Dank, der uns die Augen vergönnt, daß wir dem Basilisken (ein fabelhaftes Schlangenwesen) durch sein giftiges Herz schauen und den Tag der Wiederbringung all dessen sehen, was Adam verlor.

7.38. So wollen wir nun zum Prozeß Christi greifen und mit ihm aus der Ewigkeit in die Zeit gehen und aus der Zeit in die Ewigkeit, und die Wunder der Zeit wieder in die Ewigkeit hineinführen und das Perlein öffentlich darstellen, Christus zur Ehre und dem Teufel zum Spott. Wer da schläft, der ist blind, und wer da wacht, der sieht, was der Mai bringt.

7.39. Christus sprach: »Suchet, dann werdet ihr finden, klopfet an, dann wird euch aufgetan. (Matth. 7.7)« Ihr wißt, daß Christus im Gleichnis vom Verwundeten und Samariter andeutet, wie er unter die Mörder gefallen sei, welche ihn geschlagen und verwundet sowie seine Kleider ausgezogen haben und davongingen und ihn halbtot liegenließen, bis der Samariter kam, der ihn verband, Öl in seine Wunden goß und ihn in seine Herberge führte. (Luk. 10.30) Das ist eine öffentliche Darstellung des menschlichen Verderbens im Paradies sowie der Verderbnis der Erde im Fluch Gottes, dadurch das Paradies von ihr wich.

7.40. Willst du nun ein Magier sein, dann mußt du dieser Samariter werden, sonst kannst du das Verwundete und Zerbrochene nicht heilen. Denn der Leib, den du heilen sollst, ist halbtot und sehr verwundet, und dazu ist ihm sein wahres Kleid ausgezogen, so daß du den Mann, den du heilen sollst, schwerlich erkennst, es sei denn, du hast Augen und Willen des Samariters, so daß du dadurch nichts anderes suchst, als die Schuld (bzw. den Verlust) des Verwundeten wiederzubringen.

7.41. So siehe, das ewige Wort offenbarte sich in Adam mit göttlicher lebendiger Wesenheit, mit dem himmlischen Mercurius. Als aber das Seelenfeuer in Adam durch des Teufels Infizieren den Willen-Geist in Adam vergiftete und durch der Schlange Eigenschaft in irdisch-tödliche Lust hineinführte, da wich der himmlische Mercurius von der himmlischen Wesenheit, das heißt, der Seelenwille ging mit seiner Begierde davon aus und führte seinen Hunger in das irdisch-tödliche Wesen, nämlich in die Eigenschaft des kalten Mercurius, der da Steine und Erde gemacht hatte. Diesen wollte Adams Geist probieren und das Wissen im Bösen und Guten haben.

7.42. So fing ihn sogleich dieser Mercurius der vier Elemente in sein Gift und qualifizierte (bzw. wirkte) in ihm und beraubte ihn der göttlichen (ganzheitlichen) Eigenschaft, stach und verwundete ihn mit der Hitze und Kälte und machte ihn halbtot, und zog ihm das Engelskleid aus, als das Kleid im reinen Element, darin (bisher) die himmlische Qualität durch die vier Elemente hindurchdrang und sie in Adams Leib tingierte. Damit bedurfte er kein anderes Kleid, denn Hitze und Kälte waren in ihm gleichsam wie verschlungen, ähnlich wie der Tag die Nacht in sich verschlungen hält, und dadurch die Nacht im Tag wohnt, aber nicht offenbar ist. So ging es also mit dem Menschen, als ihn die Eigenschaft und Qual-Qualität der Nacht ergriff, denn dann herrschte sie in ihm. Und so ging es auch der Erde, als sie Gott verfluchte.

7.43. Willst du nun ein Magier sein, dann mußt du erkennen, wie du die Nacht wieder in den Tag verwandeln kannst. Denn die Nacht als Qualität der Finsternis ist die Quelle der Todesangst, und der Tag als Qualität des Lichtes ist die Quelle des Lebens und ein Lichtschein im Leben. Dieses Licht hat Christus in der Menschheit wieder angezündet und den Menschen in sich wieder lebendig gemacht. Willst du nun tingieren, dann mußt du das Verschlossene, das im Tod der Nacht verschlossen liegt, wieder in den Tag verwandeln, denn der Tag ist die Tinktur, und doch liegen Tag und Nacht ineinander wie Ein Wesen.

7.44. Da fragt nun der Verstand: „Wie fange ich es an, so daß ich es vollbringen kann?“ Dazu siehe den Prozeß an, wie es Gott mit der Menschheit anfing, als er sie tingieren wollte:

7.45. Christus kam in der verschlossenen menschlichen Gestalt in diese Welt und führte des Lebens Tinktur, als die Gottheit, in den Schluß des Todes. Er kam in die Welt als ein Gast in unserer armen Gestalt und wurde einer von uns, damit er uns in sich tingierte. Aber was tat er? Lebte er in Freuden? Hielt er sich als ein Herr? Nein, er ging in den Tod und starb, und legte die Nachtqual in sich durch uns ab. Aber wie vollbrachte er das? Er nahm unsere Seele- und Leibessenz an die göttliche Essenz und reizte unsere Essenz mit der göttlichen, so daß unsere Essenz wieder in die göttliche Essenz mit ihrem Willen und ihrer Begierde einging. So wurde das himmlische Schöpfen wieder in der Menschheit rege, denn die Menschheit eignete sich wieder in die Freiheit ein, als in die freie Lust der Gottheit.

7.46. Als dies geschah, wurde der Mensch Christus versucht, und das wohl vierzig Tage lang, nämlich so lange wie der erste Adam im Paradies einzig und allein war und versucht wurde. So wurde auch ihm die irdische äußere Speise entzogen, und so mußte die Menschheit mit ihrer Begierde von Gottes Wesen essen. Da wurde ihm alles dasjenige dargeboten, darin sich Adam vergafft und imaginiert hatte und darin er wie im Tod der Nacht gefangen wurde. All das hielt ihm jetzt der Teufel als ein Fürst dieser Welt in der Eigenschaft des Todes wieder vor, wie er es Adam durch die Schlange vorgehalten hatte, daran sich Adam und seine Frau vergafften und mit der Imagination hineingingen.

7.47. Nun siehe, was tat Christus, als er diesen Kampf der Prüfung ausstehen sollte, als die menschliche Essenz mit ihrer Begierde wieder in die Gottheit eingehen und von Gottes Brot, das heißt, von göttlicher Wesenheit essen sollte? Er ging an den Jordan und ließ sich von Johannes taufen! Womit? Mit dem Wasser im Jordan, und mit dem Wasser im Wort des Lebens, als mit göttlicher Essenz. Denn diese mußte unsere sterbliche Essenz in der äußeren Menschheit Christi tingieren, dadurch in der menschlichen Essenz wieder der göttliche Hunger entstand, so daß er Gottes Brot zu essen begehrte. Darum nahm ihn der Geist Gottes und führte ihn in die Wüste, und dort stand ihm des Vaters Eigenschaft im Grimm durch den Fürsten im Grimm entgegen. Und dort wurde ihm Gottes Brot und auch Gottes Zornbrot nach des Todes Begierde dargeboten. Und jetzt wurde versucht, ob nun nach dieser Tingierung durch die Taufe die Seele, welche aus des Vaters Eigenschaft geboren und geschaffen war, wieder in die Liebesbegierde als in das Nichts jenseits aller Qualität eingehen wollte.

7.48. Was wird aber dem Magier darin angedeutet? Das Mysterium wird ihm angedeutet: Will er mit Christus Wunder tun und den verdorbenen Leib zur neuen Geburt tingieren, dann muß er ihn zuvor taufen. Dann hungert ihn nach Gottes Brot, und dieser Hunger hat das Schöpfungswort als den Werkmeister zur neuen Geburt in sich, und das ist der Mercurius. Ich rede aber nicht von einer Priestertaufe. Der Künstler soll es magisch verstehen: Es müssen Gott und Mensch zuvor wieder zusammenkommen, ehe du taufst, wie in Christus geschah. Denn die Gottheit ging zuvor wieder in die Menschheit, aber die Menschheit konnte sie nicht sogleich begreifen, bis sie durch die Taufe gereizt und der Hunger als der abgestorbene Mercurius in der menschlichen Essenz am himmlischen Anteil wieder erregt wurde. Da begann wieder das (wahre) menschliche Essen, als der Mercurius wieder göttliche Eigenschaft und Willen empfing, und so aß der innere Mercurius (das heißt, die menschliche Eigenschaft) im Geschmack des göttlichen Wortes wieder von Gottes Wesen. Und die vier elementischen Eigenschaften aßen von der Eigenschaft der Nacht (nur noch) so lange, bis der menschliche Mercurius sein Leben emporschwang und die vier Elemente in Eins verwandelte und das Leben den Tod tingierte, welches am Kreuz geschah. Da gingen die vier Eigenschaften von ihm, das heißt, er starb der Zeit als der Nacht ab, nämlich den vier Elementen, und stand im reinen Element auf und lebte in der Ewigkeit.

7.49. Diesen Prozeß muß der Magier auch mit seiner Alchemie halten. Fragst du: Wie? Ich gebe es dir wohl nicht ganz in den Mund, wegen der Gottlosen, die es nicht wert sind. Achte nur auf die Taufe, daß du den abgestorbenen Mercurius, der in der himmlischen Wesenheit verschlossen und in Ohnmacht liegt, mit seiner ewigen Taufe taufst, dessen Wesen er in Einem ist. Du mußt aber sein göttliches Wasser haben und auch das irdische, denn der irdische Mercurius kann zuvor das göttliche nicht annehmen, es sei denn, der göttliche Mercurius empfängt seine Kraft, davon er rege und hungrig wird. Dann sucht der himmlische, aber findet kein göttliches Wesen um sich zu seiner Speise, und so setzt er seinen Willen durch die Begierde des Todes in sich, als in das Schöpfungswort, das ihn gemacht und aus sich geboren hat, und hungert in dasselbe. So eineignet sich Gottes Wesen in ihn und will in ihm zum Freudenreich werden.

7.50. Hier entsteht der Anfang des neuen Leibes aus der göttlichen Wesenheit, den die Begierde aufzieht. Und wenn das neue Leben wie der Tag geboren wird, dann sterben die vier Elemente. Dann liegt der neue Leib im finsteren Tod verschlossen, und am dritten Tage steht er vom Tode auf. Denn die Nacht wird im Grab verschlungen, und dann geht die Morgenröte auf. Verstündest du dies, dann hättest du das Perlein.

7.51. Aber mein Vorhaben ist allein, dir Christus darunter zu weisen, und auch dies Perlein. Darum soll es keiner finden, der Christus nicht liebhat.

7.52. Du sagst: „Nenne mir die Taufe!“ Ich habe sie dir schon genannt. Ein jeder Hunger ist eine Begierde nach seiner Eigenschaft. Gibst du aber dem Hunger des Todes wieder Todes Eigenschaft, dann wächst der Tod. Gibst du ihm aber himmlische Eigenschaft, dann nimmt es der Tod nicht an, denn die Hölle ist gegen den Himmel. Deshalb mußt du dem Tod den Tod und Gottes Zorn geben. Und in diesem Zorn gib ihm himmlisches Wesen, als die Taufe, dann wird die Taufe den Tod in sich verschlingen, und dann stirbt der Zorn im Tod durch die Taufe. Aber nicht gleich, denn du mußt zuvor den Prozeß Christi durchhalten, und mußt den Getauften predigen lassen, das heißt, mit seiner eigenen göttlichen Gestaltung und Färbung erblicken lassen, und ihn heftig plagen und ruhelos verfolgen lassen, denn so wird der rechte (wahre und richtige) Mercurius wirkend.

7.53. Wenn er nun alle seine Wunder durch den alten Adam sehen gelassen hat, dann mußt du den alten und neuen Menschen in Gottes großen Zorn werfen und den alten töten, ihn ventilieren (auslüften) und an die Luft ans Kreuz hängen, wieder abnehmen und in die Verwesung legen, als in das Grab. Dort wird Christus vom Tod auferstehen und sich sehen lassen, aber nur die Seinen erkennen ihn. So geht er in himmlischer Gestalt und bisweilen auch in seiner eigenen bis zum Pfingstfest um, denn hier wird nun an ihm die höchste Vollkommenheit versucht, ob er nun in Engelsgestalt bestehen und allein von göttlichem Wesen essen will. Und dann kommt der Heilige Geist und geht mit seiner Kraft aus dem ganzen Körper aus Leib und Seele aus, und der tingiert dann das Gestorbene und Zerbrochene, wie am Pfingsttag zu sehen war, als St. Petrus mit seinem himmlischen Mercurius 3000 Seelen auf einmal tingierte und aus dem Tod erlöste. (Apg. 2.41)

7.54. Ihr lieben Sucher, hierin liegt das Perlein. Hättet ihr das universal, dann könntet ihr auch wie St. Petrus tingieren (bzw. heilen), aber euer geiziger Tod hält euch auf und verschlossen. Weil ihr nun Geiz und zeitliche Ehre in Wollust sucht, um euch damit in der Eigenschaft der Nacht zu gebären, so verbirgt sich auch das Perlein vor euch. Jedoch wird der Tag wieder erscheinen, wenn der grimmige Zorn Gottes im Blut der Heiligen erfüllt, besänftigt und ein Liebeleben werden wird, und diese Zeit ist nah.

Der Prozeß

7.55. Eine jede Art hält sich in seiner Gebärung und Fortpflanzung an die Seinen, das Männlein zum Weiblein, und das Weiblein zum Männlein. Nun sprach aber Gott zu Adam und Eva nach dem Fall: »Des Weibes Samen soll der Schlange den Kopf zertreten.« Er sagte nicht „des Mannes“. Hierin liegt die Taufe der Natur, denn das Männlein hat den Feuergeist und das Weiblein den Wassergeist zur Tinktur. So ist aber Mercurius ein Feuerleben, und macht sich einen Leib nach seinem Hunger der Begierde. Deshalb geht es im Anfang nur darum, daß man dem Feuerhunger eine liebe Jungfrau seiner Art zur Gefährtin gebe, damit sein grimmiger Hunger in eine Liebe verwandelt werde, und dann mögen sie beieinander in ihrem gemeinsamen Ehebett schlafen.

7.56. Nun ist aber der Teufel ein Feind dieser Ehe und kommt mit einer fremden Begierde und greift die Eheleute an. Er darf ihnen aber mit der Hand nichts tun, sondern plagt sie mit einer falschen Freudenbegierde. Wenn sie aber ihre Begierde in seinen Willen setzen, so daß seine Begierde sie überwindet, dann werden die beiden einander gram und gebären ein falsches Kind, denn Christus sprach: »Ein schlechter Baum bringt schlechte Früchte, und ein guter gute Früchte. (Matth. 7.17)«

7.57. Darum soll sich der Künstler (bzw. Magier) vor fremdem Zorn hüten, und doch den beiden Eheleuten Kreuze zurichten, denn er ist ihr Feind und Freund, auf daß die beiden in ihrem Ehebett in ihrer Liebe ihre Begierde zu Gott erheben und so mit ihrer Begierde vom Wesen Gottes in der Begierde schwanger werden. Dann werden sie in ihrer Vereinigung ein solches Kind zeugen, und das werden sie im Mutterleib aufziehen, bis es seine Zeit erreicht.

7.58. Indessen soll sich die Mutter hüten, daß sie außer ihrem Ehegatten keine Liebe zu einem anderen trage, auch nicht in fremde Dinge imaginiere, sonst macht sie dem Kind ein Muttermal. Es muß nur einfach in einer Liebe geblieben sein, bis das Kind nach seinem Leib vollkommen wird, welches zum vierten Mond (im vierten Monat) geschieht, jedoch, nachdem (bzw. entsprechend wie) die Eltern einer Eigenschaft sind. Dann beginnt im Kind in der Essenz der Streit und Widerwillen, wenn das Kind sein Seelenleben bekommen soll. So geht aber die Essenz im Ringen, und so muß der Künstler der seelischen Eigenschaft des Feuers zu Hilfe kommen, bis der Seelengeist sein Leben bekommt. Dann läßt er sich in der weiblichen Gestalt und deren Glanz sehen, und so meint der Künstler, er habe das Kind und es sei geboren. Aber es gehört noch eine Zeit dazu, bis die Seele stark wird. Dann läßt sie sich im roten und weißen Röcklein sehen.

7.59. Aber es ist noch ein wunderlicher Prozeß dahinter: Wenn das Seelenleben geboren wird, dann wirft die neue Seele das vegetative Leben der Eltern hinweg (das dem Leib aus der Eltern Vegeta (bzw. Wachstum) angeerbt ist, darin der Leib des Kindes gerann und bis zur Seelenzeit wuchs), und das Leben der vier Elemente stirbt, und das Leben geht im (reinen) Element auf. So ist das Kind im finsteren Tod verborgen, und so meint der Künstler, es sei tot. Aber er soll Geduld haben, bis das Kind geboren wird.

Der eigentliche Prozeß in der Bildung des magischen Kindes

7.60. Christi Weg auf Erden ist ein wahrhaftiges Vorbild, wie das neue Kind im Mutterleib nach der Empfängnis (wie oben beschrieben) ernährt werde und ein vegetatives (relativ unbewußtes) Leben bekomme und aufwachse, bis zur Zeit des wahren Seelen- und Geistlebens. Und wie das Kind aus der Essenz der Eltern entsteht und mit der Anzündung des wahren Lebens, als sein eigenes, der Eltern Vegeta und Wirken abwirft und wie ein eigenes Gewächs als eine neue eigene Wirkung nach der Eigenschaft des jetzt neuentzündeten Geistes entsteht, darin das Kind edler als seine Eltern wird, das heißt, nach ihrem äußeren Leben.

7.61. Es könnte aber ein grobsinniger Sophist über dieses Büchlein kommen und fremdes Verständnis darin schöpfen, wenn ich von einer Seele im vegetativen Leben schreibe. Der soll wissen, daß wir nicht in Metallen, Steinen und Kräutern das Bild Gottes verstehen, das in eine Gleichheit nach Gott formiert wurde. Sondern wir verstehen die magische Seele, wie sich die Ewigkeit, als die Gottheit in seiner Gleichheit, nach dem Modell der Weisheit in alle Dinge einbildet und wie Gott alles erfüllt. So verstehen wir das Summum Bonum (das höchste Gut), den guten Schatz, der im Wesen der äußeren Welt wie im Paradies verschlossen liegt.

7.62. Als Christus in seiner Kindheit in menschlicher und in göttlicher Eigenschaft aufwuchs, bis er zwölf Jahr alt war, ging er mit seiner Mutter Maria auf das Fest nach Jerusalem und begab sich in den Tempel unter die Schriftgelehrten, befragte sie, hörte ihnen zu und gab Antwort auf die Fragen der Gelehrten. Als aber seine Eltern wieder heimgingen und meinten, er wäre unter den Gefährten, blieb er vorsätzlich bei den Gelehrten zurück und folgte nicht dem Vorsatz seiner Eltern, sondern dem göttlichen Willen, bis sie wieder zurückkamen und ihn suchten. Und als seine Mutter zu ihm sprach »Mein Sohn, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht!«, darauf antwortete er: »Warum habt ihr mich gesucht? Wißt ihr nicht, daß ich in dem sein muß, das meines Vaters ist?« Und er ging doch mit heim, und war ihnen untertan. (Luk. 2.42)

7.63. In dieser Darstellung haben wir das Bild der beiden Willen der inneren und äußeren Welt, wie diese ineinander und gegeneinander und doch Eins sind, gleichwie in Christus zwei Reiche offenbar waren: Eines wirkte in Gottes Willen und brach den äußeren Welt-Willen seiner Eltern, indem Christus gegen den Willen seiner Eltern zurücklieb, darüber sie bekümmert wurden, welches der göttliche Wille in Christus wohl wußte. Und das andere Reich, als der Wille seiner Eltern, brach den göttlichen Willen, so daß er mit ihnen heimging und ihnen nach ihrem Willen untertan war.

7.64. Diese Darstellung zeigt dem Magier an, daß er in seinem Vorhaben, das er zu erzwingen gedenkt, zwei Willen finden wird: Einen, der ihm nicht untertänig sein wird, nämlich der göttliche Wille. Aber wenn sich sein selbsteigener äußerlicher Wille recht dahinein schicken wird und nur das liebe Jesulein mit Maria durch Begierde und Schmerzen sucht und keine irdische Wollust, dann wird ihm der göttliche Wille untertänig werden und mit ihm heimgehen und sich nach seinem Gefallen gebrauchen lassen.

7.65. Zum anderen zeigt es ihm die zweierlei Wirkung und Willen in allen Dingen, und daß, wenn er ein Magier sein will und den Willen und das Wesen der guten Eigenschaft nach seinem Willen aus dem Inneren in das Äußere kehren will, daß er zuvor des inneren, als des göttlichen Willens fähig sein muß. Sonst kann er den inneren Willen nicht in das Äußere verwandeln, gleichwie Christus nicht dem äußerlichen Willen seiner Mutter gehorsam war, bis sie ihn mit Schmerzen suchte und ihren Willen in Gottes Willen hineinwendete und in seinem Erbarmen mit Gottes Willen rang. Wie auch Jakob die ganze Nacht, bis ihn der Herr segnete. Da sprach Gott zu ihm: »Du hast mit Gott und Menschen gekämpft und hast gewonnen. (1.Mose 32.29)«

7.66. So soll auch der Magier wissen, daß er seinem Vorhaben den rechten Willen zur Vollkommenheit nicht erst von außen einpflanzen muß, denn er ist zuvor schon in allen Dingen: Er muß nur einen göttlich begehrenden Willen nach der Eigenschaft des Dinges in das Ding hineinführen, mit dem er handeln will. Wer so mit dem göttlichen Willen ringt, wie Jakob, und den eingeführten Willen mit Gottes Willen segnet, so daß sich der göttliche Wille in den Hunger oder die Gegenbegierde hineinergebe und den unvollkommenen Willen, der zu ihm in sein Erbarmen eindringt, vollkommen macht, für den heißt es dann: Du hast mit Gott gerungen und hast gewonnen. So bekommt dein Vorhaben einen verwandelten Leib, der da himmlisch und irdisch ist.

7.67. Erkenne, das ist der erste Anfang zur Taufe, und so bist du geschickt zum Taufen, und anders nicht. Sonst taufst du nur mit dem Wasser der äußeren Welt, aber der wahre Magier tauft mit äußerem und innerem Wasser. Wenn er eine rechte göttliche Begierde in sich hat, dann ist Gottes Wille in seiner Taufe der erste glimmende Zunder im Mercurius, so daß das Leben den Tod anzündet, nämlich den im Tod verschlossenen Mercurius, so daß er göttliche Begierde bekommt. Dann beginnt der Mercurius, nach göttlichem Wesen zu hungern, und tut sein erstes Wunderwerk und macht das Wasser zu Wein, wie Christus nach seiner Taufe tat. Das ist im toten Körper die erste Tingierung in der Kraft der Taufe, so daß die Vegeta oder das wirkliche Leben eine andere Eigenschaft bekommt, und zwar einen Hunger der Liebe, damit sie ihren Bräutigam als den Feuerquell herzt, so daß er in ihrer Liebe entzündet wird und seinen kalten Todesgrimm und Willen in einen feurigen Liebeswillen verwandelt. So wird aus dem tödlichen (bzw. leblosen) Wasser ein Wein, eine Schärfe des Geschmacks von Feuer und Wasser, aus dem schließlich durch des Künstlers Art ein Öl zu einer anderen Taufe wird, alles je nachdem er sein Vorhaben hat und seinen Anfang nimmt. Und nachdem der Magier die Jungfrau dem jungen Gesellen zugelegt hat, wird Christus als der Bräutigam mit seiner Braut in die Wüste geführt und vom Teufel versucht.

7.68. Hier ist die Prüfung, darin der Künstler von Gott geprüft wird, was er mit seiner Taufe sucht, denn hier ist der Stand im Paradies, ob der Bräutigam nicht zu böse sei. Denn die Jungfrau wirft ihre Liebe in ihn und versucht ihn. Nimmt er sie mit Begierde an und gibt seinen Willen dahinein, dann gibt sie ihm ihr Herz und ihren Willen zu eigen, das heißt, die himmlische Tinktur. Diese gibt sich in die im Zorn Gottes entzündete Tinktur (nämlich im Fluch der Erde, weil sie Gott verfluchte), als in den im Tod eingeschlossenen Mercurius, welcher der Bräutigam ist. Denn des Weibes Samen, als die himmlische Tinktur, muß der Schlange, als dem in Todeseigenschaft giftigen Mercurius, den Kopf zertreten und sein Gift in Wein verwandeln. Dann nimmt die Jungfrau den Samen des Bräutigams in sich, und nicht zuvor.

7.69. Und die Wüste ist der irdische äußere Leib, darin der Mercurius versucht wird. Wenn der Teufel vor dem Mercurius steht, ihn plagt und ihm in seine feurige Essenz greift, dann muß ihm die Jungfrau zu Hilfe kommen und ihm ihre Liebe geben. Ist es nun, daß der Mercurius von der jungfräulichen Liebe ißt, das heißt, Gottes Brot, dann kann er vor dem Teufel bestehen, und schließlich treten die Engel zu ihm und dienen ihm. Und den Teufel wird der erleuchtete Magier wohl verstehen, wer dieser sei.

7.70. Damit soll der Magier in der Versuchung, wenn die ganze Ehe in der Versuchung des Teufels steht, auf sein Vorhaben achthaben: Wenn nicht nach vierzig Tagen die Engel erscheinen, dann ist sein Vorhaben umsonst. Darum soll er eben zusehen, daß er keinen zu grimmigen Teufel versuchen lasse, aber auch keinen zu schwachen, so daß der Mercurius leichtfertig werde und begehre, in seiner eigenen giftigen Todeseigenschaft zu bleiben, und die Taufe wie ein Wolf verschlinge und der alte bleibe.

7.71. Sobald er die Gestalt der Engel sieht, führe er Christus aus der Wüste und lasse den Bräutigam wieder seine eigene Speise essen, und schaffe den Teufel ab, damit er ihn nicht mehr plage. Dann wird Christus viele Wunder und Zeichen tun, dessen sich der Künstler verwundern und erfreuen wird.

7.72. Dabei hat er nichts zu tun, denn die Braut ist im Bräutigam, und sie sind schon ehelich, er muß ihnen nur das Bett zurichten, dann werden sie es sich wohl selber wärmen. Der Bräutigam herzt die Braut, und die Braut den Bräutigam. Das ist ihre Speise und Zeitvertreib, bis sie ein Kind zeugen. Wenn aber der Künstler wirklich so fleißig sein will, um den beiden Eheleuten das Bett zu wärmen, dann sehe er ja zu und erzürne sie nicht in ihrer Liebe. Was er anfängt, das muß er treiben. Allein der Bräutigam ist wunderlich, er hat immer zweierlei Willen, nämlich einen irdischen Hunger nach Gottes Zorn und einen Hunger nach seiner Braut. So muß man ihm immerfort seine eigene irdische Speise geben, aber nicht in seinen Bauch, sondern magisch, so daß er nur seinen Willen-Hunger stille. Und seine Speise ist seine Mutter, die ihn gebiert, wie vorn erklärt wurde.

7.73. Zusammengefaßt: Das ganze Werk, von dem man so wunderlich viel redet, steht in zwei Dingen (bzw. Wesen), in einem himmlischen und in einem irdischen. Das himmlische soll das irdische in sich zu einem himmlischen machen, und die Ewigkeit soll die Zeit in sich zur Ewigkeit machen. Damit sucht der Künstler das Paradies: Findet er es, dann hat er den größten Schatz auf Erden. Aber ein Toter weckt den anderen Toten nicht auf. Der Künstler muß (wirklich) lebendig sein, wenn er zum Berg sagen will: »Erhebe dich, und stürze dich ins Meer! (Matth. 21.21)«

7.74. Wenn die Leibwerdung dieses Kindes beginnt, dann erfaßt es zuerst der Saturn, und so ist es finster und unwert, und wird verspottet, daß ein solches Geheimnis in solcher einfältigen Gestalt verborgen liege. So geht Christus in einer armen und einfältigen Gestalt auf Erden wie ein Gast und hat im Saturn nicht so viel Raum und Eigenes, wo er sein Haupt hinlegen könnte. Er geht wie ein Fremder, als wäre er hier nicht daheim.

7.75. Danach erfaßt es der Mond, darin die himmlische und die irdische Eigenschaft vermengt werden, und so entsteht das vegetative (relativ unbewußte) Leben. Darüber freut sich der Künstler, aber es steht hier noch in Gefahr.

7.76. Nach dem Mond erfaßt es Jupiter, der im Mercurius einen Verstand als ein leibliches Wohnhaus macht und ihm seinen guten Willen gibt. Und im Jupiter wird sein verschlossenes Leben als Mercurius (bzw. Merkur) lebendig. Der erfaßt es mit seinem Rad und treibt es bis in die höchste Angst. Dort ergreift es der Mars und gibt dem Mercurius die Feuerseele. Und im Schreck des Mars entzündet sich das höchste Leben und scheidet sich in zwei Wesen, nämlich aus der Liebe in einen Leib, und aus dem Feuer in einen Geist. So sinkt das Leben der Liebe im Feuerschreck unter sich und läßt sich schön ansehen, aber es ist die Venus, ein Weib. Da denkt der Künstler, er habe den Schatz, aber der hungrige Mercurius verschlingt die Venus in sich, und dann wird aus dem Kind ein schwarzer Rabe. So ängstigt der Mars den Mercurius in sich, bis er schwach wird und sich dem Tod ergibt. Dann gehen die vier Elemente von ihm aus, und dann nimmt die Sonne das Kind in ihre Eigenschaft und stellt es in einem jungfräulichen Leib im reinen Element dar. Denn in der Mars-Eigenschaft zündet sich das Licht an, und so ist das wirklich wahre Leben geboren und steht im reinen Element, und das kann kein Zorn noch Tod zerbrechen.

7.77. Wunderlich ist es vor den Augen des Verstandes, daß Gott einen solchen Prozeß mit der Wiederbringung des Menschen in Christus gehalten hat, daß er sich in solcher armseligen und verachteten Gestalt in menschlicher Eigenschaft offenbarte und sich verspotten, verhöhnen, geißeln, kreuzigen und töten ließ, und dazu begraben. Doch aus dem Grab ist er auferstanden und wandelte vierzig Tage auf Erden nach seiner Auferstehung, ehe er in sein unsichtbares Reich einging.

7.78. Der Verstand ist so blind, daß er nichts von der ewigen Geburt versteht. Er weiß auch nichts vom Paradies, wie Adam im Paradies gewesen, wie er gefallen und was der Fluch der Erde sei. Wenn er das verstünde, wäre ihm der ganze Prozeß offenbar. Wie die ewige Geburt in sich selbst ist, so ist auch der Prozeß mit der Wiederbringung nach dem Fall, und so ist auch der Prozeß der Weisen mit ihrem Stein der Weisen. Es ist kein Punkt des Unterschieds dazwischen, denn es ist alles aus der ewigen Geburt entstanden, und so muß alles eine Wiederbringung auf einerlei Weise haben.

7.79. Wenn darum der Magier im Fluch der Erde das Paradies wieder suchen und finden will, dann muß er erstlich in der Person Christi einhergehen. Denn Gott muß in ihm, das heißt, im inneren Menschen offenbar sein, so daß er das magische Sehen hat. Er muß mit seinem Vorhaben umgehen, wie die Welt mit Christus getan hat, und so kann er das Paradies finden, darin kein Tod mehr ist.

7.80. Ist er aber nicht selbst in derselben Geburt der Wiederbringung, und geht nicht selbst auf dem Weg, auf dem Christus über die Erde ging, so daß er in Christi Geist und Willen einhergeht, dann lasse er das Suchen nur bleiben, denn er findet nichts als nur den Tod und Fluch Gottes. Das kündige ich ihm treulich an, denn das Perlein, davon ich schreibe, ist paradiesisch, und das wirft Gott vor keine Säue, sondern gibt es seinen Kindern zum Liebespiel.

7.81. Und obwohl an dieser Stelle so viel beschrieben werden könnte, daß der Verstand offene Augen bekäme, so läßt es sich doch nicht tun. Denn der Gottlose (bzw. Eigenwillige) würde dadurch nur schlimmer und noch überheblicher und stolzer. Und weil er so des Paradieses nicht wert ist und auch nicht dahinein kommen kann, so wird ihm auch kein himmlisches Kleinod gegeben, und darum verbirgt es Gott. Und er gestattet auch dem nichts davon zu reden, als nur magisch, dem er es offenbart. Und darum kommt keiner dazu, er werde denn selbst ein Magier in Christus. Dann wird das Paradies in ihm im inneren Menschen offenbar, und so kann er es finden, wenn er dazu geboren und von Gott erkoren ist. Amen.


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