Von sechs theosophischen Punkten

(Text von Jacob Böhme 1620, deutsche Überarbeitung 2021)

7. Kapitel - Der fünfte Punkt

Der fünfte Punkt (der sechs theosophischen Punkte)

Wie ein Leben im Lebensbaum verderben kann, und wie es aus der Qualität der Liebe und Freude in eine Qual des Elends tritt, das anderen Lebewesen feindlich ist.

7.1. Ein jedes Leben ist ein heller Glanz und Spiegel und erscheint wie ein Blitz eines schrecklichen Anblicks. Wenn aber dieser Blitz das (göttliche) Licht fängt, dann verwandelt er sich in eine Sanftmut und läßt den Schrecken fallen, denn der Schreck vereint sich dem Licht. So scheint das Licht aus dem schrecklichen Blitz, denn der Blitz ist des Lichtes Essenz und sein Feuer.

7.2. Der Blitz enthält innerlich das Zentrum der Natur, denn die vierte Gestaltung der Natur ist der Blitz. Und darin entsteht das Leben, das im standhaften Feuer (im entsprechenden Prinzip) zur Vollkommenheit kommt, aber im Licht wie in eine andere Qualität gesetzt wird.

7.3. Nun liegt aber der Ursprung der Imagination in der ersten Gestaltung der Natur, nämlich in der begehrenden Herbigkeit, und diese führt ihre Gestaltung durch die finstere Welt hindurch bis ins Feuer. Denn die erste Begierde geht durch alle Gestaltungen und macht auch alle Gestaltungen, und treibt sich bis ins Feuer, bis ins Prinzip, wo das Scheideziel des Geistes ist und er geboren wird. Dieser Geist ist nun frei und kann mit seiner Imagination wieder hinter sich in seine Mutter eingehen, in die finstere Welt, oder vor sich durch die Angst des Feuers dem Tod entsinken und im Licht ausgrünen, wie er will, denn es steht in seiner Wahl. Wo er sich hingibt, da muß er sein, denn sein Feuer muß Wesen haben, damit es etwas zu verzehren hat.

7.4. Will der Geist nun von seiner ersten Mutter, der Herbigkeit, essen, das heißt, will er seinem Feuer das grimmige Wesen im Zentrum zur Speise geben, oder das Wesen des Lichtes in der Lichtwelt, das steht alles in seiner Macht, denn was sein Feuer empfängt, in dessen Eigenschaft brennt es auch.

7.5. In der finsteren Eigenschaft brennt es in der finsteren, herben und strengen Qual und sieht in sich nur wie ein Blitz. Es hat nur den Spiegel der Finsternis, und sieht in die Finsternis. Aber in der Eigenschaft des Lichtes fängt es die Sanftmut des Lichtes, in der das Lichtfeuer brennt, und sieht in die Lichtwelt. Das ist dem Geist alles nah, doch er kann in keine andere Welt oder Eigenschaft sehen, als nur in die, in der sein Feuer brennt. Nur dieser Welt ist der Geist fähig, und in der anderen Welt sieht er nichts. Denn dazu hat er keine Augen, und es bleibt ihm eine ewige Verborgenheit, es sei denn, daß er in einer anderen Welt gewesen ist und daraus ausging und sich in ein anderes Feuer hineinbegeben hat, wie es die Teufel taten. Sie haben ja eine Wissenschaft von der Lichtwelt, aber keine Empfindlichkeit oder ein Sehen davon. So ist ihnen die Lichtwelt nahe, aber sie erkennen sie nicht.

7.6. So ist uns jetzt das Verderben des Lebens zu erkennen, das im Prinzip geschieht, wo der Drehpunkt ist und sich der Wille schwingen kann, wohin er will: Will er in die Vielfalt und selber Herr sein, dann kann er die Vielfalt nicht anders ergreifen, als in der finsteren strengen Herbigkeit, in der finsteren Welt. Will er aber in das Nichts, in die Freiheit, dann muß er sich dem Feuer hineinergeben, dann entsinkt er des Prinzips im Tod und grünt aus der Feuer-Angst im Licht aus. Denn wenn er sich ergibt, dann führt ihn der ewige Wille der Natur (welcher Gott der Vater ist) durch das Feuer in sich heraus. Denn mit dem Hineinergeben fällt er in den ersten Willen zur Natur, der ihn mit dem zweiten Willen, der sein Sohn oder Herz ist, aus der Angst-Natur herausführt und ihn mit dem Willen des Sohnes in die Freiheit stellt, jenseits der Qual des Feuers. Dort bekommt er für viel (anstatt der Vielheit) Alles, nicht zu seinem Ruhm oder seiner Gewalt, sondern zu Gottes Ruhm und Gewalt, denn Gott ist ihm sein Wille und Tun.

7.7. Wer aber im Feuer selber Herr sein will, der geht in seine eigene Zahl, in sein (abgetrenntes) Wesen, das er selber ist. Wer jedoch seine eigene Gewalt übergibt, der übergibt auch sein Feuerbrennen, und es fällt dem zu, der eine Ursache des Feuers ist, nämlich dem ewigen Willen Gottes.

7.8. So ist er in die Freiheit jenseits seines Qual-Feuers gefallen, und so zündet sein Feuer die Freiheit an. Dann ist es ihm ein Licht und ein heller Spiegel geworden, denn er hat sich in die Freiheit als in Gott hineinergeben, und so ist sein Feuer ein Schein und Glanz der Majestät Gottes.

7.9. Wer das aber nicht will, sondern selber Herr sein will, der bleibt sein Eigenes und kann sich in seiner eigenen Gestaltung nicht höher führen als an das Feuer, und dazu nur an den Blitz. Denn es kann kein helles Feuer in ihm brennen, weil er in sich kein helles Wesen zum Feuer hat. Denn das Zentrum der Natur hat nichts in sich, wo ein heller Schein entstehen könnte, sondern nur die Freiheit jenseits der Natur ist eine Ursache des hellen Scheinens. Wer sich also in die Natur hineinergibt, aber nicht die Eigenschaft der Natur begehrt, sondern der Freiheit, der wird in seinem Blitz des Lebens mit der Freiheit angezündet, in gleicher Art und Weise, wie sich das zweite Prinzip (des göttlichen Lichtes) angezündet hat.

7.10. So verstehen wir, wie ein Leben verdirbt, das heißt, wie es sich in Angst und Qual in die Finsternis hineinführt. Nämlich wenn es sein eigener Herr sein will und die Vielheit begehrt. Und wenn es sich nicht den Tod hineinergeben will, dann kann es auch keine andere Welt erreichen.

7.11. Denn ein jedes Leben entsteht in der Angst-Qual in der Natur und hat kein Licht in sich, es gehe denn in das ein, was die Natur verursacht, nur da empfängt es (wahres) Licht.

7.12. Denn alles was in der Natur ist, das ist finster und ist Angst, wie es an dieser Welt zu erkennen ist: Würde die Sonne weggenommen werden, dann wäre nur Angst und Finsternis. Darum hat sich Gott selbst bewegt, damit er dieser Welt ein Licht gebe und das äußere Leben im Licht stehe.

7.13. Aber bezüglich des inneren Lebens der Seele hat es eine andere Gestaltung. Das innere Leben kann das äußere nicht erreichen. Denn wenn das Seelenfeuer kein göttliches Licht hat, dann kann auch der Wille der Seele nicht in Gottes Licht eingehen, sondern muß in der Finsternis der ewigen Natur bleiben.

7.14. Der äußere Verstand meint, wenn das äußere Auge sieht, dann ist alles gut, denn darüber hinaus gäbe es kein anderes Sehen. Ja, schlimm genug, wenn die arme Seele den äußeren Spiegel entlehnt und sich des Äußeren allein behelfen muß. Wo bleibt aber ihr Sehen? Wenn der äußere Spiegel zerbricht, womit will sie dann sehen? Mit dem ängstlichen Feuerblitz in die Grausamkeit, in die Finsternis, sonst kann sie nirgends hinsehen.

7.15. Darum geschieht es oft, wenn sich die arme gefangene Seele in der inneren Wurzel erblickt und bedenkt, was folgen wird, wenn ihr der äußere Spiegel zerbricht, daß sie sich entsetzt und den Leib in Angst und Zweifel stürzt.

7.16. Denn sie kann nirgends hinblicken, wo ihre ewige Ruhe wäre. Sondern sie findet, daß sie innerlich nur in Unruhe ist. Dazu findet sie eine Finsternis, und hat den äußeren Spiegel nur in geliehener Weise.

7.17. Denn solange die Seele in diesem äußeren Leib steckt, kann sie sich wohl mit dem Sonnenspiegel behelfen, denn die Sonne hat in ihrer Wurzel das innere Feuer als das Prinzip des Vaters. Und von diesem Feuer bekommt sie einen Glanz oder Spiegel, für den die Essenz des Leibes eine Ursache ist, so daß sie in diesem irdischen vergänglichen Leben in Freude sein kann. Aber wenn der äußere Spiegel zerbricht, dann ist es aus, und das Seelenfeuer geht in das ewige Trauerhaus, nämlich ins Zentrum der Finsternis.

7.18. Die Seele hat in der Zeit des äußeren Leibes drei Spiegel oder Augen aller drei Welten, und zu welchem Spiegel sie sich hinwendet, darin sieht sie. Aber sie hat nicht mehr als einen durch Naturrecht, und das ist der Feuerblitz als die vierte Gestaltung der finsteren Welt, im Reich, wo das Prinzip entsteht und sich die zwei inneren Welten scheiden, eine in die Finsternis und die andere ins Licht. Dort ist ihr ewiger Ursprung. In welche Welt sie nun ihren Willen hineinführt, in dieser empfängt sie auch ihr Wesen als einen geistigen Leib, denn dieses Wesen wird dem Seelenfeuer eine Speise oder Substanz seines Brennens.

7.19. Und darum hat Gott die Seele in Fleisch und Blut hineingeführt, damit sie nicht so leicht des grimmigen Wesens fähig werden kann. So hat sie derweil ihre Freude im Sonnenspiegel und erfreut sich in der siderischen (natürlich-körperlichen) Essenz. Hier steht ihr (1.) die Lichtwelt in ihrem wahren Feuer als im ursprünglichen Prinzip entgegen. Dann (2.) die finstere Welt in der Feuerwurzel, und (3.) die äußere elementische Welt in der Qual-Qualität der Sterne. Und zwischen alledem schwebt das große Mysterium des Seelenfeuers.

7.20. In welche Welt sie sich nun hineineignet und ergibt, von derselben bekommt sie ein Wesen in ihrer Imagination. Weil sie sich aber mit Adam in den Geist dieser Welt hineingewendet hat und ihre Imagination dahinein führte, so steht jetzt ihre höchste Begierde in der Qual der Sonne und Sterne, und sie zieht mit derselben den Geist der äußeren Welt mit seinem Wesen der vier Elemente stets in sich. Und darin hat sie ihre größte Freude, wo sie in einer fremden Herberge zu Gast ist. Aber darunter wartet der Abgrund, und so besteht große Gefahr.

7.21. Nun spricht der äußere Verstand: „Gott hat sie doch in Fleisch und Blut in die äußere Welt geschaffen, was kann ihr das schaden?“ Dieser äußere Verstand weiß nicht mehr vom Ursprung der Seele, als eine Kuh von einer neuen Stalltür, die sie ansieht und denkt, daß es eine fremde ist. So denkt auch der äußere Verstand, daß die innere Welt fremd ist.

7.22. Er findet sich in der äußeren Welt und trachtet nach dem, was die äußere Welt hat, und empfindet doch in sich die innere Welt, welche die Seele vor Gottes Zorn stets anklagt. Darüber hinaus empfindet er auch die Lichtwelt, wo die innerlichen Begierden des (Licht-) Prinzips der Seele hinsehen. So empfindet er wohl das Verlangen nach Gott, aber die äußere Welt verwehrt das und deckt es zu, so daß die Begierde nach Gottes Welt das Feuer in sich nicht entzünden kann. Wenn das geschähe, dann würde die Lichtwelt im ersten Prinzip offenbar, und das edle Bild nach Gott könnte sich offenbaren.

7.23. Dies verhindert auch der Teufel, der die Wurzel dieser Welt im Seelenfeuer besitzt und der Seele immer bösartige irdische Wesen vorhält oder auch die Wurzel im Zentrum der Natur im Grimm erregt, so daß sich die arme Seele entweder im Zornfeuer in der bösen Gift-Qual oder auch in Angst und Zweifel an Gottes Liebe entzündet. Dann hat er gewonnen, und stellt der Seele äußerliche Macht, Gewalt und Ehre vor, auch den Glanz und die Pracht der äußeren Welt. Da beißt sie ihm an und kitzelt sich darin mit ihrer Imagination, aber kann das alles nicht wahrhaft genießen, denn es ist nur ein geborgter Spiegel.

7.24. So wird die arme Seele von Gottes Licht abgezogen und sinkt immerfort ins Verderben, nämlich in das finstere Haus des Elends, in die finstere Welt hinein. Das hat uns Adam angerichtet, als er seine Lust in die Irdischkeit hineinführte. Und so schwimmt nun die arme Seele im irdischen Fleisch und Blut, ißt immer vom Baum der Versuchung des Bösen und Guten, und wird von beiden heftig gezogen. Und der Schlange Monstrum steckt mittendrin in der Qual des Grimms und facht immerfort den Grimm und Zorn an.

7.25. Da kann sich dann das edle Lilienzweiglein nirgends erholen, auch oft nicht erkennen, denn es wird immer wieder vom Grimm der Bosheit überhäuft, so daß es scheint, als wäre es ganz verdorben. Und es wäre auch verdorben, wenn ihm nicht der Spiegel der Gottheit entgegenstünde, darin sich doch der Willen-Geist der armen gefangenen Seelen wieder erholen und wieder gebären kann.

7.26. Denn im Spiegel der Lichtwelt steht die Menschwerdung Christi dem Seelengeist (hilfreich) entgegen, und das Wort, das Mensch wurde, steht im Schall und ist rege, so daß sich der Seelengeist darin erholen und neugebären kann. Sonst wäre es gleich um die arme Seele geschehen, wenn sie sich im Zorn und in das Gift der Finsterwelt vertiefte.

7.27. So verstehen wir im Grunde, was die Verderbnis des edlen Baums als das Bild Gottes sei, nämlich diese:

7.28. Der ganze Mensch ist in seinem Wesen die drei Welten. Das Zentrum der Seele, als die Wurzel des Seelenfeuers, hält die finstere Welt, und das Seelenfeuer hält innerlich das erste Prinzip, als die rechte (wirklich wahre) Feuerwelt. Und die edle Bildung (als der Baum des göttlichen Gewächses), die aus dem Seelenfeuer geboren wird und durch den grimmigen Tod in der Freiheit der Lichtwelt ausgrünt, hält die Lichtwelt, als das zweite Prinzip. Und der Leib, der im Anfang in der Schöpfung aus dem vermischten Wesen aus der Licht-, Finster- und Feuerwelt geschaffen wurde, hält die äußere Welt, als das dritte, vermischte Prinzip.

7.29. Und die wahre Seele ist der Geist dieser drei Welten, gleichwie Gottes Geist aller drei Welten Geist ist. (1.) In der finsteren Welt ist er grimmig, streng und ein ernster Qual-Quell, und heißt „Gottes Zorn“. (2.) In der Lichtwelt ist er lieblich, sanft und freudenreich, und ist der Geist aus Gottes Herzen, nämlich der Heilige Geist. (3.) Und in der äußeren Welt ist er der Geist der Luft, sowie des Feuers und des Wassers, und läßt sich gebrauchen, wie der Mensch will, alles zu den großen Wundern.

7.30. So ist der Mensch bezüglich seiner Person das große Mysterium in den drei Welten. Und in welche er sich hineinwendet, in der wirkt er Frucht, und diese ist in ihm Herr, und diese Welt wird in ihm offenbar, während die anderen zwei verborgen bleiben. Wie das Feuer im Holz verborgen liegt, so bleibt auch das Licht oder die Lichtwelt in der grimmigen finsteren Welt verborgen, wie auch in der Bosheit, als die Sucht der inneren Welt in der äußeren Welt.

7.31. Wenn aber die Lichtwelt im Menschen nicht offenbar werden kann, so daß sie Herr wird, dann bleibt die Seele nach dem Vergehen der äußeren Welt nur in der finsteren Welt. Denn dann kann es nicht mehr geschehen, daß die Lichtwelt angezündet wird, weil kein Spiegel mehr zum Licht darin ist, welcher der Seele entgegenstünde. So ist das Herz Gottes darin nicht offenbar, und kann es auch ewig nicht sein, denn die finstere Welt muß bestehen, sonst könnte sich das Licht niemals offenbaren. Aber hier in dieser Welt kann es sein (daß das Herz Gottes offenbar wird).

7.32. Denn wenn eine Seele (in dieser Welt) auch im tiefsten Abgrunde vertieft ist und im Grimm Gottes steckt, so steht ihr doch im äußeren Licht der Sonne der Lichtspiegel entgegen, worin sich die göttliche Kraft offenbart, wie auch der Spiegel der Menschwerdung Christi, der in der inneren finsteren Welt in Ewigkeit nicht erkannt wird.

7.33. Und so ist unsere ganze Lehre nichts anderes, als wie der Mensch in sich Gottes Lichtwelt entzünden soll. Denn wenn diese entzündet wird, so daß Gottes Licht im Geist der Seele scheint, dann hat der ganze Leib Licht, wie Christus sagt: »Wenn das Auge licht ist, dann ist der ganze Leib licht. (Matth. 6.22)« Darunter er das Auge der Seele versteht. Aber wenn der Grimm der finsteren Welt entzündet wird, dann sind Leib und Seele finster und haben nur einen Glanz von der Sonne. Wenn das göttliche Licht entzündet wird, dann brennt es in Liebe und Sanftmut. Aber wenn der Grimm der finsteren Welt entzündet wird, dann brennt er im stachligen Neid und Haß, im grimmigen Zorn, und flieht im äußeren Spiegel des Sonnen-Lichtes in überheblichen Stolz und will immer über die Qualität der Liebe hinausfahren. Daraus folgen dann Spott und Verachtung über die Sanftmut und auch über alles, was niedrig ist.

7.34. Und hier kann sich der Mensch prüfen, welche Welt in ihm Herr ist. Findet er, daß Zorn, Grimm, Neid, Falschheit, Lügen und Betrügen sein Begehren ist, und dann auch Stolz, Geiz und innere Begierde der Ehre und äußerlichen Wollust, so daß er nur eine stetige Sucht zur Geilheit und Unzucht hat, dann kann er sich wohl das (Sünden-) Register machen und sicher wissen, daß er mit Zorn, Grimm, Neid, Falschheit, Lügen und Betrügen in der Finsternis der finsteren Welt im Feuer brennt. Denn dieses Feuer gibt solche Essenz, Begierde und Willen.

7.35. Und die andere (äußere) Begierde, nämlich äußerliche Wollust, Stolz, Ehrsucht, Geiz und die stets geile viehische Begierde der Unzucht, ist die Frucht, die aus der finsteren Welt in der äußeren Welt auswächst.

7.36. Ähnlich wie die Liebe aus dem Tod grünt (wenn sich der Willen-Geist in das Feuer Gottes hineinergibt und gleichsam im Tod versinkt, aber in Gottes Reich mit einer freundlichen Begierde zur Wohltätigkeit ausgrünt), so hat sich der Wille der Bosheit in das Verderben hineingegeben, nämlich in den grimmigen, strengen und ewigen Tod, aber grünt in dieser verdorbenen Welt in der äußeren Welt der äußeren Natur mit seinem Zweig aus und trägt solche Frucht.

7.37. Daran kann sich ein jeder kennenlernen, er muß nur nach seiner Eigenschaft forschen, zu der ihn sein Wille stets treibt. Denn in diesem Reich steht er, und ist kein Mensch, wie er sich selber dafür hält und ausgibt, sondern eine Kreatur der finsteren Welt, wie ein geiziger Hund, ein stolzer Vogel, ein unkeusches Tier, eine grimmige Schlange, eine neidige Kröte voller Gift usw. Alle diese Eigenschaften quellen in ihm und sind sein Holz, daraus sein Feuer brennt. Und wenn ihn dann das äußere Holz als das Wesen der vier Elemente in seinem Sterben verlassen wird, dann bleibt allein der innere giftige und bösartige Qual-Quell.

7.38. Was kann nun für eine Bildung in solcher Eigenschaft bestehen? Keine andere, als jene, die unter diesen Eigenschaften die stärkste gewesen ist. Die wird von der höllischen Schöpfung in seine Gestalt gebildet, wie zu einer giftigen Schlange, einem entsprechenden Hund oder einem anderen Tier usw. In welche Eigenschaft sich der Willen-Geist hineinergeben hat, diese Eigenschaft ist danach die Bildung der Seele. Und dies ist der eine Teil (der Menschen).

7.39. Noch mehr soll sich der Mensch in seiner Begierde prüfen (denn ein jeder Mensch hat diese bösartigen Eigenschaften in sich), ob er auch eine stete Begierde in sich findet, um dieses Gift und diese Bosheit zu töten? Ob er ein Feind dieses Giftes ist? Oder ob er seine Freude daran hat, das falsche (illusorische) Gift stets ins Werk zu richten, nämlich in Stolz, Geiz, Neid, Unzucht, Lügen und Betrügen?

7.40. Wenn er nun in sich findet, daß er seine Freude daran hat und dieses immer gern ins Werk richten will, dann ist er kein Mensch, wie er sich selber erachtet. Sondern der Teufel betrügt ihn in fremder Gestalt, so daß er meint, er sei ein Mensch, aber er trägt nicht das Bildnis Gottes, sondern der Schlange, und ist nur im äußeren Reich ein Gleichnis eines Menschenbildes, solange er in dieser (bösartigen) Eigenschaft bleibt, so daß diese Eigenschaft Oberherr ist (und ihn beherrscht).

7.41. Wenn er aber den Kampf in sich findet, so daß sein innerlicher Wille immer, ja stündlich gegen die bösen (bzw. unheilsamen) Eigenschaften kämpft, sie auflöst und nicht zum bösen Wesen kommen läßt, und daß er immer gern wohltun wollte, aber trotzdem diese bösen Eigenschaften findet, die ihn behindern, so daß er nicht überall das ins Werk richten (bzw. verwirklichen) kann, was er gern will, und daß er eine Begierde zur Entsagung und Buße findet, und eine stets währende Begierde nach Gottes Barmherzigkeit in ihm quillt, so daß er gern wohltun (und heilsam handeln) wollte, wenn er nur könnte,

7.42. der kann denken und sicher wissen, daß Gottes Feuer in ihm glimmt und immerfort zum Licht arbeitet, das gern brennen wollte, und es immer Essenz zur Flamme gibt, die aber von der bösen Feuchte dieser Welt, die uns Adam hineingeführt hat, gedämpft wird.

7.43. Wenn dann der äußere bösartige Leib mit seinem Nebeldunst zerbricht, so daß er den glimmenden Docht nicht mehr behindern kann, dann entzündet sich das göttliche Feuer in seiner Essenz, und die göttliche Bildung wird gebildet, entsprechend der stärksten Qualität, die der Mensch hier in seiner Begierde geführt hat, nach seiner stärksten Eigenschaft. Wenn er aber in dieser beschriebenen Ritterschaft nicht bleibt, sondern den Kampf wieder fallenläßt, dann kann er ganz gefährlich wieder verderben.

7.44. Die dritte Prüfung ist dieses, daß sich ein Mensch erkenne, in welchem Wesen und welcher Bildung er steht. Findet er, daß er eine beständige Begierde nach Gott hat und in seiner Begierde so mächtig ist, daß er die bösen Essenzen, sooft ihm eine Qual entzündet wird, wieder zerbrechen und in Sanftmut verwandeln kann, das heißt, in Geduld eintreten, und daß er seines (wahren) Wesens mächtig ist und alles fallenläßt, was in dieser Welt glänzt und glitzert, der kann im Handeln das Böse mit dem Guten überwinden. Wer die Macht über all sein äußerliches Wesen hat, sei es Geld oder Gut, um den Bedürftigen davon abzugeben, und um Gottes Wahrheit willen das alles verlassen kann, um sich willig in gewisser Hoffnung des Ewigen um Gottes Willen in die Armut zu begeben, und wem die göttliche Kraft quillt, so daß er das Licht des Freudenreichs darin entzünden kann und schmeckt, was Gott ist, der ist der Gewisseste und trägt die göttliche Bildung mit himmlischer Wesenheit sogar in der Zeit des äußeren Leibes in sich.

7.45. Dort ist Jesus aus der Jungfrau geboren, und dieser Mensch stirbt ewig nicht. Er läßt nur das äußere Reich von sich gehen, das ihm in dieser Zeit ein Gegensatz und eine Hinderung gewesen war, mit denen sich Gott verdeckt hat. Denn Gott will nicht die Perlen vor die Säue werfen, deshalb sind sie in ihm verborgen.

7.46. Dieser neue Mensch steht nicht in dieser Welt, und so kennt ihn auch der Teufel nicht, der aber seiner Essenz gram ist, die das innere Zentrum enthält, denn es behindert ihn, so daß sein Wille nicht geschieht. Darum hetzt er die bösartigen Tier-Menschen gegen ihn, damit sie ihn plagen und verfolgen, auf daß die wahre Menschheit verdeckt bleibe.


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