Von sechs theosophischen Punkten

(Text von Jacob Böhme 1620, deutsche Überarbeitung 2021)

2. Kapitel - Der Grund der drei Prinzipien

Von der Eigenschaft des Prinzips, was das Prinzip sei, oder was sie alle drei sind.

2.1. Ein Prinzip ist das, wo sich ein Leben mit einer Beweglichkeit findet, aber keines ist. Das Feuer ist ein Prinzip mit seiner Eigenschaft, und auch das Licht ist ein Prinzip mit seiner Eigenschaft, denn es wird aus dem Feuer geboren, und ist doch nicht des Feuers Eigenschaft. Es hat auch sein eigenes Leben in sich, aber das Feuer ist die Ursache dafür, und die grimmige Angst ist eine Ursache für die beiden.

2.2. Aber den Willen zur Angst, der die Angstnatur verursacht und „Vater“ heißt, den kann man nicht erforschen. Wir erforschen nur das, wie (in welcher Form) er sich in die höchste Vollkommenheit in das Wesen der Heiligen Dreifaltigkeit hineinführt und sich in den drei Prinzipien offenbart, und wie die Essenz jeder Qual entsteht, und was die Essenz sei, davon das Leben mit den Sinnen entsteht, das Wunder aller Wesen.

2.3. So erkennen wir das dritte Prinzip als die Qual dieser Welt (bezüglich des wirkenden „Quell-Geistes“, der gestaltenden „Qualität“ und der feindlichen „Qual“) mit den Sternen und Elementen für ein Schöpfung aus den Wundern der ewigen Weisheit.

2.4. Das dritte Prinzip offenbart die beiden ersten Prinzipien, obwohl auch jedes in sich selbst offenbar ist. Aber so hat sich das ewige Wesen in seinen Wundern, die in der Weisheit erblickt worden sind, durch eine solche Eigenschaft offenbaren wollen, nämlich nach dem Grund der Ewigkeit, nach der Grimm- und der Liebe-Qual. Und so hat das ewige Wesen alles nach dem ewigen Ursprung vom Bösen und Guten in ein kreatürliches und bildliches Wesen geschaffen, wie es vor Augen steht, daß in dieser Welt Gutes und Böses ist. Dafür sind doch die Teufel eine große Ursache, die in ihrer Schöpfung im Fall die grimmige Matrix (Gebärmutter) heftiger im Grimm bewegt haben, so daß sich auch Gott nach des Grimmes Eigenschaft sehr bewegt hat, um sie aus dem Licht in den Tod der Grimmigkeit auszustoßen, davon auch gleich die himmlische Wesenheit mit bewegt wurde, so daß in die irdische Wesenheit gar viel mit eingeschlossen worden ist, das in der Freiheit stand.

2.5. Wie wir am Gold und seiner Tinktur erkennen, wenn sie vom irdischen Wesen (der toten Schlacke) befreit ist. Dann besteht sie im Feuer und in aller Qual, und so kann sie keine Qual bändigen als allein der Wille Gottes. Deshalb muß wegen der Unwürdigkeit der Welt öfters etwas (zur Reinigung) geschehen.

2.6. Denn wenn wir die Schöpfung dieser Welt recht betrachten, und uns den Geist des dritten Prinzips als den Geist der großen Welt mit den Sternen und Elementen vornehmen, dann finden wir die Eigenschaften der ewigen Welt untereinander wie vermengt, gleich einem großen Wunder, dadurch Gott, das höchste Gut, die ewigen Wunder, die im Verborgenen standen, offenbaren und ins Wesen führen wollte.

2.7. Wir finden Gutes und Böses, und finden in allen Dingen das Zentrum der Natur als die Kammer der Angst. Vor allem aber finden wir den Geist der großen Welt in zwei Qual-Qualitäten, nämlich als Hitze und Kälte. Darin wir an der Kälte das Zentrum des herben und scharfen Grimms erkennen, und an der Hitze das Prinzip im Feuer, und doch haben sie nur einen Ursprung miteinander.

2.8. Das Feuer kommt aus dem Grimm der Kälte, und die Kälte aus dem Zentrum der Natur, nämlich aus der herben und scharfen Angst, weil die Herbigkeit so streng an sich zieht und eine Wesenheit macht. Wie uns auch zu erkennen ist, daß sie durch die Bewegung des Vaters in der Schöpfung die Erde und Steine gemacht hat, dazu doch kein anderes Wesen war als nur sein eigenes Wesen, das in beiden Prinzipien, nämlich in der Lichtwelt und der Todeswelt, in beiden Begehren geboren wurde.

2.9. Was der Grimm in der Bewegung erreichte, das wurde mit zur Erdkugel geschaffen. Darum findet man vielerlei darin, Böses und Gutes, und es geschieht oft, daß man aus dem Bösesten das Beste machen kann, weil das Zentrum der Natur darin ist. Wenn man es ins Feuer bringt, dann kann das reine Kind der ewigen Wesenheit daraus hervorgebracht werden, wenn es vom Tod befreit wird, wie am Gold zu sehen ist (das von der toten Schlacke befreit wurde).

2.10. Doch weil wir in dieser Welt das ewige Feuer nicht erreichen können, darum können wir auch nichts aus diesem Prinzip herausführen. Das ist der Mangel des ewigen Feuers, das wir nicht erreichen, als nur in der Imagination, durch die der Mensch die Macht hat, das Leben aus dem Tode zu führen und in göttliche Wesenheit zu bringen. Das kann allein im Menschen geschehen. Was aber außerhalb des Menschen ist, das gehört zu Gott und bleibt zur Erneuerung bis ans Ende dieser Zeit.

2.11. So geben wir das Wesen und die Eigenschaften der Prinzipien zu verstehen. Das erste Prinzip steht im Willenfeuer und ist eine Ursache der anderen beiden, wie auch des Lebens und des Verständnisses, und eine Erhaltung der Natur, sowie aller Eigenschaften des Vaters.

2.12. Und das zweite Prinzip steht im Licht, nämlich im Feuer der Begierde. Und diese Begierde macht das Wesen aus der Eigenschaft des ersten Prinzips.

2.13. Das erste und zweite Prinzip sind Vater und Sohn in der Ewigkeit, und einer wohnt im anderen, doch ein jeder behält seine Eigenschaft. Es gibt kein Vermischen in der Essenz, nur in der Begierde empfängt eines das andere, und so wohnt das Licht in der Begierde des Feuers, so daß die Eigenschaft des Feuers seine Begierde ins Licht gibt, und das Licht ins Feuer.

2.14. Auf diese Weise ist es ein Wesen und nicht zwei, aber hat zwei Eigenschaften, von denen die eine nicht die andere ist und auch ewig nicht werden kann. Wie die Eigenschaft des Geistes nicht das Feuer oder das Licht sein kann, und doch vom Feuer aus dem Licht ausgeht, und weder vom Feuer noch vom Licht einzig und allein bestehen könnte. Das Feuer allein könnte ihn (den Geist) nicht geben, auch das Licht nicht, sondern beide geben ihn. Er ist beider Leben, und ist nur ein Wesen, aber mit drei Eigenschaften, von denen keine die andere ist, wie ihr dies an Feuer, Licht und Luft seht.

2.15. So versteht ihr auch das dritte Prinzip, das eben diese Eigenschaften ist und hat. Es hat auch Feuer, Licht und Geist, gleich der Luft, und ist mit allen Umständen dem ewigen Wesen gleich. Aber es nimmt einen Anfang und geht vom Ewigen aus, und ist eine Offenbarung des Ewigen, eine Erweckung, ein Bildnis und ein Gleichnis des Ewigen. Es ist nicht das Ewige, sondern es ist in der ewigen Begierde ein Wesen geworden, denn diese Begierde hat sich geoffenbart und in ein Wesen geführt, gleich dem Ewigen.

2.16. Der Verstand sagt: „Gott habe diese Welt aus Nichts gemacht.“ Antwort: Es war wohl kein Wesen oder keine Materie dazu da, was äußerlich greifbar wäre. Aber es war eine solche Gestaltung im Willen in der ewigen Kraft.

2.17. Denn die Schöpfung dieser Welt ist mit einer Erweckung des Willen-Geistes geschehen. Der innere Wille, der sonst in sich hinein besteht, hat seine eigene Natur erregt, nämlich das Zentrum, das aus sich heraus begehrend ist, also das Licht, das aus dem Zentrum herausdringend ist. So hat das Zentrum aus sich ein Wesen im Begehren gefaßt, das heißt, es hat sich in seiner eigenen Imagination ein Wesen in der Begierde gefaßt oder gemacht und hat auch das Wesen des Lichtes mit ergriffen.

2.18. So hat das Ewige einen Anfang ergriffen, und darum müssen die Wesen dieser Welt mit ihrer Bildung wieder ins Ewige vergehen, denn sie sind im Ewigen ergriffen worden. Was aber aus dem Anfang in der Begierde gemacht oder ergriffen wurde, das geht wieder in seinen Äther (bzw. Raum), nämlich ins Nichts, nur wieder in den Spiegel der Imagination. Aber das ist nicht vom Ewigen, sondern ist und gehört der ewigen Magie zum Begehren. Gleichsam wie ein Feuer ein Wesen verschlingt und verzehrt, wo nichts bleibt, sondern es wird wieder das, was es war, als es noch kein Wesen war.

2.19. So geben wir euch zu verstehen, was das Wesen dieser Welt ist, nämlich nichts anderes als ein geronnener Rauch aus den ewigen Äthern („Informations-Räumen“), der so eine Hervorbringung gleich dem Ewigen hat. Denn er schließt sich in ein Zentrum eines Wesens ein und verzehrt sich schließlich wieder selbst, geht wieder in die ewige Magie ein und ist nur eine Zeitlang ein Wunder als eine Offenbarung des Ewigen, dadurch sich das Ewige, das in sich selbst offenbar ist, auch aus sich heraus offenbart und seine Imagination ausschüttet, um damit dasjenige zu erneuern, welches mit der Bewegung im Begehren gefaßt oder gemacht wurde, so daß das Ende wieder in den Anfang eingehen kann.

2.20. Denn nichts kann in die Freiheit des Ewigen eingehen, wenn es nicht dem Ewigen gleich ist, im Willen-Feuer besteht und so subtil ist, wie die Wesenheit des Lichtes, das heißt, wie ein Wasser, das in einem Wesen wohnen kann, wo auch das Licht innerlich wohnen und seinen Schein hindurchführen kann. Dasselbe wird vom Zentrum der Natur nicht ergriffen, und obwohl es der Eigenschaft der Natur gleicht, so ist es doch ein Ewiges.

2.21. So geben wir euch zu verstehen, daß alles, was in dieser Welt jemals geboren wurde und ein (greifbares) Wesen hat, das nicht aus dem ewigen Wesen herrührt, das Ewige nicht erbt. Aber seine Bildung bleibt auf magische Weise im ewigen Mysterium bestehen. Denn sie ist im Ursprung mit der Schöpfung aus dem Ewigen hervorgegangen, aber ihr Leib und ganzes Wesen der Qual-Qualitäten vergeht, wie sich ein Rauch verzehrt, denn es kommt aus dem Anfang und geht in das Ende.

2.22. Was aber aus dem ewigen Wesen entsteht, aus der Wesenheit des ewigen Lichtes, kann nicht vergehen. Es vergeht nur das daran, was aus dem Anfänglichen in das Ewige hineingegangen ist, wie das äußerliche Fleisch, das durch Imagination im Menschen ins Ewige hineingeführt wurde. Das muß sich wie ein Rauch verzehren.

2.23. Was aber aus der ewigen Imagination in das Ewige hineingeführt wird, das bleibt ewig bestehen, und was aus dem Ewigen herausgeboren wird (sozusagen aus der ewigen Natur), ist im Menschen die Seele, und das bleibt ewig, denn es ist aus dem Ewigen entstanden.

2.24. Denn wenn etwas aus dem ewigen Zentrum des Grimms geboren wird, dann kann es in seine Erneuerung gehen, wenn es will. Gleichwie sich die ewige Natur vom Wesen der äußeren Natur erneuert und das verläßt, was es im Anfang gemacht hat, und nur das magische Bild behält, das aus dem ewigen Willen mit dem Schöpfungswort (Verbo Fiat) in der Schöpfung in das Äußere hineingeführt wurde, so kann auch der Mensch das erneuern, was er macht: Wenn er das Irdische verläßt, so kann er das, was er aus dem Ewigen ausgeboren hat, erneuern. Wird es aber nicht erneuert, dann bleibt es in der Qual.

2.25. Denn alles was nicht dem Feuer, Licht und Wasser gleich wird oder ist, kann nicht in Freiheit bestehen, sondern bleibt in der Qual dessen, was es in sich erweckt oder gemacht hat, das heißt, aus dem Zentrum der Natur und was es im Willen der Freiheit hineingeführt hat. Also wird ihm das eine Qual sein und ein Nagen oder Widerwille, was er sich selbst aus seiner eigenen Natur geboren hat. Damit hat er sich die Freiheit finster gemacht, so daß das Licht nicht durchscheinen kann, und das wird seine Finsternis sein.

2.26. Denn wo der Wille finster ist, da ist auch des Willens Wesen als sein Leib finster. Und wo der Wille in der Qual ist, da ist auch der Leib in der Qual. Und darum werden die Kinder des Lichtes in der Freiheit von den Kindern der Finsternis in der Angstqual geschieden, ein jedes in sein Prinzip.

2.27. So geben wir euch nun ferner zu verstehen, daß ein jedes Prinzip sein eigenes Leben nach seiner Eigenschaft gebiert. Aber das Feuer ist das Scheideziel, das die zwei ewigen Prinzipien begnügt, nämlich die Finsternis und das Licht. Der Finsternis gibt es seinen Stachel und das Leiden, und dem Licht gibt es seine Empfindlichkeit und das Leben.

2.28. Entsprechend hat auch das dritte Prinzip zwei Eigenschaften, nämlich Hitze und Kälte. Die Hitze ist das Prinzip und gibt der Kälte ihren Stachel mit dem Leiden, und dem Licht gibt sie das Leben und die Empfindlichkeit, und das Licht gibt sein Wesen wiederum dem Feuer, so daß es mit ihm freundlich vereinigt wird. Auch die Kälte gibt seine Eigenschaft und sein Wesen dem Feuer, aber das Feuer zerbricht es ihr und macht aus ihrem Wesen den Tod und das Sterben. Darum ist immer eine Feindschaft zwischen Hitze und Kälte, und sie werden niemals eins.

2.29. Aber sie erlangen in ihrer Feindschaft, daß ihnen das Leben durch den Tod grünen muß. Denn aus der Hitze und Kälte kommt das Gewächs des dritten Prinzips, in dem wir äußerlich leben. Von der Kälte kommt die Frucht aus der Erde, sowie der Leib aller Kreaturen und das (greifbare) Wesen in den Elementen. Von der Hitze kommt durch ihren Streit das Leben in den Leib aller Kreaturen und Gewächse, und in der Tiefe der Elemente gibt sie den Geist der großen Welt in vielfältigen Bildungen. Wo also die Kälte ein (greifbares) Wesen macht, dort macht die Hitze einen Geist darin.

2.30. So ist das Wesen überall im Ringen, damit die Wunder der ewigen Welt in der Vergänglichkeit offenbar werden, und daß sich das ewige Modell in der Weisheit Gottes in Bildungen führe, und daß diese Modelle in der ewigen Magie, im Mysterium, zu Gottes Wunder und zur Freude der Engel und Menschen ewig bestehen, wohl nicht im Wesen, aber im Mysterium in der Magie, wie ein Schatten des Wesens, damit ewig erkannt werde, was Gott gewirkt hat, was er kann und vermag.

2.31. Denn nach dem Vergehen dieser Welt bleibt nur das Ewige im Wesen, nämlich ewige Geister mit ewiger Wesenheit ihrer Leiber, mit den hier gemachten Wundern, die in der Bildung magisch bestehen, daran die Geister die Wunder und die Macht Gottes erkennen werden.

2.32. So können wir jetzt die Prinzipien mit ihren Wundern betrachten, die alle drei nichts anderes sind, als der einige (ganzheitliche) Gott in seiner Wundertat, der sich nach der Eigenschaft seiner Natur mit dieser Welt offenbart hat. Und so können wir ein dreifaches Wesen verstehen, nämlich drei Welten ineinander.

2.33. Die erste ist die Feuerwelt. Die entsteht vom Zentrum der Natur, und die Natur vom begehrenden Willen, der in der ewigen Freiheit im Ungrund entsteht, für den wir keine Wissenschaft haben oder tragen.

2.34. Und die zweite ist die Lichtwelt, die in der Freiheit im Ungrund jenseits der Natur wohnt, aber von der Feuerwelt herkommt. Denn sie empfängt ihr Leben und ihre Empfindlichkeit vom Feuer, sie wohnt im Feuer, aber das Feuer ergreift sie nicht. Und das ist die Mittelwelt.

2.35. Das Feuer ergibt im Zentrum der Natur vor seiner Anzündung die finstere Welt, und ist dann in seiner Anzündung in sich selbst die Lichtwelt, weil es sich selbst in das Licht scheidet und das Zentrum in der Finsternis sein läßt. Denn es ist damit nur eine Qual-Qualität in sich selbst und eine Ursache des Lebens.

2.36. Diese Lichtwelt hat auch Kreaturen, die zwar ihre grimmige Essenz sind, aber kein Leid fühlen, denn sonst wäre ihnen das Licht ein Leiden. Doch den gefallenen Teufeln, die im Prinzip in die Lichtwelt geschaffen wurden, denen ist die Finsternis ein Leiden und das Feuer eine Macht oder Stärke, denn es ist ihr wesentliches Leben entsprechend ihrer Essenz, wie auch nach vielen Eigenschaften vermöge des Zentrums der Natur.

2.37. Die dritte Welt ist die äußere, in der wir nach dem äußeren Leib wohnen, mit den äußeren Werken und Wesen, die aus der finsteren und auch aus der Lichtwelt geschaffen wurden. Darum ist sie böse und gut, grimmig und lieblich. Und von dieser (gegensätzlichen) Eigenschaft sollte Adam nicht essen, noch darin imaginieren, sondern die drei Welten sollten in ihm in der (ganzheitlichen) Ordnung stehen, so daß keine die andere ergreifen könnte, außer in Gott selbst. Denn Adam war aus allen drei Welten geschaffen, ein ganzheitliches Bild und Gleichnis Gottes.

2.38. Weil er aber vom Bösen und Guten gegessen und das Äußerliche in das Innerliche hineingeführt hatte, so muß jetzt das Äußerliche vom Innerlichen abbrechen, und es geschieht ein Scheiden, weil das Äußerliche wieder in seinen Äther (bzw. Raum) vergehen muß, und das Innerliche bleibt bestehen.

2.39. Wenn jetzt einer einen wahren Menschen stehen sieht, dann kann er also sagen: „Hier sehe ich drei Welten stehen, aber nicht vergehen.“ Denn die äußere Welt bewegt sich mit dem äußeren Leib. Aber darum hat der äußere Leib keine Macht mehr, die Lichtwelt zu bewegen. Er hat sich also nur in die Lichtwelt eingeführt (und sie überdeckt), dadurch sie im Menschen erloschen ist, denn er ist gleichsam nur die finstere Welt in sich geblieben. Doch die Lichtwelt bleibt in ihm unbeweglich bestehen und besteht in ihm wie verborgen.

2.40. Wenn er aber ein wahrer Mensch aus der neuen Geburt ist, dann besteht sie in ihm, wie das Licht das Wasser durchscheint, und macht die Essenz beweglich und begierig, so daß die Essenz grünt und damit auch der neue Mensch im Licht. Und wie man den Sonnenglanz nicht bewegen kann, so auch das ewige Licht nicht, nämlich die Lichtwelt. Sie steht still und scheint durch alles hindurch, dessen sie fähig ist, nämlich was da dünn wie ein Nichts ist, ähnlich wie Feuer und Wasser sind, was zwar alles noch substantiell ist, aber gegenüber dem Äußerlichen wie ein Nichts.

2.41. So hat ein jedes Prinzip sein Gewächs aus sich selbst, und das muß so sein, sonst wäre alles ein Nichts.

2.42. Also: Das Prinzip des Feuers ist die Wurzel, das in seiner Wurzel wächst und in seiner Eigenschaft Herb, Bitter, Grimm und Angst hat, und das wächst in seiner Eigenschaft in Gift und Tod, nämlich in das ängstliche strenge Leben, das wegen dem strengen Einziehen die Finsternis in sich ergibt. Seine Eigenschaften machen Sulphur (Schwefel), Mercurius (Quecksilber) und Salz, obwohl des Feuers Eigenschaft nicht „Sul“ im Sulphur macht, sondern der Wille der Freiheit macht das „Sul“ im „Phur“, indem das Prinzip vor sich geht.

(Siehe auch „Die drei Prinzipien“ §1.7: Nun haben Schwefel („Sulphur“), Quecksilber und Salz soviel Vernunft, daß sie kreatürlich sprechen können (und wie der Klang ihrer Silben wirken). „Sul“ ist die Seele oder der ausgegangene Geist als ein Gleichnis Gottes. „Phur“ ist die Urmaterie, aus welcher der Geist geboren wird, besonders die Herbigkeit. Quecksilber („lebendiges Silber“) hat viererlei Qualitäten in sich, nämlich Herb, Bitter, Feuer und Wasser. Und Salz ist das Kind, das diese vier gebären, und es ist herb und streng (kristallin bzw. grobstofflich) und ermöglicht die Begreifbarkeit.)

2.43. Was aber in seine Eigenschaften geht, das ist nur „Phur“, nämlich die Strengheit (bzw. Herbigkeit) mit den anderen Gestaltungen am Zentrum. Dies ist die vorherrschende Ursache zum Leben und zum Wesen aller Dinge. Auch wenn es wohl bösartig in sich selber ist, so ist es doch dem Leben und der Offenbarung des Lebens das Allernützlichste, denn ohne diese Eigenschaft könnte kein Leben sein. Dieses Prinzip gründet sich in die innere und die äußere Welt: In der Inneren wie unempfindlich, und in der Äußeren mit seinem Grimm empfindlich.

2.44. Auch das zweite Prinzip hat sein Gewächs aus sich, denn das Feuer quillt im Licht mit seinen Eigenschaften, aber das Licht verwandelt die grimmigen Eigenschaften in eine Begierde der Liebe und des Freudenreichs. Darum ist auch des Feuers Essenz und Eigenschaft im Licht ganz verwandelt, so daß aus Angst und Leiden eine Liebe-Begierde wird, und aus dem Stechen und Wüten eine freundliche sinnliche Vernunft.

2.45. Denn das Licht entzündet die Essenzen mit der Liebe-Qualität, so daß sie nach der Eigenschaft des Geistes ein Gewächs aus sich ergeben, nämlich einen freundlichen Willen, Sitten, Tugend, Frömmigkeit, Geduld im Leiden, Hoffnung vom Übel erlöst zu werden, sowie von Gottes Wundertaten in Begierde und Lust immer zu reden, zu klingen und zu singen und sich der Werke und Wundertaten Gottes zu erfreuen, immer gern wahrhaft handeln zu wollen, dem Übel und der Bosheit zu wehren, seinen Nächsten mit der Liebe immer gern in die Lichtwelt ziehen zu wollen, vom Bösen zu fliehen, die bösartigen Affekte immer mit Geduld in der Hoffnung auf Erlösung zu dämpfen, sich in der Hoffnung dessen zu erfreuen, was die Augen nicht sehen und der äußere Verstand nicht erkennt, immer aus dem Übel herauszudringen und die Begierde ins göttliche Wesen hineinzuführen, und immer gern von Gottes Brot essen zu wollen.

2.46. Diese Eigenschaften führt der neue Mensch, der von der Lichtwelt wiedergeboren ist, und dies sind seine Früchte, welche die Lichtwelt in ihm über den alten Adams hinaus immer gebiert und den alten Adam von dieser Welt immer tötet und mit ihm immer im Streit liegt, der dann dem neuen Menschen solcherart nachgehen muß, auch wenn es wie ein fauler Esel ist, der den Sack tragen muß, weil ihn sein Herr immer hinterherpeitscht. So arbeitet der neue Mensch mit dem alten und zwingt ihn, daß er tun muß, was er nicht gern will. Denn was die Freude dieser Welt genannt wird, wäre dem alten Esel lieber, aber so muß er Knecht sein.

2.47. Zum anderen hat dieses Prinzip ein Gewächs und gibt seine Freude allgemein in das dritte Prinzip, nämlich in den Geist der großen Welt, so daß die äußeren und inneren Verwirrungen abgewehrt werden. Es dringt hindurch und gibt Fruchtbarkeit. Es wehrt den Grimm der Sterne ab und zerbricht die Konstellation beider, der Geister und auch des Sternhimmels. Es widersteht dem Grimm des Teufels und den Anschlägen der boshaften Menschen, sofern aber auch Heilige gefunden werden, die es wert sind.

2.48. Auch das dritte Prinzip hat sein Gewächs. Darin wurden die Sterne und Elemente aus dem Inneren geboren und geschaffen, die in diesem Reich mit der Sonne das „dritte Prinzip“ genannt werden. Denn die inneren zwei Welten, die Feuer- und die Lichtwelt, haben sich mit dem dritten Prinzip geoffenbart, und alles ist untereinander vermengt, Gutes und Böses, Liebe und Feindschaft, Leben und Tod. In allem Leben ist der Tod und das Feuer, aber auch eine Begierde der Liebe, alles nach den Eigenschaften der inneren Welt. Und daraus wächst zweierlei Frucht, nämlich Böse und Gut, und eine jede Frucht hat auch beide Eigenschaften. Entsprechend zeigen sie sich in allem Leben dieser Welt, so daß immer der Zorn und die bösartige Qual mit der Liebe streiten. Darin sucht sich eine jede Eigenschaft und bringt Frucht. Was das Gute macht, das zerstört das Böse, und was das Böse macht, das zerstört das Gute. So ist ein steter Krieg und Streit, denn die Eigenschaften beider inneren Prinzipien sind im Äußeren rege, und ein jedes bringt und wirkt Frucht in das innere Reich, und ein jedes will Herr sein.

2.49. Die Kälte, als der Ausgang aus dem inneren Zentrum, aus dem Grimm des Todes, will Herr sein und immer in den Tod einschließen, und so erweckt sie immer den Stachel des Todes. Und die Hitze, als der Ausgang aus dem wahren Feuer, will auch Herr sein, denn sie will alles bändigen und verzehren, und will immer roh ohne Leib sein. Sie ist ein Geist und begehrt nur ein Geistleben. Sie gibt der Kälte den Stachel, denn sie tötet sie oft, so daß sie ihr Recht fallenlassen und sich der Hitze ergeben muß.

2.50. So will auch die Sonne als das Licht Recht haben, und will Herr sein. Sie überwindet die Hitze und die Kälte, denn sie macht in ihrer lichten Sanftmut das Wasser und führt im Lichtgeist einen freundlichen Geist in Form der Luft. Obwohl das Feuer die Stärke des Windes gibt, und die Sonne den sanftmütigen Geist, der zurecht „Luft“ heißt, so ist es wohl einer, aber hat zwei Eigenschaften: Die erste nach dem Feuer als ein schreckliches Erheben, und die zweite nach dem Licht als ein sanftes Leben.

2.51. So ist das äußerliche (dritte) Prinzip nur ein stetiger Krieg und Streit, ein Aufbauen und Zerbrechen: Was die Sonne mit dem Licht erbaut, das zerbricht die Kälte, und das Feuer verzehrt es ganz.

2.52. In diesem Kampf geht sein Wachsen in Streit und Uneinigkeit auf: Das eine zieht aus der Erde seine Fruchtbarkeit, und das andere zerbricht oder verschlingt sie wieder.

2.53. Es bewirkt in allen Tieren Bosheit und Streit, denn alle Tiere und alles Leben dieser Welt, außer dem Menschen, sind nur Früchte des dritten Prinzips, und haben nur das Leben des dritten Prinzips, das in beidem ist, in ihrem Geist und ihrem Leib. Alles, was sich regt und webt in dieser Welt, und auch der Mensch mit seinem Geist und sichtbaren Leib in Fleisch und Blut, ist auch nur die Frucht dieses Wesens und gar nichts anderes.

2.54. Aber weil er dann auch die zwei inneren Welten in sich hat (die ihm wahre Vernunft, Sinn und Gemüt geben), die in dieser Zeit des irdischen und elementarischen Leibes miteinander im Streit liegen, so mag er eben zusehen, welche Welt er zum Herrn in sich macht, denn diese wird ewig sein Herr in ihm sein. In dieser Zeit kann er zerbrechen, aber mehr nicht, denn wenn das Äußerliche zerbricht, dann steht alles in seinem Äther (dem „Raum der Information“). Aber das Gemüt ist frei, es ist der Drehpunkt (der Waage) und hat die Vernunft. So kann es hinwägen, wohin es will, und kann dem Prinzip beistehen, welches es will, und in welchen Äther es eingeht, dort ist es ewig.

2.55. Also verstehen wir den Grund der drei Prinzipien, was Gott und die Ewigkeit ist und vermag, und was für ein Gewächs ein jedes aus sich und aus seiner Eigenschaft ergebe, und wie man den Grund der Natur erforschen kann. - Damit ist der erste Teil oder Punkt vollendet. (Vom Gewächs der drei Prinzipien, was ein jedes in sich und aus sich selbst für einen Baum oder ein Leben gebäre. Wie man den Grund der Natur erforschen und erkennen kann.)


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