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(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)
Wie Isaak in der Hungersnot zu Abimelech, dem König der Philister zu Gerar, gezogen war, und wie ihm der Herr dort erschien und ihn dort zu bleiben gebot und damit den Bund seines Vaters mit ihm erneuerte, und was darunter zu verstehen sei. (1.Mose 26)
54.1. Das 26. Kapitel der Genesis zeigt ferner die Geschichte von Isaak auf, wie ihn Gott so wunderlich geführt habe und den Bund seines Vaters Abraham mit ihm erneuert und ihn samt seiner Frau bewahrt und gesegnet hatte. Denn als das Reich der Gnade im Bund Gottes in ihm offenbar geworden war, da grünte nun der Segen Gottes in seinem Vorhaben durch das Reich der Natur hervor.
54.2. Dagegen sehen wir auch, wie der Teufel diesem Segen gram gewesen war und das Reich der Natur in Isaak und seiner Frau Rebekka, in der noch das Sein der Schlange im irdischen Fleisch lag, durch die Lust des Königs Abimelech anzugreifen begehrte.
54.3. Und dies ist abermals eine Darstellung Adams im Paradies und auch Christi in der neuen Wiedergeburt, wie Adam zu König Abimelech in sein Land gezogen war, das heißt, in ein fremdes Reich als in die vier Elemente, wo er seine Frau als die Matrix der himmlischen Gebärerin in sich verleugnet hatte, weil er seine Lust in die tierische Eigenschaft hineinführte.
54.4. Wie hier Isaak mit seiner Frau bei König Abimelech aus Furcht um sein Leben umging, so stand auch Adam in seiner fremden Lust im Reich der vier Elemente und des Gestirns in der Furcht vor dem fremden König, als dem Reich dieser Welt, und verleugnete seine himmlische Geburt aus Furcht im Reich dieser Welt und gab seinen ewigen Willen dem König dieser Welt. So daß es ihm in seiner fremden Lust ähnlich erging, wie hier Isaak mit seiner Frau zu tun vermeinte, der damit in der Bildung Adams stand.
54.5. Diese Bildung hatte sich die göttliche Imagination mit Isaak vorgestellt und den Bund der Wiedergeburt daneben gestellt, als seine verheißene Wahrheit, wie er seine Gnadenkinder bei dem fremden König, als im Reich dieser Welt, führen und vor der Lust und Begierde dieses Königs bewahren wollte. Und wie er diesem König mit seiner Kraft ergreifen und ihm seine Lust und Begierde, als die Lust der Sterne und vier Elemente, in einen anderen Willen der essentiellen Begierde wandeln wollte, so daß des Gestirns scharfe Macht in Fleisch und Blut in den Friedensbund gewandelt werden mußte und den Kindern der Gnade im Bund nichts tun durfte, sondern ihnen selber den Segen und die Früchte gebären müsse, daß sie groß wachsen, wie hier Isaak bei Abimelech in lauter Segen stand, so daß seine Habe von Vieh und Gütern so groß wurde, daß König Abimelech deuchte, er würde ihm zu stark, und ihn deswegen aus seinem Land ziehen hieß.
54.6. Welches eine Bildung von der neuen Geburt im Reich der Natur ist, daß, wenn der innere geistige Mensch das Reich der Natur in göttlicher Kraft überwächst, dann entsetzt sich das Reich der äußeren Natur im Fleisch und Blut im Weltgeist (Spiritu Mundi) davor, denn es sieht und fühlt sein Abnehmen und seinen Untergang und wollte gern sein Eigentum im äußeren Leben erhalten.
54.7. So kommt dann der geistige Mensch im Bund der neuen Geburt und straft den König Abimelech, als das äußere Leben im Geist der äußeren Welt, mit den Wasserbrunnen, welche die göttlichen Sinne als Knechte des neuen Menschen im seelischen Grund als im ewigen Zentrum gegraben haben, so daß sie Abimelech mit seinen Knechten, als den bösartigen irdischen Gedanken und Sinnen, mit eitler Lust des Fleisches wieder zuschüttete. Das waren die Wasserbrunnen, die Abrahams Knechte im Wesen des Glaubens ausgegraben hatten, als Abrahams Glaubensbegierde angedeutet, um welche Abimelechs Knechte als die Fleischesbegierde gezankt und dieselben immer wieder zugeschüttet haben, welche Isaaks Knechte in der Wurzel Israels wieder aufgruben, und endlich auch einen Brunnen gruben, darin sie das Wasser des Lebendigen fanden, wo sie sich hinlagerten. Dieser Brunnen deutet Christus an, denn sie nannten die Stätte Beerscheba, als eine Eröffnung oder Zerschellung, welches die Buße oder Zerschellung des irdischen Willens andeutet, in welcher Buße das lebendige Wasser ausquillt, nämlich Christus.
54.8. Dieses ganze 26. Kapitel der Genesis ist eine Darstellung des armen gefallenen Menschen im verdorbenen Reich der Natur, wie er darin schwimmt und wie die arme Seele darin wandelt, wie sie sich in äußeren Dingen mühte und Kraft suchte, und fand doch nirgends eine bleibende Stätte darin, sondern wanderte von einem ins andere, und wirkte jetzt in diesem und bald in einem anderen, und suchte Ruhe, aber fand keine, bis sie nach Beerscheba kommt, nämlich in die Demut vor Gott, denn so quillt ihr der Brunnen des lebendigen Wassers aus dem Bund Gottes hervor.
54.9. Und wenn auch die Worte in diesem Text des 26. Kapitels von äußerlichen Dingen zu handeln scheinen, so ist es doch nichts anderes, als daß der Geist in Moses unter der äußeren Geschichte nur so mit einer geistigen Bildung vom Reich der Natur und vom Reich Christi spielt. Denn er beginnt und spricht von einer großen Hungersnot, die ins Land gekommen war, aus welcher Not Isaak zu Abimelech, dem König der Philister, nach Gerar zog. Die innerliche geistige Bedeutung versteht so:
54.10. Als Gott Adam geschaffen hatte, da kam er in die Hungersnot, nämlich in die Versuchung, weil die Seele nicht vom äußeren Reich essen sollte, sondern vom inneren. Weil sie sich aber mit ihrem Willen in das äußere Reich wandte, so lebte sie in der Hungersnot, nämlich im Hunger nach dem Wesen der äußeren Welt, und wandte sich deswegen zu Abimelech, dem König der Philister zu Gerar, das heißt, zum verdorbenen Reich in Gottes Zorn, als zum König der Heiden, um unter ihm zu leben.
54.11. Da erschien ihr der Herr, wie hier dem Isaak und sprach: »Ziehe nicht hinab nach Ägypten!« Das heißt: „Du arme Seele, suche nicht in der tierischen Lust, sondern bleibe in dem Land, das ich dir sage, und sei ein Fremdling in diesem Land!“ Das heißt: „Bleibe in meinem Bund und sei mit der Seele in diesem Fleischhaus, darin die Seele nicht daheim ist, ein Fremdling. Dann will ich mit dir sein und dich segnen. Denn dir und deinem Samen will ich alle diese Länder geben, und will meinen Eid bestätigen, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe.“ Das bedeutet:
54.12. „Bleib nur in meinem Willen stehen, dann will ich dir nach dieser Zeit das Reich der Natur nach seinem innerlich guten Grund zum Besitz und Eigentum geben, und will meinen Eid, als Jesus Christus, den ich dir in deinem Fall verheißen und in Abraham in seinem Glauben eingeführt habe, mit dir ewig bestätigen. Und ich will deinen Samen im Reich der Natur, darin du in dieser Zeit im Wirken, in Mühe und Not stehen mußt, so vermehren wie die Sterne am Himmel und deinem Samen alle die gewirkten Kräfte und Werke zum ewigen Eigentum geben. Und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden.“ Das heißt:
54.13. „Durch das Sein deines Glaubens, das in Christus als im Ziel meines Bundes im Reich deiner Natur und kreatürlichen Eigenschaft offenbar und in dir Mensch werden soll, sollen alle Völker als der ganze adamische Baum gesegnet werden. Und zwar, weil Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen war und meine Rechte, Gebote, Weisen und Gesetze gehalten hat, das heißt, weil Abraham mein wirkendes Wort in seiner Seelenbegierde eingenommen hat und meiner Stimme in ihrer Wirkung folgte, die als göttliche Wirkung das Gebot, Gesetz und die Weise ist.“ Mit dieser Wirkung zeigte Gott auch Abraham mit der Beschneidung die Bildung des Reiches Christi, wie es die Sünde und Eitelkeit abschneiden würde, und diese Bildung nannte Gott seine Weise und sein Gesetz im Bund und sein Recht.
54.14. Aus dieser Bildung fährt der Geist Moses fort und deutet unter der äußeren Geschichte des Königs Abimelech an, wie die Knechte Abimelechs mit Isaaks Knechten um die Wasserbrunnen gezankt haben, und wie Abrahams und Isaaks Knechte Wasserbrunnen gegraben hatten, die aus Neid und Widerwillen von den Philistern immer wieder verstopft wurden. Mit diesem Bild deutet der Geist heimlich an, wie die Kinder der Heiligen, als die Erzväter Abraham und Isaak in ihrem Wesen des Glaubens immer wieder nach dem Brunnquell des Lebens im Bund Gottes gegraben haben und auch die Erkenntnis vom Messias erlangten.
54.15. Aber diese Brunnquellen wurden auch immer wieder durch den Teufel in Gottes Zorn und durch ihren irdischen Verstand zugedeckt und verdunkelt, bis sie die Verheißung vom Messias im Glauben ergriffen und gefaßt hatten. Da sagten sie: „Wir haben einen Brunnen gegraben und das Wasser des Lebendigen gefunden.“ Diesen nannte Isaak Saba (Scheba), und deutet darunter den Sabbat Christi an, wie er dann auch darauf sagt: »Daher heißt die Stätte Beerscheba.« Nämlich eine Zerschellung oder Zerbrechung des teuflischen Zorns und Neides in der menschlichen Eigenschaft, um anzudeuten, wie der Sabbat Christus, als der geistige Brunnquell, Beerscheba heiße, als eine Zerschellung des Todes, weil sich der Sabbat in den Tod hineinführt und den Brunnen des Lebens durch den Tod herausführt.
54.16. Zu welchem Brunnquell sich die Kinder des göttlichen Bundes lagerten und auf die Verheißung warteten, bis dieser Brunnquell in der Menschheit offenbar wurde und aus Christi Blut und Tod ausquoll, davon die arme Seele trank und damit in den ewigen Sabbat hineingeführt wurde, weil sie vom Streit der Philister erlöst war, nämlich vom Streit des göttlichen und teuflischen Zorns, wie solches die Historie in diesem Text in der hohen Zunge klar andeutet, welche sich der Geist Moses in der Bildung so vorgestellt hat und mit der Beschreibung dieser Darstellung spielt.
54.17. Wie auch das ganze Alte Testament eine Darstellung des Neuen Testamentes ist, und das Neue eine Darstellung der künftigen ewigen Welt, darin die Bildungen in göttlicher Kraft stehen und der Geist Gottes in Ewigkeit mit seinen Wundertaten spielen wird. Zu welchem Ziel er auch den Menschen geschaffen und die Kraft seiner Stimme als das lebendige Wort in ihn eingesprochen hat, so daß er ein Bild des ewigen Wortes ist, mit welchem Bild der ewige Geist spielen und Wunder wirken will, damit in der ewigen Weisheit eine Freude und Erkenntnis sei.
54.18. Wie nun der Geist Moses die Bildung Adams und Christi unter einer Historie angedeutet hat, so fährt er fort und deutet ferner an, wie es den Kindern Gottes in dieser Zeit ergehen müsse, in welcher Begierde die arme Seele im Fleisch und Blut gefangenliege und immerdar gequält werde, wie hier Isaak und Rebekka. Denn der Text sagt: »Als Esau vierzig Jahre alt war, nahm er Judith zur Frau, die Tochter Beeris, des Hetiters, und Basemat, die Tochter Elons, des Hetiters. Und diese machten Isaak und Rebekka nur Herzeleid.« Und er sagt an diesem Ort weiter nichts von diesen Frauen oder ihren Kindern, um anzudeuten, daß es eine Bildung sei, darunter er deute. Was der Verstand ganz fremd ansieht und sich wundert, wie Gott dem heiligen Isaak durch seinen Sohn noch zwei bösartige Frauen zugefügt habe, mit denen er neben seiner schönen und gesegneten Rebekka in Kummer und Widerwärtigkeit leben mußte. So ganz heimlich stellt der Geist Moses seine Bildung dar, daß der Verstand daran blind sein muß. Die geistige Bedeutung versteht so:
54.19. Die vierzig Jahre des Alters von Esau oder auch Isaaks, nachdem er Esau gezeugt hatte, deuten an, daß Adam mit seiner Eva, als er Mann und Frau und doch keines davon war, im Paradies vierzig Tage in der Versuchung oder Prüfung stand und mit seiner schönen Eva, als mit seiner weiblichen Eigenschaft, in sich selbst Freude hatte.
54.20. Aber Abimelech, als der König dieser Welt, hat seine Lust in diesen schönen weiblichen Rosengarten, als in die Venus-Tinktur, das heißt, in das heilige Leben der Liebe, in Adam hineingeführt und das Zentrum der seelischen Natur rege gemacht, davon Adam lüstern wurde, um in seiner Eigenschaft noch zwei Frauen zu nehmen, nämlich die irdische Weiblichkeit nach tierischer Eigenschaft aus den vier Elementen und die siderische Weiblichkeit aus dem Gestirn. Diese falschen Weiber (der weltlichen Gegensätze) wachten in Adams weiblicher Eigenschaft auf, die er sich zu seiner Lust annahm, wie Esau die Weiber der Spötterei, mit denen er sich selbst und seiner wahren weiblichen Eigenschaft nur Herzeleid und Jammer zurichtete, wie wir das heute noch erdulden und unsere Zeit mit ihnen im Jammer verzehren müssen.
54.21. Des weiteren deutet diese Darstellung die vierzig Jahre der Israelis in der Wüste an, als sie Manna aßen und sich wie mit Rebekka unter einem fremden König erfreuten, nämlich als sie im Reich dieser Welt lebten und aber vom göttlichen Arm geführt, erhalten und ernährt wurden, und darum vor der ganzen Welt groß wurden, wie Isaak unter König Abimelech. Doch als sich die Israelis nach vierzig Jahren nach Beerscheba, als ins gelobte Land, verlagerten, nahmen sie sich noch diese zwei Weiber in ihrer fleischlichen Lust, die ihnen nur Herzeleid machten. Und wegen diesen zwei Weibern hat sie Gott hart gestraft und schließlich aus Beerscheba vertrieben.
54.22. Zum dritten deutet diese Darstellung den harten Stand Christi in der Wüste an, als Christus an Adams Stelle in unsere Menschheit diese zwei Weiber, welche in Adam durch seinen fremden Sohn oder Willen offenbar wurden, an seine himmlische Wesenheit angenommen hatte und sie vierzig Tage hungern ließ, so daß sie ihre Begierde dem göttlichen Wesen ergeben und himmlisches Manna essen lernen mußten, um anzudeuten, daß diese irdische Lust von den Sternen und vier Elementen im Tod Christi zerbrechen und aufhören sollte.
54.23. Zum vierten deutet es die vierzig Stunden Christi im Grab an, als diese zwei (gegensätzlichen) Weiber der Unruhe in menschlicher Eigenschaft wieder in eine einige Weiblichkeit gewandelt wurden, nämlich in die wahre Rebekka und wahrhaft adamische Eva, die in Adam vor seiner Eva war.
54.24. Zum fünften deutet es die vierzig Tage Christi nach seiner Auferstehung an, als die Weiber (bzw. Frauen) Adams wie auch Esaus wieder in eine männliche Jungfrau gewandelt wurden, weil diese Jungfrau, als Christus in unserer männlichen und weiblichen Eigenschaft, die vierzig Tage der Prüfung Adams im Paradies wahrhaft bestand und sich deswegen durch göttliche Macht in den königlichen Thron des verstoßenen Luzifers als ein Richter einsetzte und mit diesen zwei Weibern (bzw. Frauen) in einer Jungfrauschaft und einigem Bild über ihn, als über den Verursacher des menschlichen Elendes, herrschen wollte. Denn er war die Ursache gewesen, daß sich Adam, als das Bild Gottes, durch seinen Sohn des neuen Willens noch zwei Weiber (bzw. Frauen) in seiner Jungfrauschaft offenbart hatte.
54.25. Dieses deutet der Geist in Moses und Esra heimlich unter einer äußeren Darstellung an, wie es künftig gehen würde. Und wenn uns vielleicht der Verstand hier nicht glauben will, das stört uns nicht, weil wir dies nicht für ihn entdeckt haben, sondern für die Vernünftigen, und so wissen wir auch wohl, in welchem Schauen wir schreiben.