Das Mysterium Magnum

(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)

42. Kapitel - Die drei Männer im Hain Mamre

Von den drei Männern, die Abraham im Hain Mamre erschienen und was diese Darstellung bedeutet, welche dann nach Sodom gingen und die Stätte der Kinder Hams mit Feuer vom Herrn anzündeten. (1.Mose 18.1-19)

42.1. Zu Beginn, solange Abraham nur Abram hieß, erschien ihm Gott im Gericht als Einer (als „Gottheit“), aber als er den Bund mit der Beschneidung besiegelt hatte, nannte er ihn Abraham, als eine Menge Völker und ein ausgehauchtes offenbares Volk Gottes, in denen sich Gott ausgehaucht oder offenbart hat. Und so erschien er ihm auch danach in der Offenbarung der heiligen Dreifaltigkeit in Form von drei Menschen, die doch nur Einer waren, darin die Offenbarung der Heiligen Dreiheit in der Gottheit im Menschenbild dargestellt wurde, wie sich die ganze Dreiheit der Gottheit nun in diesem Bund in der Menschheit offenbaren wollte, so daß man die Heilige Dreiheit der Gottheit im Fleisch sehen würde.

42.2. Und das zeigte die große Demut in der Gottheit durch Christus auf, wie Christus bei den Menschen einkehren und sich als Mensch pflegen lassen würde. Wie er auch in diesen drei Männern zu Abraham kam und sich die Füße waschen ließ, auch aß und trank, deutet an, daß man den armen Christus, der in dieser Welt arm ist, in seinen Gliedern und Kindern, welche auch nur arme verachte Leute sein würden, pflegen soll. Und was man denen tue, das habe man diesen drei Männern getan, nämlich Christus als der heiligen Gottheit in der Menschheit.

42.3. Die Worte dieser Darstellung lauten: »Und der Herr erschien ihm im Hain Mamre, wo er an der Tür seiner Hütte saß als der Tag am heißesten war. Und als er sein Angesicht erhob und sah, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, ging er ihnen entgegen von der Tür seiner Hütte und verneigte sich nieder bis zur Erde und sprach: „Herr, habe ich Gnade gefunden vor deinen Augen, dann gehe nicht an deinem Knecht vorüber. Man soll euch etwas Wasser bringen und eure Füße waschen, und dann lagert euch unter den Baum. Und ich will euch einen Bissen Brot bringen, damit ihr euer Herz labt, und erst danach sollt ihr fortgehen. Denn darum seid ihr zu eurem Knecht gekommen.“ Und sie sprachen: „Tue, wie du gesagt hast.“ Abraham eilte in die Hütte zu Sara und sprach: „Eile, und vermenge drei Maß Semmelmehl, knete und backe Kuchen.“ Er aber lief zu den Rindern und holte ein zartes gutes Kalb und gab es dem Knecht, der es eilig zubereitete. Und er trug Butter und Milch auf, sowie von dem Kalb, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor und trat vor ihnen unter den Baum, und sie aßen.«

42.4. »Da sprachen sie zu ihm: „Wo ist deine Frau Sara?“ Er antwortete: „Drinnen in der Hütte.“ Da sprach er: „Ich will wieder zu dir kommen, so ich lebe*, siehe, dann soll deine Frau Sara einen Sohn haben.“ Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür der Hütte. Und sie waren beide, Sara und Abraham, alt und wohlbetagt, so daß es Sara nicht mehr nach der Frauen Weise erging. Darum lachte sie über sich selber und sprach: „Nun, da ich alt bin, soll ich noch Wollust pflegen, und auch mein Herr ist alt.“ Da sprach der Herr: „Warum lacht Sara darüber und spricht: Meinst du, daß es wahr sei, daß ich noch gebären werde, obwohl ich doch alt bin? Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen, so ich lebe*, dann soll Sara einen Sohn haben.“ Da leugnete Sara und sprach: „Ich habe nicht gelacht!“ Denn sie fürchtete sich. Er aber sprach: „Es ist nicht so, du hast gelacht.“«

(* Jakob Böhme benutzt hier die Luther-Übersetzung um 1545: „Da sprach er / Jch wil wider zu dir komen / so ich lebe / Sihe / so sol Sara dein weib einen Son haben.“ Aus dem „so ich lebe“ wurde in späteren Bibelübersetzungen „über ein Jahr“ gemacht.)

42.5. Oh du großer und wunderlicher Gott! Wie einfältig stellst du das Reich deines Sohnes in der Menschheit dar! Wie sind doch die allergrößten Geheimnisse darin abgebildet und hier so einfältig gezeichnet, ähnlich wie Christus zu Jerusalem auf einem Esel einritt, obwohl er doch der König von Israel war?! Hier soll sich die stolze Welt zu Recht einen Spiegel nehmen und sehen, ob sie dieser Einfalt Kinder wären.

42.6. Denn in diesem Bild ist die große Liebe und Demut Gottes in Christi Person ganz vorgezeichnet, wie Gott in höchster Demut und Einfalt in die Menschheit gekommen sei, als die Menschheit in höchster Hitze des grimmigen Zorns Gottes entbrannt war, wie hier das Bild andeutet.

42.7. Denn die drei Männer waren vor Abrahams Hütte gekommen, als der Tag am heißesten gewesen war. Das deutet an, daß sich Gott mit seinem Liebebund und auch mit Erfüllung der Zeit erstlich mit dem Bund einverleibt habe, als der menschliche Tag, das heißt, die sechs Eigenschaften der Tage, im Menschen im Grimm der Natur am heißesten geworden waren, nämlich im (Sünden-) Fall, und sich danach in Erfüllung der Zeit, als die Menschheit dieser sechs Tage in der Eitelkeit und tierischen Eigenschaft am heißesten war, mit seiner zarten Menschheit aus dem heiligen Bundeswesen offenbart und in drei Personen der Gottheit vor der Essenz des irdischen Menschen oder der irdischen Hütte, als der Seele Hütte, gekommen war und Abraham, das ist Adam in seinen Kindern, als der menschlichen Essenz erschien.

42.8. So ist uns nun hier das Bild Christi abgebildet. Als Abraham diese Männer erblickt, läuft er ihnen entgegen und verneigt sich bis zur Erde, und läuft von seiner Hüttentür weg, ihnen entgegen, und bittet sie, sich unter den Baum zu lagern, bis er ihnen das tue, wofür sie zu ihm gekommen waren.

42.9. Wir müssen dieses Bild so ansehen: Als sich die göttliche Stimme in dem Wesen, darin sie Mensch werden wollte, Abraham in drei Personen vorgestellt hatte, hat sich auch Abrahams gefaßtes Glaubens-Sein diesem Bild vorgestellt, als der dreieinigen Menschheit in der Bildung, denn das Sein im Bund in Abrahams Glauben war mit dieser großen Hitze von Gottes Zorn umfangen, als der menschliche Tag in menschlicher Essenz am heißesten war.

42.10. Als er aber aufblickte und das Bild der dreieinigen Gottheit vor sich stehen sah, verneigte sich dieser Glaube in höchster Demut in Christi Person, nämlich der da Christus werden sollte, vor der Dreiheit der Gottheit, die zu ihm gekommen war und sich mit der Stimme, die nun in diesen drei Menschen mit ihm redete, in Erfüllung der Zeit in dieses Glaubens-Sein ergeben wollte, als die Menschheit Christi vor seinem Vater, und sprach: „Herr, habe ich Gnade gefunden vor deinen Augen, dann gehe an diesem Glaubens-Wesen als deinem Knecht nicht vorüber!“

42.11. Denn Abraham war nun im Geist und redete aus seinem Glaubens-Wesen in Christi Menschheit, und vor ihm stand das Bild von Christi Gottheit, und er sprach in der großen Demut der Menschheit Christi: »Man soll euch etwas Wasser bringen und eure Füße waschen.« Das ist die große Demut Christi, der seinen Jüngern als die Kinder dieser drei Männer die Füße wusch, und deutet an, daß Christus Gottes Kindern, die aus diesen drei Männern wurden, nämlich aus der Dreiheit (bzw. Dreifaltigkeit) der Gottheit geboren, die Füße, mit denen sie zu Gott gehen würden, mit seinem Blut waschen sollte.

42.12. Und er bat die drei Männer sich unter den Baum zu lagern. Damit ist nun der Baum des Lebens angedeutet, darunter sich Gottes Kinder lagern sollen, dann wollte er ihnen einen Bissen Brot bringen, damit sie ihr Herz stärken konnten, und danach sollten sie gehen. Das heißt, nachdem Christus seinen Kindern die Füße, mit denen sie zu Gott gehen können, als zur Heiligen Dreifaltigkeit (bzw. Dreiheit), mit seinem Blut gewaschen hat, gibt er ihnen einen Bissen Brot, um ihr Herz zu stärken, so daß sie gehen können. Das ist das Brot des Lebens, als sein himmlisches Fleisch zu einer Speise, damit sie stark werden und in göttlicher Kraft durch diese Welt in Gottes Zorn von Abrahams irdischer Hütte dem Herrn entgegengehen können, und sich vor ihm verneigen, wie es diese Bildung andeutet.

42.13. Und er sagt weiter: »Denn darum seid ihr zu eurem Knecht gekommen.« Das versteht so: Die Heilige Dreifaltigkeit stand nun in einem Bild unserer Menschheit da, und Abraham stand im Bild der Menschheit Christi, wie auch Christus und seine Kinder zueinander stehen. Die Heilige Dreifaltigkeit führt Christi Kinder in göttlichem Zug zur Menschheit Christi, und so standen nun die drei Männer an unserer Stelle dort vor Christus, als vor der Bildung, denn der Vater zieht sie zu Christus und durch Christus im Vater, denn in Christus werden sie gewaschen und versöhnt. So sagte nun Christus zu den drei Männern, die ihm Gott in seiner Person darstellte: »Denn darum seid ihr zu eurem Knecht gekommen.«

42.14. Denn Christus mußte für uns als diese drei Männer zum Knecht werden, und Gott führt seine drei Männer, nämlich uns, die wir zu ihm fliehen, in sich als im Willen der heiligen Dreifaltigkeit zu seinem Knecht, dem Menschen Christus, damit er sie wäscht und speist. Erst dann können sie wahrhaft und munter (bzw. erwacht) zur heiligen dreieinigen Gottheit eingehen.

42.15. Und die Männer sprachen zu Abraham: »Tue, wie du gesagt hast.« Das heißt, Christus bietet sich seinem Vater als dem dreieinigen Gott zum Knecht an. Das Wort, das der dreieinige Gott in Adam vom Schlangentreter hineinsprach, bietet sich dem dreieinigen Gott zum Knecht an, als den Kindern, die da das Himmelreich besitzen sollen. So spricht nun der dreieinige Gott: „Tu mit diesen deinen und meinen Kindern, wie du gesagt hast. Nämlich mit den jetzt vor dir vorgestellten Kindern, denn sie sollen Engel sein, und du sollst ihnen dazu helfen, denn darum bin ich in ihnen zu dir gekommen: Nun tu, wie du gesagt hast.“

42.16. Hier übergab Gott die Menschen an Christus, um das Consummatum („Es ist vollbracht!“) mit ihnen zu vollbringen, wie er gesagt hatte. Und das ist die ganze, innigliche, schöne und heilige Darstellung der neuen Wiedergeburt, wie sich die Heilige Dreifaltigkeit in Bildung durch das einverleibte und in Adam eingesprochene und im Wesen von Abrahams Glauben eröffnete Wort belustigt und mit Bildern dort vorstellt, und mit diesem zukünftigen Christus in Bildern spielt. Darin stellt Gott die Person Christi in Abraham vor, und auch die Kinder der neuen Geburt, welche Christus neugebären sollte, in der Person der drei Männer, als in der dreieinigen (bzw. dreifaltigen) Gottheit, welche sie durch Christus in sich hereinführen. Das versetzt sie in den englischen Chor, wie dann diese drei Männer in Gestalt dreier Engel erschienen und auch in Person der Heiligen Dreifaltigkeit. Und das deutet an, daß die Heilige Dreifaltigkeit in diesen englischen Menschen wohnen wolle, und daß sie das Bild als Gottes Offenbarung sein sollen.

42.17. »Abraham ließ drei Maß Semmelmehl nehmen und kneten und Kuchen backen, zum Essen für die Männer.« Was ist das? Diese Männer bedurften doch solcher Speise nicht. Es ist die Darstellung der menschlichen Wiedergeburt. Drei Maß deutet die drei Prinzipien an, als die drei Welten im Menschen. Semmelmehl (vermutlich ein reines weißes Weizenmehl) deutet die himmlische Menschheit an, als eine göttliche himmlische Wesenheit. Und das sollte mit unserer in Adam verblichenen Eigenschaft, die auch von dieser himmlischen und göttlichen Wesenheit war, wieder verknetet und vermenget werden. Und daraus sollte ein göttlicher Kuchen als ein süßes Brot zur Speise der Kinder Gottes gebacken werden, und zwar in der Hitze.

42.18. Das heißt, als Christus im Zornfeuer seines Vaters in der Hölle stand, da wurden diese süßen Kuchen für Gottes Kinder gebacken, die sie essen sollen. Und drei Maß sind nun die drei Welten, als der ganze Mensch, ohne die Schlange und tierische Eigenschaft. Diese sollen in einem Teig mit göttlichem Wesen vermengt und daraus ein Kuchen gebacken werden. Das ist nun Christi Fleisch, das er mit unserer Menschheit vermengt hat, und er gibt uns nun davon den süßen Kuchen zu essen, als das himmlische Fleisch. So spielte hier der Heilige Geist in der Darstellung damit.

42.19. »Und Abraham ging zu den Rindern und bereitete auch ein gutes zartes Kalb zu, das heißt, er gab es seinem Knecht, daß er es zubereite.« Oh du wunderlicher Gott! Wie sehr liebst du doch die Einfalt! Wie einfältig (und einfach) stellst du uns die großen Geheimnisse vor! Ich danke dir, daß du mir unwürdigen Menschen solches zeigst, daran die ganze Welt blind ist. Oh Gott, öffne ihnen doch die Augen, damit sie das sehen und sich zu dir bekehren und in die Demut eintreten!

42.20. Das zarte Kalb, das zu diesem Mahl mit zubereitet wurde, ist der Stoff der Erde, als der äußere Mensch, der vor Gott wie ein Tier ist. Das heißt, er ist ein Wundertier, gleichwie die ganze äußere Welt vor der göttlichen Vernunft nur wie ein Tier ist, darin sich Gott mit dem heiligen geistigen Wesen zur Offenbarung seiner Wundertat aus Liebe und Zorn in eine äußerliche Körperlichkeit formt. Doch diese Bildung der äußeren Welt, als das göttliche Tier, soll nicht ganz zu Nichts werden, sondern nur die Eitelkeit soll vom Guten in das Reich der Finsternis geschieden werden.

42.21. So will auch Gott das göttliche Tier am Menschen, welches zwar hier stirbt, nicht ganz wegwerfen, sondern nur das eingeführte Schlangen-Sein und die Eitelkeit im Wesen der finsteren Welt. Dieses göttliche Wundertier, das des göttlich geistigen Bildes Diener ist und in Ewigkeit sein soll, das soll am Jüngsten Tag auferstehen und durch das Feuer Gottes probiert werden. Darin soll es dann so rein werden, wie ein Kristall, in dem der Engel als Gottes wahres Bild wohnen soll. Denn in diesem Engelsbild ist Gott erst offenbar und strahlt daraus durch das Tier, wie die Sonne durch ein Kristall. Dies deutet nun das Kalb an, als das zarte gute Kalb, das zu diesem Mahl mit zubereitet wurde, daß auch der äußere Mensch, nach dem wahren, in Adam geschaffenem Bildnis aus dem Stoff der Erde auf Gottes Tisch gebracht werden soll.

42.22. Daß aber der Geist sagt, Abraham habe es dem Knecht gegeben, um es zuzubereiten, darin deutet der Knecht den Diener an, denn dieser himmlische Tiermensch ist der Werk-Zeuge des Engelsmenschen, der zu einem Diener des Engelsbildes zubereitet wird.

42.23. »Abraham trug diesen drei Männern auch Butter und Milch auf, setzte ihnen das alles vor und trat vor sie unter den Baum, und sie aßen.« Wenn Christus seine Kinder mit seinem Leib und Blut gespeist hat und indem er sie speist, so tritt er in seinen Kindern in seiner Kraft vor die Heilige Dreifaltigkeit und wartet in seinen Kindern diesen drei Männern auf und gibt ihnen aus dieser zubereiteten Speise, damit er seine Kinder speist, mit Lob und geistiger Speise.

42.24. Diese heiligen geistigen Speisen aus der Kraft des Leibes Christi essen diese drei Männer als die Heilige Dreifaltigkeit, denn des Menschen Wille gibt sich diesen drei Männern ganz eigentümlich zur Lobspeise mit einer heiligen Stimme und Lobgebeten. Und diese Lobstimme ißt die Kraft Gottes in sich, in ähnlicher Weise, wie ein Mensch eine Stimme aus einer lieblichen Musik gern in sein Gehör ißt und darin fröhlich ist. So erweckt sich Gott in seiner Kraft, in seinem Wort des Gehörs oder im göttlichen Sinn mit der reinen demütigen Lobstimme des Menschen.

42.25. Denn dazu hat Gott Engel und Menschen erschaffen, nämlich zu seiner eigenen Freude. Und ihr sollt wissen, daß wir aus dem wahren Grund reden, nicht aus Wahn oder Gleichnissen, sondern aus dem offenen Spiegel Gottes im Schauen. Erkennt es nur richtig!

42.26. Und als sich nun Gott vor Abraham im himmlischen Wesen (denn er wollte sich im Weibes-Samen und auch im himmlischen Wesen im Sein des Bundes mit Eröffnung des lebendigen Wortes offenbaren und einführen) belustigt und vor ihm gespielt und sich an Abrahams Glaubens-Wesen gespeist hatte, nämlich in der Kraft des Lobes Abrahams und in seiner Demütigkeit, da fragte Gott nach Sara, welche er wohl kannte. Aber Sara kannte ihn nicht, daß es der Herr in solcher Form wäre, als er zu Abraham sprach: »Wo ist deine Frau Sara?« Das heißt, sie war noch nicht in diesem Spiel, bis sie Abrahams Sein des Glaubens empfing. So erweckte sich in ihr dieses Spiel (nur äußerlich), und darum lachte sie darüber, denn sie kannte das Geheimnis nicht. Sie offenbarten sich noch allein in Abrahams Geist, wo das Sein des Glaubens lag, und er sprach: »Sie ist in der Hütte.« Das heißt:

42.27. Sie ist in der menschlichen Hütte von der irdischen Hütte (bzw. Hülle) verdeckt, so daß sie nicht sieht, wer bei ihr ist. Und der Herr sprach: »Ich will wieder zu dir kommen, so ich lebe, siehe, dann soll deine Frau Sara einen Sohn haben.« Das heißt, ich will mit der Bewegung deines Samens wieder zu dir kommen. Wenn Sara schwanger werden wird, dann will ich sie in ihrem verschlossenen Samen auflösen und in deinen Samen kommen, das heißt, bewegen. Denn „kommen“ heißt gehen und bewegen. Wenn Gott kommt, dann bewegt er den Menschen und kommt oder geht in und mit dem Menschen.

42.28. Daß er aber sagt »so ich lebe«, das ist auf essentielle Weise gesprochen. Denn Gott sagte ihm, wie er kommen wollte, nicht vor ihn, wie diesmal, sondern „so“, das heißt, wie sich der Sonnenschein mit der Kraft in eine Frucht hineingibt. Dann tritt sie nicht neben die Frucht, wenn sie kommt, sondern „so“, das heißt, sie dringt essentiell mit dem „so“ ein. Denn „so“ bedeutet soviel wie „ich will einsehen“. Unter „so ich lebe“ versteht man also nicht, als ob er sagte „wenn ich noch lebe“, sondern er wollte in dem „so“ leben. Er wollte in dem „so“ als essentiell kommen und nicht bildlich, wie diesmal.

42.29. Denn wenn Gott kommt, dann kommt er nicht anders als „so“, das heißt, wie ein Sonnenschein in die Frucht. In der Natursprache versteht man das essentiell gar schön. Denn wenn Gott von seinem eigenen Kommen spricht, dann spricht er nur essentiell auf Art der unverdichteten sinnlichen Zunge.

42.30. Und Sara lachte darüber, denn sie dachte, sie sollte nun einen Sohn aus Abrahams Lust menschlicher Beiwohnung in Fleischeslust gebären, und darum sagte sie: »Soll ich nun, da ich und mein Herr alt sind, noch die Wollust pflegen?« Da lachte der tierische Weltgeist über seine Jugend, daß er nunmehr schwach war und wieder geil werden sollte, und dachte: „Das wäre ein schönes Spiel, wenn du nur könntest!“ Als würde man einem alten Menschen sagen: „Du sollst jetzt wieder jung werden, und wieder eine solche Begierde und Lust empfangen, wie in deine Jugend!“ Darüber würde die Natur lachen und denken „Ja, wenn es nur wahr würde?!“, weil halb Zweifel und halb Hoffen beieinander wären. So ging es auch Sara, denn der Weltgeist versteht Gottes Geheimnis nicht. Er ist vor Gott nur wie ein Tier. Und weil der Weltgeist jetzt hörte, daß es so zugehen sollte, so dachte er: „Du sollst Werkmeister sein! Ja, wenn du wirklich könntest, du wolltest wohl gern.“ Und lachte über sich selber, daß er wieder jung werden sollte.

42.31. So viel versteht der natürliche Mensch von Gott, wie ein Tier: Wenn es das Heu sieht, dann denkt es, nun ist zu essen da. Wenn es aber nichts sieht, dann hofft es aus Gewohnheit. Denn Sara hatte nun gehofft bis sie neunzig Jahre alt geworden war, und das deuchte sie wunderlich, daß Gott an ihr etwas über den gewohnten Lauf der Natur hinaus tun wollte, und sie bildet sich das auf menschliche Wollustweise ein.

42.32. »Aber der Herr sprach: „Warum lacht Sara darüber?“ Und sie fürchtete sich und sprach: „Ich habe nicht gelacht.“ Aber der Herr sprach: „Es ist nicht so, denn du hast gelacht. Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?“« Hier steht nun das Bild der Eva, als sie ihre Klugheit in eigener Lust nach dem verbotenen Baum gewandt hatte, und sie Gott danach fragte, warum sie das getan hätte. Da leugnete auch sie ihre eigene Lust und schob es auf die Schlange.

42.33. Weil hier nun Gott mit Abraham bezüglich der neuen Geburt gespielt hatte, so spielte er hier auch mit Sara bezüglich Evas Lust, die dieser Weibes-Samen als eine Lüge töten sollte. Denn darum mußte hier Sara diese Lüge sprechen, sie hätte nicht gelacht, wie auch Eva gelogen hatte. So stellte sich nun Gott die Lügen Evas vor, wie er sie mit der ewigen Wahrheit zuschanden machen und zurücktreiben wollte, wie er Sara tat und ihr die Lügen eintrieb (oder heraustrieb?), daß sie sich schämen mußte.

42.34. So sollt ihr hier verstehen, daß Gott den ganzen Prozeß vorgestellt hat, wie er den wahren Menschen, den er schuf, wieder neu gebären wollte, und wie das zugehen würde, und wie er das Schlangen-Sein im ewigen Feuer verbrennen wollte, und wie er die Lügen der armen Seele am Kreuz zu Spott machen und töten wollte. Denn das sehen wir hier vorzüglich im Bild:

42.35. Nachdem Gott den Prozeß der neuen Geburt dargestellt hatte, gingen diese drei Männer nach Sodom und wollten Ham als die bösartige fleischliche Ham-Eigenschaft mit dem Feuer des Herrn verbrennen. Wie auch geschah, damit man es deutlich sieht, wie das Gericht Gottes am Haus Israels anfängt, und wie Christus zu einem Richter des Teufelswesens und dessen Willen eingesetzt worden sei, der das Wesen des Teufels mit Feuer verbrennen soll, wie nun die nachfolgende Darstellung andeutet.


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