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(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)
Von Kains und auch Abels Opfer, und von der falschen und antichristlichen Kirche, wie auch von der wahren heiligen Kirche. (1.Mose 4.3-7)
27.1. Hier liegt abermals eine Decke vor Moses Angesicht, wegen des Opfers der beiden Brüder: Warum wollten sie Gott opfern, obwohl doch die Versöhnung allein im ernsten Willen zu Gottes Erbarmen, im Gebet und Flehen zu Gott steht? Denn damit geht doch der Mensch aus dem bösen Willen heraus, kehrt um und tut Buße, und führt seinen Glauben und alle Hoffnung in Gottes Erbarmen hinein.
27.2. So haben sie ja wissen müssen, warum sie räuchern und was Gott für einen Gefallen am Räuchern habe, welches wohl zu Recht bei Moses aus Gottes Vorsatz weitestgehend stummblieb, und doch den Kindern der Heiligen, wie auch Moses selbst, nicht verborgen gewesen war. Aber er hat eine Decke vor seine Augen gehangen.
27.3. Israel sollte es wegen der falschen Magie nicht wissen (weil sie meistenteils auch bösartige Kinder waren, dazu abgöttisch, wie an ihrem goldenen Kalbe bald gesehen wurde). Und auch wir werden nur den Unseren schreiben, und doch verständlich genug. Dieses erkennt so:
27.4. Der seelische freie Wille ist so dünn wie ein Nichts. Und wenn er auch in seinem Körper mit dem Etwas umgeben ist, so ist doch sein gefaßtes Etwas in einem falschsüchtigen Wesen, vom Ursprung der Sünde.
27.5. Soll nun der freie Wille mit der Begierde zu Gott gehen, dann muß er zuerst aus seinem falschen Etwas ausgehen. Doch wenn er nun so ausgeht, dann ist er bloß und ohnmächtig, denn er ist wieder im ersten Nichts. Denn will er mit oder zu Gott gehen, so muß er der falschen Ichheit absterben und sie verlassen. Und wenn er diese verläßt, dann ist er bloß wie ein Nichts, und kann so nicht gehen, wirken oder weben. Will er seine Macht zeigen, dann muß er in Etwas sein, darin er sich faßt und formt.
27.6. Wie wir dessen ein Beispiel am Glauben haben: Soll ein Glaube sein, der da wirke, dann muß er sich in etwas fassen, darin er wirkt. Gottes freier Wille hat sich mit der inneren geistigen Welt gefaßt und wirkt durch dieselbe. Und der freie Wille der inneren Welt hat sich mit der äußeren Welt gefaßt und wirkt durch dieselbe. Also muß sich der seelische freie Wille, welcher auch seinen Ursprung aus dem Ungrund hat, in Etwas fassen, damit er offenbar sei und vor Gott wallen könne.
27.7. Weil nun Adams Leib aus dem Stoff der Erde und auch aus dem Stoff des heiligen Himmels war, aber der Stoff des Himmels in Adam verblich, darin sich der freie Wille in eine himmlische Form fassen und vor Gott wallen, wirken, beten und flehen konnte, deshalb zündeten sie die Früchte der Erde an. So daß Kain von den Früchten des Feldes darbrachte, und auch Abel von den Erstlingen seiner Herde, und diese im Feuer anzündeten.
27.8. Hier versteht aber ein magisches Feuer, wie bei Moses. Denn so sagt auch Moses: »Gott sah Abels Opfer gnädig an, und des Kains nicht.« Das heißt, sie brachten Opfer vor Gott, und der freie Wille der Seele sollte mit ihrem Gebet zu Gott dringen. So wollte er eine Substanz haben, wenn er aus dem verdorbenen menschlichen Haus zu Gott ausging, daß er in etwas wirken könne. Und so faßte sich die Imagination des Willens durch das Opfer, und Gott zündete das Opfer Abels mit dem heiligen Feuer im Ziel des Bundes an, das sich in Erfüllung der Zeit im Seelenfeuer wieder anzünden sollte.
27.9. Darin faßte sich Abels Seelenwille in eine heilige Substanz und drang mit der Begierde des gefaßten freien Seelenwillens hervor und in Gottes freien Willen hinein. Doch das paßte dem Willen des Teufels und der Schlange nicht. Denn dies verstand der Schlangen- und Teufelswille in Kain wohl, daß sich das Ziel des Bundes im heiligen Feuer in Abels Begierde und Gebet eröffnete.
27.10. Darum wollte er den Leib Abels nach seinem irdischen Stoff töten, daß ihm nicht noch solche Kinder geboren werden würden, denn sonst könnte er sein Reich verlieren. Denn Kains Opfer wollte Gott nicht anzünden. So hängt hier Moses eine Decke davor und spricht: »Gott sah Kains Opfer nicht gnädig an.«
27.11. Das Anzünden des äußerlichen Opfers war eine Bildung des innerlichen Geistes, denn der Seelengeist im freien Willen (nach dem Zentrum des Lichtes) wurde mit Gottes Liebefeuer angezündet, und die Imagination des Leibes (auch des himmlischen Teils) wurde im Opfer mit dem Feuer des heiligen Teils der Erde angezündet (das im Fluch verborgen liegt). Und darin faßten sich der freie Wille der Seele und der freie Wille im Wesen des himmlischen Teils des Leibes in eine Substanz, und damit drang der freie Wille vor Gottes Heiligkeit.
27.12. Und hier wurde der Schlange zum ersten Mal der Kopf zertreten, denn es war die Bildung der neuen Geburt aus Christus. Nicht, daß Abel bereits Christus im Fleisch angezogen hätte, aber wohl im Geist Jehovas, im Ziel des Bundes, in welchem der Name Jesus (als ein Wiedergebärer) in Gott verborgen stand, der sich in Erfüllung der Zeit in diesem Ziel bewegen und eröffnen wollte, um ein himmlisches heiliges Sein in das verblichene Sein des himmlischen Teils hineinzuführen und ihn in der eröffneten Kraft Jesu wieder lebendig zu machen.
27.13. Um die Opfer richtig und gründlich zu verstehen, muß man dasjenige betrachten, mit welchem man opfert, was sich mit der Anzündung im Feuer aus dem Feuer scheidet. Denn in der Anzündung wird nichts mehr gesehen noch erkannt als erstlich das Holz zum Feuer, zweitens die Materie des Opfers, drittens das Feuer und Licht und viertens der Rauch aus dem Feuer, der aus dem Feuerholz und aus der Materie des Opfers entsteht. Doch dies alles ist ohne Glauben und göttliche Begierde vor Gott ein Übel und nichtig und erreicht die Pforte Gottes nicht.
27.14. Wenn aber der Mensch seine Glaubensbegierde dahineinführt, dann gibt er den freien Willen hinein und will damit durch ein Mittel (in welchem Feuer sich der freie Wille des eingeführten Sündenübels abbrennt) zu Gott in seinen ewigen freien Willen eindringen. Und wie das nun zugehe, das versteht so:
27.15. Gottes Imagination (oder Lust) geht dem freien eingeblasenen Willen der Menschheit entgegen, und der menschliche freie Wille geht der Gottheit entgegen, damit dann eine Vereinigung geschieht.
27.16. Nun ist aber der menschliche freie Wille sündig geworden, und Gottes freier Wille (daraus der menschliche anfänglich in seinem Einblasen entstand) ist heilig und rein. Damit vermag der menschliche freie Wille nicht in Gottes Willen einzudringen, er werde denn wieder rein vor Gottes Willen.
27.17. Weil ihn aber Gottes Wille gern in sich zu seinem Liebespiel einnehmen will, so ist kein anderer Rat, als daß sich Gott im Zentrum der ewigen Natur nach dem Feuer des zweiten Prinzips bewege (als nach dem heiligen Feuer) und den entzündeten Zorn und die Eitelkeit im freien Willen des Menschen verschlinge und im Sterben des Todes (als im Zornfeuer Gottes) zunichte mache, damit der menschliche Wille vor Gottes Willen rein werde und in Gottes Willen eingehen kann. Und darum hat Gottes Liebebegierde das Opfer bei Abel und Moses selbst entzündet, auf daß das heilige Feuer der Liebe die Verwirrung verschlinge (mit dem Zornfeuer der ewigen Natur in des Vaters Eigenschaft im menschlichen freien Seelenwillen).
27.18. Daß aber ein irdisches Opfer dazu geschehen mußte, hat folgenden Verstand: Der Leib des Menschen ist an einem Teil ein Stoff der Erde und am anderen ein Stoff des Himmels. Und in diesen Leib wurde der freie Wille hineingeführt, und so ist Leib und Seele nur Ein Mensch.
27.19. Weil aber die Irdischkeit, wie auch die falsche Listigkeit der Schlange im Fleisch des Menschen (durch Einführung des Teufels Begierde) in seinem Fall aufgewacht war, und sich so die irdische und tierische Eigenschaft in seinem Wesen emporgeschwungen und den wahren menschlichen Willen im tierischen verschlungen (d.h. gefangen) hatte, deshalb mußte auch der irdische Wille aus dem Stoff der Erde im Feuer mit geopfert werden.
27.20. Denn der Stoff der Erde soll wieder aus dem Tod auferstehen. Sollte er aber ein Opfer werden, so mußte er auch in einem irdischen elementischen Feuer seiner Gleichheit geopfert werden, so daß ein himmlisches Feuer und ein irdisch-elementisches Feuer ineinander wären und ein jeder Wille im Opfer eine Stätte zu seiner Selbsteinfassung finde, nämlich der Wille aus dem irdischen Stoff der Erde vom Reich dieser Welt und der himmlische Wille aus dem himmlischen Stoff aus dem Wesen vom Wort des Herrn. So ging eine jede Eigenschaft des freien Willens in das Opfer, und aus dem Opfer ins Feuer, wo die Versöhnung war.
27.21. Denn der Bund der Verheißung vom Schlangentreter offenbarte sich mit dem heiligen Feuer, welches das elementische Feuer anzündete. Denn das heilige Feuer soll den elementischen Menschen aus dem Stoff der Erde und aus dem Tod aufwecken. Und im heiligen Feuer soll der Mensch (der aus der Zeit seinen Ursprung nahm) in der Auferstehung bewährt werden. Welcher zwar zuerst durch das Feuer des Zorns gehen muß, aber die Gewalt des heiligen Feuers soll ihn durch das Zornfeuer durchführen und seine eingeführten Sündenübel (in der Schlange und des Teufels Wesen) vom Stoff der Erde abfegen, damit der Stoff der Erde nicht mehr irdisch sei, sondern wie ein schönes Gold, das im Feuer besteht.
27.22. So soll der irdische Mensch in der Auferstehung durch das Feuer bewährt werden, dessen die Opfer ein Vorbild waren, und doch in ihrer Kraft nach dem Geist wahrhaft bestanden. Denn der Leib sollte sterben, und die wahre Leiblichkeit und Wiedergeburt sollte im eröffneten Leib Christi anfangen, welcher mit seiner Eingehung und Offenbarung in der Menschheit den himmlischen verblichenen Stoff im menschlichen Wesen wieder eröffnete, der in Adam und Eva verblich.
27.23. So versteht uns richtig: Abel und Moses opferten das Fette von Tieren und zündeten es mit dem heiligen Feuer an, das ursprünglich von Gott entzündet wurde. Denn im äußeren irdischen Menschen aus dem Stoff der Erde war die tierische Eigenschaft offenbar geworden: Der menschliche Stoff aus der Erde war zu einem Tier geworden, und dazu sündig und bösartig, voll Schlangengift aus ihrer List.
27.24. Denn der freie Wille faßte sich in der Schlangenlist und Teufelsbegierde und formte sich im Wesen des Fleisches eine solche Bildung, wie die Begierde war, dadurch der irdische Leib vor Gott eitler als ein Tier wurde.
27.25. Weil aber das himmlische Sein in der irdischen Eigenschaft verborgen und verschlossen lag, so wollte Gott das ganzheitliche Bild nicht verlassen, welches Abel und Moses im Geist Gottes mit ihren Opfern erkannten und deswegen das Fette opferten, als das Öl von Tieren und anderen irdischen guten Früchten, damit die Begierde des recht-geschaffenen Menschen aus dem Stoff der Erde, der vom Tod auferstehen soll, in der Anzündung des Opfers im Feuer eine Substanz hätte, dahinein sie sich ergäbe und sich faßte. Und so konnte die Begierde mit ihrem Willen in die Eigenschaft des heiligen Feuers eingehen, als in das Ziel des Bundes, welches vor Gott in der Bildung stand, und zwar bis zur Erfüllung im Weibes-Samen.
27.26. In welchem sich der teure Name JESUS aus JEHOVA eröffnete und im verblichenen Wesen das himmlische Leben in der Menschheit wieder erweckte, und dieses ganze Bild in der Person Christi dem Zornfeuer des Vaters aufopferte und mit dem heiligen wiedergeborenen und angezündeten Liebefeuer im menschlichen Leben durch den Zorn hindurchführte, als durch das Feuer der ewigen Natur des Vaters Offenbarung, und das Zornfeuer in ein Liebefeuer verwandelte. So war es auch nichts anders im Vorbild der Opfer. Denn das Liebefeuer zündete das Opfer an, doch im Opfer war noch der Fluch der Erde, wie dann auch im menschlichen freien Willen. Und wenn das Opfer geopfert wurde, so war es ein Sündenopfer, dadurch des Menschen freier Seelenwille vor Gott versöhnt wurde.
27.27. Sollte nun die Sünde versöhnt werden, so mußte sie in den Zorn gestellt werden, als in das Gericht Gottes, in das (Feuer-) Schwert des Cherubs, das sie abschneiden konnte, welches das Schwert von Gottes Zorn ist. Und soweit nun der menschliche Wille ganz sündig und des Zorn-Feuers ganz fähig war, so zündete Gott das Sündenopfer, in welchem das Zorn-Feuer im Fluch verborgen lag, mit dem heiligen Feuer an, damit der menschliche Wille, welcher im Zorn-Feuer ergriffen war, im Liebe-Feuer versöhnt wurde.
27.28. Denn das Liebe-Feuer Gottes tingierte (reinigte und heilte) die seelische Begierde im Opfer, ähnlich wie eine Tinktur Kupfer und Eisen tingiert und in Gold verwandelt. So wurde auch der menschliche seelische freie Wille, der dem Menschen ganz rein eingeblasen war, tingiert und vor Gott wieder gereinigt, damit er in Gottes Erbarmen eingehen konnte. Denn im Liebe-Feuer war das Erbarmen als Ziel des Bundes im Namen Jesu in Gott verborgen. In diesem Bund und Namen versöhnte sich nun der Zorn Gottes im Opfer, ließ sein Zorn-Brennen sinken, und den seelischen freien Willen durch sich hindurchgehen.
27.29. Aber bezüglich des Opfers selbst mit Holz, Feuer, Licht und Rauch hat es diesen Verstand: Abel opferte von seiner Herde zweifellos Schafe oder Rinder, wie auch Moses dergleichen, und zwar das Fette davon. So war nun das Opfer durch Holz und Rauch am äußeren Teil nach dem Wesen irdisch, wie auch der Mensch nach dem äußeren Leib irdisch war. Und in der Irdischkeit lag der Fluch in beiden, sowohl im Menschen als auch im Opfer.
27.30. Wenn aber das Opfer angezündet wurde, dann wurde es geistig, denn aus dem Holz kam das Feuer, welches das Opfer annahm und verzehrte, und aus der Verzehrung kam erstlich der Rauch aus dem Feuer und danach das Licht, das die Bildung war, dahinein des Menschen und auch Gottes Imagination ging, als eine Zusammenführung oder Vereinigung.
27.31. Im angezündeten verzehrenden Feuer war die Begierde des zornigen Vaters, als eine Vereinigung des ewigen Naturfeuers mit dem Feuer der Zeit. Das ewige Feuer ist magisch, und das zeitliche Feuer ist des Magischen Substanz und Wesen als seine Fassung. Und im angezündeten Licht war das heilige Liebefeuer, das auch magisch ist, dünn (bzw. geistig) wie ein Wille, und sich auch im angezündeten Licht faßte. Und im ausgehenden Rauch, der ein elementischer Sulphur und Mercurius ist, als ein Leben der Qualität, ging der Geruch oder Geschmack mit aus, der die menschliche Kraft des Leibes und des äußerlichen Geistes der Natur andeutet.
27.32. In dieser Kraft aus dem Opfer sowie dem Feuer und Licht mit Einfassung der menschlichen Glaubensbegierde faßte sich der Geist Gottes, der vom Vater und Sohn ausgeht, und nahm so die menschliche Glaubensbegierde in sich, und faßte sie so in die Substanz von Feuer, Licht und ausgehender Kraft aus dem Opfer, und führte sie durch die Pforten des göttlichen Zorns mit dem Ziel des Bundes auf den heiligen Altar, auf dem das Lamm Gottes für alle Sünden der Welt geopfert werden sollte.
27.33. Denn dieses Lamm Gottes, als Christus, sollte auf dem großen Altar der englischen Welt dieses hineingeführte Opfer völlig und wahrhaft angenehm (bzw. heilsam) machen, damit es Gott ein ewig-süßer Geruch seiner tiefsten Liebe sei, die er im Menschen in seinem eingeführten Opfer im Lämmlein Gottes Christus vorgestellt (bzw. vorgebildet) hat, und die Menschen in diesem vorgestellten Opfer.
27.34. So wurde das menschliche Opfer zum Hausgenossen des wahren Lammes und Opfers Gottes in Christus. Und wo nun das Opfer ist, da ist auch der Geist des Menschen. Denn des Menschen Geist ist ausgegangen und von Gott in die Zeit gekommen, und in der Zeit hat er sich verunreinigt. So muß er nun das Unreine verlassen und durch dieses Opfer wieder in Gott eingehen.
27.35. Soll er aber eingehen, dann muß es auf gleiche Weise geschehen, wie er ausgegangen ist. Denn er führte sich in falsche Begierde und Lust hinein, und so mußte er sich wiederum durch eine Umwendung zuerst in eine Reue und Umkehrung hineinführen, und in der Reue oder Buße wieder in eine göttliche Begierde, welche Glauben heißt.
27.36. Damit er aber die göttliche Begierde fassen konnte, so führte er den Glauben oder die Glaubensbegierde in ein Opfer ein, und faßte die Glaubensbegierde im Opfer in eine Substanz oder Wesen, damit der Glaube wesentlich wäre. Und diese Wesenheit des Glaubens nahm das heilige Feuer Gottes an, welches sich in Erfüllung der Zeit in des Glaubens Wesenheit eröffnen und die menschliche Substanz dahineinführen und durch Gottes Zorn in sich herausführen wollte, um diesen in sich selbst in ein Liebefeuer zu verwandeln. Denn all die Worte des Gebets beim Opfer werden mit in die Glaubenssubstanz eingenommen.
27.37. Denn gleichwie alle Dinge durch das Wort Gottes geformt, gefaßt und in eine Substanz geführt worden sind, so auch formten und faßten sich die Worte des Gebets von Abel und Israel im Opfer zur Substanz, als in ein unzerbrechliches Wesen, darin Christus als Gottes Sohn in Erfüllung der Zeit aus dem Bund hervorbrach und dieses Wesen neben dem menschlichen Wesen an sich annahm und wie ein Held und Ritter das Reich des Teufels und des Todes zerbrach.
27.38. Und diesem Glaubenswesen im Geist Christi in allen seinen Kindern und Gliedern wurde das Gericht über die Welt gegeben, auch über das Reich des Teufels und des Todes, um damit diese Werke zu vernichten und den königlichen Thron zu besitzen.
27.39. Dies war das wahrhaftige Opfer Abels, denn der Geist des heiligen Liebefeuers im Ziel des Bundes hatte sich in ihm eröffnet, so daß er es erkannte. Und darum opferte er, daß seine Glaubensbegierde vor Gott angenommen und in eine Substanz zur neuen Wiedergeburt gebracht werden sollte, denn er sah auf die Verheißung vom Schlangentreter und führte seine Glaubensbegierde in diesen hinein, und wollte, daß sein Glauben, Geist und Leben in diesem verheißenen Schlangentreter verwirklicht werden sollten. Darin wollte er vor Gott angenehm sein, wie ihm dann auch geschah, daß das Feuer Gottes sein Opfer anzündete und sein Gebet im Liebefeuer annahm und im süßen Geruch des Opfers durch den Geist Gottes mit der Kraft des Lichtes in eine heilige Substanz gebracht wurde. Und das hieß zu Recht: »Sein Opfer war vor Gott angenehm.«
27.40. Das Opfer allein hätte das nicht vermocht. Nur der Glaube, der sich im Opfer auf den verheißenen Messias faßte, welcher den Bund und das wahre hochteure Opfer ergriff, der vollbrachte es. Das Opfer war nur eine Gestaltung dessen, was darin vollbracht wurde, ähnlich wie die äußere Welt nur eine Gestaltung der inneren geistigen Welt ist, damit sich die geistige Welt in Bildung und Wesen hineinführt und wie in einem Spiegel schaut.
27.41. Bei Kains Opfer verstehen wir recht die Mund-Christenheit mit den Titel-Christen in der geistigen babylonischen Hurerei, deren Bild Kain ist. Und wie Kain in seinem Opfer nur die Macht und irdische Wollust der äußeren Welt suchte und vor Gott ein äußerlich angenommenes Kind sein wollte, so sollte ihm Gott sein böses Tier angenehm und ungeopfert seinlassen, denn er wollte mit der Ichheit im Wesen und der Falschheit der Schlange Gottes angenehmes Kind sein. Er war aber ein unbußfertiger und überheblich stolzer Mensch, der da dachte, ein Herr der Welt zu werden und über Abel und seine Nachkommen zu herrschen. Ebenso ist auch jetzt die antichristliche Kirche auf Erden, denn auch sie baut Kirchen und Altäre, predigt, singt und klingt, opfert auch im hinterlassenen Bund und Testament Christi, und deckt damit das Opfer Christi über sich und will ein von außen angenommener Sohn sein, ungeachtet dessen, daß ihre Opfer im Bund und Testament Christi weder angenehm sind, noch zur Substanz gebracht werden.
27.42. Denn die Ursache ist dieses: Man verläßt sich nur allein auf das Opfer und lehrt, die Opfer nehmen die Sünde weg, und auch Christi Testamente nehmen die Sünde weg. Aber so wenig wie Kains Opfer vor Gott angenehm war und seine Sünde wegnahm, und so wenig wie Kains Begierde in die göttliche Substanz hineingeführt wurde, so daß sich das göttliche Feuer in seinem Opfer angezündet und seine Glaubensbegierde in sich eingenommen hätte, so wenig genießt auch die Mund-Christenheit das Opfer Christi in seiner Menschheit. Es muß schon ein Abel sein, der es genießt, denn der Mundchrist bekommt nur den äußeren Rauch vom wahren Opfer. Es muß eine wahrhaft hungrige, durstige und umgekehrte Seele sein, die vom Wesen der Schlange und aller Eitelkeit dieser Welt ganz abzugehen begehrt und dem eitlen Willen der Schlange in Christi Tod absterben will, um in einem neuen Willen unter und in Gott ganz gelassen aufzuerstehen.
27.43. Dieser wahrhaft hungrige Wille opfert wahrhaft mit Abel, und sein Opfer wird im heiligen Feuer Christi angenommen und in Christi Menschheit in eine Substanz gefaßt. Denn es muß Kraft und Ernst sein, der das Liebefeuer Christi in seinem Testament erregt, so daß es sich in der Begierde anzündet. Erst dann wird die Begierde zu einem rechten Glauben, denn es ist kein rechter Glaube ohne göttliche Fassung.
27.44. Wenn die menschliche Begierde ihren Hunger mit ernstem Seufzen und Gebet der Hingabe und Entsagung der Eitelkeit in das Opfer Christi hineinführt, dann faßt sich die seelische Begierde in der himmlischen Wesenheit, in der Menschheit Christi, auf dem hohen Altar Gottes in eine Substanz. Denn die hungrige Begierde wird im Wort Gottes in Christi Testamenten zu Fleisch, nämlich einem himmlischen übernatürlichen Fleisch, und dieses Fleisch ist das wahre Opfer Gottes, das Gott zu seiner Wohnung annimmt, und nicht den tierischen und sterblichen Menschen.
27.45. Allein in dieser heiligen Substanz ist der wahre Glaube Abels, und anders ist es nur ein historischer gefärbter Glaube und ein Kains-Opfer, das keine Sünde wegnimmt. Denn die Sünde muß allezeit in das Gericht Gottes gestellt werden, darin sie geboren worden ist, und das heilige Liebefeuer Gottes muß sie vertilgen und ersäufen. Anders ist keine Vergebung, und es hilft weder Opfer noch Bund, auch kein Kirchengehen. Weder Singen noch Klingen erreicht es, als nur einzig und allein der hungrige begehrende Glaube durch das einige Opfer im Blut und Tod Christi, darin die Begierde ihrer Ichheit ganz abstirbt und in Christi Auferstehung eines wahren Glaubens und Christentums aufersteht, nicht in Scheinheuchelei, sondern in Wesen, Worten und Taten.
27.46. Denn der ist noch lange kein Christ, der sich einen Christen nennt. Sondern der ist einer, der im Opfer Christi aus seiner Menschheit in ihm geboren ist. Es gilt vor Gott weder Bund noch Gesetz, sondern nur eine neue Kreatur. Keine Mauerkirche oder Scheinheiligkeit, wie sie auch heißt, kann Gottes Reich ererben, als nur einzig und allein das wahre lebendige Opfer der neuen Wiedergeburt aus dem Bund der Verheißung im Paradies durch das lebendig-machende Wort im Opfer Christi.
27.47. Der Tempel des Heiligen Geistes ist es allein, darin Gottes Wort gelehrt und gefaßt wird, und ohne diesem ist Kain mit seiner scheinheiligen Mauerkirche voll überheblichen Stolz und stinkender Ehrsucht. Das ist das große Gebäude zu Babylon (der große Turmbau zu Babel), wo die Sprachen des göttlichen Wortes als geschriebene Worte in viel Streiten und Sprachen verwirrt werden, wo nur eitles Streiten und Beißen um die Buchstaben herrscht und keine wahrhaft lebendige und tätige Erkenntnis.
27.48. Und wo nun die lebendige Erkenntnis Christi ist, da ist der Altar Gottes an allen Orten, wo die hungrige Seele das wahrhaft heilsame und heilige Opfer im Gebet opfern kann und damit das Gebet im Wort und Hunger in eine Glaubenssubstanz hineinführen.
27.49. Nicht, daß wir damit die Mauerkirchen ganz aufheben wollen, sondern wir lehren den Tempel Christi, welcher in die Mauerkirche mitgebracht werden soll. Sonst ist das Wesen der Mauerkirche nur eine geistige antichristliche Hurerei, ein Kains-Opfer, sowohl bezüglich des Lehrers als auch des Hörers verstanden, denn keiner ist besser als der andere. Es sei denn, er geht durch die wahre Tür Christi in Geist und Kraft im Tempel Christi in die Mauerkirche oder gedenke sich in der Mauerkirche innerlich in eine solche ernste Begierde zu fassen und zu schöpfen. Ansonsten geht Kain in die Kirche zum Opfern, und es kommt nur ein Brudermörder heraus.
27.50. Wie es sich oft erweist: Wenn man in der Mauerkirche Spotten und Richten aufgegriffen hat, dann geht man damit heraus und mordet Abel in den Kindern Christi, wie diesem Geist viel hundertfach geschehen ist, und nur eben um des Tempels Christi willen.
27.51. Wenn wir nun das Opfer Kains recht betrachten wollen, dann müssen wir ihm in die Essenz seines Willens und Begehrens sehen, denn er wollte auch opfern und Gott angenehm sein, aber er liebte nur seine Ichheit und Eigenheit. Ihm ging es nicht darum, daß er eine neue Kreatur sein oder werden wollte, sondern Gott sollte seine Sünde so im Opfer von ihm nehmen, daß er der alte Kain bleiben konnte. Und so wollte er Gott opfern, damit er vor ihm angenehm wäre, aber damit kam der Teufel in Engelsgestalt vor Gott.
27.52. Kain erkannte seine bösartige Schlangen-Eigenschaft nicht, denn die arme Seele war damit gefangen und hatte sich in der Schlangenessenz mit Klugheit und überheblichem Stolz emporgeschwungen. So wollte er ein von außen angenommenes Kind und Erbe Gottes sein. Und das Opfer sollte ihn versöhnen, wie es auch Babel versucht, die den Mantel Christi umhängt und spricht: „Christus hat alle meine Sünde am Kreuz gebüßt, und ich kann mir nichts mehr erwerben, und meine Werke verdienen nichts vor Gott. Ich muß es nur glauben, daß es Christus getan hat, und mich dessen trösten, und dann bin ich schon von all meiner Missetat gerechtfertigt.“
27.53. Also kommt sie vor Gott und dankt Gott, daß er in seinem Sohn bezahlt hat, und opfert mit Kain und dem Pharisäer im Tempel, aber bleibt in sich selber ein Brudermörder mit Kain, und das ist die babylonische Frucht. Gleichwie sich Kain das Opfer als einen Deckmantel umhängen wollte, so hängt sich auch seine hinterlassene Kirche das Opfer Christi als einen Deckmantel um ihre Sünden und bösartige Mörderei, und deckt damit den Mordgeist zu, so daß man sie heilige Christen nennen muß.
27.54. Sogar St. Paulus mußte ihnen dazu dienen, weil er sagt: »Ich tue, was ich nicht will. Wenn ich es aber tue, dann tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in meinem Fleisch wohnt.« Doch daß er auch sagt »So diene ich nun mit der Gemüt Gott, und mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde. (Röm. 7.19)«, das will Kain nicht verstehen, wie das Gemüt ohne Unterlaß über den sündhaften Willen und die Begierde des Fleisches herrschen und die Lust töten soll.
27.55. St. Paulus spricht von himmlischer Abel-Begierde, daß die Sünde im Fleisch abgetötet werden müßte und nicht über das Gemüt herrschen darf, wie bei Kain. Denn als er sah, daß sein Bruder vor Gott angenehm war und er nicht, da kam der Mordgeist im Gemüt hervor, der im Opfer durch wahrhafte Buße und Umkehrung getötet werden sollte.
27.56. So geht es auch Babel unter dem Mantel Christi: Sie opfert Gott und dankt ihm für das Opfer Christi, aber bleibt selber im Kain-Gemüt des Brudermordes, in Stolz, Geiz, Neid und Zorn, in Verfolgung, Krieg und Streit. Sie streitet um das Opfer und um den Deckmantel, damit ihr dieser nicht entwendet werde, denn sie mästet sich darunter mit dem tierischen Opfer der Fettigkeit der Erde und bleibt das Kain-Tier, und mordet auch Abel immerfort in den Kindern Christi, und tröstet sich am Tod Christi, denn dieser muß des bösartigen Mordgeistes Decke sein.
27.57. Dieses Herz und Gemüt ist fern von der neuen Kreatur. Es ist nur der alte kainische Brudermörder, der sich mit Christi Opfer zudeckt und mit Kain opfert. Ein solches, und nichts mehr, ist heutzutage von der Christenheit noch übriggeblieben, auch unter allen Sekten, ausgenommen die Kinder Christi, die noch hin und wieder verborgen mit Abel leben.
27.58. Die Kain-Kirche ist niemals mächtiger auf Erden gewesen, als gerade jetzt, da man doch mit großem Geschrei ruft: „Lauft alle herzu! Wir haben das Opfer Abels in Christus gefunden!“ Ja, liebe Babel, den Mantel Christi hast du wohl gefunden. Aber beschaue nur dein kainisches Herz, dann wirst du sehen, ob du mit Abel aus der neuen Kreatur opferst, oder aus dem bösartigen Brudermordgeist! Wo sind deine Früchte? Wo sind Liebe und Gerechtigkeit? Wo ist Wahrheit? Wo ist Geduld und Sanftmut? Wo ist das Gemüt, das mit Paulus Gott dient? Wo bist du, schöne christliche Kirche auf Erden? Bist du nicht eine Mordgrube des Teufels geworden? Dann beweise deine christlichen Tugenden! Bist du doch voller Zank und Mord, sowohl in der Kirche als auch außerhalb der Kirche. Dein Mund ist nur ein Schwätzer von Gottes Reich, wie auch Kains Mund nur vom Opfer schwätzte, aber sein Herz ein Mörder war.
27.59. Und so schwätzt man auch in den Steinhaufen vom Mantel und Opfer Christi, und mordet doch unterdessen in diesem Geschwätz immerfort die Kinder Christi, verdammt und verurteilt sie, und schafft einen ganzen Haufen Lästerwölfe, die alle schreien und beißen. Aber keiner weiß, wer die Hirschkuh (Hinde) ist, die sie jagen, und daß der Teufel so sein Spiel durch sie treibt, damit das wahre Opfer Christi verdeckt bleibe und nur wie ein Mysterium in dieser Welt sei.
27.60. Denn wir armen Evakinder sind hier in dieser Hütte in einer fremden Herberge zu Hause, darin der Teufel in Gottes Zorn der Wirt ist. Wir wohnen auf der verfluchten Erde, wo uns der Teufel über Leib und Seele reitet und uns alle Stunden angreift. Mögen wir uns wohl vorsehen und niemals sicher sein, sonst kostet es Leib und Seele!