Das Mysterium Magnum

(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)

26. Kapitel - Die menschliche Fortpflanzung in dieser Welt

Von der Fortpflanzung der Menschen in dieser Welt, und von Kain dem Erstgeborenen und Brudermörder. (1.Mose 4.1-2)

26.1. Diese Sache ist uns hier wahrhaft zu betrachten, und nicht mit Dichten und Fabulieren Schlüsse zu ziehen, wie bisher wegen der Gnadenwahl geschah, was doch alles nur blind und stumm war, so daß kein wahres Verständnis gefunden wurde.

26.2. Weil man nur im Verstand gesucht hat und nicht mit wahrer Buße durch das Feuerschwert hindurchdringen wollte, um mit göttlichen Augen zu sehen, so ist auch dem Verstand nur das Feuerschwert des göttlichen Zorns und ernsten Vorsatzes des Gerichtes im Auge geblieben, und mehr hat er nicht gesehen. Darum hat man schrecklich gefährliche Schlüsse ohne genügend Vernunft gezogen.

26.3. Es wird aber die Christenheit treulich ermahnt, doch einmal aus den Verstandesbeschlüssen aufzuwachen und Gottes klares Angesicht zu sehen, der kein Böses begehrt noch begehren kann, sich aber zum Richter über alles bösartige und gottlose Wesen gesetzt hat und solche Beschlüsse alle im Schwert seines Zorns zerbrechen und dann den Cherub wegtun wird.

26.4. Hier betrachte man nun, wie es zugegangen sei, daß Adam und Eva gleich zum ersten Mal ein bösartiges Kind und einen Mörder geboren haben. Da spricht der Verstand: „Es sei aus Gottes Vorsatz geschehen, der sich eine Wahl machte, und damit eine Gruppe Menschen zur Verdammnis auserkoren hatte und die anderen zu seiner Liebe.“

26.5. Ja, lieber Verstand, woraus bist du geboren? Und woraus redest du unter der Decke der Schrift? Redest du nicht aus dem Wesen und mit den Worten der Schlange? Wer brachte denn das falsche Sein in Evas Matrix, darin Kain ergriffen wurde? Tat es nicht der Teufel durch die Schlange, und machte Evas Matrix so tierisch?

26.6. Erkennst du nicht, wie sich sogleich auch das Wort der Verheißung in Evas Matrix in ihren Samen einverleibt hat, so daß der Streit zwischen Gottes Zorn und Gottes Liebe bald anfing?! Denn Gottes Liebe hat sich einverleibt, um dem Tierwesen der Schlange mit Gottes Zorn den Kopf zu zertreten. Und dahinein sollte die Feuerseele, welche in Gottes Zorn gefangenlag, ihren freien Willen geben.

26.7. Denn die Feuerseele ist eine Wurzel aus göttlicher Allmacht, und darum hat sie freien Willen, und der kann ihr durch nichts genommen werden, so daß sie im Feuer oder im Licht schöpfen kann.

26.8. Fragst du aber: „Warum zertrat der Schlangentreter nicht sogleich im ersten Samen den Kopf des Schlangenwesens, um den mörderisch-giftigen Willen der Schlange im Wesen der Seele gar nicht erst emporkommen zu lassen?“ Das ist gerade so geredet, als würde ich fragen: „Warum wurde Adam nicht gleich verstoßen, als Gott sah, daß er bösartig wurde, und machte ihn zu Nichts und schuf einen neuen Adam?“ So will der Verstand auch über die Teufel richten: „Gott habe es gefallen, daß Teufel sein sollten, auf daß erkannt würde, was ein Engel sei.“

26.9. Höre, Verstand: Ich habe dir oben geantwortet: Wenn sich Gott hätte noch einmal um des Menschen willen bewegen sollen und die erste Bewegung im menschlichen und irdischen Wesen in eine Stille hineinführen, dann hätten die sechs Tagwerke der Schöpfung zurückgehen und in eine wirkungslose Ruhe hineingeführt werden müssen. Das wollte Gott nicht, denn die ganze Kreation sollte und mußte in seiner ersten Bewegung bestehen (sonst wäre es nicht vollkommen gewesen), und sein erstgeformtes Sein im Schöpfungswort sollte bestehen, ob es nun in Liebe oder Zorn geschähe, je nach dem Ergreifen, denn der Zorn stand ebenso offen wie auch die Liebe.

26.10. Doch nur allein die Liebe heißt „Gott“, der Zorn heißt „seine Stärke und Macht“. Und was nun der freie Wille begehren würde, dahinein sollte er bestätigt werden, entweder in die Liebe oder in den Zorn.

26.11. Denn der freie Wille war aus Liebe und Zorn, als aus der Feuer- und Lichtwelt geboren. So konnte er sich auch eine Stätte zu seinem wirkenden Leben erwählen. Hätte Gottes Liebe den freien Willen im Wesen von Evas Samen, in welchem er im Zorn entzündet worden war, gleich in der Liebe ersäuft, dann hätte die feurige Bewegung in der Matrix aufhören müssen. Aber so konnte aus dem Wesen des Lichtes allein keine Seele geboren werden.

26.12. Auch hätte sogleich das verdorbene Sein des irdischen Stoffs durch das Feuer gerichtet werden müssen, welches nicht sein konnte, denn die Bewegung der neuen Wiedergeburt und die Eröffnung der göttlichen Süßigkeit und Überwindung des Feuers, als des göttlichen Zorns, stand allein dem Namen Jesu zu.

26.13. Das Wort, das sich einverleibt hatte, hatte von außen das Feuerschwert, als den Cherub, und von innen Jesus, der das Feuerschwert mit Liebe überwinden sollte. So stand der Name Jesus im Feuerschwert verborgen und war nicht offenbar, bis zur Zeit, daß sich Gott darin bewegen und ihn offenbaren wollte.

26.14. So mußte das eingeführte Schlangen-Sein, das Eva durch Imagination der Lust eingeführt hatte, abgeworfen werden, denn in Kain war das Mord-Bild der Schlange offenbar, das Gottes Reich nicht erben kann. Dagegen stand aber die Seele in ihrem freien Willen, und im himmlischen verblichenen Wesen war das Ziel des Bundes im verheißenen Wort offenbar, dahinein der freie Wille eingehen sollte.

26.15. Und wenn auch das Sein der Schlange abgeworfen werden müßte, wie dann in allen Eva-Kindern geschehen muß, so lag (in ihnen) aber auch der Anteil vom Wesen der himmlischen Welt im Bund des Wortes im verblichenen Wesen verborgen, als eine Möglichkeit zur neuen Wiedergeburt. Darum sagte Gott zu Kain, als ihn der Mordgeist ritt: »Herrsche über die Sünde! (1.Mose 4.7)«

26.16. Da fragst du: „Womit? Er konnte es doch nicht!“ Warum konnte er es nicht? Der Schlange Begierde hielt ihn und führte ihn zum Brudermord. Warum? Der freie Wille hatte sich in das Schlangen-Sein hineinbegeben, und das hielt ihn gefangen.

26.17. Darauf sagt der Verstand: „Gott wollte es so haben, sonst hätte er ihm seinen Willen abgewandt.“ Nein: Gottes Zornwillen im Wesen der Schlange wollte es haben, und der hatte den freien Willen gefangen. Deshalb sprach Gottes Liebe-Willen in ihm: »Herrsche über die Sünde!« Das heißt, über den Grimm und Zorn der Schlange, und laß ihr nicht die Gewalt!

26.18. Und so ist uns hier recht zu erkennen, wie Gottes Liebe und Zorn in stetigem Streit sind (das heißt, im geoffenbarten Wort im Stoff der Erde und im Wesen menschlicher Eigenschaft aus der Erde), denn das Zorn-Sein wird vom Teufel erregt und getrieben und will stets das Liebe-Sein verschlingen und dieses Königreich im Zorn-Wesen besitzen.

26.19. Das Zorn-Sein will den Menschen haben, denn es hat seinen König in Luzifer. So will ihn auch das Liebe-Sein haben, denn es hat seinen König in Christus. Und darum mußte Christus das menschliche Liebe-Sein durch den Tod und das Zorn-Sein hindurchführen und ein anderes (zweites) Prinzip aufschließen, als ein anderes Reich, und dem Fürsten Luzifer im Zorn seines lassen, denn sein freier Wille hat es sich erwählt.

26.20. So hat der freie Wille auch in Kain die Falschheit als des Teufels Willen erwählt. Da fragst du: „War denn der Mordwille ganz verstoßen?“ Er verstieß sich selber. Hätte aber der freie Wille wieder im Liebe-Wesen geschöpft, dann wäre er wieder neugeboren worden, sogar noch nach dem Mord, welches wir dem Gericht Gottes überlassen, ob es geschehen sei oder nicht, weil ihm der Text von Moses so einen rauhen Namen in Verzweiflung gibt. Denn das Wort, daraus der Name Jesus offenbar wurde, war gegeben, um den armen verlorenen Sünder zur Buße zu rufen, und nicht den Gerechten, der in der Liebe ergriffen ist, wie Christus sagte. (Luk. 5.32)

26.21. So war Kain ein Bild des ersten verdorbenen Adams in der Sünde, und Abel war ein Bild Christi, des anderen (zweiten) Adams, als das Jungfrauenkind. Denn der Baum zum Bösen und Guten fing in Adam an (zu wirken), und so zeigte sich auch bald die Frucht als die Kinder des Teufels und der Schlange und auch die Kinder Christi.

26.22. Da fragt der Verstand: „War denn Kain gänzlich aus dem Wesen der Schlange im Zorn Gottes empfangen und zur Verdammnis vorbestimmt?“ Nein! Er war aus Adams Seelen- und Leibeswesen, sowie auch aus Evas Seelen- und Leibeswesen. Aber das Tierwesen in Evas Matrix umfing den gesäten Samen, und das verführte ihn auch. Doch das Ziel des Bundes lag im Seelen- und Leibeswesen verborgen, denn das Sein des Samens von Adam und Eva war gleichwohl aus dem himmlischen verblichenen als auch aus dem irdischen aufgewachten Stoff. Aber der Wille der Schlange und des Teufels nahm das Haus ein. Wie auch beim Teufel, der ein Engel war, aber der Wille der finsteren Welt nahm in ihm das Haus ein und schwang sich empor. So geschah es auch in Kain.

26.23. Fragst du: „Wie kam das?“ Höre und besehe das schöne Kind in Adams und Evas Willen, was ihr Begehren vor und nach dem Fall war! Sie begehrten das irdische Reich, so daß Eva durchaus nur irdisch gesinnt war. Denn als sie Kain gebar, sprach sie: »Ich habe den Mann, den Herrn!« Sie dachte, es wäre der Schlangentreter, und er würde das irdische Reich einnehmen und den Teufel verjagen. Denn sie wußte nicht, daß sie wegen ihres falschen, irdischen und fleischlichen Willens sterben und in einem heiligen Willen neugeboren werden müsse. Und einen solchen Willen führte sie auch in ihren Samen hinein, und desgleichen auch Adam.

26.24. Und daraus entstand nun der Wille in der seelischen Essenz, und der Baum brachte einen entsprechenden Zweig aus sich, denn Kains Begehren war auch nur, daß er Herr auf Erden wäre. Und weil er sah, daß Abel vor Gott lieber war, so erhob sich in ihm sein freier Wille im Tierwesen, um Abel zu ermorden. Denn Kain ging es nur um die äußerliche Welt, um sie zu beherrschen und ein Herr zu sein, während Abel die Liebe Gottes suchte.

26.25. Und so gib es immer noch zwei solche Kirchen auf Erden: Eine, die nur weltliche Wollust, Macht, Ehre und den äußerlichen Gott Mammon sucht und darin das Kind der Schlange beherbergt. Und die andere, die das Jungfrauenkind und Gottes Reich sucht und sich von der Kain-Kirche verfolgen, verspotten, verhöhnen und töten lassen muß, wie Kain dem Abel tat.

26.26. Denn der Teufel will noch immer ein Fürst dieser Welt im Kind der Schlange sein. Und solange nicht das Jungfrauenkind im Kind der Schlange offenbar wird, das der Schlange den Kopf zertritt, so ist und bleibt der Teufel Fürst und Wirt im Haus der Seele, wie dem Kain geschah.

26.27. Doch versteht den Grund nur richtig! In dieser Weltgeburt liegen zwei Reiche offenbar, nämlich Gottes Liebe-Reich in Christus und Gottes Zorn-Reich im Luzifer. In allen Kreaturen sind diese beiden Reiche im Streit, denn im Streit ist der Ursprung aller Geister, und im Streit des Feuers wird das Licht offenbar. Denn das Feuer ist eine Ursache des Lichtes, und so ist Gottes Zorn eine Ursache, daß sich Gott noch einmal in seiner tiefsten Liebe im Namen Jesus bewegte und darin den Zorn getilgt hat.

26.28. Was kann nun die Liebe dafür, wenn sich der freie Wille dem Zorn vermählt? Oder was kann der Zorn dagegen, wenn sich der freie Wille in der Liebe schöpft und den Zorn zerbricht? Muß er doch auch stillhalten und es geschehen lassen. Und wenn er sich auch wehrt und sticht, so dringt doch die Liebe durch ihn hindurch und verwandelt ihn in Freude. Denn der Zorn ist die Wurzel der Liebe, wie das Feuer die Wurzel des Lichtes ist. Und durch den freien Willen ist dieses zu verstehen, denn damit macht er sich zu dem, was er will.

26.29. Siehst du das nicht an der Erde, daß sich der freie Wille im Wesen des Wortes zu Steinen, Metallen und Erde gemacht hat? Die Steine und Erde sind nicht der freie Wille, aber der freie Wille hat sich in ein solches Sein hineingeführt und durch seine Lust und Bewegung das Sein in eine Verdichtung oder Gerinnung geführt. Dazu ist doch kein anderer Macher dagewesen, als der freie Wille im geformten und geoffenbarten Wort. Du siehst ja die vielen Wunder.

26.30. Siehe die unvernünftigen Kreaturen an, wie die Würmer, Kröten, Spinnen, Eidechsen und andere grausamen Tiere, dann wirst du ja etwas sehen, wenn du nicht tot bist. Sagst du: „Gott hat sie so geschaffen!“ Ja recht, seine Begierde in Liebe und Zorn hat das Sein mit der Bewegung gefaßt, und nach dem freien Willen jedes Seins in eine Form verdichtet. Denn kein anderer Macher war dazu da, als der freie Wille im Wort.

26.31. Die Begierde im Wort war das Schöpfen, das da den freien Willen in ein Sein hineinführte. So ist das geoffenbarte Wort (der „Information“) noch in allen Dingen und hat das Schöpfen als die Begierde in sich. Und wie sich der freie Wille in jedem Ding in einen Geist hineinführt, so formt und bezeichnet das Schöpfen alle Dinge. Eine jede Wurzel gebiert aus sich einen Zweig ihresgleichen. Wenn aber der Zweig geboren werden soll und im Wesen der Wurzel seinen Anfang nimmt, dann formt sich das Sein zum Zweig, wie gerade die Wurzel in ihrer Kraft und ihrem freien Willen ergriffen ist, sowohl vom oberen als auch unteren Gestirn.

26.32. So ist es auch im Menschen zu verstehen: Wie der Wille im Samen ist, das heißt, wie die Begierde von Vater und Mutter samt den anderen Einfällen vom Gestirn und den Elementen, auch oft von des Teufels Eingriffen in dieser Zeit ist, so wird auch ein Geist im Sein des Samens formiert, oft ein Engel, wenn die Eltern in heiliger Begierde sind, und öfters auch ein Tier, eine Schlange oder Teufelsbild nach beiden, sowohl nach dem Wesen der Seele als auch des äußeren Fleisches.

26.33. Die Kraft des geoffenbarten Wortes gibt sich in alle Dinge hinein, in jedes Ding nach seinem Willen, entsprechend der Begierde im Wesen. Denn die Begierde im Wesen ist es, die das Wort formt, nämlich den Schall des Lebens, wie geschrieben steht: »Welch ein Volk es ist, einen solchen Gott hat es auch. Bei den Heiligen bist du heilig, und bei den Verkehrten bist du verkehrt. (Psalm 18.26)« Das versteht man alles bezüglich des ausgesprochenen Wortes im Schöpfen, als in der Begierde der Natur. Und darum hat Gott dem Menschenbild ein anderes Wort aus dem Zentrum seiner Liebe hineinvermählt, so daß, auch wenn er aus bösartiger Eigenschaft entstanden war, der freie Wille aus seiner Ichheit ausgehen und in sich selbst in diesem heiligen einverleibten Wort absterben kann. Und so gebiert und formiert das Schöpfen im freien Willen eine andere neue Kreatur aus dem Wesen.

26.34. Diese Möglichkeit liegt in allen Menschen, aber das Machen zum Kind Gottes steht jetzt dem heiligen Schöpfen im neuen eingeführten Wort zu, denn es liegt nicht am Selberwollen, eigenen Machen, Rennen oder Laufen vom jemandem, sondern an Gottes Erbarmen. Er erbarmt sich, wem er will, nämlich nur diesem, der mit seinem freien Willen seiner Ichheit in seiner Gnade abstirbt und sich ihm ergibt. Und er verstockt, welche er will, nämlich die mit Kain selber laufen, sich das Reich Gottes in ihrem eigenen bösartigen Willen selber nehmen wollen und nicht ihres eigenen Willens in der Ichheit absterben. (Röm. 9.18)

26.35. So spricht nun die Schrift: »Hat nicht ein Töpfer die Macht, aus einem Klumpen Ton zu machen, was er will, ein Gefäß zu Ehren oder zu Unehren? (Röm. 9.21)« Das heißt, will der eigene Wille zürnen, wenn er böse ist, daß ihn das Schöpfen im Wort zu einem Gefäß des Zorns macht? Oder will er darum zürnen, wenn das heilige Schöpfen (im heiligen Wort) den Willen, der sich in Gottes Liebe und Erbarmen hineinversenkt und seiner Ichheit erstirbt, zu einem Gefäß zu Ehren macht? Hat doch dieser Töpfer mit seinem Ton (als mit dem Wesen oder Samen) die Macht, zu tun, was er will. Wozu ein jeder Samen gut und nütze ist, dazu macht er ihm ein Gefäß, entweder zum Gebrauch seines Zorns oder zum Gebrauch seiner Liebe.

26.36. »Der Heilige ist Gott ein guter Geruch zum Leben, und der Gottlose ein guter Geruch zum Tod in seinem Zorn.« So müssen sie alle zu seiner Herrlichkeit eingehen und ihn preisen: Der eine in der Eigenschaft seines Zorns, der das Böse gutheißen muß, und der andere in der Eigenschaft seiner Liebe, der das Gute gutheißen muß. Denn so muß es sein, damit der Unterschied des Guten und Bösen erkannt werde, sowie des Lichtes und der Finsternis, des Lebens und des Todes. Denn wenn kein Tod wäre, dann wäre ihm das Leben nicht offenbar, und wenn keine Finsternis wäre, dann wäre ihm das Licht nicht offenbar.

26.37. Darum hat sich der ewige freie Wille in Finsternis, Schmerz und Qual, sowie auch durch die Finsternis in Feuer und Licht und in ein Freudenreich hineingeführt, damit das Nichts in Etwas erkannt werde, und daß es ein Spiel in seinem Gegenwillen habe, damit ihm der freie Wille des Ungrundes im Grund offenbar sei, denn ohne Böses und Gutes könnte kein Grund sein.

26.38. Denn das Böse macht Schmerz und Bewegung, und das Gute macht Wesen und Kraft. Und doch sind diese zwei Wesen nur ein einiges Wesen, wie Feuer und Licht nur ein Wesen sind, auch Finsternis und Licht nur Eines ist, aber sich in zwei mächtige Unterschiede teilen. Obwohl es doch kein Abtrennen ist, denn eines wohnt im anderen, aber ergreift das andere nicht, denn es verleugnet das andere, weil es nicht das andere ist (bzw. sein will).

26.39. Gott wohnt durch alles, aber das alles ist nicht Gott, und es erreicht ihn auch nicht. Was aber den freien Willen freigibt (und damit den Eigenwillen aufgibt), das fällt ihm anheim, und das muß er haben, denn es ist willenlos und fällt in Nichts. So ist er im Nichts, und so kann der ergebene Wille im Nichts wohnen. Und da ist Gottes Erbarmen, denn er will aus dem Nichts Etwas machen, damit er im Etwas offenbar sei. Und darum erbarmt er sich des Etwas, das in sein Nichts gefallen ist, und macht es in sich zu seinem Etwas, so daß er selbst mit seinem Erbarmen den Geist regiert und treibt.

26.40. Und hierin steckt das edle Perlein. Liebe Brüder, wenn ihr das erkennen könntet, dann würdet ihr von jedem Streit ablassen und den Verstand einen Narren nennen. Denn kein Eigenforschen ergreift es. Aber der freiergebene Wille in Gottes Erbarmen, der durch den Weg der ernsten Buße und dem Absterben seines eigenen bösartigen Willens eingeht, der fällt in Gottes Erbarmen und wird ergriffen. Und ohne diesem ist nur ein Selberrennen, Selberlaufen und Selberwollen, und es kann doch nichts (von Gott) ergriffen werden, als nur im gelassenen Willen in Gottes Erbarmen.

26.41. Ein gewaltiges Beispiel und Gleichnis haben wir an der ersten Geburt, welche die Mutter entbindet, daß sie dem Herrn geheiligt und geopfert werden sollte. Denn das wahre lebendige Opfer kommt aus der zweiten neuen Geburt, wie man an Abel, Isaak und Jakob sieht. Kain, Ismael und Esau waren die Erstgeborenen, und ihnen gebührte das Erbe, aber das Loos des Erbarmens fiel auf Abel, Isaak und Jakob, denn das erste Sein des Menschen war durch den Teufel süchtig geworden. Darum mußte es dem Feuer zu einem Opfer und Speise gegeben werden. Und aus dem Opfer, als aus dem Feuer von Gottes Zorn, wurde Gottes Liebe im Erbarmen offenbar. Und so wurde der erste Adam zum Hausgenossen des zweiten in Christus, denn der zweite erlöste den ersten.

26.42. Denn in Evas Matrix hatte sich die Begierde des Teufels und das tierisches Sein der Schlange emporgeschwungen und den ersten Samen in der Begierde ergriffen. Nun hätte aber dem ersten Menschen das Reich Gottes gebührt. Weil er es aber verscherzte, so mußte der erste Adam der Erde geopfert werden, und so auch ihr erster Samen dem Zorn.

26.43. Und entsprechend diesem ersten Samen drang Abel im heiligen Bund hervor und opferte dem Zorn sein süßes Blut für den sündhaften Samen, auf daß der Zorn seine Flamme sinken ließe und die erste Geburt im Blut des zweiten hindurchgehen konnte.

26.44. Die erste Geburt wurde ein Mörder, und das deutet den Teufel im Menschen an. Die zweite aber wurde ein Opfer der ersten, damit der Zornteufel im ersten Adam im Opfer der zweiten Geburt versöhnt würde.

26.45. Nicht, daß wir den gottlosen Haufen in das Opfer Christi erheben wollen, denn solange er gottlos ist, verschlingt der Teufel den größten Haufen der Gottlosen. Doch wenn sich der Gottlose bekehrt, dann ist ihm damit eine offene Pforte im Opfer der zweiten Geburt gemacht worden.

26.46. Wenn aber etliche schreiben, daß sich zweierlei Samen in Eva geschieden haben, als ein ganz teuflischer aus dem Wesen der Schlange, und der andere aus dem Wesen Christi im Bund, dann haben sie noch lange nicht das ABC in dieser Schule gelernt. Sie haben nur einen Spiegelglanz vom Mysterium und nicht das wahre Sehen. So gründen sie die Gnadenwahl hierauf, aber das ist weit gefehlt, denn sie reden nur das Wort der Schlange, die solches begehrt. Das erkennt so:

26.47. Adam hatte nur einen Samen (Limbus) zu seinem Samen, und Eva nur eine Matrix zu ihrem Samen, aber beide standen in drei Prinzipien. Und diese Prinzipien standen im Streit, wie es noch heute ist. Doch das zweite Prinzip (als das Reich Gottes oder die englische Welt) verblich im Seelen-Samen, und Gott vermählte sein einiges allerheiligstes Wort wieder dahinein zur Wiedergeburt.

26.48. Und diese Vermählung stand in Kains Wesen, wie auch in Abels Wesen. Aber Kains Sein war im ringenden Rad im Streit der drei Prinzipien im Zorn ergriffen und vom Schlangen-Tier verdeckt. Aber nicht so zur Unmöglichkeit, daß er zur Verdammnis geboren worden war, sondern zu einer Möglichkeit des freien Willens, ob er das in Adam angeeignete Recht sinken lassen wollte und im Willen Gottes leben, oder ob er sich selber leben wollte. Darüber ging die Wahl.

26.49. So kennt nun Gott den freien Willen, in den er eingegangen ist. Ist er in die Bosheit und Ichheit eingegangen, dann bestätigt ihn Gottes Zorn in seiner Wahl zur Verdammnis. Ist er aber in das Wort des Bundes eingegangen, dann bestätigt ihn Gott zum Kind des Himmels. Es heißt nun hier: »Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und welchen ich verstocke, den verstocke ich.« Gott erkennt seine Kinder im Wesen auch schon im Mutterleib. Warum soll er dem sein Perlein geben, den er doch wohl kennt, daß er sich von ihm abwenden würde? Der Grund des Perleins liegt wohl in ihm (dem Menschen), doch verschlossen. Würde er aber seinen Willen in das Perlein führen, dann würde es sich in ihm eröffnen.

26.50. Denn alle Menschen kommen aus einerlei Samen. Aber in einem glimmt das heilige Feuer, und im anderen liegt es wie verschlossen, und kann wegen der Nässe der Schlange nicht (einmal glimmen).

26.51. Da fragst du: „Ist denn das Sein der Schlange mächtiger als Gottes Liebe?“ Ich habe dir oben gesagt, daß Liebe und Zorn im Streit sind. Und mit wem sich das Sein vermählt, von dem wird es ergriffen und bestätigt. Doch so, daß der Wille frei ist, um vom Bösen ins Gute oder auch vom Guten ins Böse zu gehen, und das, solange er auf Erden lebt. So stehen ihm beide Türen offen, denn der freie Wille ist nicht gebunden. Wenn er aber gebunden wäre, dann dürfte auch kein Gericht mit Gerechtigkeit über ihn ergehen. Doch so hat er Gesetze und Lehre, und die sind ihm nicht zum Tod gegeben, sondern zum Leben (und Lernen). Aber wenn er diese übertritt und in der Übertretung beharrt, dann geht das Gericht über ihn, denn ein jedes Gericht entsteht aus der Übertretung des Gesetzes.

26.52. Da sprichst du: „Er kann es nicht halten, denn er wird gezogen.“ Ja recht, schilt ihn doch die Wahrheit ins Angesicht als einen Treulosen, der sich zum Bösen ziehen läßt! Dem Gesetz recht zu tun steht im Lebenslicht wie ein steter Spiegel. Er sieht es und weiß es, daß er ein Lügner ist und auf dem Weg des Teufels läuft. Es zeigt ihm den Weg der Wahrheit, aber der freie Wille verwirft ihn, und nun wird er zur Verdammnis bestimmt, jedoch so, daß der Wille frei ist, solange er in dieser Hütte lebt. Doch das schwere Band von Gottes Zorn im Zug der teuflischen Begierde zieht viele von ihnen zur Verdammnis des Todes.

26.53. Dagegen spricht der Verstand: „Wenn der Mensch wirklich freien Willen hat, dann wäre Gott nicht allmächtig über ihn, so daß er mit ihm tue, was er wolle.“ Der freie Wille ist aus keinem Anfang, auch aus keinem Grund, nicht in etwas gefaßt oder durch etwas geformt. Er ist sein selbst-eigener Ursprung aus dem Wort göttlicher Kraft, aus Gottes Liebe und Zorn. Er formt sich in seinem eigenen Willen selber ein Zentrum zu seinem Sitz, und er gebärt sich im ersten Prinzip zum Feuer und Licht. Sein wahrer Ursprung ist im Nichts, wo sich das Nichts als eine wirkende Dreiheit (△/), oder wenn man es auswickeln will als „AOV“ (Vater, Sohn und Heiliger Geist, siehe §35.52 oder Vierzig Fragen von der Seele ab §1.15), in eine Lust zur Beschaulichkeit hineinführt. Und die Lust führt sich in einen Willen, und der Wille in eine Begierde, und die Begierde in ein Wesen.

26.54. Nun ist die ewige Vernunft als Gott ein Richter über das Wesen. Und wenn sich die Lust (die von ihm abgewichen ist) in ein bösartiges Wesen hineingeführt hat, dann verurteilt er das Wesen in sein jeweiliges Prinzip. In was für Qualität und Eigenschaft oder in was für ein Sein sich die Lust, die aus der Dreiheit abgewichen ist, in ein Prinzip hineingeführt hat, darin bestätigt es der allgemeine ewige freie Wille, welcher der Ungrund und die Ursache allen Grundes ist.

26.55. Das Grundlose verurteilt dasjenige, das sich in einen Grund hineinführt, und entscheidet das Gute, das sich in ein gutes Sein hineinführt, in das Gute, als in die göttliche Liebe, und das Böse (das sich in ein böses Sein geführt und zu einem bösen Geist und Willen in ein Zentrum gesetzt und geformt hat) in seinen Grimm und Zorn.

26.56. Denn wie könnte der ein Ding richten, dem es nicht eigen ist? Wie wollte Gott den Willen der Kreatur richten, wenn dieser nicht von ihm entsprungen wäre? Aber auch: Wie kann ein Gericht über ein Ding ergehen, das völlig gebunden wäre und in seinem Wollen und Tun nicht frei ist?

26.57. Der menschliche und englische Wille ist mit der Bewegung des Ungrundes (als sich die Gottheit in seiner Beschaulichkeit und Findlichkeit einmal bewegt und mit der Bewegung in einen Anfang der Geister hineingeführt hat) aus demselben Anfang entstanden. So geht nun ein jeder Anfang in sein Ende. Und das Ende ist das, was vor dem Anfang war, denn dort ist die Prüfung des Anfanges, worin sich der Anfang hineingeführt hat.

26.58. So ist nun Gott vor und ohne jeglichen Anfang. Denn aus ihm kommt jeder Anfang, und so ist er auch das Ende aller Anfänge. Und so steht nun das Mittel (bzw. die Mitte) aller angefangenen Dinge zwischen Anfang und Ende, denn alles muß mit seinem Anfang durch das Ende wieder in das eingehen, daraus es entstanden ist.

26.59. Weil aber Gott ein eifriger Gott und ein verzehrendes Feuer ist, und auch ein lieber barmherziger Gott, so wird damit jedem freien Willen mit seinem eingeführten Zentrum sein Richter in sich selber geboren, entweder als göttliche Liebe oder als göttlicher Zorn. Denn wenn ein Ding anfängt, dann geht es in eine Zeit. Wenn aber diese Zeit vom Ende in der Ewigkeit ergriffen wird, dann ist es in seinem eigenen Ewigen, daraus es sich in eine Verdichtung hineingeführt hat, und entsprechend wieder zur Ewigkeit verwirklicht.

26.60. Darum hat der freie Wille sein eigenes Gericht zum Guten oder Bösen in sich. Er hat sein Gericht in sich, und er hat Gottes Liebe und Zorn in sich: Was er faßt und begehrt, das formt er in sich, und formt sich so nur selber in seiner eigenen Lust in ein Zentrum.

26.61. Denn so hat auch die Welt ihren Ursprung, nämlich im freien Willen der zwei ewigen Prinzipien aus der finsteren Feuer-Lust und aus der göttlichen Lichtfeuer-Lust. Und der freie Wille hat sich im Schöpfungswort in unterschiedliche Wesen hineingeführt, alles entsprechend den Möglichkeiten der ewigen Gebärerin. Wie sich der Wille an jedem Ort in der Gebärerin im Schöpfungswort gefaßt hat, so ist es auch ein Sein geworden, und aus dem Wesen ist sein Geist entsprechend dem Wesen entstanden, nämlich von Gottes Hauchen oder Erwecken in den Prinzipien.

26.62. Weil aber die Prinzipien untereinander wie Eines gewesen sind, so ist kein Ding im freien Willen gefaßt worden, ohne daß es Gutes und Böses in sich hat, entsprechend der Art und Macht der ewigen Gebärerin zu Licht und Finsternis.

26.63. Nun entsteht aber ein jeder Geist mit seinem freien Willen erst aus der Verdichtung seines Zentrums. Und nach seiner entstandenen Geburt ist er frei, und kann in sich entweder aus Gottes Liebe oder Zorn schöpfen und seinen Willen hineinführen, wie er will. Denn das ist der Zweck: Wie die Mutter (als das Sein) ist, daraus der Geist geboren wird, eine solche Lust entsteht auch im Geist.

26.64. Nun hat aber der Geist Vernunft, und das Sein hat keine. Auch hat er Gesetze, denn er erkennt, was gut und böse ist, was recht oder unrecht ist. Auch hat ihm Gott Gesetze gegeben, damit er die Lust zerbrechen und mit der Vernunft des Lichtes über die Lust der Finsternis herrschen soll.

26.65. Wenn er es aber nicht tut, sondern mit der Lust aus der Vernunft in eine Ichheit der Lust geht, dann faßt sich die Lust in eine Substanz, daraus wieder ein neuer falscher Wille geboren wird. Und derselbe ist ein Hurenkind vor Gott und der ewigen Natur, denn er entsteht nicht aus der Gerechtigkeit der ewigen Natur, sondern aus der Ichheit. Und über den ergeht das Gericht der ewigen Natur, und er wird an seinem Ende, wenn das Zentrum des Geistes wiederum in den Anfang treten soll, aus dem freien Willen der Ewigkeit ausgestoßen.

26.66. Versteht uns aber richtig! Der Erste freie Wille, der Adam eingeblasen wurde, der war gut. Er war wohl aus Gottes Liebe und Zorn, als aus dem Zentrum der ewigen Gebärerin der ewigen geistigen Natur, aber er hatte die (ganzheitliche) Vernunft in sich, um sich so zu regieren, daß er ewig bestehen konnte.

26.67. Aber die eingeführte Sucht vom Teufel war im Wesen der Erde, daraus Adams äußerer Leib formiert wurde. In dieses irdische Sein führte der Teufel seine Begierde durch die Schlange, als durch der Schlange listiges Sein, so daß die Lust im Wesen des Leibes entstand, darin der ursprünglich freie Wille der eingeblasenen Seele verging, die Lust des Leibes annahm und diese Lust in eine Begierde zur Substanz hineinführte.

26.68. Und aus dieser Substanz entstand nun ein anderer neuer eigener Wille, als ein Hurenkind und falsches Schlangenkind. Dieses Hurenkind hat Adam seiner Eva, und Eva ihrem Sohn Kain, und so fort ein Mensch dem anderen vererbt. Und so haben wir nun im irdischen Fleisch diesen falschen Willen aus der Substanz der Schlange, dahinein der Teufel seine Begierde führte, uns angreift und immerfort nach teuflischer Eigenschaft lüstern macht, damit seine Begierde, die er uns in das falsche Hurenkind hineingeführt hat, Substanz und Wesen werden möge. Und daraus wird immer wieder ein solches Hurenkind mit dem Schlangensamen des Teufels gezeugt, und aus diesem falschen Wesen entsteht ein teuflischer Wille.

26.69. So reitet der Teufel in und über den Menschen, sowie in und über Leib und Seele. Nun liegt aber der erste eingeführte freie Wille noch in allen Menschen, welchen Gott Adam einblies, denn er ist die wahrhaftige Seele des Zentrums von Feuer und Licht, ein Funke der göttlichen Kraft und Allmacht, aber in diesem bösen eingeführten Hurenkind gefangen und damit ganz umgeben.

26.70. Darum hat Gott das Ziel seines neuen Bundes im Wort der göttlichen heiligen Kraft, im Namen Jesu, wieder in die Eigenschaft zum Licht-Feuer (als in das verblichene himmlische heilige Sein, das in der Finsternis verblich) hineinverheißen und einverleibt, damit der erste freie Wille (der nun im Huren- und Schlangenkind gefangenliegt) seine Begierde in dieses Ziel des verheißenen Bundes hineinführen soll (welches er in Christi Menschheit erfüllt hat), und mit der Begierde des freien Willens der Seele das heilige Sein Christi wieder in sein verblichenes himmlisches Sein hineinführen. Wenn das geschieht, dann entsteht aus diesem eingeführten Wesen Christi der Geist Christi, der dem Schlangen-Hurenkind auf seinen Kopf tritt und den falschen Willen zerbricht.

26.71. Da spricht der Verstand: „Gott gibt dieses heilige neue Sein Christi wem er will, und läßt verstockt und im Schlangenwesen gefangenbleiben, wen er will.“ Ja, recht so, denn dieses heilige Sein gibt er keinem in die Ichheit des Willens seines Schlangenkindes. Es gehört ein anderer Ernst dazu, denn die Ichheit kann sich nun hier nichts mehr von Gott nehmen.

26.72. Denn dies ist ein Prozeß des freien Willens, den er gehen muß, wenn er das heilige Sein empfangen will. Er muß sich aus der Schlangenbegierde (aus der Eigenheit und Ichheit) herauswinden und in Gottes Erbarmen hineinwinden, und in sich der fleischlichen Begierde absterben und gram werden. Er muß ganz aus der eigenen Lust des Fleisches ausgehen und seinen Hunger nur in das Sterben des Ichts (des eigenen Etwas) hineinführen, so daß er immerfort gern seiner Bosheit und falschen Begierde (die im Fleisch im Schlangenkind steht) absterben will und in Christi Wesen mit neuem Willen auferstehen.

26.73. Diese Begierde, die aus dem Schlangenwesen ausgeht und nach Gottes Barmherzigkeit hungert, die empfängt in sich Christi Sein, daraus ein neuer Wille geboren wird, welcher der Schlange den Kopf zertritt, denn das ist die neue Geburt aus Gott in Jesus Christus.

26.74. Daß du aber sagen wolltest, du kannst kein Gutes begehren, das ist nicht wahr. Du läßt dich nur vom Willen der Schlange in deinem wahren ewigen Seelenwillen halten und hurst mit diesem Seelenwillen mit dem Schlangenwillen im Fleisch, daraus die Wahl Gottes entsteht.

26.75. Denn Gott erkennt die falsche buhlerische Seele, welche nur mit der Schlange (und dem Abgott Babel) buhlen will und in Fleisches- und Schlangenlust und Willen leben, aber ein von außen angenommenes Kind Gottes sein will. Gott soll ihr die Sünde durch Wortsprechen von außen vergeben, aber sie will an der Buhlschaft der Schlange (in ihrer falschen Lust) hängenbleiben. Diese erwählt Gott zum Gericht.

26.76. Denn der freie Wille, den er Adam eingeblasen hat und durch Adam vererbte, der hängt nun an Luzifer. Und darum entschied ihn Gott ins Reich der Finsternis zu Luzifer. Aber in dieser Zeit des äußeren Lebens steht ihm die Pforte zur Gnade immer noch offen.


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