Das Mysterium Magnum

(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)

20. Kapitel - Vom kläglichen Fall des Menschen

Vom kläglichen und elenden Fall und Verderben des Menschen. (1.Mose 3.1-7)

20.1. Als nun Adam vom Schlaf aufwachte, sah er seine Frau Eva vor ihm stehen und nahm sie zu sich, denn er erkannte sie, daß sie rein und seine Matrix war. Und so führte er seine Eigenschaft der Begierde in sie, wie er es zuvor getan hatte, als er sich selbst liebte. So ging jetzt die feurige Tinktur der Seele Adams in die Tinktur des Geistes oder Lichtes von Eva.

20.2. Aber sie standen noch beide im Paradies im Garten Eden und erkannten weder Böses noch Gutes, denn sie lebten noch im Himmelreich, in Freude und Lust. Und so war es Evas erste Lust von Gut und Böse zu essen, denn Adams Begierde hatte sie in das magische Bild, als es noch in Adams Essenz war, hineingeführt und eingeprägt, gleichwie ein Kind ein Muttermal im Mutterleib empfängt, weil es ihm die Mutter einprägt.

20.3. So hatte auch Adam die falsche Begierde in seine Essenz eingeprägt, daraus die Frau gemacht wurde. Und darum lüsterte die Frau sogleich nach der Eitelkeit, wie man noch heutzutage in den meisten eine lautere irdische Fleischeslust findet. Sobald dieses Geschlecht ein wenig zu Jahren kommt, geht die eigene Lust im Stolzieren und Glänzen mit fleischlicher Begierde voran, und sie lüstern bald nach dem verbotenen Baum gegen die jungfräuliche Zucht, Keuschheit und englische Demut.

20.4. Diese Lust, die Adam in seine Matrix hineinführte, ist nun so stark in den Frauen, daß sie wie blöde vor dem Bild Gottes sind, das Gott selbst in Adam erschuf. Deswegen müssen sie auch unter dem Mann sein, weil sie die Ursache sind, daß die Eitelkeit entzündet wurde, zu welcher der Teufel ein Anstifter war.

20.5. Denn als er Eva sah, erkannte der Teufel in ihr seine hineingeführte Begierde, die er in Adam hineingeführt hatte, und diese blickte in Eva voller Lust hervor. Darum kam der Teufel jetzt in fremder Gestalt, nämlich in der Schlange Essenz, welche das listige Tier war, und legte sich am Baum der Versuchung vor Eva, so daß sich die eingeführte Sucht in Eva an der äußeren Schlange, welche der Teufel auch infiziert hatte, vergaffte, und so eine Lust die andere fing. Davon imaginierte Eva mächtig in die verbotene Frucht und lüsterte, welches ihr der Teufel riet, sie sollte essen, denn dann würden ihr die Augen aufgetan, und sie würde wie Gott sein und Gutes und Böses wissen.

20.6. Welches wohl wahr war, denn diese Erkenntnis war in dieser Frucht, weil darin die Essenzen in der Ungleichheit standen. Er sagte ihr aber nicht, daß damit der Widerwille (der Gegensätze) in ihren Leibesessenzen aufwachen würde, und daß Hitze und Kälte, dazu Krankheit und der Tod in sie dringen würden. Dazu schwieg er still, und schmückte die Sache. Auch zog er sie in einen Schimpf, als ob ihnen Gott etwas vorenthalten hätte, das sie wie einen Schatz finden könnten. So listig betrog er Eva.

20.7. Und als sie sich mit der Schlange in ein Gespräch begab, wurde sie im Hall gefangen, denn der Teufel infizierte diesen mit falscher Lust, bis er sie beredete, sie würde klug werden, wenn sie äße.

20.8. Denn der Teufel dachte, wenn Eva Kinder ins Paradies gebar, dann könnte seine Sache nicht gut werden, denn sie würden sein englisches Reich besitzen.

20.9. Nun fragt es sich: Warum betrog der Teufel Eva gerade durch die Schlange und nicht durch etwas anderes? Konnte er es nicht in eigener Gestalt tun, anstatt der Schlange? Und warum legte sich die Schlange an den Baum, um sie gegen Gottes Verbot zu bereden?

20.10. Hier hängt Moses abermals die Decke vor seine klaren Augen, denn er beschreibt die Geschichte wohl richtig. Aber wie kann das ein unerleuchteter Sinn verstehen, wenn er von der Schlange spricht? Die Schlange habe mit Eva geredet und sie betrogen, obwohl sie doch nicht reden kann, und auch nur ein Tier ohne göttliche Vernunft ist, welches in seiner Eigenheit das Bild Gottes gar nicht erkennen kann. Und noch viel weniger hat die Schlange die himmlischen Kräfte oder das Verbot verstanden.

20.11. Aber hört, was Moses sagt: »Die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Feld, die Gott der Herr gemacht hat. (1.Mose 3.1)« Hier fragt es sich zuerst: Woher kam ihr diese List, daß eben der Teufel durch ihre List reden und Eva betrügen wollte? Darin steckt das Mysterium.

20.12. Als sich Gott nach seinem ausgesprochenen Wort im Schöpfungswort nach beiden inneren Welten bewegte, nämlich nach Gottes Liebe und Zorn, nach der ewigen Natur der Finsternis und nach der ewigen Natur und Kraft des Lichtes, da haben sich alle Eigenschaften in Gut und Böse zusammengezogen, denn das Schöpfen war in allen Eigenschaften, sowohl in denen zum Zentrum, als auch in denen, darin die göttliche Kraft in der Heiligkeit offenbar war. Wie die Eröffnung in jedem Punkt war, als die Lust zur Offenbarung des großen Mysteriums aller Wesen, so ergriff das Schöpfen als die erste Gestaltung zur Natur ein Dasein oder einen Stoff aus der Erde, sowie auch über der Erde in jedem magischen Gestirn nach den Graden der Unterscheidung. Und so entstand in diesem Dasein ein Geist nach diesem Grad oder magischen Gestirn. Und eben einen solchen Leib oder Körper bildete das Schöpfen, wie dieser Geist war.

20.13. Weil aber Fürst Luzifer in göttlichem Pomp als ein Hierarch saß und mit göttlicher Kraft in der Macht des Feuers über und in allem herrschen wollte, aber Gottes Liebe und die Demut verachtete und mit seiner falschen Begierde in das Wesen des ausgesprochenen Wortes im Schöpfen wie ein Gaukler einging, der da auch formen und machen wollte, so hat er dieses Wesen nach der Eigenschaft der finsteren Welt infiziert (die im Schöpfen mit in die Gerinnung des Daseins einging, so daß Böses und Gutes ineinander hingen). Denn er (der Teufel) begehrte der größten List aus dem Zentrum der Natur, wie ein abtrünniger Gaukler, und wollte damit in der geoffenbarten Magie im Schöpfen herrschen.

20.14. Und aus diesem infizierten Wesen (darin Gutes und Böses in großer Kraft offenbar war) wurde die Schlange im Schöpfen aus einem solchen Wesen geschaffen. Darum sagt Moses zu Recht: »Sie war listiger als alle Tiere auf dem Feld.« Denn des Teufels Wille (als seine eingeführte Begierde) war in ihr, und so hatte sie des Teufels List und Willen. Und gleichwie der Teufel im Anfang ein Engel war und aus guter Essenz, aber sich dann selber in eine böse hineinführte, so war auch der Schlange Wesen vor ihrer Schöpfung und des Teufels Infizierung gut gewesen, aber durch die Begierde des Teufels in eine Eigenschaft der List gebracht worden.

20.15. Denn des Teufels Begierde zog die stachlige, spitzfindige und scharfe List aus dem Zentrum der Natur und führte sie durch die Anzündung des Feuers in den himmlischen Salpeter hinein, als in die Eigenschaft, darin er saß und ein Engel war. Und von hier ging diese List im Schöpfen mit in die Verdichtung (bzw. Verkörperung) dieses Daseins.

20.16. Denn der Schlange Sein ist in einem Teil, nämlich im himmlischen, eine große Kraft gewesen, wie auch im Teufel eine große himmlische Kraft war, denn er war ein Fürst Gottes. So führte er auch seine ausgezogene List und Lüge in ein kräftiges Sein, um damit wie ein eigener Gott zu gaukeln.

20.17. Wie das auch die gelehrten Naturkundler (bzw. Heiler) verstehen, daß in der Schlange treffliche Kunst und auch Tugend in ihrem Wesen liegen. Wenn ihr das Gift des Teufels genommen wird, dann liegt in ihr die größte Kur zur Heilung aller feurigen vergifteten Schäden, auch gegen Gift und alles, was einem feurigen Gift gleicht. Denn die göttliche Kraft liegt in einem Feuerhunger darin, aber im Fluch des göttlichen Zorns verborgen.

20.18. Gleichwie Gott in der verfluchten Erde verborgen wohnt, so auch hier. Jedoch ist es dem weisen gottesfürchtigen Kunstsucher in seine Hand gegeben, und er darf sich vor dem Fluch nicht entsetzen, denn er soll in göttlicher Kraft im Glauben über alle Kreaturen herrschen. Wenn er nicht so sehr tierisch und überheblich stolz von der Schlangenessenz ergriffen wäre, dann könnte ihm unser Sinn offenbar werden, und er dürfte wohl hier ein Geheimnis der Welt finden.

20.19. Diese listige Schlange war nun von außen ein überaus hübsches, ansehnliches, feines und wohlgeschmücktes Tierlein, nach des Teufels Stolz wohlgeputzt, darunter man nicht verstehen sollte, daß der Teufel ein Schöpfer der Schlange gewesen sei, sondern das Schöpfen war in ihr nach Gottes großer und guter Kraft, sowie auch mächtig nach der Kraft seines grimmigen Zorns offenbar.

20.20. Diese Schlange war eine lebendige Bildung des Baums der Versuchung, und wie dieser Baum in einer (relativ) stummen Kraft war, so war die Schlange in einer lebendigeren. Und darum begab sich die Schlange auch zu diesem Baum, als zu ihrer Gleichheit, zu ihrer Essenz Gleichheit, welches der Teufel sah, und von der Schlange im Teil seines infizierten und eingeführten Giftes Besitz ergriff und ihr die Zunge wappnete, damit sie aus ihrer großen List zur Eva redete, so daß sie den grausamen Feind und rauhen Gast, den Teufel, nicht erkannte.

20.21. Und darum führte der Teufel die Schlange zum Baum der Versuchung, weil er sah, daß sich Eva am Baum vergaffte und gern von der Frucht gegessen hätte, damit sich Eva an dieser Schlange monströs (tierhaft) machen sollte. Und das war der wirkliche Zweck davon:

20.22. Eva gelüstete nun nach der Frucht des Baums der Erkenntnis von Gut und Böse, denn Adam hatte diese Lust in sein Wesen geführt, daraus Eva geschaffen wurde. Doch Eva stand das Verbot davor, und sie fürchtete sich vor Gott und wollte nicht gegen das Verbot handeln. So ging der Teufel in das Wesen der Schlange, nämlich in die große List, und kehrte die große Kraft und Klugheit in der Essenz der Schlange heraus, so daß Eva sah und erkannte, wie die Schlange so klug und listig war, und am verbotenen Baum hing, aber er schadete ihr nicht. Und sie sah die Schlange auf diese Weise an und vergaffte sich an ihr, auf Art, wie sich ein schwangeres Weib vergafft und tierisch macht, und dem Kind eine solche Bildung hineinführt. So vergaffte sich Eva an der Schlange Klugheit und List, auch Behendigkeit und Kunst, davon sie lüstern wurde, vom Baum zu essen. Denn die Schlange riet ihr das durch des Teufels Hall und Stimme, und gab vor, die List und Kunst käme ihr von diesem Baum.

20.23. Evas Essenz war zwar himmlisch, aber schon von Adams Imagination etwas vergiftet und bösartig. So ging nun Evas gute Begierde aus ihrer guten Essenz in die große Kraft und innerliche Tugend der Schlange, die sie aus himmlischer Essenz hatte, als aus dem guten Teil des Wesens der Erde, und die infizierte Eigenschaft der Eva, welche Adam hereingelassen und durch Imagination hineingeführt hatte, ging in die List der Schlange, als ins Zentrum der finsteren Welt in Gottes Zorn ein. Und wiederum ging auch des Teufels heftige Begierde und Imagination durch die Essenz der Schlange in die Essenz von Eva ein, beides durch den Hall im Gespräch des Redens und durch die Verbindung beider Begierden.

20.24. Und hier hat sich die Begierde Evas mit der des Teufels in dieser Verbindung vermählt, denn des Teufels Begierde machte Evas Lust ganz tierisch, und bezwang sie so in der Lust, bis er sie überwand, so daß sie in ihrer Begierde darin einwilligte, auch vom Baum des Verstandes und der Klugheit essen zu wollen und zu begehren, auch so klug und listig wie die Schlange zu sein oder zu werden.

20.25. Denn der Teufel sagte: Die Frucht würde ihr nicht schaden, sondern ihre Augen des scharfen (trennenden) Verstandes würden ihr aufgetan werden, und sie würde wie Gott sein. Das deuchte Eva gut zu sein, daß sie eine Göttin werden könnte, und sie willigte ganz ein. Durch diese Einwilligung fiel sie von der göttlichen Harmonie, von der Gelassenheit in Gott und von der göttlichen Begierde ab, und ging mit ihrer eigenen Begierde in die List, Sucht und Eitelkeit der Schlange und des Teufels hinein.

20.26. Hier an diesem Punkt hat des Teufels Begierde den Willen Evas ganz besessen und in eine Schlangen-Substanz hineingeführt. Und damit wurde Eva nach der Essenz der Schlange in ihrer eigenen Essenz tierisch, und hier baute der Teufel seine Burg und Festung in die menschliche Essenz hinein. Und hier geschah der Tod der himmlischen Essenz, als des himmlischen Wesens, denn hier wich der Heilige Geist Gottes aus Evas himmlischer Essenz. So war in diesem Punkt der himmlische Teil des Menschen verblichen, nämlich der himmlische Stoff im Fleisch, und das bedeutet es, daß Gott sagte: »An welchem Tag du davon essen wirst, wirst du des Todes sterben. (1.Mose 2.17)«

20.27. Denn als Eva ihren Willen aus dem Gehorsam Gottes in die List der Schlange hineinführte, da verblich die Kraft der himmlischen Sanftmut und Demut im himmlischen Samen. Nicht, daß sie die Essenz der finsteren Welt in ihre Essenz ganz hereingenommen hätte, nein, sondern wie Gott zu ihr sagte: »Du wirst sterben.« Das heißt, am Himmelreich sterben oder verbleichen, denn das Himmelreich läßt kein wirkliches Sterben herein. Nur wenn das Licht des göttlichen Prinzips verlischt, dann wird dasselbe Wesen, darin es brannte und ausschien, stumm, wie tot und ohne Gefühl und Verstand, wie ein Nichts. Gleichwie eine Kerze an einem finsteren Ort brennt, welche ein ganzes Gemach licht macht, und wenn diese erlischt, dann zieht sie keine Spur hinter sich, denn ihre Kraft geht ins Nichts, auf Art, wie Gott alle Dinge aus Nichts gemacht hat.

20.28. Darunter ist aber nicht zu verstehen, daß das himmlisch Sein des Menschen ein Nichts geworden war. Es ist im Menschen geblieben, aber ist dem Menschen in seinem Leben wie ein Nichts, denn es steht in Gott verborgen und dem Menschen unbegreiflich ohne Leben. In Gott stirbt nichts, aber im menschlichen Leben verblich das heilige Sein.

20.29. Und als nun Eva zum Baum griff und die Frucht abbrach, dann tat sie das schon durch den irdischen Stoff und durch den Willen der Seele, der nach der Klugheit aus dem Zentrum der Natur begehrte, welche Klugheit sie im Zentrum in sich schon empfand, aber in der göttlichen Kraft und der gelassenen Demut noch nicht offenbar war. Und in diesem Angreifen griff schon des Teufels Begierde in ihrem tierhaften Bild mit an die Frucht, und als sie die Frucht in den Mund nahm und davon aß, so daß die Essenz ihres Leibes diese Essenz in sich einnahm, da empfing die menschliche Essenz die Essenz des Baumes.

20.30. Und weil sie nicht sogleich niederfiel und starb, dachte sie, es würde ihr nicht schaden, denn der Zornquell ruhte noch in ihr. Und sie beredete Adam, daß er auch aß, weil er sah, daß es Eva nicht schadete.

20.31. Als sie aber nun gegessen hatten, erwachte der Grimm des göttlichen Zorns im tierhaften Bild als die Eigenschaften der finsteren Welt durch des Teufels eingeführte Begierde, welcher jetzt seinen Sitz im tierhaften Bild in der Schlange Essenz hatte. Zu dieser Stunde wachten alle Gestaltungen der Listigkeit aus der menschlichen Verborgenheit auf, denn solange der Mensch in Gott gelassen stand, in der Ausgeglichenheit göttlicher Harmonie, durchdrang das Himmlische als das Leben des himmlischen Stoffs den irdischen Stoff, und diese Eigenschaften konnten nicht offenbar werden, denn sie waren alle in gleichem Maß und Gewicht, gleichwie die Zeit in Gott und Gott in der Zeit.

20.32. Als aber der Eigenwille des Menschen begann, fingen auch die Eigenschaften aller magischen Gestirne, ein jedes in seiner Eigenheit in sich zu qualifizieren an. Denn im Menschen lagen alle magischen Gestirne, denn er war am sechsten Tag in der sechsten Offenbarung der göttlichen Geheimnisse als ein Stoff (Limus) aller Wesen erschaffen, ein Stoff oder eine Ausgeburt, daraus alle Kreaturen erschaffen waren, und ein Gestirn aller Gestirne, denn er sollte auch über alle Kreaturen dieser Welt herrschen und in allen Kreaturen, und doch von keiner beherrscht werden.

20.33. Denn er stand in gleicher Essenz, aber jetzt gingen alle Gestirne aller Essenzen aller Kreaturen im Menschen auseinander, ein jedes in seine Eigenheit. Und davon entstand der Streit und Widerwille in der Essenz, so daß eine Eigenschaft gegen die andere war. Damit herrschte auch sogleich der äußere Geist vom äußeren Gestirn und der vier Elemente in ihnen, und in ihrem Leib wurden Hitze und Kälte offenbar, dazu die Eigenschaften aller bösen und guten Tiere, welche zuvor alle verborgen lagen.

20.34. Damit wurde die List und Klugheit der Schlange offenbar und verdarb das edle Bild, das nun nach dem Stoff der Erde ein Tier aller Tiere wurde. Und davon sind nun so vielerlei Eigenschaften im Menschen, wie die von Fuchs, Wolf, Bär, Löwe, Hund, Stier, Katze, Roß, Hahn, Kröte oder Schlange, und in Summe soviel, wie Arten der Kreaturen auf Erden sind. So vielerlei Eigenschaften sind auch im irdischen Menschen, ein jeder etwas anders, nämlich nach dem (jeweils) innerlich herrschenden Gestirn, welche wegen ihrer innerlichen Herrschaft eine solche Eigenschaft in der Zeit des Säens im Samen machen. Und welches Gestirn am mächtigsten in der Konstellation ist, das hat seine Begierde im Samen, und wenn dieser gesät wird, dann wird eine solche Eigenschaft im irdischen Teil des Menschen mit ausgebrütet.

20.35. Nicht, daß der ganze Mensch ein solches sei, sondern eine solche Bildung der Begierde entsteht in der irdischen Essenz, und so muß der Mensch ein solches Tier im Leib tragen, das ihn zu tierischer Eigenschaft reizt und treibt. Nicht, daß er im Äußeren derselben Form habe, aber wohl in der irdischen Essenz. Nach dem Äußeren bleibt er in der ersten Bildung.

20.36. Obwohl doch dieses Tier seine Signatur auch bei einem jeden äußerlich etwas anhängt. Wenn man achtsam schaut, findet man es. Davon hieß Christus die Pharisäer Natterngezücht und Schlangenbrut, oder andere auch reißende Wölfe, Füchse, Hunde und dergleichen, denn sie waren in der irdischen Essenz solche. Und das lehrt uns, daß wir neugeboren werden müssen, um diese tierische Eigenschaft zu verlassen, und wie die Kinder werden, oder wir können das Reich Gottes nicht besitzen.

20.37. Denn wie die Essenz im Leib ist, so bildet und formt sich auch der Geist im Inneren, und so steht die arme Seele in diesem Gefängnis an ein solches Tier gebunden, und ist mit ihm vermählt. Es sei denn, daß der Mensch neugeboren werde, zu welchem Grund Gott die Beschneidung im Alten Testament und die Taufe in Christi Geist im Neuen Testament angeordnet hat.

20.38. Hier ist uns hoch zu betrachten, was für Schrecken, Jammer, Angst und Not im Menschen aufgewacht waren und als ein falsches (bzw. verkehrtes) Leben und Wollen im Menschen offenbar wurde. Dessen wir ein Bild am Tod Christi haben, als er den Tod in unserer menschlichen aufgewachten Eigenschaft am Kreuz zerbrach und mit der großen Liebe in seinem himmlischen Blut überwand, welches er dahinein führte, und wie die Erde davor erzitterte, nämlich der Stoff der Erde, davon Adams äußere Essenz ausgezogen war. Als nun die große Liebe in die menschliche Erde eindrang, darin der Zorn Gottes im Fluch lebendig und wirkend war, und als er jetzt sterben und in eine andere Qualität verwandelt werden sollte, da erzitterte er vor diesem großen Liebefeuer, gleichwie das Liebefeuer in Adam und Eva im Aufwachen des Zorns in ihnen erzitterte, davon sie erschraken und hinter die Bäume im Garten krochen und sich fürchteten. Denn das Erschrecken des Zorns war in ihrer Essenz aufgewacht und sie erkannten ihre tierischen Eigenschaften.


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