Das Mysterium Magnum

(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)

12. Kapitel - Die sechs Tagwerke der Schöpfung

(1.Mose 1.1-13)

12.1. Daß Gott in sechs Tagen Himmel und Erde und alle Dinge geschaffen hat, wie Moses sagt, ist die größte Heimlichkeit und dem äußerlichen Verstand ganz verborgen. Denn in der Tiefe über dem Mond gibt es ja keine Nacht, auch weder Morgen noch Abend, sondern einen immerwährenden Tag vom Anfang der äußeren Welt bis ans Ende derselben.

12.2. Und obwohl die Schöpfung in einer solchen Zeit von sechs Tageslängen vollendet worden ist, so haben doch die Tagwerke einen viel subtileren Sinn. Denn es werden die sieben Eigenschaften darunter verstanden, von denen sechs zum wirklichen Regiment des Guten und Bösen gehören, und die siebente als das Wesen die Ruhe ist, darin die anderen Eigenschaften ruhen. Und die hat Gott ausgesprochen und sichtbar gemacht.

12.3. Im Regiment des Planetenrades haben wir die Bildung, wie sich die sechs Eigenschaften des wirklichen Lebens (welche in der siebenten ruhen) in sechs Tagen aus der inneren geistigen Welt in eine äußere sichtbare und vierelementische hineingeführt und offenbart haben. Denn das Planetenrad ist aus dem Punkt der Sonne ausgegangen, denn dort war der königliche Ort der Hierarchie, dessen der ganze Kreis ein Glied oder Körper ist.

12.4. Weil nun der Fürst der Hierarchie, als er im himmlischen Wesen in der Ruhe saß, fiel und sich um das Zentrum der ewigen Natur (überheblich stolz) erhob, so wurde er in die Finsternis gestoßen. Und Gott schuf sich aus diesem Ort durch seine Bewegung einen anderen Fürsten, aber ohne göttliche Vernunft, zu einem Regenten der Essenz, und das ist die Sonne.

12.5. Und von diesem Ort sind in der Bewegung Gottes die sieben Eigenschaften der Natur ausgegangen, das heißt, auch die Planeten, welche das essentielle Wesen in Gut und Böse regieren (in welchem Luzifer saß, daraus er verstoßen wurde und sein Regiment im Wesen verlor). Und wie die sieben Eigenschaften ihr Regiment im Anfang jeden Tages der Woche haben, so sind auch die sechs Tagwerke der Schöpfung gewesen.

12.6. Denn Luzifer ging aus der Ruhe seiner Hierarchie in die ewige Unruhe aus. So hat nun Gott in sechs Tagen alle Dinge dieser Welt geschaffen und am siebenten von der Schöpfung geruht, das ist der Sonnabend gewesen, vermöge der Schrift. Das heißt, aus dem Ruhetag, womit der ewige Ruhetag gemeint ist, hat er sich zur Schöpfung bewegt und in der ersten Gestaltung der Natur den ersten Tag begonnen, das heißt, er hat ihn aus der Verdichtung herausgeführt und sich mit seinem Wort bewegt. Das war die allerinnerlichste Bewegung nach dem sprechenden Wort der Kraft gewesen.

12.7. Da begann im ausgesprochenen Wort der Sonntag, und das war der wahre paradiesische Tag, darin die Kräfte in großer Herrlichkeit ineinander gewirkt haben. Denn am Sonntag wurde der entzündete Sulphur und Salpeter der irdischen Eigenschaft aus der großen Tiefe der ganzen Hierarchien, aus den geistigen Welten, in einen Klumpen geschaffen, und das ist die Erdkugel, und diese wurde aus der strengen Eigenschaft der ersten Gestaltung der Natur ausgestoßen.

12.8. Da begann die erste Stunde des ersten Tages, und die Kraft der Natur hat in großer Freude ineinander im ausgesprochenen Wort regiert, aus welcher Freudenkraft am vierten Tag im fürstlichen Reich die Sonne geschaffen wurde. So hat dieselbe Kraft, daraus die Sonne geschaffen wurde, die erste Stunde des Anfangs der Welt regiert und so ihr Regiment begonnen, das bis ans Ende der Welt währt. Und darum regiert die Sonne die erste Stunde am Sonntag, und der Tag wird zu Recht so genannt.

12.9. Moses Worte von der Schöpfung sind trefflich klar, aber dem Verstand unbegriffen, denn er schreibt so: »Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach „Es werde Licht!“, und es wurde Licht. Und Gott sah, daß das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis, und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da wurde aus Abend und Morgen der erste Tag. (1.Mose 1.1)«

12.10. In diesen Worten steckt der ganze Sinn. Denn der Anfang ist die erste Bewegung, welches geschah als der Fürst Michael gegen den Drachen kämpfte und dieser mit der Schöpfung der Erde ausgespien wurde. Denn damit wurde das entzündete Wesen, das sich mit der Entzündung in Erde und Steine geronnen hat, aus dem Inneren in das Äußere gestoßen.

12.11. Und er, der Drache, fiel vom Himmel, wie aus der heiligen Welt in den Grimm der Erde, gleich einem Blitz. Wie auch geschrieben steht: »Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen, sagt Christus.« Dazu war es in der Tiefe über der Erde ganz finster, und der rauhe entzündete Grimm war offenbar. Denn die Hölle war ihm bereitet, dahinein er fiel, nämlich in die große Finsternis des ersten Prinzips, darin er lebt.

12.12. Hier liegt nun die Decke vor dem Verstand, so daß er Moses nicht in die Augen sehen kann, wenn er spricht: »Und die Erde war wüst und leer.« Ja richtig, wüst genug. Hätte nicht der Geist Gottes auf dem inneren Wasser geschwebt, und hätte Gott nicht gesprochen „Es werde Licht!“, dann würde wohl die Erde immer noch wüst und leer sein.

Der erste Tag (Sonntag, Es werde Licht!)

12.13. Mit dem Wort, da Gott sprach „Es werde Licht!“, hat sich die Essenz des Wesens in der Eigenschaft des Lichtes nicht allein in der Erde, sondern auch in der ganzen Tiefe (des Raumes) in der Kraft bewegt, daraus am vierten Tag die Sonne an ihrem Ort geschaffen, das heißt, angezündet wurde. Und in diesem Wort des Schöpfens hat sich der Erdenklumpen und auch die Kraft, welche Himmel heißt, im Wesen gefaßt, welches zuvor alles nur ein Geist war, ein geistiges Wesen.

12.14. Und mit dem Sprechen, als Gott sprach „Es werde Licht!“, hat sich die heilige Kraft bewegt, welche mit im Grimm gefaßt war, und ist in derselben Essenz in der Kraft Licht geworden. Und mit diesem Lichtwerden wurde dem Teufel seine Gewalt ganz im Wesen entzogen. Denn hier schien das Licht in der nun aufs neue erweckten Kraft in der Finsternis, welches der Fürst des Grimms nicht ergreifen konnte, ihm auch keinen Nutzen hatte, denn es war das (reine) Licht der Natur, und das ist ihm nicht nützlich.

12.15. Und Moses spricht: »Gott schied das Licht von der Finsternis.« Das ist so zu verstehen: In der grimmigen Eigenschaft blieb die Finsternis nicht allein in der Erde, sondern in der ganzen Tiefe. Aber im Wesen des Lichtes ging das Licht der Natur vom Himmel auf, nämlich aus der fünften Essenz, daraus das Gestirn erschaffen wurde, welche Essenz überall in der Erde und über der Erde ist.

12.16. So blieb die Finsternis in der Eigenschaft des Grimms in der Essenz der Erde und auch in der ganzen Tiefe dieser Welt, und das Naturlicht blieb in der Essenz des Lichtes als ein wirkendes Leben, durch welches das heilige Element wirkte. In diesem Wirken grünte das Paradies durch die Erde und trug Frucht bis zum Fluch Gottes. Da hörte das heilige Grünen oder Wachsen auf, und das heilige Element blieb als ein innerer Himmel in sich stehen, und führte doch seine Kraft durch das Naturlicht aus, aber nicht mehr so mächtig wie im Anfang. Denn der Fluch ist ihr Fliehen, wohl kein Abtrennen, aber doch nicht mehr so wie vor der Sünde des anderen (bzw. zweiten) geschaffenen Fürsten, des Adams.

12.17. So wurde in der ersten Bewegung des Schöpfungswortes der Himmel (das ist der Kreis, soweit sich das Schöpfungswort zur Schöpfung hineingegeben hat) gefaßt oder geschlossen, und auch die Erde mit dem Schöpfungswort gefaßt und an das Planetenrad geschaffen. Und so ist uns die Schöpfung des ersten Tages mit der Scheidung zu verstehen, nämlich von Licht und Finsternis, und auch mit dem Austreiben des Fürsten Luzifer.

12.18. Der erste Tag mit dem offenbarten Wort führte sich nun durch die anderen fünf Tage durch, bis zum Ruhetag, wenn der Anfang wieder in das Ende und das Ende wieder in den Anfang eingeht. Denn die erste Bewegung des Wortes, als sich das Licht der Natur in der Essenz angezündet hat, ist die Freude der Kreation oder Schöpfung, und diese hat sich mit den anderen Tagen durch alle Eigenschaften der Natur eröffnet, davon man jede Eigenschaft einen Himmel nennen kann. Denn er hat und bringt seine besondere Wirkung von sich mit in die anderen, und so hat sich jeden Tag eine Eigenschaft bewegt und offenbart, darin jeweils ein besonderes Gewirke offenbar geworden ist.

Vom zweiten Tag (Montag, die Scheidung des Wassers)

12.19. Den zweiten Tag nennen wir Mondtag, und zwar darum, weil der Mond die erste Stunde an diesem Tag regiert. Und es mag wohl so sein, daß die alten Weisen im Licht der Natur etwas davon verstanden haben, welches sie aber geheimhielten, und mehr mit Bildern gemalt haben, als daß sie es erklärten. Daß sie es gewißlich verstanden hatten, ist in den Namen der sieben Planeten zu sehen, weil sie ihnen Namen nach den sieben Eigenschaften der Natur gegeben haben, welches mit der Natur (sowie mit der Schöpfung) so ganz übereinstimmt, daß mich dünkt, sie haben zu einem Teil den Grund der Schöpfung richtig verstanden, weil die Namen der Planeten so ganz genau aus der Natursprache herrühren. Daß es aber nicht klar ans Licht gegeben wurde, hat die Ursache wie vorn erklärt, wegen der falschen Magie, damit es den Künstlern des Gaukelspiels in der Natur verborgen bliebe, wegen des großen Mißbrauchs. Dabei sollen auch wir es noch belassen, und doch den Unseren genug verständlich sein.

12.20. So sagt nun Moses vom zweiten Tag: »Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so, und Gott nannte die Feste Himmel. Da wurde aus Abend und Morgen der zweite Tag. (1.Mose 1.6-8)«

12.21. Moses spricht, es sei aus Abend und Morgen der zweite Tag geworden, das heißt, aus der Offenbarung des ersten ist die zweite Offenbarung hervorgegangen. Und er spricht ferner, daß Gott die Feste des Himmels am zweiten Tag geschaffen habe, und die Wasser geschieden habe, das unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Hier liegt nun die Verborgenheit, so daß man uns bisher in einen weit abgelegenen Himmel verwiesen hat, der über den Sternen außerhalb vom Ort dieser Welt ist. So blind ist der Verstand an Gott, daß er nichts von ihm versteht, und nicht betrachtet, daß die Schrift von Gott sagt: »Bin nicht Ich es, der alles erfüllt?! (Jer. 23.24)« So daß ihn doch Zeit und Stätte nicht abteilen können. Noch viel weniger ist verstanden worden, was das Wasser über der Feste sei, das sie schlechthin an einem weitentfernten Ort haben wollen, nämlich über den Sternen, dahin man uns dann auch den Himmel verwiesen hat.

12.22. Doch weil uns nun Gott aus Gnade das Verständnis gibt, so wollen wir es den Unseren auch darstellen, die es ergreifen können, aber den Selbstklugen des äußeren Verstandes wollen wir hiermit nichts geschrieben haben. Denn sie haben es in Verstandes-Augen, nichts kann ihnen fehlen, und sie können alles richten. Und was der Geist Gottes offenbart, das muß ihnen eine Ketzerei sein, weil sie es nicht verstehen, und damit sie äußerlich (etwas Besonderes) bleiben und nicht irgendwann noch Gott erkennen.

12.23. Die Feste ist der Abschluß zwischen Zeit und Ewigkeit. Und daß sie Gott „Himmel“ nennt und eine Unterscheidung der Wasser macht, ist so zu verstehen, daß der Himmel in der Welt ist, aber die Welt ist nicht im Himmel.

12.24. Das Wasser über der Feste ist im Himmel, und das unter der Feste ist das äußere materielle Wasser.

12.25. Hier soll man den Unterschied zwischen dem heiligen und äußeren Elementwasser verstehen. Das Wasser über der Feste ist geistig in der Geburt des heiligen Elements, und das Wasser unter der Feste ist tödlich, denn es ist in der finsteren Verdichtung ergriffen, und der Fluch und die aufgewachte Eitelkeit sind darin. Und doch ist kein Wasser ohne das andere.

12.26. Wenn ich das äußere Wasser ansehe, dann muß ich auch sagen: Auch hier ist das Wasser über der Feste im Wasser unter der Feste. Aber die Feste ist das Mittel (bzw. die Mitte) und der Abschluß darin zwischen Zeit und Ewigkeit, so daß keines das andere ist. Und ich sehe mit den äußeren Augen von dieser Welt nur das Wasser unter der Feste. Aber das Wasser über der Feste ist es, das Gott in Christus zur Taufe der Wiedergeburt eingesetzt hat, nachdem sich das Wort der Kraft Gottes darin bewegte.

12.27. Nun ist das äußere Wasser das Werkzeug des inneren, und so wird das innere Wasser verstanden. Denn der bewegende Geist im Wort ist es, der das innere Wasser in der Taufe regiert. Liebe Christen, laßt es euch gesagt sein, das ist der wahre Grund.

12.28. Daß aber Moses sagt, Gott habe die Feste geschaffen und „Himmel“ genannt, das ist die allerinnerlichste Verborgenheit, weil der irdische Mensch nichts davon verstehen kann. Denn das Verständnis ist nur in der Kraft des Wassers über der Feste, nämlich im Himmel, oder wie ich es sagen möchte, im Geist Gottes, wenn er sich im Menschen im Wasser über der Feste erweckt, dessen Leben in Adam verblich. Nur der sieht hindurch, und anders gibt es hierfür kein Verständnis, sondern alles bleibt stumm.

12.29. Das Schaffen des Himmels wird verstanden, wie das sprechende Wort die offenbarten Kräfte der geistigen Welt gefaßt hat, darin es offenbar wurde, auch wirkt und regiert. Zum Zweiten wird es von den geoffenbarten Kräften der äußeren Welt verstanden, welche der Geist in das vierelementische Wesen gefaßt und in die äußere Feste geschlossen hat, damit sie der Teufel als der Zornfürst nicht ergreifen kann, durch welche er mit dem inneren Wasser wirken wollte. So wirken die Kräfte der Ewigkeit durch die Kräfte der Zeit, gleichwie die Sonne das Wasser durchscheint, aber das Wasser ergreift sie nicht, sondern fühlt sie nur. Oder wie das Feuer ein Eisen durchglüht, aber das Eisen bleibt Eisen. So ist auch der äußere Himmel, der leidet, und der innere wirkt durch ihn, und zieht eine äußerliche Frucht aus dem äußeren, weil doch der innere Himmel darin in der Feste verborgen liegt, gleichwie Gott in der Zeit verborgen ist.

12.30. Und so ist uns mit dem zweiten Tagwerk die Offenbarung des inneren himmlischen und äußeren himmlischen Wesens als der Offenbarung des Wasserquells zu verstehen, das heißt, das Wesen der sieben Eigenschaften als die Leiblichkeit oder das Gewirke der anderen sechs, darin im Äußeren die Seele und der Geist der äußeren Welt innerlich wirkt und regiert. Dasselbe Gewirke wird im äußersten Himmel gegenüber der Erde dem Mond zugeschrieben, denn es ist die Offenbarung der mondischen Eigenschaft, nicht des Sternes, welcher erst am vierten Tagwerk zum Regierenden in das Äußere hinein geschaffen wurde, sondern dieselbe Eigenschaft im stummen äußeren Leben, wie auch im wachsenden, aber das wachsende Leben wurde erst am dritten Tag eröffnet.

12.31. Und als Gott das Wasser auf der Erde an besonderen Orten geordnet hatte, dann bewegte er das äußere ausgesprochene Wort im wachsenden Leben. So spricht nun Moses, Gott habe gesprochen: »Die Erde lasse Kraut und Gras aufgehen, das sich besame, und fruchtbare Bäume, davon ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage, und es habe ein jeglicher seinen Samen bei sich! (1.Mose 1.11)« Und als dieses geschehen war, so sei aus Abend und Morgen der dritte Tag geworden.

Vom dritten Tag der Schöpfung (Dienstag, Schöpfung der Pflanzen)

12.32. Im Ursprung der ewigen Natur, der ein ewiger Ursprung ist, findet man klar die Offenbarung der sechs Tagwerke, wie sich das ewige Wort aus dem Unsichtbaren, dem Geistigen, in das Sichtbare ausgeführt hat. So findet man auch am Planetenrad die entsprechende Form, wer dies begreifen kann.

12.33. Denn in der ewigen Naturgeburt ist es ein ewiger Tag. Was Gott in sechs Unterscheidungen, welche Tagwerke heißen, offenbart und sichtbar gemacht hat, das steht in der ewigen Natur in sechs unterschiedlichen Graden im Wesen, nämlich in der siebenten Eigenschaft, in welcher die sechs Grade der Natur wirken, und doch auch ewig vom Wirken ruhen. Denn sie sind selber das Wirken, welches sie in die siebente hineingeben, als in ihre selbsteigene Ruhe, darin ihre Vollkommenheit und Offenbarung steht.

12.34. Und so ist uns unter dem Schaffen nichts anderes zu verstehen, als daß das Schöpfungswort die geistige Geburt gefaßt und in ein sichtbares äußerliches Regiment und Wesen hineingeführt hat. Denn das sehen wir in Moses Schriften klar, soweit wir den Spiegel zum Sehen haben: Als Gott am ersten Tag das Grobe in einem Klumpen geschaffen hatte, damit hat er aus diesem ersten Tagwerk das Subtile ausgeführt und die Wasser als das geistige Wesen geschieden und gefaßt, und aus dem ersten Tag, als aus der heiligen Kraft, in eine Zeit ausgeführt, nämlich aus dem ewigen Tag in einen anfänglichen Tag.

12.35. Die dritte Ausführung des dritten Tagwerks ist nun das bewegliche wachsende Leben. Nachdem das Licht der Natur am ersten Tag in der Essenz des Wesens auf eine äußerliche Art scheinend geworden war, so schien es nun durch den zweiten Tag, als durch das Wasser und den Himmel. Und in diesem Schein bewegte sich das ausgesprochene Wort in der Essenz und wirkte. Da grünte die Kraft des ausgesprochenen Wortes aus dem Licht der inneren Natur durch die äußere Natur aus dem Himmel durch die Erde aus. Jetzt hat der Gewaltige seine Herrschaft verloren, der ein König und großer Fürst war, denn die Essenz des Grimms wurde im Licht der Natur gefangen, und er mit ihr. So liegt er zwischen Zeit und Ewigkeit in der Finsternis bis zum Gericht Gottes gefangen.

12.36. Im dritten Tagwerk ist das Leben nach Sulphur, Mercurius und Salz aus dem Zentrum in der Eigenschaft der äußeren Welt aus der Angst eröffnet worden, obwohl doch bis zum Feuer noch keine Angst verstanden wird, sondern nur ein gefühllos treibendes Leben, als ein Wachstum. Denn der Feuerblitz entsteht aus der Angst, nämlich aus der dritten Gestaltung der Natur, und dieser ist der Salpeter-Schreck, der die Kräfte in den Eigenschaften unterscheidet. Und dieser ist im dritten Tagwerk bewegt worden. Damit haben sich die Eigenschaften eröffnet und sind im Salpeter-Schreck ausgegangen, eine jede aus sich selber, welche die Verdichtung wieder in sich gefaßt und im Wasser körperlich gemacht hat. Und daraus sind Bäume, Kräuter und Gras aus- und aufgegangen, denn eine jede Eigenschaft ist im Salpeter (der „Salz-Kristallisation“) ausdringend geworden, und hat sich mit einer Frucht offenbart. So daß man nun sieht, wie sich die Eigenschaft der finsteren Welt in der äußeren Kraft mächtig mit hineingedrängt hat, weswegen etliche Kräuter und Gewächse giftig und bösartig sind, denn die Erde ist aus beiden inneren Welten in einer Zusammenfassung hervorgegangen.

12.37. Nun hat Mars am Dienstag die erste Stunde des Tages im Regiment, welcher Tag der dritte in der Schöpfung ist. Und dieser Salpeter-Feuerschreck ist eben die Eigenschaft des Mars, denn wie er grimmig und feurig ist, so ist auch diese Eigenschaft im Sulphur, darin wir dann den Salpeter-Schreck für den giftigen Mars verstehen, der die Ursache des Bewegens und Regens ist, wie auch der Stachel in der ersten Verdichtung in der ewigen Natur, als in der finsteren Welt.

12.38. Am dritten Tagwerk hat Gott die dritte Eigenschaft der Natur bewegt, nämlich den Schwefel-Quell, in welchem sich das Feuer entzündet. Und im Feuerschreck ist die Teilung der Kräfte, so daß eine jede Eigenschaft in sich selber offenbar geworden ist. So sprach nun Gott: »Die Erde lasse Gras, Kraut und Bäume aufgehen!« Das ist nichts anderes, als daß er das ausgesprochene Wort der Kräfte in den Eigenschaften bewegt hat. So haben die Eigenschaften das Licht der Natur in sich empfunden, davon sie hungrig geworden sind und sich zusammengezogen haben, das heißt, gefaßt und verdichtet oder geronnen. Weil sich dann das Licht der Natur bis jetzt in einer Empfindlichkeit gefunden hat, und die Natur im süßen Licht, so ist dadurch in der Gerinnung das Freudenreich aufgegangen, als das Ausdringen oder Wachstum. Denn alles Wachstum steht im Licht und Wasser. Denn wenn das Licht den Sulphur und Wasserquell durchdringt, dann springt Mars vor großer Freude im Sulphur auf.

12.39. Diese Eröffnung hat am dritten Tag begonnen und währt bis ans Ende der Welt. Am ersten Tag war die Erde wüst und leer, denn die Möglichkeit zum Wachsen war noch nicht eröffnet. Aber nun wurde die Erde bewegt und die Eigenschaften eröffnet, und nicht allein die Erde, sondern die ganze Tiefe im Zentrum der äußeren Natur machte sich äußerlich und blieb doch auch innerlich.


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