Das Mysterium Magnum

(Text von Jacob Böhme 1623, deutsche Überarbeitung 2022)

10. Kapitel - Erschaffung des Himmels und der äußeren Welt

10.1. Wunderlich kommt es dem Verstand vor, wenn dieser bedenkt, wie Gott die Sterne und vier Elemente geschaffen habe, besonders, wenn er die Erde mit den harten Steinen und ganz rauhem strengen Wesen betrachtet und sieht, wie große Felsen und Steine geschaffen sind, welche teilweise zu nichts gebraucht werden können und dem Gebrauch der Kreaturen dieser Welt nur hinderlich sind. So denkt er: Woraus kann eine solche Verkörperung in so vielerlei Formen und Eigenschaften entstanden sein? Denn es sind mancherlei Steine, mancherlei Metalle und mancherlei Erde, daraus auch mancherlei Blumen und Kräuter wachsen.

10.2. Wenn er sich nun so bedenkt, dann findet er nichts, als daß er erkennt, es müsse eine verborgene Kraft und Macht sein, welche unergründlich und unerforschlich sei und alle Dinge so erschaffen habe. Und dabei läßt er es bleiben und läuft so im Geschöpf hin und her, wie ein Vogel in der Luft fliegt, und sieht es an, wie die Kuh eine neue Stalltür. Aber betrachtet sich niemals, was er selber sei, und kommt selten so weit, daß er erkennt, daß der Mensch ein Bild aus all diesem Wesen ist. Er läuft dahin wie das Vieh, das keine Vernunft hat und nur begehrt, sich zu füllen und zu gebären. Und wenn es am höchsten mit ihm kommt, so daß er etwas erforschen will, dann forscht er im äußeren Spielwerk der Sterne oder sonst an einem Schnitzwerk der äußeren Natur, denn er will schlechthin seinen Schöpfer nicht kennenlernen. Und wenn es geschieht, daß ein Mitmensch dahin kommt, daß er ihn kennenlernt, dann nennt er ihn närrisch und verbietet ihm das edle Erkennen Gottes, rechnet es ihm sogar noch als Sünde an und verspottet ihn damit.

10.3. Solche Tier-Menschen sind wir nach dem Fall Adams geworden, so daß wir nicht einmal erkennen, daß wir in Gottes Bild geschaffen sind und mit der wahren väterlichen Vernunft sowohl nach der ewigen als auch nach der zeitlichen Natur begabt wurden, so daß wir versuchten, das Verlorene durch großen Ernst wiederzuerlangen, und erkennen, daß wir immer noch dieselbe erste Seele haben, darin die wahre Vernunft liegt, wenn wir nur dahin arbeiten würden, damit dieses verlorene Licht wieder in uns scheine, welches uns doch aus Gnade angeboten wird.

10.4. Darum wird es am großen Tag des Herrn keine Entschuldigung geben, wenn Gott das Verborgene der Menschen richten wird, weil wir ihn nicht erkennen lernen wollten und seiner Stimme, welche täglich bei und in uns angeklopft, nicht gehorchen und uns ihm nicht ergeben, damit unserer Vernunft aufgetan würde. Deshalb wird auch ein strenges Gericht über den ergehen, der sich Meister und Herr nennen läßt, und doch den Weg Gottes nicht kennt noch wandelt, und es dazu auch denen noch verbietet, die ihn kennen und gehen wollen.

10.5. Die Schöpfung der äußeren Welt ist eine Offenbarung des inneren geistigen Mysteriums, nämlich des Zentrums der ewigen Natur mit dem heiligen Element, und ist durch die Bewegung des Inneren als ein Aushauchen durch das ewigsprechende Wort geboren worden, welches aus der inneren geistigen Welt das (greifbare) Wesen ausgesprochen hat. Obwohl es im Sprechen doch kein solches Wesen gewesen war, sondern wie ein Dunst oder Rauch vor dem Inneren, sowohl aus der Eigenschaft der finsteren Welt als auch aus der Lichtwelt, weshalb das äußere Wesen der Welt gut und böse ist.

10.6. So ist uns diese Bewegung des ewigen Mysteriums der geistigen Welt gar wohl und ganz inniglich zu betrachten. Erstens, wie es zugegangen sei, daß ein solch grimmiges rauhes und ganz stachliges Wesen und Regiment geboren und offenbar geworden ist, wie wir an den äußeren Gestaltungen der Natur am webenden Wesen sowie an Stein und Erde sehen. Und zweitens, woraus ein solcher Grimm entstanden sei, welcher die Kräfte der Eigenschaften in solche wilde Art verdichtet und eingeführt hat, wie wir auch an der Erde und den Steinen sehen.

10.7. Denn wir sollten niemals denken, daß im Himmel, als in der geistigen Welt, dergleichen sei. In der geistigen Welt sind nur die Eigenschaften der Möglichkeit, aber sie sind in solcher wilden Eigenschaft nicht offenbar, sondern wie verschlungen, gleichwie das Licht die Finsternis verschlingt, obwohl doch die Finsternis auch wahrhaftig im Licht wohnt, aber es nicht ergreift.

10.8. So ist uns dem nachzuforschen: Wie doch die finstere Begierde in der Kraft des Lichtes offenbar geworden ist, so daß sie beide miteinander in die Verdichtung oder Gerinnung eingegangen sind? Und ein noch viel größeres Nachdenken gibt es uns, daß, als der Mensch im geistigen Mysterium der paradiesischen Eigenschaft nicht bestehen konnte, Gott diese Verdichtung als die Erde verfluchte und ein ernstes Gericht aufstellte, um das Gute in der Verdichtung der Erde vom Bösen wieder zu scheiden, so daß das Gute im Fluch wie im Tod stehen soll. Wer hier nichts sieht, der ist ja blind. Warum wollte Gott sein gutes Wesen verfluchen, wenn nicht etwas hineingekommen wäre, das dem Guten zuwider war? Oder ist Gott mit sich uneins geworden? Wie der Verstand sagen würde, denn bei Moses steht: »Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. (1.Mose 1.31)«

10.9. Nun hatte doch der Mensch (wegen dem die Erde verflucht wurde) nichts in die Erde gebracht, davon sie diesmal so bösartig geworden wäre, daß sie Gott hätte verfluchen wollen, als nur seine falsche und ungerechte Imagination der Begierde, vom Guten und Bösen zu essen, nämlich die Eitelkeit, das Zentrum der Natur in sich zu erwecken und Böses und Gutes zu wissen. Durch diese Begierde ging der Hunger in die Erde ein, daraus der äußere Leib als eine Masse ausgezogen worden war, und der führte seinen Hunger der Begierde wieder in seine Mutter hinein und erweckte aus der finsteren Verdichtung des Zentrums der Natur die Wurzel der Eitelkeit, daraus ihm der Baum der Versuchung von Gut und Böse offenbar wuchs. Und als er davon aß, wurde die Erde um seinetwillen verflucht.

10.10. Ist dieses nun beim Menschen geschehen, daß er mit seiner kräftigen Begierde den Grimm in der Erde erweckt hat, was mag wohl bei Luzifer geschehen sein, welcher dazu ein Thronfürst mit vielen Legionen war? Luzifer hatte ebensowohl den Willen der starken Macht und Kraft des Zentrums aller Wesen in sich wie Adam. Doch Adam war nur eine einzige Kreatur, aber Luzifer war ein König und hatte ein Königreich als eine Hierarchie in der geistigen Welt, nämlich im himmlischen Salpeter, in der Gebärung des offenbarten Wortes im Besitz. Er war ein Thronfürst in der offenbarten Kraft Gottes, und darum nennt ihn Christus auch einen Fürsten dieser Welt, denn er saß im Wesen, das heißt, im geistigen Wesen, daraus diese Welt wie ein Aushauchen ausgehaucht worden ist.

10.11. Er ist es, der im Inneren durch seine falsche Begierde, die er in das Wesen hineinführte, den Grimm erregt hat, gleichwie Adam den Fluch erregte. Er hat das Zentrum der Natur in den grimmigen Eigenschaften mit seiner finsteren grimmigen Eigenschaft in der Gleichheit erregt. Denn er hatte zuerst den Grimm Gottes in sich selber erregt, und danach ging dieser erregte Grimm in seine Mutter ein, daraus Luzifer zu einer Kreatur erschaffen wurde, nämlich in die magische Gebärung, davon die Gebärung gegen das Recht der Ewigkeit überheblich wurde.

10.12. So saß er auch in seiner gehabten Engelsgestalt im heiligen guten Wesen, nach der Gebärung göttlicher Sanftmut, und erhob sich in derselben im Willen seines Grimms, um über die Sanftmut zu herrschen, wie ein eigener Gott gegen das Recht der Ewigkeit.

10.13. Als sich aber wegen seiner Bosheit das sprechende ewige Wort mit Liebe und Zorn in den Eigenschaften, nämlich im Wesen, darin Luzifer saß, bewegt hat, um diesen bösartigen Gast aus seiner Wohnung in die ewige Finsternis auszustoßen, da wurde das Wesen verdichtet. Denn Gott wollte ihm diese geoffenbarten Kräfte, darin er ein Fürst war, nicht mehr gönnen noch lassen, sondern schuf sie in eine Gerinnung und spie ihn daraus aus.

10.14. Und in dieser Zusammenziehung oder Zusammenfassung sind die Kräfte als die wäßrigen und die öligen Eigenschaften verdichtet worden. Doch nicht Luzifer hat sie verdichtet oder geschaffen, sondern das sprechende Wort Gottes, das in den offenbarten Kräften und Eigenschaften wohnt. Dasselbe nahm damit dem ungehorsamen Kind sein väterliches Erbe und stieß ihn als einen Meineidigen aus dem kindlichen Haus in ein ewiges Gefängnis, in das Haus der Finsternis und des Zorns, darin er ein Herr über das Wesen der Liebe Gottes sein wollte, auf gauklerische Weise darin regieren und das Heilige mit dem Unheiligen vermischen, um damit sein Gaukelspiel im überheblichen Stolz zu treiben.

10.15. Und wir sehen dies ganz klar mit hellen Augen, daß dem so ist. Denn es ist kein Ding in dieser Welt so böse, daß es kein Gutes in sich hat. Das Gute ist in seinem Ursprung aus dem Guten oder Himmlischen gekommen, und das Böse aus der finsteren Welt Eigenschaft. Aber diese zwei Welten von Licht und Finsternis sind ineinander wie eine.

10.16. Darum sind sie auch sogleich in die Verdichtung oder Gerinnung eingetreten, und solches aus den Graden der ewigen Natur, nämlich aus den Eigenschaften zum Feuerleben und aus den Eigenschaften im öligen und geistig wäßrigen Lichtwesen.

10.17. Denn die Metalle sind in sich nichts anderes als ein Wasser und Öl, die von den grimmigen Eigenschaften gehalten werden, nämlich von der herben strengen Begierde und von einer Saturn-Mars-Feuer-Eigenschaft in der Verdichtung des Sulphurs und Mercurius, so daß es ein Körper ist. Wenn ich aber diesen Körper ganz zerlege und ein jedes in seine Eigenschaft zerteile, dann finde ich darin klar die erste Schöpfung.

I. Saturn, Salz (Begierde, Anziehung)

10.18. Nach der herben Begierde des Schöpfens als der ersten Gestaltung zur Natur nach der finsteren Welt Eigenschaft finde ich erstlich eine Härte und Kälte, und ferner nach dieser herben Eigenschaft zweitens ein tödlich stinkendes Wasser von der herben Verdichtung, und zum Dritten in diesem stinkenden Wasser eine ertötete Erde, und zum Vierten eine Schärfe, gleich dem Salz vom Recht der Herbigkeit. Dieses ist nach der ersten Gestaltung der Natur der finsteren Welt ihr geronnenes Wesen, und das ist das steinige Wesen, das heißt, die Grobheit des Steins und aller Metalle sowie der Erde, darin das Tödliche (oder der Tod des Einschließens) verstanden wird.

II. Mercurius (Haß, Abstoßung)

10.19. Zum Zweiten: Nach der zweiten Gestaltung und Eigenschaft der finsteren Natur und Welt Wesen finde ich in der Verdichtung der Metalle und Steine ein bitteres, stachliges und wütendes Wesen, wie ein Gift, welches in der Erde und dem stinkenden Wasser einen strengen und feindlichen Geschmack gibt, und des Wachsens Ursache ist, nämlich das regende Leben. Seine Eigenschaft heißt Mercurius (Quecksilber bzw. lebendiges Silber), und die der herben in der ersten Gestaltung heißt Salz.

III. Sulphur (Angst der Körper-Seele)

10.20. Zum Dritten finde ich die dritte Eigenschaft als die Angst, welche der Schwefel-Qual-Quell ist, und in welcher die Teilung der Eigenschaften als Essenz steht.

IV. Salpeter (des Feuers)

10.21. Zum Vierten finde ich das Feuer oder die Hitze, welche den Salpeter im Schwefelquell erweckt, der die Verdichtung wieder scheidet, wie durch einen Feuerschreck. Der ist der Ursprung des Salpeters aus der schwefligen, wäßrigen und irdischen Eigenschaft. Denn er ist der Aufwecker des Todes, nämlich in der tödlichen Eigenschaft, und der erste Ursprung des Lebens im Feuer. Und bis hier zum Feuer greift die Eigenschaft der finsteren Welt ein, aber weiter kann sie nicht.

V. Öl (der Liebe)

10.22. Zum Fünften finden wir in der Verdichtung der Metalle und Steine ein Öl, das ist süßer als jeder Zucker sein kann, sofern es von den anderen Eigenschaften geschieden werden kann. Das ist das erste himmlische heilige Wesen, welches von der freien Lust seinen Ursprung genommen hat. Es ist schön und durchleuchtend. Wenn der Feuer-Qual-Quell von ihm geschieden werden kann (obwohl es nicht ganz möglich ist, denn das Band der großen Freudenreichs steht darin), so ist es weißer als kein Ding in der Natur sein kann. Aber wegen des Feuers bleibt es rosarot, welches das gelbe Licht nach rot und weiß verwandelt, wegen der irdischen Eigenschaft und der Sonne Gewalt.

10.23. Wenn es aber der Künstler auflösen kann, und vom Feuer des Grimms und den anderen Eigenschaften freimachen, dann hat er das Perlein der ganzen Welt, das heißt, die Tinktur. Denn darin hat Frau Venus ihren Schatzkasten liegen, und das ist die Jungfrau (der reinen Weisheit) mit ihrem schönen Kränzlein.

10.24. Oh du irdischer Mensch, hättest du das noch! Hier hat es Luzifer und Adam verscherzt. Oh Mensch, wüßtest du, was hier läge, wie würdest du danach trachten! Aber es gehört nur denen, die Gott dazu erkoren hat. Oh edle Perle, wie süß bist du in der neuen Wiedergeburt, und wie schön ist dein Glanz!

VI. Der lebendige Mercurius, der Sohn

10.25. Zum Sechsten finden wir in dieser öligen Eigenschaft eine herrliche Kraft vom Ursprung des offenbarten kräftigen göttlichen Wortes, das in der himmlischen Eigenschaft wohnt, in welcher Kraft der Schall oder Klang in Metallen unterschiedlich wird, und darin ihr Wachsen steht. Denn es ist hier der heilige Mercurius, der in der zweiten Gestaltung der Natur in der Finsternis stachlig, feindlich und ein Gift ist. Dieser ist hier, nachdem das Feuer im Schreck des Salpeters Liebe und Zorn geteilt hat, in der Eigenschaft der freien Lust ein fröhlicher Mercurius, darin das Freudenreich der Kreatur steht.

10.26. Und hier, ihr Philosophen, liegt die Kraft und die Wirkung eures edlen Steines (der Weisen), und hier heißt er „Tinktur“. Diese Wirkung kann das verblichene Wasser im Mond tingieren (mit Tinktur heilen und wiederbeleben), denn hier ist Jupiter ein Fürst und die Sonne ein König, und Frau Venus des Königs süßeste Gemahlin. Aber Mars soll das Zepter zuvor niederlegen, und so muß auch zuvor der Teufel in die Hölle fahren, denn Christus muß ihn binden und den einfältigen Mond, den der Teufel besudelt hat, mit seinem Öl des himmlischen Bluts tingieren, auf daß der Zorn in Freude verwandelt werde. So ist der Künstler Kunst geboren, den Kindern des Geheimnisses hier verständlich.

10.27. Zum Siebenten finden wir in der Scheidung der Verdichtung von Metallen ein weißes, kristallinisches Wasser, und das ist himmlisches Wasser, nämlich das Wasser über der Feste des Himmels, welches vom Öl geschieden wird, als ein Leib des Öls. In den Metallen und Steinen gibt es einen weißen, kristallinischen Glanz, und die Venus mit ihrer Eigenschaft macht es ganz weiß und ist eine silberne Art, und Venus und Sonne eine goldene, und Mars und Venus eine kupferne, und hinwieder Venus in Mars eine eiserne, Jupiter in Venus eine zinnerne, Saturn in Venus eine bleierne, Merkur in Venus ein Quecksilber, aber ohne Venus ist kein Metall, weder der festen Art noch der Mineralien (bzw. Erze).

10.28. So versteht mit der Venus eine himmlische Wesenheit, welche in einem Öl und kristallinischem Wasser steht. Die gibt allen Metallen den Leib, das heißt, den geistigen schönen Leib. Und ihr selbsteigenes Wesen ohne die anderen Einflüsse ist die große Sanftmut und Süßigkeit. Ihr wahrhaft eigenes Wesen ist ein süßes klares Wasser. Denn die Kraft des offenbarten Wortes scheidet durch das Feuer das Heiligste in ein Öl, denn in diesem Öl gibt das Feuer einen Glanz oder Schein. Wenn das Feuer das Wasser in sich kostet, dann ergibt es aus dem Geschmack ein Öl, und so ist das Öl geistlich und das Wasser leiblich. Das Öl ist ein Körper der Kraft, und das Wasser ist ein Körper der Eigenschaften, die im Öl lebendig sind und das Wasser zu einem Gehäuse machen oder brauchen. Im Wasser steht das elementische Leben, und im Öl das Geistleben, und in der Kraft des Öls das göttliche Leben, nämlich das Leben des ausgesprochenen Wortes als eine Offenbarung der Gottheit.

10.29. So sehen wir nun, wie in der Verdichtung des Schöpfungswortes das Heilige mit dem Unheiligen in eine Gerinnung eingegangen ist. Denn in allen Dingen ist ein tödliches und auch ein lebendiges Wasser, sowie eine tödliche Giftkraft und auch eine lebendige gute Kraft, eine grobe und eine subtile. Die eine ist bös und die andere gut. Das geschieht nun nach Gottes Art in Liebe und Zorn.

10.30. Die Grobheit der Steine, Metalle und Erde kommt aus der Eigenschaft der finsteren Welt, die alle in einem Tödlichen sind (versteht das Wesen und nicht den Geist). Denn der Geist der Grobheit ist im Giftleben, in welchem Luzifer ein Fürst dieser Welt ist.

10.31. Aber das Himmlische hält die Grobheit und Giftqual gefangen, so daß der Teufel im Wesen dieser Welt die allerärmste Kreatur ist und nichts in dieser Welt zum Eigentum hat, außer das, was er von den Lebendigen betrügen kann, die im Ewigen stehen, weil sie mit der Begierde im Grimm des Ewigen in seine Gaukelei eingehen.

10.32. Wenn wir die Schöpfung recht betrachten wollen, so bedürfen wir nichts mehr dazu, als ein göttliches Licht und ein Anschauen. Sie ist wohl zu erforschen, und dem erleuchteten Gemüt fällt es auch leicht. Man betrachte nur die Grade der Natur, und man sieht es an der Sonne, den Sternen und den Elementen klar: Die Sterne sind nichts anderes als ein kristallinischer Wassergeist, obwohl sie doch kein materielles Wasser sind, sondern Kräfte des Salpeter-Schrecks im Feuer. (Auch die moderne Wissenschaft weiß, daß die Sterne zum größten Teil aus Wasserstoff bestehen, der durch Kernfusion zu Helium „verbrennt“.)

10.33. Denn ihr Bezirk, wo sie stehen, ist feurig, und das ist ein Salpeter-Feuer, eine Eigenschaft der Materie der Erde, Metalle, Bäume, Kräuter und der drei Elemente von Feuer, Luft und Wasser. Was das Untere ist, das ist auch das Obere, und was ich in der Erde in der Verdichtung finde, das ist auch das Gestirn, und es gehört zusammen wie Leib und Seele.

10.34. Das Gestirn bedeutet den Geist, und die Erde den Leib. Das war vor der Schöpfung in der ewigen Gebärung alles untereinander gewesen, aber in keiner Gerinnung von Geschöpfen, sondern als ein kräftiges ringendes Liebespiel, ohne solche materialistischen Wesen.

10.35. Aber in der Bewegung des Wortes, nämlich des Schöpfungswortes, ist es entzündet worden, und da hat es sich mit der Anzündung im Feuerschreck des Salpeters geteilt, eine jede Eigenschaft in sich selber, und ist durch die erweckte herbe Verdichtung (als die erste Gestaltung zur Natur, welche „das Schöpfen“ heißt) gefaßt und so geronnen worden, ein jedes in seine Eigenschaft, das Subtile in seiner Eigenschaft, wie auch das Grobe, alles nach den Graden, wie die ewige Gebärung der Natur ist, von dem Einen an bis in die Unendlichkeit.

10.36. Mit dem Gestirn wird Gut und Böse offenbar, denn die grimme feurige Kraft der ewigen Natur, sowie die Kraft der heiligen geistigen Welt, ist in ihnen offenbar (als ein ausgehauchtes Wesen). Darum gibt es viele dunkle Sterne, die wir nicht alle sehen, und auch viele helle, die wir sehen.

10.37. Wie wir dies an der Materie der Erde erkennen, wie diese so vielfältig ist, daraus mancherlei Frucht wächst, nämlich nach den Eigenschaften der Oberen. Denn so ist auch die Erde als das gröbste Wesen, darin das tödliche Wasser mit geronnen worden ist.

10.38. Die Erde ist in der siebenten Eigenschaft der Natur im Wesen geronnen worden, denn dieses Wesen ist es, das die anderen sechs Eigenschaften in ihrer Begierde bewirken. So steht sie erstlich in sieben Eigenschaften, wie vorn erklärt wurde. Aber die Auswicklung der Eigenschaften geschieht im Salpeter-Feuer, darin sich jede Eigenschaft wieder in sieben auswickelt. Da beginnt die Unendlichkeit (der Vielfalt) und die große Vermögenheit, so daß aus einem Ding etwas anderes gemacht werden kann, was es im Anfang nicht war.

10.39. Denn das Wesen aller Wesen ist nur eine magische Geburt aus einem Einigen ins unendlich Vielfältige. Das Einige ist Gott, das unendlich Vielfältige ist Zeit und Ewigkeit und eine Offenbarung des Einen, darin ein jedes Ding aus dem Einen in die Vielfalt gebracht werden kann und hinwieder aus der Vielfalt in das Eine.

10.40. Das Feuer ist der Werkmeister dazu, das aus einer kleinen Kraft ein Zweiglein aus der Erde treibt und es in einen großen Baum mit vielen Ästen und Früchten ausführt. Und es verzehrt es auch wieder und macht es wieder zu Einem wie zu einer Asche oder Erde, daraus es gekommen war. So gehen alle Dinge dieser Welt wieder in das ein, daraus sie gekommen sind.

10.41. Das Wesen dieser Welt ist wohl zu erforschen, aber das Zentrum oder der Punkt der Bewegung will dem Verstand stumm bleiben, es sei denn, ein anderes Licht ist darin. Denn er meint, er hat es in einem Kreis und kann es messen, aber hat es doch nicht im (ganzheitlichen) Verständnis.

10.42. Nur wenn wir die Hierarchie und das königliche Regiment in allen drei Prinzipien im Reich dieser Welt betrachten, soweit sich das Schöpfungswort zur Schöpfung der äußeren Welt mit den Sternen und Elementen hineinbegeben hat, dann haben wir den Grund des Punktes des königlichen Throns, dessen die ganze Schöpfung ein Glied (der Bildung) ist.

10.43. Denn die Sterne und vier Elemente und alles das, was daraus geboren ist und darin lebt, hängt an einem Punkt, wo sich die göttliche Kraft in einer Form aus sich selbst offenbart hat. Und dieser Punkt steht in drei Prinzipien offenbar, als in drei Welten. Kein Ding kann ohne diesen Punkt in dieser Welt leben, denn er ist die einige Ursache des Lebens und Bewegens aller Kräfte, und ohne denselben wäre alles in der Stille ohne Bewegung.

10.44. Denn wenn kein Licht wäre, dann wären die Elemente unbeweglich, und es wäre alles eine herbe und strenge Eigenschaft, ganz rauh und kalt. Das Feuer bliebe in der Kälte verborgen, und das Wasser wäre nur ein scharfer Geist, gleich der Eigenschaft der Sterne, und die Luft wäre im Sulphur, im Wasserquell verborgen, und wäre ein unwebendes Wesen.

10.45. So sehen wir ja, daß das Licht die einige Ursache alles Regens, Bewegens und Lebens ist. Denn alles Leben begehrt des Lichtes Kraft, als des aufgetanen Punktes, und das Leben ist doch nicht der Punkt, sondern die Gestaltung der Natur. Doch wenn dieser Punkt nicht offenstünde, dann wäre (nur) das Reich der Finsternis im Reich dieser Welt offenbar, in welchem Luzifer ein Fürst ist und den fürstlichen Thron im Grimm der ewigen Natur im Reich dieser Welt besitzt.

10.46. Darum, oh Mensch, bedenke dich, wo du daheim bist, nämlich zu einem Teil in den Sternen und vier Elementen, und zum anderen Teil in der finsteren Welt bei den Teufeln, und zum dritten in der göttlichen Kraft im Himmel. Welche Eigenschaft in dir Herr ist, derselben Knecht bist du, magst du auch im Licht der Sonne glänzen wie du willst. Hast du nicht das Ewige, dann wird dir doch dein Quellbrunnen offenbar werden.

10.47. Mit den zwei Worten „Himmel“ und „Erde“ verstehen wir den ganzen Grund der Schöpfung, denn er liegt in diesen zwei Worten in der Natursprache. Denn mit dem Wort „Himmel“ versteht man das Aushauchen des Schöpfungswortes, welches das Wesen mit dem Schöpfen aus sich, das heißt, aus der geistigen heiligen Welt, in eine Zeit oder Anfang geschaffen hat. Und mit dem Wort „Erde“ versteht man den Grimm im Wesen, so daß das Wesen im Grimm gefaßt worden ist und aus den Eigenschaften des finsteren Sulphur, Mercurius und Salz, als aus den Kräften des Ursprungs der Natur, in eine Verdichtung oder Gerinnung hineingeführt wurde.

10.48. Diese Gerinnung ist die Silbe „Er“, und die andere Silbe „de“ ist das Element. Denn die Erde ist nicht das Element, sondern das Weben, als die Kraft, daraus sie geronnen wurde. Und das ist das Element, welches geistig ist, und seinen wahren Ursprung im Feuer nimmt, wo die Natur, welche ein stummes Leben ist, im Feuer erstirbt, und wo aus dem Sterben ein lebendiges Weben ausgeht, und aus dem Gestorbenen eine tödliche Materie als Erde und ein tödliches Wasser, und auch ein tödliches Feuer und eine giftige Luft, welche in den Körpern der Irdischen eine sterbende Qual bewirken.

10.49. In der Anzündung der Natur hat sich das Element auch in vier Eigenschaften ausgewickelt, welches in sich selbst nur Eines ist. Das wahre Element wohnt im Wesen, das im Feuer erstorben ist, sonst könnte die Erde keine Frucht bringen. Und was wir jetzt vier Elemente nennen, das sind nicht Elemente, sondern nur Eigenschaften des wahren Elements. Dieses Element ist weder heiß noch kalt, auch weder trocken noch naß. Es ist das Weben oder Leben des inneren Himmels, als das wahre englische Leben nach der Kreatur. Es ist die erste göttliche Offenbarung durch die Natur aus dem Feuer. Und wenn die Eigenschaften der ewigen Natur darin wirken, dann heißt es „Paradies“.

10.50. Mit dem Wort „Himmel“ wird verstanden, wie das materialistische Wasser als die Grobheit, die in der Sterblichkeit geronnen wurde, vom kristallinischen Wasser, das geistig ist, geschieden worden ist, so daß mit dem materialistischen Wasser die Zeit begann, als ein ausgehauchtes Wesen aus dem Geistwasser.

10.51. Das Geistwasser ist lebendig, und das Ausgehauchte ist stumm, gefühllos und ohne Vernunft, und das ist wie tot gegenüber dem Lebendigen, davon Moses sagt: »Gott habe es vom Wasser über der Feste geschieden. (1.Mose 1.7)«

10.52. Die Feste (bzw. Festung) ist ein anderes Prinzip, wie ein anderer Anfang der Beweglichkeit. Das Wasser über der Feste ist das Geistige, darin der Geist Gottes regiert und wirkt. Denn Moses sagt auch: »Der Geist Gottes schwebt auf dem Wasser« Denn das geistige Element schwebt in den vier Elementen, und in dem geistigen Element schwebt der Geist Gottes auf dem Geistwasser. So ist eines im anderen.

10.53. Der Himmel, darin Gott wohnt, ist das heilige Element, und die Feste oder Kluft zwischen Gott und den vier Elementen ist der Tod, denn der innere Himmel hat eine andere Geburt (und ein anderes Leben) als das äußere Vierelementische. Wohl sind sie ineinander, aber keines ergreift das andere, ähnlich wie sich Zinn und Silber nicht wirklich vermengen, denn jedes ist aus einem anderen Prinzip. Auch wenn sie sich einander ähnlich sehen und nahe verwandt sind, so sind sie doch wie das innere und äußere Wasser gegeneinander, darin man sie auch verstehen soll. Denn die innere Venus und die äußere sind Stiefschwestern. Sie kommen wohl von einem Vater, aber sie haben verschiedene Mütter, von denen die eine eine Jungfrau ist und die andere eine Geschwächte. Darum werden sie bis ins Gericht Gottes unterschieden, der ihre Schmach durch das Feuer wieder abfegen (und reinigen) wird.

10.54. Moses schreibt: »Gott schuf den Himmel aus dem Mittel des Wassers.« Und das ist richtig, denn das Gestirn ist ein äußerlicher Wassergeist, als die Kräfte des äußeren Wassers, und das materialistische Wasser ist der Leib der Kräfte, in welchem sie wirken. So ist nun im Gestirn der feurige, luftige und auch irdische Qual-Quell, und solcher ist auch im materialistischen Wasser. Das Obere ist des Unteren Leben und Regiment, denn es zündet das Untere an, davon das Untere rege wird und wirkt. Und das Untere ist des Oberen Leib oder Weib. Doch im Unteren liegt wohl auch das Obere, aber gleichwie ohnmächtig.

10.55. Und das Obere wäre ebenso ohnmächtig, wenn es nicht vom Glanz der Sonne angezündet würde, denn dieser ist das Herz aller äußerlichen Kräfte, und ist der offene Punkt bis auf die zehnte Zahl. Wenn wir nicht so blind wären und alles verachteten, was die Kuhaugen nicht sehen können, dann wäre es wohl richtig, daß man das offenbarte. Weil aber Gott das Perlein verborgen hat, und auch sich selber vor den Augen der Gottlosen, so lassen wir es auch bleiben, und werden doch von den Unseren genug verstanden, aber den Tieren wollen wir unser Perlein nicht geben.

10.56. So verstehen wir, was der äußere Himmel ist, nämlich die Kräfte oder Fassung des Wassers. Das Wort oder die Kraft des Schöpfens, das mit dem Anfang der Welt begonnen hat, das ist noch heute im Schaffen. Es schafft noch immerfort den Himmel aus dem Wasser, und der Geist Gottes schwebt noch auf dem Wasser, und das heilige Wasser ist noch immer vom Wasser unter der Feste geschieden.

10.57. Dieses heilige Wasser ist es, davon uns Christus sagt, er wolle es uns zu trinken geben, und das würde uns in einen Quellbrunnen des ewigen Lebens quellen. (Joh. 4.14) Denn darin steht die heilige himmlische Leiblichkeit. Das ist der Leib Christi, den er vom Himmel brachte und in unseren verstorbenen oder verblichenen (bzw. sterblichen und vergänglichen) Leib durch diese himmlische paradiesische Wesenheit hineinführte, und unseren Leib in seinem lebendig machte, das heißt, im Ziel des Bundes und in der Essenz Marias, wie im folgenden noch erklärt werden soll.

10.58. In diesem himmlischen Wesen stehen Christi Testamente. Und dieses heilige Wesen der himmlischen heiligen Jungfrauenschaft mit der heiligen Tinktur hat den Tod zerbrochen und im Grimm Gottes der Schlange den Kopf ihrer Macht zertreten, denn die göttliche Kraft ist das höchste Leben darin.

10.59. So verstehen wir, wie der heilige Himmel, darin Gott wohnt, im Schöpfen und im Geschaffenen schwebt, und daß Gott wahrhaftig an allen Enden gegenwärtig ist und durch alles wohnt, aber er wird von nichts ergriffen. Im inneren Himmel der heiligen Wesenheit ist er in der Kraft offenbar, nämlich im (ganzheitlichen) Element. Dieses heilige Element drang im Anfang der vier Elemente durch die Erde, grünte in der Eigenschaft heiliger Kraft aus und trug Früchte, davon die Menschen auf himmlische Art essen sollten. Als es aber im Menschen verblich, kam der Fluch in die Erde, und so erlosch das Paradies in den vier Elementen und blieb in sich im Inneren bestehen. Dort steht es den Menschen immer noch offen, wenn jemand aus dem Willen dieser Welt ausgehen will und auf Christi aufgemachter Bahn dahinein eingehen.

10.60. Der Punkt der zusammengeschaffenen Erde gehörte in das Zentrum der Sonne, aber jetzt nicht mehr. Denn er ist gefallen, der ein König war. Die Erde ist im Fluch und ein eigenes Zentrum geworden, dahinein alles läuft und fällt, was in der Eitelkeit in den vier Elementen geboren wird. Alles fällt zur Erde hinab, denn das Schöpfen steht noch in der Tiefe und schafft alles Irdische zusammen zum Gericht Gottes, nämlich zum Entscheiden.

10.61. Das soll nicht heißen, daß die Erde allein aus dem Reich der Sonne gekommen sei. Nein, sondern aus dem ganzen Kreis, aus beiden inneren geistigen Welten. Aber es hat ein anderes ABC, indem die Erde vor das Gericht Gottes zum Entscheiden gehört. Und dann wird es offenbar werden, warum gesagt wurde, sie gehöre in den Punkt der Sonne.

10.62. Denn das Böseste muß des Besten Ursache sein. Und die ewige Freude besteht darin, daß wir vom Leiden erlöst werden. Gott hat sein heiliges Wesen nicht ewig verstoßen, nur die Bosheit, die sich dahinein mischte. Wenn aber die kristallinische (geistig durchsichtige) Erde erscheinen wird, dann wird es erfüllt werden, daß gesagt wurde, sie gehöre in den Punkt der Sonne. Das sei hier den Unseren genug verständlich, denn weiter sollen wir dazu schweigen.


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