Die geistige und biblische Welt nach Jakob Böhme (1677)

Textquelle aus „Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen, 1724“ in deutscher Überarbeitung 2022 mit unseren Ergänzungen und Gedanken in (runden Klammern).

Dieser Kupferstich in drei Teilen soll die Philosophie des berühmten Jacob Böhme vorstellen. Den mittleren beschreiben wir zuerst mit dem Bildnis des Schusters in seinem Zentrum. Danach den unteren Teil, der die äußere erschaffene und gefallene Welt abbildet, und dann den oberen und dritten Teil von der erneuerten Licht-Welt. Böhme sagt, daß seit Ewigkeit nichts gewesen ist, als das Zentrum, der Ungrund oder die finstere Welt, und ein Blick oder Auge in derselben. Dieses Zentrum sei Gott. Es sei aber aus dem Blick nach und nach alles geworden, und immer eines aus dem anderen ausgeflossen und ausgeboren. Der Mensch sei nun das Wesen aller Wesen, und damit göttlich, und alle Seelen der Menschen wären im Zentrum eine Seele.

Darum präsentiert der Selbst-Gott (bzw. das Selbst-Bewußtsein) die Mitte des ganzen Geheimnisses auf diesem Bild mit kreuzweise auf die Brust gelegten Händen und führt die prächtige Beischrift auf dem Band, welches um den Kranz, darin sein Portrait steht, herumgewunden ist: „JACOB BÖHME, Teutonicus Philosophus, Theosophus centralis. Natus AltSeidenb. Anno 1575. Denatus Görl. Anno 1624. 18.8br.“ (Andere lesen 18. Octbr, aber eigentlich sollte es 17. Novbr sein.) Über seinem Haupt schwebt eine Krone mit einem Strahlenkranz umgeben, in deren Mitte der Name Gottes „IAH“ und dreimal „Amen“ steht, welches ohne Zweifel das göttliche Wesen und die Wahrheit dieser Theosophie anzeigen soll, die auf seine drei Prinzipien gegründet ist: Nämlich das Prinzip des Feuers, des Lichtes und der Luft. Davon die zwei ersten geistig sind und das dritte materiell und nur ein Bild der beiden ersten und auf die äußere Welt geht. Die beiden ersten Prinzipien sind zu beiden Seiten über seinen Schultern abgebildet, und es scheint, daß die kreuzweise geschlagenen Hände, und zwar die linke auf das zur rechten vorgestellte erste Prinzip des Feuers, aber die rechte auf das ihm zur linken stehende Prinzip des Lichtes gerichtet ist. Denn wie er glaubt, daß Gott und Welt, Gutes und Böses, im Grund und in seinem Innersten Eines sind, sowohl die finstere Welt als auch das Auge, demnach das Böse wie das Gute aus Gott entstehe, so soll auch ein jedes Ding zweierlei Wesen haben, aber der Mensch aus drei Welten bestehen. Und so soll göttliche und höllische Essenz von Anfang an in ihm sein, das heißt, Geist und Seele und dann der astralische Leib.

Weil nun das Prinzip des Feuers das erste ist, welches sie auch den Vater nennen, so steht dasselbe hier zur Rechten, ganz im Finstern mit drei Kreisen durch einen Mittel-Kreis und in demselben mit einem Dreieck zusammengefaßt. Aus diesem fahren feurige Blitze und strahlende Kometen-Sterne, welche andeuten, so daß aus dem Ungrund zuerst Grimm, Zorn, Hölle, Gift, Lügen, Angst und Tod kommen. Das Prinzip des Lichtes, welches sie den Sohn nennen, steht zur Linken, und hier sind sechs Kreise in der Mitte durch den siebenden zusammengefaßt. Die durchschneidenden Bögen von diesen Kreisen präsentieren ein Rad mit sechs Speichen, auf denen die sechs Buchstaben des Worts ABATHS zu sehen sind, das heißt, der Ungrund (bzw. SABATH als ewige Ruhe und Stille). Mittendrin oder in der Nabe des Rades, steht ein Kreuz, und dieses innerliche ist gleichsam noch mit einem äußeren größeren durch das aus Kreisen gebildete Rad umgeben, in dessen Teilen sechs Sterne stehen. Und zwischen den Sternen und Kreisen kommen Knospen oder Blüten hervor, welche vielleicht die Ausgeburten sein sollen. Nicht nur die Kreise selbst sind lauter Licht und Glanz, sondern auch das ganze Rad ist noch mit etlichen unterschiedenen Licht-Kreisen umgeben. Bei diesen äußersten Durchschnitten der sechs Kreise geht allemal ein heller Strahl durch alle Licht-Kreise, und diese sechs Strahlen sind mit den sechs Buchstaben GEMÜTH bezeichnet. Dies soll zweifellos das große Natur-Rad sein, aus dem durch die sieben Quellgeister das ewige Gemüt die sieben Formen oder Gestaltungen der Natur ausgeboren habe. Diese sechs Punkte hält Böhme im 12. Sendbrief §68/71 für die allergrößte Tiefe, wie sich die drei Prinzipien ineinander gebären, so daß in Ewigkeit kein Streit sei. Zur Erläuterung mag die Stelle aus seiner Aurora §11.20 dienen: „Und die sieben Geister Gottes sind alle zusammen Gott der Vater, denn es gibt keinen Geist ohne den anderen, sondern sie gebären alle sieben einer den anderen. Wenn einer nicht wäre, dann wäre auch der andere nicht. Das Licht aber ist eine andere Person, denn es wird aus den sieben Geistern immerfort geboren, und die sieben Geister steigen immer im Licht auf, und die Kräfte dieser sieben Geister gehen im Glanz des Lichtes immer aus dem siebenten Naturgeist heraus und formen und bilden im siebenten Geist alles, und dieser Ausgang im Licht ist der Heilige Geist.“

Auf dem Kranz, der das Bild Böhmes umgibt, sieht man noch drei kleine Kränze. Der unterste stellt einen Springbrunnen dar, aus dessen Bach ein Lamm trinkt, und ist mit dem Wort „Veni“, und der Zahl 10. bezeichnet. Zur rechten Seite steht im zweiten ein Adler auf dem Felsen, der in der Klaue einen Palmenzweig hält, und im Schnabel einen Zweig mit drei Blüten, den ihm eine Hand aus dem Himmel reicht, dabei das Wort „Vidi“ und die Zahl 100. Zur Linken ein Löwe, der in der einen Klaue ein flammendes Schwert hält, und hinter ihm ein himmelanbrennendes Herz. Dabei führt es das Wort „Vici“ mit der Zahl 1000. Ob er damit etwa die drei Perioden als 1) des Alten Testamentes, mit seinen Vorbildern, 2) des Neuen mit dem Evangelium, und 3) des 1000-jährigen Triumph-Reiches gemeint hat, wie er auch bißweilen von unterschiedenen Testamenten redet, oder ob er vielmehr die unterschiedlichen Grade der Erkenntnis und theosophischen Weisheit anzeigen wollte, lassen wir andern zu beurteilen.

(Die drei Sinnbilder findet man auf dem Grabkreuz von Böhme wieder, und dazu folgende Beschreibung von Abraham von Frankenberg:

35. Zur Rechten, vom Mittag (Süden) her, war an dem Kreuz ein schwarzer, gekrönter Adler auf einem hohen Berg gemalt, der mit seinem linken Schenkel einer großen gewundenen Schlange auf den Kopf trat. In der rechten Klaue hielt er einen grünen Palmenzweig, und mit dem Schnabel empfing er einen aus der Sonne dargereichten Lilien-Zweig, dabei stand: VIDI. („Ich sah“ von „Veni, Vidi, Vici“ - „Ich kam, sah und siegte.“)

36. Zur Linken des Kreuzes, nach Mitternacht (Norden), stand ein mit goldener Krone und Kreuz gekrönter, gelber Löwe. Mit dem rechten Hinterfuß trat er vor sich auf einen viereckigen Eckstein, mit dem linken aber, hinter sich, auf den umgekehrten Reichsapfel oder Globus. In der rechten Vorderpfote hielt er ein feuerflammendes Schwert, in der linken ein brennendes Herz (mit einem Auge darin), wobei sich fein geschickt das Wort VICI („Ich siegte“) einfügte.

37. Mitten unter dem breiten Oval stand am Stamm des Kreuzes ein Lamm mit einem Bischofshut, wie dergleichen in der 29. von den 32 magischen Figuren des Theophrastus Paracelsus zu finden ist. Das Lamm weidet unter einem Palmbaum an einer sprudelnden Quelle in den Blumen einer grünenden Aue. Und hier stand VENI („Ich kam“). Diese drei lateinischen Worte sind wie folgt zu verstehen: „In Mundum VENI! Satanam descendere VIDI! Infernum VICI! VIVITE Magnanimi.“ Auf deutsch: „Ich bin gekommen in die Welt, den Menschenkindern zur Hilfe. Den Satan habe ich bald gesehen, wie er das verhindern wollte. Ich stürmte ihm aber seine Hölle und hab ihn überwunden. Kämpft wohlgemut ihr Gläubigen, so wird das Heil gefunden!“)

(Unterhalb des Kranzes erkennt man noch zwei Sinnbilder mit der Arche Noahs. Auf der dunklen Seite wir der Rabe herausgelassen, und auf der hellen Seite die Taube.)

Denen wir auch die oberste Darstellung, die noch auf diesem Kranz über der Krone steht, zu erklären und zu deuten anheimgeben. Es scheint eine dreifache Kette mit 7. Perlen zu sein, darin die Buchstaben V I IHS V CHR L H stehen. Ich lese sie indessen VIVIT. IESV. CHRisto Laus, Honor („Jesus lebt, Ruhm und Ehre sei Christus“). In der Mitte dieser Kette sind etliche lichte Kreise mit einem Strahlenkranz als Sonnenstrahlen umgeben. Im Zentrum steht der Gottesname III (aus drei Iotas für die „Drei-Einigkeit“ von Vater, Sohn und Heiliger Geist) und um denselben die Zahlen „1000.1000.1000.1000.1000.“, die vermutlich die Ewigkeit bedeuten sollen. Unten liegen zwei Herzen, eines wieder mit dem Gottesnamen, das andere mit der Zahl 50, vermutlich ein Bild der Zeit. Um diesen Kreis liest man den Reim:

Wem ist Zeit, wie Ewigkeit,
Und Ewigkeit wie diese Zeit,
Der ist befreit von allem Streit.

Und das wird wohl den höchsten Grad der vollkommenen Weisheit bedeuten sollen, wenn die göttliche und höllische Essenz im Menschen zugleich wäre, die er „Christus in uns“ nennt, welchen Gott, als sein Wort, Licht und Samen, in das innerliche Sein des Menschen eingehaucht und eingesprochen habe. Das soll die Menschwerdung Christi sein, wenn der Christus in uns durch die Imagination und göttliche Beschaulichkeit erweckt und die Licht-Welt im Menschen durch das Verlangen nach dem inneren Perlein oder Funken angezündet werde. Und so steige er immer höher in das übersinnliche Leben von 10 auf 50, 100 und 1000 bis in die vielen Tausende, das heißt, in die Ewigkeit, so daß er also immer mehr und mehr von der astralischen (weltlichen) Liebe gereinigt, in den tiefen Grund oder in das Zentrum eingehe und zu einer gleichgültigen Achtung von Zeit und Ewigkeit gelange (siehe auch „Vom dreifachen Leben“ ab 10.6). Das nennt er sonst: In den heiligen Sabbath und herrlichen Ruhetag der Seele versetzt.

Die übrigen Figuren sind meist aus der Offenbarung Johannes entnommen jedoch nach seiner Phantasie gerichtet, darin seine Freunde den Fall Babels und die Gerichte über die Teufel und Gottlosen abbilden wollen, aber im oberen Teil auch die Verklärung der himmlischen Sophia und ihrer Auserwählten. Demnach haben wir auf diesem mittleren Stück zu beiden Seiten des philosophischen Schusters zur Linken auf der Licht-Seite den siebenden posaunenden Engel mit einem versiegelten Brief in der rechten Hand, dessen Aufschrift ist: „Ein ewiges Evangelium an alle, die auf Erden wohnen.“ (Dazu einen Zweig mit vier Lilien und an der Spitze drei Rosen.) In der linken eine Posaune mit einem dreifachen Hauptstück oder Schallöchern, daran geschrieben steht: „Jubilate, Cantate, Exaltate“ („Freue dich, singe und erhebe dich!“)

Zur Rechten aber auf der Seite des Zorns und der Finsternis steht der sechste Engel (mit einem Flammenschwert) und gießt die sieben Schalen des Zorns Gottes auf das Tier und den Drachen aus. (Hier wäre noch zu bemerken, daß um die Köpfe der beiden Engel zwei Dreiecke erscheinen, die an die Symbolik von Feuer und Wasser im Spiel der Gegensätze erinnern.)

Im unteren Teil soll sich vermutlich der Engel aus Offenbarung 10 präsentieren, dessen Angesicht eine Sonne ist, die von zwölf himmlischen Zeichen (Sternzeichen) umgeben wird, und zwischen diesen Zeichen stehen die zwölf Stundenzahlen. Um den Kreis herum liest man aus Joh. 11.9: »Sind nicht des Tages zwölf Stunden? Wer des Tages wandelt, der stößt sich nicht, denn er sieht das Licht. Wer aber des Nachts wandelt, der stößt sich, denn es ist kein Licht in ihm.« Aus dem Mund dieses Sonnen-Engels schallen in Form eines Sonnen-Zeigers die Worte aus Offb. 10.6: »Hinfort ist keine Zeit.« Über dieser Sonnenuhr liest man im Spruchband: »Ach Jammer, der Anfang hat das Ende, und das Ende den Anfang gefunden. Oh Wonne!“ Oben um die Uhr steht: »um 7 Uhr und 10 Uhr« Und unten: »wirds vollbracht sein.« Der Engel hält ferner in der linken Hand ein Buch, darin steht: »Propheten, Weise, Schriftgelehrte des 7. Siegels. Zeichen, Figur, Wesen.« In der rechten Hand hält er einen Stern mit blitzenden Strahlen oder schießenden feurigen Pfeilen, welches wohl die sieben Donner sein sollen, die ihre Stimmen redeten (Offb. 10.3). In der Mitte des Sterns sind ein Dreieck und Quadrat ineinander gesetzt, und auf den sieben innersten Donner-Pfeilen stehen die Zahlen 1 bis 7 (mit verschiedenen Sprüchen bezüglich der Johannes-Offenbarung). Über der Zahl 1 steht zwischen zwei langen Blitzen: »Es hat keine Not: Ich bin eine Königin und werde keine Witwe sein.« Über Nummer 2: »Ich habe alles satt, ich bedarf nichts: denn ich sitze auf den Wassern und bade mich.« Über Nummer 3: »Ich lebe und bin nicht tot. Ich schlage mit dem Bann, wen ich will. Wer ist mir gleich?« Über Nummer 4: »Ich bin reich und groß und mir fehlt nichts und habe genug.« Über Nummer 5: »Ich bin ein gewaltiger Stern: Wer kann mich stürzen?« Über Nummer 6: »Ich fürchte mich vor dem großen Stern.« Und über Nummer 7: »Nun freut euch ihr Himmel: Der Stern hat seinen Schein verloren.«

Der Leib des Sonnen-Engels besteht aus Wolken des Himmels mit fünf Sternen und fünf Planeten als Mars, Venus, Merkur, Saturn und Jupiter bezeichnet. Auf der rechten (hellen) Seite liest man: „Triumph! Triumph! Triumph!“ Und auf der linken (dunklen): „Zeter! Zeter! Zeter!“ Unter dem Merkur präsentiert sich ein halber Mond mit seinen Hörnern in die Höhe gerichtet, und unter demselben die Erdkugel mit einem Gatter oder Gefängnis nebst vier herumstehenden Sinnbildern:
1) Ein Hahn, mit der Beischrift: „Der Morgen blickt, bestrickt, erquickt.“)
2) Die Taube mit dem Ölzweig: „Die Vesper-Zeit bringt Fried und Freud.“ (1.Mose 8.11)
3) Der Kranich mit einem Stein: „Auf Mitternacht habt acht und Wacht.“ (Matth. 25.6)
4) Eine Eule am hellen Tage: „Der helle Tag ist deine Plag.“ (Joh. 3.20)

Unten zwischen den Füßen des Engels ist ein geflügelter Kompaß mit den Buchstaben S, O, N und O für Septentrio, Oriens, Meridies, Occidens (Norden, Osten, Süden und Westen). Unter dem Kompaß ist eine Sanduhr, zumeist ausgelaufen, und darauf steht: „Wachet“ Zu beiden Seiten der Sanduhr sind zwei Herzen, in einem die fünf klugen Jungfrauen mit dem Bräutigam, und im anderen die fünf törichten, die liegen und schlafen. Unter diesen steht ein Sarg oder Totenhaus, darin eine Figur wie ein Herz ist. Auf der linken Seite scheinen die Verdammten zu liegen, und auf der rechten die Seligen, und darüber steht: »Fluchen sie, HERR segne du. (Psalm 109.28)« Und darüber auf dem Dach oder Deckel steht „Tandem“ („Zuletzt“).

Links von dieser Figur unter dem Zorn-Engel stehen zwei Sinnbilder. Im ersten ist ein totes Schaf an einen Baum gehängt, und darüber der Fuchs im Netz und Strick, und der Wolf in der Grube gefangen, mit der Beischrift aus Psalm 69.23: »(3) Dein Tisch wird dir zum Strick, zum Fall und Unglück.« Im anderen Sinnbild steht ein Basilisk vor einem Spiegel, der von Lampen umgeben ist: »(4) Es ist dein eigenes Gift, was dich nunmehr betrifft.«  Unter dem linken Sinnbild fahren drei Strahlen mit Blitzen herab. Auf den einem Strahl steht: „Pfui Sodom“ Auf dem Zweiten: „Pfui Babel“ Und auf dem Dritten: „Pfui LAoudicea“ Diese Strahlen fahren zusammen auf einen Mühlstein, der von bösen Geistern umgeben ist, und auf diesen liest man nach Offb. 18.21: »Also muß Babel verworfen und ewiglich wüst werden.« (In der Mitte sieht man den Strom des göttlichen Zorns mit Schwertern zum Kampf, aber auch Besen zur Reinigung.)

Unten auf denen drei Häuptern des Tiers, des Drachen und des falschen Propheten sind die Zahlen 6 6 6 zu erkennen. (Die Schlangenhaare bzw. Gedanken gleichen der Medusa, ihre gespaltenen Zungen sind wie Blitze, und die Babel-Türme als Kronen erinnern an unsere Gedanken-Konstrukte, die den Himmel erreichen sollen, aber nur in Verwirrung enden, wie auch oben links mit dem zerbrochenen Turm und dem Spinnennetz angedeutet wird, auf die der Mühlstein herabkommt. Man sieht auch, wie diese Babel-Türme zu Ego-Burgen werden, um sich im Streit zu verteidigen und um sich zu schießen. Unter ihnen toben die Wellen auf dem „Urmeer“ oder Meer der Ursachen.) Und ganz unten im Winkel steht: „Trutz Teufel, Trutz Antichrist“

Auf der rechten Seite unter dem evangelischen Engel sind wieder zwei Sinnbilder. In einem ist der Hirsch, der auf der grünen Wiese ruht, mit der Beischrift: „(3) Hier findest du sonder Leid Ruh, Fried und volle Weid.“ Im anderen ist ein Salamander im Feuer: „(4) Gottes Liebes-Flamme und Kraft ist meines Lebens Saft.“

Darunter steht das Lamm auf dem Berg (über der Stadt Jerusalem mit den 12 Toren), und um dasselbe herum: „HALLELUIAH HALLELUIAH HALLELUIAH“ Und oben darüber: „Gloria in Excelsis Deo“ („Ehre sei Gott in der Höhe“ Davor liegt eine lichte Ebene tätiger Menschen mit einem Hirten, der zwischen den wilden Tieren und seiner Schafherde steht. Und im Vordergrund erscheint ein Paradiesbild, darin Mensch und Natur wieder friedlich vereint und die Gegensätze von Gut und Böse überwunden sind. »Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. (Matth. 18.3)« So tragen die drei Kinder, die das wilde Tier überwunden haben, im Gegensatz zu den drei tierischen Wesen auf der dunklen Seite auch die Siegerkränzlein, von denen Böhme oft spricht, die sich aber niemand selber aufsetzen kann. Rechts davon spielen zwei kleine Kinder mit Skorpionen, ein kleiner Drache schaut zu, der seine Erdhöhle verlassen hat, und dazwischen steht ein Korb voller Blüten.)

Unten auf dieser Seite liest man noch gewöhnlicher Maßen die Erfinder, Maler und Kupferstecher des ganzen Stücks:
Lucinos a Lhibenau inv. 1675.
Desid. Stierhort van Leiden delineavit.
N. van Werd fecit.
Allardus Wekker excudit Amsteld. 1677.

(Im Jahre 1675 entwarf Lucinos ab Lhibenau ein Gedenkblatt, dessen zeichnerische Ausführung Desiderius Stierhort übernahm, Nicolaus von Werth in Kupfer stach und Allard Wekker in Amsterdam vervielfältigte. Quelle: Monatshefte der Comenius-Gesellschaft)

Und ganz unten im Winkel steht: „Soli deo GlorIAH. Amen.“ („Ehre sei Gott allein, Amen“)

Im oberen Teil steht im Zentrum (des Feuer- und Lichtkreises) ein T (in einem Herz), um das in einem Dreieck der Name Gottes III erscheint, und um diesen lateinisch IE-HO-VAH. Wieder um diesen steht in den Winkeln zweier ineinander gesetzter Dreiecke ADONAI. Um diesen Kreis der Gottheit gehen sieben Flämmlein herum, und zwischen ihnen jedesmal das Wort „Heilig“, also achtmal. Um diesen Kreis strahlen sieben Sterne, und unter diesen kommen die Tiere hervor, mit dem Angesicht von Mensch, Adler, Löwe und Ochsen. Unter dem Kreis der Gottheit hängt die Welt-Kugel, durch ein Lilien-Kreuz mit jener verbunden, und auf dem Band der Welt-Kugel steht wieder das Wort „HEILIG“. Diese Welt-Kugel liegt auf dem Rücken des Lammes mit sieben Hörnern und Augen, welches vor dem Buch mit den sieben Siegeln steht, und auf jedem Siegel ist ein Kreuz, aber auf dem Buch A und O, welches alles aus der Offenbarung 4 und 5 genommen wurde. (Die Hinterbeine stehen wiederum auf einer Welt-Kugel, die aber dunkel ist, und nach vorn vergießt es sein Blut.) Vor diesem steht ein siebenarmiger goldener Leuchter mit brennenden Lichtern (wie auf einem Altar). (Der ganze Kreis wird noch von sieben Engeln und einem Flammenmeer umringt, von dem sieben Blitze und sieben Lichtstrahlen ausgehen.)

Und unter diesem (siebenfachen Leuchter) ist ein Engel mit einer siebenfachen Posaune. Aus der Mittelsten kommt ein Kreuz, aus den drei linken „Angst, Rache und Grimm“, und aus den drei rechten „Freude, Friede und Liebe“. Auf der linken Seite ist das finstere Auge mit sieben ineinander ruhenden Kreisen aufwärts und sieben unterwärts und herausgehenden Blitz-Pfeilen. Hinter demselben steht der Engel, der mit der hervorragenden Hand den Schlüssel des Abgrundes und die große Kette (der Bindung) hält (Offb. 20.1). Und hinter dem Licht-Auge mit ähnlichen Kreisen steht gleichfalls ein Engel, der mit der hervorragenden Hand den Schlüssel des Himmelreichs und das Ordens-Band mit dem Kreuz und goldenen Vlies hält.

Links neben dem finsteren Auge stehen noch zwei Sinnbilder. Im ersten eine Eule unter den Vögeln, und von oben ein Stoß-Vogel, der auf die zerstreuten Küchlein herabstößt, mit der Überschrift aus: „(1) Ich hab dein Heil bedacht, das hast du stets veracht.“ Im zweiten ergießt sich ein Strom in das Meer, wo die kleinen Fische den ungeheuren See-Tieren zufallen, mit der Beischrift: „(2) Wohlan! So renne hin, nach deines Herzens Sinn.“

Und rechts neben dem Licht-Auge stehen ebenfalls zwei Sinnbilder: Ein Pelikan auf einem Felsen, der in seine Brust hackt und unter sich die Jungen (im Nest) hat, mit der Schrift: „(1) Das teure Herzens-Blut laß ich für meine Brut.“ Und rechts eine Hand aus einer Wolke mit einer Fischer-Angel: „(2) Aus Liebe, Recht und Fug verüb ICH diesen Zug.“

Oben über der finsteren Seite ruht ein Engel mit dem linken Arm auf einem Gesicht, das in einen Kranz gefaßt, halbbestrahlt und auf der Stirn mit dem Mond-Zeichen bemerkt ist. Darüber liest man: „Wir alle, die wir mit aufgedecktem Angesicht die Klarheit des HERRN wie in einem Spiegel schauen.“ (Doch vor dem himmlischen Lichtkreis liegt rechts noch eine Wolke.)

Dem korrespondieren auf der anderen (hellen) Seite in einem Kranz vier Herzen, wie in einem Kreis zusammengesetzt, und im Zentrum ist wieder der Gottesname III (aus drei Iotas als Heilige Drei-Einigkeit im Zentrum der zwei vereinten Dreiecke von Feuer und Wasser) mit Flammen, Augen und Sternen. Oben aus dem obersten Herzen kommt wieder das Mond-Zeichen, und darüber steht der Gottesname III wie in einer Sonne. (Von Links kommt ein heller Strahl aus dem himmlischen Lichtkreis, der die Wolken durchdringt.) Über dem Engel steht: »Werden in dasselbe Bild verwandelt, von Klarheit zu Klarheit, als vom Geist des HERREN. (2.Kor. 3.18)« Das soll Böhmes Sophia und himmlische Jungfrau sein, das göttliche keusche Bild der göttlichen Wesenheit, oder der göttliche wesentliche Spiegel der göttlichen Weisheit, die männliche Jungfrau Gottes.

Quellen zu Text und Bild:

Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen, 1724, S531
Digitaler Portraitindex, Bildnis des Iacob Böhme, Universitätsbibliothek Leipzig
Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek, III 90.1
Monatshefte der Comenius-Gesellschaft, Bände 5-6, 1896, S129


Zurück