Vom dreifachen Leben des Menschen

(Text von Jacob Böhme 1620, deutsche Überarbeitung 2021)

15. Kapitel - Die gegensätzliche Welt und ihre Bosheit

Von der vermischten Welt und ihrer Bosheit, wie sie jetzt besteht und ihr Regiment betreibt: Ein Spiegel, darin sich ein jeder beschauen und prüfen kann, wessen Geistes Kind er sei.

Aus dem Spiegel der Wunder

15.1. Christus spricht: »Oh Jerusalem, Jerusalem, wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Gluckhenne ihre Küchlein unter ihre Flügel, aber du hast nicht gewollt! Oh Jerusalem, die du tötest… (Matth. 23.37)« Oder auch: »Wir haben euch gepfiffen, aber ihr habt nicht getanzt… (Matth. 11.17) Was soll ich diesem halsstarrigen Volk noch mehr tun, das sich von meinem Geist nicht strafen lassen will?« Oder: »Ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit, Ottergift ist unter ihren Lippen, sie reden nur Betrug, und ihre Herzen sind nimmer eins… Oh, wie gern wollte auch ich von den besten Trauben essen! Aber ich bin wie ein Weingärtner, der nachliest. Ich hatte mir einen Weingarten gezeugt, aber er trägt nur Heerlinge (kleine Trauben der Nachblüte)… Ich bin den Kindern meiner Mutter ganz fremd geworden, die mein Brot essen, aber mich mit Füßen treten.«

15.2. So hat die Mutter schon zu jener Zeit über die bösen Kinder der Menschen geklagt. Was soll sie aber jetzt tun? Jetzt steht sie in großer Trauer und hat ihr Angesicht von den bösen Kindern abgewandt, und will sie in diesem Kleid nicht mehr. Sie weint, und es ist niemand, der es hört. Sie steht in großem Trauern und Jammern über die Bosheit der falschen ungerechten Kinder. Denn ein jeder läuft der geizigen Hure nach, die voll Laster und Greuel ist. Sogar der Hirte mit den Schafen tut solches. Es ist eine überaus trübselige Zeit, und wenn diese nicht verkürzt würde, dann könnte kein Mensch mehr selig werden. Das ist eine Zeit, von der alle Propheten geweissagt haben, aber du meinst, es sei eine goldene Zeit.

15.3. Beschaue dich doch nur, du blinder Mensch, wo bist du hingegangen? Meinst du, daß diese Bosheit und Falschheit, die du betreibst, Gottes Ordnung sei? Ja, warte nur, du wirst es bald sehen! Es ist die Zeit des letzten Siegels, wenn der Zorn Gottes seine Schalen ausgießt, damit die Wunder der Hölle ans Licht kommen. Laßt es euch gesagt sein, denn wir haben es in der Heiligen Dreifaltigkeit erkannt: Die Mutter hat dies verworfen, und will die Greuel nicht mehr. So ist sie schwanger, und gebiert in ihrem Alter noch einen Sohn, der die Tage der Bosheit verkürzt. Das laßt euch gesagt sein: Wer in seiner Bosheit verharrt, wird damit Schande und großen Spott erfahren.

15.4. Ist doch heutzutage schon der kleine Knabe, der im Spiel der Kinder läuft, voll Gift und Bosheit des Teufels, und alle Laster der Bosheit stecken in ihm. Er ist ein Spötter und Gotteslästerer, dazu ein Flucher, Schwörer und Betrüger, ganz wohlgeschickt, dem Teufel in allen Schandlastern zu dienen. Die Unzucht ist sein Latein auf seiner Zunge, und er weiß alle höhnischen Spottworte dem Einfältigen anzutun. Aller Diebstahl ist ihm eine Kunst, und der Betrug ist ihm ein Ruhm. Sie spotten frommer Leute ohne Bedacht, und wer Gott fürchtet, muß ihr Narr und ihre Eule sein. Solches sehen die Eltern, und haben noch ihre Freude und Wollust daran, wenn ihre Kinder in der Üppigkeit so geschickt sind. Sie kitzeln ihr Herz damit, wenn sie ehrliche Leute verspotten. Was sie selber nicht verrichten dürfen, das lehren sie ihren Kindern, nur damit sie ihres Herzens Lust erfüllen. Das alles lehrt sie der Teufel, und er reitet in ihren Herzen wie ein Herr über Seele und Leib.

15.5. Wer seinen Nächsten betrügen, verleumden, verachten und um Ehre und Gut bringen kann, der hat seine Lust daran. Alle unzüchtigen Worte und Gebärden werden für Kunst gehalten. Wer den anderen verhöhnen kann, der ist Meister auf dem Platz. Das sind alles des Teufels Griffe, und so führt er die arme Seele an seinem Seil, aber der Mensch versteht es nicht.

15.6. Die Jugend lernt zuerst des Teufels Handwerk, bevor sie etwas anderes lernt, sowohl im männlichen als auch im weiblichen Geschlecht. Der Verstand ist voll verächtlicher, spöttischer und boshafter Üppigkeit, und das ist das erste Werk, das sie lernen, und dazu helfen die Eltern treulich mit und halten es für eine weltliche Kunst und Übung. Werden sie dann ein wenig erwachsen, dann ist die Begierde der tierischen Unzucht das nächste Werk, das sie erlernen, so daß jeweils eines das andere dazu reizt. So räumt die Jugend ihr Herz dem Teufel schon in der ersten Blüte ein, so daß er sein Netz darin macht, und damit einen Menschen mit des anderen Greuel fängt, das Männlein mit dem Weiblein, und das Weiblein mit dem Männlein.

15.7. Schickt ein Vater seinen Sohn auf die hohe Schule, damit er was Gutes lernen soll und Gott und der Welt nützlich sei, dann lernt er Üppigkeit, Hochmut und die Hinterlist, wie man einem Einfältigen das Seine und seinen Schweiß mit List abringen kann. Dann macht man einen Mantel darum und nennt es Recht, aber der Mantel ist des Teufels, und das falsche Herz ist sein Diener. Kann er ein wenig fremde Sprachen, dann ist ihm schon kein einfältiger Mann mehr gut genug. Der Hochmut fährt oben aus, der stinkende Madensack (des vergänglichen Körpers) muß mit Loden und Zoten behangen sein, und Buhlen und Jungfrauen Schänden ist bei ihnen höfliche Kunst. Es sind Leute, die da fein tun können, bis sie der Tochter mancher Mutter den nagenden Wurm ins Herz oder Gewissen schieben.

15.8. Solche setzt man den Kirchen und Schulen vor, sie sollen Christi Schafhirten sein, und haben doch den Teufel im Herzen zur Herberge. So werden sie auch in die weltlichen Regimenter eingesetzt, und sie regieren entsprechend, wie der Gast in ihrem Herzen will. So wirkt der Obere die größten Laster, die der Untere von ihm lernt. Er erdenkt sich Listen, wie er des Unteren Gut im Schein des Rechtes an sich bringen kann, macht Aufsätze und nennt es Wohltätigkeit. So zwingt er den Einfältigen und Armen in schwere Dienste, damit er seinem überheblichen Stolz genugtun kann. Er bedrängt den Einfältigen mit harten Worten, nimmt ihm seinen Schweiß und plagt ihn an seinem Leib. So macht er sich alles leibeigen, obwohl er doch nicht mehr als seine eigene Seele zum Eigentum hat, und in dieser Welt nur ein fremder Gast ist. Der Arme muß seinen Schweiß ganz an seinem Dienst verzehren, er kennt kein Erbarmen oder Nachlassen, und sein Hund hat es oft besser als die bedürftige Seele unter seinem Joch. Solches hält er für Recht, obwohl es nicht in der Natur gegründet ist, sondern nur im Abgrund, wo eine Gestalt die andere plagt, ängstigt, martert und quält, und wo das Leben sein eigener Feind ist.

15.9. Solches lernt auch der Untere vom Oberen, und ernährt sich auch mit List und Trug, Geiz und Schalkheit. Denn wenn er das nicht gebraucht, kann er seinen Bauch mit Gerechtigkeit allein nicht genug füllen. So meint der Verstand, und so drängt ihn die Gewalt, er müsse sich mit seiner Arbeit und Wesen steigern, und seinem Nächsten wieder seinen Schweiß ohne Liebe und Gerechtigkeit abringen, nur damit er seinen Bauch füllen kann. So lernt er von den Oberen das Schwelgen, Prassen und das wirkliche Tierleben. Denn was der Obere in höflichen Sitten vollbringt, das tut der Untere in viehischem und säuischem Leben und entsprechenden Sitten. So wird das Laster mit Laster bewirkt, und der Teufel bleibt Fürst auf Erden über Leib und Seele. Wie willst du nun bestehen, wenn Gott in seinem Eifer das Verborgene der Menschheit richten wird? Dann wird eines jeden Dinges Ursache erscheinen, warum das oder jenes so bös geworden ist. Und dann wird eine jede Seele über seinen Verführer klagen und ihn verfluchen.

15.10. Ein jedes Ding wird seine Ursache vor sich sehen und in seinem Gewissen fühlen. Wo willst du, Oberer, dann bleiben, wenn dein Unterer „Ach und Weh“ über dich ruft, weil du ihn zur Leichtfertigkeit verführt und seinen Schweiß verpraßt hast, so daß er zur Leichtfertigkeit gegriffen hat? Wie willst du dein Amt verantworten, in das du eingesetzt wurdest, um dem Unrecht zu wehren und den Gottlosen im Zwang der Strafe zu halten? Aber du hast nicht auf seinen gottlosen Weg gesehen, so daß du dem zuvorgekommen wärst, sondern hast nur auf deinen Geiz gesehen, wie du ihm seinen Schweiß abringen konntest. Du hast nicht seine Seele gesucht, sondern seinen Schweiß und seine Arbeit. Sonst konnte er sein, wie er wollte, und du bist ihm mit deinem boshaften Beispiel noch vorangegangen, so daß er auch auf deine Wege gesehen und sich an dir vergafft hat. Fluchen, Lästern und Trotzen ist deine Art gewesen, und das hat er auch gelernt, und hat stets Gottes Namen geschändet, was du nicht beachtet hast. Denn du hast nur nach seinem Geld gesehen, und nicht nach seiner Seele.

15.11. Wenn nun das ernste Gericht Gottes kommt, so daß alle Werke in den feurigen Essenzen erscheinen werden, weil dann alles durch das ewige Feuer probiert werden soll, was meinst du, werden solche Werke im ewigen Feuer bestehen? Da wird die arme Seele über ihre gottlosen und verfluchten Arbeiten (bzw. Gedanken), Worte und Werke aufschreien, und jeweils einer wird den anderen verfluchen und verdammen, weil er ihm solche Übel verursacht habe. Und die Qual der Falschheit wird in der Seele aufsteigen und an ihm nagen, weil er wegen so schnöder Üppigkeit und falscher Sucht eine so große ewige Herrlichkeit verscherzt hat. Alle Lästerungen, aller Spott, Hohn, Geiz, Stolz und Betrug werden in der Seele aufsteigen, und eine Qual wird immer die andere entzünden, und wird die andere nagen, die der anderen Ursache gegeben hat. So wird die Seele denken, wenn nur dieser Greuel nicht in dir wäre, dann könntest du zu Gnaden kommen. Und wenn sie sich dann beschaut und betrachtet, dann wird sie finden, wie immer ein Greuel den anderen geboren hat, und wird sehen, daß sie nur ein stinkender Greuel vor Gott ist.

15.12. Da wird sie sich in die Angstqual in das Zentrum hineinschwingen und Gott verfluchen, daß er sie als Seele geschaffen hat. Und je tiefer sie sich zu vertiefen begehrt, je tiefer ist ihr Fall, und sie muß doch an der Stätte ihrer Greuel bleiben, denn sie kann nicht von dannen, weil sie von der höllischen Matrix gehalten wird. So muß sie sich mit Angst, Fluchen, Greuel und Bitterkeit speisen, und eben mit dem, was ihr Herz hier gemacht hat, und darin verzweifelt sie am Ende, und das ist ihre ewige Speise. Denn alle irdische Speise und Luft vergehen am Ende der Tage, und alles geht wieder in den Äther (den „Raum der Information“), aber der Wille bleibt ewig bestehen, und das Begehren im Willen.

15.13. Darum, ihr Eltern und Kinder, ihr Oberen und Unteren, merkt auf, denn ihr habt die Mutter der Natur voll Greuel geschüttet, der grimmige Zorn Gottes ist vorhanden, und das abschließende Gericht steht vor der Tür! Gott will die Erde mit Feuer fegen (bzw. reinigen) und einem jeden seinen Lohn geben, denn die Ernte kommt. Dieses Getreide wächst nicht weiter, und ein jedes wird in seine Scheune gesammelt werden. Wer sich nicht raten lassen will, der fahre hin! Er wird bald erfahren, was das siebente Siegel am Zentrum mit sich bringt.

15.14. Doch wenn sich der Verstand umschaut und bedenkt, dann sagt er: „Ich sehe aber nichts, was anders wäre als in Vorzeiten. Denn die Welt ist immer schon gut und bös gewesen, wie es die Historien beschreiben. So muß man entsprechend trachten und tun, sonst müßte einer wohl der Welt Narr und Eule sein, und müßte auch wohl des Hungers sterben. Wenn ich meinen Kindern keinen Raum ließe, daß sie der Welt Sitten und Üppigkeit lernten, dann müßten sie ja verachtet sein. Und wenn ich mich nicht mit Pracht und Hochmut hervortue, dann werde auch ich nicht geachtet. Wenn ich das aber haben soll, dann muß ich ja List gebrauchen, denn mit Wahrheit, Liebe und Gerechtigkeit werde ich wohl nichts erlangen. Ich muß nur handeln wie andere Leute, und damit kann ich auch neben anderen leben. Oder soll ich dann allein der Welt Narr sein? Wenn ich auch sündige, so ist doch Gott gnädig und barmherzig. Hat doch Christus die Sünde und den Tod am Kreuz erwürgt und dem Teufel seine Macht genommen! Ich kann doch immer noch Buße tun und selig werden…“ Das ist der Welt Gesetz, und das treiben die Oberen und Unteren, wie auch der Hirte mit den Schafen. So muß das Leiden Christi der Schalkheit Decke sein. Und ein jeder will ein Christ unter Christi Decke sein, wenn auch die arme Seele sitzt, um mit dem Teufel zu huren. Wenn sich nur der Mund zu einem Christen bekennt und seine Schalkheit mit Christi Purpurmantel zugedeckt wird, dann ist alles gut. Wir sind also stattliche Mund-Christen unter Christi Decke, und im Herzen haben wir die antichristliche Hure zur Herberge sitzen.

15.15. Oh ihr falschen Hirten Christi, die ihr nur zur Raubtür in den Schafstall steigt! Was kitzelt ihr den Schalk mit Christi Leiden und Tod? Ist Christus auch ein Schalk gewesen? Sucht doch das Zentrum der Natur, und weist ihnen den Abgrund im Herzen! Weist ihnen des Teufels Stricke, darin wir gefangenliegen, damit sie nicht auf das verfluchte Wesen dieser Welt sehen, sondern daß sie lernen, gegen Fleisch und Blut, sowie gegen den Teufel und das scheinheilige Leben zu kämpfen, damit sie aus des Teufels Hochmut ausgehen in die Gerechtigkeit, in die Liebe und Demut! Das Leiden Christi ist keinem etwas nütze, wenn er nicht aus seinem falschen bösartigen Vorhaben umkehrt, Buße tut und in Gottes Bund trete. Nur dem ist es kräftig und nützlich. Die Heuchler führen es nur zum Schein, daß sie Christi Namen tragen. Und sie führen damit den Namen Gottes ohne Nutzen, und sollen darüber noch ernste Rechenschaft geben.

15.16. Oh ihr antichristlichen Hirten des neuen Ordens, die ihr das Leiden Christi mit falscher Heuchelei, nur um Menschengunst zu gefallen oder für den Abgott eures Bauches, dem Heuchler und falschem Betrüger überdeckt, der doch nur ein Scheinchrist ist. Wie wollt ihr das verantworten, wenn Christus seine Schafe von euch fordern wird, und ihr habt ihm wissentlich Wölfe unter seinen Purpurmantel gesteckt, darin der Teufel wohnt? Warum beißt ihr nicht die Nuß auf, darin der Kern und das Herz liegt, und sagt dem Oberen wie dem Unteren ihre Greuel an? Seid ihr Christi Hirten, warum handelt ihr nicht wie Christus, der jedermann die Wahrheit unter die Augen stellte? Er zerschellte und heilte nicht um Gunst oder jemandes Ansehen willen, sondern nach seines Vaters Willen, und das gebührt auch Christi Hirten zu tun.

15.17. Oh lieber Verstand, du gehst wohl weislich (bzw. klug) auf der Straße dieser Welt, was den äußeren Leib anbelangt, aber wo bleibt die arme Seele? Ist sie doch in diesem Leben nicht daheim, denn es ist nicht ihr Vaterland. Was hilft es dir, daß du eine kleine Weile Wollust mit ewigem Schaden betreibst? Oder was ist es, daß du deine Kinder eine kleine Weile in dieser Welt dahinglänzen läßt, und Wohlgefallen daran hast, wenn sie den Armen verachten, aber sie danach ewig verloren sind? Du meinst, du liebst sie und tust ihnen Gutes, wenn die Welt ihre List, Üppigkeit, Falschheit oder Schalkheit lobt, und das gefällt dir wohl. Aber das nimmt der Teufel an, und du wirst zum Mörder deiner Kinder und ihr größter Feind. Denn die Kinder sehen auf die Eltern, und wenn den Eltern ihre Possen gefallen, dann treiben sie diese desto mehr und werden desto kühner. Aber zum Jüngsten Gericht klagen sie über ihre Eltern, weil sie ihre Kinder nicht von Üppigkeit und gottlosem Leben abgewandt und in Zucht und Gottesfurcht geführt haben.

15.18. Hast du dein Leben und deine Kinder lieb? Dann verliere sie aus der Bosheit dieser Welt, damit sie nicht darin sind, dann wirst du sie samt deinem Leben im Himmel wiederfinden, wie uns Christus lehrt: »Wer sein Leben lieb hat, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben, sein Gut und seine Ehre um meinetwillen verliert, der wird es im Himmelreich finden.« Oder: »Wenn euch die Welt um meinetwillen verachtet, verfolgt und haßt, dann freut euch, denn euer Lohn ist im Himmelreich groß.« Oder: »Was hilft es dem Menschen, daß er hier zeitliche Ehre und Wollust hat, aber seine Seele verliert?« Denn dieses Leben währt doch nur einen Augenblick, gegenüber der Ewigkeit betrachtet.

15.19. Ihr lieben Kinder in Christus, es sehe ein jeder zu, in welchem Acker er hier wächst. Wartet nicht auf eine Besserung des Lebens, sondern heute, wenn die Stimme Gottes schallt, gehe ein jeder in sich selbst und suche sich! Niemand sehe auf den breiten Weg der Welt, denn er geht in den Abgrund zu allen Teufeln. Der Weg zum Himmelreich ist sehr schmal und eng, und wer hineinwill, sollte nicht warten, bis ihm der Teufel die Tür ganz verriegelt. Er muß nicht auf den Lauf dieser Welt sehen, er muß einfach nur in sich gehen und sich selbst suchen. Es wird kommen, daß er meint, er sei allein auf der Bahn. Aber Gott hat immer seine Siebentausend wie bei Elia neben ihm, die er nicht kennt (1.Kön. 19.18). Denn ein ernster Christ kennt auch sich selber nicht. Er sieht nichts als seine Untugend, in welcher der Teufel gegen ihn streitet. Das steht immer vor ihm, aber seine Heiligkeit kennt er in dieser Welt nicht, denn Christus verbirgt sie unter (bzw. hinter) seinem Kreuz, damit sie der Teufel nicht sieht. Darum seid wacker und munter allezeit, und widersteht dem listigen Teufel, auf daß ihr ewig lebt! Amen


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