Vom dreifachen Leben des Menschen

(Text von Jacob Böhme 1620, deutsche Überarbeitung 2021)

4. Kapitel - Die siebente Gestaltung der Natur

Von der siebenten Gestaltung der Natur, der Wesenheit oder Leiblichkeit, sowie auch von den drei Personen der Gottheit.

4.1. Wenn wir euch nun den Weg des Lichtes so zeigen, da gelüstet es den Geist nicht allein, nur von einer Historie zu reden, sondern das Licht in der höchsten Tiefe in seinem Quellbrunnen darzustellen, damit ihr wie in einem aufgetanen Siegel der Heiligen Dreifaltigkeit sehen könnt.

4.2. Denn wenn das Geheimnis des göttlichen Reiches im siebenten Siegel offenbar stehen und das Lamm unter seinen Schäflein selbst Hirte sein soll, dann darf es nicht mehr versiegelt sein, denn wir haben die Stimme der Posaune des siebenten Siegels in der Heiligen Dreifaltigkeit erkannt und sollen zu Recht von unserem Vaterland reden, dahin wir werben.

4.3. So sollte uns niemand für unwissend erachten, wenn wir so tiefgründig reden. Denn wenn wir es nicht sehen und erkennen würden, dann schwiegen wir doch. Man sagt ja: „Wessen das Herz voll ist, dessen geht der Mund über.“ Ein solches ist von dieser Hand nicht gesucht worden, aber es steht geschrieben: »Ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten und nach mir nicht fragten. (Jes. 65.1)«

4.4. Ich war wohl in den Geheimnissen so einfältig wie der Allergeringste, aber meine Jungfrau der Wunder Gottes lehrte mich, so daß ich von seinen Wundern schreiben muß. Und obwohl es mein Vorsatz war, es mir zur Erinnerung aufzuschreiben, so soll ich doch nun wie vor vielen reden (und erklären), was Gott bewußt ist.

4.5. Wenn wir also nun von der siebenten Gestaltung der Natur reden wollen, dann sehen wir vor allem, daß darin die Leiblichkeit steht, denn ein Geist ist roh (ungestaltet) ohne Leib. Nun kann aber doch kein Verstand ohne Leib sein, und auch der Geist in sich selber kann ohne Leib nicht bestehen (bzw. „existieren“), denn eine jede Gestaltung im Geist ist ein Hunger und ein sehnliches Begehren von jeweils einer Gestaltung nach der anderen.

4.6. Denn alle Dinge stehen im Willen und werden im Willen getrieben, denn wenn ich keinen Willen fasse, um zu gehen, dann bleibt mein Leib still stehen. Darum trägt mich mein Wille, und wenn ich kein Begehren nach einem Ort habe, dann ist auch kein Wille in mir. Wenn ich aber etwas begehre, dann ist das der Wille der Essenzen.

4.7. Nun begehren doch die Essenzen nichts anderes als die Erhaltung und Erbauung des Leibes. Denn der Leib ist ihre Speise, und so ist das ganze Wesen aller Wesen ein stetiges Hungern und Erfüllen, und dann aus dem Gefüllten wieder ein Gebären, wie man das (auch in der äußeren Welt) sieht.

4.8. Eine jede Gestaltung des Geistes begehrt die anderen im Hunger, und wenn sie diese bekommt, dann wird aus ihr eine andere Gestaltung. Und doch vergeht die erste nicht, sondern die andere formt sich in der ersten in eine andere Qualität, aber beide behalten jeweils ihre eigene Eigenschaft. So haben wir auch von der Natur in sechs Gestaltungen geschrieben, wie jeweils eine aus der anderen kommt, und wie jeweils eine die Ursache der anderen ist, so daß sie geboren wird, und doch eine jede ihre Eigenschaft in der anderen behält. Und weil sie nun in sechs Gestaltungen ineinander bestehen, so ist doch keine Stätte der Ruhe, sondern ein stetiges Begehren aller sechs Gestaltungen wie ein großer Hunger, daraus dann der Wille immerfort geboren wird. Weil aber nichts ist, wo Ruhe wäre, als die stille Ewigkeit, aber diese im Rad der feurigen Essenzen nicht ergriffen oder gefunden werden kann, so sucht die hungrige Natur in ihrer Mutter, nämlich im Begehren der Herbigkeit, und die Herbigkeit fängt das Begehren der Essenzen und hält es. So stehen alle Essenzen des Hungers in der herben Mutter und werden dort festgehalten, denn sie ist ihre einzige Ruhe, welche sie wieder mit dem füllt, was in ihr ist, nämlich mit sich selber.

4.9. Darin besteht das Regiment eines Geistes. Denn die Natur steht nicht allein in sieben Gestaltungen, sondern aus jedem Begehren kann wieder ein Wille geboren werden, darin wieder die Essenzen stehen, aber veränderlich entsprechend dem Willen dieses Begehrens. So steht in diesem die Allmacht mit allen Wundern, von denen keine Zahl gefunden wird, wie du dies an der Schöpfung der Welt sehen kannst.

4.10. Weil aber nun das ewige Wesen ein gewisses Ziel und Maß begehrt, danach oder darüber es nichts Höheres, Anderes oder Weiteres begehrt, so hat es sich das Herz geboren, das der Natur Ende (bzw. Ziel) ist, denn das Herz ist die Erfüllung des Ewigen.

4.11. Nun ist aber das Herz der Natur nicht begreiflich, und so bleibt die Natur gleichsam in der Finsternis in sich selbst, und das Herz bleibt in sich selbst im Licht, und so wäre keines offenbar. Und doch ist ein stetiger Hunger in beiden, denn die beiden haben seit Ewigkeit Licht und Finsternis bewirkt.

4.12. Nun sehen wir an der englischen Welt, sowie an dieser Welt, daß die siebente Gestaltung der Natur eine wesentliche (greifbare) Gestaltung ist, daraus die Leibwerdung durch das Schöpfungswort wurde. Und wir ergründen, daß sie auch in zwei Gestaltungen steht, eine in der Finsternis und die andere im Licht, und doch gehören sie nicht zur Geburt der Finsternis und des Lichtes, sondern sind der Leib oder die Begreiflichkeit.

Die mächtigste Pforte im Zentrum, hoch zu betrachten

4.13. So zeigen wir euch nun Licht und Finsternis. Denn wir können nicht sagen, daß die Finsternis die Qual sei, oder auch das Licht, sondern die Finsternis umschließt die Qual-Qualität und verursacht, daß eine Qual-Quelle der Angst, der Sehnsucht und des Begehrens in ihr ist. Denn die Finsternis selbst hat kein Begehren, sondern das Begehren wird in ihr geboren, und die Finsternis verursacht das Begehren, so daß ein Begehren entsteht, nämlich von der Finsternis frei zu sein.

4.14. So arbeitet nun das Begehren so sehr nach der Freiheit, bis die Angst im scharfen Begehren die Freiheit in sich erblickt, die doch noch nicht die Freiheit ist. Denn obwohl sie es ist, so steht sie doch in der (trennenden) Schärfe der Angst und wird Feuer genannt, weil das Begehren dann nicht höher kann, sondern in sich selber ersticken und in der Qual versinken muß. Und die Schärfe des Feuerblitzes in der scharfen Freiheit behält das Recht als eine stille (potentielle) Qual, die in der Schärfe der Freiheit steht. Und so ist das Sinken der Angst mit einem Tod zu vergleichen, aus dem das Feuerleben geboren wird. Und dieser Tod gibt das Gewicht, denn es ist gegenüber dem Feuer der Freiheit wie ein Versinken in sich selber. Und so wird in seinem Sinken die Angst materiell, so daß man in diesem Tod die ganze Gestaltung der Qual-Qualität begreiflich oder empfindlich, wie ich sagen möchte, empfindet. Und diese Empfindlichkeit ist die Leiblichkeit der Finsternis, und das Feuer der Freiheit im grimmigen Blitz ist ihr Geist und Leben. Und damit wird euch angedeutet, daß ihr in euch selber geht und seht, daß das Feuer die Fühlung in der Schärfe der toten Leiblichkeit macht, denn ohne Feuer hat kein Leib eine Fühlung, wie ihr dies an der Erde und den Steinen seht.

4.15. Nun wird euch ferner dargelegt, daß der Leib oder die Wesenheit nicht so ein Tod sei, der nichts tauge und nur ein unnützes Ding ist. Denn die Versinkung treibt ihre Qual-Qualität unter sich und gibt Gewicht, während das Feuer über sich treibt und Geist, Leben und Beweglichkeit gibt.

4.16. So ist nun in der Mitte zwischen ihnen das Zentrum der begehrenden Angst, und das ist eine Ursache des Oberen, als des (geistigen) Feuers, und auch des Unteren, als der (körperlichen) Wesenheit. Weil aber das Zentrum nicht über sich und auch nicht unter sich kann, und doch mit dem Begehren treibend ist, so treibt es quer, und dann steht die ganze Gestaltung wie ein Baum im Gewächs. Denn es erscheint im Zentrum wie ein Kreuz, daraus die Essenzen des Begehrens ausdringen, gleichwie ein Baum oder Gewächs, wie ich es deuten möchte, aber kein Wachsen ist, sondern ein Lustreiben aus sich selber, gleich einem Stechen in der toten Wesenheit.

4.17. Damit geben wir euch ernstlich zu verstehen, daß die Qual-Qualität im Zentrum (aus der das Feuer nach oben aus der Wesenheit geht, der Tod unter sich sinkt, und die Essenzen quer treiben) einen anderen Willen gebiert, um den Tod und auch das Feuer in der Schärfe mit den Essenzen des Willens in die Freiheit zu setzen. Und dieser Wille erlangt die Freiheit im Feuer und bewirkt, daß das Feuer licht erscheint und eine Wonne wird.

4.18. Und dieser andere gefaßte Wille heißt „Tinktur“ („Einfärbung“ oder „Auszug“), denn er ist ein Glanz in der Finsternis und hat die Macht des Lebens, grünt durch den Tod in der Wesenheit und stillt die Angst. Er hat aber keine Essenzen in sich, sondern ist die Zierde und Kraft der Essenzen. Er ist die Wonne des Lebens. Er kann zwar von der ängstlichen Schärfe nicht weichen, doch die Schärfe hält ihn auch nicht, denn er ist frei und eine Blume des Lebens. Er ist nicht sanft oder süß, sondern gleicht einem brennenden Schwefel, so daß das Feuer einen (lichtvollen) Glanz bekommt, welches sonst im Zentrum in der Angst schwarz und finster ist.

4.19. So wollen wir euch das Wesen in der Finsternis erklären, und obwohl wir so ganz schwer zu verstehen sind und ihr uns auch keinen Glauben schenken werdet, so haben wir doch einen trefflichen Beweis dafür, nicht allein an den geschaffenen Geistern, sondern am Zentrum der Erde, sowie am ganzen Prinzip dieser Welt, welches alles auszuführen hier zu lange dauern würde. Wir entwerfen es daher mit kurzen und wenigen Worten, um dem Leser das Verständnis zu eröffnen.

4.20. Seht das Zentrum der Erde an, das Gott durch das Wort geschaffen hat, nämlich aus dem Zentrum der tiefen Ewigkeit, aus der Finsternis und aus dem Zentrum des begehrenden Willens, nicht etwa aus einem besonderen Ort, sondern aus der Weite und Tiefe. Soweit sich das Wort in die Äther (die „Informations-Räume“) hineingegeben hat, dort ist an allen Orten das Zentrum gewesen, und ist noch so, und bleibt in Ewigkeit so, denn es ist seit Ewigkeit so gewesen. Und dies ist der Anfang, so daß das Wort in der Finsternis einen Willen geschöpft hat, um die Finsternis mit all ihren Gestalten der Wunder des göttlichen Vaters in seiner Natur zu offenbaren, die er in seinem ewigen Willen im Begehren gebiert.

4.21. Und wir zeigen euch dies: Seht die Erde, Steine und Metalle an. Sie bestehen überall als wären sie tot und geben Gewicht, dazu sind sie im Finstern, und haben doch ihr Licht in sich, als die edle Tinktur, die ihr Licht und Leben ist, und darin die Erzsteine entsprechend der Macht der Tinktur wachsen.

4.22. So seht ihr auch, wie das Schwefel-Feuer der Natur Bewältiger ist, nämlich indem die Tinktur entsteht und so durch den Tod der Natur in Steinen und Metallen grünt und in der Natur die Wesenheit des Scheins und Glanzes hervorbringt, wie an Gold und Silber, sowie an allen glänzenden Metallen zu sehen ist. Darin wir dann auch zugleich die giftige Angst der Finsternis erkennen, wie auch den herben Tod der Finsternis an der strengen Materie der Vermischung, wie es die verstehen, die damit umgehen (und die Metalle von toter Schlacke reinigen und veredeln).

4.23. So sehen wir auch, wie die Tinktur das Niedrigste im Tod zu seiner höchsten Zierde bringen kann, wie ein geringes Metall in Gold, und das alles wegen der großen Macht der Ewigkeit. Darum ist auch den Alchimisten die Tinktur verborgen, weil sie aus dem Ewigen entspringt, aber sie diese irdisch suchen. Würden sie richtig suchen, dann könnten sie diese wohl finden, wie wir sie im Geist gefunden haben.

4.24. Noch viel größer haben wir davon eine Erkenntnis an den vielfältigen Materien der Erde, weil wir ja wissen, daß solche aus den erdigen Essenzen als eine Ausgeburt geschaffen wurden und dort so im (verkörperten) Wesen als eine Formung der Essenzen bestehen. Daran können wir die Veränderung des Willens in den Essenzen sehen und die großen Wunder der Allmacht Gottes.

4.25. Denn alle Dinge, die zum Wesen gekommen sind, die sind aus der ewigen Gebärerin hervorgegangen, nicht zu unterschiedlicher Zeit, sondern auf einmal. Aber in unterschiedlicher Zeit ist die Formung des Wesens im Ringen des Zentrums aus der Bildung oder Form entstanden und vom Herzen Gottes im Licht gesehen worden, von dem es schließlich geschaffen wurde, weil dann die Zeit begonnen hatte.

4.26. Denn die Gottheit hat gewünscht, die Wunder der ewigen Natur der unzählbaren und ewigen Essenzen im Wesen und in körperlichen Dingen zu sehen.

4.27. Und auch dies geben wir euch hoch und scharf zu verstehen, daß Gott alles ans Licht geschaffen hat und nicht in die Finsternis. Denn gegen den Tod im Zentrum, als dem Leib oder dem körperlichen Wesen der Erde, hat er die Tinktur erweckt, und das ist ihr Glanz, Schein und Licht, darin ihr Leben steht. Und der Tiefe über dem Zentrum hat er die Sonne gegeben, die eine Tinktur des Feuers ist und mit ihrer Kraft in die Freiheit jenseits der Natur reicht, in welcher sie auch ihren Glanz erhält und das Leben für das ganze Rad der Sterne ist. Damit ist sie auch ein Aufschließer des Todes in der Angstkammer, denn alle Sterne (bzw. Planeten) sind ihre Kinder. Nicht, daß sie deren Essenzen habe, sondern sie ist ihr Leben, und aus ihrem Zentrum sind sie am Anfang hervorgegangen. So sind sie das Zentrum des Oberen in der Freiheit des Lebens, und die Erde ist das Zentrum des Unteren im Tod, obwohl doch in keinem ein Sterben ist, sondern nur Veränderung des Wesens in ein anderes.

4.28. Denn diese Welt stirbt nicht, sondern wird in ein Wesen verändert werden, wie es zuvor nicht war, das heißt, bezüglich der Essenzen. Aber der Schatten all dieser Wesen bleibt ewig bestehen, nämlich als eine Bildung zu Gottes Ehre, Freude und Wundertat.

4.29. Und zum anderen erklären wir euch von den Geistern, welche auch alle zum Licht erschaffen worden sind, denn sie sind die Essenzen des Lebens, nicht aus der Leiblichkeit des Todes, sondern aus dem Zentrum der Essenzen, im Ursprung der Tinktur, welche die Freiheit des göttlichen Vaters erreicht, die da licht und eine Wonne der Ewigkeit ist und darin das Wort mit der englischen Welt sein Regiment hat. Sie (die Geister) sind alle aus der (trennenden) Schärfe der Blicke im Rad der Essenzen geschaffen und stehen in der Freiheit vor dem Herzen Gottes und sind die Wunder in der Lust Gottes, die das Herz Gottes in den Wundern der Kraft erblickte, darum es dann den Willen in die Schöpfung setzte und diese erschuf.

4.30. Und so verstehen wir mit dem Wort „erschuf“ eine Unterscheidung der Essenzen im Zentrum in der herben Matrix. Darum ist auch so ein großer Unterschied in den Geistern, wie ein großer Unterschied im Willen der Essenzen ist. Dessen haben wir ein Beispiel und Gleichnis am Willen unseres Gemüts, aus dem so mancherlei (unterschiedliche) Gedanken entspringen, und ein jeder Gedanke wieder das Zentrum zu einem Willen hat, so daß aus einem gefaßten Gedanken eine Substanz werden kann, wie das der Vernünftige wohl versteht.

4.31. Auf eine solche Art sind alle Geister aus dem Zentrum des einigen Gemüts geschaffen worden, und darum sind sie auch ewig, denn was aus dem ewigen Gemüt geboren ist, das ist ewig.

4.32. Denn vor der Schöpfung, bevor sie Gott faßte, ging das Rad der ewigen Essenzen ohne Wesen im Wunder. Aber als Gott den Willen in die Schöpfung setzte, dann ging es im Wesen, und da begann auch die Zeit, die zuvor in der Ewigkeit nicht war.

4.33. Und so geben wir euch den schweren Fall Luzifers hoch zu erkennen, der seinen Willen zurück in die Matrix des Feuers im Zentrum faßte und vom Willen des ewigen Gemüts abwandte, der nur zum Herzen Gottes geht. So wollte er in der Wurzel der Tinktur, nämlich in der Matrix des Feuers, über das Herz Gottes herrschen. Denn die strenge Feuersmacht beliebte ihm mehr als die Sanftmut in der stillen Wonne, und darum wurde er auch zurück in die finstere Matrix, in das ängstliche Gemüt und in das Sinken des Todes gestoßen.

4.34. Um nun dem hochfragenden Gemüt zu begegnen und einen Begriff zu geben, was doch den Luzifer dazu bewogen habe, geben wir die Matrix (den Mutterleib) der Gebärerin zu bedenken, denn da findet man alle Gestaltungen, die in der ganzen Natur ergründet werden können.

4.35. Denn man findet Herb, Grimmig, Bitter, Finster, Sauer, Stachlig und Neidig, die alle im Zentrum der Gebärerin in der finsteren Herbigkeit vor der Entzündung des Lichtes stehen.

4.36. Als aber Gott den Willen zur Schöpfung hatte und Geister schaffen wollte, so war es nicht anders, als daß Gott zur Gebärerin des dritten Prinzips dieser Welt sprach: »Es gehen hervor allerlei Tiere, Vögel, Fische und Würmer, ein jedes nach seiner Art! (1.Mose 1.24)« Das heißt, der Leib und auch das Wesen im Leib, das sein Geist ist, entsteht entsprechend jeder Art der Essenzen. In gleicher Weise entstehen auch die hohen Geister, und aus der ewigen Matrix gingen die Geister von allen Essenzen hervor (die ohne Zahl sind, die man berechnen könnte).

4.37. Und wie wir euch von den sieben Gestaltungen des Zentrums der ewigen Natur aufgezeigt haben, wo jede Gestaltung ein besonderer Quellbrunnen der Natur ist, so gingen aus jeder Gestaltung oder jedem Quellbrunnen die Geister entsprechend den mannigfaltigen Essenzen und Eigenschaften hervor, ein jeder nach seiner Art. Und so kommt auch das oberfürstliche Regiment aus dem Hauptquell, der eine Ursache der Vervielfältigung in sich ist, gleichwie das Gemüt eine Ursache der Sinne ist.

4.38. Und wir empfehlen euch ernsthaft die Matrix (des Mutterleibes) zu bedenken und zu betrachten, weil ihr dann den gefaßten Willen von Luzifer bald erkennen werdet, was er in seinem Ursprung ist, und wie die Kreatur in die Matrix imaginierte und sich festhalten ließ, obwohl doch Gott alle Geister in das Licht geschaffen hat.

4.39. Denn die Tinktur der freundlichen Wonne leuchtete in allen, und das Herz Gottes schien vor ihnen, und da hinein sollten sie imaginieren und ihren Willen und ihre Kraft im Wort des Vaters (Verbo Domini) schöpfen.

4.40. Weil sie aber sahen, daß das Wort des Vaters im Zentrum wie eine andere Geburt aus dem Zentrum kam, aber sie aus den Essenzen des großen Quellbrunnens geboren waren, der die Natur der Ewigkeit ist, so verachteten sie die Demut, aus der die Liebe und das Licht geboren wird, und wollten (überheblich) in der strengen Macht über die Demut im Feuer-Qual-Quell herrschen, denn die Matrix des Feuers wollte das Regiment haben.

4.41. Denn wir können nichts anderes erkennen, als daß Luzifer in der vierten Gestaltung der Matrix erschaffen worden ist, denn dort stehen Zorn und Liebe gegeneinander, und das ist der Streit der Überwindung, darin das Licht die Finsternis überwindet und gefangenhält.

4.42. Und so wollte auch Gottes Grimmigkeit und Eifer der ewigen Natur kreatürlich sein und seine Wunder zeigen. Darum werden sie im Quellbrunnen ihrer eigenen Natur gehalten, und haben die Matrix der Grimmigkeit, des Zorns und des Neides entzündet: Das ist nun ihre ewige Wonne.

4.43. Denn die Tinktur ist durch ihren gefaßten Willen falsch geworden, indem sie (die teuflischen Geister) aus grimmigem Stolz über die Demut des Herzens Gottes herrschen wollten. Und darum wurden sie aus dem oberen Zentrum in das untere wie in einen Tod geworfen, wo nur Finsternis ist, und sie das Licht Gottes nicht mehr erreichen können.

4.44. Denn zum Licht Gottes gehört eine Fassung der Demut, in der die Begierde der Liebe geboren wird, die das Herz Gottes ergreift. Aber diese ist in Luzifer nicht, sondern nur Zorn, Neid und Hochmut, um immer über das Herz Gottes aufzufliegen und in strenger Macht zu herrschen. Darum ist er aus dem göttlichen Prinzip ins Zentrum der Finsternis ausgestoßen worden, und das ist sein ewiges Reich.

4.45. Und so wird auch den Theologen, die sich unterstehen, von Gottes Willen zu predigen, hier klar gezeigt, daß ihr Dichten von den Wegen zu Gott Phantasien sind, aus denen man Gesetze macht, um damit das Reich Gottes zu ergreifen. Dabei kommt es nur darauf an und liegt an unserer Imagination, daß wir unseren Willen in der Demut schöpfen, darin die Liebe geboren wird, die zum Herzen Gottes dringt, nämlich in ihr Eigentum, wo dann die menschliche Seele in Gott geboren wird, so daß sie Gottes Willen empfängt, um zu tun, was Gottes Wille ist.

4.46. Denn alles Tun der Menschen, außer Gottes Willen, ist nur ein Schnitzwerk der natürlichen Kunst, welches in der Angst des Zentrums bleibt, und es ist ein Suchen, wo nichts ist, gleich einem, der ein künstliches Werk macht, das ihm gefällt. So stehen auch solche Werke vor Gott als eine Bildung, welche zwar in Ewigkeit in der Bildung bleiben,

4.47. aber zur rechten Wiedergeburt, um das Herz Gottes zu erreichen, gehört nur der ernste Wille und eine Hingabe, so daß dann der Verstand alles fahrenläßt, was er geschnitzt hat, und am Wort des Vaters hängt, als am Herzen Gottes. So wird der Geist in Gottes Liebe empfangen und geboren.

4.48. Damit haben wir euch klar angedeutet, wie alles Wesen aus dem Willen geboren wird und jedes Ding seine weitere Fortpflanzung im Willen hat. Denn der Wille ist der Meister aller Werke, denn er hat seinen ersten Ursprung zur Natur aus Gott dem Vater und fährt durch die Natur zu seinem Herzen, welches das Ende (bzw. Ziel) der Natur ist und jenseits der Natur in der ewigen stillen Freiheit wohnt und in der Natur als ein eigenes Prinzip in sich selbst.

4.49. So hat der Ursprung der Natur das andere (zweite) Prinzip, und daraus kommen nun Wesen, die darin verändert werden können, aber das Prinzip des Herzens Gottes nicht.

4.50. Darum sage ich auch, und das ist die teure Wahrheit, daß alles, was vom Weg zu Gott geschnitzt und gelehrt wird, wenn es nicht zur Sanftmut der Liebe geht und weiter in der Fassung des Willens zum Herzen Gottes, nur ein Schnitzwerk in den Wundern Gottes ist, damit die großen Wunder ans Licht gebracht werden, die unter den verborgenen Siegeln standen. So sind die Schnitzer nur Arbeiter in den Wundern Gottes am großen Bauwerk zu Gottes Herrlichkeit, die in den Wundern im Wandel dieser Zeit erscheinen wird, wenn alle Dinge wieder in den Äther gehen (den „Raum der Information“).

4.51. Ich richte und verdamme den begierigen Sucher nicht, der da in Blindheit sucht und nicht weiß, was er tut, weil er am Bauwerk der großen Wunder Gottes arbeitet, denn er wird seinen Lohn am Ende finden, zumal er im Willen steht, zu Gott einzudringen, aber im Bauwerk bleibt.

4.52. Denn wenn das Bauwerk am Ende der Zeit vor Gott erscheint, dann wird auch sein Werkmeister vor Gott erscheinen. Oder sagen wir dies nur allein? Sagt nicht die Schrift in der Offenbarung Jesu Christi, daß uns unsere Werke nachfolgen sollen, weil ein jeder ernten soll, was er gesät hat? (Offb. 14.13)

4.53. Darum laßt ab vom Schmähen und Lästern und vom eigenen Dichten der Wege zu Gott, und begebt euch aus des Teufels Geiz und Hochmut in die Wege der Liebe, die in der Demut vor dem Herzen Gottes in Jesus Christus stehen. Denn er hat die verborgenen Siegel wieder aufgetan, mit denen wir in Adam im ewigen Tod versiegelt wurden. Und so werdet ihr durch Christus in Gott geboren und bekommt einen göttlichen Willen.

4.54. Wir geben euch in unserem Begriff der Erkenntnis noch mehr in den Wundern Gottes, denn alles, was da lebt und webt, ist zu Gottes Ehre und Wundern geschaffen. So gibt es noch viele gebildete Geister, die nicht aus dem ewigen Quellbrunnen ihren Ursprung haben, sondern aus dem anfänglichen Willen, und die da in Wasser, Luft, Erde und Feuer sind, besonders unter dem Firmament die Aszendenten, derer es viele und in großen Heeren gibt. Sie haben auch ihr Regiment, das zwar veränderlich ist, aber auch ihr Schatten bleibt bestehen, und sie sind besonders reine Geister, die ihre Fortpflanzung nicht aus sich selbst haben, sondern zu besonderen Zeiten durch die Wirkung der Natur aus der Tinktur der Himmel geboren werden, nämlich die oberen Geister.

4.55. Aber die irdischen Geister haben ihr Zentrum im Unteren Globus (der Erde), und die wäßrigen in der Matrix des Wassers. Sie haben unterschiedliche Himmel zum Regiment, vergehen aber alle zu ihren Zeiten und bestehen zu Gottes Wundertat.

4.56. Und wir geben euch auch zu erkennen, daß vor den Zeiten der englischen Welt seit Ewigkeit ein solches Regiment gewesen ist, darin die Erkenntnis und das Verständnis allein in Gott bestehen, aber mit der englischen Welt auch in die Kreatur kommen.

Die (erste) Pforte der Heiligen Dreifaltigkeit (Ternarium Sanctum)

4.57. Weil wir euch nun ein solches von der Leiblichkeit und den Geistern aufgezeigt haben, wie die Geister auch kreatürlich und wesentlich sind, aber doch für uns nicht greifbar, so wollen wir euch ferner das Himmelreich mit seinen Geistern und Gestaltungen zeigen, und nach diesem das menschliche Reich, wo dann die großen Wunder Gottes im Licht gezeigt werden sollen. Hier mache sich nur niemand selber blind, denn es kann an allen Dingen erwiesen werden, was man nur ansieht, vor allem am Menschen, denn er ist ein Bild und Gleichnis aller Wesen, und darum heißt er das Gleichnis Gottes.

4.58. So gibt es keine Kreatur weder im Himmel noch in dieser Welt, in der alle drei Prinzipien so offen stünden, wie im Menschen. Denn wenn seine Seele in Gott geboren ist, dann übertrifft er in den Wundern sogar die Engel, wie ich im folgenden aufzeigen will.

4.59. Wenn aber dieser Text dem Leser noch schwer verständlich erscheint, dann wollen wir ihn ermahnt haben, sich zu gedulden und nur fleißig zu lesen. Denn wenn es ihm noch nicht möglich ist, dies zu begreifen, dann wird es ihm doch später, wenn vom dreifachen Leben des Menschen geschrieben wird, sehr nützlich sein, um erst recht in diesen Verstand zu kommen, so daß er es dann für ein großes Kleinod erachten kann.

4.60. Denn das Gemüt läßt nicht nach, zu forschen, bis es auf den innersten Grund kommt, der hier aufgezeigt wird. Wenn es aber den Grund nicht erreicht, dann versinkt es trotzdem in den Grund, aber kann ihn nicht fassen. Und dann kommen Zweifel, Unglaube und Verachtung in das Gemüt, davor wir den Leser gewarnt haben wollen, mit dem hohen Geheimnis nicht zu scherzen, denn sonst wird über den Geist Gottes gelästert.

4.61. Und dem Gemüt geht es dann wie Luzifer: Als er die größten Geheimnisse der Gottheit in einer solchen Demut stehen sah, ärgerte er sich und ging in die strenge Feuersmacht, und wollte aus eigener Klugheit über Gott herrschen, so daß ihm Gott untertan sein sollte. Er wollte der Bildende in der Natur sein, und wurde darum ein Teufel.

4.62. Denn das Reich der Himmel mit der englischen Welt und die Kraft des Herzens Gottes stehen in der Sanftmut und Demut.

4.63. Denn das Licht steht in der Sanftmut, und obwohl es aus dem Zentrum des Feuers als der Schärfe Gottes entspringt, so stellt es doch sein Zentrum in große Sanftmut, denn die Freiheit jenseits der Natur ist das Ende der Natur, und in der Freiheit wohnt das Licht (des reinen Bewußtseins) als der Glanz einer stillen Wonne. Und das Wort (der „Information“) aus den Kräften der Natur ist das Feuer des Lichtes, aus dem der Schein kommt, der die ganze Tiefe des Vaters erleuchtet, so daß es ein Wesen ineinander ist, aber mit drei Unterschieden, von denen ein jeder ein Zentrum hat und „Person“ genannt werden kann.

4.64. Denn der Vater gebiert die Natur aus der ewigen stillen Freiheit, die er selbst ist, aber in der Stille doch nicht „Vater“ heißt. Sondern indem er begehrend ist und in sich selbst einen Willen zur Gebärerin der Natur faßt, darin wird er als Vater erkannt, aus dem alle Wesen kommen, nämlich durch alle Willen aus seinem ersten Willen.

4.65. In gleicher Weise, wie des Menschen Gemüt nur ein begehrender Wille ist, aber durch den einen Willen in sich unzählig viele Willen faßt, und jeweils einer aus dem anderen kommt. Darin sehen und finden wir nun, daß der erste Wille Meister ist, und die anderen, weiterhin gefaßten Willen zum Licht und zur Finsternis führen, zu Freude und Leid, alles je nachdem, ob er etwas Gutes oder Böses (bzw. Heilsames oder Unheilsames) in sich faßt, wie sich der Verstand entscheidet. So ist es auch im Vater in der Natur, aber nicht in der Freiheit, denn dort ist in sich selbst nichts als die lichte Ewigkeit.

4.66. So gehen also zweierlei Fassungen aus einem Willen, nämlich zu Freude oder Leid, zu Liebe oder Feindschaft, und so hat ein jeder seine Geburt zum Widerwillen, aus einem in viele.

4.67. Die Natur hat ihren Willen zur (trennenden) Schärfe der strengen Gebärung, und der erste Wille des Vaters, der aus der lichten Ewigkeit entsteht, zur stillen Sanftmut, weil die stille Ewigkeit eine stille sanfte Wonne ohne Wesen in sich selbst ist. Also sind zweierlei Triebe in einem Wesen, und es werden auch zwei Zentren daraus geboren, eines eilt zur Sanftmut und das andere zum Grimm. Und sie sind doch nicht getrennt, denn der Grimm in der Natur ist das erste, und aus dem ewigen Grimm wird die Sanftmut geboren, und das ist das zweite. Und so wäre eines ohne das andere nicht, sondern nur eine stille Ewigkeit.

4.68. So wird nun die Sanftmut „Gottes Sohn“ genannt, der in der stillen Ewigkeit wohnt und den Grimm besänftigt. Er wird „Sohn“ genannt, weil er aus des Vaters Natur geboren wird. Und er wird des „Vaters Wort“ genannt, weil er mit dem Blick der ewigen Freiheit aus der ewigen Freiheit, aus dem Rad der Essenzen und aus den Gestaltungen der Natur als das Leben der Natur ausgesprochen wird, und zwar in die Freiheit des Vaters. Und er wird eine „Person“ genannt, weil er ein selbstständiges Wesen ist, das nicht zur Geburt der Natur gehört, sondern Leben und Vernunft der Natur ist. Und er wird des „Vaters Herz“ genannt, weil er die Kraft im Zentrum der Natur ist und in der Natur wie ein Herz im Leib steht, das allen Gliedern Kraft und Verstand gibt. Und er wird „Gottes Licht“ genannt, weil das Licht in ihm entzündet wird und seinen Ursprung in ihm nimmt. Und er wird der „Glanz Gottes“ genannt, weil er in der ewigen stillen Freiheit einen Glanz hat, der aus der Schärfe der ewigen Natur entsteht, wie vorn erklärt wurde. Und er wird des „Vaters Liebe“ genannt, weil der erste Wille des Vaters zur Gebärerin der Natur eben nur dieses, sein liebes Herz begehrt, und das ist des Vaters Wille und das Liebste über der Natur, welche doch sein Wesen ist. Und er wird „Wunder“ genannt, weil er der Schöpfer aller Dinge ist, durch den alle Dinge aus dem Zentrum der Essenzen des Vaters zum Licht und ins Wesen gebracht worden sind, so daß des Vaters Natur in großem Wunder steht.

4.69. Und dies ist der Unterschied, so daß der Vater und Sohn zwei Personen genannt werden und doch nur ein Gott in einem Wesen sind, weil (1.) der Vater der Gebärende der Natur ist, indem sie durch seinen Willen aus dem Begehren geboren wird, und weil sich (2.) sein Herz von der Natur scheidet, nicht von der Natur ergriffen ist und ein besonderes Zentrum der Liebe führt, wie der Vater den Zorn. Entsprechend ist in des Vaters Schärfe das Feuer, und in des Sohnes Schärfe das Licht, und sie sind doch ineinander wie Feuer und Licht.

4.70. Aber wie das Feuer frei sein will, oder ersticken muß, und deshalb aus dem finsteren gewachsenen Holz brennt, so will auch die göttliche Natur von der grimmigen Finsternis frei sein. Und obwohl sie auch aus vielen Materien brennt, so gibt es doch nur eine Qualität, nämlich Hitze-Licht.

4.71. So versteht uns auch zum Weg der Gottheit: Der Sohn ist in der lichten Ewigkeit des Vaters und auch in seinem gefaßten Willen in seiner Natur nur eine Qualität, die im Liebe-Licht brennt und des Vaters Glanz und Herrlichkeit ist, und kann nicht vom Vater getrennt oder mit dem Vater uneinig werden, denn es ist nur ein Wille in ihm, der „das Begehren der Barmherzigkeit“ heißt und für alles anzündend ist, was sich ihm aneignet.

4.72. Und der Heilige Geist ist die dritte Person, den ich zuvor in der göttlichen Natur den Quecksilber-Geist genannt habe, wegen seiner Eigenschaft (der „lebendigen Reflexion“). Denn ihr seht, daß ein jeder Wille in sich selber still ist, wie auch ein jedes Licht, aber der Schall macht den Willen offenbar und steht dann vor dem Willen und macht ein anderes Zentrum. Denn der Schall wird gefaßt und fortgetragen, aber der Wille nicht. Das seht ihr an einem Wort, wie das aufgefaßt und fortgetragen wird, was aus dem Schall geboren wird.

4.73. So wißt ihr auch, wie der Schall seinen Ursprung im Herzen nimmt, aus den Essenzen des Willens kommt und im Mund gefaßt wird, aber sich aus dem Herzen ausdrückt und aus der ganzen Person schallt und anzeigt, was im Willen ist. Und so finden wir dann, wie der Schall der Aufwecker des Lebens ist, sowie der Sinne und des Verstandes als die Werkmeister der Vernunft. Denn er ist das Gehör und führt eine Essenz in die andere, davon der Geruch und der Geschmack entstehen. Und so ist er auch die Ursache des Gefühls, so daß er eine Essenz in die andere führt, damit eine die andere fühlt. Auf diese Weise verursacht er die Sinne, denn die Essenzen fassen den Schall, so daß in jeder Essenz ein Wille ist, und in diesem Willen ist wieder das eingeführte Zentrum zur Gebärerin vieler Willen.

4.74. Und zum anderen sehen wir dann, wie die Luft vom Herzen aufstoßend den Schall fängt und im Mund ein Zentrum macht, wo dann der Wille das Wort formt. Und der Wille, der vom Herzen stößt, führt den Schall des Willens im gefaßten Zentrum, der im Mund entsteht, aus diesem Zentrum des Mundes heraus. Und der ist scharf und durchdringt des Herzens Willen, Gemüt und Sinn, denn er ist aus seinem Zentrum in ein anderes Wesen ausgehend, wie in ein anderes Gemüt, und führt dieses mit seiner Schärfe in seinen Willen. Oder wenn ihm dieser Wille nicht gefällig ist, dann zerbricht er diesen Willen und zerstört ihn, das heißt, er bestraft das Gemüt, das nicht mit seinem Willen einig ist.

4.75. Also, mein liebes, suchendes und begehrendes Gemüt, betrachte dich selbst, suche dich und finde dich selbst! Du bist Gottes Gleichnis, Bild, Wesen und Eigentum. Wie du bist, so ist auch die ewige Geburt in Gott. Denn Gott ist Geist, und auch dein Regiment in deinem Leib ist Geist, und ist aus dem Regiment Gottes ausgegangen und geschaffen worden.

4.76. Denn Gott hat sich im menschlichen Geist offenbart, sowohl in Liebe als auch in Zorn. Denn es sind beide Zentren darin, und das dritte mit dem Ausgang des Geistes wäre die Allmacht, wenn nicht der Geist dieser Welt als das dritte Prinzip durch Adam seinen Riegel davorgeschoben hätte, den die Geburt Christi zerbrochen und zum Wunder gemacht hat, so daß er nun vor Gott als ein großes Wunder zur Schau getragen wird.

4.77. In gleicher Weise erkennen wir auch die dritte Person der Gottheit, die vom Vater und Sohn ausgeht, denn es ist der Geist des Mundes Gottes, der seinen Ursprung nicht in der Natur hat, sondern er ist der Geist des ersten Willens zur Natur. Aber seine Schärfe bekommt er in der Natur, und darum ist er der Former und Bildner in der Natur als ein Gewaltiger und Allmächtiger.

4.78. Denn er führt das Schwert der Allmacht und ist der Gebärer, Leiter, Führer und Zerbrecher der Bosheit und ein Aufschließer der Verborgenheit. Er entsteht im Vater seit Ewigkeit ohne Anfang, denn ohne ihn wäre der Vater nichts als eine ewige Stille ohne Wesen.

4.79. Er ist das Wesen des Willens, wie auch vom Feuer erklärt wurde, aus dem die Luft entsteht, die vom Feuer ausgeht. (Wie wir heute wissen, entstehen z.B. bei vollständiger Verbrennung von Kohlenwasserstoffen gasförmiger Wasserdampf und Kohlenstoffdioxid.) Und wie ihr seht, daß das menschliche Leben und Verständnis in der Luft (bzw. im Lebenswind) steht, und die Luft das Leben regiert, so versteht uns auch zum Weg des göttlichen Geistes, der die ausgehende und wallende Kraft aus dem Herzen und Wort Gottes ist.

4.80. Denn das Herz ist das Wort, und der Geist ist der Gestalter des Wortes. Nicht, daß er das Wort macht, sondern er ist das selbstständige Wesen. Wenn das Rad der Essenzen im Zentrum des Vaters im Triumph als eine Gebärerin geht, dann ist er in dem Rad, im Blick der Freiheit, und offenbart die Gebärerin in der Finsternis und verursacht das Sehnen des anderen (zweiten) Willens zum Zentrum des Wortes.

4.81. Er ist der Schlüssel in den Blicken des Willens in die Essenzen und eröffnet die Matrix der Gebärerin. Aber er wird von den Essenzen nicht ergriffen und auch nicht vom Zentrum des Wortes, sondern er entschließt sich mit dem Wort und Herzen, und eröffnet das Herz zum Ausdruck, was der Wille des Vaters im Herzen abdruckt (bzw. eindrückt). Dann wirkt er in dem Abgedruckten und formt in seinem eigenen Zentrum im Abgedruckten (das Ausgedrückte), und geht mit der Kraft des Wortes aus dem Herzen heraus und verrichtet den Gedanken des Willens.

4.82. Denn die Gedanken sind die verborgenen Siegel in den sieben Gestaltungen, die der Geist eröffnet, damit sie zum Willen kommen, so daß aus einer Gestalt der Gebärerin viele Willen entstehen und ohne Zahl unendlich ausgehen, aber in Eröffnung und Führung des Geistes. Und so stehen alle Wunder ohne Zahl in der Eröffnung des Geistes. Denn er ist es, der die Gottheit in der Natur offenbart. Er breitet den Glanz der Majestät aus, damit er in den Wundern der Natur gesehen wird. Er ist nicht der Glanz selbst, sondern die Kraft des Glanzes, und führt den Glanz der göttlichen Majestät im Triumph. Er ist die Freude der Gottheit und macht mit seiner Eröffnung in den verborgenen Siegeln der Essenzen das heilige (und heilsame) Spiel.

4.83. Dazu gebe ich euch ein Gleichnis am menschlichen Geist und Leben: Ihr seht den Leib, der in sich selber ein finsteres und unverständiges Wesen ist. Er hat zwar die Essenzen, aber nur von der Eröffnung des Geistes, der die Essenzen eröffnet und zum Willen bringt, sonst wäre der Leib ganz tot und still und ein nichtiges Wesen.

4.84. Daran seht ihr auch, wie der Geist nicht der Leib ist, sondern ein eigenes Regiment hat, und wenn dieser vom Leib ausfährt, dann verdirbt der Leib, denn die Essenzen bleiben im finsteren Tod, und da ist kein Verstand.

4.85. Denn der Geist eröffnet die Gedanken aus den Essenzen. Und dann seht ihr auch, wie der Geist nicht das Licht selber ist. Denn das Licht entsteht in der Tinktur wie eine Blume des Feuers, während der Geist dem Aufbläser (bzw. Anfacher) des Feuers gleicht, wie ihr das an der Luft (als Lebenswind) seht, die das menschliche Feuer aufbläst (und anfacht). So haben wir dessen genug Verstand an uns selbst, wenn wir uns nur selbst erkennen und durch unseren Geist eröffnen, wie später noch aufgezeigt werden soll.

4.86. So versteht uns recht von der Dreizahl (bzw. Dreifaltigkeit) der Gottheit! Wir meinen nur einen Gott in drei Personen mit einem Wesen und Willen. Wir geben euch aber durch die Dreizahl zu verstehen, daß darin drei Zentren sind, und diese können in der ewigen Natur erkannt werden. Aber außerhalb der Natur werden sie nicht erkannt.

4.87. Denn außerhalb der Natur heißt die Gottheit „Majestät“, aber in der Natur heißt sie „Vater, Sohn, Heiliger Geist, Wunder, Rat (bzw. Hilfe) und Kraft“. Denn was außerhalb der Natur ist, hilft mir nichts, denn ich könnte das in Ewigkeit weder sehen noch fühlen oder ergründen, solange ich in der Natur bin und daraus geboren werde.

4.88. Weil die Majestät aber die Natur geboren und sich so in drei Personen darin eröffnet hat, so erfreue ich mich in dieser Eröffnung als eine innewohnende Kreatur in Ewigkeit.

4.89. Und weil ich aus Gottes Natur geboren bin, deshalb ist sie meine Mutter und die Speise meiner Seele, und meine Seele ist die Speise Gottes, denn ich bin sein Lob, das er von meinem Geist aufnimmt. Denn meine Seele eröffnet seine Wunder durch ihre Wirkung, damit eine Freude in der Heiligen Dreifaltigkeit sei.

4.90. Dabei rede ich nicht allein von mir, sondern von allen Menschen und Kreaturen, in denen seine Wunder offenbar stehen, sowohl in seiner Liebe als auch in seinem Zorn. Denn auch die Teufel stehen in den Wundern Gottes, denn sie eröffnen die Siegel des Zorns, und so besteht alles zu Gottes Freude und Herrlichkeit.


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