Die drei Prinzipien Göttlichen Wesens

(Text von Jacob Böhme 1619, deutsche Überarbeitung 2021)

15. Kapitel - Die Ewigkeit

Vom Verständnis der Ewigkeit in der Vergänglichkeit der Wesen aller Wesen.

15.1. Wenn wir uns nun auf diese Weise des ewigen göttlichen Willens vom Wesen aller Wesen entsinnen, dann finden wir im Ursprung nur Ein Wesen, wie oben erklärt. Aus diesem Wesen wird seit Ewigkeit das zweite Wesen geboren, nämlich das göttliche, und wir finden, daß beide Wesen in göttlicher Allmacht stehen, aber nicht in einer Qualität, und sie vermischen sich auch nicht, und keines kann zerbrochen werden.

15.2. So haben sie nun auch zweierlei Neigung, ein jedes in sich selber zu dem Seinen. Weil aber das göttliche Wesen seit Ewigkeit aus sich selbst geboren wird, so ist es geneigt, dem Schwachen zu helfen, und heißt zu Recht „Barmherzigkeit“.

15.3. Wie sich nun die Jungfrau der ewigen Weisheit im ewigen Ursprung erblickt hat und im ewigen Gemüt in der scharfen Essenz der Zerbrechung der Finsternis durch den Feuerblitz die Tiefe des Ebenbildes Gottes gefunden hatte, wie hier Gottes Gleichnis im ewigen Ursprung sei, so ist sie nach dem Gleichnis lüstern geworden. Und diese Lust bewirkte das Anziehen im Willen, und der Wille nach dem Gleichnis entstand, und das Schöpfungswort im Anziehen des Willens erschuf den Willen im Gleichnis. Daraus sind die Engel allesamt entstanden. So waren nun die ewigen Essenzen im Gleichnis, und die Weisheit erblickte sich vieltausendmaltausendfach in den Essenzen, damit die ewigen Wunder offenbar würden. So gingen nach jeder Essenz Vieltausendmaltausend aus, wie aus einem Quell.

15.4. Und daher kommen die Namen der Throne (Herrscher) und Fürsten, nämlich nach der Essenz des ersten und großen Quells, der im Erblicken der ewigen Weisheit Gottes vieltausendmaltausendfach wieder ausgeht, was doch eine gewisse Zahl ist, aber im Zentrum Gottes keine ist. Also sind aus jedem Brunnen der Essenzen zuerst die Thronen ausgegangen, und vom Thron Vieltausendmaltausend.

15.5. Dies hat das Schöpfungswort zu einem Gleichnis und zum Ebenbild Gottes geschaffen und es im Schöpfungswort mit der überschwenglichen Kraft Gottes überschattet. So entstand der Wille Gottes nach dem Bild und Gleichnis. Die nun den Willen annahmen, das waren die Engel, denn sie stellten ihre Imagination des Willens in das Herz Gottes und aßen vom Wort des Herrn (Verbo Domini). Die aber ihre Imagination in das finstere Gemüt setzten, um wie Luzifer über die Gottheit und Sanftmut hinaus im Feuerblitz in der Feuersmacht und scharfen Macht Gottes zu fahren, um allein Herr zu sein, die wurden Teufel und bekamen ihren Namen wegen ihrer Verstoßung aus dem Licht. Denn sie waren, als sie das Schöpfungswort erschuf, im Licht, denn das Schöpfungswort, das sie erschuf, stand im Licht.

15.6. So ist der Teufel an seinem Fall selbst schuld, denn er ließ sich in die Matrix der Grimmigkeit bewegen, obwohl er doch seinen (freien) Willen hatte, um zum Licht oder zur Finsternis zu greifen. Und Luzifer war ein Thron, das heißt, ein Quell einer großen Essenz, und daraus kamen alle seine Diener und taten wie er. Dafür wurden sie in die Finsternis zurückgestoßen, denn das Licht Gottes geht nicht in die Grimmigkeit.

15.7. Hier ist das Schöpfungswort (das die grimmigen Teufel in der Hoffnung schuf, daß sie Engel würden) von den Teufeln (die ihre Imagination verwendeten, um über Gott und Himmelreich zu herrschen) in der Gestaltung des Gleichnisses infiziert worden und hat sogleich das Element im Gleichnis und seiner Ausgeburt in der Spiegelung entzündet, so daß die Essenz Essenzen hochgeboren hat, von denen die vier Elemente dieser Welt des dritten Prinzips ausgehen. Und das scharfe (unterscheidende) Schöpfungswort Gottes, das in der Ausgeburt stand, hat die Ausgeburt geschaffen, und daraus sind Erde und Steine geworden.

15.8. Denn als das Schöpfungswort das Element in der Ausgeburt entzündete, da wurde die entzündete Materie begreifbar, und das taugte nun nicht zum Paradies, sondern wurde hinausgeschafft. Damit aber das Element durch seine Ausgeburt solcherart nicht mehr gebäre, schuf Gott aus dem Element den Himmel, und ließ aus dem Element, das der himmlische Limbus (Samen) ist, das dritte Prinzip (unserer begreifbaren Welt) aufgehen, wo sich dann der Geist Gottes in der Jungfrau wieder erblickte, nämlich in der ewigen Weisheit, und das Gleichnis im vergänglichen Wesen der Ausgeburt wiederfand. Und dieses Erblicken stand im scharfen Anziehen des Schöpfungswortes, und das Schöpfungswort erschuf es, so daß es wesentlich war. Das sind nun die Sterne, eine reine Quintessenz, ein Auszug des Schöpfungswortes aus dem Limbus Gottes, in der das verborgene Element besteht.

15.9. Damit aber die scharfe und ernste Essenz mit dem Anziehen aufhöre, gebar Gott ein Gleichnis des Brunnens des Herzens Gottes, nämlich die Sonne, die sogleich im dritten Prinzip dieser Welt aufging, um alle Dinge in die Sanftmut und Wohltat zu setzen.

15.10. Weil sich aber die ewige Weisheit Gottes, nämlich die züchtige Jungfrau der göttlichen Kraft, im Prinzip dieser Welt erblickt hatte, in deren Reich der Großfürst Luzifer im Himmel durch das zweite Prinzip entstanden war, so war dieses Erblicken ewig, und Gott wollte, daß die Gleichnisse aus den Essenzen ausgingen, die dann das Schöpfungswort nach jeder Art der Essenzen erschuf. Und diese sollten nach dem Zerbrechen ihres äußerlichen Wesens eine Figur und Bildung im Paradies sein, wie ein Schatten dieser Wesen.

15.11. Damit nichts vergeblich aus der Weisheit Gottes käme, hat Gott Tiere, Vögel, Fische, Würmer, Bäume und Kraut aus allen Essenzen geschaffen, dazu auch figürliche Geister in den Elementen aus der Quintessenz (die alle ihren Sinn in der Welt haben), damit nach vollendeter Zeit, wenn die Ausgeburt wieder in den Äther geht, alles vor ihm erscheine und durch seine Wundertaten seine ewige Weisheit erkannt werde.

15.12. Weil es aber sein Wille war, in diesem Thron im ewigen Element auch Kreaturen zu haben, die an der Stelle des gefallenen Teufels wären und das Reich im Himmel im Paradies verträten, dazu erschuf er den Menschen aus dem Element.

15.13. Und weil dieses Reich nun zweifach war und mit dem ewigen Ursprung sogar dreifach, nämlich das erste Prinzip in der großen Ängstlichkeit, das zweite Prinzip in der göttlichen Wonne im Paradies und das dritte Prinzip im Sonnenlicht in der Qualität der Sterne und Elemente, so mußte auch der Mensch aus allen drei Prinzipien geschaffen werden. Er sollte aber ein Engel in diesem Reich sein und alle Erkenntnis und Verständnis empfangen, damit er auch ewige Freude mit den Figuren und Bildnissen haben könnte, die nicht im ewigen Geist stehen, sondern in der ewigen Bildung, also alle Dinge in dieser Welt.

15.14. Darin erblickte sich Gott nach seinem ewigen Willen in seiner ewigen Weisheit der edlen Jungfrau im (ganzheitlichen) Element, das im Paradies in der Schärfe der göttlichen Kraft steht. Und das Schöpfungswort schuf den Menschen aus dem Element im Paradies. Denn es zog die Quintessenz der Sonne, Sterne und Elemente im Paradies ins Element des Ursprungs zusammen, aus dem die vier Elemente ausgehen, und schuf den Menschen zum Bild Gottes, das heißt, zu Gottes Gleichnis, und blies ihm den Geist der ewigen Essenzen aus dem ewigen Ursprung in das Element des Leibes ein, das doch nur paradiesische Kraft war. Da wurde der Mensch eine lebendige Seele und ein (ganzheitliches) Bild Gottes im Paradies.

15.15. Und die Weisheit Gottes der holdseligen Jungfrau erblickte sich in ihm und eröffnete mit dem Blick (des Bewußtseins) das Zentrum Adams im Vieltausendmaltausendfachen. Diese sollten aus dem Brunnen dieser Bildung hervorgehen, und dazu wurde ihm die edle Jungfrau der Weisheit und Kraft Gottes vermählt, so daß er ganz keusch und züchtig bei seiner Jungfrau sein sollte und keinen Willen weder ins erste noch ins dritte Prinzip hegen sollte, um darin zu qualifizieren oder zu leben. Sondern seine Neigung sollte ins Herz Gottes sein, um in allen Früchten dieser Welt vom Wort des Herrn zu essen.

15.16. Denn die Früchte waren auch gut, und ihre Neigung kam vom inneren Element aus dem Paradies. So konnte Adam von allen Früchten im Mund essen, aber nicht in den Leib und die Vergänglichkeit. Das sollte nicht sein, denn sein Leib sollte ewig bestehen, im Paradies bleiben und aus sich eine Jungfrau der Zucht gebären, wie er selbst war, ohne Zertrennung seines (ganzheitlichen) Leibes. Denn das konnte sein, weil sein Leib aus dem himmlischen Element war, aus der göttlichen Kraft.

15.17. Als sich aber die züchtige Jungfrau so mit großer Weisheit, Sanftmut und Demut in Adam befand, da wurden die äußeren Elemente lüstern nach dem Ewigen und wollten sich in die züchtige Jungfrau erheben und in ihr qualifizieren. Denn weil Adam aus ihnen und ihrer Quintessenz ausgezogen war, so begehrten sie das Ihre und wollten in dem Ihren qualifizieren, was doch Gott Adam verboten hatte. Denn er sollte nicht von der Erkenntnis des Guten und Bösen essen, sondern sich im Leben am Paradies genügen lassen.

15.18. Aber der Geist der großen Welt überwältigte Adam und setzte sich mit Macht in die Quintessenz, welche die fünfte Gestaltung oder der Auszug (das Liebe-Feuer) aus den vier Elementen und den Sternen ist. Deshalb mußte nun Gott für Adam ein Weib aus seinen Essenzen schaffen, um nach dem Erblicken der edlen Jungfrau das Reich zu füllen und zu bebauen. So wurde der Mensch irdisch, und die edle Jungfrau entwich von ihm ins Paradies. Dort wartet sie auf ihn, denn er soll das Irdische ablegen, und dann will sie seine Braut und Geliebte sein. So kann es nun mit dem Menschen in dieser Welt nicht anders sein: Er muß in der Kraft der äußeren Sterne und Elemente geboren werden und darin leben, bis das Irdische wieder abfällt.

15.19. So ist er nun in diesem Leben dreifach, und ihm hängt der dreifache Geist an, und er wird darin geboren und kann ihn auch nicht loswerden, solange er nicht zerbricht. Aber er konnte das Paradies loswerden, weil sein Geist in die Grimmigkeit und Falschheit imaginiert und sich darin ergibt, um in überheblichem Stolz über die Sanftmut und Gerechtigkeit in sich selber wie ein Herr zu leben, wie auch Luzifer lebt. Denn so fällt das Paradies und bleibt verschlossen, und er verliert die ursprüngliche (ganzheitliche) Bildung, die im verborgenen Element im Paradies besteht.

15.20. Denn der adamische Mensch kann nach dem inneren (geistigen) Element gleichwohl im Paradies leben, das im Gemüt offensteht, wenn er der Bosheit widerstrebt und sich gänzlich mit ganzem Vermögen ins Herz Gottes ergibt. Dann wohnt die Jungfrau im inneren Element im Paradies bei ihm und erleuchtet sein Gemüt, so daß er den adamischen Leib zähmen kann.

15.21. Diese drei Geburten werden einem jeden im Mutterleib mit angeboren, und keiner sollte sagen, ich bin nicht erwählt. Das ist eine Lüge, die das (ganzheitliche) Element verleugnet, darin auch der Mensch lebt. Dazu verleugnet sie auch die Jungfrau der Weisheit, die Gott einem jeden gibt, der sie mit Ernst und Demut sucht. So ist die Möglichkeit des Suchens in jedem und wird ihm mit dem allmöglichen verborgenen Element angeboren. Und im Menschen ist keine andere Ursache des Verderbens, als bei Luzifer wirkt, dessen Wille freistand, denn er konnte nach Gott, der Demut, Keuschheit und Sanftmut greifen oder auch nach dem finsteren Gemüt, der aufsteigenden Bosheit und der Grimmigkeit, die sich in ihrer Quelle eigentlich gar nicht über Gott erheben will, sondern zur strengen Wiedergeburt über die Sanftmut im Feuerblitz gehört. Aber die Teufel wollten als Kreaturen über allem und allein Herr sein, und so geht es hier auch dem Menschen.

15.22. Freilich neigt wohl mancher Mensch mehr zum überheblichen Stolz der Natur als ein anderer. Aber die Natur zwingt keinen, daß er überheblich sein muß, und wenn es auch wie ein Zwang erscheint, so läßt doch der Mensch den Teufel wegen zeitlicher Ehre und Wollust mutwillig (und freiwillig) in die ewigen Essenzen. Und der sieht bald, wie der Mensch zum Geist dieser Welt geneigt ist, und dann versucht er ihn auch. Läßt ihn der Mensch einmal herein, dann ist dieser Gast nur schwer wieder auszutreiben. Doch es ist möglich, wenn der Mensch sich gänzlich und fest vornimmt, umzukehren und im Willen Gottes zu leben, denn dann ist die Jungfrau schon auf dem Weg, um ihm zu helfen.

15.23. Es geht wohl hart zu, wenn das edle Senfkörnlein gesät werden soll, denn der Teufel wehrt sich gewaltig. Aber wer beharrlich ist, der erfährt, was in diesem Buch geschrieben steht. Und wenn er auch die Untugend der äußerlichen Elemente und ihren Trieb nicht loswerden kann, so bleibt ihm doch der edle Samen im Limbus Gottes, der grünt und wächst und endlich ein Baum wird, der dem Teufel nicht schmeckt. Sondern er geht um den Baum wie ein schmeichelnder Hund, der an den Baum pinkelt, und so schmeißt er durch seine Diener auch alles Unglück auf ihn, und mancher flieht vor seiner Rotte sogar aus seinem Haus, damit der Teufel ihm nicht mehr Schaden kann. Aber dann geschieht ihm wohl, und er kommt ins Land der Lebendigen.

15.24. So sagen wir nun nach unserer hohen Erkenntnis, daß sich die Quelle aller drei Prinzipien in der Menschwerdung eines Kindes im Mutterleib mit einbildet. Denn nachdem der Mensch von den Sternen und Elementen durch das Schöpfungswort gestaltet worden ist, so daß die Elemente ihre Region eingenommen haben, nämlich als Herz, Leber, Lunge, Blase und Magen, in denen sie ihre Region haben, so muß nun aus allen Elementen der Meister in seiner zweifachen Gestalt (innerlich und äußerlich) aufgehen. Denn es steht nun (1.) das Bild Gottes da, (2.) das Bild dieser Welt und (3.) auch das Bild des Teufels. Nun kostet es Ringen und Überwinden, und der Schlangentreter tut auch im Mutterleib schon not.

15.25. Darum, ihr Väter und Mütter, seid gottesfürchtig und fromm, damit der Schlangentreter auch in eurer Frucht sei! Denn Christus spricht: »Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen. (Matth. 7.18)« Auch wenn damit vor allem das geborene Gemüt gemeint ist, das bereits seine Vernunft hat, so daß kein bösartiges Gemüt gute und kein gutes Gemüt bösartige Früchte bringt, so ist es dem Kind doch überaus nötig (daß die Eltern gottesfürchtig und fromm sind), zumal das Kind aus der Essenz der Eltern geboren wird.

15.26. Obwohl die Sterne die Essenzen in einem jeden während der äußerlichen Geburt nach ihrem Quell verändern, so ist aber das (ewige) Element noch da, und das können sie mit ihrer Macht nicht verändern, wenn es der Mensch nicht selber tut. Sie regieren nur die äußere Region, und so darf sich auch der Teufel nicht einbilden, bevor die Vernunft erwacht und der Mensch sich selbst zum Bösen oder Guten neigen kann. Jedoch soll niemand darauf pochen. Sind die Eltern gottlos, dann kann Gott auch wohl einen gottlosen Samen aufgehen lassen. Denn er will nicht, daß man die Perlen vor die Säue werfen soll. Auch wenn er geneigt ist, allen Menschen zu helfen, so kann er es doch nur, wenn sie sich ihm zuwenden. Und wenn auch das Kind in Unschuld ist, so war doch der Samen nicht in der Unschuld, und deshalb tut ihm der Schlangentreter not. Darum denkt voraus, ihr Eltern, was ihr tut, ihr Huren und Lustbuben. Ihr habt ein schweres Los, und so besinnt euch wohl. Das ist kein Scherz, denn es soll euch an seinem Ort gewiesen werden, so daß der Himmel kracht. Fürwahr, die Zeit der Rosen bringt es mit, und es ist höchste Zeit aufzuwachen, denn der Schlaf ist vorbei. Es wird ein großer Riß vor der Lilie geschehen, und darum achte ein jeder auf seine Sachen.

15.27. Wenn wir nun das Leben des Menschen im Mutterleib mit seiner Kraft, der Rede und den Sinnen sowie dem edlen hochteuren Gemüt erkunden, dann finden wir die Ursachen, warum wir dazu so ein langes Register (der Erklärungen) von der ewigen Geburt gemacht haben. Denn die Sprache, die Sinne und das Gemüt haben auch einen solchen Ursprung, wie oben von der ewigen Geburt Gottes erklärt wurde, und das ist eine teure Pforte.

15.28. Denn siehe, wenn die Pforte dieser Welt im Kind fertig ist, so daß das Kind eine lebendige Seele aus den Essenzen ist, und sieht nun im Sonnenlicht und nicht im Licht Gottes, dann kommt der rechte Meister gerade zur Stunde und im Augenblick, wenn sich das Licht des Lebens anzündet, und gestaltet das Seine, denn das Zentrum bricht in allen drei Prinzipien auf. Erstlich sind die herben Essenzen im Schöpfungswort in der starken Macht Gottes, die des Kindes Eigentum sind, sein Wurm der Seele. Diese stehen im Haus der großen Ängstlichkeit wie im Ursprung. Denn der Samen wird im Willen gesät, und der Wille empfängt das Schöpfungswort in der Tinktur, und das Schöpfungswort zieht innerlich den Willen an sich und äußerlich den Samen zu einem Menschen, denn es ist der innerliche und auch äußerliche Meister da.

15.29. Wenn nun der Wille so an sich zieht, dann wird er innerlich und äußerlich schwanger, und wird verdunkelt. Doch das kann der Wille nicht erdulden, daß er in die Finsternis gesetzt werden soll, und gerät in große Angst nach dem Licht. Denn die äußerliche Materie wird mit den Elementen gefüllt und das Geblüt erstickt, weil dann die Tinktur weicht und dort der Abgrund des Todes erscheint. So wird der innerliche Wille von den Essenzen der Kraft gefüllt, und im Innerlichen geht ein anderer Wille auf, um sich aus der strengen Kraft der Essenzen ins Licht der Sanftmut zu erheben, und im Äußerlichen steht das Begehren, sich zu unterscheiden, nämlich das Unreine vom Reinen (bezüglich der Gestaltung), denn das bewirkt das äußerliche Schöpfungswort.

15.30. Wir können uns Kraft der Jungfrau entsinnen, daß der Wille erstlich dreifach ist, und ein jeder ist fest und rein in seinem Zentrum, denn er kommt aus der Tinktur. Im ersten Zentrum geht die Vereinigung der Neigungen und tierhaften Begierden zwischen den Eltern des Kindes auf, und das ist das äußere elementische Zentrum, das für sich selbst fest ist. Zum anderen geht im zweiten Zentrum in der Vereinigung die Neigung zur Liebe auf. Und wenn sie (die Eltern) sich auch sonst einander im Anblick gram wären, so geht doch in der Vereinigung das Zentrum der Liebe nur in der Einheit auf, denn eine reine Tinktur sät die andere und in der Vereinigung empfängt sie die Menge beider.

15.31. So inqualiert nun die Liebe mit dem inneren Element, und das Element mit dem Paradies, und das Paradies ist vor Gott. Und der äußerliche Samen hat seine Essenzen, die erstlich mit den äußerlichen Elementen inqualieren, und die äußerlichen Elemente inqualieren mit den äußerlichen Sternen, und die äußerlichen Sterne inqualieren mit der äußerlichen Grimmigkeit, dem Zorn und der Bosheit, und Zorn und Bosheit im Grimm inqualieren mit dem Ursprung der ernsten Grimmigkeit, der Hölle Abgrund, und der Abgrund inqualiert mit den Teufeln.

15.32. Darum, oh Mensch, bedenke wohl, was du mit dem tierhaften Leib empfangen hast, um vom Guten und Bösen zu essen und zu trinken, welches doch Gott verbot. Hier siehe in den Grund der Essenzen und sprich nicht mit dem Verstand: „Es war nur wegen eines einzigen Ungehorsams gewesen, darüber Gott so erzürnt wurde, daß sein Zorn nicht mehr gelöscht werden könne.“ Du irrst! Wenn die reine Gottheit zürnte, dann wäre sie nicht um deinetwillen Mensch geworden, um dir zu helfen. Betrachte nur den Zweck in der Ewigkeit, dann findest du alles.

15.33. So wird nun mit der Vereinigung auch das Reich der Finsternis und des Teufels mit gesät, und so geht das dritte Zentrum der großen Inbrunst mit auf, aus dem die Grimmigkeit und das Fleischhaus geboren wird. Denn die reine Liebe, die das (ganzheitliche) Element und dann das Paradies erreicht, hat gar ein keusches und züchtiges Zentrum und ist in sich selbst beständig.

15.34. Dazu gebe ich dir ein passendes Beispiel, das fleißig und hoch zu betrachten ist: Siehe zwei junge Menschen, die nunmehr die Blüte der edlen Tinktur in der Matrix und im Limbus erreicht haben, so daß sie entzündet sind, wie sie dann gar herzliche Treue und reine Liebe zueinander tragen. Wenn eines dem anderen sein Herz in reiner Liebe gönnte, um es mit ihm zu teilen, dann könnte es ohne Not und Tod sein. Das ist nun die wahre paradiesische Blüte, und diese Blüte inqualiert mit dem Element und erreicht das Paradies. Sobald sie aber einander nehmen und sich vereinigen, dann infizieren sie einander mit ihrer Brunst (der leidenschaftlichen Begierde), welche aus den äußeren Elementen und Sternen geboren wird, und erreichen den Abgrund. Und so werden sie einander manchmal spinnefeind (nach der Gewohnheit mancher Spinnenweibchen, die Männchen nach der Begattung auszusaugen und dadurch zu töten). Und wenn auch ihre Komplexionen so edel wären, daß noch eine Liebe bleibt, dann ist sie doch nicht mehr so rein und treu als die erste vor der Vereinigung, die feurig (heilig) war. Aber die in der Brunst ist irdisch und kalt, denn sie muß ja die Treue halten, weil es nicht anders sein kann, wie es sich bei manchem wohl erweist, so daß man danach in der Ehe Huren und Lustbuben nachläuft und den Zucker des Teufels sucht, den er in die edle Tinktur streut, wenn ihn der Mensch zuläßt.

15.35. So sieht man hier wieder, daß Gott die irdische Vereinigung nicht gewollt hat, denn der Mensch sollte in der feurigen (heiligen) Liebe bleiben, die im Paradies war, und aus sich selbst gebären. Aber die Frau war in dieser Welt, nämlich im äußerlichen elementischen Reich, in der Begierde nach der verbotenen Frucht, von der Adam nicht essen sollte. Und weil er doch gegessen und uns damit verdorben hat, so geht es ihm nun wie einem Dieb, der in einem Lustgarten lebte, aber ausging, um zu stehlen. Dann kommt er zurück und will wieder in den Garten, aber der Gärtner läßt ihn nicht herein. So versucht er nun, mit einer Hand in den Garten nach der Frucht zu langen, doch der Gärtner kommt und reißt ihm die Frucht aus der Hand, und er muß in seiner leidenschaftlichen Begierde voller Zorn davongehen und kommt nicht wieder in den Garten. Aber es bleibt eine sehnsuchtsvolle Begierde nach der Frucht, die er für die paradiesische Frucht bekommen hat, und davon müssen wir nun essen und in der Frau (der weiblichen Natur dieser Welt) leben.

15.36. So gebe ich dir deutlich zu erkennen, was ein Mensch ist, was er sät und was im Samen wächst, nämlich die drei Reiche, wie oben erklärt. Wenn nun die drei Reiche so gesät werden, dann stehen sie erstlich vor dem Baum der Versuchung, wo Zank und großer Streit beginnt. Dort stehen die drei Reiche ineinander und tragen große Lust und Sehnsucht nach einander. Das Element im Paradies will das reine Gemüt im Willen behalten, das voller Liebe in der Tinktur des Samens steht. Und die äußeren Elemente, als der Ausgang vom Element, wollen das Element haben und sich mit ihm vereinigen. Dann kommt der äußerliche Grimm der Sterne, zieht es mit dem äußerlichen Schöpfungswort zusammen und setzt sich dahinein, und so wird der innerliche Wille in der Liebe mit dem Element und dem Paradies verdunkelt, und die reine Liebe geht ins Paradies und dessen Äther und erlischt in der Tinktur des Samens. Dann geht das himmlische Zentrum unter, denn es tritt in sein Prinzip.

15.37. So kommt dann die Frau (bzw. Weiblichkeit) mit ihrem erstickten Geblüt mit den Sternen und Elementen und setzt sich hinein. Und das ist der Tod des Paradieses, als Adam mit lebendigem Leib starb, das heißt, er starb dem Paradies und dem heiligen reinen Element ab und lebte nun in der Sonne, den Sternen und äußerlichen Elementen, darüber ihm Gott sagte: »Welchen Tages du von Böse und Gut ißt, wirst du des Todes sterben.« Und das ist die Pforte des ersten Todes im Paradies, da der Mensch nun in der elementischen Frau dieser Welt in Vergänglichkeit lebt.

15.38. Und es ist uns auch wertvoll zu erkennen und zu wissen, daß die Liebe und Sanftmut verlöschen, wenn der Samen in die Matrix gesät ist und vom Schöpfungswort zusammengezogen wird, indem sich die Sterne und äußerlichen Elemente hineinbilden. Denn es wird ein grimmiges Wesen in der Erstickung der Tinktur, daß vor Anzündung des Lebenslichtes im Kind noch keine himmlische Kreatur ist. Auch wenn sie mit allen Gliedern des Leibes gebildet ist, so ist doch das himmlische (ganzheitliche) Bildnis noch nicht darin, sondern nur das tierische. Und wenn dieser Leib vor der Entzündung des Seelengeistes im Lebensaufgang zerbricht (und stirbt), dann erscheint am Tag der Wiederbringung vor Gott aus dieser Bildung nur ein schattenhaftes Bild, denn sie hat noch keinen (ewigen) Geist gehabt.

15.39. Aber diese (körperliche) Bildung geht nicht in den Abgrund, wie manche behaupten, sondern je nachdem, wie die Eltern sind, so ist auch ihre Bildung, denn diese Bildung gehört noch bis zur Entzündung ihres eigenen Lebens den Eltern. Erst danach ist sie nicht mehr der Eltern, sondern ihr Eigentum. Die Mutter gönnt ihr nur die Herberge und Nahrung. Doch wenn sie diese mutwillig in ihrem Leib umbringt, dann wird sie eine Mörderin (am zukünftigen Leben), und das göttliche Gesetz richtet sie zum zeitlichen Tod.

15.40. Also nehmen nun die Sterne und Elemente das Haus nach der Entweichung der reinen Liebe in der Tinktur ein und füllen es im ersten Monat. Und im folgenden Monat scheiden sie die Glieder durch das herbe Schöpfungswort, wie vorn erklärt. Im dritten Monat beginnt der Streit um die Regionen der Sterne und Elemente, weil sie sich dann unterscheiden, und jedes Element macht sich sein Haus und seine Region, nämlich als Herz, Leber, Lunge, Blase und Magen, wie auch den Kopf zum Sternenhaus, wo sie ihre Region haben und ihren fürstlichen Sitz, wie ferner folgt.

15.41. Nachdem nun die Sterne und Elemente, wie vorn erklärt, ihre Region und das Haus zur Wohnung zugerichtet haben, dann beginnt der mächtige Streit in großen Ängsten um den König des Lebens, denn die Kammer des Gebäudes steht in sehr großen Ängsten. Dazu sollten wird uns an den Ursprung der Wesen aller Wesen erinnern, die ewige Geburt und Wurzel aller Dinge, so daß in diesem Haus der Ängstlichkeit zuerst ein Einiges Wesen ist. Und dieses Wesen ist die Vereinigung aller Wesen und hat erstlich nur einen Willen, um das Licht zu gebären, und dieser Wille ist anziehend.

15.42. Denn das Begehren ist das Anziehen dessen, was der Wille begehrt, und dieser Wille ist zuerst rein, weder finster noch licht, denn er wohnt in sich selbst und ist eben die Pforte der göttlichen Kraft, die alle Dinge erfüllt. Nun erfüllt das Anziehen den Willen mit dem, was der Wille begehrt. Und wenn er auch rein ist und nur das Licht begehrt, so ist doch kein Licht in der finsteren Ängstlichkeit, das er anziehen könnte, sondern er zieht den Geist in sich oder die Essenzen der Sterne und Elemente. Damit wird der Wille der göttlichen Kraft gefüllt, und das ist alles rauh und finster. Also wird der Wille in die Finsternis gesetzt, und dies geschieht im Herzen.

15.43. Wenn dann der Wille in der finsteren Ängstlichkeit steht, faßt er sich wieder einen anderen Willen, um aus der Ängstlichkeit zu entfliehen und das Licht zu gebären. Und dieser andere Wille ist das Gemüt, aus dem die Sinne kommen, um nicht in dieser Ängstlichkeit zu bleiben. Denn darin erblickt sich der Wille in den Essenzen der Herbigkeit, als in der grimmigen Verhärtung des Todes, und der Blick bricht durch die Essenzen der herben Verhärtung wie ein geschwinder Blitz und schärft sich in der herben Verhärtung, daß er so hell wie ein Feuerblitz wird und in seiner geschwinden Fahrt die herbe Finsternis zerbricht. Dieser steht in der Verhärtung der Herbigkeit des Todes wie ein zerbrechend drehendes Rad, das mit dem Blitz des Zerbrechens so geschwind wie ein Gedanke geht. Und wie sich dann der wiedergefaßte Wille, der das Gemüt ist, so geschwind erblickt und nicht aus den Essenzen für sich allein fliehen kann, so muß er im drehenden Rad gehen, denn er kann nicht von der Stätte und zerbricht die Finsternis. Und wenn er so die Finsternis zerbricht, dann erblickt sich der scharfe Blitz in der lieblichen Wonne außerhalb der Finsterkeit in der Schärfe des Willens, nämlich im Gemüt, und empfindet sich darin wonniglich. Davon erschrickt der Blick oder Blitz und fährt mit starker Macht durch die zerbrochenen Essenzen aus dem Herzen auf und will zum Mund hinaus. Dazu dehnt er sich weit vom Herzen, und wird doch vom herben Schöpfungswort gehalten, aber macht ihm eine besondere Region, nämlich die Zunge. Darin steht der Schreck der zerbrochenen Essenzen. Und wenn er sich dann wieder zurück in das Herz, als sein erstes Wohnhaus, erblickt und es so wonnevoll und licht findet, weil die Tore der Finsternis zersprengt sind, so entzündet er sich hoch im Liebewillen nach der Sanftmut und geht durch alle Essenzen nicht mehr als ein grimmiger Blitz, sondern von großer Freude erregt. Diese Macht der Freude ist nun viele hundertmal stärker als zuerst der Blick (des Ichbewußtseins), der sich durch die herben und harten Essenzen des Todes schwang, und geht mit starker Macht aus dem Herzen in den Kopf, um die himmlische Region zu besitzen.

15.44. Denn er ist das Paradies und hat seine innerste Wurzel darin, wo Adam in Sünde den ersten Tod starb und Gott sprach: »Des Weibes Samen soll der Schlange den Kopf zertreten.« Dieses Wort bildete sich in Adam im Zentrum seines Lebensaufgangs ein und fort mit der Schöpfung von Eva in ihrem Lebensaufgang und weiter fort in alle Menschen, so daß wir in unserem ernsten Gemüt durch das Wort und die Kraft Gottes im Schlangentreter, der in der Zeit ein Mensch wurde, des Teufels Kopf und Willen zertreten können. Wenn diese Macht nicht an diesem Ort wäre, dann wären wir im ewigen Tod. Also gehört das Gemüt sich selbst im freien Willen und schwebt in der Kraft Gottes und seiner Verheißung als ein freies Wesen.

15.45. Wenn dann so der Freudenschreck in der Kraft Gottes, welche die Tore der tiefen Finsternis zersprengt, im Herzen aufgeht und mit dem Blick in den Kopf fährt, dann setzt sich die Kraft der Freude als das Stärkere oben auf, und der Blick bleibt als das Schwächere unten. Und wenn der Blick im Kopf in seinen Sitz kommt, dann macht er sich zwei offene Pforten, denn er hat die Tore der tiefen Finsternis zersprengt. Darum bleibt er nicht mehr in der Finsternis, sondern muß frei sein wie ein Siegerfürst und läßt sich nicht gefangenhalten. Das deutet uns die Auferstehung Christi aus dem Tode an, der nun frei ist und sich von nichts mehr halten läßt, darüber gar wertvoll an passender Stelle noch geschrieben werden soll. Und diese Pforten, die der Blick offenhält, sind die Augen, und ihre Wurzel ist der Freudengeist, welcher zuerst in der Anzündung des Lebens aufgeht.

15.46. Wenn sich dann also der starke wiedergefaßte Wille im Herzen gebiert, um aus der Finsternis zu entfliehen und im Licht zu sein, dann können wir nichts anderes erkennen, als daß es die edle Jungfrau der göttlichen Weisheit sei, die so in Freude aufgeht und sich mit dem Seelengeist im Anfang vermählt, um ihm zum Licht zu verhelfen. Sie setzt sich nach dem Aufgang der Seele, wie nach der Anzündung der Kraft der Sonne, in die Essenzen in ihr Zentrum des Paradieses und warnt die Seele immerfort vor den widergöttlichen Wegen, die ihr von den Sternen und Elementen vorgehalten und in ihre Essenzen gebracht werden. Darum behält die Jungfrau ihren Thron im Herzen und auch im Kopf, um die Seele allenthalben zu zügeln und zu führen.

15.47. Weiter ist uns zu ersinnen, daß der Schreck noch nicht die Jungfrau erblickt hatte, als er sich sein Wohnhaus in seinem starken Zerreißen aus den Toren der ängstlichen Finsternis machte, nämlich die Zunge. Sondern als er sich wieder zurück ins Herz in die eröffnete Finsternis erblickte und sie so wonniglich fand, da ging ihm erst die Freude, Wonne und Lieblichkeit auf, die zum Paradies wurden und nicht wieder in die Zunge wollten, sondern in den Kopf, um dort ihre Region aus dem Quell des Herzens zu haben. Darum darf man der Zunge nicht alles glauben, denn sie sitzt nicht in der himmlischen Region, wie die wonnesame liebliche Kraft, sondern hat ihre Region im Schreck und Blitz. Und der Blitz ist der höllischen Region so nahe wie der Schreck, denn sie werden beide durch die strenge Schärfe in den Essenzen geboren. So redet die Zunge Lügen und Wahrheit, und wie sie der Geist rüstet, so reitet sie. Und so redet sie auch bei hohen Menschen oft Lügen, wenn sie von den Essenzen gerüstet wird, und reitet im Schreck wie ein Reiter voller Hochmut.

Das Leben der Seele in den Pforten

15.48. Als nun des Lebens Kraft und Geist des zweiten Prinzips im ersten Ursprung des ersten Prinzips geboren wurde, nämlich in den Toren der tiefen Finsternis, die der Wille der Kraft der Jungfrau mit dem strengen ernstlichen Blick der strengen Macht Gottes zersprengte und sich in die liebliche Wonne setzte, da drangen alsbald die Essenzen der Sterne und Elemente im Blick des Lebens Aufgang mit ein, doch erst nach der Erbauung der lieblichen Wonne.

15.49. Denn die Wonne ist das (ganzheitliche) Element, und des inneren Elementes Kraft ist die Liebe des Paradieses, und das wollen die äußeren Elemente, die aus dem Element geboren sind, von ihrer Mutter haben. Das scharfe Schöpfungswort bringt sie in die Wonne, wo das Licht des Lebens wahrhaft angezündet wird. Und so leben alle Essenzen in der Wonne, und auch die Sonne der Sterne geht in der Wonne auf, denn im Anfang des Lebens empfängt ein jedes Prinzip sein Licht.

15.50. Das erste Prinzip, nämlich die Finsternis, empfängt den grimmigen und geschwinden Feuerblitz, wenn sich der wiedergefaßte Wille im ersten Willen der angezogenen Finsternis der Herbigkeit erblickt und im Blick die Finsternis zersprengt. So bleibt im ersten Willen der herben Finsternis der Feuerblitz und steht über (bzw. unter) dem Herzen in der Galle und zündet das Feuer in den Essenzen des Herzens an.

15.51. Und das zweite Prinzip behält auch sein Licht für sich, das die liebliche Wonne ist, welche erscheint, wo die Finsternis zersprengt wurde. Darin geht die holdselige Kraft und Lieblichkeit auf, und davon wird der Schreck in der starken Macht so freudenreich. Und sein großes Reißen liegt in einem freudenreichen Zittern, weil ihm dann der Feuerblitz des ersten Prinzips anhängt, davon er zitternd (erregt) wird. Aber seine Quelle ist eine Lieblichkeit und Freude, die man nicht beschreiben kann. Wohl dem, der es erfährt!

15.52. Das dritte Prinzip behält sein Licht ganz für sich, das zwar zum Aufgang des Lebenslichtes in der Seele Tinktur zum Element vordringt und nach dem Element greift, aber es bekommt nicht mehr als das Licht der Sonne, das aus der Quintessenz aus dem Element ausgegangen ist. Also herrschen die Sterne und Elemente in der Kraft und dem Licht der Sonne, inqualieren (wechselwirken) mit der Seele und bringen viel Untugend und auch Krankheit in die Essenzen, davon Stechen, Reißen, Geschwulst und Sucht in ihnen entstehen und schließlich ihr Zerbrechen und ihr Tod.

15.53. Wenn nun das Licht (des Bewußtseins) in allen drei Prinzipien erscheint, dann geht die edle Tinktur aller drei Prinzipien aus. Aber es ist hoch zu bemerken, daß das Mittel-Prinzip (das zweite Prinzip) kein Licht von der Natur annimmt, sondern sobald die Finsternis zersprengt ist, erscheint es in hochfreudenreicher Wonne und auch die edle Jungfrau in der Wonne, die in dieser Tinktur wohnt. Und hier erscheint uns die Gottheit im Menschen gar hoch und deutlich, wie wir sie sonst in keinem Ding so finden, was immer wir auch betrachten.

15.54. Im ersten Prinzip ist der Feuerblitz, und seine Tinktur ist das schreckliche Licht der Sonne, das aus dem ewigen Ursprung, aus dem ersten Prinzip mit seiner Wurzel aus der Quintessenz durch das Element gar scharf entspringt, was aber an anderer Stelle noch ausgeführt werden soll, denn hier wäre es zu lang. Auch will es verborgen bleiben, und wer es erkennt, der verschweigt es, gleichwie über den Aufgang der Sterne und Planeten, denn das gekrönte Hütlein (des Verstandes der Doktoren) will in seiner Schule recht haben, auch wenn es wohl im Licht der Natur das wenigste begreift. Das bleibt bis zur Zeit der Lilie, dann steht alles offen, und die Tinktur wird das Licht der Welt.

15.55. Und hierin sieht man eigentlich, wie (und was) sich das dritte Prinzip aus dem ersten aneignet, wie sie fast einen (gemeinsamen) Willen haben, denn eines kommt aus dem anderen, und wenn das zweite Prinzip nicht in der Mitte wäre, dann wäre alles ein Wesen. Wenn wir also hier von der Tinktur im Leben reden, so wollen wir den wahren Grund im Licht der Natur von allen drei Geburten heranziehen.

15.56. Die edle Tinktur ist das Wohnhaus des Geistes und hat drei Gestalten: Eine Gestalt ist ewig und unzerbrechlich. Die andere ist veränderlich, zwar auch ewigbleibend bei den Heiligen, doch in den Gottlosen veränderlich und flieht in den Äther. Die dritte ist zerbrechlich, nämlich im Tod.

15.57. Die erste Tinktur des ersten Prinzips ist eigentlich die Wonne im Feuerblitz, aber das ist auch die Quelle in der Galle, die das Wohnhaus für den Schwefelgeist macht (als den unauflöslichen Wurm der Seele, der in den scharfen Essenzen gewaltig herrscht und den Leib bewegt und dahin trägt, wo das Gemüt im anderen Zentrum hinwill). Seine Tinktur gleicht der strengen und scharfen Macht Gottes, denn sie zündet den ganzen Leib an, so daß er warm wird und nicht erstarrt, und sie erhält das Rad im Schreck in den Essenzen, daraus das Gehör entsteht. Sie ist scharf und probiert auch den Geruch aller Dinge in den Essenzen. Sie macht das Gehör (und den Geruch), obwohl sie nicht das Gehör und der Geruch ist, sondern die Pforte, die Böses und Gutes hereinläßt, wie auch das Ohr und die Zunge. Diese machen dann alles, was ihre Tinktur in ihrem Grund im ersten Prinzip hat, und des Lebens Anzündung geschieht in der Schärfe (der Unterscheidung) im Durchbrechen durch die Pforte der ewigen Finsternis.

15.58. Darum werden die Essenzen des Seelengeistes so scharf und feurig, und aus den Essenzen kommt eine solche scharfe und feurige Tinktur. Darin stehen nun die fünf Sinne, nämlich Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Denn die grimmige Schärfe der Tinktur des ersten Prinzips probiert in ihren eigenen Essenzen der Seele oder des Seelen-Wurms an diesem Ort, sozusagen im Reich der Sterne und Elemente als die Ausgeburt aus dem ersten Prinzip, und was ihr aneignet, das nimmt sie in ihre Essenzen des Seelen-Wurms an, nämlich alles, was da herb, bitter, streng und feurig ist, alles was sich im Grimm erhebt, alles was der Essenzen Eigenschaft ist, was da im Feuerquell mit aufsteigt und sich in der Zersprengung der Tore der Finsternis erhebt und über die Sanftmut quellt, und auch alles, was der scharfen und strengen Ewigkeit gleicht und mit dem scharfen und grimmigen Zorn Gottes in der Ewigkeit inqualiert, in welchem er das Reich der Teufel gefangenhält.

15.59. Und in dieser Tinktur des ersten Prinzips greift der Teufel den Menschen an, denn es ist sein Quell, in dem er lebt. Dabei greift er ihm ins Herz, in seine Essenzen der Seele, und führt ihn aus Gott in die Begierde, um in den scharfen Essenzen zu leben, nämlich sich in der feurigen Essenz über die Demut und Sanftmut des Herzens Gottes zu erheben, über die Liebe und Sanftmut aller Kreaturen, um allein der schöne und glänzende Wurm im Feuerblitz zu sein und über das zweite Prinzip zu herrschen. Das macht des Menschen Seele überheblich und stolz, um sich mit keiner Sanftmut mehr zu vergleichen, sondern mit alledem, was auch in solcher Qualität lebt.

15.60. Und in der bitteren Essenz macht er den Seelen-Wurm stachlig, feindlich, neidisch und niemandem etwas gönnend, wie sich auch die Bitterkeit mit nichts freundlich verträgt, sondern sticht und bricht, wütet und tobt wie der Hölle Abgrund, und das ist das wirkliche Mörderhaus des Liebe-Lebens.

15.61. Und in der herben Essenz der Tinktur des Seelen-Wurms infiziert er die herbe Essenz. So wird sie scharf anziehend, bekommt einen Willen, alles an sich zu ziehen, und kann es doch nicht, denn der gefaßte Wille läßt sich nicht gern füllen, sondern ist ein dürrer, rufender und durstiger Hunger, um alles zu haben, und wenn er alles bekommt, dann wäre der Hunger doch nicht geringer. Denn es ist der ewige Hunger und Durst des Abgrundes, der Wille des höllischen Feuers und aller Teufel, denen immer hungert und dürstet. Doch sie essen nichts, sondern das ist ihre Sättigung, daß sie den grimmigen Quell der Essenzen der herben, bitteren und feurigen Macht in sich ziehen, und darin steht ihr Leben und Genügen, und so ist auch der Abgrund des Zorns und der Hölle.

15.62. Und dies ist der Quell des ersten Prinzips, der ohne das Licht Gottes nicht anders sein kann. Er kann sich auch nicht verändern, denn er ist seit Ewigkeit so gewesen. Aus diesem Quell sind die Essenzen des Seelen-Wurms während seiner Schöpfung durch das Schöpfungswort Gottes herausgezogen und im Paradies vor dem Licht Gottes erschaffen worden, das den Feuerblitz erblickt und in gar hohe Sanftmut und Demut gesetzt hat.

15.63. Denn weil der Mensch ewig sein sollte, so mußte er auch aus dem Ewigen sein. Denn aus dem Brunnen des Herzens Gottes wird nichts geschaffen, denn er ist der Natur Ende (bzw. Ziel), und hat keine solchen Essenzen, denn dort kommt nichts Faßbares hinein. Sonst würde es auch eine Fülle und Finsternis werden, aber das kann nicht sein. So ist von Ewigkeit nichts anderes gewesen, als nur diese Quelle, darüber die Gottheit seit Ewigkeit immerfort besteht, wie bereits erklärt wurde.

15.64. Diese Quelle des Seelengeistes ist ewig, und seine Tinktur ist auch ewig. Und wie die Quelle zu allen Zeiten dieser Welt ist, während sie im elementischen Fleischhaus steckt, so ist auch die Tinktur und das Wohnhaus der Seele. Aus welcher Quelle, sei es die göttliche oder höllische, sich das Gemüt aneignet, in dieser lebt der Wurm, und aus diesem Prinzip ißt er, und so ist er entweder ein Engel oder Teufel. Aber sein Gericht ist nicht in dieser Zeit, denn er steht in beiden Pforten, solange er im Fleisch lebt, auch wenn er sich in den Abgrund vertieft, was ich noch zuhöchst und deutlich behandle, wenn ich von den Sünden der Menschen schreibe, und wie auch bei Kain nachzulesen ist.

15.65. Das Gemüt, das im Licht der Natur nichts (Wahres) erkennt, wird sich über solches Schreiben wundern und vermeinen, es sei nicht so. Gott habe den Menschen nicht aus solchem Ursprung gezogen und geschaffen. Nun siehe, du lieber Verstand und teures Gemüt, gib deine fünf Sinne her und ich will es dir zeigen, ob es wahr sei. Ich will es dir beweisen, daß du nicht einen Funken hast, dich in anderen Grund zu zwingen, es sei denn, du willst dir dein Herz im tierischen Verstand vom Teufel verbittern lassen und das Licht der Natur verachten, das doch vor Gott ist. Wenn du wirklich auf so tierischem Weg bist, dann laß meine Schriften ungelesen. Sie sind nicht für solche Säue geschrieben, sondern für die Kinder, die das Reich Gottes besitzen sollen. Denn ich habe sie mir selbst und den Suchenden geschrieben, und nicht den Klugen und Gelehrten dieser Welt.

15.66. Siehe, was sind deine fünf Sinne, in welcher Kraft stehen sie, oder wie kommen sie in das Leben des Menschen? Woher kommt dein Sehen, daß du im Licht der Sonne siehst und sonst nicht? Bedenke dich hoch, willst du ein Naturkundiger sein und das Licht der Natur rühmen?! Du kannst nicht sagen, du sähest allein durch die Sonne. Es muß auch etwas sein, das der Sonne Licht sieht und von der Sonne Licht eine Infizierung (Empfindung) hat, so daß der Stern in deinen Augen erscheint. Er ist nicht nur die Sonne, sondern steht im Feuer und Wasser, und sein Glanz, der der Sonne Licht empfängt, ist ein Blitz (des Blicks), der aus der feurigen, herben und bitteren Galle entspringt, und das Wasser macht ihn sanft. Nun vernimmst du hier zwar nur das Äußerliche, als das dritte Prinzip, darin die Sonne, Sterne und Elemente stehen, doch solches ist auch innerlich in allen Kreaturen dieser Welt.

15.67. Nun, was macht denn das Gehör, so daß du hörst, was tönt und sich regt? Willst du sagen, das kommt nur vom Schall der äußeren Dinge, die da erschallen? Nein, es muß auch etwas sein, das den Schall empfängt, mit dem Schall inqualiert (wechselwirkt) und den Ton unterscheidet, was gepfiffen oder gesungen wird. Das Äußere kann es nicht allein tun. Das Innere muß den Schall empfangen und unterscheiden. Siehe, hier findest du des Lebens Aufgang und die Tinktur, in der das Leben steht. Denn die Tinktur des Schrecks im Aufgang des Lebens in der Zersprengung der finsteren Tore steht im Schall und hat seine Pforten nahe am Feuerblitz neben den Augen offen und fängt (bzw. empfängt) allen Schall, der da tönt.

15.68. Denn das äußerliche Tönen inqualiert mit dem inneren und wird durch die Essenzen unterschieden. Und die Tinktur nimmt alles an, sei es gut oder böse, und bezeugt damit, daß sie mit ihren Essenzen, die sie gebären, nicht aus der Gottheit geboren ist. Denn sonst ließe die Tinktur nicht das Böse und Falsche in die Essenzen der Seele.

15.69. So können wir uns nun entsinnen, daß der Schall in der Tinktur des Menschen höher ist als der in Tieren, denn er erkennt und unterscheidet alle Dinge, die da tönen, und erkennt, woher es kommt und wie es entsteht. Das kann kein Tier, sondern es gafft es an und weiß nicht, was es ist. Darin versteht man, wie des Menschen Ursprung aus dem Ewigen ist, so daß er das Ding erkennen kann, das da in der Ausgeburt aus dem Ewigen geworden ist. Und so kann man erkennen: Weil alle Dinge aus dem ewigen Nichts in Etwas gesetzt sind, das begreiflich ist, und da es doch kein Nichts, sondern ein Quell ist, deshalb soll es nach dem Zerbrechen des Körpers in der ewigen Bildung stehen, aber nicht im (wahrhaft erkennenden) Geist, weil es nicht aus dem ewigen Geist ist. Wenn es aus diesem Geist wäre, dann würde es auch den Ursprung aller Dinge erkennen, wie der Mensch, der den Schall aller Dinge empfängt und unterscheidet.

15.70. So muß nun des Menschen Gehäuse des Schalls, in dem die Vernunft ist, seit Ewigkeit sein, obwohl er sich im Fall Adams in die Zerbrechlichkeit und in große Unvernunft gesetzt hat, wie noch folgen wird. Das Gleiche finden wir auch vom Geruch, denn wenn der Geist nicht im Schall stände, dann dränge auch kein Geruch irgendeines Dinges in die Essenzen, denn der Geist wäre ganz und geschwollen. Weil er aber in der Pforte der zersprengten Finsternis im Schreck und Schall steht, so dringen die Kräfte von allen Dingen in diese Pforte ein und probieren sich miteinander. Und was den körperlichen Essenzen des Geistes entspricht, das begehrt er und zieht es in die Tinktur. Da greifen dann Mund und Hände zu und sacken es in den Magen, in den Vorhof der vier Elemente, davon die irdischen Essenzen der Sterne und Elemente essen.

15.71. In gleicher Weise ist auch der Geschmack ein Probieren und Anziehen der Tinktur in die Essenzen des Geistes, und das Fühlen ebenfalls. Doch wenn der Geist des Menschen mit seinen Essenzen nicht im Schall stände, dann wäre auch kein Fühlen möglich. Denn nur wenn die herbe Essenz an sich zieht, dann erregt sie den bitteren Stachel im Feuerblitz, der sich dann regt (und bewegt), sei es mit Greifen, Stoßen oder Schlagen, und so wird in allem Berühren der bittere Stachel im Feuerblitz erweckt, und darin steht das Regen (und Bewegen) als in der Tinktur. (Das heißt: Der Schall bzw. Klang ist als geistige und energetische Schwingung eine grundsätzliche Voraussetzung für alle weiteren Bewegungen, Entstehungen und sinnlichen Empfindungen wie das Fühlen, Sehen, Schmecken und Riechen.)


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