Die drei Prinzipien Göttlichen Wesens

(Text von Jacob Böhme 1619, deutsche Überarbeitung 2021)

8. Kapitel - Die Schöpfung der Kreaturen

Von der Schöpfung der Kreaturen und dem Aufgang aller Gewächse, wie auch von den Sternen und Elementen und dem Ursprung der Wesen dieser Welt.

8.1. Wie im vorhergehenden Kapitel eingangs erklärt wurde, ist es nichts Ungewöhnliches, wenn ein Mensch von der Schöpfung dieser Welt redet, schreibt und lehrt, obwohl er nicht dabeigewesen war, wenn er nur die wahre Erkenntnis im Geist hat. Denn darin sieht er wie in einem Spiegel alle Dinge in der Mutter, der Gebärerin aller Dinge. Denn es liegt je ein Ding im anderen, und je mehr er sucht, desto mehr findet er. Er muß sein Gemüt nicht über diese Welt hinausschwingen, denn er findet alles in dieser Welt und dazu in sich selbst, ja, in allem, was lebt und webt. Alles, was er nur ansieht und erforscht, darin findet er den Geist mit dem Schöpfungswort, und darin spiegelt sich die göttliche Kraft in allen Dingen, wie geschrieben steht: »Das Wort ist dir nahe, ja in deinem Mund und Herzen. (5.Mose 30.14)« Denn wenn das Licht Gottes im Zentrum des Seelengeistes aufgeht, dann sieht der Seelengeist die Schöpfung der Welt klar und deutlich wie in einem klaren Spiegel, und das ist nichts Fernes.

8.2. Damit will ich den Leser an die Geschöpfe verwiesen haben, darin sollte er forschen, und er wird alles so finden und noch viel Wunderlicheres, was man nicht aufschreiben oder aussprechen kann, sofern er nur aus Gott geboren ist. Wir dürfen unseren Verstand und die Wissenschaft vom göttlichen Machen oder Schaffen nicht darauf gründen, wie ein Mensch etwas macht oder schafft, gleich einem Töpfer, der aus Ton ein Gefäß macht, oder einem Schnitzer, der ein Bild macht, wie es ihm gefällt. Und wenn es ihm dann nicht gefällt, dann zerstört er es wieder. Nein, die Werke Gottes in der Schöpfung der Welt sind alle bestimmt, gut und vollkommen gewesen, wie auch Moses schreibt: »Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. (1.Mose 1.31)«

8.3. Denn er hat nicht einen Klumpen Erde nach dem anderen oder viele Klumpen Erde zugleich genommen und Tiere daraus gemacht. Das bewährt sich nicht, und es ist mehr ein tierhafter Gedanke als ein menschlicher (bzw. vernünftiger). Sondern, wie bereits erklärt: Luzifer (der „Lichtbringer“) hatte seinen englischen Sitz und sein Königreich im Reich dieser Welt im ersten Prinzip. Darin stand er körperlich nach Geistesart und war durchleuchtet mit allen anderen (Engeln) wahrhaft im Paradies und wohnte in göttlicher Kraft. Aber durch überheblichen Stolz war er aus dem Licht Gottes gefallen. Und nachdem der Teufel mit seinen Legionen gefallen war und nach seiner eigenen Mutter, der Feuer-Wurzel, gegriffen hatte, um vermeintlich über die Güte des Herzens Gottes zu herrschen, so blieb ihm seine Wohnung nur im ersten Prinzip in der feurigen und finsteren Matrix (ohne göttliches Licht). Und dazu hat Gott die Ausgeburt aus der Matrix zu einem Prinzip erschaffen, und hat in der ewigen Matrix in ihrem sehnenden Willen das Zentrum der Lebensgeburt aufgeschlossen. Und hier ist nach der Gottheit Recht (in der Form, wie sich die ewige Gottheit seit Ewigkeit immer gebiert) das dritte Prinzip aufgegangen, in dem die Gottheit gleichsam wie verborgen steht, aber sich doch in allen Dingen kräftig einbildet, und das ist nun dem Teufel unbegreiflich und ohne Nutzen.

8.4. Das dritte Prinzip ist aber ein Gleichnis der paradiesischen Welt, die geistig ist und darin verborgen steht. Und so hat sich Gott offenbart, weil die geistige Welt der Engel in diesem Reich nicht beständig war. Deshalb hat er dem Reich auch ein zweites Prinzip gegeben, damit doch ein Licht aufgeht und eine liebliche Wonne sei. Denn der Vorsatz Gottes mußte bestehen (denn Gott ist Wahrheit), und eher mußten die ersten Kreaturen in der Finsternis bleiben.

8.5. Also sollte man nun die Matrix dieser Welt mit den Sternen und Elementen nicht so betrachten, als wäre Gott nicht allgegenwärtig. Denn seine ewige Weisheit und Kraft hat sich mit dem Schöpfungswort in alle Dinge eingebildet, und er selbst ist der Werkmeister, und im Schöpfungswort sind alle Dinge hervorgegangen, ein jedes in seiner Essenz, Kraft und Eigenschaft.

8.6. Denn wie ein jeder Stern am Firmament eine andere Eigenschaft hat, so ist auch die Mutter, aus der die Quintessenz der Sterne ausgegangen ist. Denn als die feurige Gestalt der Sterne von ihr getrennt wurde, wurde sie damit nicht vom ersten und ewigen Geburtsrecht getrennt, sondern hat ihre ewige Kraft behalten. Allein die erhobene (aufstrebende) Feuersmacht ist von ihr abgeschieden, so daß sie nun eine liebliche Wonne und sanfte Mutter ihrer Kinder ist.

8.7. Als nun Gott am ersten Tage den Klumpen der Erde in der großen Tiefe dieser Welt zusammengezogen hatte, da wurde die Tiefe klar und rein, aber finster, und hatte kein Licht in der Matrix. Nur die Quintessenz, das ist die fünfte Gestaltungsqualität (des Liebe-Feuers) in der Matrix, hat wie ein Feuer geleuchtet. In dieser Quintessenz schwebte der Geist Gottes mit dem Schöpfungswort auf der wäßrigen Matrix (dem Urmeer oder Meer der Ursachen), und die Erde war ganz wüst und leer, nicht einmal ein Gräslein gab es.

8.8. So schreibt nun Moses: »Und Gott sprach „Es werde Licht!“, und es wurde Licht. (1.Mose 1.3)« Dieses Licht ist nun die fünfte Gestaltungsqualität in der Matrix gewesen. Denn die Quintessenz war in der Matrix noch nicht geschaffen und abgeschieden worden, bis zum vierten Tag, als Gott Sonne und Sterne daraus geschaffen hatte und das Licht von der Finsternis schied. Da hatte das Licht die Kraft der hellen Ausstrahlung in sich zu eigen bekommen, und die Feuer-Wurzel blieb im Zentrum der Finsternis verborgen.

8.9. Am zweiten Tag hat Gott die Feste des Himmels geschaffen, den starken Verschluß zur Finsternis der ursprünglichsten Matrix, damit sich diese nicht mehr entzünde und Erde und Steine gebäre. Darum hat er den Verschluß oder die Festung aus der Mitte des Wassers gemacht, das die Macht des Feuers abwehrt. Und so ist der sichtbare Himmel entstanden, daraus die Geschöpfe abstammen und nun auch die Elemente von Feuer, Luft und Wasser kommen.

8.10. Am dritten Tag hat Gott durch das Schöpfungswort die Gewässer auf Erden zerteilt und besondere Orte geschaffen, damit es eine Wonne auf Erden sei, daß die Erde trocken geworden war. Als dies nun geschehen war, hat Gott das Geschöpf gesucht, und entsprechend sprach der ewige Vater, das heißt, er wirkte durch den Sohn in der Erde, der sein Herz und Glanz im Schöpfungswort ist. Da grünte das Leben aus dem Tod, und Gras und Kraut gingen auf, sowie allerlei Bäume und Kräuter, ein jedes nach dem ewigen Quell, wie er zuvor gewesen war. So wird eine jede Essenz sichtbar, und so offenbart Gott seine ewige Kraft mit den vielerlei Kräutern, Bäumen und Stauden. Wer das betrachtet, kann Gottes ewige Kraft und Weisheit erkennen. Denn wenn er aus Gott geboren ist, dann erkennt er an allen Gräslein seinen Schöpfer, in dem er lebt.

8.11. So ist in dieser Stunde alles hervorgegangen, was in der Erde lebt, denn die Matrix der Erde stand bis zum dritten Tag wie im Tod. Aber durch den großen Sturm im Schöpfungswort grünte nun das Leben wieder aus dem Tod aus, und die ewige Kraft und Weisheit Gottes hat sich an der blühenden Erde sehen lassen, die sich mit dem Schöpfungswort überall eingebildet hatte. Hierin liegt ein großes Geheimnis, wie Christus als Mensch bis zum dritten Tag in der Erde gewesen war und dann aus der Zeit des Todes wieder hervorgebracht wurde. Aber der Mensch will so blind sein und es nicht erkennen.

8.12. Darin sieht man sehr schön das Gleichnis der paradiesischen Welt. Denn obgleich vieltausenderlei Kräuter in einer Wiese nebeneinanderstehen, und eines jeweils kräftiger und schöner als das andere ist, so mißgönnt doch keines dem anderen seine Gestalt, sondern eine liebliche Wonne ist in Einer Mutter. So ist auch eine Unterscheidung im Paradies, damit eine jede Kreatur seine große Freude an der Kraft und Schönheit der anderen habe, und das ist die ewige Kraft und Weisheit Gottes ohne Zahl und Ende, wie du vorn im dritten Kapitel vom Aufschließen der Zentren des ewigen Lebens findest. Du wirst aber kein Buch finden, in welchem du die verinnerlichte göttliche Weisheit besser erforschen und erkennen könntest, als wenn du auf eine grüne und blühende Wiese gehst. Dort wirst du die wunderliche Kraft Gottes sehen, riechen und schmecken, auch wenn es nur ein Gleichnis ist, denn die göttliche Kraft ist im dritten Prinzip materiell geworden, und damit hat sich Gott im Gleichnis offenbart. So ist es dem Suchenden ein gütiger Lehrmeister, und er findet hier sehr viel.

8.13. Am vierten Tag hat Gott den Ort dieser Welt recht beim Herzen genommen, denn er hat den weisen Meister aus seiner ewigen Weisheit im dritten Prinzip erschaffen, nämlich die Sonne und Sterne. Hierin sieht man erst recht die Gottheit und ewige Weisheit Gottes wie in einem klaren Spiegel, obwohl das vor Augen sichtbare Wesen nicht Gott selbst ist, sondern es ist die Göttin im dritten Prinzip, die schließlich in ihrem Äther (Raum) wieder vergeht und ein Ende nimmt.

8.14. Obwohl man die Perlen nicht so auf den Weg werfen sollte, daß die Tiere mit ihren Füßen darauf trampeln, und noch viel weniger an die Säue wie Abfälle verfüttern. Denn der leichtfertigen (oberflächlichen) Welt wird dies nichts nützen, weil sie nur ihren Mißbrauch darin sucht, denn so hat es ihr der Teufel gelehrt, dem sie dient. Und wenn sie dann den Grund des Himmels und der Sterne gelernt hat, dann will sie Gott sein, ganz wie es Luzifer tat. Doch ich will trotzdem etwas vom Aufgang und der Kraft der Sterne schreiben, weil der Mensch und alle Kreaturen in deren Kraft, Trieb und Wesen leben, und eine jede Kreatur ihre Eigenschaft daraus empfängt. Möge es den Suchenden helfen, die gern dem tierhaften Menschen entfliehen und im wahren Menschen leben wollen, der Gottes Bild und Gleichnis ist, und denen es überaus nötig ist, dies zu erkennen. Also auch um der Lilie willen, die da am Baum des Grimms gegen Mitternacht in der Matrix wächst.

8.15. Moses schreibt, Gott habe gesprochen: »Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht, und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre, und sie seien Lichter an der Feste des Himmels, daß sie scheinen auf Erden! Und so geschah es. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, so daß sie auf Erden schienen und den Tag und die Nacht regierten, und sie schieden Licht und Finsternis. (1.Mose 1.14-18)«

8.16. Obwohl Moses zu Recht geschrieben hat, daß sie Tag und Nacht regieren sollen, auch Licht und Finsternis scheiden und Zeiten, Jahre und Tage machen, so ist es doch dem ernsthaften Leser nicht verständlich genug. Denn man findet gar ein Hohes in der Sterne Kraft und Gewalt, nämlich wie alles Leben und Gewächs, die Farben und Tugenden, Dickes und Dünnes, Kleines und Großes, Gutes und Böses durch ihre Kraft herrühren. Darin hatten sich dann auch die weisen Heiden vergafft und sie als Gott verehrt. Darum will ich etwas von ihrem Ursprung schreiben, soweit mir dieses um der Suchenden willen gewährt wird, welche die (göttlichen) Perlen begehren. Aber den Säuen und anderen wilden Tiermenschen habe ich nichts geschrieben, weil sie die Perlen in den Dreck treten und den Geist der Erkenntnis verspotten und verachten. Sie mögen mit der ersten Welt der Sündflut auf das Feuer warten. Denn wenn sie kein Bildnis der Engel tragen wollen, dann müssen sie das Bildnis von Löwen und Drachen wie auch bösartiger Würmer und Tiere tragen. Wenn sie sich nicht raten lassen wollen, damit Gott ihnen helfe, dann müssen sie es doch selbst erfahren, ob sie von der Schrift der Weissagung angelogen wurden oder nicht.

8.17. Der Evangelist Johannes schreibt vom Ursprung der Wesen und Geschöpfe dieser Welt so ganz hoch und recht, wie man sonst in keiner Schrift in der Bibel findet: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen. (Joh. 1.1)«

8.18. Siehe, was Johannes sagt: Im Anfang der Schöpfung und vor Zeiten der Welt ist das Wort gewesen (wir sprechen heute von „Information“), und das Wort ist Gott gewesen, und im Wort ist das Licht (des Bewußtseins) gewesen, das schien in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfassen können. Darin versteht man deutlich (1.), wie das ewige Licht Gott sei, und (2.), wie es in der ewigen Kraft seinen ewigen Ursprung habe, und (3.), wie es das ewige Wort sei, das in der Finsternis scheine. Weil nun dieses Wort an allen Orten alles geschaffen hat, so ist es auch an allen Orten gewesen, denn ohne dasselbe ist nichts gemacht.

8.19. Nun hatte aber dieses Wort keine Materie, daraus es etwas machen konnte, sondern aus der Finsternis hat es alle Dinge geschaffen und ans Licht gebracht, daß es erscheine und da sei. Denn in ihm war das Leben, und er gab das Leben ins Geschöpf, und das Geschöpf ist aus seiner Kraft, und die Kraft ist materialistisch geworden, und das Licht scheint darin, und die materialistische Kraft kann es nicht ergreifen, denn sie ist in der Finsternis. Weil aber die materialistische Kraft das Licht nicht ergreifen kann, das seit Ewigkeit in der Finsternis scheint, so hat ihm Gott ein anderes Licht gegeben, das aus der (materialistischen) Kraft geworden ist, nämlich die Sonne. Diese leuchtet nun in der Schöpfung, so daß die Schöpfung im Licht und offenbar sei.

8.20. Denn gleichwie (1.) die Gottheit die Kraft und das Licht des Paradieses im zweiten Prinzip ist, so ist die Sonne die Kraft und das Licht dieser materiellen Welt im dritten Prinzip. Und wie (2.) die Gottheit in der ewigen Finsternis im ersten Prinzip scheint, so scheint die Sonne in der Finsternis im dritten Prinzip. Und wie (3.) die Gottheit die ewige Kraft und der Geist des ewigen Lebens ist, so ist die Sonne die Kraft und der Geist im zerbrechlichen (vergänglichen) Leben.

8.21. Nun ist ein Geist nichts anderes als ein aufsteigender Wille, und im Willen ist die Ängstlichkeit zur Geburt, und in der Ängstlichkeit gebiert sich das Feuer, und im Feuer das Licht, und vom Licht wird der Wille freundlich, lieblich, mild und süß, und im süßen Willen gebiert sich die Kraft, und aus der Kraft gebiert sich das Reich und die Herrlichkeit (»Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.«). Also behält das Licht die Macht, denn wo das verlöscht, dort hört die Kraft und Herrlichkeit auf, und damit auch das Reich.

8.22. Gott, der das ewige Licht ist, der ist auch der ewige Wille und scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat den Willen ergriffen. Und in diesem Willen, den die Finsternis ergriffen hat, geht die Ängstlichkeit auf, und in der herben Ängstlichkeit das Feuer, und im Feuer das (weltliche) Licht, und aus dem Licht die Kraft, und aus der Kraft das Reich. Dann sind aus dem Feuer das Gestirn und auch die Sonne geworden, und aus der Kraft der Himmel, aber das Reich ist Gottes Reich. Dies alles war im ersten Willen in der Schöpfung ineinander, und dann schied Gott den feurigen Willen vom milden Willen des Lichtes, und nannte wegen ihrer jeweiligen Kraft den feurigen Willen „Sterne“ und den milden Willen „Himmel“.

8.23. Die Sonne ist die Göttin im dritten Prinzip in der geschaffenen Welt, das heißt, in der materiellen Kraft, und diese ist aus der Finsternis in der Ängstlichkeit des Willens auf Art und Weise der ewigen Geburt ausgegangen. Denn als das Licht Gottes das Schöpfungswort in die Finsternis setzte, da empfing die Finsternis den Willen Gottes und wurde schwanger, um zu gebären: So gebiert der Wille die Herbigkeit und das Anziehen, das Kämpfen des Anziehens bringt Bewegung und gebiert die Bitterkeit, die Bitterkeit gebiert das Leid, das Leid die Ängstlichkeit, und die Ängstlichkeit das Regen, Aufbauen und Zerbrechen (Geburt, Wachstum und Sterben). Nun kann die Herbigkeit das Kämpfen nicht erdulden und zieht noch härter an sich, und die Bitterkeit oder das Anziehen läßt sich nicht abhalten, sondern zerbricht und sticht so hart im Anziehen, bis es die Hitze erweckt, in welcher der Blitz aufgeht, und vom Blitz erschrickt die finstere Herbigkeit, und im Schreck entzündet sich das Feuer, und im Feuer das Licht. Nun würde hier kein Licht, wenn nicht der Schreck in der Herbigkeit geschähe, sondern es bliebe nur das Feuer. Aber der Feuer-Schreck in der Herbigkeit tötet die harte Herbigkeit ab, so daß sie wie unter sich selbst zu Boden sinkt und wie tot und ohnmächtig wird. Und wenn sich dann der Blitz in der Herbigkeit erblickt, dann erschrickt er noch viel mehr, wenn er die Mutter so still und halbtot in Ohnmacht findet. In diesem Schreck wird sein feuriges Naturrecht weiß, sanft und mild, und das ist die Entzündung des Lichtes, wenn das Feuer in eine weiße Helligkeit verwandelt wird.

8.24. Auf eine solche Art ist im Schöpfungswort die Sonne aufgegangen, und aus der Sonne in ihrer ersten Entzündung entstanden die anderen Planeten, wie aus der wütenden Bitterkeit über ihr der Mars, den der Sonnenglanz gehalten hat, als ihn dieser erblickte. Und aus der Sonne Kraft, die sich höher erhoben hatte, wurde der Jupiter im Zentrum des Schöpfungswortes gefangen. Aus der ängstlichen Kammer kam der Saturn, und unter ihm die Venus mit sanfter Milde, als die Herbigkeit überwunden wurde und sanft und süß wie das Wasser unter sich sank. Als sich das Licht entzündete, wurde aus dem herben Grimm die Liebe mit der Demut, die unter sich stieg, und aus der überwundenen Kraft in der Herbigkeit kam der Merkur. Darin steht die Wissenschaft, was im Ursprung vor dem Licht war. Und als dann das Licht die Kraft im Reich der Sonne materialistisch machte, erschien gleichsam auf irdische Art der Mond.

8.25. Doch weil dies die Welt nicht (auf geistige Weise) begreift, sondern nur verspottet, will ich hier den Säuen keine weiteren Perlen geben, denn es gehört ein anderes Licht zu dieser Erkenntnis, und so will ich es übergehen und fortfahren.

8.26. Aus der Ängstlichkeit der Finsternis sind alle Dinge entstanden, als Gott das Schöpfungswort dahinein gesprochen hatte. Die Ängstlichkeit entspringt im Schöpfungswort, das Schöpfungswort im Willen, und der Wille ist ewig und ohne Ursprung, denn er ist in Gott die Matrix der Gebärerin.

8.27. Nun ist Gott unsichtbar, der Wille ist unsichtbar und auch die Matrix ist unsichtbar, aber sie sind doch im Wesen und sind von Ewigkeit und bleiben in Ewigkeit. Und das Wort ist die Kraft des Willens, und die Kraft macht das Schöpfungswort, und das Schöpfungswort macht das Reich, und das ist alles gleich ewig in seinem Wesen. Der Wille hat von Ewigkeit das Wort geboren, und das Wort die Kraft, und die Kraft den Geist, und im Geist ist das Licht, und im Licht sind Macht, Verständnis und Erkenntnis, sonst wäre alles ein Nichts.

8.28. Dieses Licht hat in der Erkenntnis und im Verständnis gewirkt und ein Gleichnis seines Wesens geboren, und das Wesen, das da wirkte, war das Schöpfungswort, und das Schöpfungswort formte das Gleichnis, das aus dem ewigen Willen geboren wurde, und machte es sichtbar. Und das Gleichnis wurde aus der Finsternis geboren, aus dem ewigen Nichts, wo doch etwas war, nämlich der Ursprung der Ängstlichkeit, daraus seit Ewigkeit der ewige Wille entspringt.

8.29. So hat nun das Gleichnis durch das Schöpfungswort auch einen solchen Willen empfangen, wie der ewige Wille ist, und hat die Kraft geboren, und die Kraft ist der Himmel, und das Licht, das in der Kraft scheinend wurde, ist die Sonne, und diese wirkt in der Kraft, so daß da Verständnis und Erkenntnis sind, sonst wäre in dieser Welt alles ein unbewegliches Wesen, und alles läge still, auch wüchse weder Kraut noch Gras.

8.30. So ist nun im Schöpfungswort aus der Ängstlichkeit das Gleichnis der Erkenntnis und des Verstandes aufgegangen, und das ist das (astrale) Gestirn und die fünfte Gestaltungsqualität (des Liebe-Feuers) im Schöpfungswort der Geburt. Denn das Schöpfungswort hat die Gestaltungen in der Geburt unterschieden, so daß jede Essenz besonders sei, wie Hart, Weich, Dick, Dünn, Hitze, Kälte, Bitter, Herb, Sauer, Süß und so fort, wie vor Augen steht und in der Matrix des Himmels geblieben ist. Der Geist geht von ihr aus wie eine Lust, und der Geist empfängt vom Gestirn die (gedankliche) Verständigkeit, denn sie sind wie ein (Ketten-) Glied im anderen in einer Mutter.

8.31. Nun ist die Matrix und der im Schöpfungswort geschaffene Himmel mit den Sternen das Gleichnis dessen, was von Ewigkeit gewesen ist, aber nicht sichtbar. Und das Schöpfungswort ist im Gleichnis verborgen, und das Paradies, in dem die Engel wohnen, ist in der Matrix verborgen, und Gott ist im Paradies scheinend und doch unbegreiflich, so wenig der Sonne Schein ergriffen werden kann.

8.32. Wie nun Gott unermeßlich ist, so ist auch das Gleichnis unermeßlich. Denn Er ist im Gleichnis, und das Gleichnis begreift Ihn nicht. Das Gleichnis ist sein Werk, das Schöpfungswort ist der Werkmeister, das Gestirn ist das Werkzeug, und die Matrix mit den Elementen ist das Material, aus dem der Meister schnitzt und macht.

8.33. So macht nun der Meister immerfort ohne Bedacht, und was er trifft, das macht er, denn das Bedenken liegt im Werk. Darum steht die ganze Natur in großem Ängstigen und Sehnen, um von der Eitelkeit loszukommen, wie die Schrift solches auch bezeugt, weil sie in sich das Paradies schmeckt, und im Paradies die Vollkommenheit. Und so ängstigt und erhebt sie sich nach dem Licht Gottes und dem Paradies, und bringt in ihrer Ängstlichkeit immer etwas Schöneres, Höheres und Neues hervor, wie das im Gemüt der Menschen genügend erfahren und verstanden wird. Sogar einem geringen Verstand ist es ersichtlich, daß im Werk immer etwas Wunderliches an den Tag kommt, wie das an Menschen und Tieren, ja auch an Kraut und Gras zu sehen ist, wenn du nicht ganz blind bist.

8.34. Auf diese Art und Weise hat Gott durch das Schöpfungswort aus der Kraft das Gleichnis seines Wesens am vierten Tag zugerichtet, daß es eine Matrix sei, die von allem in seinem Wesen ein Gleichnis aus der Weisheit gebäre, was von Ewigkeit in ihm gewesen ist, so daß alle Gestaltungen hervorgingen und sichtbar würden, die von Ewigkeit in der Matrix gewesen sind. Und das Gleichnis der vielfältigen und gleichsam unerforschlichen Arten von Kraft und Tugend sind die Sterne. Sie geben ihre Kraft alle in die Matrix des Himmels, und der Himmel gibt diesen Geist den Kreaturen. Also gehen alle Kreaturen nach dem gleichen Wesen einher und werden nach dem gleichen (ganzheitlichen) Geist formiert (bzw. informiert), und der ist ihre Kraft, ihr Geist und ihr Leben.

8.35. Als nun Gott solches am vierten Tage vollendet hatte, sah er es an und betrachtete es als gut, wie Moses schreibt. Danach wollte Gott in seinem ewigen Willen, daß dieses Reich oder Prinzip auch kreatürlich (und fruchtbar) sei, wie das vollkommene Reich des Paradieses, so daß lebendige Kreaturen darin wären. Und der Wille setzte die Kraft, die das Wort ist, ins Schöpfungswort, und da gebar die Matrix am fünften Tag allerlei Kreaturen, jedes nach seiner Art. Die allerlei Arten kannst du so verstehen, wie auch die Matrix von vielerlei Art ist, wie du dies am Gestirn ersinnen kannst.

8.36. Doch nun werde ich dem Meister unter seinem gekrönten Hütlein in seine Schule fallen, der da fragen wird, woraus die Tiere, Vögel, Fische und Würmer gemacht worden sind? Denn er will es so haben, daß alles aus Erde gemacht sei, und bestätigt das durch Moses. Doch er versteht Moses so wenig wie das Paradies, das er in allem nur leiblich haben will. Darum ist ein großer Tod im Verstand, und obwohl ich deutlich genug schreibe, werde ich doch diesem Tod in der unverständigen Seele immer noch stumm bleiben. Aber dafür kann ich nichts, denn es heißt: »Ihr müßt von Neuem geboren werden, wollt ihr das Reich Gottes sehen. (Joh. 3.5)« Willst du dies also erkennen, dann lege das Hütlein des überheblichen Stolzes in deinem Gemüt beiseite, und spaziere mit in den paradiesischen Rosengarten. Dort findest du ein Heilkraut, und wenn du davon ißt, dann werden deine Augen aufgetan, so daß du erkennst und siehst, was Moses geschrieben hat.

8.37. Die Glossen, die über Moses vom Verstand gesetzt wurden, werden dir das Paradies nicht zeigen, noch vielweniger den Schöpfer. Der Prophet und Apostel hat in der Paradies-Schule in einer Stunde mehr gelernt, als der Doktor in seiner Schule in dreißig Jahren. Es liegt also nicht an der eigenen Klugheit. Wem Gott will, dem gibt er es umsonst, was um kein Geld und keine Gunst zu kaufen ist. Das wird dir auch König Salomon sagen (»Was soll dem Narren Geld in der Hand, um Weisheit zu kaufen, wenn er doch ein Narr ist? Spr. 17.16). Wenn wir aber so irdisch gesinnt sein wollten und denken, Gott hätte alle Tiere bloß aus Erdklumpen gemacht, woraus ist dann ihr Geist gemacht? Zumal das Fleisch nicht bloß Erde, und das Blut nicht bloß Wasser ist, und weil die Erde und das Wasser kein Leben haben. Auch wenn noch die Luft (als Atem) hineinkommt, dann bleibt es doch noch eine Substanz, die nur im Schöpfungswort grünt. Denn die Tinktur, die im Feuer aufgeht, ist noch verborgen, daraus das edle Leben lebendig wird.

8.38. Moses schreibt so: »Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor allerlei lebendige Tiere, ein jegliches nach seiner Art. (1.Mose 1.24)« Nun ist die Frage, woraus kommen sie? Aus der Matrix. Und wer ist die Matrix, daraus die Tiere kommen sollten? Es sind die vier Elemente, die auch in der Erde sind. Das Schöpfungswort hat die Tiere ganz einfach herausgebracht, wie sie im Wesen sind, nicht vom Himmel, sondern aus der Matrix der Erde. Und die Matrix der Erde ist mit der Matrix der Tiefe über der Erde ein Wesen und ein Regiment. Das Gestirn herrscht in Allem und ist der Limbus (Samen) oder Mann, darin die Tinktur (aus dem Urmeer oder Meer der Ursachen) steht, und in der Matrix (dem Mutterleib) der Erde ist dieser Geist wässernd (und befruchtend). Allein darum sind sie (die lebendigen Tiere) aus der Matrix der Erde hervorgekommen, damit sie von der Essenz der Erde wären und von der Frucht essen können, die aus der Erde wächst. Denn ein jeder Geist begehrt entsprechend seiner Mutter, aus der er geboren ist.

8.39. Wenn nun das Tier bloß aus einem Erdenkloß wäre, dann äße es Erde. Weil es aber aus der Matrix der Erde durch das Schöpfungswort hervorgegangen ist, so begehrt es auch solche Speise, welche die Matrix aus ihrer Essenz hervorbringt, und ist nicht Erde, sondern Fleisch. Das Fleisch aber ist eine vermengte Masse (aller Elemente), daraus der Körper geworden ist, und der Geist des Gestirns verwirklicht darin die Tinktur, welcher wie in Einer Mutter überall herrscht und das Verständnis in allen Lebewesen dieser Welt bewirkt. Denn der Geist des Gestirns herrscht in allen Dingen, in der Erde, den Steinen, Metallen, Elementen und Kreaturen.

8.40. Denn im Anfang der Schöpfung ist alles aus einem Wesen geboren worden, und als die Erde materiell wurde, war nur eine Unterscheidung voneinander geschehen. Darum ist nun ein heftiger Hunger in einem jeden, eines nach dem anderen, dessen wir ein Beispiel an der Fortpflanzung haben, um dessentwillen auch die Scheidung so geschehen war. Denn du siehst, daß es Männlein und Weiblein gibt, die sich gegenseitig heftig zur Vereinigung und Befruchtung begehren. Das ist ein großes Geheimnis: Siehe, als der Schöpfer durch das Schöpfungswort die Matrix abgeschieden hat, da hat er die fünfte Gestaltungsqualität (des Liebe-Feuers) in der (ewigen) Matrix vom Aquaster (der Wassernatur) geschieden. Denn die fünfte Qualität ist himmlisch und unzerbrechlich, solange dieses Reich der Welt besteht, und die Wurzel der fünften Qualität hält das Paradies. Ich will es noch verständlicher ausdrücken, um der begierigen Einfalt willen.

8.41. Siehe, wie schon oft erklärt, als durch das Schöpfungswort in der ängstlichen Matrix der finsteren Herbigkeit das Feuer im zerbrechenden Rad in der Entzündung aufgegangen war, und im Feuer das Licht der Sonne und aller Sterne, da ist in der herben Matrix, die vom Licht dünn, demütig und materialistisch zu Wasser geworden war, der holdselige Quell der Liebe aufgegangen, so daß eine Gestalt die andere wegen der Sanftmut des Lichtes heftig liebt, und das war in alle Gestaltungen gekommen. Nun war aber diese Sanftmut (und Güte) ein neues Kind, das nicht im finsteren Ursprung in der Ängstlichkeit war, und dieses Kind war das Paradies. Weil es aber nicht in der Materie stand, konnte es die Matrix der Herbigkeit nicht ergreifen. Sondern sie gab alles, um nach dem Feuer und der Bitterkeit ganz begierig und sehnend mit großem Willen, den freundlichen Quell der Liebe zu ergreifen, aber konnte ihn doch nicht fassen, denn er war paradiesisch. Und so steht sie immer noch in großer Sehnsucht und gebiert das Wasser.

8.42. Nun hat aber Gott das Feuer als die Quintessenz oder fünfte Gestaltungsqualität vom Wasser geschieden und daraus die Sterne gemacht, und das Paradies war in der Matrix verborgen. So begehrt nun die Wasser-Mutter mit großem Ernst den Feuer-Vater und wünscht das Kind der Liebe, und der Feuer-Vater wünscht es in der Wasser-Mutter, damit es von ihr geboren werde, und so ist ein heftiges Begehren zwischen ihnen, eines nach dem anderen, sich zu vermischen.

8.43. Nun sprach Gott: »Es kommen hervor allerlei Tiere, ein jedes nach seiner Art!« Daraufhin sind aus jeder essentiellen Art Männlein und Weiblein hervorgegangen. Weil sich nun der Sternengeist oder der Geist in der Feuerqualität durch sein Sehnen mit dem Wäßrigen vermischt hatte, so kamen aus einem Wesen zwei Geschlechter, eines nach dem Limbus (Samen) in feuriger Gestaltungsqualität und das andere nach dem Aquaster (der Wassernatur) in wäßriger Gestaltungsqualität, doch so vermischt, daß sie leiblich ähnlich waren. Also wurde das Männlein nach dem Limbus oder der Feuerqualität qualifiziert (bzw. befähigt), und das Weiblein nach dem Aquaster oder der wäßrigen Qualität.

8.44. So ist nun eine heftige Begierde in den Kreaturen. Der Geist des Männleins sucht das liebe Kind im Weiblein, und das Weiblein im Männlein. Denn der unvernünftige Geist des Leibes in den unvernünftigen Kreaturen weiß nicht, was er tut. Sonst würde sich sein Leib nicht so heftig zur Fortpflanzung bewegen. Er weiß auch wohl nichts von der Schwängerung. Allein sein Geist ist so sehr nach dem Kind der Liebe entbrannt, daß er die Liebe sucht, die doch im Paradies ist, daß er so nicht ergreifen kann. Sondern er bringt nur einen Samen hervor, darin wieder das Zentrum zur Geburt ist. Und so ist der Ursprung beider Geschlechter und ihrer Fortpflanzung. Aber das paradiesische Kind der Liebe erreichen sie nicht, sondern es bleibt ein heftiger Hunger, und so geschieht die Fortpflanzung mit großem Ernst.

8.45. Daß ich aber nun schreibe, wie die Sterne in allen Tieren und Kreaturen herrschen, und daß der Sternengeist alle Kreaturen in der Schöpfung gezeugt habe, und daß noch alles in dessen Regiment steht, wird der Unvernünftige nicht glauben wollen, obwohl es sogar der Doktor weiß. So verweise ich ihn an die Erfahrung: Siehe, wenn ein Männlein und ein Weiblein mehrere Kinder zeugen, dann kommen sie zwar alle aus einem Leib, aber haben doch nicht einerlei Art, Farbe und Tugend oder Gestalt des Leibes, und das macht alles der Sterne Änderung. Denn wenn der Samen gesät ist, dann macht der Schnitzer daraus ein Bild, wie er will. Zwar nach der ersten Essenz, denn die kann er nicht ändern, aber den Geist in der Essenz gibt er ihm nach seiner Gewalt, mit Sitten und Sinnen, Farben und Gebärden, wie er selbst ist. Und wie das Gestirn (die astrale Hülle) zu jener Zeit, wenn das Tier seinen Odem aus der Luft holt, in seinem Wesen bezüglich Böse oder Gute ist, also zum Beißen, Stoßen und Schlagen oder auch zur Sanftmut neigt, alles wie der Himmel diesmal ist, so wird auch der Geist und Wille des Tieres. (Und so ist jede Kreatur eine ganzheitliche Kreatur.)


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