Die drei Prinzipien Göttlichen Wesens

(Text von Jacob Böhme 1619, deutsche Überarbeitung 2021)

7. Kapitel - Der Himmel

Vom Himmel, seiner ewigen Geburt und Wesen, und wie die Elemente geboren werden, damit das ewige Band durch Anschauen und Betrachtung der materiellen Welt besser und mehr verstanden wird. - Die große Tiefe.

7.1. Ein jeder Geist sieht nicht weiter als in seine Mutter, aus der er seinen Ursprung hat und in der er steht, denn es ist keinem Geist möglich, in eigener natürlicher Macht in ein anderes Prinzip zu sehen und dieses zu schauen, wenn er nicht darin wiedergeboren ist.

7.2. Der natürliche Mensch aber, den die Matrix dieser Welt in seinem (Sünden-) Fall gefangen hat, dessen natürlicher Geist schwebt zwischen zwei Prinzipien, nämlich dem göttlichen und höllischen. Und er steht in beiden Pforten, und in welches Prinzip er fällt, dort wird er wiedergeboren, entweder im Himmel- oder Höllenreich, und er vermag doch in dieser Zeit keines wahrhaft zu erkennen. So ist er in seiner Substanz und seinem ganzen Wesen ein zweifacher Mensch, denn seine Seele ist in ihrem eigenen Wesen aus dem ersten Prinzip, das von Ewigkeit keinen Grund oder Anfang hat, und sie ist während der Schöpfung des Menschen im Paradies oder Himmelreich durch das Schöpfungswort (Fiat) auf geistige Art entsprechend verkörpert worden. Dazu wurde sie mit der ersten Kraft (die seit Ewigkeit in ihrer ersten eigenen Kraft und in der ersten Wurzel unabtrennbar stehengeblieben ist und durch das zweite Prinzip, nämlich das Herz Gottes, durchleuchtet wurde und damit im Paradies steht) vom wallenden Geist Gottes in die Matrix des dritten Prinzips eingeblasen, nämlich in den gestirnten (astralen) und elementischen Menschen. Dieser Mensch versteht, sofern das Licht Gottes in ihm scheint, den Grund des Himmels und auch der Elemente und sogar der Hölle. Denn wenn das (göttliche) Licht in ihm ist, dann ist er in allen drei Prinzipien geboren, ohne daß er nur ein Funke davon ist, aber er ist noch nicht der große Brunnen, der Gott selbst ist.

7.3. Darum sagt auch Christus: »Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, dann könnt ihr zum Berg sagen „Stürze dich ins Meer!“, und so wird es geschehen. (Matth. 17.20)« Und in dieser Macht haben Menschen durch das Wort und Gottes Kraft Tote auferweckt und Kranke gesund gemacht. Anders hätten sie solches nicht tun können, wenn sie nicht in der Macht aller drei Prinzipien gewesen wären.

7.4. Denn der geschaffene Geist des Menschen, der aus der Matrix dieser Welt ist, der herrscht in der Kraft des Lichtes, das heißt, durch die Kraft des zweiten Prinzips, über und in der Kraft des Geistes der Sterne und Elemente, alles ganz mächtig wie in seinem Eigentum. Doch im Fall Adams haben wir diese große Macht verloren, indem wir das Paradies verließen und in das dritte Prinzip wanderten, in die Matrix dieser Welt, die uns alsbald im Zwang gefangenhielt. Darum haben wir die Erkenntnis nur noch im Abglanz und sehen die ewige Geburt wie durch einen dunklen Spiegel.

7.5. Weil wir nun so ohnmächtig in allen drei Geburten schweben, daß uns die paradiesische Pforte so oft verdunkelt wird und der Teufel uns so oft in die höllische Pforte zieht, auch weil die Elemente uns die siderische (natürlich-körperliche) Pforte verdecken und uns ganz geschwollen machen, schweben wir oft wie taub, stumm oder halbtot in der ganzen Matrix. Wenn uns aber das paradiesische Licht scheint, dann sehen wir hindurch in die Mutter aller drei Prinzipien, denn nichts kann uns mehr behindern, und der dreifache Geist des Menschen sieht eine jede Gestalt und Qualität in seiner Mutter.

7.6. Wenn wir also hier von der Schöpfung der Welt reden, als wären wir dabeigewesen und hätten solches gesehen, dann sollte sich kein Mensch darüber wundern und es für unmöglich halten. Denn der Geist, der in uns ist und den ein Mensch vom anderen erbt, der ist aus der Ewigkeit in Adam eingeblasen, hat alles gesehen und sieht alles im Licht Gottes, und für ihn gibt es nichts Fernes oder Unerforschliches. Denn die ewige Geburt, die im menschlichen Zentrum verborgen steht, tut nichts Neues. Sie erkennt, wirkt und tut eben das, was sie seit Ewigkeit getan hat. Sie wirkt zum Licht und zur Finsternis und arbeitet in großen Ängsten. Wenn aber das Licht in ihr scheint, dann ist in ihrem Wirken reine Freude und Erkenntnis.

7.7. Wenn man also vom Himmel und von der Geburt der Elemente redet, dann redet man nicht von fernen Dingen, die weit von uns entfernt sind, sondern wir reden von Dingen, die in unserem Leib und der Seele geschehen. Und uns ist nichts näher als diese Geburt, denn wir leben und schweben darin wie in unserer Mutter, und reden also nur von unserem Mutterhaus. Und wenn wir vom Himmel reden, dann reden wir von unserem Vaterland, das die erleuchtete Seele wohl schauen kann, auch wenn es dem Leib (und seinen Sinnen) verborgen liegt.

7.8. Denn wie die Seele des Menschen im Menschen zwischen der Kraft der Sterne und Elemente schwebt und schwimmt, so schwebt auch der geschaffene Himmel zwischen Paradies und Höllenreich und schwimmt in der ewigen Matrix. Sein Wesen ist unfaßbar und unbegreiflich, denn es ist eine reine Kraft aus der ewigen Matrix. Sein Ende ist so weit, wie sich der Äther (Raum) zur Schöpfung ausgebreitet und soweit wie Luzifers Königreich gewährt oder gereicht hat. Und doch ist kein Ende zu finden, denn die göttliche Kraft ist ohne Ende. Aber unsere Sinne reichen nur bis in den feurigen Himmel der Sterne, die eine Ausgeburt in der fünften Gestaltungsqualität der ewigen Mutter sind, oder eine Quintessenz, in der die Abscheidung in die Zeit des dritten Prinzips oder den Anfang dieser Welt mit der Kraft der Matrix entschieden wird. Hier steht nun das Abgeschiedene schwebend, und eine jede Essenz hat in ihrer Ausgeburt in den vielfältigen Zentren der Sterne ein sehnliches Begehren nach der anderen, einen stetigen Willen zu infizieren, und ist eine Essenz und Kraft, der anderen Speise und Trank, auch Kasten und Behälter.

7.9. Denn wie im paradiesischen Prinzip der Heilige Geist in der Dreiheit der Gottheit immer ausgeht, ganz sanft wallt und der Kreatur unbeweglich und unempfindlich (beständig und verläßlich) ist, und doch alles in der paradiesischen Matrix formt und bildet, so ähnlich geschieht es auch im dritten Prinzip: Nachdem die Matrix sichtbar und materiell geworden ist, hat eine jede Kraft in der Matrix ein großes Sehnen und Verlangen nach der anderen, ein stetiges Aufsteigen, Blühen und wieder Absteigen, gleich einem Gewächs oder siedender Materie, weil sich die herbe, kalte und strenge Matrix ohne Unterlaß immer regt und wehrt, so daß die herbe Matrix wegen der inneren höllischen oder ursprünglichsten Matrix immer in Ängsten steht, mit großem Begehren nach dem Licht, das sie in der Feuer-Wurzel erblickt, und davon sie immer erschrickt, so daß sie milde, sanft und auch materialistisch wird, daraus sich dann immer das Element Wasser gebiert.

7.10. So kannst du den Grund der vier Elemente verstehen, welche doch nicht vier abgetrennte Wesen sind, sondern ein Wesen, aber doch vier Unterschiede in dieser Geburt haben, und ein jedes Element liegt in des anderen Kasten und ist sein Behälter wie auch Glied in ihm.

7.11. Verstehe den Grund auf rechte Weise wie folgt: Die Herbigkeit ist die Matrix (Gebärmutter) und eine Ursache aller Dinge. Diese ist in ihrer eigenen Essenz ganz finster, kalt und wie ein Nichts. Weil sich aber die ewige Gottheit in der Herbigkeit spiegelt, wird die finstere Herbigkeit nach der göttlichen Kraft begehrlich und zieht an sich. Doch hier in der Herbigkeit gibt es noch keinerlei (offenbares) Leben oder Verstand, sondern es ist der Grund der ersten Essenz und der Ursprung, daß etwas werde. Den (tieferen) Grund der Gottheit selbst können wir hier (auf diesem Weg) nicht weiter erforschen, denn das würde uns nur verwirren.

7.12. Nun zieht die Herbigkeit in ihrer Lust und großen Sehnsucht nach dem Licht immer an sich, und ist in ihrer eigenen Essenz nichts als ein heftiger Hunger, ganz dürr und wie ein Nichts, ein begehrender Wille der Finsternis nach dem Licht. Und ihr Hunger oder Anziehen bewirkt die Bitterkeit und das Leid, so daß sie nie gesättigt oder besänftigt werden kann. Daraus entsteht die Ängstlichkeit, so daß sich der Wille oder Stachel der Lust des Begehrens in sich reibt, nötigt und sich nicht dem finsteren Nichts oder Tod ergeben will, sondern seine Begierde, Ängstlichkeit und auch starken Willen so fest auf das verborgene Licht Gottes richtet, daß der Wille ein schielender Blitz wird, gleich einem Feuerschreck, der die Herbigkeit augenblicklich ganz erfüllt und sogleich abtötet, so daß der herbe Geist sanft, süß und materialistisch zu (fließendem) Wasser wird.

7.13. Weil aber die Bitterkeit so hart vor dem Feuerblitz in der Herbigkeit erschrickt, erfaßt er seine Mutter, die Herbigkeit, die vom Schreck materiell geworden ist, und fährt aus, und wird von der materiellen Herbigkeit so geschwollen, als wäre er auch materiell, und webt und stärkt sich immer mehr in der Mutter. Daraus entsteht das Element der Luft in dieser Welt, das seinen Ursprung in der wäßrigen Mutter hat, und das Wasser von der Luft und das Feuer von der sehnlichen Ängstlichkeit. Und die Erde und Steine haben ihren Anfang mit dem grimmigen Anziehen im Fall von Luzifer bekommen, als die Herbigkeit so streng im erhebenden (bzw. überheblichen) Anziehen stand, daß dieses Anziehen das Licht im dritten Prinzip wieder löschte.

7.14. So versteht man eigentlich, wie das Licht Gottes für alle Dinge eine Ursache ist, und hierin versteht bitte alle drei Prinzipien. Denn wenn die göttliche Kraft und das Licht (des Bewußtseins) nicht wären, dann wäre in der finsteren Ewigkeit auch kein Sehnen danach. Dann wäre auch das herbe Begehren nicht, das die Mutter in der Ewigkeit ist. Und so versteht man, wie die göttliche Kraft in allen Dingen erscheint, und doch nicht das Ding selber ist, sondern der Geist Gottes ist im zweiten Prinzip. Das Ding aber ist sein Abglanz, das durch den sehnenden Willen so geworden ist. Nun ist aber das Herz Gottes im Vater der erste Wille, und der Vater ist das erste Begehren nach dem Sohn, und der Sohn ist des Vaters Kraft und Licht, davon die ewige Natur immer lüstern ist, und so mit der Kraft des Herzens Gottes in der ewigen Matrix das dritte Prinzip gebiert. Denn nur so wird Gott offenbar, sonst stünde die Gottheit ewig verborgen.

7.15. Nun sagen wir vermöge der Schrift: »Gott wohnt im Himmel! (Jes. 66.1)« Und das ist wahr. Aber nun sieh, wie Moses schreibt: »Gott schuf den Himmel aus der Mitte des Wassers. (1.Mose 1.6)« Doch die Schrift sagt: »Gott wohnt im Himmel. (Psalm 2.4)« Dazu bedenke nun, wie das Wasser vom Sehnen der ewigen Natur nach dem ewigen Licht Gottes seinen Ursprung hat. Darin wird die ewige Natur vom Sehnen nach Gottes Licht offenbar, wie zuvor gesagt, und Gottes Licht ist allgegenwärtig und bleibt doch der Natur verborgen. Denn die Natur empfängt nur die Kraft des Lichtes, und die Kraft ist der Himmel, in dem das Licht Gottes verborgen wohnt und in der Finsternis scheint. Das Wasser ist die Materie, die so vom Himmel geboren wird, und darin steht das dritte Prinzip, das wiederum ein Leben und begreifbares Wesen aus sich gebiert, nämlich die Elemente und Kreaturen.

7.16. Darum, oh edler Mensch, laß dich vom Teufel und Antichristen nicht narren, der dir die Gottheit weit von dir zeigen will und dich auf einen weitabgelegenen Himmel verweist. Es ist dir nichts näher als der Himmel. Allein, du stehst vor der Tür des Himmels und bist mit Adam aus dem Paradies-Himmel ins dritte Prinzip herausgegangen. Aber du stehst immer noch in der Pforte. Mach es nur wie die ewige Mutter, welche mit großem Sehnen und Begehren nach Gott das Himmelreich wird, wo Gott innerlich wohnt und darin das Paradies aufgeht. So wirke auch du und setze alle deine Begierde ins Herz Gottes, dann dringst du mit Gewalt ein, wie die ewige Mutter der Natur. Dann wird es dir gehen, wie Christus sagt: »Das Himmelreich leidet Gewalt, und die Gewalt tun, reißen es an sich. (Matth. 11.12)« So kannst du dir (sogar) mit dem ungerechten Mammon im Himmel Freunde machen, und bist wahrlich Gottes Gleichnis, Bild und Eigentum. Denn in dir sind alle drei Prinzipien mit der Ewigkeit, und in dir wird das heilige Paradies wiedergeboren, wo Gott innerlich wohnt. Wo willst du sonst Gott suchen? Suche ihn nur in deiner Seele, denn sie ist aus der ewigen Natur, darin die göttliche Geburt steht.

7.17. Ach, wenn ich nur passende Stifte für alle Menschen hätte, um den Geist der Erkenntnis niederzuschreiben! Muß ich doch zu dem großen Geheimnis wie ein Kind stammeln, das gerade gehen lernt. So schwer fällt es der irdischen Zunge, das zu formulieren, was der Geist begreift und erkennt. Doch ich will es trotzdem wagen, und vielleicht kann ich manchen lüstern machen, die (göttliche) Perle zu suchen, damit ich in meinem paradiesischen Rosengarten auch Gottes Werk wirke. Denn auch mich treibt die Lust der ewigen Matrix dazu, mir meine Erkenntnis solcherart aufzuschreiben und zu üben.

7.18. Wenn wir nun unser Gemüt erheben wollen und nach dem Himmel forschen, in dem Gott wohnt, dann sollten wir nicht sagen, daß Gott allein über den Sternen wohnt, und so eine Mauer um sich geschlossen habe, die aus (astralem) Wasser gemacht sei, so daß niemand hineinkäme, wenn es ihm nicht aufgetan würde, denn dieser Gedanke vernarrt die Menschen. Wir sollten auch nicht sagen, wie etliche meinen, Gott der Vater sei mit dem Sohn im oberen Himmel mit den Engeln eingesperrt und regiere von dort in dieser Welt nur mit dem Heiligen Geist, der vom Vater und Sohn ausgeht. Solche Gedanken haben alle keine wahre Erkenntnis von Gott, denn dann wäre Gott so abgetrennt und unfaßbar wie die Sonne, die hoch über uns schwebt und nur ihre Kraft und Licht zu uns sendet, daß damit die ganze Tiefe licht wird, und sie überall wirkt.

7.19. Solche Gedanken vernarren den Verstand sehr, und das antichristliche Reich wird in diesen Gedanken geboren. Mit dieser Meinung hat sich der Antichrist an Gottes Statt gesetzt und vermeint Gott auf Erden zu sein, mißt sich göttliche Gewalt zu, verstopft dem göttlichen Geist den Mund und will ihn nicht sprechen hören.

7.20. Damit entsteht kräftiger Irrtum, so daß sie dem Geist der Lügen glauben, der mit Heuchelei kräftigen Irrtum spricht, und die Kinder der Hoffnung werden verführt, wie St. Paulus bezeugt (in 1.Tim. 4.1).

7.21. Der wahre Himmel, in dem Gott wohnt, ist überall an allen Orten, auch mitten in der Erde, und ergreift sogar die Hölle, wo die Teufel wohnen. Nichts ist ohne Gott! Denn wie Er vor der Schöpfung der Welt gewesen war, so ist Er immer noch, nämlich in sich selbst, und ist selbst das Wesen aller Wesen. Alles ist von Ihm geboren und entspringt aus Ihm. Darum heißt er „Gott“, weil er allein das Gute, das Herz und das Beste ist, also auch das Licht und die Kraft, daraus die Natur entsteht.

7.22. Wenn du nun über Gott nachdenken willst, dann nimm dir die ewige Finsternis vor, die ohne Gott ist. Denn Gott wohnt in sich selbst und kann sich aus eigener Macht nicht erfassen. Diese Finsternis hat ein großes Sehnen nach dem Licht, dieweil sich das Licht in der Finsternis spiegelt und in sich selbst erscheint, und in diesem Sehnen oder Begehren findest du die Quelle, und die Quelle fängt des Lichtes Kraft, und das Sehnen macht die Kraft materialistisch, und die materialistische Kraft ist der Verschluß vor Gott oder der Himmel. Doch in dieser Kraft steht auch das Paradies, in dem der Geist wirkt, der vom Vater und Sohn ausgeht. Dies alles ist der Kreatur unbegreifbar, aber nicht unempfindlich (unerkennbar) im Gemüt, denn im Gemüt der heiligen Seele steht das Paradies offen.

7.23. Also siehst du, wie Gott Alles aus Nichts geschaffen habe, nur aus sich selbst, und doch ist die Ausgeburt nicht seines Wesens, sondern stammt aus der Finsternis.

7.24. Die Qual der Finsternis ist das erste Prinzip, und die Kraft des Lichtes ist das zweite Prinzip, und die Ausgeburt aus der Finsternis durch die Kraft des Lichtes ist das dritte Prinzip, und heißt nicht „Gott“. Denn Gott ist das Licht und die Kraft des Lichtes, und der Ausgang aus dem Licht ist der Heilige Geist.

7.25. Ein Gleichnis siehe an dir selbst: Deine Seele in dir gibt dir (1.) den Verstand, so daß du nachsinnen und denken kannst, und dieser deutet auf Gott, den Vater. Die Seele gibt dir (2.) das Licht (des ganzheitlichen Bewußtseins), das in deiner Seele scheint, so daß du die Kraft erkennst und dich leitest, und das deutet auf den Sohn oder das Herz Gottes, die ewige Kraft. Und (3.) das (sinnliche) Gemüt, das des Lichtes Kraft und der Ausgang vom Licht ist, mit denen du den Leib regierst, und das deutet auf den Heiligen Geist Gottes.

7.26. Die Finsternis in dir, die sich nach dem Licht sehnt, ist das erste Prinzip. Die Kraft des Lichtes in dir, mit dem du auch ohne Augen im Gemüt siehst, ist das zweite Prinzip. Und die sehnende Kraft, die im Gemüt ausgeht, an sich zieht und sich füllt, so daß der materielle Leib wächst, ist das dritte Prinzip.

7.27. So verstehst du eigentlich, wie zwischen jedem Prinzip ein Verschluß ist, und Gott der Anfang und die erste Kraft in allem ist. Und du verstehst auch, daß du in diesem tölpischen Leib nicht im Paradies bist, denn er ist nur eine angeschwollene Ausgeburt im dritten Prinzip, in dem die Seele gefangenliegt wie in einem finsteren Kerker. Doch darüber wirst du zum Fall Adams noch einen ausführlichen Bericht finden.

7.28. Nun erkenne: Weil sich Gott mit der materiellen Welt offenbaren wollte und die Matrix in der ängstlichen Geburt stand, dazu bewegte der Schöpfer das erste Prinzip zur Schöpfung der Engel. Da stand die Matrix (der Mutterleib der Natur) unzerteilt in einem Wesen, denn da war keine Begreifbarkeit, sondern nur Geist und Kraft vom Geist. Der Geist war Gott, und die Kraft war der Himmel, und der Geist wirkte in der Kraft, so daß die Kraft sehnend und lüstern wurde. Denn der Geist spiegelte sich in der Kraft, und damit schuf der Geist die Kraft, daraus die Engel geworden sind. So wurde die Kraft die Wohnung der Engel und das Paradies, in dem der Geist wirkt, und die Kraft sehnt sich nach dem Licht, und das Licht scheint in der Kraft, und so ist eine paradiesische Wonne, und darin ist Gott wie ein Liebesspiel offenbar.

7.29. So schwebt nun das ewige Licht wie auch die Kraft des Lichtes oder das himmlische Paradies in der ewigen Finsternis, und die Finsternis kann das Licht nicht ergreifen, denn es sind zwei unterschiedliche Prinzipien. Und doch sehnt sich die Finsternis nach dem Licht und verursacht, daß sich der Geist darin spiegelt und die göttliche Kraft darin offenbar wird. Obwohl sie zwar die göttliche Kraft und das Licht nicht ergreifen konnte, so hat sie sich doch mit großer Lust immer dahin erhoben, bis sie mit dem Abglanz des göttlichen Lichtes in sich selbst die Feuerwurzel entzündet hatte, und damit ist das dritte Prinzip aufgegangen, das auf diese Weise aus dem ersten Prinzip entspringt, aus der finsteren Matrix, durch die Spiegelung der göttlichen Kraft. Weil aber die angezündete Kraft in diesem Aufgang in der Finsternis so feurig gewesen war, hat Gott das Schöpfungswort dahinein gestellt und durch den wallenden Geist, der in der Kraft des Lichtes ausgeht, die feurige Quelle auf körperliche Art geschaffen und von der Matrix abgeschieden. Entsprechend hat der Geist die feurig geschaffene Art wegen ihrer Qualität „Sterne“ genannt.

7.30. Also steht vor Augen, wie der feurige (astrale) Sternenhimmel (oder wie ich es dem erleuchteten Leser besser bezeichnen möchte, die Quintessenz) oder die fünfte Qualität in der Geburt von der wäßrigen Matrix abgeschieden wurde. Denn wenn die feurige Art nicht abgeschieden worden wäre, dann hätte die Matrix nie aufgehört, Steine und Erde zu gebären. Weil sich aber das ewige Wesen als (reiner) Gott in der finsteren Matrix offenbaren und aus dem Nichts etwas machen wollte, so hat Er die angezündete Kraft abgeschieden und die Matrix wieder hell und rein gemacht.

7.31. So steht nun die Matrix unbegreiflich und sehnt sich nach der feurigen Art, und die feurige Art sehnt sich nach der wäßrigen Matrix. Denn der Geist Gottes, welcher der Geist der Sanftmut (bzw. Güte) ist, spiegelt sich in der wäßrigen Matrix, und die Matrix empfängt die Kraft von ihm. Also ist ein stetiger Wille zu gebären und zu wirken, und die ganze Natur steht in großem Sehnen und Ängstigen, immer willens, die göttliche Kraft zu gebären, weil Gott und Paradies darin verborgen stehen. Sie gebiert aber nach ihrer Art und nach ihrem Vermögen.

7.32. Als nun Gott den Himmel mit seiner feurigen Gestalt abgeschieden hatte und sich durch diese Welt offenbaren wollte, hat er auch das Schöpfungswort in die Matrix gestellt und aus sich selbst gesprochen: »Es gehe hervor Kraut, Gras, Bäume und Tiere, ein jedes nach seiner Art!« Das Sprechen war das Herz oder die Kraft des ewigen Vaters. Der Geist aber, der das Schöpfungswort hatte, ging vom ewigen Vater in der Kraft des göttlichen Herzens mit dem Willen aus, und der Wille war das Schöpfungswort. So schuf diese Kraft im dritten Prinzip die materialistische, sichtbare und begreifbare Ausgeburt, ein jedes nach seiner Essenz. Wie die Kraft war, so wurde auch sein Leib. Denn hier hat der feurige Himmel oder das (astrale) Gestirn seine Kraft dem Schöpfungswort gegeben, und die wäßrige Matrix mit den Elementen hat die Kraft empfangen und ist schwanger geworden. So hat ein jedes Element aus sich selbst seine Kreaturen geboren, auch eine jede Qualität in der feurig-wäßrigen Natur aus sich selbst. Doch es sind keine völlig abgeteilten Wesen geworden, nur die Geschöpfe erschienen abtgeteilt, ein jedes nach seiner Art und nach der ewigen Kraft, die im Sehnen durch die Lust aufgegangen ist. Und so entstand das dritte Prinzip, das vor dieser Zeit noch nicht gewesen war.

7.33. Also herrscht der gestirnte (astrale) Himmel in allen Kreaturen, wie in seinem Eigentum. Er ist der Mann, und die Matrix oder wäßrige Gestaltungsqualität ist sein Weib, das er immer schwängert, und die Matrix ist die Gebärerin, die das Kind gebiert, das der Himmel zeugt. Und das ist der (von Gott) geschaffene Himmel im dritten Prinzip, von dem die Elemente abstammen. Und das ist auch die wäßrige Matrix (das „Fruchtwasser“ oder „Urmeer“), aus der das sichtbare Wasser geboren wurde, und die noch immer voller Sehnsucht gebiert.

7.34. Darum schreibt Moses zu Recht: »Gott schuf den Himmel aus der Mitte des Wassers.« Aber darunter solltest du verstehen: Aus der ewigen wäßrigen Matrix, die nur ein Geist ist, darin das Paradies und der heilige Himmel sind, als die göttliche Kraft, nach der die finstere Matrix im Hunger gelüstet. Und daraus ist die sichtbare Matrix der Elemente entstanden, aus der durch das Schöpfungswort und den ewigen Geist Gottes die Wesen aller Wesen geschaffen worden sind, die da überall existieren.

7.35. Denn eine jede Gestaltungsqualität in der Matrix hat seine Kreaturen, die vor menschlichen Augen nicht alle sichtbar sind. Ein Teil von ihnen ist im Vergleich zu uns nur wie ein figürlicher Geist. So gibt es Geister und Kreaturen aus dem Feuer, die für unsere materiellen Augen unsichtbar sind. Auch in der Luft gibt es für uns unsichtbare Geister, die wir nicht erblicken können, weil die Luft unkörperlich ist und so auch ihre Geister. So sind auch im Wasser materielle Kreaturen, die für uns unsichtbar sind. Obwohl sie nicht aus Feuer und Luft bestehen, stammen sie doch aus einer anderen Qualität, und bleiben wie die luftigen und feurigen verborgen, wenn sie sich nicht selbst offenbaren wollen.

7.36. Wie nun Feuer, Luft, Wasser und Erde in einem einzigen Kasten liegen, und diese vier nur Eins sind, so sind sie auch vier Unterschiedliche und keines vermag das andere zu ergreifen oder zu halten. Und je nachdem, welches von den vieren in einer jeden Kreatur bestimmend ist, vor diesem kann sich die Kreatur nicht verbergen, sondern steht darin offenbar, und ist nach diesem Geist sichtbar und begreifbar, aber den anderen Element-Geistern unbegreiflich.

7.37. Denn alle Dinge sind aus dem Nichts zu etwas geworden, und so hat eine jede Kreatur ein Zentrum oder einen Kreis der Lebensgeburt in sich selbst. Wie die Elemente ineinander in einer Mutter verborgen liegen und keines das andere ergreift, auch wenn es des anderen Glied ist, so sind auch diese geschaffenen Kreaturen einander verborgen und unsichtbar. Denn eine jede sieht nur entsprechend seiner Mutter, die in ihr verkörpert ist. Das Materielle sieht das materielle Wesen, aber nicht das unmaterielle Wesen der Geister von Feuer und Luft, wie auch der Leib die Seele nicht sieht, die doch in ihm wohnt, oder wie das dritte Prinzip das zweite, in dem Gott ist, nicht ergreift oder erfaßt, obwohl es in Gott ist. Aber es ist eine Geburt dazwischen, wie zwischen dem Seelengeist des Menschen und dem elementischen Geist im Menschen, obwohl doch eines des anderen Kasten und Behälter ist, darüber du mehr im Kapitel zur Erschaffung des Menschen findest.


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