Aurora oder Morgenröte im Aufgang

(Text von Jacob Böhme von 1612, deutsche Überarbeitung 2021)

24. Kapitel - Die Verkörperung der Sterne

Von der Zusammenverkörperung der Sterne.

24.1. Als nun der ganze Leib der Natur in der Räumlichkeit dieser Welt wie im harten Tod erstarrt war und doch das Leben darin verborgen lag, da bewegte Gott den ganzen Leib der Natur dieser Welt am vierten Tag und gebar aus der Natur im aufgegangenen Licht die Sterne. Denn das Rad der Geburt Gottes bewegte sich wieder, wie es sich seit Ewigkeit bewegt hat.

24.2. Es hat sich sogar schon am ersten Tag bewegt und die Geburt im Leib der verdorbenen Natur begonnen, denn am ersten Tag hat sich das Leben vom Tod unterschieden. Am zweiten Tag wurde eine Feste (bzw. Festungsmauer) dazwischen geschaffen, und am dritten Tag ist das Leben durch den Tod hindurchgebrochen. Denn da war das Licht durch die Finsternis gebrochen und hat den toten Leib der Natur grünend und beweglich gemacht.

24.3. Denn am dritten Tag hat sich der Leib der Natur so hart geängstigt, bis sich das Liebefeuer im Tod anzündete. Und so war das Lebenslicht durch den erstarrten Leib des Todes gebrochen und grünte aus dem Tod. Es stand aber am dritten Tag nur im Feuerschreck, davon die Beweglichkeit entstanden ist.

24.4. Aber am vierten Tag ist das Licht aufgegangen und hat seinen Sitz im Haus des Todes geschaffen, welches doch der Tod nicht ergreifen kann. So wenig, wie die strenge Geburt Gottes, die im innersten Kern steht und daraus das Leben entsteht, die Sanftmut ergreifen kann, so wenig kann auch die tote Finsternis dieser Welt das Licht der Natur ergreifen, sowie auch kein Teufel.

24.5. Sondern das Licht scheint durch den Tod und hat sich seinen königlichen Sitz mitten im Haus des Todes und des göttlichen Zorns geschaffen, und gebiert sich einen neuen Leib Gottes aus dem Haus des Zorns, der ewig in der Liebe Gottes besteht, aber dem alten angezündeten in der äußerlichen Geburt unbegreiflich ist.

24.6. Nun fragst du vielleicht: „Wie soll ich das verstehen?“ Ich kann es dir wohl nicht in dein Herz schreiben, denn es ist nicht jedermanns Verstand und Begreiflichkeit, vor allem, wenn der Geist im Haus des Zorns steht und nicht mit dem Licht Gottes inqualiert. Ich will es dir aber in irdischen Gleichnissen aufzeigen, damit du ein wenig in den tiefen Sinn kommen kannst.

24.7. Siehe einen Baum an, der äußerlich eine harte und grobe Schale (bzw. Rinde) hat, die wie tot und erstarrt ist. Doch sie ist nicht ganz im Tod, sondern nur in der Ohnmacht, und es besteht ein Unterschied zwischen ihr und dem Leib, der unter der Schale wächst. Der Leib aber hat seine lebendige Kraft und bricht durch die verdorrte Schale aus und gebiert sich viele schöne junge Leiber (bzw. Triebe), welche doch alle im alten Leib stehen.

24.8. Aber die Schale ist wie ein Tod, und kann doch das Leben des Baumes nicht ergreifen, sondern hängt ihm nur an und ist eine Decke des Baumes, in der die Würmer nisten und dadurch schließlich auch den Baum zerstören.

24.9. So ähnlich ist auch das ganze Haus dieser Welt. Die äußerliche Finsternis ist das Haus des Zorns Gottes, darin die Teufel wohnen, und das ist zurecht das Haus des Todes, denn das heilige Licht Gottes ist darin gestorben.

24.10. Aber der Leib dieses großen Hauses, der unter der Schale der Finsternis verborgen liegt und der Finsternis unbegreiflich ist, der ist das Haus des Lebens, darin Liebe und Zorn miteinander ringen.

24.11. Da bricht nun die Liebe immer durch das Haus des Todes und gebiert heilige und himmlische Zweige im großen Baum, die im Licht stehen. Denn sie grünen durch die Schale der Finsternis, wie der Zweig durch die Schale des Baumes, und sind ein Leben mit Gott.

24.12. Und auch der Zorn grünt im Haus der Finsternis und behält manchen edlen Zweig durch seine Infizierung im Haus der Grimmigkeit im Tod gefangen.

24.13. Das ist nun die Summe oder der Inhalt (bzw. das Wesentliche) der siderischen Geburt, davon ich hier schreiben will.

24.14. Nun fragt es sich: „Was sind die Sterne? Oder woraus sind sie geworden?“ Sie sind die Kraft der sieben Geister Gottes. Denn als der Zorn Gottes durch die Teufel in dieser Welt angezündet war, da wurde das ganze Haus dieser Welt in der Natur oder äußerlichen Geburt sogleich wie im Tod erstarrt, dadurch die Erde und Steine entstanden. Als aber dieser harte Abraum auf einen Klumpen zusammengetrieben war, da wurde die Tiefe (des Raumes) lauter (bzw. klar), aber ganz finster, denn das Licht darin war im Zorn gestorben.

24.15. Nun konnte aber der Leib Gottes dieser Welt nicht im Tod bleiben, sondern Gott bewegte sich mit seinen sieben Quellgeistern zur Geburt.

24.16. Du solltest dieses hohe Wesen aber richtig verstehen: Das Licht Gottes, das der Sohn Gottes, wie auch der Heilige Geist ist, war nicht gestorben, sondern das Licht, das seit Ewigkeit aus dem Herzen Gottes gekommen ist und die Natur erleuchtet hat, die aus den sieben Geistern geboren wird, dieses Licht ist aus der hart-verdorbenen Natur gewichen. Dadurch ist die Natur dieser Welt mit ihrer Begreiflichkeit im Tod geblieben und kann das Licht Gottes nicht ergreifen, sondern ist ein finsteres Haus des Teufels.

24.17. Danach hat Gott am vierten Tag der Schöpfung das ganze Haus dieser Welt mit den Qualitäten wieder neugeboren, und hat die Quellgeister in das Haus der Finsternis gestellt, damit er sich daraus wieder einen neuen Leib zu seinem Lob und seiner Ehre gebäre.

24.18. Denn sein Vorhaben war es, daß er wieder ein anderes englisches Heer aus diesem Haus erschaffen wollte, und das sollte so geschehen: Er wollte einen Engel erschaffen, nämlich Adam, der aus sich Kreaturen nach seinesgleichen gebären sollte, die das Haus der neuen Geburt besäßen. Und in der Mitte dieser Zeit sollte ihr König aus dem Leib eines Menschen geboren werden und das neugeborene Reich als ein König dieser Kreaturen besitzen, anstelle des verdorbenen und verstoßenen Luzifers.

24.19. Im Laufe dieser Zeit wollte Gott dieses Haus mit seinen Qualitäten als ein königliches Regiment schmücken und diesen Quellgeistern das ganze Haus einräumen, damit sie im Haus der Finsternis und des Todes wiederum Kreaturen und Bildnisse hervorbrächten, wie sie es seit Ewigkeit getan hatten, bis das ganze Heer der neugeschaffenen Engel vollendet würde, welches die Menschen waren. Dann wollte Gott den Teufel in das Haus der Finsternis in einer engen Hölle verriegeln und das ganze Haus in seinem Licht wieder anzünden, bis auf die Hölle des Teufels.

24.20. Nun fragt es sich: „Warum hat ihn Gott nicht gleich verriegelt, dann hätte er nicht so viel Unglück angerichtet?“ Siehe, das war Gottes Vorsatz, und der mußte auch bestehen, nämlich daß er sich aus der verdorbenen Natur der Erde wieder ein englisches Heer erbauen wollte, das heißt, einen neuen Leib, der in Gott ewiglich bestünde.

24.21. Es war niemals Gottes Meinung, daß er dem Teufel die ganze Erde zu einem ewigen Wohnhaus geben wollte, sondern nur den Tod und die Grimmigkeit der Erde, die der Teufel dahineingebracht hat.

24.22. Denn was hat der Salpeter der Erde vor Gott gesündigt, so daß er ganz und gar in ewiger Schande stehen sollte? Nichts, er war nur ein Leib, der da stillhalten mußte, als sich der Teufel darin erhob.

24.23. Und wenn er nun dem Teufel sogleich ein ewiges Wohnhaus einräumen wollte, dann hätte aus diesem Reich kein neuer Leib erbaut werden können. Doch was hatte dieser Raum in Gott gesündigt, daß er in ewiger Schande stehen sollte? Nichts, sondern das wäre eine Ungerechtigkeit.

24.24. So war es nun das Vorhaben Gottes, daß er ein schönes englisches Heer aus der Erde machen wollte, und dazu allerlei Bildung. Denn es sollte darin und darauf alles grünen und sich neu gebären, wie man nun an Erzen, Steinen, Bäumen, Kraut und Gras, sowie allerlei Tieren nach himmlischer Bildung sieht.

24.25. Und obwohl diese Bildung zunächst vergänglich wurde, weil sie vor Gott nicht rein war, so wollte doch Gott am Ende dieser Zeit das Herz und den Kern daraus zur neuen Wiedergeburt ziehen und vom Tod und Zorn entscheiden, und dann sollte die neue Wiedergeburt über dieses Reich hinaus in Gott ewig grünen und wieder himmlische Früchte tragen.

24.26. Aber der Tod der Erde und der Zorn darin sollten nach Vollziehung dieser neuen Geburt Herrn Luzifer zu einem ewigen Haus werden. Unterdessen sollte Herr Luzifer in der Tiefe über der Erde in der Finsternis gefangenliegen. Und da ist er auch jetzt noch und kann nun seines Glücks ganz nahe gewärtig sein.

24.27. Damit nun aber diese neue Geburt ohne den Willen des Teufels vollzogen werden konnte, hat sich der Schöpfer im Leib dieser Welt gleichsam kreatürlich in seinen Quellgeistern geboren, und so sind all die Sterne nichts anderes als die Kräfte Gottes, und so besteht der ganze Leib dieser Welt in den sieben Quellgeistern.

24.28. Daß es aber so viele Sterne mit so vielfältigen Wirkungen gibt, das ist die Unendlichkeit, die sich in den sieben Geistern Gottes ineinander infiziert und unendlich gebiert.

24.29. Und daß sich die Geburt oder der Körper der Sterne in ihrem Sitz nicht verändert hat, wie es seit Ewigkeit geschah, das bedeutet, daß es eine beständige Geburt sein soll, durch die der erstarrte Leib der Erde stets wieder in einerlei Wirkung, die doch in der Unendlichkeit steht, angezündet werden und sich neu gebären sollte, wie auch das Haus der tiefsten Finsternis über der Erde, dadurch der neue Leib immer aus dem Tod geboren werden kann, bis die Zeit und der ganze neugeborene Leib vollendet würde.

24.30. Nun sprichst du: „So sind doch die Sterne Gott, die man für Gott ehren und anbeten soll!“ Bis hierher sind auch die weisen Heiden gekommen, welche zwar mit ihrem scharfen Verstand unsere Philosophen weit übertroffen haben, aber die wahre Tür der Erkenntnis ist ihnen noch verborgen geblieben.

24.31. Siehe, die Sterne sind natürlich aus Gott zusammenverkörpert. Du mußt aber auch den Unterschied verstehen, denn sie sind nicht das Herz und die sanfte reine Gottheit, die man für Gott ehren und anbeten soll. Sondern sie sind die innerste und schärfeste Geburt, wo alles im Kämpfen und Ringen steht, und wo sich zwar das Herz Gottes immer gebiert und der Heilige Geist aus dem Aufgang des Lebens immer ausgeht,

24.32. aber die scharfe Geburt der Sterne kann das Herz Gottes nicht wieder ergreifen, wie auch den Heiligen Geist nicht. Sondern das Licht Gottes, das in der Ängstlichkeit mitsamt dem Wallen des Heiligen Geistes aufgeht, bleibt als das Herz für sich frei und herrscht inmitten des Schlusses (der Festung) des verborgenen Himmels, der aus dem Wasser des Lebens besteht.

24.33. Denn von diesem Himmel haben die Sterne ihre erste Anzündung bekommen und sind nur wie ein Werkzeug, das Gott zur Geburt gebraucht.

24.34. Das ist eine ebensolche Geburt wie im Menschen: Der Leib ist auch der Vater der Seele, denn die Seele wird aus der Kraft des Leibes geboren. Und wenn der Leib, wie die Sterne, in ängstlicher Geburt Gottes steht und nicht in der grimmigen und höllischen, dann inqualiert die Seele des Menschen mit der reinen Gottheit wie ein Glied mit seinem Leib.

24.35. So wird auch das Herz oder Licht Gottes im Leib dieser Welt immer geboren. Und dieses geborene Herz ist ein Herz mit dem ewigen und anfangslosen Herzen Gottes, das in und über allen Himmeln ist.

24.36. Es wird nicht allein in und aus den Sternen geboren, sondern im ganzen Leib dieser Welt. Aber die Sterne zünden den Leib dieser Welt immer an, so daß die Geburt überall besteht.

24.37. Du solltest aber hier richtig erkennen: Das Licht oder Herz Gottes nimmt seinen Ursprung nicht nur von den wilden und rauhen Sternen, wo Liebe und Zorn ineinander sind, sondern aus dem Sitz, wo das sanfte Wasser des Lebens immer geboren wird.

24.38. Denn dieses Wasser wurde in der Anzündung des Zorns vom Tod nicht ergriffen, sondern besteht von Ewigkeit zu Ewigkeit und reicht an alle Enden in dieser Welt. Es ist das Wasser des Lebens, das durch den Tod hindurchbricht, daraus der neue Leib Gottes in dieser Welt erbaut wird.

24.39. Es ist in den Sternen sowie an allen Enden, aber an keinem Ort erfaßbar und begreiflich, denn es erfüllt zugleich alles auf einmal. So ist es auch im Leib des Menschen. Und wer nach diesem Wasser dürstet und davon trinkt, in dem zündet sich das Licht des Lebens an, welches das Herz Gottes ist. Und da quillt sogleich der Heilige Geist aus.

24.40. Nun fragst du: „Wie bestehen denn die Sterne in Liebe und Zorn?“ Siehe, die Sterne sind aus dem angezündeten Haus des Zorns Gottes entstanden, wie die Beweglichkeit eines Kindes im Mutterleib im dritten Monat. Aber sie haben ihre Anzündung vom ewigen ungestorbenen Wasser des Lebens bekommen, denn dieses Wasser ist in der Natur nie gestorben.

24.41. Als sich aber Gott im Leib dieser Welt bewegte, da hat sich am dritten Tag die Ängstlichkeit in der Geburt dieser Welt gerieben. Dadurch ist der Feuerblitz entstanden, und im Wasser des Lebens hat sich das Licht der Sterne angezündet. Denn bis zum dritten Tag nach der Zeit der Anzündung des Zorns Gottes in dieser Welt war die Natur in der Ängstlichkeit ein finsteres Tal gewesen und stand im Tod. Aber am dritten Tag war das Leben durch den Tod hindurchgebrochen und eine neue Geburt begann.

24.42. Denn so lange und keine Stunde länger hat auch der neugeborene König und Großfürst dieser Welt, Jesus Christus, im Tod geruht, und hat die ersten drei Tage der Schöpfung der Natur und dieselbe Zeit im Tod wieder zum Licht geboren, damit diese Zeit mit der ewigen Zeit wieder eine Zeit werde und kein Tag des Todes zwischen ihnen sei, und damit die ewige Liebe und die neugeborene Liebe aus dem neuen Leib der Natur wieder eine einzige ewige Liebe sei, so daß es keinen Unterschied zwischen der ewigen Liebe und der neugeborenen Liebe gäbe, sondern daß die neugeborene Liebe bis in das Wesen reiche, das seit Ewigkeit gewesen ist und für sich auch in Ewigkeit besteht.

24.43. So ist also die neugeborene Liebe, die im Licht aus dem Wasser des Lebens in den Sternen und im ganzen Leib dieser Welt aufgegangen ist, mit der ewigen und anfangslosen Liebe verbunden, so daß es ein Herz und ein Geist sei, der alles trägt und erhält.

24.44. Aber in dieser Anzündung des Lichtes in den Sternen und Elementen hat sich die Geburt der Natur nicht ganz in die heilige Sanftmut verwandelt, wie es vor der Zeit des Zorns gewesen war, so daß die Geburt der Natur nur ganz heilig und rein sei. Nein, sondern sie sieht in ihrer schärfsten, strengsten und ängstlichsten Geburt, daß der Zorn Gottes ohne Unterlaß gleich dem höllischen Feuer grünt.

24.45. Denn hätte sich die Natur mit ihrer scharfen Geburt ganz und gar in die Liebe nach himmlischem Recht verwandelt, dann wären die Teufel wieder im heiligen Sitz Gottes.

24.46. Das kannst du auch wohl an der grausamen Hitze und Kälte sehen und verstehen, sowie an dem Gift der Bitterkeit und Saurigkeit in dieser Welt, welches alles in der Geburt der Sterne steht, darin die Teufel gefangenliegen.

24.47. Die Sterne sind nur die Anzündung des großen Hauses, denn das ganze Haus ist im Tod erstarrt gleichwie die Erde, weil die äußerste Geburt tot und erstarrt ist, wie die Schale (bzw. Rinde) vom Baum. Doch die siderische Geburt ist der Leib, in dem das Leben innerlich aufgeht.

24.48. Sie ist aber in ihrem Leib ganz scharf. Doch die neue (seelische) Geburt, die im Wasser des Lebens aufgeht und durch den Tod hindurchdringt, macht sie sanft. Sie kann allerdings den Kern der scharfen Geburt nicht verändern, sondern sie gebiert sich aus demselben und behält ihr heiliges neues Leben für sich, und dringt durch den zornigen Tod, und der zornige Tod ergreift es nicht.

24.49. Diese Liebe und dieser Zorn sind nun wohl ein Leib. Aber das Wasser des Lebens ist der Himmel der Entscheidung zwischen ihnen, so daß die Liebe den Zorn nicht in sich faßt oder begreift, und auch der Zorn nicht die Liebe, sondern die Liebe geht im Wasser des Lebens auf und nimmt von der ersten und strengen Geburt die Kraft in sich, die im Licht ist und aus dem Zorn geboren wird, so daß der neue Leib aus dem alten geboren wird. Denn der alte, der in der strengen Geburt steht, gehört dem Teufel zur Behausung, und der neue dem Reich Christi.

24.50. Nun fragt es sich: „Sind denn nicht alle drei Personen der Gottheit in der Geburt der Sanftmut in dieser Welt?“ Ja, sie sind alle drei in dieser Welt in voller Geburt der Liebe, Sanftmut, Heiligkeit und Reinheit, und werden immer in solcher Substanz und Wesen geboren, wie es seit Ewigkeit geschehen ist.

24.51. Siehe, Gott der Vater sprach zum Volk Israel am Berg Sinai, als er ihnen das Gesetz gab: »Ich bin ein zorniger und eifriger Gott über die, die mich hassen. (2.Mose 20.5; 5.Mose 5.9)«

24.52. Nun kannst du aber aus diesem einigen Vater, der da zornig und auch liebreich ist, nicht zwei Personen machen, sondern es ist ein einiger Vater, der immer seinen herzlieben Sohn gebiert, und von diesen beiden geht immer der Heilige Geist aus.

24.53. Erkenne die Tiefe im Zentrum: Der Vater ist das einige Wesen, der selbst Alles ist und seinen herzlieben Sohn seit Ewigkeit immer geboren hat. Und in diesen beiden ist immer auch der Heilige Geist im Blitz entstanden, wo das Leben Gottes geboren wird.

24.54. So ist nun aber auch von der strengen und ernsten Geburt der Quellgeister des Vaters, darin der Eifer und Zorn steht, immer der Leib der Natur geworden, darin zwar das Licht des Sohnes als des Vaters Herz steht, aber der Natur unbegreiflich ist.

24.55. Denn das Licht ist in der Mitte der Geburt und ist die Stätte des Lebens, wo das sanfte Leben Gottes aus allen Kräften des Vaters geboren wird. Und in diesem Reich geht der Heilige Geist vom Vater und Sohn aus.

24.56. Nun sind aber diese Kräfte des Vaters, die in der Anzündung des Lichtes stehen, der heilige Vater und der sanfte Vater und die reine Geburt Gottes. Und der darin aufgehende Geist ist der Heilige Geist. Aber die scharfe Geburt ist der Leib, darin dieses heilige Leben immer geboren wird.

24.57. Wenn das Licht Gottes durch diese scharfe Geburt scheint, dann wird sie ganz sanft und ist wie ein schlafender Mensch, in dem sich das Leben immerfort bewegt, aber der Leib ruht fein sanft.

24.58. In diesem Leib der Natur ist nun die Anzündung geschehen, denn aus diesem Leib wurden auch die Engel geschaffen. Und wenn sie sich in ihrem Übermut nicht (überheblich) erhoben und angezündet hätten, dann wäre ihr Leib ewig in der stillen und unbegreiflichen Sanftmut geblieben, wie in den anderen Fürstentümern der Engel jenseits dieser Welt. Und ihr Geist hätte sich ewig in ihrem Leib der Sanftmut geboren, wie im Leib Gottes die Heilige Dreifaltigkeit, und ihr eingeborener Geist wäre mit der Heiligen Dreifaltigkeit ein Herz, ein Wille und eine Liebe gewesen, denn dazu waren sie auch im Leib Gottes zur Freude der Gottheit erschaffen.

24.59. Aber Herr Luzifer wollte selber der mächtigste Gott sein, und zündete seinen Leib an, erweckte darin die scharfe Geburt Gottes und setzte sich gegen das lichtvolle Herz Gottes, um mit seiner Schärfe darin zu herrschen, welches doch unmöglich war.

24.60. Weil er sich aber gegen das Recht der Gottheit erhob und anzündete, so erhob sich auch die scharfe Geburt im Leib des Vaters gegen ihn und nahm ihn wie einen zornigen Sohn in der schärfsten Geburt gefangen, und darin ist nun seine ewige Herrschaft.

24.61. Als sich aber nun der Vater im Leib der Schärfe anzündete, so hat er damit nicht den heiligen Quell angezündet, aus dem sich sein liebreiches Herz gebiert, so daß sein Herz im Zornquell sitzen würde.

24.62. Nein, das ist unmöglich, denn die scharfe Geburt kann die heilige und reine nicht ergreifen. Sondern die heilige und reine dringt durch die Schärfe hindurch und gebiert sich einen neuen Leib, der wieder in der Sanftmut steht.

24.63. Und dieser neue Leib ist das Wasser des Lebens, das geboren wird, wenn das Licht durch den Zorn hindurchdringt, und der Heilige Geist ist der Formierer (Informierer bzw. Bildner) darin. Der Himmel aber ist die Entscheidung zwischen der Liebe und dem Zorn, und ist der Sitz, wo sich der Zorn in die Liebe verwandelt.

24.64. Wenn du also die Sonne und Sterne ansiehst, dann solltest du nicht denken, daß sie der heilige und reine Gott sind, und du solltest dir auch nicht vornehmen, von ihnen etwas zu erbitten oder zu begehren, denn sie sind nicht der heilige (und ganzheitliche) Gott, sondern sie sind die angezündete strenge Geburt seines Leibes, wo Liebe und Zorn miteinander ringen.

24.65. Der heilige Gott aber ist inmitten all dieser Dinge in seinem Himmel verborgen und du kannst ihn nicht sehen oder begreifen. Die Seele aber begreift ihn und die siderische Geburt halb. Denn der Himmel ist die Entscheidung zwischen Liebe und Zorn. Dieser Himmel ist überall, auch in dir selbst.

24.66. Und wenn du nun den heiligen Gott in seinem Himmel anbetest, dann betest du ihn in dem Himmel an, der in dir ist. Und dieser Gott bricht mit seinem Licht und dem Heiligen Geist darin durch dein Herz und gebiert deine Seele zu einem neuen Leib Gottes, der mit Gott in seinem Himmel herrscht.

24.67. Denn der irdische Leib, den du trägst, der ist mit dem ganzen angezündeten Leib dieser Welt ein einziger Leib, und dein Leib inqualiert mit dem ganzen Leib dieser Welt. So ist kein Unterschied zwischen den Sternen und der Tiefe mitsamt der Erde und deinem Leib. Es ist alles ein Körper. Der Unterschied liegt nur darin, daß dein Leib ein Sohn des Ganzen ist, der wie das ganze Wesen selbst ist.

24.68. Wie sich nun der neue Leib dieser Welt in seinem Himmel gebiert, so gebiert sich auch dein neuer Mensch in seinem Himmel, denn es ist alles ein Himmel, der nicht getrennt werden kann. Darin wohnt Gott, und darin wohnt dein neuer Mensch.

24.69. Wenn du aber gottlos bist, dann ist deine Geburt des Himmels nicht fähig, sondern des Zorns, und du bleibst im anderen Teil der siderischen Geburt, wo der ernste und strenge Feuerquell aufgeht, und bist im Tod solange verriegelt, bis du zum Himmel hindurchbrichst und mit Gott lebst.

24.70. Denn an der Stelle deines Himmels hast du den Zornteufel sitzen. Wenn du aber hindurchbrichst, dann muß er dort weichen, und der Heilige Geist herrscht auf diesem Sitz. Im anderen Teil der Grimmigkeit greift dich der Teufel an, denn es ist sein Nest, und der Heilige Geist leistet ihm Widerstand. Aber der neue Mensch liegt in seinem Himmel unter dem Schutz des Heiligen Geistes verborgen, und der Teufel kennt den neuen Menschen nicht, denn er ist nicht in seinem Haus, sondern im Himmel in der Festung Gottes.

24.71. Solches schreibe ich als ein Wort, das in seinem Himmel geboren wurde, wo sich die heilige Gottheit immer gebiert und der wallende Geist im Blitz des Lebens aufgeht. Daselbst ist dieses Wort und diese Erkenntnis geboren worden und im Liebefeuer durch den eifrigen Geist Gottes aufgegangen.

24.72. Ich weiß wohl, was der Teufel im Sinn hat, denn der Teil der ernsten und strengen Geburt, wo Liebe und Zorn einander entgegengesetzt sind, sieht ihm ins Herz. Denn wenn er mit seiner grimmigen und höllischen Versuchung wie ein schmeichelnder Hund kommt, dann setzt er mit seinem Zorn in dem Teil an, wo die strenge Geburt steht. Doch dort ist ihm der Himmel entgegengesetzt, und dort wird die schöne Braut erkannt.

24.73. Denn der Teufel sticht durch den alten Menschen, um den neuen zu verderben. Wenn sich aber der neue gegen ihn erhebt, so weicht der Höllenhund. Dann empfindet der neue Mensch wohl, was der Höllenhund für einen Ratschlag in die siderische Geburt geschliffen hat, und es ist Zeit auszufegen.

24.74. Ich empfinde aber, daß mir der klügste Teufel entgegensteht, der die Spötter erregen wird, die dann sagen werden, ich wolle durch meinen eigenen Wahn die Gottheit ausgrübeln.

24.75. Ja, lieber Spötter, du bist wohl ein gehorsamer Sohn des Teufels. Du kannst natürlich die Kinder Gottes verspotten. Wie sollte ich wohl die Gottheit in meinem Vermögen so tief ergründen können, wenn sich die Gottheit nicht in mir gründete? Meinst du dann auch, daß ich stark genug zum Widerstand sei?

24.76. Ja, lieber stolzer Mensch, auch die Gottheit ist ein ganz sanftes, einfältiges und stilles Wesen und grübelt nicht im Grund der Hölle und des Todes, sondern in ihrem Himmel, wo nichts als einmütige Sanftmut ist. Darum sollte auch mir nicht gebühren, solches zu tun.

24.77. Aber siehe, ich habe dies auch nicht auf die Bahn gebracht, sondern deine Begierde und hocherhabene Lust haben die Gottheit bewogen, dir deines Herzens Begierde in höchster Einfalt in der größten Tiefe zu offenbaren, auf daß es ein Zeugnis über dich sei und eine Anmeldung des ernsten Tages Gottes. Und das sage ich als ein Wort des ernsten Gottes, das im Blitz des Lebens geboren ist.


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