Aurora oder Morgenröte im Aufgang

(Text von Jacob Böhme von 1612, deutsche Überarbeitung 2021)

18. Kapitel - Die Schöpfung von Himmel und Erde

Von der Schöpfung des Himmels und der Erde am ersten Tag.

18.1. Davon schreibt Moses in seinem ersten Buch, als wäre er dabeigewesen und hätte es selber gesehen. Ohne Zweifel hat er es in Schriften von seinen Vorfahren empfangen, und mag auch wohl im Geist etwas mehr in diesem erkannt haben als seine Vorfahren.

18.2. Weil aber zu der Zeit, als Gott Himmel und Erde geschaffen hat, noch kein Mensch gewesen war, der solches sehen konnte, daraus ist zu schließen, daß Adam vor seinem Fall, solange er noch in tiefer Erkenntnis Gottes war, solches im Geist erkannt hatte. Als er aber gefallen und in die äußerliche Geburt gesetzt war, hat er solches nicht mehr erkannt, sondern wie eine dunkle und verdeckte Geschichte im Gedächtnis behalten und auf seine Nachkommen gebracht.

18.3. Zumal offenbar ist, daß die erste Welt vor der Sündflut so wenig von den Qualitäten und der Geburt Gottes gewußt hatte als eben die letzte, in welcher wir jetzt leben. Denn mit der äußerlichen und fleischlichen Geburt konnte man die Gottheit niemals begreifen oder verstehen, sonst wäre doch etwas mehr davon geschrieben (und überliefert) worden.

18.4. Weil mir aber zu diesem hohen Thema durch göttliche Gnade dieses große Geheimnis in meinem Geist nach dem innerlichen Menschen, der mit der Gottheit inqualiert, etwas offenbar geworden ist, so kann ich es nicht unterlassen, solches nach meinen Gaben zu beschreiben, aber will den Leser treulich ermahnt haben, sich an der Einfalt des Autors nicht zu ärgern.

18.5. Denn ich tue es aus keiner Begierde des Ruhms, sondern in demütiger Unterweisung, damit dem Leser die Werke Gottes etwas besser bekannt werden können und des Teufels Reich offenbart werde, weil die jetzige Welt in aller Bosheit und Laster des Teufels lebt und wallt. So möge sie doch erkennen, in was für Kraft und Trieb sie lebt und in was für einer Herberge sie zu Gast ist.

18.6. Damit kann ich vielleicht mit meinem überantworteten Pfund auch etwas gewinnen und es meinem Gott und Schöpfer nicht unvermehrt wieder überantworten, wie ein fauler Knecht, der im Weinberg des Herrn müßig stand und seinen Lohn ohne Arbeit fordern wollte. (Matth. 25.14)

18.7. Auch wenn vielleicht der Teufel die Spötter und Verächter erwecken könnte, die da sagen, es gezieme mir nicht, so hoch in die Gottheit zu steigen und darüber zu grübeln. Denen allen gebe ich zur Antwort, daß ich nicht in die Gottheit gestiegen bin, denn mir als einem geringen Menschen, wäre es auch nicht möglich, solches zu tun, sondern die Gottheit ist in mich gestiegen. Damit wurde mir solches durch seine Liebe offenbar, was ich sonst in meiner halbtoten fleischlichen Geburt hätte bleibenlassen müssen.

18.8. Weil ich nun aber den Trieb dazu habe, so laß ich den walten und machen, der es weiß und versteht und es so haben will, denn ich armer Staub und Erdenmensch könnte (ohne ihn) nichts tun.

18.9. Dieser Geist lädt nun alle die Spötter und Verächter vor die innerste Geburt Gottes in dieser Welt, um von ihrer Bosheit abzustehen. Wenn nicht, dann sollen sie als höllische Spreu in die äußerste Geburt, in den Zorn Gottes geworfen werden.

18.10. So erkenne: Als nun Gott in der dritten Geburt im Reich Luzifers erzürnt wurde, welches der ganze Ort und Raum dieser Welt ist, da verlosch das (göttliche) Licht in der dritten Geburt und alles wurde eine Finsternis. Und der Salpeter wurde in dieser dritten Geburt überall ganz rauh, wild, kalt, hart, bitter, sauer und an etlichen Enden stinkend, rührig und brüchig (bzw. vergoren), alles entsprechend der diesmal wirkenden Geburt der Quellgeister.

18.11. Denn an welchem Ort die herbe Qualität vorherrschend war, dort wurde der Salpeter zusammengezogen und vertrocknet, so daß harte und derbe Steine entstanden. An den Orten aber, wo der herbe Geist mit dem bitteren zugleich vorherrschte, dort wurde stachliger Sand, denn der wütende bittere Geist hat den Salpeter zerbrochen.

18.12. An den Orten, wo der Ton mit dem herben Geist im Wasser vorherrschte, dort sind Kupfer, Eisen und ähnliche Steinerze entstanden. Wo aber das Wasser mit allen Geistern zugleich vorherrschend war, dort ist die wilde Erde geworden, und das Wasser wurde nach und nach in den Klüften gleich einer Wolke gefangengehalten, denn der herbe Geist, als der Vater der verdorbenen Natur, hat es mit seiner scharfen Zusammenziehung gefangengehalten.

18.13. Der bittere Geist ist die vorherrschende Ursache der schwarzen (bzw. dunklen) Erde, denn durch seine grimmige Bitterkeit ist der Salpeter nach seiner äußerlichen Geburt getötet worden, daraus dann die wilde Erde entstand.

18.14. Die Hitze hat besonders im herben Geist geholfen, die Härtigkeit zu bewirken. Wo sie vorherrschend war, dort hat sie den alleredelsten Salpeter in der Erde geboren, wie Gold, Silber und Edelsteine.

18.15. Denn als das scheinende Licht wegen der harten, derben und rauhen Materie verloschen war, da wurde es in der Hitze, die der Vater des Lichtes ist, mit vertrocknet und verkörpert.

18.16. Doch solltest du dies richtig verstehen: Wo der hitzige Geist im süßen Wasser in der Liebe vorherrschend gewesen war, dort hat der herbe Geist die Materie zusammengezogen, und so sind die alleredelsten Erze und Gesteine entstanden.

18.17. Aber die allerbesten köstlichen Steine wie Karfunkel, Rubin, Smaragd, Delphin, Onyx und dergleichen haben ihren Ursprung, wo der Blitz des Lichtes in der Liebe aufgegangen ist. Denn dieser Blitz wird in der Sanftmut geboren und ist das Herz im Zentrum der Quellgeister. Darum sind auch diese Steine sanft, kräftig und lieblich.

18.18. Da könnte nun einer fragen, warum der Mensch in dieser Welt Gold, Silber und Edelgesteine vor allen anderen Dingen liebt und solche zur Abwehr oder zum Schutz seines Leibes gebraucht? Hierin steckt der Kern, denn Gold, Silber, Edelgesteine und alle lichtvollen Erze haben ihren Ursprung vom Licht, das vor den Zeiten des Zorns in der äußerlichen Geburt in der Natur, das heißt, im siebenten Naturgeist geschienen hat.

18.19. Und weil nun ein jeder Mensch wie das ganze Haus dieser Welt ist, so lieben auch seine Quellgeister den Kern oder das allerbeste in der verdorbenen Natur und gebrauchen das zu ihrem Schutz und zur Abwehr.

18.20. Den innersten Kern aber, der die Gottheit ist, können sie nirgends begreifen, denn das Zornfeuer liegt wie eine starke Mauer davor, und so muß diese Mauer mit hartem Sturm zersprengt werden, wenn die siderischen (natürlich-körperlichen) Geister hineinsehen wollen. Dem Seelengeist aber steht die Tür offen, denn er wird von nichts abgehalten und ist in seiner innersten Geburt wie Gott selbst.

18.21. Nun könnte einer fragen: „Wie soll ich mich denn in der dreifachen Geburt in der Natur verstehen (bzw. erkennen)?“ Die Tiefe sagt: Siehe, die innerste und tiefste (und erste) Geburt steht in der Mitte und ist das Herz der Gottheit, das aus den Quellgeistern Gottes geboren wird. Und diese Geburt ist das Licht (des Bewußtseins), das zwar aus den Quellgeistern geboren wird, aber kein Quellgeist für sich allein begreifen kann, sondern ein jeder Quellgeist begreift nur das Licht seines eigenen Reiches. Nur alle sieben Geister zugleich können das ganze Licht begreifen, denn sie sind der Vater des Lichtes.

18.22. So begreifen auch die Quellgeister des Menschen nicht gänzlich die innerste Geburt der Gottheit, die im Licht steht, sondern ein jeder Quellgeist greift mit seiner seelischen Geburt in das Herz Gottes und inqualiert dort mit ihm.

18.23. Und das ist die verborgene Geburt in der Natur, die kein Mensch mit seinem Verstand oder seiner Geschicklichkeit begreifen kann, sondern nur die Seele des Menschen begreift es, die im Licht Gottes steht, aber die anderen nicht.

18.24. Die zweite Geburt in der Natur sind die sieben Geister der Natur. Diese Geburt ist verständlicher und begreiflicher, aber auch nur den Kindern dieses Geheimnisses. Der Bauer versteht es wohl nicht, auch wenn er es sieht, riecht, schmeckt, hört und fühlt. Er sieht es an, aber erkennt nicht, wie das Wesen ist.

18.25. Dies sind nun die Geister, darin alle Dinge im Himmel und in dieser Welt stehen, und daraus wurde der dritte und äußerliche Geist geboren, darin die Verderblichkeit steht.

18.26. Dieser Geist oder diese Geburt hat sieben Arten: Herb, Süß, Bitter und Hitze, diese vier gebären die Begreiflichkeit in der dritten Geburt. Der fünfte Geist ist die Liebe, die vom Licht des Lebens entsteht und die Sinnlichkeit mit dem (gedanklichen) Verstand gebiert. Der sechste Geist ist der Ton, der den Schall und die Freude gebiert und der aufsteigende Quell durch alle Geister ist.

18.27. In diesen sechsen steht nun der Geist des Lebens und der Wille oder Verstand mit dem Denken aller Kreaturen, dazu alle Künste und Veränderungen, sowie die Formungen und Bildungen von allem, was im Geist in der Unbegreiflichkeit steht.

18.28. Der siebente Geist ist die Natur, in der das körperliche Wesen aller sechs Geister besteht, denn die anderen sechs gebären den siebenten. In diesem Geist besteht das körperliche Wesen der Engel, Teufel und Menschen, und er ist eine Mutter der anderen sechs Geister, in der sie sich selbst zusammen mit dem Licht gebären, welches das Herz Gottes ist.

(Hinweis: Böhme verwendet verschiedene Zählweisen für die Abfolge von jeweils drei Geburten:

 

Göttl. Dreifaltigkeit

Geistig-himmlische Geburt

Körperlich-irdische Geburt

1.

Vater
(Ursache)

inneres Herz / Licht
(erkennendes Bewußtsein)

Materie / Tod
äußerliche Geburt

2.

Sohn
(Wirkung)

Quellgeister / Sinne
(sinnliches Bewußtsein)

körp. Leben / Liebe-Zorn
siderische Geburt

3.

Heiliger Geist
(Heilung)

äußerlich-fleischliche Geister
(körperliches Bewußtsein)

heiliges Leben / Himmel
seelische Geburt

Hier sieht Böhme die Geburten sozusagen aus göttlicher, geistiger und körperlicher Sicht. Die göttliche Geburt der Dreifaltigkeit wird z.B. unter 3.32 beschrieben, die himmlische Geburt der Engel in diesem Kapitel und die irdische Geburt im Sinne der Auferstehung von den Toten zum ewigen Leben im folgenden Kapitel, z.B. ab 19.58.)

Von der dritten Geburt

18.29. Die dritte Geburt ist die Begreiflichkeit der Natur, die vor der Zeit des Zorns ganz dünn, lieblich und hell gewesen war, so daß die Quellgeister durch alles hindurchschauen konnten. Darin gab es weder Steine noch Erde, und es wurde auch kein so geschaffenes Licht benötigt, wie jetzt, sondern das Licht hat sich überall in der Mitte geboren und alles stand im Licht.

18.30. Als aber König Luzifer geschaffen worden war, hat er in dieser dritten Geburt den Zorn Gottes erweckt, denn die Leiber der Engel sind in dieser dritten Geburt zur Kreatur geworden.

18.31. Weil dann aber die Teufel ihre Leiber angezündet hatten, um damit über die ganze Gottheit zu herrschen, hat auch der Schöpfer diesen dritten Geist der dritten Geburt in der Natur in seinem Zorn angezündet und den Teufel darin gefangengenommen und ihm eine ewige Herberge darin zugerichtet, damit er nicht höher sei als der ganze Gott.

18.32. Denn weil sich die Teufel aus überheblichem Stolz und Mutwillen selber angezündet haben, wurden sie aus der Geburt des Lichtes ganz und gar ausgestoßen und können es ewiglich weder erfassen noch begreifen.

18.33. So haben sie sich das Licht ihres Herzens, das mit dem Herzen Gottes inqualierte (und wechselwirkte), selber ausgelöscht und an dessen Stelle einen grimmigen, hitzigen, herben, bitteren und hart stinkenden Teufelsgeist geboren.

18.34. Nun solltest du aber nicht denken, daß darum aus der ganzen Natur oder dem Reich dieser Welt nur ein bitterer Zorn Gottes geworden sei. Nein, hier steckt der Zweck: Der Zorn ergreift nicht die innerste Geburt in der Natur, denn die Liebe Gottes ist immer noch im ganzen Reich dieser Welt im Zentrum verborgen, und das Haus, in das Herr Luzifer gehört, ist noch nicht ganz entschieden, sondern Liebe und Zorn sind in allen Dingen dieser Welt noch ineinander, und sie ringen und kämpfen immer miteinander.

18.35. Aber die Teufel selbst können das Ringen des Lichtes nicht ergreifen, sondern nur das Ringen des Zorns. Darin sind sie Scharfrichter und vollstrecken das Recht, das im Zorn Gottes über alle gottlosen Menschen gesprochen wird.

18.36. Es sollte auch kein Mensch sagen, daß er aus Gottes Vorsatz (bzw. Vorherbestimmung) im Zornfeuer dieser ganzen Verderbnis geboren sei. Nein, denn die verdorbene Erde steht noch nicht ganz im Zornfeuer Gottes, sondern nur in ihrer äußerlichen Begreiflichkeit, in der sie so hart, derb und bitter ist. Und dabei kann wohl ein jeder erkennen, daß dieses Gift und diese Grimmigkeit nicht in die Liebe Gottes gehört, in der nur reine Sanftmut (und Güte) ist.

18.37. Darum sage ich nicht, daß ein jeder Mensch heilig aus dem Mutterleib komme, sondern wie der Baum ist, so ist auch seine Frucht. Aber die Schuld liegt nicht bei Gott, wenn eine Mutter ein Kind des Teufels gebiert, sondern in ihrer eigenen Bosheit.

18.38. Wenn aber ein wilder Zweig in einen süßen Acker gesetzt wird und mit etlichen dazu dienenden Reisern und gutem Geschmack eingepfropft (bzw. veredelt) wurde, dann wächst ein milder Baum, obwohl der Zweig wild war. Denn hier ist alles möglich, und so verwandelt sich manchmal das Gute ins Böse wie auch das Böse ins Gute.

18.39. Denn ein jeder Mensch ist frei wie ein eigener Gott und kann sich in diesem Leben in den Zorn oder in das Licht verwandeln. Was einer für ein Kleid anzieht, das verklärt ihn, und was der Mensch für einen Körper in die Erde sät, ein solcher wird auch aufwachsen, zwar in etwas anderer Form und Klarheit, aber doch alles nach der Qualität des Samens.

18.40. Denn wenn die Erde ganz von Gott verlassen wäre, dann trüge sie nimmermehr gute Früchte, sondern nur böse (bzw. unheilsame). Weil aber die Erde noch in Gottes Liebe steht, so wird sein Zorn nicht ewig darin brennen, sondern die Liebe, die überwunden hat, wird das Zornfeuer ausspeien.

18.41. Dann wird auch die brennende Hölle beginnen, wenn sich die Liebe vom Zorn scheidet. Aber in dieser Welt sind noch Liebe und Zorn in allen Kreaturen ineinander, und welches in seinem Ringen obsiegt, das erbt sein Haus mit Recht, sei es das Himmel- oder das Höllenreich.

18.42. Ich sage aber nicht, daß darum auch die Tiere in ihrer Geburt das Himmelreich erben können. Sie sind zwar wie die verdorbene Erde bös- und gutartig, wenn sie aber (durch ihren Tod) wieder in ihre Mutter, die Erde, gesät werden, dann sind sie Erde.

18.43. Aber darum wird dieser Salpeter eines guten Tieres noch nicht dem Teufel zum Eigentum eingeräumt werden, sondern er wird im abgeschiedenen Teil ewig in der Natur Gottes blühen und andere himmlische Bildungen hervorbringen. Doch der Salpeter des Tieres im Zorn Gottes wird natürlich auch im Zorn Gottes ewige höllische Frucht tragen.

18.44. Denn wenn die Erde angezündet wird, dann brennt im Zorn das Feuer und in der Liebe das Licht. Dann wird sich alles entscheiden, denn eines wird das andere nicht mehr begreifen können. Aber in dieser (heutigen) Zeit hat alles noch einen zweifachen Quell. Was du hier im Geist baust oder säst, sei es mit Worten, Werken oder Gedanken, das wird dann dein ewiges Haus sein.

18.45. So siehst und verstehst du nun, woraus die Erde und Steine entstanden sind. Wenn aber dieser entzündete Salpeter so in der ganzen Tiefe dieser Welt hätte bleiben sollen, dann wäre das ganze Reich ein finsteres (unbewußtes) Tal gewesen, denn das Licht war in der dritten Geburt mitgefangen (bzw. körperlich gebunden).

18.46. Damit wurde aber das Licht des Herzens Gottes nicht in seiner innersten Geburt gefangen, sondern (nur das Licht,) was in der dritten Geburt in der äußerlichen Begreiflichkeit schien, das wurde mit hineinverkörpert. Darum lieben auch die Menschen alle Dinge, die in diesem Salpeter stehen.

18.47. Weil aber die ganze Tiefe in der dritten Geburt wegen des verdorbenen Salpeters der Erde und Steine überaus finster war, so konnte es die Gottheit nicht so erdulden, sondern schuf die Erde und Steine zusammen auf einen Klumpen (vom Himmel getrennt).

18.48. Davon schreibt nun Moses: »Am Anfang schuf Gott Himmel und Erden. (1.Mose 1.1)« Diese Worte sollte man wesentlich betrachten, wie sie wirken. Denn das Wort „Am“ faßt sich im Herzen und fährt bis auf die Lippen, wo es gefangen wird und schallend wieder zurück bis zu seinem Ausgangsort geht.

18.49. Das bedeutet nun, daß der Schall vom Herzen Gottes ausgegangen ist und das ganze Reich dieser Welt umfaßt hat. Als er aber böse (bzw. unheilsam) befunden wurde, da kehrte der Schall wieder zurück in sein Reich.

18.50. Das Wort „An“ stößt aus dem Herzen zum Mund heraus und hat einen langen Nachdruck. Wenn es sich aber ausspricht, dann schließt es sich mitten in seinem Wohnsitz mit dem oberen Gaumen zu, und ist halb draußen und halb drinnen.

18.51. Das bedeutet, daß das Herz Gottes einen Ekel an der Verderbnis bekam und das verdorbene Wesen von sich stieß, aber in der Mitte beim Herzen wieder gefaßt und gehalten hatte.

18.52. Denn wie die Zunge das Wort zerbricht und es halb draußen und halb innen hält, so wollte auch das Herz Gottes den angezündeten Salpeter nicht ganz verwerfen, sondern nur die Bosheit und Sucht des Teufels, und das andere sollte nach dieser Zeit wieder erbaut werden.

18.53. Das Wort „fang“ fährt schnell vom Herzen zum Mund heraus und wird am hinteren Ort der Zunge mit dem Gaumen gehalten, und wenn es losgelassen wird, dann bewirkt es noch einen schnellen Druck vom Herzen zum Mund hinaus.

18.54. Das bedeutet die schnelle Verstoßung des Abraums (bzw. „Abfalls“) der Teufel mitsamt dem verdorbenen Salpeter. Denn der starke und schnelle Geist stößt den Atem stark von sich und behält den rechten Ton des Wortes oder den Ausspruch am hintern Gaumen bei sich, das heißt, den wahren Geist des Wortes.

18.55. Das bedeutet, daß die verdorbene Grimmigkeit ewig aus dem Licht Gottes verstoßen ist, aber der innerliche Geist, der gegen seinen Willen damit beladen wurde, wieder in sein ursprüngliches Haus gesetzt werden soll.

18.56. Der letzte Nachdruck „ang“ bedeutet, daß auch die innerlichen Geister in der Verderbnis nicht ganz rein sind und deswegen eine Fegung (bzw. Reinigung) oder Verzehrung des Zorns im Feuer bedürfen, welches am Ende dieser Zeit geschehen wird.

18.57. Das Wort „schuf“ faßt sich über und unter der Zunge, führt die Zähne in beiden Gaumen zusammen und drückt sich so zusammen. Und wenn es zusammengefaßt und ausgesprochen wurde, dann macht es den Mund schnell wie ein Blitz wieder auf.

18.58. Das bedeutet des herben Geistes starke Zusammentreibung des verdorbenen Salpeters auf einen Klumpen, denn die Zähne halten das Wort und lassen den Geist zwischen den Zähnen ganz langsam hindurch. Das bedeutet, daß die herbe Qualität die Erde und Steine beisammen festhält und gleichwohl die Geister der Erde aus dem herben Geist grünen und blühen läßt, welches die Wiedergeburt oder Wiederbringung der Geister der Erde bedeutet.

18.59. Daß aber der Mund nach dem Wort schnell wieder aufgemacht wird, bedeutet die Tiefe (des Raumes) über der Erde, daß Gott der Herr dennoch dort wohnen, sein Regiment für sich behalten und den Teufel als einen Gefangenen im Zornfeuer halten will.

18.60. Das Wort „Gott“ faßt sich mitten auf der Zunge, stößt aus dem Herzen dahin, läßt den Mund offen, bleibt auf seinem königlichen Sessel sitzen und schallt aus sich und in sich (reflektierend). Wenn es aber ausgesprochen wurde, dann stößt es noch einen Druck zwischen den oberen Zähnen und der Zunge heraus.

18.61. Das bedeutet, als Gott Himmel und Erde und dazu alle Kreaturen erschuf, daß er gleichwohl in seinem göttlichen, ewigen und allmächtigen Sitz geblieben und von diesem nie abgewichen war, und daß er allein Alles ist. Der letzte Druck bedeutet die Schärfe seines Geistes, mit dem er in seinem ganzen Körper augenblicklich alles ausrichtet.

18.62. Das Wort „Himmel“ faßt sich im Herzen und stößt bis auf die Lippen, wo es verschlossen wird. Und die Silbe „mel“ macht die Lippen wieder auf, wird mitten auf der Zunge gehalten, und dann fährt der Geist auf beiden Seiten der Zunge aus dem Mund.

18.63. Das bedeutet, daß die innerliche Geburt mit der äußerlichen durch die greuliche Sünde verschlossen wurde und der äußersten Geburt unbegreiflich ist.

18.64. Weil es aber ein Wort mit zwei Silben ist und die zweite Silbe „mel“ den Mund wieder aufmacht, so bedeutet es, daß auch die Pforte der Gottheit wieder aufgeschlossen wurde.

18.65. Daß es sich aber mit dem Wort „mel“ auf der Zunge am oberen Gaumen wieder faßt und festhält und der Geist auf beiden Seiten daneben ausgeht, das bedeutet, daß Gott diesem verdorbenen Königreich in Gott wieder einen König und Großfürsten geben wollte, der die innerste Geburt der klaren Gottheit wieder aufschließen sollte. Und dadurch sollte der Heilige Geist zu beiden Seiten, das heißt, aus der innersten Tiefe des Vaters und des Sohnes, wieder in diese Welt ausgehen, damit diese Welt durch den neuen König wieder neugeboren werde.

18.66. Das Wort „und“ faßt sich im Herzen und wird mit der Zunge am oberen Gaumen gefangen und zusammenverkörpert. Wenn es aber losläßt, dann stößt es noch einen Druck aus dem Herzen zum Mund heraus. Das bedeutet nun den Unterschied zwischen der heiligen und irdischen Geburt.

18.67. Diese Silbe fährt wohl aus dem Herzen, aber sie wird mit der Zunge am oberen Gaumen gehalten, so daß man nicht verstehen kann, was das für ein Wort ist. Das bedeutet, daß die irdische und verdorbene Geburt die innerliche Geburt nicht begreifen kann, sondern eine Törin und Närrin bleibt.

18.68. Der letzte Druck aus dem Herzen bedeutet, daß sie natürlich mit der innerlichen Geburt in ihrer Söhnlichkeit (als Sohn) inqualieren werde, aber es mit ihrem Verstand nicht ergreifen kann. Darum bleibt die Silbe stumm, hat keinen Verstand und wird nur zum Unterschied gebraucht.

18.69. Das Wort „Erden“ stößt vom Herzen und faßt sich am hinteren Teil über der Zunge am hinteren Gaumen und zittert nach. Doch zur ersten Silbe „Er“ wird die Zunge nicht gebraucht, sondern sie schmiegt sich an den unteren Gaumen und verkriecht sich wie vor einem Feind.

18.70. Die zweite Silbe „den“ faßt sich mit der Zunge am oberen Gaumen und läßt den Mund offen. Dann fährt der Geist der Formung zur Nase heraus, denn er will in diesem Wort nicht mit zum Mund heraus. Und wenn er auch etwas mit herausfährt, dann fährt doch der wirkliche Klang des wirklichen Geistes nur durch den Geruch oder die Nase heraus.

18.71. Das ist ein großes Geheimnis: Das Wort „Er“ bedeutet die angezündete herbe und bittere Qualität, den ernsten Zorn Gottes, der im hinteren Gaumen zittert. Davor fürchtet sich die Zunge und schmiegt sich am unter Gaumen an und flieht wie vor einem Feind.

18.72. Das Wort „den“ faßt sich wieder auf der Zunge, und der Geist zieht die Kraft aus dem Wort und fährt damit einen anderen Weg zur Nase heraus. Auch fährt er damit hinauf ins Gehirn vor den königlichen Thron.

18.73. Das bedeutet, daß der äußerliche Salpeter der Erde ewiglich von Gottes Licht und Heiligkeit verworfen ist.

18.74. Daß aber der Geist die Kraft des Wortes faßt und einen anderen Weg durch die Nase ins Gehirn vor den Thron der Sinne fährt, das bedeutet, daß Gott das Herz der Erde aus dem Zorn der Bosheit ziehen und zu seinem ewigen königlichen Lob gebrauchen will.

18.75. Darin erkenne: Er will den Kern und das Beste oder den guten Geist aus der Erde ziehen und zu seiner Ehre und Herrlichkeit wieder neu gebären.

18.76. Hier, oh Mensch, besinne dich: Was du für einen Samen in die Erde säen wirst, ein solcher wird auch aufgehen und ewig blühen und Frucht tragen, entweder in der Liebe oder im Zorn.

18.77. Denn wenn das Gute vom Bösen geschieden werden wird, dann wirst du in deinem hier erworbenen Teil leben, sei es im Himmel oder im höllischen Feuer. Wohin du jetzt wirbst (bzw. wirkst), dahin fährt deine Seele, wenn du stirbst.

18.78. Oder meinst du, daß mein Geist dieses aus der verdorbenen Erde gesogen hat oder aus einem Filzhut (der Doktoren)? Wahrlich nein, sondern der Geist hat zu dieser Zeit meiner Beschreibung mit der tiefsten Geburt Gottes inqualiert. Aus dem habe ich meine Erkenntnis genommen, und daraus ist sie gesogen, nicht in großer irdischer Freude, sondern in ängstlicher Geburt und Trübsal.

18.79. Denn was ich dazu vom Teufel und der höllischen Qualität erleiden mußte, die in meinem äußerlichen Menschen wie auch in allen Menschen herrschen, das wirst du nicht fassen können, wenn du nicht auch in diesem Reigen tanzt.

18.80. Hätten unsere Philosophen und Doktoren nicht soviel auf der Fiedel des überheblichen Stolzes gegeigt, sondern auf der Geige der Propheten und Apostel, dann würde wohl eine andere Erkenntnis und Philosophie in dieser Welt sein, dazu ich wegen meiner Schwachheit und des wenigen Studierens sowie wegen meiner ungeübten Zunge zu gering bin, aber nicht zu einfältig in der Erkenntnis. Denn ich kann es nur nicht nach der tiefen Sprache und Zierlichkeit wiedergeben, aber ich lasse es mir an meiner Gabe genügen und bin eben ein Philosoph der Einfältigen.

Von der Schöpfung des Lichtes in dieser Welt

18.81. Hier schließe die Augen deines Fleisches ein wenig, denn sie sind dir hier nichts nütze, weil sie dafür blind und abgestorben sind. Öffne nur die Augen deines Geistes, dann will ich dir die Schöpfung Gottes wahrhaft zeigen.

18.82. So erkenne: Als Gott den verdorbenen Salpeter der Erde und Steine, der sich in der äußerlichen Geburt durch die Anzündung geboren hatte, auf einen Klumpen (zur Erdkugel) zusammentrieb, war die dritte Geburt in der Natur in der Tiefe (im Luftraum) über der Erde nicht mehr rein und hell, zumal auch noch der Zorn Gottes darin brannte.

18.83. Und wenn auch die innerliche Geburt licht und hell war, so konnte es doch die äußerliche, die im Zornfeuer stand, nicht begreifen, sondern war ganz finster (bzw. verdunkelt).

18.84. Denn Moses schreibt: »Und es war finster auf der Tiefe. (1.Mose 1.2)« Das Wort „auf“ bedeutet die äußerliche Geburt, wie das Wort „in“ die innerliche Geburt bedeuten würde.

18.85. Wenn auch die innerliche finster gewesen wäre, dann hätte der Zorn Gottes ewig in dieser Welt geruht und wäre ewiglich nicht licht geworden. Aber so hat der Zorn das Herz Gottes nicht berührt (so daß die innerliche Geburt nicht finster wurde).

18.86. Darum ist er auch ein süßer, freundlicher, gütiger, sanfter, reiner und barmherziger Gott nach seinem Herzen in der innersten Geburt im Reich dieser Welt geblieben, und seine sanfte Liebe dringt aus seinem Herzen in die äußerliche Geburt des Zorns und löscht denselben. Darum sprach er: »Es werde licht!«

18.87. Hier erkenne den Sinn in der höchsten Tiefe: Dieses Wort „sprach“ ist auf Menschenweise gesprochen. Öffnet eure Augen, ihr Philosophen, ich will euch in meiner Einfalt die Sprache Gottes lehren, wenn es denn sein muß.

18.88. Das Wort „sprach“ faßt sich zwischen den Zähnen, denn sie beißen sich zusammen, und der Geist zischt durch die Zähne heraus, und die Zunge beugt sich in der Mitte und spitzt sich vorn, als ob sie hörte, was da zischt, und sich fürchten würde.

18.89. Wenn aber der Geist das Wort faßt, dann macht er den Mund zu und faßt es in der bitteren und herben Qualität am hinteren Gaumen über der Zunge wie in einer Höhle.

18.90. Dann erschrickt die Zunge und schmiegt sich an den untern Gaumen an. Danach fährt der Geist aus dem Herzen und beschließt das Wort, das sich am hinteren Gaumen in der herben und bitteren Qualität im Zorn faßt, und fährt durch die Grimmigkeit stark und mächtig wie ein König oder Fürst hervor und schließt auch den Mund auf. So herrscht dieses Wort mit starkem Geist aus dem Herzen im ganzen Mund und außerhalb des Mundes und macht eine mächtige lange Silbe wie ein Geist, der den Zorn zerbrochen hat und gegen den sich der Zorn mit seinem Knurren in der herben und bitteren Qualität am hinteren Gaumen in der Höhle auf der Zunge spreizt. So behält das Wort sein Recht für sich und bleibt an seinem Ort sitzen, aber läßt durch sich den sanften Geist aus dem Herzen heraus, donnert mit seinem Knurren hinterher und hilft das Wort bilden und formen, aber kann mit seinem Donner nicht von seinem Wohnsitz, sondern bleibt in seiner Höhle wie ein Gefangener und zeigt sich schrecklich.

18.91. Das ist ein ganz großes Geheimnis, und hier erkenne den Sinn: Begreifst du das, dann verstehst du die Gottheit richtig. Wenn nicht, dann bist du im Geist noch blind. Doch richte nicht, oder du läufst hier gegen eine starke Pforte und wirst gefangen. Denn wenn dich das Zornfeuer fängt, dann bleibst du ewig darin.

18.92. Nun siehe, du Menschenkind, was dir der Geist für eine Pforte des Himmels, der Hölle und der Erde sowie der ganzen Gottheit aufschließt.

18.93. Du solltest aber nicht denken, daß Gott zu jener Zeit auf Menschenweise gesprochen hat, so daß es nur ein ohnmächtiges Wort gleich einem Menschen gewesen war. Des Menschen Wort faßt sich wohl auch in solcher Form, Proportion, Qualität und Geschicklichkeit, nur daß es der halbtote Mensch nicht versteht. Dabei ist dieser Verstand gar edel und teuer, denn er wird allein in der Erkenntnis des Heiligen Geistes geboren.

18.94. Gottes Wort aber, das er damals in der Kraft gesprochen hatte, das hat Himmel und Erden sowie den Himmel aller Himmel, ja die ganze Gottheit umfaßt.

18.95. Es (das Wort „sprach“) faßt sich aber zuerst zwischen den zusammengebissenen Zähnen und zischt. Das bedeutet, daß der Heilige Geist im Anfang der Schöpfung durch die harte verschlossene Mauer der dritten und äußerlichen Geburt fuhr, die im Zornfeuer in dieser Welt steht. Denn es steht geschrieben: »Und es war finster auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. (1.Mose 1.2)«

18.96. Die Tiefe bedeutet die innerliche Geburt, und die Finsternis bedeutet die äußerliche verdorbene, in welcher der Zorn brannte. Das Wasser bedeutet die Besänftigung (und Heilung) des Geistes.

18.97. Daß aber der Geist durch die Zähne zischt, bedeutet, daß der Geist aus dem Herzen Gottes durch den Zorn gefahren ist. Daß aber die Zähne zubleiben, solange der Geist zischt, und sich nicht auftun, das bedeutet, daß der Zorn den Heiligen Geist nicht ergriffen hat.

18.98. Daß sich aber die Zunge an den unteren Gaumen schmiegt, vorn zuspitzt und sich zum Zischen nicht gebrauchen läßt, das bedeutet, daß alle Kreaturen, die durch die äußerliche Geburt entstehen, den Heiligen Geist, der durch die innerliche Geburt aus dem Herzen Gottes ausgeht, weder begreifen noch mit ihrer Macht aufhalten oder verwehren können.

18.99. Denn er geht durch alle verschlossenen Gemächer und Geburten und bedarf keiner Aufschließung, wie ihn auch die Zähne nicht halten können, daß er durch sie nicht ausgeht.

18.100. Daß aber die Lippen offenstehen, wenn er durch die Zähne zischt, das bedeutet, daß er mit seinem Ausgang aus dem Herzen Gottes in der Schöpfung dieser Welt die Himmelspforte wieder aufgeschlossen hat und durch die Pforte des Zorns Gottes gegangen ist. Dort hat er dann den Zorn Gottes fest verriegelt und zugelassen und damit das ewig angezündete Zorn-Haus des Teufels fest zugeschlossen, aus dem er ewig nicht entkommen kann.

18.101. Weiter bedeutet es, daß der Heilige Geist gleichwohl eine offene Pforte im Zorn-Haus dieser Welt habe, wo er sein Werk treibt, (dem Geist) der Höllenpforte unbegreiflich, und wo er sich einen heiligen Samen zu seinem ewigen Lob sammelt, ohne den Willen der festen höllischen Pforte und derselben auch ganz unbegreiflich.

18.102. Und wie der Geist seinen Ausgang und gefaßten Willen durch die Zähne verrichtet und sich die Zähne doch nicht bewegen oder des Geistes Willen ergreifen können, so baut sich der Heilige Geist, ohne vom Teufel oder dem Zorn Gottes ergriffen zu werden, unablässig einen heiligen Samen und Tempel im Haus dieser Welt.

18.103. Daß sich aber das ganze Wort „sprach“ am hinteren Gaumen über der Zunge in der Höhle mitten in der herben und bitteren Qualität faßt und knurrt, das bedeutet, daß Gott das Reich dieser Welt im Herzen in der Mitte gefaßt hat und sich gegen alles Grunzen und Murren des Teufels wieder ein Haus zu seinem Lob gebaut hat, darin er mit seinem Heiligen Geist herrscht.

18.104. Gleichwie der Geist vom Herzen durch das Murren und Knurren der herben und bitteren Qualität stark und mächtig ausgeht und mit seinem Ausgang in der herben und bitteren Qualität wie ein mächtiger König herrscht, was der herben und bitteren Qualität unbegreiflich ist, so herrscht auch der Geist Gottes im Zorn-Haus der äußerlichen Geburt dieser Welt mächtig und gebiert sich einen Tempel darin, dem Zorn-Haus unbegreiflich.

18.105. Daß aber der herbe und bittere Geist so murrt, wenn der Geist vom Herzen durch sein Haus geht und mit Gewalt herrscht, das bedeutet, daß der Zorn Gottes samt den Teufeln im Haus dieser Welt der Liebe entgegengesetzt ist, so daß die beiden über die ganze Zeit dieser Welt miteinander wie zwei Kriegsheere kämpfen und streiten werden, daher dann auch der menschliche und tierische Krieg und Streit aller Kreaturen seinen Ursprung hat.

18.106. Daß sich aber die herbe und bittere Qualität mit zum Wort faßt und miteinander konkordieren (und wechselwirken), aber gleichwohl nur der Geist des Herzens das Wort zum Mund ausspricht, das bedeutet, daß alle Kreaturen, welche allein durch das Wort hervorgegangen sind, wie die Tiere, Vögel, Fische, Würmer, Kräuter und Gräser, sowie die Bäume und Stauden, vom ganzen Leib bös- und gutartig formiert werden, und daß in ihnen allen die zornige und verdorbene Qualität sowie auch die Liebe Gottes stehen wird. Entsprechend wird doch alles durch den Geist der Liebe getrieben, und so werden sich die beiden miteinander reiben, quetschen und pressen.

18.107. Dadurch wird dann in mancher Kreatur das Zornfeuer so hart entzündet werden, daß der Leib mitsamt dem Geist einen ewigen Zorn-Salpeter in der Hölle ergeben wird.

18.108. Denn der Geist, der im Herzen geboren wird, der muß in seinem Leib mitten durch die Pforte der Hölle wandeln und kann gar leicht entzündet werden. Es ist wie Holz und Feuer: Gießt du kein Wasser hinein, dann brennt es.

18.109. Oh Mensch, du wurdest nicht mit den Tieren durch das Wort aus Böse und Gut geschaffen. Hättest du nur nicht vom Bösen und Guten gegessen, dann wäre auch das Zornfeuer nicht in dir. Aber so hast auch du einen tierischen Leib bekommen. Nun erbarme sich die Liebe Gottes, denn es ist geschehen.

18.110. Daß sich aber nach Zusammenfassung des Wortes in der herben und bitteren Qualität im hinteren Gaumen über der Zunge der Mund weit auftut und der zusammengefaßte Geist miteinander zum Mund herausfährt, der da aus dem Herzen kommt und auch aus der herben und bitteren Qualität geboren wird, das bedeutet, daß die Kreaturen in großer Angst und Widerwärtigkeit leben werden und sich nicht durch einen einzigen Leib gebären (bzw. fortpflanzen) werden können, sondern nur durch zwei.

18.111. Denn die herbe und bittere Qualität nimmt (und zieht) die Kraft aus dem Geist des Herzens und infiziert sich mit demselben. Darum ist nun die Natur im Geist des Herzens so schwach geworden und vermag die eigene innerliche Geburt des Herzens nicht mehr zu entbinden, und deswegen hat die Natur ein Weiblein und Männlein geschaffen.

18.112. Auch bedeutet es den bösen und guten Willen in der ganzen Natur sowie in allen Kreaturen, so daß nun ein stetiges Ringen, Kämpfen und Würgen sein werde und diese Welt ein wirkliches Jammertal voller Kreuz, Verfolgung, Mühe und Arbeit genannt wird. Denn als der Geist der Schöpfung in das Mittel (bzw. Wesen) getreten war, da hat er mitten im Reich der Hölle die Schöpfung formieren (und gestalten) müssen.

18.113. Weil damit nun die äußerliche Geburt in der Natur zweifach (und gegensätzlich) wurde, das heißt, bös- und gutartig, so gibt es ein stetiges Martern, Quetschen, Jammern und Heulen, und alle Kreaturen müssen sich in diesem Leben wohl martern lassen, und so heißt diese bösartige Welt zurecht eine „Mordgrube des Teufels“.

18.114. Daß aber der herbe und bittere Geist am hinteren Gaumen auf der Zunge in seinem Wohnsitz sitzenbleibt und durch das Wort mit dem Mund herausbellt, aber doch nicht hinwegkann, bedeutet, daß zwar der Teufel und der Zorn Gottes in allen Kreaturen herrschen werde, aber nicht die volle Gewalt in ihnen haben wird, sondern in seinem Gefängnis bleiben muß. So wird er in alle Kreaturen bellen und diese plagen, aber sie nicht überwältigen, es sei denn, sie wollen selber gern aus eigenem Willen in seinem Reich bleiben.

18.115. Gleichwie der sanfte Geist des Herzens durch die herbe und bittere Qualität fährt und diese überwindet. Denn obwohl er auch mit dem herben und bitteren Geist infiziert wird, so kann er dennoch wie ein Überwinder hindurchreißen. Wenn er aber freiwillig in der Hölle im herben und bitteren Geist sitzenbleiben, sich fangenlassen und nicht kämpfen will, dann wäre die Schuld seine eigene.

18.116. So ist es auch mit den Kreaturen, die da stets nur im höllischen Feuer säen und ernten wollen, besonders der Mensch, der in stetiger Begierde des überheblichen Stolzes, (egoistischen) Geizes, (persönlichen) Neides und (unzufriedenen) Zornes lebt und niemals mit dem Liebegeist und -feuer gegen diese kämpfen und streiten will, der zieht sich den Zorn Gottes und das brennende höllische Feuer selber über Leib und Seele.

18.117. Daß sich aber die Zunge so hart an den unteren Gaumen schmiegt, wenn das Wort ausfährt, das bedeutet den Seelengeist der Kreaturen, besonders der Menschen. Das Wort, das sich im oberen Gaumen faßt und mit dem herben und bitteren Geist inqualiert, das bedeutet die sieben Geister der Natur oder die siderische (natürlich-körperliche) Geburt, in welcher der Teufel herrscht und in welcher sich ihm der Heilige Geist entgegensetzt und den Teufel überwinden kann.

18.118. Die Zunge aber bedeutet die Seele, die von den sieben Geistern der Natur geboren wird und ihr Sohn ist. Wenn nun diese sieben Geister wollen, dann muß sich die Zunge nach ihrem Gefallen bewegen und muß ihre Sache fördern.

18.119. Wenn nun die siderischen Geister nicht falsch (bzw. illusorisch) werden und mit dem Teufel buhlen, dann verstecken (bzw. beschützen) sie den Seelengeist und halten ihn selbst in ihren Banden wie einen Schatz gefangen, wenn sie mit dem Teufel fechten, gleichwie sie die Zunge verstecken, wenn sie mit der herben und bitteren Qualität als ihr bestes Kleinod ringen.

18.120. Damit hast du eine kurze und doch wahrhaftige Anleitung des Wortes, das Gott gesprochen hat, in der Erkenntnis des Geistes recht beschrieben und nach meinen Gaben und überantwortetem Pfund recht mitgeteilt.

18.121. Nun fragt es sich: „Was hat denn Gott ausgesprochen?“ Er sprach: »Es werde licht, und es wurde Licht. (1.Mose 1.3)«

18.122. Die Tiefe: Das Licht ist aus der innerlichen Geburt gekommen und hat die äußerliche wieder angezündet.

18.123. Das heißt, es hat der äußerlichen wieder ein eigentümliches Licht gegeben. Du solltest nicht denken, daß das Licht der Sonne und der Natur das Herz Gottes ist, das im Verborgenen leuchtet. Nein, du solltest das Licht der Natur nicht anbeten. Es ist nicht das Herz Gottes, sondern ein angezündetes Licht in der Natur, dessen Kraft und Herz in der Fettigkeit des süßen Wassers steht, sowie all der anderen Geister in der dritten Geburt, die man nicht Gott nennt. Auch wenn sie in Gott und aus Gott geboren wurden, so sind sie doch nur sein Handwerkszeug, das die klare Gottheit zurück in die Geburt nicht wieder ergreifen kann, wie auch das Fleisch die Seele nicht ergreifen kann.

18.124. Das ist aber nicht so zu verstehen, daß darum die Gottheit von der Natur abgetrennt sei. Nein, sondern es ist wie Leib und Seele. Die Natur ist der Leib, das Herz Gottes ist die Seele.

18.125. Nun könnte einer fragen: „Was ist das für ein Licht, das da angezündet wurde? War es die Sonne oder die Sterne?“ Nein, die Sonne und die Sterne sind erst am vierten Tag aus diesem Licht geschaffen worden. Es war ein Licht (des Bewußtseins) in den sieben Geistern der Natur aufgegangen, das keinen eigenen Sitz oder Ort hatte, sondern überall schien, also nicht so hell (bzw. grell) wie die Sonne, sondern gleich dem Himmelblau und lichtvoll nach der Art der Quellgeister, bis danach die wirkliche Schöpfung und Anzündung des Feuers im Wasser durch den herben Geist mit (bzw. in Form) der Sonne erfolgte.


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