Aurora oder Morgenröte im Aufgang

(Text von Jacob Böhme von 1612, deutsche Überarbeitung 2021)

7. Kapitel - Das Reich und Regiment der Engel

Vom Reich oder Wohnort sowie vom Regiment der Engel, wie es am Anfang nach der Schöpfung entstanden und dann so geworden ist.

7.1. Hier wird sich der Teufel wehren wie ein bissiger Hund, denn seine Schande wird hier aufgedeckt werden. So wird er dem Leser manchen harten Stoß geben und es immer wieder in Zweifel stellen, daß es nicht so sei. Denn es ist ihm nichts schmerzlicher, als wenn man ihm seine Herrlichkeit vorwirft, wie er so ein schöner Fürst und König gewesen war. Wenn ihm das vorgeworfen wird, dann wütet und tobt er, als wollte er die Welt stürmen.

7.2. Denn wenn nun zu diesem Kapitel ein Leser kommt, in dem das Feuer des Heiligen Geistes noch schwach ist, dann fürchte ich wohl, der Teufel wird ihm zusetzen und ihn zum Zweifeln reizen, ob es sich auch so verhalte, wie es geschrieben steht, damit sein Reich nicht ganz so bloß stehe und seine Schande nicht ganz so aufgedeckt werde. Wenn er dies in einem Herzen zum Zweifel bringen könnte, dann wird er es an seiner Kunst, Mühe und Arbeit nicht fehlen lassen. Und ich sehe es auch wohl voraus, daß er es im Sinn hat.

7.3. Deswegen will ich den Leser gewarnt haben, so daß er es mit Fleiß lese und sich so lange gedulde, bis er zum Kapitel über die Schöpfung und das Regiment dieser Welt kommen wird, dann wird er es hell und klar aus der Natur bewiesen finden.

7.4. Nun erkenne: Als Gott der Allmächtige in seinem Rat beschlossen hatte, daß er Engel oder Kreaturen aus sich selber machen wollte, da machte er diese aus seiner ewigen Kraft und Weisheit nach Form und Art der Dreiheit in seiner Gottheit und nach den Qualitäten in seinem göttlichen Wesen.

7.5. Dazu erschuf er zuerst drei königliche Regimente nach der Zahl der Heiligen Dreifaltigkeit, und jedes Königreich hatte die Ordnung, Kraft und Qualität des göttlichen Wesens.

7.6. Hier erhebe nun deinen Sinn und Geist in die Tiefe der Gottheit, denn hier wird eine Tür aufgetan!

7.7. Das Reich oder der Ort dieser Welt, die Tiefe der Erde und (der Raum) über der Erde bis zum Himmel, sowohl der erschaffene Himmel, der aus dem Mittel (bzw. der ausgeglichenen Mitte) des Wassers gemacht worden ist und über den Sternen schwebt, den wir zwar mit unseren Augen sehen, aber dessen Tiefe wir mit unseren Sinnen nicht ergründen können, dieser Raum und Ort, alles zusammen ist ein (englisches) Königreich gewesen, und darin war Luzifer der König vor seiner Verstoßung.

7.8. Die anderen zwei Königreiche, nämlich (die Reiche der Engel) Michael und Uriel, sind über dem erschaffenen Himmel und waren dem Königreich (von Luzifer) gleich. Diese drei Königreiche zusammen begreifen eine solche Tiefe, die da keine menschliche Zahl mehr ist und durch nichts gemessen werden kann. Doch sollst du wissen, daß diese drei Königreiche einen Anfang und ein Ende haben. Aber Gott, der diese drei Königreiche aus sich selbst gemacht hat, der hat kein Ende. So ist die Kraft der Heiligen Dreifaltigkeit gleichsam außerhalb dieser drei Königreiche, denn Gott der Vater hat kein Ende.

7.9. Du sollst aber dieses Geheimnis wissen, daß inmitten dieser drei Königreiche der Glanz oder der Sohn Gottes geboren wird. Und die drei Königreiche sind kreisrund um den Sohn Gottes. Keines ist das entfernteste und keines ist das nächste zum Sohn Gottes. Eines ist so nahe um den Sohn Gottes wie das andere.

7.10. Von diesem Brunnen und aus allen Kräften des Vaters geht der Heilige Geist aus mitsamt dem Licht und der Kraft des göttlichen Sohnes in und durch alle englischen Königreiche und auch außerhalb aller englischen Königreiche, was kein Engel noch Mensch erforschen kann.

7.11. Ich habe mir auch nicht vorgenommen, weiter zu denken, noch viel weniger zu schreiben, denn meine Offenbarung reicht (nur) bis in die drei Königreiche, gleich einer englischen Weisheit, aber nicht in meinem Verstand, meiner Begreiflichkeit oder Vollkommenheit (bzw. Vernunft) gleich einem Engel, sondern nur stückweise, solange wie der (göttliche) Geist in mir verweilt. Weiter erkenne ich es nicht, denn wenn dieser von mir weicht, dann weiß ich nichts, als nur von elementischen und irdischen Dingen dieser Welt. Doch der Geist sieht bis in die Tiefe der Gottheit.

7.12. Nun könnte einer fragen: „Wie ist das eine Substanz, so daß der Sohn Gottes inmitten dieser Königreiche geboren wird? Dann wird natürlich ein englisches Reich näher bei ihm sein als ein anderes, weil ihr Reich eine so große Tiefe hat. Auch wird dann außerhalb dieser Königreiche die Klarheit und Kraft des göttlichen Sohnes nicht so groß sein als bei denen, die ihm nahe sind, wie in den englischen Reichen.“

7.13. Antwort: Die Engel sind zu Kreaturen aus Gott gemacht worden, damit sie vor Gottes Herzen, das der Sohn Gottes ist, loben, singen, klingen, jubilieren und die himmlische Freude vermehren sollen. Wo wollte sie der Vater (zu diesem Zweck) sonst hin verordnen, als vor die Tür seines Herzens? Entspringt doch alle Freude des Menschen, die im ganzen Menschen ist, aus dem Brunnquell des Herzens. Und so entspringt auch in Gott die große Freude aus dem Brunnquell seines Herzens.

7.14. Darum hat er die heiligen Engel aus sich selbst geschaffen, die nach dem Wesen und den Qualitäten des ganzen Gottes wie kleine Götter sind, so daß sie in der göttlichen Kraft spielen, loben, singen und klingen und die aufsteigende Freude aus dem Herzen Gottes vermehren sollen.

7.15. Entsprechend nimmt der Glanz und die Kraft des göttlichen Sohnes oder Herzens, welches das Licht oder der Quell der Freude ist, inmitten dieser Königreiche seinen schönsten, freudenreichsten Ursprung und leuchtet in und durch alle englischen Pforten.

7.16. Du solltest dies aber richtig verstehen, wie es gemeint ist. Denn wenn ich im Gleichnis rede und den Sohn Gottes mit der Sonne oder einer runden Kugel vergleiche, dann soll es nicht bedeuten, daß er ein abmeßbarer Brunnquell sei, den man abmessen oder seine Tiefe, Anfang oder Ende ergründen könnte. Ich schreibe nur so im Gleichnis, damit der Leser auf den richtigen Verstand kommen kann.

7.17. Denn es ist nicht gemeint, daß der Sohn Gottes nur inmitten dieser englischen Pforten geboren werden kann und nicht auch außerhalb der Engels-Pforten. Denn des Vaters Kräfte sind doch überall, davon und daraus der Sohn geboren wird und davon der Heilige Geist ausgeht. Wie könnte er dann nur inmitten dieser Engels-Pforten geboren werden?

7.18. Allein das ist der Grund und die Bedeutung, daß der Heilige Vater, der alles ist, in diesen englischen Pforten seine allerfreundlichste und liebreichste Qualität habe, daraus das allerfreudenreichste und allerliebreichste Licht, Wort, Herz der Kräfte oder (ein entsprechender) Brunnquell geboren werde. Darum hat er auch an diesen Orten die heiligen Engel zu seiner Freude, Ehre und Herrlichkeit geschaffen.

7.19. Und so ist dies der auserwählte Ort der Herrlichkeit Gottes, den Gott der Vater in sich selbst erwählt hat, wo sein heiliges Wort oder Herz in höchster Klarheit, Kraft und triumphierender Freude geboren wird.

7.20. So erkenne dieses Geheimnis: Wenn doch das Licht, welches aus den Kräften des Vaters geboren wird und der wahre Brunnquell des göttlichen Sohnes ist, auch in einem Engel und heiligen Menschen geboren wird, so daß er in demselben Licht und derselben Erkenntnis in großer Freude triumphiert, wie sollte es dann nicht auch überall im ganzen Vater geboren werden? Zumal seine Kraft alles und überall ist, auch wo unser Herz und unsere Sinne nicht hinreichen.

7.21. Und wo nun der Vater ist, da ist auch der Sohn und Heilige Geist. Denn der Vater gebiert überall den Sohn, seine Kraft, sein Licht, Wort und Schall. Und der Heilige Geist geht überall vom Vater und Sohn aus, auch in allen englischen Pforten und jenseits aller englischen Pforten.

7.22. Wenn man nun den Sohn Gottes mit der Sonnenkugel vergleicht, wie ich es auch in den vorhergehenden Kapiteln öfters getan habe, dann spricht man in natürlichen Gleichnissen, und so habe ich wegen des Unverstands des Lesers auch schreiben müssen, damit er in diesen natürlichen Dingen seinen (geistigen) Sinn erheben könne und so von einer Stufen zur nächsten steigen kann, bis er in die hohen Geheimnisse kommt.

7.23. Damit ist aber nicht gemeint, daß der Sohn Gottes eine zusammengebildete Gestaltung gleich der Sonne sei. Denn wenn das so wäre, dann müßte der Sohn Gottes einen Anfang haben, und dann müßte ihn der Vater nur einmal geboren haben. Dann würde er aber kein ewiger und allmächtiger Sohn des Vaters sein, sondern er wäre gleich einem König, der noch einen größeren König über sich hätte, der ihn in der Zeit geboren hätte, und der die Macht hätte, ihn zu verändern.

7.24. Das wäre ein Sohn, der einen Anfang hätte, und seine Kraft wäre der Kraft und dem Glanz der Sonne gleich, die von der Sonne ausgehen, aber der Körper oder die Kugel der Sonne bleibt an seinem Ort. Wenn dies nun so wäre, dann wäre natürlich eine englische Pforte viel näher beim Sohn Gottes als die andere. Damit will ich dir nun die höchste Pforte der göttlichen Geheimnisse zeigen, so daß du keine höhere mehr suchen mußt, denn es gibt auch keine höhere.

7.25. Erkenne: Des Vaters Kraft ist Alles in und über allen Himmeln. Und diese Kraft gebiert überall das Licht. Deshalb ist und heißt diese Alles-Kraft der „Vater“. Und das Licht, das aus dieser Alles-Kraft geboren wird, das ist und heißt der „Sohn“.

7.26. Es heißt aber darum der „Sohn“, weil es aus dem Vater geboren wird, so daß es des Vaters Herz in seinen Kräften ist. Doch wenn es dann geboren ist, dann ist es eine andere Person als der Vater, denn der Vater ist die Kraft und das Reich, und der Sohn ist das Licht und der Glanz im Vater. Und der Heilige Geist ist das Wallen oder der Ausgang aus den Kräften des Vaters und des Sohnes und formiert und bildet alles.

7.27. Gleichwie die Luft aus den Kräften der Sonne und Sterne ausgeht und in dieser Welt wallt und macht, daß sich alle Kreaturen gebären, so daß Gras, Kraut und Bäume aufgehen und alles, was in dieser Welt ist, so geht auch der Heilige Geist aus dem Vater und Sohn aus und wallt, formiert und bildet alles im ganzen Gott. Alle Gewächse und Formen im Vater gehen im Willen des Heiligen Geistes auf. Darum besteht ein Einiger Gott mit drei unterschiedlichen Personen in einem göttlichen Wesen.

7.28. Wenn man nun sagen wollte, der Sohn Gottes wäre ein Bildnis, das abmeßbar wäre wie die Sonne, dann wären die drei Personen nur an dem Ort, wo der Sohn wäre, und außerhalb wäre nur sein Glanz, der vom Sohn ausginge, und der Vater wäre nur innerhalb davon mit dem Sohn Einig. Dann könnte die Kraft des Vaters, die weit und fern vom Sohn wäre, jenseits der Engels-Pforten keinen Sohn und Heiligen Geist gebären, und so wäre ein nichtallmächtiges Wesen jenseits von diesem Ort des Sohnes. Dazu müßte entsprechend auch der Vater ein abmeßbares Wesen sein.

7.29. Aber so ist es nicht, sondern der Vater gebiert überall aus allen seinen Kräften den Sohn. Und der Heilige Geist geht überall vom Vater und Sohn aus, und so besteht ein Einiger Gott in einem Wesen mit drei unterschiedlichen Personen. Dessen hast du ein Gleichnis an einem köstlichen Goldstein, der ungeschieden ist (vermutlich ein Goldnugget oder Golderz): Erstlich besteht die Materie, das ist der Salpeter und Mercurius. Das ist die Mutter oder der ganze Stein (als ein Wesen), und diese gebiert überall im ganzen Stein das Gold. Und in dem Gold ist die herrliche Kraft des Steines.

7.30. Hier bedeuten der Salpeter und Mercurius den Vater, das Gold bedeutet den Sohn, und die Kraft den Heiligen Geist. Auf eine solche Weise ist auch die Dreiheit in der Heiligen Dreifaltigkeit, nur daß sich darin Alles bewegt und ausgeht.

7.31. Und wie man auch in einem Goldstein an einem Ort mehr und schöneres Gold finden kann, als woanders, obwohl doch im ganzen Stein Gold ist, so ist auch der Ort inmitten der Engels-Pforten dem Vater ein besonders lieber, schöner und holdseliger Ort, wo sein Sohn und Herz am allerliebreichsten geboren wird, und wo der Heilige Geist am allerliebreichsten vom Vater und Sohn ausgeht.

7.32. So hast du den wahrhaften Grund dieses Geheimnisses und solltest nicht denken, daß der Sohn Gottes nur einmal zu einer gewissen Zeit aus dem Vater geboren sei, so daß er einen Anfang habe und nun wie ein König dastehe und sich anbeten lasse.

7.33. Nein, das wäre kein ewiger Sohn, sondern er hätte einen Anfang und wäre unter dem Vater, der ihn geboren hätte. Er könnte auch nicht allwissend sein, denn er wüßte nicht, wie es gewesen war, ehe ihn der Vater geboren hatte. Sondern der Sohn wird von Ewigkeit zu Ewigkeit immerfort geboren und leuchtet von Ewigkeit zu Ewigkeit immerfort wieder in des Vaters Kräften, davon des Vaters Kräfte von Ewigkeit zu Ewigkeit immerfort vom Sohn schwanger werden und ihn immerfort gebären.

7.34. Daraus entsteht der Heilige Geist von Ewigkeit zu Ewigkeit immerfort, und geht von Ewigkeit zu Ewigkeit immer vom Vater und Sohn aus, und hat weder einen Anfang noch ein Ende.

7.35. Dieses Wesen ist also nicht nur an einem bestimmten Ort des Vaters, sondern überall im ganzen Vater, der weder Anfang noch Ende hat, dahin keine Kreatur sinnen noch denken kann. Amen.

Von der Geburt der Engels-Könige und wie diese geworden sind

7.36. Die Person oder der Körper eines Königs der Engel ist aus allen Qualitäten und aus allen Kräften seines ganzen Königreichs durch den wallenden Geist Gottes geboren worden. Und darum ist er ihr König, weil seine Kraft in alle Engel seines ganzen Königreichs reicht, und er ist ihr Haupt oder Heerführer, der allerschönste und kräftigste Cherubim oder Thron-Engel. Ein solcher ist Herr Luzifer auch vor seinem Fall gewesen.

Vom Grund und Geheimnis

7.37. Wenn man das Geheimnis und den tiefsten Grund finden will, dann muß man mit Fleiß die Schöpfung dieser Welt anschauen und das Regiment und die Ordnung betrachten, sowie die Qualitäten der Sterne und Elemente. Auch wenn dies ein verdorbenes zweifaches (gegensätzliches) Wesen ist und auch nicht lebendig und vernünftig, denn es ist nur der verdorbene Salpeter und Mercurius, in dem König Luzifer hausgehalten hat, so daß Böses und Gutes darin erscheint, obwohl es doch die wahrhaftige Kraft Gottes ist, die vor ihrer Verderbnis hell und rein gewesen war, wie jetzt im Himmel.

7.38. Doch diese Kräfte der Sterne und Elemente hat der Schöpfer nach dem schrecklichen Fall des Reiches von Luzifer wieder in eine solche Ordnung eingefaßt, wie das Reich der Engel in der göttlichen Pracht vor seinem Fall stand. Du solltest aber nicht denken, daß das englische Reich mit seinen Kreaturen so herumgedreht wird, wie jetzt die Sterne, welche nur Kräfte sind und wegen der Geburt dieser Welt so herumgedreht werden.

7.39. Denn diese Geburt steht in der quellenden Angst des Bösen und Guten, in der Verderbnis und Erlösung, bis ans Ende dieser Enumeration (bzw. Entwicklung) am Jüngsten Tag.

7.40. Nun erkenne: Die Sonne steht hier mitten in der Tiefe (des Raumes) und ist das Licht oder Herz aus allen Sternen, denn als der Salpeter und Mercurius vor der Schöpfung der Welt im Reich Luzifers noch dünn (ungestaltet) gewesen war und untereinander qualifizierte, da hat Gott das Herz aus allen Kräften herausgezogen und daraus die Sonne gemacht. Darum ist sie das allerlichteste und erleuchtet wiederum alle Sterne (bzw. Planeten), und alle Sterne wirken in ihrer Kraft. Und sie selber hat die Kraft aller Sterne und zündet mit ihrem Glanz und ihrer Hitze die Kraft aller Sterne an. Und ein jeder Stern empfängt nach seiner Kraft und Art von der Sonne.

7.41. So ist auch das englische Reich beschaffen. Die Sonne bedeutet den obersten Thron-Engel, den Cherubim oder König in einem englischen Reich, wie auch Herr Luzifer vor seinem Fall einer gewesen war. Dieser hat seinen Sitz im Zentrum oder inmitten seines Reiches gehabt, und hat mit seiner Kraft in allen seinen Engeln geherrscht, gleichwie die Sonne in allen Kräften dieser Welt herrscht, nämlich durch Salpeter und Mercurius (Kristallisation und lebendige Reflexion), das heißt, in Weich und Hart, in Süß und Sauer, in Bitter und Herb, in Kälte und Hitze, in Luft und Wasser. Wie man dann im Winter sieht, wenn es so sehr kalt ist, daß das Wasser zu Eis wird: Dann scheint die Sonne trotzdem noch warm durch alle Kälte, ungeachtet dessen, daß auf ihrem Weg, den ihr Glanz geht, Schnee und Eis gefrieren.

7.42. Ich will dir aber hier das wahre Geheimnis zeigen: Siehe, die Sonne ist das Herz aller Kräfte in dieser Welt und wurde aus allen Kräften der Sterne zusammengebildet und erleuchtet wiederum alle Sterne und alle Kräfte in dieser Welt, und alle Kräfte werden in ihrer Kraft qualifizierend.

7.43. Gleichwie der Vater seinen Sohn, also sein Herz oder Licht aus allen seinen Kräften gebiert, und dieses Licht, das der Sohn ist, das Leben in allen Kräften des Vaters gebiert, so daß in diesem Licht in des Vaters Kräften allerlei Gewächse, Herrlichkeit und Freude aufgehen, so ist auch das Reich der Engel beschaffen, alles nach dem Gleichnis und Wesen Gottes.

7.44. Ein Cherub oder Heerführer eines Königreichs der Engel, der ein Quellbrunn oder Herz seines ganzen Königreichs und aus allen Kräften gemacht worden ist, daraus seine Engel gemacht worden sind, ist (dort) das Allerkräftigste und Lichteste.

7.45. Denn der Schöpfer hat aus dem Salpeter und Mercurius der göttlichen Kräfte das Herz herausgezogen und daraus den Cherub oder König formiert, damit dieser mit seiner Kraft wieder in alle Engel dringen und sie alle mit seiner Kraft infizieren soll, gleichwie die Sonne mit ihrer Kraft in alle Sterne (bzw. Planeten) dringt und sie alle infiziert, oder wie die Kraft des göttlichen Sohnes in alle Kräfte des göttlichen Vaters dringt, dadurch sie alle infiziert werden und darin die Geburt des himmlischen Freudenreichs aufgeht.

7.46. So entsteht auch die Form und Gestaltung bei den Engeln: Alle Engel eines Königreichs bedeuten die vielfältige Kraft von Gott, dem Vater. Und der Engels-König bedeutet den Sohn des Vaters oder das Herz aus den Kräften des Vaters. Und er ist auch das Herz aus allen Kräften, daraus die Engel gemacht sind. Der Ausgang aus dem Engels-König in seine Engel oder die Infizierung seiner Engel bedeutet Gott, den Heiligen Geist. Wie dieser vom Vater und Sohn ausgeht und alle Kräfte des Vaters infiziert, sowie alle himmlischen Früchte und Formen, davon alles sein Aufsteigen hat und darin das himmlische Freudenreich besteht, so entsteht auch eine Gestalt durch die Wirkung oder Kraft eines Cherubs oder Thron-Engels, der in allen seinen Engeln wirkt, gleichwie der Sohn und Heilige Geist in allen Kräften des Vaters oder die Sonne in allen Kräften der Sterne.

7.47. Davon bekommen alle Engel den Willen des Thron-Engels und sind ihm alle gehorsam, denn sie wirken alle in seiner Kraft. Und er dringt mit seiner Kraft in sie alle, denn sie sind seines Leibes Glieder, gleichwie alle Kräfte des Vaters des Sohnes Glieder sind und er ihr Herz ist. Und wie auch alle himmlischen Formen und Früchte die Glieder des Heiligen Geistes sind, und er ihr Herz ist, in dem sie aufgehen. Auch ähnlich wie die Sonne das Herz aller Sterne ist, und alle Sterne der Sonne Glieder sind, und untereinander wie ein Stern wirken. So ist die Sonne das Herz darin, auch wenn es vielfältige Kräfte sind, und alles wirkt in der Kraft der Sonne und alles hat sein Leben von der Kraft der Sonne, siehe an, was du willst, sei es im Fleisch oder in Metallen oder in den Gewächsen der Erde.


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