Vom Irrtum der Sekten von Esaia Stiefel und Ezechiel Meth (Teil 2)

Es folgt der Spruch:
»Wie das Weib vom Mann, so kommt auch der Mann durch das Weib, aber alles von Gott. (1.Kor. 11.12)«

272. Dazu setzt der Autor vier Punkte mit nachfolgenden Worten:

In diesem wird vornehmlich erfordert: 1) Was das göttliche gute Weib sei, die von Christus ihrem eigenen Herrn, Mann und Gott komme und ihren Ursprung nach göttlicher menschlicher Weise nehme? 2) Wie und auf welche Art und Weise sie von ihrem Gott und Mann herkomme? 3) Wie der Mann Gott, Christus, durch das göttliche menschliche Weib komme und offenbar werde? 4) Und wie dieser weibliche Mann oder das männliche Weib in Ewigkeit einzig aus der göttlichen menschlichen Einigkeit komme, und seinen ewigen Anfang in Gott ohne Ende habe, und ohne Aufhören in Ewigkeit mit und in Gott in ewiger Einigkeit bestehe?

Was nun das göttliche gute Weib betrifft, die aus Christus ihrem eigenen Herrn, Mann und Gott kommt und aus ihm ihren Ursprung nach göttlicher menschlicher Weise hat, so ist dies ein gläubiger Leib und Seele oder der gläubige Seelenleib in unzertrennlicher unaufhörlicher Einigkeit: Nicht aus dem verdorbenen Wesen des gefallenen Adams und der nackten fleischlichen Lust im Verderben des ganzen Wesens des gefallenen Menschen gezeugt und zum Licht hervorgekommen und sichtbar geworden, sondern durch Christus den dreieinigen, hochgelobten Gott und Mann aus dem göttlichen dreieinigen Wesen von Ewigkeit geboren, ist es ein ganzer neuer, durch den Glauben zubereiteter göttlicher guter Mensch an Leib und Seele, der aus Christus, dem Ebenbild des ganzen göttlichen dreieinigen guten Wesens, ja durch ihn selbst hervorgekommen ist, und in der Welt dem Glauben sichtbar erscheinend, leiblich, greifbar, offenbar und im Glauben geworden. Also ein rechter, guter, göttlicher, heiliger, gläubiger (allen Rechtgläubigen sichtbarer und begreiflicher, aber der ungläubigen, gottlosen, verdorbenen, in Sünde verharrenden, adamischen Welt unsichtbarer und unbegreiflicher) Mensch aller guten, heiligen, göttlichen Eigenschaften, in und mit Christus, dem dreieinigen hochgelobten Gott, ihrem Mann in ewiger, unzertrennlicher Einigkeit, wirklich und wesentlich teilhaftig und seiner Art und Eigenschaft nach ein sichtbarer, heiliger, rechtgläubiger und göttlich guter Mensch.

Gegenantwort zum 1. Punkt:

273. Einen klaren Beweis am äußeren, sichtbaren, wirklichen und greifbaren Wesen wollten wir gern sehen, weil es sich noch an keinem Menschen seit Adams Fall bewiesen hat. Der Autor redet aber von einem sichtbaren, greifbaren und wirklichen Wesen, das ganz göttlich, vollkommen und ohne Makel der Sünde sei, das reine heilige und unsträfliche Werke in Gottes Liebe-Willen wirke.

274. Nun spricht aber die Heilige Schrift an keinem Ort von einem solchen Menschen, daß ein solcher nach dem Fall sei, der ganz heilig und ohne Makel geboren werde, sondern beschließt sie ohne Unterschied alle unter die Sünde, nach der Schrift: »Sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den sie bei Gott haben sollten. (Röm. 3.23)«

275. Dennoch gibt sich der Autor dafür aus, daß er so ganz und gar Gott in Christus und das herrliche Vorbild dieser neuen Braut Christi sei. Obwohl doch kein Mensch sagen kann, daß er etwas anderes sei, als andere sündige Menschen, und wir dergestalt seiner Aussage gar nicht sicher sind: So begehren wir von ihm, daß er dasselbe kräftig und wirklich erweise, so daß man mit Wahrheit sehen kann, daß Gott etwas Besonderes an ihm getan habe, und dem so sei, wie man sagt. Weil wir uns doch allesamt in keiner solchen Vollkommenheit befinden und von unserer fleischlichen Geburt solches nicht sagen können. Denn wir würden vor Gott als Lügner befunden, wenn wir vor ihn kommen und sagen würden, wir wären heilig und ganz gerecht vom Mutterleib gekommen. Und wenn er uns prüfte und noch Mängel an uns fände, könnte er uns das nicht gelten lassen.

276. Im Vaterunser lehrt uns Christus Gott bitten: »Führe uns nicht in Versuchung!« Denn wenn er uns versuchte, würden wir nicht als rein befunden werden, und es dürfte auf Jesajas Wort kommen: »Vom Scheitel bis zur Fußsohle ist nichts Gesundes an dir, sondern nur Wunden, Striemen und Eiterbeulen, die nicht geheilt werden können. (Jes. 1.6)« Und Christus hätte seinen Jüngern auch vergebens zu bitten gelehrt »Vergib uns unsere Schuld!«, wenn sie keine gehabt hätten.

277. Dazu findet man auch von der Welt her im Alten und Neuen Testament, wie oft sehr fromme Leute bösartige Kinder gezeugt haben. So daß ohne Zweifel noch bei keinem die Möglichkeit gewesen war, bloß allein aus Christus Kinder zu zeugen, wie dieser Autor.

278. Ich möchte doch seine Frau und seine Kinder gern sehen, ob sie auch eine andere Haut anhätten, weil sie so heilig sind. Ich habe mir gleichwohl sagen lassen, wie sie zum Teil ziemlich unbeschnitten (bzw. ungezügelt) sind.

279. Wäre uns aber ihre Heiligkeit verborgen, dann wäre es ein guter Rat, daß man sie allein hielte, damit sie sich nicht mit den sündigen Adams-Kindern vermischten, sondern sich selbst Kinder zeugten und eine neue Welt einrichteten. Dann würde man dieses Volk zu Recht Zion nennen und einen Ehestand und sagen: „Hier ist der Herr!“ Weil es sich aber im Werk, in Kraft und Leben noch nicht beweist, werden wir dieser Braut noch nicht genug versichert sein, denn ein gutes Geschwätz ohne Leben sichert uns nicht.

280. Daß er aber sagt, man könne das heilige Volk nicht sehen, ist sehr wunderlich geredet. Ließ sich doch Christus nach seiner Auferstehung im Fleisch sehen. Sollen wir nun ohne Kraft des Beweises glauben? Weil es ohne Grund der Schrift ist, will es uns sehr schwer sein.

281. Wer versichert uns dessen? Dieweil Sankt Paulus sagte: »Wenn dann ein Engel vom Himmel käme und ein anderes Evangelium als unseres brächte, der sollte verflucht sein. (Gal. 1.8)« Und er hat uns gleichwohl in seinen Episteln unter die Sünde beschlossen (Gal. 3.22), uns auch vom zweifachen Menschen gesagt, daß, »wenn er sündige, tue nicht er es, sondern die Sünde im Fleisch.« Oder: »Er diene mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde, und mit dem Willen aus Christus Gott. (Röm. 7.20/25)« Dazu sagte St. Petrus: »Mir ist gesagt, daß ich diese irdische Hütte ablegen soll. (2.Petr. 1.14)«

282. So können wir dieser ganzen heiligen Vollkommenheit auf Erden, von außen und innen im ganzen menschlichen Wesen ohne Empfindlichkeit nicht versichert sein. Auch wenn dieser Mensch schon so von sich redet, glauben wir es doch nicht, er versichere uns denn in der Kraft. Denn es könnte vielleicht bei ihm nur eine solche Einbildung sein, und nicht im Wesen. Dann wären wir ja alberne Gecken (eitle Narren), daß wir uns ohne Grund und Sicherheit so stolz vor Gott führen ließen, als hätten wir keine Schuld. Ich meine, es wäre keine Demut vor Gott, wenn ein stinkender Sünder vor Gott träte und sagte: „Ich bin heilig, und bin Gott selber in göttlicher Allmacht. Ich kann nicht irren, noch sündigen.“

283. Liebe Brüder! Seht zu, es fehlt nicht viel, und es wird ein neuer Antichrist geboren. Deutschland hat es gewiß mit seiner Sicherheit verursacht, weil man so sicher unter Christi Purpurmantel lebt, uns mit Christi Leiden kitzelt und den Menschen der Sünde darunter nur mästet. Und so ist dies ein gewisses Bild der menschlichen Sicherheit, daß wir uns gute Christen rühmen und sagen, wir sind Christi Kinder, dazu heilig, und wollen von anderen Völkern unterschieden sein. So zeigt uns Gott an diesem Bild, daß wir mit dem Mund vor ihm geschmückt stehen, aber der Geist ein falscher Mann ist.

284. Wie dieser Autor sagt: Wir müssen uns nur heilig nennen, den irdischen Namen verleugnen und fest glauben, daß wir keine Sünder sind, sondern Gott in Christus selbst, ganz heilig geboren.

285. Und wenn diese scheinheilige Welt entsteht, dann ist die Erkenntnis der Sünde ganz tot. Wenn uns Gott auch beschuldigen würde, dann würde der Heuchler gegen Gott murren und sagen, er täte ihm unrecht. Dann ist die Feindschaft gegen Gott geboren, und die Sünde ganz blind. Kein Mensch wüßte mehr von der Sünde, auch wenn wir ganz sündig vor Gott wären. Dann ist die Zeit, davon uns Christus sagte: »Meinst du, wenn des Menschen Sohn kommen wird, daß er auf Erden auch Glauben finden werde? (Luk. 18.8)«

286. Das wäre kein Glaube in der Kraft, sondern nur eitler Glaube einer Historie, nur daß wir es nicht glauben sollen, wenn uns jemand der Sünde beschuldigte. Das wäre ein feines sicheres zionisches Leben! Was wir dann immer täten, das wäre alles gut, und es würde nichts mehr als Sünde in der Welt geachtet. Niemand wollte gesündigt haben, denn alles müßte Christus tun, auch wenn mancher ein Dieb wäre. Dann wäre auch keine Obrigkeit noch Regiment mehr nütze, denn Christus regierte alles in allem. Wo keine Sünde ist, da ist auch keine Strafe. So bräuchte man auch keinen Herrn, der da richtet, denn jeder richtete sich selber, und was er immer täte, das täte Gott durch ihn, auch wenn es gegen das englische Regiment, auch gegen das Regiment der inneren und äußeren Natur liefe.

287. Ich ermahne alle Leser seiner Schriften ganz treuherzig als ein Bruder um unseres ewigen Heils willen, doch nur fleißig zu erwägen, was hinter diesem heiligen Ausgeben verborgen sei, und wie uns der Teufel gedenke, mit einem neuen Netz zu fangen. Weil er sieht, daß ihm sein Rauchloch offenbar wird, will er uns nun ganz von der Erkenntnis der Sünde wegführen, damit wir ganz sicher werden sollen und keine Sünde mehr erkennen. Er gedenkt uns jetzt in unserem sicheren bösen Leben, das wir gelernt haben, fein mit Christi Purpurmantel zuzudecken, ganz in die Sicherheit vor dem Bekenntnis der Sünde hineinzuführen und alle zu fangen.

288. Erkennt doch, liebe Brüder, und kehrt um von dieser Sicherheit! Erkennt euch nur als den verlorenen und wiederkommenden Sohn zum Vater und sagt euch immerfort, ihr habt euer Erbe schändlich vertan, und daß euch der Vater wieder zum Sohn angenommen hat, das sei aus Gnade geschehen. Werdet ja nicht wieder stolz, und sagt nicht zum Vater: „Teile mit uns das Erbe!“ Bleibt nur in der Demut unter der Knechtschaft ein Sohn, wie uns Christus in seinen Gleichnissen vorgestellt hat. Wird Gott etwas Neues mit uns machen wollen, dann wird er es wohl mit Kraft offenbaren. Worte ohne Beweis dünken uns zu wenig für solche Sachen zu sein, daran die Seligkeit liegt.

289. So erkenne der Leser den wahren Grund, was Adam und Christus in einer Person sind, und welcher Mensch ohne Sünde sei.

290. Der königliche Prophet David war ein Mann nach Gottes Herz, wie die Schrift von ihm bezeugt, in welchem der Geist Gottes war und von Christus weissagte. Aber auch er sprach: »In Sünde bin ich geboren, und in Sünde empfing mich meine Mutter.« Welches sich auch in ihm offenbarte, daß er neben dem geistigen Menschen auch einen sündigen in sich hatte, der ein Mörder und Ehebrecher war, wie auch an den Erzvätern zu sehen ist.

291. Wer wollte aber von David sagen, er wäre kein Heiliger gewesen, dieweil er ein Mann nach Gottes Herz war und ein Prophet des Höchsten? Wer wollte auch sagen, daß sein Mord und Ehebruch ohne Sünde war? Der Mann, der in Adam ein Prophet war, der war kein Sünder: Der aber ein Mörder war, der war ein Sünder, und es war doch nur ein einziger Mann in einer Person, aber in zwei Eigenschaften, himmlisch und irdisch. Der Geist Gottes sprach von zukünftigen Dingen und von Christus aus der himmlischen Eigenschaft, aber die fleischliche Begierde, in welche der Teufel seine Begierde hineinführte, redete aus der irdischen Eigenschaft, aus dem irdischen verfluchten Leben, als aus Mord und Unzucht.

292. In allen Menschen liegt das Himmelsbild, welches in Adam verblich. Aber in einem lebt es, und im anderen ist es leblos. Dieses Himmelsbild als das zweite Prinzip ist es, darin Christus empfangen und aus Jesus geboren wird. Denn Gott ist an allen Orten, aber nicht in allen Dingen offenbar. Wenn er sich aber in diesem verblichenen Wesen offenbart, dann ist Christus geboren, der in seinem Prinzip wohnt. Und auch der irdische Mensch des irdischen Teils im Fluch Gottes wohnt in seinem eigenen Prinzip in sich selber. Der Geist Christi wohnt im inneren Wesen des verblichenen Bildes vom Wesen der göttlichen Welt, das in Adam starb, und der elementische Geist wohnt im vier-elementischen Fleisch.

293. Der Geist Christi hat geistiges Fleisch, denn er nimmt das geistige Fleisch, das in Adam starb, wieder zu einem Leib an und macht es lebendig, und der ist in seinem Fleisch heilig. Aber der äußere Geist von den vier Elementen im irdischen Fleisch ist falschsüchtig und führt seine Lust gegen den inneren Menschen, denn der Teufel greift ihn an, davon die Schrift so spricht: »Das Fleisch gelüstet gegen den Geist, das heißt, gegen den inneren göttlichen Geist, und der Geist gegen das Fleisch.« Und Gott sprach zur Schlange im äußeren Fleisch Adams: »Ich will Feindschaft setzen zwischen der Schlange und des Weibes Samen.«

294. Das innere geistige Fleisch ist himmlisch, und das kann der Teufel nicht besitzen. Denn wenn es die Seele verläßt und davon ausgeht, dann ist es verblichen, und im Gottlosen ist es wie ein Nichts.

295. Wenn sich aber der Gottlose mit der Seele Willen zu Gott wendet, dann wird Christus aus dem verblichenen Samen als ein Mensch geboren und dem Teufel im äußeren Fleisch zu einem Schlangentreter gesetzt, der dem bösen Willen des Fleisches wehrt und ihn zerbricht, so daß die Sünde nicht begangen wird. So ist es dann eine stetige Feindschaft:

296. Christus regiert in seinem himmlischen Fleisch durch den äußeren (Menschen) und schlägt des äußeren Lust zu Boden. So kommt dann der Zorn Gottes im Zentrum der Seele und will auch sein grimmiges Regiment haben, und der Teufel flicht sich mit der falschen Lust dahinein, und der elementische Geist hungert stets nach seiner Mutter, den Elementen. So führt der Teufel die Lust empor und dreht die Begierde um, und dann greifen Hände und Mund zu und tun das Werk der falschen Lust.

297. Dann steht Christus in seiner zarten Menschheit im inneren heiligen Leib und straft den äußeren Menschen, dringt auf ihn ein, nimmt ihm die Gewalt, stellt es ihm unter die Augen ins Gemüt, daß es Greuel und Sünde sei, und treibt ihn wieder zur Abladung dessen, was sich die Fleischesbegierde aufgeladen hat, nämlich zur Entsagung und Buße, und das ist nichts anderes, als eine Wieder-Ausgehung aus dem Greuel. Dann bleibt der gewirkte Greuel dem Zorn Gottes und dem Teufel zur Speise, und das ist seine Ergötzung. Aber das Mysterium des Menschen wird in sich wieder frei.

298. Wie ein Vogelfänger auf die Vögel lauert, so lauert der Teufel auf die Seele. Sobald sie sich ein wenig vergafft, führt er seine Imagination in sie hinein und erregt die Fleischesbegierde, darin des Teufels Tanz wieder beginnt, mit welchem Christus ohne Unterlaß kämpfen muß.

299. Ist er aber im Menschen in der himmlischen Wesenheit noch nicht geboren und offenbar, so daß das schöne Bild noch verblichen ohne Leben steht, wie es in Wahrheit bei den meisten Menschen so ist, dann wißt dies, daß sich Immanuel (als der Geist, der sich im Paradies Adam und Eva verhieß, ihnen ins Lebenslicht entgegentrat und zu ihnen rief: „Wo bist du Adam?“) ins Lebenslicht der Seele mit großer Begierde entgegenstellt und die Seele stets ruft, sie soll sich zu Gott wenden und umkehren, dann will sich Jesus im verblichenen Bildnis offenbaren und Christus gebären, als ein neues Leben in himmlischer Wesenheit. Das ist der wahre Zug des Vaters, davon Christus sagt: »Niemand kommt zu mir, der Vater ziehe ihn denn. (Joh. 6.44)«

300. Der Vater zieht die Seele, daß sie in Gottes Liebe und Erbarmen eingehen soll. Und wenn sie eingeht, wird Jesus Christus ein wahrer Mensch im verblichenen Wesen und besitzt die Tore der Tiefe, und von denen sagt Christus: »Meine Schafe kann niemand aus meiner Hand reißen. (Joh. 10.28)« Denn wenn er geboren ist, kann der Teufel wüten und toben und auch den Leib zugrunde stürzen, so steht doch der Held im Kampf und zieht den ganzen Menschen immerfort wieder aus dem Elend und richtet ihn vor ihm auf. Der Mensch läuft immerfort wieder zur Reue über seine vom Teufel überhäufte Greuel und lädt sie wieder ab.

301. Bezüglich der Empfängnis des Kindes, daß die Kinder eines wahrhaft wiedergeborenen Christenmenschen ganz heilig und ohne Schuld empfangen werden sollen, wie dieser Autor dichtet: Das ist Phantasie und ein großer Irrtum, den die Schlange hereinführt, darunter sie sich verstecken will, daß man das Kätzlein nicht erkenne. Es wollte gern heilig heißen. Man hat es lange Zeit den schwarzen, garstigen und bösen Teufel genannt: Doch nun wollte es auch gern einmal Christus und ein Gott genannt sein. Aber der Höchste hat es aufgedeckt, damit wir es sehen und kennen. So wollen wir euch christlich warnen.

302. Ein jeder Baum und jedes Gewächs bringt eine Frucht aus sich hervor, wie das Gewächs ist. Doch drängt sich oft das Gift der Natur so sehr in die Kraft mit hinein, daraus der Zweig wächst, daß der Zweig bösartig wird, verdorrt oder sogar ein höckeriger Zweig wird.

303. So geht es auch den Menschen. Was gesät wird, das wächst. Aber Gottes Zorn drängt sich durch des Teufels Imagination oft mit hinein, zumal, wenn er merkt, daß die äußere Konstellation des Gestirns in den Elementen bösartig ist, so daß fromme Eltern böse Kinder, dagegen manchmal auch böse Eltern ein frommes Kind zeugen, wie die Erfahrung zeigt.

304. Dazu hat uns Christus die Kindertaufe geboten, um das Kind auf den Namen der Heiligen Dreifaltigkeit zu taufen. So will er in diesem seinem Bild kräftig sein und mit seiner Kraft den armen gefangenen Zunder wieder anzünden und das Gift der Schlange aus dem Lebenslicht wieder wegnehmen, so daß der göttliche Zug offenstehe. Dann bleibt das eingeführte Gift nur im äußeren Fleisch, das danach in Christus auch zerbrochen wird. Und so steht die Pforte zum Aus- und Eingehen dem Menschen offen, und es heißt dann, wie geschrieben steht: »Welchem ihr euch zu Knechten in Gehorsam begebt, dessen Knechte seid ihr. (Röm. 6.16)«

305. Die Seele hat freien Willen um aus- und einzugehen, aber in Christus kann sie sich nicht selber gebären. Sie muß nur aus ihrem icheigenen bösen Willen ausgehen und in Gottes Erbarmen eingehen. Dann faßt sie Christi Geist, der in Jesus im Licht des Lebens der Seele bereitstand, in seine Arme der Begierde und grünt in seiner Begierde in der verblichenen Wesenheit vom reinen Element des Himmels aus, als ein neues Leben aus dem Tod, und das ist Christus, Mensch und Gott.

306. Erkennt es wohl, ihr Leser! Prüft es in der Heiligen Schrift innerlich und äußerlich, und erkennt die Wahrheit! Findet ihr es nicht in der Wahrheit aus Christi Geist, dann solltet ihr ihm keinen Glauben schenken.

307. Wir aber haben es in der Heiligen Dreiheit (Ternario Sancto) gesehen und wissen, was wir schreiben. Aber ich selber bin nur ein Kind, dessen Verstand am Gaumen meiner Mutter hängt, und habe weder Macht noch Verstand, außer was mir die Mutter gibt. Ich liege in Ohnmacht wie ein Sterbender. Doch der Höchste richtet mich mit seinem Odem auf, so daß ich nach seinem Wind gehe.

308. Und ich ermahne euch christlich, wollt doch den Eifer zu eurer Selbst-Seelenwohlfahrt verstehen! Ich habe genug zum Lohn, wenn ich euren Odem erlange und mich in euch ergrünen und euch mein Leben geben kann. Was soll ich euch mehr geben? Nehmt das Geschenk an, und beherzigt es wohl, nicht in der Meinung allein. Führt es in den Odem Gottes hinein, probiert es in Leib und Seele, nehmt davon die Reinheit, und die Affekte laßt fahren. Sie sind nicht das Perlein, sondern dem Sünder zur Scham gesetzt, damit der Bösewicht aufgehoben werde und nicht im Fleisch stolziere. Nehmt nur das reine Öl zur Heilung, denn das andere greift der Seele Wunden nicht an, sondern nur die Wunden im äußeren Menschen. Bitte, möge es der Leser nicht anders deuten, als es seinen wahren Grund hat.

309. Was nun der Autor vom göttlichen Weib redet, das nicht von Adams sündigem Fleisch und böser Lust entsteht, das den heiligen Menschen empfängt und gebiert, welcher Christus ist, Gott und Mensch, das glaube ich auch und ist wohl wahr. Sein Verstand aber ist irrig, indem er es aus dem äußeren Menschen versteht und eine völlige Verwandlung des äußeren Menschen in den inneren in dieser Welt haben will.

310. Das gute göttliche Weib ist das himmlische Bild, als das zweite Prinzip, das in Adam starb. In dieses verblichene Wesen schlägt der Vater aller Wesen den Funken seiner göttlichen Kraft, wenn es so ist, daß auch die Seele im Zug des Vaters danach hungert. Dann beginnt der Funke zu glimmen, und ist erst klein wie ein Senfkorn, wie Christus sagt. Und wenn die Seele beharrt und ihren Willen und Hunger stets in den glimmenden Docht hineinführt, dann facht sie das heilige Feuer in ihrer Begierde an, daß es immer mehr glimmt, davon die Seele großen Hunger bekommt. Getraut sich nun die Seele in ihrer Ichheit und begehrt die Falschheit des Teufels ganz wegzuwerfen und im ernsten Kampf mit ernstem Gebet und Hingabe in das Liebefeuer einzugehen, dann ergreift das Liebefeuer die Begierde der Seele, und ein Feuer wird im anderen entzündet. Denn die Seele ist das Feuer des Vaters, und das gesäte Liebefeuer ist das Feuer des Sohnes. Jetzt kommt der verlorene Sohn, als die Seele, wieder in die Liebe des Vaters, und die große Freude im Himmel beginnt, so daß sich seine Engel mehr freuen als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.

311. An dieser Stelle und in dieser Verbindung nimmt die edle Jungfrau, als das gute Weib, ihren Bräutigam, die Seele, im Triumph des göttlichen Freudenreichs wieder an, aber gibt ihrem Bräutigam das Perlenkränzlein nicht ganz zum Eigentum seines Wesens. Nein, es sind zwei Prinzipien: Gott bleibt in sich Gott, aber das göttliche Licht führt den Geist der Jungfrau aus dem Liebefeuer in das Seelenfeuer, und zündet das Seelenfeuer auch an, so daß das Licht der Jungfrau im Licht ihres Bräutigams scheint, nämlich der Seele. Hier ist Christus im Weibes-Samen Mensch geworden, nämlich im zweiten Prinzip, aus Gottes Licht- und Liebe-Welt. Was hier geschieht, was für Freude bei dieser Vermählung und Hochzeit sei, dazu haben wir keine Worte zum Beschreiben, sondern wünschen es dem Liebhaber Christi zu erfahren. Der äußere natürliche Mensch glaubt es uns doch nicht, er sei denn selbst bei dieser Hochzeit gewesen, welche im Himmel und auf Erden gehalten wird: Den Unseren genug verständlich.

312. Wißt aber: Wie Feuer ein Eisen durchglüht, davon es reiner Feuerquell wird, aber in sich selber in seinem Wesen das eine wie das andere Mal Eisen bleibt und in seiner Selbst-Eigenschaft niemals zu Feuer wird - und doch Feuer ist, aber die Feuersmacht steht nicht im Eisen, sondern gibt nur seine Natur dazu, als ein Werkzeug oder Leib, darin das Feuer glüht - so ist es auch mit Gott und der Kreatur: Das Feuer, wenn es im Eisen glüht, bedeutet die Seele, wenn sie in Gottes Licht angezündet wird, und das Licht und der Schein des Feuers bedeuten das heilige Feuer der Liebe aus der Jungfrau. Die Kraft des Lichtes (bzw. Bewußtseins) aber ist der Perlenkranz, davon in meinen Schriften mehr zu lesen ist. Den gibt die Jungfrau nicht der Feuerseele als dem Ursprung des Feuers zum Eigentum, sondern setzt ihm diesen auf und drückt ihm diesen in sein Herz: Er kann ihn aber nicht eigentümlich fassen, wie das Feuer das Licht nicht fassen kann.

313. Doch scheint das Licht aus dem Feuer, und das Feuer hat eine andere Qualität als das Licht. Das Feuer ist der Vater, das Licht ist der Sohn, doch zwei Prinzipien ineinander. Die Kreatur wird nicht Gott, denn sie bleibt ewig unter Gott. Aber Gott durchglüht sie mit seiner Begierde des Liebefeuers, als mit seinem Licht und Schein, und dieses Licht behält die Seele, als der Mensch, so lange zum Eigentum, wie der Wille in Gottes Licht bleibt.

314. Wenn er aber wieder in sein Eigentum, als im Zentrum seines Ursprungs, in eigene Macht aus der Gelassenheit in die Ichheit eingeht, dann nimmt die Jungfrau diesen Perlenkranz vom Seelengeist weg. Denn der Seelengeist, als ihr Bräutigam, ist ihr von ihrem Gemahl Christus, als von ihrem Liebefeuer, entlaufen und untreu geworden. Dann geht der Seelengeist im äußeren Fleisch im Netz des Teufels im Finsteren tappen, sucht eine eigene Stätte oder Ruhe, findet aber nichts, als des Fleisches tierische Wollust, und mit solcher ergötzt er sich. Aber die edle Jungfrau ruft ihn stets zur Wiederkunft. Kommt er nun wieder, dann wird er wohl angenommen, doch die erste Hochzeit wird nicht mehr gehalten. Es ist wohl ein herrliches Willkommen, aber der ersten Vermählung nicht gleich. Das sagen wir, wie wir wissen. (Wir haben hier aus der „Seele“ einen männlichen „Seelengeist“ gemacht, um dieses Gleichnis von Braut und Bräutigam lesbarer zu machen.)

315. Kommt aber der Bräutigam, als der Seelengeist, nicht wieder, dann nimmt Christus sein Kränzlein, das er der Jungfrau zum Leben gab, wieder von ihm, und so bleibt sie in seinem Nichts ohne Qualität wie verblichen und dem Seelengeist ewig nicht empfindlich noch scheinend, und er bleibt in seinem Grämen. Und wenn er sich des Schadens am Ende des Leibes bewußt wird, dann steht er deswegen in ewiger Schande und Spott, daß er seine königliche Krone verloren hat und von Gottes Reich vertrieben ist, wie ein Übeltäter oder ein Ehebrecher seiner liebsten Braut und Jungfrau.

316. Gottes Licht läßt sich nicht im Fleisch aussäen (und fortpflanzen). Der Zunder zum Licht wird wohl gesät, aber in seinem Prinzip bestehend. Denn die äußere Welt ist nicht Gott, wird auch ewig nicht „Gott“ genannt, sondern nur ein Wesen, darin sich Gott offenbart, als ein Gleichnis des heiligen göttlich-himmlischen Wesens, in dem Gott wirkt.

317. Wenn nun ein Weib vom Mann schwanger wird und ein Kind gebiert, auch wenn es von heiligen Eltern kommt, ist es nicht ganz von innen und außen Christus, wie dieser Autor ohne Grund und Wahrheit aus seinem Dünkel dichtet.

318. Christus, als das Wort, ist wohl ein glimmender Zunder nach der Eigenschaft des wahren Bildnisses, das in alle Menschen als eine Möglichkeit fortgepflanzt wird, aber nicht im äußeren Fleisch, im Wesen dieser Welt, sondern im zweiten Prinzip, und die seelische Eigenschaft ist im ersten Prinzip, jedes in sich selbst wohnend.

319. Darum hat Christus die Taufe eingesetzt und sich der Seele mit dem Zunder in diesem Bund vermählt, damit, wenn der Zunder nicht zum brennenden Licht käme und das Kind stürbe, auch schon im Mutterleib, doch gleichwohl die Seele in Christi Arm wäre, in welcher er sein Licht anzündet.

320. Doch wenn heilige Eltern Kinder gebären und ich diese sehe, dann sage ich nicht: „Hier steht oder geht Christus in diesem Kind, oder es ist ganz Christus.“ Wohl ist er im Kind, aber in seinem Prinzip und in des Kindes Eigenschaft als ein glimmender Zunder am Band Christi. Aber die Seele ist auch am Band des väterlichen Zorns, in der Eigenschaft, darin sich Adams Seele von Gott abgetrennt hat.

321. Die Eigenschaften der Seele stehen also nicht in der Ausgeglichenheit, wie Gott die erste Seele erschuf. Sie stehen in der Erhebung in der Vielfalt der Willen, nicht in Einem Willen, sondern in der Vielfalt der Willen in der Verwirrung (Turba). Denn ein Wille ist des anderen Feindschaft, und diese können nicht gebrochen werden, denn ihr Ursprung ist aus der Ewigkeit vom Zentrum der Natur, es sei denn, Gottes Licht entzündet sich in ihnen. Dann werden sie im Licht in Einen Willen verwandelt. Und dann hört die Feindschaft und der Widerwille im Zentrum des Lebens der Seele auf. So ist auch das äußere Leben im Kind mit im Fluch des Verderbens und dem Tod unterworfen.

322. Denn wie die Eigenschaften im Seelenleben in Streit und Widerwärtigkeit sind, so auch die Eigenschaften des äußeren Lebens. Denn in Adam ging alles aus der Ausgeglichenheit heraus. Nun entzündet eins das andere, und der Streit zwischen Hitze und Kälte, auch Bösem und Gutem, währt so lange wie das äußere Leben währt.

323. Darum ist des Autors Auslegung unrichtig, wenn er sagt: „Heilige gläubige Eltern gebären ganz Christus. Ja, Christus selbst sei das Werk menschlicher Fortpflanzung.“ Darüber wohl eine Kuh lachte, wenn sie ihresgleichen am äußeren Menschen sieht, daß er öfters törichter handelt als ein Tier.

324. Christus wohnt im Himmel in seinem Prinzip, und der äußere Mensch auf Erden auch in seinem Prinzip. Das heilige gute Weib, davon Autor so viel ohne genügsamen Verstand redet, gebiert nicht den äußeren tierischen Menschen aus den vier Elementen, sondern den inneren vom reinen Element. Gott treibt nicht das Werk der Fortpflanzung, denn er hat es dem Menschen in seinen Willen gegeben. In Christus hat er es getrieben, aber ohne menschliches Zutun aus seinem eigenen Vorsatz.

325. Kann nun dieser Autor auch Kinder ohne eine Frau gebären, dann wollen wir ihm glauben, daß Gott ein Christkindlein aus ihm gezeugt habe, oder aus seiner Frau, wenn sie ohne einen Mann von Gottes Wort schwanger wird. Es wird ihm aber fehlen, denn Adam hat dies verscherzt, wie solches ausführlich im Buch „Die drei Prinzipien“ oder im zweiten Buch „Vom dreifachen Leben des Menschen“ oder auch im Buch „Von der Menschwerdung Christi“ beschrieben wurde.

326. Die Vereinigung des Samens geschieht bereits im Streit und Widerwillen, und im Streit und Widerwillen wird auch das Leben im Kind offenbar, und nicht im Samen, sondern in der Angst in dem erstickten Blut. Denn der Anfang des Lebens im Kind ist ein Sterben der männlichen und weiblichen Tinktur des Samens, und aus diesem Sterben geht ein neues eigenes Leben auf, wie das Licht aus der Kerze scheinend wird. In gleicher Weise sät der Mann und die Frau nur den Körper dieser Lebenskerze, daraus das Leben im Sterben geboren wird, nämlich im Angstfeuer in der Erstickung des ersten Geblüts, darin das Kind Mensch wird. Aber nicht wie ein Sterben des Verwesens, sondern in der Angst der sterblichen Qualität wird das erste Prinzip als die wahre Feuerseele in ihrem Prinzip offenbart.

327. Hier heißt es nicht wähnen, sondern das Zentrum der Natur erkennen, wie ein Leben entsteht, und nicht nur sagen „Christus und Gott“, sondern wissen, was Gott, Christus und Mensch jedes in sich selbst sei.

328. Man muß die Prinzipien verstehen, nicht mit historischem Wahn und Buchstaben viel wissen und ineinander verwirren. Ein solcher Meister, wie dieser Autor sein will, sollte es zuvor wohl wissen, und nicht so tölpisch mit solchem Feldgeschrei aufgezogen kommen, ohne Grund und Verstand.

329. Man weiß wohl auch, daß das heilige Weib, als die Jungfrauenschaft, von Gott ist. Sie hat aber nicht die Macht des Gebärens, denn diese wurde in Adam mit dem Weib der Eva verscherzt. Sie kann nicht mehr gebären, es sei denn, der Gebärer als Christus werde zuvor in ihr geboren. Dann gebiert sie die Seele (bzw. den Seelengeist), ihren Bräutigam, im Willen anders, das heißt, sie verwandelt ihn in ihre Liebe, und setzt ihm Christi Ritter-Sieges-Kränzlein auf.

Der zweite Punkt mit den vorhergehenden Worten des Autors:

Aber wie und auf welche Art und Weise sie von ihrem Gott und Mann, Jesus Christus, hergekommen, geschaffen oder gemacht und zubereitet werde, hievon gibt nun der dreieinige Gott und Herr, im Zeugnis der Heiligen Schrift angedeutet, mehr und klarere Erkenntnis, um den heiligen Ehestand und die wunderbare göttliche Vereinigung von Mann und Frau in einem Fleisch als Vorbild und Spiegel in diesem durch göttliche Wissenschaft und Weisheit zu betrachten und zu erkennen: Nämlich wie und auf welche Weise und Art das heilige Weib und das gläubige, menschliche und sichtbare Fleisch und Blut unter männlichem und weiblichem Geschlecht von Christus dem dreieinigen hochgelobten Gott, ihrem Mann, hergekommen, geschaffen, gemacht und zubereitet werde, und auch wie die rechten christlichen, frommen und gläubigen Eheleute, die Gott zusammenfügt hat (denn hier rede ich nicht von den Eheleuten, welche äußerliche Schönheit, Reichtum, ansehnliches Geschlecht und äußerlichen Namen hochachten, der Welt Fleisches- und Augenlust zusammentreibt und ehelich macht), ja rechtgläubige christliche Eheleute, so oft und viel eins das andere mit Augen nie gesehen (wie mir alle rechtgläubigen christlichen Eheleute dieses zum höchsten Lob Gottes in ihrem Herzen mit Gott und der einigen ewigen Wahrheit versiegelt, Zeugnis geben werden) oft wunderbar und seltsam ihrer ganzen Person ganz unwissend von dem dreieinigen Gott, Jesus Christus, zusammengeführt und gefügt werden, indem der Herr im männlichen Herzen seine heilige Liebe gegenüber dem weiblichen Bild, das er zuvor (wie sich oft begibt) wohl niemals gesehen hat, viel weniger irgendeine Begierde nach solcher jemals bei sich gefunden, dargibt und einfleischt, welche sich in ihr, der heilig-göttlichen Liebe und Stimme, mit allerlei freundlichen und liebreichen Worten und Werken gegenüber dem weiblichen Bild dermaßen darbietet und sich durch allerlei äußerlichen, züchtigen und keuschen Dienst und Wandel ohne Unterlaß mit Bemühung Tag und Nacht befleißigt und nicht abläßt, bis sie durch göttliche Güte, Kraft und Wirkung in das Mittel und Zentrum des weiblichen Herzens dringt und sich mit ihrer kräftigen, brennenden Wirkung die männliche Person ganz einbildet und mit ihr, der göttlichen, guten, heiligen, keuschen Liebe, selbst verbindet. In welcher bei christlichen Herzen diese dreieinige göttliche und feuerbrennende Liebe in heiliger, göttlicher, wirkender Zunehmung und Wachsung nicht nachläßt, bis sie diese männ- und weibliche Person in Eines bringt, daß sie durch solche göttliche kräftige Wirkung in der Liebe, Ein Herz, Eine Seele, Ein Leib, Ein Fleisch und Blut werde, wie sie dann in der Liebe der göttlichen Stimme sich selbst ein jedes sich, sein eigenes Herz, Seele und unzertrennliches Eigentum tituliert und nennt.

Wie dann in solcher keuscher, göttlicher und lieblicher Wirkung durch göttliche Kraft in heiliger (und nicht unzüchtiger, fleischlicher) Vermischung und Vereinigung in rechter heiliger Liebe und Einigkeit in göttlichem, kräftigem Segen, göttlichem Wort und einverleibter im Glauben, heiliger Rede, Früchte und reinen keuschen Liebe, liebe Kinder durch sie und aus ihnen hervorkommen und geboren werden, welche der Herr durch Paulus (1.Kor. 7.14) wegen der gläubigen Eheleute und frommen Christen, durch und in welchen er mit seiner allerheiligsten Wirkung in der Liebe kräftig und tätig ist, heilige Geburt, heilige Kinder tituliert und nennt, welche heilige, eheliche, göttliche Liebe in und an frommen christlichen Kindern ein ewiges unaufhörliches Band der göttlichen Einigkeit ist, das nimmermehr in und an ihnen zerreißt, verlischt und aufhört. Gleichermaßen verhält es sich auch mit Christus, dem dreieinigen hochgelobten Gott, dem dreieinigen heiligen Mann, der in und mit seiner heiligen göttlichen Stimme und seiner heiligen völligen Liebe nach Zeugnis der Heiligen Schrift (Joh. 3.16) die Welt, das ganze menschliche Geschlecht, ja da sie noch Feinde waren, so hoch geliebt und allen Menschen unter männ- und weiblichem Geschlecht seine Liebe dargeboten hat, dadurch und darin die Menschenkinder, die durch den Fall Adams und Evas Feinde Gottes, des ewigen Gutes und allem göttlichen Wesen wurden, in ihrem Herzen mit seiner eigenen göttlichen Stimme und heiligen Liebe ihm selbst mit seiner eigenen Kraft und wesentlichen Wirkung, wiederum aus dem Reich und der Regierung der schändlichen in und an ihnen herrschenden Todes, Teufels, Sünden und äußerlich nackenden Fleisches-, Welt- und Augenlust, sie in und mit dieser heiligen göttlichen Liebe neu zubereite, schaffe und anderweitig gebäre. Wie dann durch solche dreieinige, inwirkende, göttliche und heilige Liebe Christi Jesu in den Auserwählten das steinerne, adamische, sündige, kalte, untüchtige und boshafte Herz mit allen bösen Lüsten und feindlichen Begierden gegen Gott, das dreieinige ewige Gut, gänzlich abgeschafft und durch solche heilige göttliche Wirkung in der Liebe ein neues zubereitet wird, welches ganz liebreich und als ein vollkommenes Liebeherz Gottes erscheint, wenn gegenüber dem dreieinigen höchsten Gut in und mit völliger Liebe, ja die völlige göttliche Liebe selbst brennt, und durch des allerhöchsten dreieinigen Gottes Christi Jesu selbsteigene inwirkende Kraft in der Liebe zu ihrem Mann, der hohen göttlichen Majestät Jesus Christus, so feurig und brennend wird, daß auch das göttliche neue Liebeherz so hoch und überschwenglich in der Liebe erscheint, daß es in alle in- und auswendigen Glieder des Leibes voll göttlicher Kraft dringt, alle Gliedmaßen verändert und zum dreieinigen höchsten Lob Gottes, Christi Jesu ihres Mannes, ganz erneuert wird, so daß in und an solchen in der Liebe durch Christus neu zubereiteten Menschen nichts als alles Gute, Heilige und Göttliche in der Liebe in Worten, Leben, Werken und Taten gespürt und offenbar und augenscheinlich durch gläubige Augen erkannt und ersehen wird. In und an welcher heiligen und ganz neu in der Liebe zubereiteten göttlichen Person das Wort des Herrn reichlich und herrlich erfüllt wird (Hos. 2.1, Röm. 9.25). Ich will das meine Liebe nennen, das meine Liebe nicht war. Wie sich nun durch solche heilige göttliche Wirkung in der Liebe der dreieinige hochgelobte Gott Jesus Christus, das Ebenbild und selbständige Wesen der dreieinigen Gottheit selbst vom Anfang der Welt, rechtgläubige heilige Patriarchen, Propheten und alle Gläubigen des Alten Testamentes aus allen Geschlechtern, sowie alle Evangelisten, Apostel, Propheten und fromme Christen unter männ- und weiblichem Geschlecht des Neuen Testaments, solchermaßen, wie zuvor erzählt, und zu seinem heiligen Dienst, Lob und Ehre seinem heiligen Namen, ja zu seiner eigenen Liebe in der Liebe zubereitet, neu macht und hier auf Erden darstellt.

Gegenantwort:

330. Ein solches, wie dieser Autor von christlichen Eheleuten schreibt, daß es sei, wäre wohl zu wünschen, daß es wäre. Es ist aber in keinem so vollkommen, und es fehlt ihm noch ein guter Sprung. Denn diese große Heiligkeit ist in Adam verscherzt worden. Wohl spricht Christus: »Wo ihrer zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dort bin ich mitten unter ihnen. (Matth. 18.20)« Bei heiligen gottesfürchtigen Eheleuten ist wohl Christus, wenn sie alle ihre Dinge in seinem Namen anfangen. Er regiert und segnet sie, wenn sie ernsthaft an ihm bleiben, und das bestreite ich gar nicht.

331. Auch ist ihm all ihr Werk in rechter ehelicher Pflicht angenehm, denn Christus ist gekommen, damit er des Teufels Werk zerstöre. Der Autor sollte aber im Werk menschlicher Fortpflanzung nicht so große vollkommene Heiligkeit sehen. Möchte es je „Heiligkeit“ genannt werden, dann muß er es besser unterscheiden, was darin heilig oder unheilig ist, sonst würde alle menschliche Brunst und tierische Fleischeslust für Heiligtum gehalten werden.

332. Wie er sich dann so heftig mit der Imagination und Begierde gegenüber Frauen und Männern kitzelt, als stecke in derselben eine große vollkommene Heiligkeit, und es geschehe einzig und allein aus Gottes Trieb, in Christi Kraft und Anregen. Und er unterscheidet nicht, was göttlich und natürlich sei. Er rafft das ganze Werk in Eins, und nennt alles göttlich, als ob das ganze Werk solcher Vereinigung und Aneignung der Begierde in einem zum anderen alles im Trieb des Geistes Christi geschehe, wie er dann die Zusammenfügung zweier Eheleute auch ganz dahineinzieht.

333. Welches ja bei frommen Kindern, die Gott zuvor ernsthaft darum bitten und ihren Willen in seinen stellen, wohl ist, daß oft zwei Menschen durch Gottes Schickung zusammenkommen, welches ich auch lobe, wenn es so kommt. Dabei dann auch mehr Segen und Heil sein kann, als in denen, welche bloß die Augenlust zusammenfügt und die Natur begattet. Und ich wollte in diesem auch nichts gegen den Autor schreiben und es gern für recht annehmen und billigen, wenn nicht der Dorn und das Gift darin und darunter steckten, nämlich in der ganz heiligen Vollkommenheit, mit welcher er vermeint, Kinder ohne angeerbte Sünde zu zeugen.

334. Wegen dieser einen Behauptung will ich diesen Punkt auswickeln, nur daß man sehe, was göttlich und natürlich, was heilig oder tierisch sei, und daß die Heuchelei und Scheinheiligkeit, darunter man die Erbsünde verdecken will, erkannt werden möge. Daß auch fromme Eheleute nicht sicher seien, sondern wissen, daß sie auch Sünder sind und lernen, sich vor Gottes Zorn zu fürchten und vor Gott demütig zu sein, und fleißig in großer Andacht miteinander beten, damit der Teufel nicht die angeborene Unreinheit angreift und sie in tierische Eigenschaft stürzt, welche natürlich diesem ehelichen Werk mit anhängt.

335. Denn das heilige Werk wird mit einem tierischen Werk vollbracht, und solches entsteht wegen des Falls von Adam und Eva. Darum sollen Eheleute lernen, das Heilige in der Liebe vom Tierischen zu unterscheiden, und sich in solchem Werk vor Gott und heiligen Menschen züchtig und mäßig halten, nicht wie ein brünstiger Stier.

336. Zu welchem brünstigen Werk der Autor eine weite Tür öffnet, weil er es ganz heilig nennt. So würde wohl zuletzt mit seinem heiligen Vorgeben alle Scham verlöschen, welches doch die Vernunft und Natur überzeugt, daß ein Übel daran hänge, das vor Gott nicht ganz heilig sei, weil sich auch die Natur samt der Seele davor schämt. Welchem wohl nachzusinnen ist, wie sich die arme Seele, welche aus den Augen blickt, vor ihrem Bräutigam Christus schämt, daß sie sich nun nach dem Fall auf solche tierische Weise wie andere Tiere fortpflanzen soll.

337. Wegen dieser Ursache will ich es auswickeln, daß Eheleute sich erkennen lernen und dieser Autor sie nicht ganz blind mache, so daß sie im Übel vor Gott leben wie ein Tier ohne jede Erkenntnis desselben. Ansonsten bliebe es unangefochten, weil heilige Menschen auch heilige Kinder erziehen sollen, was doch leider sehr fehlt, wie der Augenschein gibt.

Vom dreifachen Leben des Menschen

338. Moses schreibt, Gott habe gesprochen: »Laßt uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.« Er sagt nicht zwei Bilder, sondern ein Bild, das uns gleich sei. Gott ist nach dem Feuer und Licht nur Ein Wesen, nämlich nach der Tinktur des Feuers und Lichtes. In der ewigen Natur ist er auch nur Ein Wesen, und indem er Vater und Sohn heißt und ist, so ist er auch darin nur Ein Wesen, aber in zwei Prinzipien offenbar, nämlich mit der strengen Feuerwelt nach des Vaters Eigenschaft, und nach der Licht- und Liebe-Welt in des Sohnes Eigenschaft. Doch es ist nur ein Einiges Wesen, ungetrennt, nur Ein Gott, wie Feuer und Licht Eins sind.

339. So hat er auch sein Bild des Menschen nach seinesgleichen aus seinem ausgesprochenen Wesen aus allem in ein Wesen, in ein einiges Bild geschaffen, und auch den Geist aller drei Prinzipien in einen einigen Geist eingeblasen.

340. Alle drei Welten, nämlich 1) die ewige finstere und kalt-feurige Welt als die ewige Natur, 2) die ewige licht-feurige Welt samt diesem Wesen als das reine Element und darin das Paradies, und 3) auch die äußere vier-elementische und siderische Welt mit ihrem Wesen. Sie waren in diesem geschaffenen Bild nur eine Welt in der Ausgeglichenheit, und so war und ist der Mensch die innere und äußere Welt.

341. Die innere Welt ist der Himmel, darin Gott wohnt. Und so war der Mensch auf Erden im Himmel, und das Innere und Äußere waren Eins. Das Innere offenbarte sich im Äußeren als Gott in der Zeit. Das Äußere ist die Zeit, und die war im Menschen in der Ewigkeit verschlungen. Sie war aber in sich selbst offenbar, nicht ganz zum Regiment, sondern zum Wunder des Regiments der inneren göttlichen Welt.

342. Denn die äußere Welt erkannte sich nicht in der Zeit, sondern sie wirkte in sich als ein Werkzeug des Meisters. Der äußere Sulphur und Mercurius des Leibes waren in der Kraft des inneren geistigen Sulphur und Mercurius offenbar, denn die Tinkturen von beiden waren ineinander als Eine offenbar. Der Geist wirkte durch die Zeit, und das war ein Paradies, darin weder Hitze noch Kälte offenbar sein konnten.

343. Das Leben beider Welten, das himmlische heilige im reinen Element, und auch das äußere in den vier Elementen, war nur ein einiges Leben, und das war ein Gleichnis nach Gott als ein Ebenbild.

344. Denn Gott wohnt in der Zeit, aber die Zeit ist in ihm nicht offenbar, sondern vor ihm als ein Gleichnis, denn in ihm im Regiment ist alles Eins. Die Zeit ist Knecht und sein Werk, und er lebt in sich.

345. Aber Gott ist das Leben der Zeit, doch der Zeit unbegreiflich. Die Zeit regiert nicht in Gott. Sie ist in ihm wie ein Werkzeug, mit dem er regiert und macht. Nun versteht uns auch von der Seele: Die Seele ist nicht aus der Zeit der Natur, denn sie gehört der ewigen geistigen Natur. Die Natur der Zeit ist nur ihr Wohnhaus, auch wie ein Werkzeug, mit dem sie macht. Sie hat in sich das Zentrum zur Feuer- und Licht-Welt, denn aus diesem Zentrum wurde sie Adam vom Heiligen Geist in der Bewegung des Vaters aus drei Prinzipien eingeblasen.

346. Und dies ist ihr Fall und ihre Sünde, daß sie durch ihre mächtige Begierde die Eigenschaft der finsteren Welt im Zentrum der ewigen Natur offenbart hat, welches durch Imagination geschah, weil sie ihre Lust in das Werkzeug der Zeit als in die äußere Welt hineinführte und probieren wollte, wie es schmeckte, wenn die Gleichheit der Ausgeglichenheit auseinanderginge, so daß Böses und Gutes offenbar wäre, jedes in sich selber.

347. Sie gelüstete, von beiderlei Geschmack zu essen und damit allwissend und klug zu sein, wie auch Luzifer in gleicher Weise verdarb, der nach dem finsteren Zentrum in der Feuer-Geburt gelüstete und dieses in seiner Begierde erweckte, so daß die Ausgeglichenheit in ihm in eine Erweckung aller Eigenschaften offenbar wurde, davon ihm List und Falschheit entstanden.

348. Denn wenn die Lebensgestaltungen als die Gestaltungen der ewigen Natur jede in sich selber offenbar werden, dann ist es eine große Feindschaft, denn eine jede will regieren, und jede hat einen eigenen Willen. Doch wären diese nicht, dann wäre weder Empfindlichkeit noch Findlichkeit, sondern eine ewige Stille.

349. Nun sollten aber die Lebensgestaltungen im Qualifizieren nicht eine jede ausdringend offenbar sein, sondern in Ausgeglichenheit stehen, gleich einem zugerichteten (bzw. eingestimmten) Lautenspiel. Und der Geist, der aus dieser Ausgeglichenheit von Gottes Geist auch in der Ausgeglichenheit ausgeführt und zum Lautenschläger gesetzt war, als der Geist der Seele, wie die Luft aus dem Feuer, der sollte in Gottes Hall eingehen, sich in der Kraft des Lichtes stärken und mit derselben Kraft sein Saitenspiel der Lebensgestaltungen schlagen.

350. Doch das tat er nicht, sondern ging in eigenen Willen ein, griff nach dem Zentrum der Lebensgestaltungen und erweckte dieselben, wollte selber Gott sein und machte sich zum finsteren Teufel, nach der ersten Verdichtung im Schöpfen seiner Eigenschaft, daraus in dieser Welt bösartige giftige Würmer und Tiere geworden sind, nach der äußeren Verdichtung. Das ist der wirkliche Fall des Teufels und auch Adams.

351. Um solches von Adam und seiner Frau besser zu verstehen, folgt weiter: Adam war ein ganzheitliches Bild Gottes, wie Gott ihn geschaffen hatte. Er war Mann und Frau, und doch keines davon, sondern eine züchtige Jungfrau in der Gleichheit Gottes. Er hatte die Feuer-Matrix und auch die Licht-Matrix, aus welchem durch das Element das Wasser durch das Sterben im Feuer geboren wird. Er hatte die Feuer- und Licht-Begierde in sich, als die Mutter der Liebe und des Zorns nach den Prinzipien.

352. Das Leben stand in einer Vereinigung steter innerlicher Freudenbegierde ineinander, denn das Feuer liebte das Licht als seine Besänftigung und sein Wohltun, und das Licht liebte das Feuer als sein Leben und seinen Vater, wie Gott der Vater seinen Sohn, und der Sohn den Vater in solcher Eigenschaft liebt.

353. Und in solcher Liebebegierde, als nach Feuer und Licht, in welcher Begierde sich auch die finstere Verdichtung mit ihrem Hunger einmengt, hat Gott die Wesen geboren. Die Verdichtung in der Begierde ist sein Schöpfen, welches er mit der Stimme des Feuers und Lichtes als sein Machen ausführt.

354. So war auch in seinem Bild, dem Menschen, die Matrix des Feuers und die Begierde des Lichtes in großer freudenreicher ewiger Vereinigung, oder anders gesagt, wie zwei Begierden zueinander gehen, als ein großer lieblicher Geschmack. Und die Verdichtung als das Schöpfen machte diese Vereinigung fest und schallend, wie ein Ton des Wortes, darin das lautbare freudenreiche Leben steht, im Fühlen, Schmecken, Riechen, Sehen und Hören, als eine liebliche Offenbarung der ewigen Stille, wie im Geistleben, so auch im Fleischleben.

355. Denn, was in sich der Geist in den drei Prinzipien in Wort und Kraft ist, das ist in sich das Fleisch im Wesen desselben. Das Fleisch hat die Tinktur vom Feuer und Licht in sich zu einer solchen herrlichen Vereinigung mit Geschmack, und das Schöpfen als die Verdichtung ist auch das Mittel der Begierde im Fleisch und macht den Geschmack wesentlich, davon das Wachsen entsteht.

356. Nun war Adam doch nur Einer, und in solcher großen Herrlichkeit stehend, als ein ganzheitliches Gleichnis nach Gott, in Wirken, Leben und Gebären. Gleichwie Gott alle Dinge aus seiner Einigkeit geboren und im Schöpfen, welches in allen Dingen war, in sein Bild entsprechend der Eigenschaft geschaffen hatte, das heißt, nicht anders als in der Verdichtung des Schöpfens durch diese Vereinigung in dieser Lust mit der Verdichtung offenbarte.

357. Wäre nun Adams Seele in ihrer Ichheit mit ihrem Geist in das Wort der heiligen Kraft Gottes eingegangen und hätte im Schöpfen nicht die Ichheit erweckt, sondern sich in Gottes heiliger Kraft in der Begierde als in der Verdichtung gestärkt, dann hätte die Verdichtung als das Schöpfen wieder eine Gleichheit im Geist und Wesen in sich formiert. Dann hätte Adam magisch nach göttlicher Art gebären können, wie Gott die Kreatur gebar und ins Sichtbare darstellte, denn die Matrix (Gebärmutter) der Vermögenheit war in ihm.

358. Als sich aber der Seelenwille, als der ausgehende Geist, von Gottes Kraft abbrach und im Schöpfen in sein Zentrum ging, um in eigener Lust Gut und Böse zu schmecken, und damit aus der Gelassenheit in die Ichheit ging, da ging auch die Vereinigung im Fleisch in eine solche Begierde ein und hungerte nach der Mutter, daraus sie geschaffen wurde. Eben in solcher Eigenschaft war der Hunger, wie er im Geist war.

359. Mit diesem Hunger des Geistes und des Fleisches wurde die Eitelkeit im Zentrum durch das Schöpfen offenbar, denn das Schöpfen verdichtete die Begierde, so daß die Eitelkeit in das Wesen des Fleisches kam und offenbar wurde. Da war es um das schöne Bild geschehen, denn die Eitelkeit liebte sich selber und wollte nicht in Gottes Liebe als in die heilige Kraft eingehen, konnte auch nicht, denn Gott nimmt sie nicht zum Kind an.

360. Als dies nun geschah, sah Gott den Fall, wie er ihn zuvor erkannt hatte, und deswegen hatte er den Menschen im Zentrum seines Herzens in der Liebebegierde ersehen und vorgesehen, um sich nach dem Zentrum der Liebe im Menschenbild zu bewegen und den Christus in Jesus oder aus Jesus als die größte Demut aus Gott in dieses Mittel zwischen Gott und Kreatur zu stellen.

361. Da sprach nun Gott in sich selbst, wie Moses schreibt: »Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei (denn er hat schon die göttliche Macht verloren, um magisch aus sich in Einem zu gebären). Wir wollen ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. (1.Mose 2.18)« Adam konnte nun nicht mehr magisch gebären, weil er schon in die Lust der Ichheit getreten war. Hätte er Gott zum Gehilfen behalten, dann hätte er es gekonnt, aber so konnte er nicht. Darum sprach Gott: »Es ist nicht gut.« Im Anfang war es wohl gut, aber in der Lust war es nicht gut. Denn in Gott allein steht die Vermögenheit.

362. Aus dieser war Adam mit der Lust in die Ichheit gegangen. Denn auch des Vaters Zorn wandte sich im Schöpfen mit empor und wollte kreatürlich sein, davon die Lust nach Gut und Böse entstand, als nach Finster, Feuer und Licht und all diesen Wesen. Als nun das Schöpfungswort in Adam in der Begierde stand und die Eigenschaft in der Lust in ein Wesen seiner Gleichheit verdichtete, da erschien das magische Bild, als das Gleichnis nach Adam im Geist. Aber die Vermögenheit der Kreatur war weg, denn sie stand in der Ichheit, und so entsank die Ichheit in sich selber in Ohnmacht.

363. Darum spricht Moses: »Gott ließ einen tiefen Schlaf auf ihn fallen.« Weil er von Gott in die Ichheit einging, ließ ihn Gott in die Ohnmacht wie in einen Schlaf fallen. Er ließ es geschehen, daß er in Ohnmacht fiel, denn in der Ichheit wäre er in der Macht des Feuers auch zum Teufel geworden. Doch so konnte er es nicht, denn er entschlief, und dieser Schlaf ist die Ruhe Christi im Grab. Erkennt es wohl, liebe Brüder! Denn es ist hoch erkannt worden, nicht in Tand und Wahn, sondern nach Gottes Rat und Willen in der Heiligen Dreiheit (Ternario Sancto).

364. Der Schlaf deutet den Tod an, als eine Zerbrechung dieses äußerlichen Regiments. Denn wie die äußere Welt in ihrer Eigenheit im Regiment nicht ewig bestehen kann, sondern wieder in den Anfang, in das ewige göttliche Regiment eingehen und in ihrer Eigenheit ganz zerbrechen und durch das Feuer Gottes gereinigt und bewährt werden muß, so muß auch das äußere Mysterium des Menschen in der Ichheit zerbrechen und das magische Bild wieder in Gottes Willen, Wirken und Leben eintreten.

365. Versteht es recht! Die Frau, als die Venus-Matrix von Licht, Luft und Wasser aus der Essenz Adams, wurde in Adams Schlaf oder Ohnmacht im Schöpfen als eine Mutter zur Fortpflanzung verdichtet. Und darin wurde das Feuer in der Eigenschaft der Liebebegierde, als im Zentrum der Verwandlung vom Feuer ins Licht, im Schöpfen ergriffen. Denn die erweckte Eitelkeit in der Begierde des Schöpfens in der Eigen-Ichheit des Seelenwillens war schon rege und in der Lust offenbar, und damit war die magische Geburt verloren.

366. Deshalb nahm Gott durch das Schöpfen eine Rippe aus Adams Seite, das heißt, die Eigenschaft Adams nach der Verdichtung der Kraft von Adams Seele und Geist im Sulphur, Mercurius und Salz, und offenbarte diese in der Venus-Matrix. Das heißt, von Adam wurde sein schöner Rosengarten der großen Lustbegierde des Freudenreichs genommen, nämlich die Licht-Tinktur nach der Liebebegierde Eigenschaft und nach dem leiblichen Wesen.

367. Die geistige Wasser-Eigenschaft, welche in der Liebebegierde durch das Feuer geboren wird und des Feuer- oder Seelengeistes größte Freude ist, in welcher sich der Feuergeist in der Liebebegierde im Wesen selbst geschwängert und seine Gleichheit geboren hätte, diese Venus-Mutter wurde in eine Frau gebildet. Und in Adam blieb die Feuer-Mutter als die seelische Mutter, welche ihren Hunger stets in die Venus-Mutter hineinführt, und desgleichen auch die Venus-Mutter in die Feuer-Mutter als in ihren Vater und Mann, der ihr Essenz und Leben gibt.

368. In welcher Vereinigung die Vollkommenheit des Freudenreichs steht und die Erfüllung der (heiligen) Begierde, welche die Lust der Eitelkeit aus dem Zentrum der Verdichtung nach der Eigenschaft der finsteren Welt verdeckt und gefangen halten sollte und sich nur in der Liebe erfreuen, wie im Freudenreich.

369. Dieses Liebespiel beider Tinkturen von Feuer und Licht wurde in Adam in seinem Schlaf zertrennt, denn Gott teilte es im Schöpfen. Und damit verlor Adam sein keusches Liebespiel und seine Jungfrauenschaft, welche ihm Christus wiederbrachte. Und in die Stätte seiner Rippe zur Frau, wo er zerbrochen wurde, mußte Longinus Speer eingehen und das wiedergeborene jungfräuliche Blut in diesem Bruch tingieren und wieder ganzmachen und heilen, und den Grimm ersäufen, der im Bruch war.

370. So verstehen wir, was die Frau ist, nämlich ein halber Adam. Adam hatte das erste Prinzip in der Obermacht, und Eva das zweite. In Adams Teil wurde die Eitelkeit zuerst offenbar, als im Zentrum zum Feuer, welche Feuerbegierde in die Venusbegierde einging und in der Lust im Wesen offenbar wurde, in welchem die Fortpflanzung war. Darum verhieß sich Gott im Paradies, wieder in des Weibes Samen einzugehen und der Schlangenbegierde, die aus dem Zentrum zum Feuerleben entstanden war, mit der neugeborenen Liebebegierde den Kopf zu zertreten, das heißt, mit der großen Liebe zu überwinden, sich selbst in das Übel hineinzugeben, als in des Weibes Samen, den das Übel in der Venus-Matrix vergiftet und in falsche Lust geführt hat, und diesen Willen, der gegen Gottes Heiligkeit und Reinheit in ein Eigenes ging, zu zerbrechen und wieder in die Liebebegierde hineinzuwenden.

371. Und hier, als Adam zerteilt wurde und der göttlichen Macht entschlief, wurde er samt seiner Frau mit seinem Lustgarten in das äußere natürliche Leben geordnet. Denn die göttliche Vernunft war in ihm verblichen, denn er war vom göttlichen Liebefeuer mit seiner Begierde in die Ichheit ausgegangen, nach der Eitelkeit als nach der Offenbarung der Natur, nach Kunst und Vielwissen.

372. Das bekam er auch, verlor aber dadurch das Wissen des göttlichen (bzw. ganzheitlichen) Freudenreichs. Er war zwar noch im Paradies mit seiner Eva als ihn der Geist der äußeren Welt aufweckte, doch in der Lust der Eitelkeit samt seiner Eva, zu welcher ihnen der Teufel danach noch mehr Ursache am Baum der Versuchung gab, wie oben beschrieben wurde.

373. So schlief Adam in der göttlichen Welt ein und wachte in der äußeren Welt auf. Und mit dem irdischen Essen vom Baum der Versuchung, der gut und böse war, wachte die Eitelkeit im Wesen des Fleisches vollends auf, denn damit begannen die Eigenschaften des Übels im Zentrum der Natur zu qualifizieren, wie ein Sieden, und jetzt waren Hitze und Kälte, dazu Bitter, Süß und Sauer und alles, was im Regiment der Sterne und Elemente offenbar ist, auch in ihm offenbar. Sulphur und Mercurius wurden in der Eitelkeit des Giftlebens rege und offenbar. Dessen schämte sich nun der Seelengeist in Adam und Eva, weil sie sahen, daß sie in ihrer Ichheit in solchem Elend standen und Hitze und Kälte auf sie drang.

374. Und als sie Gott wieder mit der Stimme der Gnade rief, »da sprach Adam: „Ich bin nackt und fürchte mich!“ Aber Gott fragte: „Wer hat es dir gesagt, daß du nackt bist? Hast du nicht vom Baum gegessen, den ich dir verbot?“ Er sprach: „Das Weib gab mir, und ich aß.“ Und das Weib sprach: „Die Schlange betrog mich.“ (1.Mose 3.10)«

375. Hierin liegt nun das ganze oben erklärte Wesen, wie es zugegangen sei. Denn die Lust war in Adam entstanden und war in der Liebebegierde im Schöpfen ins Wesen eingeführt worden, in welcher Adam die Geburt stehen hatte, und die wurde von ihm geteilt. Jetzt fing dieses Übel der falschen Begierde in der Frau zu lüstern an und richtete vollends das ganze Werk zur Sünde und Greuel, gegen Gottes Heiligkeit.

376. Das eben das ist Übel vor Gott, daß die Lebensgestaltungen aus der Ausgeglichenheit jede in ihre Selbst-Offenbarung eingegangen sind, davon im Leben der Streit mit dem Aufsteigen von Stolz, Geiz, Neid, Zorn und falscher List entsteht, so daß sich jede Gestaltung in der Selbheit (bzw. Ichheit) erkennt und sich selber offenbar ist, davon der Mensch, als das Fleisch, in diesem widerwärtigen Streit in Krankheit, Schmerzen und Zerbrechen (bzw. Vergänglichkeit) geführt wird.

377. Denn in der Ausgeglichenheit kann kein Zerbrecher sein, weil alle Willen der Lebensgestaltungen nur ein einiges Wesen sind und in gleicher Harmonie bestehen. Jede Eigenschaft ist der anderen ein guter Geschmack und eine Liebebegierde, aber in der Unausgeglichenheit ist nur Feindschaft, Nichtwollen und gern in seiner Eigenschaft hören, sehen, riechen, schmecken und fühlen.

378. In diesen fünf Sinnen steht die Feindschaft des Lebens, darin nur Streit wegen der Unausgeglichenheit in der Harmonie ist, den der Hall als die Stimme Gottes in sich nicht einnimmt oder läßt, es sei denn, die vielen Willen lassen ihr Recht und Eigentum fahren und versenken sich wieder ganz in die Gelassenheit in Gottes Erbarmen, wie Christus sagt: »Es sei denn, daß ihr umkehrt und wie die Kinder werdet, die von keiner Falschheit wissen, sonst sollt ihr das Himmelreich nicht erben. (Matth. 18.3)« Oder: »Ihr müßt neugeboren werden. (Joh. 3.7)« Das heißt, dieser Wille der Falschheit und Eitelkeit muß ganz zerbrechen, und ein neuer muß ausgrünen, der das Falsche nicht mehr will, sonst ist keine Seligkeit.

379. Darum muß das Fleisch ganz sterben und zerbrechen, damit das Übel und die Eitelkeit, die im Wesen liegen, wieder ins Ziel eingehen, wo sie ursprünglich in Adam entstanden, zu einer neuen Offenbarung.

380. Nun ist uns die Fortpflanzung des Menschen zu erwägen: Der menschliche Leib ist nun irdisch geworden, denn die Eitelkeit, daraus die Erde geboren war, ist nun in ihm aufgewacht und hat das himmlisch-heilige Wesen in sich verschlungen, denn der wahre Liebegeist wich im Fluch der Erde vom Menschen. Als die Eitelkeit aufwachte, verfluchte Gott die Erde, und da war es um das schöne Paradies des Menschen geschehen, denn sein himmlisches Bild von göttlicher Wesenheit verblich und wurde nicht mehr erkannt.

381. Das ist gleichsam nicht anders zu verstehen, als wenn ich Blei ansehe, welches zuvor Gold gewesen war, und hätte sich durch den Mercurius in Blei verwandelt, darin nun der giftige Mercurius offenbar wäre, der vorher im Gold in großer Schönheit und Vollkommenheit stand. Wie nun im Blei noch eine Möglichkeit zum Gold läge, aber im Mercurius nicht offenbar wäre, denn der Mercurius könnte sich nicht wieder ins Gold verwandeln, es sei denn, der Künstler zerbräche das Blei ganz und verwandelte es in die erste Materie, daraus es geschaffen war. Dann könnte aus dieser Materie wieder ein schönes Gold werden, wie es zuerst war. Oder es bewegte sich die Sonnenkraft in diesem Mercurius des Bleis (welches doch eine Saturn-Kraft ist, aber die Verdichtung als den ersten Grund zum Gold in sich hat) und gebäre in seiner Kraft wieder ein Gold im Blei, so daß ich Blei und Gold in Einem Wesen sähe, und es wäre doch nicht offenbar, sondern das Blei hielte das Gold wie halb verschlungen und verdeckt. (Weil das Blei ähnlich weich und schwer wie Gold ist, vermutete man in der mittelalterlichen Alchemie, daß im Blei das Gold verborgen ist und daraus wieder gewinnbar wäre. Heute wäre diese Umwandlung von Blei zu Gold durch nukleare Transmutation möglich, aber überaus aufwendig.)

382. In gleicher Weise wurde Adams und Evas schöner goldener Leib in göttlicher Kraft und Wesen zu einem finsteren dunklen Blei, im Gleichnis gesprochen: Der goldene Mercurius wachte in der Eitelkeit des Giftes auf, und so verblich das Gold, als der heilige Leib im Übel. Jetzt wurde er ganz irdisch und mußte zu Erde werden. Aber die Stimme Gottes, welche sie wieder rief, vermählte sich mit der Verheißung vom Schlangentreter in die Venus-Matrix, als in das zweite Prinzip, in den Anteil der himmlischen Wesenheit, in welchem zuvor das Wort oder der göttliche Hall offenbar gewesen war. Aber als die Begierde der Seele davon ausging und in sich verblich, waren in dieser Vermählung im Blei das Gold und Blei untereinander, doch war das Gold nicht offenbar, bis sich Gottes Mercurius im Wort der Verheißung im Blei als im Fleisch offenbarte. Da wurde das Blei in Christi Menschheit wieder in Gold verwandelt, und der Prozeß wurde abgehalten, wie die Verwandlung der Metalle abgehalten wird, welche in Gold verwandelt werden, wie im Buch „De Signatura Rerum“ beschrieben und ausgeführt ist.

383. So ist das Ziel des Bundes, als das verheißene neue goldene Leben, in der Venus-Matrix mit fortgepflanzt worden, als eine Möglichkeit zur göttlichen Wiedergeburt, welche Gott durch das Zentrum seines Herzens durch diese Bewegung in Christus offenbarte, und auch Christus als den Gesalbten aus Jesus als aus seiner tiefsten Demut und Liebe offenbarte, und den giftigen Mercurius im finsteren Blei wieder in schönes Gold verwandelte.

384. Dabei ist uns aber zu verstehen, daß in allen Menschen diese Eitelkeit sei, nämlich weil die aufgewachten Lebensgestaltungen in ihrer Ichheit im Streit wieder fortgepflanzt wurden und noch immerfort bis in die Zerbrechung des irdischen Leibes fortgepflanzt werden. Denn so lange der Mensch Hitze und Kälte oder Krankheit und Widerwillen in seinem Geist und Leib findet, ist das Übel noch im vollen Leben.

385. Die Heiligen Gottes, welche als Propheten im Geist Jesu aus dem zukünftigen Christus weissagten, haben alle aus dem Ziel des Bundes gesprochen, aus dem verheißenen Wort, das sich wieder im Fleisch bewegen wollte. Doch keiner ist im Fleisch wieder ganz neu geboren worden, denn das Wort stand im inneren verblichenen Bild und eröffnete sich mit der Stimme durch den äußeren Mercurius und zeigte dem äußeren Menschen an, was ihm noch begegnen und geschehen sollte, wenn sich das Wort der Verheißung im Mercurius des Fleisches offenbaren würde und darin das Übel und den Tod im Streit der Lebensgestaltungen zerbrechen.

386. Aber nachdem Christus aus Jesus im Fleisch offenbar geworden war, wurde dieses Fleisch gesalbt, und darum heißt er der Gesalbte des Herrn.

387. Wenn wir nun unsere Seelenbegierde in dieses offenbarte Wort im Fleisch Christi hineinführen, dann wird auch dieses verheißene Wort, welches in allen Menschen im Ziel des Bundes mit fortgepflanzt wird, in unserer Seelenbegierde im verblichenen Bild göttlicher Wesenheit offenbar und kommt in der Venus-Matrix zum Leben, und zwar im zweiten Prinzip, darin sich Gott in seinem rechten Himmel offenbart, der im Menschen ist. Das heißt, das verblichene Bild bekommt den göttlichen Hall in der Seelenbegierde, Christus wird im verblichenen Bild Mensch und zertritt dem Tod als dem Übel der Eitelkeit im äußeren bleiernen Fleisch als dem giftigen Mercurius in der Lebensgestaltung den Kopf des falschen Willens und führt den Seelenwillen in sich in Gott.

Nun versteht uns weiter mit der Fortpflanzung zwischen Männern und Frauen in heiligen und gottlosen Kindern: Wie es eine Gestalt mit der Vereinigung der männlichen und weiblichen Begierde habe, und wie in keinem Menschen heilige Kinder ohne Sünde gezeugt werden können, wie uns der Autor ohne genügenden Verstand vorzeichnet.

388. Die Begierde nach Vereinigung zwischen Frauen und Männern kommt von den beiden Müttern, nämlich durch die Zerteilung des Adams aus den beiden Tinkturen von Feuer und Licht. Die sind in sich noch viel edler und reiner als das Fleisch oder der Mercurius im Sulphur des Fleisches, aber sie sind geschieden und haben nicht das wahre Leben in sich, sondern sind die feurige Begierde zum wahren Leben. Denn wenn sie wieder zusammen in Eins ins Wesen kommen, dann erwecken sie im Mercurius das wahre Leben, denn ihre heftige Begierde ist nach dem Leben. Sie wollen wieder das sein, was sie im Bild Gottes waren, als Adam Mann und Frau war. Daraus entsteht nun die heftige Imagination im Sulphur und Mercurius im Fleisch.

389. Des Feuers Tinktur sehnt sich im Fleisch so heftig nach der Tinktur des Lichtes, und die des Lichtes nach der des Feuers. Der Mann oder Samen (Limbus) oder Stoff der Erde (Limus Terrae) und des Himmels sehnt sich nach der Venus-Matrix als nach der freudenreichen Vereinigung des Liebelebens, als des Liebe-Schmeckens, welcher Geschmack in Adam einig ineinander war, darin er sich selbst liebte, und darin die Vollkommenheit stand.

390. Denn das Fleisch weiß nicht, was es tut, obwohl es ein Wesen derselben Begierde ist. Denn in der Begierde der Tinkturen wird der Samen geboren, darin wiederum die Tinktur liegt und so heftig treibt, daß er auch zum Leben kommen möge. Denn alles Wesen drängt nach seinem Zentrum, daraus es geboren ist. So ist nun zu erkennen, was da gesät wird:

391. Die Tinkturen, welche so heftig imaginieren, sind im Samen von Mann und Frau, und der Samen wird in der Verdichtung des Schöpfens als im Hunger der Begierde materiell und entsteht aus der Kraft des Fleisches und Geistes der beiden, von Mann und Frau. Im Mann ist der Geist feurig und sät die seelische Tinktur, und in der Frau ist der Geist wäßrig nach dem Licht und sät des Geistes Tinktur im inneren Reich, das Bildnis der verblichenen Wesenheit, und im äußeren die Luft-Eigenschaft aus dem Übel der Irdischkeit. Ihr Samen ist im äußeren ganz cagastrisch (körperlich bzw. materiell). Ist aber die Frau heilig, dann ist er im inneren nach dem verblichenen Bildnis iliastrisch, das heißt, halb paradiesisch.

392. Denn sie trägt den Rosengarten, darin Gott Mensch wurde. Sie trägt nach dem zweiten Prinzip das Haus des Paradieses, aber im ersten Prinzip trägt sie das Kind des entstandenen Übels aus Adams Lust. Und im dritten Prinzip in der Irdischkeit trägt sie das Sterben, als den Tod und die Irdischkeit. Der Mann trägt in seinem Samen im ersten Prinzip die Feuerwelt, als des Vaters Eigenschaft, daraus der Vater seinen Sohn, als seine Liebe, als Venus-Matrix offenbart. Das ist die Eigenschaft des zweiten Prinzips in ihm, doch in seinem Samen nicht offenbar, sondern nur wie ein glimmender Zunder, sofern er heilig ist. Im dritten Prinzip trägt er im Sulphur und Mercurius in seinem Samen den erweckten Zorn Gottes, in welchem das Übel vor Gott entstand und in der Venus-Matrix offenbar wurde, als in der weiblichen Eigenschaft.

393. Diese Eigenschaften werden mit dem Samen von Mann und Frau in der Vereinigung in Eines gebracht. Hier nehmen sich die beiden Tinkturen einander in großem Freudenreich an. Wie dann auch empfindlich ist, wenn der Samen fortgeht, wie sich die Tinktur in Freude erhebt, davon sie des Menschen Leben bewegt wie ein freudenreicher Anblick: Den Unseren genug verstanden!

394. Diese beiden Tinkturen vermählen sich sogleich im Sulphur des Samens in eine und erwecken den Mercurius als den Werkmeister des Lebens, damit er im Samen arbeite und die Lebensgestaltungen im Sulphur erwecke. Und wenn dann der Mercurius nicht genug mächtig ist, dann zieht er der Mutter Menstruum (Monatsblut) an sich, führt es in den Samen der Vereinigung und macht den Samen im Menstruum zu Fleisch, in welchem doch ein bösartiges Mercurius-Gift ist und das größte Übel gegen die Heiligkeit und Reinheit, wie hiermit allen Liebhabern genugsam zu verstehen ist, was für Gift im Menstruum liegt, welches auch ein zartes Gewächs der Erde verdirbt, wie unleugbar ist. In diesem Menstruum und Gift wird der Samen zu Fleisch, und die beiden Tinkturen sind darin, haben ihre Nahrung von ihrem Wesen, und daraus entsteht das wahre Leben in Seele und Geist.

395. Wo ist nun hier die ganze Heiligkeit ohne Mangel dieses Autors? Weise er mir diese hier, dann will ich ihn für die Braut Christi halten, die er in seinem äußeren Fleisch sein will. Die Schrift sagt: »Der Mensch wird in Unehren gesät, steht aber in der Kraft auf. (1.Kor. 15.43)« Hier wird das zweite Prinzip verstanden, in dem das Wort des ewigen Lebens mit in der Vermählung steht, doch nicht im bösen sündhaften Fleisch, das voll entzündeter Affekte und falscher Begierden ist. Ist aber der Samen von gottlosen Eltern, dann ist der Zunder im zweiten Prinzip nicht rege. Sind dagegen die Eltern heilig, dann wird der Samen im dreifachen Leben als in dreierlei Essenz offenbar. Wenn aber nicht, dann ist der göttliche Zunder nach der Liebekraft nicht offenbar, sondern nur nach dem Zorn und nach der äußeren Welt.

396. Wenn nun fromme Eheleute Kinder zeugen und sich mit Liebebegierde zusammenfügen, dann hat es nicht den Verstand, daß die Imagination oder Begierde von Mann und Frau heilig ist und daß Christi Geist die Imagination treibe, wie dieser Autor meint, denn die edle Seele schämt sich doch davor. Die Imagination rührt aus den Tinkturen her, welche den Mercurius mit ihrer Lust anzünden, und der Mercurius zündet den Geist des Lebens an. Jetzt entstehen Lust und Wille im Herzen, als eine heftige Begierde. Je zarter die Komplexion ist, je edler ist auch die Tinktur in ihrer süßen Begierde. Wird sie aber auch mit ihrem feurigen Pfeil in der Venus-Begierde beschossen, dann wird das Leben im Liebe-Brennen entzündet, so daß es gleichsam halb besinnungslos ist und nicht weiß, wie ihm geschieht.

397. Sollte dies nun alles heilig sein, dann würde die Winkelbuhlerei, darin oft einer eines anderen Frau, auch eine Frau einen anderen Mann so heftig und feurig liebt und mit diesem Pfeil beschossen wird, auch heilig sein. Oder, wenn zwei junge Menschen einander ansähen und Frau Venus gleich mit ihrem Pfeil schießt, dann müßte es auch heilig sein, obwohl doch der Pfeil öfters in falscher Lust ausgeht. Und wenn es auch am besten geht, so ist es doch etwas, was in allen Tieren ist, denn es ist natürlich.

398. Findet man doch auch Tiere, die sich dessen schämen, darin angedeutet wird, daß sich die Natur dessen schämt. Und wenn man es am besten und mit dem rechten Namen nennen will, so heißt es ein Ekel (bzw. Übel) vor Gottes Heiligkeit, der aus der Sünde durch Adams Fall entstanden ist. Welcher zwar unter göttlicher Geduld getragen wird, weil es nicht anders sein kann, dessen wir viele Beispiele in der Heiligen Schrift heranziehen könnten. Wie damals, als Gott dem Volk Israel das Gesetz am Berg Sinai geben wollte und sich vor ihnen mit seiner Stimme offenbarte, da hieß er das junge Volk, welches mit solcher Brunst beladen war, sich zuvor der Frauen zu enthalten (2.Mose 19.15). Und das war nicht allein auf das eheliche Werk gedeutet, sondern auch auf die Imagination.

399. Oder als David nach Nob zum Priester Ahimelech kam und kein Brot da war, als das heilige, da sprach der Priester zu David: »Wenn sich nur die Männer von den Frauen enthalten hätten, dann wollte er es ihnen geben.« David antwortete: »Es sind ihnen die Frauen drei Tage versperrt gewesen. (1. Sam. 21, 4)« Das ist ein sonnenklares Beispiel, daß auch Davids Volk nicht vom heiligen Brot essen durfte, wenn sie Frauen berührt hatten, denn sie waren unrein. Auch hatte David die Frauen den Männern darum drei Tage verschlossen, damit sie sich nicht mit Frauen durch Lust und Brunst verunreinigen sollten. Denn er war im Kampf, damit sie nicht ein Übel vor Gott wären und sie Gott fallenließ.

400. Und St. Paulus sagt von Eheleuten: »Es entziehe sich nicht einer dem anderen, es sei denn mit beider Bewilligung eine Zeitlang, daß ihr zum Beten Muße habt. (1.Kor. 7.5)« Er meint, man soll sich des ehelichen Werks entziehen, wenn man in wahre Buße mit dem Gebet vor Gott treten will. Wie auch in den vorigen beiden Beispielen. Deswegen kann man nicht sagen, daß es der Geist Christi fördere und treibe, und er sich in die Brunst der Imagination einführe.

401. Christus wurde darum ohne Zutun eines Mannes ein Mensch, damit er uns aus diesem Übel vor Gott durch seine heilige Menschwerdung herausführe. Er wurde ein solch jungfräuliches Kind mit beiden Tinkturen ineinander, mit eigener Liebe, damit er unsere Zertrennung in sich in Eins brächte.

402. Und dies ist das Übel vor Gott im ehelichen Werk, daß der Samen in der Vereinigung der beiden Tinkturen unrein ist. Wenn diese zusammen in Eine geführt werden, ist es die Eigenschaft des ewigen Freudenreichs als das höchste Begehren und Erfüllen. Und wenn das ohne Übel geschehen könnte, wäre es heilig. Aber der Sulphur des Samens ist ein Übel vor der Heiligkeit.

403. Denn die Erhebung der natürlichen Lebensgestaltung, darin sich die Gestaltungen der Natur in ihrer Ichheit erheben, liegen im Samen und sind in Gottes Zorn entzündet, nämlich im Übel der finsteren Welt durch des Teufels Imagination. Darum ist dieser unreine Sulphur, aus dem die Tinkturen im Feuerleben, als in der feurigen Essenz, geboren worden, ein Übel vor Gottes Heiligkeit. Und darum muß auch dieser Sulphur mit dem Übel ganz zerbrechen und wieder in den Anfang der Schöpfung eingehen.

404. Wenn sich auch das Wort des Herrn in heiligen Leuten mit einmischt, dann geschieht es doch nach dem inneren Menschen, in dem das göttliche Fünklein im Bild Gottes in der himmlischen Wesenheit fortgepflanzt wird. Denn das Wort der Gottheit im Geist Christi wohnt im Himmel, und das rechte wahre Bild, das vom Wesen der göttlichen Welt geschaffen ist und in Adam starb oder verblich, ist des Himmels Wesen, in welches kein Übel eingehen kann, denn der Heilige Geist nimmt es nicht an.

405. Der Geist Christi besitzt und offenbart sich in seiner Hütte, und nicht in der tierischen Vereinigung des Sündengreuels. Er ist nicht in der Kraft der Imagination des Fleisches, sondern in der reinen Liebebegierde der Keuschheit und Treue, darin zwei ihre Gemüter im ehelichen Band zusammenfügen, einander ihre Liebe und Treue zum Eigentum geben und begehren, Ein Herz und Wille zu sein. Allda ist der Geist Christi das Liebesband, und hier heißt es nun: »Vermehrt euch und seid fruchtbar!« Gott sprach zu Adam und Eva, sie sollten sich in ihrem ehelichen Band vermehren. Er sagte nicht, er wolle es mit dem verheißenen Schlangentreter tun, sondern er gab ihnen die Macht des natürlichen Menschen.

406. Denn die heilige geistige Geburt durch seinen Mund fördert er in seinem Prinzip, nicht im verdorbenen Fleisch und nicht in der Imagination der Lust, die mehr tierisch als recht menschlich ist. Zwar führt er heilige Kinder manchmal zusammen, doch durch das Mittel, durch seinen Amtmann der Natur, wie er es haben will. Das eheliche Werk ist aber nach dem äußeren Menschen nicht heilig, sondern nach dem inneren ist es heilig, in den Kindern der Heiligen, nicht in tierischen Gefäßen.

407. Daß aber Autor behauptet: „Es werde durch solche Vereinigung von Mann und Frau in ihrer Lustbegierde die bösen Eigenschaften der Fleischeslust abgetrennt und im Geist Christi ganz geheiligt, denn es mische sich Christi Liebegeist in ihre Imagination und vertreibe alles Übel und wirke in der Imagination solche Lust von Mann und Frau und heilige die Imagination und den Samen, davon die Sünde absterbe und ein ganz heiliges Kind empfangen werde, als ein Christkindlein, das ohne Mangel und Sünde, dazu Gott und Mensch von innen und außen sei.“ Das sagt er als einer, der nichts vom Geheimnis Christi versteht, und nur so plump dahintappt, wie ein selbstgemachter und selbsterwählter Heiliger ohne Kraft, der sein tierisches Übel und die Greuel nicht kennt. Er will Christus äußerlich machen, und Christus sagt doch, sein Reich sei nicht von dieser Welt. Er fuhr nach verrichtetem Werk in den Himmel, und im Himmel, der in uns ist, wohnt er bei uns und wirkt im selben Himmel in uns, und gar nicht im Tiermenschen in der fleischlichen Geburt, in welcher der Tod ist. Es ist ein leeres Geschwätz, dadurch junge Leute, welche in der Venusbegierde sehr heftig und feurig sind, gar leichtfertig gemacht werden, wenn ihnen so fein vorgemalt wird, daß ihre Begierde und Lust Christi Trieb sei, und es der Geist Christi sei, der sich geschlechtlich vereinigen und Kinder zeugen wolle.

408. Als er auf Erden ging, begehrte er sich niemals geschlechtlich zu vereinigen, sondern nur im Geist, in der Seele und im Bild Gottes. Wird er sich dann jetzt in das tierische äußerliche Werk mischen? Dazu haben wir kein Zeugnis. In David war auch Gottes Geist, aber sollte sich darum der Geist Gottes in seine äußerliche Hurerei gemischt und das Werk der äußerlichen Imagination gegen Bathseba getrieben haben, des Urija Frau, den er ermordete, dann wollte Gott die Hurerei haben. Nein, Gott strafte David wegen dieser Tat. Darum soll man nicht sagen, der Geist Christi mische sich in das Zentrum der Imagination fleischlicher Lust und heilige den äußeren Samen. Das ist ganz falsch.

409. Er heiligt seine Hütte, die er besitzt. Er schließt wohl im Werk des Lebens auf und zu, so daß der Mercurius als der Werkmeister sein Werk öfters nicht zum Leben bringen kann und auch öfters zum Leben bringt, nach Gottes Willen, wie bei den alten Heiligen vielfältig zu sehen ist, vor allem in der Linie Christi. Aber man muß das Äußere vom Inneren unterscheiden. Das eheliche Werk ist in sich, wenn es in der Ordnung geschieht, nicht sündhaft, denn es wird durch Gottes Amtmann der Natur getrieben und unter göttlicher Geduld ertragen.

410. Gott stellt sich die Menschwerdung Christi seines Sohnes vor, wie bei den Juden die Opfer, welche sich Gott im Bund durch die künftige Menschheit Christi vorstellte, und sich im Bund versöhnte, damit sein Zorn nicht im menschlichen Übel entbrannte. So stellt sich auch Gott in unserem ehelichen Werk das wahre Bildnis, das in unserem Samen verschlossen liegt, in Christus, seinem Sohn, vor und geht in der wirkenden Kraft in das Wesen dieses Bildnisses von himmlischer Wesenheit ein, wie ein glimmender Zunder göttlicher Eigenschaft.

411. Hierin liegt die Heiligkeit der Kinder der heiligen Eheleute. Aber im äußeren Fleisch sowie in der Seele als im Feuergeist hängt ihnen das Übel der Sünde an, und so wird kein Kind ohne Sünde zur Welt geboren. Das Wollen zum äußeren Werk der Vereinigung muß man unterscheiden vom Wollen der göttlichen Heiligkeit und vom Wollen der icheigenen Lust. Die Natur will die Brunstlust als die Vereinigung, und Gottes Heiligkeit will die Vereinigung der reinen Tinkturen, darin sich das göttliche Zentrum als ein heiliger Feuer-Funke in das Wesen des Himmelsbildes im Wort der Kraft mit einverleibt, und nicht im äußeren Fleisch mit einfleischt, wie dieser Autor schreibt.

412. Wenn Christus geboren wird, dann soll der irdische Mensch weichen. Aber in dieser Zeit ist Christus im Himmel des Menschen, und der irdische Mensch auf Erden in seiner Ichheit ist in den vier Elementen.

413. Der Autor wirft anderen Verwirrung vor und verachtet andere von Gott begabte Männer in ihren Gaben, obwohl doch sein ganzes Werk nichts als nur Verwirrung von einem im anderen ist, der äußeren Welt mit Gott oder der Kreatur mit der Heiligen Dreifaltigkeit, so daß man gar keinen vernünftigen Unterschied zwischen Gott und der Kreatur bei ihm sieht. Es mögen auch kaum Schriften gefunden werden, darin ähnlich alles verwüstet, verwirrt, ganz ineinander gewirrt und unter weitschweifigen Glossen verfinstert wäre, als eben diese, weil er sich nur unter solchen Verwirrungen als einen Gott darstellen und ausgeben kann.

414. Das ist sein ganzer Inhalt und Meinung, daß er es nicht mehr selber sei, der da etwas wolle, tue, rede, denke oder vorhabe, sondern es sei nur Gott in Christus in ihm alles, das Wollen, Tun, Reden, Sinnen, Gedenken, Kinderzeugen, Essen, Trinken, Schlafen und Wachen. Dann müßte er auch das Husten in ihm sein und was er sonst an heimlichen Orten täte. Welches sehr kurz verständig von ihm zu lesen ist, darum, weil er nichts unterscheiden will, sondern alles in allem Gott in Christus sein soll. Welches ihm zu Recht zu verweisen ist, damit sich andere Leute vor solchem Scheinglanz hüten und sich von innen und außen kennenlernen, auch was Kreatur, Mensch, Gott und Christus sei, und nicht so ohne Grund die verfluchte Welt „Gott“ nennen.

415. Dies sei nicht zur Schmach des Autors geschrieben, sondern dem Leser zum Nachdenken, damit er erkenne, daß er ein Sünder sei und was seine Heiligkeit in ihm ist, zu einer ganz treuen Unterrichtung aus den Gaben, die mir in Gnade göttlicher Liebe mitgeteilt worden sind.

Des Autors dritter Punkt

Also folgt nun hierauf zum Dritten, wie und auf welche Art und Weise auch der Mann, Gott und Christus, durch das göttliche menschliche Weib komme und offenbar werde, und wie durch Christus, den Erstgeborenen vor allen Kreaturen, das allerheiligste Ebenbild, ja selbständige Wesen der ganzen allerheiligsten göttlichen Völle, das dreieinige, hochgelobte, lebendige, kräftige Wort Gottes, Gott selbst, durch welchen und zu welchem alle Dinge nicht allein geschaffen, sondern auch nach dem Fall durch seine heilige Menschwerdung und teures unschuldiges Leiden, Sterben und Auferstehung, Himmelfahrt und vollkommenes Verdienst, vollkommen erlöst sind, wie auch zuvor beschrieben, das ganze menschliche gläubige Geschlecht, in der Liebe seiner göttlichen Stimme, ihm zu seines heiligen Namens höchstem Lob und Ehre zu seinem Eigentum, eigenem Leib und Weib (die er nicht äußerlicher Weise sich zuzubereiten, neu zu schaffen und zu machen, sondern im innerlichen Zentrum und Mittel des Herzens) von Anfang der Welt, bald nach dem Fall, in Gnade, Liebe und Barmherzigkeit, ja im Glauben sich verlobt, vertraut, vereinigt und zu seiner ewigen Ruhe zubereitet hat. In gleicher Weise auch dieser allerheiligste Mann Jesus Christus, das unschuldige Lamm Gottes, ja der dreieinige hochgelobte Sohn Gottes, Gott selbst (das von Anfang der Welt, nach Zeugnis der Heiligen Schrift, erwürgt ist) in allen Gläubigen und Heiligen mit seinem heiligen, lebendigen, kräftigen, geistreichen Wort, göttlichen Wesen, Wirken, Wollen und Vollbringen, nach dem Maß seiner erscheinenden Gaben von Anfang der Welt erschienen und sich selbst, den rechten Weibes-Samen im Weib seiner sich selbst zubereiteten Liebe geoffenbart hat. Gegen welchen selbst-eigenen heiligen Weibes-Samen, er, der hochgelobte dreieinige Gott selbst, nach Zeugnis der Schrift, die Feindschaft gesetzt hat und zugelassen, daß der satanische Schlangensamen, die ungläubige, gottlose, verdorbene Welt, durch den Satan und sein nackendes, äußerliches, fleischliches, sündiges, gottloses und teuflisches Wesen, auch von bösem Herzen und Augenlust regiert und getrieben, diesen seinen selbsteigenen heiligen Samen in, mit und samt seinem eigenen Leib und Weib verfolgt, verhöhnt, verspottet, verachtet, verlästert, erwürgt und getötet hat, wie solches die Zeugnisse der Heiligen Schrift klar und wahr in und an allen Heiligen bezeugen und offenbaren.

Es ist aber auch dieser heilige, göttliche und wesentliche Weibes-Samen in und an den Heiligen auf mancherlei Art und Weise erschienen und offenbar geworden, wie in Adam und Eva nach dem Fall, und nachdem ihnen durch Christus, den dreieinigen hochgelobten Gott selbst, die Verheißung des vollkommenen Weibes-Samens des Messias versprochen und verheißen wurde, hat sich starke Hoffnung, Glauben und Vertrauen auf diesen Weibes-Samen öffentlich aus ihnen verlauten lassen. Wie dann Eva in solchem gewissen Glauben auf den Herrn Messias dachte, ihr erstgeborener Sohn Kain wäre der Mann, der Herr. In Abel offenbarte sich dieser heilige Weibes-Samen und Lämmlein Gottes, in welchem Glauben er auch dem Herrn opferte und sein heiliges Lob und Danksagung in Gott, dem höchsten Gut, aufsteigen ließ, darüber er auch vom Schlangensamen, dem Kain erwürgt wurde. In Henoch offenbarte sich der heilige Weibes-Samen so kräftig, daß er auch durch und mit Gott im heiligen Glauben die Mutter samt der heiligen Geburt leibhaftig nach dem Himmel zuführte. In Noah offenbarte sich dieser heilige Weibes-Samen und das lebendige, wesentliche Wort Gottes so kräftig mit Lehren, Predigen, Weissagen, Strafen, Warnen zur Buße, Ermahnen, Trösten und dem Zurichten in und an dem Kasten (der Arche) zu göttlicher Beständigkeit, wie auch durch die darauf erfolgte Sündflut. Welchen heiligen Weibes-Samen auch seine gläubigen Eltern mit lebendiger Stimme in seiner Geburt bezeugten und sagten: „Dieser wird uns trösten in unserem Elend.“

Diesen heiligen Weibes-Samen bezeugte in Abraham die hohe göttliche Majestät vom Himmel selbst, die allerheiligste Dreieinigkeit, die sich in äußerlicher Gestalt dreier Mann-Personen als Ein Herr offenbarend hören läßt: „In diesem deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden!“ Das heißt, die in und an ihn glauben und sich von ihm regieren lassen. Diesen heiligen Weibes-Samen bezeugt auch der dreieinige Gott, Jesus Christus selbst, im Isaak. In Rebekka offenbarte sich beides in ihrem Leib vor der Geburt, dieser heilige Weibes-Samen und auch der Schlangensamen, indem der Unglaubens- und Schlangen-Samen Esau aus der Sau dem Unglauben geboren, welcher den heiligen Glaubenssamen des heiligen Weibes in Rebekka, den heiligen Jakob, verfolgte, stieß und trat, welches er danach ferner nach der Geburt, ihm selber schrecklich und verdammlich, fortsetzte und den lieben Jakob zu erwürgen drohte. Wie groß, heilig und herrlich sich dieser heilige Weibes-Samen in dem lieben Jakob offenbarte, von welchem der Herr Zebaoth selbst herrliche, heilige Zeugnis gibt, derentwegen er ihn auch so hoch tituliert, daß er ihn Israel, einen Fürsten und Regenten mit Gott nennt: Diesem werden gläubige Kinder und Weibes-Samen des hochgelobten dreieinigen Gottes, mit und in diesen Gott vereinigt, ferner nachdenken. Und insonderheit durch diesen heiligen, guten, göttlichen, lebendigen, wirklichen und wesentlichen Samen Gottes, Jesus Christus, das lebendige Wort Gottes, vom kleinsten Senfkörnlein und wenigsten kleinsten Maß und Stückwerk bis auf die ganze erscheinende Fülle der Gottheit in und an sich ermessen, nach Zeugnis der Heiligen Schrift, daß zu solcher heiligen neuen Geburt, Ursprung und Anfang im gläubigen Herzen keine weltliche Klugheit, Kunst, Wissenschaft, Schriftgelehrte und Memorial-Lehrende, philosophische, logische, natürliche und eingebläute Kunst, Ichts oder Etwas im allergeringsten tun und ausrichten könne, nach Zeugnis der Schrift: Wo sind die Schriftgelehrten, wo sind die Weltweisen, wo sind die Kanzler, wo sind die Räte? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Wie dann auch klar und offenbar an aller Welt Weisheit und der Schriftgelehrten Kunst und Erfahrenheit erscheint. Wenn sie auch viele Jahre von ihrer Kindheit an bis ins höchste Alter nach weltlicher Art in ihrem Stand ein großes Ansehen gehabt haben, müssen sie sich doch letztendlich vor diesem dreieinigen Samen Gottes, Jesus Christus, dem lebendigen wesentlichen Wort Gottes, vom kleinsten Stückwerk an bis zur höchsten Vollkommenheit, in allen Heiligen schämen, ihre Künste fahren lassen, darüber klagen und sagen, daß sie ihnen zur Seligkeit nie etwas nütze, sondern ganz schädlich gewesen waren. Wie dann viele von ihnen auch vor ihrem Absterben solche erlernte Kunst und weltliche, natürliche Weisheit so vergessen, so närrisch und kindisch geworden sind, auch wohl in allen Ständen, daß sie leider sogar das täglich von Kind auf dem Buchstaben nach erlernte Vaterunser nicht mehr im Gedächtnis gehabt und erzählen können. Wie dann dieser notwendigen Erinnerung nach die herrliche Erscheinung dieses heiligen Weibes-Samens nach dem Maß in allen Heiligen, in Joseph, Moses, Josua, Rebekka, Samuel, David, Salomon und allen heiligen, frommen, gläubigen Leuten und Propheten des Alten und Neuen Testaments in Worten, Werken und Taten, bis zur ganzen vollkommenen in- und äußerlich sichtbaren Geburt des Sohns Gottes, aus der vollkommenen reinen Jungfrau und Gebärerin Gottes der Maria geboren, ein jeder Auserwählte zum höchsten Lob Gottes mit Gott selbst ermessen, sich darin erlustigen und den Höchsten ewig mit sich selbst dafür zu rühmen wissen wird.

Gegenantwort:

416. Der Autor spricht vom dreieinigen Gott und Mann Christus, vom göttlichen Weib, und zeigt an, daß nicht allein alle Dinge durch denselben und zu diesem dreieinigen Mann Christus geschaffen wurden, sondern auch nach dem Fall, durch seine heilige Menschwerdung, sein teures unschuldiges Leiden, Sterben, Auferstehung, Himmelfahrt und vollkommenes Verdienst, vollkommen erlöst seien. Welches alles einer viel anderen Erklärung bedürfte.

417. Denn wenn ich sage, Christus ist der dreieinige Gott, dann spreche ich von keinem Mann oder einer Kreatur. Denn die Heilige Dreifaltigkeit ist weder Mann noch Frau, vielweniger eine Kreatur. Sie hat sich nur durch und in der Menschheit offenbart und in einem Menschenbild sichtbar gemacht. Aber das sichtbare greifbare Wesen des Fleisches ist nicht die dreieinige Gottheit, sondern der Geist in der Kraft des Fleisches: Der göttliche Geist im Menschlichen und der unkreatürliche im Kreatürlichen ist Gott.

418. Christus, soweit er nach dem ewigen Wort im Namen Jehova oder Jesus der „dreieinige Gott“ heißt, ist bezüglich der unermeßlichen Gottheit kein Mann oder eine Kreatur, sondern die Fülle aller Dinge, in sich selbst wohnend. Aber nach dem Namen Christus ist die Gottheit sichtbar, und dieser Christus, als der Gesalbte Gottes, dringt allein auf die Menschheit, nicht auf alle Kreaturen. Er eignet sich außer dem Menschen keiner Kreatur ein, hat auch mit seiner Menschwerdung, Leiden, Sterben und Auferstehung außer dem Menschen keine Kreatur erlöst. Er ist mit dem Namen Christus allein in der Menschheit offenbar geworden, nicht in irdischen oder himmlischen Kreaturen. Die irdischen und himmlischen Kreaturen bedürfen keinen Christus, und die höllischen haben keinen. Dieser Christus ist es, durch den Gott, welcher in ihm wohnt und sich selbst mit dem Christus offenbart hat, alle Dinge richten und das Böse vom Guten scheiden (bzw. „entscheiden“) will.

419. Nicht ist er in den Kreaturen offenbar, daß er diese zur Ewigkeit erlösen und kreatürlich in ihnen wohnen wollte, wie er im Menschen wohnt. Denn alle Kreaturen dieser Welt, außer dem Menschen, müssen wieder in das eingehen, daraus sie anfangs ausgegangen sind.

420. Wenn ich vom Mann Christus reden will, was er für ein dreieiniger Gott und Mann sei, dann unterscheide ich die menschliche Kreatur, die er von uns Menschen angenommen hat, von der dreieinigen Gottheit, also das geoffenbarte Wesen von der Kraft und Allmacht. Nicht, daß es getrennt sei, sondern darum, daß der Geist Gottes höher ist als das Wesen, das er in seiner Begierde in seinem ausgehauchten Hall gebiert. Denn nach unserem Wesen nannte sich Christus des Menschen Sohn und sagte, der Vater sei größer als er. (Joh. 14.28) Nach der Menschheit hat er eine gegebene Macht, aber nach der Gottheit ist er der Geber selbst. Der Mann ist unsere Menschheit, und der Christus ist der Gesalbte Gottes, den Gott durch und aus dem Namen Jehova oder Jesus aus der Tiefe der Weisheit, aus dem Zentrum Gottes, aus der größten Liebe, offenbart und der menschlichen Kreatur zu einem Licht und einer ewigen Sonne gegeben hat.

421. Nicht, daß dieser holdselige, süße und liebe Christus der Mann sei, sondern der heilige Sonnenschein in der großen Liebeflamme im Mann. Denn wenn ich einen heiligen Christenmenschen gehen oder stehen sehe, dann sage ich nicht: „Hier steht oder geht Christus, und das tut alles Christus.“ Sondern ich sage: „Da steht und geht ein Christenmensch, in dem die Sonne Christus scheint.“ Die Person von Adam ist nicht der Christus, aber die Person von der Kraft Gottes, die in dem Mann Adam nach dem himmlischen Anteil wohnt, die ist Christus.

422. Gleichwie die Sonne in der ganzen äußeren Welt scheint und alles kräftigt und fruchtbar macht, aber die Welt nicht die Sonne ist, so scheint auch Christus als eine offenbarte Sonne aus Jehova oder Jesus in der kreatürlichen Menschheit Christi. Der Name Christus ist die offenbarte Sonne aus dem ewigen Namen Jehova oder Jesus. Jehova ist die ewige göttliche Sonne, in der diese große Liebe-Sonne Christus als ein Herz im Zentrum der Heiligen Dreifaltigkeit allen Kreaturen verborgen gewesen ist, aber durch die zweite Bewegung der Gottheit als eine heilige süße Liebe-Sonne offenbar wurde.

423. Ich kann also nicht sagen, daß in der Person Christi, als in dem Menschen nach seiner Menschheit und nach dem Teil, den er von uns Menschen von Leib und Seele an sich hat, das heißt, an die Gottheit und an die göttliche Wesenheit oder himmlische Leiblichkeit angenommen, die Kreatur aufgehoben sei, oder daß Kreatur, Seele und Leib von uns unermeßlich sind. Nein, das wäre nicht unser ewiger Hohepriester, den ich nicht mehr in meiner Gestalt sehen könnte. Denn auch die Männer, als er zum Himmel fuhr, sprachen: »Ihr werdet diesen Jesus wiederkommen sehen, wie er aufgefahren ist. (Apg. 1.11)«

424. Allein die Gottheit in ihm und der Christus (d.h. die göttliche Eigenschaft) samt der himmlisch-göttlichen Wesenheit, von der er sagte, er wäre vom Himmel gekommen (Joh. 3.13), diese ist unkreatürlich und doch in jedem Christenmenschen als eine eigene Sonne, aber nur ein einiger Punkt, der aus dem Quellbrunnen dieser Sonne ausscheint. Zwar von keinem Ort oder einer Stätte, sondern die Stätte dieser heiligen Offenbarung ist in allen heiligen Menschen. Das Zentrum des Ursprungs dieser Sonne ist in allen Menschen, aber diese Sonne wird nicht in allen Menschen offenbar, nur in der Begierde zum Punkt, welches Christus ist, und dessen Punkt ist Jesus aus Jehova.

425. Was aber das heilige Weib betrifft, davon dieser Autor spricht, welches heilig und vollkommen sei, darin der Mann Christus geboren wird, das bedürfte auch einer viel klareren Auslegung. Er setzt zwar die heilige Christenheit zum Weib ein, was man nicht tadelt, jedoch sollte man solches nicht vom äußeren irdischen Menschen sagen, denn dieser ist nicht Christi Weib, sondern der innere, himmlische, geistige und seelische, der in Adam verblich und den Christus als die heilige Sonne wieder lebendig macht.

426. Des Autors Schreiben enthält damit einen Gegensatz und läuft gegen sich selber, denn hier an diesem Punkt schreibt er von diesem Weib und Leib: „die er nicht äußerlicher Weise sich zuzubereiten, neu zu schaffen und zu machen, sondern im inwendigen Zentrum und Mittel des Herzens, vom Anfang der Welt, bald nach dem Fall, in Gnade, Liebe und Barmherzigkeit, ja im Glauben sich verlobt, vertraut, vereinigt und zu seiner ewigen Ruhe zubereitet hat. In gleicher Weise auch dieser heilige Mann Jesus Christus, das unschuldige Lamm Gottes, ja der dreieinige hochgelobte Sohn Gottes, Gott selbst, so von Anfang der Welt, nach Zeugnis der Schrift, erwürgt ist, in allen Gläubigen und Heiligen usw.“

427. Zuvor schreibt der Autor an anderer Stelle, daß, wenn Christus im Menschen offenbar werde, die Natur ganz hinwegfalle. Aber jetzt sagt er, daß sich Christus im innerlichen Zentrum und Mittel des Herzens von Anfang der Welt an mit den Heiligen im Glauben verlobt und vereinigt habe.

428. Welches zwar richtig wäre, wenn er nicht von dem Mann Christus redete, sondern vom verheißenen Christus im Bund, welcher erst in der Zeit den Bund erfüllt hat. Denn nicht Christus, der Mann, der sich in der Zeit im Ziel des Bundes offenbarte, ist in den heiligen Vätern ermordet worden, sondern die Kinder des Glaubens, in denen der Bund offenbar wurde.

429. Christus hat sein heiliges Leben in der süßen Liebe einmal seinem Vater in seinen Zorn, welcher in menschlicher Eigenschaft offenbar wurde, hineinergeben, aufgeopfert und mit der Liebe den Zorn zerbrochen. Er ist nicht in allen Heiligen von Adam her gestorben und hat sich morden und töten lassen.

430. Die Kinder des Glaubens und des Bundes haben sich allein nach dem Menschen der Sünde töten lassen, damit das Wort des Lebens im Bund in ihnen das neue verheißene Leben, das sich im Bund offenbaren wollte, mit der zukünftigen Sonne des neuen Lebens im Geist des Bundes anzöge, daß, wen sich Christus im Bund im Fleisch offenbaren würde, er auch im selben Bund, den sie in sich eröffnet hatten, in ihnen mit der göttlichen Wesenheit als mit Christi himmlischem Fleisch offenbar würde. Denn auch nach Christi Auferstehung, als er die Menschheit angenommen und den Tod erwürgt hatte, ist Christus in seinen Gliedern, in den Christen, nicht mehr gestorben oder erwürgt worden, sondern Adam in Christi Tod, damit Christi Geist in der Seele und dem heiligen Menschen leben möge.

431. Wenn Christus geboren wird, dann soll der Mensch der Sünde immerfort sterben, bis er letztendlich, wenn der äußere Leib hinfällt, ganz aufhört. Wenn aber Christus, das Lamm Gottes, in den Altvätern erwürgt worden ist, dann ist die Versöhnung in ihnen geschehen, und so kommt sie nicht einzig und allein vom Sohn der Maria.

432. Abel war nicht das Lamm Gottes, der für die Sünde erwürgt wurde. Und Christus starb nicht in Abel, sondern in dem Leib, den er in Maria annahm. Abel und alle Märtyrer sind ihres eigenen Leibes gestorben. Um des Bundes willen, der sich in ihnen eröffnete, wurden sie getötet und starben ihres adamischen sündhaften Leibes, und nicht des heiligen Leibes, welcher im Bund geschlossen war, welchen Christus, wenn er sich im Bund offenbaren würde, zum ewigen Leben und heiligen Fleisch offenbaren wollte, in welchem er wohnen und dessen Kraft und Leben sein wollte.

433. Wenn die Heilige Schrift sagt, Christus sei in den Heiligen erwürgt worden, dann versteht sie die Glieder des Leibes Christi nach Christi Menschheit, welche er als Christus annahm. Sie versteht nicht den dreieinigen Gott, daß sich dieser vom Anfang der Welt erwürgen habe lassen, denn Gott kann doch nicht sterben, nur die Gliedmaßen des Leibes Christi sterben nach der menschlichen Kreatur, nicht nach dem Geist Christi.

434. Denn Christus hat sich darum in der Menschheit offenbart und den Tod in seinem angenommenen Leib erwürgt, damit die Pforten zum Leben in uns aufgetan würden. Denn wenn ich um Christi Namen und Bekenntnis willen ermordet würde, dann stirbt nicht Christus in mir, sondern Adam stirbt in Christi Tod, und Christus wird in meinem Sterben erst recht offenbar. Mein Sterben ist Christi Auferstehung in mir, denn ich sterbe in der sündhaften Ichheit ab und lebe in der Gelassenheit im Geist Christi.

435. So ist dies ein nichtiger Ungrund, wenn der Autor schreibt, daß der Mann Jesus Christus, das unschuldige Lamm Gottes, ja der dreieinige hochgelobte Sohn Gottes, Gott selbst, so von Anfang der Welt, nach Zeugnis der Schrift, in allen Gläubigen und Heiligen erwürgt wurde.

436. Der dreieinige Gott ist nicht von Anfang der Welt in seinen Gläubigen erwürgt worden. Das sagt die Schrift nicht. Sondern die gläubigen Menschen sind um Christi willen erwürgt worden, und nicht der dreieinige Christus in ihnen. Der Mensch in seiner Selbheit und Ichheit ist nicht selber Christus, sondern Christus wohnt in ihm und ist der Schein seines heiligen Lebens, wie er selbst sagt: »Ich bin das Licht der Welt.« Das sagt er nach dem Namen Christi aus Jesus, und nicht nach unserer Menschheit, die am Kreuz starb, davon ihn Jesaias einen einfältigen Knecht nennt, indem er sagte: »Wer ist so einfältig, wie mein Knecht? (Jes. 42.19)«

437. Dieser Knecht Gottes ist nicht die Heilige Dreifaltigkeit, sondern die Offenbarung und Wohnung der heiligen Dreifaltigkeit. Der Knecht ist als ein Lamm erwürgt worden, und nicht die Heilige Dreifaltigkeit.

438. Man muß allezeit einen Unterschied zwischen Gott und der Menschheit machen. Ansonsten, wenn Gott in seiner Dreiheit gestorben wäre, dann wäre der Tod stärker als Gott, der sich dem Tod hätte ergeben müssen. Christus ist wohl Gott und Mensch in einer Person, aber die Gottheit, als die göttliche Eigenschaft, ist nicht die Person oder der Mann, sondern der Mensch ist der Mann und das Lamm Gottes, das erwürgt wurde. Und er heißt „Christus“ wegen der Salbung, weil Gott diese Menschheit Christi mit seinem Geist ohne Maß gesalbt hat.

439. Denn Jesus ist die Salbung als die tiefste Liebe in der Gottheit. So ist nun das Lamm Gottes nach der Menschheit, als in deren Gliedern, darin der verheißene Bund war, aus welchem Bund sich die Salbung offenbaren wollte, erwürgt worden, aber nicht Christus, der Gesalbte Gottes, welcher im Bund in ihnen verborgen war.

440. Abel war nicht mit Christus gesalbt, aber wohl mit dem verheißenen Wort im Bund, in welchem sich Christus offenbarte. Als sich Christus im Bund in menschlicher Eigenschaft offenbarte, zog Abel Christus im Fleisch an. Vor Christi Menschheit hatte Abel den Bund im verheißenen Wort angezogen. Und als dann Christus vom Tod auferstand, da stand auch Abel in Christi Salbung und Christi Menschheit aus Christi Tod auf und lebte in der Salbung Christi.

441. Der Mensch Christus ist der erste, der von der Salbung vom Tod auferstanden ist, und ist auch der erste, der in der Salbung der menschlichen Ichheit abgestorben ist. Er ist einzig und allein das Lamm Gottes, in dem Gott seinen Zorn zerbrach. Abel und alle Märtyrer sind seine Glieder, auf welche die Todes-Zerbrechung aus diesem Lamm Christus drang. Dem Abel ist es eine zugerechnete Gerechtigkeit, nicht eine selbergetane und eigenempfangene. Abel war vor Christi Menschheit nicht das Lamm Gottes, aber in Christi Menschheit wurde er ein Glied im Lamm Gottes.

442. Christus hat in allen Dingen den Vorzug, und so hat sich keiner vor Christi Menschwerdung einen „Christen“ nennen können, viel weniger das „Lamm Gottes, das in Christus erwürgt ist“. Sie sind allesamt nur im Glaubensgeist auf Christi Zukunft getötet worden und haben Christus im Bund der Verheißung im Glaubensgeist angezogen, nicht als ein Lamm oder Mann, sondern in der Kraft, nicht im Fleisch, sondern im Geist, damit Christus der Erste sei, der im Fleisch das Lamm Gottes genannt würde.

443. Der Autor sagt: „Es ist aber auch dieser heilige göttliche und wesentliche Weibes-Samen in und an den Heiligen auf mancherlei Art und Weise erschienen und offenbar geworden, wie in Adam und Eva nach dem Fall.“

444. Wenn dies so wäre, daß der göttliche wesentliche Weibes-Samen in Adam und Eva offenbar geworden ist, dann hätten sie Christus als den wahren Weibes-Samen im Wesen angezogen und weiter auf keinen Weibes-Samen warten müssen. Warum sagte dann Eva, als sie Kain gebar: „Ich habe den Mann, den Herrn.“ Hat sie zuvor den wesentlichen Weibes-Samen in sich offenbar gehabt, warum hofft sie auf einen anderen?

445. Gott sprach auch zu Abraham: »In deinem Samen sollen alle Völker gesegnet werden.« Das war ja auf den künftigen Weibes-Samen gesprochen, der sich in Abrahams Samen wesentlich mit göttlich-himmlischer Wesenheit offenbaren wollte. Wäre es auf das Gegenwärtige gesprochen gewesen, dann hätte Gott ihm nicht die Beschneidung befohlen und danach die Opfer. Der wesentliche Weibes-Samen war nicht im Opfer, sondern das Wort der Verheißung im Bund. Der wesentliche Samen, davon Gott sprach, darin alle Völker gesegnet sein sollten, der lag in Abraham ohne Eröffnung verschlossen, und der Name „Jesus“ sollte ihn eröffnen. Auf dieses Ziel ging Abrahams Verheißung.

446. Diese Wesenheit, darin Gott Mensch werden wollte, war in Adam verblichen, als er am Himmelreich und Paradies abstarb. Dieser verblichene Samen wurde in seinem Prinzip mit fortgepflanzt, und in diesem Samen stand das Ziel des Bundes, darin sich der Geist Gottes in den Heiligen offenbarte, und nicht durch das verblichene Wesen. Aber mit Christi Menschwerdung fing die wesentliche Offenbarung an, darin Gott im Wesen als ein Leben des Wesens wohnte.

447. Ferner schreibt der Autor: „Und nachdem ihnen durch Christus usw. bis lauten lassen.“

448. Hat nun Christus wesentlich in Adam und Eva gewohnt, was müßte er ihnen ein anderes Wesen verheißen? Ich habe nur Bedenken, Christus wird in Adam nicht offenbar gewesen sein, viel weniger hat Christus Adam verheißen, in seinem Samen Mensch zu werden, sondern Gott verhieß Adam den Christus, um den Gesalbten Gottes in seinem Samen zu erwecken, als in des Weibes Samen, nicht in des Mannes Samen, wie im vierten Punkt ausgeführt werden soll. Christus stand in Adam und Eva im Ziel des Bundes im Namen „Jesus“ in Jehova in göttlicher Verborgenheit, nämlich im Samen von Adam und Eva ohne menschliches Wesen und im verheißenen Samen unbeweglich, bis ans Ende des Ziels, da er sich im Weibes-Samen bewegt hat.

449. Die hochdaher und viel-prahlende Rede vom dreieinigen Weibes-Samen vor Christi Menschheit ist vielmehr eine Verwirrung als eine Erklärung. So ist doch in keinem Heiligen vor Christi Geburt Christus im Weibes-Samen offenbar gewesen, sondern im Geist der Gottheit auf prophetische Art, und nicht auf menschliche.

450. Mit des Weibes Samen wird allezeit das Paradies verstanden, welches in Adam verblich, als die himmlische Leiblichkeit vom reinen Element, und nicht von vier Elementen, und das war weder in Adam noch Abel mehr offenbar, bis der Held Christus in diesem Samen offenbar wurde.

451. Dieser Autor wirft es so wunderlich durcheinander, daß es keinen genügenden Verstand hat. Mal redet er vom Glauben, daß die Heiligen den Weibes-Samen im Glauben offenbar gehabt haben, und mal spricht er vom Wesen, obwohl doch im Wesen keine Offenbarung in ihnen war, sondern nur im Glauben war die göttliche und menschliche Vereinigung im Geist, und nicht im Weibes-Samen.

452. Den dreieinigen Gott Christus setzt man vor Christi Menschwerdung nicht in das menschliche Wesen, denn nachdem das Wort Fleisch wurde, hieß er Christus, und nicht zuvor im Bund, als er nur in der Verheißung war. Auch wenn er wohl in der Tiefe der Gottheit seit Ewigkeit gewesen ist, so hat er darum nicht des Weibes Samen geheißen. Des Weibes Samen wurde nicht eher „Christus“ genannt, bis sich das Wort Gottes im Weibes-Samen offenbarte und diesen Samen heiligte und zum göttlichen Leben gebar.

453. Des Weibes Samen erlangte die Salbung in der Bewegung des Namens Jesus in Maria, und nicht in Adam, Abel, Henoch, Noah, Abraham, Isaak, Jakob oder David. Die alten Heiligen erkannten Christus nicht in ihrem Samen, so daß er sich in ihnen, in ihrem Samen bewegt und offenbart hätte, sondern in ihrem Geist und ihrer Seele, nicht im fleischlichen Samen, sondern in der Glaubensbegierde als eine göttliche Vereinigung.

454. Was der Autor ferner vom Samen der Schlange behauptet, wie er sich in den Heiligen neben dem heiligen Weibes-Samen offenbart habe, und er dann rundheraus sagt „Esau sei aus der Sau, als aus der Schlange Samen geboren worden“, das ist wohl bei ihm, dem Autor, lauter Unverstand und Verwirrung.

455. Esau ist natürlich von keiner Sau geboren worden, denn seine Mutter war keine Sau. Er war aus dem Samen von Isaak und seiner Frau gezeugt, wie sein Bruder Jakob. Aber der entzündete Zorn Gottes, den Adam erweckte, hatte Esau ergriffen, denn Liebe und Zorn waren im Menschen beide offenbar geworden, als Böses und Gutes, und sie waren allezeit im Ringen bis endlich Christus kam und den Zorn mit der süßen Liebe Gottes aus Jesus überwandte und in göttliche Freude verwandelte. Esau war ein Vorbild des irdischen sündhaften Adams, und Jakob ein Vorbild Christi.

456. Christus wollte Esau durch Jakobs Samen segnen und versöhnen, denn er war gekommen, um den armen Sünder als den verdorbenen Adam und Esau zur Buße zu rufen, und nicht den gerechten Jakob in Christi Linie. Esau war nicht ganz aus der Schlange Samen gezeugt, sonst müßte der Teufel im Samen von Isaak und Rebekka, daraus sie Esau gezeugt hatten, gewohnt haben, welches abscheulich zu reden wäre.

457. Der Autor macht in den heiligen Vätern eine höllische Tür auf, welche er doch sonst vollkommen haben will. Sein Ding ist vielmehr eine Lästerung und Schmach Gottes, als eine christliche Erklärung.

458. Daß sich Jakob und Esau im Mutterleib gestoßen haben, bedeutet einerseits das Paradies und anderseits die irdische Welt, als Gottes Liebe und Zorn, welche beide in menschlicher Essenz rege und im Streit um den Menschen waren, wie ich an anderen Orten weitläufiger ausgeführt habe.

459. Der Autor sollte aus Esau keine Sau machen, noch aus Kain ganz einen Schlangensamen. Er soll es in der Heiligen Schrift beweisen, oder wir wollen ihm keinen Glauben schenken. Denn das Gericht gehört Gott und keinem Menschen. Er kann es nicht beweisen, daß Kain und Esau geborene Teufel sind, ganz aus dem Samen der Schlange gewesen. Denn Gott sprach zu Kain: „Herrsche über die Sünde, und laß ihr nicht die Gewalt!“ So war doch eine Möglichkeit in Kain, daß er über die Sünde herrschen konnte, sonst hätte es ihm Gott nicht geboten. Denn was ganz der Schlange und Teufel ist, darin wäre keine Möglichkeit. Esau hatte eben die Seele wie Jakob, beide aus ihren Eltern erzeugt, und nur dies war der Unterschied, daß in einem die göttliche Liebe und im anderen der erweckte Zorn offenbar war, welchen doch Christus mit seinem Blut in all denen ersäufen wollte, die ihre Seelenbegierde in ihn hineinführen würden.

460. Daß aber der Autor alle weltliche Klugheit und Kunst verwirft und sagt, sie diene nicht zum Reich Gottes, sondern sei vielmehr schädlich, auch das bedürfte einer anderen Erklärung. Die Kunst gibt zwar keine göttliche Kraft oder Weisheit und fördert auch nicht zu Gottes Reich, aber sie gehört dem äußeren Menschen der Wunder Gottes, damit er Gottes Wunder und große verborgene Weisheit schauen und Gott in allen seinen Werken loben soll. Wenn der äußere Mensch keine Kunst lernt, dann ist er dem Tier am allernächsten, das da nicht weiß, was das Wesen aller Wesen ist.

461. Die göttliche Weisheit steht zwar nicht in Kunst und Verstand, aber sie weist der Kunst den Weg, was sie tun und wie sie sich suchen soll. Ist doch die Kunst Gottes Werkzeug, damit die göttliche Weisheit arbeitet: Warum soll ich sie dann verachten? Durch Kunst werden alle Kreaturen von Menschen regiert, und in Kunst wird der äußere Leib bedeckt und vor Hitze und Kälte bewahrt.

462. Auch sagt der Autor, wie von bußfertigen Menschen alle Künste hintangesetzt und vergessen werden, und mancher im Alter so kindisch werde, daß er letztendlich sogar das erlernte Vaterunser vergesse: Das ist von ihm sehr tückisch gemeint, denn zuvor hat er auch gesagt, er sei so vollkommen, daß er das Vaterunser nicht mehr beten müßte. Er wollte vielleicht gern, daß niemand beten lernte, auch sonst keine Kunst lernte, dann könnte er auch nichts vergessen.

463. Doch wenn niemand eine Kunst lernt, dann könnten wir nicht mehr unseren Stand (bzw. Beruf) auf Erden treiben, und wenn niemand mehr beten lernt, dann blieben alle Menschen in der Ichheit, und so wäre die Sünde ganz verdeckt und würde nicht mehr erkannt. Dann steht die Torheit an der Stelle der Kunst, und der Mensch wird in seinem Verstand allen Tieren gleich. Je tiefer ein Mensch von Gott gelehrt ist, je tiefer sieht er in Gottes Wundertat in der Kunst, denn alle nützlichen Künste werden aus Gottes Weisheit offenbart. Aber nicht, daß sie das sind, dadurch der Mensch zu Gott komme, sondern zum Regiment des äußeren Lebens und zur herrlichen Offenbarung göttlicher Weisheit und Allwissenheit.

464. Mit dem vermeintlichen Weibes-Samen, darin er vermeint, ganz göttlich und heilig zu sein, wird er nicht alle Künste aufheben, denn der Weibes-Samen ist menschlich. Wenn aber Christus, als Gottes Liebe, diesen annimmt und sich darin offenbart, dann ist dieser Weibes-Samen Christi Menschheit, als das wahre Bild Gottes. Der Autor nennt den Weibes-Samen den guten heiligen, göttlichen, lebendigen, wirklichen und wesentlichen Samen Gottes, Jesus Christus, das lebendige Wort Gottes, doch versteht wohl nicht, was Gottes Samen oder des Weibes Samen ist, was das Leben oder die Kraft ist.

465. Wenn ich einzig und allein vom Weibes-Samen rede, dann sage ich nicht, Gottes Samen ist Jesus Christus. Der Name „Jesus“ ist göttlich, aber der Name „Christus“ ist Gott und Mensch. Als sich Jesus im Weibes-Samen offenbarte und diesen annahm, da hieß die Person „Christus“. Nun ist doch der Name „Jesus“ das heilige und göttliche Leben, als der göttliche Samen, aus dem Wort der Gottheit. Des Weibes Samen ist sein angenommenes Wesen, und darum nennt er ihn des Weibes Samen, weil er in einem Teil vom Weiblichen ist, als von der himmlischen Jungfrauenschaft, welche in Adam verblich. Und im anderen Teil ist er vom Wesen der äußeren Welt, in welchem der Name „Jesus“ als Gottes Samen den Tod und Zorn Gottes zerbrach.

466. Der Weibes-Samen ist ein ganz menschlicher Samen von Seele und Leib. Es muß aber recht verstanden werden, nämlich nach dem Samen, darin Adam hätte magisch gebären können, wenn sich seine Lust nicht in die Eitelkeit von Gut und Böse geschwungen und das Übel erweckt hätte, wie vorn erklärt und auch im folgenden vierten Punkt.

467. Wenn ich nun an solcher Stelle so hoch vom göttlichen Weibes-Samen reden will, dann muß ich ja Gottes und des Weibes Samen unterscheiden, und muß recht anzeigen, wie sich Gottes Samen, als der Name Jesus, aus dem Wort des göttlichen Halls oder Lebens mit dem Weibes-Samen vereinigt und in eine Person begeben habe, welche Christus heißt. Der Name Jesus ist die Salbung des Weibes-Samens, und in der Salbung heißt er Christus, Gottes Sohn. Der Samen des Weibes hat eine gegebene Kraft und ist unter Gott, wie der Leib unter der Seele ist, aber der Name „Jesus“ ist der Geber.

468. Doch dieser Autor mischt alles untereinander, und solches aus zwei Ursachen: Erstens, weil er es nicht recht versteht, und zweitens, damit er alles Menschliche aufheben und sich allein für Christus und Gott ausgeben könne, nämlich für die göttliche Kraft und Allwissenheit. Darum verwirft er alle Künste, auch das Gebet, und nennt es ein vergessenes Ding, als ob es so kraftlose wäre und nicht das Ewige erreichte.

469. Er will uns bereden, der Weibes-Samen, Christus, Gott und Mensch, sei nach beiden Naturen ganz Eins, und das will er selber sein. Aber die menschliche Natur bleibt wohl ewig unter der Gottheit, wenn sie auch nicht getrennt wird, so ist doch das Wesen nicht wie der Geist. Gott hat sich mit dem Menschen keinen Gott geschaffen, der seines Wesens wäre, sondern ein Bildnis seines Gleichen nach ihm, als eine Offenbarung seines unerforschlichen Wesens, in dem er sich zu seiner Selbst-Freude und Wundertat offenbare. Und hat dem Menschen gegeben, auch wiederum die Wunder Gottes im Wesen dieser Welt zu suchen und zu offenbaren, zu des Menschen Freude und Lust, damit Gott an allen Werken und Wesen erkannt und gepriesen werde.

Der vierte und letzte Punkt des Autors

Bis hierher ist erklärt, wie Christus, der dreieinige hochgelobte Gott und Mann, der heilige Samen, das lebendige, wesentliche, kräftige Wort Gottes, nach dem Maß von Anfang der Welt in allen Heiligen seinem Weib erschienen und in Augen und Herzen seiner Gläubigen offenbar wurde. Hierauf ist nun allen berufenen, auserwählten und rechtgläubigen Christen bekannt, wie dieser allerheiligste Weibes-Samen, die ewige Geburt Gottes vor allen Kreaturen, der dreieinige hochgelobte Sohn und das lebendige, ganze, wesentliche und kräftige Wort Gottes, ja der dreieinige hochgelobte Gott und allerheiligste Samen der ganzen Fülle der dreieinigen Gottheit im heiligen Leib und Weib Gottes, der reinen, keuschen, unbefleckten Jungfrau Maria, menschliche Natur, jedoch durch und in dem Glauben, neu und wiedergeborenes, heiliges, reines Fleisch und Blut, in Einigkeit reinen menschlichen Leib und Seele zur unzertrennlichen ewigen Vereinigung an sich genommen, vereinbart und in und aus dem gläubigen Leib und Weib Gottes, der heiligen Jungfrau Maria, ein kleines Kindlein und sichtbarliche, heilige Kreatur, Gottes und Menschen Sohn, in Einer Person geboren und offenbart hat, und als der Größte und Kleinste, ja die ganze Fülle des göttlichen Wesens im Himmelreich, vom Kleinsten bis zum Größten, hier auf Erden im Fleisch, der Allerkleineste, Verachteste und Unwerteste, in heiliger göttlicher Einigkeit, ein solcher Mensch und kleines Kindlein geboren wurde, das zugleich in der allerhöchsten Höhe der größte dreieinige Gott und Herr ist. Dieser vollkommene heilige Samen und Wort Gottes in einer heiligen, reinen, unbefleckten Person, Gott und Mensch, in Vereinigung von Weib, Leib und Seele durch den Glauben aus Gott und diesem seinen heiligen Samen wiedergeboren, als der rechte Bräutigam, der sich die Braut als alles gläubige, gute, göttliche und heilige Fleisch und Blut in seiner heiligen menschlichen Person vereinbart und an sich genommen hat, davon der teure Zeuge, Johannes der Täufer und Vorläufer Christi, sagt: »Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam.« In solchem vollkommenen, ganz göttlichen und ganz menschlichen heiligen Wesen, in Einer Person, hat dieser dreieinige Gott und Mensch, Jesus Christus, sein liebes Weib, ja gläubigen Leib und Seele an und in der männ- und weiblichen Person, die von Anfang bis ans Ende der Welt ihren Glauben und Vertrauen auf ihn gesetzt hat, in solcher seiner heiligen Menschwerdung von allen Sünden, von Tod, Teufel, Hölle, Welt und aller weltlichen Fleisches- und Augen-Lust, zeitlicher und ewiger Verdamnis, durch sein heiliges Leiden, Sterben und Blutvergießen erlöst, und durch seinen unschuldigen Tod vom schuldigen Tod um der Sünde willen errettet, und aus dem schändlichen Reich des schändlichen Satans, Diebes, Lügners und Mörders in sein eigenes Reich der Herrlichkeit mit ihm selbst zur ewigen, unendlichen Freude und heiligen Frieden, aus ewiger satanischer Traurigkeit, Jammer, Angst, Not und Unfriede, Haß, Neid und Feindschaft des leidigen Teufels, ja in die ewige Ruhe und Seligkeit versetzt. Wie nun dieser vollkommene dreieinige Samen und Wort Gottes, die ganze Fülle der Gottheit, in sichtbarer Vereinigung menschlicher (jedoch gläubiger) Natur ein kleines Kindlein geworden und erschienen ist, das nach Zeugnis der Schrift gleich anderen gläubigen Kindern zu sichtbarer und greifbarer Größe gewachsen ist und an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und gläubigen Menschen zugenommen hat, welchen auch die allerheiligste, hohe, göttliche, dreieinige Majestät in und an ihm selbst von Stunden, Tagen und Jahren in seiner sichtbaren und heiligen Person erhöht, herrlich und auch letztendlich hier auf Erden sichtbar, durch sein heiliges, unschuldiges Leiden und Sterben, fröhliche Auferstehung und Himmelfahrt, vollkommen gemacht und zum vollkommenen Mann seiner ganzen Braut, aller Gläubigen heiliges Fleisch und Blut seiner ganzen Gemeinde, in heiliger, unzertrennlicher ewiger Einigkeit selbst dargestellt hat. Und wie er von Anfang der Welt in allen Heiligen, seinem Weib und gläubigen Fleisch und Blut, als ein Kind und Sohn Gottes, des gläubigen Fleisches und Blutes seines Weibes, immer vom Schlangen-Samen der ungläubigen gottlosen Welt erwürgt, verfolgt, verhöhnt, verspottet und getötet worden ist, derentwegen auch aller Heiligen Tod vor dem Herrn wert, teuer und sehr hoch geachtet wird: So hat er auch in seiner göttlichen Fülle, des vollkommenen Samens und Wort Gottes, des reinen, gläubigen Weibes und der Jungfrau Sohn, Gott und Mensch in einer Person, der rechte Samen, Sohn und Wort Gottes, des vollkommenen gläubigen Fleisches und Blutes, die ganze vollkommene Verfolgung, Feindschaft, Haß und Neid des schändlichen, satanischen Schlangensamens des leidigen Teufels (in allen ungläubigen, unbußfertigen Weltkindern wesentlich vereinbart) um aller Gläubigen, seines Leibes und heiligen Weibes Erlösung willen, auf sich genommen und durch sein unschuldiges Leiden und Sterben aller Welt Sünde an seinem allerheiligsten Leib und Weib gebüßt und bezahlt, mit der Gottheit in sich selbst versöhnt, alle Feindschaft zwischen Gott und Menschen vertilgt, und in und nach solcher seiner allerheiligsten, gänzlichen Erlösung, durch sein unschuldiges Kreuz, mit und in göttlicher Bereinigung durch Gott und aus der Kindheit zum vollkommenen Mann sich selbst seiner ganzen heiligen Gemeinde dargestellt, in und mit welcher er sich nun, nach seiner allerheiligsten Versprechung »Ich will mich mit dir usw. (Hos. 2.21)« mit dieser seiner heiligen, unsträflichen, unbefleckten Gemeinde und vollkommenen Braut und allerheiligsten Sulamit, Cant. Cantic. vereinbart und in Ewigkeit verehelicht. In welcher er nun nach seiner selbst allerheiligsten Offenbarung hier auf Erden der ewige Vater in unzertrennlicher Person, Gott und Mensch, ein ewiger Gebärer, dreieiniger Gott und Herr, ja alles in allem seiner lieben ganzen vollkommenen Braut, seinem heiligen Leib und Weib, darin er ewig seinen heiligen Samen, sein heiliges Wort, Willen, Wirken und Vollbringen, wesentlich, lebendig, kräftig gebiert und zu seinem ewigen Ruhm, Lob und Preis in dieser seiner heiligen Gemeinde, heiligen Jerusalem und vollkommenen Stadt des vollkommenen erscheinenden göttlichen Friedens, die im Himmel behalten wurden, aber nun auf Erden in dieser endlichen aufhörenden letzten Zeit der Welt sich selbst in ewiger Einigkeit seines Leibes und Weibes das unbefleckte, unvergängliche, unverwelkliche Erbe offenbart und sein heiliges Reich und Herrschaft, nach Zeugnis der Heiligen Schrift (Dan. 7.27), unter dem ganzen Himmel, in seinen Heiligen, seinem vereinigten Weib einzunehmen und ewiglich zu beherrschen, sich öffentlich hören läßt. Die Braut, das Weib, aller Gläubigen Fleisch und Blut, hat nach Zeugnis der Schrift (Offb. 22.17), gerufen: »Ach, komm, Herr Jesu!« Und der Bräutigam und Mann Gottes, Christus, erscheint und spricht in Einigkeit seines Weibes: »Hier bin ich, hier bin ich, hier will ich wohnen! Dies ist meine Ruhe ewiglich.«

Du wirst hiermit, liebes Weib, alles gläubige Fleisch und Blut in göttlicher Einigkeit deines Mannes, mit dieser schriftlichen Auslegung zum ferneren heiligen Nachdenken, in und mit deinem vereinigten Bräutigam, deinem Begehren nach, für Liebe und göttlichen Willen solches erkennen und aufnehmen: In welcher dir der dreieinige hochgelobte Sohn und Wort Gottes die Fülle der Gottheit seit Ewigkeit geboren hat, der allerheiligste Samen des Weibes von Anfang der Welt, nach dem Fall Adams und Evas, sowie das wiedergeborene, neugläubige Fleisch und Blut, das Weib im Stückwerk und vollkommenen heiligen Wesen entdeckt und offenbart wird, zur ewigen und in ewiger unveränderlicher Vereinigung, nicht nach kabbalistischer, theophrastischer, rosenkreuzischer oder jacobböhmischen Bruder Art tingiert, oder aus dem Unglaubens-Wesen in das Gläubige verwandelt, sondern nach Zeugnis der Schrift, eine neue Geburt, nicht aus dem alten sündigen Wesen, sondern im Zentrum und innerlichen Herzen, in der Liebe der göttlichen Stimme ein neuer Anfang, ein neues Herz, ein neues Fleisch und Blut, eine neue gläubige Person an Leib und Seele, im Glauben, nicht aus dem Unglauben, sondern aus Gott geboren: Ein Leib, ein Weib, ein Mann, eine Einigkeit des Weibes, ein Samen und gläubiges, sichtbares, gutes Wesen Gottes, ein Christus, ein Herr, ein Gott und ein Geist, wesentlich, wirklich, lebendig, kräftig und tätig, die selbständige, ewige, einige Seligkeit, ein unbeflecktes, unverwelkliches und unvergängliches Erbe im Himmel behalten, aber nun in dieser letzten Zeit allen offenbart, über alle, durch alle und in allen Gläubigen, mit ihm, dem dreieinigen ewigen Gott eine ewige Ruhe und heilige Stadt und Wohnung des Allerhöchsten und Allerniedrigsten im Himmel und auf Erden, die da ist und heißt in alle Ewigkeit, nach Zeugnis der Heiligen Schrift Hesekiel zum letzten, eine Ehestatt. Hier ist der Herr!

»Sehr groß und hochberühmt ist der Berg Zion, das schöne Zweiglein, dessen sich das ganze Land tröstet. (Psalm 48.3)« AVE.

Euer allezeit williger E. S. T. (Esaias Stiefel)

Gründlicher Gegenbericht:

470. Diesen vierten Punkt wollte ich auch unerklärt lassen, wenn er vom Autor im rechten Verstand geführt würde. Aber er wirft wieder alles ineinander und steckt seine irrige Meinung dahinein, und macht vielmehr eine Verwirrung desselben, als daß er es erkläre.

471. Weil aber der Inhalt oben schon fast in allen Stücken erläutert wurde, will ich die Summe nur kurz andeuten und die irrige Meinung aus seiner Verwirrung für die Leser auswickeln.

472. Bezüglich der Menschwerdung Christi, davon der Autor hier schreibt, wie der Samen der heiligen Dreifaltigkeit im ganzen göttlichen Wesen in der ganzen heiligen vollkommenen und mit der Gottheit ganz vereinbarten Jungfrau Maria Mensch geworden sei und ihr Fleisch und Seele an sich genommen und so Maria zur Gebärerin Gottes gemacht hat, als zum heiligen Weib Gottes, wie er schreibt, und wie Maria zuvor im Glauben ganz neu geboren worden sei, ehe sie des Heilandes schwanger wurde, das bedürfte noch einer viel schärferen Auslegung und Ausführung. Und es stünde einem solchen Meister, der vollkommen und allwissend sein will, wohl an, daß er diese Geheimnisse ausgewickelt hätte und nicht so ineinander verworren, daß man nicht weiß, was er darunter versteht, außer daß man seine heimlich eingesäten Körnlein darin aufgehen sieht.

473. Er wird das suchende Gemüt, das nach dem Grund fragt, damit nicht begnügen und ins Zentrum hineinführen. Dazu muß er andere Stiefel anziehen, will er mit Christi Geist über Tod und Hölle reiten und sagen, wie Gottes Zorn gelöscht sei, der Tod zerbrochen und des Teufels Reich im Menschen zerstört wurde. Seine Auslegung ist viel mehr irrig und dem suchenden Gemüt unverständig, als ausführlich. Er setzt etliche hohe Punkte von der Beschaffenheit in der Menschwerdung Christi, führt aber keinen aus. So behauptet er von Maria, sie sei im Glauben ganz geheiligt und vollkommen geworden, bevor Christus empfangen wurde. Wenn es nun der Glaube hätte erreichen können und die Vollkommenheit eröffnen und den Menschen ganz neu gebären, so daß er in und mit Gott in Leib und Seele in ganz vollkommener Heiligkeit vereinbart wäre, dann wäre doch Christus vergebens gekommen, und sein Leiden und Tod wären uns nicht nötig gewesen, wenn es der Glaube vermochte, den Zorn Gottes und auch Tod und Hölle zu zerbrechen, den zornigen Vater zu versöhnen und das Übel in der Eitelkeit des Fleisches aufzuheben und wegzunehmen.

474. Und wenn Christus, als das Wort Gottes, von innen und außen nur einen ganz heiligen und vollkommenen Leib und Seele auf Erden an sich genommen hätte: Worin hat er dann den Tod zerbrochen? Und in welchem Leib ist er dann der Sünde abgestorben? Und welcher Leib ist ein Fluch am Kreuz gewesen? Wäre es der heilige vollkommene allein gewesen, dann hätte sich Gottes Heiligkeit zum Fluch gemacht und unsere Wiederbringung wäre nur ein Opfer gewesen. Welches wohl auch im Glauben hätte geschehen können, oder durch die jüdischen Opfer. Oh, es müßte ein böser Gott sein, der sich nicht versöhnen lassen wollte, er rächte sich denn zuvor an seinem heiligen vollkommenen Wesen! Oder warum müßte er alle Sünden auf einen heiligen, ganz vollkommenen Menschen legen, um seinen Grimm darin sehen zu lassen und sich zu rächen? Solchen Verstand gäbe es, wenn man sagt, Maria sei im Glauben, in Fleisch und Blut, in Leib und Seele ganz vollkommen geworden und ganz mit dem heiligen göttlichen Wesen vereinigt.

475. Weil aber dem allwissenden Autor hier der (göttliche) Odem verlischt, wollen wir unser Fünklein in diesem Stückwerk noch ein wenig anfachen und das Geheimnis besser auswickeln.

476. König David sagt: »In Sünde bin ich geboren, und in Sünde empfing mich meine Mutter.« Und dieser David ist es, aus dessen Samen auch Maria geboren wurde, nämlich vom Samen Joachims, ihres Vaters, und aus Anna, ihrer Mutter. Hat nun Maria die höchste Vollkommenheit im Glauben erreicht, warum nicht auch David und die Erzväter, in denen ebensowohl der Heilige Geist gewesen ist, wie in Maria?

477. Auch wenn der Autor behauptet, sie wären ganz heilig und vollkommen gewesen, so leidet es doch ihre Sünde und Sterblichkeit nicht, dazu ihr unbeständiges Leben in Krankheit, Kummer, Mühe und Not, in welchem sie alle noch im Fluch und Übel in der Eitelkeit des irdischen Fleisches gelebt haben, welches Übel erst im Sterben bei ihnen zerbrochen und aufgehört hat.

478. Im Übel der Eitelkeit ist noch lange keine ganze Vollkommenheit, sondern die Sünde und der Tod, wie David von sich selber und alle Erzväter bezeugten.

479. Von Maria und Christus ist dies das wahre Verständnis: Maria war das Ziel des Bundes Gottes, das im Paradies nach dem Fall aufgerichtet wurde. Dieser Bund stand im wahren Bildnis, das in Adam verblich, als er das Übel und die Eitelkeit in seinem äußeren Fleisch offenbarte, davon Gott sagte: »Welchen Tages du vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, als von der Eitelkeit, essen wirst, sollst du des Todes sterben.« Welches auch sogleich geschah, denn er starb der göttlichen Welt ab und wachte in der irdischen Welt mit der Eitelkeit auf. Denn die Seele, als das wahre Leben der himmlischen Wesenheit, ging mit ihrer Begierde in das Übel ein, und damit wich das göttliche Licht vom Bild der himmlischen Wesenheit. Jetzt stand es im Tod, als im Nichts. Und dieses wahre Bild ist es, das Gott seit Ewigkeit mit seinem Heiligen Geist in der Weisheit gesehen hat, aber ohne Wesen, und welches er ins Wesen schuf, das heißt, Wesen von den drei Prinzipien in dieses Bild führte.

480. Weil aber der Geist der drei Prinzipien, als die wahre Seele, von ihrem ewigen Bild der Reinheit in das Übel der Eitelkeit ging, als in das irdische Wesen, und dieses in der Gestaltung der Natur erweckte und im Fleisch offenbarte, verblich das schöne Bild, und es stand wieder in der Verborgenheit an seinem ewigen Ziel, ohne Erkenntnis und Empfindlichkeit des irdischen Adams im Übel.

481. Weil es aber Gottes Vorsatz war, daß dieses schöne Gleichnis nach Gott im Wesen ewig vor ihm bestehen sollte, als ein Liebesspiel seiner Freude und ein Gleichnis nach dem ewigen Wesen und Geist, so verhieß er, sich mit seiner höchsten Liebe und Demut noch einmal zu bewegen, nämlich im Zentrum der süßen Liebe, im Wort seines Halls, um dieses Bild wieder im Wesen zu offenbaren.

482. So lag nun in Maria das verblichene Wesen im Bund, und das war die dürre Rute Aarons, die in einer Nacht wieder grünte und Mandeln trug, wie bei Moses zu lesen (4.Mose 17). Als dann der Engel zu Maria kam und ihr die Botschaft brachte, sie sollte schwanger werden und den Heiland der Welt gebären, und sie sich gleich verwunderte, wie das zugehen sollte, da sprach sie doch: »Siehe, ich bin des Herrn Magd, mir geschehe, wie du gesagt hast. (Luk. 1.38)« Das heißt, sie gab ihren Willen und ihre Begierde in den Willen Gottes, und der sollte tun, was er wollte.

483. In diesem Punkt hat sich das Zentrum in der Stimme Gottes nach der tiefsten Liebe der Verborgenheit Gottes im Bild des verblichenen Wesens mit der Einführung des göttlich-himmlischen Wesens vom Paradies und heiligen Element und allem, was die Gottheit in der Heiligkeit beschließt, im natürlichen Samen Marias offenbart, das heißt, im Samen Marias ihres Geistes und Fleisches, darin der Seele und des Leibes Essenz lag, als in der Venus-Matrix in des Weibes Samen, wie im Paradies und auch Abraham und David verheißen wurde.

484. Erkennt recht, was die klare Gottheit an sich genommen hat: Nicht Marias sündhaften Samen, in dem der Tod am Kreuz zerbrochen wurde. Zwar hat er ihn auch an sich genommen, aber in einem anderen Prinzip. Die pure heilige Gottheit ist allezeit seit Ewigkeit und in Ewigkeit mit dem Wesen der Weisheit und mit dem Wesen des Himmels im Inneren als mit dem heiligen Wesen umgeben gewesen. Dieses heilige Wesen hat die Stimme der heiligen Gottheit mit der Bewegung des Wortes in Marias verblichenem Wesen (d.h. im Samen Marias) hineingeführt und sich mit Marias Wesen im Bund Gottes vereinbart. Denn er sagt: »Niemand fährt zum Himmel, als der vom Himmel herniedergekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist. (Joh. 3.13)« Und: »Ich bin von Gott ausgegangen und in die Welt gekommen. (Joh. 16.28)«

485. Nun bedarf aber die klare Gottheit keines Kommens, denn sie ist bereits an allen Orten und muß sich nur dem Ort offenbaren, und alles was kommt, das ist Wesen. Gott aber in seiner Dreizahl ist ein Geist ohne Wesen, was er allein in der Gottheit ist. Darum, weil sich Gott in seinem Bund in Marias himmlischem verblichenem Wesen bewegen und offenbaren wollte, kam er mit dem Wesen und offenbarte sich im vereinbarten Wesen. Er vereinbarte sein kommendes Wesen mit dem menschlichen Wesen, das heißt, mit dem himmlischen menschlichen Wesen.

486. Denn als Gott sein Bild mit Adam erschuf, darin er wohnen und sich offenbaren wollte, da konnte seine Heiligkeit in keinem anderen Wesen offenbar sein, als im himmlischen Heiligen, im reinen Element und Paradies. Dieses hat er wieder in Marias Samen in sein heiliges lebendiges Wesen eingenommen, und in diesem Wesen ist Christus im Glauben Marias vom Heiligen Geist empfangen worden. Denn der Glaube, der sich in Gottes Willen versenkte, der senkte auch den Samen im Bund in das heilige lebendige Wesen. Hier war wieder die lebendige heilige Vereinigung mit dem Wesen Marias und Gottes.

487. In diesem vereinbarten Wesen grünte die Rute Aarons aus. Das war die tiefste Liebe Gottes im Zentrum der Heiligen Dreifaltigkeit, deren Name „Jesus“ heißt. Erkennt weiter: In diesem Samen Marias, der in sich verblichen und der Seele nicht offenbar war, lag die seelische Eigenschaft in der Venus-Matrix nach dem ersten Prinzip und des Vaters Eigenschaft offenbar, als eine lebendige Essenz im Samen Marias, welche Essenz sonst in der männlichen Vereinigung mit dem Aufgehen des Lebens nach vier Monaten eine lebendige und kreatürliche Seele gibt. Diesen seelischen Samen hat das göttliche Wort auch an sich genommen, aber in seinem Prinzip des seelischen Samens. Denn der seelische Samen hat allezeit das erste Prinzip nach des Vaters Eigenschaft, nach der Feuerwelt, und das zweite Prinzip hat des Sohnes Eigenschaft nach der Lichtwelt.

488. Nun ist doch der Vater eine andere Person als der Sohn. Und so hat die seelische Eigenschaft ihren Ursprung von Adam aus der ewigen Natur, aus dem ersten Prinzip, und sie (die Seele) hat das Zentrum zur inneren und äußeren Natur. Dies ist sie selbst in sich in ihren Lebensgestaltungen zum Feuer und Licht. Und diese seelische Eigenschaft hat der Name „Jesus“ auf kreatürliche Art und Weise an sich genommen, als eine ewige Vermählung.

489. Nicht zu verstehen, daß die heilige Kraft Jesu und der Seele natürliches Wesen in der Essenz Eins sind, so wenig wie Feuer und Licht Eins sind. Auch wenn es wohl in Einer Geburt steht, so hat es doch zweierlei Qualität. So war in Jesus die Qualität ganz heilig und Gott selbst, aber in der Seele Eigenschaft lag der Wurm des entzündeten Zorns Gottes, den Gott mit dieser seiner heiligen Liebe aus Jesus töten und löschen wollte. In dieser seelischen Eigenschaft war das Übel entstanden, dahinein sich des Teufels Imagination geflochten hatte. Und diese seelische Eigenschaft wurde in der Wüste versucht, ob sie sich ganz in Jesus als in Gottes Liebe ergeben und von Gottes Heiligkeit essen wollte.

490. In diesem Übel der Seele, in dem die Lebensgestaltungen erhoben und aus der Ausgeglichenheit ausgegangen waren, jede Gestaltung in ihr Eigentum, daraus Feindschaft und Widerwille entstanden, hat Christus sein heiliges Blut vom Bild der heiligen himmlischen Wesenheit vergossen und mit der süßen Liebe Jesu dahineingeführt, davon der Grimm in den Lebensgestaltungen der Seele in der Eigenschaft des zornigen Vaters ersäuft wurde. Denn als sich die süße Liebe im heiligen Blut in den grimmigen Zorn der Seele hineingab, erschrak der Grimm vor dieser großen Heiligkeit, Süßigkeit und Liebe, so daß sein eigenes Reich im Schreck zerbrach und in das Freudenreich verwandelt wurde, so daß der Zorn in einen anderen Willen verwandelt wurde, und alle Eigenschaften der Ichheit der ewigen Natur in der Seele wurden in dieser süßen Liebe einig, denn die Liebe erfüllte sie alle.

491. Hier hörte das Übel und die Feindschaft gegen Gottes Heiligkeit auf. Denn das Übel war im Schreck des Todes, der im Freudenreich aufging, abgestorben, und der Seelenwille hieß nun: „Herr Gott, dich loben wir!“

492. Und mit der Annahme der seelischen Eigenschaft hat auch Jesus das äußere menschliche fleischliche Wesen im Samen Marias als die äußere Menschheit, das dritte Prinzip, angenommen, doch nicht in das Bild oder in den Samen der Heiligkeit in Jesus, sondern auf Art, wie Gott in der Welt ist, und die Welt ist nicht Gott, aber es hängt in Einem Wesen aneinander, doch scheidet sich in sich selbst in zwei Prinzipien.

493. Der Seele hängt die äußere Welt als das Fleisch am nächsten an, denn sie hat alle drei Prinzipien, wenn sie heilig ist. Wenn nicht, dann hat sie nur zwei offenbar, und das Heilige ist in ihr verborgen. Im äußerlichen fleischlichen Samen lag der Tod mit dem Übel vor Gottes Heiligkeit, und der wurde als ein Fluch ans Kreuz gehangen, und so wurde der Tod der Sünde in diesem Übel mit dem heiligen Blut ersäuft und das äußere Mysterium des äußeren Leibes und Lebens vom Übel und Fluch erlöst und ganz geheiligt und wieder in Gottes makelloses Bild verwandelt.

494. Im äußeren Fleisch lag das bösartige Kind, das Adam gebar, als er an Gott starb. Und hier wurde dieses Kind wieder in Gottes Liebe eingenommen, denn Jesaias schreibt: »Er nahm alle unsere Sünde auf sich. (Jes. 53.4)« Nicht in sich, nicht in den Jesus oder Christus, der im heiligen Bild offenbar war, sondern auf sich in den verdorbenen Adam.

495. Der verfluchte Adam hing am Kreuz als ein Fluch, und den erlöste Jesus Christus mit seinem unschuldigen Leiden und Blutvergießen. Adams Leib starb am Kreuz, und Christus, der aus Jesus in des Weibes geheiligtem Samen geboren ist, tingierte ihn und besprengte ihn mit seinem teuren Liebeblut, davor der Fluch in der Erde erzitterte, als dieses Gericht über ihn ging. Und die Sonne verbarg ihren Schein vor dem Gericht dieser Heiligkeit, vor dieser neuscheinenden Sonne, von der sechsten bis zur neunten Stunde, welche ist und andeutet Adams Schlaf, als dieser in der sechsten Stunde einschlief und in der neunten Stunde, das heißt, am dritten Tag, in der äußeren Welt mit seiner jetzt zubereiteten Frau aufwachte. Dann ging in der neunten Stunde die äußere Sonne mit ihrem Schein wieder auf, und im Tod Christi die paradiesische Sonne, welche Adam in Christi Auferstehung wieder anblickte.

496. Ferner von Marias Segnung: Der Engel sagte zu ihr: »Du Gesegnete unter allen Frauen, der Herr ist mit dir.« In dieser Maria stand das hochgesegnete Ziel des Bundes Gottes, dadurch alle heiligen Erzväter und Propheten durch Gottes Stimme, welche sich durch das Ziel dieses Bundes hören ließ, gesprochen haben. Denn der Bund erbte sich von einem auf den anderen fort, und in Maria stand er am Ziel, das heißt, am Ende der Offenbarung, darin sich Jesus mit Christus als dem Gesalbten Gottes offenbaren wollte.

497. Als dann die Stunde der Offenbarung kam, daß sich Gott in diesem heiligen Bund offenbaren wollte und die englische Botschaft zu ihr sandte, und sie auch ihren Willen in Gottes Willen hineingab, so daß sich der hochteure Name „Jesus“ in ihrem Samen des verblichenen Bildes offenbarte, da hat auch das Wort der Kraft ihr eigenes verblichenes Bild des zweiten Prinzips in ihrem Leib und Leben erweckt.

498. Denn der Samen des verblichenen Bildes, das so ohne Leben fortgepflanzt wurde, der inqualierte mit dem Wesen, davon er geboren wurde. Und das war ihre hohe Segnung vor allen Frauen von Eva her, daß sie im inneren Menschen das heilige Leben in das verblichene Bild bekam, denn Jesus drang aus seinem eigenen angenommenen Wesen in die Mutter des Samens. Aber in ihrem äußeren Fleisch sowie in der Seele war die Sünde mit dem Tod, und die mußte auch mit Christi heiligem Blutvergießen getilgt werden. Denn allein Christus war der Schlangentreter, auch in seiner natürlichen Mutter Maria. Er ist mit der Seele der Erstgeborene von den Toten zu Gottes Heiligkeit, denn seine Seele war die erste als eine Tür zur Wiederaufmachung, und durch diese Tür müssen wir alle eingehen.

499. In ihrem äußeren Leib war Maria sterblich, wie auch Christus nach der äußeren Menschheit. Christus lebte im äußeren Menschen im Regiment der vier Elemente in der Qualität von Hitze und Kälte wie wir. Das Übel aber, das uns Adam angeerbt hat, das hat er nicht vom Mannes-Samen an sich genommen, sondern im Weibes-Samen auf sich, als eine Last, die er tragen sollte. So war seine äußere angenommene Menschheit ein Gefäß dazu.

500. Nicht, daß man sagen wollte, Christus hätte mit seinem äußeren Menschen Sünde und Übel bewirkt. Nein, das konnte nicht sein. Denn er nahm das erste Prinzip der seelischen Eigenschaft in der Venus-Matrix in des Weibes Samen an sich, das heißt, in der Eigenschaft Evas, denn Eva war das Kind, das Adam magisch gebären sollte. Weil dieser aber das Übel im Zentrum der Gebärerin erweckte, konnte das nicht sein.

501. Eva war Adams lieber und schöner wohlschmeckender Rosengarten, als sie noch in Adams Essenz war. Und jetzt war dieser schöne Rosengarten in Christi Menschheit wieder offenbar.

502. Also nahm er das Übel der Sünde auf dieses Bild ins Fleisch als wäre er Adam, und war es doch nicht. Aber in des Weibes Samen war er es, und nicht in des Mannes Samen. Er nahm des Mannes Sünde auf das hochgesegnete Ziel in des Weibes äußerlichen Samen und zerbrach Mann und Weib und brachte die Jungfrauenschaft wieder hervor, als zwei Tinkturen in einer unzertrennlichen ewigen Vereinigung in der Liebe, nicht mehr in der Begierde nach Wesen, wie es in Adam war, sondern einzig in der Begierde nach Kraft. Diese Tinkturen gebären kein Wesen mehr als eine Fortpflanzung, sondern heilige Kraft und Geschmack von Gottes Heiligkeit.

503. Dies sei der Bericht von Maria und Christi Menschheit recht ausgewickelt, nicht so versteckt, wie es dieser Autor beschreibt, so daß man nicht verstehen kann, wie es im Wesen zugegangen sei.

504. Wenn aber der Autor so heftig auf die neue Wiedergeburt der Altväter drängt und sie in Christus neugeboren und ganz vollkommen haben will, dann sehe ich wohl, was er darunter und damit meint, nämlich damit er sich auch für ganz heilig und vollkommen schätzen könne. Denn wie die Altväter Christus angezogen haben, als er noch nicht Mensch war, wieviel mehr er, in dem Christus nun Mensch geworden ist, welches ich auch ihm herzlich gern gönne, daß es nur wahr wäre, und wenn nicht, daß es noch geschehe.

505. Warum setzt er nicht die Apostel Christi und ihre Nachkommen in die Menschheit Christi? Warum aber die Altväter vor Christi Geburt? Eben das ist es, damit er die Schwärmerei hineinbringen könne, daß Gott alle Kreaturen in Christus in seinem Ebenbild geschaffen und alle erlöst habe. Dessen geoffenbartes Ebenbild will er in den Seinen allein sein, damit man ihn mit dieser äußeren Hütte nicht aus Christi Bild ausstoßen soll.

506. Denn wenn er in Christi Bild in Adam geschaffen war, und nun Gott dasselbe in Christi Menschheit wieder offenbart und aus diesem Bild hergekommen ist und darin steht, dann kann es ihm nicht fehlen: Er ist Christus von innen und außen, wenn es gewiß wahr wäre und die Altväter nicht auch das Bild der Sünde angehabt hätten, so daß er beweisen könnte, sie wären ganz heilig gewesen.

507. In den Altvätern ist keine Verwandlung des Leibes gewesen, auch in Christi Aposteln nach dem äußeren Fleisch nicht. Christi Apostel und ihre Nachkommen haben Christus in ihrem Engelsbildnis im heiligen Fleisch angezogen, aber ihr äußerer Leib war sündig und im Übel als in der Verwirrung. Die äußere Greuel im Fleisch mußte sterben und in Christi Tod eingehen, damit Christus, der vom Tod auferstanden ist, ihren äußeren Leib in sich aufweckte. Das äußere Leben, vom Mann geboren, ist zur Auferstehung der Toten behalten, wenn der Mann in der Jungfrauenschaft auferstehen soll. Ist aber dieser Autor vollkommen, so ist er weder Mann noch Frau: Warum zeugt er dann mit einer Frau Kinder?

508. Die Altväter haben den Bund Christi angezogen, und Christus, der Mensch wurde, im Wort der Verheißung auf die zukünftige Erfüllung hin angezogen. Gott versöhnt sich in diesem Bund, und darum opferten sie, damit Gottes Imagination, welche in den verheißenen Bund einging, ihre Imagination im Opfer im Bund der Verheißung durch das Ziel, darin Gott Mensch wurde, annahm. So wurden sie im Bund zu Kindern erwählt, in welchem Bund Gott Mensch wurde und den Bund mit der Menschheit erfüllte, welches im Samen Marias geschah, nicht in der Knechtschaft.

509. Die Altväter zogen also nicht Christus im Fleisch an, sondern den Bund zur Kindschaft und zur Auferstehung der Toten. Jetzt aber ziehen wir Christi Menschheit an, denn der Bund ist nach der Menschheit erfüllt. Nicht aber zieht das Reich dieser Welt Christus an, denn er sprach selbst: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt. (Joh. 18.36)«

510. Das Reich dieser Welt im Fleisch zieht Christi Tod und Sterben an, denn es soll in Christi Tod sterben, und es zieht seine Auferstehung aus dem Grab an, damit der Mensch, der nach dem Fleisch stirbt, im Ziel, das Gott gesteckt hat, als am Jüngsten Tag, aus Christi Tod aufstehen soll. Er hat uns seinen Tod und das Begräbnis zur Ruhe gegeben, darin der äußere Leib von der Wirkung der Eitelkeit wie in einem sanften Schlaf ruht.

511. Was aber dieser Autor vom Gegensatz des ganz fleischlichen Menschen schreibt, daß der irdische Mensch, welchen er den Samen der Schlange nennt, Christus in seinen Gliedern verachtet, verhöhnt, verfolgt und immerfort mit Christus kreuzigt und tötet, das ist so und kann auch nicht anders sein.

512. Denn wenn Christus geboren wird, muß der Mensch in seiner Ichheit sterben. So wird der gläubige Mensch selbst ein Feind seiner eigenen Sünde im Fleisch. Der gläubige Mensch nach dem himmlischen Wesen ist freilich die Braut Christi, in der Christus wohnt, und dem widerspreche ich nicht. Daß aber der Autor behauptet, Christus sei ein armes, verachtetes Kindlein in der höchsten Niedrigkeit von Maria geboren, und sei aber zugleich in der Höhe der dreieinige Gott und Herr, das sollte er besser auslegen und darstellen, worin er der dreieinige höchste Gott und Herr sei. Nämlich nicht nach der Kreatur, als nach unserem Fleisch und der Seele, welche ewig unter Gott sind, sondern nach seinem göttlichen Wesen und nach himmlischer Wesenheit und Weiblichkeit, mit denen er vom Himmel kam und unser Wesen an sich nahm. Dieses göttliche Wesen ist unermeßlich, sowohl nach geistigem als auch nach leiblichem Wesen.

513. Aber unser menschliches Wesen ist meßbar. Deshalb wurde unserem menschlichen Wesen die Macht gegeben, denn dem göttlichen kann nichts gegeben werden. Gott will die Menschheit durch die Stimme der Menschheit Christi richten, so daß die Menschheit Christi nach unserer Menschheit sein Werkzeug dazu sei. Nicht daß unsere Menschheit in Christi Person und Kreatur die Macht aus sich selber habe: Es ist eine gegebene Macht vom Vater, wie Christus selbst sagt: »Mir ist alle Gewalt gegeben worden usw. (Matth. 28.18)« Nicht zur Ichheit der Kreatur, damit die Kreatur so allmächtig und eigenmächtig wie Gott sei, sondern daß die Kreatur das Werkzeug sei, durch das der Geist Gottes alle Dinge richten und scheiden will. Der Geist der Heiligen Dreieinigkeit ist in dieser Kreatur das Wollen, und die Kreatur ist das Werkzeug des Vollbringens, als durch ein lautbares, sichtbares und offenbarendes Bild und Wesen.

514. Weil sich Gott durch die Kreatur offenbart hat, führt er auch durch die Kreatur eine offenbare Macht im Regiment. Wie ein Künstler ein Instrument zurichtet und es selber schlägt, so daß es ihm klingt, wie er es gern hört, so ist die Kreatur Gottes Instrument, auf dem der Geist Gottes schlägt, und hat seinen eigenen Hall aus der göttlichen Stimme in diese kreatürlichen Saiten hineingeführt, die ihm klingen, wie er will.

515. Diese Saiten schlagen sich nicht selber, denn auch Christus sagt: »Alles, was der Sohn den Vater tun sieht, das tut der Sohn. Und die Worte, die ich zu euch rede, sind nicht mein, sondern des Vaters, der in mir wohnt. (Joh. 5.19)« Oder: »Ich und der Vater sind eins, aber der Vater ist größer als ich. (Joh. 14.28)«

516. Der Vater ist der ewige Anfang, und der Sohn ist das ewige Angefangene, als die Offenbarung des Geistes, der „Vater“ heißt. Und der Heilige Geist ist es, der den Vater durch den Sohn mit der ewigen ausgesprochenen Weisheit offenbart, nämlich aus dem Hall, den der Vater mit dem Sohn gebiert. Der Sohn ist des Vaters Hall oder Wort. Die Kreatur ist das lautbare geoffenbarte Wort, dadurch der Vater in der ewigen Gebärung seines heiligen Wortes hallt und spricht. Wenn ich also der Kreatur als der Person Christi Stimme höre, dann höre ich, was der Vater in seinem heiligen Hall im Ausgang seines Heiligen Geistes in und mit der Kreatur offenbart und ausspricht.

517. Es heißt hier nicht, liebes Weib mit der Kreatur, sondern Gottes Bild, Gottes Offenbarung, Gottes offenbarendes Regiment und Gottes Selbst-Tun als das Unsichtbare und Unbegreifliche durch ein sichtbares begreifliches Bild und Wesen seines Eigentums. Denn außer Gott ist nichts: Er allein ist alles. Aber alles, was da empfindlich oder begreiflich ist, das ist nur ein Bild des unsichtbaren göttlichen Wesens, mit dem sich das Unsichtbare offenbart hat.

518. Darum soll die Kreatur in ihrer Ichheit nicht sagen, daß sie etwas sei, sondern ihre Möglichkeit in das hineinführen, aus dem sie entstanden ist, damit sie des allwesenden Gottes Werk und Spiel in seiner Liebe sein könne, so daß er tue, was er wolle. Und so sei Gott alles in allem. Und wenn Gott durch die Kreatur etwas tun will, um seinen Willen zu offenbaren, dann spricht die Kreatur nicht von sich selber, sondern sagt: „So spricht der Herr. So hat der Herr gesagt, und das ist des Herrn Befehl.“ Sie sollte sich niemals selber für das sprechende Wort oder den göttlichen Hall halten, auch nicht mit diesem äußeren Leib sagen, daß der äußere Leib in der Ehe mit Gottes Heiligkeit sei, wie dieser Autor behauptet.

519. Der innere Mensch ist wohl mit in Gottes Harmonie, durch welchen Gott hallt und schallt, und ist eine Ehestatt Gottes, aber alles, was kreatürlich ist, das ist unter dem, der die Kreatur gemacht hat. Die Kreatur ist Gottes Kunstwerk, das er durch seine Weisheit gemacht hat, denn sie gehört der Natur und steht im Prinzip, als in einem Anfang, und Gott in keinem. Gott ist ohne allem Anfang, nur seine Begierde macht Anfang.

520. Weiter spricht der Autor vom Weib des gläubigen Fleisches und Blutes, aber das ist nicht verständlich genug geredet. Denn Fleisch und Blut glauben nicht, sondern der Geist. Fleisch und Blut sind ein Gehäuse des Geistes. Und was er ferner vom Mann Christus behauptet, der mit dem Weib in der Ehe sei, kann so gar nicht vom äußeren Fleisch und Blut in dieser Zeit gesagt werden.

521. Denn Christus ist selbst Weib und Mann, Gott und Mensch. Vom inneren Menschen kann es wohl gesagt werden, denn der ist mit Christus in der Ehe. Aber der äußere ist mit der äußeren Welt, auch mit der Eitelkeit und Sünde, dazu mit dem Tod unter Zerbrechlichkeit, Schwachheit, Krankheit und Elend in der Ehe. Er heißt Eva, und nicht eine Ehestatt in Gottes Heiligkeit, wie der Autor sagt. Sondern eine wüste Hütte, darin der Geist verdorben ist, nämlich der äußere Geist, der in Fleisch und Blut wohnt. Nicht, daß wir darum den Geist als die Seele der großen Welt verachten sollen oder wollen, der allen Kreaturen Leben gibt, sondern im Fluch der Eitelkeit, als in der Sünde, liegt das bösartige Kind, das Adam erweckte und offenbarte.

522. Was aber dieser Autor für Grillen habe, indem er die göttliche Tingierung und Verwandlung mit der neuen Geburt nicht gestehen will, sondern alles verachtet und verwirft, ist nicht genug zu ergründen, warum er so blinde und ungereimte Dinge vorgibt. Er spricht uns von einer ganz neuen und fremden Kreatur, die in Christus geboren werde.

523. Wäre das wahr, dann könnten wir mitnichten sagen, daß Christus unser Fleisch und Blut an sich genommen hätte, viel weniger die Seele. Er könnte auch mitnichten des Weibes Samen genannt werden. Wie wollten wir dann seiner teilhaftig werden? Hat Christus nicht meine Kreatur an sich genommen, wie hat er dann in meinem Fleisch den Tod erwürgt und den Zorn Gottes gelöscht? Hat er aber meine Kreatur angenommen, was soll dann für eine fremde neue Kreatur in mich einfahren?

524. Ich weiß von keiner fremden, und es wäre völlig gegen die Beschreibung von der Auferstehung der Toten. Ich sollte nicht von einem anderen Menschen sprechen, nicht von einer anderen Kreatur, sondern von einer Verwandlung, wie den groben Stein in Gold oder den Unheiligen in reine Heiligkeit. Soll das nun geschehen, dann muß der rechte Künstler in mich kommen, nämlich der Heilige Geist mit der göttlichen Tinktur, welche Christi Blut ist, mit dem er die Eitelkeit unserer Menschheit zerbrach und unser wahres Leben durch den Tod herausführte. So muß ich tingiert werden, sonst kann ich nicht verwandelt werden. Wenn mich Christus mit seinem Blut nicht tingiert, dann bleibt mein heiliges Paradies-Leben im Tod verblichen. Tingiert er mich aber, dann wird der Heilige Geist in mir rege, der mich nach dem inneren Paradies-Menschen in Christi Fleisch und Blut verwandeln kann.

525. Es ging Gott nicht um eine andere fremde Kreatur, daß diese Mensch würde, sondern um jene, die er in Adam ins Paradies erschuf. Hiob sagte: »In diesem meinem Fleisch werde ich Gott sehen, und meine Augen werden ihn sehen, und kein Fremder. (Hiob 19.26)« Meine eigene Essenz des inneren Menschen wird in dieser Zeit tingiert und verwandelt, und mein äußerlicher sterblicher Mensch wird mit Christi Tod zum Sterben tingiert, und das Mysterium des äußeren Menschen, als die fünfte Essenz (d.h. den äußeren Geist ohne das Übel, in welchem die vier Elemente in der Ausgeglichenheit stehen, in Einem Willen und Wesen), wird zur letztendlichen Erledigung und Auferstehung der Toten tingiert, welche Verwandlung am Jüngsten Tag geschehen soll.

526. Dieser Mensch bildet sich eine Phantasie ein und denkt, er sei es nicht mehr, der er gewesen ist, und seine Natur sei ganz von ihm weg, und er sei eine ganz neue Kreatur von innen und außen. Das ist ganz falsch und ein Ungrund. Sein irdischer Mensch ist nicht Christi Braut in Gottes Heiligkeit, sondern er ist Christi Braut in Christi Tod, sofern er auch dessen fähig ist. Weil er aber vollkommen sein will und Christi Tod entlaufen, ja bereits ganz in Christi Tod auferstanden sein will, so geht er in der Ichheit neben Christi Tod im Tod der Eitelkeit dahin.

527. Ich wünsche ihm von Herzen, daß sein Leib, dieser sichtbare, doch Christi Todes fähig sein könnte. Denn dessen, daß ich in meiner Ichheit lebe, erfreue ich mich nicht, sondern ich erfreue mich dessen, daß ich in meiner Ichheit in Christi Tod stehe und immerzu sterbe, und wünsche, daß ich der Ichheit ganz absterben könnte, so daß meine Ichheit ganz in Gott gelassen sei, und ich nur ein Werkzeug Gottes sei und von meiner Ichheit nichts mehr wisse.

528. Daß der Autor aber sagt, er sei der Ichheit ganz abgestorben und sei das herrliche Vorbild der Braut Christi, welche Gott in dieser letzten Zeit auf Erden offenbaren wolle, ganz von innen und außen heilig und vollkommen, ohne Eitelkeit, Makel oder Sünde, das wollen wir ihm gern gönnen, wenn er uns dessen genugsam versichern kann. Aber auf seinen vermeintlichen, ungenügenden, unbegründeten und nur buchstäblichen Beweis, den er doch nicht versteht, wie die Schrift spricht, werden wir es ihm nicht glauben können, wir sehen denn das Paradies an ihm und sehen, daß er der äußeren Welt abgestorben sei und diese nicht mehr benötige.

529. Denn es gilt kein Wähnen, sondern Empfinden und so Leben. Weil er in der Eitelkeit lebt und sich in der Eitelkeit quält und zum Streit geneigt ist, glauben wir es ihm nicht, und können es auch wegen Christi Worten nicht glauben, die uns warnen, daß wir uns vor denen hüten sollen, die sich für Christus ausgeben. Auch wenn einer in Wundertaten einherginge, aber noch in der Eitelkeit lebte, in Gut und Böse, dann müßten wir doch sagen, daß er ein sterblicher Mensch ist, ja selbst, wenn er im Inneren heilig und in Christus neugeboren sei. Die goldenen Berge, die er uns in dieser Hütte verheißt, möchte der alte Adam wohl gern leiden und anziehen, wenn es möglich wäre und es Gott mit uns so machen wollte.

530. Wir wollten ihn auch herzlich gern für das Vorbild und den Erstgeborenen von den adamitischen Leibern halten, wenn er der wäre, der solche große Verheißungen an unseren sterblichen Leibern oder doch nur an seinem offenbaren könnte. Doch daß er spricht „wir können es an ihm nicht sehen, aber sollen es glauben“, dessen versichert uns niemand. Ich kann es ihm nicht glauben, es sei denn, er versichert es mir so, daß ich es vernehme, es sei wahr, sonst halte ich es für eine Einbildung.

531. Denn was der Geist Gottes vom letzten Zion deutet, das hat ein anderes ABC. Wir verstehen es nicht in verklärten Leibern, darin die Eitelkeit ganz tot sein werde, sondern vom Fall Babel und daß das Ende in den Anfang gehöre. Nicht die zwei Tinkturen in eine verwandelt nach dem äußeren Menschen, sondern wir verstehen Eva in der Buße und in der Einfalt vor ihrer bösen gehabten Lust. Seine Ehestatt, die er vermeint zu sein, ist nur Eva. Sein Zion ist ein Jammertal in Kummer, Mühe und Not: »Denn es sollen nicht aufhören Winter und Sommer, Tag und Nacht, Saat und Ernte (1.Mose 8.22)«, wie zu Noah gesagt wurde, bis da komme der große und schreckliche Tag des Herrn. (Mal. 3.19)

532. So ist auch der Berg Gottes, als Zion, in der ganzen Welt, wo fromme gottesfürchtige Liebhaber Gottes sind. Er ist in den frommen Menschen selbst. Denn die Ehestatt muß im Menschen sein, wie auch der Tempel Christi, darin der Heilige Geist lehrt. Wir müssen keinem Wahn nachlaufen. Die Stätte der Wohnung Gottes ist überall, wo fromme Menschen beieinander sind, wie Christus sagte: »Wo ihrer zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Matth. 18.20)«

533. Weil er aber vom sichtbaren heiligen Samen und Weib Christi spricht und dasselbe ganz ohne Makel sein will, so begehren wir das Zeichen desselben zu sehen. Er stelle uns das vor, so daß wir es erkennen und an ihm sehen, und dann wollen wir es ihm glauben. Ansonsten lasse er andere, die Gott in Stückwerk begabt hat, ungeschmäht, oder wir werden von ihm sagen, daß er weder Stückwerk noch Vollkommenheit habe, sondern nur eine bloße Einbildung und geistigen Hochmut, der durch des Satans Trieb angeregt wird, welcher gern eine solche Scheinheuchelei aufrichten wollte. Weil er bemerkt, daß der Mensch der Sünde offenbar werden soll, will er eine solche gleißende Kapelle daneben sehen, damit die Sünde nicht mehr erkannt werde und er unter solchem gleißenden Röcklein seine heuchlerische und ganz in Sünde blinde Kirche haben könne.

534. Denn das ist des Teufels Art, wenn er sieht, daß die Sünde im Menschen offenbar wird. Dann deckt er der Sünde ein solches fein gleißendes und wohlgeschmücktes Röcklein über und gibt dem Menschen ein, er sei heilig, vollkommen und gerecht. Er legt also den Menschen der Sünde in ein feines sanftes Bett und deckt ihn mit Christi Purpurmantel zu, damit er ihn doch unter solcher Decke ergreifen und betrügen könne.

535. So will er es auch jetzt machen, denn er merkt, daß der Mensch der Sünde offenbart und Babel aufgedeckt werden soll. Und so kommt er fein lieblich verdeckt mit einem glitzernden Schein und will das adamische böse Kind ganz zudecken, daß es nicht mehr sündig heißen soll. Es soll seinen sündigen Namen in der Eitelkeit verleugnen und sich nur ganz Christus und heilig nennen. Und er sagt, es sei eine Lüge, wenn sich der irdische tierische Mensch nach seiner selbsteigenen tierischen Eigenschaft nenne.

536. Liebe Brüder und Mitglieder Christi! Alle, die ihr dieses lest, seid treulich gewarnt und ermahnt: Deckt ja nicht den bösen Sündenmenschen mit Christi Purpurmantel zu, und legt ihn ja nicht ins Ruhebett. Sondern deckt ihn immerfort vor Gott auf, und werft ihn täglich und stündlich ins Grab, in Christi Tod! Kreuzigt ihn ohne Unterlaß, solange ihr in dieser Eitelkeit des Fleisches lebt. Laßt ihm keine Ruhe, haltet ihn für euren Feind, der euch euer edles Perlenkleinod als das Paradies verschlungen hat. Preßt ihn mit Christi Tod, damit ihr euer Perlein aus Christi Tod in seiner Auferstehung aus dieser Hütte, darin es verschlossen und im Tod liegt, wiederbekommen könnt. Erkennt euch nur als arme Sünder vor Gott, und tretet immerzu mit dem verlorenen und wiederkommenden Sohn zum Vater und bittet um Gnade!

537. Unser ganzes Leben soll eine stetige Buße sein, denn es ist auch ein stetiges Sündigen. Und obwohl das edle Lilienzweiglein, das in Christi Geist neugeboren ist, nicht sündigt, so sündigt aber der irdische Mensch in Leib und Seele und will immerzu das edle Röslein wieder zerbrechen und ganz verdunkeln. Doch je mehr dem edlen Röslein göttliches Öl aus den Wunden und dem Tod Christi eingeführt wird, je heller und schöner wächst es, und desto schöner blüht es.

538. Hier ist der Acker, wo diese Frucht wächst. Es lasse sich nur keiner zur Faulheit bewegen und in ein solches sanftes Bett legen, wo er denkt, er sei schön gewachsen und blühe. Nein, nein, mitnichten! Nur immerfort ohne Unterlaß göttliche Essenz angezogen, in der allergrößten Demut, von und aus Gottes Liebe gesogen, wie ein Bienlein aus den schönen Blumen ihren Honig! Denn sobald der Mensch sicher ist und denkt, er selber sei ein heiliger Honig, dann führt ihn des Teufels Gift in die Eitelkeit, die der icheigene Wille in eigener Lust in sich saugt.

539. Der Mensch, der gern in Gottes Reich wachsen und Frucht tragen will, kann nichts Besseres tun, als daß er alle seine Kraft, die er zu seines Lebens Gewächs gebrauchen will, durch Christi Blut und Tod sauge, und immerzu seine Eitelkeit vor Gottes Wahrheit und Klarheit zu Boden werfe, und immerzu sei, als ob er im Sterben liege und mächtig zum Tod der Sünde dränge. Keine Stätte der Ruhe gehöre der Sünde und der Eitelkeit. Denn sobald der Sünde Ruhe gegönnt wird, wächst die Begierde der eitlen Lust. Solange aber der Tod und Zerbrecher über sie Herr ist, stirbt sie ohne Unterlaß der eitlen Lust ab, und aus diesem Sterben wächst das schöne Röslein, das in Gottes Hand zu einer Freude der Gottheit getragen wird.

540. Liebe Brüder! Aus treuem Gemüt ist diese Erklärung gemacht, und nicht dem Autor zu Spott und Schmach gemeint. Denn ich kenne seine elende Verwirrung mehr als er selbst, und wünsche ihm von Herzen, daß er doch demütig werde und sich erkenne, daß er noch im Acker steht, wo die Frucht wächst, und sich nicht vor der Zeit der Frucht rühme. Denn gewißlich soll ein Zion werden. Wie ich dann auch hoffe, es werde der Mensch der Sünde offenbar werden und sich in Gottes Erbarmen suchen. So muß ein stets währendes bußfertiges Leben erfolgen, darin sich der Mensch in der Eitelkeit erkennt und immerfort aus der eitlen Lust in Gottes Erbarmen eindringt.

541. Der arme sündige Mensch muß sich nur mit dem armen Lazarus zu Gottes Füßen unter seinem Tisch vor seine Tür legen und der Krümel von Gottes Tisch begehren, und sich immerzu mit Herzen und ganzem Gemüt in das kananäische Weiblein verkleiden. Kein Heucheln erlangt das Perlenkleinod, denn es liegt an keinem anderen Ort, als im Tod des irdischen Menschen vergraben. Der muß weg, und dann ist es offenbar. Der adamische Tod muß in Christi Tod verwandelt werden, soll Christi Perlein gefunden werden.

542. Christus betete zu seinem Vater, daß er blutigen Schweiß schwitzte, als er den Tod im Fleisch zerbrechen wollte. Wollen wir nun seine Kinder werden, dann müssen auch wir mit ihm in seinem Tod sterben und stets unseren Hunger und große Begierde in seinen blutigen Schweiß hineinführen und die aufgewachte eitle Lust in seinem blutigen Schweiß ertränken.

543. Es muß Ernst und nicht allein Trösten und Heucheln sein. Nicht nur zum alten Adam sagen: „Du bist Christi Fleisch!“ Nein, nein! Nur sagen: „In mir liegt die Sünde und Eitelkeit. Oh Gott, erbarme dich meiner, in Christus deinem lieben Sohn, und zerbrich meine Sünde und die Eitelkeit in seinem Tod, und führe mich in seinem Sieg und seiner Auferstehung aus dem Tod heraus. Mache du die Sünde und den Tod zunichte, und grüne du in Christus aus mir aus. Führe meine Seele aus dem Rachen des Todes und der Eitelkeit in Christus heraus, damit ich in dir und nicht in mir lebe!“

544. Der Mensch soll sich in der Ichheit keine göttliche Wissenschaft zumessen, sondern in allen Dingen Gott die Ehre geben, sich in göttlichem Leben für nichtig und untüchtig halten, und alles, was ihm von göttlicher Kraft eingeführt wird, immerfort wieder Gott aufopfern und sagen: „Herr, du hast die Macht, die Stärke, Kraft und Weisheit zu nehmen. Dein ist die Ehre, ich will vor dir ein Nichts sein. Sei du, lieber Gott, in mir, was du willst. Dein Name sei in deiner Kraft gepriesen, die du in mich führst!“

545. Es soll auch ein Mensch in dieser Welt seine Heiligkeit nicht zu wissen begehren, sondern nur stets aus seinem Baum Christus Saft holen, und dem Baum anbefehlen, was der für einen Ast oder Zweig aus sich gebären will, und sich selber mitnichten darstellen und sagen: „Seht! Hier steht der Baum Christi! Ich bin ein Ast und gewachsene Frucht. Ich bin die Braut des Lammes in aller Welt!“ Sondern nur fein demütig unter Christi Herde einhergegangen und sich vom Erzhirten unter den Lämmern weiden lassen. Nicht umsichstoßen, wie ein Bock, und die Tür zusperren und kein Schaf mehr hereinlassen wollen, wie dieser Autor getan, indem er uns in seinem Traktat die Gnadentür fast ganz versperrt hat, welches wahrlich nicht Lammes-Art ist.

546. Christus hat uns die Tür aufgeschlossen, und kein Lamm begehrt, diese uns zuzuschließen. Das sage ich dem liebhabenden Leser treulich, und warne ihn ganz brüderlich als meinen Mitbruder, in der Niedrigkeit und großen Demut vor Gott und seinen Kindern zu verharren und sich nicht des Sieges im Fleisch zu rühmen, solange der Mensch noch in der Sünde lebt. »Denn, wer da sagt, er habe, keine Sünde, der ist ein Lügner. (1.Joh. 1.8)«

547. Erst dann, wenn der irdische Mensch ganz abstirbt, hat die Sünde ein Ende. Dann wollen wir das Lied vom Treiber singen, der uns gefangenhielt, auch das Lied von der Braut Zion in der Ehestadt Jerusalem.

548. Daß der Autor sagt, die Sünde habe am Vorbild der Braut Christi zum Lob Gottes schon aufgehört, das ist wohl bei der wahren Christenheit in den Kindern Christi vom inneren neuen Menschen im Geist Christi zu verstehen, aber nicht im äußeren fleischlichen Menschen.

549. Dieser Betrug soll ihm mitnichten verschwiegen werden, daß er den sündhaften Menschen zudecken will. Das böse Kind soll dermaßen aufgedeckt werden, daß es als ein Fluch der Welt erkannt werde. Ja, ans Kreuz Christi wollen wir den Menschen der Eitelkeit stellen, daß ihn der arme Sünder sehen soll, und nicht so kühn mit Christi Purpurmantel unter der Decke spielen, welcher dem armen bekehrten Sünder gehört, der in steter Buße lebt, und besonders dem anfangenden vom Teufel hart gehaltenen Sünder, dem der Teufel die Gnadentür zuschließen will, denn der soll sich hierin einwickeln.

550. Der Starke, der im Glauben und Erkennen stark ist, soll den Mantel Christi seinem Erzhirten umgeben und wie ein Lamm in Geduld unter der Herde gehen, und den Mantel, den ihm Christus immerfort umgibt, seinen Brüdern und Mitgliedern umgeben, und in ihnen mit Beten, Lehren und Leben kämpfen und ringen helfen, damit Gottes Wille in uns geschehe und sein Reich in und zu uns komme, und wir als ein einiger Baum in allen Zweigen und Ästen Frucht tragen, und unsere Blüte vor Gott und seinen Engeln erscheine, und wir auch die Frucht ewig genießen können. Amen!

Anno 1622, im Monat April geendigt.


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