Nummer II. Seite 18

401. Das Pasquill fängt hier wieder zu tadeln an, aber verkehrt dem Autor seinen Sinn ganz und gar und schmeißt Galle hinein, weil geschrieben steht:

402. „Die aber im Licht der Natur und des Geistes geboren waren, doch auf Erden den Baum des Lebens nie wahrhaft erkannt hatten, doch in der Kraft des Baumes gewachsen waren, der alle Menschen auf Erden überschattet hatte, zu denen viele Heidenvölker und Unmündige gehören, die wurden auch in derselben Kraft aufgenommen, in der sie gewachsen waren und mit der ihr Geist bekleidet war, und sie sangen das Lied ihrer Kraft. (Morgenröte, Vorwort §80)

403. Dazu spricht nun das Pasquill: „Und gleichwie dieser Geist einen natürlichen Christus statuiert, so will er dessen Erkenntnis natürlich haben, und aus diesem, auch wenn sie den Baum des Lebens in Geist und Wahrheit nicht erkannten, von außen das ewige Leben bekommen, als gäbe es mehr als einen Weg in dieses.“ Bis hierher das Pasquill.

404. Ist denn der Pasquillant gesandt, daß er die Völker, Zungen und Sprachen richten soll? Soll er das Kind im Mutterleib richten und auch den Tauben und Stummen, der taub geboren ist, besonders die Heiden und Türken? Keinen von ihnen läßt er in den Himmel, denn er hat wohl den Schlüssel von Petrus. Oh du elende Blindheit! Mancher wird vor dir in das Reich Gottes eingehen!

405. Ist nicht der Vater im Sohn, und der Sohn im Vater, und der Heilige Geist in beiden? Wenn nun die Heiden oder andere Völker mit Unverstand um den lebendigen Gott eifern, aber die Erkenntnis von Christus nicht bei sich haben und nichts davon wissen, doch mit ganzem Ernst die Liebe und Barmherzigkeit Gottes begehren: Wird sie dann Gott alle verwerfen, nur weil sie keinen Christennamen haben?

406. Wer den Einigen lebendigen Gott ergreift, der hat die Heilige Dreifaltigkeit ergriffen. Der Zöllner im Tempel wußte nichts mehr zu sagen, als nur: »Oh Gott, sei mir Sünder gnädig!« Wenn nun ein solcher Türke oder Heide in gleicher Gestalt mit ernstem Flehen und Büßen käme, aber wüßte nichts vom Reich Christi: Herr Pasquill, wollt ihr diesen nicht zu Gottes Barmherzigkeit lassen?

407. Was wußtet ihr, was Gott für euch tun wollte? Oder was habt ihr ihm gegeben, daß er euch seinen Sohn aus Gnade geschenkt hat? Dürfte er dann auch keine Türken und Heiden oder besonders kleine Kinder in Gnade annehmen? Höre, du blinder Pasquillant, du verstehst des Autors Sprache nicht. Der Text sagt:

408. „Die im Licht der Natur und des Geistes geboren waren.“ Das Licht der ewigen Natur ist Gottes Herz, das Licht der Majestät Gottes, und der Geist aus dem Licht ist Gott, der Heilige Geist. Mit dieser Beschreibung hat der Autor in die neue Geburt gesehen.

409. Wenn nun ein Mensch daraus geboren wird, dann ist es gut, denn er ist aus Gott geboren. Es werden viele Völker so in Gott geboren, die vom Namen Christi, wie Gott Mensch geworden ist, nichts wissen.

410. Versteht denn der blinde Pasquillant nichts? Ich lasse mich bedünken, der Teufel habe ihn geblendet. Seht doch! Die aber in seiner Kraft gewachsen waren (d.h. in der Kraft des Baumes Christi), die wurden aufgenommen. Verstehst du (darunter) das natürliche Gewächs mit Fleisch und Blut, dann bist du ja blind.

411. Siehst du nicht, daß der Text sagt: „Die im Licht der Natur und des Geistes geboren waren.“ Und das ist keine fleischliche Geburt. Was im Geist des Lichtes geboren ist, das ist aus Gott geboren. Herr Pasquill, ihr habt eine bösartige Eigenschaft, die aus Gutem Böses saugt. Was soll ich viel reden oder schreiben?

Nummer III. Seite 26

412. Dort steht: „Aber wenn man von Gott reden will, was Gott sei, dann muß man fleißig die Kräfte in der Natur abwägen, dazu die ganze Schöpfung des Himmels und der Erde sowie der Sterne und Elemente und die Kreaturen, die daraus gekommen sind, sowie auch die heiligen Engel, Teufel und Menschen und auch Himmel und Hölle.“

413. Höre, Pasquill, wenn du recht erkennst, was ein Engel ist, dann erkennst du dich in deinem edlen Bildnis und erkennst Gott in seiner Liebe nach dem zweiten Prinzip.

414. Und wenn du recht erkennst, was ein Teufel ist, dann erkennst du Gottes Zorn und die finstere Welt.

415. Und wenn du die Sterne und Elemente recht erkennst, dann hast du an der äußeren Natur das Gleichnis der inneren ewigen Natur.

416. Und wenn du die Kreaturen recht betrachtest, dann siehst du am Geschöpf Gottes die wunderbare Weisheit, und wenn du den Himmel recht betrachtest, dann erkennst du den Unterschied der Prinzipien.

417. Aber höre, Pasquill, was soll ich mit dir lange darüber schwatzen? Bist du doch an meinen Schriften ganz blind. Du führst ganz andere Meinungen herein, als ich es meine. Du sagst, Fleisch und Blut könne Gott nicht betrachten. Das kannst du mir nicht entgegensetzen, denn auch ich sage, daß der äußere Mensch nichts von Gott weiß noch versteht. Aber der innere Mensch, vor allem der Geist, erforscht auch die Tiefen der Gottheit.

418. Ich sage nicht, daß ein Tier die Engel, Teufel, Himmel, Hölle, Sterne, Elemente und Kreaturen betrachten soll, sondern ein vernünftiger Mensch, der Gottes Kind ist. Der soll seine Freude damit haben, daß Gottes Liebe in ihm wächst.

419. Daß aber vom Gesetz der Natur gesagt worden ist „die darin leben oder gelebt haben und im selbigen Licht gewachsen sind“, das deutet der blinde Pasquillant alles auf die äußere Natur und versteht darin nichts, denn das Gesetz der Natur ist Gottes Gebot.

420. Daß Gott zu Adams Natur sprach »Du sollst nicht vom Baum essen!«, dieses Gesetz ist auch in unser Gemüt geschrieben, so daß wir wissen, daß wir recht handeln sollen. Das verstehen doch auch die Heiden und kleinen Kinder.

421. Wenn nun ein Mensch in diesem Gesetz lebt und entsprechend handelt, so daß er wohl weiß, was richtig ist, und aus dem Licht der ewigen Natur aus dem Geist geboren ist, als aus Gottes Herzen: Wer will den richten? Du Splitter-Richter, bleib nur daheim!

422. Wenn ich an dieser Stelle vom Baum des Gewächses spreche, als vom süßen Baum, dann verstehe ich nicht des Fleisches Gewächs oder des Fleisches Willen, sondern das Regiment des Geistes im süßen Baum Gottes. Ich rede auch nicht von der leiblichen und anfänglichen Geburt, sondern von der geistigen.

423. Der süße Baum ist Gottes Geist, wie vorn ausführlich erklärt wurde. Das heißt, es ist die himmlische Wesenheit, die das Wort oder Herz Gottes in Marias Essenz mit sich führte, und die in Maria Mensch wurde. Dieser süße Baum der göttlichen Wesenheit ist größer als alles und schwebt im zweiten Prinzip über uns alle.

424. Meine ganze Meinung sieht dahin. Auch, wenn du es nicht verstehst, dann weiß ich es aber und sage mit treuer Wahrheit, daß mancher Heide und Unmündige von diesem Baum in Gottes Erbarmen gegessen hat, auch wenn er es nicht mit Namen erkannt hat. Denn was der äußere Mensch nicht erkennt, das erkennt der innere. Haben doch die ausländischen Völker auch Adams Leib und Seele. Höre, Pasquill, was sagt Paulus in Röm. 2.14?

425. Es gibt also kein Ansehen der Person vor Gott. Welche ohne Gesetz gesündigt haben, die werden auch ohne Gesetz verloren sein, und welche am Gesetz gesündigt haben, die werden durch das Gesetz verurteilt werden. Zumal vor Gott nicht die gerecht sind, die das Gesetz hören, sondern die das Gesetz tun (bzw. erfüllen), werden gerecht sein. »Denn die Heiden, die das Gesetz nicht haben und doch von Natur aus des Gesetzes Werk tun, diese sind, obwohl sie das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz. Damit beweisen sie, daß des Gesetzes Werk in ihren Herzen geschrieben ist. Ihr Gewissen bezeugt es ihnen, dazu auch die Gedanken, die sich einander anklagen oder auch entschuldigen, bis zu dem Tag, an dem Gott das Verborgene der Menschen durch Jesus Christus richten wird, wie es mein Evangelium bezeugt. (Röm. 2.14)«

426. Was verwirft es dann das Pasquill, wenn ich geschrieben habe, das Gesetz der Natur sei in des Menschen Herz geschrieben? Es kennt wohl ein jeder von Natur aus, und sein Gewissen überzeugt ihn, daß er recht tun soll. Wenn nun ein Fremdling wäre, der von Christus nichts weiß, aber von ganzer Seele christliche Werke in der Hoffnung göttlicher Belohnung tut: Wolltest du ihn verdammen?

427. Erkennst du nicht, daß jene, die das Evangelium hören und nicht tun, durch das Evangelium gerichtet werden sollen? Und die es nicht hören und Böses tun, ebenso? Und wer Christus nicht predigen hört, noch von ihm weiß, aber in der Liebe und in der Furcht Gottes eifert, die sollen in ihrem Eifer noch vor den halsstarrigen Christen, die nur Christi Namen führen, in das Reich Gottes gehen.

428. Wenn du kannst, dann segne doch auch St. Paulus ins Angesicht, wie du mir es tust, du unverständiger grimmiger und neidiger Pasquillant! Du richtest mich und verdammst mich gegen Christi Verbot, der da sprach: »Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Verdammt nicht, damit ihr nicht verdammt werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welcherlei Maß ihr meßt, wird euch gemessen werden. (Matth. 7.1)«

429. Was darfst du ein so schändliches Pasquill unter den Leuten verbreiten und meine geschriebenen ungedruckten Schriften richten, die ich nur für mich selbst zu einer Erinnerung geschrieben hatte, welche ohne meinen Willen ans Licht gekommen sind, und mich so leichtfertig, ganz nach teuflischer Art verdammen?

430. Ist es dir befohlen worden, du Splitter-Richter? Es ging dir wohl nicht um den Autor des Buches, sondern daß du deine schönen hochverständigen Gedanken sehen lassen möchtest, wie du ein Meister der Schrift und ein verständiger Mann wärst. Aber ich finde dich in Babel mit einem unchristlichen Gemüt. Lauf nur so weiter, und du wirst unserem Herr Gott ein treuer Arbeiter in seinem Weinberg sein.

431. Du hast in deinem Schmähpasquill selber geschrieben, man solle niemand verdammen, außer grobe Laster und Sünden. Aber dir selber steht es wohl frei, was du anderen verbietest, und du allein darfst das Verborgene richten.

432. Hätte ich gewußt, daß mein Buch gelesen werden sollte, vielleicht wäre es heller und mit offenen klaren Worten geschrieben worden. Obwohl es nie hell genug wäre, wenn du blind bist und dir der Splitter in den Augen steckt, der Dorn des Stolzes, um sich wie Kain vor seinem Bruder Abel sehen zu lassen.

433. Aber ich sage dir, daß dein Buch, Pasquill, eine gute Wurzel zu einem neuen Antichristen gäbe. Ich erkenne darin sehr neue Dinge, welche mir ganz gegen die (Heilige) Schrift zu laufen scheinen, besonders von der Menschwerdung Christi und seiner Mutter Maria.

434. Ich glaube, wenn man das Pasquill nicht läse, das sollte einem zur Seligkeit nützlicher sein, als daß einer deinem neuen Dichten gegen den Grund der Schrift weit nachgrüble. Es hat ja so ein Ansehen, das den Leuten die Augen füllt, außer den wahrhaft Verständigen. Sie nennen dich darum nicht alle Meister, denn es wird auch Babel genannt und ein unzeitiges ganz unnötiges Pasquill.

435. Ist das dein christliches Herz, daß du einen eifrigen Menschen, der in der Seligkeit eifert, richtest und verdammst? Und wenn ich auch in meinem Eifer irrte, aber ein rechtes Herz in rechter Meinung, doch mit Unverstand und Einfalt führte: Solltest du mich darum verdammen? Hörst du nicht, was St. Paulus von den eifrigen Heiden sagt, wie oben erklärt (ab §424)?

436. Bist du nun ein Meister und ein Christ, warum unterweißt du mich nicht zuvor und belehrst mich eines Besseren? Weißt du nicht, wer ich bin? Ich denke, es ist dir nicht verborgen, daß ich ein einfältiger Mann und dazu ungelehrt bin. Bist du nun hochgelehrt und ein Erfahrener: Sollst du dann so tyrannisch mit mir verfahren und mich dem Teufel übergeben?

437. Wo ist dein christliches Herz? Zeige es mir in deinem Pasquill! Sollst du einen einfältigen Mann verdammen?! Ich hätte dir freundlichen Bescheid und gute Rechenschaft über meine Sachen gegeben, hättest du mit freundlicher Unterweisung gehandelt, wie es einem Christen gebührt.

438. Aber dein hochaufgeblasenes Gemüt wollte nicht. Nun, so habe nun die Antwort darauf, denn besser ist es nicht verdient. Weil du mich zum Teufel erklärst, so erkläre ich dich zu einem Lügner. Denn ich bin ein Kind Gottes und eifre Tag und Nacht für meinen Gott mit Flehen zu seiner Barmherzigkeit um Christi willen und glaube fest, daß ich ein Kind Gottes und Glied an Christi Leib bin, und bin dessen auch ganz gewiß in der Kraft des Heiligen Geistes, er werde mir meine Beilage als das edle Perlenkleinod in Christus bis an jenen Tag bewahren.

439. Du stolzer Pharisäer wirst mir das edle Ritterkränzlein nicht nehmen, welches mir mein Heiland aufgesetzt hat. Aber wenn du mir dieses abzuziehen begehrst, dann siehe zu, was du tust und wo du bleibst, damit dich der Zorn Gottes nicht verschlinge.

440. Ich will dich als ein Christ ermahnt haben, von solcher Lästerung und schändlicher Verdammung abzustehen. Denn das Reich Gottes steht nicht in unserem Vielwissen, sondern in einem ernstlichen, vor Gott gehorsamen und demütigen Gemüt und Willen, so daß wir nicht allein mit dem Mund, sondern in der Tat Christen sind.

441. Ein Christ hat keinen anderen Streit als nur gegen sich selber, gegen seine bösartige Natur. Gott spricht: »Die Rache ist mein, ich will vergelten.« Wir leben und sind doch in Gott: Was wollen wir dann um ihn streiten? Es richte ein jeder nur sich selbst und bekehre sich zu Gott. Der (äußere) Streit geht überall nur um die Hülse, und den Kern, welcher der Seele gebührt, läßt man liegen.

442. Hat einer etwas gelernt, dann gebrauche er es zu Gottes Ehre und seines Bruders Nutzen. Er soll es nicht verachten. Gott hat uns in seiner Liebe ohne all unser Wissen und Verdienst durch sein Herz aus seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren, die wir alleweil blind waren und von unserer Wiederbringung nichts wußten. Wir waren alle unter der Sünde, und er hat uns die Kindschaft aus Gnade geschenkt. Sollen wir dann selber einander richten?

443. Oder können wir alle mit einer Zunge reden? Es sind doch mancherlei Gaben, aber nur ein einiger Geist, der sie gibt, wie St. Paulus sagt. Sollen wir dann diesen Geist einen Teufel nennen, der uns Gottes Wunder eröffnet? Weißt du nicht, was die Schrift sagt: »Wer den Geist Gottes lästert, der hat ewiglich keine Vergebung. (Mark. 3.29)«

444. Du ziehst mutwillig Gottes Gericht über dich und ärgerst andere Leute, die auf dein Schmähen sehen und durch deinen Mund auch Lästerbälge werden, was sonst wohl unterbliebe. Damit werden Sünden mit Sünden gewirkt und so zum ernsten Gericht Gottes behalten, der einem jeden nach seinen Taten geben wird.

Nummer IV.

445. Dort schreibt das Pasquill: „Alle Menschen werden von Gott nach dem Fleisch geschaffen, und in dieser Masse sind sie allesamt unter Feindschaft, Ungehorsam und Finsternis beschlossen, und der eine ist nicht besser als der andere. Aber nach dem Geist sind sie unterschieden, und die Kinder des Lichtes sind aus ihm geboren, welche er aus der natürlichen Finsternis errettet und ihre Finsternis licht macht. Aber die Kinder der Welt läßt er in der Finsternis sitzen und ihr Licht verlöschen, denn Er lieb Jakob und haßt Esau.“

446. Höre, Pasquill, wie kochst du den Brei im Mund und sagst es nicht glatt heraus, wie es dir im Herzen sitzt? Du hast es doch darin, und ich würde es herausgeben. Was meinst du mit den zweierlei Geistern vom Mutterleib? Werden zweierlei Seelen geboren, eine aus Gott und die andere aus dem Fleisch, wie du wähnst? Oh du blinder Verstand, was lehrst du? Willst du richten, aber verstehst selber nichts?

447. Vom Fleisch wird keine Seele geboren, sondern Seele von Seele, Fleisch von Fleisch. Wir sind von Adam her alle von Einer Seele und Einem Geist gezeugt, keiner anders. Adam ist der Baum, und wir sind die Äste. Wir stehen alle im selben Baum nach der Wurzel, und er hat uns alle verdorben.

448. Ansonsten, wenn es so wäre, daß ein Mensch im Mutterleib einen irdischen Geist empfing und der andere einen aus Gott, dann wäre derjenige, der aus Gott geboren wäre, nicht an Adams Fall schuldig, und wäre auch kein Sünder vom Mutterleib her. Und der andere vom Fleisch wäre vom Mutterleib verdammt, wie er es dann fein höflich auf Jakob und Esau bezieht. So ist seine Meinung, und der Verstand lautet so, nur daß er diesen Brei im Mund kocht.

449. Warum läßt dann Gott den Verdammten lange belehren und predigen? Oder was wäre es den ganz Vollkommenen nütze? Ist der Geist vom Mutterleib her aus Gott und hat Gottes Licht vollkommen, dann wäre er ohne Sünde und bedarf keiner Belehrung. Die Schrift aber sagt: »Sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den sie an Gott haben sollten. (Röm. 3.23)« Und sogar die heiligen Apostel sagten: »Herr, du hast uns durch dein Blut erlöst. (1.Petr. 1.19)«

450. Und (das Pasquill) sagt weiter: „Wer darf denn sagen, daß solches ohne des Herrn Befehl geschehe, und daß weder Böses noch Gutes aus dem Mund des Allerhöchsten komme? »Hat ein Töpfer nicht die Macht, aus einem Klumpen zu machen, was er will? Ein Gefäß zu Ehren, und das andere zu Unehren? (Röm. 9.21)« Kann Gott mit uns Menschen nicht auch so umgehen?“

451. Lieber, das wäre eine feine Sache von einem Verständigen, der die Sprüche der Schrift heranziehen will, daß er sie auch erklärt, vor allem solche Sprüche, die dem traurigen angefochtenen Gemüt Anstoß geben. Daß man einem einen Strick an den Hals wirft und lachend davon geht, das ist sehr tückisch.

452. Du wähnst noch, Gott mache den einen aus seinem Vorsatz selig und den anderen verdamme er aus seinem Vorsatz, obwohl doch Gott spricht: »So wahr ich lebe, ich will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe. (Hes. 33.11)«

453. Wenn du nicht das Prinzip zwischen Licht und Feuer erkennst, welches die Seele betrifft, dann schweig nur mit der Wahl still, denn du verstehst nichts davon.

454. Du meinst, Gott verstocke die Seele, aber das ist nicht wahr, denn die Verstockung steckt im Prinzip, so daß mancher vom finsteren Zentrum der Natur von den grimmigen Gestaltungen zur Natur ergriffen wird.

455. Denn die Prinzipien stehen in stetem Ringen, wie das Feuer in der Quelle. Wie es dann auch Luzifer so begegnet ist, daß er den Willen des überheblichen Stolzes in der Feuermatrix nach der finsteren Welt geschöpft hat, wie auch bei Kain und Abel zu sehen ist.

456. Die Lichtwelt, welche Gott selbst ist, hat keine Begierde zum Bösen oder zum Verderben. Es ist kein Fünklein in Gott, welches das Böse begehrte. Gott nennt sich „Gott“ nach dem Licht und nach der Liebe und nicht nach dem Feuerquell und vielweniger nach der finsteren Welt.

457. Der Feuerquell ist Grimmigkeit und verschlingt alles, was in ihn kommt, denn die finstere Welt ist nur ein grimmiger Hunger, aber die Lichtwelt ist eine reine Liebe. Der Mensch hat sie alle drei im Zentrum.

458. Wenn das Leben angezündet wird, dann ist im Zentrum der Streit in den Gestaltungen zur Natur. So wird manche Seele in der Essenz ergriffen, doch das ist nicht Gottes Vorsatz.

459. Gott wollte nicht, daß Adam fallen sollte, sonst hätte er ihm kein Gebot gegeben. Er wollte auch nicht des Teufels Fall. Daß aber sein Grimm den Luzifer und auch Adam ergriffen hat, das ist die Schuld der Kreatur.

460. Wußte doch der Seelengeist wohl, wo er daheim wäre. Und er war frei, wie auch Gott frei ist. Er hatte das Zentrum der Natur nach dem Wesen aller Wesen. Warum setzte er seine Imagination in den Grimm? Überheblicher Stolz bringt Unmut (Ärger bzw. Unzufriedenheit), und so erging es dem Teufel und auch Adam.

461. Der Teufel wollte ein Herr des Feuers sein, und Adam ein Herr in dieser Welt: So ließ es Gott auch geschehen, weil sie beide freien Willen hatten.

462. Die Seele wird nicht gemacht, wie der Töpfer einen Topf macht. Sie wird dem Kind aus der Seelenessenz der Eltern geboren. Das wollte das Pasquill gern verdunkeln, damit er aus Gottes Vorsatz einen bösen und guten Geist wählen könnte und dem traurigen Herzen Gottes Zornwillen zur Verzweiflung einschieben.

463. Nein! Höre, Pasquill, laß sie mir alle aus Einer Seele herkommen, dann haben wir allesamt zugleich Eine Gnadentür offen. Das will ich von dir haben, oder ich sage, du seist ein Ketzer und Verdreher der Schrift und willst uns Gottes Barmherzigkeit nehmen.

464. Ich sage in der Kraft meiner hohen, mir von Gott gegebenen Erkenntnis, daß die Gnadentür der armen Seele noch nicht versperrt ist. Und wenn sie der Teufel auch an seiner Kette hätte und mit ihr fortwollte, solange sie noch in Fleisch und Blut in dieser Welt steckt, gibt es Hilfe für sie, wenn sie umkehrt und das Bösartige bereut, denn Gott verläßt sie nicht.

465. Er hat nur eine einige Seele geschaffen, nicht zum Verderben, sondern zum Leben, zu seiner Ehre und Herrlichkeit. Und die fordert er auch von allen Menschen, und der Mensch soll Rechenschaft geben, wie er diese verwahrt habe, denn sie ist sein edelstes Kleinod.

466. Denn nach der Seele und ihrem Bildnis ist er Gottes Kind, aber nach dem Geist und Leib dieser Welt ist er ein Tier geworden, entsprechend der Qualität der Sterne und Element, wie in meinem Buch „Vom dreifachen Leben“ genügend ausgeführt wurde. Der Leser mag dort suchen, und wird die Gnadenwahl ein wenig anders und den Zweck näher finden als in diesem Pasquill.

467. Ich kann hier mit so langer Rede die tiefen Geheimnisse nicht wiederholen, und die liederlichen Scherzreden in diesem Pasquill sind dessen auch nicht wert. Man soll die Perlen nicht unter die Säue werfen. Das Pasquill hat einen Haufen Scherzreden gemacht, um seinen Tand zu schmücken, aber ich achte nicht alles, was nicht unbedingt not ist, einer Antwort wert.

Nummer V.

468. Hier führt der Pasquillant auch den Spruch an, da Christus sagt: »Wenn es möglich wäre, könnten auch die Auserwählten verführt werden. (Matth. 24.24)« Solches tut er auch zum Schein der Wahl. Aber nein, Fritz! Er gehört nicht dazu. Wenn einer in Christus beständig bleibt, dann ist es dem Teufel und Ketzer unmöglich, daß sie ihn verführen können und Christus aus seinen Händen reißen. (Joh. 10.28)

469. Aber wenn ein erleuchteter Christ, auch wenn er in Gottes Liebe ist, sicher sein will und dem Teufel nach seiner Geige tanzen und ihn zur Herberge hereinnehmen will, dann ist es wohl möglich. War es doch möglich, daß der erste Mensch und auch der Teufel fielen. Der Pasquillant kann damit nichts erhalten (bzw. beweisen).

Nummer VI.

470. Dann sagt das Pasquill: „Gottes Willen, warum er einen erwähle und den anderen verwerfe, soll man außer (bzw. ohne) Christus nicht erforschen.“ Da hast du es! Laufe hin, forsche nicht weiter, sondern denke immer, wenn du jemand ansiehst: „Wer weiß, ist er auch erwählt? Ist er ein Kind Gottes oder des Teufels?“

471. Oh du elender Verstand, willst du dem Geist, der auch die Tiefe der Gottheit forscht (wie St. Paulus sagt (1.Kor. 2.10)) gebieten? Der Geist erforscht sich selbst, und wenn er bis zum Zentrum forscht, dann erkennt er Gott seinen Vater, denn die Seele entsteht aus Gott dem Vater, aus der ewigen Natur.

472. Oh Blindheit und eigener Verstand! Wer hat uns das Forschen verboten? Der Teufel verbietet es uns, damit wir sein Reich nicht erforschen, denn wir könnten sonst vor ihm fliehen. Wenn du mir auch noch verbötest, daß ich nicht husten dürfte usw. Wie hat dich der Dünkel geblendet! Darf der Sohn nicht sehen, was der Vater im Haus macht, obwohl er doch sein Werk treiben muß?

473. Warum soll ich nicht nach meinem Vaterland fragen, daraus meine Seele in Adam gekommen ist, aber in Christus wieder hineingeführt wurde? Ich sage: Es wird ihm schon verboten sein, ohne (Gottes) Geist zu forschen, was Gott ist, denn Gottes Geist erforscht sich selbst, sonst kann niemand Gott erforschen. Ist Gott also nicht im Geist, dann muß es das Pasquill nicht verbieten.

Nummer VII.

474. Ferner sagt das Pasquill: „Warum sie nicht alle die Gnade in Christus suchen, sondern ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten trachten, das muß man im geheimen Rat Gottes lassen, der keinem Menschen zu erforschen möglich ist.“

475. Höre, Pasquill, liegt dir der Lebensatem im Weg? Räume Stolz, Geiz, Neid und Bosheit und das schöne Söhnlein der Falschheit aus dem Weg, dann wird sie der Gottlose suchen! So liegt die Lust dieser Welt im Weg. Nimm einen Besen und kehre die Früchtlein aus der Welt, dann werden sie alle Menschen suchen.

476. Du suchst doch auch mit ganzem Fleiß, wie du mich verdammen kannst. Du willst auch nur deine eigene Gerechtigkeit gegen deinen Bruder aufrichten, den du wie dich selbst lieben solltest. Du suchst in vielen Schriften, daß du ihn richten könntest. Riech nur an deiner Brust!

Nummer VIII.

477. Dort meint der Pasquillant, er habe eine Maus gefangen, und die müsse ihm halten. Weil der Autor geschrieben hat: „Gott hätte von Luzifers Fall zuvor nichts gewußt. (Morgenröte 14.35)“ Da hat er ihn gewißlich ertappt. Wie wollen wir ihn nun tummeln.

478. Höre, Pasquill, diese Stelle ist noch nicht aus dem magischen Erkennen herausgeführt (und verständlich genug beschrieben). Ich gestehe es dir, was ich geschrieben habe. Aber höre! Meinst du, es sei nicht wahr? Erkennst du die Prinzipien? Weißt du jetzt, was in der finsteren Welt geschieht? Der finsteren Welt Willen ist im Himmel nicht offenbar. Gott schleppt sich nicht mit dem Willen des Grimms.

479. Sein Grimm und Zorn hat es wohl gewußt, denn der Grimm ist eine Ursache des Falls. Aber in seine Liebe kommt keine solche Imagination. Da ist kein Fünklein vom Teufel oder der Finsternis in seiner Liebe offenbar, sondern eine reine Liebebegierde. So nennt sich nun Gott einen Gott nach der Liebe und Sanftmut. Nach diesem ist die Frage beantwortet.

480. Ansonsten, wenn man sagt, Gott sind alle seine Werke seit Ewigkeit offenbar, dann muß man auch sagen, Gott ist in allem seit Ewigkeit gewesen und ist selbst alles. Denn er ist in jedem in der Essenz, wie die Quelle in jedem ist. So steht auch geschrieben: »Bei den Verkehrten bist du verkehrt. (Psalm 18.27)«

481. Sind doch der Abgrund und Hölle auch Gottes. In der Hölle ist höllische Wissenschaft, und im Himmel himmlische, und in dieser Welt siderische. Nach dem ersten Prinzip ist Gott alle Bosheit seit Ewigkeit bewußt, aber man nennt es nicht Gott, sondern Gottes Zorn. Nach solcher Meinung ist des Autors Sinn gewesen, um nur für sich selbst so zu schreiben.

482. Er verstand den Sinn wohl, aber den Pasquillanten kannte er noch nicht, sonst hätte er es einfältiger geschrieben. Denn wenn man den ganzen Gott nach Liebe und Zorn, nach allen Welten nennt, dann sagt man zu Recht: Gott sind alle seine Werke seit Ewigkeit bewußt gewesen.

483. Aber höre, Pasquillant! Hast du nicht gesehen, wie das Zentrum der Natur in meinem Buch beschrieben wurde? Konntest du nicht nachforschen? Gewiß, du wärst auf den Grund gekommen. Weiter gedenke ich hier nichts vom Mysterium aller Wissenschaften zu schreiben. Lies „Die drei Prinzipien“, dort wirst du es finden. Es ergäbe hier eine zu lange Rede, die auch nicht nötig ist.

484. Denn man sollte nicht sagen, daß Gott die Essenz sei, sondern die Essenz entsteht in der ewigen Natur, und in Gottes Magie entsteht die Natur. Er ist in Allem, aber nichts ergreift ihn, wie vorn erklärt wurde. Er besitzt sich selbst, gleichwie sich das Licht selbst besitzt und ohne Qual im Feuer wohnt.

Nummer IX.

485. Viel Geschwätz macht das Pasquill mit einem fremden Verstand besonders auch dort, wo vom Autor geschrieben steht, Luzifer sei ein Teil oder aus Gott gewesen. Da will er einfach blind sein und nicht erkennen, wie es gemeint sei. Er will nichts von Gottes ewiger Natur wissen, denn er versteht mit der Natur nur die äußere Welt. Er will es einfach nicht erkennen, daß ein ewiger Geist wie die Engel und Seelen der Menschen aus Gottes ewiger Natur und Wesen hergekommen sind.

486. Mein Pasquillant, öffne doch die Augen und erkenne, daß ich mit der ewigen Natur, daraus die Engel und Seelen erschaffen sind, nicht das göttliche Prinzip meine. Kannst du denn nicht an Feuer und Licht ein Gleichnis sehen? Du siehst ja wohl, daß das Feuer der Natur gehört und nicht das Licht. Aus dem Licht selbst kann nichts erschaffen werden, allein aus der Wesenheit und durch die Sanftmut kann geschaffen werden, denn das wird Substanz.

487. Nun kann aber ein lebendiger Geist nicht aus Wesen gemacht werden, denn das Leben ist kein Wesen, sondern eine Begierde des Wesens.

488. Ein Geist, wie da Engel und Seelen sind, ist aus der Magie oder Begierde des Feuerquells aus den Gestaltungen zur Natur als aus dem Zentrum ausgegangen. Denn nichts ist ewig, es sei denn aus dem Zentrum der ewigen Eigenschaft ausgegangen.

489. Das Zentrum ist eine Begierde zur Offenbarung des Ungrundes in Grund, des Nichts in Etwas, um das verborgene Mysterium des ewigen göttlichen Wesens zu offenbaren.

490. Das Licht hat ein anderes Zentrum, und Gott wird im Licht erkannt. Das Herz Gottes ist des Lichtes Zentrum, und die magische Begierde ist des Feuers Zentrum, und im Feuer wird die Freiheit als das Nichts offenbar, auf kreatürliche Art ausgesprochen.

491. Doch Gott ist gegenüber der Kreatur wie ein Nichts, und weil er doch Alles ist, wird im Feuer seine Majestät offenbar. Im Feuer ist die Findung des Nichts, denn Gott findet sich seit Ewigkeit selbst in sich. Er ist nicht die Natur, was den Namen „Gott“ betrifft, denn die Natur wird im Willen des ewigen Nichts geboren.

492. Das ist nur ein Einiger Wille, und der ist der Ungrund, und der ist begehrend des Grundes als seiner Selbst-Offenbarung, und in dieser Begierde wird die Natur offenbar. So macht die Begierde die Natur, und diese treibt sich in der Begierde von einer Gestaltung der Begierde zur anderen. Eine Gestaltung der Begierde macht die andere bis zum Feuer, und damit ist das Prinzip und Leben geboren.

493. Das Schöpfen ist die Mutter als das Begehren oder der Hunger, wie man es etwa nennen könnte. Es macht die Begierde zur Substanz entsprechend der Eigenschaft der Gestaltung. Es bildet den Willen in eine Gestaltung, darin wir das Zentrum des Geistes verstehen.

494. So ist nun Gott selbst der Ungrund und auch der Grund. Im Feuer wird alles offenbar, sowohl die Natur als auch das Licht der Majestät. Im Feuer ist die Scheidung zwischen Gottes Namen und der Natur Namen, auch zwischen der Liebe-Quelle und dem natürlichen Grimm-Quell.

495. Im Feuer entstehen zwei Prinzipien als zwei Magien oder zwei begehrende Willen, nämlich des Lichtes und des Feuers.

496. Das Licht ist eine Begierde der Liebe, Sanftmut und Wesenheit, und das wird in der Ewigkeit Gott genannt. Das Licht ist Majestät, des Lichtes Begierde ist das andere (zweite) Zentrum oder Herz Gottes, und die Wesenheit ist Gottes Wesen, der Wasser-Quell oder Geist des ewigen Freudenlebens.

497. Und das Feuer macht im Wasserquell die (heilende) Tinktur oder das Leben, so daß Gottes Wesenheit ein Leben ist. Diese Wesenheit des Lichtes ist des Wortes oder Herzens Leiblichkeit, und darin wird das große Mysterium des Willens des Ungrundes als die Weisheit Gottes offenbar.

498. Und das Feuer ist ein anderes Prinzip als das Licht. Es hat eine grimmige, stachlige und verzehrende, in Macht und Pracht aufsteigende Begierde. Es will alles verzehren und in sich verschlingen. Es ist eine Ursache des Geizes, und seine Bitterkeit ist eine Ursache des Neides, denn sie ist der Stachel des Todes und Zorns.

499. Und hier gehe zurück in die Gestaltungen zum Feuer, dann wirst du die finstere Welt und den höllischen Grimm finden, und im Feuer Gottes Zorn, den das Licht als sein Herz in der Liebe-Quelle gefangenhält und des Feuers Grimm besänftigt.

500. Denn das Wasser des ewigen Lebens, das als Gottes Wesenheit aus der Sanftmut geboren ist, macht aus dem göttlichen Feuerquell eine andere Quelle, nämlich das Aufsteigen des göttlichen Freudenreichs. Des Feuers Quell muß so nur eine Ursache des Lebens und Lichtes sein, sowie des Geistes und des Freudenreichs.

501. Und hier scheidet sich der Name Gottes in die Dreiheit (bzw. Dreifaltigkeit), nämlich im ersten Zentrum zur Natur als der ewige Wille des Schöpfens, der im Feuer ein strenges feuriges Wesen ist und im Licht die Ursache des Freudenreichs und des Lebensgeistes: Der ist Vater aller Wesen, auch seines Sohns als das andere (zweite) Zentrum der Liebebegierde.

502. Denn das zweite Zentrum der Kraft des Lichtes ist sein Sohn oder Herz und macht in sich und im Vater das zweite Prinzip als die englische Welt, und das ist unser wahres Vaterland, das Christus wieder in uns brachte.

503. Und der vom Feuer im Licht ausgehende Geist ist die dritte Person. Im Licht, in der Liebe und im Freudenquell heißt er Gott der Heilige Geist, das heißt, nach des Sohnes Zentrum. Und nach des Feuers Zentrum heißt er der Zorngeist des Vaters.

504. In der finsteren Welt ist er das Leben der höllischen Qual aus allen Gestaltungen zur Natur. Im Feuer ist er die Flamme des grimmigen Zorns von Gott dem Vater, und im Licht ist er die Flamme der großen Liebe Gottes. Er ist das wahre Leben Gottes, und ist auch das Leben aller drei Prinzipien, aller drei Welten, in jeder Welt nach ihrer Eigenschaft. Aber er wird nur nach der Liebe, als nach der Eigenschaft des göttlichen Sohnes, als Gott der Heilige Geist erkannt und recht benannt, ansonsten wird er der Geist der Natur aller Wesen genannt.

505. Weil wir nun hier so tief gehen, so wollen wir euch noch etwas mehr weisen, aus wahrer Liebe und nicht aus der Begierde, euch euer Unwissen so ganz vorzuweisen. Denn wir kennen euch besser, als ihr euch selber. Und wenn wir schon über euch eifern, dann soll es doch nur herzlich verstanden werden, als eine Strafe für euren aufgestiegenen stolzen Willen über den Geist Gottes, von dem ich meine Erkenntnis habe.

506. Denkt dem Prinzip des Feuers nach und seht, wie der Tote aufersteht und wie er stirbt. Seht, das Feuer ist eine große hungrige Begierde nach Wesen, und wenn es das nicht haben kann, dann erlischt es.

507. Darin betrachte die große Begierde des Vaters nach dem Sohn als des ersten Prinzips nach dem zweiten, wie der Vater in großer Begierde seinen Sohn liebt, denn er ist sein Leben. Sonst wäre des Vaters Leben ein dürrer verschmachtender Hunger, gleich den Teufeln und der finsteren Welt, denn das Feuer brennt nicht ohne das Wesen des Wassergeistes.

508. Hier bedenkt, was dem Teufel widerfahren ist: Als er Gottes Liebe und Sanftmut verlor, ist er ein dürrer Hunger im Grimm der ewigen Natur geblieben. So geht es auch der Seele des Menschen, denn sie entstehen alle gleich aus der ewigen Natur.

509. Nun seht weiter, was im Zentrum des Feuers die Möglichkeit und das Wesen ist. Ihr versteht nun, daß der Quell des grimmigen Feuers Wesen haben muß und daß sich der Feuerquell nach Wesen sehnt. Und wenn das Feuer das Wesen oder die Wesenheit des Wasserquells in sich bekommt, dann verzehrt das Feuer diese Wesenheit, und das ist das Sterben der Wesenheit. Denn die Wesenheit geht wieder in die stille Ewigkeit jenseits der Natur als in das Nichts.

510. Nun seht recht, wie doch kein Sterben ist, sondern aus diesem Tod und der Verzehrung kommt das Licht heraus, und das Licht (des Bewußtseins) ist erst die Kraft des Verstandes und der Sinne. So steht der Tote aus dem Feuerleben in einer anderen Welt auf, im ewigen Nichts, in der Freiheit jenseits der Natur.

511. So seht nun, wie das Licht ohne Qual im Feuer wohnt. Es weiß vom Grimm des Feuers nichts, denn es ist in seiner Essenz eine Liebebegierde. Und so habe ich geschrieben, daß die Gottheit als Gottes Zentrum vom Fall des grimmigen Teufels nichts gewußt hatte. Aber das erste Prinzip wußte es, als der Vater nach der Natur des Feuers, nach der Begierde und nach dem Hunger in der finsteren Welt.

512. Hier bedenkt euch, ihr lieben Menschen und Brüder in Christus, was das Leiden und Sterben Christi sowie auch unser Sterben sei! Nämlich wie unsere Seele in Christi Tod in das Zentrum der Hölle des göttlichen Zorns, in das Prinzip des göttlichen Feuers, hineingeführt werden mußte, um durch den Quell der Verzehrung in die andere Welt zu gehen, nämlich in die Freiheit und in das Zentrum der Liebe Gottes.

513. Denn Adams Seele hatte sich herausgewandt und war des Lichtes in der Wesenheit abgestorben. Darum führte der andere (zweite) Adam die Seele wieder in das Feuer, als in Gottes Zornquell, und zündete im Tod das Licht wieder an. Allda schien das Licht wieder in der Finsternis, und dasselbe wurde dem Tod ein Tod und dem Zorn als der Hölle eine Pestilenz.

514. Denn die Seele war aus der Freiheit Gottes in die Natur dieser Welt herausgegangen, als in die Wesenheit dieser Welt, und da scheint das göttliche Licht nicht.

515. So hatte sie im Wesen dieser Welt nichts, mit dem sie den ewigen Feuerquell hätte entzünden können, als nur irdisches Wesen. Und damit zündete die Seele ihren Feuerquell an, und so erschien in der Seele auch nur ein Sonnen- und Sternen-Licht nach dem Prinzip dieser Welt, und das Licht Gottes verlosch. Sie bekam also ein Sonnenlicht für das ewige Licht, und darin war sie kein Engel mehr.

516. Sondern, was ihr Zentrum oder ihren Ursprung anbelangt, war sie in der finsteren Welt, die ihr Grund war, und nach dem äußeren Licht war sie in dieser Welt. Wenn nun der Leib hinfällt, dann wird das Sonnenlicht zerbrochen, und die Seele steht bloß in der finsteren Welt.

517. Darum führte Gott göttliche Wesenheit in das verblichene Bild des Menschen, führte es in den Zorn als in das Natur-Feuer des Vaters und zündete die verblichene Wesenheit des Bildnisses wieder an, damit die Seele wieder von göttlicher Wesenheit essen und ihr Feuer besänftigen könne, daraus das edle Bildnis wieder aus dem Tod in einer anderen Welt aufersteht, nämlich in der Freiheit jenseits der Natur im Licht der Majestät.

518. Wie die Kraft als das andere (zweite) Zentrum aus dem Tod des väterlichen Feuers in einer anderen Welt in sich selbst aufersteht, so auch das edle Bildnis des Menschen, denn das ist alles nur ein einiger Eingang in das göttliche Leben.

519. So laßt euch das Mysterium Magnum (das große ganzheitliche Geheimnis) durch Gottes Gnade gefunden sein! Und so laßt euch des Baumes Wurzel offenbar stehen, wenn ihr sehend und nicht blind seid! Nicht durch den Tand der Historien, sondern durch einen angezündeten Geist aus Gottes Gnade im Sehen, und nicht im Wähnen, ob es wahr sei.

520. Ich bedarf keiner zurechtgebogenen fremden Schrift zum Beweis. Ich kann es an allen Dingen beweisen. Ich habe alle drei Welten samt allen Kreaturen zum Zeugnis, und bin doch dem Unerleuchteten stumm. Ich sehe, und werde selbst nicht gesehen.

521. Mein Herr Pasquill, woher wollt ihr nun den Ursprung der Teufel nehmen? Ihr wollt nicht zugestehen, daß der Teufel ein großer Teil der Gottheit nach des Vaters Natur sei, obwohl doch Luzifer von Christus selbst ein Fürst genannt wird. Nun, wenn ihr das nicht zugestehen wollt, dann zeigt mir eine andere Natur als die göttliche, daraus der Teufel geschaffen worden ist.

522. Ihr müßt ja zugestehen, daß die Teufel Engel gewesen waren. Nun sind die Engel Kinder Gottes aus Gottes Wesen, und sie sind Kreaturen, und so kommt ja eine Kreatur aus der Natur. Wenn sie nun ewige Geister sind, dann sind sie auch aus der ewigen Natur gekommen, und die gehört Gott dem Vater im ersten Prinzip.

523. Denn ihr wißt ja, daß die Teufel die Eigenschaft des göttlichen Zorns und der finsteren Welt haben, wie auch alle gottlosen Seelen der Menschen. Woher sonst könnten sie ihre Eigenschaft haben, als von ihrer Mutter, die sie geboren hat? Wollt ihr nun hier nichts erkennen, dann helfe euch Gott!

524. Die gottlose Seele fährt ja aus dieser Welt in die finstere Welt, in die ewige Natur, in ihre Mutter, daraus sie gegangen und hergekommen ist, und darin sie natürlich steht. Warum sonst wollte Gott die Seele in das höllische Feuer werfen, in die Qual, wenn sie nicht aus dieser Qual gekommen wäre?

525. Die Seelen der Gottlosen gehen samt den Teufeln wieder in das Reich, aus dem sie im Anfang ihrer Schöpfung gekommen sind, nämlich in das Zentrum zur Natur. Und die Gerechten gehen durch den Tod des Feuers, das heißt, durch Christi Liebefeuer, in das ewige Leben, in die Freiheit jenseits der Natur in das Licht.

526. Als Gott die Engel erschuf, da bewegte sich der Vater nach der ewigen Natur. Seine Begierde faßte die Essenz aus seinem Wesen, darin die Weisheit aller Wunder besteht. So sind aus der Natur Kreaturen geworden, entsprechend der Eigenschaft jeder Essenz.

527. Denn in der Essenz sind die Engel und Teufel sowie auch die Seelen seit Ewigkeit gewesen und in der Weisheit gesehen worden. Aber in die Kreatur sind sie am Anfang der Bewegung Gottes des Vaters gegangen.

528. Was habe ich nun dem Pasquillanten getan, wenn ich geschrieben habe, Gott sei gegen Gott gewesen? Versteht ihr das nicht? Der Teufel war ein Großfürst des Reiches dieser Welt, erschaffen in der Bewegung der Natur des Vaters. Er imaginierte nach seiner Mutter, aber sollte seine Imagination in das Licht, in die Liebe und Sanftmut Gottes setzen, dann wäre er Gottes Kind und ein Engel geblieben.

529. Doch er ließ sich vom Grimm ziehen und sah zurück in seine Mutter, imaginierte in die Eigenschaft des Feuers und wollte ein Herr über die Lichtwelt sein. Er wollte über Gott sein, und so entzündete er auch mit seiner Erhebung die Wesenheit seines Throns im Reich oder am Ort dieser Welt, daraus Erde und Steine geworden sind, welche Gott mit der Bewegung im Schöpfen danach erschuf.

530. Willst du das zu deutsch mit wenigem wissen, dann erkenne: Als sich das Wesen aller Wesen einmal bewegt hat, wollten alle Gestaltungen kreatürlich sein. Denn aus dem einigen Willen, der seit Ewigkeit gewesen ist, sind im Wesen aller Wesen des Willens Gestaltungen hervorgegangen, nach jeder Eigenschaft im ringenden Rad der Natur.

531. Aber Luzifer hatte das Licht („Luzifer“ bedeutet „Lichtträger“): Hätte er nur nicht zurück in das Zentrum der Natur gegafft, dann wäre er einer der schönsten Fürsten. Denn wo großes Feuer ist, da ist auch großes Licht.

532. Doch genug davon! Wir werden den Unseren genügend verständlich sein. Aber für die stolzen eigennützigen Geister haben wir ein festes Schloß und Siegel davor gemacht, um unseren Sinn nicht zur üppigen Wollust zu ergreifen. Auch sollen wir dazu nichts mehr erklären, denn es bleibt der Lilie.

533. Das Pasquill beschuldigt mich weiter und sagt, ich hätte geschrieben, der Teufel sei Gott gleich. Wenn er das nur mit Wahrheit darstellte! Als er ein Engel war, so war er ja Gott gleich, denn Gott hatte sich durch und in ihm kreatürlich gemacht. Aber als er ein Teufel wurde, verlor er das göttliche Prinzip und war Gottes Zorn gleich.

534. Nun geschah doch der Streit nur in Gottes Zorn, denn mit der ersten Imagination verlor er die Liebe und konnte Gottes Herz nicht mehr erreichen. Was sollte nun Gott dem falschen umgekehrten Willen tun? Er gab ihm das höllische Feuer, das er begehrte, anstatt der Liebe als Nahrung. Denn weil er das eine nicht wollte, so konnte er das andere haben. Sie waren doch beide sein, und was er erwählte, das hatte er.

535. Daß aber gesagt wird, Gott habe dem boshaften Teufel nicht widerstehen können, das verkehrt das Pasquill wie einer, der nichts von meinen Schriften versteht, oder auch aus lauter Bosheit. Hat er nicht gesehen, wie ich es mit allen Umständen beschrieben habe, daß Gottes Herz oder Liebe nicht in den Teufel ging? Denn er (der Teufel) wollte selber nicht, und wo nun der Wille selber nicht will, da ist ein ewiger Tod.

536. Kam doch der Willen-Geist im Ursprung aus Gottes Natur. Weil er sich aber in das Zentrum schwang, um sich vor dem Licht Gottes zu verbergen, so blieb Grimmigkeit in Grimmigkeit: Womit sollte ihm nun Widerstand getan werden? Er war nun in seiner ursprünglichsten Mutter.

537. Sollte Gottes Liebe in das höllische Feuer gehen? Das ist es nicht! Sollte denn Gott in seinem Grimm gegen ihn streiten? Saß er doch zuvor im höllischen Feuer. Hätte nicht Grimm mit Grimm gestritten, dann schwebte nicht noch Gottes Zorn am Ort dieser Welt.

538. Betrachte nur die Erde, dann wirst du es wohl finden, du blinde Welt! Mit allen deinen Sprüchen, die du herangezogen hast, wirst du mir in meinem Buch nicht ein Wort zurücksetzen. Nur daß du mir eine fremde Nase aufsetzt, damit mich die Leute nicht erkennen sollen. Was ich aber nicht beachte, denn ich bin vor dir ein ganz fremder Mann.

539. Du kannst mir in diesen Hosen nicht ins Angesicht sehen. Du mußt den Pelz ausziehen, willst du den Geist des Mysteriums schauen! Du verstehst nicht, was du gegen mich schreibst. Du redest auch nicht von meinem Begriff: Das macht es, daß du etwas Fremdes siehst. Du willst nicht sehen, daß es des Baumes Wurzel ist. Du liefest lieber in die Hölle, wie Luzifer, bevor du ein Zweiglein anrührtest.

540. Du läufst wieder in dein Zentrum nach Babel und setzt eine Akademie darauf, daraus die Meinungen und das große Babel gewachsen sind, und daraus aller Streit erfolgt ist, darin man um Worte gezankt hat, um die Hülse, aber den Kern liegenließ. Aber höre, Fritz, zähle noch bis X (10), dann wirst du es erfahren!

541. Gott hat uns in Einer Seele und in Einem geistigen Leib allesamt zu seinen Kindern erwählt. Gott hat Adam nicht zwei Geister eingeblasen, sondern einen einigen, und der ist der Geist aller drei Prinzipien, aller drei Welten, als ein Feuer-, Licht- und Luftgeist.

542. Adam sollte mit dem Licht-Geist sein Regiment führen, dann wäre der Feuerquell in seinem Prinzip verborgen und er stände in großer Freude, denn dieser hätte nur in sich selbst gebrannt.

543. So auch der Geist dieser Welt, der sollte auch nur in sich bestehen und in dieser Welt offenbar sein, und so sollte die Feuer-Welt und auch die äußere Welt im Licht gleichsam wie verschlungen stehen, nur in sich selbst offenbar. Es sollte alle Begierde in das Licht gesetzt werden, dann hätte das Licht in aller Essenz und Begierde geschienen und alles wie in Einem Willen erfüllt.

544. Als aber der Wille des Zentrums als der feurige Wille, welcher Seele heißt, in das irdische Reich hineinging und nach Gut und Böse imaginierte, da empfing er auch dasselbe, und so verlosch sein Licht und er blieb in seiner Mutter ein finsterer dürrer Hunger und mußte sich mit dem Geist dieser Welt behelfen, wie mit einem Sonnenlicht.

545. Darum geschieht es oft, daß, wenn der Mensch im Finsteren geht, er sich entsetzt und fürchtet und immer Sorge hat, etwas greife nach ihm. Das ist die Furcht der Seele, denn sie sieht sich ohne das Sonnenlicht in einem finsteren Kerker. Sie fürchtet sich vor Gottes Grimm im Zentrum und vor den Teufeln, die in der Finsternis wohnen.

546. Denn weil nun das göttliche Licht in der Seele verloschen war, so steht jetzt des Menschen Leben und Geist ohne die neue Geburt in zwei Regimentern: Im Seelenfeuer ist es das Regiment des göttlichen Zorns und Grimms als des Feuers Eigenschaft.

547. Und nach dem Geist dieser Welt ist es Gut und Bös nach der Sonne und dem Gestirn. Der äußere Geist der Sterne und Elemente regiert allewege nach seiner Konstellation, die in seiner Geburtsstunde sowie in seiner Empfängnis bestand. Und wie diese zu allen Zeiten mit des Gestirns Konjunktion und Imagination angesehen wird, so ist auch der äußere Willen-Geist. Es sei denn, daß die Seele in der neuen Geburt das göttliche Licht wieder erreicht. Dann bezwingt die Seele den äußeren Geist mit der Kraft des Lichtes und führt ihn gefangen.

548. Mein Pasquillant, euer Dünkel betrügt euch! Ich weiß nicht mehr als von einem Einigen Geist nach den Eigenschaften aller drei Welten, der im Menschen ist. Und wenn das Licht verlischt, dann ist er noch in zwei Eigenschaften, und wer Gottes Licht empfängt, der wird zu Gottes Kind erwählt.

549. Nun liegt es doch am Menschen, daß er das suche und begehre. Denn Christus sprach: »Klopfet an, so wird euch aufgetan. Suchet, so werdet ihr finden. Bittet, so werdet ihr empfangen! Mein Vater will den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten.« Oder: »Es ist kein Sohn, der den Vater um ein Ei bittet, daß ihm der Vater einen Skorpion gebe.« Oder: »Gott will, daß allen Menschen geholfen werde.«

550. Wo bleibt denn in diesen Worten und Verheißungen Gottes Vorsatz zur Verstockung? Oder wo sind die zwei Geister, darin Gott den einen liebt und den anderen verstockt? Haben wir doch alle nur eine Einige Seele, und die ist frei. Sie kann ihren Willen in Gottes Liebe oder Zorn schöpfen, und wo sie sich mit ihrer Begierde hineinwirft, da ist sie.

551. Es geschieht oft, daß sich eine Seele mit ihrem Willen-Geist in Gottes Zorn, in die finstere Welt und ihren Grimm zu allen Teufeln mit ihren Sünden geschwungen hat. Und doch geht manche in dieser Zeit auch wieder heraus und bekehrt sich, und Gott nimmt sie aus Gnade an und verstockt sie nicht.

552. Habt ihr nicht das Beispiel am verlorenen Sohn, der alle seine Gerechtigkeit und seines Vaters Erbe mit des Teufels Säuen verzehrt hatte und ein Sauhirt geworden war, wie der Vater mit ihm tat, als er wiederkam, wie er ihm um den Hals fiel, ihn herzte und sprach: »Das ist mein lieber Sohn, den ich verloren hatte! Er war tot und ist lebendig geworden. (Luk. 15.11)« So wirst du vielleicht auch sagen, Gott habe ihn gezogen, sonst wäre er nicht gekommen.

553. Die Seele ist frei. Gott zieht eine jede, die sich zu ihm wendet. Und wenn sie in ihn eingeht, dann wird sie zur Lichtwelt erwählt. Doch so lange der Wille im Grimm bleibt, in der finsteren Welt, mit der äußeren verdeckt, so lange will sie Gott nicht, und sie wird nicht gezogen. Wenn sie sich aber zu Gottes Angesicht wendet und nur ein wenig in Gottes Liebe imaginiert, dann wird das göttliche Leben rege.

554. Versteht: Das Wort ist Mensch geworden und steht in der Seele als im Prinzip des Vaters im Schall. Denn es hat mit seiner Eingehung in den Zorn den Spiegel seines Bundes, als die Jungfrau der göttlichen Weisheit, der Seele vorgestellt, damit sie sich darin beschauen sollte.

555. Die Weisheit spricht immer: „Komm!“ Doch so spricht auch der Teufel hinter ihr: „Komm!“ Wo sie nun hingeht, dort wird sie zum Kind erwählt.

556. Gott läßt keiner Seele, die Gottes Licht hat, ihr Licht aus seinem Vorsatz verlöschen. Der freie Wille verlöscht es. Der Teufel stellt sich der Seele in Engelsgestalt vor, so daß sie in Gut und Böse imaginiert, und so ißt dann ihre Imagination von Gut und Böse, und so wird die Seele blind und in ihrer Imagination gefangen.

557. Ansonsten, wenn Gott jemand vorsätzlich verstockte und sein Licht aus seinem Vorsatz auslöschen ließ, dann wäre das nicht wahr, was David sagt: »Du bist kein Gott, der das Böse will. (Psalm 5.5)« Doch wenn sich der Wille in das Böse wendet, dann läßt er sein Licht verlöschen.

558. Aber nicht aus seinem Vorsatz, daß er diesen Menschen nicht gern haben wollte. Er nimmt ihn doch an, wenn er wiederkommt. So lange der Mensch in dieser Hütte lebt, hat er die Macht, Gottes Kind zu werden. Denn so spricht auch der Apostel: »Er hat uns die Macht gegeben, Gottes Kinder zu werden. (Joh. 1.12)«

559. Das heißt, nicht aus dem Willen des Fleisches als der äußeren Welt, denn dieser gehört nicht in Gottes Reich, sondern aus dem Willen des Seelengeistes, der in Gott geboren wird. Denn Gottes Vorsatz ist, daß der wahrhaft göttliche Wille aus der Seele immer geboren werde. Welches geschieht, wenn die Seele in Christi Menschwerdung eingeht. Dann wird sie wieder zu Gottes Kind geboren.

560. Denn das Seelenfeuer wird in Christi Tod hineingeführt und grünt wieder mit einer neuen und schönen Blume aus dem Tod Christi in der göttlichen Freiheit in der englischen Welt aus.

561. Diese Blume als geistiger Wille ist Gottes Wille, und in diesem Willen-Geist ist die Seele ein Engel, denn er besitzt das zweite Prinzip als Gottes Majestät. Er führt die göttliche Wesenheit der Seele als Christi Fleisch, das den Himmel erfüllt, immer hinein, so daß die Seele von Christi Fleisch ißt und aus dem Wasser der Sanftmut des ewigen Lebens sein Blut trinkt. (Joh. 6.54)

562. Darum sage ich mit Grund: Es ist nicht Gottes vorsätzlicher Wille, daß nur ein einziger Mensch verloren werde, sondern der Wille seines Grimms und Zorns der finsteren Welt und des Teufels.

563. Darum ist der ein falscher Richter und ein Advokat des Zorns Gottes, der da richten und Gott beschuldigen will, aber den Unterschied nicht kennt, was Gott in Liebe und Zorn sei. Er weiß nicht, woraus ein böser und guter Wille entsteht, aber will ein Richter sein und schreit immer: „Gott! Gott!“

564. Die Propheten und Apostel haben zwar oft den ganzheitlichen Gott nach Liebe und Zorn, auch wohl nach allen drei Prinzipien, mit Einem Wort genannt, aber man sollte zwischen Gottes Liebewillen und seinem Zornwillen einen Unterschied mit rechter Vernunft gebrauchen.

565. Sehen wir doch auch am Menschen, daß er Gutes und Böses will. Er will immer gern ein Engel sein, aber will auch gern den überheblichen Stolz in Geiz und Macht dieser Welt haben. Man muß forschen, woraus jeder Wille seinen Ursprung nehme, und nicht immer sagen: „Gott, Gott, Gott will das!“

566. Er will nur seinesgleichen: Seine Liebe, als der rechte (wirkliche) Name Gottes, will nur, daß wir Gott und unseren Nächsten lieben und in seiner Begierde und Willen bleiben. Er will nichts mehr, als daß sich alle Menschen zu ihm wenden und vom Grimm abgehen in die Liebe hinein. Denn die Liebe Gottes und des Nächsten ist das ganze Gesetz und die Propheten. (Matth. 7.12)

567. Dagegen will auch sein Grimm und Zorn, der eine Wurzel der äußern Welt ist, nur seinesgleichen als Feuerholz haben.

568. Wenn nun Gottes Liebe dem Menschen den Spiegel seiner Weisheit in seiner Selbst-Menschwerdung vorgestellt hat: Warum geht er dann im Zornspiegel und läßt sich vom Teufel einlullen? Gott sendet doch Propheten und Lehrer aus seinem Vorsatz, die der Welt seinen Zorn offenbaren und erklären: Warum folgt der Mensch der Sünde?

569. Es wäre sehr wunderlich, wenn Gott einen rufen ließ, er solle zu ihm kommen, aber ihm auch seinen Willen verstocken wollte, so daß er nicht könnte! Dann wäre Gott ungerecht. Nur die Lust des Fleisches und Teufels verstockt die Seele und hält sie gefangen.

570. Hätte Gott das Böse oder des Menschen Fall gewollt, dann hätte er Adam den Baum des Guten und Bösen als die Lust dieser Welt nicht verboten. Wenn er ihn aber verboten hat und auch Adam verstockt hätte, so daß er Gottes Willen gar nicht tun konnte: Wer wäre nun gerecht? Gott oder der Mensch?

571. Wie sich dann der Pasquillant auch bedünken läßt, es kam aus Gottes Vorsatz, daß aus Adam zwei ungleiche Söhne geboren wurden, ein bösartiger und ein gutartiger, und er will zweierlei Samen daraus machen. Höre, mache lieber zweierlei Seelen, dann geht es!

572. Als Adam irdisch wurde, wurde er vom Geist dieser Welt gezogen und Gottes Zorn war in ihm rege. Daraufhin hat die Seele zugelassen, daß ihr der Teufel durch den Geist der äußeren Welt bösen Samen in die seelische Essenz zur Fortpflanzung eingeschoben hat, welchen die Konstellation des Gestirns vermehrte, so daß ein Brudermörder geboren wurde. War das aber Gottes Vorsatz?

573. Hätte sich Adam nicht irdisch gemacht, dann wäre Gottes Grimm in ihm nicht offenbar geworden, und dann hätte auch die Konstellation über den seelischen Samen keine Gewalt gehabt.

574. Denn das äußere Reich sollte nicht den Menschen im inneren Bildnis besitzen und regieren. Es sollte wie machtlos im Menschen sein, denn er war paradiesisch.

575. Daß aber geschrieben steht „der äußere Mensch ist zum natürlichen Leben geschaffen“, damit wird die Natur als ein Regent oder Offenbarer der Weisheit Gottes verstanden, und danach, nach dem sterblichen Fall, wird Eva als eine Frau und keine Jungfrau dieser Welt verstanden.

576. Denn weil es nicht anderes sein wollte und Adam in der Prüfung nicht bestand, ließ er ihn am ewigen Leben einschlafen und machte aus ihm eine natürlich-fleischliche Frau aus seiner Matrix und Rippe.

577. Denn der Geist der äußeren Welt hatte Adam gefangen und seine Wesenheit in seine Imagination hineingeführt, dadurch er ein so nackter, stinkender, hartbegreiflicher (materiell-körperlicher), kalter, bitterer, saurer und hitziger Mensch wurde, gleich einem Tier und nicht dem edlen Bildnis, das im Tod verblichen ist und aus himmlischer Wesenheit geschaffen war.

578. Weil du mir aber solches nicht zulassen willst, daß im Menschen, das heißt, im dritten Prinzip, ein Menschenbild nach der englischen Welt aus himmlischer Wesenheit im Inneren stand, so sage ich, daß Gottes Geist, der im zweiten Prinzip aus dem ersten als aus dem Seelenfeuer des Vaters ausgeht, im zweiten aus dem Liebe- und Lichtfeuer im Sohn nie ohne Wesen war, denn er ist der Führer der göttlichen Kraft und Wesenheit.

579. Ist nun Gottes Licht und Geist im Menschen als in Adam gewesen, so ist auch Gottes Wesenheit darin gewesen. Denn kein Feuer brennt in Gottes Liebe, es habe denn göttliche Wesenheit.

580. Darum sagt Christus: »Wer nicht das Fleisch des Menschen Sohns ißt, der hat keinen Anteil an ihm.« Er meint die Leiblichkeit seiner unermeßlichen ewigen göttlichen Wesenheit im Wasser des ewigen Lebens und in der Tinktur der Kraft aus Feuer und Licht im Glanz der göttlichen Weisheit als des Wortes Leib.

581. Ist nun Adam ein ganzheitliches Gleichnis nach Gott gewesen, dann kann er nicht nur irdisches Wesen zu seinem Leib gehabt haben. Hätte die Seele nur irdische Qualität zu essen gehabt, dann hätte sie das Verbot nicht bekommen. Aber sie hatte auch die Leiblichkeit vom zweiten Prinzip aus himmlischer Wesenheit, und diese war das rechte englische Bildnis, das im Schöpfen durch das Wort geschaffen wurde.

582. Das äußere Schöpfen nach dem äußeren Prinzip schuf den äußeren Menschen, doch Gott der Heilige Geist blies sich selbst nach Qualität und Eigenschaft aller drei Prinzipien ein, nämlich dem äußeren Bildnis nach seiner äußerlichen Eigenschaft als Geist der großen äußeren Welt (Majoris Mundi), und dann nach der englisch-göttlichen Welt nach der Liebe des Herzens Gottes, und auch nach der ewigen Natur als nach der Feuerwelt nach des Vaters rechter (wirklicher) seelischer Eigenschaft als Zentrum des ganzen Menschen.

583. In Summe: Was bringt es, daß man viele Worte macht? Der Mensch war ein ganzheitliches Gleichnis nach Gott, nach allen drei Welten und ihren Eigenschaften. Und das muß er wieder werden, oder muß ein Hungergeist in der finsteren Welt sein.

584. Was er aus sich macht, das ist er. Denn er steht hier im Acker: Entweder wächst aus ihm ein Kraut auf Gottes Tisch oder ein Kraut in Gottes Grimm. Was für eine Essenz es im Wachsen bringen wird, nach dessen Geschmack wird sie auch einen Mund bekommen, der es essen wird, entweder die Liebe oder der Zorn.

585. Es geht nicht nur um hohe Wissenschaft, sondern um den Geschmack, daß einer Gottes Brot wird, das Gott ißt. Es liegt wenig am Wissen, sondern alles am Tun. Tun muß es sein! Die bösen Reben müssen abgeschnitten werden, damit ein guter Wein wachse.

586. Deshalb sollen wir einander wegen der Wissenschaft nicht richten und verdammen. Der Bauer weiß weniger als der Doktor, aber er geht oft vor dem Doktor in das Himmelreich. Laßt uns zum Tun greifen, daß wir göttliche Essenz in unser Gewächs erlangen. Laßt uns nach der Liebe greifen, dann haben wir Alles!

587. Meine hohe Wissenschaft macht mich nicht selig, denn ich weiß mich nicht. Sie ist auch nicht mein, sondern Gottes Geist erkennt sich in mir. Er lockt mich damit zu sich, und wenn er weicht, dann weiß ich nichts.

588. Ich habe doch meine Wissenschaft nicht von Menschen: Was soll ich dann lange mit Menschen darum zanken? Es kann sie mir niemand weder geben, noch nehmen.

589. Ich handle also närrisch, wenn ich mit dir kämpfe. Du kannst mir doch nichts nehmen. Aber es geschieht um anderer Leute willen, die durch deinen Mund meine Erkenntnis mißbrauchen. Ansonsten würde ich wegen deines Fluchens und Richtens nicht einen Finger heben.

590. Du solltest wie ein Christ in der Liebe einhergehen, wenn du Gottes Kind sein willst. Doch so verurteilst du deinen Bruder um seiner Gaben willen in das höllische Feuer. Wo willst du hin? Was weißt du, was ihm widerfahren ist, daß er so läuft? Was weißt du, auf was für einen Zweig oder welche Wurzel Gott ihn gepfropft hat? Bist du doch nicht dabeigewesen, als er den Geist seiner Weisheit säte.

591. Du sagst, er sei vom Teufel. Doch es war Freude im Himmel, in der Heiligen Dreifaltigkeit (Ternario Sancto), vorab in des Vaters Natur, als dieser Same gesät wurde. Und ich würde dieses Körnlein, das mir gesät wurde, nicht um aller Welt Gut hergeben. Es ist mir lieber als Himmel und Erde, aber du trittst es mit Füßen. Siehe eben zu, was für ein Engel du bist!

592. Du schreibst viel. Doch wenn du mit deiner Schrift ins Zentrum gehen solltest, dann wäre niemand daheim. Du raffst viele Sprüche, die an sich gut sind, zusammen, um damit eine gefaßte Meinung zu bestätigen, dafür du doch gar keinen Grund kennst.

593. Denn du kannst diese Meinung nicht in das Zentrum und wieder herausführen. Es ist kein Geist der Tiefe in dir, sondern ein zusammenverkörpertes Wesen von anderem Mund, und dein eigener Mund erkennt es nicht.

594. Aber ich schreibe, was ich selbst erkenne und was ich in das Zentrum bis in den Ungrund führen kann.

595. Bist du ein Meister, dann laß dich sehen! Gib mir Schrift vom Zentrum der inneren und dann auch der äußeren Natur! Laß sehen, was du kannst! Bewähre es am Licht der Natur, und nicht aus fremdem Mund! Rede aus eigener Erkenntnis, dann will ich dir antworten.

596. Laß dein Schmähen bleiben, und richte es so, daß es für Gottes Ehre und menschliches Heil zum Nutzen tauge, so daß es ein Gewächs auf Gottes Tisch sei. Ich will dir antworten, daß du dich verwundern und, wenn du es göttlich meinst, hoch erfreuen sollst. Du solltest keinen Teufel in mir suchen noch finden.

597. Es ist mir ein großer Ernst, mein ewiges Reich in Gott zu suchen. Gott hat mir keinen Skorpion für ein Ei verheißen. Und so wird er mir nicht den Teufel gegeben haben, als ich ihn so heftig um seinen Heiligen Geist gebeten habe. (Luk. 11.11)

598. Der Teufel setzt dem Menschen kein geistiges und hoch triumphierendes Ritterkränzlein in der Heiligen Dreifaltigkeit auf, wenn man gegen ihn kämpft, denn er hat keines. Aber so ist es diesem Geist geschehen, den du einen Teufel nennst, und daher kam seine Erkenntnis.

599. Das schreibe ich mir nicht zum Ruhm, welcher in Gott ist, sondern den Menschen zur Lehre, was sie von Gott erwarten können, wenn sie an den Reigen des ernsten Kampfes wollen, wenn nicht die äußerliche Wollust im sanften Wohltun des Fleisches vorgeht.

Nummer X.

600. Das Pasquill hat fast nur fleischliche Augen, wenn ich geschrieben habe: „Der Mensch Adam hat vor seiner ersten Imagination, vor dem Weib, einen Kraftleib gehabt und keine solche Organe zur Fortpflanzung besessen. (Morgenröte 17.18)“ Er will wohl einfach nur einen irdenen Menschen haben.

601. Erkennt es denn der Pasquillant nicht, daß das Reich Gottes in der Kraft besteht, und das Bildnis Gottes aus himmlischer Wesenheit geschaffen worden ist? Und daß das schöne englische Bild über das äußere Leben Herr gewesen war? Und daß der Mensch nicht solches grob-tierische Fleisch gehabt hatte, bis das Bildnis in den Tod verschlossen wurde? Wie Gott sagte: »Welchen Tages du davon ißt, sollst du des Todes sterben.«

602. Er meinte nicht das Äußere, denn er starb nicht am äußeren Leben, sondern das edle Bild aus Gottes Kraft. Der Geist Gottes wich von ihm, und so war das Bild aus Gottes Wesen im Nichts als im ewigen Tod ohne Quellen.

603. Hätte Adam nicht nach der Irdischkeit imaginiert, dann wäre Eva nicht aus ihm gemacht worden. Sondern er hätte wohl selbst auf magische Art gebären können. Denn er hatte die Matrix (Gebärmutter) und auch den Limbum (Samen). Er war vor seiner Eva Mann und Frau, eine reine, züchtige und männliche Jungfrau Gottes.

604. Darum mußte der andere (zweite) Adam wieder von einer Jungfrau ohne Zutun eines Mannes geboren werden, um dem ersten Bild gleich zu werden, in dem das göttliche Licht das Regiment führte.

605. Auch wenn das unseren Augen zu Christi Zeiten nicht gleich offenbar gewesen war, denn wir hatten keine himmlischen Augen, so war er doch das Licht der Welt, wie er selbst sagte. (Joh. 8.12) Ein solcher war auch Adam vor seinem Schlaf, vor der Imagination in das irdische Reich. Ich meine in meinem Buch keinen Kraftleib nach der äußeren Welt, sondern nach dem Bildnis, weil doch der äußere sehr viel anders war.

606. Mein Pasquillant, meint ihr, daß am Jüngsten Tag ein anderer Mensch auferstehen wird, als Adam vor dem Fall gewesen war? Gottes Vorsatz muß doch bestehen: Das erste Bild muß wiederkommen, und eben in solcher Gestalt, wie es Gott zum ewigen Leben erschuf.

607. Oder könnt ihr im Licht der Natur nichts davon erkennen, wie sich die arme Seele der tierischen Fortpflanzungsorgane und der tierischen Schwängerung schämt? Fühlt ihr nichts in euch?

608. Sagt: Wenn wir in Adam tierisch erschaffen worden wären: Wo kommt dann die Scham her, daß sich die Seele vor des Leibes Ungestalt und ihrer Fortpflanzung schämt?

609. Seht ihr nicht, wie diese Glieder an Adam und Eva nach der Sünde offenbar geworden sind und wie sie sich schämten, daß sie nach dem äußeren Menschen Tiere geworden waren? Sie sahen das nicht, was das äußere Schöpfen in Adams Schlaf gemacht hatte, bis die irdische Qual-Qualität aufwachte, und da schämte sich die Seele, daß aus einem Engel ein Tier geworden war.

610. Solange das irdische Reich verborgen stand, erkannte es die Seele nicht. Als es aber in die Seele einzog, begannen Reue und Schrecken vor dem Abgrund. Denn die Seele sah ihre Wurzel, welches der äußere Leib und Geist nicht verstand.

611. Oder meint ihr, Adam sei zur Sterblichkeit geschaffen worden? Nein! Zum ewigen Leben in das Paradies mit paradiesischer Qualität und mit einem Leib, der für das Paradies taugte und der dem Paradies ähnlich war. Hiervon nicht mehr! Im Buch „Von der Menschwerdung Christi“ und im Buch „Vom dreifachen Leben“ oder auch in den „Drei Prinzipien“ ist es ausgeführt. Lies es dort selbst!

Nummer XI.

612. Wegen des letzten Wortes im Buch, wo geschrieben steht „auch wenn es Petrus oder Paulus anders geschrieben haben (Morgenröte 26.138)“ und daß ich geschrieben hätte „Moses sei nicht bei der Schöpfung dabeigewesen, sondern habe die Schöpfung aus dem Mund seiner Vorfahren beschrieben (Morgenröte 26.116)“, macht sich der Pasquillant unnütz und schlägt gewaltig mit Stürmen auf Abel. Er will ihn einfach nur tot und in der Hölle haben.

613. Höre, Pasquillant, daß von Petrus und Paulus gesagt wird, sie hätten anders geschrieben, ist im Sprichwort gemeint. Es steht nicht „Petrus und Paulus haben anders geschrieben“, sondern die Schreier zu Babel, die schreien: „So hat Paulus geschrieben! So Petrus, und so ein anderer!“ Und beziehen es auf ihren Tand. Denen setzte ich entgegen: „Es hätten Petrus oder Paulus auch anders geschrieben (bzw. schreiben können).“ Man sollte auf das Herz sehen, auf Gottes Gnade und seine Verheißung, und nicht ihrem Tand anhängen.

614. Es ist nicht meine Meinung, die hohen Apostel zu strafen, sondern die Stümper-Wähler, wie du es bist, welche die Schrift an den Haaren heranreißen und die Liebe Gottes draußenlassen, die das Böse nicht will. Du verkehrst mir den Sinn, darum bist du ein falscher und bösartiger Wähler.

615. Bezüglich Moses, wo ich sage: „Es steckt noch viel im Mysterium in Moses Schriften.“ Ich habe nicht gesagt, daß er unrecht geschrieben habe. Es ist aber kurz und summarisch geschrieben und bedürfte einer erleuchteten Erklärung.

616. Denn ein Philosoph ruht nicht, bis er das Zentrum eines Dinges erreicht. Aus solcher Meinung habe ich von Moses geschrieben, daß eine geistreiche Erklärung nötig wäre. Was habe ich dem Pasquill damit getan? Er sucht Ursache, wo er kann, denn er muß ein rechter Zänker sein, weil er alles aufwiegelt und verdreht. Nur auf eine Akademie mit ihm, damit er Ursache bekommt, zu zanken! Vielleicht käme dann irgendeiner, der auch Hörner hätte und ihm die Nase wischte.

617. Er sollte nicht mit mir zanken. Ich habe für mich geschrieben und nicht für die Gnaden-Wähler, viel weniger für die neue Babel, die im Pasquill grünt. Sie reckt schon die Hörner heraus und wird bald geboren werden. Sie steckt nur noch in der Matrix. Es ist immer Zeit, daß man sich zum Patengeld schicke (um ihr Taufpate zu werden).

618. Hätte doch der Pasquillant mein Buch nicht gelesen, sondern schon mit dem ersten Blatt weggeworfen. Was mußte er so viel Böses darin suchen? Er hat wohl ein böses Gemüt voller Grimm, daß er sich so hervortut, da es doch nicht seine Berufung ist. Hätte er doch in dieser Zeit lieber seinen Mammon in acht genommen, oder hätte sich um seine Seele gekümmert, bevor er andere Leute verdammt oder so hinrichtet. Aber der überhebliche Stolz hat ihn auf das Rößlein gesetzt, um über einen Schwachen zu reiten.

619. Doch es geschieht oft, daß ein Kleiner einen Großen schlägt. Er verlasse sich nur nicht zu viel auf die Kunst, denn sie läßt manchen zu Spott werden. Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut! Auch wenn mich die Welt haßt, ich vertraue auf Gott, denn er will mich nicht verlassen. Haben sie den Hausvater (Christus) „Beelzebub“ („Teufel“) genannt, was werden sie seinen Hausgenossen tun? Doch Christus spricht: »Wenn sie euch um meines Namens willen verfolgen, dann freut euch, denn euer Lohn ist groß im Himmelreich. (Luk. 6.22)«

620. Man spricht auch: „Feindesmund redet nimmer gut.“ Oder: „Es ist nichts so böse, man mache es denn böser.“ Mein Buch ist nicht bösartig. Es tut niemand etwas. Nur du machst es böse und deutest es auf einen bösen Sinn. Doch mein Sinn war recht und gut als ich es machte.

621. Du sagst, in mir sei ein böser Geist. Wäre ein guter Geist in dir, dann machtest du aus Bösem Gutes und verkehrtest nicht alles.

622. Denn Gottes Geist sucht nur Gutes. Er zankt mit niemand, denn er liebt die Menschen. Und wo er in einem Menschen ist, dort treibt er ihn zur Liebe und Demut zu seinem Nächsten. Er lehrt und unterweist sanftmütig und setzt keine Hörner auf. Er kommt auch nicht mit Donner und Blitz, wie der Zorn in der Natur des Vaters auf dem Berg Sinai oder bei Elia, sondern mit einem stillen sanften Sausen wie am Pfingsttag.

623. Gott hat uns in Christus wieder in der Liebe geboren (nicht in seiner Feuer-Eigenschaft), daß wir einander mit züchtigen und lieblichen Gebärden in einem freundlichen Willen zuvorkommen sollen und uns untereinander wie Brüder herzlich ermahnen.

624. Wir sollen den Schwachen und Irrenden aufhelfen und freundlich auf den Weg weisen. Nicht vom schmalen Steg vollends in das Wasser oder in Gottes Zorn ins höllische Feuer werfen, wie der Pasquillant, wenn er sagt: „Das höllische Feuer ist dein.“

625. Christus spricht: »Wer zu seinem Bruder sagt „Du Narr!“, der ist des höllischen Feuers schuldig. Oder „Racha!“, der ist des Rats schuldig. (Matth. 5.22)« Was wird der wohl wert oder schuldig sein, der seinen Bruder einen Teufel nennt und ihn zum höllischen Feuer richtet? Oh Mensch, bedenke dich! Kehre um von solchem unbekannten Weg!

626. Wir haben doch hier in diesem Jammertal auf unserer Pilgerstraße einen sehr schmalen Steg in Gottes Reich vor uns. Warum wollen wir einander selber hinunterstoßen? Sieht einer irre, dann weise ihm der andere den Weg. So laßt uns miteinander wie Brüder handeln!

627. Wir sind alle blind geboren. Wenn uns aber nun das Sehen aus Gnade vergönnt wird, warum gönnt dann ein Bruder dem anderen die Augen nicht? Ein jeder sieht, wie es ihm Gott gönnt, wie ihm das Sehen gegeben wird: Warum will ein Bruder den anderen dafür anfeinden, nur weil er nicht weiß, was der Herr jenem gegeben hat?

628. Ach, wie elend ist doch unsere Zeit! Wie stellt uns der Teufel mit Stricken und Netzen nach, so daß ein Bruder den anderen schändet, schmäht, verachtet und tötet, damit er uns in Gottes Zorn fange. Wie gönnt er uns doch die hohe Ehre nicht, die er hatte, aber aus überheblichem Stolz verlor.

629. Liebe Brüder! Hütet euch vor dem überheblichen Stolz, besonders den, der aus dem Vielwissen geboren wird. Das ist der Verstandes-Stolz und ist des Menschen ärgster Feind. Er hat nie etwas anderes angerichtet als Krieg und Verachtung.

630. Sirach sagt: »Je höher du bist, desto demütiger zeige dich.« Denn Hochmut kommt vor dem Fall. Unser Verstandeswissen ist ein Narr, wenn nicht Gottes Geist in uns das Wissen anzündet. Wenn ich auch alle Schriften auswendig wüßte, aber hätte den (göttlichen bzw. ganzheitlichen) Geist der Vernunft nicht: Was wäre mein Wissen anderes als ein Tand (interessantes, aber nutzloses Zeug)?

631. Das ist kein göttliches Wissen, wenn jemand eine Meinung mit viel zusammengesetzten Sprüchen bestätigt, denn ein jeder Spruch hat an seinem jeweiligen Ort seinen entsprechenden Verstand. Oft bedeutet er etwas ganz anderes, als er von jemand zu seiner Meinung herangezogen wird.

632. Das wahre Wissen steht in dem: Wenn einer richten will, dann soll sein Wissen in ihm aus Gottes Geist bestätigt sein. Denn es muß vom Zentrum ausgehen und nicht aus einem fremden Mund.

633. Oder meinst du, daß Gottes Geist zu sprechen aufgehört habe, oder daß er gestorben sei? Oder daß der Geist, wenn er in Gottes Sehen schwebt, nicht mehr sagen darf „So spricht der Herr.“?

634. Der Geist zeigt ihm, was er sprechen soll. Nur hüte er sich vor der Einmischung des Geistes dieser Welt und vor der Imagination des Teufels, damit der rechte (wahrhafte) menschliche Willen-Geist, der aus dem Seelenfeuer im Licht ausgeht, in seinem Flug nicht infiziert werde.

635. Dazu gibt es keine bessere Arznei oder Widerstand, als die Begierde der Liebe und die Demut. Denn so lange er in der Liebe und Demut im Sehen der göttlichen Kraft fährt und richtet, ist sein Wort Gottes Wort, denn es ist von Gottes Geist bestätigt. Und so fährt er auf den Fittichen des Windes im reinen menschlichen Willen-Geist, wie David sagt: »Der Herr fährt auf den Fittichen des Windes. (Psalm 18.11)«

636. Ihr findet bei keinem Propheten oder Apostel, daß einer aus einem anderen Mund gesprochen hätte, sondern aus seiner Gabe. Bisweilen hat der Geist einen Spruch eingeführt und andere Schriften damit erklärt, aber die Hauptsumme wurde aus seinem eigenen Geist und Mund dargestellt.

637. Wer hat es uns denn verboten, daß wir nicht aus den Gaben unseres Geistes reden dürfen, sondern nur mit fremdem Mund aus unserem Geist reden sollen, wie es das Pasquill haben will?

638. Wer hat ein Gesetz gemacht, daß man dem Geist seine Sprache nehmen soll und in andere Gestalt verwandeln, wie eben der Antichrist, der sich zum Herrn über Gottes Geist gesetzt hat und den Mund der heiligen Kinder in seine Farbe und seinen Willen verwandelt?

639. Haben uns doch die hohen Apostel solches nicht geboten. Sondern sie sagten: »Haltet Jesus Christus im Gedächtnis, der für uns gestorben und auferstanden ist!« Und geboten uns diesen zu lehren und zu predigen. Sie haben niemandem seinen Geist gesperrt und seiner Zunge geboten, ganz in ihren Worten zu wandeln. Haben sie doch alle miteinander ein jeder aus seiner Zunge gesprochen, und doch alle aus Einem Geist, und der war Christi.

640. Wir haben auch heute noch eben diesen Geist, wenn wir aus ihm geboren sind. Darf er denn jetzt nicht reden, was in dieser Zeit notwendig ist? Was ist denn die Ursache dafür, daß sich das Zentrum der Heiligen Dreieinigkeit offenbart? Eben das Suchen der Menschen und ihr Begehren.

641. Man streitet jetzt um Christi Person oder um die Wahl Gottes und richtet damit Krieg und Schmähen an. Das will Gottes Liebe nicht mehr haben und offenbart sich lieber selbst, daß doch der Mensch sehen soll, was er tut, und vom Streit um Gottes Willen abgehe, in ein wahrhaft apostolisches Leben, und nicht mehr um die Wissenschaft zankt, wie bisher eine lange Zeit in Babel geschehen ist.

642. Daß aber nun so ein einfältiger Mund solche großen Dinge reden muß und nicht eben ein hochgelehrter, da frage Gott nach dem Grund, warum er es tut. Wenn heute ein Hirte, wie David war, auf Gottes Geheiß ein König würde, die Welt glaubte es auch nicht, bis er in königlichen Ehren säße.

643. Kam doch Christus in niedriger Gestalt, und auch seine Apostel waren nur geringe Leute. Solches kann Gott immer noch tun, damit er den eigenwilligen Verstand dieser Welt zunichte mache. Ich sage euch, wir reden, was wir wissen, und bezeugen, daß wir sehen.

644. Es wächst eine Lilie in menschlicher Essenz, und die wird in eigener Zunge die großen Taten und Wunder Gottes aussprechen, daß es über den Erdenkreis schallen wird. Halleluja!

(Dieses Bild steht in der Ausgabe von 1677 an diese Stelle. Es zeigt St. Christophorus, wie er das Christuskind über einen Fluß trägt. Christophorus heißt soviel wie „Christus-Träger“, und gleiches bedeutet auch die lateinische Schrift „CHRISTUM SUM FERENS“, nämlich „Ich trage Christus“. Dazu gibt es eine alte Geschichte: Der Riese Offerus fand keinen Herrscher (um ihm zu dienen), dessen Macht nicht irgendwie begrenzt war. Nach langer vergeblicher Suche riet ihm ein frommer Einsiedler, er solle nur Gott dienen, denn nur Gottes Macht sei unbegrenzt. Um Gott dienen zu können, solle Offerus seine überragende Gestalt als Gottes Willen erkennen und als Fährmann Reisende über einen Fluß tragen. An einer tiefen Furt verrichtete Offerus fortan diesen Dienst. Eines Tages nahm er ein Kind auf die Schulter, um es über den Fluß zu tragen. Zunächst war das Kind sehr leicht, aber je tiefer Offerus in die Furt stieg, desto schwerer schien es zu werden. In der Mitte des Stromes fürchtete Offerus, er müsse ertrinken. Am anderen Ufer sprach er zu dem Kind: „Du hast mich in große Gefährlichkeit gebracht, Kind, und bist auf meinen Schultern so schwer gewesen: Hätte ich alle diese Welt auf mir gehabt, es wäre nicht schwerer gewesen.“ Das Kind antwortete: „Dessen sollst du dich nicht verwundern, Christophorus, denn du hast nicht nur alle Welt auf deinen Schultern getragen, sondern auch den, der die Welt erschaffen hat. Denn wisse, ich bin Christus, dein König, dem du mit dieser Arbeit dienst. Und damit du siehst, daß ich die Wahrheit rede, so nimm deinen Stab, wenn du wieder hinübergegangen bist, und stecke ihn neben deiner Hütte in die Erde! Du sollst sehen, am nächsten Morgen blüht er und bringt Früchte.“ Darauf verschwand das Kind. Christophorus tat, wie ihm befohlen, und sah am anderen Morgen seinen Stab belaubt und mit Früchten beladen. - Quelle Wikipedia / Christophorus
Dieses Motive wurde oft abgebildet, wie zum Beispiel auch von
Albrecht Dürer um 1511.)


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