Erste Schutzschrift gegen Balthasar Tilke

Ist eine kurze und wohlgemeinte Verantwortung wegen des Buchs „Morgenröte“ gegen ein feindliches Pasquill (Schmähschrift), das einige übel-verstandene Texte falsch herangezogen und bestritten hat.

Geschrieben im Jahre 1621 (deutsche Überarbeitung 2022)

Anmerkung (zur Ausgabe 1715): Dieses und folgendes Traktat ist gegen Balthasar Tilke, einen Schlesischen von Adel bei der Schweidnitz (siehe im Lebenslauf Num. 2:2) zur Verantwortung etlicher Punkte im Buch „Morgenröte“ als auch „Von der Menschwerdung Jesu Christi“ geschrieben. Erstlich hatte genannter Gegner ein lästerliches Büchlein gegen besagte „Morgenröte“ herausgeben lassen, welches unser Theosophus hier in dieser Ersten Apologie (Verteidigungsrede) beantwortet. Darauf hat besagter Balthasar Tilke auch das Buch „Von der Menschwerdung Jesu Christi“ angefochten und einige Schmäh-Zettelchen beigefügt, welche unserem Autor zugesandt wurden, darauf dessen fernere Verantwortung in der nächsten Zweiten Apologie erfolgte.

(Es wird berichtet, Balthasar Tilke (oder von Tölken) gehörte mit Hans von Schellenberg, Michael von Ender und Dr. Koschwitz im schlesischen Striegau zu einem Kreis von Theosophen, die sich der herrschenden Orthodoxie entgegensetzten. Der Streit mit Tilke wird später angeblich in einem Gespräch geschlichtet, in welchem Böhme das Herz des Gegners gewinnen konnte. - Quelle: Neues lausitzisches Magazin, Band 33, 1857
Der Text des Pasquills bzw. der Schmähschrift ist wohl nicht überliefert worden. Das macht es relativ schwer, die angeführten Zitate einzuordnen.)

Vorrede des Autors

1. In wieviel Jammer, Elend, Angst und große Not wir durch den schweren Fall von Adam geraten sind, beweist sich nun täglich, indem wir dadurch nicht allein unser edles Bildnis verdunkelt und verfinstert haben, so daß wir das göttliche Licht nicht mehr sehen und erkennen (es sei denn, daß wir wieder aus Gott geboren werden), sondern wir haben damit auch den ursprünglichsten Grimm der ewigen Natur in uns erweckt und rege gemacht, so daß dieser Grimm mit seinem Gift in uns quellend und brennend wurde.

2. Welcher wohl zu Recht Gottes Zornfeuer heißt, welches doch nicht rege und offenbar werden sollte, sondern im Zentrum verschlossen bleiben. Denn er sollte in der Liebe, im göttlichen Licht verschlossen bleiben, und nur eine Ursache des Lebens und der Beweglichkeit sein.

3. Welcher, so lange er im Licht verschlungen bleibt, ein Quell der Freude und Erkenntnis ist. Wenn aber das Licht verlischt, ist er (dieser Grimm) ein böses widerwilliges Gift, darin nichts als nur Selbst-Anfeindung qualifiziert (bzw. wechselwirkt), so daß bald alle Liebe und Begierde des Guten ein Ende hat.

4. Wie wir armen Eva-Kinder nun solches mit großem Schmerz, Jammer und Elend in uns fühlen müssen, wie uns dieser Grimm rührt, führt und quält, so daß wir nun nicht mehr als Kinder Gottes in der Liebe untereinander wandeln, sondern uns ganz giftig, neidisch, mörderisch und feindlich untereinander boshaft verfolgen, schmähen, schänden und lästern, auch morden, rauben und alles Übel antun und auch immer den Tod, Grimm und alles Übel wünschen und gönnen.

5. Welch großer Jammer und Übel in diesem Pasquill genugsam zu spüren ist, aus welchem Gemüt, Erkennen und Willen es geflossen sei, indem er sich unterwindet, nicht allein die Worte übel zu deuten, sondern auch den ganzen Verstand in eine fremde Meinung zu ziehen und den Autor als Teufel zu erklären und auf ganz vermeßlicher, schändlicher, giftiger, boshafter und neidiger Art des Autors Willen, Sinn und Gemüt dem Teufel zueignet, ohne ihn zu erkennen, wer er sei oder wie er sei oder wessen Geistes Kind er ist, ob er Gott oder diese Welt suche.

6. Er vermißt sich also, sein angeborenes Gift dem Autor in sein Herz, Sinn und Willen zu schieben, welches alles ganz schrecklich, jämmerlich und elend ist, so daß er sich selber nicht kennt, aus welchem Gemüt er eifert und in welchem Trieb er läuft.

7. Er kann nicht sehen, daß sein ganzes Schreiben nur ein giftiges Pasquill und üble Meinung ist. Denn auch was vor ihm untadelig gesprochen wird, kann er doch nicht ungeschändet lassen, daran man doch sehen kann, aus welchem Geist und Gemüt es geflossen ist und wie der elende Grimm in ihm regiert hat. Und er muß auch noch in den Titel setzen, daß es christlich und wohl gemeint sei.

8. Hätte er doch etwas Besseres an diese Stelle gesetzt, dann wäre es noch zu dulden. Aber ich kann in seiner ganzen Schrift kein Licht göttliche Erkenntnis und finden, dessen er sich doch hoch rühmt, als hätte er erleuchtete Sinne und sei darin geübt.

9. Erleuchtete Sinne, wenn das Licht von Gott ist, gehen freundlich und lieblich und unterweisen den Menschen, was er tun und lassen soll. Sie erkennen sich in brüderlicher Schuld. Sie jagen das Gemüt des Menschen nicht in den Rachen des Teufels, sondern sind sittsam in Strafe und Lehre mit guter Unterweisung. Sie strafen allgemein und greifen den Menschen nicht persönlich und einzeln an, und machen keine Mordgrube auf guter Straße.

10. Ein erleuchtetes Gemüt, das geübte Sinne hat, wie sich das Pasquill dünken läßt, erkennt die Gaben Gottes, daß diese ohne Ende und Zahl sind, so daß Gott seine Kinder wunderbar führt und dem einen andere Gaben auszusprechen gibt als dem anderen, wie solches auch der Apostel bezeugt:

11. »Daß Gott dem einen aus der Gabe seines Geistes gebe, Wunder zu tun, dem anderen, Sprachen zu unterscheiden, dem Dritten, zu weissagen, dem Vierten, mit Zungen zu reden usw. (1.Kor. 12.7)« Und das alles aus dem Einigen Geist Gottes, der aus den großen Wundern der ewigen Weisheit Gottes so spricht und die Kinder Gottes so treibt und lehrt, damit Gottes unermeßliche Weisheit in seinen Kindern erscheine.

12. Wenn Gottes Geist im Menschen regiert, dann ist er nicht tückisch, lügenhaft, verschlagen und ehrenrührig, sondern aufrichtig, lehrhaft und sanft. Er ist nicht dornstichig, übeldeutend und leichtfertig, sondern erkennt bald, was im Menschen ist und aus welchem Geist er spricht, denn Gottes Geist kennt sich wohl selbst im Menschen. Er braucht kein Zeugnis, sondern prüft Herz und Nieren, Seele und Leib. Er sagt die Wahrheit und verleumdet niemand. Er treibt alles zum Guten und den Menschen zur Gerechtigkeit.

13. Aber dieses ganze Pasquill ist nichts anderes, als ein Übeldeuten, Vergiften und Verunglimpfen. Es zieht die Schrift an den Haaren herbei und verbittert sie, damit es nur Ursache zu Dornstechen habe. Dazu hat es kein rechtes Verständnis der Schrift, sondern sie muß seinem Willen dienen, damit es nur seinen Grimm sättige und seinem grimmigen Feuer Holz zutrage, daß es weidlich brenne, um damit seine tiefe und hohe Erkenntnis sehen zu lassen. Dadurch sollte es wohl auch seinen Bruder Abel mit Füßen niedertreten.

14. Und wie doch seine hier an den Tag gegebene Erkenntnis von Gottes Willen ein Teil von Babel ist und es weidlich am babylonischen Turm baut, das soll ihm hier vor die Augen gestellt werden, welches ich meinerseits nur ungern tue. Aber es erfordert die Not, so daß ich es tun muß.

15. Und das nicht um meinetwillen, sondern für jene, die er mit seinem neidigen Feuer angesteckt und vergiftet hat und ihnen ganz irrige Meinungen eingeschoben hat, besonders von der Gnadenwahl Gottes. Deshalb gebührt mir, meine Meinung zu erklären, wie ich es in göttlicher Erkenntnis begriffen habe und es auch der wahre Grund und die apostolische Grundfeste ist.

16. Seine Schändung und Schmähung gibt mir und meinem Gewissen keinen Anstoß, sondern es erfreut mich, daß ich um des teuren Namens Jesu Christi willen Schmach und Verachtung erleiden soll, und ich achte es als eine Schickung Gottes und Übung des Glaubens.

17. Denn solches hat uns auch unser Heiland Christus als Gebot hinterlassen: Wenn sie uns um seines Namens und seiner Erkenntnis willen verfolgen, verachten, schmähen und lästern würden und allerlei Übles von uns reden und daran lügen, daß wir uns dann freuen und fröhlich sein sollen. Denn haben sie den Hausvater (Christus) „Beelzebub (Teufel)“ genannt, was werden sie wohl den Hausgenossen tun? Der Jünger ist nicht besser als der Meister.

18. Durch Verfolgung, Kreuz und Trübsal sollen wir in das Reich Gottes eingehen. Dieses Kreuz treibt uns zur Andacht, so daß wir stets unseren verdorbenen Menschen kreuzigen und uns stets in die Liebe Gottes in Christus ergeben, damit der neue Mensch in uns aufgehe, wachse und in Gott lebe.

19. Ich begehre auch gegen den Schreiber dieses Pasquills nicht zu wüten oder ihn zu verachten, sondern mich seiner boshaften Auflagen zu verantworten. Denn er handelt darin gegen Gott und die Nächstenliebe, auch gegen sein eigenes Gewissen, indem er mir zumißt und meine Schriften falsch heranzieht, so daß er selber nichts versteht. So richtet ihn sein eigenes Herz, weil er nichts von mir weiß, und erklärt mich zum Teufel.

20. Nicht, daß ich von mir schreiben sollte, ich wäre ein großer Meister der Schrift oder Kunst von der Schule dieser Welt, denn das bin ich nicht. Ich bin ein einfältiger Mann und habe meine Erkenntnis und hohes Wissen nicht von der Kunst oder aus dem Verstand. Ich habe auch nie große Kunst gesucht, sondern von meiner Jugend an nichts anderes, als das Heil meiner Seele, wie ich das Reich Gottes ererben und besitzen könne.

21. Nachdem ich aber in mir einen gewaltigen Gegensatz empfunden, nämlich den Trieb in Fleisch und Blut, und den mächtigen Streit zwischen den Samen des Weibes und der Schlange gespürt hatte, da habe ich mich damals so hart in den Streit gegen den Schlangensamen und meine eigene verdorbene Natur gesetzt, wiewohl durch Gottes Beistand, so daß ich vermeinte, denselben angeborenen bösen Willen und seine Neigung zu überwinden und zu brechen und mich der Liebe Gottes in Christus einzueignen, um mich im Herzen Gottes vor dem grausamen Sturmwetter des göttlichen Zorns und teuflischen Grimms zu verbergen, damit mich Gottes Geist regieren, treiben und führen könne.

22. Ich nahm mir auch vor, mich in meiner angeborenen Gestalt wie tot zu halten, bis der Geist Gottes in mir eine Gestalt bekommt und ich Ihn begreifen könne, damit ich durch und in Ihm mein Leben führe.

23. Auch nahm ich mir vor, nichts zu wollen, außer was ich in seinem Licht und Willen erkennen würde. Er sollte mein Wollen und Tun sein. Welches mir (selber) zwar nicht möglich war, aber ich dennoch in einem ernsten Vorsatz stand und im ernsten Streit und Kampf gegen mich selber.

24. Und was da alles geschehen war, soll wohl niemand anderes als Gott und meine Seele wissen. Denn ich wollte eher das Leben aufgeben, als davon abzulassen.

25. Ich rang also mit Gottes Beistand eine ziemliche Weile und Zeit um das Ritterkränzlein, welches ich danach durch Zersprengung der Tore der Tiefe im Zentrum der Natur mit sehr großen Freuden erlangte, da meiner Seele ein wunderliches Licht aufging, das der wilden Natur fremd war.

26. Darin erkannte ich erst, was Gott und Mensch wären und was Gott mit dem Menschen zu tun hätte, welches ich zuvor nie verstand und auch auf solche Weise nie suchte. Sondern wie ein Kind, das an seiner Mutter hängt und sich nach ihr sehnt, so sehnte sich auch meine Seele nach diesem Licht, aber mit keinem Vorherwissen, was mir begegnen sollte oder würde, sondern wie ein einfältiges Kind.

27. Ich verstand zuvor wenig die hohen Glaubensartikel, nur wie der Laien Art ist, viel weniger die Natur, bis mir das Licht in der ewigen Natur zu scheinen begann. Davon ich so sehr lüstern wurde, so daß ich anfing und mir meine Erkenntnis zu einer Erinnerung aufschreiben wollte.

28. Denn der Geist ging hindurch wie ein Blitz, und ich sah in den Grund der Ewigkeit. Und wie ein Platzregen vorübergeht, und was er trifft, das trifft er, so ging es auch in mir. Ich begann zu schreiben, wie ein Knabe in der Schule, und schrieb so in meiner Erkenntnis und eifrigem Trieb immerfort und allein für mich selbst.

29. Ich vermeinte, mein Leben lang nicht vor einem Menschen damit bekannt zu werden, sondern wollte es mein Leben lang zu einer Erinnerung bei mir behalten. Obwohl mir immer gegeben wurde, von zukünftigen Dingen zu schreiben, oder als wäre ich vor vielen (bzw. vielen voraus), als wäre es ein Werk, das mir auferlegt wäre, so daß ich es treiben mußte.

30. Ich empfand mächtig den Willen des neu angezündeten Lichtgeistes, aber meine Seele war vor und in ihm wie ein unverständiges Kind. So ging sie im Rosengarten ihrer Mutter und tat wie ein Knecht in Gehorsam. Und so wurde mir gegeben, alles auf magische Art auf dem Papier zu entwerfen.

31. Denn ich schrieb nur meinen Sinn, wie ich es in der Tiefe erkannte, und machte darüber keine Erklärung. Denn ich vermeinte nicht, daß es gelesen werden sollte. Ich wollt es für mich behalten, denn sonst, wenn ich gewußt hätte, daß es gelesen werden sollte, dann hätte ich versucht, klarer zu schreiben.

32. So war auch die Arbeit meines Geistes darin und damit wie eine beständige Übung, darin sich meine Seele je länger desto tiefer in das Mysterium der ewigen Natur vertiefte, gleich einem Schüler, der zur Schule geht und sich trefflich übt.

33. Denn der Geist des Lichtes übte meine Seele heftig. Wie auch der unparteiische Leser darin sehen wird, wie sich der Geist geübt hat und manche Dinge sehr oft erzählt, nämlich immer tiefer und klarer von einer Stufe zur anderen. Es war die rechte Jakobs-Leiter, darin meine Seele durch Gottes Willen aufstieg, dem es gefiel, mich so zu üben und in die himmlische Schule der Heiligen Dreifaltigkeit (Ternarium Sanctum) einzuführen.

34. Davon das Pasquill (bzw. sein Schreiber) nichts weiß, und seine Schmähschriften auch solches bezeugen, daß er darin nichts versteht. Er schreibt nur wie ein Historiker von der Schule dieser Welt, welches ich in seinem Wert belasse. Aber erleuchteter Augen rühmt er sich zu Unrecht, weil er sie gegen Gottes Kinder zur Schmach gebraucht.

35. Dies ist nun das Buch (der „Morgenröte“), das ich in meiner Kindheit schrieb als ich noch ein ABC-Schüler war, welche das Pasquill zu richten vorhat. Es wurde mir aber durch des Satans List entzogen, welcher gedachte, damit Feierabend zu machen, so daß ich über drei Jahre nichts davon wußte, wo es wäre. Ich meinte, es wäre längst hin.

36. Dazu habe ich es auch verloren, bevor es fertig geworden war, und so eilte der Satan, damit Feierabend zu machen, und fügte mir während dieser Zeit Kreuz und Trübsal zu, auch feindliche Menschen genug auf den Hals, um mir meine edle Perle zu rauben.

37. Er verdeckte mich auch trefflich mit seinem Dornenbusch der Widerwärtigen, ob er mich um mein Kleinod bringen könnte. Bis mir nach drei Jahren von hochgelehrten Leuten Schriften geschickt wurden. Da sah ich, daß meine Schriften noch vorhanden waren, und wunderte mich deswegen, daß es so mit ihnen geraten war. Und verstand, daß sie diese schon zwei Jahre in ihren Händen hatten und jeweils ein guter Freund dem anderen zum Abschreiben gab.

38. Ich verstand auch, daß sie in den Händen so vieler Menschen waren, mir ganz unbewußt, und daß viele fromme und erleuchtete Herzen ihre Freude daran hatten, welche nicht Gift, sondern einen rechten Weg zum göttlichen Leben und christlichen Wandel darin suchten.

39. Und welche ohne Zweifel nicht solche giftigen Augen hatten, daß ihnen das Angesicht der Schlange sogleich in das Zentrum des Gemüts eingeschossen wäre und Verkehrung gesucht hätte, sondern sie haben es dem Geist Gottes stehenlassen und Bericht erfragt, der ihnen auch gegeben wurde.

40. Sie sind aber teils so hoch gelehrte und weise Leute, daß dieses Pasquill ihnen wohl nicht gleichen kann. Denn ich habe von keinem sagen hören, daß der Teufel darin säße. Ich glaube fast, er saß dem Pasquill in Gemüt, Augen, Herzen und Sinnen und hatte ihn sogleich infiziert und zum Streit getrieben.

41. Denn er bekennt selber im Eingang, er habe es in Eile überlesen und nicht wohl Weile gehabt. Gewiß hat ihn die Schlange sogleich gefangen und danach keine Zeit gelassen, zu erwägen, sondern nur ihr Spiel so zu treiben. Gewiß, wenn der Pasquillant nachgeforscht hätte, er hätte den Autor erforscht.

42. Und wenn er mir wenigstens geschrieben hätte, wie ich auf solche Meinung und Schriften gekommen wäre, ich hätte ihm ganz freundlich und christlich geantwortet. Und das hätte einem Christen wohl angestanden, vor allem einem erleuchteten Gemüt.

43. Aber ich denke, Herr Pasquill, euer künstliches Gemüt stand in Babel und hat damit Abel erwürgen wollen. Darüber werdet ihr vor Gottes Gericht antworten müssen. Laßt es euch sagen, ihr sollt wissen, daß ihr das ABC angefochten habt.

44. Gott hat so viel Gnade gegeben, daß wir in anderen Büchern, die gemacht wurden, viel klarer geschrieben haben als im ersten (der „Morgenröte“) und auch wie ihr in eurem geschrieben habt. Der Sinn ist uns ein wenig tiefer eröffnet worden als euch.

45. Ihr sollt wissen, daß ich eure Schriften viel besser sehe, als ihr sie selber versteht. Ihr wollt hochfahren, um euch sehen zu lassen. Doch eure Schriften sind nur ein Spiegelfechten im Mysterium Gottes. Es ginge wohl alles hin und man wäre zufrieden, wenn ihr nicht als so ein Spötter befunden würdet, und dazu mit einem stolzen unchristlichen Gemüt.

46. Lest meine drei Bücher „Von der Menschwerdung Jesu Christi“, wie wir in der Menschwerdung Christi empfangen werden und eingehen müssen und in Christus neugeboren werden, und wie wir mit Christus in seinen Tod eingehen müssen und mit und in ihm begraben werden, mit ihm sterben und den alten Menschen immerzu töten, mit und in ihm immerzu auferstehen und ewig in ihm leben.

47. Oder lest das Buch „Vom dreifachen Leben des Menschen“. Darin werdet ihr die ewige göttliche Natur und auch die äußere Natur der Sterne und Elemente ein wenig tiefer und gründlicher beschrieben finden als in eurem Pasquill. Ihr werdet wohl sehen, was göttliche Erkenntnis ist, und dazu, was dem Menschen zu tun und zu lassen sei, und was Glauben und Seligkeit ist.

48. So werdet ihr auch eure verstümmelte und gar unrecht erklärte Gnadenwahl im Grund recht finden. Und diese wird besser zum apostolischen Glauben passen und der Vernunft entsprechen als eure.

49. Eure führt den Menschen zur Verzweiflung und zur Leichtfertigkeit in die Angst des Geistes und nicht wieder heraus. Aber die meine führt ihn ans Licht, so daß er sehen kann, was die Heilige Schrift unter der Wahl Gottes versteht.

50. Ihr findet darin auch die rechte Erkenntnis Gottes und des Wesens aller Wesen, was bei euch noch ein großer Dunst ist. Ihr rühmt euch des Wissens, aber göttliche Wissenschaft steht nicht im (gegensätzlichen) Verstand, sondern im (ganzheitlichen) Licht Gottes.

51. Ihr müßt alle drei Prinzipien erkennen und gründlich wissen, wenn ihr so hoch von Gott reden wollt. Sonst bleibt eure Rede ein Spiegelfechten und befriedigt nicht das hungrige Gemüt. Lest mein Buch von den „Drei Prinzipien göttlichen Wesens“. Was gilts? Ihr werdet sehen, ob ich ein Mensch bin, und keinen Teufel in mir suchen, wie ihr ganz unchristlich an mir versucht. Welches euch wohl zu Recht hoch verwiesen wird. Wenn ihr den Ketzer wirklich suchen würdet, den ihr verlästert, dann werdet ihr denselben in eurem eigenen Busen finden.

52. Denn das ist ein Ketzer, der die (Heilige) Schrift falsch anführt. Ihr tut es nicht allein an meiner Meinung und mit meinen euch verborgenen Worten, welche noch zum Teil im magischen Verstand stehen, sondern ihr zieht auch die (Heilige) Schrift falsch auf eure Meinung der Gnadenwahl und stellt den Menschen nichts als einen Dunst vor die Augen, werft sie in Gottes Zorn, laßt sie liegen und geht davon. Und verbietet noch dazu, man sollte nicht forschen.

53. Ja recht, der Teufel könnte offenbar werden, und das will er nicht. Oder hat euch vielleicht mein Buch auf die calvinische Ader gedrückt? Dafür kann ich nichts.

54. Wollt ihr oder ein anderer mein Buch nicht lesen, dann laßt es stehen. Es ist doch nicht gedruckt. Wer gebietet es nachzuschreiben? Last es mir stehen! Ich habe es nur für mich geschrieben, und es geht euch nichts an. Ich bin damit nicht umhergelaufen und habe es jemand angeboten. Es ist ohne meinen Willen herausgekommen und ohne mein Wissen, wie diejenigen, die es zuerst bekommen haben, wohl wissen.

55. Daß ihr mir nun zumeßt, ich hätte meinen Ruhm damit gesucht, das ist eine Unwahrheit. Ein Christ sucht nicht seine eigene Ehre, sondern Gottes Ehre und in seiner Liebe seinen Nächsten. Hat doch Christus sie nicht gesucht, sondern nur seinen Vater. Und hat er keine Ehre von Menschen begehrt, was soll sie dann mir?

56. Ist doch wahre Erkenntnis Gottes nicht von dieser Welt, sondern aus Gott. Was sollte sie dann hier eine Herberge suchen wollen? Zieht euch selber an der Nase!

57. Ich sage mit Grund: Ihr habt auf solche Weise kein Verständnis meiner Schriften. Ihr besudelt sie nur mit fremdem Verstand, wie euch weiter hinten noch vor Augen gestellt werden soll, jedoch nur kurz, um des Lesers willen, der die Schmähkarten liest, so daß er uns beide sehen könne.

58. Wer eine ganze Ausführung begehrt, der lese das Buch „Vom dreifachen Leben“. Er wird mehr finden, als er erforschen könnte, besonders auch in den drei Prinzipien, welches der Pasquillant nicht glauben dürfte. Und doch will er ein Christ genannt sein und recht getan haben. So lese er es, und er wird sehen, wessen Geistes Kind ich bin. Vielleicht kommen wir dann näher zusammen und aus einem Saulus kann ein Paulus werden, welches ich ihm gern gönnen will. Denn ich würde viel lieber ein herzliches, gutes und christliches Gespräch über unseren Immanuel (Christus) mit ihm halten als über dieses Widerspiel.

59. Zwar sage ich, daß mein Buch, das er anficht, an etlichen Enden bessere Erklärungen zum einfältigen Verständnis bedürfte, und ich bin auch dazu bereit, wenn es jemand begehrt, denn es steht an etlichen Stellen noch fast im magischen Verständnis.

60. Aber es sind auch solche Geheimnisse darin, die man Meister Klügling nicht alle erzählen darf, denn so hat es Gott gefallen. Man siehe der Propheten Schriften an, ob sie alle im hellen Verstand sind, und dazu lehrte auch Christus in Gleichnissen. Denn man soll die Perlen nicht vor die Säue werfen. (Matth. 7.6)

61. Was aber die Artikel des Glaubens anbelangt, die in diesem Buch noch im magischen Verständnis sind, die sind in (meinen) anderen Schriften hell und klar genug dargestellt, mehr als das Pasquill fordert oder versteht. Begehrt also jemand mehr Erläuterung, dann soll es ihm widerfahren.

62. Wer sie aber nicht begehrt, dem habe ich auch nichts geschrieben. Er laß sie mir stehen! Ich schreibe für mich selbst und laufe niemand nach. Ich habe sie in keinem Buchladen feil. Wären nicht gottesfürchtige Leute gewesen, die mich inniglich und in rechter christlicher Meinung darum gebeten hätten, dann hätte ich wohl niemand etwas gegeben.

63. Wenn aber noch gottesfürchtige fromme Herzen gefunden werden, denen ihr Christentum noch Ernst ist, sollte sich dann die christliche Liebe entziehen? Oder hat es mir Gott gegeben, daß ich es unter die Bank stecken oder in die Erde vergraben sollte?

64. Christus sagt: »Niemand zündet ein Licht an und steckt es unter die Bank oder unter einen Scheffel, sondern setzt es auf einen Tisch, damit alle, die im Haus sind, davon sehen. (Matth. 5.15)« Das göttliche Licht läßt sich nicht verstecken. Wem es Gott gibt, der soll es leuchten lassen, denn Gott will von seinem Pfund Rechenschaft fordern.

65. Dazu: Was ist es, daß man in der christlichen Religion zankt und viel disputiert? Sie ist doch kein Streit, Zank oder Meinung. Sie steht in der neuen Wiedergeburt aus Christus im Glauben aus dem Heiligen Geist in der Demut, Liebe und Gerechtigkeit.

66. Ein Christ muß aus Christus geboren sein und muß christlichen Willen und Wandel führen. Es geht nicht nur um Wissen und sich des Leidens Christi zu trösten oder vor Gott ein Heuchler zu sein, die anderes reden als sie wollen und tun, und den bösen, giftigen Wurm der verdorbenen und entzündeten Natur ihr Feuer brennen lassen, und die nur Mund-Christen sind.

67. Es liegt nicht an viel Wissen, daß man sich mit Christi Leiden kitzelt und es an die Spitze stellt, aber den bösen, neidigen und angezündeten Giftwurm immerfort im Herzen behält und ihm immer weiter Holz zu seinem Feuer zuträgt. Ich sage, dieser Mantel wird manchem zum höllischen Feuer werden, wenn er Gottes Willen erkannt hat, aber darin nicht eingehen und sich ihm übereignen will.

68. Ein Christ muß seinen eigenen natürlichen Willen brechen und sich in den Willen Gottes ergeben. Er muß sein Willen-Feuer immerzu löschen und alle seine Sinne aus dem Gemüt in Gottes Gehorsam, in die Liebe und Barmherzigkeit Gottes, in Christus und seine Menschwerdung, Leiden, Sterben, Tod und Auferstehung immerzu hineinführen. Er darf nichts wollen als nur Gott in Christus.

69. Denn das ist sein Begehren, daß Gott sein Wollen und Tun sei, und daß Gott in ihm das Wissen sei. Seines Fleisches Willen soll er immerzu töten und nur Gottes Willen in sich begehren, so daß dieser ihn regiere, treibe und in ihm das Tun sei.

70. Denn der Mensch tut aus sich selber nichts Gutes. Aber das Gesetz Gottes, das Gott in seine Natur schreibt, das tut Gutes: Dieses Gesetz ist das ewige Wort der Gottheit und zieht göttliche und himmlische Wesenheit an sich, nämlich den neuen Leib. Denn es ist Mensch geworden und muß auch in uns Mensch werden.

71. Und in diesem Leib steht das rechte Wollen und Tun sowie das Vollbringen und die Möglichkeit eines Christenmenschen. Ohne dem ist kein Christ, sondern der Antichrist und eine geistliche Hurerei, wie die Offenbarung von St. Johannes bezeugt.

72. Darum liegt es nicht am Disputieren, Hochfliegen, Spitzsein, Verachten oder seinen Bruder dem Teufel geben. Denn Gott will, daß allen Menschen geholfen werde, und er ist kein Gott, der das Böse will, wie der 5. Psalm sagt und Hesekiel 33.11. »So wahr ich lebe, spricht der Herr, ich will nicht den Tod des Sünders usw.« Und Christus sagt: »Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen, und nicht den Gerechten. (Luk. 5.32)« Und Jesaias fragt: »Wer ist so einfältig, wie mein Knecht?« Oder: »Das Reich Gottes steht in der Kraft. (1.Kor. 4.20)« Was bedarf es dann so überheblichen Fliegens und Zankens?

73. Gott sieht ein zerknirschtes und sehnendes Herz an, das sich vor ihm ängstigt und sich vor seinem Zorn fürchtet, das immer gern wohltun will, immer Gott begehrt und mit Gott wirkt. Denn was das Gemüt begehrt, dasselbe empfängt es, sei es Not und Tod oder auch das Reich Gottes. Denn das Reich Gottes ist nicht fern, sondern es ist in uns. Wir müssen aus Gott geboren werden, wollen wir Gott schauen oder Gottes Willen empfangen.

74. In Adam haben wir Gottes Willen verloren, und in der Verheißung vom Weibes-Samen haben wir ihn wiedergefunden, denn er hat sich mit der Verheißung allen Menschen ins Lebenslicht entgegengestellt und der Seele zu einer Braut vermählt. Und welche Seele dahineingegangen ist, aus der ist wieder der edle Lilienzweig gewachsen, und sie ist zum Kind Gottes erwählt worden.

75. Welche Seele aber nicht gewollt hat, sondern sich vom Grimm der ewigen Natur halten ließ, die hat der Grimm und Zorn in sich verschlungen und hat sie im Abgrund des Ursprungs im ersten Prinzip behalten, daraus der Seelenwurm entsteht.

76. In diesem Willen ist Israel in Gott geboren worden, und im selbigen Willen ist das Wort des ewigen Lebens, welches göttliche Essenz macht, und darin wird ein göttlicher Wille geboren.

77. Und dieses (ewige Leben) ist in Marias Essenz eingegangen und hat den im Tod eingeschlossenen Willen in Maria geöffnet und die Lilie Gottes herausgeführt. Und darin ist ein wahrer Mensch geworden und hat eine Seele aus der im Tod eingeschlossenen und nun durch Gottes Bewegen ausblühenden menschlichen Essenz in sich genommen, in welcher nun die göttliche Möglichkeit besteht. Denn sie ist im Wort des Lichtlebens, und diesem Willen müssen wir uns hineineignen und ergeben, so daß dieser auch in uns Mensch wird.

78. In Adam wurde diese Möglichkeit im Tod verschlossen, denn das göttliche Licht verlosch in Adams Seele, aber in der Verheißung stand es der Seele wieder zum Augenmahl, und in der Menschwerdung Christi wurde es wieder in die Seele hineingeführt und scheint nun wieder in der Finsternis.

79. Obwohl es in sich nie erloschen war, sondern Adams Seele war in den Geist dieser Welt hineingegangen und aus dem göttlichen Prinzip herausgegangen. Sie hatte den Geist dieser Welt zur Herberge hereingenommen, und so stand das Licht nur in sich selber im Schein, und der Seele war es verdeckt.

80. Denn die Seele ist ein anderes Prinzip als das Licht, gleichwie das Feuer eine andere Qualität als das Licht hat. So ist die Seele ein magisches Feuer, das in Adam aus dem ersten Prinzip eingeführt und mit der Bewegung der Gottheit im göttlichen Schöpfen zur Kreatur geboren wurde.

81. Denn in ihrer Essenz ist sie seit Ewigkeit gewesen, aber in der Kreatur in der Zeit der leiblichen Schöpfung zum Bild Gottes formiert worden. Und sie ist doch nicht nur das wahre Bildnis, sondern auch das essentielle Feuer zum Bildnis. Wenn sie das göttliche Licht erreicht, nämlich das zweite Prinzip, dann wächst aus ihr die göttliche Gleichheit, in der Gott wohnt und in der Gottes Wille steht, welche göttliche Macht hat.

82. Wenn aber nicht und sie bloß in ihrem magischen Feuer steht und Gottes Willen nicht in sich hineinführen will, dann führt sie den Willen des Ursprungs in sich (als das erste Prinzip oder das Reich dieser Welt, die im Grunde auf dem ersten Prinzip steht), und dessen Bildnis empfängt auch das magische Seelenfeuer, davon Christus die Pharisäer Natterngezücht und Schlangenbrut nannte, und Herodes einen Fuchs, das heißt, nach der Bildnis des inneren Menschen, welches durch Imagination geboren und gezeugt wird.

83. Darum liegt es an der Imagination: Wenn sie den göttlichen Blitz im Anblick des göttlichen Lichtes empfängt und des göttlichen Wortes schwanger wird, dann ist der Glaube geboren, der da von Christi Fleisch ißt und von seinem Blut trinkt und die göttliche Wesenheit in sich nimmt. Denn darin steht das wahre Gleichnis und Bild Gottes, das da vom Wort des Vaters (Verbo Domini) und vom Brot Gottes ißt, davon Christus sagt: »Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. (Joh. 6.56)«

84. Lies das Buch „Vom dreifachen Leben“, dort ist es mit allen Umständen erklärt und ausgeführt. Darin versteht man, was ein Prinzip ist, und viel mehr in den drei Büchern „Von der Menschwerdung Christi“ und seiner Mutter Maria, und dann der ewigen Mutter, darin alles aus dem Zentrum der Natur herausgeführt worden ist. Oder lies „Die drei Prinzipien“, denn dort hast du den Grund, welches mir hier zu lang zum Schreiben ist und es auch das Pasquill nicht wert ist.

85. Darum sage ich noch: Der wahre christliche Glaube steht in keinem Wahn der Meinung, viel weniger im Streit, sondern in der neuen Wiedergeburt aus dem Wort des ewigen Lebens, welches Mensch wurde. Und das muß in uns Mensch werden oder wir können Gott nicht schauen, wie Christus zu Nikodemus sagte (Joh. 3.3). Allein darin scheint Gottes Licht.

86. Wir müssen unserem Seelenfeuer göttliches Holz geben, wenn es in göttlicher (ganzheitlicher) Qualität brennen und ein göttliches Licht daraus scheinen soll. Irdisches Holz gibt irdische (gegensätzlicher) Qualität und ein Licht nach dieser Qualität: Was also ein Mensch in sich entzündet, das brennt in ihm.

87. Gottes Reich aber steht in der Kraft, in der Liebe und Freude. Es forscht nicht, denn es hat bereits alles. Nur die Seele forscht, denn sie will in das Reich der Ruhe. Denn im irdischen Leib steckt sie in Unruhe, und darum forscht sie nach ihrem Vaterland, daraus sie in Adam von Jerusalem nach Jericho ging, nämlich in sich selber, in den Ursprung des ersten Prinzips, und aus sich heraus durch das erste Prinzip in den Geist der äußeren Welt, in die Vielfalt, nämlich in die Sterne und Elemente, in das Qual-Haus, wo sie die Kunst findet und lernt, darin sie wie Gott sein will und Böses und Gutes wissen. Ja, zu Recht erfährt sie das, aber im Paradies wäre sie besser.

88. Darum ist aller Streit und Zank über das Reich Gottes nur ein Spiegelfechten und ein Babel-Werk im Reich des Antichristen.

89. Ein rechtgläubiger Christ darf mit niemand um die Religion streiten. Er streitet nur in sich selber gegen Fleisch und Blut und trachtet danach, wie er Gottes Werk in der Nächstenliebe wirken könne. Er sucht nur Gottes Willen, ergibt sich diesem und führt sein Leben in Gehorsam des göttlichen Willens. Er zieht sich selbst von der Welt weg, denn er ist in dieser Welt nicht daheim, und sucht seinen Bruder als ein Glied seiner Seele und führt ihn mit sich.

90. Gleichwie ein Körperglied dem anderen alles Gute gönnt und tut, so will auch eine gläubige Seele ihre Mitglieder immer mit sich haben und trachtet danach, wie sie ihrem Bruder Gutes erzeigen könne. Sie zeigt immer ihr Licht und stellt es mit ihrer Imagination der Seele zum Augenschein entgegen und spricht: „Kommt doch!“ Um dessentwillen diese Feder so viel geschrieben hat, welches das Pasquill nicht versteht, denn der Stachel ist in ihm.

91. Ach, wie schrecklich und elend hat er doch von der Fortpflanzung und dem göttlichen Willen des Menschen geschrieben! Daran möchte doch ein Mensch verzweifeln, dem der Teufel ohnedies zusetzt! Da steckt auch Ketzerei darin, daß ein Mensch Gottes Willen, der nur Gutes will, (ins Gegenteil) verkehren darf und aus Gottes Willen einen Willen der Bosheit machen.

92. Wie blind ist er an der Erkenntnis Gottes! Wie wenig weiß er von der ewigen Natur und vom Ursprung des Willens und was der Wille zum Guten und Bösen sei! Er verwirft mein ABC-Büchlein und setzt die babylonische Grammatik an diese Stelle. Die Kunst soll es vollbringen.

93. Oh höre, Pasquillant, hast du Kunst von dieser Welt, dann habe ich Kunst von der göttlichen Welt. Du hast deine gelernt, und meine ist mir aus Gnade in der Liebe Gottes geschenkt worden. Ich werde mit meiner wohl vor dir bleiben, denn sie sind doch gegeneinander wie Sonne und Mond. Ein frommer gottesfürchtiger Mensch, der nur Gottes Willen sucht, kann deine und meine Schriften sehr wohl unterscheiden.

94. Meinst du, man sei damit zufrieden? Können sie das Herz und die arme gefangene Seele befriedigen, die im Kerker der Finsternis steckt? Du lehrst, Gott habe sie nicht alle erwählt, sondern Gott verstocke einen Teil von ihnen und ziehe sie nicht in Christus zum Vater, und du gibst das Gleichnis vom Töpfer, als würde die Seele gemacht oder geschaffen, und wenn du das auch nicht so statuierst, so gibt es doch fast solchen Verstand.

95. Warum schreibst du nichts vom Ursprung des Willens zum Bösen und Guten, was in Gott sei, das den Menschen zum Guten und Bösen ziehe? Willst du dich erleuchteter Sinne rühmen, dann solltest du das wissen und darstellen, der armen Seele zum Trost, so daß sie nicht leichtfertig werde und denke, Gott habe sie nicht zu einem Gefäß seiner Ehre geschaffen und sie sei nicht aus Christi Linie geboren. Wie du auch bei Kain und Abel hereinfährst und die Schrift verbogen gebrauchst und damit das Beste, als die Liebe Gottes, die nicht das Böse will, außenvorläßt und der Seele einen Strick an den Hals wirfst.

96. Wohlan, du bist in mein Kaufhaus gekommen, dahin ich die Kinder Gottes geladen habe. Ich sage dir aber, ich habe keine solche Ware, wie du suchst. Ich habe nur Trost für Gottes Kinder und keine Verzweiflung für die Teufel. Ich will dir meine verheißene Ware darstellen: Willst du sie nicht kaufen, dann laß es!

97. Ich habe nicht die Advokaten des Teufels eingeladen, sondern die Kinder Christi, die gern selig werden wollen. Obwohl du dich viel rühmst, man solle die Gnadenwahl ohne Christus nicht erforschen, sagst du aber nicht, wie diese in Christus zu erforschen sei, sondern läßt es dabei, als wollte Gott nicht alle Menschen haben und würde vorsätzlich etliche verstocken.

98. Deshalb will ich dir meine Waren etwas weisen. Willst du kaufen? Wohl gut, dann kannst du Bruder in Christus sein. Wenn aber nicht, dann hast du selber nicht gewollt. Gott wollte wohl, aber wenn du selber nicht willst, dann verstockst du dich selber.

99. Denn das Zentrum, daraus Böses und Gutes quillt, ist in dir. Und was du in dir erweckst, sei es Feuer oder Licht, dasselbe wird von seinesgleichen wieder angenommen, entweder von Gottes Zornfeuer oder von Gottes Lichtfeuer: Ein jedes erwählt sich die Eigenschaft seines Gleichen.

100. Will einer ein Teufel sein, dann will ihn Gottes Zorn haben, denn er ist von seiner Eigenschaft, und die Wahl ist sogleich da. Will er aber ein Engel sein, dann ist auch dieser Wähler sogleich da.

101. Ist er aber ein böser Mensch gewesen und hatte sich damit schon Gottes Zorn zur Verdammnis erwählt, doch läßt das Fünklein der Liebe Gottes wieder in das Lebenslicht herein, welches ohnedies, solange der äußere Mensch lebt, zu ihm steht und ihn ruft, dann ist auch sogleich der Wähler zum Himmelreich in diesem Fünklein, und dazu mit großer Freude und Ehre, mehr als über neunundneunzig Auserwählte, die der Buße nicht bedürfen.

102. Die Seele des Menschen ist aus dem Zentrum, das „Gott Vater“ heißt, das heißt, aus der ewigen anfangslosen Natur. So hat sie das Zentrum zum Feuer und zum Licht in sich, zum Bösen und zum Guten, und was sie sich erwählt, vom selbigen wird sie wieder erwählt und aufgenommen. Welches an den Teufeln zu sehen ist:

103. Sie waren Engel in Gottes Licht, aber ihr Zentrum bewegte sich (überheblich) noch höher als das Naturrecht der Engel ist. Damit erweckten sie in sich die Mutter des Ursprungs im Grimm, und der fing auch sogleich ihren Willen-Geist und erwählte sie zu Kreaturen der finsteren Welt.

104. Meinst du nun, es sei Gottes vorsätzlicher Wille gewesen, dann müßte Gott in sich einen Teufelswillen und auch einen englischen haben. Das wäre ganz gegen die Schrift der Heiligen, auch gegen Gottes Liebe und gegen das Licht der ewigen Natur.

105. So versteht das Pasquill nicht, was Gottes Liebe und Zorn ist und was „Gott“ genannt wird. Er will von Gottes Willen reden, aber das ist nur ein Spiegelfechten und Gaukelspiel.

106. Weil er es aber nicht versteht und ich seine elende Blindheit aus Gottes Gnade sehe, wie er im Gift des Ursprungs brennt und so dem Zorn Gottes sowie dem Teufel einen rechten Advokaten gibt, um die armen Seelen in Gottes Zorn einzusperren und zu behalten, so will ich es ihm etwas entdecken. Will er nun kaufen, wohl gut, dann sei Immanuel unser und der Teufel gehöre der finsteren Welt.

107. Will er aber nicht, dann habe ich es dem Leser seines Pasquills geschrieben. Ist der Leser ein Christ und gedenkt selig zu werden, dann wird er uns in seinem Gemüt und Verständnis wohl unterscheiden können. Es soll eine Einmal-Verantwortung sein.

Bericht und Widerlegung des Pasquills

Mit „Nummer“ ist bezeichnet, wo es im Pasquill zu finden ist.

108. Erstlich seht im Pasquill zur Einleitung ein großes Register von Christi Weissagungen über die letzte Zeit, wie viele Verführer und Ketzer kommen würden und sagen „Hier ist Christus! Da ist Christus!“, und daß wir es dann nicht glauben sollen. Das tut wohl der Pasquillant mit dem Ziel, sich einen stattlichen Eingang zum Pasquill als Lästertür zu machen, damit er den Autor als einen Ketzer ausrufen kann. Und so sieht man bald, was er im Sinn hat und wessen Geistes Kind er ist. Seine christliche Ader blickt bald hervor, daß er dies alles auf den Autor bezieht.

109. Zwar haben Christus und seine Apostel wahrhaftig geweissagt, und so steht es im Wesen und geht jetzt mit großem Schwung, darin ein jeder schreit: „Hier ist Christus! Lauft mir nach. Jener ist ein Ketzer!“ Und mit diesem Schreien ist Babel ganz entzündet (die Stadt der Gedanken-Konstrukte, die den Himmel erreichen wollen, aber in Verwirrung enden). Sie brennt auch im Feuer des göttlichen Zorns in ihrer unsinnigen Schwärmerei, damit wohl, wenn es möglich wäre, die Auserwählten verführt werden könnten.

110. Was ist es aber, daß das Pasquill die Worte der Weissagung heranzieht, aber nicht sagt, wer die Ketzer sind? Er denkt wohl, er habe eine Maus gefangen und sieht nicht, daß er selber im Gefängnis steckt.

111. Ketzer sind auch solche Leute, die aus dem Verstand geboren sind, aus der Kunst der Sterne, die ein unbeständiges Wesen machen, darin heute eine Konstellation gemacht und morgen von einem anderen wieder zerbrochen wird, darin man zu einem Bau viel haben muß, aber darin nur Worte wechselt und Worte mit Worten erklärt, darin das Gemüt nie erfährt, was des Wortes Kraft und Vernunft ist, und darin man mit Verstand und Kunst umgeht und damit nur Gunst und Ehre sucht, weil man ein Ansehen haben will.

112. Und wenn man das nicht erhalten kann, dann liegt man der weltlichen Macht in den Ohren und richtet Schmähung, Verfolgung, Krieg und Blutvergießen an. So tanzt dann der Lärm-Meister in seinem Herzen und denkt: „Nun hast du gewonnen!“ Und beginnt, aus der christlichen Freiheit Gesetze zu machen und bestätigt diese mit weltlicher Macht, macht Verpönen und Strafen daraus, so daß man glauben und tun muß, was der Lärm-Meister geschnitzt hat.

113. Und wenn es dann Gewohnheit wird, dann nennt man ihn einen Heiligen und dichtet immer mehr dazu, wie man dem Lärm-Meister heucheln und dienen könne. Man vergißt unterdessen auch nicht den Abgott des Bauches, zieht alles mit List und Ränken und die Schriften der Heiligen an den Haaren herbei, und solches mit großer Menge.

114. Das ist dann der wirkliche Antichrist, denn er tut, was er will, und nicht, was Gott will. Er ist aus sich selber, aus dem Sternenverstand geboren, und nicht aus Gott.

115. Solche stellt man der Welt als Lehrer vor, doch sie sind nun eitle Zänker, Streiter, Schwätzer und Ketzer und richten nichts als Krieg und Plagen an. Sie lehren nur Lästerworte, und sind nur Wort-Streiter. Sie streiten um die Hülse, aber den Kern lassen sie liegen, und wissen auch nichts davon, denn der Kern ist ihnen ein Mysterium. Sie tanzen um das Kalb wie bei Moses und lassen Moses auf dem Berg bei Gott stehen, unabhängig davon, was er sagen könnte, wenn er vom Berg kommt.

116. Denn daran liegt ihnen nichts, auch wenn Israel erwürgt wird. Sie helfen wohl noch dabei mit und geben der Gewalt das Schwert in die Hände. So will es der Zorn Gottes haben, daß er sie nur auffresse, weil sie keine Kinder Gottes sind und nicht Gott gehören, sondern eigene Ehre suchen.

117. Aber ein wahrer Christ ist der, der Christus gehorsam ist, wenn diese Lärm-Meister schreien: „Hier ist die Kirche Christi! Dort ist die Kirche Christi! Siehe, er ist in der Wüste, er ist in der Kammer, auf dem Feld oder im Abendmahl!“ Und der andere spricht: „Nein, er ist nicht da, denn er geht nicht hinaus!“ Denn Christus sprach: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt.« »Wie der Blitz ausgeht vom Aufgang und scheint bis zum Niedergang, so wird auch immerfort bis in die Ewigkeit die Zukunft des Menschensohns sein. Denn wo ein Aas ist, da sammeln sich die Adler. (Matth. 24.27)«

118. Christus ist immer der rechten Christen Aas, und sein Blitz ist immer in ihnen. Sie essen immer sein Fleisch und trinken immer sein Blut und lassen das Schwätzen und Ketzern. Sie streiten mit niemand, denn sie haben keinen Streit, weil Christus bei ihnen ist. Sie sind aus Christus geboren und leben in ihm. Sie suchen nur danach, wie sie seinen Willen tun können.

119. Hat uns doch Christus freigemacht vom Gesetz der Sünde: Was bedürfen wir dann, lange einem anderen nachzujagen? Warum sollen wir einander verfolgen und verschmähen? Sind wir doch alle aus Einer Seele und Leib gezeugt.

120. In Adam fielen wir mit der einigen Seele in den Tod und in die ewige Finsternis. Und in Christus wurden wir in dieser einigen Seele wieder neu geboren, und es fehlt an nichts mehr, als daß wir nur alle wieder in diese einige Seele Christi eingehen und wieder Einer in Christus werden, und nicht Zwei.

121. Wie es das Pasquill bei Adam schändlich verfälscht und den wahren Grund versteckt und des Teufels Advokaterei an dessen Stelle aufsetzt, obwohl er doch wohl weiß, daß es der Autor in seinem Buch (der „Morgenröte“) verworfen hat. Aber das will er wieder aufrichten, und um dessentwillen ist das Pasquill da, wer es recht verstehen will. Sirach sagt: „Wer unter die Hunde wirft und einen trifft, so läßt er sich erkennen.“ (Ich habe den Knüppel unter die Hunde geworfen, und am Geschrei erkenne ich, welchen ich getroffen habe.)

122. Erkennt doch seine Heiligkeit, wenn er sich so eine Einleitung macht, wie er den Autor dem Teufel übergeben könne. So gibt er zwar große Heiligkeit vor, er wolle den Autor nicht richten, sondern das Gericht dem lassen, dem es über ihn gebührt, aber damit meint er wohl den Teufel oder Henker, wie er dann durchaus auch den Autor zum Teufel erklärt.

123. Oh große babylonische Heiligkeit! Besinne dich nur oder du wirst nicht von Christi Aas essen! Der Autor ist kein Teufel, sondern sucht sein Aas Christus und begehrt nichts anderes.

124. Christus spricht: »Wie wollt ihr, die ihr arg seid, Gutes reden? Kann man auch Trauben von den Dornen lesen, oder Feigen von den Disteln? (Matth. 7.16)« Wenn eine giftige Kröte auch unter einem wohlriechenden Salbeistrauch oder gar in einer köstlichen Apotheke säße und nur Zucker und köstliche Speise fräße, dann würde sie doch aus allem nur ihr Gift ziehen und eine giftige Kröte bleiben.

125. So ist auch ein neidischer Mensch: Der saugt aus allem, auch wenn es gut ist, nur Gift. Er verkehrt alle Dinge ins Ärgste und verschreit alles als bösartig, welches besser ist als er selber. Denn eine jede Eigenschaft begehrt nur ihresgleichen, und das andere ist ihr zuwider.

Nummer I. Seite 5

126. Hier fängt das Pasquill zu tadeln an, wo geschrieben steht: „Bis dann der Fürst des Lichtes aus dem Herzen Gottes kam, ein Mensch in der Natur wurde und in seinem menschlichen Leib mit der Kraft des göttlichen Lichtes in der wilden Natur rang. Dieser königliche Zweig wuchs in der Natur auf und wurde ein Baum. (Morgenröte Vorrede §33)

127. Was für schöne Erkenntnis er von der Seele des Menschen und vom wahren Menschen habe, spürt man hier wohl. Er verwirft diese Beschreibung und versteht nichts davon, wie des Autors Sinn sei. Denn es ist im magischen Verständnis für den Autor selbst geschrieben, der diesen Pasquillant und auch andere Leser nicht kannte. Er meinte, er machte eine Arbeit für sich selbst, aber Gott hat es anders gewendet.

128. Daß aber das Pasquill die Meinung und den Sinn des Autors ganz närrisch verkehrt und ihm fremden Verstand gibt, verstünde wohl nur ein Einfältiger, dazu das Pasquill mit seiner Widerlegung so blind ist, daß es nicht weiß, was es plappert. Er redet gar nichts von des Autors Meinung, sondern führt ein anderes dahinein, nur damit er etwas tadeln könne.

129. Denn der Text des Autors ist ganz recht, aber das Pasquill versteht nichts darin. So weisen es ihm sehr wohl die vorhergehenden Worte im Text, was der Autor sah, hätte er nur den magischen Verstand recht vernommen, oder hätte ihn stehenlassen.

130. Der Autor hatte den armen gefallenen Menschen unter seiner Feder und auch die arme gefangene und verdorbene Seele und beschrieb, wie dieser wieder geholfen wurde.

131. Er sah in dieser Beschreibung nicht allein in das äußere Reich der vier Elemente und Sterne, sondern in das innere Reich, in das erste Prinzip, daraus die Seele entsteht. Er verstand also etwas anderes unter der wilden Natur als dieses Pasquill versteht. Er meinte nicht die Sterne und vier Elemente, nicht tierisches Fleisch von dieser Welt, wie das Pasquill ihn schändlich verleumdet und besudelt, sondern er meinte das Zentrum, den Feuerquell der Seele, der das Licht Gottes gelöscht und irdische Imagination vom Reich dieser Welt hereingeführt hatte.

132. Er verstand, wie die arme Seele nach ihrem Fall ein kreatürlich magisches Feuer in Gottes ewigem Zornfeuer würde, und das nannte er die wilde Natur. Denn die Seele steht in der ewigen anfangslosen Natur, im ersten Prinzip von Gott dem Vater, und ist die Ursache des göttlichen Bildnisses.

133. Sie hat alle Gestaltungen der ewigen Natur in sich und ist seit Ewigkeit in der Essenz gewesen, aber in der Schöpfung in die Kreatur getreten. Sie ist aus dem Feuer, darin Gott der Vater sein Licht immer ausgebiert, und ist in ihrem Ursprung ohne dem Licht Gottes ein ängstlich schreckliches Wesen, einem schrecklichen Schwefelwurm zu vergleichen, denn sie ist ein magisches Feuer aus Gottes Feuer, welches der ewigen Natur Ursprung ist.

134. Welches, als sich dieses ewige Feuer Gottes einmal bewegte, begehrend wurde, seine Wiedererweckung zu haben, und in seine Begierde ein erwecktes Gleichnis nach und aus sich selbst gefaßt hat, das heißt, aus der Begierde des ewigen Feuers, welches nur ein Geist ist und im Willen entsteht. Das ist das Element-Feuer, das in der Immer-Wieder-Erweckung steht und auch das in der Begierde gefaßte Wesen immer wieder verzehrt und sich selbst immer nur dazu erweckt, wie in der Entzündung im äußeren Reich zu sehen ist.

135. Aus dieser ewigen Natur (das heißt, aus der ewigen, welche das Zentrum ist und ein Prinzip in sich selbst, ein magisches Feuer Gottes, das Gott der Vater nach der ewigen Natur selbst ist) wird aus ihren Eigenschaften das ewige Licht (des reinen Bewußtseins) geboren und scheint in dieser Natur in ihren Eigenschaften, so daß die Eigenschaften des Grimms und Zorns nicht offenbar werden, sondern nur eine Ursache des Lebens-Scheins sind.

136. Aber dieses Licht macht auch ein Zentrum mit anderer Eigenschaft in sich. Was in der Eigenschaft des Feuers ein Grimm ist, das ist in der Eigenschaft des Lichtes eine Begierde des Licht-Wesens und heißt „Liebe und Sanftmut“. Das zieht das grimmige Feuer in sich und löscht damit den Grimm des Feuers, so daß aus dem Feuer eine Freude wird.

137. Denn die Begierde des ängstlichen Feuers ist nach Sanftmut, und der Sanftmut Begierde ist nach feuriger Essenz, so daß sie ein Leben sei. So macht jede Begierde einen Willen-Geist, einen aus dem Feuer und einen aus dem Licht, und es ist doch nur ein einziger, aber mit zwei Eigenschaften.

138. Und so nennt sich Gott einen Gott nach der Eigenschaft des Lichtes, das heißt, ein Gott der Liebe, Sanftmut und Barmherzigkeit. Und nach der Eigenschaft des Feuers nennt er sich einen zornigen eifrigen Gott und ein verzehrendes Feuer, und es ist doch der Eine und nicht zwei, wie in den Büchern „Vom dreifachen Leben“ und den „Drei Prinzipien“ der Länge nach mit vielen Umständen erklärt und ausgeführt worden ist.

139. Dieses ist nun kurzgesagt der ursprünglichste Geist, darin in der Eigenschaft des Feuers die ewige Natur verstanden wird, und vielmehr in den Gestaltungen zum Feuer, welche das ewige Zentrum machen, wie in den drei Prinzipien erklärt wird. Und versteht weiter:

140. Die Begierde in diesem ewigen Geist ist nach beiden Eigenschaften seit Ewigkeit immer eine Lust gewesen, sich selbst zu suchen und zu finden, und hat sich immer in sich selbst gefunden, eine jede Eigenschaft ihresgleichen, sowohl nach dem Grimm als auch nach der Liebe, nach Feuer und Licht, und nach allen Gestaltungen zum Feuer und auch nach allen Gestaltungen im Licht zur Liebe.

141. Dieses Gefundene ist der Spiegel des Geistes gewesen: In der Liebe im Licht heißt der Spiegel „Gottes Weisheit“, und im Grimm des Feuers heißt er „Gottes Zornauge“.

142. In diesem Spiegel ist seit Ewigkeit das Wesen dieser Welt ersehen worden, nämlich das dritte Prinzip, denn es stand in der magischen Begierde, wohl nicht im (greifbaren) Wesen, aber im Spiegel in der Begierde der ewigen Natur. Darin hat sich der Geist erblickt, und dies mit dem Anfang der Welt und der Bewegung der ewigen Natur vom Geist Gottes im herben (materiellen) Schöpfen in ein Wesen geschaffen, in ein Gleichnis nach der Eigenschaft der ewigen Natur, nach allen Gestaltungen zur Natur und nach allen Gestaltungen in der Natur.

143. Was in der Natur im Prinzip geboren wurde, das gehörte zum Reich Gottes und hat den Namen von Gott. Aber was durch die Gestaltungen zur Natur (dazu) geboren wurde, das gehörte der finsteren Angstwelt.

144. Alle Eigenschaften wurden bewegt, und so stellte sich eine jede Eigenschaft in ihrem Spiegel zur Bildung nach ihrer Essenz dar, das heißt, nach der Essenz der Begierde.

145. Die herbe Matrix (Gebärmutter) zur Natur war das Schöpfen, die das Gleichnis und Bildnis ergriff und durch Gottes Bewegen in ein substantielles Wesen führte.

146. Das heißt, nach dem Willen-Geist, der aus dem Zentrum des Lichtes ausgeht, und nach dem Willen-Geist, der aus dem Feuer-Zentrum ausgeht, der doch nur einer ist, aber in zwei Eigenschaften, nämlich in zwei magischen Begierden.

147. Wie man das an der Kreatur sieht, wie Liebe und Zorn in Einem Gemüt stecken und doch zwei gegensätzliche Zentren haben. Und je nachdem, wie sich der äußere Willen-Geist in einem erblickt, so ist die Erweckung in Liebe oder Zorn. Und so sieht man auch in dieser Welt an den Kreaturen, wie böse und gute sind, Wölfe und Schafe, Schlangen und gute Fische, giftige Kröten und liebliche Tiere, ein jedes aus der Eigenschaft seiner Mutter vom ewigen Ursprung herrührend.

148. In diesem ewigen Spiegel der Weisheit Gottes ist auch die Seele des Menschen seit Ewigkeit vom Geist Gottes in der Essenz erblickt worden, welche mit dem Anfang der ersten Bewegung im göttlichen Schöpfen nach dem Gleichnis der Geburt Gottes zur Kreatur formiert wurde.

149. Der Geist Gottes erblickte im Spiegel der Weisheit ein Bild nach seinesgleichen, das heißt, aus beiden magischen Feuern, im Prinzip des Feuers und im Prinzip des Lichtes: Also ein ganzes Gleichnis nach der Gottheit und nach allen drei Prinzipien.

150. Wenn wir die ewige göttliche Geburt im Licht der Majestät und in ihrer Dreieinigkeit und dann die Seele des Menschen in ihrer Bildung, Substanz und Wesen betrachten wollen, dann können wir das nicht besser als in einem Gleichnis ersinnen, nämlich am Feuer und Licht, denn das ist ein rechtes Gleichnis.

151. Das Feuer bedeutet die ewige Natur, die in der Begierde im ewigen Willen seit Ewigkeit und in Ewigkeit immer entsteht, darin sich der ewige Willen-Geist aus dem ewigen Nichts, nämlich aus der Freiheit der Gottheit, mit seinem Ausgang in der Begierde durch die Natur offenbart und in zwei Welten oder Prinzipien scheidet, nämlich in Finsternis und Licht.

152. Darin eine jede Welt ihr Zentrum zur Qualität in sich selbst hat, und doch ist kein voneinander Weichen, sondern eine Welt ist in der anderen: Das Licht hält die Finsternis gefangen, denn die Finsternis ist eine Ursache des Feuers, und das Feuer ist eine Ursache des Lichtes. Denn in der herben und strengen Finsternis entstehen die Essenzen oder Qualitäten des Feuers und der Natur.

153. So sehen wir ja im Feuer und Licht zweierlei Qualitäten und Begierden, und sehen auch, wie das Feuer aus einem finsteren Wesen brennt, welches die finstere Welt andeutet, die in sich selber wohnt.

154. Das Feuer bedeutet die ewige Natur im Willen des Vaters und in der Begierde zur Offenbarung. Und das Licht bedeutet die ewige Freiheit jenseits der Natur, welches die Natur im Wesen offenbart.

155. Das Feuer hat in sich die grimmige Essenz der finsteren Welt. Und das Licht hat in sich die ewige Freiheit als eine sanfte und stille Wonne.

156. Nun wäre aber die Freiheit und Sanftmut ohne das Feuer nicht offenbar, sondern wäre ein stilles Nichts. Und das Feuer hätte auch ohne die Freiheit keinen Lichtglanz. Und so wären weder Feuer noch Licht ohne die Begierde, denn die ist das Zentrum zur Gebärerin und hält in sich das Schöpfen des Wortes.

157. So wird in der Begierde das ewige Wort oder die Vernunft geboren und auch der Spiegel der Weisheit sowie der Zornspiegel aus der Wurzel des finsteren Zentrums.

158. Und wir sehen weiterhin, wie das Feuer im Licht wohnt, und das Licht im Feuer, aber eines ergreift das andere nicht. Das Licht wird im Feuer geboren, nämlich durch das Sterben oder aus der Verzehrung (des Brennstoffs). Es scheint aus dem Tod und entsinkt dem Tod in sich selbst und macht in sich selbst eine andere Qualität als das Feuer ist, ein anderes Prinzip, daraus ein anderes Leben kommt, nämlich Sanftmut und liebliche Wonne, während im Feuer nur Angst und Leid sind.

159. Denn wir sehen, daß das Licht gleichsam wie ein Nichts gegenüber dem Feuer und seiner Wurzel ist. Denn es ist unbegreiflich und deutet uns die ewige Freiheit jenseits der Natur an, als das göttliche Wesen und die englische Welt, und ist doch Alles, denn im Licht ist alle Kraft aller Essenzen aus dem Feuer und aus der Natur und es ist ein Leben der Vernunft und auch des Verstandes und der Sinnlichkeit, während im Feuer nichts als Widerwillen verstanden wird.

160. Denn die Gestaltungen der Feuersnatur feinden sich selbst gegenseitig an, denn Herb, Bitter und Angst, welche die Wurzel des Feuers sind, stehen gegeneinander, weil in der Begierde die Herbigkeit steht, und in der Herbigkeit das Ziehen, darin das Nichts in Etwas geführt wird und sich der Wille mit dem Eingezogenen beschattet.

161. Davon entsteht in der Begierde eine Finsternis und Beschattung, davon der andere (zweite) Wille aus der Begierde des ersten Willens entsteht, um aus der Finsternis herauszugehen. Und es ist doch kein Voneinanderfliehen, sondern der andere Wille geht in sich selbst ein, in die Freiheit jenseits der Begierde in der Finsternis, und bringt so die Eigenschaft der Natur mit sich.

162. Diese feurige Eigenschaft ist die Offenbarung der Freiheit als des Nichts, denn so entsteht der Glanz und Schein. Denn in der Freiheit wird die mitgebrachte Eigenschaft des anderen (zweiten) Willens in die stille sanfte Wonne gesetzt, und aus dieser Eigenschaft wird eine Liebebegierde.

163. So deutet uns also das Feuer und das Licht im Gleichnis das göttliche Wesen an und auch die Seele mit ihrem Bildnis: Die Materie, daraus das Feuer brennt, deutet die Gestaltungen zur ewigen Natur und die finstere Welt an, und das Feuer deutet die Eigenschaft des Vaters an.

164. Der Glanz des Feuers deutet die Freiheit jenseits der Natur an. Der Schein oder das Licht deutet die andere Welt an, nämlich ein zweites Prinzip, das aus dem ersten als aus des Vaters Eigenschaften geboren wird, wie der Sohn Gottes aus dem Vater.

165. Die Kraft des Lichtscheins deutet das Herz Gottes als das göttliche Zentrum an, sowie auch die Vernunft, Erkenntnis und Weisheit. Denn in der Kraft des Lichtes steht das rechte (wahre) Leben.

166. Der zweifache Geist, der im Feuer mit zweierlei Qualität entsteht, nämlich Hitze und Luft, deutet uns im Gleichnis den Geist Gottes an: Der hitzige deutet auf den Zorn und Grimm Gottes nach der ewigen Natur der finsteren Welt und nach der Eigenschaft des Grimms. Und der sanft-luftige deutet die Eigenschaft des sanften Lichtes in der Liebebegierde aus der Qualität des Lichtes an.

167. Die Sanftmut des Lichtes deutet uns im Gleichnis die göttliche Wesenheit oder das Wasser des ewigen Lebens an, darin das Paradies verstanden wird, und in der feurigen Eigenschaft der Himmel.

168. Nun sehen wir, wie ein jedes Feuer die Luft wieder an sich zieht und in der Luft-Kraft brennt, denn wenn ein Feuer keine Luft haben kann, dann erlischt es. Denn die Luft bläst das Feuer auf und führt die Wesenheit des Lichtes wieder ins Feuer, nämlich die Sanftmut des Lichtes, das heißt, die Wasser-Mutter, davon im Feuer der Glanz entsteht.

169. Denn die Sanftmut entsteht von der Freiheit jenseits der Natur des Feuers, also im Nichts, und so sehnt sich jeweils eines nach dem anderen. Der Grimm des Feuers oder der Natur sehnt sich nach der Sanftmut, und die Sanftmut als die Freiheit oder das Nichts sehnt sich nach der Offenbarung, welche in der Natur offenbar wird.

170. Nun sehen wir, wie das Licht einen gar freundlichen und freudenreichen Geist aus der Quelle des Feuers ergibt, und dieser freundliche und liebreiche Anblick oder Geist entsteht aus dem verschlungenen Wasserquell der Sanftmut, nämlich aus der Freiheit.

171. Indem das Feuer die sanfte Wesenheit des Lichtes in sich zieht, geht dieser verschlungene sanfte Geist durch den Grimm des Todes, nämlich durch die Verzehrung, im Licht wieder aus und führt die Eigenschaften der Natur mit sich. Wie wir dann solches an der Luft erkennen, daß sie eine Kraft allen Lebens ist, und sie ist doch in sich selber nicht die Natur, sondern herrscht wie ein mächtiger Geist in der Natur.

172. So wird in diesem Vorbild das göttliche Wesen und auch die ewige Natur verstanden, aus welcher Begierde und Wesen das dritte Prinzip als die äußere sichtbare Welt geboren ist und im Anfang in ein substantielles Wesen mitsamt allen Kreaturen geschaffen wurde.

173. Denn von der ewigen Mutter ist die anfängliche Mutter geworden. Denn wo Nichts ist, da wird auch nichts. Weil aber Etwas geworden ist, so ist es aus dem Ewigen geworden, das ohne Anfang gewesen ist, und ist des Ewigen Gleichnis, Bild, Wesen und Eigentum. Und wir können doch nicht sagen, daß es vom Ewigen abgetrennt sei, sondern es ist unterschieden. Eine Welt ist in der anderen, und eine jede besitzt sich selbst.

174. Gott ist in allem Wesen, aber nicht alles Wesen ergreift ihn. Es ergreift ihn nur das, was aus seinem ewigen Wesen gekommen ist, das heißt, das seines Wesens ist, und in ihm besteht. Denn Gott wohnt nicht in der Ausgeburt der äußerlichen Natur, sondern in der inneren, in sich selbst.

175. Gott selbst ist wohl Alles, aber es wird nicht alles Gott genannt und so erkannt, wegen des Unterschieds der Qualität. Die Natur ist nicht Gott, aber Gott wird durch die Natur offenbart. Gott wird allein im ewigen Licht nach dem zweiten Zentrum erkannt, nämlich in der Freiheit, und ist doch von der ewigen Natur nicht getrennt.

176. Denn wenn ein Schein sein soll, dann muß ein Feuer sein, und doch ist auch kein Feuerschein ohne die Freiheit, welche die göttliche Welt andeutet.

177. Der Glanz des Feuers deutet Gott den Vater an, und die Gestaltung zum Feuer deutet die ewige Natur an, und die Kraft des Lichtes deutet das Herz Gottes als die wahre Gottheit an, denn es führt ein anderes (zweites) Zentrum mit anderer Qualität als das Feuer, nämlich eine Liebebegierde und Sanftmut.

178. Und der ausgehende Geist aus dem Glanz des Feuers in die Kraft des Lichtes aus dem Wesen des Lichtes, das vom Feuer verschlungen wurde, nämlich aus der Liebe und Sanftmut, deutet uns recht den Heiligen Geist an, der vom Vater und Sohn in der göttlichen Kraft und Wesenheit immer ausgeht, wie die Luft vom Feuer und Licht, und in der Wesenheit des Lichtes herrscht.

179. So ist die äußerliche Welt durchaus ein Gleichnis der inneren, denn die innerliche Welt hat sich mit der äußerlichen offenbart. Und daran kann man erkennen, was der unsichtbare Gott im Verborgenen sei.

180. Man sollte nicht denken, daß Gott von irgendetwas abwesend sei, einem Ort oder einer Stätte. Er erfüllt alles, aber in seinem Prinzip, als in der mittleren Welt, die er selbst ist.

181. Als sich nun der unsichtbare Gott einst nach der ewigen Magie als in der ewigen Naturbegierde bewegte, hat er sich in seiner Weisheit sein Gleichnis aus den Eigenschaften aller drei Welten geboren, und hat aus jeglicher Essenz und Eigenschaft Kreaturen und Bildungen geschaffen.

182. Denn der Werkmeister war als sein Geist in allem Wesen, als in den Engeln und reinen Geistern der göttlichen Lichtwelt, das heißt, aus der ewigen Natur, als aus der Eigenschaft des ewigen Feuers und Lichtes, aus göttlicher Wesenheit.

183. Denn ein Geist, soweit er ein ewiger Geist ist, hat das Zentrum der Natur in sich. Er hat alle Gestaltungen zur Natur in sich, von der finsteren Welt und auch von der Lichtwelt, denn er ist aus Gottes Mund ausgegangen. Er gehört der Natur, sonst wäre er kein offenbarer Geist mit den Geistern.

184. So hat Gott aus der ewigen Natur seine Weisheit offenbart, denn in der Essenz, als in der göttlichen Weisheit, ist das Wesen der Geister und Kreaturen seit Ewigkeit gewesen. Aber mit der Bewegung Gottes des Vaters ist es in ein förmliches Geschöpf nach der Eigenschaft jeder Essenz getreten, und zwar durch das Schöpfungswort (Verbo Fiat) als das Wort der Kraft. Darum werden die Engel Feuerflammen genannt, aber vom Licht Gottes durchleuchtet.

185. Denn das Licht Gottes wohnt in ihrer Feuerflamme, so daß die Qualität des Feuers in ihnen nicht offenbar ist. Wenn sie aber offenbar wird, dann haben sie die göttliche Wesenheit verloren, daraus des Feuers Glanz entsteht, und dann steht der Geist nur in der finsteren Welt, wie bei den Teufeln geschehen ist.

186. Ein Geist aus der Natur ist ein magischer Feuerquell und begehrt das Wesen oder die Wesenheit seiner Gestaltungen. So macht die Begierde Wesen und führt dieses Wesen in ihre Imagination, und das ist die Leiblichkeit des magischen Feuers durch den Geist, davon der Geist eine Kreatur genannt wird. So ist diese Wesenheit auch die Speise des Geistes, davon das Feuer lebt oder brennt.

187. Hierin wird nun des Teufels wie auch des Menschen Fall verstanden, denn nach der ewigen Natur sind sie beide aus einem Ursprung. Der Teufel war ein Engel und sollte seine Imagination in das Licht Gottes als in die Liebe und Sanftmut und göttliche Wesenheit setzen. Dann hätte er in seiner Imagination göttliche Wesenheit empfangen, sein Licht wäre scheinend geblieben und sein magischer Feuerquell hätte von Gottes Sanftmut gegessen. Dann hätte der Feuerquell auch in solcher Essenz und Eigenschaft gebrannt, und dann wäre er ein Engel geblieben.

188. Aber er wandte sich zurück in das Zentrum nach der Mutter der Gebärerin und setzte seine Imagination in das Zentrum nach den Gestaltungen zur Natur und wollte schrecklich in der Macht des Feuers herrschen. Er verachtete also die Sanftmut als das zweite Prinzip und wollte über Gott herrschen.

189. Und was er nun begehrte, das empfing er auch in seiner feurigen Begierde, nämlich die Wesenheit des Grimms aus den Gestaltungen der finsteren Welt, und zwar aus seinem eigenen Zentrum. So ist nun diese Wesenheit die Feuer-Speise seines Geistes, und so steht sein Feuerquell in finsterer grimmiger Essenz und kann keine Begierde mehr in der Sanftmut im göttlichen Wesen schöpfen.

190. So ist er ein Teufel und wohnt im Zentrum der Finsternis als in den Gestaltungen zur Natur, denn sein Licht ist erloschen, und er kann es auch nicht wieder anzünden, denn es scheint nicht mehr aus seiner Essenz. So kann es auch seine Imagination nicht mehr erreichen und bleibt ein grimmiger Feuerquell in der Finsternis, ißt der finsteren Welt Wesenheit und steht in einem anderen Prinzip.

191. Das Schöpfungswort, welches seine Gestaltung oder Bildnis in ihm bildet, ist die Mutter der finsteren Welt als die strengen Gestaltungen zur Natur, entsprechend der Eigenschaft eines jeden Geistes: Wie die Qualität im Zentrum ist, so ist auch der Willen-Geist.

192. So ist ihm nun das göttliche Licht entzogen, und so kann er nun keinen anderen Willen schöpfen, als seine Mutter in ihren Gestaltungen ist. Denn wie die Gebärerin ist, so ist auch der Willen-Geist aus der Gebärerin.

193. So versteht auch von der Seele des Menschen: Sie ist auch ein magischer Feuerquell aus dem ewigen Zentrum, aus der ewigen Natur. Aber nachdem Gott den Leib aus der Wesenheit erschaffen hatte, führte er den Geist aus allen drei Prinzipien dahinein, denn er sollte ein Gleichnis und Bild Gottes sein, das heißt, nach und aus allen drei Welten, aus der ewigen Feuersnatur, aus der Natur und Eigenschaft des Lichtes als der göttlichen Welt und dann aus der Natur der äußeren Welt, darin der äußere Mensch lebt.

194. Denn Gott blies ihm den lebendigen Odem ein, und da wurde der Mensch eine lebendige Seele. Was kann Gott nun anderes aus sich blasen, als sich selbst? Denn Gott ist das Wesen aller Wesen, und ist selbst alles, aber es wird nicht alles Gott genannt oder so erkannt. Er nennt sich einen Gott allein nach seinem Herzen, nach der Eigenschaft der Lichtwelt als nach der Liebe und Sanftmut, nach dem zweiten Prinzip.

195. Gott hat in das geschaffene Bild den Geist aus allen drei Welten eingeblasen, nämlich sich selbst als den ewigen anfangslosen magischen Feuerquell aus allen Gestaltungen der ewigen Natur. Und das ist das erste Prinzip und die Eigenschaft des Vaters, der sich nach der Eigenschaft der Natur einen zornigen eifrigen Gott und ein verzehrendes Feuer nennt.

196. Und dann auch das Zentrum des Lichtes als einen Funken aus seinem Herzen, daraus der göttliche Wille ausgeht, der sich wieder zu Gott aneignet und nach seiner Mutter imaginiert als nach Gottes Liebe und Sanftmut. Und das ist das zweite Prinzip, darin die englische Welt steht.

197. Und zum Dritten den Luftgeist mit dem Geist der äußeren Welt aus den Sternen und Elementen als das dritte Prinzip. So wurde der Mensch ein ganzheitliches Gleichnis nach Gott aus allen drei Welten, ein Bild Gottes, darin sich Gott schaute, fand und offenbarte.

198. Nun war das ewige Wort sein Gesetz seiner geistigen Natur, nämlich daß dieser eingeführte und eingeblasene Geist des Menschen seine Imagination in keine andere Qualität hineinführen sollte, als nur in die Liebe und Sanftmut Gottes. Er sollte allein aus dem Lichtquell von der göttlichen Wesenheit essen und das Wasser des ewigen Lebens trinken, und so wäre sein Leib paradiesisch geblieben.

199. Der Leib hatte paradiesische Früchte zu essen, die ihm in aller Frucht wuchsen. Denn der äußere Leib von dieser Welt war in der Qualität der Lichtwelt gleichsam wie verschlungen, obwohl er doch da war. Gleichwie das Licht die Finsternis verschlingt und in sich gefangenhält, und die Finsternis bleibt doch, aber wird im Licht nicht offenbar.

200. So sollte auch das äußere Bildnis von dieser Welt sowie die innere Quelle des Feuers aus dem ersten Prinzip in der paradiesischen Wesenheit und Qualität verborgen stehen, und der Mensch sollte sein Leben und Wollen in der paradiesischen Qualität führen.

201. Er sollte die Imagination seines Geistes in das Herz Gottes als in das Zentrum des Lichtes setzen. Dann hätte die Seele immer von der Wesenheit des Lichtes gegessen, das heißt, das seelische Feuer hätte göttliche Qualität in sich empfangen und hätte in göttlicher Qualität gebrannt, nämlich in Liebe und Sanftmut.

202. Durch dieses Brennen oder Leben wäre dem äußeren Leben göttliche Wesenheit eingeführt worden, nämlich himmlisches Fleisch, und so hätte der heilige Leib in der Tinktur des zweiten Prinzips gestanden und das äußere Regiment von der äußeren Welt wäre in der inneren Welt verborgen gewesen und nur in der äußeren offenbar.

203. Ein solcher Leib wurde auch im Anfang aus innerlicher Wesenheit des reinen Elements geschaffen, das im Paradies offenbar ist, und war ein äußerlicher Leib von den Elementen, der in der äußeren Welt offenbar stand, aber das innere sollte das Regiment führen und den äußeren gleichsam wie verschlungen halten, ähnlich wie das Licht die Finsternis.

204. Das heißt, ein jedes Prinzip sollte frei nur in sich selbst stehen und seine Imagination oder Begierde in Gott setzen. Dann hätte Gottes Licht Alles in Allem erfüllt und die ernste Feuerqual-Quelle des ersten Prinzips als der ewigen Natur der finsteren Welt sowie die äußere Natur und Qual-Quelle von den Sternen und Elementen wäre nicht offenbar geworden.

205. Der Mensch hätte in göttlicher Liebe-Quelle gelebt und wäre unsterblich und unzerbrechlich geblieben. Keine Krankheit, weder Not noch Tod hätten ihn berührt.

206. Wenn nun eine solche Begierde im Menschen sein sollte, darin der Willen-Geist rein in Gott gerichtet wäre, dann mußte ja göttliche Wesenheit im Seelenfeuer sein, daraus ein solcher Willen-Geist entstand.

207. Denn eine göttliche (ganzheitliche) Begierde entsteht aus keiner irdischen Quelle, noch aus dem Quell der finsteren Welt, denn die Irdischkeit weiß nichts von Gott, und die finstere Welt hat keine göttliche Liebe oder Begierde in sich.

208. Darum erkennen wir, daß wir nach dem zweiten Prinzip, als nach der paradiesischen oder englischen Welt, Fleisch und Blut aus himmlischer Essenz und Wesenheit gehabt haben, welches der wahre Seelenleib gewesen ist, und darin stand das Bildnis des Himmels.

209. Und der Geist aus dem magischen Seelenfeuer, der in der Kraft des Lichtes erscheint, war Gottes wahres Gleichnis nach Gottes Dreiheit, nämlich das Bild, darin Gott wohnte und damit sich Gott offenbarte. Denn dieser Geist ist an Substanz und Wesen allen Engeln gleich, davon auch Christus sagt, daß sie in der Auferstehung den Engeln gleich sind (Matth. 22.30).

210. Als Gott Adam geschaffen hatte, stand er in der paradiesischen Welt als ein Bild Gottes. Weil aber Gott wußte, wie er mit seinem edlen Kleinod zwischen der inneren finsteren Welt und dann auch der äußeren elementischen Welt an beiden fest angebunden stand, gab er der Seelennatur ein Gebot und Gesetz und sprach: »Du sollst nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen essen, denn welches Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben.« Das heißt: „Du wirst der göttlichen Welt absterben, und in dir wird die finstere und dann auch die äußere Welt offenbar werden und das Regiment in dir bekommen.“

211. Als es dann auch so geschah und Adam begann, seine Begierde und Imagination in die äußere Welt zu setzen, da aß das Seelenfeuer vom verbotenen Baum und führte irdische Qualität und Wesenheit von dieser Welt in sein edles Bildnis, in die paradiesische englische Welt.

212. So führte er irdische Qualität und Wesen in das reine elementische Fleisch, das aus göttlicher Wesenheit geschaffen war, und so verlosch sein Licht, das heißt, er ging mit seinem Willen-Geist aus der göttlichen Wesenheit in die irdische, in die Sterne und vier Elemente.

213. Damit wurde das Bild irdisch und fiel unter die Mörder, die es schlugen, verwundeten und halbtot liegenließen. Hier ging Adam von Jerusalem nach Jericho, wie Christus sagt (Luk. 10.3).

214. Die Sterne und Elemente haben dem Leib das grimmige irdische Kleid ihrer Essenzen und Wesenheit angezogen, und die finstere Welt gab dem Seelenfeuer ihre grimmige, ernste und strenge Qual-Quelle, und so brannte nun das Seelenfeuer in dieser grimmigen Eigenschaft, und so waren Gott und Himmelreich verloren, denn das göttliche Bild verblich und das irdische begann, so daß die äußere Schöpfung die Gewalt bekam.

215. Sobald Adam vom Geist dieser Welt überwunden wurde, fiel er in den Schlaf, als in die äußere Magie, welche den Tod andeutet. Denn das äußere Reich hat Anfang und Ende und muß vom inneren abbrechen, und das ist sein Tod. Denn das äußere Leben geht wieder in seine Mutter, aus der es gekommen ist, nämlich in das Mysterium der Sterne und Elemente, und das innere Seelenleben bleibt in der finsteren Welt, nämlich in der ewigen Natur, daraus es entsteht.

216. Darum tut uns die Wiedergeburt aus dem Herzen Gottes not, damit das finstere, im Grimm und Zorn eingeschlossene Seelenfeuer wieder göttliche Wesenheit empfange, so daß sein Licht wieder scheine.

217. Und das ist es, was ich in meinem Buch geschrieben habe, daß alles im Zorn beschlossen gewesen war, bis da der Fürst des Lichtes aus dem Herzen Gottes kam und in der Natur Mensch wurde und in der Kraft des Lichtes in der wilden Natur gerungen habe. (bzgl. Morgenröte Vorrede §33)

218. Mit der Natur verstand der Autor des Buches die ewige seelische Natur, das Zentrum der Natur. Das wurde in der Seele, nachdem das Bildnis irdisch wurde, wild und vor der göttlichen Welt fremd.

219. Und so hätten Adam und alle seine Kinder in der wilden Natur im Zorn und Grimm Gottes bleiben müssen, wenn nicht der Fürst aus Gottes Herzen gekommen wäre und dem Seelenfeuer göttliche Wesenheit, das heißt, der Engel Kleid oder Leib angezogen hätte, wenn Gottes Wort oder Herz nicht selbst Mensch geworden wäre.

220. So schreibt nun der Pasquillant: „Und er (d.h. der Autor) will damit Christus nach seiner unschuldigen heiligen und reinen Menschheit natürlich machen, und sich damit (zu seiner Abführung von Gott auf die Natur und Kreatur) einen Eingang und Weg bereiten, vornehmlich und indem er, als ein verschlagener und erfahrener Geist weiß, daß dieser Baum des Lebens seine Wurzel, daraus er gewachsen ist und die bisher noch mit Erde bedeckt gewesen war, nun bald entblößen und das Geheimnis vollenden will. Damit er den Leuten eine Wurzel, die Galle und Wermut (in sich) trage, beibringen und noch viele von Christus abführen und in seinem Netz fangen könne.“

221. „Die Heilige Schrift spricht von unserer wilden menschlichen Natur so, daß wir allzumal von Natur aus Kinder des Zorns sind und der natürliche Mensch nichts vom Geist Gottes vernimmt. Ist Christus nun in der wilden Natur Mensch geworden, dann wäre er von Natur aus eitel gewesen, wie alle Menschen. Wie konnte er uns dann das Geheimnis Gottes, davon der natürliche Mensch nichts weiß und versteht, offenbaren, unsere Schuld bezahlen, ein angenehmes Opfer für uns verrichten und den Vater versöhnen?“

222. „Mit solchen Reden verfinstert dieser Geist den Unterschied zwischen der himmlisch reinen und der irdisch verdorbenen unreinen Geburt und Natur, oder zwischen des Weibes und der Schlange Samen, Abrahams und Adams Samen, und will uns einen natürlichen Christus einbilden, in welchem Gutes und Böses, Licht und Finsternis, Ja und Nein sind, und uns ganz auf das Schlüpfrige stellen. Aber die Heilige Schrift entdeckt sein Falsches und Grundloses und sagt, daß nicht alle aus Abrahams Samen darum auch Kinder (Gottes) sind, sondern in Isaak soll dir der Same genannt sein, und nicht in Adam, Kain, Ismael oder Esau. Und die Kinder der Verheißung werden als Samen gerechnet.“

223. „Er sagt nicht, durch die Samen, als durch viele, sondern durch Einen, durch deinen Samen, welcher Christus ist. Als dem ewigen unvergänglichen Samen, dem lebendigen Wort Gottes, aus dem alle Kinder der Verheißung geboren werden, wie der Tau aus der Morgenröte.“

224. „Denn, gleichwie seine Kinder nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch vom Willen des Manns, sondern aus Gott geboren sind, so kann er auch nach seinem menschlichen Fleisch nicht aus Adams natürlichem, sondern aus Abrahams verheißenem Samen, welcher er selber ist, geboren und geringerer an Kunst und Ehre als seine Kinder sein. Weil sie alle von einem Einigen kommen, beide, sowohl der da heiligt als auch die geheiligt werden.“

225. „Welcher Samen kein natürlicher adamischer ist, sondern ein übernatürlicher himmlischer Samen, darin Gott und Mensch vereinigt sind. Gott in dem Menschen, und der Mensch in Gott. Aus welchem Maria, als eine Tochter der Verheißung, auch nach ihrem Fleisch zuvor geboren sein mußte, ehe Christus seinen Leib in ihr angenommen hat. Wie der Heilige Apostel klar sagt, daß Christus nach dem Fleisch von den Vätern gekommen sei, denen die Kindschaft gehört, die Herrlichkeit, der Bund, das Gesetz, der Gottesdienst und die Verheißung. Welche Verheißung nicht Abrahams natürlichem Samen, sondern Abrahams Glaubenssamen gehört.“ Bis hierher Pasquillant.

226. Sind das nicht hoch einführende prächtige Reden? Wie sollte davon ein Einfältiger nicht blind geführt werden? Und wer würde sagen, er täte dem Autor Unrecht? Aber, höre Pasquillant, du wirst mit dieser Beschreibung die Wurzel des zugedeckten Baumes noch lange nicht entblößen, wie du meinst! Du verstehst noch nichts davon, viel weniger des Autors Sinn, zumal du ihn falsch und mit fremdem Verstand heranziehst.

227. Bist du kein falscher Deuter, dann sage mir, wo steht in meinem Buch geschrieben, daß Christus in der wilden Natur dieser Welt ein Mensch wurde und aus sündhaften Samen gezeugt und hergekommen sei? Wie du des Autors Meinung so erklärst und einen Haufen widersinnige Meinungen darstellst und ihn schändlich und leichtfertig als einen Teufel ausrufst, ganz blind für seine Meinung und sein Verständnis.

228. Bist du es, der mich richten soll, dann lerne zuvor des Autors Sinn. Der Text sagt: „Bis da kam der Fürst des Lichtes aus dem Herzen Gottes und ein Mensch in der Natur wurde.“ Es steht nicht „in der wilden Natur“, sondern es steht: „Und er rang in seinem menschlichen Leib mit der Kraft des göttlichen Lichtes in der wilden Natur.“

229. Die Frage ist: Was ist die wilde Natur, darin der Fürst des Lichtes aus dem Herzen Gottes in der Menschheit gerungen hat? Ist es irdisches Fleisch oder die Qualität der Sterne und vier Elemente? Nein, um dessentwillen kam nicht der Fürst aus dem Herzen Gottes. Sondern es war die Seele aus der Natur des ewigen Vaters, die durch ihre Imagination und Lust den Tod und die Irdischkeit in sich hineingeführt und die Grimmigkeit der finsteren Welt im Zorn Gottes erweckt hatte. Und so war nun kein Rat (und keine Hilfe mehr) weder im Himmel, noch in dieser Welt, es käme denn der Fürst der Liebe Gottes und ringe mit dem grimmigen Zorn Gottes und löschte diesen in der menschlichen Seele.

230. Und darum wurde der Fürst der Liebe Gottes, nämlich Gottes eigenes Herz, ein Mensch in der menschlichen Natur, in menschlicher Essenz, und nicht in fremder, wie der Pasquillant wunderlich hereinfährt, auch nicht in der wilden von den Sternen und Elementen oder im tierischen Fleisch der verdorbenen Ausgeburt von den vier Elementen. Nicht in dieser Essenz ist die Gottheit geeinigt. Nicht das wilde adamische Fleisch hat Christus an sich genommen, wie es das Pasquill so deutet, das noch kein Verständnis von der Essenz hat, darin Gott Mensch geworden ist.

231. Adams Seele hatte nicht nur einen äußeren vier-elementischen Leib an sich, denn sie stand in Gottes Liebe im Paradies, und das Paradies ist nicht vier-elementisch. Es steht nicht in vier Elementen, sondern in einem, und das ist die göttliche Wonne.

232. Gott wohnt nicht in der Ausgeburt der vier Elemente, sondern im Himmel, im reinen Element, denn das ist die leibliche Wesenheit seines Geistes. Und diese Wesenheit hatte auch Adam zu einem Leib und stand im äußeren Leib wie das Gold im groben Stein.

233. Doch der innere Leib hielt den äußeren verborgen, gleichwie das Licht die Finsternis, und der Geist Gottes wohnte im inneren Leib, denn er hielt in sich das zweite Prinzip als das Reich des Himmels. So war er eine Wohnung der Gottheit, ein Bild der göttlichen Wesenheit, und die Seele hatte ihre Sanftmut darin. Sie aß von diesem Leib, darin Gott wohnte, und davon wurde ihr Feuer gesättigt, denn sie empfing damit Gottes Liebe und Sanftmut.

234. Als aber das Feuer der Seele begann, nach der Irdischkeit zu imaginieren und von den vier Elementen und Sternen essen wollte, da zog das äußere Reich als das dritte Prinzip das erste Prinzip in das Seelenfeuer herein und damit auch in den himmlischen Leib und verdunkelte das edle Bild, so daß es ohnmächtig in einen Schlaf niederfiel. Da stand es in der Ohnmacht, gleichsam wie im Tod gefangen, denn die irdische Qualität wohnte nun darin, davon das Seelenfeuer grimmig, stachlig und mörderisch wurde. Denn es mußte nun von Gut und Böse essen, und so verblich das edle Bild der Gleichheit Gottes.

235. Als Gott nun sah, daß das edle Bild verblichen war und das äußere Reich in ihm Herr wurde, jammerte es seine Barmherzigkeit, und die verhieß ihm den Weibes-Samen und Schlangentreter und sprach: »Des Weibes Samen soll der Schlange, die dich zu Fall gebracht hat, den Kopf zertreten. (1.Mose 3.15)« Er sagte, des Weibes Samen sollte solches tun.

236. Das heißt, in der wahren menschlichen und himmlischen Wesenheit, welche in Adam im Tod verschlossen worden war, wollte Gott Mensch werden, nicht in der irdischen, die in das edle Bildnis und die Seele eingeführt wurde, sondern in wahrer menschlicher Natur des zweiten Prinzips, in welcher Gott vor Adams Fall bereits gewohnt hatte. In diese, im Tod eingeschlossene Essenz ist Gottes Wort eingegangen, und diese ist des Weibes Samen, und das Wort ist Gottes Samen.

237. Gott ist der Mann dazu gewesen, der sein Wort oder Herz in die menschliche Essenz des Weibes eingesät hat, das heißt, in die Essenz der Seele und des Fleisches. Gott ist Mensch geworden, denn Christus ist eine Person der Heiligen Dreifaltigkeit (Gottes) gewesen und ist Adam geworden, das heißt, der andere (zweite) Adam aus und in dem ersten, und ist doch geblieben, was er war.

238. Er ist uns nicht fremd, sondern ist unser Bruder, wie er nach seiner Auferstehung sagte: »Geht hin und sagt meinen Brüdern und euren Brüdern: Ich fahre auf zu meinem Gott und zu eurem Gott.«

239. Wenn Christus einen fremden Samen an sich genommen hätte, der ich nicht wäre und der ich in Adam nie gewesen wäre, was sollte mir das helfen? Wo bliebe meine arme Seele? Wie könnte er dann des Weibes Samen oder mein Bruder sein?

240. Er verhieß Abraham keinen fremden Weibes-Samen, sondern sprach: »In deinem Samen sollen alle Völker gesegnet werden.« Das heißt, in deinem, also in der himmlischen und in Adam im Tod eingeschlossenen Wesenheit soll der Messias den Tod erwürgen, und dein Samen, in welchem du in Adam getötet worden bist, soll in Christus in Gottes Segen wieder leben. Christus soll in dir, in deinem Bildnis, und du in ihm leben. Du und Christus sollen Einer werden: Er der Leib, und Du sein Glied.

241. Es lag Gott nicht allein an einem Opfer, dadurch sein Zorn gestillt würde, daß er sein Herz Mensch werden und seinen Sohn kreuzigen ließ, damit sein Wille versöhnt würde. Nein, es lag ihm an seinem Wesen, das in Adam im Tod verschlossen worden war, und das sollte sein Sohn wieder lebendig machen.

242. Denn wir glauben an eine Auferstehung unserer Leiber, die wir hier gehabt haben. Der irdische Leib ist nicht das Bild, das ewig leben soll, sondern das himmlische, welches der irdische Leib hier im Tod gefangenhält.

243. Wenn aber Christus darin geboren wird, dann ist es nimmer mehr im Tod, sondern lebt in Christus, und ist nur mit dem irdischen Leib verdeckt. Und darum mußte Christus, als er am Kreuz starb, in Tod und Gottes Zorn eingehen.

244. Die Liebe Gottes in Christus ging in die menschliche Seele in das erste Prinzip als in den Quell des Zorns und in des Vaters Natur ein und zündete den grimmigen Zornquell in der Seele mit Gottes Liebe und Sanftmut an, davon das göttliche Licht wieder brannte. Und das war dem Tod ein Gift und der Hölle eine Pestilenz, denn Liebe und Zorn sind etwas Gegensätzliches.

245. Wenn nun Christus nicht Adams und Abrahams natürlichen Samen angenommen hat, wie das Pasquill sagt: Wie ist er dann des Menschen Sohn? Ist er allein ein Samen, der vom Himmel kam und nichts vom Menschen hatte, als nur eine menschliche Decke an sich genommen, so daß er nur im Menschen wohnte, ohne jede Eigenschaft menschlicher Essenz: Was sollte das meiner verdorbenen Seele helfen?

246. Hat er keine menschliche Natur an sich genommen, dann ist er auch nicht des Menschen Sohn, noch mein Bruder, wie er sich doch überall des Menschen Sohn nennt.

247. Das Pasquill sagt auch, ich wollte Christus natürlich machen. Ist er nicht natürlich geworden, dann kann er nicht des Menschen Sohn sein, auch nicht des Weibes Samen, viel weniger Abrahams Samen.

248. Daß aber der listige Pasquillant die Jungfrau Maria übernatürlich machen will und sagt, sie sei aus Gottes Samen gezeugt, bevor Christus in ihr empfangen worden ist, und damit einen fremden Samen hereinführen will, der nicht menschlich sei, das ist ganz ketzerisch und antichristlich. Und er mag wohl in seinen Busen riechen, bevor er andere verdammt und sein Gericht über sie führt.

249. Ist Maria nicht von Joachim und Anna gezeugt und natürlich empfangen und geboren worden, gleich allen Adamskindern, dann beweise er es, oder sein Tand bleibt so lange unwahrhaftig.

250. Sagt er aber: Wenn Maria aus Joachim und Anna gezeugt wäre, dann wäre Christus aus sündhaften Samen von Maria gezeugt, wie sein hochfliegender Geist so läuft und solches wähnt, dann sage ich ihm abermals, daß er im göttlichen Mysterium ganz blind ist und davon nichts erkennt.

251. Er spricht zwar von der hohen Segnung Marias, doch bezieht er es auf einen fremden Samen, daraus Maria gezeugt sei. Aber er sagt nicht mit Grund, was das für ein Samen sei. Ob es bloß der Geist Gottes sei, oder ob es himmlische Wesenheit sei? Ob der Samen im Wort oder auch etwas von menschlicher Essenz sei?

252. Denn die menschliche Essenz ist ihm durchweg sündig. Und er will gänzlich nicht aus Menschen, sondern aus Gott geboren sein. Gleichsam als hätte Gott mit Christus eine fremde Menschheit eingeführt, wie er es durchaus so deutet. Er will nur, wie der Tau aus der Morgenröte in Christus geboren sein.

253. Aber hört, Herr Pasquill, wir wollen nicht so bösartig sein wie ihr. Wir wollen euch gutwillig im Mysterium den wahren Grund zeigen. Wollt ihr dann nicht auf diesem Weg gehen, dann geht daneben. Wir haben andere Augen als ihr. Habt ihr Kunst, so haben wir Licht!

254. Ihr seid nicht unser Richter, daß ihr mich verdammt. Ich bin ein Kind Gottes in Christus, und aus Gottes Sehen ist mir mein Sehen geworden. Darum will ich euch gutherzig mein Angesicht weisen, weil ihr es ja nicht ergreifen könnt, wie Christus ohne Sünde von menschlicher Essenz empfangen und geboren worden sei, und ihr durchaus schließt, ich redete von Christus, als sei er aus einem sündhaften Herkommen. Obwohl es doch alles ohne Grund ist und eure Meinung in Babel steht. Deswegen erkennt mein Glaubensbekenntnis und die eigentliche Erkenntnis, wie folgt.

255. Gott sprach zu Adam, als er im Paradies stand und in göttlicher Qualität und Wesenheit lebte: »Welches Tages du vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen essen wirst, wirst du des Todes sterben. (1.Mose 2.17)« Mit dem Sterben meinte er nicht allein den äußeren Leib, welcher erst mit dem Anfang der Sünde lebendig wurde.

256. Denn der äußere Leib fiel nicht zur Stunde nieder, als Adam das Gebot übertrat und starb, sondern bekam jetzt das große Leben und wurde ein Herr. Zuvor war er ohnmächtig, und der wahre Mensch war mächtig. Zuvor ging er hinterher, sah dem Bildnis Gottes nach und war Knecht. Doch als die Seele irdische Qualität hereinführte, wurde er Herr und das Bildnis wurde im Tod verschlossen.

257. Das Leben ist der Geist und nicht das Fleisch: Das Leben des himmlischen Fleisches war Gottes Geist, und das Leben des irdischen Fleisches war der Geist dieser Welt.

258. Als aber das Irdische in das Himmlische einzog und das Regiment übernahm, da verblich das Himmlische, denn der Geist des Himmlischen wich aus der Irdischkeit in sein Prinzip. So stand nun das Bild aus der göttlichen Wesenheit im Tod: Nicht im Grimm des Todes und Zorns, so daß die himmlische Wesenheit im Zorn Gottes entzündet worden wäre, sondern als ein verblichenes Wesen ohne Quellen und Leben.

259. Denn was aus der Liebe geboren ist, das nimmt keinen Grimm in sich: Des Lichtes Wesenheit ist das Wasser des ewigen Lebens, und dieses Wasser macht keinen Grimm, sondern löscht des Feuers Grimm.

260. Wenn nun das himmlische Bildnis oder die Wesenheit in Adam aus dem himmlischen Stoff (Limbo) genommen worden war, dann ist ja seine ursprüngliche Mutter das Wasser des ewigen Lebens gewesen, welche von der Sanftmut oder der Begierde des göttlichen Lichtes entsteht, wie auch das Wasser in der Tiefe dieser Welt von der Sanftmut des Sonnenlichtes durch die Venus-Begierde entsteht.

261. Was für Grimm oder Zorn könnte dann in die himmlische Wesenheit des heiligen Leibes in Adam kommen? War doch diese Wesenheit nicht das Leben selbst, sondern der Geist Gottes war das wahre Leben im heiligen Leib.

262. Als aber Gottes Geist wich, stand dieses Bildnis wie tot ohne Leben, und die Seele lebte vom irdischen Feuerholz, obwohl sie keine irdische Essenz ist. So ist die irdische Essenz aber doch vom ersten Prinzip, darin auch die Seele steht, ausgeboren, und darum gelüstete die Seele auch nach dieser Qualität.

263. Der Seele war ein himmlischer Leib gegeben worden, davon sie essen sollte, und nicht von beiden Leibern. Sie sollte ihre Lust und Imagination nur in den himmlischen setzen. Dann wäre dem Seelenfeuer der irdische Leib nur in der finsteren Welt angehangen.

264. Als sie aber von beiden essen wollte, da kam der finstere Leib zur Macht und zum Licht und herrschte über den wahren menschlichen Leib. So begann die Sünde im Seelenfeuer, denn sie wurde mit grimmiger Essenz entzündet, und so brannte nun das Seelenfeuer in dieser Qualität, und der Seele verlosch das göttliche Licht, das in der sanften himmlischen Wesenheit schien.

265. Denn im Anfang war die wahre menschliche Essenz das Holz der Seele zu ihrem Lebensbrennen. Aber danach wurde es die irdische Essenz. Und das ist nun die Sünde und der Widerwille, und die Seele hat kein Bildnis oder Leib, der ewig bleibt, sie werde denn durch Christus aus ihrer ersten Wesenheit durch den Tod Christi geboren.

266. Darum ist es, daß mancherlei Bildungen im Bildnis der Seele im Inneren erscheinen, je nachdem, wie ihre Begierde zu einem Wesen ist, so auch das Bildnis wilder Tiere, wie Schlangen und Kröten. In welcher Essenz und Willen das Seelenfeuer lebt und brennt, nach derselben Essenz ist auch das Schöpfen im Willen-Geist und bildet ein solches Bildnis. Und wenn dann der äußere Leib zerbricht, dann besteht dieses Bildnis in solcher Form und Qualität.

267. Während der Zeit des irdischen Lebens kann sie (die Seele) ihren Willen ändern, und so ändert ihr Schöpfen auch die Bildung. Aber nach dem Sterben des Leibes hat sie nichts mehr, darin sie ihren Willen ändern kann, wie an den Teufeln zu sehen ist.

268. Darum sprach Christus: »Ihr müßt durch das Wasser und den Heiligen Geist von neuem geboren werden, oder könnt das Reich Gottes nicht sehen. (Joh. 3.5)« Das heißt, aus dem Wasser Gottes, aus dem Wasser des ersten wahren Bildnisses, darin der Heilige Geist wohnt und in welchem Christus empfangen und geboren worden ist.

269. Dieses Wasser hat nicht die Sünde in seine Essenz genommen, denn das kann nicht sein. Denn was aus der Sanftmut Gottes ist, das wird im Grimm Gottes nicht entzündet. Sondern es ist wie eine Ohnmacht im Tod, wie in die Stille und in das stille Nichts geschlossen.

270. Adam verlor das Leben, das heißt, das wahre göttliche Leben seines edlen Bildnisses, und das hat Christus wiedergebracht. Er hat dieses Bildnis wieder aus dem Tod geboren. Das lebendige Wort aus dem Herzen Gottes ist in das im Tod eingeschlossene Bildnis eingegangen, hat diese Essenz an sich genommen und ist ein wahrer Mensch geworden, nämlich ein solcher Mensch, dem der äußere Leib nur anhing, welcher im wahren Bildnis verschlungen stand, aber in der äußeren Welt offenbar.

271. Er hat damit auch der Seele den heiligen Leib als einen unschuldigen wieder angezogen und eine menschliche Seele in diesen heiligen Leib genommen, nämlich aus Marias Samen der Seelenessenz. Darum mußte Christus entsprechend versucht werden und der äußeren Speise vierzig Tage entbehren.

272. Denn die Seele mußte versucht werden, ob sie nun in diesem heiligen Leib von Gottes Wort essen und sich begnügen lassen wollte, und darum wurde dem Teufel zugelassen, die Seele zu versuchen.

273. Weil Adam sich entschuldigte, er hätte nicht bestehen können, denn die Matrix der grimmigen Natur hätte ihn zu hart gezogen, so sollte er es jetzt mit diesem Menschen versuchen, wie er es mit Adam versucht und ihn überwunden hatte.

274. Dazu schickte Gott einen anderen Adam und setzte ihn auf seinen gehabten königlichen Thron. Dort sollte er es mit ihm versuchen, ob er auch ihn fällen könnte. Und so stellte er ihm die Herrlichkeit dieser äußeren Welt vor, nämlich als äußerliche Nahrung.

275. Und wenn dieses nicht vorhanden wäre, dann sollte er mit seinem edlen Bildnis und göttlicher Macht in das Äußere gehen und den Steinen gebieten, Brot zu werden. Ob er (der verführerische Teufel) es vielleicht dahin bringen könnte, daß dieses edle Bildnis noch einmal gefangen und in den Tod geschlossen würde.

276. Und danach stellte er ihm die große Macht vor, die er hatte, und er sollte mit der göttlichen Allmacht im äußeren Reich vom Tempel fliegen. Ob er ihn in die äußere Lust führen könnte, so daß Gottes Liebe-Geist von diesem Bildnis wiche. Weil die Gottheit nur demütig ist, so wollte er ihn in überheblichen Stolz führen.

277. Zum Dritten stellte er ihm das Regiment der äußeren Welt vor, und er sollte im dritten Prinzip ein Herr sein. Dafür sollte er ihn im Inneren ein Herr seinlassen, und er solle niederfallen und ihn anbeten.

278. Denn es ging dem Teufel um den königlichen Thron, den dieser Mensch besitzen sollte. Darum wurde dem Teufel zugelassen, ihn zu versuchen, damit, wenn er bestünde, der Teufel ein Lügner bliebe und sein Urteil auf seinem Lügenmund.

Die Empfängnis und Menschwerdung Jesu Christi verhält sich mit seinen Umständen wie folgt:

279. Als das göttliche Bildnis in Adam verblichen war, jammerte es Gott und er wollte, daß diesem Bildnis wieder geholfen würde und verhieß Adam und Eva den Schlangentreter als das Wort und die Kraft der Gottheit. Das sollte des Weibes Samen, das heißt, die Essenz des verblichenen Bildes, an sich nehmen und damit dem Teufel und Gottes Zorn den Stachel in der Seele zerbrechen.

280. Dieses verheißene Wort stand ohnedies dem edlen, jetzt im Tod verschlossenen Bildnis zugegen und begehrte sein gehabtes Wohnhaus seiner Gleichheit zu einer Wonne.

281. Aber mit der Verheißung hat es sich der Seele in ihrem Lebenslicht wieder vorgestellt und sich ein Ziel gesetzt, daß es wieder in die im Tod verschlossene wahre menschliche Essenz eingehen und das Leben aus dem Tod aufwecken wollte.

282. Dieses Ziel war in der Jungfrau Maria gesteckt, wurde im Wort der Verheißung im Paradies gesegnet und stand als ein Zentrum oder Ziel der Menschheit.

283. Gottes Herz hatte sich mit diesem Ziel verlobt und vermählt. Dieses Ziel war mit der hochteuren Jungfrau der Weisheit Gottes als mit dem Spiegel oder Auge des Heiligen Geistes geziert, und zwar mit nichts Fremdem, sondern mit dem ersten Leben, das heißt, das göttliche Leben des edlen Bildnisses in Adam, daraus Adams Seele in den Geist dieser äußeren Welt ging, nämlich in die Qualität der Sterne und Elemente, deren Zentrum der Abgrund des ersten Prinzips ist.

284. Dieses gesegnete Ziel wurde den Vätern verheißen, wie Adam, Abraham, David und andern mehr. Wie haben sich die Propheten an diesem Ziel erfreut! Und die Opfer der Juden waren ein Vorbild dieses Zieles.

285. Denn als Adam das reine und schöne Bildnis verloren hatte, das heißt, die Kraft des Herzens Gottes, die in seinem Leib der himmlischen Wesenheit als ein Zentrum der Gottheit stand, da stand die Seele nur noch in der Eigenschaft des Vaters, das heißt, die ewige Natur, welche ohne dem Licht Gottes ein Grimm und verzehrendes Feuer ist.

286. Denn die Seele ist aus diesem Zentrum, als aus der ewigen Natur des Vaters, und darum wurde die Seele in Israel so eine lange Zeit in der Natur des Vaters bis ans Ziel geführt.

287. Das Gesetz auf dem Berg Sinai wurde im Feuer und Donner in der Natur des Vaters gegeben, und auch Moses wurde im Busch mit der Feuerflamme in der Natur des Vaters berufen. (2.Mose 3.4)

288. Und Christus sagte auch entsprechend, als er in das Fleisch kam: »Vater, die Menschen waren dein, und du hast sie mir gegeben, und ich gebe ihnen das ewige Leben. (Joh. 17.2)«

289. Dieses hochgesegnete Ziel stand auch im Gnadenbund der Opfer bei Israel, denn die Opfer waren ein Zeichen des Zieles, welches ihnen Gott vorstellte, und Israel wurde im Opfer durch dieses Ziel von Sünde freigekauft (geranzioniert).

290. Israel opferte mit Tierblut, und das sah Gottes Imagination durch das Ziel seines Bundes an. Weil der Mensch irdisch geworden war, stellte ihm Gott das Ziel zu einem Gnadenbund vor, damit seine Imagination nicht in die irdische Qualität des Menschen einging und mit der Irdischkeit und Sünde der Menschen sein Zornfeuer nicht erweckt würde, darin er sie auffresse, wie bei Elia geschah.

291. Die Beschneidung der Juden war auch eben das: Israel mußte sein Blut vergießen, und das sah Gottes Imagination durch das Ziel seines Bundes an, denn Christus sollte den Tod mit seinem Blutvergießen erwürgen. Es sollte in den Zorn Gottes fallen, als in das Seelenfeuer, und das angezündete Feuer Gottes löschen.

292. So bildete sich Gott im Bund das Blutvergießen Christi ein und löschte mit dieser Imagination den Grimm in der Seele, und dadurch ist Israel selig geworden. Denn welche mit Ernst ihren Willen und ihre Imagination in den Bund gesetzt haben, die haben die Kraft des Zieles im Bund als in Gottes Vorstellung empfangen.

293. Denn in Gott ist das Geschehene und Zukünftige alles Eins. Darum wurde den Kindern des Bundes die neue Wiedergeburt aus Christus zugerechnet als stünden sie schon im neuen Leib Christi und als hätte Christus schon mit seinem Blutvergießen den Zorn ersäuft und das Leben wäre schon aus dem Tod wiedergeboren worden.

294. Denn dieses Leben auf das Ziel stand in Gottes Imagination, und mit der Verheißung im Paradies hat es sich hineingestellt. Dieses Leben wurde Abraham verheißen, daß es in seinem Samen wieder erweckt werden sollte, nicht in einem fremden Samen, wie das Pasquill dichtet, sondern im Samen des edlen Bildnisses, das Adam aus himmlischer Wesenheit aus dem zweiten Prinzip mit zu einem Leib gegeben worden war.

295. Aber mit Eingehung der Seele in die Irdischkeit, in den stillen Tod, als in das Nichts, wurde es verschlossen. Und das sollte wieder aus dem Tod grünen und ein neuer Mensch in Heiligkeit, Unschuld und Gerechtigkeit darin auferstehen und geboren werden. So sollte es der Seele wieder angezogen werden.

296. Erkennt es hoch und recht! Das Leben Gottes im Bund des Ziels, welches in Maria die Menschheit annahm, dasselbe Leben muß aus Christus in uns, das heißt, in unser im Tod verschlossenes und verblichenes Bildnis eingehen. Das ist das Samenkorn, das in die tote verblichene Wesenheit gesät wird, und das zieht diese menschliche Essenz wieder an sich und wird wieder zum Leben dieses Bildnisses.

297. So wächst der edle Lilienzweig auf, der zuerst klein wie ein Senfkorn ist, wie Christus sagt, und danach groß wie ein Lorbeerbaum wird. Lieber Pasquillant, das ist die wahre neue Wiedergeburt in Christus.

298. Setzt eurer Braut andere Augen ein und seht das Alte Testament und den Bund der Verheißung mit Adam und Abraham recht an, und verbittert die Schrift nicht, und zieht diese nicht mit fremdem Verstand an den Haaren herbei! Eure Meinung verdunkelt die edle Lilie oder den Zweig, der ihr aus der Mutter oder Wurzel grünen soll, viel mehr, als daß sie zum Gewächs dienen kann.

299. Wenn ihr in solchem Geheimnis richten wollt, dann müßt ihr aus Christus wiedergeboren sein. Ihr müßt aus Christi Augen sehen, wenn ihr das Mysterium Magnum (das große ganzheitliche Geheimnis) begreifen wollt. Wenn ihr aber aus Christus geboren wärt, dann wärt ihr kein Splitter-Richter, sondern ein lieber Bruder (bzgl. Matth. 7.3).

300. Christus gebietet euch nicht das Verdammen, sondern sanftmütig einherzugehen und freundlich zu unterweisen, nicht scherzen oder dem Teufel in den Rachen erklären. Mein Freund, ihr seid noch sehr blind am Reich Christi! Ich will euch die Tür der Menschwerdung Christi recht weisen, wie sie auch mir aus Gottes Gnade in der Liebe Christi gewiesen worden ist.

301. Nicht durch meinen eigenen Verstand, sondern aus Christi Geist durch meine Hingabe in Christus. Aus Christi Geist habe ich die Erkenntnis des großen Mysteriums empfangen, denn ich habe in eurer Schule nie studiert. Ich habe davon nichts gewußt, es auch nie so gesucht. Ich suchte allein Gottes Herz, und mir ist mehr geworden, als ich suchte oder verstand.

302. Wollt ihr also ein Bruder in Christus sein, dann legt die Bockhörner ab, so können wir einander mit rechten Augen und mit einem züchtigen Gemüt anschauen und einander in der Furcht Gottes unterweisen.

303. Solch spitzfindiges Verachten ist Babel, die Mutter der Tyrannei und großen geistlichen Hurerei, daraus zu allen Zeiten Krieg und Streit entstanden ist. Euer Pasquill ist nur eine Blutpauke und eine Spötterin, eine unzeitige aufgeblasene Überheblichkeit, eine Kains-Eigenschaft. Geht davon weg, wenn ihr das liebreiche Angesicht Jesu Christi in der Heiligen Dreifaltigkeit (Ternario Sancto) und den Wunderzweig der verborgenen Lilie schauen wollt, der jetzt aus der Wurzel des Baumes grünt.

304. Wollt ihr mit dem edlen Lilienzweig aus dem alten Baum grünen, dann müßt ihr ein demütiges Herz darbringen. Wollt ihr aus Gott grünen oder reden, dann müßt ihr in der Menschwerdung Christi stehen.

305. Denn niemand weiß etwas von Gott, als nur der Geist Christi, der in Gott ist. Der Sohn im Schoß des Vaters erforscht in unserem Geist auch die Tiefe der Gottheit. Deshalb muß unser Geist in Christi Geist stehen, wenn wir das göttliche Mysterium erkennen wollen.

306. Dazu ist es nicht genug, daß man einen Haufen Sprüche der Schrift zusammensetzt und eine Meinung daraus macht. Nein, mein Fritz! Meinungen bringen es nicht, sondern das lebendige Wort, darin das Herz die Gewißheit erfährt und darin der Glauben im Heiligen Geist steht.

307. In Meinungen ist nur Zweifel, ob es wahr sei oder nicht. Und aus Meinungen ist der Antichrist geboren. Wollen wir von Gott reden, dann müssen wir aus Christi Geist reden, denn der allein weiß, was Gott ist. Sonst sind wir lügenhaft.

308. Christi Geist muß aus uns vom göttlichen Mysterium reden, anders reden wir aus dem Babel der Verwirrung. Christus ist in unserer wahren menschlichen Essenz, das heißt, in Adams Essenz, Mensch geworden, nicht in der Essenz der Sterne und Elemente, sondern in der Essenz des (heiligen bzw. ganzheitlichen) Elements, in welchem vor dem Fall das Paradies in Adam grünte.

309. Als der Engel Gabriel zu Maria kam, grüßte er sie und sprach: »Gegrüßt seist du, Holdselige, der Herr ist mit dir, du Gesegnete unter den Frauen! Du sollst im Leib schwanger werden und einen Sohn gebären, dem du den Namen Jesus geben sollst. (Luk. 1.29)«

310. Hier hat es nun nicht den Verstand, wie das Pasquill andeutet, daß Maria bereits aus Gott geboren worden sei, bevor Christus in ihr Mensch wurde. Nein, Christus ist der erste von den Toten (Auferstandene), denn er hat als erster das Leben im Tod angezündet. Nur das Ziel stand in Maria, und das war die Segnung, denn im Ziel war das lebendige Wort und der Geist Gottes mit der edlen Jungfrau der Weisheit Gottes von göttlicher Wesenheit umgeben.

311. Als der Engel sprach »Du wirst schwanger im Leib werden.«, und die Jungfrau Maria darauf antwortete »Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe, wie du gesagt hast. (Luk. 1.38)«, da hatte sich das Leben im Ziel des Bundes bewegt, nämlich das Herz Gottes in der im Tod eingeschlossenen Essenz Marias, und das Wort war von göttlicher Wesenheit umgeben gewesen, aus dem Wasser des ewigen Lebens und geboren aus der Sanftmut des Lichtes der Majestät Gottes.

312. Und in dieser Wesenheit war die Tinktur aus dem Feuer und Licht Gottes gewesen, welche der Wesenheit Glanz und Schönheit ist.

313. Und in der Tinktur war das züchtige Auge der Weisheit Gottes gewesen, und die Weisheit ist des Heiligen Geistes Leiblichkeit, darin er wohnt. Sie ist sein ewiger Spiegel, darin er die großen Wunder seit Ewigkeit erblickt hat.

314. Und der Heilige Geist ist vom Wort aus dem Zentrum oder Herzen Gottes und aus dem Vater als aus dem Feuer durch das Licht in der Majestät ausgegangen, und zwar in die Essenz der paradiesischen und englischen Welt, das heißt, in dem oder in das reine Element als in die Wesenheit der himmlischen Leiblichkeit.

315. Diese Wesenheit oder Leiblichkeit, wie oben erklärt, ist Christi himmlisches Fleisch und Blut. Denn die edle Tinktur macht das Wasser aus der Majestät zu geistigem Blut.

316. Diese Wesenheit, die im Bund war, darin das verheißene Wort Gottes stand, war in Marias Wesenheit als in die im Tod eingeschlossene Wesenheit eingegangen und ist ein Leib geworden und hat das Verschlossene lebendig gemacht. So ist die göttlich-himmlische paradiesische Wesenheit im Bund mit Marias Wesenheit Eins geworden, und das Leben grünte im Tod.

317. Darum ist Christus unser Leben und Geist, auch unser Fleisch und Blut geworden, und darum gibt er uns, das heißt, unserem Seelenfeuer, seinen himmlischen Leib zu essen und sein Blut zu trinken. Damit hat unsere Seele durch den Eingang der göttlichen Wesenheit wieder himmlisches Fleisch zu ihrem Feuerleben bekommen, und so brennt sie wieder in göttlicher Qualität aus der Liebe-Wesenheit.

318. Die heilige Tinktur nach der Eigenschaft des göttlichen Feuers gehört der Seele an, und die Wassers-Eigenschaft als des Lichtes Sanftmut gehört dem Leib. Der Leib ist überall unter der Seele.

319. Denn die Seele ist aus dem Feuer der ewigen Natur. Sie ist das Prinzip zwischen der finsteren Welt und der Lichtwelt und hat das Zentrum der Feuerwelt in sich.

320. Und die (göttliche bzw. ganzheitliche) Wesenheit ist aus dem Zentrum der Lichtwelt und wird in der göttlichen Begierde zu einer Substanz, denn sie ist Wesen der Begierde. Denn die Begierde ist Geist, und das Gefaßte in der Begierde wird das (greifbare) Wesen der Begierde.

321. Was kann nun die Begierde anderes fassen als sich selbst, das heißt, die Sanftmut des Lichtes, die ein Sinken der Liebe und Sanftmut gegen den aufsteigenden Feuergeist ist. Dieses faßt der Feuergeist immer in seine Begierde und verzehrt es, das heißt, er führt es durch die Schärfe des Vaters. Damit geht es durch den Tod wieder in der Freiheit aus und macht die Qualität der göttlichen Welt. Und darin wird der Geist Gottes verstanden.

322. Nicht, daß darin ein Sterben oder Tod sei, sondern des Feuers Qualität wird als ein Tod geachtet, denn des Feuers Wurzel ist die finstere Welt mit ihren strengen Gestaltungen zur Feuersnatur, wie im Büchlein der „Sechs (theosophischen) Punkte“ vom großen Mysterium ausführlich erklärt worden ist.

323. Nun erkennt den Sinn recht! Gottes Wesenheit ist seit Ewigkeit gewesen. Sie ist unermeßlich und unergründlich. Sie ist überall. Wo man sagen kann „Hier ist Gott!“, da ist auch göttliche Wesenheit, aber nicht in der äußeren Welt im dritten Prinzip, sondern in der himmlischen im zweiten Prinzip.

324. Darum sagte Christus: »Niemand fährt gen Himmel, als des Menschen Sohn, der vom Himmel gekommen ist und der im Himmel ist. (Joh. 3.13)« Seine göttliche Wesenheit war im Himmel, aber ist in die Menschheit gekommen, denn die Menschheit war ohne ihn in Adam abgestorben.

325. Will nun jemand in den Himmel fahren, der muß Christi Wesen an sich haben. Denn er ist die Leiter, welche Jakob gesehen hat, die mit einer Spitze in den Himmel reicht und mit der anderen Spitze in die Menschheit.

326. Man muß es so verstehen, daß der Leib Christi, das heißt, die Leiblichkeit der göttlichen Wesenheit, die sich in der verkörperten Wesenheit der Menschheit in Maria offenbart hat, größer als alles ist.

327. Die göttliche Wesenheit ist aber nicht in das kreatürliche Bild gefahren. Das kann nicht sein, denn sie ist unermeßlich. Sie hat sich nur in der menschlichen Wesenheit offenbart, im geschaffenen Bild in der Menschwerdung Christi, und hat die menschliche (Wesenheit) angezündet und ihr Leben gegeben, das heißt, in Adams Bild, welches auch in Maria war und in allen Menschen.

328. Nun fragt es sich: Was ist Maria für eine Person gewesen, weil das Ziel des Bundes Gottes in ihr stand? Oder wie hat Christus Leib und Seele in ihr empfangen, und ist doch geblieben, was er seit Ewigkeit war?

329. Erstlich war Maria eine leibliche Tochter unser aller Mutter, der Eva, und ihrer rechten (wirklichen) Mutter Anna und ihres rechten Vaters Joachim. Also keine reine Jungfrau ohne Makel, das heißt, nach der äußeren Welt, denn der Zorn Gottes steckte auch in ihr und sie wurde auch durch Christi Blut versöhnt.

330. Und ihr Bildnis stand nach dem zweiten Prinzip auch im Tod eingeschlossen, aber das Ziel stand in ihr, das heißt, in ihrem Bildnis, aber unbeweglich und unempfindlich, auf Art und Weise, wie Gott in allem ist. Und das Ding weiß nichts von ihm, denn Gott wohnt nicht im Ding. Er besitzt nichts, nur sich selber: So war das Ziel in Maria, und Gottes Verheißung im Wort des Lebens war im Ziel, aber nicht in Maria, sondern in sich selbst wohnend.

331. Gott hatte sich nach seinem Herzen seit Ewigkeit nie bewegt, und als er sich einmal in Maria im Ziel bewegte, wurde Maria hochgesegnet und in der Segnung des Heilands schwanger. Denn das Leben kam in den Tod, in die im Tod eingeschlossene Essenz.

332. Nun inqualiert doch der Samen des Menschen mit dem Leib: Wenn nun das göttliche Leben in die Essenz des Samens von Maria kam, dann wurde ihr ganzer Leib, das heißt, der Leib des Bildnisses, nach dem zweiten Prinzip hoch gesegnet und in dieser neuen Wunder-Eingehung und Bewegung Gottes zum Leben gebracht, so daß ihre Essenz lebendig wurde. Denn die Tinktur ihres Blutes wurde mit der göttlichen Tinktur angezündet, das heißt, des Samens Tinktur, die mit dem ganzen Leib inqualiert.

333. Aber das äußere Reich dieser Welt ist diesmal von Maria nicht abgebrochen worden, sondern hielt sie noch gefangen, und sie mußte durch das Sterben, durch ihres Sohnes Tod, in das ewige Leben eingehen.

334. Ihr Leib ist wohl nicht verwest, denn er war mit in der Segnung. Nur die irdische Qualität mußte an ihr zerbrechen. Und so müssen auch alle Kinder Adams durch diesen einen Eingang in das Leben eingehen, nämlich durch das Sterben Christi. Denn als Christus das Seelenfeuer am Kreuz im Tod löschte, wurde auch Marias Seelenfeuer gelöscht, das heißt, wahrhaft angezündet im Licht der Majestät.

335. Der äußere Leib bleibt eine Decke davor, solange er in der Qualität der Sterne und Elemente steht. Aber durch das Sterben wird das äußere Wesen der Qualität abgebrochen, und dann erscheint das Bild Gottes.

336. Erkennt es recht! Christus hat in Maria alle drei Prinzipien angenommen, doch in göttlicher Ordnung und nicht vermischt, wie es Adam tat, der das äußere Reich durch Imagination in das innere hineinführte, in das Seelenfeuer, davon das Licht verlosch.

337. Christus hat an sich, das heißt, an das Ziel des lebendigen Bundes und an die lebendige Wesenheit, die seelische Essenz als das erste Prinzip angenommen und dann die Essenz des Bildnisses des zweiten Prinzips und dann das äußere Reich als drittes Prinzip, denn er sollte ein Herr über alles sein.

338. Und er ist nach vier Monaten eine lebendige Seele geworden, welche nun im Bildnis stand. Aber in diesem Bildnis war die Gottheit das Zentrum, die weder zu noch abnimmt. Auch die göttliche Wesenheit nimmt nicht zu oder ab. Sie wird weder kleiner noch größer, sondern hat sich nur im menschlichen Bildnis offenbart und es zum Leben geboren.

339. So war in der Empfängnis Marias in ihrem Samen eine lebendige Essenz aufgegangen, nicht mehr im Tod eingeschlossen und auch keine sündhafte. Denn woraus Gottes Licht scheint, darin ist keine Sünde. Denn die Sünde entsteht dort, wo Gottes Licht nicht scheint. Wo es aber scheint, da ist nur reine Liebe und Sanftmut.

340. Das Herz Gottes ist das Zentrum in der Person Christi gewesen, denn die Essenzen sind mit der Bewegung der Gottheit geheiligt und erleuchtet worden, das heißt, nach dem zweiten Prinzip, denn göttliche und menschliche Essenz wurde zu Fleisch und Blut, und so wurde Ein Mensch und Eine Person.

341. Das äußere Reich hing zwar am inneren, aber das innere hatte jetzt in dieser Person das Regiment, und das äußere war Knecht. Darum sagt die Schrift: »Er hat Knechtsgestalt angenommen, um uns von der Knechtschaft zu erlösen.«

342. Ich sage also: Was Christus nach unserem menschlichen Bildnis und nach der Seele ist, darin ist er eine Kreatur, uns gleich und von uns angenommen. Aber was er nach der Gottheit und nach der göttlichen Wesenheit ist, damit ist er über der Natur und höher als die Himmel, und ist damit keine Kreatur, sondern Gott selbst.

343. Aber sein göttliches Wesen ist in seiner Kreatur als in der Menschheit offenbar. Er ist nach der Menschheit eine solche Person, wie Adam vor seiner Imagination und seinem Fall war. Und damit ist er der zweite Adam.

344. Der erste Adam sollte den königlichen Thron besitzen. Weil er aber nicht bestand, gebar ihm Gott einen anderen aus dem ersten. Wenn er nun nicht natürlich gewesen wäre, dann wäre er dem ersten Bildnis ungleich gewesen. Auch wäre er nicht des Menschen Sohn gewesen, wie sich das Pasquill dünken läßt.

345. Hätte er keine natürliche Seele gehabt, dann hätte er in der Person nicht alle drei Prinzipien gehabt. Was hat er dann seinem Vater, als er am Kreuz starb, in seine Hände befohlen? Oder was hat am Stamm des Kreuzes gelitten, wenn er nicht natürlich gewesen war?

346. Als er vom Tod auferstanden war, zeigte er sich seinen Jüngern und sprach: »Seht mich an: Ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, daß ich sie habe. (Luk. 24.39)« Was sagt dann das Pasquill: Ich wollte Christus nach seiner heiligen, reinen und unschuldigen Menschheit natürlich machen? Ich mache ihn nicht erst natürlich. Ist er mein Bruder und des Menschen Sohn, dann muß er ja natürlich sein. So sind doch auch die Engel natürlich.

347. Daß er aber sagt, ich hätte geschrieben, er wäre in der wilden, als in der äußeren Geburt, ein Mensch geworden, das ist nicht wahr. Der Text sagt in meiner Schrift: „Und er rang in seinem menschlichen Leib in der Kraft des Lichtes in der wilden Natur.“ Hat er nicht in der Hölle und am Stamm des Kreuzes mit Gottes Zorn gerungen? Ist er nicht gestorben und hat unserer wilden sündhaften Natur den Stachel des Todes weggenommen?

348. Das Pasquill sagt: Christus sei nicht aus Adams natürlichem Samen. Wenn das wahr ist, dann ist er nicht des Menschen Sohn, und so hat Gott die Menschheit nicht natürlich angenommen. Das Wort ist ja Fleisch geworden. Ist es nun nicht in der Menschheit Fleisch geworden, dann sage mir, Pasquill, wie Christus des Menschen Sohn sein kann? Und wo bleibt dann unser Heil und unseres Fleisches Auferstehung?

349. Ist Christus nicht in unserem Fleisch, dann wird er uns nicht aufwecken. Was helfen mir dann seine Wunden, wenn sie in fremdem Fleisch sind? Hat das blinde Pasquill denn nicht gesehen, daß ich in meinem ganzen Buch den irdischen und himmlischen Menschen unterschieden habe? Was durfte er sich in den magischen Verstand einmengen und ihn tadeln, dessen er doch keine Erkenntnis noch Grund hat? Er lese meine Bücher „Von der Menschwerdung Christi“. Dort wird er mehr finden, als er ergründen kann.

350. Wenn er sagen will, Christus sei im verheißenen Samen Mensch geworden und nicht in Adams und Abrahams: Wer ist dann dieser Samen? Dieser verheißene Samen hat sich ja in die Menschheit eingelassen, und so sind Gott und Mensch Eine Person geworden.

351. Er spricht: „Christus hat als das ewige Wort den Samen von der reinen, heiligen, seit Ewigkeit dazu erwählten, der Natur abgestorbenen und in Gott ganz gesegneten Jungfrau als den vorbehaltenen Samen Abrahams angenommen.“ Sage mir, Pasquill: Wer ist diese Jungfrau, welche der Natur abgestorben ist? So muß sie doch ein Monstrum ohne Seele sein, ohne Fleisch und Blut, und kein Mensch.

352. Warum müßte Gott himmlischen Samen in sein Wesen annehmen? Sein Wesen ist doch seit Ewigkeit an ihm gewesen! Was hülfe uns das? Daß er aber in unsere Menschheit eingegangen ist und unseren im Tod eingeschlossenen Samen erweckt und lebendig gemacht hat, dessen freue ich mich, so daß ich sagen darf, daß mein Fleisch zur Rechten in der Kraft Gottes sitzt.

353. Wenn Christus einen anderen Samen angenommen hat, als mein innerer Mensch ist, wie kann dann mein innerer Mensch sein Fleisch essen und sein Blut trinken?

354. Herr Pasquill, irrt euch nicht! Gott läßt sich und seine Kinder nicht verspotten. Wir lassen uns bedünken, daß ihr im Mysterium Gottes ganz blind seid. Ihr wißt nichts vom innerlichen Menschen, viel weniger von der neuen Wiedergeburt. Lernt zuerst die Prinzipien erkennen und das Zentrum der Natur, bevor ihr richtet! Ihr wollt ein Gottgelehrter sein, aber kennt noch keinen Buchstaben in dieser Schule.

355. Mit der Natur versteht ihr nur das äußere Reich. Was hat denn die Seele für eine Natur? Ich denke, eure Kunst wird davon nichts wissen. Ihr wißt nichts vom inneren Menschen, der Gottes Gleichnis ist, aber wollt richten. Ihr erkennt nicht, was Gott ist, und wollt doch Gottes Kinder richten. Es wäre euch wohl zu Recht verwiesen.

356. Ihr führt die Sprüche der Schrift und versteht sie nicht. Dazu deutet ihr meinen Sinn ganz falsch. Wer hat euch berufen, daß ihr meine dunklen tiefverborgenen Schriften erklären sollt? Ich hatte geschrieben, wie ein junges Kind am Mysterium Gottes, das damals erst in die Schule gekommen war und noch am ABC hing. Kommt ihr oder ein anderer an diese Quelle, dann werdet ihr wohl sehen, ob ihr sogleich Doktor sein werdet.

357. Einen solchen närrischen Verstand, wie ihr mir zuschreibt, suchte ich kaum in einer Kuh. Seht zu, wie ihr das vor Gott verantworten könnt! Wenn euer Tand umhergehen sollte, dann würde bald ein anderer Antichrist geboren sein.

358. Ihr kommt mit zweierlei Samen in Adam aufmarschiert: Einer soll Christi Samen sein und der andere Adams natürlicher, und setzt die Wahl Gottes darauf. Aber ihr seht dieses Geheimnis an, wie eine Kuh ein neues Scheunentor. Ihr versteht nichts davon, denn ihr könnt es nicht erklären und mit Grund darstellen, was der Samen des edlen Bildnisses sei und was der äußere Samen sei, aber wollt darüber richten.

359. Ja, ihr legt dem Menschen einen Fallstrick an die Seele, besonders den traurigen angefochtenen, so daß mancher denkt: „Wer weiß! Bin ich wirklich aus dem rechten (richtigen) Samen aus Christus gezeugt?“ Besonders, wenn er die Anfechtung fühlt: Wie sollte er dann in diesem Pasquill Trost suchen (und finden)?

360. Ihr sagt, die Gnadenwahl sei den Kindern Christi ein großer Trost, wenn sie Gottes Gnade in sich fühlen, nämlich den Weibes-Samen: Wo bleibt aber der vom Teufel Angefochtene? Der möchte an euren Schriften wohl verzweifeln, denn er dächte immerfort, er wäre aus Adams Samen, aber Gott wollte ihn nicht.

361. Wollt ihr von der Gnadenwahl so reden, dann dürft ihr die Liebe Gottes nicht draußen lassen, der ja das Böse nicht will. Ihr müßt dazu sehen, was Christus sagt: »Vater, die Menschen waren dein, und du hast sie mir gegeben, und ich gebe ihnen das ewige Leben. (Joh. 17.6)« Oder: »Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast. (Joh. 17.24)« Denn: »Ich bin gekommen, um die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten. (Luk. 5.32)« Oder: »Es ist mehr Freude vor den Engeln Gottes im Himmel über einen Sünder, der Buße tut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen. (Luk. 15.7)« Oder: »So wahr ich lebe, spricht der Herr, ich will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe. (Hes. 33.11)«

362. Wollt ihr es mit Kain und Abel oder mit Isaak und Ismael sowie mit Esau und Jakob beweisen, dann lernt zuvor die drei Prinzipien erkennen und was der Zug zum Bösen und Guten sei. Verwerft die Natur nicht! Lernt zuvor die ewige Natur von der anfänglichen (und vergänglichen) zu unterscheiden, denn anders werdet ihr euren Schülern einen Strick an Leib und Seele legen und werdet nur im Finsteren in Zweifeln taumeln.

363. Ihr wollt hochfahren, und man sieht doch keinen genügenden Grund in eurer ganzen Schrift. Es ist nur ein Spiegelfechten vor dem Mysterium. Sagt mir, seid ihr ein Meister und habt erleuchtete Sinne, wie ihr euch dünken laßt: Was sind die zweierlei Samen in Adam, so daß aus einem Kain und aus dem anderen Abel geboren wurde? Ist das Gottes Vorsatz, wie ihr solches wähnt, dann beweist es.

364. Ihr müßt die Geburt der Heiligen Dreifaltigkeit erkennen, wenn ihr davon richten wollt, auch den Ursprung der finsteren Welt, sowie des Grimms und der Liebe Gottes, was Gott in Liebe und Zorn ist, was ein Teufel oder Engel ist, und wie er ein Teufel geworden ist.

365. Ihr müßt das Mysterium der göttlichen Weisheit erkennen, vor allem, wie der teure Name Gottes seit Ewigkeit entsteht und wie das Nichts in die Natur hineingeführt wird, so daß aus dem Nichts eine Quelle wird. Erkennt ihr dies nicht, dann bleibt nur mit eurem Tand daheim! Lest mein Buch „Vom dreifachen Leben des Menschen“, dann werdet ihr mit anderen Augen sehend werden.

366. Christus spricht: »Ihr müßt von neuem durch Wasser und den Heiligen Geist geboren werden, sonst könnt ihr das Reich Gottes nicht sehen. (Joh. 3.5)« Er spricht „ihr“ (nicht ein Fremder), ihr selbst.

367. Denn es fährt keine fremde andere Kreatur in uns, wenn wir aus Christus geboren werden, sondern, wenn wir unsere ganze Begierde in Gott und in die Menschwerdung Christi und in sein Leiden und Sterben setzen und Reue über unsere Sünden haben und Gottes Barmherzigkeit in Christus begehren, dann geht unser Seelenwillen-Geist aus der Sünde und Bosheit heraus und in die Menschwerdung Christi hinein, nämlich in die himmlische Wesenheit, die größer als alles ist. So kommt der Willen-Geist vor das Zentrum als vor Gottes Herz.

368. Dieses Herz Gottes begehrt nach der Menschheit. Es greift mit seiner Begierde in den Willen-Geist nach der Menschheit, und so empfängt der Willen-Geist die Kraft des Zentrums als einen Funken der göttlichen Kraft.

369. Und dieser Funke hat die göttliche Wesenheit als das Wasser des ewigen Lebens aus der Majestät Gottes an sich und darin die Weisheit mit der himmlischen Tinktur. Dieses führt der Willen-Geist, der aus der Seele geboren wird, mit großer Freude wieder in das Seelenfeuer.

370. Und wenn das Seelenfeuer die süße Liebe und Sanftmut in seiner eigenen Essenz schmeckt, dann erschrickt die Essenz so sehr, daß sie überwunden wie tot erscheint und ihr Feuerrecht verliert. Und die feurige Essenz fällt in die Sanftmut der Liebe als in die Freiheit Gottes jenseits der Natur und gibt sich der Sanftmut als des Lichtes Eigenschaft gefangen. Und das ist, als wäre sie die feurige Eigenschaft und wäre es auch nicht. Dies ist ein Schreck großer Freude und ein Anblick Gottes in der göttlichen Kraft, davon Leib und Seele in Freude erzittern.

371. Denn so wird das seelische Feuer aus der ernstlichen Qual des göttlichen Grimms der ewigen Feueressenz und Eigenschaft in eine andere Qualität gesetzt, nämlich in eine Liebebegierde, denn das Licht Gottes zündet sich im Seelenfeuer an. Denn wenn die Sanftmut und Liebebegierde in das magische Seelenfeuer kommen, dann fühlt die Liebe und Sanftmut das große Leben aus des Vaters Natur.

372. Denn die Sanftmut ist ein Sinken, und ohne das große Leben ist sie der Wassergeist, gleichsam wie tot gegenüber dem Feuer. Aber wenn sie in das Feuer kommt, dann erschrickt sie so sehr, wie das Feuer in ihr, und der Schreck ist die Anzündung ihres Lebens und Lichtes.

373. Denn die Seele war im Anfang ihrer Schöpfung von dieser himmlischen Wesenheit bekleidet und geziert gewesen, und das war der Seele innerlicher wahrer Leib. Sie ist aber in Adam aus dieser Wesenheit mit ihrer Imagination herausgegangen, dadurch diese Wesenheit wieder in den Tod als in das stille Nichts verschlossen wurde.

374. Und sie (die Seele) ist mit ihrer Imagination in das irdische Reich hineingegangen, als in die Wesenheit ihrer Wurzel, obwohl dieses erste Bild, das ohne Leben in den Tod wie in eine Ohnmacht verschlossen wurde, der Seele immer noch anhängt, aber ohne ihren Begriff oder Verstand.

375. So wird jetzt, wenn das Licht in der Seele wieder angezündet wird und die himmlische Wesenheit aus Gottes Majestät das Leben als das Licht in der Seele empfängt, die tote Wesenheit in der Kraft des Lichtes wieder lebendig, und wird mit der jetzt neu eingeführten Wesenheit Eine Wesenheit und Ein geistiger Leib, denn es ist einerlei Essenz. Und hier steht der Tote in Christus auf, und hier werden Gott und der innere Mensch Eine Person.

376. Erkennt es recht: Dieses neue Lichtleben ist Christus. Er hat es als Erster wieder in die Seele und in unsere wahre Menschheit hineingeführt, so daß Gott und Mensch Eins sind. Nun müssen wir ihm nachfahren und unsere Imagination in ihn setzen, denn er hat seine in uns gesetzt. So werden wir des Heilandes schwanger und in seinem Ziel, das Gott im Paradies faßte und darin er Mensch geworden ist, neugeboren, denn der Tote steht in diesem Ziel auf. So müssen wir Christi wahre Glieder werden, wenn wir Gott schauen wollen.

377. Wenn das Wasser oder der Wasserquell aus der Sanftmut Gottes in das Seelenfeuer kommt, so daß sich das Licht anzündet, dann ist schon aus dem Wasser im Feuer die edle Tinktur geboren, welche des Himmels Glanz und Herrlichkeit als eine paradiesische Lust ist. Darin erscheint die Weisheit Gottes, und darin der Heilige Geist, und im Geist das göttliche Zentrum als die Kraft oder das Herz Gottes, und im Herzen Gottes das Mysterium, als das Prinzip oder der Vater als die Feuerwelt, und in der Feuerwelt die finstere Welt, und in der finsteren Welt diese äußere Welt mit den Sternen und Elementen.

378. So kommt alles aus Einem Brunnen, und das Herz Gottes ist das Zentrum aller Wesen. Es ist alles magisch, und in der magischen Begierde steht die Substanz entsprechend der Eigenschaft jeder Welt und auch nach jeder Begierde, denn die Begierde macht das Wesen entsprechend der Eigenschaft der Begierde. Darum ist das Feuer das Stärkste und das Licht das Mächtigste in der Kraft, denn das Feuer gibt Leben und das Licht gibt Kraft und Vernunft.

379. Erkennt es nur recht! Die finstere Welt ist das Zentrum dieser äußeren Welt. Die finstere Welt hat die Gestaltungen zur Natur als die große magische Begierde, darin sich die Qual-Qualität und Angst gebären. Sie ist das Rad zum Feuerleben mit ihren Gestaltungen und hat die stärkste Magie der Begierde in sich. Sie arbeitet in ihrer eigenen Gestaltung bis zum Feuer, und dort schließt sich ihr Prinzip.

380. Denn im Feuer entsteht das große Leben und eine andere Qualität, und damit auch ein anderes (zweites) Prinzip, nämlich das Licht mit der Qualität der Sanftmut, während in der finsteren Welt nur Angst und eitle Hungerbegierde ist. Aber das Licht hält die finstere Welt gefangen. In diesen Beiden steht nun der Zug zum Guten und Bösen, mein Herr Pasquill.

381. Das Licht und die Kraft des Lichtes ist eine Begierde und will das edle Bild nach Gottes Gleichnis haben, denn dies ist zur Lichtwelt erschaffen worden. So will es auch die finstere Welt als der begehrende Grimm haben, denn der Mensch hat alle drei Welten in sich, und so ist ein großer Streit im Menschen. Welcher Welt er sich nun mit seiner Begierde und seinem Willen hineineignet, die bekommt das Regiment in ihm, wie der Apostel sagt: »Welchem ihr euch zu Knechten in Gehorsam begebt, dessen Knechte seid ihr, entweder der Sünde zum Tod oder dem Gehorsam Gottes zur Gerechtigkeit. (Röm. 6.16)«

382. Eine jede Welt steht in der anderen verborgen, denn eine jede wohnt nur bloß in sich selbst, und keine besitzt die andere in der Qualität, wie ihr solches an Licht und Finsternis seht, wie die Finsternis im Licht wohnt, aber im Schein des Lichtes nicht offenbart ist. Wenn aber das Licht weicht oder erlischt, dann wird die Finsternis offenbar.

383. So seht ihr auch am Feuer und Licht den Unterschied der Qualität, wie sich eine Qualität mit der anderen nicht mischt: Das Licht wohnt im Feuer und hat doch nicht des Feuers Qualität, sondern eine sanfte und liebliche, und darin steckt das große Mysterium, mein Herr Pasquill! Sucht es, dann werdet ihr es finden!

384. In diesem Mysterium sucht zweierlei Samen und Willen, und laßt den Menschen den freien Willen, sonst seid ihr ein Advokat der finsteren Welt. Welche Welt im Menschen das oberste Regiment bekommt, diese zeugt den Samen aus ihrer Essenz, und sie trägt Frucht und wirkt. Die andere steht verborgen, sei es die himmlische oder die höllische.

385. Als Adams Seele von der göttlichen Welt aus dem Paradies heraus in diese äußere Welt ging, da wirkte die Seele Frucht zum Tod in die finstere Welt. Als sie aber den Schlangentreter im Bund des Zieles ergriff, da wirkte sie wieder Frucht zum Leben.

386. Weil aber sein edles Bildnis ohne die Menschwerdung Christi nicht aus dem stillen Tod auferstehen konnte, so blieben beide Regimenter in ihm qualifizierend, nämlich das höllische und das himmlische, und standen die ganze Zeit miteinander im Streit um das edle Bildnis, denn eine jede hat ihr Schöpfen in sich, und so ist mancher Zweig von diesem Baum abgerissen worden.

387. Und hier sucht Kain und Abel, auch Jakob und Esau oder Isaak und Ismael. Hier werdet ihr sie finden, und nicht in der Lichtwelt in Gottes Vorsatz. Hier werdet ihr mein tiefverborgenes magisches Buch finden, welches der Autor damals nicht heller zu machen vermochte, aber nun durch Gottes Gnade vermag.

388. Lest „Die vierzig Fragen von der Seele“! Was gilt‘s, ihr werdet sehend werden! Es sei denn, der Zorn Gottes und des Teufels Bosheit haben euch ganz geblendet und ihr wärt ein ganzer Kain. Dann seht ihr nichts anderes als eine Hülse. Doch auch dann steht euch die Gnadentür noch offen und begehrt euch, und ihr könnt in Christus neugeboren werden.

389. Diese Möglichkeit ist in allen Menschen, aber liegt in Gottes Erbarmen. Nicht, daß er irgendeinen nicht wollte, der zu ihm käme, sondern Er will immer gern. Es liegt aber nicht am menschlichen Wähnen, Laufen oder Eigen-Machen: Kein Mensch kann sich selber zum Kind Gottes machen, sondern er muß sich ganz in Gottes Gehorsam hineinergeben, und dann macht ihn Gott zum Kind. Er muß tot sein (das heißt, mit dem äußerlichen Verstand), und dann lebt Gott als Christus in ihm.

390. Er soll sich keine Wege zum Himmelreich erdichten und Meinungen machen, wie die antichristliche Kirche tat, denn in der Meinung läuft er selber. Nun liegt es aber nicht am Laufen oder Rennen von jemandem, sondern an einem demütigen bußfertigen Herzen, das aus der Sünde herausgeht. Dessen erbarmt sich Gott, denn es liegt an Gottes Erbarmen. (Röm. 9.16)

391. Wenn der Mensch umkehrt und von seinen Sünden abgeht, dann wird er in Gottes Erbarmen zum Kind Gottes erwählt. Dann zieht ihn Christi Geist zum Vater, denn Christus spricht: »Niemand kommt zu mir, es ziehe ihn denn mein himmlischer Vater. (Joh. 6.44)«

392. Doch nun zieht Er nicht den gottlosen Willen, sondern der Teufel und die finstere Welt ziehen diesen. Aber der Mensch hat freien Willen: Gibt er seinen Willen in die Gerechtigkeit in Gott, dann faßt der Geist Gottes seinen Willen und führt ihn in die Heilige Dreifaltigkeit (Ternarium Sanctum) hinein. Dort wird das edle Korn im Willen gesät, und dann beginnt der Zug des Vaters zur Wiedergeburt.

393. Gott verstockt keinen Menschen, sondern die finstere Welt mit der Imagination und Verwünschung des Teufels, die verstocken den Menschen als das Seelenfeuer, denn sie sind eine Tür vor dem Licht.

394. Obwohl die Schrift sagt »Gott erbarmt sich, wessen er will, und verstockt, wen er will. (Röm. 9.18)«, so hat es doch nicht den Verstand, als wollte Gott den armen Sünder nicht hören. Denn Christus spricht: »Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken!« Oder: »Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen.« Oder: »Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde.« Wer aber in eigenem Wahn läuft, der verstockt sich selber, denn er will Christus sein.

395. Gottes Verstocken ist, wenn er einen dahinlaufen läßt, wohin er will. Gott kennt die Seinen wohl. Was soll man also jemandem Öl in die Wunden gießen, dem das Öl ein Gift ist? Der Schaden würde nur größer werden.

396. Wer selber nicht will, wer will dem helfen? Oder soll man die Perlen vor die Säue werfen? Man lasse doch den freien Willen hinlaufen, denn so geht er in sein Vaterland, aus dem er gekommen ist. Warum leiht der Mensch sein Herz dem Teufel, damit er ihm bösen Willen einführt? Ein guter Baum bringt gute Früchte.

397. Warum führte Adam die Imagination in das Gift der Schlange, in den überheblichen Stolz der Vielheit und in die Wunder der grimmigen Natur? Er hatte doch das Gebot, solches nicht zu tun. Warum war er ungehorsam? Wer zwang ihn? Die Lust, die vom Teufel kam, und darum ist er schuld am Fall des Menschen.

398. Zwar mußte er in der Versuchung stehen, in welche Welt er eingehen wollte, denn alle drei Welten zogen ihn und eine jede hatte ihn am Band, und hier sollte er seine Ritterschaft als ein Fürst beweisen, denn er war frei:

399. Aber daß er von der äußeren Welt überwunden wurde, das machte der Teufel mit seiner Infizierung, wie er auch heute noch manches Ästlein vom Baum reißt. Darum soll sich der Mensch selber niemals sicher sein und auch nicht seiner selbst, sondern sich immer in Gottes Erbarmen ergeben.

400. Er kann nicht besser mit dem Teufel ringen, als wenn er sich in Gottes Erbarmen ergibt. Dann gehört er nicht sich selber, sondern Gott. Der Teufel mag in seinem Rauchloch tanzen wie er will, er kann ihm das nicht verwehren. Er gebe nur dem Teufel nicht seinen Willen, wie es Adam tat.


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